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AppleJuice on Sunday

Sonntags gibt's Apfelsaft
von

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Prolog

Er lief so schnell er konnte an der Friedhofsmauer entlang auf ein Mausoleum zu. Hektisch und außer Atem blickte er immer wieder hinter sich, um seine Verfolger auszumachen. Für den Moment hatte er sie abgehängt, aber sie konnten nicht weit entfernt sein. Mit einem Sprung über ein paar Grabsteine nahm er eine kleine Abkürzung. Wenn er es schnell genug schaffte das Mausoleum zu erreichen, könnte er seinen Verfolgern entkommen. Endlich hatte er die Tür des Mausoleums erreicht. Er warf sich hart dagegen, um sie zu öffnen, und drückte sich mit aller Kraft gegen sie. Laut krächzend und quietschend konnte er einen Spalt öffnen, durch den er seinen schlaksigen Körper gerade so hindurchzwängen konnte. Angespannt lugte er durch den Spalt in die Nacht hinein. Nichts zu sehen. Er beobachtete genau die Friedhofsmauer an der er entlanggelaufen war. Einige Büsche wogen sich in der warmen Sommerbrise. Es war ruhig. Zu ruhig. Die Ruhe vor dem Sturm. Das wusste er. Allerdings war er immer in der Funktion des Jägers. Diese Situation war vollkommen neu für ihn. Aber wenn man von mehreren Leuten gleichzeitig gejagt wird, hat selbst er mit seiner übernatürlichen Stärke kaum eine Chance. Er musste lauern. Beobachten. Sich ein Opfer aussuchen und es blitzschnell ausschalten. Dann wären sie für ein paar Sekunden abgelenkt. Diese könnte er dann nutzen um den Zweiten aus dem Weg zu räumen. Er grinste bei diesen Gedanken finster und knurrte leise.
 

Plötzlich sah er, dass von weitem jemand auf das Mausoleum zu lief, dessen platinblonde Haare ihm sofort ins Auge fielen. Es war Spike, dieser miese Verräter, der seine eigene Leute und auch andere Dämonen killt.

Er wusste nicht, dass er doch so viel Vorsprung hatte. Der Platinblonde wurde langsamer, man sah förmlich, dass er etwas suchte, bis er etwa zehn Meter vor dem Mausoleum stehen blieb. Er sah sich um, bis eine blonde Frau, die einen roten Mantel anhatte und eine große Axt in der Hand hielt, und ein etwas älterer Mann zu ihm stießen.
 

„Na toll, wir haben ihn verloren! Er könnte überall lang gelaufen sein!“, rief Spike vorwurfsvoll und machte mit seinen Armen eine allumfassende Geste. „Nur weil das Riesenbaby in das offene Grab gefallen ist.“ Mit diesen Worten steckte er sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen zug.

„Ja, wir-wir haben ihn offensichtlich verloren…“ Giles war völlig außer Atem. Er blickte um sich, wie es Spike eben auch schon tat, doch als er den Wald hinter dem Mausoleum sah, seufzte er resigniert und zog seine Brille ab um diese zu putzen. „…und werden ihn wohl auch nicht mehr finden.“

Eine weitere blonde Frau lief auf die kleine Gruppe zu. Sie war klein und sehr schnell. Ein gutes Stück hinter ihr liefen zwei weitere Gestalten.

„Wieso halten wir hier? Ich muss den Vampir pfählen! Habt ihr den Vampir gesehen?“ Spike, Giles und Tara sahen zuerst sich und dann den BuffyBot an, der sie soeben erreicht hatte.

„Wir haben ihn verloren.“, meinte Tara ruhig zu dem Bot.

„Was, verloren? Ich muss ihn pfählen. Ich bin die Auserwählte.“ Buffy zog eine Schnute und spielte mit ihrem Pflock rum.

„Das haben wir den Schlafmützen da hinten zu verdanken!“ Spike deutete auf Xander und Willow, die die Gruppe außer Atem erreichten.

„Heeey, ich kann nichts dafür, dass die Friedhofswärter hier nicht ihren Job tun!“, verteidigte sich Xander, der etwas Schmutz von seiner Hose klopfte. Spike rollte die Augen.

„Nein, aber du könn-“

„Fakt ist dass wir den Vampir verloren haben!“, unterbrach ihn Giles. „Streitereien und Schuldzuweisungen bringen uns auch nicht weiter…oder den Vampir wieder her.“

„Ja, wir sollten ihn suchen. So weit kann er doch noch nicht sein!“, schaltete sich Willow ein.

„Der Kerl ist schon längst über alle Berge!“, meinte Spike genervt. „Bei dem Tempo das er drauf hatte…er war bestimmt mal Langstreckenläufer, oder sowas.“

„J-ja, da muss ich Spike Recht geben. Wir werden ihn wohl kaum wieder finden.“ Giles sah erneut um sich, als ob er erwartete, dass der Vampir irgendwo rum steht.

Der Vampir beobachtete sie immernoch genau und wartete auf den richtigen Moment. Er versuchte sich ein Opfer unter den Scoobies auszusuchen. Eigentlich war es ihm egal wen er tötete, hauptsache er geriet nicht an Spike oder die Jägerin. Gegen die Beiden käme er nicht an. Er betrachtete sich die anderen vier genauer. Auf den Schmutzigen und den Alten könnte er ebenso gut verzichten. Es musste also eine von den beiden Frauen sein. Der Untote grinste und leckte sich voller Vorfreude über die spitzen Reißzähne.
 

„Wir sollten nach Spuren suchen.“, schlug Willow vor. „Vielleicht hat er sich hier irgendwo versteckt.“

Tara sah Willow an und nickte zustimmend: „Ja, und wenn wir ihn nicht finden, können wir einen Ortungszauber anwenden.“

„Besser als hier rum zustehen…“, murmelte Spike, warf seine Zigarette zu Boden und ging zur Friedhofsmauer um dort nach Spuren zu suchen.

Die Anderen sahen ihm kurz hinterher.

„Bleibt aber in Ruf- und Sichtweite. Wir sollten uns keinen unnötigen Gefahren aussetzen.“, fügte Giles noch an.

Sie verteilten sich alle augenblicklich in verschiedene Richtungen, bis auf Willow, die noch etwas unentschlossen dastand. Die Hexe schaute Tara nach, die auf den Waldrand neben dem Mausoleum zuging. Dann fiel ihr Blick auf das Mausoleum selbst. Willow zuckte die Schultern und trat auf das kleine Bauwerk zu.
 

Als der Blick der Rothaarigen auf das Mausoleum fiel, weiteten sich die Augen des Vampirs für einen kurzen Moment. Er war sich sicher, würde er noch leben, hätte sein Herz vor Aufregung einen Hüpfer gemacht.

„Bingo!“ Er lugte eine letzte Sekunde aus dem Spalt, um auch sicherzugehen, dass die Rothaarige in das Mausoleum geht. Dann schlich er leise hinter die Tür, drückte sich mit dem Rücken an das modrige, kalte Gestein und wartete gespannt. Der Vampir war dort vollkommen umgeben von der Dunkelheit, da an diese Stelle kein Mondlicht drang. Er wurde förmlich eins mit der Nacht und verschmolz mit ihr zu einer großen dunklen Masse.
 

Willow bemerkte dass die Tür zum Mausoleum nicht ganz geschlossen war, als sie davor stand. Sie war einen Spalt weit geöffnet. Die Hexe sah vorsichtig in den Raum hinein und versuchte etwas zu erkennen. Vielleicht war es doch keine so gute Idee das Mausoleum alleine zu untersuchen. Willow sah nervös hinter sich. Sie konnte Giles und Xander noch gerade so erkennen, so weit waren sie in die Mitte des Friedhofs vorgedrungen.

„So viel zum Thema Ruf- und Sichtweite…“, murmelte sie vor sich hin. Willow fasste allen Mut zusammen und drückte ihr ganzes Körpergewicht gegen die verrostete Eisentür, die sich schwer und unter ohrenbetäubendem quietschen etwas weiter öffnete, so dass sie noch etwas Luft beim hindurchschlüpfen hatte. Der Rotschopf erhoffte sich, jetzt etwas mehr in dem dunklen Raum erkennen zu können, was aber nicht der Fall war. Sie seufzte leise und betrat mit einem unguten Gefühl und etwas zittrigen Knien das Mausoleum, den Pflock bereit um potentielle Vampire zu pfählen. Ihre Schritte hallten leise an den steinernen Wänden des kleinen Raumes wider. Je weiter sie in den Raum drang, desto schneller schlug ihr Herz. Willows Atem ging sehr unregelmäßig. Sie lauschte aufmerksam in den Raum hinein, doch hörte sie nichts außer ihrem eigenen Atem und ihren vorsichtigen Schritten. Die Hexe blieb stehen. Sie spürte einen zarten Lufthauch und wollte sich gerade umdrehen als sie eine Hand am Handgelenk packte und sich eine andere auf ihren Mund presste, so dass sie nicht mehr schreien konnte. Ein kalter Körper drückte sich an ihren Rücken.

„In die Falle getappt!“, flüsterte ihr eine unheimliche Stimme ins Ohr. Willows Augen weiteten sich. Sie bereute dass sie nicht auf ihr ungutes Gefühl gehört hatte.
 

„Lass den Pflock fallen!“ Willow ließ ihn augenblicklich aus ihrer Hand gleiten. Er fiel mit viel Lärm auf den Boden, der noch Sekunden danach von den Wänden widerhallte.

„Gut…“ Der Vampir lachte leise in ihr Ohr. „Du wirst aber trotzdem sterben…“ Er führte ihre Hand, die er zuvor am Handgelenk festhielt, an ihre Hüfte und schlang seinen Arm um ihren Bauch, so dass sie sich kaum bewegen konnte. Mit der anderen Hand drückte er ihren Kopf zur Seite um Willows Hals frei zu legen. Willow spürte seinen kalten Atem auf ihrem Hals. Ihr Puls raste. Sollte es das jetzt schon gewesen sein? Er wollte gerade zubeißen, als Willow anfing sich zu wehren. Der Vampir knurrte und bemühte sich sie festzuhalten.

„Das hat keinen Zweck, Kleine!“ Willow rammte ihm ihren Ellenbogen in den Magen, der Vampir ließ sie los und krümmte sich vor Schmerz. Die Hexe stolperte und fiel hin, drehte sich aber sofort zu dem Vampir um und kroch rückwärts von ihm weg.

„Du Miststück!“, knurrte er.

Der Untote machte einen Satz nach vorn und riss Willow am Kragen rauf in seine Arme. Diese schrie kurz auf.

„HALT DIE KLAPPE!!“ Er verpasste ihr einen kräftigen Schlag und Willow flog hart in die nächste Ecke. Sie rappelte sich langsam und wimmernd wieder auf. Ihr Kopf schmerzte fürchterlich. Noch bevor Willow sich sammeln konnte um einen geeigneten Zauberspruch zu suchen, packte sie der Vampir brutal an den Schultern, legte ihren Kopf zur Seite und versuchte wieder zu zubeißen…als sein gesamter Körper plötzlich zu Staub zerfiel! Willow fiel zu Boden und blickte zuerst erschrocken auf das Staubhäufchen vor ihr, dann auf ihre Retterin. Tara stand ihr gegenüber, in der einen Hand die Axt, in der anderen einen Pflock, immernoch in angriffsbereiter Haltung.

„Niemand nennt meine Freundin ein Miststück!“ Taras ungewohnt bestimmte Stimme hallte durch das Mausoleum.

„Tara!?“ Willow war sehr erleichtert ihre Geliebte zu sehen und lächelte sie glücklich an. Tara ließ die Axt und den Pflock zu Boden fallen, half Willow auf und umarmte sie stürmisch.

„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Tara besorgt, während sie Willow ganz fest an sich drückte.

„Ja, mir ist nichts passiert, bis auf ein paar blaue Flecken.“, erwiderte Willow glücklich.

Tara löste die Umarmung und sah Willow tief in die Augen.

„Das nächste Mal gehst du aber nicht mehr alleine in ein dunkles Mausoleum, wenn wir gerade einen Vampir suchen. Ok?“ Tara sah Willow mit einem Hundeblick an. Willow verlor sich regelrecht in Taras blauen Augen. Selbst wenn sie es wollte, könnte sie diesem Blick nicht widerstehen. Die rothaarige Hexe grinste sie schief an.

„Nein, nur wenn du gerade in der Nähe bist um mich zu retten.“ Willow küsste Tara sanft auf die Lippen und hauchte ein kaum hörbares „Danke.“. Tara lächelte sie warmherzig an.
 

„Ist hier alles in Ordnung?“ Giles leuchtete ihnen mit einer Taschenlampe fast in die Gesichter und Willow und Tara fuhren auseinander.

„Ich habe hier Lärm gehört.“ Er sah die Beiden fragend an und betrat das Mausoleum.

„Ja, hier ist alles klar. Tara hat eben unseren vermissten Vampir erledigt.“

„Oh…g-gut. Das ist gut.“ Giles rückte seine Brille zurecht. „Ich schlage vor, wir machen uns auf den Rückweg. Das war…mehr als genug für eine Nacht.“

Zusammen verließen die Drei das kleine Gebäude. Draußen warteten schon Spike, Xander und der BuffyBot auf sie.
 


 

Dawn langweilte sich zu Tode. Es gab für sie nichts Schlimmeres als wenn Anya auf sie aufpassen musste. Sie saßen auf dem Sofa im Wohnzimmer und mussten sich, nach unzähligen Runden Kartenspielens, wohl oder übel unterhalten um die Zeit rumzukriegen, da der Fernseher kaputt war.

„…und dann sagte ich zu diesem Kerl vom Finanzamt…“ Anya war mal wieder vollkommen in ihrem Element versunken: Geld. Finanzen. Kapital. Wie man es auch immer nennen mochte. Dawn seufzte und hoffte insgeheim dass Tara und Willow bald wieder zurück kämen und Xander Anya endlich abholen würde. Das hätte den positiven Effekt, dass Dawn sich nicht mehr ihren Monolog über Geld anhören musste.

„…und diese blöden Kunden glaubten wirklich, ich würde ihnen einen Rabatt auf diese Duftkerze geben, nur weil sie behaupteten, dass Schnecken zu einer bedrohten Tierart gehörten. Darauf meinte ich nur, dass die Kerzen dann wohl noch nicht teuer genug wären! Das machte…“ Anya gestikulierte wild. Dawn ließ sich seitwärts in zwei kleine Kissen fallen. Lange würde sie das wahrscheinlich nicht mehr aushalten.

„Oh mein Gott, was ist los?“ Anya war wohl doch nicht so vertieft in ihren Monolog wie Dawn geglaubt hatte. „Hast du Atemnot? Soll ich einen Krankenwagen rufen? So was kann schnell aufs Herz schlagen. Dawn?“ Anya rüttelte besorgt und unbeholfen an der Jugendlichen, diese verdrehte nur die Augen.

„Ich hab Hunger. Ich denke ich gehe mir etwas zum Essen holen.“ Mit diesen Worten erhob sich Dawn und flüchtete in die Küche, in der Hoffnung dass Anya auf sie warten würde.

„Oh, du hattest also nur einen Schwächeanfall? Bei so was ruft man ja einen Krankenwagen in Form eines Pizzaboten, stimmts?“, rief ihr Anya hinterher. Dawn fand, dass es so langsam mal Zeit wurde dass sich Anya anpasste. Ex-Dämonen-Kiste hin oder her. Sie war im Moment nur noch genervt von ihr. Die Jugendliche wühlte in den Schränken rum, um etwas zum Knabbern zu finden. Als sie aber nichts Geeignetes finden konnte, nahm sie aus dem Kühlschrank ein Päckchen Orangensaft. Dawn ließ die Kühlschranktür zufallen und drehte sich um, als plötzlich Giles vor ihr stand. Das Orangensaftpäckchen landete auf dem Boden und Dawn machte vor Schreck, mit einem kurzen spitzen Schrei, einen Satz nach hinten.

„Oh Gott, Giles. Können sie sich nicht bemerkbar machen?!“ Dawn musste sich erstmal von dem Schreck erholen.

„Ich wollte gerade etwas sagen.“ Giles sah sie mit einer Unschuldsmine an und lächelte warm. „Entschuldige. Ist alles in Ordnung?“

„Ja.“ Dawn hob den Orangensaftkarton auf, der etwas verbeult dalag und war froh darüber dass er nicht geplatzt war. „Seid ihr zurück?“

„J-ja, die Anderen sind im Wohnzimmer.“ Giles reinigte seine Brille und ging ins Wohnzimmer.

„Na endlich“, murmelte Dawn zu sich selbst, stellte den Orangensaftkarton beiseite und folgte Giles.

Xander und Anya waren schon in Aufbruchsstimmung, während Willow und Tara auf dem Sofa saßen und sich noch etwas mit ihnen unterhielten. Der BuffyBot kam gerade aus dem Nebenzimmer. Dawn war sichtlich erleichtert, dass sie alle wieder da waren, aber noch mehr darüber, dass Anya jetzt gehen und morgen jemand anderes auf sie aufpassen würde.

„Na Dawn, alles klar?“ Willow lächelte sie an.

„Ja, alles klar.“, antwortete Dawn mit sichtlich besserer Laune als vorhin. „Bis darauf, dass sich Giles von hinten angeschlichen und mich erschrocken hat.“ Sie blickte den Wächter gespielt vorwurfsvoll an. Dieser lächelte nur entschuldigend zurück.

„Unbeabsichtigt, wohl gemerkt.“ Er setzte seine Brille wieder auf.

„Morgen um die selbe Zeit?“, fragte Xander in die Runde. Er wollte nach dieser anstrengenden Nacht endlich nach Hause. Allgemeine Zustimmung machte sich breit und so verließen Anya und Xander das Haus, nachdem sie allen eine gute Nacht gewünscht hatten.

„Ich werde mich dann auch auf den Weg machen. Wenn irgendetwas ist, oder wenn ihr Hilfe braucht, dann-“

„- dann werden wir Sie natürlich anrufen.“, unterbrach die rothaarige Hexe Giles und lächelte ihn an. „Das sagen Sie uns jeden Abend, Giles.“

„Oh, äh…j-ja, mag sein, aber so etwas kann man gar nicht oft genug sagen.“ Er sah die Vier nachdrücklich an.

„Keine Sorge Giles, wenn etwas passiert dann setze ich meine Jägerinnen-Kräfte ein und vernichte die Bösewichte mit etwas großem, scharfem.“, meinte BuffyBot freudestrahlend. Alle blickten sie an. Nach ein paar Sekunden Stille, lächelte sie breit.

„Da sehen Sie’s, Giles. Buffy schafft das schon. Und wenn nicht, dann helfen Tara und ich mit etwas Zauberei nach.“, stimmte Willow dem BuffyBot grinsend und augenzwinkernd zu, wissend dass es Giles missfiel, wenn sie das Wort ‚Zauberei’ mit ‚nachhelfen’ in Verbindung setzte.

„Oh ja, dann kann ja nichts passieren.“ Giles’ Ironie war kaum zu überhören. „Ich werde dann mal gehen bevor…ich noch einen Nervenzusammenbruch erlebe. Gute Nacht.“

„Gute Nacht, Giles. Schlafen Sie gut.“, antworteten die Vier. Somit verließ auch Giles das Summers Haus.
 

Dawn fiel erst jetzt auf, dass Willow etwas lädierter aussah als die Anderen. Sie hatte eine kleine Wunde über dem Auge und war ein wenig schmutzig.

„War viel los heut’ Nacht?“

„Nein, Dawn, das Übliche. Vampire eben.“ Willow zog ihre Jacke aus und hing sie an die Garderobe neben der Haustür. „War was bei dir los?“, grinste sie den Teenager an, ebenso wissend, dass diese nicht gerne mit Anya zusammen war. Dawn rollte nur mit den Augen, worauf Tara kichern musste.

„Es ist schon spät, vielleicht solltest du ins Bett gehen.“, schlug Tara, immernoch kichernd, vor. Dawn verschwand die Treppe rauf. Der BuffyBot folgte ihr.

„Und du wirst jetzt erstmal verarztet.“, meinte Tara zu Willow. Diese fing darauf an schelmisch zu lächeln.

„Oh, womit habe ich mir das denn verdient?“ Willow hatte Taras Angebot eindeutig falsch verstanden und flirtete heftig mit ihr, worauf sie aber nur einen Waschlappen, Desinfektionsmittel und Pflaster vor die Nase gehalten bekam.

„Ach, du meinst dieses verarzten.“, mit gespielt enttäuschter Miene ließ sich Willow auf das Sofa fallen und seufzte. Tara setzte sich zu ihr und wusch die kleine Wunde ihrer Freundin. Willow war froh dass sie Tara gefunden hatte. Sie könnte sich nicht vorstellen glücklicher zu sein, geschweige denn Tara zu verlieren. Sie war sich sicher, dass sie das kaum aushalten würde und wünschte sich, dass sie nie mehr in eine solche Situation geraten würde. Oder in eine schlimmere. Damals, als Glory Taras Verstand geraubt hat, hatte Willow eine sehr schwere Zeit durchgemacht. Aber wenn es schon für sie so schlimm gewesen ist, wie war es dann erst für Tara als Opfer? Sie wusste es nicht. Seit Tara ihren Verstand zurück hat, hatten sie beide nicht mehr darüber gesprochen. Dafür sind sie sich aber so nah wie nie zuvor.

Als Tara das Desinfektionsmittel auf Willows Wunde sprühte, durchzog ihre Stirn ein scharfes Stechen.

„Autsch!“ Sie kniff die Augen zusammen, bis der Schmerz nachließ und die Wunde nur noch brannte. „Wieso hast du mich nicht vorgewarnt?“, warf Willow Tara vor.

„Das habe ich.“, antwortete Tara mit ruhiger Stimme. Wenn es eins war das Willow an Tara bewunderte, war es ihre Gelassenheit. Sie blieb immer ziemlich ruhig, selbst in außergewöhnlichen Situationen und sie suchte für alles eine logische und objektive Erklärung.

„Worüber denkst du nach?“, fragte Tara neugierig. Die rothaarige Hexe schaute sie mit großen Augen an. Sie war ziemlich vertieft gewesen und musste erstmal ihre Gedanken richtig ordnen.

„Was?“

„Du denkst doch über irgendetwas nach. Starrer, verträumter Blick. Du sagst nichts…du hörtest nicht mal dass ich mit dir gesprochen habe.“ Tara strich Willow liebevoll ihr Haar von der Schulter und sah sie besorgt an.

„Ich, ääh…ich denke…i-ich bin nur…ich meine…“ Willow brachte nicht mehr als ein Gestammel zustande. Sie wollte Tara auch nicht ihren Gedankengang offenbaren, da sie sich nicht sicher war, wie diese darauf reagieren würde, wenn Willow sie mit den Geschehnissen mit Glory konfrontieren würde. Ihr wollte aber kein anderes Thema einfallen, über das sie angeblich nachgedacht hatte. Wenn ihr jetzt nicht bald eine Ausrede einfallen würde, würde Tara etwas bemerken und das wollte sie nicht. Jedenfalls noch nicht. Willow brauchte ohnehin schon viel zu lange um sich etwas einfallen zu lassen. Ihre Gedanken rasten, sie musste das sagen was ihr als erstes einfiel…

„Giles!“

Als sie von Tara einen verwirrten Blick einfing, verfluchte sie sich innerlich.

„Ich, ääh, Giles, er ist immer so…“ Willow rang mit den Worten. Sie gestikulierte wild mit ihren Händen, auf der Suche nach einem geeigneten Wort, dass noch genug Spielraum zuließ, um alles Mögliche dazu erfinden zu können. „…sooo…er ist so…“

„Misstrauisch?“ Tara hatte wohl den Eindruck, dass Willow ein bestimmtes Wort einfach nicht einfiel.

„Ja. Genau. Misstrauisch.“ Willow lächelte sie unsicher an. „Das habe ich gemeint.“ Sie war sichtlich erleichtert dass Tara ihr Spiel nicht durchschaut hat.

„Darüber habe ich auch schon nachgedacht.“, offenbarte ihr Tara. „Mr. Giles scheint kein, oder kaum Vertrauen in unsere magischen Fähigkeiten zu haben.“ Ihre Augen verrieten Willow, dass sie etwas enttäuscht darüber war. „Aber es ist ja auch schon genug schief gegangen…“ Taras Stimme sank und ihr Blick wurde starr.
 

Willow merkte dies schon, bevor es überhaupt so war. Sie wusste nicht was sie tun sollte. Manchmal hatte Tara eine unbeschreibliche Traurigkeit an sich, die sie einfach mitriss und erstarren ließ, nicht fähig nur einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn etwas Aufbauendes oder Tröstendes zu ihr zu sagen. Sie vermutete, dass es etwas mit Taras Erfahrung mit Glory und ihrer vorübergehenden Geisteskrankheit zu tun hat. Willow blickte ihre Freundin tonlos an. Es schien als sei Tara in diesem Moment in einer anderen Welt. Dieser Anblick bereitete ihr immer Angst und Sorgen.

„T-tara?“ Willows leise Stimme durchbrach die unerträgliche Stille. Sie berührte Tara sanft an der Schulter. Diese schrak leicht aus ihrem Tagtraum hoch und blickte Willow verwirrt an. Die Traurigkeit war plötzlich fort.

„Ist alles in Ordnung mit dir, Tara?“ Willow war wirklich besorgt.

„Ja, natürlich.“ Tara rang sich ein Lächeln ab. Dann zückte sie das Pflaster, klebte es vorsichtig auf Willows Wunde und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Aber ist auch wirklich alles-“ Taras Finger auf Willows Lippen unterbrach jäh ihren Satz. Die blonde Hexe stand mit einem aufrichtigen Lächeln auf, nahm ihre Geliebte bei der Hand und führte sie nach oben…

Kapitel 1

Willow tippte wild auf ihrem Laptop rum, doch die Tasten ließen sich nicht betätigen. So konnte sie doch nicht arbeiten! Sie lag in ihrem und Taras Zimmer auf dem Bett, das zerwühlt und mit weißer Bettwäsche bezogen war. Willow seufzte. Wie sollte sie jetzt ihren Freunden die Informationen überreichen? Sie hämmerte erneut auf die Tasten, doch es brachte nichts. Resigniert klappte Willow den Laptop zu. Dann nahm sie eine große Versandtasche und steckte den Laptop hinein. Mit einem schwarzen Siegel versiegelte sie sie und steckte sie unter ihr Bett. Ihre Freunde mussten sich dann schon ihre Informationen holen kommen, wenn sie sie nicht wegschicken konnte. Gelangweilt stand die Hexe auf und ging zum Fenster. Sie zog den Vorhang beiseite und sah hinaus auf eine riesige Wiese, die bis zum Horizont reichte und auf der vereinzelt einige Bäume und Büsche standen. Die Sonne ging unter und es war schon fast dunkel. Der Himmel war mit dunklen Wolken verhangen.

„Weißt du was es ist?“ Willow drehte sich um und bemerkte Anya, die vor der Tür stand und zu ihr sprach. „Ich habe versucht es herauszufinden, aber mein innerer Dämon versteht es nicht.“

Willow sah sie verwundert an.

„Wieso kommst du nicht rein?“, fragte sie Anya, die mit nur einem Schritt im Raum sein könnte.

„Es ist mir nicht gestattet.“ Anya stand vor der Tür als sei der Raum mit dem Schutzzauber gegen Vampire belegt. „Wenn du etwas willst musst du schon herauskommen. Da wo du bist ist es zu intim.“

Willow ging zu Anya auf den langen, schmalen Gang, der alle drei Meter zwei gegenüberliegende Türen aufwies. Die rothaarige Hexe sah den weißen Korridor verwirrt hinunter.

„Seit wann ist der Gang so lang?“

„Seit Buffy weg ist. Ohne sie ist alles schwieriger.“ Anya ging langsam den Gang entlang. Willow begleitete sie. „Gänge sind länger, Vampire sind zahlreicher, Schritte sind schwerer.“

„Habt ihr meine Informationen erhalten?“

„Du stellst zu viele Fragen. Deine Neugier bringt andere in große Gefahr.“ Anya blieb vor einer Tür stehen, hinter der man einen Kampf hören konnte. Eine Frau schrie verzweifelt, ein böses Knurren ertönte. Man konnte Möbel fallen hören. Willow versuchte die Tür zu öffnen, sie rüttelte feste am Türknopf, doch es gelang ihr nicht. Plötzlich erstarben die Kampfgeräusche und Schreie. Willow stoppte ihren Versuch augenblicklich und lauschte an der Tür.

„Hast du kein schlechtes Gewissen? Wegen deiner Zauberei ist alles noch schlimmer geworden!“ Anya zog Willow von der Tür weg und schleifte sie den Gang entlang zu einer anderen.

„Hier, sieh dir das an!“ Anya öffnete die Tür, schubste die Hexe hinein und knallte die Tür hinter ihr zu. Als Willow aufstand, war sie in Taras Zimmer im Studentenwohnheim. Doch ihre Freundin war nicht hier.

„Tara?“ Willow wartete vergeblich auf eine Antwort. Ihr Blick fiel auf Taras Schreibtisch auf dem viele große Kerzen standen und mit ihrem hellen, strahlenden Licht den Raum erleuchteten. Die rothaarige Hexe setzte sich auf das Bett und bemerkte kurz darauf Tara, die neben ihr saß.

„Hast du dein Versprechen gehalten?“, fragte Tara ihre Freundin.

„Oh, ja.“ Willow kramte aus ihrer Hosentasche einen Verband, nahm Taras rechte Hand und verband diese liebevoll.

„Danke.“ Tara betrachtete ihre Hand. „Es beginnt zu heilen. Aber das braucht Zeit und das weißt du, Willow. Du kannst es nicht einfach mit einem Verband abtun, hörst du?“

„Ja, ich weiß.“ Die Hexe war enttäuscht.

„Sie wird kommen. Das spürst du. Du musst etwas tun um das Schlimmste zu verhindern, Will. Du musst es jetzt gleich tun, noch bevor du deine Arbeit beendet hast!“

„Aber, aber ich-“

„Du kannst dich nicht immer rausreden!“ Tara wurde ärgerlich.

„Aber Tara, ich-“

„Nein, Willow! Die Gefahr bahnt sich an. Wieso ignorierst du die Zeichen?!“

Gerade wollte die rothaarige Hexe etwas erwidern, doch dann hörte sie eine Stimme. Aus weiter Entfernung drang sie zu ihr. Willow drehte sich um, in die Richtung aus der die Stimme zu kommen schien. Sie wurde immer lauter, kam immer näher. Ihr war diese Stimme so bekannt.

„Tara?“, fragte sie leise an diese Stimme gerichtet.

„Du kannst nicht ewig weglaufen! Du musst dich stellen!“

Willow blickte sich wieder um zu ihrer Freundin.

„Ich werde mich stellen sobald ich eine Lösung habe!“ Mit diesen Worten stand sie auf, ohne den Blick von Tara zu wenden. Sie wollte einen Schritt nach hinten machen, doch irgendetwas war dort, über das sie stolperte und hinfiel.

„Willow!?“ Taras besorgte Stimme schien überall zu sein.

„Ich, i-ich werde eine Lösung finden!“, beteuerte Willow immer wieder, während sie noch auf dem Boden lag.

„Willow!?“ Taras Stimme wurde immer lauter.

„Willow!?“ Was war das nur? Willows Körper spürte sich auf einmal seltsam an, als hätte sie jemand gerüttelt.

„Willow!!“ Aber das war doch-
 

Willow riss die Augen plötzlich auf. Sie atmete schwer und sah direkt in das Gesicht ihrer Geliebten, die sich über sie beugte.

„Willow?“ Tara sah sie sehr besorgt an. „Alles in Ordnung?“ Sie strich eine rote, verschwitzte Strähne aus Willows Stirn. Diese blickte sehr verwirrt und abwesend drein. Sie war wie in Trance, was Taras Sorge nicht unbedingt linderte. Ein paar kühle Wassertropfen aus dem nassen Haar der Blondine tropften auf Willows Wange, was sie aus ihrer Trance holte und endgültig weckte.

„Oh, Tara…“ Erst jetzt wurde ihr richtig bewusst dass sich Tara über sie beugte.

„Hast du schlecht geträumt, Will?“ Die blonde Hexe war sichtlich und hörbar erleichtert, dass ihre Freundin wieder ansprechbar war.

„Nein, aber es war…komisch. Und…verwirrend.“ Willow versuchte sich an den Traum zu erinnern, aber je mehr sie sich anstrengte, desto blasser wurde ihre Erinnerung. „Aber, lass uns jetzt nicht weiter darüber reden.“ Sie hatte keine Lust sich über irgendeinen blöden Traum den Kopf zu zerbrechen und tat ihn einfach ab.

„Ich hatte noch gar keinen guten Morgen Kuss.“ Willow grinste Tara verführerisch an und zog sie näher zu sich. Sie küssten sich zärtlich, bis sich Willow nach einigen Sekunden langsam löste.

„Mmh, ja…so ist der Morgen doch schon gleich viel besser.“ Die rothaarige Hexe lächelte Tara warm an. Diese schenkte ihr ebenfalls ein Lächeln. Taras nasse Strähnen kitzelten Willows Wange.

„Warst du duschen? Ohne mich?“ Der Computerfreak zog eine Schnute. Tara erhob sich etwas von ihr.

„Ja, aber auch nur weil du so süß geschlafen hast, da konnte ich dich beim besten Willen nicht wecken.“ Tara lächelte sie zuckersüß an, küsste sanft ihre Stirn und strich mit einem Finger vorsichtig über ihren Pflaster. „Ist es schon besser?“

Willow nickte und lächelte. „Ja, mich hat ja auch meine tolle Freundin verarztet.“ Sie drückte Tara an sich. „Was würde ich nur ohne dich machen?“

„Dann würde dich wohl Anya verarzten müssen. Und durch ihre Ungeschicktheit bräuchtest du wohl im Nachhinein einen richtigen Arzt, weil sie dich mehr verletzen als behandeln würde.“ Bei dieser Vorstellung musste die blonde Hexe kichern, worauf Willow einfach nur einen mürrischen Laut von sich hören ließ.

„Immer auf die Kleinen…“

Tara musste noch mehr kichern und strich ihr als Trost sanft über die Wange.

„Ach Süße, dafür gibt’s ein schönes Frühstück.“

Willow wurde hellhörig und erwiderte verführerisch: „Welche Form wird denn das Frühstück haben?“ Sie hatte genaue Vorstellungen was sie jetzt gerne wollte.

Tara beugte sich langsam zu Willow runter, deren Herz, mit jedem weiteren Zentimeter den sich ihre Geliebte näherte, schneller schlug, bis ihre Wange sanft Willows streifte und sie Taras Atem an ihrem Ohr spüren konnte, das ihr sofort eine Gänsehaut bescherte. Tara flüsterte ihr kaum hörbar ins Ohr: „Es hat die Form von…“ Die kurze Pause beflügelte Willows Gedanken, alle möglichen Ideen und Möglichkeiten, was Tara jetzt sagen würde, rasten durch ihren Kopf und ihr Atem war leicht erregt. Sie wollte es kaum abwarten, was jetzt kommen würde. Ihre Fingerspitzen kribbelten als Tara ansetzte um weiter zu sprechen. Ein nüchternes „Pfannkuchen!“ nahm ihr dann jedoch jegliche Spannung und sie schaute die blonde Hexe an, als hätte man eben eiskaltes Wasser über sie geschüttet. Diese küsste sie abermals auf die Stirn und verließ mit einem schelmischen Lachen das Zimmer. Willow lag wie erstarrt im Bett. Nach einigen Sekunden und als sie Tara immernoch Lachen hören konnte, obwohl diese schon in der Küche war, musste sie grinsen. Willow liebte diese Seite an Tara besonders. Sie liebte es, wenn sie diese Lebensfreude und dieses Glück ausstrahlte. Heute ist ein guter Tag, das wusste sie jetzt. Und diese Tat würde sie Tara auch nicht ungestraft durchgehen lassen. Fröhlich stand die rothaarige Hexe auf, während sie schon Rachepläne schmiedete, und freute sich riesig auf ein Pfannkuchen-Frühstück und einen göttlichen Tag mit Tara…den Traum hatte sie schon fast vergessen.
 


 


 

„Also, darf ich?“ Dawn war ganz aufgeregt und hoffte Tara würde es ihr erlauben. „Bitte.“ Dawn sah sie flehend an, doch bemerkte sie dann, dass Tara sie gar nicht ansah, sondern immer noch mit Pfannkuchen backen beschäftigt war und ihr Hundeblick so keine Wirkung hatte. In diesem Moment betrat Willow die Küche, die noch Dawns letzten Satz mitbekam.

„Was darfst du?“, fragte Willow neugierig und holte sich ein Glas aus dem Schrank. Dawn wand sich sofort an die rothaarige Hexe, in der Hoffnung, dass sie von dieser gleich eine Zusage bekommen würde.

„Ein paar Freundinnen und ich wollen heute Abend ins Bronze gehen. Das wird toll, dort ist heute Beach-Party mit Hawaii-Ketten und coolen Gruppentänzen. Da wird mächtig was los sein, ich muss dorthin!“ Dawn war immer noch furchtbar aufgeregt. Willow sah sie prüfend an, während sie sich Orangensaft einschenkte. „Bitte, Willow.“ Dawn setzte wieder ihren flehenden Hundeblick auf, bis ihr eine neue Idee kam: „Ihr könnt doch mit kommen. Das wär toll. Xander und Anya können ja auch kommen.“ Dawn war sichtlich begeistert von ihrer eigenen Idee.

„Wer sind denn diese Freundinnen?“, wollte Tara wissen, während sie einen weiteren Pfannkuchen auf einen kleinen Stapel legte.

„Oh, äh, das sind Janice, Patricia, Mischa, Elliot und Kathy.“

„Ist Mischa nicht das Mädchen aus San Francisco?“, erkundigte sich Willow und nahm einen großen Schluck Orangensaft.

„Ja, genau. Und Kathy ist die, die Laktoseintoleranz hat.“, erläuterte Dawn weiter. „Also, darf ich?“

Tara und Willow tauschten einen Blick aus.

„Also, ich hab nichts dagegen.“, meinte die rothaarige Hexe, während sie ihr Glas abstellte. „Wir hingen damals auch ständig im Bronze rum.“

Tara sah ihre Geliebte unentschlossen an.

„Tara?“ Dawn wollte unbedingt die Zustimmung beider Hexen.

„Kommst du heute Abend nach Hause, oder schläfst du bei einer deiner Freundinnen?“ Tara wollte einfach sicher gehen, dass sie sich richtig entscheiden würde.

„Ja, wir übernachten alle bei Mischa. Die haben dort zu Hause ein riesiges Gästezimmer in das wir alle rein passen.“ Dawn freute sich, da sie glaubte, dass jetzt nur noch ein paar geschickte Antworten und ein zwei Bedingungen zwischen ihr und dem Bronze liegen würden.

„Oh, und was ist mit Jungs?“ Willow grinste Dawn augenzwinkernd an.

„Ja, ääh, es kommen wahrscheinlich zwei aus unserer Parallelklasse auch dorthin.“, meinte Dawn, schon nicht mehr ganz so sicher ob sie dürfte. Sie hoffte, dass diese Frage nicht gestellt werden würde, aber das war wahrscheinlich eine sehr naive Hoffnung.

Tara und Willow tauschten wieder einen Blick aus, der diesmal aber große Sorge von Seiten Taras zeigte. Willow spürte förmlich Taras Unbehagen, ihre Mimik und Gestik schrieen förmlich nach ‚nein’, aber sie wollte Dawn auch nicht enttäuschen. Es war gefährlich, sicher, aber man konnte Dawn doch nicht jeglichen Spaß verbieten und sie zu Hause anketten, nur weil sie am Höllenschlund lebten. Schließlich war man in Sunnydale so gut wie nirgendwo richtig sicher.

„Werdet ihr denn von Mischas Eltern im Bronze abgeholt?“, harkte Willow nach, während sie ein paar Teller nahm um den Tisch zu decken.

„Ja. Und hingefahren.“, antwortete Dawn selbstsicher. Auf den fragenden Blick Willows hin fügte sie etwas leiser an: „Deswegen wollte ich noch fragen, ob ich gleich heute Mittag hin darf.“

Tara sah zwischen den beiden hin und her. Sie hatte eine Idee.

„Dawn?“ Willow und Dawn blickten sie an. „D-du passt aber auf dich auf, in Ordnung?“

Dawns etwas unsicherer Gesichtsausdruck hellte sich schlagartig auf: „Heißt das…??“

„Ja.“, bestätigte Tara grinsend worauf sich die Jugendliche riesig freute, sich qietschvergnügt das Telefon schnappte und in ihr Zimmer lief.

Willow trat zu Tara hinüber. Es wunderte sie, dass sie ihre Meinung so schnell geändert hatte. Die rothaarige Hexe nahm Taras Hand und lehnte sich leicht an ihre Schulter.

„Du hast kein gutes Gefühl dabei, richtig?“ Willow blickte sie von der Seite an.

„Nein. Aber wir können sie nicht hier festhalten.“

„Seit Buffys Tod geht alles drunter und drüber.“, bemerkte Willow leise. „Die Vampirjagd ist anstrengender und gefährlicher als je zuvor. Ich will gar nicht daran denken, wenn die Dämonen erst merken, dass der BuffyBot nicht die echte Buffy ist.“

„Wo ist eigentlich der Bot?“ Tara hatte ihn an diesem Morgen noch gar nicht vermisst.

„Oh, einige Kabel des Akkuladegeräts waren durchgeschmort. Im Moment liegt der Bot auf dem Bett als ob er schläft…nur mit…offenen Augen und ohne zu atmen. Aber bis heute Abend zur Patrouille dürften die Akkus wieder voll sein, dann ist es nicht gerade so lebensgefährlich, als wenn wir allein gehen würden.“ Tara wusste, dass sich ihre Geliebte sehr um die Scoobies sorgte, aber vor allem um sie. Sie spürte es so oft. Zu oft für ihren Geschmack. Die blonde Hexe wusste auch, dass Willow sie am Vortag angelogen hatte, als sie diese fragte, über was sie nachdachte. Tara hatte ein ungutes Gefühl, was ihre Umgebung anging. Irgendetwas braute sich zusammen und das machte sie unruhig. Sie drückte kurz Willows Hand.

„Vielleicht sollten wir Spike darum bitten, heute Abend ins Bronze zu gehen um unauffällig ein Auge auf Dawn zu werfen.“, schlug Tara vor. Willow nickte.

Kapitel 2

Schnellen Schrittes und voll bepackt mit einem Rucksack, einer Umhängetasche und mehreren Büchern auf dem Arm, lief sie die riesige steinerne Treppe hinunter und versuchte dabei so leise wie möglich zu sein. Ihre Schritte hallten leise. Sie huschte an einigen riesigen Vorhängen vorbei, auf denen man ein magisches Symbol erkennen konnte. Ihr Stoff schimmerte und wechselte ständig, stufenweise seine Farbe. An einer Ecke, an der sich ein Gang befand, blieb sie stehen und lauschte. Keiner wusste, dass sie hier unterwegs war und so sollte es auch bleiben. Sie lehnte sich an die Wand und verschnaufte kurz. Nicht mehr lang, dann wäre sie raus aus diesem ätzenden Gebäude. Sie blickte nach oben. Die hohe Decke war ein riesiges Glasgewölbe, sodass sie direkt in den Himmel schauen konnte. Er war tiefschwarz und man sah hie und da einen winzigen Stern leuchten. Wenn es Nacht war, dann war es immer stockdunkel. Man konnte nichts sehen, wenn man draußen war.
 

Sie lugte um die Ecke. Niemand zu sehen. Nach kurzem zögern setzte sie sich wieder in Bewegung, bevor sie noch entdeckt werden würde. Sie rannte den Gang entlang, vorbei an vielen brennenden Fackeln, die ihr tiefrotes Haar in ihrem Licht leuchten ließen. Sie hatte es bald geschafft, das wusste sie. Während sie ihre Bücher noch fester an sich drückte, lief sie so leise sie konnte durch die vielen Gänge. Sie kannte sich hier bestens aus, schließlich verbrachte sie hier ihr ganzes Leben, auch wenn sie sich wünschte, dass es nicht so sei. Es war nicht mehr weit bis zu einem der Seitenausgänge. Sie musste nur noch um eine Ecke, was sie schon fast erleichterte. Schnell lief sie, kam immer näher zu besagter Ecke, doch dann als sie in den nächsten Gang bog, stieß sie plötzlich mit irgendetwas zusammen und landete hart auf dem Boden. Ihre Taschen und Bücher lagen überall zerstreut auf dem kalten Gestein, einzelne Blätter, die in den Büchern lagen flogen wild umher. Durch den Sturz tat es ihr überall weh, doch lange konnte sie sich nicht auf den Schmerz konzentrieren. Sie blickte auf, direkt auf das, mit dem sie zusammengestoßen war. Zu ihrem Leidwesen schaute sie aber direkt in die dämonische Fratze ihres eigenen Bodyguards, der von dem Aufprall keinerlei Spuren aufwies und sie nur ausdruckslos anschaute. Er packte sie grob an den Schultern und stellte sie auf. Sein langer schwarzer Mantel, wallte etwas, durch den kalten Lufthauch, der sich in diesem Moment durch den Gang zog. Seine Pranken waren riesig, genau wie er es im gesamten war. Seine schuppige, grüne Haut glänzte etwas im Licht einer Fackel und seine schwarzen Augen sahen sie bedrohlich an. Sein Gesicht war ähnlich wie das eines Krokodils, nur dass er eine kürzere Schnauze hatte als das Tier. Neben seiner riesigen, stämmigen und muskulösen Gestalt, wirkte sie fast winzig. Er blickte sie eindringlich an.
 

„Was tut Ihr um diese Uhrzeit hier!? Es ist Euch nicht gestattet hier herumzulaufen!“ Seine tiefe und bedrohliche Stimme hallte von den Wänden wider.

Auch wenn er in seiner dämonischen Muttersprache sprach, verstand sie ihn. Sie beherrschte jegliche Dämonensprache.

„Das geht dich nichts an, Forore!“, erwiderte sie bestimmend. Der Dämon sah sie schief an, während sie ihre Sachen aufsammelte. Dann bemerkte er erst, dass sie ihren Mantel trug.

„Wohin wart Ihr unterwegs? Ich habe euch überall gesucht.“ Forore beobachtete sie genau. „Ich dürfte Euch keine Sekunde aus den Augen lassen. Aber wenn Ihr immer Eure Magie anwendet um mich loszuwerden…“ Er stand ihr sehr steif gegenüber.

„Vater würde es sowieso nicht merken, selbst wenn du nie bei mir wärst, glaub mir.“ Sie zog sich den Rucksack wieder an, nahm ihre Tasche und hielt die Bücher wieder vor sich. Mit einem prüfenden Blick sah sie um sich, um sich zu vergewissern dass sie auch nichts vergessen werden würde. All das war zu wichtig für ihr Vorhaben.
 

„Also, wenn du mich jetzt entschuldigen würdest.“ Sie versuchte sich an dem riesigen Dämon vorbeizudrängeln, doch dieser blieb wie ein Türsteher stehen.

„Diesen Gang entlang geht es zum Seitenausgang der direkt in den Wald führt.“, wies Forore sie mit ruhiger Stimme hin. Anscheinend glaubte er, dass sie sich einfach im Gang vertan hat.

„Ja, da will ich ja auch hin.“ Das Mädchen versuchte sich abermals an dem Dämon vorbeizudrücken, doch dieser stellte sich ihr wieder in den Weg.

„Es ist Euch aber nicht gestattet!“ Der ruhige Ton des Krokodildämons wich einem bestimmendem, lauten. Aus dem Ärmel seines Mantels fiel eine riesige Axt in seine Hand, die er drohend vor sich hielt. Sie blickten sich gegenseitig zornig an, als sei es ein Spiel, bei dem derjenige verlieren würde, der als erstes wegschaut. Nach ein paar Sekunden seufzte sie tief.

„Ok, ist ja gut.“ Sie drehte sich um und ging ein paar Schritte den Gang zurück, der Dämon ging zufrieden mit sich hinter ihr her. Im Gehen schloss sie die Augen, konzentrierte sich kurz, formte mit den Lippen einen tonlosen Zauberspruch, der sogleich eine blaue blitzende Kugel über ihrer Hand erscheinen ließ. Blitzschnell drehte sie sich um und feuerte die Energiekugel auf ihren Bodyguard. Bevor dieser wusste wie ihm geschah, wurde er schon an die Decke geschleudert und hing dort reglos. Immer wieder zuckten blaue Blitze über seinen stämmigen Körper, die sich in der Luft entluden. Seine Axt fiel mit lautem metallischem Lärm auf den Steinboden. Selbstzufrieden blickte sie zu ihm auf. So ein Verteidigungszauber ist schon was Feines. Sie grinste. Er fiel jedes Mal aufs Neue darauf rein. Ihr Vater gab ihr eindeutig viel zu blöde Dämonen als Leibwächter. Schnell machte sie sich wieder auf, um nach draußen zu kommen. Sie hatte ohnehin schon viel zu viel Zeit vergeudet. Während sie nach draußen eilte, merkte sie nicht dass sie ein Blatt Papier verlor. Es glitt lautlos zu Boden.

Draußen erwartete sie ein hellblondes Mädchen in schwarzer Kleidung, die direkt vor dem finsteren Wald, ein paar Meter vom Ausgang entfernt, stand.

„Da bist du ja endlich, Ferguson!“, rief sie ihr ungeduldig zu.

„Nenn mich bitte nicht so, Sunday.“ Das rothaarige Mädchen kam außer Atem bei ihr an. „Tut mir leid, ich wurde aufgehalten. Hast du’s?“

Sunday hielt ihr ein Buch in einem braunen Ledereinband unter die Nase.

„Ist es das, AppleJuice?“

AppleJuice’s Gesicht hellte sich auf.

„Wie hast du-?“

„Ein paar Rebellen haben mir geholfen.“, erwiderte Sunday gelassen.

„Du hast die Rebellen darum gebeten?“ AppleJuice war erstaunt und beeindruckt zugleich. „Mutig.“

„Ich habe eben ein paar Kontakte.“, zwinkerte Sunday. „Kann’s losgehen?“

„Klar.“ AppleJuice drückte ihr die Umhängetasche in die Hand und sie verschwanden zusammen in den Wald.
 

In einer Höhle im Wald machten sie alles fertig. Sie stellten Kerzen in einem großen Kreis auf und zündeten diese an. Inmitten des Kreises malte AppleJuice mit Kreide ein Pentagramm, in dessen Spitzen sie jeweils Erde, etwas Wasser, einen brennenden Stock und ein umgedrehtes leeres Glas legte. Dabei blieb die obere Spitze des fünfzackigen Sternes leer. Zusammen stellten sich Sunday und AppleJuice in der Mitte des Pentagramms gegenüber. AppleJuice kramte in ihrer Manteltasche und zog eine alte Taschenuhr heraus. Sie öffnete diese, sodass man auf das weiße Ziffernblatt sehen konnte und legte sie auf ihre Handfläche, welche sie wiederum auf die Handfläche von Sunday legte. Mit Rucksack bepackt und mit der freien Hand die Bücher fest umklammernd, fingen beide an synchron und monoton zu sprechen:
 

Zeit, so schnell wie sie vergeht,

so sei sie zurückgedreht,

wir haben eine lange Reise,

denn die Vergangenheit verlangt ihre Preise,

was vergangen ist, soll nun noch geschehen,

was vor uns liegt, das soll vergehen,

was wir wollen, das steht ganz in Tempus’ Sinn,

die Zeit, die fliegt nur so hin.
 

AppleJuice blickte auf die Zeiger der Uhr. Das Ziffernblatt fing an hell zu leuchten, die Zeiger drehten sich in atemberaubender Geschwindigkeit in entgegen gesetzte Richtungen. Plötzlich wurde alles hell um sie. Sunday hatte das Gefühl zu fallen, als würde irgendetwas an ihr reißen. Sie fühlte sich als würde sie jeden Moment in Fetzen gerissen werden...
 


 

Es war sehr warm, ein strahlend blauer Himmel versprach, dass es auch noch länger warm bleiben würde. Die Sonne brannte förmlich auf den rötlichen Sand.

Langsam öffnete AppleJuice ihre Augen. Erst sah sie nur verschwommen und kniff sofort wieder ihre Augen zu. AppleJuice versuchte erneut ihre Augen zu öffnen und gewöhnte sich etwas an die Helligkeit. Langsam klärte sich ihr Blick und nach einigem blinzeln konnte sie wieder richtig sehen. Die rothaarige lag auf sandigem Boden und sah auch nichts als roten Wüstensand und verdorrte Büsche. Ihr schmerzten sämtliche Knochen. Sie war wohl eine ganze Zeit lang ohnmächtig gewesen. Eine warme Sommerbrise fuhr über die Steppe und ließ einige Büsche rascheln. Langsam versuchte sie sich aufzurichten, doch ihre Muskeln gaben unter der Anstrengung nach und so schaffte sie es vorerst nur sich, unter großen Anstrengungen, auf ihre Beine zu setzen. Überall um sie herum lag das Zeug, dass sie mitgebracht hatten. AppleJuice bemerkte, dass jemand neben ihr stand. Es war Sunday die auf irgendetwas hinter AppleJuice starrte. Diese blickte sich um und sah ein riesiges grünes metallenes Schild, dessen Farbe hie und dort abblätterte und rostige Flecken freilegte. In großen weißen Buchstaben stand darauf geschrieben:
 

WELCOME TO

SUNNYDALE
 

Einige hundert Meter dahinter konnte man schon die ersten Häuser sehen. AppleJuice und Sunday blickten sich vielsagend an…

Kapitel 3

Es war langweilig, wie immer an solch schönen Tagen. Die potentiellen Kunden verbrachten dann viel mehr Zeit im Park oder im Schwimmbad, als mit Einkäufen. Das war so ärgerlich. Aber immerhin wurde sie auch für langweilige Tage bezahlt. Anya stand hinter der Theke in der MagicBox und stützte ihren Kopf in ihren Händen ab. Sie seufzte tief und blickte weiter starr geradeaus. Der Ex-Dämon glaubte, sich noch nie so sehr gelangweilt zu haben. Nicht einmal zum Geld zählen hatte sie richtig Lust. Davon abgesehen hatte sie es heute schon mindestens zehn Mal gemacht und kannte mittlerweile alle Dollar Noten, die in der Kasse waren, auswendig, da auch keine neuen dazukamen.
 

Giles kam gerade zum Hintereingang rein, als sein Blick auf Anya fiel. Er betrachtete sie kurz und stellte fest, dass sie sich seit einer viertel Stunde nicht mehr bewegt hatte. Buffys ehemaliger Wächter nahm eine Kiste mit neu angelieferten Büchern, die neben der Tür des Hintereingangs stand, und brachte sie auf den Tisch im Verkaufsraum. Dann blickte er wieder zu Anya.

„Anya, mit einem solch gelangweilten Gesicht verschreckst du die Kunden.“

„Hier sind keine Kunden die ich verschrecken könnte. Sind Sie blind?“, erwiderte Anya monoton.

Giles musste ihr Recht geben.

„Und daraus schließe ich, dass du im Moment nichts zu tun hast. Dann könntest du mir helfen diese Bücher hier zu sortieren und in die Regale einzuordnen.“ Giles fing sich einen ‚Sie-haben-sie-doch-nicht-mehr-alle’-Blick von Anya ein.

„Für Sie mag das ja alles sehr spannend sein, aber ich finde es nur todlangweilig irgendwelche blöden Bücher in irgendwelche blöden Regale einzuräumen.“ Anya trat zum Tisch, nahm sich ein Buch mit einem roten Einband aus der Kiste und sah es frustriert an.

„Das ist doch ätzend! Nicht mal neu sind diese bescheuerten Bücher. Ich hoffe Sie haben sich einen Rabatt geben lassen, sonst sind Sie nach diesem Sommer pleite.“ Anya fuchtelte mit dem Buch vor Giles’ Nase herum. Dieser setzte an um etwas zu erwidern à la ‚Solche Bücher heutzutage noch in einem so guten Zustand zu erhalten ist wahres Glück’ oder ‚Wenn es mal einen Tag nicht läuft geht der Laden nicht sofort bankrott.’, aber er entschied sich seinen Ansatz einfach in einem Seufzer versiegen zu lassen und Anyas Bemerkung zu ignorieren.

„Dann wäre die Langeweile aber immerhin für etwa eine Stunde besiegt.“ Mit diesen Worten nahm er ein paar Bücher aus der Kiste und sortierte die, die sich mit schwarzer Magie beschäftigten auf einen extra Stapel aus. Anya sah ihn an, als wäre er komplett verrückt geworden. Aber sie musste sich eingestehen, dass Giles in punkto Zeitvertreib Recht hatte und nahm ein paar der Bücher aus der Kiste.
 


 

Die Vorhalle des Hotels war nicht sehr groß, sah dafür aber sehr einladend und gemütlich aus. Auch wenn es kein 5 Sterne Hotel war, es war nicht heruntergekommen.

Der junge Rezeptionist warf einen Blick auf seine Armbanduhr. In einer halben Stunde würde seine Schicht vorbei sein. In Gedanken befand er sich schon mitten im Wochenende und wünschte sich nach draußen in die warme Sonne. Es war frustrierend an einem solchen Tag ganz alleine in einem Gebäude zu sitzen, während sich die Hotelgäste und die Stadtbewohner draußen vergnügten. Ein weiterer Blick auf seine Uhr verriet ihm, dass er immer noch eine halbe Stunde von seinem Wochenende entfernt war. Er seufzte und entschied, dass er in der Zeit noch die anstehenden Buchungen durchgehen könnte. Aus einer Schublade unter der Theke nahm er eine Mappe. Gelangweilt heftete der Rezeptionist ein paar Schreiben aus und studierte das erste kurz, legte es zur Seite und nahm sich das nächste vor. Ein kühler Windhauch streifte sein Gesicht und noch während er sich wunderte, wo auf einmal ein Windhauch herkam, da niemand das Hotel betreten hatte, flatterte auch schon eine der Buchungen auf den Boden. Verwirrt blickte der junge Mann von der Eingangstür zu dem Blatt Papier auf dem Boden und bückte sich danach. Als er sich wieder aufrichtete und unerwartet zwei Mädchen vor dem Tresen standen, erschrak er kurz und tat einen Schritt nach hinten. Eines der Mädchen war aschblond und unnatürlich blass, das aber auch vom Kontrast zu der schwarzen Kleidung herrühren könnte. Das andere hatte rote Haare und sah ihn trübsinnig an. Beide waren mit Büchern und Taschen voll gepackt. Der Rezeptionist wich in Unbehagen vorsichtig einen weiteren Schritt zurück. Hier in Sunnydale liefen schon manchmal seltsame Leute rum, aber für gewöhnlich fast ausschließlich nur nachts.
 

„Wir wollen einchecken.“, sagte Sunday zu ihm und ließ den Blick nicht von ihm ab. Das Hotel war sehr gut geeignet. Es stand in einer nicht sehr belebten Seitenstraße und wegen seiner Größe war es nicht sehr auffällig. Der Rezeptionist sah die Beiden misstrauisch an.

„Auf welchen Namen wurde reserviert?“ Er blätterte die Buchungen durch. Sunday und AppleJuice tauschten einen überraschten Blick aus.

„Reservierung?“, harkte AppleJuice nach. Der Rezeptionist blickte sie beide erneut an.

„Ja. In diesem Hotel muss mindestens vier Wochen vor dem Check-In reserviert werden. Es gibt keine Zimmer auf Abruf.“

Sunday und AppleJuice tauschten wieder einen Blick aus, diesmal unterlegt mit einem siegessicheren Lächeln von AppleJuice.

„Aber wir haben doch reserviert.“, sagte sie langsam, fast bedrohlich und legte dabei den Kopf schief.

Der Rezeptionist schaute sie starr und mit trüben Augen an.

„Ja, sicher.“ Seine monotone Stimme wirkte schon fast roboterhaft. „Verzeiht.“ Er nahm einen Schlüssel aus dem Schlüsselschrank und überreichte ihn Sunday. „Zimmer Nummer 143.“

„Dankeschön.“, erwiderte Sunday frech und stieg mit AppleJuice die Treppe, die sich neben der Rezeption befand nach oben.

„Menschen sind so einfältig.“, flüsterte sie spöttisch zu der Rothaarigen.
 

Das Zimmer war recht geräumig. Ein Schrank, ein runder Tisch mit drei Stühlen in der Zimmerecke, ein Schränkchen mit einem Fernseher und ein großes Doppelbett in der Mitte des Zimmers. Ein großes Fenster spendete viel Licht und eine weitere Tür führte ins Badezimmer. Sunday legte ihr Gepäck auf das Bett und schaute die weißen, kahlen Wände an.

„Viel zu steril hier.“, meinte sie abfällig. Ihr Blick fiel auf einen hellen Sonnenstrahl, der durch das Fenster auf den Teppichboden schien.

„Und zu hell.“ Sie schritt zum Fenster und zog die hellblauen Kunststoffvorhänge zu, die die Helligkeit allerdings nicht wirklich zurückhalten konnten. Unzufrieden darüber, setzte sie sich aufs Bett und sah AppleJuice beim auspacken zu.

AppleJuice untersuchte das Buch mit dem braunen Ledereinband. Er war mit vielen verschiedenen Symbolen und Zeichen versehen, wobei aber eine riesige Sonne auf Vorder- und Rückseite besonders ins Auge stachen. Die rothaarige Jugendliche strich vorsichtig über die Sonne auf der Vorderseite und legte das Buch behutsam auf den Tisch.

„Ich werde das Zimmer mit einem Zauber belegen, damit man uns nicht orten kann. Dasselbe mache ich auch mit unseren Auren.“ AppleJuice räumte die Taschen und Bücher auf den Boden und ließ sich erschöpft auf das Bett fallen.

„Weißt du was?“, fragte Sunday, während sie verträumt an die gegenüberliegende Wand starrte.

„Was?“

„Wir müssen alle paar Tage in ein anderes Hotel. Oder wir buchen uns in alle der Stadt ein und verbringen jede Nacht in einem anderen.“, schlug Sunday vor. Nach näherem Überdenken schien ihr aber ihre eigene Idee nicht mehr so gut zu gefallen. „Oder ich suche uns eine nette Gruft auf dem Friedhof. Ich kann mich aber auch mal umhören wie die Höhlen hier so sind…vielleicht ist ja eine dabei, die ähnlich wie meine Wohnhöhle ist.“

AppleJuice lächelte über Sundays Gedankengang. Wohnhöhle. Sie war so froh, dass Sunday mit ihr mitgekommen ist. Alleine würde sie es wahrscheinlich nicht schaffen. Und sie wäre sehr einsam.

„Es ist 13 Uhr 40.“ Sunday blickte von dem digitalen Wecker neben dem Bett zu AppleJuice. „Was läuft heute noch?“

Die Rothaarige studierte die alte Taschenuhr. Sie hatte sie in einer Kiste mit lauter altem Zeug gefunden. Die Zeiger tickten langsam vor sich hin.

„Die Sache mit den Hotels war gut.“, antwortete AppleJuice. „Wir brauchen so viele Verstecke wie möglich.“

„Sind wir hier überhaupt richtig?“ Skepsis überrollte Sunday.

„Das werden wir bald herausfinden. Aber soweit ich informiert bin dürften wir richtig sein.“ AppleJuice blickte aus dem Fenster. „Wir müssen uns beeilen. Zum Glück konntest du das Buch besorgen. Es erleichtert einiges.“

„Die Rebellen haben es aus dem Schloss gestohlen. Sie haben es mir dann geschenkt.“

„Das ist gut. Ich werde mich gleich darum kümmern.“

„Ist gut. Berichte mir dann. Ich werde mich hier in der Stadt etwas umsehen und uns in mehrere Hotels einbuchen. Wir treffen uns dann wieder hier.“ Sunday nickte AppleJuice zu, schnappte sich ihre Tasche und verließ den Raum.
 


 


 

„Schönen Tag noch. Bitte beehren Sie uns bald wieder.“ Anya lächelte den Kunden zuckersüß an und überreichte ihm die Tüte mit seinen frisch erstandenen Zauberutensilien. Sie schaute noch lächelnd dem Kunden hinterher, bis dieser den Laden verlassen hatte.

„Endlich ist er weg. Ich dachte schon der haut nie mehr ab.“

Giles blickte Anya verwirrt an.

„Du wolltest doch, dass Kunden kommen.“, meinte er zu Anya.

„Ja, aber nicht wenn sie vorher im DoubleMeat-Palace waren. Die stinken immer so nach billigem Fastfood.“ Das Türglöckchen machte Giles und Anya auf den nächsten Kunden aufmerksam. Es war eine Jugendliche, 18 Jahre vielleicht, mit aschblondem, schulterlangem Haar, einem sehr blassem Teint und in schwarzer Kleidung.

„Ich hoffe du warst nicht im DoubleMeat-Palace.“, rief Anya ihr als Begrüßung zu.

„Anya!“, ermahnte Giles den Ex-Dämon.

„Was??“, fragte die Jugendliche barsch. „Was zum Teufel ist der DoubleMeat-Palace?“

„Oh, du kennst ihn nicht?“ Anyas Miene hellte sich auf. Mit einer fröhlichen Stimme ließ sie ihre Floskel verlauten: „Willkommen in der MagicBox. Wie kann ich dir behilflich sein?“
 

Sunday besah die blonde Verkäuferin als käme sie von einem anderen Stern. Diese Frau war irgendwie komisch. Sie schritt behutsam und misstrauisch auf sie zu. Immerhin war sie hier die Verkäuferin, es konnte also nicht Schaden sie danach zu fragen. Zeitsparend wäre es auf alle Fälle.

„Ich suche ein bestimmtes Kraut.“

„Oh, Kräuter haben wir hier viele. Sieh her.“ Anya führte Sunday zur Verkaufstheke und wies ihr die Kräuter. „Welches Kraut suchst du denn?“

„Es heißt Lucis-Urticaria.“

Giles wurde hellhörig.

„Das hilft gegen Sonnenallergie.“, sagte er mehr zu sich als zu Sunday. Diese wandte sich aber zu ihm.

„Ja, stimmt. Ich habe eine Sonnenallergie. Sie ist schlimm. Meine Schwester ist Hexe und Braut mir mit dem Kraut immer einen Trank, damit es nicht so schlimme Ausmaße annimmt.“ Sunday wirkte sicher. Giles sah sie misstrauisch an.

„Ah, hier ist es.“, sagte Anya fröhlich und lenkte so Sunday und Giles von dem jeweilig anderen ab. „Wie viel willst du?“

„Wie viel habt ihr denn?“

„Nur das, das hier steht. Das Kraut ist nicht sehr beliebt. Also kaufen wir davon nie viel ein.“

„Na dann nehm’ ich alles.“, versicherte Sunday während sie in ihrer Tasche nach Geld wühlte.

„Alles? Aber das Zeug ist verdammt teuer, ist dir das klar? Bekommst du denn genug Taschengeld von deinen Eltern?“, fragte Anya. Sie hatte das Gefühl, dass sie wohl nicht genug Geld von Sunday sehen würde und diese den Laden, ohne etwas zu kaufen, verlassen würde.

„Sicher doch.“ Sunday legte Anya ein paar Scheine auf den Tresen. „Alles.“

Anyas Augen leuchteten.

„Okay alles.“, versicherte sie, nahm eine Tüte und machte alle Lucis-Urticaria Kräuterpäckchen rein. Anya überreichte der aschblonden Jugendlichen die Tüte.

„Vielen Dank für Ihren Einkauf. Bitte beehren Sie uns bald wieder.“

„Danke. Schönen Tag noch.“, erwiderte Sunday mürrisch und verließ den Laden. Erwartungsvoll wartete Anya bis die Tür zu fiel und stürzte sich, kaum dass diese ins Schloss fiel, auf die Geldscheine um diese zu zählen. Giles zog seine Brille ab, um diese zu reinigen, seine Augen noch voller Misstrauen auf die Tür gerichtet.

„Oh, Wow, oh, Wow!“ Anyas begeisterte Stimme riss Giles aus seinen Gedanken. „Die Kleine kriegt ja wirklich sehr viel Taschengeld. Sie hat viel zu viel bezahlt. Großartig.“ Anya bemerkte Giles Blick und fügte dann etwas halbherzig an: „Ääh, ich meine: Oh, verdammt, sie hat viel zu viel bezahlt, aber jetzt ist sie leider schon weg, so dass ich ihr nicht mehr das restliche Geld zurückgeben kann. Schade. Ich werde sie wohl auch nie wieder sehen.“ Anya packte das Geld in die Kasse.

„Anya.“

„Oh Mist.“, fluchte Anya mehr zu sich selbst. „Schon gut, ich renne ja hinterher um es ihr zu geben.“

„Nein, warte!“ Giles hielt sie auf halber Strecke zur Tür auf. „Gib mir einen der Scheine.“

Anya blickte zur Kasse.

„Oh, Sie wollen wohl etwas für sich behalten. Sehr schön. Legen Sie es für ihren Ruhestand zurück?“ Anya gab Giles einen der Scheine. Dieser hielt ihn nah an seine Augen, prüfte ihn, wendete ihn ein paar Mal und testete die Griffigkeit des bedruckten Papiers. Dann hielt der ehemalige Wächter die Banknote gegen das Licht.

„Stimmt etwas damit nicht?“, wollte Anya neugierig wissen. In diesem Moment betrat Xander den Zauberladen.

„Hallo, Freunde.“, grüßte er Giles und Anya. „Wo ist denn meine Süße?“ Er gab Anya einen Begrüßungskuss. „So ein schöner Tag und ihr Beide müsst hier drin modern. Gibt’s was zu tun? Monster? Vampire? Gebt mir ein Buch und ich finde es raus.“ Sein Blick fiel auf Giles der die Banknote immer noch untersuchte. „Haben sich jetzt die US-amerikanischen Banknoten gegen Sunnydale verschworen?“

„Sehr witzig, Liebling. Giles untersucht nur sein Ruhestandsgeld. Lass ihm den Spaß.“

„Etwas stimmt hier nicht.“, kam es von Giles, der Xanders und Anyas Bemerkungen schlichtweg ignorierte.

„Oh, ist das Geld nicht echt?“ Anya grabschte sich einen der Scheine und besah ihn sich näher.

„Doch, doch, e-es ist echt, das ist nicht das Problem.“

„Zum Glück.“ Anya war sichtlich beruhigt.

„Was ist denn dann das Problem, Giles?“, fragte Xander.

„Das Mädchen von eben.“

Xander und Anya schauten Giles verwirrt an, wobei Xander eigentlich überhaupt nicht wusste wen er meinte.

„Das Kraut dass sie gekauft hat. Es hilft gegen Sonnenallergie. Gegen eine ganz bestimmte Art der Sonnenallergie.“, erklärte Giles.

Xander und Anya tauschten einen Blick aus.

„Und…gegen welche Art von Sonnenallergie hilft es?“, fragte Anya.

„Ist es gegen eine bestimmte Sonnenallergie, die gewisse blasshäutige Blutsauger haben, die nachts auf Friedhöfen rumlungern?“ Xander dämmerte worauf Giles hinaus wollte. Dieser nickte nur.

„Allerdings reicht das Kraut dazu nicht alleine aus. Den Zauber muss ein überaus mächtiges magisches Wesen durchführen und er ist auch nicht ganz ungefährlich.“

„Dieses magische Wesen…ist es eine Hexe oder ein Dämon mit Zauberkraft?“, erkundigte sich Xander, während er sich auf einen der Stühle sinken ließ.

„Nein. I-ich weiß nicht genau was diesen Zauber durchführen kann. In den Büchern wird es nicht genau beschrieben.“, führte Giles weiter aus.

„Aber dieses Mädchen war nicht mal 20. Wie kann es dann so was wissen? Und selbst wenn sie ein Vampir war, sie kam aus der Sonne und ging in die Sonne. Sogar ohne Decke. Dann müsste ja schon ein Zauber auf sie angewandt worden sein.“, überlegte Anya laut.

„Du hast Recht.“ Giles fiel das erst jetzt richtig auf.

„Oder wir malen den Teufel an die Wand und sie war eine ganz gewöhnliche Satanistin, die mehr Zeit drinnen bei Ritualmorden verbringt, als sich mal draußen zu sonnen und mal eine Runde schwimmen zu gehen.“ Xander fand es doch zu abstrakt, dass es schon ein Kraut gegen vampirische Sonnenallergie geben sollte. „Sie ist sicher eine Möchtegern-Vampirin. Und wenn sich dieses überaus mächtige magische Wesen hier in Sunnydale aufhalten würde, würden wir es erfahren wenn die Dämonen den Schwanz einklemmen und die Stadt fluchtartig verlassen.“

Diese Überlegung von Xander war gar nicht so dumm, fand Giles. Es war etwas dran und sie würden es auch früh genug von Spike erfahren, wenn in der Dämonenwelt etwas nicht stimmen würde.
 


 

AppleJuice betrachtete den Buchumschlag und strich mit zwei Fingern sanft über das kühle Leder. Sie war etwas aufgeregt, was sie erwarten würde, hatte aber gleichzeitig Angst, dass es etwas Schlimmes sein könnte. Ihr Puls war leicht erhöht und ein ungutes Gefühl machte sich in der Magengegend breit. Sie war sich sicher, dass darin all die Antworten zu finden sind um das Schlimmste zu verhindern und wenn sie das tun wollte, dann müsste sie sich das Buch ansehen, sonst wäre ihre Reise umsonst gewesen. Ein paar Dinge wusste AppleJuice schon, vom Erzählen der Dämonen und des Volkes, über das ihre Familie herrschte. Sie hatte sich immer zu gern unter die Unterdrückten gemischt, bis diese allerdings herausgefunden haben, wer sie wirklich war und sie fortgejagt haben. Seitdem hat AppleJuice das Schloss nicht mehr verlassen.

Sie strich wieder über den Buchumschlag und öffnete diesen vorsichtig. Die rothaarige schlug die erste Seite auf. Sie war völlig leer. AppleJuice schlug die nächste Seite auf, doch auch diese war leer. Verwirrt blätterte sie hastig weiter, doch alle Seiten die sie aufschlug waren völlig Weißgelassen. Nein, das kann nicht sein! Panik machte sich in ihr breit und heiße Tränen bildeten sich in ihren Augen. Nein! Plötzlich fingen die Seiten an hell zu leuchten. Das Zimmer wurde in grell weißes Licht getaucht und AppleJuice’ Geist wurde in das Buch gesogen…

Kapitel 4

„Viel Spaß, Dawn.“, rief ihr Willow hinterher, als Dawn auf dem Weg zum Auto von Mischas Mutter war. Sie wartete noch bis das Auto wegfuhr, ließ die Tür zu fallen und ging nach oben in Buffys altes Zimmer. Der BuffyBot funktionierte immer noch nicht, da kein Kabel durchgeschmort war, wie sie anfangs vermutet hatte, sondern das Akku-Ladegerät den Geist irgendwie ganz aufgegeben hatte. Auf dem Boden lagen verstreut Teile des Ladegerätes, dass sie auseinandergebaut hatte, um die Fehlerquelle zu suchen.

Willow hörte die Haustür abermals ins Schloss fallen und eine ihr wohlbekannte Stimme.

„Willow, ich bin wieder da.“

Die rothaarige Hexe musste grinsen, als sich ein warmes Gefühl in ihrer Magengegend breit machte und ihre Fingerspitzen anfingen zu kribbeln.

„Ich bin hier oben.“, rief sie ihrer Freundin zu.

„Ich weiß.“, ertönte Taras Stimme hinter ihr, worauf Willow zu ihr herumfuhr. „Hab ich dich erschreckt?“ Tara kicherte und strahlte immer noch diese Lebensfreude aus, wie schon am Morgen. „Geht der Bot immer noch nicht?“

„Nein, mit dem Ladegerät stimmt etwas nicht. Irgendein Teil ist kaputt, oder so.“, erklärte Willow. „Hast du Spike gefunden?“

„Ja, das geht klar. Heute Abend wird er im Bronze sein und ein Auge auf Dawn werfen.“

„Gut.“ Willow schraubte an einem Teil rum, doch es schien nicht so zu klappen wie sie es wollte und so warf sie fluchend den Schraubenschlüssel neben sich.

„Ach Süße, lass doch das blöde Ding.“

„Aber ich muss den Roboter in Schuss bringen, damit wir heute auf Patrouille gehen können.“, erwiderte Willow mürrisch.

„Dann gehen wir eben mal ohne Bot auf Patrouille. Draußen ist es viel zu schön, als dass wir den ganzen Tag hier drinnen bleiben.“

Willow musste Tara unweigerlich Recht geben. Sie hatte auch nicht viel Lust den ganzen Tag drinnen zu verbringen um das Ladegerät zu reparieren. Tara nahm Willow bei der Hand, zog sie nach oben und führte sie lächelnd nach draußen.
 

Im Park war anscheinend ganz Sunnydale versammelt. Wo man hinsah, man konnte nur Menschen sehen, egal ob es Pärchen waren, Herrchen und Frauchen die ihre Hunde Gassi führten, oder Freunde die sich auf ein Frisbee-Spiel trafen. Manche sonnten sich, andere schlenderten umher, wieder andere suchten ihre nächste Flirtmöglichkeit. Und mittendrin: Willow und Tara, die Hand in Hand spazieren gingen und die Sonne genossen.

„Heute ist aber viel los. Ich glaub’ es waren noch nie so viele Menschen auf einmal im Park.“ Willow war richtig erstaunt. „Kommen die Leute überhaupt alle aus Sunnydale? Das wäre ja Wahnsinn!“

„Ich schätze wir wären im Stadtzentrum richtig einsam.“, erwiderte Tara. Willow lächelte sie an.

„Auf zum Stadtzentrum.“

Die blonde Hexe lachte. „Oh, ja, das wird sicher romantisch, so ganz allein auf dem Asphalt zu liegen.“

„Es wäre wahrscheinlich um einiges romantischer, wenn wir uns von irgendwem eine Decke klauen, ein abgelegenes Plätzchen auf einer Waldlichtung suchen und Dinge der romantischen Art tun würden.“, schlug Willow verführerisch vor.

Taras verschmitztes Lächeln und die kleinen Sternchen in ihren Augen, verrieten Willow, dass ihre Geliebte dem gegenüber nicht abgeneigt war.

„Außerdem schulde ich dir noch etwas wegen heute Morgen.“ Die rothaarige Hexe liebte es einfach mit Tara zu flirten. Sie vergaß in solchen Momenten die ganze Welt um sich herum, ihre Probleme mit der Vampirjagd und den Dämonen, Buffys Tod und wie viel schwieriger ihr Leben seitdem wurde, genauso wie Taras und ihr Liebesleben unter all diesen Dingen manchmal zu leiden hatte. In solchen Momenten gab es nur noch sie Beide, Willow hatte nur noch Augen für ihre blonde Hexe, als seien sie die einzigen Menschen, die auf der Erde lebten und gleichzeitig der Mittelpunkt des Universums.
 

Plötzlich rempelte sie jemand an, Willow stolperte und fiel hin. Als sie die Ursache für ihren Sturz ausmachte, erblickte sie ein Mädchen mit aschblonden Haaren, die ebenfalls hingefallen war und vor ihr hockte. Tara half Willow auf und erkundigte sich, ob alles in Ordnung sei.

„Ja, alles in Ordnung.“, versicherte die rothaarige Hexe und wand sich zu dem Mädchen. „Entschuldige, wir haben nicht aufgepasst. Ist alles okay bei dir?“ Willow wollte ihr aufhelfen und bot ihr eine Hand an, doch das Mädchen nahm das Angebot nicht an und stand ohne ihre Hilfe auf.

„Ja, alles okay.“, sagte sie knapp ohne Willow und Tara anzusehen.

„Du hattest es aber auch sehr eilig, was?“ Tara fand, dass etwas Smalltalk nicht schaden könnte.

„Nein, eigentlich nicht.“ Das Mädchen sah die beiden Hexen immer noch nicht an, klopfte ihre Kleidung ab, grabschte nach ihrer Tasche und sah nach, ob noch alles drin war.

Ihre Einsilbigkeit machten Willow und Tara etwas stutzig und sie tauschten einen verwirrten Blick aus. Irgendetwas hatte dieses Mädchen an sich, dass in Willow ein ungutes Gefühl hervorrief.

„Bist du eine Hexe?“, fragte Tara und hob ein Kräuterpäckchen auf. „Lucis-Urticaria. Das kenne ich. Es gibt einige Zauber mit denen man mithilfe dieses Krauts einen Schutzschild gegen die Sonne heraufbeschwören kann.“

Zum ersten Mal hob das Mädchen den Blick. Aus gefühllosen blauen Augen schaute sie direkt in Taras.

„Nein, ich bin keine Hexe.“ Sie kennt sich mit Magie aus. Die andere auch? Sunday musterte Willow kurz.

Tara reichte ihr mit einem warmen Lächeln das Kräuterpäckchen.

„Ich habe die Kräuter in diesem Zauberladen hier gekauft. Da waren ein alter Mann und eine komische blonde Frau.“ Verdammt, wieso erzählst du ihr das? Sunday verfluchte sich innerlich.

„Oh, ich denke Anya hat im ersten Moment auf jeden eine etwas seltsame Wirkung.“ Tara kicherte. „Übrigens, ich bin Tara und das ist Willow.“

„Sunday.“ Sie war erschrocken über sich selbst, dass sie dieser Tara so viel Vertrauen entgegenbrachte. Aber sie hatte irgendwie eine bestimmte Wirkung auf sie, die sie nicht genau deuten konnte. Sunday brachte nicht mal AppleJuice am Anfang so viel Vertrauen entgegen. Das war sehr irritierend für sie. Aber Tara strahlte so eine Ruhe und Wärme aus…und die Andere? Willow heißt sie. Sie hatte mit irgendwem den sie kannte große Ähnlichkeit. Wer war das nur noch mal? Sunday konnte es nicht genau zu ordnen, aber sie kannte das alles irgendwoher. Als hätte sie ein Déjà-Vu Erlebnis.

„Wenn du keine Hexe bist, wieso kaufst du dann diese Kräuter?“ Willow war manchmal doch neugieriger als ihr lieb ist.

Sunday blickte die beiden Hexen schief an. Wieso tut sie sich das eigentlich an? Sunday wusste es nicht. Die Beiden verwirrte sie. Irgendetwas verband diese beiden Frauen und es war stark…stärker als alles, was sie bisher gespürt hatte. Sunday musste weg. Sie hielt es nicht mehr aus.

„Ich…I-i-i-ich…Ich muss…weg. Ich muss weg.“, stotterte Sunday, blickte auf den Boden, umklammerte ihre Tasche und rannte an Willow und Tara vorbei, wobei sie nochmals Willow anrempelte, die aber diesmal standhaft blieb. Die beiden Hexen sahen ihr verwirrt hinterher.

„Ich schätze, das wird nichts mit unserer Begegnung der romantischen Art auf einer abgelegenen, ruhigen Waldlichtung.“, meinte Willow etwas enttäuscht. „Wir sollten in den Zauberladen gehen und Giles davon berichten.“

Tara stimmte zu. „Ja, das sollten wir wirklich machen.“ Sie nahm zärtlich Willows Hand und zusammen schlugen sie den Weg Richtung MagicBox ein.
 


 

Sie war stiller Beobachter. Das was um sie herum geschah sah sie, wie jeder andere auch, aber niemand sah sie und sie nahm auch nicht am Geschehen teil. Es war laut, ein riesiger Kampf tobte und überall waren Geisteskranke. Über ihr, ein gewaltiger Stahlturm, der sehr instabil aussah, um sie herum Schutt, Backsteine, Tote und zwei blonde Frauen die kämpften. Chaos pur. Der Stahlturm war hoch und oben schien jemand zu sein. Für AppleJuice war die Sache etwas zu wackelig, als das sie sich dort oben hinstellen wollte. Der Kampf tobte weiter. Es schien zwei Fronten zu geben, wobei die eine in der Überzahl war, aber die in der Unterzahl zu gewinnen schienen. Plötzlich krachte durch eine Wand eine riesige Abrissbirne und schleuderte eine der Frauen ein paar zehn Meter weiter. Alles wurde unübersichtlich, das Chaos nahm zu. AppleJuice konnte die beiden Frauen nicht mehr entdecken. Sie beide schienen jedoch übernatürliche Kräfte zu haben. Auf einmal erhellte sich die ganze Gegend um sie herum. AppleJuice konnte die Quelle des Lichtes nicht ausmachen, bis ein Blitz neben sie laut krachend einschlug und einen riesigen Riss im Asphalt zurückließ. Die rothaarige wand ihren Blick nach oben: Ein riesiges Energiefeld schleuderte Blitze und alle möglichen Formen von Dämonen auf die Stadt. Die Erde bebte. Die Welt schien dem Untergang geweiht, doch plötzlich löste sich das Feld auf und die Dämonen verschwanden. Es war seltsam ruhig. AppleJuice bemerkte ein paar Menschen auf sich zu kommen und auf etwas hinter ihr starren. Sie drehte sich um und sah die Leiche einer der blonden Frauen. Sie blickte sich wieder zu den Menschen hinter ihr um. Sie weinten alle. Es waren drei Männer, wovon einer eine blonde Frau auf dem Arm trug und ein anderer wiederum etwas älter als der Rest war. Der dritte brach zusammen. Auf der Treppe des Turms stand eine Jugendliche, die sich ihren Bauch hielt und ebenfalls weinte. AppleJuice’ Aufmerksamkeit wurde auf eine rothaarige Frau gelenkt, die hinter den Männern stand. Irgendetwas war komisch an ihr…es sah so aus als hätte sie eine Störung um sich herum, oder an ihr. AppleJuice konnte diese Störung nicht genau beschreiben. Aber etwas stimmte nicht an ihr. Wenn sie sie ansah, hatte sie das Gefühl in einen Fernseher zu schauen, dessen Empfang durch Schneefall oder einen Sturm gestört wurde.

AppleJuice wollte etwas näher zu ihr gehen, doch plötzlich trat ein gleißend heller Blitz auf, der seine Umgebung in pures weißes Licht tauchte und als AppleJuice ihre Augen wieder öffnete, stand sie vor einem Grab. Es stand in einem Wald auf einer schönen Wiese. In den Stein war ein Name eingemeißelt: Buffy Anne Summers. Buffy Anne Summers?

„Wer ist Buffy Anne Summers?“

Ein weiterer gleißend heller Blitz zog sie wieder in eine neue Umgebung.

„Fangen wir doch an mit ‚Hi, ich bin Buffy!’“, sagte das blonde Mädchen freundlich zu einem Mädchen mit roten langen Haaren. „Und du bist Willow, stimmt’s?“ Sie standen auf dem Flur einer Highschool.

Ein kurzer Blitz und AppleJuice fand sich wieder in einer neuen Umgebung. Diesmal war es eine Bibliothek. Die beiden Mädchen von vorhin standen bei einem etwas älteren Mann, der auch schon zuvor vor der Leiche von dieser Buffy stand, allerdings sah er etwas jünger aus.

„Ich bin Mr. Giles.“, sagte er und streckte Buffy seine Hand hin.

„Er ist der Bibliothekar hier.“, führte Willow weiter an.

„Und du bist die Jägerin.“, erklärte Mr. Giles. Jägerin? „In jeder Generation wird eine Jägerin geboren,-“ Noch ein Blitz und AppleJuice stand mit Willow und Buffy auf einem Friedhof. Ein Vampir sprang sie von hinten an, Buffy rangelte mit ihm, versetzte ihm ein paar Tritte und Schläge und pfählte ihn schließlich. Der Vampir zerfiel zu Staub.

Ein weiterer Blitz tauchte AppleJuice in eine neue Umgebung, wieder ein Friedhof. Buffy, Willow und der Mann, der die Frau auf dem Arm hielt, jagten einem Dämon hinterher. Nach kurzem Kampf brachten sie auch ihn zur Strecke. AppleJuice stand neben ihnen. Und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: In dieses Buch waren Erinnerungen verbannt worden…und zwar alle. Und innerhalb dieses Buches, konnte sie über die Erinnerungen nach belieben durch die Zeit reisen.
 


 

„Sunday? Wer zum Teufel ist Sunday?“, wollte Xander wissen.

Willow und Tara kamen gerade erst im Zauberladen an und erzählten Anya, Xander und Giles sofort von ihrer Begegnung mit Sunday.

„Ein Mädchen, das heute hier im Zauberladen war. Sie hat aschblondes Haar, ist nicht sehr groß, sieht etwas blass aus und hat Lucis-Urticaria-Kräuter gekauft.“, erläuterte Willow.

„Ach, du meinst das Mädchen mit dem hohen Taschengeld?“, fragte Anya.

„Woher wisst ihr ihren Namen?“

„Sie hat ihn uns gesagt, nachdem sie im Park in uns reingerauscht ist.“, antwortete Tara.

„Hat sie nicht erwähnt wofür sie all die Kräuter braucht?“, fragte Giles, während er in einem der Bücher hastig blätterte.

„Nein, sie hat aber versichert sie sei keine Hexe. Aber irgendetwas ist an ihr. Es ist…naja…irgendwie-“

„Dämonisch.“, beendete Anya Willows Satz. „Sie hatte eine dämonische Art. Und blass war sie auch. Ich wette sie ist ein Vampir.“

„Das Thema hatten wir doch schon.“ Xander rollte die Augen.

„Ja, aber-“

„Lucis-Defendere!“, kam es von Giles. Alle blickten ihn verwirrt an. „Der Zauber der gegen das Sonnenlicht schützt. Er kann nur von einem überaus mächtigen Wesen durchgeführt werden, das weder Mensch noch Dämon ist.“

„Und welches Wesen ist es dann? Weder Mensch, noch Dämon, was soll das?“ Xander konnte mit alledem nicht wirklich viel anfangen.

„Ein solcher Zauber wäre doch nur für Vampire interessant.“, schloss Tara. Willow nickte.

„Aha, seht ihr, seht ihr? Tara ist derselben Meinung wie ich!“ Anya bedrohte Xander und Giles mit ihrem Zeigefinger und stellte sich zu Tara.

„Das Wesen ist weder menschlichen noch dämonischen Ursprungs…vielleicht eine Göttin wie Glory!?“, überlegte Giles.

„Aber sie war auch dämonisch.“

„Da hat Willow Recht.“, stimmte ihr Xander zu.

Giles überlegte kurz. „Ich denke nicht, dass wir so weiter kommen. Wir sollten diese Sunday suchen und uns nach diesem magischen Wesen umhören. Willow, Tara, könntet ihr diesen Zauber überprüfen?“ Giles reichte den Hexen das Buch mit dem Zauberspruch.

„Sicher.“

„Wann gehen wir heute auf Patrouille und wer passt auf Dawn auf?“, erkundigte sich Xander.

„Oh, Patrouille, das Stichwort. Dawn ist heute Abend im Bronze und schläft danach bei einer Freundin. Wir haben Spike darum gebeten, ob er nicht ein Auge auf sie werfen könnte.“ Willow hantierte mit dem Buch herum.

„Okay, dann heißt das, dass wir auf Spikes Hilfe für heute Nacht verzichten müssen.“, schloss Xander daraus.

„Und, ähm, auf die Hilfe des BuffyBots.“, fügte Tara etwas kleinlaut an und fing sich von Anya, Xander und Giles fragende Blicke ein.

„Ja, letzte Nacht ist das Akkuladegerät kaputt gegangen und ich habe den Fehler noch nicht gefunden, um ihn zu reparieren.“, erklärte Willow.

„D-dann versuche das bitte so schnell wie möglich hinzukriegen, Willow.“, bat Giles die rothaarige Hexe. „Ohne den Bot würde es um einiges schwieriger sein.“, fügte er weiter an.

„Okay. Wir gehen jetzt nach Hause schon mal das Arsenal vorbereiten und ich sehe, was sich bis heute Abend noch mit dem Bot machen lässt.“, versicherte Willow.

„Ist gut. Wir treffen uns bei Dämmerung im Summers Haus.“, sagte Xander zu den beiden Hexen.

„Okay.“
 


 

AppleJuice hielt diesen Schmerz kaum aus. Wieso wurden die Gefühle der Erinnerungen plötzlich auf sie übertragen? Dieser Schmerz war unerträglich. Sie fühlte sich so leer, als wären ihre kompletten Eingeweide aus ihr rausgerissen worden. Aber es war nicht nur dieser Schmerz, der so mächtig war, es war auch Wut. Wut, die das Blut des Einen verlangte. Aber es fehlte wieder ein Stück. Irgendetwas fehlte hier wieder. Immer diese Zeitsprünge!

AppleJuice ging zurück zum Anfang um sich die Szene noch einmal anzusehen.

Willow war in einem Zimmer, in ihrem eigenen wahrscheinlich. Sie sah sehr glücklich aus und sagte etwas über Kleidung…und da war sie wieder. Diese Störung. Willow lächelte zufrieden und glücklich, doch plötzlich spritzt Blut über ihre weiße Bluse und Willow lässt sich auf die Knie fallen. Störung. Dann spürt AppleJuice nur noch diese Wut. Aber wodurch wurde sie ausgelöst? Und was hat diese Störung zu bedeuten? Ein wichtiges Puzzleteil schien zu fehlen. AppleJuice hatte sich diese eine Erinnerung immer und immer wieder angesehen. Sie war der Schlüssel, das wusste sie. Aber sie wusste auch, dass sie jetzt keine Zeit mehr hatte um sich den Erinnerungen noch weiter zu widmen. AppleJuice musste jetzt handeln. Und die Erinnerungen, die sie sich gerade angesehen hatte, würden ihr dabei helfen…

Als sie aus der Trance aufwachte, atmete sie scharf ein. AppleJuice riss ihre Augen auf und stellte fest, dass sie noch genauso wie eben, auf dem Bett saß; das aufgeschlagene Buch auf ihrem Schoß liegend, hatte sie ihre Hände in eine jeweilig andere Buchseite gepresst. Ihr Atem ging schnell. AppleJuice bemerkte, dass es schon später Nachmittag war. Sie war ziemlich durcheinander, durch die ganzen Informationen, die sie in den letzten paar Stunden aufgesammelt hat. Dabei hatte sie sich nicht mal einen Bruchteil der Erinnerungen angesehen. AppleJuice musste handeln. Es war schlimmer als sie befürchtet hatte.

Sie legte das Buch beiseite und suchte in ihrer Tasche nach einem anderen. Als sie es gefunden hatte, blätterte sie es schnell durch und hoffte sie würde es gleich finden. Da war es doch! AppleJuice blätterte ein paar Seiten zurück. Ihr Gesicht hellte sich ein wenig auf, als sie die Überschrift las: Beschwörungen. Genau so würde sie es anstellen. Es wäre schnell und einfach und sie selbst würde sich nicht die Hände schmutzig machen.

„Erscheine!“, rief sie.

Aus dem Schatten einer Zimmerecke trat eine Gestalt hervor. Applejuice stand vom Bett auf. Die Gestalt war ein groß gewachsener Mann, der ganz normal gekleidet war. Er verbeugte sich vor AppleJuice und kniete vor ihr nieder.

„Es ist mir eine Ehre Befehle von Euch erhalten zu dürfen.“, sagte er so ehrfürchtig wie es seine dunkle Stimme zuließ.

„Hol deine Leute! Ihr müsst jemanden für mich töten!“

In den Augen des Mannes blitzte es diabolisch, als er AppleJuice von seiner niederen Position aus ansah.

„Alles was Ihr verlangt.“

„Heute Nacht werden ein paar Leute auf dem Friedhof rumlaufen und Vampire jagen.“

„Die Jägerin.“, knurrte der Mann.

„Ja, vielleicht. Aber du sollst nicht die Jägerin töten…sondern jemand anderes. Eine Hexe. Sie hört auf den Namen Willow.“, erklärte AppleJuice gefühllos.

Der Mann sah sie nickend an.

„Ich werde meinen Leuten Befehl erteilen.“, versicherte er.

„Gut.“ AppleJuice’ Gesicht war ausdruckslos. „Dann geh jetzt!“

Der Mann stand auf und knurrte vor Vorfreude. Sein Gesicht verwandelte sich in die Fratze eines Vampirs. Seine Zähne blitzten verheißungsvoll und er zog sich in den Schatten zurück.

Gut. Eine einsame Träne bahnte sich den Weg über AppleJuice’ Wange. Das ist gut. Sie starrte betroffen an die Wand.
 


 

„Will, wir sollten jetzt aber wirklich mal nach dem BuffyBot und diesem Zauber sehen.“ Tara konnte sich beim besten Willen nicht von Willow losreißen, egal was sie tat. Wer wollte sich schon von solchen Liebkosungen loseisen? Tara jedenfalls nicht.

„Wann ist denn das Haus mal so leer, dass wir uns ganz in Ruhe allein miteinander beschäftigen können?“ Willow war damit beschäftigt Tara, auf der sie lag, das Oberteil auszuziehen, aber das gestaltete sich in dieser Position doch als schwieriger als sie gedacht hatte. „Keiner kann reinplatzen, keiner kann zuhören.“, flüsterte Willow verführerisch ins Ohr ihrer Geliebten.

„Aber wir haben doch-“

Willow küsste Tara sanft auf die Lippen, um diese vom Weiterreden abzuhalten.

„Schh, der Verstand hat hier nichts zu suchen, Süße.“, hauchte die rothaarige Hexe ihrer Geliebten kaum hörbar ins Ohr, die daraufhin eine Gänsehaut bekam. Sie schaffte es sogar endlich Taras Oberteil abzustreifen. Willow bahnte sich den Weg mit sanften Küssen über Taras Hals zu ihrem Dekolleté. Tara entfuhr ein angenehmer Seufzer und sie strich über Willows Rücken, um diese dazu anzuspornen weiterzumachen. Willows Hand arbeitete sich langsam von Taras Schulter, über ihr Dekolleté, weiter über ihren Bauch zu Taras Hose vor und öffnete diese vorsichtig. Die rothaarige Hexe küsste sie sanft auf die Lippen und bat mit ihrer Zunge um Eintritt, die ihr Tara liebend gern gewährte und somit ein leidenschaftliches Spiel zweier Zungen entfachte. Die Küsse der beiden Hexen vertieften sich, während Tara Willows Oberteil auszog und es auf den Boden warf. Die blonde Hexe rollte über, sodass sie jetzt oben lag.

„Oh, Tara.“, keuchte Willow, als sie Taras Körper ganz nah an ihrem spürte. Diese zog die Decke über sie beide und flüsterte Willow ins Ohr: „Niemand kann zuhören.“

Willow kicherte…
 


 

In Willows und Taras Zimmer lagen überall zerstreut Klamotten auf dem Boden. Das Bett war zerwühlt und zwischen einigen Kissen lagen dicht aneinandergekuschelt, ganz außer Atem und die Decke so hoch wie möglich gezogen, zwei Hexen, die sich noch mit ausgiebigen Streicheleinheiten verwöhnten. Willow sah tief in Taras Augen, lächelte sie an und flüsterte: „Ich liebe dich.“

Tara lächelte schüchtern zurück und errötete leicht.

„Ich liebe dich auch, Willow.“ Tara kuschelte sich noch näher an Willow und sog ihren Duft tief ein. Die Rothaarige schloss die Augen und genoss noch so lange wie möglich Taras wundervolle Wärme und Nähe. Sie hatte heute Abend gar keine Lust auf Patrouille zu gehen. Viel lieber würde sie noch länger mit Tara hier im Bett liegen bleiben, weiter kuscheln und ab und zu mal die ein oder andere unanständige Sache machen. Willow grinste frech. Ja, so wollte sie den restlichen Tag, den Abend und die ganze Nacht verbringen.

Tara grummelte und beförderte so Willows Gedanken wieder in die Realität zurück.

„Was ist denn?“, fragte die rothaarige Hexe leise.

„Bald wird es dunkel.“, murrte Tara. „Ich will noch nicht aufstehen.“

„Wir können ja einfach liegen bleiben und so tun als wären wir nicht da.“, grinste Willow.

Tara stupste sie leicht an und kicherte.

„Hey, wir haben schon nicht den Bot repariert, da können wir die drei doch nicht auch noch alleine auf Patrouille gehen lassen.“

„Wir mussten uns eben mal Zeit für uns nehmen. Zählt das nicht als Ausrede?“

Tara lachte. „Nein, ich glaube nicht.“

Willow wurde auf einmal still. Sie lachte nicht mehr. Stattdessen dachte sie mal wieder über Tara nach. Was wenn ihr bei den Patrouillen irgendwann etwas zustoßen würde? Sie wollte es sich lieber nicht ausmalen.

„Willow?“ Tara richtete sich auf und legte sich auf den Bauch sodass sie ihrer Geliebten in das Gesicht sehen konnte. „Stimmt was nicht, Willow?“

Die rothaarige Hexe zuckte die Schultern.

„Ich weiß nicht.“

Tara strich ihr eine verschwitzte Strähne aus der Stirn und strich über ihre heiße Wange.

„Hey, hier vor mir musst du nicht stark sein.“ Taras besorgte Stimme rührte Willow. „Was bedrückt dich, Willow?“ Ihre blauen Augen sahen bittend in die grünen.

„Ach, es ist nur…seit Buffys Tod hat sich so viel verändert. Wir müssen jetzt für Dawn sorgen. Wir müssen jede Nacht auf Vampirjagd.“

Tara nickte verständnisvoll, doch wusste sie auch, dass das noch nicht alles war, was Willow zu sagen hatte. Die rothaarige Hexe seufzte.

„Und?“

Willow sah sie mit schmerzerfüllten Augen an. Tara strich wieder sanft über ihre Wange.

„Es ist…so viel schwieriger geworden. Alles ist jetzt so hart. Und…nicht nur das hat sich verändert.“ Willows Kehle schnürte sich zu, als sie ihre Tränen zu unterdrücken versuchte.

„Willow…“ Taras sanfte Stimme gab ihr Sicherheit. Willow wusste, dass sie sich vor Tara nicht verstecken musste, dass sie sich nicht verstellen konnte und dass sie bei ihr in Sicherheit war.

„Ich…es ist nur…oh, Tara.“ Tränen bildeten sich in den Augen der rothaarigen Hexe. „Ich wünschte, ich könnte mehr Zeit mit dir verbringen. So wie früher, als wir noch nicht gezwungenermaßen auf Patrouille gehen mussten.“

„Süße, shhh“ Tara versuchte Willow zu beruhigen. „Ist schon gut.“

Willow schluchzte. „Ich wünschte, es wäre wieder so wie früher.“

Die blonde Hexe küsste ihr eine salzige Träne von der Wange.

„Wir müssen einfach nur warten bis Routine einkehrt. Dann wird alles wieder gut.“

„Tara…ich will dich nicht verlieren.“ Willow schluchzte erneut und Tränen rannen über ihre Wangen. „Ich habe solche Angst dich zu verlieren. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn dir etwas zustoßen würde.“

„Hey, Will, du wirst mich nicht verlieren. Ich werde immer bei dir sein, hörst du? Wir werden uns immer finden, egal was passiert.“ Tara lächelte Willow aufbauend an und wischte ihr ein paar Tränen weg. „Es wird alles wieder gut.“

Tara legte sich neben Willow auf den Rücken. „Komm her.“ Sie zog ihre Geliebte zu sich in die Arme und drückte sie fest an sich.

Willow fühlte sich sicher hier in Taras Armen. Sie wünschte sich, dass die Zeit stehen bleiben und dieser Abend nie vergehen würde. Noch einmal atmete sie tief ein und beruhigte sich langsam wieder...Ich liebe dich…
 

Auf dem Friedhof herrschte Totenstille. Sogar für Sunnydale war es einen Tick zu still. Es war wieder mal eine relativ warme Sommernacht.

„Wie ging nochmal dieses Akkuladedings kaputt?“ Xander konnte immer noch nicht richtig glauben, dass es kaputt war und dass es Willow auch noch nicht geschafft hat, das Ladegerät zu reparieren. „Das heißt doppelte Vorsicht heute Nacht, ohne den Bot.“

„Ehrlich, ich habe die letzten paar Stunden alles versucht, den Fehler zu finden, aber keine Chance.“ Willow beteuerte schon zum mindestens fünften Mal, wie sehr sie versucht hat die Maschine zu reparieren. Tara drückte kurz Willows Hand und grinste sie schelmisch an.

„Je öfter du es sagst, desto mehr verlierst du an Glaubwürdigkeit.“, flüsterte die blonde Hexe ins Ohr ihrer Geliebten, die daraufhin leise kicherte und ihr einen Kuss auf den Mund drückte.

„Wieso kaufe ich euch diese Geschichte nicht ab?“ Xander sah die beiden mit erhobenen Augenbrauen an.

„Könntet ihr dort hinten mal mit dem Kaffeeklatsch aufhören und auf Vampire achten?“, rief Giles den Dreien zu, der mit Anya ein paar Meter vor ihnen ging. „E-es ist gefährlich genug heute ohne Spike und Buffy.“

„Wir tun unser Bestes.“, rief Xander, worauf Willow und Tara wieder kicherten.

Keiner von ihnen bemerkte, dass sie von vielen Schatten beobachtet wurden. Einer der Schatten löste sich aus der Umarmung der Nacht und schlich sich wie ein Raubtier von hinten an die Gruppe ran. Doch plötzlich hörte er etwas. Von rechts gab es ein Knacken, das auf einen anderen Gegner hinwies. Er blieb stehen und suchte sich Schutz hinter einem Grabstein.

Auch Willow, Xander, Anya, Giles und Tara hörten das Geräusch und blieben augenblicklich stehen.

„Was war das?“, fragte Anya.

„Haben wir da den ersten Reißzahn?“, rief Xander zu der Geräuschquelle. Er ging langsam darauf zu, um sicherzugehen, dass sie nicht doch nur ein Kätzchen erschreckt haben.

„Sei vorsichtig!“

Xander hielt seine Axt kampfbereit vor sich und näherte sich dem Gebüsch. Schritt für Schritt trat er langsam darauf zu, bis er kurz davor stand. Vorsichtig schob er mit der Axt ein paar Äste beiseite um besser sehen zu können, doch plötzlich traf ihn eine gewaltige Wucht auf der Brust und schleuderte ihn nach hinten. Etwas benommen und überrascht rappelte er sich sofort wieder auf und musste feststellen, dass er seine Waffe verloren hatte. Aus dem Gebüsch sprang ein Vampir, der anscheinend gerade erst wiederauferstanden war.

Die Anderen liefen schnell zu Xander, um ihm zu helfen. Giles warf ihm einen Pflock zu. Der Vampir stürzte sich auf Xander und schlug ihm ein paar Mal mit der Faust ins Gesicht. Giles packte den Reißzahn an den Schultern und schleuderte ihn von Xander weg. Er wollte ihn sofort pfählen, doch der Vampir wehrte ab und schupste Giles nach hinten, der stolperte und hinfiel. Xander, der sich wieder aufgerappelt hatte, verpasste dem Dämon eine Kinnharke, worauf dieser mit doppelter Wucht zurückschlug, den jungen Mann gegen den Boden schleuderte und außer Gefecht setzte.

„Xander!“ Anya lief zu ihrem Freund um nach ihm zu sehen.

Der Vampir stürzte sich auf Willow und Tara, die blonde Hexe hielt ihm allerdings nur die Hand entgegen und rief: „Brenne!“

Der Reißzahn ging sofort in Flammen auf und schrie, bis er schließlich zu Staub zerfiel. Giles, der das Schauspiel beobachtet hatte, entfleuchte nur ein „Gut gemacht.“.

Willow und Tara eilten zu ihm um ihm aufzuhelfen.

„Das war knapp.“ Giles bückte sich nach seiner Brille und setzte sie wieder auf.

„Was ist mit Xander?“, fragte Willow, als sie sah, wie Anya seinen Kopf in ihrem Schoß hielt und streichelte.

„Er ist ohnmächtig.“, antwortete Anya.
 

So sah die Sache doch schon besser aus. Jetzt wusste er wer hier die Hexe war, also war der Fall geklärt. Der große Schatten hinter dem Grabstein, der sich als großgewachsener Mann entpuppte, grinste diabolisch. Er gab seinen Leuten ein Zeichen. Eine handvoll weiterer Schatten lösten sich aus ihrer Umgebung und umzingelten die Scoobies, die das allerdings zuerst nicht bemerkten. Der Anführer trat direkt auf sie zu. Als Giles ihn erblickte, schaute er sich um, nur um festzustellen, dass sie in der Falle saßen. Willow, Tara und Anya, die noch immer den ohnmächtigen Xander hielt, sahen den großen Mann ehrfürchtig an. Dieser blickte nur grimmig mit seinem menschlichen Gesicht zurück und fing an zu grinsen, als er direkt vor ihnen stand.

„Oh, ich schätze der Vampir war ein Freund von denen.“ Anya drückte Xanders Körper fester an sich.

„Haltet sie fest.“, befahl der Anführer mit seiner dunklen Stimme und augenblicklich gingen ein paar seiner Männer auf das Grüppchen zu, hielten Giles und Willow fest und zerrten Anya von Xander weg, um sie ebenfalls festzuhalten.

„Du.“ Der Anführer nickte zu Tara, die seine Geste mit einem Schreck aufnahm. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und ihre Knie zitterten vor Angst.

„Renn weg!“, befahl er ihr. Tara sah ihn verwirrt an und bewegte sich kein Stück. Der Anführer wartete ein paar Sekunden und zeigte dann in Richtung Wald, der östlich neben ihnen lag.

„Renn weg!“ Tara konnte sich nicht bewegen, sie verstand nicht, warum nur sie wegrennen sollte und die anderen nicht.

„Ich habe einen Auftrag. Und um dir eine Chance zu lassen, darfst du in den Wald rennen. Ich lasse dir auch einen kleinen Vorsprung.“, erklärte der Mann mit bedrohlicher Stimme.

„Und jetzt-“ Der Mann setzte seine Vampirfratze auf. „LAUF!!“

Taras Augen weiteten sich, sie lief so schnell sie konnte in Richtung Wald. Der Vampir grinste.

„Nein!“ Willow versuchte sich aus der Umklammerung des Vampirs zu reißen. „TARA!“

Der Anführer sah sie wütend an.

„Und- Und was sollen wir mit ihnen hier machen?“, wollte ein anderer Vampir wissen.

„Dürfen wir, dürfen wir-“

„Nein! Die werden nicht angerührt. Setzt sie außer Gefecht, dass sie mir nicht in die Quere kommen können.“, befahl der Obervampir. Ein paar seiner Handlanger waren enttäuscht.

„Aber warum dürfen wir nicht-“

„Weil es ein BEFEHL ist!!“, knurrte der Anführer laut. „Jeder der sich meinen Anweisungen widersetzt wird auf direktem Weg ins Sonnenlicht befördert. Ist das klar?“

Die Vampire nickten.

„Gut.“ Der Anführer wurde wieder ruhiger. „Dann führt meinen Befehl aus. Ich habe eine Beute zu jagen.“ Er grinste, bleckte sich die Reißzähne und ging langsam Richtung Wald.

„Nein!“ Willow wehrte sich wieder gegen den Vampir, doch sie schaffte es nicht sich loszureißen. „TARA!“, schrie sie in den Wald, doch plötzlich bekam sie einen harten Schlag auf den Kopf, von dem ihr ganz schummrig wurde. Sie spürte wie sie der Vampir losließ und sie auf das warme Gras fiel. Den Blick in Richtung Wald gerichtet, konnte Willow noch ganz verschwommen die Umrisse des Obervampirs wahrnehmen. Tara. Ihr wurde schwarz vor Augen und sie fiel in Ohnmacht…

Kapitel 5

Wach auf…Alles um sie herum war grell. Wach auf…Eine innere Stimme befahl ihr aufzuwachen. Wach auf…Langsam drehte sie den Kopf. Ein entferntes Ticken drang an ihr Ohr. Wach auf…Ist das wirklich ihre eigene Stimme?

Willow kam zu sich. Sie drehte sich langsam auf die Seite. Ihr Kopf schmerzte unwahrscheinlich. Vorsichtig öffnete sie die Augen, doch kniff sie sofort wieder zusammen als sie ein viel zu grelles Licht blendete. Bin ich tot? Sie fuhr mit der Hand an ihren Kopf und rieb ihre Stirn. Wieso tat ihr der Schädel nur so weh? Willow rieb sich die Augen und startete einen erneuten Versuch die Augen zu öffnen. Das grelle Licht schmerzte in ihren Augen. Ihr entfuhr ein schmerzhaftes Keuchen. Aller guten Dinge sind drei. Willow versuchte wieder ihre Augen zu öffnen und diesmal schien das grelle Licht zu verschwinden. Langsam nahm die rothaarige Hexe die Umrisse ihrer Umgebung wahr. Doch wo war sie? Sie lag auf einem weichen Untergrund und war zugedeckt. Willow rieb sich wieder die Augen. Sie konnte nun die Umgebung genau ausmachen und stellte fest, dass sie in einem Bett lag, das in einem großen Zimmer stand, mit großen Fenstern, durch welche viel Sonnenlicht drang. Wo bin ich? Auf der Nachtkommode stand ein Wecker, der unaufhörlich tickte und ihr anzeigte, dass es schon 10:33 Uhr war.

„Da, sie kommt zu sich.“

Willow kannte diese Stimme. Es war Xander. Sie blickte in die Richtung aus der die Stimme kam und sah einen glücklichen Xander durch die offene Tür auf sie zu laufen, dicht gefolgt von Anya und Giles.

„Oh Gott, endlich.“ Xander drückte Willow vor Freude an sich, die darauf aber nur die Luft scharf einzog. „Oh, entschuldige.“ Xander ließ sie wieder los.

„Wie geht’s dir?“, wollte Anya wissen.

„Kannst du dich bewegen?“, fragte dagegen Giles.

„Hey, hey, nur mit der Ruhe, sie ist erst aufgewacht. Lasst sie erstmal richtig zu sich kommen, bevor ihr sie mit Fragen bombardiert.“ Xander drängte Anya und Giles etwas zurück. „Kannst du aufstehen? Wollen wir es mal versuchen?“

Willow nickte langsam. Xander griff ihr unter die Arme und half ihr auf. Aber alles drehte sich und Willow fiel fast wieder hin, wenn nicht Xander sie aufgefangen hätte. Ihr Kopf dröhnte, er fühlte sich an, als wäre er irgendwo eingeklemmt. Und schwer war er auch.

Xander half Willow in die Küche und setzte sie auf einen Stuhl. Anya stellte ihr ein Glas hin und schenkte ihr Orangensaft ein.

„Du solltest erst etwas trinken, bevor du versuchst zu sprechen.“

Willow nahm einen großen Schluck und spürte schon gleich, dass ihr Kopf etwas aufhörte zu dröhnen. Langsam aber sicher drehte sich nicht mehr alles so stark.

Nun wusste sie auch wo sie war. In Xanders Wohnung.

Giles, Xander und Anya sahen sie erwartungsvoll an.

„Geht’s besser?“, erkundigte sich Xander.

Willow nickte. Ihre Stimmbänder schienen noch nicht zum Sprechen fähig zu sein.

„Gott, endlich bist du aufgewacht, Willow. Wir dachten schon, wir hätten dich verloren.“ Xander war sehr erleichtert.

Die rothaarige Hexe nahm einen weiteren großen Schluck.

„Wieso?“ Ihre Stimme war noch nicht voll da und so entkam ihr nur ein flüstern.

„Du wurdest von uns allen am Härtesten Umgehauen.“, erklärte Anya.

Erst jetzt bemerkte Willow das große Loch in ihrem Gedächtnis. Eine Frage drängte sich ihr entgegen.

„Was ist passiert?“

Giles, Xander und Anya sahen aus, als hätten sie gehofft Willow würde diese Frage nicht stellen. Anya versuchte es auf die einfache Tour.

„N-nunja…du wurdest umgehauen. Voll auf den Kopf.“

„Was ist passiert?“ Willows Stimme forderte eine ausführlichere Erklärung.

„Wir, wir wurden angegriffen.“, begann Giles, setzte sich auf einen Stuhl, zog seine Brille ab und rieb sich die Nasenwurzel.

„Erst haben wir einen Vampir bekämpft und dann kamen seine Freunde.“, erläuterte Xander weiter.

„Also, ob es s-seine Freunde waren wissen wir nicht. Vampire sind eigentlich Einzelkämpfer und den Meisten ist es völlig egal was mit seinen Kameraden passiert.“, widersprach Giles.

Nun dämmerte es Willow. Langsam kam die Erinnerung zurück. Xander und Giles hatten Recht. Erst war dort nur ein Vampir, den Tara in Brand gesteckt hat, doch dann wurden sie von vielen umzingelt und festgehalten. Aber dort war doch noch etwas. Irgendetwas stimmte noch nicht ganz. Sie blickte ihre Freunde an. Xander…Anya…Giles…Nein. Ihr wurde schlecht.

„Wo ist Tara?“, fragte sie ängstlich.

Keiner ihrer Freunde schaute sie an.

„Wo ist Tara?“, fragte Willow wieder. Heiße Tränen schossen in ihre Augen.

„Sie ist…sie…“, fing Xander an, doch seine Stimme versagte. Nein!

„Wir haben sie noch nicht gefunden.“ Giles legte eine Hand auf Willows Schulter.

„Was?“ Die Hexe konnte ihre Tränen nicht zurückhalten.

„Wir haben sie schon gesucht, doch wir haben sie noch nicht gefunden.“, wiederholte Anya mit ruhiger Stimme.

„Ich bin mir sicher, dass es ihr gut geht, Will.“ Xander versuchte Willow mit allen Mitteln zu beruhigen, auch wenn er selbst nicht mehr richtig daran glaubte, dass sie noch lebt.

Willow senkte ihren Blick und sah auf ihre Finger, doch konnte sie durch die Tränen nicht besonders viel erkennen.

„Willow, wir machen uns gleich wieder auf die Suche nach ihr, ok?“

Willow nickte nur. Sie hörte gar nicht mehr was die Anderen zu ihr sagten. Es konnte einfach nicht sein. Sie durfte nicht tot sein. Ihre Tara durfte nicht weg sein. Die junge Frau schluchzte laut. Jemand umarmte und wiegte sie sanft, doch sie nahm nicht mehr wahr wer es war…
 


 

Dawn kam zur Tür rein und rief fröhlich: „Ich bin wieder da.“

Sie stellte ihre Tasche ab und zog ihre Jacke aus.

„Ich musste etwas früher als geplant kommen, weil es einen Zwischenfall mit Milch gab.“, erläuterte die kichernd.

Sie verstummte und lauschte, doch es war völlig still im Haus.

„Hallo?“

Stille.

„Willow? Tara? Buffy?“

Immer noch Stille. Dawn ging leise in den ersten Stock und legte ihre Sachen in ihrem Zimmer ab. Dann ging sie zur Tür von Willows und Taras Zimmer und klopfte vorsichtig.

„Willow? Tara? Seid ihr da?“

Sie klopfte ein weiteres Mal. Keine Antwort. Sie schluckte. Langsam öffnete sie die Tür und hielt sich eine Hand vor die Augen.

„Entschuldigt wenn ich störe, aber ich wollte nur bescheid sagen, dass ich wieder da bin.“

Keine Antwort. Vorsichtig hob sie die Hand von den Augen und musste feststellen, dass niemand im Raum war. Die Decken und Kissen in ihrem Bett waren zwar zerwühlt, aber weit und breit keine Hexen zu sehen. Waren sie über Nacht überhaupt hier? Dawn klopfe an die Badezimmertür.

„Hallo?“ Sie öffnete sie langsam, doch auch hier war niemand zu sehen.

Als nächstes ging sie in Buffys Zimmer. Der Bot lag wie am Vortag auch, immer noch leblos im Bett. Doch Willow schien versucht zu haben, das Ladegerät zu reparieren, weil, überall auf dem Boden zerstreut, Teile davon lagen. Komisch.

Dawn hörte wie die Haustür aufging und jemand lauten Schrittes das Haus betrat.

„Tara?“, hörte sie eine verzweifelte und verheulte Stimme rufen. „Bist du hier?“

Sie hörte wie jemand schnell die Treppe hochlief und die Jugendliche ging der Treppe entgegen, um zu schauen was los ist.
 

Eine aufgelöste Willow hätte fast Dawn umgerannt.

„Ist sie hier?“ Willow lief in Taras und ihr Zimmer.

„Sie ist nicht hier.“, rief Xander von unten.

„Was ist los?“, wollte Dawn wissen, die verwirrt und besorgt der völlig hysterischen Willow zusah, wie sie von einem Zimmer ins andere lief.

Als Willow auch feststellen musste, dass Tara nicht im Badezimmer oder Buffys Zimmer und somit auch nicht im Haus war, brach sie weinend zusammen.

„Willow!“ Dawn eilte zu ihr. „Was ist passiert?“

Willow schluchzte laut. „Sie ist weg.“, brachte sie zwischen Heulkrämpfen raus. „Tara ist weg.“

Xander, der nach oben kam, versuchte seine beste Freundin zu beruhigen.

„Sie taucht schon noch auf, keine Sorge.“ Er nickte zur Treppe hin und bedeutete Dawn so, nach unten zu gehen. Der Teenager folgte sofort seiner Anweisung.

„Tara ist hart im Nehmen, das weißt du doch.“

Willow weinte erbärmlich in seine Schulter. „Aber es ist…es ist…es ist meine Schuld.“

Xander strich ihr tröstend über den Rücken.

„Nein, Willow. Es ist nicht deine Schuld.“

Die Hexe blickte ihm zum ersten Mal, seit sie die Nachricht erhalten hat, ins Gesicht. Ihre Augen waren schon ganz gerötet von dem vielen Weinen.

„Doch ist es.“, sagte sie mit verheulter Stimme.

„Nein-“

„Doch!“ Willow wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus den Augen. „Hätte ich bloß den Bot repariert, dann wäre so was nie passiert.“

„Willow.“ Xander zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. „Du bist nicht Schuld. Diese Vam-“

„Aber, aber, aber ich wusste doch, dass es wichtig ist den Bot mit auf Patrouille zu nehmen. Und anstatt ihn zu reparieren, verführe ich lieber Tara.“ Willow sah ihn weinerlich an.

Der junge Mann verstand sie gut. Xander strich ihr über die Wange und flüsterte: „Aber das ist doch um einiges wichtiger als der BuffyBot.“

Willow fing sofort wieder an zu weinen und fiel ihm geschwächt in die Arme. Und so kauerten sie noch eine ganze Weile auf dem Boden vor der Badezimmertür.
 

„Hat sie sich beruhigt?“, fragte Giles als Xander die Küche betrat. Dieser blickte sie Reih um an. Dawn saß auf einem Stuhl und starrte auf den Boden, Anya stand an der Spültheke und hielt sich selbst fest und Giles saß auf einem anderen Stuhl und blickte Xander fragend an.

„Ja. Sie liegt im Bett und schläft. Das viele Weinen hat alles aus ihr rausgenommen.“ Xander sah betrübt auf den Boden. „Sie gibt sich die Schuld.“, fügte er etwas leiser an.

„Das ist eine ganz normale Reaktion.“, meinte Giles leise, während er seine Brille putzte.

„Und…was sollen wir jetzt tun?“, fragte Anya mit zittriger Stimme. „Ich meine, früher oder später musste so etwas passieren. Und irgendwann sind wir alle dran.“

Xander spürte dass Anya fürchterliche Angst hatte. Er umarmte sie. Ich bin ein Frauentröster, hallte es in seinen Ohren wider.

„Wir sollten sie suchen.“, schlug Xander vor. „Vielleicht ist sie ja entkommen und liegt irgendwo schwer verletzt im Wald.“

„J-ja, wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben, nicht bevor…“ Giles konnte den Satz nicht beenden.

„Nicht bevor wir ihre Leiche gefunden haben?“, fragte Dawn kalt und schluchzte.

Giles sah sie kurz an. „J…Ja.“, stimmte er ihr leise zu.

Xander und Anya lösten ihre Umarmung und Anya wischte sich ein paar Tränen weg.

„Aber was ist wenn Willow ausflippt?“, fragte Anya mit schwacher Stimme.

„Ich denke nicht, dass sich Willow jetzt in der Verfassung befindet-“

„Nein. Ich meine, was Glory Tara vor ein paar Monaten angetan hat…Willow war total ausgeflippt und scharf darauf Götterblut zu vergießen. Und jetzt, da Willow glaubt, Tara sei tot…“

„Anya hat Recht. Sobald sich Willow einigermaßen gefasst hat, wird sie einen Rachefeldzug gegen diese Vampirgruppe starten.“, führte Xander Anyas Gedankengang weiter aus.

„Ja, genau das meine ich.“, nickte Anya. „Was ist, wenn noch weitaus schlimmeres passiert als damals?“

„Wir müssen einen Weg finden, um diese Erfahrung zu umgehen.“ Giles schaute Anya und Xander feste an.

Xander nickte. „Was heißen mag, dass wir Tara so schnell wie möglich finden müssen…die lebende Tara.“

„Ja. Ich werde im Krankenhaus anrufen. Vielleicht hat sie jemand gefunden und eingeliefert.“ Giles griff zum Telefon…
 


 

Sunday lag auf dem Bett und sah AppleJuice zu wie ihre Hände in dem Buch versunken waren. Die Seiten leuchteten hell und strahlten AppleJuice’ Gesicht von unten an. Sie hatte die Augen geschlossen und war tief konzentriert. Sunday seufzte. Ihr war tierisch langweilig.

„Hey.“, rief sie AppleJuice zu, doch diese reagierte nicht. „Ist es denn Recht in den Erinnerungen anderer Leute zu wühlen?“

„Es dient einem guten Zweck.“, antwortete AppleJuice ohne sich zu bewegen.

„Ja, ja.“, murmelte Sunday vor sich hin. „Und ich war so naiv und habe gehofft, dass sich nur mit unserem bloßen Eintreten alles verändert.“ Sie zeichnete mit dem Finger Kreise auf die Bettdecke. AppleJuice zog ihre Hände aus dem Buch, das sofort aufhörte zu leuchten, und legte es beiseite.

„Das habe ich auch gehofft. Aber es wäre zu einfach gewesen.“ Sie gesellte sich zu Sunday aufs Bett.

„Aber was ist wenn diese Leute allem trotzen?“, fragte der aschblonde Teenager.

„Das werden sie nicht. Früher oder später hab ich sie geschafft und dann ist alles vorbei.“ Sie blickte betrübt auf das Buch.

„Es ist schon komisch.“ Sunday wendete ihren Blick AppleJuice zu. „Es ist schon komisch, dass du so etwas wie ein Gewissen hast, oder Mitleid empfinden kannst.“

AppleJuice sah sie nicht an, sondern schwieg. Sie wartete schon die ganze Nacht und den ganzen Morgen, dass etwas geschieht. Aber es sollte anscheinend nicht sein. Irgendetwas musste schief gelaufen sein. Sie blickte zu Boden.

Kapitel 6

Sie starrte schon eine ganze Weile an die Decke. Soweit sie es beurteilen konnte befand sie sich in einer alten vermoderten Gruft, oder so etwas. Es war stockdunkel, doch trotzdem konnte sie ihre Umgebung so klar wahrnehmen, als sei es taghell. Sie lag auf dem kalten steinigen Boden, doch sie wusste nicht warum und hatte auch keine richtige Lust noch länger hier liegen zu bleiben. Die Leere in ihrem Kopf war nicht mehr auszuhalten. Langsam setzte sie sich auf. Als sie sich mit den Händen abstützte, bemerkte sie, dass sie in Wasser oder in irgendeiner anderen Flüssigkeit gelegen hatte. Sie schaute auf ihre Hand. Die Handfläche war vollkommen mit Blut beschmiert. Igitt. Sie wischte das Blut an ihrer Hose ab.

„Ah, du bist endlich wach!?“ Eine dunkle Stimme hallte in der Gruft wider und ein stämmiger Körper kniete sich neben sie auf den Boden.

„Wer bist du?“, fragte sie sofort.

Er lächelte sie kalt an. „Ich bin Nomeus. Dein Erschaffer. Und wer bist du?“

Erschaffer? Was soll der Mist denn?

„Ich bin…“ Sie überlegte. „Ich bin…“ Sie wusste es nicht. „Ich…“ Verheißungsvoll sah sie Nomeus an. Dieser lachte nur leise.

„Du kannst dich nicht erinnern. Keiner von uns kann sich an sein früheres Leben erinnern. Entweder man versucht etwas über sein früheres Ich zu erfahren, oder man lässt es und erfährt nie wer man war, dafür kann man aber ein komplett neues Leben beginnen.“, erklärte er. Sie fand, dass der Kerl aussah als wüsste er wovon er sprach. Also glaubte sie ihm mal. Vorerst.

„Doch ich weiß deinen früheren Namen.“ Er zwinkerte ihr zu. „Willst du ihn wissen?“

Sie überlegte kurz und nickte dann langsam. Schaden kann es nicht.

„Du bist Willow.“, sagte er und strich ihr eine blonde Strähne von der Schulter. „Und eine sehr mächtige Hexe.“

Willow. Der Name fühlte sich ihr vertraut an. Ja, so war es bestimmt. Und dass sie eine sehr mächtige Hexe war, hörte sich auch nicht schlecht an.

„Hier.“ Nomeus hielt ihr ein Glas mit Blut hin. „Zur Stärkung. Keine Sorge es ist nicht dein eigenes.“

Sie nahm das Glas entgegen und sah auf die rote Flüssigkeit. Langsam führte sie das Glas zur Nase, um daran zu schnuppern. Ein überaus starker metallischer und feuchter Geruch drängte sich ihr entgegen und sie hielt das Glas sofort wieder von sich weg.

„Trink.“, forderte Nomeus.

Sie wollte trinken, doch der Geruch wurde immer stärker. Sie ekelte sich davor. Ein flaues Gefühl machte sich in ihrem Magen breit. Ihr Herz klopfte unangenehm schnell. Es hob ihr. Sie ließ das Glas fallen und übergab sich in Nomeus’ Schoß. Dieser sah ihr angewidert und überrascht dabei zu…
 

Sie lag auf dem Boden und starrte an die Decke. Schon wieder. Seit sie sich übergeben hatte, fühlte sie eine seltsame Erleichterung. Das Übergeben war sicher so üblich wenn man gerade neu ‚erschaffen’ wurde. Sie seufzte. Irgendwie war ihr langweilig. Willow. Der Name ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Er fühlte sich so vertraut an, doch sie fühlte sich nicht wie eine Willow. Irgendetwas sagte ihr, dass sie keine Willow war, sondern jemand anderes. Es war schrecklich, so ganz ohne Identität und Gedächtnis.

Sie wollte raus hier. Egal wohin, hauptsache weg von dieser blöden Gruft. Sie stand auf und suchte einen Ausgang, den sie auch sogleich fand. Sie riss die Tür der Gruft auf und blickte auf einen gepflegten Friedhof. Die Sonne schien und Vögel zwitscherten. Bäume und Büsche vor der Gruft, schützten dessen Eingang und spendeten zudem ein paar Meter weit Schatten. Die junge Frau ging nach draußen. Sie wollte mehr sehen, als Grabsteine und trat weiter nach vorne. Ihre Neugier trieb sie aus dem Schatten, doch es schmerzte sie gewaltig in der Sonne zu stehen. Sie blickte nach oben, blinzelte direkt in die Sonne und schaute dann auf ihre Hände, die zu qualmen anfingen. Ein seltsam zischendes Geräusch, begleitet von noch mehr Qualm und großen Schmerzen, wurde immer lauter. Sie flüchtete zurück in den Schatten. Die Schmerzen und das Qualmen ließen augenblicklich nach. Ehrfürchtig sah sie auf die sonnige Wiese.

„Einer von zehn verbrennt bei dieser Erfahrung.“ Hinter ihr stand Nomeus. Er führte sie zurück in die Gruft.

„Wir sind nicht umsonst die ‚Kinder des Schattens’. Meide Kreuze, Weihwasser, spitze Pflöcke, Sonnenlicht, Feuer und die Jägerin und du wirst ein langes untotes Leben fristen.“

Es klang wie ein Werbespruch.

„Was bin ich?“, fragte sie.

„Du bist ein Vampir. Ein Schattenkind.“, antwortete Nomeus.

„Schattenkind?“

„Ja, wir Kinder des Schattens sind eine besondere Art von Vampiren. Das werde ich dir aber erst später erzählen. Wir werden jetzt in die Stadt gehen. Ich treffe mich mit jemandem.“

Sie sah zur Tür hin und erinnerte sich schmerzhaft an ihre Begegnung mit dem Sonnenlicht.

„Nein, wir benutzen einen Tunnel.“ Nomeus ging in die Gruft zurück, schob eine schwere Stahlplatte auf dem Boden zur Seite und offenbarte somit ein Loch, in das eine Leiter führte. Er machte eine einladende Geste und stieg die Leiter hinunter. Bevor sie auch in den Tunnel stieg, blickte sich ein letztes Mal kurz um. Nein, an diesem eintönigen Ort, an dem außerdem in ihrer eigenen Blutlache aufwachte, wollte sie nicht bleiben. Sie folgte ihm augenblicklich in den Tunnel.
 

Sie gingen schon eine ganze Weile den düsteren, engen und feuchten Tunnel entlang. Nomeus hatte eine Fackel mitgenommen und erleuchtete ihnen den Weg.

„Wir benutzen den Tunnel um bei Tag in die Stadt zu kommen. Sonst wird es eine brenzlige Angelegenheit, wie du eben schon bemerkt hast.“, erklärte Nomeus.

Ihre Schritte hallten eintönig und leise von den Wänden wider.

„Was ist ein Erschaffer?“, fragte sie neugierig.

„Das bin ich, Willow. Deiner zumindest und von noch einigen mehr. Ich habe dich zu dem gemacht, was du jetzt bist.“

„Zu einem Vampir. Einem Schattenkind.“, ergänzte sie.

„Genau.“, bestätigte Nomeus. „Du lernst schnell.“

Der Tunnel sah nicht so aus, als würde er bald enden.

„Und was sind diese Schattenkinder?“

„Du bist ja zudem noch ganz schön neugierig.“ Nomeus lächelte sie an und sie war sich sicher, wäre er kein gefühlsloser Vampir, wäre es ein warmes Lächeln gewesen. „Wir Schattenkinder sind eine ganz besondere und seltene Art von Vampiren. Es existieren nicht viele von uns.“ Sie bogen um eine Kurve. „Und wenn ein Schattenkind ein anderes erschafft, geschehen sonderbare Dinge.“

Sie sah ihn wissbegierig an.

„Erzähl’s mir.“
 


 

Willow schrak aus dem Schlaf. Komischer Traum. Er endete mit dem Geräusch einer zerbrechenden Scheibe oder irgendeines Glasgegenstandes. Die Hexe bemerkte, dass sie im Bett in ihrem und Taras Zimmer lag. Tara. Wie ein Schlag traf sie wieder die erschütternde Wahrheit. Ihr Kopf schmerzte so sehr vom vielen Weinen und sie war richtig erschöpft, obwohl sie gerade erst geschlafen hatte. Sie rollte sich auf den Rücken und sah an die Decke. Im Augenwinkel bemerkte sie etwas und blickte sich zur Seite um. Mit einem spitzen Schrei vor Schreck, machte Willow einen Satz aus dem Bett und betrachtete die Person, wegen der sie sich so erschrocken hatte. Es war ein kleines Mädchen, vielleicht 7 Jahre alt, mit hellen blonden, langen Haaren, die im dem Sonnenlicht, das durch die Läden des halb abgedunkelten Zimmers schienen, silbern schimmerten. Aus großen blauen Augen sah es Willow traurig und ängstlich an.

„Oh Gott…w-wer bist du? Und was machst du hier in meinem Zimmer?“, fragte Willow mit panischer Stimme.

Das Mädchen antwortete nicht, sondern sah die Hexe weiterhin eindringlich und traurig an.

„Was willst du von mir?“, fragte Willow erneut. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. „B-bist du ein Geist?“

Das Mädchen antwortete immer noch nicht. Willow wurde immer nervöser. So langsam bekam sie Angst vor ihr. Nicht nur, dass sie hier urplötzlich in ihrem Zimmer stand und sie anstarrte, nein, sie sprach auch noch kein Wort. Das Mädchen ging langsam auf die andere Seite des Bettes, auf der Willow stand. Die Rothaarige ließ sie nicht aus den Augen und drückte sich mit dem Rücken an die Wand neben der offenen Tür. Sie hielt die Luft an. Das blonde Mädchen ließ Willow ebenfalls nicht aus den Augen, als hätte sie ihrerseits Angst vor dieser. Sie schlich langsam und sehr auf Abstand bedacht an der Hexe vorbei in den Flur. Danach hörte Willow nur noch viele kleine schnelle Schritte die Treppe hinunterlaufen, und kurz darauf die Haustür, die ins Schloss fiel. Sie atmete aus. Die Unstetigkeit ihres Atems zeigte ihr, dass ihr diese Begegnung ziemlich nahe ging. Was war denn das? Sie blickte an sich hinunter auf ihre leicht zitternde Hand und bemerkte erst jetzt, dass sie noch immer die schmutzigen Kleider vom Vorabend trug. Egal. Willow beschloss ihr Erlebnis erst einmal für sich zu behalten und sich vorrangig auf die Suche nach Tara zu konzentrieren.
 


 

Sunday ließ die Tür ins Schloss fallen und ging in das Zimmer.

„Wirkt es??“ AppleJuice hob den Kopf aus dem Zauberbuch, das sie studierte.

Sunday nickte: „Ja, es wirkt.“

AppleJuice lächelte.

Sunday blickte auf den Boden und ließ, nach kurzem zögern, ein leises „Danke.“ verlauten.

„Gern geschehen.“ AppleJuice musste unweigerlich noch mehr lächeln.

Es kommt selten vor, dass sich Sunday bedankt und wenn es so ist, schämt sie sich immer unglaublich dafür und ihr Gesicht nimmt dann einen leichten Rot-Ton an. Die aschblonde Jugendliche blickte leicht auf und AppleJuice musste feststellen, dass sie doch tatsächlich ein tief errötetes Gesicht hatte. Die Rothaarige kicherte. Sunday schaute sie verwirrt an.

„Wieso lachst du??“, fragte sie kleinlaut. Sie mochte es definitiv nicht, sich für irgendetwas zu bedanken und jetzt lachte ihre Zimmergenossin auch noch darüber.
 

„Ach, es ist nur weil-“ AppleJuice verstummte plötzlich. Ihr Lächeln erstarb.

Sunday wunderte sich erst, doch dann fühlte sie etwas. Sie nahm an, dass die Rothaarige dasselbe spürte.

„Ist jemand hier?“, flüsterte sie.

AppleJuice nickte ernst.

„Wer?“ Sunday spürte zwar die Anwesenheit irgendeines Wesens, aber sie konnte nicht feststellen wer oder was es war.

„Erscheine!“ Sie richtete den Befehl an eine dunkle Ecke im Raum.

„Danke, dass ihr mir Einlass gewährt.“, ertönte eine dunkle Stimme, woraufhin aus dem Schatten eine ehrfürchtig verbeugte Gestalt erschien. Sie entpuppte sich als Nomeus.

„Ich habe Euren Auftrag ausgeführt.“ Er stand aus der Verbeugung auf und wartete ihre Reaktion ab. Sunday musterte ihn neugierig. Sie wusste nichts von einem Auftrag.

„Und das soll ich dir jetzt einfach so glauben?“ Die Rothaarige war jedes Mal auf’s neue erstaunt, dass ihre Handlanger erwarteten, dass sie alles sofort glaubte.

„Ihr wollt einen Beweis?“, fragte er unsicher.

„Natürlich will ich einen Beweis!“, erwiderte AppleJuice scharf und verschränkte die Arme. „Willst du mich etwa für blöd verkaufen?“ Sie funkelte den Vampir böse an.

Nomeus wurde etwas nervös, wegen diesem blöden Fehler hatte er schon Minuspunkte auf seinem Konto und war seinem eigenen Tod einen großen Schritt näher. Wenn es etwas Gefährlicheres gab als die normal gelaunte AppleJuice, war es eine verstimmte AppleJuice.

„N-nein, natürlich nicht! Ich will Euch nicht für dumm verkaufen! I-ich habe nicht nachgedacht, bitte habt Nachsicht mit einem dummen blutgierigen Vampir, ohne Verstand und Seele.“ Er warf sich vor ihre Füße auf die Knie und verbeugte sich so tief, dass seine Stirn den Boden berührte. Er versuchte AppleJuice mit seiner Unterwürfigkeit wieder milde zu stimmen.

Sunday überraschten immer wieder solche Schauspiele.

„I-ich habe einen Beweis.“ Nomeus sah die rothaarige flehend von unten an. „Wenn ihr gestattet…?“, fügte er leise an.

AppleJuice schwieg und schaute ihn ton- und gefühllos an. Nomeus wartete ein paar Sekunden auf eine Antwort. Aber als keine kam, wusste er, dass das schon seine Antwort war. Er stand hastig auf, eilte zurück zu der schattigen Ecke und verschwand.
 

„Du hast Schattenkinder angeheuert!?“, fragte Sunday. Sie war etwas enttäuscht, dass AppleJuice ihr davon nichts erzählte. „Wofür?“

„Sie sollten jemanden für mich töten.“, antwortete AppleJuice kurz und lehnte sich an den Tisch.

Sunday sah besorgt aus. Beide schwiegen sich kurz an.

„Und…wen wolltest du töten?“, fragte sie vorsichtig. Sie hatte schon einen Verdacht.

AppleJuice schaute auf den Boden.

„Du hast herausgefunden wer sie ist. Und du willst die töten!“, musste Sunday erschüttert und enttäuscht zugleich feststellen. Offenbar hatte sie ihr noch mehr verschwiegen.

Die rothaarige schwieg und vermied bewusst Blickkontakt, indem sie weiter auf den Boden starrte.

Eine bedrückende Stille breitete sich in dem Raum aus. Es war so leise, dass es schon wieder unerträglich laut war. Sunday hielt es nicht mehr aus.

„Aber warum-“

„Hier ist der Beweis!“, unterbrach sie Nomeus, der in diesem Moment zurückgekehrt war.

Sunday und AppleJuice schauten ihn gleichzeitig an. Beide waren so auf ihre Gefühle fixiert, dass sie seine Rückkehr nicht bewusst gespürt hatten.

Sunday stach sofort der metallische Geruch von Blut in die Nase.

Nomeus trat stolz beiseite und legte den Blick auf eine blonde junge Frau frei. Sie sah sehr blass und mitgenommen aus, wies frische Bisswunden am Hals auf und trug ein blutverschmiertes Oberteil und Hose.

Sunday vermutete, dass es ihr eigenes Blut war. Irgendwie hatte sie aber das Gefühl, dass sie sie kenne. Allerdings konnte sie es sich nicht erklären woher sie diese Frau kennen sollte und verwarf dies schnell wieder.

„Hier ist sie.“ Nomeus verbeugte sich und machte ein erwartungsvolles Gesicht.

AppleJuice musterte die Frau. Das ist nicht Willow! Die Beiden besaßen nicht einmal den Hauch einer Ähnlichkeit, also wie konnte Nomeus sie verwechseln?

„Wer ist das?“, fragte die Rothaarige ohne ihre Augen von ihr abzuwenden.
 

Die junge Frau blickte nervös zu Nomeus, der seinerseits etwas verwirrt zu sein schien, und wich einen Schritt vor AppleJuice zurück. Sie spürte die Macht, die von ihr ausging und bekam Angst um ihr Leben. Immerhin ging es hier ja scheinbar um sie. Sie wusste zwar nicht was passiert ist, aber irgendetwas musste passiert sein, wobei sie eine tragende Rolle spielte.
 

„Aber…Ihr habt mir doch befohlen-“,

„Wer ist das?“, fragte AppleJuice erneut, ohne auf das was Nomeus sagte, einzugehen. Sunday wurde hellhörig.

„Ich-“

„Muss ich mich wiederholen?“, unterbrach sie ihn erneut.

„N-nein…Das ist Willow.“, antwortete der stämmige Vampir.

„Das ist nicht Willow!“, erwiderte AppleJuice mit Nachdruck. „Wie lautete dein Auftrag?“

„Euer Auftrag lautete, dass ich eine Hexe namens Willow, die gestern auf dem Friedhof war, töten soll.“

AppleJuice nickte zustimmend.

„Einfach. Plausibel. Leicht.“ Sie verschränkte die Arme und lehnte sich an den Tisch. „Und was genau hast du daran nicht verstanden?“

Nomeus wusste genau, dass er einen schweren Fehler gemacht hatte. Er musste sie so schnell wie möglich milde stimmen.

„Gestern Nacht beobachteten meine Kinder und ich eine kleine Gruppe von Menschen, die gegen einen Vampir kämpften. Und sie-“ Er deutete auf die junge Frau. „Nur sie konnte diesen Vampir töten indem sie einen Zauberspruch anwandte. Sonst niemand zauberte. Deswegen nahm ich an, dass sie Willow sei. Verzeiht.“ Er verbeugte sich unterwürfig.

AppleJuice betrachtete den stämmigen Vampir.
 

Sunday musste in sich hineingrinsen. Nomeus war so gut wie tot, wenn er es nicht schaffen würde, AppleJuices Laune schnellstmöglich zu heben. Wenn es um ihre Handlanger ging, handelte AppleJuice schnell, impulsiv und ohne jegliches Gefühl. Bis jetzt kam noch keiner davon, der bei einem Auftrag Mist gebaut hat. Davon abgesehen konnte die Rothaarige aber auch jeden zu einem ihrer Handlanger machen. Sie war so mächtig, dass ihr sämtliche Dämonen auf Fingerschnippen gehorchten und das nicht nur aus Angst sofort getötet zu werden, sondern auch um mit einem Teil ihrer Macht belohnt zu werden. Allerdings war dabei nie genau heraus zusehen, ob die Ehrfurcht oder doch die Habgier überwiegt.
 

„Selbst wenn es Willow wäre, du hättest sie zu einem Vampir gemacht und nicht getötet!“, erwiderte AppleJuice scharf.

„Aber…aber, sie ist doch tot! Auch wenn sie jetzt ein Vampir ist!“, versuchte sich Nomeus zu retten.

„Ich wollte, dass du sie tötest und nicht zu einem Vampir machst! Aber ihr unterbelichteten Schattenkinder habt NUR EUER DUMMES VOLK IM KOPF!!!“ Sämtliche Glühbirnen im Zimmer und im Hotel platzten an Überspannung. Nomeus und die junge Frau erschraken. Sunday sah sich das ganze Schauspiel teilnahmslos an. Sie schaute gelangweilt aus dem Fenster. Draußen regnete es wie aus Kübeln.

AppleJuice bebte vor Wut.

„Du hast gesagt, sie sei mit einer Gruppe von Menschen unterwegs gewesen. Was ist mit denen?“, fragte sie wütend.

„W-wir haben sie ausgeschaltet.“, antwortete Nomeus mit zitternder Stimme.

„Ausgeschaltet?“

„Ja. Ich befahl…I-ich…sie waren nicht mehr bei Bewusstsein.“, seufzte Nomeus resigniert. Er wusste, dass er in den letzten Minuten sein untotes Leben verspielt hatte.

„Das heißt, du hast deine Zeugen am leben gelassen!?“ AppleJuice sprach sehr langsam und gefasst, aber man sah ihr an, dass sie in ihrem Inneren mit ihrem Zorn kämpfen musste.

Nomeus nickte. Er fühlte sich hilflos.

„Glaubst du nicht, dass es einen Grund hatte, dass diese Menschen auf dem Friedhof waren!? Oder dass sie da zaubern kann!??“ Sie deutete auf Nomeus’ Mitbringsel.
 

Sunday blickte erschrocken auf. Oder dass sie da zaubern kann!?? Es traf sie wie ein Blitz. Schlagartig erinnerte sich die aschblonde Jugendliche. Ich bin Tara und das ist Willow. Sunday wirbelte zu der jungen Frau.

„Tara!“

Sechs paar Augen blickten sie verwirrt an.

„Tara?“, wiederholte AppleJuice.

Sunday ging auf die blonde junge Frau zu, die vor ihr ängstlich etwas zurück wich.

„Du heißt Tara! Ich hab dich gestern im Park getroffen. Du warst dort mit einer Freundin, sie heißt Willow!“ Sunday redete eindringlich auf sie ein, doch sie sah nicht so aus, als würde sie wissen wovon Sunday sprach. „Erinnerst du dich?“
 

Taras Kopf war leer. Sie wusste nicht wovon sie sprach. Das Einzige an das sie sich erinnerte ist die dunkle Gruft in der sie aufgewacht war. Nomeus, der gleich bei ihr war. Die Sonne in der sie sich verbrannte. Dieser Tunnel, der sie hierher führte. Alles das, was Nomeus ihr über die Schattenkinder erzählt hat. Und jetzt stand sie hier und scheint direkt mit dem Leben vor ihrem Tod konfrontiert zu werden. Das war alles zu viel was da in kürzester Zeit auf sie einwirkte.
 

„Erinnerst du dich?“, fragte sie erneut und riss Tara somit aus ihren Gedanken. „Ich bin Sunday. Die mit den Kräutern aus dem Zauberladen!“

„Sunday?“, fragte sie vorsichtig.

„Ja.“ Sundays Miene hellte sich auf. „Ich bin in Willow rein gerannt.“

Tara schüttelte nur den Kopf.

Sunday wurde sauer. Sie funkelte Nomeus, der an Taras Zustand schuld war und die Konversation aufmerksam verfolgte, böse an und drehte sich dann zu AppleJuice um, die sie ebenfalls neugierig beobachtete.

„Du wolltest tatsächlich diese Willow töten lassen!?“, warf Sunday der Rothaarigen vor. Diese nickte nur.

„Das wirst du nicht tun!“, befahl sie AppleJuice regelrecht. „Sie bleibt am Leben, es gibt noch andere Möglichkeiten das Schlimmste zu verhindern. Finde einen anderen Weg!“

AppleJuice war erstaunt und sprachlos zugleich über Sundays plötzlichen Ausbruch. Es kam selten vor, dass sie dermaßen emotional reagierte und das auch noch wegen zwei Menschen, die sie nicht einmal kannte, aber wenn es mal vorkam, fand es die rothaarige jedes Mal aufs Neue toll.

„Eine Frage.“ AppleJuice hob verspielt die Hand. „Was machen wir mit dem?“ Sie deutete auf Nomeus, der sie erschrocken anblickte. Sunday folgte ihrem Fingerzeig und musterte kurz den stämmigen Vampir.

„Ich glaube nicht, dass er noch von Nutzen sein wird.“

AppleJuice wendete ihren Blick böse grinsend von Sunday zu Nomeus, der sie geschockt ansah.

„N-nein…nicht, ich-“

Die Rothaarige hob die Hand, der Vampir verstummte augenblicklich. Er versuchte etwas zu sagen, aber er bekam keinen Ton raus, als sei er stumm. Panisch flehend schaute der Vampir zu AppleJuice, die ihn jediglich überlegen angrinste. Er drückte Tara beiseite und versuchte zurück in den Schatten zu laufen, um zu flüchten, doch plötzlich war er wie erstarrt. Mitten in der Bewegung stoppten seine Gliedmaßen und er konnte sich nicht mehr rühren.

AppleJuice fing an noch breiter zu grinsen. Sunday nahm Tara am Handgelenk und führte sie von dem erstarrten Nomeus weg. Die Rothaarige hob die Hand und erschuf eine rot glühende Energiekugel. Sie grinste immer noch…



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von: abgemeldet
2008-07-20T23:39:40+00:00 21.07.2008 01:39
Îch liiiiebe diese FF *~* die is sooo toll geschrieben=) ich will die weitrer lesen hop hop!;)
Von:  Shay
2008-06-24T20:21:28+00:00 24.06.2008 22:21
Ich schließe mich den meinungen hier an.
Du hast die einzelnen Charaktereingeschaften wirklich gut getroffen und das ganze geflirte find ich auch lustig.
Leider bin ich erst bei kapitel zwei aber ich werd aufjedenfall weiterlesen XD
Von:  Takuya
2008-05-28T20:45:46+00:00 28.05.2008 22:45
Ich geb dir zwischendrin mal n Kommi =)
ALso bis jetzt gefällt mir deine FF sehr gut!
Du hast die Personen wirklich gut getroffen und dein Schreibstil ist auch klasse!!
Ich werde auf jeden Fall weiterlesen!
DIe stelle mit den Pfannkuchen war ma echt fies, aber vooool lustig XD
*lg* Takuya
Von:  ArjenRobben
2007-08-03T14:26:22+00:00 03.08.2007 16:26
Muss zugeben du hast die Figuren allesamt sehr gut getroffen. Weiter so!
Von:  ArjenRobben
2007-07-31T14:38:11+00:00 31.07.2007 16:38
Ich finds cool ^^


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