Zum Inhalt der Seite

Stranger than strange

Eine Sammlung von Emily the strange-FanFictions
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Easy-peasy to feel queasy about greasy stuff

Ein schriller Schrei zerriss die Stille des Nachmittags. Ein Schrei des Erstaunens, ein Schrei des Entsetzens, ein Schrei der Entrüstung. Zu vertraut war man in diesem Haus mit den verschiedenen Nuancen des Schreiens, um das nicht sofort heraushören zu können. Ein wütendes Aufstampfen und wildes Fluchen setzte Sekunden später ein. „Ah, dieses kleine, scheinheilige *Piep*! Wie kann sie es wagen?! *Piep* *piep*, einfach so eine *piep* *piep* zu veranstalten! Argh, das ist doch *piep*. *Piiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiep*!!!!!!“

„Na klasse, damit ist die Ruhe wohl vorbei.“, seufzte Mystery. „Warum muss eigentlich immer etwas sein, wenn ich ein Schläfchen halten will?“ Sie reckte und streckte sich reichlich, bis sie endlich aufstand und ihr gemütliches Eckchen auf dem Dachboden verließ. Langsam tigerte sie die staubigen Treppen hinunter, immer der lautstarken Fluchtirade aus dem Wohnzimmer nach.

Unten an der Treppe saß ein verdutzt aussehender Sabbath und murmelte vor sich hin: „Dude, das ist mal ein krasser Wortschatz. Wo hat sie denn bloß *piep* aufgeschnappt?“ Anerkennend pfiff er durch die Zähne, bis er Mystery wahrnahm. „Dude, hast du ne Ahnung, was da los ist? Emily geht ja ab wie Schmidts Katze.“

„Vorhin hat sie noch friedlich vor der Glotze gesessen.“, ließ Miles verlauten, der scheinbar eben von einer kleinen Schwarzmarkttour zurückgekehrt war. Zumindest lag neben ihm ein verdächtig wirkendes Bündel, in dem sich garantiert nur etwas Verboten-Unheilvolles befinden konnte.

Mit einem lässigen Satz sprang Nee-Chee, der bis dahin zwischen den spinnenwebenverhangenen Vorhängen gesessen hatte, zu ihnen und spekulierte: „Vielleicht wurde kurzfristig das Halloween-Special abgesetzt, auf das sie sich so gefreut hatte. Erinnert ihr euch noch an letztes Halloween? Da hat sie fast einen Tobsuchtsanfall bekommen, weil ihr Lieblingshorrorfilm dann doch nicht gezeigt wurde.“

„Wilde Vermutungen bringen uns auch nicht weiter. Wir sollten mal lieber nachschauen, was die Katze ins Haus geschleppt hat.“, schlug Mystery vor und tapste vorsichtig zum Ort des Geschehens, dicht gefolgt von Sabbath, Miles und Nee-Chee.
 

Im Wohnzimmer tobte Emily noch immer ausgelassen vor Zorn. „Wenn ich diese miese, kleine *Piep* in die Hände bekomme, dann…“, schrie sie und pfefferte dabei einen altertümlichen Kerzenständer an die Wand. „Zuerst versaut sie mir meinen Tshirt- und Merchandiseverkauf und nun das! Du verlogenes *Piep*! Dir bereite ich mal einen gloomy day!“ Bebend vor Wut sank sie in den alten Sessel und umkrallte die Armlehnen, bis ihre Fingerknöchel ganz weiß waren.

Die vier Katzen näherten sich langsam dem schwarzhaarigen Mädchen. In so einer Verfassung hatten sie Emily vorher noch nie gesehen. Es musste also etwas wirklich Schreckliches passiert sein.

Bei den Worten Tshirt- und Merchandiseverkauf hatte Mystery die Ohren gespitzt. Oft genug hatte sie ihrer Freundin über die Schulter geschaut, wenn diese über das Internet die Verkaufszahlen ihrer Fanartikel überprüft hatte. Und in der letzten Zeit waren die Zahlen etwas zurückgegangen und der Grund dafür war ein kleines, rothaariges Mädchen, Emilys größte Konkurrentin. Da musste also des Katers Kern liegen.

„Was hat denn Smaragd, oder wie sie noch mal hieß, gemacht?“, maunzte die alte Katze. Für jeden normalen Menschen hätte sich das garantiert wie ein langgezogenes Miau angehört, aber Emily war ja nicht normal, sondern absolut „strange“. Daher konnte sie auch in vielen Fällen ganz genau verstehen, was ihre vier samtpfotigen Freunde von ihr wollten.

„Was sie gemacht hat?“, regte Emily sich auf. „Seht es euch lieber selber an. Es ist einfach unbeschreiblich.“ Mit diesen Worten schaltete sie den Fernseher wieder an und was dort zu sehen war, war wirklich nackenfellsträubend.

Eine total niedliche Ruby Gloom spielte fröhlich lachend mit ihren verkorkst süßen Freunden. Absolute Friede-Freude-Eierkuchen-Sülze!

Angewidert wand sich Sabbath vom Bildschirm ab und raunte: „Dude, das ist grauenhaft! Einfach nur grauenhaft.“

Miles hielt sich mit der Pfote sein gesundes Auge zu. „Das ist schlimmer als jede Gehirnwäsche.“, jammerte er vor sich hin. „Sogar schlimmer als die Teletubbies.“

Nur Nee-Chee, der große Denker, blieb unbeeindruckt und kniff nachdenklich die Augen zusammen, während sein schwarz-weiß geringelter Schwanz leicht zuckte. „Das ist ein verdammt ausgeklügelter Schachzug. Die verschreckt damit alle Schöngeister der Dunkelheit und spricht dafür die Kitschliebhaber an.“

„Schlimmer noch. Sie verrät damit alles, was mir hoch und heilig ist.“, brummte Emily. „Zuerst bringt sie lauter Shirts auf den Markt mit Sprüchen wie ‚Even my sunny days are grey’ oder ‚I love being different’ und ich dachte da noch, dass das okay wäre. Hey, halt noch ein Mädchen, das die Dunkelheit liebt und am liebsten mit ihrer Katze unterwegs ist. Aber was soll das denn nun?“ Fassungslos deutete sie auf das quietschbunte Geflimmer auf der Mattscheibe.

Mystery nickte verständnisvoll. Emily war ein Kind der Dunkelheit und alles, was diese Dunkelheit lächerlich machte, entfachte ihren Zorn. „Aber jetzt ist die Katze nun einmal den Baum hoch. Was sollen wir denn dagegen unternehmen?“, fragte sie in die Runde.

„Ganz einfach. Wir gehen nach Gloomsville und regeln das. Ansonsten kann ich mich ja auch gleich in Emily Erdbeer umbenennen und ins Erdbeerland ziehen.“, erklärte Emily bestimmt und ihre Augen glommen entschlossen auf.
 

So stampfte also eine wütende Emily quer über den Friedhof nach Gloomsville, dem Ort des putzigen Schreckens, links und rechts flankiert von Mystery und der Gang. Sabbath hatte kurz vor dem Aufbruch noch schnell seine Krallen gewetzt, während Miles seinen geheimen Vorrat an Obskuritäten vorsorglich geplündert hatte. Die in Gloomsville konnten sich warm anziehen, denn ein paar Anti-Zuckersüß-Fanatiker würden mit ihnen ein wenig Katz und Maus spielen.

Nach einem schönen Marsch über den Friedhof, der eine etwas beruhigende Wirkung auf Emily hatte, gelangten sie an die Grenze nach Gloomsville. Alles sah hier beinahe genau so düster aus wie Zuhause, aber wenn man genauer hinsah, erkannte man an manchen Stellen kleine Ornamente in Herzchenform und anderen Schnickschnack.

Der einäugige Kater schüttelte den Kopf: „Von Dekoration haben die keine Ahnung. Da gehören Spinnweben und Totenköpfe hin. Vielleicht auch ein paar fleischfressende Pflanzen in den Vorgarten…“

„Ja, wir wissen es, Miles. Auf dem Schwarzmarkt sind grad die Venusfliegenfallenwochen. Schließlich haben wir nun schon fünfzehn davon im Garten.“, versetzte Mystery genervt. Von den Pflanzen hatte sie schon lange die Nase voll, nachdem so ein überzüchtetes Exemplar mal ihren Schwanz anknabbern wollte.

„Jetzt streitet euch doch nicht.“, fuhr Emily dazwischen. „Ihr vergesst wohl, warum wir hier sind? Wir wollen denen mal die Meinung sagen.“

Der junge Kater mischte sich auch ein: „Dude, aber rubbel die Katz. Die werden sich noch wundern.“
 

Zielstrebig steuerten sie auf das große Haus oben auf einem Hügel zu, weil selbst aus der Ferne das glockenhelle Lachen und freudige Rufen von Ruby Gloom und ihren Freunden zu hören war. Diese Geräusche verursachten eine Gänsehaut bei Emily, zu sehr erinnerten sie diese an die schrecklichen Erlebnisse ihrer Anti-Langeweile-Phase.

Im Garten des Hauses bot sich auch das Grauen, das Emily erwartet hatte. Ruby Gloom, ein rothaariges Mädchen in einem schwarzen Kleid mit rot-gelb geringelten Strümpfen, tollte über den Rasen. Dicht hinter hier liefen und flogen zahlreiche, seltsame Gestalten: eine schwarze Katze mit einem roten Halsband, ein Zyklopenmädchen mit einer großen Schleife im schwarzen Haar, ein kleines Gespenst, ein traurig aussehendes Mädchen in einem blauen Kleid, ein Rabe in einem violetten Frack, ein Skelettjunge mit roten Chucks, eine ängstliche Fledermaus und ein Junge mit einem grünen und einem blauen Kopf, der ein Smileytshirt trug. Alle lachten und tobten ausgelassen.

„Fang mich doch, Iris!“, rief Ruby dem Zyklopenmädchen zu, während der Junge mit den zwei Köpfen sich mit sich selber zankte: „Du hast Doom Kitty entkommen lassen, Len.“ –„Gar nicht wahr, Frank. Dafür hast du doch Boo Boo vorhin nicht fangen können.“

Mystery musste sich vor Unmut schütteln. Wie gut, dass Emily nie auf die Idee kam, gemeinsam durch den Garten zu tollen. Im Keller zu experimentieren oder Seancen auf dem Friedhof abzuhalten war ja viel unterhaltsamer.

Bevor der ganze niedliche Spaß zu viel für ihre Nerven wurde, baute sich Emily vor der Gesellschaft auf und räusperte sich lautstark. Mit einem Schlag wurde es eine Spur düsterer und es war mucksmäuschenstill.
 

„Oh mein Gott!“, kreischte Ruby aufgeregt. „Das ist ja Emily the strange! Wie schön, dass du uns besuchen kommst. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich eine Party für dich vorbereitet. Los, Misery, Poe, holt ein paar Erfrischungen für unsere Gäste.“

Sofort setzten sich der Rabe und das traurige Mädchen in Bewegung, wobei diese Misery auf dem Weg ins Haus über einen Blumentopf stolperte.

Emilys Augenbrauen zuckten unmerklich und sie musste sich wirklich zusammenreißen, um nicht laut loszuschreien. Eisig taxierte sie Ruby und murmelte unheilvoll: „Ich komme wegen deiner Fernsehserie…“

„Du hast sie gesehen? Toll, toll, toll! Ist sie nicht fantastisch?“, brabbelte das rothaarige Mädchen munter drauf los. „Hab ich es euch nicht gesagt? Die Serie ist ein Hit, sogar Emily findet sie toll. Aber du hättest deswegen doch nicht unbedingt zu uns kommen müssen, um uns dafür zu gratulieren. Das wäre doch nicht nötig gewesen.“

„Deswegen bin ich nicht hier…“, warf Emily brummig ein, als sie endlich wieder zu Wort kam.

Ruby stutzte kurz: „Ach, deswegen nicht? Ah, ich verstehe, du wolltest uns endlich mal richtig kennenlernen. Ja klar, da wohnen wir so nah bei einander und sind uns noch nie begegnet. Das ist wirklich eine Schande. Na gut, dass du hergekommen bist. Wenn du möchtest, kannst du gleich hier bleiben und wir machen eine Pyjamaparty.“

„Eine Pyjamaparty kann sehr lustig werden.“, erklärte das traurige Mädchen und drückte Emily ein Glas in die Hand, das diese skeptisch auf seinen zitronig-süßen Inhalt prüfte.

„Darum auch nicht!“, verkündete Emily mit donnernder Stimme, die keine Unterbrechungen zuließ. „Sagt mal, seid ihr blind? Seht ihr nicht, dass ihr euch verkauft? Wie könnt ihr nur so einen seichten Kuschel-Wuschel-Schmus im Fernsehen zeigen? Versteht ihr denn nicht, dass ihr das Leben in der Dunkelheit in den Dreck zieht?“

Fassungslos sahen die Bewohner von Gloomsville sie an. „Soll das heißen, dass du keine Lust zu einer Pyjamaparty hast?“, fragte Iris vorsichtig.

Ruby strahlte sofort wieder: „Kein Problem, wir können die Party ja verschieben. Aber vielleicht hast du ja Lust eine Tasse Tee zu trinken. Wir haben vorhin ganz tolle Plätzchen gebacken.“

„Habt ihr nicht zugehört? Wir stehen nicht auf so einen Friede-Freude-Eierkuchen-Kitsch. Wir basteln gerne Voodoopuppen, entwickeln gruselige Geräte oder gucken Horrorfilme. Wir haben absolut keinen Bock auch nur ansatzweise niedlich zu wirken. Wir sind anders! Und ihr habt das zuerst vorgeheuchelt oder was sollten die ganzen Tshirts mit den düsteren Sprüchen, die ihr über das Internet verkauft habt? Ihr beschmutzt den guten Ruf von allen andersdenkenden, andersartigen Dunkelheitsfanatikern.“, rief Emily, die sich gerade wieder in Rage redete.

„Soll das heißen, dass du auch keine Plätzchen magst? Möchtest du lieber ein Stückchen Sahnetorte?“, erkundigte sich Skelettie, der Skelettjunge mit den roten Chucks.

Für eine Sekunde war das Gesicht von Emily ausdruckslos. „Ahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh!!! Ich halte es nicht aus! Die sind doch alle wahnsinnig hier. Wie kann man nur so zuckersüß sein?“, schrie sie.

„Reg dich nicht auf. Lass uns lieber gehen, die sind mir echt unheimlich hier.“, beschwichtigte Mystery ihre Freundin.

Miles stimmte ihr zu: „Die haben wohl zu oft ihre eigene Serie gesehen und sich selbst gehirngewaschen.“

Sabbath fauchte der seltsamen Gesellschaft noch einmal zu und half dann den anderen Katzen dabei, die fassungslose Emily wieder nach Hause zu schaffen.

„Warum waren die jetzt eigentlich hier, wenn sie keine Plätzchen mögen?“, erkundigte sich die Fledermaus Flattermann.

Ruby sah dem Mädchen mit ihren vier schwarzen Katzen hinterher und zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung… Wollen wir nicht lieber weiter spielen?“
 

Es hatte einige Zeit gedauert, bis die fünf Freunde zurück in ihr wunderbar düsteres Haus gelangten. Immer wieder war Emily auf einen der Grabsteine gesunken und hatte entgeistert gemurmelt: „Warum? Macht denen das etwa auch noch Spaß? Wie kann man nur?“

Erst als Emily wieder in ihren Sessel verfrachtet worden war, konnten Mystery und die anderen aufatmen. Nach ein paar Stunden war sie wieder die Alte. Nur die Verkaufszahlen ihrer Fanartikel machten ihr noch Sorgen.

„Keine Panik. Das wird sich schon wieder einrenken. Die echten Fans der Düsternis werden sich nicht von diesem Gefühlsschmalz abschrecken lassen und bleiben ihrem Genre treu. Du wirst sehen.“, beschwichtigte Mystery.

Emily schüttelte den Kopf: „Das ist einfach zu krass, selbst für die ganz Hartgesottenen. Der Verkauf wird in den Keller gehen. Und wovon sollen wir dann leben? Dann müssen wir aus dem Haus raus. Dann gibt es keine Shoppingtouren mehr über den Schwarzmarkt. Wir müssen dann in einem rattenverseuchten Kellerloch leben…“

„Dude, so ein rattenverseuchtes Kellerloch hört sich doch toll an. Klingt urgemütlich.“, meinte Sabbath.

Miles sah fragend zu Nee-Chee rüber. „Aber so weit wird es doch nicht kommen, oder? Dass wir nicht mehr auf dem Schwarzmarkt einkaufen gehen können.“ In Gedanken ging er bereits die nächsten Angebote der Giftmischerwoche durch, die er verpassen könnte.

„Nur keine Sorge. Die Verkaufszahlen werden nicht weiter sinken. Und wenn, dann trägt das die Katze auf dem Schwanz fort. Es wird schon alles beim Alten bleiben.“, erklärte der große Philosoph und natürlich würde er wie immer Recht behalten.

Erleichtert atmete Emily auf. „Ihr habt bestimmt Recht. Also wozu aufregen? Wenden wir uns den angenehmen Dingen des Lebens zu. Wie wäre eine Partie Gläser rücken?“

So kehrte wieder Ruhe in das „strange“ Haus ein und von da an wurde ein gewisses Fernsehprogramm für immer vermieden.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück