Rosé oder Veilchenblau?
“Orochimaru, ich habe eine tolle Idee!”
Er hätte wissen müssen, dass dieser Satz Tayuyas ihn in die Verzweiflung
stürzen würde. Das Mädchen hatte die großartige Idee, das Kinderzimmer
einzurichten. Nun, da war die Idee wirklich noch großartig gewesen,
schließlich sollte das Kind ja irgendwann sein eigenes Zimmer haben und
getrennt von seinen Eltern ruhen, wenn die sich miteinander beschäftigten.
So begann also das Grauen. Zuerst mit dem passenden Zimmer. Orochimaru war der
festen Meinung, dass es lieber neben Kabutos Zimmer schlafen sollte, da sich
dieser ja bereits als Nanny qualifiziert hatte. Tayuya hingegen, hätte im
Nebenzimmer am liebsten einen Durchbruch gemacht und die Zimmer durch eine Tür
verbunden. Nach einigem Hin und Her hatte man sich auf ein leerstehendes Zimmer
geeinigt, das in Kabutos Reichweite war und sich fast neben dem gut
eingerichteten Gästezimmer befand, in welchem ab jetzt Orochimaru und Tayuya
schlafen würden.
Die zweite Frage war die Farbe des Zimmers. Wobei Orochimaru sowieso dafür war,
die Wand einfach so zu lassen, wie sie war. Tayuya und Kabuto jedoch wollten ein
wenig Farbe in das Leben des Kindes bringen, aber leider war Tayuya für ein
zartes rosé und der Arzt für ein feilchenblau.
“Das ist doch nicht dein Ernst, oder? PINK?”
“Nicht pink, rosé!” Tayuya war aufgrund Kabutos Einspruch sehr
aufgebracht.
“Was ist, wenn es ein Junge wird und er diese Farbe nicht mag?”
“Dann streichen wir eben eine Seite blau und die andere rosa.”, warf
Orochimaru ein, der sich irgendwie überflüssig vorkam.
“Schnauze!”, brüllten der Arzt und Tayuya in einem Ton.
Und so hielt Orochimaru den Mund, während sich die beiden auf einen weichen
Ockerton einigten, der sich in den Augen des Meisters nicht vom Originalton der
Wände abhob.
Nachdem die Farbe besorgt war, übernahm Tayuya das Streichen. Sie wollte alles
perfekt machen. Niemand durfte sie stören. Das Mädchen nutzte diese Aufgabe
als Auszeit, denn die letzten fünf Monate hatten sie viel Kraft gekostet. Sie
genoss die Ruhe und die einsamen Gespräche mit dem Kind unter ihrem Herzen. Sie
konnte mittlerweile sogar schon feststellen, wann es schlief und wann es wach
war. Und es schien sehr viel zu schlafen. 15 bis 20 Stunden am Tag war es in
einer Art Ruhephase, aus der es aber auch sehr schnell wieder erwachen konnte.
Wenn sie etwas gegessen hatte, zum Beispiel. In dem Moment in dem die
Nährstoffe bei ihm oder ihr ankamen, konnte es in Tayuyas Augen ebenfalls die
verschiedenen Speisen probieren, die sie zu sich genommen hatte. Dann freute es
sich regelrecht, denn Hunger hatte es andauernd.
Als sie mit der vierten Wand begann lief ihr bereits der Schweiß die Stirn
hinunter. Es war anstrengend ein gutes halbes Kilo und das dazugehörige
Fruchtwasser mit sich herumzutragen. Aber dank Orochimarus gelegentlichen
Massagen hielten sich die Rücken- und Knöchelschmerzen, die das 25 Zentimeter
lange Ding verursachte, noch in ertragbaren Grenzen.
Von Kabuto wusste sie, dass auch das Kind Druck und Schmerzen wahrnehmen konnte.
Auch Temperaturunterschiede konnte es fühlen. Dann wurde ihm oder ihr also
gerade auch heiß, dachte Tayuya, während sie aus der Wasserflasche trank und
sich eine kleine Pause gönnte.
Der Rest des Zimmers war danach schnell gemeistert und sogar Orochimaru war
zufrieden mit der Arbeit seiner kleinen Dienerin. In den nächsten Tagen würden
sie zusammen das Mobiliar zusammentragen. Eine Aufgabe, der weder Orochimaru
noch Kabuto zugetan waren, aber sie musste erledigt werden.
Die drei waren überwältigt von der Vielzahl an Kinder- und Stockbetten, den
verspielten Lampen und den unendlichen Variationen an Mobiles, die überall von
der Decke hingen. Orochimaru hatte nie gewusst, was für ein produktives Reich
er da regierte.
Nach einiger kurzen Streiterei zwischen Kabuto und Tayuya ging Orochimaru wieder
als Schlichter dazwischen. Seit sie mit dem Umbau des Zimmers begonnen hatten,
lagen sich die beiden andauernd in den Haaren und es versprach noch schlimmer zu
werden. Seufzend zeigte der Meister auf ein schlicht gehaltenes Kinderbettchen
und dann auf eine kleine Wiege, die man perfekt neben Tayuyas Bettseite stellen
konnte, während diese das Kind noch stillte. Die Entscheidung schien
einleuchtend, also überließen die beiden nun Orochimaru die weitere Auswahl
und nickten nur immer, wenn er etwas für gut befand.
Sie ließen sich die Sachen auf die Lieferliste setzen und verließen das
Kaufhaus. Jetzt galt es, die alltäglichen, kleineren Gebrauchsgegenstände, wie
Nuckelflasche und Windeln zu kaufen. Orochimaru zu Liebe entschied man sich für
eine hochkomplexe, aber dafür sehr bedienfreundliche Windel. Die Babynahrung
würden sie erst in ein paar Wochen kaufen, aber sonst wurde alles in Massen
herbeigetragen.
Gegen Ende ihres Einkaufs fiel Kabuto immer mehr auf, wie sie beobachtet wurden.
Nun ja, der sonst so scheue Herrscher, der auf einmal mit seiner schwangeren
Frau alles für ein Kind einkaufte, war natürlich schon ein Spektakel.
Orochimaru hatte das ungute Gefühl, dass das an seinem Image kratzen würde.
Wie wohl die Hokage Tsunade reagieren würde, wenn sie davon erfuhr. Sie würde
es als ein billiges Gerücht, abtun, ganz klar.
Vollkommen erschöpft, aber zufrieden verstauten sie Zuhause alles und machten
sich nicht weiter Gedanken darüber, was die Leute sagen würden. Hauptsache
ihrer kleinen Familie ging es gut.