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Wenn Dämonenblut fließt...

...werden aus Todfeinden Verbündete
von

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Wenn Gift den Körper zerfrisst...

Hier ist es. Vollständig wiederhergestellt. Na ja, zumindest das, an was ich mich noch erinnere. Ich hoffe, es gefällt. Hab selten so ein langes Kapi geschrieben!
 

Dante lag auf dem Rücken und versuchte, sein rasendes Herz zu beruhigen. Schmerzen peinigten ihn, ließen ihn nur noch schwerer atmen, als es ohnehin der Fall war. Um ihn herum standen drei Wissenschaftler, alle in steril-weißen Kitteln. Der mit den grauen Haaren, Dante nannte ihn im Stillen einfach Grauhaar, beugte sich über ihn. Derjenige, der schon beim Blutabnehmen dabeigewesen war, fragte: "Wie sieht es aus?" Grauhaar drückte ein Stethoskop auf die Brust des weißhaarigen Halbdämonen, lauschte auf Atmung und Herzschlag. "Wie wir erwartet haben. Er steht kurz vor dem Kollaps." Der dritte, ein Dante unbekannter, unauffälliger Wissenschaftler mit Brille, meinte: "Ich frage mich, ob er nicht noch eine höhere Dosis vertragen würde?" Grauhaar schüttelte den Kopf. "Nein, er ist ohnehin schon an seine Grenzen gestoßen. Noch mehr und er stirbt uns unter den Fingern weg." Dante keuchte. Seine Lippen bebten, doch seine Qual schien die Wissenschaftler nicht zu kümmern - nun, jedenfalls nicht in dem Sinne, dass sie ihm helfen würden.

"Ich hab noch anderes zu tun. Wenn es hier nicht mehr zu sehen gibt..." Der unauffällige Mann wandte sich ab. Dante hätte ihm gern noch eine freche Antwort hinterhergeschickt, aber er hatte einfach nicht die Kraft dafür. Er hatte so schon Mühe, nicht einfach seinen Schmerz herauszuschreien und dann still und leise zu sterben. Sein Körper war am Ende. Warum verstanden sie es bloß nicht? Dante schloss die Augen und versuchte, den Schmerz zu ignorieren, was ihm natürlich nicht gelang. Er war so müde... und endlich spürte er, wie der Schlaf nach ihm griff.

Ein leichter Stups riss ihn in die Wirklichkeit zurück und er öffnete mühsam die Augen. Grauhaar sah ihn besorgt an. "Nicht einschlafen, sonst könnte es sein, dass du nie mehr aufwachst." Dante drehte den Kopf weg und hörte, wie der mit den fettigen schwarzen Haaren dem Unauffälligen nachrief: "Schick uns Banes, ja? Er ist immerhin der Arzt, der sich um ihn zu kümmern hat!" Der Mann mit den grauen Haaren fasste nach Dantes Handgelenk und maß den Puls. "Viel zu schnell. Anscheinend wirkt das Gift. Aber seine Müdigkeit stellt mich vor die Frage, was da schon wieder schiefgelaufen ist... Wir werden es noch einmal überarbeiten müssen." Er sagte noch mehr, aber Dante hörte nicht mehr zu. Seine Nerven schrieen ihren Schmerz heraus. Doch alles schien auf einmal nicht mehr so wichtig zu sein.

Da öffnete sich die Tür - Dante spürte es durch den kühlen Luftzug, seine Augen waren noch immer geschlossen. "Was soll das, Ryder? Wie kommt ihr auf die Idee, ihm in diesem Zustand eine so große Dosis zu verabreichen? Noch dazu, weil das De..." Dante bekam nicht mehr mit, was der große Mann noch sagte. Jetzt endlich gelang es ihm, alles auszuschließen. Die Schwärze, in die er sank, gab ihm zumindest die Ruhe, die er brauchte. Diesmal würden sie ihn nicht aufwecken können...
 

"Dante, bitte wach auf. Bitte, lass es nicht für immer gewesen sein!" Jemand hielt seine Hand. Der Halbdämon quälte sich in die Wirklichkeit zurück. Und mit ihr kamen auch die Schmerzen wieder. Dante krümmte sich. Banes strich sanft über Dantes Kinn. "Du bist wach? Was für ein Glück, ich fürchtete schon, du seist endgültig gegangen!" Der Halbdämon sah zu dem Menschen auf und schloss mit schmerzverzerrtem Gesicht die Augen. Er bekam kaum noch Luft. "Atme ruhig, Dante! Sonst wird es nur noch schlimmer!" Banes sah besorgt aus. Seine Hand fasste die des Halbdämonen fester. Dante würgte und keuchte, doch seine Bemühungen blieben ohne Erfolg. "Ruhig, Dante, ruhig! Bitte, hör auf mich!" Dante versuchte es, ehrlich, doch die Atemnot war zu schlimm. Zudem peinigten ihn rasende Schmerzen, die seinen ganzen Körper marterten. Er wünschte sich, jemand würde ihm helfen. Aber Banes wusste offenbar nicht, was er tun sollte. Er saß hilflos neben ihm und sah auf seinen Patienten hinab. Dante wand sich vor Schmerz, biss die Zähne zusammen, um nicht aufzuschreien. Dazu hätte er wohl auch gar nicht die Luft gehabt.

Er spürte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen. Hektisch versuchte er, sie wegzublinzeln, was ihm jedoch nicht gelingen wollte. "Dante..." Banes ließ hilflos die Schultern hängen. Dann wischte er ihm sanft die Tränen von den Wangen. Der Halbdämon röchelte: "Hil...fe... Luft..." Der große Mensch berührte ihn an den Schultern. "Verzeih mir..." Seine starken Hände hoben Dante auf und setzten ihn auf. "Lehn deinen Kopf auf meine Schulter. Vielleicht wird es im Sitzen besser!" Seine warmen Finger drückten Dantes Kopf sanft hinab und die andere Hand legte sich auf den Rücken des Halbdämonen. "Sprich nicht. Ich weiß, du magst es nicht, wenn ich dich berühre, aber ich bezweifle, dass du ohne Stütze sitzen kannst." Zögernd lehnte sich Dante an den Menschen. Von ihm ging eine tröstende Wärme aus, die ihm Kraft gab. Als Banes begann, langsam seinen Rücken mit weichen Kreisbewegungen zu massieren, spürte Dante, wie die Atemnot ein wenig nachließ. Auch die Krämpfe in seinen Armen und Beinen ließen etwas nach. Banes meinte leise: "Sieht so aus, als wäre es tatsächlich hilfreich. Kannst du wieder atmen?" Der weißhaarige Halbdämon neigte den Kopf. Zum Sprechen hatte er nicht mehr die Kraft. Noch immer rannen ihm Tränen über das Gesicht, ohne dass er die Möglichkeit hatte, sie zurückzuhalten. Banes' Kittel war schon ganz nass, aber Dante sagte sich, dass der Arzt das wohl nicht übelnehmen würde. Er fühlte sich... geborgen. Banes wollte ihm nichts Böses.

"Dan...ke...", stieß er hervor und der Mann vor ihm hielt überrascht in seiner Bewegung inne. "Dante... ich..." Beinahe sofort spürte der Halbdämon, wie seine Lunge wieder ihren Dienst aufzugeben schien. Er krümmte sich, würgte und keuchte. Die Hände des großen Mannes lagen warm und beruhigend auf seinem Rücken, doch die kräftigende Wirkung hatten sie verloren. Dante lehnte den Kopf an Banes' breite Brust und rang nach Luft. Speichel tropfte von seinen Lippen und Tränen flossen ihm aus geschlossenen Augen über das Gesicht. Banes begann wieder, ihn zu massieren. Langsam ließ der Schmerz wieder nach und der Halbdämon bekam auch wieder spärlich Luft. Sein Atem und sein rasendes Herz beruhigten sich. Er seufzte. "Dante, ich werde dafür sorgen, dass sie dich jetzt ein wenig in Ruhe lassen. Noch mehr und du brichst irgendwann noch endgültig zusammen!" Dante nickte schwach und spürte die starken Hände des Mannes, die wärmend über seinen Rücken strichen.

"Du scheinst mir noch sehr jung zu sein. Weißt du, ich kannte mal einen jungen Mann, der dir sehr ähnlich war. Ein Dämonenjäger, der Dämonen mit solcher Inbrunst verfolgte, dass man glauben konnte, er wäre selber einer. Aber in seinem Herzen fand sich nichts als Güte. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist, aber ich denke, du bist, ebenso wie er, tief in deinem Inneren ein gutes Geschöpf." Dante sah überrascht auf, als Banes fortfuhr: "Er half seinen Freunden, wo immer es ging und scheute sich nicht, auch unkonventionell zu handeln. Im Gegenteil, es schien ihm regelrecht Freude zu machen, die, die ihm vorgesetzt waren zu überraschen und ab und zu völlig absurde Dinge zu tun. Dinge, die er als richtig und gut erachtete." Der Halbdämon runzelte die Stirn und fragte leise: "Seneca?" Banes starrte ihn an. Seine Hand verharrte ruhig auf Dantes Schulter. "W...woher kennst du ihn?" Dante holte so tief Luft, wie er es wagte, ohne wieder Krämpfe befürchten zu müssen und meinte: "Er... er schloss sich uns an... um uns... aus unserer... Misere zu helfen..." Banes schluckte.

Dann nickte er. "Das sieht ihm ähnlich. Es tut gut, zu hören, dass es ihm gut geht. Ich habe lange nichts von ihm gehört..." Dante hustete, keuchte dann. "Verzeih!", ein leichter Rotschimmer legte sich über das Gesicht des Menschen und er fuhr hastig fort, über den Rücken des Halbdämonen zu streichen, um dessen Körper zu beruhigen. Dante lehnte atemlos an Banes' Brust und dachte leise: "Wo bleibt ihr nur? Vergil, Nero, Seneca, bitte helft mir... allein komme ich nie wieder hier heraus. Aber beeilt euch... sonst krepiere ich hier noch elendiglich..."
 

Vergil verfluchte lautlos den Fürsten der Dämonen. Sein Hals und sein rechtes Handgelenk schmerzten, dort, wo der Vampir ihn wieder und wieder gebissen hatte. Sein Zorn brannte in ihm wie eine lodernde Flamme, aber er hatte nicht die Kraft, Ariev dafür büßen zu lassen, was er ihm angetan hatte. Nicht mehr. Er war zu geschwächt. Seine Lippen bewegten sich, ohne einen Laut herauszulassen, der den Fürsten geweckt hätte. Vergil lag ausgestreckt auf dem Bett und starrte verdrossen die Decke der Höhle an, versuchte Arievs Hand, die der Dämon im Schlaf auf seine Brust gelegt hatte, zu ignorieren. Die langen Finger bewegten sich immer wieder ein wenig, gerade so, als fände es der Vampir selbst noch im Schlaf erheiternd, den Halbdämonen zu ärgern. Spardas Sohn mahnte sich zur Ruhe und holte tief Luft. Hätte er es lieber nicht getan. Denn so flog eine von Arievs langen, fedrig-weichen Haarsträhnen auf und drang ihm direkt in die Nase. Vergils Schultern krampften sich zusammen, als er ein Niesen unterdrückte, um den Dämonen nicht zu wecken. Ariev lag an ihn geschmiegt, das Haar in einer weiten Welle um seinen Kopf und die Beine an den Körper gezogen. Wie ein kleines Kind, bemerkte Vergil abfällig und nieste dann doch. Er hasste sich selbst dafür, dass er so schwach war.

Arievs Atem strich seitlich gegen seinen nackten Arm und kitzelte ihn. Hilflos verdrehte der Halbdämon die Augen erneut gen Decke und gab ein leises Seufzen von sich. Zum Einen wünschte er sich, Ariev würde endlich aufwachen, um ihn in Frieden zu lassen mit den verdammten roten Haaren, zum Anderen war er ganz froh, dass der Vampir tief zu schlafen schien, denn dann kam er wenigstens nicht auf die Idee, ihn auszusaugen. Vergil biss die Zähne zusammen bei dem Gedanken, dass der Dämonenfürst nicht einmal Waffen benutzt hatte, um ihn gefügig zu machen. Er hatte ihn einfach gebissen und ihm den Lebenssaft ausgesaugt. Vergil hasste es, schwächer als sein Gegenüber zu sein. Und wenn er dann noch nicht einmal etwas dagegen tun konnte, machte ihn das rasend. Rasend - zumindest innerlich, denn Spardas Sohn hatte nicht einmal die Kraft, den Arm zu heben und sich von Arievs störenden Atem zu befreien. Er seufzte noch einmal.

Und zuckte zusammen, als ihm plötzlich strahlendes Gold entgegenleuchtete. "Sieh an, du schläfst ja gar nicht, mein Kleiner!" Ariev strich ihm über die Wange und wuschelte ihm dann scherzhaft durch das weiße Haar. Vergil gab ein zorniges Knurren von sich und der Vampir lachte herzhaft. "Ach, ich liebe es einfach, dich zu ärgern, mein Lieber! Du bist so richtig schön unwillig!" Vergil wandte den Kopf ab und Ariev erhob sich. Er rief nach Knollennase, der auch gleich darauf den Kopf durch die Tür streckte. "Bring mir den Jungen mit der Teufelsklaue. Vergil scheint heute nicht in der Stimmung zu sein, meine Späße zu ertragen!" Er grinste, als er sah, wie die Augenbrauen des Halbdämonen herabsanken und die Augen schmaler wurden. "Na los! Beeil dich!" Knollennase nickte und verschwand hastig. Ariev wandte sich wieder Vergil zu. Diesmal war sein Gesicht ernst. "Ich bin noch nicht fertig mit dir..."
 

Ein qualvolles Husten riss ihn aus seinem Dämmerschlaf. Nero öffnete müde die Augen und sah zu Seneca hinüber. Der junge Mensch würgte unter Schmerzen Schleim und blutigen Speichel hervor. Tränen rannen ihm über das Gesicht. Nero bewegte sich, soweit es die Ketten zuließen. Mitleid zerriss ihm fast das Herz. Seneca litt unvorstellbar. Die Feuchtigkeit und die Kälte, die hier in ihrem unterirdischen Gefängnis herrschten, fachten Senecas Krankheit nur noch weiter an. Der Mensch starb. Langsam und qualvoll. Nero atmete tief durch. Irgendetwas musste sich ändern, und zwar schnell. Er wollte nicht, dass Seneca starb. Der Mensch war ihm sympathisch. "Nero... Hilfe...", stieß er mit schmerzverzerrtem Gesicht hervor. Seneca konnte nichts essen. Das Brot war viel zu hart und zu alt. Er hatte es wirklich versucht, aber Nero hatte gesehen, wie übel ihm danach geworden war - von den schmerzenden Zähnen ganz zu schweigen. Nero hatte mit angesehen, wie sich der Mensch Nacht um Nacht in den Schlaf geweint hatte vor Hunger, Schmerzen und Kälte. Der Halbdämon sah seinen Freund an. Dessen Lippen waren blaugefroren, das Gesicht blass und die Augen glasig. Seneca zitterte stark. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, die Fingernägel schnitten tief in seine Handflächen. Wiederum überkam ihn ein heftiger Hustenanfall.

Da hörten beide, wie sich die Tür öffnete. Nero hob den Kopf und straffte die Schultern. Er wollte nicht, dass sie ihn in niedergeschlagener Haltung sahen. Gleich darauf sah er Knollennase die Treppe hinabsteigen. Der grobschlächtige Dämon warf einen missbilligenden Blick in den kalten Kerker, dann wuchtete er sein Gewicht in den Raum. Seltsamerweise richteten sich seine triefenden Augen auf Nero, anstatt auf Seneca.

Doch als er an dem Menschen vorbeikam, der mühsam versuchte, ein Würgen zu unterdrücken, trat er ihm wuchtig in die Seite. Seneca krümmte sich wimmernd und Nero sah, wie ihm Tränen in die Augen stiegen, als er unter Schmerzen blutigen Schleim erbrach. Knollennase verzog angewidert das Gesicht. "Igitt, das ist ja widerlich!" Er packte Seneca an seinem langen, strähnigen Haar, zog ihn in eine sitzende Position hoch und rümpfte demonstrativ die Nase. "Und stinken tust du auch!" Seneca keuchte: "Kein... Vergleich... zu dir!" Knollennase sah ihn überrascht an, dann stieß er den Menschen so grob zu Boden, dass Senecas Hände den Sturz nicht abbremsen konnten und er mit dem Kopf auf die Erde knallte. "Treibs nicht zu weit!" "Ich sage nur das, wozu du mir die Inspiration gegeben hast!", stieß Seneca hervor und Knollennase trat ihm wuchtig ein zweites Mal in den Leib. Der Mensch unterdrückte nur mit Mühe einen Aufschrei und wich gepeinigt an die Wand zurück. Der Dämon nickte, dann wandte er sich Nero zu. "Heute braucht er dich! Na los!" Er packte die Ketten, an denen Nero hing und öffnete sie umständlich mit einem in seinen riesigen Pranken winzigen rostigen Schlüssel. Dann hob er den Halbdämonen auf, so rücksichtslos, dass er Nero beinahe die Schulter ausgekugelt hätte. Der Halbdämon mit der Teufelsklaue taumelte auf die Füße. "Pass doch auf! Ist doch nicht jeder genauso fett wie du!", fauchte er und rieb sich die schmerzende Schulter. "Komm endlich! Meister Ariev wartet nicht gern!" Er stieß Nero grob in den Rücken und ließ den Halbdämonen halb durch den Raum fliegen. Der Weißhaarige wandte sich noch einmal zu seinem Peiniger um. "Könntest du dafür sorgen, dass Seneca Hilfe bekommt? Hier unten wird er sterben!" Knollennase lachte, es klang grausam und höhnisch. "Das ist nicht mein Problem. Ich bin der Falsche für solche Dinge, da wirst du schon mit Ariev drüber sprechen müssen!" Er packte Neros ohnehin schmerzenden Arm, drehte ihn mit brutaler Kraft herum und stieß ihn die Treppe hinauf. Seneca blieb allein zurück.
 

Als Nero in Arievs Raum gestoßen wurde, nahm er als erstes die warme Behaglichkeit darin wahr. Der Vampir schien es sich gerne gemütlich zu machen. "Sieh an, das ging schnell. Mein kleiner Halbdämon. Heute werde ich von dir kosten, nachdem ich bereits einige Tage lang das Vergnügen hatte, von deinem Freund hier zu trinken!" Nero hob den Kopf und begegnete Arievs goldenen Augen, die prompt auf das Bett hinter ihm wiesen. Erschreckt erkannte Nero, dass Vergil darin lag, totenbleich und völlig erschöpft. Aber zumindest war sein Begleiter wach und starrte Ariev hasserfüllt an. Noch war es nicht zu spät. Solange Vergil vor Hass brannte, würde er nicht aufgeben, das hatte Nero rasch gelernt. Der Schwertmeister lebte von seinem Zorn, der ihm unerwartete Kraft geben konnte.

Da räusperte sich Ariev. "Ich will euer rührendes Wiedersehen natürlich nicht verderben, aber ich würde nun gerne zur Sache kommen!" Nero senkte den Kopf. "Ich verstehe. Ich... ich würde Euch nur gerne um etwas bitten..." Ariev, dem es zu gefallen schien, dass Nero sich nicht gegen ihn sträubte, sah ihn fragend an. Nero sank auf ein Knie herab. Auch wenn er es hasste, vor dem Dämonenfürsten das Knie beugen zu müssen, es ging um Senecas Leben! "Ich möchte nur, dass Ihr Euch Senecas, meines Begleiters annehmt. Er ist schwer krank und das Klima in diesem Keller bekommt ihm überhaupt nicht. Wenn Ihr nichts tut, wird er sicher sterben!" Ariev sah ihn nicht überzeugt an und Nero bat: "Bitte, ich tue alles, was Ihr von mir verlangt. Ich möchte nur, dass Seneca geholfen wird! Bitte, wenn es in Eurer Macht steht, dann helft ihm!" Der Vampirlord lächelte. "Hältst du mich für uninteressiert, was mit dem dritten meiner Gefangenen passiert?" Nero senkte den Kopf. "Ich dachte, Ihr würdet Euch nicht um einen einfachen Menschen wie Seneca kümmern..." Ariev schüttelte den Kopf. "Keineswegs. Sehr selten kommen Menschen freiwillig zu mir. Du hast mein Wort, ich kümmere mich darum, dass er sich von seiner Krankheit erholt." Nero sah nicht überzeugt aus und Ariev fragte mit hochgezogenen Augenbrauen: "Hältst du mich für so unwürdig?" Er winkte Knollennase heran. "Kümmere dich darum, dass der Mensch in einen geheizten Raum gebracht wird. Und gib ihm seine Medikamente, die er in seinem Rucksack hatte!" Der Dämon sah seinen Fürsten verwundert an, nickte dann aber. "Oh, und sei vorsichtig mit ihm! Ein Mensch ist ein zerbrechliches Wesen und wir wollen doch nicht, dass er uns wegstirbt, bevor ich das Vergnügen hatte, von ihm zu trinken!", fügte Ariev noch hinzu, dann winkte er seinen Lakaien hinaus.

"Und nun zu uns! Steh auf!" Nero gehorchte mit noch immer gesenktem Kopf. Der Vampir fasste sein Kinn und hob den Kopf des Halbdämonen an, bis sich ihre Augen trafen. "Was für wunderschöne Augen du hast, kleines Geschöpf!" Er strich Nero über das Haar. "Eine Schande, dass du nichts wert bist. Aber andererseits, was will man von einem Halbling erwarten?" Binnen Sekunden wurde seine schmeichelnde Stimme eiskalt. Er beugte sich zu ihm hinunter. Sein Atem strich über Neros Hals. "Mh, wie liebe ich es, die Wärme eines lebenden Körpers zu spüren!" Seine Finger strichen über die Haut des Halbdämonen. "Es ist nur gut, dass euresgleichen nichts zählt. Ich kann tun und lassen, was ich will!" Ariev lachte grausam auf, dann versenkte er seine Zähne in Neros Hals. Nero versteifte sich, seine Hände formten sich zu Krallen. Doch anstatt von ihm zu trinken, schleuderte Ariev ihn sofort wieder von sich. Der Halbdämon mit der Teufelsklaue taumelte zurück, fiel hin und sah verwirrt zu dem Vampir auf. Angeekelt wischte dieser sich über die Lippen. "Igitt! Was hast du gemacht? Du schmeckst wie seit Wochen tot!" Er schüttelte sich angewidert. Nero sah hilflos zu dem Rothaarigen auf. "Was meint Ihr?" Seine Linke kroch nach oben zu seinem blutenden Hals. Ariev schrie: "Was ich meine? Du schmeckst wie eine verwesende Leiche! Was hast du genommen, dass du diesen Effekt erzielen konntest?" Der junge Halbdämon sah fassungslos in das bleiche Gesicht des Vampirs, das sich gerade vor Zorn zu röten begann.

Da öffnete sich die Tür und einer von Arievs Leuten streckte den Kopf herein. "Meister? Was ist?" Ariev wandte sich an ihn. "Schafft mir dieses Stück Dreck aus den Augen! Ihn in unseren Wäldern zu haben ist regelrecht sündig! Werft ihn hinaus!", seine Stimme überschlug sich fast, so ekelte er sich vor Nero, der noch immer perplex am Boden saß. Brutal riss der Lakai den Halbdämonen auf die Füße. "Wohin soll ich ihn bringen?" "Aus dem Wald hinaus! Sofort!", schrie der Vampir und Nero fragte erschüttert: "Aber was ist mit Seneca?" "Um ihn kümmere ich mich, keine Sorge! Er ist nicht so abartig wie du!" Das war das letzte, was Nero von dem Dämonenfürsten hörte. Er wurde grob gepackt und nach draußen gestoßen. Kurz darauf spürte Nero, wie ihm irgendetwas so hart auf den Hinterkopf knallte, dass er prompt das Bewusstsein verlor. Er sank in die Dunkelheit.
 

Nero erwachte, als man ihn gerade mit einem brutalen Tritt aus dem Wald auf eine Wiese beförderte. Es dämmerte gerade. Der Halbdämon sah nach oben und erkannte den bewölkten Himmel über sich. Er blickte zurück zum Wald. "Wage es ja nicht, noch einmal zurück in die Wälder zu kommen, Abschaum! Sonst werden deine Freunde als erstes dran glauben!", rief ihm einer der Dämonen noch zu, dann zogen sie sich soweit zurück, dass Nero sie nicht mehr sehen konnte. Aber der Halbdämon wusste genau, dass sie noch da waren und beobachteten, ob er auch wirklich ging. Einen Moment lang war er versucht, tatsächlich zurückzugehen, doch dann sah er Seneca vor sich, wie ihn die Dämonen langsam und qualvoll umbrachten und kehrte dem Wald den Rücken. Er ging langsam los. In der Ferne konnte er eine Ansammlung von Häusern sehen. Ein Dorf der Menschen. Vielleicht konnte er dort Unterschlupf finden. Vielleicht gab es dort kein Fernsehen oder ähnliches und die Menschen wussten nicht, dass er gesucht wurde. Vielleicht konnte er sogar Hilfe finden! Nero ging los. Auch wenn es ihm wie Verrat vorkam, dass er seine Freunde in den Klauen Arievs zurücklassen musste...
 

Er ging mit hängendem Kopf auf das Dorf zu. Lediglich wenige hundert Meter trennten ihn noch von einer Nacht in Ruhe und Frieden! Eine stabile Holzpalisade, hinter der Häuser standen. Keine Stromleitungen von außen, also hatte er vielleicht tatsächlich Glück. Er würde die Menschen hier bitten, ihm ein Dach über dem Kopf zu gewähren, denn es roch nach Gewitter. Er beschleunigte noch einmal seine Schritte. Nero fühlte die Spannung, die in der Luft lag, deutlich. Es würde ein Unwetter geben und er würde froh sein, wenn er im Trockenen sein konnte! Hoffnungsvoll hob er den Kopf und sah auf den Eingang des Dorfes direkt vor ihm. Und zugleich mit seiner Hoffnung starb seine Zuversicht. Er sah eine graue Rüstung. Die Rüstung eines Soldaten.

Nero wich zurück, mit vor Angst aufgerissenen Augen. Der Soldat war gerade aus einem der Häuser getreten und hatte ihn noch nicht bemerkt, wie es schien. Der Halbdämon spürte, wie sein Herz zu rasen begann. Er war unbewaffnet! Er musste hier weg! Doch es schien, als hätte das Glück ihn endgültig verlassen. Denn in ebendiesem Moment drehte der Soldat den Kopf und sah Nero direkt an. Ein, zwei Sekunden starrten sie sich an, Mensch und Halbdämon, Jäger und Gejagter. Dann öffnete der Mann den Mund zum Schrei und Nero fuhr herum und ergriff die Flucht. Doch wiederum hatte ihn das Glück verlassen, denn auf den Schrei des Soldaten hin stürmten gleich vier oder fünf Mann herbei, alle bewaffnet und bereit, auf alles zu schießen, was sich bewegte. Nero rannte und sah über seine Schulter zurück. Die Männer sahen nur sein weißes Haar, doch sie schlossen daraus, dass er einer derjenigen sein musste, die sie suchten. Der Halbdämon sah, wie drei von ihnen ihre Waffen auf ihn anlegten und beschleunigte seine Schritte. Kugeln pfiffen an ihm vorbei, gewöhnliche, aber auch solche mit langen Nadeln, in denen Nero das scheußliche Gift vermutete, das schon Vergil so zu schaffen gemacht hatte. Einen Moment lang sah er sich selbst tot auf der feuchten Wiese liegen, dann riss ihn ein stechender Schmerz zurück in die Wirklichkeit. Lähmende Kälte floss aus einem Pfeil, der ihn in den Oberschenkel getroffen hatte, in seinen ganzen Körper. Nero stöhnte auf und stürzte schwer, als ihn sein Bein plötzlich nicht mehr tragen wollte.

Er versuchte sich aufzurichten, doch sein Bein versagte seinen Dienst und Nero stürzte erneut. Im gleichen Moment, als die Soldaten heran waren, spürte Nero, wie es zu regnen begann. Er warf sich herum, um einem weiteren Pfeil, der auf seinen Kopf zuflog, zu entgehen und knallte mit der Stirn gegen ein Bein, das ihn zurückstieß. Nero ging ein drittes Mal zu Boden und diesmal fühlte er, wie ein weiterer Pfeil in seinen Körper drang, diesmal knapp über der Hüfte. Anders als beim letzten Mal fühlte Nero nichts. Doch stattdessen begannen die Soldaten, auf ihn einzutreten und mit Schwertern und Messern auf ihn einzustechen. Der Halbdämon ächzte und wich zurück. Mehrere Wunden wurden ihm zugefügt, bis es ihm zumindest gelang, sich aufzusetzen. "Schaut sie euch an, diese Missgeburt! Macht sie fertig!", rief einer der Soldaten. Nero keuchte: "Nein! Nicht!" und hob schützend den Arm über das Gesicht, während er Stückchen für Stückchen zurückwich. "Ich... ich habe keine Waffe! Bitte!" Die Wunden in seinem Körper taten höllisch weh. Sie heilten, aber wesentlich langsamer, als Nero es gewohnt war. Er heulte auf, als ihn ein besonders harter Tritt mit dem Stiefel am Arm traf, diesen zur Seite fegte und Neros Gesicht traf. Ein Messer drang in seinen Oberarm und Nero biss die Zähne zusammen, um nicht aufzuschreien. Was war das nur? Es musste irgendein höllisches Gift sein, das auch bei einem Dämonen wirkte! Nero spürte jeden Tropfen, der ihn traf, dreimal so stark wie sonst. Als der Soldat schrie: "Nieder mit diesem Stück Abfall!", schossen Nero Tränen in die Augen. War er denn für niemanden mehr als ein verabscheuungswürdiges Geschöpf? Er wich noch weiter zurück, sein Arm gab nach und er fiel rücklings in den Schlamm, in den sich die Wiese binnen Sekunden verwandelt hatte. Ein wahrer Wolkenbruch ging über ihnen nieder. "Hey, das Gift scheint zu wirken!", meinte einer der Soldaten und trat nach ihm. Nero keuchte und schloss gepeinigt die Augen, als der Schmerz so viel stärker als normal durch seinen Körper schoss. "Auf ihn! Er wird schon nicht sterben!"

Messer und Schwerter trafen ihn, verletzten ihn, zwar nicht schwer, aber durch das Gift in seinen Adern schmerzhafter, als Nero es sich jemals hätte vorstellen können. Er schrie, wich zurück und kämpfte sich schließlich auf die Beine. Sein rechter Fuß wollte nachgeben, doch Nero stützte ihn, so gut es ging, mit beiden Händen. Dann begann er, so schnell er konnte, davonzuhumpeln. Die Soldaten folgten ihm und droschen noch immer mit ihren Schwertern auf ihn ein. Nero schrie vor Schmerzen, brach in die Knie und zog sich wieder hoch. Ein weiterer Pfeil traf seinen Körper, dieses Mal in den Rücken und schleuderte Nero einen Schritt nach vorne. Beinahe sofort spürte der Halbdämon, wie auch das letzte Bisschen seiner Heilkraft versiegte. Ein Pfeil mit dem Gift, das die Heilkräfte nahm! Keuchend kämpfte er sich vorwärts. Seine Peiniger ließen nicht von ihm ab. Mit letzter Kraft aktivierte er seine Teufelsklaue, packte einen der Soldaten und schleuderte ihn so heftig gegen seine Kameraden, dass diese davongewirbelt wurden und keiner von ihnen mehr aufstand. Der Halbdämon verharrte einige Sekunden, dann setzte er seine Flucht fort.
 

Es schüttete nur so. Nero spürte jeden einzelnen Tropfen, der auf ihm landete. Er war ins Gebirge hinter dem Feldlager geflohen. Niemand folgte ihm, wahrscheinlich wegen dem Regen. Es wurde langsam dunkel, der Himmel war jedoch trotzdem taghell, denn ständig zuckten Blitze über ihn. Nero zuckte zusammen, als ein krachender Donnerschlag sein überempfindliches Trommelfell marterte. Er umklammerte noch immer sein schmerzendes Bein mit mittlerweile steifen Händen. Blut rann ihm aus dem Mundwinkel, denn er hatte sich vor Schmerzen auf die Zunge gebissen, als er in einem Wasserrinsal ausgerutscht war und auch diese wollte nun nicht mehr heilen. Sein Gesicht war nass. Er wusste nicht, ob es nur Regen war. Es war ihm auch egal. Er hatte nur noch Angst, Angst und Schmerzen. Alles, was er wollte, war fort. Fort vom Lager. Fort aus dem Regen. Zu seinen Freunden. Zu Wärme. Aber er wusste, dass er nichts davon bekommen würde. Schmerzen peinigten ihn, zwangen ihn, langsamer zu gehen. Immer wieder rutschte er aus, fiel auf die Hände herab und riss sie sich auf. Seine Haut war zart und verletzlich wie die eines Neugeborenen.

Nero kämpfte sich den steilen Hang hinauf. Er war völlig ohne Deckung. Doch niemand folgte ihm. Wasser prasselte auf ihn hinab, schmerzhaft, eisig kalt, wie ihm seine überreizten Nerven vorgaukelten. Blitze erhellten den Himmel, blendeten ihn, stachen schmerzhaft in seine empfindlichen Augen. Nero keuchte und hob einen Arm über das Gesicht, um die Helligkeit auszuschließen. Es funktionierte nicht, das einzige, was er damit erreichte war, dass sein Bein wieder nachzugeben drohte. Er war mittlerweile von Kopf bis Fuß bis auf die Haut durchnässt. Es schien kein trockenes Fleckchen mehr an ihm zu geben. Mühsam kämpfte sich der Halbdämon weiter. Die Zeit verlor jegliche Bedeutung für ihn. Das einzige, an was er noch dachte, war einen Schritt nach dem anderen zu machen und sich so weit wie möglich von dem Menschenlager zu entfernen. Fort, nur noch fort. Angst trieb ihn weiter.

Einen Moment hielt er inne, als ihm der Gedanke kam, was passieren würde, wenn er hier draußen starb. Dann wären Dante, Vergil und Seneca ohne jegliche Hilfe in ihrer Gefangenschaft. Nein, sagte sich Nero, ich muss überleben! Ich muss Schutz finden! Er taumelte weiter, die Augen vor Schmerz zusammengekniffen und gebeugt wie ein Greis. Seine Hände schienen nur noch aus eisigem Schmerz zu bestehen. Es war ihm egal. Er kämpfte gegen alles, gegen den heulenden Wind, der ihm den Regen teilweise waagrecht entgegentrug, den Stein und das Wasser. Seine Lungen brannten schmerzhaft. Aber er musste weiter, durfte nicht verharren! Wenn er stehen blieb, das wusste er, würde er nicht mehr weitergehen. Dann würde er hier draußen erfrieren! Blind vor Regen und mittlerweile wohl auch vor Tränen schleppte er sich bergauf. Irgendwann, Nero hatte bereits jegliches Zeitgefühl verloren, ließ ihn ein lautstarker Donnerschlag heftig zusammenfahren und nach oben blicken. Der Himmel war taghell, weil ständig Blitze über ihn zuckten, doch eigentlich musste es tiefste Nacht sein. Nero biss sich auf die ohnehin blutende Lippe, schmeckte salziges Blut und ließ den Kopf wieder sinken. Seine Augen richteten sich auf seine Fußspitzen. Sein Mantel, ohnehin dunkel, war noch dunkler vor Wasser - und Blut. Noch immer hatten sich die Schwertwunden nicht geschlossen. Nero packte sein Bein fester, spürte, wie seine vor Kälte fast tauben Finger sich nur minimal fester um den verletzten Oberschenkel schlossen - auch diese Bewegung fügte ihm Schmerzen zu, doch zumindest gab sie ihm das Wissen, dass er noch lebte und nicht schon längst tot war. Er versank in den Anstrengungen, den Berg noch weiter zu erklimmen.

Später, Nero wusste nicht, wieviel später, ging es nicht mehr. Sein Atem pfiff in seiner Lunge, als der Halbdämon einfach keine Kraft mehr hatte, um weiterzugehen. Er fiel vornüber auf die Hände. Diese fingen den Sturz nicht ab, sondern Nero lehnte sich mit seinem letzten Hauch von Kraft nach hinten, bis er auf Knien und Unterarmen lag. Der Schmerz schoss wie Nadeln aus Eis durch seinen gesamten Körper. Nero schrie. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Seine Fingernägel drangen durch die Haut und rissen sie auf. Es war ihm egal. Er wollte nur noch sterben. Er wollte keine Schmerzen mehr haben, nicht länger leiden müssen. Seine Lippen formten ein lautloses Gebet an einen, irgendeinen Gott, ihm zu helfen. Doch niemand kam.

Tränen und Regen vermischten sich und liefen dem Halbdämonen über das erschöpfte, abgekühlte Gesicht. Sie liefen in seinen Kragen, tropften über Haarspitzen, die ihm ins Gesicht hingen, vermischten sich mit dem Rinnsal an Wasser, das den Berg hinunterrann. Regen prasselte schmerzhaft stark auf seinen Rücken. Sein Bein pochte vor Schmerz, ebenso wie seine Knie und Ellenbogen. Sein Blick richtete sich auf die Steine, auf denen er lag. Bald würde er auch so sein. Tot. Bewegungslos. Nero hob mit tränenverschleiertem Blick die Augen. Im Licht der Blitze sah er eine kleine Nische zwischen zwei halb aufeinander liegenden Felsen. Trockenheit und Schutz vor dem grausamen Wind. Aber wie sollte er es erreichen?

Nero unternahm den sinnlosen Versuch, sich aufzurichten und sank sofort wieder herab. "Hil...fe..." Sein vermeintlicher Schrei war nicht mehr als ein Wimmern, das niemand hören konnte. Seine Hand streckte sich flehend nach dem kleinen Flecken Frieden aus. Mit schierer Willenskraft zwang sich der Halbdämon mit der Teufelsklaue, die Hand abzusetzen und Gewicht darauf zu verlagern. Sein verletztes Bein nachziehend kämpfte er sich zentimeterweise vorwärts. Er verlor die Schutz verheißende Dunkelheit vor sich nicht einen Sekundenbruchteil aus den Augen. Auf Unterarmen und Knien quälte er sich vorwärts, keuchend, wimmernd, weinend. Er musste es erreichen. Er war fast blind. Wasser strömte so stark in seine Augen, dass er kaum mehr etwas sehen konnte. Nur die Dunkelheit, die langsam näherkam.

Seine Arme und wohl auch seine Knie waren blutig. Er zog eine Spur von Blut hinter sich her. Doch wenn es half, die winzige Höhle zu erreichen, wollte er es gerne opfern. Dann erreichte er den Überhang. Tatsächlich war es zwischen den Felsen trocken, windgeschützt und sogar etwas wärmer als im Regen. Nero fuhr unter einem gleißend hellen Blitz und dessen nachfolgendem überlauten Donnerschlag heftig zusammen und kämpfte sich die letzten Zentimeter in seine schützende Behausung für diese Nacht. Seine Schultern wollten hängenbleiben, aber Nero zwängte sich unter Schmerzen hinein. Er schrie heiser auf, als seine Haut über den Stein schabte, zuckte dann zusammen, als sein Gehör von seinem eigenen Schrei gemartert Schmerzen durch seinen Körper jagte und ließ sich in die trockene Dunkelheit fallen.

Er zog mit letzter Kraft seine Beine ins Trockene und kauerte sich an den kalten Stein. Seine Zähne klapperten, seine Wunden bluteten noch immer heftig und sein Körper schrie regelrecht vor Schmerz, doch er hatte es geschafft. Er hatte Schutz gefunden. Vergil, Seneca und Dante würden Hilfe bekommen. Er würde in der Lage sein, sie zu retten. Wenn er diese Nacht überlebte. Dies war sein letzter Gedanke, dann schwanden ihm endgültig die Sinne...
 

ah, das war es also. Dieses Kapitel hat mich noch bis in meine Träume verfolgt, ehrlich! Es ist bei Weitem nicht so gut wie das Original es davor gewesen ist, aber ich hab es zumindest versucht. ^^ würde mich über Kommis freuen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Katja12133
2009-03-09T20:39:26+00:00 09.03.2009 21:39
T_T
das war zu grausam
der arme nero....der arme nero
NERO!!!!!!!!!!!
*schnief*ich liebe nero wieso musste ihm sowas nur passieren?
und kann er die anderen retten?
das kann ich leider erst morgen lesen,denn ich bin extrem müde und muss schlafen.
bin aber sehr interessiert.^^
Von:  Rooro
2008-05-27T06:16:51+00:00 27.05.2008 08:16
einfach nur krass, was du mit den Vieren anstellst! du lässt die Gruppe ja regelrecht bei jedem Atemzug leiden, den sie tun; einfach genial!
und saugut beschrieben, mich frierts richtig, wenn ich an Nero im eiskalten Regen denke.
schwer zu sagen, wer von den Vieren jetzt momentan das schlimmste Schicksal erwischt hat, ich möcht nicht in deren Haut stecken....
Von:  Nezumi
2007-10-23T14:32:02+00:00 23.10.2007 16:32
*snief* *taschentuchhervorkram* das war wirklich traurig.. der arme Nero.. Was du mit den armen alles anstellst.. ^_^

Ich frag mich nur, warum Nero anders geschmeckt hat als Vergil.. o.O
Und für Ariev wäre es doch tatsächlich einfacher gewessen, wenn er Nero einfach um die Ecke gebracht hätte.. aber nyo ich denke, das wär Story-Mässig nicht so wirklich aufgegangen.. XD

Übrigens die Bilder der Charaktere sind nicht zu sehen.. Vielleicht solltest du die mal auswechseln..
Von:  Black_Polaris
2007-09-23T00:14:14+00:00 23.09.2007 02:14
hi ^^

normaler weiße schreibe ich nur kut´rze kommis, aber ich möchte versuchen hier ein lange szu machen ^^

denn ich habe gerade alles gelesen und bin begeistert von der story, ich habe sogar an einigen stellen geweint
+schnief*

zudem muss auch auch sagen das ich die serie nur von hören kenne, ich würde mich daher freuen wenn du ein bild von nero reinmachst, ich kenne diesen chara bis jetzt leider nicht, und den teil wo vergil von diesem rothaarigen gefangen gehalten wird, fand ich doch sehr interessent ^////^

ich hoffe du schreibst sehr schnell weiter, ich muss einfach wissen wie mit den armen nero weiter geht

Von:  KeksFrosch
2007-09-16T13:48:50+00:00 16.09.2007 15:48
-der arme Nero!!! Mich wundert es aber, dass der Vampir ihn nicht einfach hat umbringen lassen, wäre doch einfacher gewesen...
und jetzt so schwer verletzt....
-Seneca-chan... das sieht auch nicht gut aus, hoffentlich helfen die ihm wirklich...
-was Dante angeht... wieder in den Fängen des Dämonophilen, wa? Egal was du machst, ich werde den niemals mögen xD

LG
deine Latishja


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