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Pokémon Quest [Buch 1]

Das Erbe des Giratina
von

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Auszeit

Ein neues Kapitel! Aber langsam frage ich mich, wie ich das Wörtchen 'kurz' definiere. XD Leider ist dieses Kapitel nur ein Übergangskapitel, weniger spannend, daher klagt nicht, dass es langweilig und keine wirklich Handlung hat. XD
 

58. Kapitel
 

Auszeit
 

Das Farmgelände befand sich abseits der Route 212 und wurde nur selten von reisenden Trainern aufgesucht. Die Farm war klein, bestand aus dem kleinen Wohnhaus und dem Stall, der an die einzäunte Wiese grenzte.

Momokos Bauernhaus war nicht gerade groß, aber für ihre minderen Verhältnisse sehr behaglich - die Möbel des Wohnzimmers waren aus Eibenholz gefertigt, zahlreiche Kerben zierten die Oberfläche und ließen die Möbel abgenutzt erscheinen.

Die Küche, in dem auch der Esstisch stand, war durch eine Trennwand vom Wohnzimmer abgesondert. Das Bade- und Schlafzimmer waren separate Räume.

Was brauchte man schon mehr, wenn man ein solches Leben führte?
 

Als das Quartett durch die Türe getreten war, ertönte ein drohendes Fauchen, welches Haruka furchtsam zusammen zucken ließ. Hernach umschmeichelte sie unerwartet ein graziler Körper, begleitet von einem dominanten Mauzen. Lieblich funkelten die Augen der geschmeidigen Katzenseele Haruka an, die hochgezogenen Lefzen und die darunter liegenden Eckzähne freilegend, sollten wohl ein höhnisches Grinsen darstellen.

Wie schreckhaft diese Menschen doch waren!

„Entschuldigt das Verhalten von Snobilikat. Sie hat eine eigenartige Art Fremde zu begrüßen.“, sagte Momoko, während sie die flache Hand auf den Kopf des Pokémons legte. Snobilikat gab ein vertrautes, liebevolles Mauzen von sich, dann begann die Katze selig zu schnurren.

„Kein Problem. Ich war nur nicht darauf vorbereitet.“, entgegnete Haruka lächelnd und blickte Snobilikat an.

Hochmütig erwiderte die Katze ihren Blick, gar mit einem unheimlichen Schimmern in den Augen. Erregt zuckte die Schwanzspitze, als Snobilikat weiterhin die Fremden betrachtete.

Der Körper jener Katze, in einem beigefarbenen Fell gewandet, war makellos und betonte das anmutige Erscheinungsbild. Dennoch sollte sich das menschliche Auge nicht vom Äußeren täuschen lassen. Gewiss war dieses Wesen eine Schönheit, doch waren schöne Dinge nicht auch gefährlich?

Die Pfoten, bestückt mit dolchartigen Krallen, und das scharfe Gebiss waren Waffen, die Gegner nicht unterschätzen sollten. Jene Tierwesen war verschrien für ihre Brutalität. Hinter den lieblichen Augen steckte eine heimtückische Kreatur, stets zum Sprung bereit und bloß darauf wartete ihre Gegner zu zerfetzen.

„Kommt doch herein.“, bat Momoko, nachdem sie in das Wohnzimmer, welches an den Flur grenzte.

Snobilikat wandte den Kopf. Als Licht auf den rubinroten Juwel, welcher auf der Stirn prangte, funkelte dieser wundersam. Gemächlich erhob sich die Katze und folgte in Würde ihrer Trainerin, einen verächtlichen Blick den Fremden zuwerfend.

„Hm. Unter einer Begrüßung stelle ich mir etwas Anderes vor.“, meinte Rika, ehe sie den Koordinatoren nachging.
 

Das warme Wasser hatte gänzlich die Kälte vertrieben, die sich eingeschlichen hatte. Das Nass glich einer erfrischenden Wohltat. Rika genoss diese vollends.

Die schwarzen Haare klebten an ihrem Körper, während der sanfte Strahl auf ihr Gesicht nieder rieselte.

Sie war in Gedanken versunken. Die Ereignisse der letzten Stunden beschäftigten das Mädchen noch immer. Noch mehr aber brannte ihre unüberlegte Tat auf ihrer Seele.

Warum hatte sie Frizelbliz einen Befehl erteilt, obwohl sie vollkommen entkräftet war? Wollte Momoko etwas beweisen, einem Mädchen, die sie bloß einige Stunden kannte?

Schließlich schüttelt Rika den Kopf. Welch absurder Gedanke!

Sie drehte das Wasser ab und trat aus der Dusche. Sie griff nach dem großen Tuch, das auf dem Boden lag, und wickelte es sich um den Körper.

Während sie sich im Spiegelbild betrachtete, trocknete sich Rika die Haare, legte das feuchte Handtuch, um sich ihre bereitgelegten Kleidungsstücke anzuziehen; eine zerschlissene alte Jeans und ein schwarzes, langärmeliges Sweatshirt.

Erneut griff sie nach dem Handtuch. Doch sie ließ es gleich darauf wieder sinken und stützte sich auf den Beckenrand, den Kopf gesenkt und leise fluchend.

Warum hatte sie das getan? Warum hatte sie Frizelbliz etwas befohlen, was ihr Pokémon nicht ausführen konnte? War sie nun eine furchtbare Trainerin, weil sie nicht erkannte, dass es ihrem Pokémon schlecht ging?

Mit Gewalt riss sich Rika von diesen Gedanken los und ging ins Nebenzimmer, in die Wohnstube.

Dort sah sie Haruka an einem Tisch sitzen, die in ein Buch oder etwas Anderes – genau konnte es Rika nicht erkennen - vertieft war. Sonst war niemand im diesem Raum.

„Wo ist Shuu?“, fragte Rika, als die Koordinatorin nicht auf ihr Kommen reagierte.

Schweigen. War Haruka, wie Shuu, genauso wütend auf sie?

„Er hilft Momoko beim Scheren der Voltilamm.“, sie hob den Kopf und schaute die Freundin fest an. Rika wusste, was nun kommen mochte. „Du kannst froh sein, dass Frizelbliz nichts weiter geschehen ist.“

Haruka deutete auf Frizelbliz, welches sich auf der Couch einen erholsamen Schlaf gönnte, nachdem Momoko mithilfe einer Maschine ihre statische Energie wieder aufgeladen hatte.

Rika konnte das Unverständnis Harukas Worten spüren. Sie missbilligte ihr vergangenes Tun, genauso wie ihr Freund es tat.

Wortlos trat das Mädchen an die Couch heran und kniete sich vor Frizelbliz, welches die Anwesenheit eines Menschen im Unterbewusstsein spürte und daraufhin erwachte. Irritiert schaute die Elektrohündin ihre Trainerin an. Sie winselte leise.

„Es tut mir Leid, Frizelbliz. Ich habe nicht auf deinen Zustand geachtet.“, sagte sie flüsternd. „Tut mir Leid…“

Frizelbliz sah Rika einige Zeit an, dann erhob sich die Elektrohündin und stupste das Mädchen zärtlich an, während sie die Pfoten unterhalb ihres Brustkorbs stemmte.

„Frizel~!“

Rika lächelte schwach. Hatte sie das Vertrauen und die Zuneigung, die Frizelbliz ihr gab, überhaupt verdient?

Abermals berührte die Nase der Elektrohündin das Gesicht des Mädchens, erst sanft, dann aber zunehmest stürmischer. Der traurige Ausdruck in ihrem Gesicht mochte Frizelbliz nicht.

„Nicht so wild, junge Dame.“, flüsterte Rika. „Solltest du dich nicht ausruhen?“

Entschlossen schüttelte die Elektrohündin den Kopf. Ein Bellen gab das Pokémon von sich.

Lächelnd legte Rika Frizelbliz die Hand auf den Kopf. „Du solltest dich nicht überanstrengen.“

Haruka sah Rika und ihr Pokémon nachdenklich. Hatte sie das tiefe Vertrauen ihres Pokémons überhaupt verdient?

Die Schwarzhaarige stand auf und sah auf das Elektro-Pokémon herab. „Wenn du dich erholt genug fühlst, dann komm mit.“

Dies ließ sich Frizelbliz nicht zweimal sagen; das Pokémon sprang freudig auf und schmiegte sich an ihre Trainerin.

Lange Zeit sah Haruka Rika noch nach. Etwas in dem Mädchen sagte ihr, dass sie ihre egoistische Tat bereits bereute. Und obwohl die Trainerin die Vergebung ihres Pokémons nicht verdient hatte, hatte Frizelbliz ihr verziehen.

Schließlich versuchte Haruka wieder sich auf die Karte, die sie auf dem Tisch ausgebreitet hatte, zu konzentrieren. Doch es wollte ihr nicht mehr gelingen, sodass sie diese mit einem Seufzer beiseite legte.
 

„Vielen Dank, das du mir beim Schoren geholfen hast.“, bedankte sich Momoko. Sie wischte sich die Stirn mit einem Handtuch trocken und reichte diesen anschließend an den Koordinator weiter. „Sonst brauche ich immer Tage für diese Arbeit.“

Shuu legte das Handtuch über einen Zaunpfahl und lächelte. „Es hat mir Spaß gemacht.“, erwiderte er, während der Koordinator seine grünen Haaren zurecht strich und wenige Reste des Strohs heraus sammelte.

„Wie kann ich dir danken?“, fragte das Mädchen.

Abwesend fuhren die Blicke des Koordinators auf die Voltilamm-Herde zurück, die von Luxtra zurück in die Stallungen getrieben wurden.

„Dein Luxtra… Es ist sehr stark.“, meinte der Junge nachdenklich.

Überrascht schien Momoko über dieses Kompliment zu sein, aber sie lächelte bloß. „Danke. Dein Luxio scheint aber auch gut trainiert zu sein.“

Shuu lachte kurz auf. „Nicht annähernd so gut, wie dein Luxtra.“, antwortete der Koordinator.

Momoko lachte ebenfalls. „Weißt du, Shuu? Ich war vor einigen Jahren selbst Koordinatorin, kämpfte gegen starke Gegner, so wie du es heute tust. Mal gewann ich, ein anderes Mal erlitt ich eine Niederlage. Solche Erfahrungen prägen Trainer und Pokémon.“

Irritiert sah der Grünhaarige das Mädchen an. „Du warst Koordinatorin?“

Ein bestätigendes Nicken kam als Erwiderung. „Schon lange her.“

Seine grünen Augen wanderten zurück auf Luxtra und ruhten eine Weile auf den kräftigen Löwen, der sich neben seine Trainerin setzte. Die Muskeln zeichneten sich unter seinem glänzenden Fell ab.

Ein Kampf gegen dieses Geschöpf würde sein Luxio sicherlich stärker machen!

Entschlossen ballte Shuu die Faust und wandte sich hernach an Momoko. „Du fragtest mich, wie du mir danken kannst… Kämpe gegen mich als Dank.“, bestand der Junge.

Überrascht schien Momoko nicht zu sein. Nein, viel mehr spürte sie die Entschlossenheit des Koordinators.

„Denke nicht, du hättest leichtes Spiel!“, sagte sie. „Es mag zwar einige Jahren bereits zurückliegen, dass ich gegen einen Koordinator gekämpft habe, aber ich sage dir: unterschätze mich nicht!“

Shuu schnippte sich mit einer fließenden Gestik eine Haarsträhne aus dem Gesicht und warf seinen Kopf zurück. „Natürlich.“, formten seine Lippen eine arrogante Erwiderung. Es wäre töricht einen Gegner zu unterschätzen.

„Luxtra!“

Die blaufarbene Kreatur trat einen Schritt vor, die imposante Mähne betonte die Kraft des Pokémons. Ein kurzes Fauchen entkam seiner Kehle.

Shuu spürte die Blicke seines Pokémons auf sich ruhen. Ein Kopfnicken seines Trainers bestätigte den Verdacht der halbstarken Löwin.

„Ich überlasse dir den Vortritt, Shuu!“, rief Momoko. Luxtra spannte mit diesen Worten seinen Körper an.

„Bereit, Luxio?“

Funken umhüllten die Löwin. „Lux~io!“

„Luxio! Tackle!“

Luxio nickte. Ihre Pfoten trugen sie in Luxtras Richtung, welches unberührt stehen blieb.

„Wehr dich mit Bodycheck!“, entgegnete Momoko rasch.

Luxtras Pfoten stießen ihn vom Boden ab. Hernach prallten die Pokémon aufeinander, doch Luxtra war größer und vor allem schwerer. Luxio wurde weggestoßen und fiel unsanft auf den Boden.

Shuu ballte die Faust. Eine Niederlage konnte er sich nicht erlauben! Bloß das Beste geben, war dem Koordinator nicht genügend.

„Aufstehen, Luxio!“, befahl er schroff.

Das Pokémon gehorchte. Schwerfällig erhob sich Luxio, die Beine zitterten unter dem Gewicht ihres Körpers.
 

In jenem Moment trat Rika aus dem Haus. Frizelbliz hielt inne und ihr Kopf wandte sich zum Kampfgeschehen hin.

„Was ist los?“

Rikas Blicke folgten ihrem Pokémon, deren Augen Luxio und Luxtra fixierten. Sie hob die Nase in die Luft, vermochte jedoch keinen verräterischen Geruch zu wittern. Aggression lag keineswegs in der Luft. Warum kämpften sie dann?

Die Schwarzhaarige entschied nach kurzen Momenten des Zögerns näher zu treten um Momoko und Shuu zur Rede zu stellen.

„Warum kämpft ihr?“, riss ihre Stimme die Kämpfenden aus der Konzentration. Besorgnis schwang in ihrer Stimme mit.

Verärgert wandte Shuu seinen Kopf auf das Mädchen. Momoko kam ihm jedoch zuvor.

„Ein Übungskampf.“, erwiderte sie lächelnd.

„Ist das nicht offensichtlich?“, kam es von Shuu. Ein Hauch von seiner eisigen Arroganz spürte das Mädchen in seiner Stimme.

Ihre Augen glitten auf Shuu. Unter seinen kühlen und strafenden Blicken zuckte das Mädchen zusammen. Noch immer schien der Koordinator nicht versöhnlich zu sein. Nahm er ihr Verhalten gegenüber Frizelbliz übel? War es nicht die Sache eines Trainers, wie dieser mit seinen Pokémon umging?

Schließlich tadelte Rika den Jungen nicht, wenn er seine Pokémon mit strenger Hand führte. Warum war er so verbittert ihr gegenüber?

„Übrigens… Möchtest du den Schiedsrichter spielen, Rika?“

Verwirrt schaute Rika Shuu an. Sollten dies nun seine Worte der Versöhnung sein?

Zögernd willigte sie mit einem Nicken ein. „Nun gut.“, ihre Augen wanderten auf Frizelbliz. „Pass gut auf, du wirst sicherlich von diesem Kampf viel lernen.

Ein kurzes Wuffen entkam der Elektrohündin, die nun folgsam ihren Kopf in die Richtung Luxios und Luxtras wandte.
 

„Weiter geht’s!“, rief Momoko. „Luxtra, Ladestrahl!“

Das blaugefellte Pokémon hob den Kopf. In seinem Maul sammelten sich Funken. Hernach zuckte ein Blitz über das Kampffeld.

„Ausweichen!“, bellte Shuu hastig.

Luxio sprang zur Seite; Ladestrahl verfehlte bloß knapp das Pokémon, welches ins Stolpern geriet und auf den Boden fiel.

Schnell erhob sich die Halbstarke wieder.

„Ladungsstoß!“, befahl Momoko.

„Abwarten!“, rief Shuu. Abwartend spannte sich der Körper des Pokémons.

Zweifel? Diese hatte sie nicht. Luxio vertraute ihrem Trainer, obwohl Luxtra von Elektrizität umflossen wurde und sie nun angriff.

Jener Attacke auszuweichen war schier ausweglos. Gewiss würde der Löwe nun einen Treffer landen!

„Funkensprung!“, konterte Shuu überraschend. Luxio zog die Lefzen hoch; ihre Fangzähne beschrieben ein verschmitztes Lächeln, ob Luxtras Selbstsicherheit, die nun dahin schmolz, als sie dem Pokémon unerwartet entgegen sprang. Abermals prallten die Pokémon aufeinander und entfesselten ihre statischen Kräfte.

Doch dieses Mal schien die Kleinere stärker zu sein. Luxtra knallte unglücklich mit dem Rücken auf den Boden, zu schockiert über Luxios raschen Angriff zuvor.

„Nicht aufgeben, Luxtra. Wir können noch gewinnen!“, munterte Momoko ihr Pokémon auf. Luxtra erhob sich wieder. Durch die Worte seiner Trainerin schien jenes Pokémon neuen Mut gefasst zu haben.

„Ach ja? Luxio, Ruckzuckhieb!“

Entschlossen landete die Löwin auf den Boden und sprintete auf Luxtra zu. Das Pokémon wurde mit vollem Körpereinsatz gerammt und konnte bloß mühsam den Stoß abfangen.

Warnend knurrte der Löwe Luxio an. Dieses ließ sich keineswegs einschüchtern. Ihr Fell sträubte sich, betonte die schmächtige Gestalt der Halbstarken.

Sich so einfach besiegen lassen, würde es sich nicht! Schon lange nicht von einem Luxtra!

„Wir sind wieder im Spiel!“, rief Momoko erfreut. „Eisenschweif!“

Luxtras Schweif wurde von einem metallischen Glanz überzogen, als es in die Höhe sprang und auf Luxio herab fuhr.

Shuu warf den Kopf in den Nacken und strich sich mit einer fahrigen Bewegung durch das Haar. „Eisenschweif!“, war sein einziger Befehl an sein Pokémon.

Die Pfoten Luxios stießen das Pokémon vom Boden ab. Ihr Schweif wurde von einem grellen Schimmer umhüllt, welches jenen zu der Härte von Eisen verhalf.

Abermals gerieten Luxtra und Luxio aneinander. Ein metallisches Klirren ertönte, als Stahl auf Stahl traf. Die Funken stoben zu allen Seiten hinweg.

Hernach trennten sich die Pokémon wieder voneinander. Elegant fanden sie sich auf dem Boden wieder. Ein schweres Keuchen erfüllte die Luft, so als ob das Ende des Kampfes in greifbarer Nähe wäre.

„Luxtra ist erschöpft, Luxio. Greife es mit deinem Funkensprung an!“, befahl Shuu, nicht sehend, dass ein verschmitztes Lächeln auf Momokos Lippen lag.

Luxios Tatzen hinterließen Spuren, während jene die Löwin geschwind zu ihrem Gegner trugen, der dem Angriff hilflos gegenüber stand. Doch Luxtra verspürte keine Furcht.

„Schutzschild.“

Ein ruhig gesprochenes Wort.

Die Bindung zwischen Trainer und Pokémon beruhte auf ein tiefgründiges Vertrauen. Niemand vermochte es zu zerstören.

Gleichsam einer undurchdringlichen Wand hüllte die silberne Barriere den ausgewachsenen Löwen ein. Und so prallte Luxio ab und wurde hernach zurückgeschleudert. Mit zitternden Beinen erhob sich die Löwin wieder.

„Und jetzt Ladungsstoß!“

Elektrizität umschmeichelte den grazilen Katzenkörper und so hastete der Löwe auf seine Gegnerin zu.

Shuus Nerven spannten sich, ob des kommenden Finales des Kampfes. Niemals dürfte er zu diesem Zeitpunkt unüberlegte Taten sprechen lassen. In der Ruhe lag die Kraft, lautete das Sprichwort. Und so atmete er tief ein um seine angespannten Glieder zu lockern, versuchte jegliches Gefühl der Ruhe auf Luxio zu leiten.

„Funkensprung!“

Strom stieß auf Strom, rangen um die Herrschaft, die niemand erringen sollte.

„Biss!“

Die halbstarke Löwin gab ihre prachtvollen Fangzähne preis, die sie hernach in Luxtras Schulter versenkte. Ein Schrei, so schmerzverzerrt und nervenaufreibend, legte sich in die Luft, ging über in ein jammervolles Jaulen.

Beinahe hatte der Koordinator mit jenem Pokémon Mitleid empfunden. Welch schreckliche Qualen musste das Mädchen nun erleiden im Angesicht des Schreis?

„Ablassen!“, rief Shuu, als er die Antwort auf Momokos schockiertem Gesicht fand.

Sodann ließ Luxio von ihrem Rivalen ab. Jener erhob sich als der pochende Schmerz in seiner Schulter nachließ.

Erleichtert stellte Shuu fest, dass sich Momokos Gesichtszüge wieder entspannten. Zweifel, ob er zu hart war, befielen ihn, jedoch zerstreute die Hirtin rasch seine Bedenken.

„Jetzt zahlen wir es euch heim! Ladevorgang!“

Jede Muskelfaser in Luxtras Körper spannte sich. Schwache Blitze zuckten um die geschmeidige Katzengestalt. Jener Vorgang dauerte bloß wenige Augenblicke.

„Ladestrahl!“

Shuu verstand ihr Vorhaben bloß durch aufmerksames Beobachten. „Ausweichen!“, entkam den nächsten Befehlen seiner Kehle.

Ein Funkenschwarm sammelte sich um Luxtra, bündelte sich zu einem verheerenden Blitzstrahl, der so rasch geladen war wie noch nie.

Dichter Rauch hüllte das Kampfesfeld nun ein.

Jeder Muskel in Shuus Körper war angespannt. Sicher war Luxio dem Angriff ausgewichen!

Folglich lichtete sich der Staub.

Jeder Hoffnungsfunke entglitt dem Koordinator. Luxio war am Boden!

„Luxio ist nicht mehr in der Lage weiterzukämpfen! Somit gewinnt Momoko und ihr Luxtra!“

Rikas Blicke bedachten Shuu für wenige Lidschläge, der sich neben seinem Pokémon kniete und empfand gar ein Hauch von Mitleid.

Momoko trat an Shuu heran, der sich soeben aufrichtete. „Ihr habt gut gekämpft.“, lobte sie ihn.

Shuu war enttäuscht über diese Niederlage, obwohl Luxio keineswegs schlecht gekämpft hatte und doch… Und doch betrübt darüber.

„Danke.“, erwiderte der Koordinator freundlich.

Rika entschied sich im Hintergrund zu halten. Immerhin wollte sie keineswegs Shuu weiter gegen sich aufbringen.

„Rika, geht es Frizelbliz wieder besser?“, fragte Momoko sie unerwartet.

Die Angesprochene sah das Mädchen einen kurzen Moment schweigend an. Sie spürte Shuus Blicke auf sich und konnte jene nicht deuten, ob diese sie noch immer kühl und herablassend musterten. Sie fühlte sich doch selbst schlecht bei dem Gedanken!

„Frizelbliz geht es besser, ja.“, antwortete die Schwarzhaarige, ohne einen weiteren absurden Gedanken an Shuus Verhalten zu vergeuden.

Momoko lächelte erfreut. „Zum Glück.“, meinte sie, blickte sich dann suchend um. „Wo ist Haruka?“

Rika deutete auf das Haus. „Sie ist im Haus. Wir sollten mal zurückgehen und besprechen, wann wir wieder aufbrechen…“

Während Shuu nur zustimmend nickte, schwieg Momoko und schien nachzudenken, folgte jedoch Rika und Shuu zurück ins Haus.
 

Als Rika, Shuu und Momoko durch die Tür kamen, neigte Haruka ihnen den Kopf zu.

„Wo wart ihr so lange?“, wollte sie wissen. Ihr Blick fiel auf Luxio und Luxtra, die sehr erschöpft wirkten. „Ist etwas passiert?“

Ihre Stimme klang unerwartet besorgt ob des Anblicks.

Shuu hob bloß beschwichtigend die Hände. „Alles gut.“, er trat zu ihr und legte zärtlich seine Lippen auf ihren Mund.

Der sorgenvolle Ausdruck Harukas blieb, trotz des beruhigenden Kusses.

„Momoko und ich haben nur gekämpft. Nichts weiter.“, lächelte der Koordinator besänftigend.

Rika, die die Arme vor der Brust verschränkt hatte, warf ihr feuchtes Haar zurück. „Wir sollten langsam wieder aufbrechen. Sonst wird es zu spät.“, meinte sie und betrachtete ihre Gefährten gewissenhaft.

Haruka und Shuu schwiegen, nicht wissend, ob dieser Einwand der Richtige war, um das Thema zu wechseln. Schließlich aber nickten die Koordinatoren.

So erhob sich die Braunhaarige, beugte sich hastig hinab um ihre Hüfttasche und ihren Beutel aufzuheben. Rasch verstaute sie den Reiseführer und die Karte, die noch immer ausgebreitet auf dem Tisch lag.

Verwirrt starrte die Gastgeberin das Trio an. „Warum die plötzliche Eile?“, wollte Momoko wissen. „Es wird bald dunkel. Gerne könnt ihr hier übernachten.“

Haruka, Shuu und Rika hielten inne. Ihre Blicke trafen aufeinander, unwissend, was sie nun antworten sollten. Doch es war Shuu, der das Wort ergriff: „Wir wollen dir keine weiteren Umstände machen, daher-“

Mit einer ausholenden Gestik brachte Momoko den Koordinator zum Schweigen. „Ach was! Ihr seid mein Gast für diese Nacht. Also macht es euch hier bequem. Ich freue mich über Gesellschaft.“

Auf Rikas Lippen schlich sich ein leichtes Lächeln. „Vielen Dank. Aber…“, sie schaute Haruka und Shuu an. „…wir können dieses Angebot nicht annehmen.

„Oh doch. Ihr habt soviel für mich getan. Nehmt dieses Angebot als Dank an.“, antwortete Momoko rasch.

Shuu und Haruka sahen sich verunsichert an, dann nickten sie gleichsam. „In Ordnung.“, formten Shuus Lippen. „Aber nur mit einer Bedingung!“

„Und die wäre?“, fragte die Gastgeberin irritiert.

„Haruka und ich übernehmen das Kochen.“, sagte der Koordinator.

Rika verdrehte die Augen. „Das kann ja heiter werden.“, grummelte sie. „Wie sagt man so schön? Bei versalzendem Essen war der Koch verliebt. Oder die Köche in unserem Fall.“

Ein verschmitztes Grinsen umspielte die Lippen der Schwarzhaarigen, während sie dem Pärchen einen herausfordernden Blick zuwarf. „Bitte konzentriert euch auf’s Kochen, nicht aufeinander, ja?“

Haruka erwiderte den Blick der Freundin finster und hob die Hand, in der sie noch immer die Hüfttasche hielt.

„Übernehme du doch das Kochen!“

„Wenn ihr verkokeltes Zeug haben wollt, gerne.“
 

Momoko zeigte dem Pärchen die Küche, erklärte ihnen in welchen Schränken sich die wichtigsten Utensilien befanden und war sichtlich froh an diesem Abend nicht kochen zu müssen. Stattdessen überließ sie Haruka und Shuu ihre Küche, die sich wahrlich auf diese Aufgabe freuten, was Rika, am Türrahmen gelehnt, mit besorgter Miene verfolgte. Lugias Kopf lugte ebenfalls hervor.
 

„Was machen wir?“, wollte Shuu von seiner Freundin wissen, die ihn nachdenklich ansah.

„Einen Nudelauflauf nach einem Rezept meiner Mutter.“

Sorgenvoll verzog sich die Stirn des Koordinators. „Ach ja?“

Jenen zweifelnden Gesichtsausdruck ignorierte Haruka. „Setzt du das Wasser auf für die Nudeln? Hinterher kannst du dann Schinken zerschneiden.“

Sie deutete auf eine Packung. „In Streifen schneiden und dann würfeln.“

Shuu nickte und kam ihrer Aufforderung wortlos nach. Er nahm den größten Topf, den er finden konnte, füllte warmes Wasser hinein und schließlich auf die Herdplatte stellte.

Während Shuu Salz ins Wasser tat und sich seiner anschließenden Aufgabe widmete, suchte Haruka nach einer Schüssel.

Der Grünhaarige sah auf und legte das Messer beiseite. „Was suchst du? Eine Schüssel?“, fragte Shuu, der Haruka grinsend ansah. „Steht da.“ Er schob ihr die Schüssel zu ihr.

Haruka blickte auf. „Oh. Hoppla. Danke!“

Lächelnd sah der Koordinator sie an.

Ein lebendiges Quieken forderte Shuus vollkommene Aufmerksamkeit. Sanft schmiegte sich ein Kopf an seinen Oberschenkel, erst forsch, dann zunehmest verlangend.

„Ich hab jetzt keine Zeit mit dir zu spielen, Lugia!“

Empört jaulte das verspielte Wesen auf, schubste dabei ihren Kopf energisch gegen seinen Ellenbogen, wodurch das Brett verschoben wurde und Shuu beinahe das Messer aus der Hand fiel.

Daraufhin segelte ein Schinkenstreifen zu Boden, den Lugia mit einer raschen Bewegung ihres Kopfes auffing. Gierig schlang das Pokémon das Stückchen herunter.

Shuu fluchte, als er den Verlust bemerkte und sah zu Lugia herab.

Die Lefzen leicht hochgezogen, wirkte es, als würde das junge Wesen über ihre Tat amüsiert grinsen.

„Lugia! Jetzt ist Schluss!“, schimpfte Shuu scharf, entspannte sich jedoch sogleich. Der Jungdrachin konnte man einfach nicht böse sein!

Ihr flehender Blick ließ selbst das Herz des Koordinators dahin schmelzen. Welch süße Augen!

Doch für jenen Gedanken strafte sich Shuu sogleich. Dieser Blick würde ihn nicht erweichen!

Schroff schob Shuu Harukas Schützling zur Seite, welches mit einem wütenden Quieken zur Seite sprang und ihn entrüstet ansah.

„Was hat sie angestellt?“, wollte die Braunhaarige wissen.

„Schinken geklaut.“, murmelte Shuu verärgert. „Du solltest Lugia besser erziehen.“

„Warum ich? Du bist ihr Papa!“, entgegnete Haruka.

Als der Grünhaarige selbst diesen protestierenden Ausruf ihrerseits keine weitere Beachtung schenkte, neigte Lugia den Hals zur Seite, den nächsten Unsinn bereits wieder im Kopf.

Vielleicht sollte sie mal bei Haruka ihr Glück versuchen? Vielleicht gab es ja dort etwas Schmackhaftes…?

Sachte zupfte das Drachenweibchen an ihrer Kleidung und quiekte leise. Haruka wandte sich dem jungen Pokémon lächelnd zu.

„Bei mir gibt es nichts zu holen.“, sprach Haruka sanft. „Und vor allem sollst du nichts vom Tisch klauen, Lugia!“

Beleidigt wandte sich das Pokémon ab, entfernte sich einige Meter von Haruka und Shuu, die durch ihre Anwesenheit angespannt waren. Lugia schnaubte entrüstet ob der Vorhaltung Harukas. Sie und klauen!

Shuu war doch für seine Unachtsamkeit selbst verantwortlich. Warum hätte sie diese Chance verstreichen lassen sollen?!

„Hast du die Uhr für die Nudeln überhaupt gestellt?“, Haruka sah Shuu an, der die restlichen Schinkenwürfel auf einen Teller lud.

„Nein, aber die müssten jetzt fertig sein.“, entgegnete Shuu und stellte den Teller in den Kühlschrank, wohl wissend, dass dort Lugia nichts stibitzen konnte.

„Die Soße hab ich fertig. Willst du mal probieren?“, fragte Haruka und rührte mit einem Löffel in der Schüssel.

„Gerne. Ich gieße eben nur die Nudeln ab.“

Als das heiße Wasser auf die kalte Spüle traf, stieg zischend Dampf auf. Shuu verzog das Gesicht und pustete, während er das Sieb hin- und her schwenkte, damit das Wasser abtropfen konnte.

Haruka tauchte den Löffel in die Soße, ließ diesen kurz abtropfen und trat zu Shuu. „Mach deinen Mund auf.“, forderte sie ihn auf.

Kritisch schmeckte Shuu ab. „Könnte noch etwas mehr Salz ran.“

„Noch mehr?“

„Wenn’s im Ofen ist, dann verschwindet der Salzgeschmack oft.“, erläuterte Shuu.

„Wenn du meinst.“

Haruka stellte die Schüssel auf dem Tisch, wandte sich ab um den Salzstreuer zu holen.

Lugia, die nach Harukas Standpauke sich zurückhaltend verhalten hatte, hob den Kopf und schnüffelte. Der leicht salzige Duft lag dem Pokémon auf der Zunge. Köstlich!

Mit einem freudigen Quietschen – eigentlich sollte dies ein Quieken sein, kam aber durch den überschwänglichen Tatendrang abhanden – sprang das Drachenweibchen auf und stieß sich vom Boden ab, segelte einen Augenblick hilflos durch die Luft, bevor sie über den Tisch schlitterte und die Schüssel mit sich zu Boden riss.

Haruka, die durch den Lärm alarmiert umher wirbelte, stieß einen erstickten Schrei aus.

Die Flüssigkeit ergoss sich über den gesamten Fliesenboden und bekleckerte Lugia von Kopf bis Fuß, welches sein Schuppen mit der rauen Zunge leckte.

„Lugia! Jetzt reicht’s!“, war es nun Haruka, die ihre Stimme erhob. „Raus hier! Raus!“

Wütend zog das Drachenweibchen die Lefzen hoch und stieß ein warnendes Grollen aus, widmete sich dann aber wieder der Pflege ihrer Schuppen.

„Werd’ nicht frech!“, drohte die Koordinatorin, aber Lugia ignorierte ihre Ziehmutter. „Heh! Wage es nicht mich zu ignorieren!“

Selbst Momoko und Rika kamen herbei, durch das Gepolter in der Küche aufmerksam gemacht. Sie ließen ihre Augen umher gleiten, sahen, dass Lugia auf dem Boden saß, die Flügel von sich gestreckt und die Soße aufleckend.

Die Schwarzhaarige blickte Haruka an, die weiterhin mit Lugia schimpfte, gab dies jedoch auf, als sie auf taube Ohren stieß.

„Ist was passiert?“, wollte das Mädchen vorsichtig wissen.

Haruka seufzte. „Lugia hat den Tisch abgeräumt.“, erwiderte sie knapp. „Ich werd’ dann mal einen Eimer holen.“

„In der Abstellkammer im Eingangsflur!“, rief Momoko ihr hinterher.

Sie lächelte leicht. „Danke.“

„Ich mach dann mal die Soße.“, entschied Shuu. „Und Rika?“

„Hm?“

„Kannst du dich um Lugia kümmern?“, fragte Shuu hoffnungsvoll. „Sonst wird das Essen länger dauern, wenn unsere Chaotin mitmischt.“

Immerhin hatte die Drachin bereits genügend Schaden angerichtet. Und jene schien noch nicht Mal ihrer Schuld bewusst zu sein!

„Natürlich.“, sie wandte sich dem Pokémon zu, die zu ihr aufblickte. „Kommst mit, Lugia? Ich mach dich sauber, dann spielen wir zusammen, ja?“

Wieder entkam ein freudiger Laut aus Lugias Kehle und verschwand schließlich mit Rika, die nun zu ihrem Spielopfer wurde.
 

Shuu schaffte es immer wieder seine Freundin zu erstaunen. Sie hätte sich niemals vorstellen können, dass ihr Freund kochen konnte. Wie wenig man über den Anderen doch wusste!

„Woher kannst du eigentlich kochen, Shuu?“, fragte sie ihn unerwartet, nachdem der Koordinator den Auflauf aus dem Ofen holte, diesen auf den Tisch stellte und die Topflappen beiseite legte.

„Ich habe es gelernt, wie jeder Andere auch.“, erwiderte Shuu trocken und blickte sie an.

„Ich bin trotzdem… überrascht.“, meinte Haruka und lächelte. „Du schaffst es immer wieder mich zu faszinieren, Shuu.“

Dieser strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, während ein süffisantes Grinsen auf seinen Lippen lag. „Ich bin eben eine Wundertüte, Süße.“

„Dafür liebe ich dich ja auch.“, sagte Haruka mit gedämpfter Stimme.

„Euch ist wohl bewusst, dass das Essen kalt wird, wenn ihr euch weiterhin so verliebt anstarrt?“, riss die Stimme Rikas die Koordinatoren aus ihren Träumereien.

Irritiert sah Haruka die Schwarzhaarige an. Sogleich trat die Schamesröte dem Mädchen ins Gesicht, als sie das breite Grinsen ihrer Freundin bemerkte.

„Mhm~. Das duftet ja köstlich!“, meinte Momoko, die einen Stuhl zurück schob und sich niedersetzte. Sie beugte ihren Oberkörper über den Teller um einen Blick auf den Auflauf werfen zu können. „Und lecker sieht es auch noch aus! Lasst uns endlich Essen.“

„Hoffentlich schmeckt’s auch noch gut.“, kommentierte Rika Momokos Aussage. Sie sah zu Haruka und Shuu, die sich, bevor sie sich setzten, einen flüchtigen Kuss gaben. Wohl wissend, dass Rikas Lippen sich nun zu einem kurzen Grinsen verformten.

„Guten Appetit!“, wünschte Momoko, die sich wahrlich über den Auflauf her gemacht hatte.

„Ebenso.“, sagte Haruka gleichsam, blickte hernach zu Rika, die bereits skeptisch einen Bissen nahm.

„Mhm~. Tatsächlich lecker. Hätte nicht gedacht, dass ihr euch sogar auf’s Kochen konzentriert, anstatt aufeinander.“

Ein böser Blick des Grünhaarigen traf Rika und sie verzog amüsiert die Lippen. „Hey, bleib’ mal locker. Verstehst du keinen Spaß?“

Es war Haruka, die leise zu Kichern begann. Rika, die versuchte Shuu ernst anzuschauen, stimmte in das Lachen ihrer Freundin ein.
 

Nachdem Rika und Momoko den Abwasch erledigt hatten, da Haruka und Shuu bereits gekocht hatten, ließen die vier Jugendlichen den Abend in vollkommener Ruhe ausklingen. Der Tag war anstrengend und nervenaufreibend genug gewesen. Warum durften sie nicht also nicht Mal einen Abend in völliger Entspannung verbringen?

Zudem war Momoko eine herzliche und freundliche Person, die sich über ihre Gesellschaft sehr freute.
 

Haruka neigte den Kopf der neuen Freundin zu. „Shuu erzählte mir, dass du vor einigen Jahren Koordinatorin warst.“, merkte sie an, abwartend welche Antwort Momoko gab.

Ohne zu zögern, nickte diese. „Zwei Jahre ist es her, seitdem ich aufgehört habe.“, erwiderte diese. Es schien als betrübten sie die Erinnerungen, die wohl jeder an vergangene Tage besaß.

„Warum hast du aufgehört?“, fragte Rika, die die Hirtin interessiert ansah. Sicherlich hegte Momoko Träume. Doch niemals konnte sich die Schwarzhaarige vorstellen ihre Ziele aufzugeben. All die Mühen wären umsonst gewesen.

Momoko zögerte, ertappte sich selbst einen kurzen Moment, in dem sie sich fragte, warum sie das Koordinatorendasein aufgegeben hatte.

Schließlich aber begann sie zu erzählen: „Es war der letzte Wettbewerb vor dem großen Festival. Ich musste einfach diesen Wettbewerb gewinnen. Doch ich war so geblendet, dass ich bloß an mich gedacht habe…“, sie senkte den Kopf, sprach mit gedämpfter Stimme weiter.
 

Eine halbe Minute!

Sie durfte nicht verlieren! Eine Niederlage war nicht zu akzeptieren. Das letzte Band! Dann befand sich ihr Ziel, das große Festival, in greifbarer Nähe!

Doch Momoko war geblendet, vergiftet von den Gedanken des Sieges.

Bloß das höhnische Lachen ihres Kontrahenten, ihres verhassten Rivalen, klang in ihren Ohren. Sie ballte die Faust. Dieses widerliche Grinsen wischte sie ihm schon auf dem Gesicht!

„Snobilikat! Schlitzer!“

Ein erschöpftes Keuchen entkam jenem anmutigen Geschöpf, welcher sich kaum mehr auf den Pfoten halten konnte. Geschwind stieß sich die Katze vom Boden ab. Bedrohlich fuhren die Krallen auf den Gegner herab.

„Ausweichen.“, befahl Kaito gelassen, wissend, dass ihm der Sieg gehörte.

Rasaff, ein muskulöses Pokémon in einem sandfarbenen Fell gewandet, vollführte einen raschen Ausfallschritt und entging dem Krallenhieb Snobilikats.

„Und jetzt beenden wir. Nahkampf!“

Kaitos Pokémon grunzte und verzog sein Gesicht zu einer hässlichen Fratze, während seine geballten Fäuste auf Snobilikat herab fuhren und jenes traktierten. Hernach beugte Rasaff das rechte Bein. Ein gezielter Tritt unter die Kehle gab der Katze den Gnadenstoß.

Ein Schmerzensschrei besiegelte die Niederlage und Momokos Band rückte in weite Ferne.

Jener Schrei würde die Koordinatorin wohl niemals vergessen…!
 

Verzweifelt schloss das Mädchen die Auge, wollte die Erinnerungen an diesen Tag endgültig vergessen, aber sie konnte nicht! Der Schmach dieser Niederlage war unvergesslich. Doch vor allem: was hatte sie bloß ihrem Pokémon angetan?

Plötzlich spürte Momoko, wie ein schlanker Körper sich an sie schmiegte, begleitet von einem beruhigenden Schnurren. Snobilikats funkelnde Katzenaugen sahen sie eindringlich an.

„Ich kenne dieses Gefühl.“, sprach Haruka mit einem tröstlichen Lächeln auf den Lippen. „Niederlagen sind schmerzvoll, jedoch habe ich gelernt, dass man sich nicht entmutigen lassen sollte.“

Sie fühlte sich an die Niederlage gegen Saori zurück erinnert. Damals hatte sie jeden Antrieb verloren ihre Karriere als Koordinatorin fortzuführen.

Shuu blickte seine Freundin an und nickte ihr zustimmend zu. Haruka war reifer geworden, erwachsener. Sie war an allen Erfahrungen, die sie gesammelt hatte, gewachsen.

„Haruka hat Recht. Deine Pokémon unterstützen dich zu jederzeit und jede Herausforderung, sei es ein Sieg oder eine Niederlage, ist kostbar.“

Abwesend blickte Momoko ihr Pokémon an, vollkommen in Gedanken versunken, während sie Snobilikat über den Kopf streichelte.

„Es ist spät. Ich geh ins Bett.“, meinte Rika, die aufmerksam zugehört hatte und dem Gesagten bloß beipflichten konnte.

Rasch verdrängte Momoko ihre Gedanken und wenige Momente später, lächelte sie bereits.

„Schlaft doch etwas aus. Ihr seht müde aus.“, bat sie sorgenvoll.

„Aber wir können uns doch unmöglich hier einquartieren!“, entgegnete Haruka zweifelnd. Unsicher warf sie Shuu einen hilfesuchenden Blick zu.

Dieser sah seine Freundin bloß an und schwieg.

Momoko lächelte freundlich. „Doch, könnt ihr!“, bestand die Hirtin vehement auf ihr Angebot.

Rikas Lippen formten ein dankbares Lächeln. „Danke.“

Sie war von den Ereignissen des letzten Tages wirklich erschöpft!
 

Noch lange Zeit lag Haruka wach, spähte durch den finsteren Raum und war zu aufgewühlt um in den Schlaf zu finden. Beunruhigt dachte das Mädchen über die Begebenheiten des vergangenen Tages nach.

Dieses Unwetter… Es war kein normales Gewitter gewesen, wie sie zu dieser Zeit wohl üblich waren. Wärmegewitter, die entstanden, wenn die spärliche Wärme des vergangenen Sommers auf die Herbstkühle traf.

Doch sie versuchte jene Gedanken von sich zu schieben, indem sie abermals die Augen schloss und auf den erlösenden Schlaf wartete. Ohne Erfolg.

Seufzend setzte sie sich auf und spähte auf Shuu herab. „Shuu?“, flüsterte die Koordinatorin.

Keine Regung.

„Shuu?! Bist du wach?“, wiederholte das Mädchen abermals, einwenig lauter als zuvor.

Als wieder keine Regung neben ihr war, wollte Haruka beinahe schon die wage Hoffnung aufgeben, dann aber raschelte es.

„Nhh… Jetzt schon.“, er gähnte und richtete sich auf. „Warum schläfst du noch nicht? Und warum weckst du mich überhaupt?“

„Ich kann nicht schlafen.“, wisperte Haruka, blickte Shuu an, der schließlich schwach lächelte.

„Komm her.“, sagte der Koordinator und zog Haruka in eine feste Umarmung, die nun ihren Kopf auf seine Brust legte.

„Und warum kannst du nicht schlafen?“, wollte er wissen.

Haruka zog nachdenklich Kreise auf seinem Bauch. „Erinnerst du dich an dem Tag, an dem wir nach Shinou übergesetzt hatten und in den Sturm gerieten?“

Überrascht sah er hinab. „Natürlich.“, bejahte der Grünhaarige. „Aber wie kommst du jetzt darauf?“

Um ihn in die Augen sehen zu können, hob Haruka ihren Kopf und stützte sich mit dem Ellenbogen ab. „Der gestrige Sturm war kein normales Unwetter. Professor Eibe sagte, dass solche Stürme bloß von der Wut eines Lugias entfacht werden können.“

Shuu schaute seine Freundin nun ebenso nachdenklich an, wie sie es war. „Und welches Lugia-?“

„Lugias Mutter.“, unterbrach Haruka den Grünhaarigen. Sie war überzeugt, dass es sich hierbei um ein Unwetter handelte, welches von einem Lugia erzeugt wurde. Bisher hatte sie bloß einmal solch einen Sturm erlebt, dennoch fühlte sich das Mädchen in ihrer Annahme bestätigt.

„Wisst ihr eigentlich wie spät es ist?“, raunte Rika, die sich aufrichtete.

„Schlaf weiter.“, meinte Haruka.

Die Schwarzhaarige grummelte, legte sich jedoch wieder nieder und binnen weniger Sekunde war sie bereits eingeschlafen.

Haruka kuschelte sich an Shuus Brust, der seinen rechten Arm um seine Freundin legte. „Du meinst, dies könnte ein Indiz sein, das auf Lugias Aufenthalt schließen könnte?“

„Sicher bin ich mir nicht, denn viele Fragen sind noch immer ungeklärt. Beispielsweise, ob es Zusammenhänge gibt, warum der Sturm ausgerechnet hier wütete.“

Shuu schwieg und dachte über ihre Worte nach. Freilich war dies ein Werk eines Pokémons. Und doch zweifelte er noch immer an ihre Annahme. Zuviele Lücken wies ihre Theorie auf, als das dies wohl der Wahrheit entspreche konnte.

„Wir kommen jetzt nicht dahinter.“, sprach Shuu und gab Haruka einen Kuss auf die Stirn. „Schlaf jetzt.“
 

Die Sonne riss die Jugendlichen abrupt aus dem Schlaf. Das Trio fühlte sich nicht ausgeruht, ihre Glieder schmerzten bei jeder Bewegung.

Der nächste Morgen war viel zu früh gekommen!

„Guten Morgen.“, nuschelte Haruka, die nur zu gerne weiter in Shuus Armen schlafen wollte.

Rika schnaubte. „Unter ‚guten Morgen’ verstehe ich etwas Anderes.“, kam es von ihr. Sie streckte sich und fluchte. „Ich habe Muskelkater, verdammt!“

Haruka und Shuu erging es nicht besser. Auch sie wurden von überstrapazierten Muskeln geplagt.

Dennoch verließen sie das nächtliche Lager, packten ihre Schlafsäcke zusammen, denn, obwohl sie gerne noch einige Zeit hier geblieben wären, mussten sie weiter.

Die Zeit drängte, sie hatten schon einen Tag durch den Sturm verloren. Kostbare Zeit!

Daher zogen sie sich rasch an, nahmen sich dennoch ein ausgiebiges Frühstück zu sich, bevor sie das Haus verließen und Momoko erblickten, die bereits ihre Voltilamms versorgte, denn jene hatten einige, leichte Verletzungen davongetragen.

„Schon auf den Beinen?“, fragte Shuu lächelnd, als Momoko sie mit einem Winken begrüßte.

„Natürlich. Die Arbeit erledigt sich ja nicht von selbst.“, erwiderte das Mädchen.

Haruka glaubte einen kurzen Augenblick ein Hauch von Traurigkeit in ihrer Stimme und in ihren Augen zu erkennen. Oder irrte sie sich etwa?

„Wir wollten uns für deine freundliche Gastfreundschaft herzlich bedanken.“, sagte Rika. „Aber es wir müssen weiter.“

Missmutig verzog Momoko die Lippen. „Ich verstehe, hoffe doch, ihr habt euch gut ausgeruht.“

Nickend bejahte das Trio. „Ich wünsche euch viel Erfolg bei euren Wettbewerben und dir, Rika, bei deinen Arenakämpfen. Melissa ist eine schwierige Gegnerin. Gebt niemals auf.“

Mit diesen Worten kehrten Shuu und Rika ihrer neuen Bekanntschaft den Rücken zu und schritten voran. Bloß Haruka hielt inne.

„Momoko… Ich hatte sehr viele Herausforderungen, gewann und verlor.“, begann die Koordinatorin, als sie die Blicke Momokos auf sich spürte. „Aber weißt du, was ich gelernt habe? Auf meine Pokémon zu vertrauen und niemals aufzugeben, egal wie steinig der Weg auch war.“

Irritiert schaute die Hirtin das Mädchen an. Was sollte Haruka ihr damit sagen?

Doch bevor sie diese Frage an ihre Freundin richten konnte, verabschiedete sich Haruka nun. „Ich bin mir sicher, wir werden uns wieder sehen.“

Dann rannte sie Shuu und Rika hinterher, die bereits auf sie warteten.
 

Vollends in ihren Gedanken vertieft, kehrte Momoko ins Haus zurück. Sie versuchte die Worte von Haruka zu vergessen, doch sie konnte nicht. Doch jene beschäftigten sie so sehr, als das sie diese einfach verdrängen könnte.

Was wollte sie bloß mit den Worten bezwecken?

Snobilikat schmiegte sich an ihre Beine und hob den Kopf. Der starre, apathische Blick beunruhigte die Rassekatze. Ein kurzes Fauchen riss das Mädchen aus den wirren Gedanken.

Besorgt funkelten ihr rötliche Iriden entgegen. „Es ist nichts.“, bekräftigte sie.

Erregt peitschte der Schwanz durch die Luft, während Snobilikat die die Lefzen hoch zog und ein brummendes Knurren von sich gab.

Niemals! Niemals glaubte die kluge Katzenseele ihrer Trainerin! Sie konnte fühlen, dass etwas Momoko in den Bann zog.

Als Momoko auf eine Kommode zu schritt, die aus altem Eibenolz gefertigt war, auf der einige Fotos standen. Ihr Blick jedoch fiel auf ein Foto, welches sie selbst mit ihren Pokémon zeigte.

Es war zu jener Zeit entstanden, als Momoko noch Koordinatorin war. Welch schöne Erinnerungen sie doch an diese Zeit hegte!

Hernach wanderten ihre Finger zum Knauf der obersten Schublade. Behutsam zog sie diese auf. Eine alte, verstaubte Schatulle lag darin.

Geistesabwesend fuhren die Fingerspitzen über die Oberfläche und hinterließen sanfte Spuren. Offenbart wurde das Zeichen des großen Festivals - das verschlungene Band.

Momoko zögerte. Unbehagen griff nach ihr. Unzählige Erinnerungen teilte sie mit diesem Stück und doch fürchtete sie sich.

Mit zittrigen Fingern nahm sie die Schatulle und öffnete diese. Vier Bänder, im unversehrten Zustand, lagen darin. Wie lange sie diese Errungenschaften nicht mehr angesehen hat!

Entschlossenheit trat in Momokos Gesichtszüge, spürte, wie ihr Kampfgeist in ihre Seele zurückkehrte und wie ihr Herz gegen ihren Brustkorb hämmerte.

„Haruka hat Recht. Man darf seine Träume nicht aufgeben.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yurippe
2009-10-24T04:43:51+00:00 24.10.2009 06:43
Hm... irgendwie ist dein Satzbau schlecher geworden. Bei vielen Sätzen passten Anfang und Ende nicht zusammen oder ähnliches.
Und vergisst du, dass Pokemon eigentlich in Japan spielt?

Ach ja, Haruka hat schon Recht. Man darf nicht so einfach aufgeben.
Von:  Rowan90
2009-10-11T10:31:28+00:00 11.10.2009 12:31
'ich bin eben eine wundertüte!' XD
wenn wirklich ein lugia für den sturm verantwortlich ist, dann könnte es sich noch in der nähe aufhalten, sie könnten das kleine zu ihrer mutter zurückbringen^^
hoffentlich treffen sie momoko auf dem festival wieder^^
Von:  Sakuna
2009-10-09T19:17:20+00:00 09.10.2009 21:17
Interresantes Kapitel.
Ich finde am besten wie Lugia bei der Kochen einmischt.
Momoko wird sicher bei der Festival wieder teilnehmen, da bin ich sicher.
Ich freue mich schon auf dei nachsten Kapitel

Sakuna
Von:  Suwamoto
2009-10-06T16:15:44+00:00 06.10.2009 18:15
>>Hätte nicht gedacht, dass ihr euch sogar auf’s Kochen konzentriert, anstatt aufeinander.

.....................................
*mich wegfetz*
XDDDDD
DEN einen Satz konnt ich nicht mehr vergessen xDDDD~ Wie genial war das denn? XDDDD~

Nyo, ich bin dann mal wirklich gespannt Oo Muss Lugia die Gruppe etwa bald verlassen? QAQ Gemein~
*mich an Lugia festklammer* Ist doch soooo süß T_T
Von:  Lilly-Drackonia
2009-10-06T04:08:16+00:00 06.10.2009 06:08
Das ist ein echt tolles Kapi
Ich bin schpn gespannt wie es weiter gehen wird.
Bitte schreib ganz schnell weiter ich freu mich schon darauf
Lilly-Drackonia;)


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