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Wrong about Bobby

von

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Vollidiot

Ich muss zugeben, ich lag falsch, was Bobby betraf. Eigentlich hieß er Robert, aber alle nannten ihn Bobby. Ich mochte den Spitznamen nicht, zu amerikanisch. Und Bobby selbst fand ich eigentlich auch nicht weiter interessant.

Wir gingen mal zwei Jahre in dieselbe Klasse, aber er wählte den mathematischen Zweig, ich den sprachlichen. Ich fand es nicht weiter tragisch, ich hatte kaum mit ihm zu tun. Manchmal unterhielten wir uns, wenn wir gerade bei Unterrichtswechsel vor einem Klassenzimmer warteten und er grüßte mich, wenn er mich sah. Das war normal. So hatte man einfach Kontakt gehabt in meiner alten Klasse, ich dachte mir auch nicht viel dabei. Wie gesagt, Bobby war in keinerlei Weise interessant für mich.

Er war einer der Besseren in Sport an unser Schule, er machte wohl auch irgendeinen Kampfsport im Verein. Aber er achtete nicht allzu sehr auf sein Aussehen. Nur das Nötigste, damit man gepflegt aussah. Ich kenne mich nicht so gut mit sowas aus, aber vermutlich würde er in einer Frauenzeitschrift genau in das Schema des sportlichen, natürlichen Typs fallen. Er hätte auch Sunnyboy Potential, aber seine Segelohren, die falsche Frisur dazu und sein starker, einheimischer Akzent hatten ihm da einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Was auch nicht weiter tragisch war, trotz dieser Unzulänglichkeiten hatte er derzeit seine dritte Freundin und das auch schon seit ein paar Monaten. Sie war zwar nicht unbedingt das, was man als Supermodel bezeichnen würde, aber sie besaß eine sehr einnehmende Persönlichkeit, so dass sie prinzipiell gute Chancen bei Jungs hatte. Also eine gute Partie. Sie hieß Manuela und ging mit mir in eine Klasse.

Wir verstanden uns sogar recht gut. Ich glaub, sie war mal in mich verschossen. Zumindest waren wir ein paar Mal im Kino gewesen, ich war auch auf ihre Geburtstagsfeier eingeladen und einmal knutschte sie mich ab, als wir recht betrunken um die Häuser gezogen sind. Wenn ich mir das genau überlege, standen Manuela und ich uns sogar ziemlich nahe. Das ich nichts von ihr wollte, steckte sie dann auch ganz gut weg, als sie wusste warum. Das war jetzt auch schon wieder ein Weile her und mit Bobby sah sie glücklich aus. Bobby passte sowieso besser zu ihr.

Es war okay so.

Und nun, heute war dieser besagte Geburtstag und ich saß hier im Gras am See, schlug wild und sehr unkoordiniert um mich, weil ich dachte, dass ich damit irgendwelche Mücken erwischen würde. Der Alkohol in meinem Blut schien meinen Sinnen dabei auch nicht sehr dienlich zu sein. Ich hatte es auch gerade aufgegeben und mich nach hinten ins Gras fallen lassen, als sich dann auch schon Bobby neben mich setzte und so laut seufzte, dass einfach klar war, dass er das nur tat, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen.

Ergeben setzte ich mich auf und schaute in seine Richtung, ich stellte fest, dass er etwas verschwommen war. Er sollte sich mal schärfen lassen.

„Boah, Manuela nervt mich.“

„Soll vorkommen...“ Toller Gesprächsanfang. Warum wollte er mit mir darüber reden?!

„Ich mein, du kennst das sicher. Sie fragt, ob du ihr helfen kannst und schließlich tut sie dann nichts, als an einem rumzunörgeln... ununterbrochen. Danach fühlt man sich doch echt wie ein Stück Scheiße, weil man helfen wollte.“

Ich zuckte mit den Schultern, ich war noch nie in solchen Situationen. Ich hielt nur begrenzt etwas von langen Beziehungen und ich ließ auch nur schwer Kritik an meiner Person zu, wunder Punkt, und da ich sehr arbeitsscheu bin, mied ich es zu helfen.

„Und dann fängt sie auch noch an beim Sex irgendwelche Anweisungen zu geben, bloss weil sie da schon erfahrener ist als ich. Das is doch oberätzend!“

„Ey, ich will sowas gar nicht wissen!“ Es gab einfach manchmal zu viel Information. Ich wollte mir Manuela und Bobby nicht beim Sex vorstellen müssen. Irgh. Nein, warum hatte er von so einem Thema angefangen. Ich spürte wie es in meinem Magen rumorte. Im Moment hasste ich Bobby.

„Du willst keinen Sex?“ Bobby wirkte gerade so verwirrt, wie ein kleines Kind, dem man erzählte, das es an Weihnachten nicht um Geschenke ging. Verständlich. Wie kam er auf diese dumme Frage?! Jeder wollte Sex, ich machte da sicherlich keine Ausnahme.

„Schwachsinn, aber ich will nichts über dein Sexleben wissen.“ Ich verdrehte die Augen und fing wieder damit an, nach Mücken zu schlagen. Ich bin mir sicher, gerade ein Summen gehört zu haben. Aber vielleicht war das auch nur ein Nerv, der am Durchschmorren war. Betrunken ging es doch immer nur um Sex. Mist. Ich sollte mich nicht über das Gesprächsthema aufregen.

„Ich dachte halt, ich könnt mit dir darüber reden. Du weißt schon, weil du mit Manu schon zusammen warst und so.“ Also irgendwie, entweder hatte ich da etwas verpasst[,] oder der Junge wusste etwas, was ich wissen sollte.

„Bobby, du weißt doch, dass ich keine Mädchen ficke.“ So, das musste einmal gesagt werden. Ich mein, ich binde das jetzt sicher nicht jedem so auf die Nase, aber das musste mal raus. Wie kam er auf die absurde Idee, ich sei mit Manuela zusammen gewesen?!

Idiot.

Bobby wurde rot. Natürlich hatte er es gewusst, aber wenn man sie damit direkt konfrontierte, reagierten doch alle so.

„Schon...“

„Klasse, dann is doch alles geregelt. Such dir jemand anders, um über Hetereosex zu reden. Yannik is doch heute auch da. DER war mit ihr zusammen, der weiß sicher besser, wie oberätzend deine Freundin im Bett ist.“ Ich erschlug eine Mücke, die gerade ansetzte mich zu stechen, auf meinem Oberarm und puhlte sie selbstzufrieden von meiner Hand.

Ich wurde umgeworfen und ungeschickt geküsst.

Totaler Idiot.

Ich drückte ihn von mir. Was recht einfach war, da er schon beim Kuss ziemlich unsicher war und nur auf Widerstand gewartet hat.

„Glaubst du etwa, ich bin beim Sex unkomplizierter?“

Er wurde rot und schüttelte schnell den Kopf. Bobby sah so aus, als würde er am liebsten sterben und seine Leiche vom Erdboden verschlucken lassen, soweit bis sie vom Erdkern verglüht wird.

„Ich habs kaputt gemacht, oder?“ Seine Hand zupfte gerade sorgfältig ein Gänseblümchen auseinander und er blinzelte immer wieder, als könnte er damit Tränen zurück halten.

„Ich will dir ja keine Illusionen zerstören, aber es gab doch gar nichts zum Kaputtmachen.“

Wisst ihr, ich dachte mir dabei soviel. Bobby war einfach in dem Alter, in dem man denkt, man müsste einfach mal alles ausprobiert haben. Auch mal mit einem Jungen rumgemacht zu haben. Es ist einfach, sich an jemand ranzumachen, bei dem man wusste, dass er schwul ist. Jemand wie mich. Manchmal ging ich ja auf sowas sogar ein, aber ich musste zugeben, dass ich auf sowas keine Lust mehr hatte. Ich wollte nicht für irgend jemand der Test sein, ob er auf Jungs steht oder nicht. Und schon gar nicht für den Freund einer guten Freundin. Am Ende stand man nämlich so oder so dumm da. Außerdem hatte ich auch Gefühle, sogar verdammt viele davon und die kamen gar nicht damit klar, verletzt zu werden.

Aber wie ich bereits zu Anfang gesagt habe, was Bobby betraf, lag ich falsch.

Die M. - Problematik

Die Party hatte für mich damit geendet, dass ich die Rosenbüsche von Manuelas Mutter voll gekotzt hatte und dann ein paar Meter einfach auf dem Rasen eingepennt bin. Ich weiß nicht mehr sicher, was zwischendrin passiert war, nur dass Bobby sich ziemlich rasch verzogen hatte nach unser Unterhaltung.

Es waren übrigens Sommerferien, aus dem Grund war ich noch ziemlich verpennt, als ich drei Tage später um elf aus dem Bett geklingelt wurde.

Meine Eltern waren um die Zeit arbeiten und meine Mutter hatte mir von einem wichtigen Packet erzählt, das ich unbedingt entgegen nehmen musste. Deswegen hatte ich mir meinen Morgenmantel übergeworfen und war an die Türe gegangen.

Ich war etwas überrascht als ich Manuela vorfand, die vorheult vor meiner Haustür stand.

„Öhm... hi.“

„Bobby ist schwul!“, brachte sie unter heftigen Schluchzern und einem Entsetzen heraus, dass ich schon das Gefühl hatte, die Welt wäre gerade untergegangen.

„Uhm... ich geh mir mal was anziehen.“ Ich fand das war eine äußerst diplomatische Antwort. Ich hatte keine Ahnung, ob Bobby wirklich schwul war und eigentlich interessierte mich das auch nicht weiter. Und ich wusste auch nicht, warum Manuela damit zu mir kam. Ich konnte und würde sicher nichts daran ändern, falls er es doch war. Das war schließlich jedem seine eigene Sache.

Manuela betrat hinter mir das Haus und setzte sich immer noch schluchzend auf die Wohnzimmercouch, während ich nach oben in mein Zimmer verschwand, um mich einigermaßen präsentabel herzurichten.

„So... was genau willst du hier?“ Ich stand im Türrahmen, der zum Wohnzimmer führt. Ich konnte nicht gut mit heulenden Menschen umgehen und war ganz froh, dass sich Manuela wieder ein bisschen beruhigt hat.

„Bobby... also Bobby hat gesagt, er ist vielleicht schwul und hat einfach Schluss gemacht. Aber ich, ich mein, das kann nicht sein. Er lügt doch, oder?“ Sie schaute mich aus großen, geröteten Augen an.

Ich hätte gerne die Schultern gezuckt und ihr gesagt, dass ich von nichts weiß und es mich auch nichts angeht. Aber irgendwo waren wir ja befreundet. Außerdem fühlte ich mich noch etwas schuldig, weil ich den Rosenbusch so vollgekotzt hatte.

„Wenn Bobby das sagt, kann das schon sein.“ Immerhin wusste man doch selbst immer noch am besten auf was man stand.

„Aber das kann doch nicht sein. Dir kam er doch auch nicht schwul vor, oder? Hast du was bemerkt? Ihr Schwulen merkt doch das bei anderen! Sag ihm doch, dass er sich das bloß einredet.“

Ich seufzte etwas genervt. Ich war doch kein Beziehungsberater, warum belästigten die Beiden eigentlich mich mit so etwas?! Außerdem konnte ich es nicht ausstehen, wenn man mir mit solchen Argumenten kommt, die sich nur auf Schwulen-Klischees stützen. Und ich würde sicher keinem Kerl einreden, dass er nicht schwul ist, wenn ich mir da nicht absolut sicher wäre.

„Manu, er hat mich geküsst. Ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich hetero ist.“

Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht.

Mir war durchaus klar, dass es nicht von Vorteil für deren Beziehung war, dass ich den Kuss erwähnt hatte. Aber sie sollte schließlich wissen was Sache ist. Und ob sie nun zusammen waren oder nicht, war mir ehrlich gesagt scheiß egal.

„Er hat was?! Wann? Wieso? Spinnst du?!“

„Auf deinem Geburtstag, keine Ahnung warum. Und er hat mich geküsst und nicht andersrum.“ Sie tat ja fast so, als wäre ich an der ganzen Sache schuld.

„Du hättest dich nich küssen lassen brauchen!“ Okay, sie gab definitiv mir die Schuld.

„Ich hab ihn sicher nicht darum gebeten und kann ich das riechen, dass er mich küssen will?!“ Also, dass Bobby seine Hormone nicht im Griff hatte war doch nicht meine Schuld.

„Ja!“ Sie war aufgestanden und sah jetzt nicht mehr aufgelöst und hilflos aus, sondern extrem wütend.

„Schwachsinn! Und vielleicht hättest du ihn weniger anzicken sollen. Du bist doch selber Schuld, wenn er sich jemand anderen sucht!“

„Aber doch nicht dich!“ Danke, das war deutlich. Ich dachte bisher, dass es sie nicht störte, dass ich schwul war. Aber auf einmal schien es, als hätte sie entdeckt, wie widerlich ich doch war, dass ich es mit Typen trieb. Dumme Schnepfe.
 

Die Freundschaft mit Manuela war zu Ende, deren Beziehung auch und Bobby hatte angefangen mich zu ignorieren. Erstaunlich, wie wenig das an meinem normalen Leben kratzte. Ein bisschen tat es mir Leid um Manuela, eigentlich hatte ich sie als Freundin gemocht. Aber es ist jetzt nicht so, als wäre ich auf ihre Freundschaft angewiesen. Oder auf die kurzen Unterhaltungen mit Bobby.

Bobby hatte wohl eh viel am Hals, jetzt wo überall raus war, dass er schwul war. Er schlug sich aber erstaunlich wacker. Er leugnete nicht, obwohl er sich wohl immer noch nicht so sicher war. Mir versuchte er sich allerdings nicht mehr weiter zu nähren, was ich jetzt nicht so schlimm fand. Er war sowieso nicht mein Typ. Ich hatte lieber erfahrene Männer, die wussten was sie beim Sex taten. Außerdem waren sie auch unkomplizierter, wenn es darum ging, nur Sex haben zu wollen.

Es würde wohl viele Leute aus der Schule ziemlich überraschen, wenn sie wüssten, in welchen Kreisen ich mich bewege und auch sonst mein Privatleben aussieht.

Ich hatte gerne Sex, ich hatte viel Sex und selten mit den gleichen Leuten. Bekommt aber nicht den Eindruck, dass ich für alles und jeden die Beine breitmache. Aber ich finde, wenn man seine Chance auf Spass hatte musste man sie auch nutzen. Man war schließlich nur einmal jung.

Aber in der Schule legte ich es mehr darauf an, meine Ruhe zu haben. Es brachte nur Probleme, wenn man was mit Leuten anfing, die man dann jeden Tag sehen musste.

Die Bobby-Situation

„Weißt du, Eric, du warst mir einfach schon zu routiniert beim Sex. Weißt du was ich meine? Er ist halt noch sehr experimentierfreudig, damit macht er die mangelende Erfahrung ganz gut weg und mit seinem gigantisch großen Schwanz auch. Also ich mein, wow. Ich hab ja schon einige Männer gehabt, aber so einer ist mir, glaub ich, noch nie untergekommen. Eine wahre Augenweide.“

Ich hustete dezent. Ich folgte gerade Florians Ausführungen über seine neue Flamme, die ich bis jetzt noch nicht kennen gelernt habe.

Mit Florian war ich vielleicht so fünf Wochen zusammen gewesen und er war der Einzige mit dem ich überhaupt eine Art Beziehungen geführt hatte. Er ist vor kurzem zweiunddreißig geworden und hatte eine Ausbildung zum Maskenbildner gemacht und arbeitete jetzt für ein recht berühmtes Theater. Er war auch einer der wenigen Männer, die ich kannte, die sich schminkten. Aber dezent, dass es nicht auffiel. Sah gut aus. Ansonsten war er recht wild gestylt, hatte aber ein hübsches, noch immer unschuldig wirkendes Gesicht. Man würde ihn sicher zehn Jahre jünger halten, als er war.

Ich mochte ihn, aber mittlerweile nur noch auf freundschaftlicher Ebene. Wir hatten beide bemerkt, dass wir einfach nicht so richtig beim Sex harmonierten und die Gefühle zwischen uns doch mehr freundschaftlicher Natur war. Was eigentlich Schade war, aber daran ändern konnte man nichts mehr. Und eigentlich genoss ich die unkomplizierte Freundschaft mit ihm.

„Wie heißt er denn überhaupt?“ Ich meine, Florian erzählte mir zwar oft seine Sexgeschichten, aber seit einer halben Stunde sprach er von nichts anderem mehr, als von diesem Typ mit dem gigantischen Penis. Ich war schon kurz davor, irgendwelche unbegründeten Komplexe zu entwickeln, deswegen fand ich, dass ein kleiner Themenwechsel durchaus angebracht war.

„Rob.“ Und seine Augen leuchteten bei dem Namen noch mal ein Stück auf. Vielleicht würde ihm auch einfach nur das Hirn rausgevögelt...

„Übrigens warst du mal mit ihm in der Klasse, hat er mir gestern Abend erzählt.“

„Oh...“ Kennt ihr das Gefühl von einem Laster überfahren zu werden? Jaha, das war nicht annährend so schlimm, wie diese Erkenntnis.

„Wie ist er eigentlich so in der Schule? In welchen Fächern ist er denn gut?“ Florian hatte diesen verliebten Blick, den ich schon lange nicht mehr an ihm gesehen hatte. Und Bobby hatte einen großen Schwanz und war wohl doch schwul und... ich war ein Idiot. Na klasse.

Mein Selbstbewusstsein, dass ja wegen diesem Gespräch eh schon etwas angeschlagen war, bekam noch mal einen Knacks.

„Keine Ahnung, ich hab mich nie viel für ihn interessiert.“ Wie kam Florian auch auf die Idee mich über ‚Rob’ auszufragen.

„Echt nicht?! Ich meine, er hat wirklich einen...“

„Floh, ich weiß!“ Arschloch, der musste mir das doch nicht ständig so auf die Nase binden.

„Nein, okay, er hatte nur viel über dich erzählt. ich dachte ihr würdet euch näher kennen.“ Florian zuckte die Schultern. „Das neue Theaterstück könnte dir übrigens auch gefallen, ich könnte uns Karten besorgen.“

Das mochte ich so an ihm. Er merkte schnell, wenn ich keine Lust mehr hatte, über etwas bestimmtes zu reden und es störte ihn nicht dann einfach das Thema zu wechseln.
 

„Hi.“, ich versuchte mich mit einem netten, gewinnenden Lächeln, hatte aber das Gefühl, ich würde komplett dabei scheitern. Mein Blick wanderte kurz verstohlen zu seiner Körpermitte und ich dachte mir, dass ich Flo im Moment dafür hasste.

Bobby räusperte sich. „Hi...“

Er war ein bisschen rot geworden. Vielleicht war es ihm peinlich, dass sein aktueller Freund mein Ex war. Aber ich muss zugeben in unserem Nest war die Auswahl an schwulen Kerlen nicht unbedingt groß und vermutlich würde er nicht so schnell einen finden, der nichts mit mir gehabt hatte.

Wir standen beide im Hausflur von Florian, der gerade noch total hektisch sein „Arbeitswerkzeug“ zusammen suchte. Also irgendwelche Tübchen mit braunem Zeugs und rotem und grünen und Dosen aus denen es seltsam duftete und ich hatte keine Ahnung, was noch alles. Das drückte er uns beiden nach und nach in die Hand. Das war der Preis für die Karten, die sonst vierzig Euro gekostet hätten.

„Hopp, Hopp! Wir sind eh schon zu spät dran.“ Damit wurden wir aus seiner Wohnung in seinen kleinen, schrottigen Ford gejagt. Ich quetschte mich mit all dem Gerümpel auf den Rücksitz und war vielleicht ein kleines bisschen neidisch, dass Bobby vorne sitzen durfte. Florian drückte ihm auch noch einen Kuss auf und fuhr dann mit einem ziemlichen Zacken, zumindest soweit es das Auto zuließ, los.

Florian und Bobby waren jetzt schon zwei Wochen zusammen und wirkten ziemlich glücklich miteinander. Wobei ich fand, dass sie nicht sehr gut zusammen passten. Bobby hatte jetzt zwar eine neue Frisur, die ihm Florian verpasst hatte, und die es fabelhaft schaffte die Segelohren zu überdecken, aber er wirkte neben Flo trotzdem immer noch etwas langweilig und ungelenk. Aber mittlerweile hatte er eine Sicherheit in seinem Auftreten, die mir bis dahin nicht aufgefallen ist. Vermutlich auch Flos Verdienst, genau wie sein neuer Spitzname, der schon irgendwie Klang hatte.

Flo ließ uns seine Sachen in die Umkleidekabinen schleppen, drückte mir die Karten in die Hand und packte seine ganzen Sachen aus. Was soviel hieß wie ‚Ich muss arbeiten, macht ne Fliege.’

Ich kannte das schon und machte mich auf den Weg zur Vorhalle. Dort wäre sicher auch Antonio, auf den ich ein Auge geworfen hatte. Er machte die Garderoben und noch ein paar Kleinigkeiten, bevor es losging. Hatte jetzt also noch viel Zeit. Gerade hatte ich ihn entdeckt und wollte mich mit meinem besten Lächeln auf dem Weg zu ihm machen, als Robert neben mir sich räusperte und wohl damit haderte mit mir ein Gespräch anzufangen. Na toll.

„Du... du warst mal mit Flo zusammen, oder?“ Er knetete seine Hände und schaute auf den Boden. Okay, ohne Florian verlor er viel an seiner Selbstsicherheit, wirkte aber jetzt mit der neuen Frisur irgendwie niedlich damit.

„Mhm... warum?“ Das interessierte mich wirklich mal.

„Merkt man. Warum, also warum habt ihr euch denn wieder getrennt? Ihr versteht euch doch so gut.“ Kurz schielte er zu mir rüber, noch immer eine feine Röte auf seinem Gesicht, die ich nicht verstand. So peinlich war das Thema doch jetzt auch nicht.

Ich zuckte mit den Schultern. Ich fand, es ging Bobby nichts an.

„Du weißt es nicht?!“, er klang überrascht und ich stellte wieder fest, dass er meine Antworten wohl immer irgendwie falsch verstand.

„Doch, natürlich weiß ich es. Aber es ist doch egal, warum wir uns getrennt haben!“ Ich fühlte mich etwas angegriffen. Immerhin unterstellte er mir, ich wüsste nicht warum, mit meiner einzigen Beziehung die ich jemals hatte, Schluss ist.

„Du trauerst ihm nach.“ Erstaunen. Arschloch.

„Nein, tu ich nicht! Wir sind gute Freunde und das passt so. Also halt die Klappe!“ Jetzt hatte ich schlechte Laune. Auf das Theaterstück hatte ich auch keinen Bock mehr. Bobby war ein Idiot.

„Er redet oft über dich...“

„Wir sind ja auch Freunde.“, gab ich etwas ruppig zurück. Meine Laune sank noch weiter. Bobby hatte es echt drauf mich runter zuziehen. Da half ein Antonio, der gerade winkend auf uns zu kam, auch nicht mehr um meine Laune zu heben.

„Hi, Eric! Freut mich dich mal wieder zu sehen.“ Ich wurde angestrahlt. Antonio war genau mein Fall, etwas größer als ich, aber muskulöser, viel Ausstrahlung und Selbstbewusstsein, sehr markantes Gesicht und dunkle Haare.

„Hi...“ Ich klang wenig begeistert, ich war auch wenig begeistert. Im Moment ging mir eigentlich alles und jeder auf den Nerv.

„Na, wie geht’s dir so? Du warst schon länger nicht mehr hier.“ Ich könnte mich ja freuen, dass Antonio wohl ganz offensichtlich scharf auf mich war und ich mich eigentlich nur noch abschleppen lassen brauchte, aber ehrlich, ich war genervt, nicht wegen ihm, aber allgemein.

„Kann sein.“ Meine Antwort war unfreundlich und einsilbig. Ich vertat mir gerade meine erste Chance auf Sex seit drei Wochen und das wurmte mich noch mehr. Seit ich mit Bobby zu tun habe, läuft eigentlich alles nur schief. Der Kerl brachte mir definitiv Unglück und hielt sich gerade sehr dezent zurück in dem er irgendwelche Theaterplakate anschaute. Als würde ihn das interessieren, er ist doch eh nur hier, weil Flo ihn gezwungen hat. Vielleicht hatte er ihm angedrohnt, dass er keinen Sex mehr bekam. Mensch, die zwei hatten die zwei Wochen fast durchgefickt und ich hatte gar niemanden. Bobby war so ein Penner.

„Was ist denn dir über die Leber gelaufen...“ Antonio klang überraschend mitfühlend.

„Nichts...“ Ich wusste, dass das schlecht gelogen war. Er runzelte nur die Stirn, er glaubte mir natürlich nicht.

„Sorry, ich hab einfach einen schlechten Tag.“ Ich mühte mir ein kränkliches Lächeln ab. Antonio seufzte.

„Hm, kommt vor. Ich hoffe, das wird wieder. Muss jetzt allerdings weiterarbeiten.“ Da ging sie hin, meine heiße Nacht mit Antonio.

Ich wollte Bobby töten.

„Wer war das?“ Der stand auch gleich wieder neben mir, wie eine lästige Fliege. Hatte nicht wer eine Fliegenklatsche für mich?

„Geht dich nichts an.“ Mir war Bobby viel zu neugierig. Wie hielt das Flo eigentlich aus? Ob er beim Sex auch so war. Oh, eine Erektion, was tut man damit? Was, keine Brüste? An was soll ich da jetzt rumkneten? Wah, nein, ich wollte ihn mir nicht beim Sex vorstellen. Wieder schielte ich kurz an ihm herab. Ich schluckte. Nicht daran denken.

Als ich wieder hoch schaute, lächelte mich Bobby an. Ich schluckte noch mal. Die neue Frisur stand ihm wirklich.
 

Die Vorstellung war klasse, Flo hatte recht damit gehabt, dass mir das Stück gefallen würde. Als es zu Ende war, drückte mir ein ziemlich geschaffter Flo einfach die Autoschlüssel in die Hand und ließ sich dann in seinem Auto auf den Rücksitz fallen.

Das kannte ich schon. Bei aufwendigen Vorstellungen, wie der hier, war er danach immer ziemlich kaputt. Wir packten noch die Kisten ins Auto und ich fuhr uns zurück. Den Führerschein hatte ich noch nicht allzu lange, aber Flo hat mich schon davor öfter fahren lassen. Deswegen hatte ich die Prüfung wohl auch auf Anhieb bestanden. Bobby sagte nichts dazu.

Er hatte generell kaum mehr was geredet. Er schien über was nachzudenken. War mir allerdings ziemlich egal, ich war froh, dass er mich nicht mehr nervte.

Wir brachten alles in die Wohnung und Flo fiel einfach in sein Bett. Das war normal, er würde in einer Stunde wieder aus seinem toten ähnlichen Schlaf aufwachen, uns was Tolles kochen und dann würden wir noch einen Film gucken. Man musste eben nur warten, bis er wieder wach war.

Und da leider Bobby noch da war, musste ich jetzt wieder Zeit mit ihm totschlagen.

Ich fand, Alkohol war da die beste Medizin. Da ich ja fast schon bei Flo wohnte, wusste ich auch, wo er den gebunkert hatte und das ich mir auch was nehmen durfte. Ich holte allerdings erst mal nur einen Sixpack mit einem komischen Bier-Energy-Mix-Getränk, das kaum nach Alkohol schmeckte, aber ordentlich reinzog. Bobby bot ich nichts an.

Ich setzte mich mit einer Flasche in der Hand auf den Sessel, Bobby saß auf der Couch und schaute immer wieder unruhig zu mir herüber. Wir hätten den Fernseher anmachen können.

„Manu hatte ziemlich große Brüste, fandest du nicht?“ Ich öffnete gerade die dritte Flasche innerhalb von zwanzig Minuten und setzte an, sie zu leeren. Bis jetzt hatten wir geschwiegen, aber mittlerweile fühlte ich mich betrunken genug, ein Gespräch anzufangen.

„Ja, schon.“ Bobby schaute etwas skeptisch zu mir rüber. Er konnte im Moment nichts mit mir anfangen, das spürte ich deutlich.

„Du vermisst ihre Brüste, hab ich recht? Seien wir doch mal ehrlich, einen Kerl zu ficken oder sich von einem ficken zu lassen ist doch nichts für dich.“ Ich war wirklich dieser Meinung. Bobby bildete sich sicher nur ein, dass er schwul ist und weil er gerade bei Flo an einen guten Lover geraten ist, hält er halt daran etwas fest. Aber früher oder später wird er Flo verlassen wegen einer Tussi. Was ich jetzt schon irgendwie Scheiße fand. Allerdings hätte es Flo besser wissen müssen, er ist schon ein paar Mal an Hetero Typen geraten. Hat immer ein böses Ende genommen.

„Wo ist eigentlich dein Problem?“ Bobby war erstaunlich ruhig, was ich nicht erwartet hätte. Gut, er war wieder rot im Gesicht, aber sonst merkte man ihm nichts an. Also das er vielleicht unsicher war, oder so.

„Ich denke, du bildest dir das nur ein. Du bist nicht schwul. Ich weiß ja nicht woher du denn Unsinn hast, aber du stehst doch nicht auf Kerle.“

„Ich bin mit deinem Ex zusammen! Einem Kerl!“ Jetzt wirkte er schon aufgebrachter. Zufrieden lächelte ich.

„Ja, ja, ich weiß und ihr tut seit zwei Wochen nichts anders als zu poppen. Aber das will nichts heißen.“ Ich lehnte mich zurück und öffnete die vierte Flasche. Normal war mein Limit bei drei, aber mir war danach. Ich war gerade in Fahrt.

„Was soll ich denn noch tun, um zu zeigen, das ich schwul bin?!“ Bobby schaute trotzig zu mir rüber. Wollte er mir hier etwa was beweisen?

„Mir musst du gar nichts beweisen. Mir ist es doch scheißegal wen oder was du fickst.“ Pah, es interessierte mich wirklich nicht.

„Warum machst du dann so ein Theater, wenn es dir egal ist?“ Bobby war aufgestanden und stand direkt vor mir. Wäre ich nicht betrunken hätte ich ihn vielleicht gerade als bedrohlich empfunden. Ein Halleluja auf den Alkohol.

„Ich mache kein Theater, ich will nur, dass du weißt was Sache ist und dass du dich in was verrennst.“ Da war man mal so gut und versuchte einem zu helfen und bekam dann nichts als Undank.

„Weißt du was ich denke? Ich denke, du bist eifersüchtig.“ Jetzt klang er wie ein keifendes Waschweib. Ich verzog das Gesicht. Ich war niemals eifersüchtig, warum sollte ich auch? Ich wusste schon, warum ich nicht mehr mit Flo zusammen bin und ich war noch bei keinem seiner Lover eifersüchtig geworden und Bobby machte da auch keine Ausnahme!

Ich kam allerdings nicht mehr dazu etwas zu erwidern, weil Flo plötzlich im Türrahmen stand und uns etwas verschlafen anschaute. Seine bunten Haare standen in alle Richtungen ab und seine Schminke befand sich jetzt wohl auf seinem Kopfkissen. Putzig sah er trotzdem noch aus, wenn man mal davon absah, das er äußerst missgelaunt schaute.

„Was ist hier los?“ Er klang auch gar nicht mehr so müde.

„Nichts.“ Ich zuckte mit den Schultern und fühlte mich jetzt doch irgendwie betrunken und mir war schlecht.

Bobby sagte erst nichts, schaute aber immer noch grimmig zu mir runter. „Er denkt, ich sei nicht schwul.“, gab er dann doch schließlich von sich.

Flo zog eine Augenbraue hoch und musterte mich, schwieg allerdings. Er wollte, dass ich von mir aus antwortete.

„Ich hab meine Gründe das zu denken.“

„Aha.“

„Mensch, seine vorige Freundin hatte solche Titten!“ Ich unterstrich es mit einer ausmalenden Geste und übertrieb vielleicht ein bisschen, aber nicht viel.

„Eric...“ Ich hasste es, wenn Flo mit dem Tonfall anfing. „Du solltest jetzt besser gehen.“ Und jetzt hasste ich ihn noch mehr. Ich hätte irgendwie nicht erwartet, dass er das tun würde. Mich einfach raus zu werfen und das auch noch vor den Augen von Bobby. Er... ich...

„Ich geh schon freiwillig, keine Sorge!“ Damit stürmte ich auch wütend aus seiner Wohnung. Arschloch, Penner, Wichser. Die konnten mich doch alle mal kreuzweise!
 

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Na kommt schon liebe Leser, woher hab ich den Titel für die FF?!

Gespräche

Flo rief mich drei Tage später mal an, er wollte reden. Fand ich okay. Ich sollte mich bei „Rob“ entschuldigen und ihm eine Chance geben. Fand ich weniger okay. Anderseits wusste ich, dass es Flo wichtig war. Also willigte ich ein.

„Ehrlich, ich will dass du ihm einfach eine Chance gibst. Ich denke, du hast ein völlig falsches Bild von ihm.“ Ich wurde eindringlich angesehen. Ergeben seufzte ich.

„Ach, komm, was hättest du für ein Bild von ihm, wenn er dich betrunken angelabert hätte, über seine Freundin lästert und dich einfach küsst.“

Flo schmunzelte, gerade hatte er diesen „Ach, damals als ich jung war“ - Blick drauf, der mich immer fühlen ließ, als sei ich fünf und hätte keine Ahnung von nichts.

„Ich fand Rob sehr niedlich, als er mich in der Schwulendisko angesprochen hat.“, gab er dann aber relativ diplomatisch von sich. „Du warst übrigens auch mal so.“

„Quatsch, so wie er hab ich mich sicher nie angestellt.“ Ich verdrehte meine Augen. Ich wusste eigentlich recht früh, dass ich schwul war. Vielleicht lag es auch daran, dass man in meiner Familie ziemlich offen damit umging. Ich hatte eine lesbische Tante und ein Cousin von mir, der sicher fünfzehn Jahre älter ist als ich, hatte sich auch schon lange geoutet und meine Eltern gingen generell gut mit dem Thema um. Auch wenn ich sie nicht unbedingt wissen ließ, dass ich schon mit vielen Typen was am Laufen hatte. Flo war eigentlich so der Einzige, den ich vorgestellt hatte und ich hatte ihn jünger ausgeben, als er war. Meine Eltern hätten vermutlich mit den Altersunterschieden wohl doch eher Probleme, auch wenn sie das nicht offen sagen würden.

„Doch bestimmt.“ Er grinste breit.

„Du kanntest mich da noch gar nicht und ich war nicht so wie Bobby.“ Ich fand es fies. Als ich den ersten Jungen geküsst habe, wusste ich schon längst, dass ich schwul bin und dass der Junge auch auf mich stand. Das war kein Rumprobiere, oder so. Ich war auf keinen Fall wie Bobby. Auch wenn ich es etwas mutig fand, einfach in eine Schwulendisko zu gehen. Ich musste ja zugeben, dass ich relativ spät den Weg in eine gefunden habe. Ich fand auch, die waren am Anfang nur mit Vorsicht zu genießen.

„Du warst bestimmt genauso niedlich.“ Er knuffte mich in die Wange. Flo verstand einfach nicht, dass ich mit Rob nicht verglichen werden wollte.

„Frag doch Ben, wie ich war.“, gab ich schließlich von mir. Das saß meistens. Auch diesmal. Sofort verdunkelte sich der Blick von Flo und man sah, wie er mit sich haderte, nicht etwas Fieses zu sagen. Ich hab nie genau herausgefunden was zwischen Ben und Flo passiert ist, aber sie konnten sich auf den Tod nicht ausstehen. Ben war der erste Kerl, mit dem ich geschlafen habe. Er war nicht der erste Junge, den ich geküsst habe. Ich wollte bei meinem ersten Mal nämlich niemand Unerfahrenen. Aber Ben war der zweite Typ, den ich näher an mich rangelassen habe. Hin und wieder sah ich ihn mal, wenn ich mit Flo unterwegs war. Aber mehr als ein Hallo war eigentlich nie drin. Wir hatten nicht viel gemeinsam, außer vielleicht, dass wir schwul waren.

„Aber sag mal, findest du nicht das Rob der neue Haarschnitt steht?“ Das war seine Art von Rache. Wenn ich mit Ben kam, war klar, dass er jetzt Bobby erwähnen musste.

Ich zuckte neutral mit den Schultern. Natürlich sah Bobby mit der neuen Frisur besser aus, immerhin hatte Flo ihm die Haare geschnitten und der wusste was er tat. Aber ich hatte nicht vor, Rob in irgendeiner weise zu loben. Auch nicht damit, dass ich seinen neuen Spitznamen mochte, oder sonst etwas.

„Du könntest wirklich netter zu ihm sein. Ich glaube nämlich, er mag dich irgendwie. Zumindest legt er viel Wert auf deine Meinung.“

„Ach, lass mich in Ruhe mit Bobby.“ Damit war für mich das Thema erledigt.
 

Ich musste zugeben, dass ich gar nicht mehr wusste, wie frustrierend es war kein erfülltes Sexleben zu haben. Ich hatte seit Wochen keinen Sex mehr und ehrlich, es ging mir mittlerweile wirklich auf den Sack. Aber irgendwie hatte ich momentan auch keine Lust auf One-Night-Stands, vielleicht wegen den mitleidigen Blicken von den ganzen Pärchen um mich herum. Mir kam es wirklich so vor, als würde die Welt nur noch aus sich liebenden, sich sehr treuen Paaren bestehen, die fanden, dass jeder arm dran war, der mindestens einmal in der Woche mit jemand anderen ins Bett hüpfte. Ich hasste sie alle und ich glaube, im Moment auch ein bisschen mich.

Deswegen saß ich jetzt hier, die Hand in der Boxershort und schaute einen Schwulenporno, den mir Ben vor Ewigkeiten mal geschenkt hatte. Ich mein, es war irgendwie beschissen, aber anderseits, auch besser als gar keine Befriedigung, oder?

Aber was jetzt wirklich frustrierend war, war das penetrante Klingeln an der Haustüre. Welcher Honk wollte um die Uhrzeit, es war halb zwölf, noch was von mir?

Gut, es waren Ferien und meine Eltern waren im Urlaub. Aber momentan waren eigentlich die meisten meiner Freunde auch weg. Sogar Flo... Flo nahm ich das gerade übel, weil er mit Bobby einer dieser verfickt ekligen Pärchenurlaube machte. Aber das richtig Fiese an der Sache war, das ursprünglich geplant war, das Flo und ich zusammen wegfahren würden, das hatten wir schon lange bevor es das Bobby-Problem überhaupt gab, miteinander ausgemacht. Aber da Flo der Finance des Urlaubs war, hatte er kurzerhand entschlossen Bobby mitzunehmen und nicht mich.

Weswegen ich auch jetzt als einziger zuhause rum saß und nichts zu tun hatte.

Ich hasste sie.

Okay, wie es wohl schwer zu übersehen war, hatte sich mein Verhältnis zu Bobby nicht übermäßig gebessert. Also um ehrlich zu sein, hatten wir bis jetzt noch nicht geredet. Dass ich ihn betrunken angenöhlt hatte, war sowieso erst zwei Wochen her und jetzt waren sie auch schon seit ein paar Tagen im Urlaub, also hätte ich eh nicht mehr viel Gelegenheit dazu gehabt. Und eigentlich war es mir im Moment recht egal.

Also eigentlich machten mir mein Ständer in der Hose und ein Besucher an der Haustür irgendwie mehr Sorgen, als der ganze Beziehungsscheiß mit Bobby, Flo und mir.

Fluchend erhob ich mich schließlich von der Couch, rannte die Treppe runter zur Haustür, brüllte kurz, dass ich in zwei Minuten da sei und verschwand in der Toilette im unteren Geschoss.

Als ich dann leicht aus der Puste schließlich die Türe öffnete, blieb mir erst mal die Spucke weg, weil da einfach so Bobby stand, der gerade darin inne gehalten hatte, seine Haare nach hinten zu streichen.

„Äh...“, war meine eloquente und äußerst charmante Begrüßung.

„Uhm... hi!“, er grinste.

„Was öh... machst du hier?“ Ich schaute automatisch, ob hinter ihm irgendwo Flo stand, oder sein Wagen in der Nähe war, aber es war dunkel und ich konnte nichts dergleichen sehen. Und warum war er eigentlich nicht noch unterwegs?

„Ich will mit dir reden.“, kam die kurze Antwort. Er wirkte recht ernst und irgendwie gereifter. Ich tippe mal auf den Sex. Es schien die Leute doch irgendwo zu verändern, wenn sie erst mal jemand zum ficken hatten. Einfach mehr Körpergefühl und Selbstsicherheit, irgendwie. Könnte natürlich auch sein, dass man sich sicherer fühlte, wenn man jemand im Rücken hatte, der einen liebte. Also ich meinte jetzt emotional... ihr wisst schon.

„Öh... solltest du nicht... mit Flo weg sein?“ Ich werde erst mit ihm reden, wenn es wirklich Sinn für mich machte, dass er hier war.

„Waren wir... wir sind heute Morgen zurückgekommen. Wir wollten doch nur eine Woche weg.“, erklärte Bobby leicht irritiert.

Oh... es war schon eine Woche um? Irgendwie war es mir etwas peinlich, dass ich das nicht mal registrierte hatte. Mein Zeitgefühl in den Ferien war echt fürn Arsch.

„Ach so, stimmt... und über was genau willst du mit mir reden?“ Noch war ich nicht gewillt, einfach aufzugeben und den Kerl in mein Haus zu lassen.

„Können wir nicht drinnen reden? Ich finde, das ist kein Thema zwischen Tür und Angel.“

Mist. Jetzt nein zu sagen, wäre selbst für mich zu zickig gewesen, also ging ich ein Schritt beiseite, damit er rein kommen konnte.

„Sind deine Eltern da?“, fragte er etwas beiläufig, während er seine Schuhe auszog. Ich musterte ihn nur kühl dabei.

„Nee.“

„Ah, okay.“ Jetzt standen wir hier in meinem Hausflur, Bobby mit den Händen in der Hosentasche und ich in einer hässlichen Pyjamahose und einem gammligen grau verwaschenen T-Shirt.

„Sollen wir in die Küche gehen?“ Zum Einen war ich durstig und zum Anderen war eine Küche irgendwie ein recht neutraler Ort, außerdem lief in meinem Zimmer noch der Porno und Bobby musste wirklich nicht mitbekommen, dass ich sexuell gerade so frustriert war, dass ich auf so was zurück griff.

„Klar...“ Ich hatte dein Eindruck, dass es Bobby recht egal, wo wir reden würden, Hauptsache nicht draußen auf der Strasse.

Also ging ich an ihm vorbei in unsere alte, gammelige Küche in der noch dreckiges Geschirr rum stand, da gerade ja niemand außer mir daheim war und ich für zwei Woche keinen Sinn drin sah zu spülen.

Ich angelte mir einen Pack Orangensaft aus dem Kühlschrank, trank ein paar Schluck daraus und schloss ihn wieder, ohne Bobby etwas anzubieten. Dieser stand noch etwas unschlüssig in der Küchentür und musterte mich ernst.

Ich setzte mich einfach an den Küchentisch und wartete, dass er sich auch einen Stuhl nahm.

„Also?“ Abwartend schaute ich ihn an.

Er lächelte kurz, immer noch etwas schüchtern, aber mittlerweile könnte man fast meinen, es sei eine Masche von ihm. Mit der neuen Frisur könnte das Lächeln sogar wirklich wirken.

„Ich möchte mit dir noch einmal ernsthaft über die Sache mit Manuela sprechen und darüber, dass ich schwul bin.“ Kein Stocken, als er gesprochen hatte. Nicht mal, als er so offen zu gab, schwul zu sein. Der Urlaub schien ja eine Menge bewirkt zu haben.

„Willst du mit mir darüber reden, oder will Flo, dass du es machst?“ Bobby war nicht der Typ, der so was von sich ausmachte. Ich bekam nur ein kurzes Seufzen als Antwort und einen Themenwechsel.

„Ich bin wirklich schwul und ehrlich gesagt, versteh ich nicht ganz, warum du so ein großes Problem damit hast.“ Er schaute mich offen an.

Und wisst ihr, was mich an meisten schockierte... irgendwie gefiel es mir, wie er so ernst, selbstsicher vor mir saß. Und DAS ärgerte mich tierisch. Lag vermutlich daran, dass ich einfach zu lang keinen Sex mehr hatte.

„Ich hab dir doch schon mal gesagt, dass es mir egal ist.“, ich seufzte etwas genervt. Damit wurde ich ihn sicher wieder los.

„Eric, red doch keinen Schwachsinn. Ganz offensichtlich stört es dich! Was ist es? Glaubst du es mir wirklich nicht, oder bist du eifersüchtig, oder hast du einfach ein Problem mit mir als Person?“ Er hatte die Augenbrauen etwas wütend zusammen gezogen und ich stellte mir gerade vor, wie er mich von Hinten auf dem Küchentisch nahm. Ich hasste Bobby.

„Wegen dir ist Manuela sauer auf mich.“ Was mir eigentlich egal war, aber es war eine nette, zutreffende Aussage, aus der mir niemand einen Strick drehen konnte.

Bobby lehnte sich zurück und verschränkte die Arme und schien auf mehr zu warten. Was zum Henker war mit dem Kerl los? Und warum zum Henker war mein dummer Körper scharf auf ihn? War ich wirklich so stark auf Selbstbewusstsein fixiert, dass es mir sogar schon egal war, dass es Bobby war?

„Du kannst mir nicht erzählen, dass es dich groß stören würde.“, sagte er schließlich trocken.

„Du hättest sie doch ohne zu zögern mit mir betrogen, oder?“

„Was hat das damit zu tun?“

„Du könntest es bei Flo auch so machen.“ Und Flo hatte definitiv niemanden verdient, der ihn betrügen würde.

„Ich würde Flo nie und nimmer mit dir betrügen!“ Autsch, das war fies...

„Ich meinte auch mit einem Mädchen, nicht mit mir! Idiot...“, das letzte hatte ich etwas leiser gesagt. Als würde ich was mit Rob anfangen wollen. Auch wenn gerade meine Gedanken wieder etwas abzudriften begannen. Scheiß Hormone!

„Wie oft denn noch, ich will keine Mädchen mehr. Ist das dein einziges Problem?!“

Ich zuckte kurz mit den Schultern. „Ehrlich gesagt geht ihr beiden mir tierisch auf den Sack.“ So, da war es raus. Ich hasste Pärchen! Ich hasste vor allem solche Pärchen und ich sprach sicher nicht aus Neid, sie waren einfach nervig.

Mit dieser Antwort hatte Bobby wohl nicht gerechnet und er blinzelte etwas irritiert.

„Was tun wir denn?“ Er schien das Problem nicht zu verstehen.

„Ihr solltet euch mal erleben... Da wird einem schon schlecht vom zu gucken! Euer Geturtel ist unerträglich!“ Und das Schwärmen von Flo über ihr Sexleben noch viel mehr.

„Und du willst mir erzählen, du bist nicht eifersüchtig...“ Selbstgefällig lehnte sich Bobby zurück. Ein Zug, den ich noch nie an ihm bemerkt hatte. Ich schluckte.

„Ich bin nicht auf euch eifersüchtig. Es nervt halt nur.“ Er grinste. Ich wollte ihn vermöbeln, oder flachlegen. Irgendwie etwas aus beiden. Junge, was tat mein Körper mir gerade an?!

„Was nervt denn genau?“ Immer noch dieses Grinsen.

„Alles! Euer Geknutsche, was mir Flo ständig über dich erzählt. Ich mein, hallo, ich wollte nie wissen, dass du einen riesigen Schwanz hast! Und argh, Flo hat ja schon sogar Vergleiche zu uns aufgestellt. Außerdem nervt es mich, dass ich mich mit dir jetzt doch rumschlagen muss.“ Endlich war es gesagt. Ich fühlte mich besser. Auch wenn mir erst jetzt langsam aufging, was ich eigentlich für einen Bullshit an Rob gelabert hatte.

Diesmal lachte er amüsiert. Als hätte er endlich eine Antwort, die er hören wollte. Seit wann war Bobby so... so... nicht Bobby.

Und ich musste zu geben, auf einmal schien das Eis wie gebrochen. Peinlich, Flo hatte recht gehabt. Ich fand es schrecklich, wenn ich falsch lag. Aber Rob war irgendwie okay.

Ich wusste gar nicht mehr wie, aber irgendwann wurde das echt ein entspanntes Gespräch und wir laberten und laberten und ich hatte keine Ahnung, dass man soviel reden konnte, während immer wieder gedanklich was an einem vorbeiflitzte, das rief: Ich will vögeln!

Aber ich bin alt genug, oder zumindest erfahren genug, um über so was erhaben zu sein und den ... Drang zu unterdrücken.

Und als sich Rob irgendwann mal um fünf Uhr morgens verabschiedete, dachte ich kurz, eigentlich Schade.

Sex in der Seitengasse

Ich pulte desinteressiert einen Fussel aus meinem Bauchnabel. Ich war Sternhagel voll, Bobby lehnte an meiner Schulter und starrte gebannt auf Flo, der uns irgendwas vorspielte. Keine Ahnung was, ich hörte ihm nicht zu. Ich glaube, er schwärmte im Moment von irgendeinem Schauspieler aus dem Theater und ahmte ihn nach.

Es sah total lächerlich aus, vor allem da es ihm dabei schon mal auf die Schnauze gehaut hat und er auch sonst sicher kein guter Schauspieler war. Egal, es war irgendwie angenehm.

Mittlerweile hingen wir relativ viel zu dritt rum und es war überraschend harmonisch. Das Geturtel hatte extrem nach gelassen und bis auf das mich ab und an irgendwelche Sexfantasien mit Bobby quälten, gab es eigentlich nichts, worüber ich mir noch groß Gedanken machen musste, wenn ich mit ihnen zusammen rum hing.

Ich glaub, ich bin vermutlich nur auf Bobby scharf, weil ich ihn nicht haben kann. Das hatte ich öfter, würde sicher auch bald wieder weggehen. Gerade befasste ich mich gedanklich damit, wie er mir einen Blasen würden. Flo hat nie erzählt, ob er es kann. Ich wusste eigentlich nur, dass Robs Hintern in jedem Fall noch jungfräulich war, da Flo doch jemand war, der es mehr genoss genommen zu werden. War bei mir und Flo damals ein Reibungspunkt in unser Beziehung gewesen, ich hielt zwar nicht viel von festen Rollenverteilungen, war aber selbst oft lieber der „Passive“, ihr wisst schon.

Aber zu meinem Glück kann ich auch behaupten, dass mein Sexleben wieder im Reinen war, ich hatte letztens Antonio rumgekriegt, also eigentlich ist er nach einer Theatervorstellung fast über mich hergefallen und es ist auf Sex in einer Seitengasse des Theaters hinausgelaufen. Und für das schlechte Ambiente hat es sich wirklich gelohnt. Ich mein, Antonio wurde all meinen Erwartungen gerecht und eventuell stand in Aussicht, dass demnächst noch mal zu wiederholen. Ich war recht zufrieden, muss ich sagen.

„Hattet ihr eigentlich schon mal Sex im Freien?“, warf ich in unsere illustre Runde und bekam irritierte Blicke zu geworfen. Also nicht, dass ich das wirklich wissen wollte... ich wollte eigentlich nur angeben. Was ich dann auch gleich in die Tat umsetze, ich musste zwar zugeben, dass ich vielleicht hier und da ein paar Tatsachen etwas verschob. Wie zum Beispiel den Ort, Seitengasse klang schon ein bisschen schäbig, oder? Parkbank fand ich da besser. Und bei der Dauer des Ganzen war ich vielleicht auch nicht ganz korrekt. Aber im Prinzip ging es doch nur darum, dass ich mit Antonio fantastischen Sex hatte.

Flo schien sich auch wenigstens gebührend über meine Eroberung zu freuen. Antonio war nämlich nicht so leicht rumzukriegen und das er von sich aus zu mir gekommen ist, spricht da schon sehr für mich und meinen überaus charmanten Charakter.

Rob hatte nicht viel dazu gesagt, war nur etwas rot um die Nase. Er war es noch nicht so gewöhnt, dass wir doch sehr offen, mit unserem Sexleben umgingen. Auch wenn es ihm klar sein müsste, nach dem Gespräch, dass wir vor ein paar Wochen geführt haben.

Ich streckte mich zufrieden und das letzte an was ich mich von dem Abend erinnerte, war das ich mich quer über Flo und Rob gelegt hatte und eingeschlafen bin.
 

„Das ist nicht dein Ernst!“ Ich schaute entsetzt auf die DVDs, die mir Rob mitgebracht hatte. Es waren fast ausnahmslos Horrorfilme. Ich konnte Horrorfilme nicht ausstehen. Mit Flo hatte ich mir oft Disney-Filme rein gezogen. Aber irgendwie hatte Flo gerade Besuch von einem alten Freund, den ich nicht kannte und die wollten sich wohl alleine treffen. Keine Ahnung, Erinnerungen austauschen, würde uns wohl echt nur langweilen.

Deswegen hatten Rob und ich beschlossen nicht verdrießlich alleine rum zu sitzen, sondern uns einen gemütlichen DVD-Abend zu machen. Wer hatte auch ahnen können, dass Rob so einen abscheulichen Geschmack hatte. Horrorfilme... zum Heulen.

Aber gut, was anders hatten wir jetzt auch nicht da. Seufzten griff ich in den Stapel der Filme und schob einfach die DVD an, die waren ja eh alle gleich.

Wir saßen beide im Dunkeln auf der Couch, Chips auf dem Tisch, Bierflaschen in der Hand. Den Film fand ich... komisch und er konnte mich nur schwer fesseln, deswegen wanderten meine Gedanken wie gewohnt zu Sex. Einer der Hauptdarsteller war ziemlich heiß. Der könnte sogar wirklich schwul sein.

„Glaubst du, der Arsch von dem Typ ist noch Jungfrau?“

Rob boxte gegen meine Schulter, lachte aber. „Du denkst nur an Sex, oder?“

Ich zuckte nur mit den Schultern, zum Glück war Rob nicht klar, wie oft ich an Sex dachte und vor allem mit ihm. Ich glaube, das hätte unsere Freundschaft doch sehr belastet.

Es war wirklich angenehm einfach nur Zeit mit Rob zu verbringen, auch wenn er einen schlechten Filmgeschmack hatte.

Wir lernten jetzt auch immer zusammen für das Abitur, was auch bald anstand und ein paar Kurse hatten wir in der Schule zusammen. Es war wirklich klasse, mal einen Kumpel im eigenen Alter zu haben, dass musste ich ehrlich zugeben. Ich hatte viele Bekannte in der Schule, aber niemand so richtig zum Reden. Der Rest meiner Freunde war alle erheblich älter, Flo war ja das beste Beispiel dafür.

Ich wusste nicht, ob es Rob auch so ging, aber definitiv war es cool mit ihm. Wir machten zur Zeit sowieso viel gemeinsam, da im Theater wegen einem anstehenden Preis die Hölle los war und weder Flo noch Antonio viel Zeit hatten. Irgendwie würde das Theater erhebliche Zuschüsse kriegen, wenn sie den Preis kriegen würden und deswegen geisterte so eine Kommission durch das Theater, um zu sehen, wie die Leute dort arbeiten. Also war klar, dass sich jeder ordentlich rein hing.

Oh, übrigens, ich habe mit Antonio jetzt nichts festes, aber wir trafen uns ab und an zum Sex. Nur um das Klarzustellen.
 

Verschlafen rieb ich mir die Augen, mein Handy klingelte mich penetrant an. Scheußliches Ding. Ich blickte kurz auf die Uhr, eins. Es war mitten unter der Woche, was sollte der Scheiß?! Ich hatte morgen Schule. Ich hob ab, ohne vorher auf das Display zu schauen, wer dran war.

Ich war dann doch überrascht, als ich Robs Stimme erkannte.

„Hi.“, meinte er etwas trocken.

Ich unterdrückte ein Gähnen und würgte ein „Was willst du?“ heraus. Mensch, ich war müde.

Kurzes Schweigen in der Leitung. „Sag mal, weißt du, wer Marc ist?“

Marc? Hm, der Name sagte mir etwas, aber ich konnte ihn nicht gleich zu ordnen.

„Ein Freund von Flo?“, murmelte ich. Ich war mir nicht sicher, aber ich glaube, das war der Kerl, der vor kurzem Florian besucht hatte.

„Was für ein Freund?“ Seine Stimme klang so kratzig.

„Weiß nicht so genau, glaub ein Ex von ihm. Wieso fragst du?“ Ich versuchte mich genauer daran zu erinnern, wer Marc war. Flo hatte ihn immer wieder mal erwähnt. Die beiden kannten sich ewig und hatten immer mal wieder Sex miteinander gehabt, soweit es Flo hat durchleuchten lassen. Bei Marc war er immer etwas komisch, also er wollte nie viel über ihn reden.

„Ich... wir sehen uns ja morgen in der Schule.“ Aufgelegt.

WTF?! Was war das gewesen. Dafür hatte er mich geweckt? Ich ließ mich in mein Kissen zurück sinken und schlief wieder ein.

Traumbeziehung

Am nächsten Morgen war allerdings kein Rob in der Schule. Oder vielleicht war er es ja und ich war ihm nur noch nicht begegnet? Wir hatten donnerstags nämlich keinen Kurs zusammen und liefen uns dann immer mehr zufällig über den Weg. Aber ich musste zugeben, dass ich mir darüber nicht allzu viele Gedanken machte, da ich die Pausen damit verbringen musste, mir irgendwie meine Hausaufgaben zu besorgen und noch ein paar Vokabeln für Französisch zu pauken.

Als ich endlich die achte Stunde hinter mich gebracht hatte und ich gerade Richtung Auto kroch, klingelte schon wieder mein Handy. Seit wann war ich denn so wichtig? Normalerweise rief man mich fast nie unter der Woche an.

„Jah?“ Ich suchte gerade in meinen tiefen Hosentaschen nach dem Autoschlüssel.

„Hi, Eric, ich bin´s Flo.“ Flo klang auch beschissen. Ich schloss das Auto auf und ließ mich auf den Fahrersitz fallen.

„Klasse, warum rufst du an?“ Vielleicht hatte er ja Zeit und wir drei würden was machen. Nach dem stressigen Tag hätte ich wirklich Lust mich bei Flo zu betrinken. Vor allem, weil ich freitags eh erst zur vierten Stunde Schule hatte.

„Ich wollte nach Rob fragen.“

„Öh...“ Warum rief er mich wegen Rob an? „Was soll mit ihm sein?“

„Hast du was von ihm gehört?“

Ich kratze an meiner Nase und checkte im Fahrerspiegel, ob auch sonst alles in meinem wundervollen Gesicht stimmte. „Er hat heute Nacht mal angerufen... war n bisschen komisch.“ Glaubte ich zumindest, ich wusste ehrlich gesagt nur noch, dass er angerufen hatte.

„Ich hab ihn betrogen.“

Was war denn das für eine Scheiße?! Ich hörte ein Schluchzen. Verdammt. „Wie – du hast ihn betrogen?! Das ist doch nicht dein Ernst! Hast du einen Schaden? Wann war das? Warum? Gott, du Vollhonk.“ Scheiße, ich war sauer. Flo konnte doch nicht einfach Bobby betrügen. Ich mein, wie konnte er?! Die hatten doch eine Traumbeziehung.

„Ich weiß nicht... es war einfach, mit Marc, also... ich dachte Bobby versteht das.“, stammelte Flo.

„Bist du eigentlich von allen guten Geistern verlassen?! Scheiße, du Idiot!“

„Ja, ich weiß doch... und ich erreich Rob einfach nicht.“ Wenigstens klang er verzweifelt. Also wirklich.

„Mit dir würde ich an seiner Stelle auch nicht mehr reden wollen!“, keifte ich ins Telefon. Wie konnte es Flo wagen, einfach ihre Traumbeziehung zu zerstören? Ich meine, ich hab wirklich gedacht, dass das mit den Beiden was Langes wird. Das konnte doch nicht wahr sein! Ich legte wütend auf. Ich wollte keinen wimmernden Flo mehr hören. Penner, Idiot... irgendwie fühlte ich mich auch betrogen. Ich wusste nicht warum, aber das war gerade wirklich ein Schlag ins Gesicht für mich.

Ich fuhr an Robs Haus vorbei und klingelte. Allerdings ging selbst nach ein paar Minuten Sturmklingeln niemand an die Haustüre und ich gab es auf.

Ach, verdammt. Ich versuchte es auch an Robs Handy, aber es war ausgeschaltet.

Frustriert legte ich mich dann zuhause auf mein Bett und hoffte, dass sich Rob von alleine bei mir melden würde. Hoffentlich ging es ihm einigermaßen gut. Was ich mir nicht vorstellen konnte. Mir war schlecht, so wütend war ich.

Ich hätte nie von Flo erwartet, dass er das tun würde, vor allem, weil er doch selbst schon oft genug betrogen worden ist. Ich verstand es einfach nicht.

Gut, ich war vielleicht jetzt nicht das Paradebeispiel dafür, wie man eine Beziehung führt, aber betrogen hatte ich sicher noch nie jemand. Selbst bei meinen ganzen Affären sorgte ich dafür, dass wirklich klar war, was Sache ist.

Ich war so dermaßen enttäuscht von Flo... und es kamen auch so Gedanken, ob er mich vielleicht auch damals betrogen hat. Mein Magen krampfte sich zusammen. Ich wollte gar nicht wissen, wie mies es Rob ging, wenn es selbst mir so nahe ging.

Im Gedanken verwünschte ich Flo noch eine Weile weiter und wartete auf einen Anruf, den ich leider an dem Tag nicht mehr bekam.
 

„Wie geht’s dir?“ Was für eine dumme Frage, es war offensichtlich wie es ihm ging. Rob zuckte nur mit den Schultern und ich nahm ihn einfach in die Arme. Er hatte mir vorhin eine SMS geschrieben, dass er gerne bei mir vorbei gucken würde. Heute war Sonntag und er hatte sich das erste Mal gemeldet.

Er sah fertig und verheult aus. Seine Haare standen in alle Richtungen ab und seine Klamotten wirkten, als hätte er darin geschlafen. Ihn so zu sehen, machte mich echt fertig.

„Komm, wir gehen in mein Zimmer.“, ich lächelte ihm aufmunternd zu. Ich zog ihn einfach mit mir und pflanzte ihn dann auf meine siffige Couch. Ich wusste nicht, ob er mit mir reden wollte oder einfach nur Gesellschaft brauchte.

„Wollen wir n Film gucken?“ Ich finde, dass war immer eine Option.

Er nickte nur. Ich kramte kurz in meinem DVD-Schrank und schob irgendeinen hirnlosen Film rein, bei dem man echt nicht der Handlung folgen musste, um alles zu verstehen. Dann setzte ich mich neben ihn und zog ihn wieder in meine Arme. Er schmiegte sich etwas an mich und schaute dann einfach den Film.

Ich hatte gestern mit Flo geredet. Es war mir wichtig zu verstehen, warum er das gemacht hat. Und er hoffte wohl darauf, dass ich es Rob erklären würde, was ich nicht vorhatte. Ich wollte mich nicht in ihre Trennung einmischen.

Aber Flo hatte mir endlich mal die ganze Marc-Situation erklärt. Marc war sein erster Freund und seine erste, große Liebe überhaupt und irgendwie auch seine einzige. Was wehtat, als er das gesagt hatte. Mit ihm und Marc war es wohl so, dass sie nicht ohne und nicht miteinander konnten. Es klang schmerzhaft. Sie waren jahrelang zusammen bis Flo seinen Freund mal betrogen hatte und dann kamen Jahre von Trennungen und wieder zusammen finden. Und nun war es schon eine Weile so, dass sie sich ab und an mal sahen und miteinander schliefen. Wobei Flo meinte, dass er diesmal nicht erwähnt hatte, dass er eigentlich einen Freund hatte, weil Marc sonst nie und nimmer mit ihm geschlafen hätte. Das machte mir besonders zu schaffen, weil es so offensichtlich zeigte, dass es kein Ausrutscher war, sondern mit voller Absicht und das Flo wohl Bobby mit Marc auf jeden Fall immer wieder betrügen würde. Das schien Flo nämlich auch klar geworden zu sein, weil er beschlossen hatte, von Rob Abstand zu nehmen. Was vielleicht fairer für beide war. Trotzdem war ich noch sauer auf Florian. Wahrscheinlich auch, weil er mir nie wirklich von Marc erzählt hatte, obwohl er doch so wichtig für ihn war. Ich hätte gedacht, dass ich Flo mehr bedeuten würde, dass er solche Leute vor mir erwähnen würde. Wir beide werden wohl auch erst mal ein bisschen Distanz zwischen uns bringen. Ich glaube, dass Flo sowieso einen freien Kopf kriegen muss. Er sollte wirklich alt genug sein, um endlich über seine erste Liebe hinweg zu sein.

Ich habe übrigens auch erfahren, warum Flo so schlecht auf Ben zu sprechen war. Er war der Grund, warum sich Flo und Marc damals getrennt hatten und Ben hatte es wirklich darauf angelegt, dass sie sich trennten. Mir kam Ben sowieso schon immer etwas unsympathisch vor.

„Wie geht es Flo?“ Robs Stimme war leise und er starrte noch immer auf den Fernseher, so als hätte er gar nichts gesagt. Ich drückte ihn kurz.

„Er meint, dass er einen freien Kopf kriegen muss.“, erklärte ich ehrlich. Ich denke, die beiden hatten noch mal mit einander geredet. Sie waren beide Menschen, die für sich alles klären mussten, um sich voneinander trennen zu können.

Rob nickte nur, also hatte Flo auch etwas ähnliches zu ihm gesagt.

„Warum habt ihr euch damals getrennt? Hat er dich auch... also... du weißt schon.“ Er schluckte. Ich strich über seinen Arm.

„Nee, hat er nicht... Aber er fand, dass wir als Paar nicht so gepasst haben.“ Ich lächelte kurz. Die Trennung damals ging schon mehr von ihm aus und so im Nachhinein, vielleicht hing es auch mit Marc zusammen. Ich war mir nicht sicher. Aber ich musste zu geben, dass die Trennung nicht allzu schmerzhaft für mich war. Was vielleicht daran lag, dass ich emotional nie allzu viel in eine Bindung steckte. Oder anders gesagt, ich war eben noch nie verliebt gewesen - womit ich leben kann. Sex war auch so klasse.

Rob seufzte und griff nach meiner Hand, um mit dem Daumen über meinen Handrücken zu streichen. Ich lächelte ihn kurz an. Ich war froh, dass er von sich aus zu mir gekommen ist.

Lama

Ich struppelte mit den Handtuch durch meine nassen Haare und suchte in dem Schlafzimmer meine Klamotten. Antonio lag noch auf seinem Bett.

„Warum hast du es so eilig?“, fragte er verschlafen.

„Ich treffe mich gleich mit Rob.“, meinte ich kurz und angelte meine Boxershort unter dem Bett hervor. Wie war die dahin gekommen?

„Läuft da was zwischen euch beiden?“ Er klang eher neugierig, als eifersüchtig. Was ich gut fand.

„Nee...“ Ich wollte mit Antonio nicht über Rob reden. Antonio war gut für den Sex und Nächte an denen man durchtanzte, zum Reden brauchte ich ihn nicht.

„Komm mal her.“, meinte Antonio jetzt schon etwas wacher. Etwas irritiert drehte ich mich zu ihm um, mein T-Shirt in der Hand. Aber ich trat noch einen Schritt auf das Bett zu und wurde dann von Antonio runter gezogen, der mir einen Kuss auf den Mund drückte.

„Regel mal die Sache zwischen dir und Robert.“ Er grinste kurz. Mir war neu, dass es zwischen mir und Rob etwas gab, das man regeln musste. Ich küsste ihn nochmals. Ich mochte Antonios Küsse.

„Da gibt’s nichts zu regeln. Wie kommst du drauf?“ Ich setzte mich an den Bettrand und zog mir das T-Shirt über.

„Er ist total in dich verschossen, ist dir das nie aufgefallen?“ Er hatte sich jetzt auch erhoben und mit einen Lächeln betrachtete ich ihn. Antonio war ein guter Fang, nicht für eine Beziehung, aber ansonsten könnte man mich wirklich um ihn beneiden.

„Ach was, er ist immer noch nicht über Flo hinweg.“ Die Trennung war jetzt vier Monate her, aber man merkte Rob immer noch an, dass es ihm zu setzte.

„Ich werd unseren Sex vermissen, wenn du dann mit Robert zusammen bist.“ Er küsste mich am Hals und ich schloss genießerisch die Augen. Öffnete sie dann aber leicht verärgert gleich wieder, wegen dem Gesagten. „Rob will nichts von mir.“

„Aber du von ihm?“ Antonio ging nackt zu seinem Schrank und wühlte darin nach frischen Klamotten. Er müsste auch bald zur Arbeit.

Ich zuckte nur mit den Schultern. „Ich wüsste nur gerne, wie er im Bett ist... Flo hat immer davon geschwärmt.“ Antonio konnte ich das schon sagen, er verstand das.

„Schon klar.“ Noch ein Lachen und er war im Bad verschwunden.

Ich rief ihm noch zu, dass ich jetzt los musste und verließ dann auch die Wohnung. Sex mit Antonio war wirklich klasse.
 

„Disney-Filme...“, kam es angewidert von Rob. Also was Filme anging würden wir wohl nie auf den gleichen Nenner kommen.

„Du kannst wählen zwischen ´König der Löwen´, `Mulan´, ´Ein Königreich für ein Lama` und `Tarzan´!“, zählte ich begeistert auf. Normal hatte ich mehr da, aber ich hatte gerade Flo ein paar geliehen, der wohl wieder auf seiner Nostalgiewelle ritt, die Filme ohne Ton schaute und 20iger Musik dazu hörte.

„Ich will keinen davon sehen.“, meinte Rob etwas bockig.

Ich zog einen Schmollmund und schaute ihn etwas beleidigt an. Ich wusste, dass ich ihn damit meistens zu etwas rum bekam. Rob war halt auch nur ein Kerl und wenn ich DAS Gesicht aufsetze, konnte mir kein Typ was abschlagen.

Ich wurde immer noch trotzig angeschwiegen.

„Ach, komm schon, für mich!“ Ich klimperte noch mit den Wimpern.

„Ist mir egal, schauen wir den Dritten... welcher auch immer das noch mal war.“

Zufrieden schob ich den Film rein und ließ mich neben Rob sitzen.

Man könnte echt meinen, dass wir fast nichts anderes taten als DVDs zu gucken. Aber ich musste zugeben, dass ich neben dem Sex mit Antonio, in der Freizeit wirklich sonst nichts mehr machte, da dass Abitur immer näher rückte und fürs Lernen meistens einfach fit sein musste und weggehen echt nicht mehr drin war. Und sonst hatte ich nicht wirklich Hobbies. Männer aufreißen ist nämlich eigentlich eine sehr zeitaufwendige, erfüllende Tätigkeit.

„Hast du ein neues Duschgel?“

Öh? Verwirrt schaute ich zu Rob. Ich folgte gerade begeistert den Film und fand die Frage etwas aus dem Zusammenhang gerissen. Aber gut, wir saßen so nah beieinander, dass man das vermutlich roch, vor allem, weil ich gerade frisch geduscht war.

„Nee, is das von Antonio. War doch noch vorhin bei ihm.“, meinte ich leichthin.

„Oh. Du triffst dich noch mit ihm?“ Irgendwie kam es mir vor, als wäre Rob ein Stückchen abgerückt. Ich schaute kurz zu ihm, er kaute auf seiner Lippe herum.

„Sollte ich nicht?“ Ich fand Robs Reaktion komisch. Er wusste doch, dass ich mich noch regelmäßig mit Antonio traf.

„Nee... passt schon.“, murmelte er und stand auf. „Du, ich bin müde. Ich denk, ich geh heim.“

„Es ist erst halb zehn!“ Immerhin ging er sonst frühestens um zwölf. Da er mehr oder weniger in meiner Nähe wohnte, zumindest kam er zu Fuss nachhause.

„Ich bin halt müde.“, gab er ungewohnt patzig von sich. Ich seufzte genervt, was war denn jetzt wieder mit ihm los?

„Willst du einen anderen Film sehen?“ Was ich zwar schade fände, aber ich hatte mich auch langsam an Robs Filmgeschmack gewöhnt.

„Nee, nee. Also wir sehen uns ja dann in der Schule.“ Er drückte die Klinke runter und ich packte seinen Ärmel, dass er nicht einfach so ging.

„Erzähl keinen Scheiß, du bist nicht müde!“ Ich konnte es echt nicht ausstehen, wenn man mich so fadenscheinig anlog. Seufzend ließ sich Rob wieder neben mir fallen.

„Du willst nicht, dass ich mich weiterhin mit Antonio treffe, oder?“ Ich musste ja zu geben, dass ich manchmal, selten, äußerst selten, bei meinen Mitmenschen nicht so ganz durchleuchte, was in ihnen vorgeht, aber das blieb selbst mir nicht verborgen.

„Nee, ist deine Sache.“ Rob schaute in die andere Richtung und schien zu schmollen.

„Der Sex mit ihm ist gut.“ Ich dachte mich zwar zu erinnern, dass ich mal betrunken damit angegeben hatte, aber vielleicht wusste das Rob nicht mehr.

„Ja, ich weiß, ich weiß. Das hast du schon oft genug gesagt.“, zischte er genervt.

„Und?“ Er wollte mir doch noch etwas sagen und vorher würde ich ihn sicher nicht gehen lassen.

„Nichts und... Schön für dich, dass du geilen Sex hast. Freu dich.“

Oh Gott, wann war den Rob in SO eine Zicke mutiert? Er machte mir ja fast Konkurrenz. Er verbrachte definitiv zu viel Zeit mit mir...

„Soll ich es lassen?“ Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich es wirklich tun könnte, wenn er das von mir verlangen würde. Anderseits war mir die Freundschaft mit Rob wirklich wichtig und wenn er tatsächlich ein Problem damit hatte...

„Ist nicht meine Sache. Tu was du willst.“ Jetzt stierte er verbissen auf den Film. Ich schaute auch kurz zum Fernseher und sah das Lama deprimiert und einsam im Regen stehen. Ich fand die Stelle immer wahnsinnig traurig. Auch wenn das Lama das echt verdient hatte. Flo hat mich mal mit dem Lama verglichen. Idiot.

„Dann ist ja alles okay.“ Ich lächelte kurz und lehnte mich einfach an Rob. Ich hatte keine Lust mit ihm zu streiten, außerdem war ich bekannt für meine Stimmungsschwankungen.

Wir schwiegen wieder. Ich bemerkte, dass er nervös seine Hände knetete. Aber wenn er was zu sagen hatte, sollte er von sich aus reden.

„Ich dachte nur irgendwie...“ Er brach wieder ab, schielte kurz zu mir, um sofort den Blickkontakt wieder abzubrechen. „Also ich dachte eigentlich, dass... Du hast doch gesagt, dass du nicht mit ihm zusammen bist. Warum triffst du ihn dann noch?“

Ich hatte das Gefühl, dass er was anderes sagen wollte. Aber das schien ihn auch zu beschäftigen.

„Sagte ich doch schon, der Sex ist gut und er ist ganz nett.“

„Magst du ihn?“

Ich lachte. Was für eine dumme Frage. „Ich mag den Sex mit ihm.“

„Bist du deswegen mit ihm zusammen?“ Warte, irgendwo hatte ich in dem Gespräch etwas verpasst. Wie kam denn Rob auf die absurde Idee?

„Äh, ich bin nicht mit ihm zusammen.“ Ich schüttelte den Kopf. Nein, so was aber auch. Ich hatte doch keine Beziehungen.

„Dann... dann würdest du ihn nicht mehr treffen, wenn du mit jemand anderen guten Sex hättest?“

„Vermutlich nicht.“ Ich zuckte mit den Schultern, ich hatte mir darüber keine Gedanken gemacht, immerhin stand ja niemand in Aussicht.

Er packte mich an den Schultern und küsste mich. Sein Kuss war fordernd, gierig und selbstbewusst und ich zog Rob noch näher zu mir heran.

Das hatte Antonio also damit gemeint, die Sache mit Robert regeln. Ging ja einfacher, als gedacht.

Er fuhr mit seinen Händen unter mein T-Shirt und ich ließ mich auf das Sofa zurücksinken. Er war über mich gebeugt und biss mir in den Hals.

Und vielleicht war das gerade nur wieder einer meiner Sexfantasien, die mit mir durchgingen.

Ich schnappte nach seinen Lippen, als er kurz von meinem Hals abgelassen hatte. Meine Hände schoben währenddessen sein T-Shirt nach oben, um es ihm dann über den Kopf zu ziehen.

Kurz dachte ich, dass er vorhin meinte, er sei müde. Ich grinste gegen seine Lippen. Er war so ein schlechter Lügner.

Plötzlich schaute er ernst zu mir auf.

Ich schluckte, ich mochte, wenn er mich so ansah.

„Hast du Kondome da?“

Ich lächelte. Bobby war einfach ein unromantischer Idiot, aber zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass ich bei einer Person richtig lag.

Zöpfchen

„Is nich wahr, oder?“, kicherend schaute ich zu Eric, der mit Bobby am Herd stand und gerade das Essen verschandelte, oder kochte, wie er es nannte. Ich musste ja zugeben, dass ich zwei wirklich tolle Väter hatte, aber kochen haben die beiden nach all den Jahren immer noch nicht gelernt.

„Doch, wie ich es sage, die konnten sich früher nicht ausstehen.“, bestätigte mir Florian, ein alter Freund von ihnen, lachend. „Ich bin mir sicher, dass sie ohne mich immer noch umeinander rumtingeln würden.“ Er nickte gewichtig, grinste jungenhaft, was im krassen Gegensatz zu seinen schon leicht angegrauten Haaren stand.

Ich schüttelte amüsiert den Kopf. Ich mochte es, wenn Florian uns besuchte, manchmal war auch sein Freund dabei. Aber Eric mochte aus mir bekannten Gründen Ben nicht, so waren diese Abend eher unterkühlt. Aber wenn nur Florian da war, gab es immer wieder lustige Geschichten von früher und ich konnte mir schwer vorstellen, dass die Personen von denen er erzählte wirklich meine Eltern sein sollten.

„Dann hab ich dir ja wirklich viel zu verdanken.“

Vielleicht denkt man, dass es komisch ist mit zwei Vätern aufzuwachsen. Aber ich glaube, mir hätte damals nichts besseres passieren können, als mich Eric und Bobby mit sechs Jahren adoptiert haben und mir eine stabile, liebevolle Familie gegeben haben. Sicher, dann in der Schule gab es Anfeindungen die Tochter von einem Schwulenpärchen zu sein und als Kind war es schwer zu verstehen, wo das Problem war. Aber wenn ich mir die ganzen Kinder von damals jetzt ansehe, zwölf Jahre später; viele hatten jetzt geschiedene Eltern oder viel Streit in der Familie, Väter, die ihre Frauen betrogen, Mütter, unglücklich in der Ehe und frustriert von ihrem Leben.

Da war es mir doch lieber, sich ab und an dumme Sprüche anzuhören, die mit den Jahren sowieso weniger geworden sind, und dafür zu wissen, dass sich meine Eltern wirklich lieben.

Eric und Bobby trugen das Essen auf und setzten sich zu uns an den Tisch. Florian und ich tauschten immer wieder amüsierte Blicke aus, bis es wohl Eric zu viel wurde.

„Ihr habt wieder über uns gelästert! Ich seh es euch doch an.“

„Lästern würde ich das nicht nennen, ich hab nur ein paar alte Geschichten erzählt.“, lenkte Flo ein. Ich nickte zustimmend.

„Ich fühl mich in meiner Autorität untergraben.“ Und er klang dabei so beleidigt, als wäre er fünf und nicht fünfundvierzig. Bobby schnitt nur schmunzelnd sein Fleisch, sagte aber nichts.

„Welche Autorität?!“ Ich grinste ihn belustigt an. Die Autorität kam im Allgemein immer von Bobby, der im Gegensatz zu Eric, nie auf meinen absolut mitleiderregenden Blick reagierte, dafür aber selten wirklich ein Machtwort sprach. Nur wenn er dachte, es sei nötig.

Eric seufzte nur theatralisch. „Was ist nur aus meiner kleinen Lisa geworden, die sich immer die Haare von mir flechten lassen wollte?!“

Ich streckte ihm die Zunge raus und er lachte.

Wirklich, mich hätte es bedeutend schlimmer treffen können, als mit zwei schwulen Vätern.
 

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Willkommen zu "Die Welt ist klein"
 

Das ist ein „Die Welt ist klein“ bzw „Wir plätten Earhtsick“ - Projekt, dass von Onichanjo und mir ins Leben gerufen wurde. Bekanntere Geschichten zu diesem Projekt sind „Außenwelt – Multistabile Separatrizenmatrix“, „Milchglas“, „Döner für Dreifünfzig“ und „Leben“. Es befindet sich noch im Anfangsstadium und viele Verbindungen und Beziehungen kann selbst ein aufmerksamen Lesen noch nicht direkt sehen, aber wir arbeiten dran. Zudem sind die einzelnen Geschichten nicht in chronologischer Reihenfolge des Projekts geschrieben. Nur wer mit denkt und genau ließt, wird das ganze Ausmaß von „Die Welt ist klein“ verstehen können.

Wir hoffen natürlich, dass wir solche Leser einmal haben werden.
 

Charaktere, die in dieser Geschichte aufgetaucht sind, findet ihr unter anderem in:

„Eintagsfliege“ von Onichanjo

http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/favoriten/24625/128668/

Kapitel 2: Mit dem Kopf am Boden und den Füßen in den Wolken (Marc X Florian)

Kapitel 3: Fallende Schmetterlinge (Marc X Florian)
 

Weitere Geschichte des Projekts, die gerade in Arbeit sind:

"Mark mag Marc" von Onichanjo

"Das Tagebuch der Müllprinzessin" von Memphis



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Kommentare zu dieser Fanfic (44)
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Von: abgemeldet
2009-12-28T03:47:07+00:00 28.12.2009 04:47
Was soll man dazu noch sagen? :D Ich denke, abranka vor mir hat sich schon ganz passend ausgedrückt. Ich mag es, wie deine Charaktere von dem auf Animexx sonst anscheinend üblichen Schema abweichen. Und auch wenn es für mich irgendwie zutiefst irritierend war die beiden plötzlich Jahre später als Ehepaar zu lesen, es war sehr schön Lisa wiederzutreffen ^.^
Memphis, es hat wieder mal einfach nur Spaß gemacht deine Geschichte zu lesen. Echt große Klasse! ^.~

Von:  Yumika
2009-02-05T16:35:49+00:00 05.02.2009 17:35
Schöne kurzweilige Geschichte, bei der man an der ein oder anderen Stelle über den Hauptcharakter schmunzeln muss.

Und haha, Ich wusste doch das mir der Name Bobby neulich untergekommen ist. Ich sollte die überflogene Geschichte wirklich noch mal lesen.
Find ich echt toll, dass ihr versucht so zusammenhängende Geschichten zu schreiben.
Liebe Grüße und viel Spaß dabei weiterhin, Mika
Von:  Yumika
2009-02-05T16:30:36+00:00 05.02.2009 17:30
Da muss trinithy recht geben. Disney-Fans haben doch angeblich immer so hohe Vorstellungen von der Liebe. Naja, aber der Charakter ist ja eh nicht ganz einfach und ein bisschen widersprüchlich.

Den letzten Satz:..., aber zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass ich bei einer Person richtig lag." kann man auch wunderbar zweideutig verstehen, war das Absicht? ^^

Nyo nun das letzte Chapter.
LG, Mika
Von:  Yumika
2009-02-05T15:04:28+00:00 05.02.2009 16:04
ich mag es am Ende etwas zu lesen was ich am Anfang schon mal gelesen habe. Da hat man das Gefühl es ist wirklich geplant und durchdacht was du schreibst.
Ansonsten: mal wieder angenehmer lockerer Schreibstil, die gut zur Perspektive passt. Ich mag die Ich-Perspektive, weil man dann automatisch den Charakter besser kennen lernt (was zugegeben auch Nachteile mit sich bringt, aber mich bei dir noch nicht enttäuscht hat).
Deine Rechtschreibung und Grammatik ist glücklicherweise recht gut und selten falsch.
Ich binnt gespannt in wiefern er sich in Bobby getäuscht hatte. *Ahnung hab*
LG, Mika
Von:  chrishe
2009-01-22T12:19:09+00:00 22.01.2009 13:19
Niedliche Geschichte.
Mann, ich habe vom ersten Kapitel an gemerkt, dass Rob was von Eric will und ich sitze viel weiter weg, sozusagen hinter Glas. Aber so ist das meistens: die wirklich Beteiligten schnallen es immer zuletzt.
Freue mich, dass es die Zwei doch noch geschafft haben und durch den Epilog wurde die Geschichte super abgeschlossen.
Hat mir gefallen. LG
Von:  trinithy
2008-07-13T10:47:13+00:00 13.07.2008 12:47
Ich liebe diesen Epilog!
Wow, das war....anders als erwartet. Besonders der Perspektivenwechsel in die Sicht der Tochter hat mir verdammt gut gefallen!

Ich muss mich elider wiederholen. Dein Schreibstil und deine ganze Geschichte war einfach super, super klasse!

*sprachlos ist*

*hut vor dir zieh*

LG trinithy
Von:  trinithy
2008-07-13T10:43:06+00:00 13.07.2008 12:43
ich wollte doch noch was gesagt haben *drop*

Also erstmal, den Disney Film "Königreich für ein Lama", habe ich auch gesehen xD Der ist echt süß!

Und was ich noch lustig finde ist, dass Eric voll auf solche Filme anfährt. Und gerade bei ihm, bei seinen Einstellungen, erwartet man eher etwas total anderes, nämlich, dass er mehr der Typ für Horror oder Aktion oder so ist!
Ich find's super, dass es von den Erwartungen abweicht!
Von:  trinithy
2008-07-13T10:41:05+00:00 13.07.2008 12:41
Das ist ja mal ein Happy-End der anderen Art.
Kein kitschiges [ich gebe zu, ich liebe und schreibe auch selber kitsch xD] 'Ich liebe dich' oder so sondern ganz dumpf "Hast du Kondome da?" *lach*
Das ist echt super gewesen, und wenigstens denkt Rob überhaupt an sowas!^^


Ich finde den Stil der Geschichte so super. Im Grunde hast du zwei richtige Anti-Helden als Hauptpersonen gewählt, aber genau das macht sie doch wieder sympathisch und grenzt die Story so vom Durschnitt ab! Ich liebe es!
Von:  trinithy
2008-07-13T10:32:02+00:00 13.07.2008 12:32
Böser Flo!
Wobei, irgendwie tut er mir ja auch Leid. Dass er nie so richtig mit und nie so richtig ohne sein erste Liebe konnte.

Ich bin ja mal gespannt, was jetzt zwischen Rob und Eric so wiird, wenn die beiden schon mehr oder weniger zusammen auf der Couch kuscheln.
Von:  trinithy
2008-07-13T10:25:05+00:00 13.07.2008 12:25
Oh ha, der liebe Eric ist wohl bisweilen ein klein wenig Schwanzgesteuert, um es mal so zu sagen xD
Aber es passt zu seinem Charakter.

Der lezte Abschnitt gibt mir zu denken. Flo wird doch nicht etwa wieder mit diesem Marc was am laufen haben und Rob hängen lassen? Ich ahne Schreckliches (oder Gutes, für Eric xD)



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