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Another Chance I

A Marauder Tale
von

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Schatten der Vergangenheit

45 Schatten der Vergangenheit
 

Es war dunkel draußen und der Mond stand hoch am Himmel, doch ein kleiner Junge konnte nicht schlafen. Er war überhaupt nicht müde. Seine Mutter hatte ihn ins Bett gebracht und ihm eine weitere Geschichte von `Fiddich, dem tapferen Knuddelmuff´ vorgelesen. Er liebte diese Geschichte, in denen immer alles Gut ausging und dem Fiddich nie etwas Böses geschah.

Normalerweise schlief er dann auch immer gleich ein, doch nicht heute Nacht. Er war viel zu aufgeregt, denn Morgen hatte er Geburtstag!

Er hatte dieses Jahr nur einen Wunsch gehabt, die Fiddich-Action-Figur mit Lebensechten Funktionen. Das war sein größter Wunsch, er wollte nichts anderes haben.
 

Der fünfjährige Junge saß auf seiner Bettkante und lauschte auf die Geräusche im Haus. Es war still bis auf das gelegentliche Schnarchen seines Vaters im Nebenzimmer. Ganz vorsichtig stand er auf und tapste auf seinen kleinen, nackten Füßen über den Dielenfußboden.

“Vielleicht hat Mama mein Geschenk ja schon hingelegt!“ dachte er und sein Herz klopfte wie wild. Er wollte nur mal einen Blick darauf werfen, einen kleinen, ganz kurzen, damit er endlich schlafen konnte.

Das Bett nebenan quietschte, und er zuckte zusammen. Aber es hatte sich wohl nur jemand umgedreht, denn es war nichts weiter zuhören. Vorsichtig öffnete er seine Zimmertür und zog sie auf. Sie knarrte leicht und er hielt inne, doch seine Eltern hatten nichts gehört, denn es blieb alles Ruhig.

Schnell huschte er auf den Flur und schlich an deren Schlafzimmer vorbei ins Wohnzimmer.

Hier fand er jedoch nichts und so ging er weiter in die Küche. Aber auch hier lag kein einziges Geschenk für ihn. Er seufzte enttäuscht. Er wollte endlich wissen, ob er seinen Fiddich kriegte oder nicht.

Er ging ins Wohnzimmer zurück und sah aus dem Fenster. Ihr kleines Haus lag abseits anderer Ortschaften in den Hügeln von Yorkshire. Sein Vater war Bibliothekar in der magischen Zentralbibliothek Englands in London und er flohte jeden Tag dorthin. Sie hatten das Haus von seinen Eltern geerbt und er liebte die Gegend, auch wenn er gerne andere Kinder zum Spielen gehabt hätte. Seine Mutter blieb immer bei ihm und arbeitete den ganzen Tag draußen im Garten. Sie baute das Gemüse selber an und sie hatten sogar ein paar Hühner, um die er sich kümmerte. Er durfte immer die Eier reinbringen, denn er war ja schon groß. Es war jetzt Anfang März und bald würden sie auch wieder mit dem Aussäen anfangen.
 

Er drehte sich um und wollte gerade wieder in sein Zimmer gehen, als er plötzlich aufgeregtes, fast panisches Gegacker hörte. Er sah wieder aus dem Fenster und blickte zu dem Hühnerstall hinüber, konnte jedoch nichts erkennen. Große Brombeerbüsche versperrten ihm die Sicht.

Er sah zum Mond, der ihm heute riesig erschien und ein Schauer lief über seinen Rücken, denn es war Vollmond. Seine Eltern hatten ihn immer davor gewarnt, bei Vollmond raus zugehen, denn das war die Nacht, wenn die Monster umgingen.

Er hörte seine Hühner und wusste nicht, was er tun sollte. Er könnte seinen Vater wecken, aber der würde bestimmt böse werden, wenn die Hühner einfach nur so rumgackerten und gar nichts los war.

“Was würde Fiddich tun?“ fragte sich der kleine Junge und dann öffnete er mutig die Terrassentür.
 

Er trat ins Freie und ging ein paar Schritte. Es war kalt und er sah auf seine nackten Füße. Sollte er nicht lieber zurückgehen und seine Schuhe und Jacke anziehen? Dafür müsste er aber wieder in sein Zimmer und dann könnten seine Eltern doch noch wach werden. Wieder hörte er das aufgeregte Gackern der Hühner und lief den kalten, feuchten Lehmweg zum Stall entlang.

Schon vor den Brombeersträuchern sah er weiße Federn liegen, einige wirbelten sogar noch in der Luft umher. Er wurde langsamer und blieb schließlich stehen. Er hörte ein Schnauben und Schmatzen und dann erstarb auch das letzte Gackern auf der anderen Seite des Stalls.

Schritte kamen auf ihn zu, die von etwas Großem, Schwerem zu stammen schienen. Sein kleines Herz raste, als wollte es aus seiner Brust springen.

Der Mond schien in den Garten und tauchte alles in ein kühles, silbriges Licht. Er sah einen Schatten um den Stall schleichen, der immer größer wurde.

Er beschloss, dass jetzt sogar Fiddich den Rückzug angetreten hätte und drehte sich zum Haus um. Er rannte so schnell, wie seine kurzen Beine es zuließen, doch er stolperte auf dem unebenen Lehmboden und fiel hin. Er hörte die Schritte hinter sich und drehte sich um.
 

Das Monster, das auf ihn zukam war groß, sehr groß. Es hatte hellbraunes, zotteliges, verdrecktes Fell und seine Schnauze glänzte feucht im Mondlicht.

Es gab ein tiefes Knurren von sich und kam immer weiter auf ihn zu. Der Junge war starr vor Schreck und Tränen der Angst liefen ihm über sein Gesicht.

Jemand rief seinen Namen und riss ihn so aus seiner Starre. Er krabbelte rückwärts und versuchte aufzustehen, als sich das Monster auf ihn stürzte. Er spürte das Brennen in seinem Gesicht, als die scharfen Krallen der Pranke ihn dort trafen. Dann kam der Schmerz, als es sich in seine Schulter verbiss und der kleine Junge verlor das Bewusstsein.
 

~~~ ~~~ ~~~
 

“Er ist ein Monster, John! Seit fünf Jahren geht das schon so, ich ertrage das nicht länger.“

“Er ist unser Sohn, Mary! Wir sind für ihn verantwortlich.“

Seine Eltern versuchten, leise zu sein, aber er hörte sie trotzdem.

Remus stand im Flur und lauschte, wie sie sich mal wieder stritten. Seit er damals angefallen worden war, passierte das immer wieder. Meistens dann, wenn der Vollmond kam. Dabei hatten sie die erste Zeit viel getan, um ihm zu helfen. Sie hatten Tausende Galleonen für angebliche Heilmittel ausgegeben, die alle nicht wirkten, und die Enttäuschung darüber war von Mal zu Mal größer geworden.

Dann hatten sie einen Kellerraum gebaut, in den sie ihn einsperren konnten, wenn es soweit war.

Sie bemühten sich, ihn so zu behandeln wie vorher, aber auch das fiel ihnen von Jahr zu Jahr schwerer, besonders seiner Mutter. Sie hatte ihm danach nie wieder eine Geschichte vorgelesen, und in den Arm nahm sie ihn auch nicht mehr. Sie hatte sich komplett von ihm distanziert, und jetzt stand sie im Wohnzimmer und hatte eine Tasche in der Hand.
 

“Es tut mir Leid, John. Ich gehe zu meiner Mutter, Sag mir Bescheid, wenn du dich entschieden hast.“

“Das habe ich bereits!“ sagte sein Vater.

Er hörte sie schluchzen. „Dann leb wohl, John.“ Ihre Schritte erklangen auf dem alten Dielenboden.

Remus trat in das Wohnzimmer und sah seine Mutter in den grünen Flammen des Kamins verschwinden. Sein Vater drehte sich zu ihm um und blickte ihn traurig an.

“Jetzt gibt es nur noch uns beide.“ sagte er, und der blonde Junge nickte. „Du solltest jetzt lieber runter gehen. Der Mond geht bald auf.“

Er begleitete seinen zehnjährigen Sohn zu der Kellerluke und zog hinter ihm die Leiter rauf. Remus sah nicht auf, als sie zufiel, doch er zuckte wie jedes Mal zusammen.
 

Er war allein. Er war schon lange alleine, aber hier unter war es am deutlichsten zuspüren. Er stand in der Dunkelheit und sah auf die silbernen Gitterstäbe, die vor dem winzigen Fenster angebracht waren. Seine Eltern hatten ein Vermögen dafür bezahlt, damit er hinaus sehen aber nicht ausbrechen konnte. Die Wände um ihn herum zeigten bereits deutliche Kratzspuren, die er hier jedes Mal hinterließ.

Er hörte, wie sein Vater über ihm aus dem Zimmer ging und die Tür schloss.

“Was wenn er Mum jetzt folgt und nicht wieder kommt? Wenn er mich alleine lässt, mich einfach vergisst?“ schoss es ihm durch den Kopf. „Wenn er mich hier nie wieder rauslässt?“

Remus bekam Angst und versuchte, die Luke zu erreichen. Er rief nach seinem Vater, schrie, flehte ihn an, aber sein Vater kam nicht zurück. Remus sank auf seine Knie und weinte als der Mond auf ging, und mit ihm der Schmerz kam, der alle Gedanken auslöschte.
 

John hörte seinen Sohn schreien und hielt sich die Ohren zu. Es war schrecklich, jedes Mal, und obwohl er es seit Jahren ertrug, konnte er sich nicht daran gewöhnen. Er war jetzt mit Remus alleine, Mary hatte ihn endgültig verlassen. Sie hatte es sooft angedroht, dass er nie geglaubt hat, sie würde es wirklich tun.

Remus tobte und brüllte in dem Keller, und er fühlte sich schuldig daran. Er hätte seine Familie besser Schützen müssen, dann wäre seinem Sohn nie etwas passiert, aber er hatte versagt. Seinetwegen würde der Junge nie ein normales Leben führen, würde immer diskriminiert werden. Freundschaften, Liebe, eine eigene Familie, das alles war für seinen Sohn unerreichbar.

Und dennoch schien es Hoffnung zugeben. Heute Mittag hatte ihn ein Mann besucht, und ihm einen Vorschlag gemacht, der einfach unglaublich war. Es war der neue Schulleiter von Hogwarts gewesen, Albus Dumbledore. Und dieser Mann wollte, dass Remus nach dem Sommer zur Schule kam. Obwohl Dumbledore wusste, das er ein Werwolf war, wollte er ihn dort haben. Er hatte von Vorkehrungen gesprochen, die sie für ihn treffen würden. John hatte geweint vor Glück und er hatte es gleich seiner Frau erzählen wollen, doch sie hatte ihm nicht zugehört, ihn nicht ausreden lassen. Stattdessen hatte sie ihn verlassen.

Das Jaulen im Keller hielt an, und John ging in den Garten. Er sah zum Himmel hinauf und verfluchte die runde Scheibe, die seit fünf Jahren ihr Leben beherrschte. John wollte, dass sich sein Sohn wenigstens ein Mal wie andere Kinder fühlen konnte.

“Morgen früh.“ beschloss er „Da werde ich ihn fragen, ob er dort zur Schule gehen will. Er hat das Recht, diese Entscheidung mit zutreffen!“
 

~~~ ~~~ ~~~
 

Und Remus hatte gewollt! Er war ganz aufgeregt gewesen, als sein Vater ihn zum King´s Cross auf das Gleis 9 ¾ gebracht hatte. So viele andere Kinder hatte er noch nie gesehen und Remus hatte sich etwas verloren gefühlt.

John hatte ihn fest an sich gedrückt. „Hör gut zu. Du darfst es keinem erzählen, dass ist dir doch klar, Remus, oder?“

Der Junge hatte genickt.

“Gut. Wenn irgendwas passiert, oder du dich dort nicht wohl fühlst, dann schick mir eine Eule und ich hole dich sofort ab, einverstanden?“

Remus nickte erneut. „Ja Dad.“ Dann war er in den Zug gestiegen und hatte sich ein Abteil gesucht.
 

Im Gang rannte er gegen einen dünnen, blassen Jungen mit schwarzen Haaren. Remus fiel hin und sein Koffer ging auf. Seine Kleidungsstücke und einige Bücher purzelten in den Gang und der andere sah ihn nur abschätzend an.

“Bei Salazar, kannst du nicht aufpassen? Idiot!“

“Könntest ihm ruhig helfen, anstatt nur blöd rumzustehen!“ sagte plötzlich eine Stimme hinter Remus und der blonde Junge drehte sich um. Im Gang standen zwei Jungen, die etwa in seinem Alter sein mussten. Einer war etwas kleiner, hatte ebenfalls blonde Haare und war etwas pummelig. Der andere hatte schwarze, zerzauste Haare und trug eine Brille.

“Das kannst du ja machen, Brillenschlange, wenn dir soviel an dem Narbengesicht hier liegt!“

Aus dem Abteil hinter dem sprechenden Jungen erklang Gelächter und ein weiterer Junge mit langen blonden Haaren tauchte in der Tür auf. „Gut gesprochen, Severus. Das ist doch eh höchstens Halbblutabschaum!“

Der Junge mit der Brille sah sie finster an. „Rassistische Reinblüter, ihr seid doch alle gleich!“

Der Blonde zog seinen Zauberstab, als Remus in Gang einen weitern Jungen entdeckte.

“Das klang aber nicht weniger rassistisch, Brillenschlange, dass ist dir doch hoffentlich klar!“

Der Angesprochene sah den Neuankömmling an. „Das ist nicht rassistisch sondern die Wahrheit!“

Der Neue schüttelte den Kopf. „Wenn du das sagst, wird’s schon stimmen.“

“Mensch Sirius, wir haben dich schon gesucht! Wo hast du dich den versteckt?“ fragte der Blonde hinter Severus und Sirius würdigte ihn keines Blickes.

„Weit weg von euch, Lucius.“ sagte er und streckte Remus die Hand hin, damit er aufstehen konnte.

“Sirius? Sirius Black?“ fragte der Junge mit der Brille und zog die Augenbrauen hoch. „Der Erbe einer der letzten Reinblüterfamilien … welch Ehre!“ Er verbeugte sich scherzeshalber.

Sirius sah ihn an. „Und hast du ein Problem damit … Brillenschlange?“

Der nickte. „Und ob, Black. Und mein Name ist James Potter, falls du dir das merken kannst.“

Severus und Lucius sahen die Jungs an. „Was wird das hier? Sirius, warum redest du mit…“

“SILENCIO!“ sagte Sirius und sein Zauberstab war auf Lucius gerichtet, der auf der Stelle verstummte. Severus trat überrascht zurück und James schloss schnell die Abteiltür. Sirius grinste, als James die Tür mit einem „Obsigno“ versiegelte.

Sie halfen Remus schnell, die Sachen wieder in den Koffer zupacken.

“Ich hab dahinten ein leeres Abteil gesehen.“ sagte Sirius und James grinste ihn an.

„Dann mal los, Black.“

“Ach, du gehst mit einem Reinblüter in ein Abteil, Potter?“

“Na ja, vielleicht seit ihr ja doch nicht alle gleich. Wie heißt du denn überhaupt?“ fragte er Remus, als sie das Abteil erreichten.

“Ich … Remus. Remus John Lupin.“

Sirius lachte. „Ok, Remus John Lupin, du hast ja echt eine nette Art, dir Freunde zumachen! Legst dich gleich mit den Slytherins an, gefällt mir!“

James fiel in das Lachen mit ein. „Sicher, dass das nicht dein Haus wird, Black?“

“Ganz sicher nicht. Aber wer weiß, vielleicht hast du ja das Glück und kommst in mein Haus, dann wirst du schon noch sehen, das nicht alle von uns gleich sind, und dann, dann kannst du dich vor mir verbeugen, Potter!“

Die beiden Jungen grinsten sich an. „Aber sicher doch, Black!“ sagte James.

Remus sah den kleinen Jungen an, der still in einer Ecke saß. „Und wer bist du?“

“Pe … Peter.“ sagte er und Remus lächelte ihn an.

“Hi Peter.“ sagte er und Peter lächelte schüchtern zurück.
 

~~~ ~~~ ~~~
 

Er hätte sich damals nicht träumen lassen, das aus diesen drei Jungs, die so unterschiedlich waren, mal seine besten Freunde werden wüden. Jetzt saß er im Gemeinschaftsraum und beobachtete sie und die anderen.

Lily und Serina saßen an ihren Hausaufgaben während James und Sirius mit Peter herumbalgten. Er musste lächeln. Sein Vater hatte immer gesagt, dass er nie Freunde finden würde, die ihn auch dann noch mögen würde, wenn sie erfuhren, was er war. Doch sein Vater hatte sich geirrt.

Sie wussten es, und sie waren trotzdem seine Freunde. Sie standen ihm sogar bei, wenn er seine schwerste Zeit durchlebte. Und dennoch, seit einiger Zeit merkte er, dass ihm etwas fehlte. Etwas, dass ihm seine Freunde nicht geben konnten. Etwas, um dass er sie beneidete.

Das Porträt schwang auf und zwei Mädchen traten in den Gemeinschaftsraum, Alice Jones und ihre beste Freundin, Dorcas Meadows. Alice ging zu ihrem Freund, Frank Longbottom, und Dorcas blieb vor dem schwarzen Brett stehen um die Notizen zu lesen. Er musterte sie über den Rand seines Buches hinweg.

Sie hatte dunkelbraune Haare, die ihr in sanften Wellen über die Schultern fielen. Ihre rehbraunen Augen wurden von langen, dichten Wimpern umrahmt und wenn sie lachte sah man, dass ihr einer Zahn etwas schief war.

Remus mochte das besonders an ihr. Das ließ sie realer erscheinen, auch wenn sie für ihn unerreichbar war. Sie ging durch den Raum und ließ sich in einem Sessel nieder.

Er verfolgte sie mit seinen Augen, nahm jede einzelne Bewegung in sich auf. Wie sie ihre Hände schwang, wenn sie ging, wie ihr Haar bei jedem Schritt wippte und dieser leichte Hüftschwung. Er musste lächeln doch plötzlich hielt er inne und erstarrte. Serina war in seinem Sichtfeld erschienen. Sie hatte den Kopf auf einer Hand abgestützt und beobachtete ihn mit einem spitzbübischen Grinsen. Er wurde knallrot und versteckte sich schnell wieder hinter seinem Buch.
 

“Träumst du?“ fragte Lily.

“Ich nicht!“ sagte Serina noch immer grinsend und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Aufsatz vor sich. Lily drehte sich stirnrunzelnd um, sah aber nur Remus, der wie immer in ein Buch vertieft war.

Serina seufzte, ihr wollte partout nichts einfallen. Sie versuchte, einen Blick auf Lilys Aufsatz zu werfen, der schon fast zwei Seiten lang war.

“Was hast du denn da alles geschrieben, sag mal?“

“Alles!“ sagte Lily.

„Na toll, das hab ich auch! Aber bei mir hat `ALLES´ in nur einen Satz gepasst!“

Lily sah sie skeptisch an. „Wie geht das denn?“

Serina las von ihrem Pergament ab. „Während der Trollkriege kämpften die Trolle energisch gegen die Menschen.“

Lily sah sie ungläubig an. „Das ist alles?“

Serina nickte. „Ja, ich hab es auf das Wesentliche beschränkt.“

Sie hörte jemanden lachen und sah zur Seite. Dorcas grinste sie an.

„Geschichte ist wohl nicht deine Stärke, was? Wie wäre es, wenn du wenigstens noch die Jahreszahlen dazu schreiben würdest?“

Serina schüttelte den Kopf. „Siehst du, da liegt ja das Problem! Geschichte hat so viele Zahlen, die kann ich mir einfach nicht merken. Ich mag Arithmantik viel lieber!“

Alice blickte auf und schaute sie an. „Äh…Serina…Dir ist schon Bewusst, dass sich Arithmantik mit Zahlen beschäftigt?“

Serina nickte. „Na klar! Ich bin doch nicht blöd! Wieso fragst du?“

Alice Mund stand offen, ihr fehlten die Worte.

Remus erschien grinsend hinter seinem Buch. Er kannte das schon. Er war selber oft genug auf Serinas Logik angesprungen und nun musste er Alice Gesicht unbedingt sehen, der Anblick war einfach einmalig.

Lily fing an zu kichern. „Versuch erst gar nicht, Rinas Gedankengängen zu folgen, Alice. Das schaffst du nämlich nicht! Ich hab es mal versucht und nach drei Tagen beschlossen, entweder ich gebe auf oder ich verliere den Verstand!“

“HA! Ich hab noch einen zweiten Satz: Die Trolle haben den Krieg verloren! Ach und Lily … DAS hab ich gehört!“ Serina blickte Lily an, die kopfschüttelnd grinste.

“Das kannst du so doch nicht abgeben! Professor Binns will zwei Rollen Pergament und nicht zwei Sätze auf einer Rolle!“

Serina sah ihren Aufsatz an und zuckte mit den Schultern. „Was soll’s! Es ist doch nur Geschichte! Nächstes Jahr kann ich es abwählen und als Auror brauch ich das Fach eh nicht!“

Lily rollte ihren Aufsatz zusammen, sie war fertig geworden. „Geschichte ist wichtig! So etwas sollte man einfach wissen, Rina. Oh Gott, du klingst ja schon fast so wie Sirius, weißt du das?“ fragte sie ihre Freundin und Serina lachte. Ihr Freund hatte nämlich seinen Namen gehört und schlich sich nun an Lily heran.

“Und was ist bitteschön so falsch daran?“ fragte er ganz dicht an Lilys Ohr und das Mädchen zuckte erschrocken zusammen.

Sirius grinste und setzte sich neben Serina. „Stell dir vor, sie würde wie Schniefelus klingen! DAS wäre schlimm! Zu klingen wie ich ist … COOL!“ Er verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und lehnte sich breit grinsend zurück.

Lily atmete tief aus. „Himmel, Sirius. Musst du mich so erschrecken? Ich bin fast gestorben!“

James umarmte seine Freundin und gab ihr einen Kuss. „Keine Sorge, meine Süße. Er ist doch eh nur zugelaufen. Ein Wort von dir und ich setzte ihn irgendwo aus, ganz weit weg!“

Sie sah James lachend an. „Versprochen?“

Ihr Freund nickte grinsend mit dem Kopf.

“Glaub ihm kein Wort Lily.“ sagte Sirius. „Er liebt es viel zu sehr, mir den Bauch zukraulen, als dass er mich jemals aussetzten würde!“

Serina sah in die Gesichter der Anwesenden und fing an zu kichern.

“James krault deinen BAUCH?“ fragte Dorcas ungläubig und starrte Sirius an.

“Äh, nun ja…“ Er sah sich hilfesuchend um, doch seine Freunde hatten alle große Mühe, nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. „Weißt du… Prongs kann sonst nicht einschlafen. Darum muss jeder von uns mal seinen Bau….Aaaahhhhh!“

James hatte sich lachend auf ihn gestürzt und zu Boden gerissen, wobei er ihm den Mund zuhielt, bevor er noch mehr Unsinn reden konnte.

“Glaub ihm bloß kein Wort Dorcas. Der ist verrückt!“
 

Remus grinste, doch plötzlich durchzuckte ihn der Schmerz, der den nahenden Mond ankündigte.

Er verfluchte den Mond, er verfluchte Greyback, und er verfluchte sich selbst, weil er damals nach draußen gegangen war.

Er musste sich jetzt von seinen Freunden verabschieden und auf die Krankenstation gehen. Sicher, er würde sie später in der Heulenden Hütte treffen, aber viel lieber würde er jetzt hier bleiben und mit ihnen rumalbern.
 

Dorcas sah ihm nach, wie er den Gemeinschaftsraum verließ, und sie fand, dass er etwas blass aussah. Sie merkte nicht, wie ein paar blaue Augen sie neugierig beobachteten.
 

James flüsterte Sirius etwas ins Ohr, und der schien begeistert. Er wurde ganz aufgeregt und seine Augen leuchteten.

Serina wunderte sich, was die beiden jetzt schon wieder ausheckten, aber dass würde sie eh noch früh genug erfahren. Sirius beugte sich zu ihr herüber und küsste.

“Ich muss los, Baby. Moony wird immer so knurrig, wenn er zulange auf uns warten muss.“

Sie grinste. „Viel Spaß heute Nacht.“

“Ohne dich? Kaum!“

Serina wurde Rot. Zum Glück hatte er leise gesprochen, so dass es niemand weiter gehört hatte. Er zwinkerte ihr noch zu, und verließ dann als erster den Gemeinschaftsraum. Peter folgte ihm kurz danach und James ging heute als Letzter, nachdem er sich von Lily leise verabschiedet hatte.

Dorcas stand ebenfalls auf und ging auf ihr Zimmer, während Alice und Frank in einem Sessel saßen und knutschten.

Lily setzte sich neben Serina.

“Rate mal!“ sagte sie leise und Serina sah sie verständnislos an.

“Was denn?“

Lily verdrehte die Augen. „Dass sollst du ja raten, du Nase!“

Serina zuckte mit den Schultern. „Heute ist Vollmond, mein Aufsatz ist Murks, Remus steht auf Dorcas…Keine Ahnung, was du von mir hören willst!“

Lily sah sie überrascht an. „Wie jetzt? Ich dachte, Dorcas steht auf ihn und er nur auf seine Bücher!“

Serina lachte. „Dachte ich ja auch, aber da lagen wir beide völlig Falsch! Sein Blick vorhin … glaub mir, er hat ganz sicher nicht ans lernen gedacht! Das war der Wolf in ihm, und der hat sich sein Reh ausgeguckt! So, und jetzt sag schon, was es Neues gibt, sonst platz ich gleich!“

Lily grinste. „Remus hat doch Morgen Geburtstag. James würde gerne eine Überraschungsparty für ihn veranstalten. Was hältst du davon?“

„Au ja!“ Serina nickte. „Ach, das hat er also mit Sirius geflüstert?“

Lily lachte. „Dir entgeht auch nichts, was?“

“Ha, nicht, wenn jemand an dem Ohr meines Freundes hängt! Hey, ich muss doch gleich in die Küche! Ich werde Tinker mal wegen Getränke und was zu futtern anhauen, das macht sie bestimmt, und du kannst ja schon mal aufschreiben, was wir noch so brauchen!“

Lily war einverstanden und Serina beieilte sich, als sie durch das Porträt verschwand.
 

~~~ ~~~ ~~~
 

Lily saß noch immer in ihrem Sessel, als Serina aus der Küche wiederkam. Serina setzte sich mit einem zufriedenen Grinsen.

“Alles geklärt! Tinker besorgt, was immer wir haben wollen. Wir müssen ihr nur noch sagen, wo sie die Sachen hinbringen soll.“

Lily nickte. „Sehr schön. Nur wohin, das ist jetzt die große Frage! Ich hab keine Ahnung, wo wir das Ganze machen sollen. Hier geht es ja schlecht. Was hältst du vom Raum der Wünsche?“

Serina schüttelte den Kopf. „Ich hatte gehofft, dass wir noch ein paar Leute animieren können, mitzufeiern. Da wäre der Raum ungeeignet!“

Lily musste ihr Recht geben. Sie wollte auch nicht, dass zu viele von dem Raum erfuhren. Also überlegten sie weiter, wo sie Remus Geburtstag feiern könnten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Monny
2008-10-29T15:53:33+00:00 29.10.2008 16:53
Echt cool^^. Freu mich schon auf das nächste Kapitel^^. Werde gleich weiter lesen^^.

gez.Kurosaki-kun^^.
Von:  Krylia
2007-11-07T19:05:04+00:00 07.11.2007 20:05
Dieses Remus-Special hat mir gut gefallen. Der Junge verdient es, glücklich zu sein.

*SPOILER*

Leider währt sein Glück in den "Harry Potter"-Bänden ja nicht lange... T.T
Von:  sweetangle
2007-11-07T15:18:54+00:00 07.11.2007 16:18
da wird sich aber Remus freuen.
^^


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