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Stranger than strange

Eine Sammlung von Emily the strange-FanFictions
von

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The strangeness of being bored of boredom

Es war ein perfekter Tag da draußen. Die Sonne schien nicht, der Himmel war düster und die Vögel sangen nicht ihre fröhlich dummen Lieder. Es war beinahe zu perfekt. Irgendetwas musste also nicht stimmen. Mystery konnte es geradezu in den Spitzen ihrer Schnurrhaare spüren, dass etwas nicht so „strange“ war, wie es eigentlich sein sollte. Normalerweise würde sie um die Zeit ein kleines Nickerchen machen, aber das komische Gefühl ließ sie einfach nicht schlafen. Sie stand langsam auf, reckte sich ausgiebig und verließ ihre dunkle, ruhige Ecke, um nachzusehen, was zur heiligen Birma da eigentlich los ist.

Alles war soweit okay: Miles rannte kreuz und quer durch das Haus und sein Auge funkelte dabei, als würde er gerade etwas absolut Geniales aushecken. Sabbath lag auf dem Boden im Flur und sah aus, als hätte er vor einer Weile einen Kampf ausgefochten. Und Nee-Chee saß auf einer Fensterbank und hing schweren, philosophischen Gedanken nach.

Also setzte Mystery eine Pfote ins Wohnzimmer, um dort mal nach dem Rechten zu sehen. Emily lag quer ausgestreckt auf dem großen, alten Sessel und sah total gelangweilt aus. Die schwarze Katze nickte. Jeder tat genau das, was er sonst auch immer tat. Ihr Gefühl musste sie getäuscht haben und sie wollte schon zu ihrer dunklen Ecke zurückkehren, als Emily laut seufzte: „Mir ist langweilig.“

„Erzähl mir was neues“, dachte die alte Katze im ersten Moment. Aber etwas an diesem Seufzer war seltsam und neu, daher entschied sich Mystery noch ein wenig abzuwarten.

Emily starrte an die düstere Zimmerdecke voller Spinnweben mit einem solch melancholischen Blick, den nur die Vorsitzende der Langeweile hinbekam, und seufzte erneut. „Mir ist so langweilig“, flüsterte sie, „So langweilig. Ich sterbe vor Langeweile.“

Die Katze sah das Mädchen lange und sehr nachdenklich an. „Das ist es! Emily ist nicht wie sonst. Sie ist nicht sie selbst und genießt auch nicht die Langeweile wie sonst.“ Dieser Gedanke schoss Mystery flink wie eine Katze durch den Kopf und verunsicherte sie. Emily the strange benahm sich noch „stranger“ als jemals zu vor. Die Königin der Langeweile und der Melancholie, welche sie zu einer Kunstform perfektioniert hatte, konnte diese nicht mehr aushalten. Was für ein Katzenjammer!

Wie vom Donner gerührt blieb Mystery nach ihrer nackenfellsträubenden Erkenntnis auf der Schwelle zum Wohnzimmer sitzen und beobachtete ihre junge Freundin, die so mitleiderregend vor sich hinseufzte. Was ging da wohl gerade in dem Mädchen vor? Aber so genau wollte sie das dann doch nicht wissen, schließlich ist die Neugierde der Katze Tod. Und wenn man so alt war wie Mystery und bereits sieben seiner neun Leben verbraucht hatte, sollte man lieber nicht zu viel riskieren.

Als sich Emily dann ruckartig aufrichtete, machte Mystery einen Satz nach hinten. Der Gesichtsausdruck des Mädchens war beängstigend anders und merkwürdig entstellt. Ihre Augen strahlten grauenerregend, ihre Mundwinkel waren weit nach oben gezogen und es schien als würde ihr Mund von einem Ohr zum anderen reichen. Die alte Katze schüttelte sich bei dem schrecklichen Anblick und spitzte die Ohren.

„Ich werde einfach mein Leben verändern“, verkündete Emily und gab so ein glucksendes, furchtbar fröhliches Geräusch von sich. „Warum sollte ich mich auch ständig langweilen oder düsteren Gedanken nachhängen? Andere Menschen machen einfach etwas gegen ihre Langeweile, also kann ich das auch. Bloß was?“ Das schwarzhaarige Mädchen saß nun senkrecht im Sessel und dachte angestrengt nach, wie sie ihre Langeweile vertreiben könnte. Schließlich hatte sie diese bisher immer mit offenen Armen empfangen.

Mystery standen nun endgültig alle Nackenhaare zu Berge und in ihren Gedanken sah sie schon die grauenvolle Zukunft, in der keine Langeweile mehr existierte und Emily wie ein völlig normales Mädchen herumsprang. Garantiert würden dann nirgends mehr Spinnweben und dunkle Ecken im Haus zu finden sein. Stattdessen würden Spitzendeckchen und pastellfarbene Gardinen das gemütliche Zuhause verunstalten, bis sogar die anspruchslosen Mäuse und Ratten ausziehen würden. Dann würde es nur noch widerlichen Dosenfraß geben, denn Katzen würden Whiskas kaufen. Würgs… Vielleicht würde Emily mit diesem entstellten Gesichtsausdruck nicht allein bei dem Haus Halt machen, sondern auch deren Bewohner anpassen und dabei verzückt „Süß!“ kreischen. Mystery hatte schon alptraumhafte Sequenzen über Schleifen und Hüte vor Augen, denn sie erinnerte sich wage an eine Horrorserie über eine Artgenossin mit einer Vorliebe für hässlich-schnuckelige Kopfbedeckungen.

Bestimmt schüttelte sie den Kopf. So weit würde sie es nicht kommen lassen! Während Emily noch nachdachte, drehte sich die alte Katze auf der Stelle um und rannte zu den anderen, um die Katze aus dem Sack zu lassen. Zugegeben, dieses Mal war es eine äußerst hässliche, dicke Katze, die ihr friedvolles, düsteres Leben schlagartig beenden könnte.
 

Äußerst unsanft angelte Mystery Nee-Chee von der Fensterbank, der gerade kurz davor war sämtliche Probleme der Welt zu lösen. Danach stoppte sie Miles, der gerade aus dem Haus verschwinden wollte, um auf dem Schwarzmarkt alles Nötige für seinen neuen Plan zu erstehen. Sabbath lag Gott sei Dank immer noch im Flur und leckte sich seine Wunden, aber wie sie ihn kannte, sah sein Gegner bestimmt weit aus schlimmer aus. Nachdem auch er eingesammelt war, war die Bande endlich vollzählig und Mystery konnte nun, ohne wie die Katze um den heißen Brei zu schleichen, die grauenvollen Nachrichten übermitteln.

Nee-Chees schwarz-weiß geringelter Schwanz zuckte nervös, obwohl er sich sonst nicht anmerken ließ, wie schwarz er sich nach diesen Neuigkeiten die Zukunft ausmalte. Miles blinzelte ungläubig mit seinem gesunden Auge, als würde er es nicht fassen können, dass Emily etwas gegen ihre Langeweile unternehmen wollte. Nur Sabbath war ganz und gar gelassen. Der junge Kater schien sich der Schwere des Problems nicht bewusst zu sein, schließlich nahm er Schwierigkeiten immer auf die leichte Schulter und suchte geradezu nach ihnen.

„Wir müssen unbedingt etwas unternehmen, bevor Emily unser aller Leben auf den Kopf stellt. Kaum vorzustellen, was passiert, wenn sie wie die breite Masse werden will.“, verkündete Mystery, nachdem sie die Hiobsbotschaft einige Momente auf die anderen einwirken ließ.

Sabbath kratzte sich äußerst cool am rechten Ohr und entgegnete: „Dude, müssen wir überhaupt etwas unternehmen?“

Miles funkelte ihn kurz an. „Natürlich müssen wir etwas unternehmen. Ansonsten kannst du dich gleich mal als Grinsekatze üben. Emilys abstruse Idee wird Auswirkungen auf uns haben, dann ist es vorbei mit deinem coolen Image.“ Der schnellste Kater der Stadt machte eine kurze Pause, um nachzudenken. „Ich werde gleich zum Schwarzmarkt flitzen, dort finde ich garantiert etwas, das uns in dieser Lage weiterhelfen kann. Vielleicht schieben wir dieser ganzen Anti-Langeweile-Idee mit Beruhigungsmitteln einen Riegel vor.“

Mystery schüttelte den Kopf. „Wir können Emily doch nicht unter Drogen setzen, obwohl… Nein, wir müssen eine andere Lösung finden.“, sagte sie so bestimmt, dass Miles keine Widerworte mehr gab. Nur zur allergrößten Not würde sie diese Idee in die Tat umsetzen wollen.

„Dude, ich kenne da einen Schlägertrupp, der könnte schon dafür sorgen, dass Emily es nicht zu weit treibt mit diesem Glücklich-bis-an-ihr-Lebensende-Scheiß.“, gab Sabbath lässig von sich.

Doch auch er erntete für seinen Vorschlag einen tadelnden Blick von Mystery. „Keine Drogen! Keine Gewalt! Wir schaffen das auch anders.“ Kein Wunder, dass sie die Anführerin war, schließlich musste einer von ihnen vernünftige Entscheidungen treffen.

„Da beißt sich die Katze doch in den Schwanz!“, rief Miles aus. „Was bleibt denn da noch? Die wunderbare Wirkung von Chemikalien fällt weg, ebenso wie die Überredungskünste von einem Satz scharfer Krallen. Als nächstes bist du bestimmt auch gegen den Einsatz von Gedankenkontrolle.“

„Auch keine Gedankenkontrolle! Du kannst doch nicht irgendwelche ominösen Erfindungen an Emily ausprobieren. Vielleicht erleidet ihr Gehirn einen irreparablen Schaden und dann ist alles nur noch schlimmer.“, erklärte die alte Katze und sah hilfesuchend zu dem großen Denker der Bande, der bisher geschwiegen hatte. „Nee-Chee, sag doch auch etwas. Hast du vielleicht schon eine Lösung für unser Problem?“

Nee-Chee nickte sacht: „Ja, Sabbath hat Recht.“

Sabbath schnurrte zufrieden und leckte sich die linke Vorderpfote, während Mystery den philosophischen Kater ungläubig anstarrte. „Du meinst also auch, dass wir einen Schlägertrupp auf Emily hetzen sollen? Das kann doch nicht dein Ernst sein.“, rief sie entsetzt, als sie endlich ihre Sprache wieder gefunden hatte.

Der Denker schüttelte den Kopf. „Nein, das meine ich nicht. Sabbath erster Vorschlag ist richtig. Wir unternehmen nichts und warten ab. Emily ist ein Mädchen, das sich nur in der Dunkelheit wohl fühlt. Sie wird vielleicht ein paar idiotische Dinge der weitverbreiteten Allgemeinunterhaltung ausprobieren, aber früher oder später wird sie sich nach Langeweile und Melancholie zurücksehnen. Soll sie sich doch mit dem Verteilen von Spitzendeckchen und dem lauten Rumtollen im Garten verausgaben…“

Mystery sah kurz zu Sabbath und raunte: „Auch eine blinde Katze stößt mal auf eine tote Ratte.“ Sonst war seine ausgesprochen coole Abwart-Taktik alles andere als förderlich.

Die anderen nickten und der Vorschlag des Philosophen wurde einstimmig angenommen. Nee-Chee hatte mal wieder alles durchdacht, also würde man nur im Notfall eingreifen und die Gute-Laune-Aktionen sabotieren, falls Emily wider Erwarten daran Gefallen finden sollte.
 

Während der Katzenrat tagte, hatte Emily erst mal ihren Sessel verlassen und die schweren Samtvorhänge vor den Fenstern geöffnet, um Licht und Frischluft in das Zimmer zu lassen, was sie normalerweise nie getan hätte. Danach war sie pfeifend (!) durch das Haus geschlendert und in den Garten gegangen, wobei das Gepfeife keinem Ramones-Song zuzuordnen war, sondern eher der fröhlich dummen Melodie von Vogelgezwitscher.

Im Garten war sie einige Zeit lang einer merkwürdigen Beschäftigung namens Seilspringen nachgekommen. Sie hatte so etwas einmal bei einem kleinen Mädchen gesehen und der schien das Ganze richtig Spaß zu machen. Aus Mangel an einem Springseil musste ein altes Verlängerungskabel für Emilys Aktivität herhalten, doch wirklicher Spaß wollte nicht aufkommen. Das elende Hüpfen war eher anstrengend und schwierig.

Also landete das Verlängerungskabel wieder im Gras und das schwarzhaarige Mädchen schlenderte aus dem Garten. Doch sie schlug nicht wie sonst den Weg zum Friedhof ein, sondern ging Richtung Spielplatz im Park, um den sie normalerweise einen großen Bogen machte. Dort spielten auch einige Kinder: Sie schaukelten, rutschten, warfen sich gegenseitig einen großen, bunten Ball zu oder bauten Burgen im Sandkasten und dabei sahen sie alle so glücklich und gar nicht gelangweilt aus.

Entschlossen gesellte sich Emily zu ihnen, sie würde jetzt Spaß haben. Koste es, was es wolle. Zuerst versuchte sie die Rutsche, aber kein fröhliches „Huiiiiiiiiiiiiiiiiiiii!“ kam ihr über die Lippen. Auch beim Schaukeln blieb Emily stumm. Diese blöde Schaukel überschlug sich ja nicht einmal…

Das Ballspiel war auch nicht viel besser. So aufregend, wie es auf den ersten Blick schien, war es lange nicht und die anderen Kinder beschwerten sich nach einer Weile, weil sie angeblich den Ball zu hart warf. Dabei hatte der Junge, den der Ball ins Gesicht traf, nicht einmal ein blaues Auge bekommen und ein Zahn war ihm deswegen schon gar nicht ausgefallen.

Okay, es blieb ja noch der Sandkasten übrig. Aber der Sand hielt auch nicht, was er versprach. Jeder Versuch einen kunstvollen Totenschädel zu formen war zum Einstürzen verurteilt.

Etwas geknickt verließ Emily den Spielplatz und schlurfte durch die Straßen. Überall traf sie auf zufriedene, glückliche Menschen, die nicht die Spur von Langeweile oder gar Melancholie zeigten. Aber egal wie sehr das schwarzhaarige Mädchen auch versuchte diese zu imitieren, es klappte nicht. Dabei bemühte sie sich wirklich.

Sie kaufte sich wie eine Horde anderer Kinder ein großes Eis. Aber wer zur Hölle mochte schon Vanilleeis mit Sahne? So landete die Eistüte kurze Zeit später in der nächsten Mülltonne.

Ebenso fand sie heraus, dass sie nicht der Typ für einen Einkaufsbummel war. Die Läden in der Einkaufsstraße waren viel zu nichtssagend. Sie konnte nicht verstehen, dass sich andere Kinder ihre Nasen an Spielzeugläden platt drückten, dabei waren die Stände auf dem Schwarzmarkt, auf den Miles sie immer mitnahm, wesentlich interessanter.

Emily versuchte auch wie diese eine Frau durch den Park zu joggen. Bei ihr sah es aus wie die Erfüllung des Lebens, aber in Wahrheit war es einfach nur ermüdend. Die Freisetzung von Glückshormonen durch Joggen war wohl doch nur eine Legende, zumindest im Fall „Emily the strange“.
 

Als es dunkel wurde, kam das Mädchen wieder nach Hause geschlurft. Der Tag war wirklich anstrengend gewesen. „Ich bin zurück.“, verkündete sie müde.

Sofort kamen gleich alle vier Katzen aus den unterschiedlichsten Ecken des Hauses angestürmt, was eigentlich sehr untypisch für sie war. Aber sie hatten gespannt auf die Rückkehr des Mädchens gewartet, um herauszufinden, wie sehr sich ihr Zustand bezüglich der Anti-Langeweile-Aktion verschlimmert hatte. So folgten Mystery und die drei Kater ihr auch ohne Umschweife ins Wohnzimmer.

Erschöpft sank Emily in den alten Ohrensessel und starrte an die Zimmerdecke. Die vier Katzen sahen ihre Freundin erwartungsvoll und auch etwas besorgt an. Die Stille im Raum war beinahe unerträglich, dann endlich brach das Mädchen das erdrückende Schweigen. „Mir ist so langweilig.“, verkündete sie und seufzte zufrieden. Ein kleines Lächeln huschte verstohlen über ihre Lippen, wie sehr hatte sie das hier doch vermisst. Emily the strange war wieder „strange“.

Sabbath schaute Nee-Chee erstaunt an: „Dude, woher wusstest du, dass es genau so enden würde?“

Der Kater zuckte kurz mit seinem schwarz-weiß geringelten Schwanz und antwortet dann überlegen: „Eine Katze, die einen Kanarienvogel gefressen hat, kann darum noch nicht singen.“

Miles nickte erleichtert: „Wie wahr, wie wahr. Egal was Emily tut, Langeweile und Melancholie liegen ihr im Blut.“

Zufrieden schnurrend sprang Mystery auf den Schoss ihrer Freundin und rollte sich dort zusammen. „Wie gut, dass alles wieder beim Alten ist. Da war die ganze Aufregung für die Katz.“



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