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Secret Letters

von

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Hallo, Tetsu...
 

Ich wusste es. Ich wusste, ich würde dir noch einmal schreiben müssen. Inzwischen sind wir ein paar Monate zusammen und ich ertrage es einfach nicht mehr. An deinem Verhalten hat sich nicht viel gebessert - es ist eher noch schlimmer geworden. Ich komme mir immer noch wie ein bloßes Sexspielzeug vor. Wie oft wir es nun in diesen paar Monaten miteinander getrieben haben, weiß ich nicht. Keine Ahnung... Dabei haben wir wahrscheinlich alle möglichen Stellungen durch, von allen denkbares Plätzen in deiner Wohnung mal ganz abgesehen. Wir können wohl froh sein, dass deine Eltern so oft auf Geschäftsreise sind, so dass wir immer ungestört sind.

Ich kann mich noch gut an die Male erinnern, als du mich schon an der Eingangstür überfallen hast. Dann hatten wir gleich auf dem Fußboden im Flur Sex - wir haben es nicht mal in dein Zimmer ins Bett geschafft, das muss man sich mal vorstellen! Oder diese Sache in der Küche, erinnerst du dich? Ja, sicher erinnerst du dich, ganz bestimmt... Eigentlich - und die Betonung liegt hierbei auf ‘eigentlich’ - wollten wir uns nur etwas zum Essen machen. Dabei hast du dir versehentlich in den Finger geschnitten und blutetest. Ich habe mir natürlich nichts dabei gedacht, als ich das Blut von deinem Finger leckte und ihn in den Mund nahm. Bei dir sah das aber anders aus, denn keine zehn Sekunden später hast du mir deine Zunge in den Mund, deine Hände unter mein Hemd, sowie deinen Schritt in meinen geschoben. Wie es danach weiter ging - und vor allem wo - weißt du ja sicher selbst am besten...

Es ist nicht so, dass ich es auch nicht auch genieße, dich zu spüren - klar gefällt mir der Sex mit dir auch! Aber ich hatte mir eine Beziehung grundlegend anders vorgestellt, weißt du? Mit mehr Nähe, mehr Zärtlichkeit, mehr Verständnis, mehr Kommunikation, mehr... Aber bei dir scheint alles wirklich nur auf Sex hinauszulaufen. Und das kann doch nicht alles sein! Ich meine, ich komme mir schon fast wie eine Nutte vor... Ich geb dir meinen Körper und ich bekomme die Illusion, einen festen Freund zu sein. Nein, ich weigere mich einfach, das weiter so hinzunehmen und dieses Spielchen - für dich ist es ja ganz offensichtlich nicht mehr als nur ein Spiel - noch länger mitzumachen. Ich kann es nicht mehr, verstehst du? Ich habe nicht mehr die Kraft dazu... Ich dachte, ich hätte sie, doch ich habe mich wieder einmal geirrt...

Die letzten Wochen saß ich immer öfter in meinem Zimmer auf dem Bett - ganz allein versteht sich - und habe mir leise die Augen ausgeweint. Meine Eltern dürfen davon nichts mitbekommen, also habe ich den Drang, einfach laut zu schreien, erfolgreich unterdrückt. Abends einschlafen kann ich immer schlechter, weil ich noch stundenlang wach im Bett liege und über uns nachdenke. Im Unterricht merke ich genauso, wie meine Konzentration nachlässt und so langsam äußert sich das auch in meinen Noten. Vielleicht werde ich sogar noch krank deshalb, wer weiß? Jedenfalls kann ich deutlich fühlen, wie mich meine Kräfte und meine Energie verlassen und das mag ich überhaupt nicht.

Lange habe ich darüber nachgedacht, was wir nun tun sollten - oder besser, was ich tun sollte. Irgendwie muss dieses Problem doch zu lösen sein, dachte ich. Anfangs habe ich versucht, mit dir darüber zu reden und dir meine Bedürfnisse, die ich nun einmal auch habe, näher zu bringen - aber völlig umsonst. Du hast mir nie richtig zugehört und meine Versuche ständig abgeblockt. Im schlimmsten Fall hast du mich sogar dazu gebracht, statt dessen mit dir zu schlafen. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, ist das sogar unwahrscheinlich oft so passiert...

Als die Variante Reden nicht funktionierte, versuchte ich, mich damit zu arrangieren. Ich habe mir viel Mühe gegeben, alles zu ignorieren - meine Ängste und Zweifel, dein scheinbar unbändiger Sexualtrieb. Ich habe versucht, mir alles schön zu reden. Er würde nicht mit dir schlafen, wenn er dich nicht liebte, hämmerte ich mir immer wieder ein. Doch die Realität sieht anders aus, flüsterte mir eine andere Stimme immer wieder zu, Wozu gibt es denn Straßennutten und Puffs? Und wieder fühlte ich mich ausgenutzt. Das alles versuchte ich nur für ein Ziel: Ich wollte dich glücklich sehen. Doch ich ertrage den Umgang mit dir nicht länger. Wahrscheinlich muss man erst selbst glücklich sein, um einen weiteren Menschen glücklich machen zu können. Und da ich mittlerweile verdammt noch mal todunglücklich bin, kann ich dein Glück nicht hervorrufen - es ist unmöglich für mich. Und das tut mir am meisten leid...

Nach vielem Hin und Her habe ich also einen Entschluss gefasst. Es fiel nicht leicht, allein an diese Möglichkeit zu denken, hat mir das Herz zerrissen. Doch ich werde mich von dir trennen, so weh mir auch nur der bloße Gedanke daran tut. Es gibt keinen anderen Weg, denn so, wie es momentan zwischen uns läuft, gehe ich dabei nur kaputt. Das hilft weder dir noch mir und diese Trennung wird das Beste für uns beide sein, davon bin ich überzeugt. Ich hoffe wirklich, du wirst das irgendwie verstehen - zumindest irgendwann - wenn ich morgen mit dir rede. Die Hoffnung, wir könnten weiterhin Freunde bleiben, erlaube ich mir nicht. Das wäre sicher zu viel verlangt, nicht wahr?

Es gibt so viel, was ich dir noch sagen möchte, doch ich habe absolut keine Ahnung, wie ich das tun soll. Es gibt so viele Versionen unseres Gesprächs, die ich mir bereits ausgedacht habe... Und trotzdem werde ich bestimmt wieder die ganze Zeit wach liegen und darüber grübeln, was ich dir nun genau sagen werde. Es ist zum Haareraufen! Ich will das eigentlich nicht tun, ich liebe dich doch... Aber du lässt mir keine andere Wahl und sicher mache ich dich mir damit zum Feind. Ich habe Angst vor deiner Reaktion. Vielleicht suchst du dir auch einfach ein neues Spielzeug? Wäre doch sicher die einfachste Lösung für dich, nicht...? Aber das ist egal. Wie auch immer du reagierst, ich werde es akzeptieren. Ich habe keine andere Wahl, immerhin habe ich mich so entschieden. Und es noch länger vor mich herzuschieben, wäre kompletter Unsinn...
 

Also... Bis morgen dann.

Dein dich liebender H.T.



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