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Das Erbe

von

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Befreiung?

Der Kämpfer versuchte sich nicht auf die Schmerzen zu konzentrieren. Er hörte die Worte der Beraterin seines Vaters wie durch eine dünne Wand. Dann wurde die Tür gewaltvoll zugeschlagen. Jan wartete eine Weile ab bis der Schmerz nachgelassen hatte, bevor er sich behutsam erhob. Sein Shirt, das sie ihn ausgezogen hatten, wahrscheinlich um die Stichwunde zu verbinden, hing auf einem Stuhl. Langsam streifte er es sich über und griff nach seiner Waffe. Es wunderte ihn, dass sie ihm nicht entwendet worden war. Vorsichtig öffnete er die Tür leicht. Vor seiner Tür hatten sie sehr zu Jans Ärger einen Wachposten aufgestellt. In seiner Verfassung wäre es dumm mit einem ausgebildeten Krieger einen Kampf einzugehen. Leise schloss er sie wieder. Nachdenklich setzte er sich auf sein Bett und starrte den hölzernen Zugang an. Minuten vergingen als plötzlich das Fenster, das die ganze Zeit schon leicht geöffnet war, schwungvoll aufgestoßen wurde.

Entschlossen stieg die Einbrecherin in das Zimmer. Sie musste erst ein Wachsoldaten bedrohen um zu erfahren, wo genau es lag. Noch ein Grund mehr sich zu beeilen. Zwar hatte sie ihn bewusstlos geschlagen, aber früher oder später würde das fehlende Personal wohl auffallen. Ihre außergewöhnliche Sprungkraft kam ihr jetzt sehr zu Gute. Ansonsten hätte sie sich erst durch die Gänge schleichen müssen und wäre nicht unbemerkt in sein Zimmer gekommen. Suchend blickte sie sich um, mitten in die Augen des 19jährigen, der stumm auf dem Bett sitzen blieb.

Betrübt senkte er seinem Blick nach unten. Zum einen nützte ihm ihre Fähigkeit derartige Höhen zu überwinden relativ wenig, zum anderen brachte sie sich nur unnötig in Gefahr. Anderseits musste er widerwillig eingestehen, dass sich in ihm bei ihren Anblick eine Spannung löste, dass er sich Sorgen um sie gemacht hatte. Wenigstens hatte er jetzt die Sicherheit, dass ihr nichts passiert war.

„Ist alles in Ordnung?“, ertönte ihre besorgte Stimme in seine Überlegungen hinein. Die Schwester Rojanas hatte sich vor ihm auf den Boden gekniet. Ihre Arme ineinander verschränkt auf seine Knie gelegt, und den Kopf leicht zur Seite geneigt erforschte sie sein Gesicht. Weiterhin auf seine Knie gestützt, verdrehte sie einen Arm leicht und zog sein Shirt ein klein wenig nach oben, so dass der Verband sichtbar wurde. „Ist die Wunde sehr tief?“, fragte sie fürsorglich, während sie langsam ihren Arm senkte.

Wortlos schüttelte der Gefragte den Kopf, auch wenn er wusste, dass es eine Lüge war.

Daniela erhob sich zögernd, auf seinen Knien abstützend. Schätzungsweise stand mindestens eine Wache vor der Tür, sonst wäre Jan wohl schon längst raus hier. Leise schlich sie zur Tür, öffnete ihren Pferdeschwanz und wuschelte sich leicht durch die Haare. Mit einem kurzen Blick in das Fenster, das ersatzweise als Spiegel diente, vergewisserte sie sich ihres Aussehens, bevor sie die Tür öffnete. Sich die Augen reibend trat sie hinaus in den schwach beleuchteten Gang, wo sie nochmals schauspielerisch gähnte, sich streckte und verschlafen die Augen rieb. Nachfolgend zuckte sie erschrocken zusammen und wandte sich mit erschrockenem Gesicht zu dem verdutzten Wächter um. „Mein Gott jagen sie mir doch nicht so einen Schrecken ein. Ich bin doch noch gar nicht richtig wach.“

Der fremde Mann verbeugte sich leicht wie zur Entschuldigung vor der unbekannten Schönheit, schien aber seine Sprache noch nicht wieder gefunden zu haben, deshalb fuhr die 17jährige einfach mit Reden fort: „Was stehen sie denn hier so vor meinen Zimmer rum?“ Mit der flachen Hand schlug sie sich auf die Stirn, und verschränkte anschließend ihre Arme hinter seinem Nacken. „Ich dumme Gans, jetzt fällt es mir ein. Entschuldige Ralf, ich weiß wir waren zum Frühstück verabredet. Ich hab mich noch gar nicht zu recht gemacht.“ Bei den letzten Worten stöhnte sie gequält auf, unterdessen sie sich mit einer Hand durch die nicht ganz so ordentlichen Haare fuhr.

Erst jetzt ergriff der Wachposten gezwungenermaßen das Wort. Die Situation war ihm sichtlich unangenehm: „Ähm tut mir Leid ich glaube das ist eine Verwechslung, ich bin Marzell.“

In gespielter Beschämung zog das Mädchen blitzschnell die Hände, in denen sie nun ihr Gesicht vergrub, zurück. Unter Schluchzen brachte sie hervor: „Warum warten sie dann vor meiner Tür?“

Verlegen kratzte sich der 25jährige am Kopf. „Ich dachte hier wäre ein anderer drin. Frau Kyal kam doch vor wenigen Minuten aus ihren Zimmer.“

„Meine Tante? Das hab ich gar nicht gemerkt, hab ja auch geschlafen. Vielleicht wollte sie mich was fragen.“ Daniela legte eine kurze Sprechpause ein. Im vertraulichen Flüsterton ergänzte sie: „Außerdem stimmt irgendwas nicht mit meiner Tante, oder fällt nur mir das auf.“

Der Soldat nickte unsicher, unbedingt bemüht die Sympathie seines Gegenübers zu gewinnen. Auch wenn er sie vielleicht nicht so bald wieder sah, wollte er unbedingt einen guten Eindruck bei ihr hinterlassen und vielleicht sogar eine Verabredung herausschlagen. Immerhin schien sie dieser Ralf versetzt zu haben.

Doch auf einmal gab er seine lockere Haltung auf und nahm aufs Neue eine stramme Haltung an. Mit einer düsteren Vorahnung ließ die Jugendliche ihren Blick über den Gang gleiten. In einiger Entfernung näherte sich; sie erkannte ihn nicht nur an seiner Kleidung, sondern auch aus ihrer Erinnerung, der König. Unbemerkt verkrampften sich ihre Hände. Bis jetzt waren ihre Lügen aufgegangen, jedoch würde der Regent sich wohl besser auskennen. Ihre Hoffnungen, er würde die beiden ignorieren, erfüllten sich zu ihrem Pech nicht. Vielmehr musterte er das Paar kritisch und baute sich vor den beiden auf.

Der Soldat verbeugte sich dienerisch. Daniela hingegen blieb aufrecht stehen, den auffordernden Blick des Herrschers standhaltend. Für kurze Zeit spielte sie mit den Gedanken sich als Küchenmädchen auszugeben, wusste aber, dass Marzell sie bei diesem Schwindel nicht unterstützen würde. Zum einen deswegen, zum anderen ein wenig aus Trotz hielt sie es deshalb nicht für nötig dem Mann derartige Ehrebietung zu leisten.

„Und wer bist du?“, dröhnte die Stimme Darius in ihre Ohren. Ohne Furcht blickte Vergils Tochter den König an. Zufällig fiel ihr Blick auf die Krone, in der sich ihr Gesicht widerspiegelte. In dem Wissen wie verspottend ihre Handlung sein musste, ordnete sie ihre Haare, wobei sie das Prunkstück als Spiegel nutzte.

„Du kommst mir bekannt vor.“, ergriff der Gebieter erneut das Wort, möglichst darauf bedacht das Benehmen zu übersehen.

Überrascht ließ die Waise von ihren Haaren ab. „Das glaube ich weniger.“ „Lasst uns allein.“, befahl er seinen Untergebenen, die Worte des Eindringlings nicht beachtend.

„Du bist doch eine der Töchter Vergils. Ich glaube sogar die, welche bei der Beerdigung geflüchtet ist.“

Verlegen senkte Daniela ihren Kopf. Wieso konnte er sich noch daran erinnern?

„Dein Vater war ein guter Mann. Ein ausgezeichneter Kämpfer und er diente meiner Familie treu über 10 Jahre als oberster Kriegsherr. Bedauerlich, dass er so zeitig gehen musste.“, fuhr der Erwachsene fort, „ Als du bei der Beerdigung verschwunden warst, hatte ich schon ein merkwürdiges Gefühl. Meine Theorie scheint sich 4 Jahre später bestätigt zu haben.“

„Dieses Gefühl beruht anscheinend auf Gegenseitigkeit.“, stellte Rojanas Schwester gelassen fest.

„Was willst du von meinen Sohn?“, herrschte er sie an. Seine Frage basierte zwar nur auf einer Vermutung, aber da sie genau vor seiner Tür herumlungerte, hielt er es für wahrscheinlicher, als dass sie aus anderen Gründen im Schloss herumschlich.

In dem Moment öffnete sich die Tür. „Vater!“, erklang die Stimme des Nachfolgers.

Leicht blass stand er im Türrahmen. Die Wiederherstellung des Mals war zweifelsohne auch für ihn Kräfte raubend gewesen.

„Geh zurück ins Zimmer.“

„Ich bin 19.“

Darius trat seinem Kind bedrohlich nahe. „In der Kampfschule hat man dir wie es scheint nichts Vernünftiges beigebracht.“

Instinktiv trat Daniela zwischen die Familie aus Angst der König würde seinen Sohn schlagen, was die Aufmerksamkeit des Regenten zurück auf die Jüngste lenkte. Erbost über die Störung, rief er nach seinen Wachen.

Es dauerte nicht lange und drei uniformierte, bewaffnete Krieger eilten herbei. Daniela hatte nicht mal mehr Zeit über eine Flucht überhaupt nachzudenken. Allerdings hätte sie das sowieso nicht in Betracht gezogen, denn nun war der König gewarnt und somit war es unmöglich noch mal so nah an Jan ranzukommen.

„Sperrt sie ins Verlies.“, beauftragte der Herrscher die Männer.

Kampfbereit tastete Daniela nach den Griff ihres Schwertes. Noch bevor sie es ziehen konnte, drang an ihr Ohr das leise Murmeln Jans. „Du bist ein Mädchen.“, erinnerte er sie an die Tatsache, dass nur das männliche Geschlecht eine Waffe besitzen durfte.

Allerdings hatte der König bereits die Geste bemerkt, so dass sein Blick auf das Schwert der Kriegerin fiel. „Todesstrafe für unerlaubten Waffenbesitz und Hochverrat am König würde ich sagen.“, urteilte der Vater Jans kalt. „Lass sie!“, mischte sein Sohn sich, entrüstet über das Urteil ein.

„Ist schon gut. Wirklich.“, versuchte ihn das Mädchen zu beruhigen mit dem Wunsch einen Streit zu verhindern, da sie nicht wollte, dass der 19jährige sich in seinem Zustand überanstrengte, denn er sah bereits jetzt so aus, als fiele es ihm schwer sich auf den Beinen zu halten. Nichtsdestotrotz packte der Junge sie am Handgelenk um sie hinter sich in sein Zimmer zu zerren. Mit ausgestreckten Armen, die Hände die Seitenwände berührend, versperrte er den Weg in sein Reich. „Vorher müsstest du mich töten.“, drohte der Kämpfer entschlossen.

„Wenn das dein Wunsch ist!“, lachte einer der Soldaten auf, wofür ihn sein Herr mit einem verbietenden Blick bedachte.

Als er sah wie Jan, bei dem sich die Wunde, die bei seiner letzten Bewegung aufgerissen war, bemerkbar machte, die Augen schmerzerfüllt kurz zusammenkneifte und sich seine Hände leicht verkrampften, sagte er in etwas milderen Ton: „Ruh dich aus und lass mich die Sache machen. Ich will dir doch nichts Böses. Vertrau mir.“

Jan starrte seinen Vater kalt an: „Du wärst der letzte dem ich Vertrauen würde.“

„Wieso . .. ?“ Darius hielt mitten in der Frage inne. Der provisorisch umgebundene Verband am rechten Oberarm seines Jungen, erinnerte ihn an sein gebrochenes Versprechen. Ein peinliches Schweigen war die Folge.

„Daniela geh jetzt bitte.“, durchbrach Jan die Stille. Aus den Augenwinkeln beobachtete er ihre Reaktion. Wie erwartet schüttelte sie widerwillig den Kopf. Mit keinem Blick würdigte sie das Fenster, ihre Fluchtmöglichkeit. Die drei Soldaten warteten derweil weiterhin auf ihre Chance den Befehl des Königs ausführen zu können.

Plötzlich stieß einer zum Entsetzen seiner Kumpanen den 19jährigen entgegen den Befehl des Königs den Jugendlichen nicht zu verletzen ziemlich grob in die Magengegend. Stöhnend sank dieser auf die Knie, währenddessen der Krieger die Teenagerin am Handgelenk in den Flur zu den anderen zwei stieß.

Der König nickte dankbar und gleichzeitig verabschiedend. Beim vorübergehen legte er seinen Diener anerkennend über sein beherztes Verhalten die Hand flüchtig auf die Schulter. Es dauerte eine Weile bis die drei Männer um die Ecke verschwunden waren. Solange behielt der Herrscher seine gebieterische Haltung bei. Erst dann beugte er sich väterlich zu seinem Kind hinunter: „Alles okay?“

Jan funkelte ihn böse an: „Nichts ist okay!“ Ungeachtet der Schmerzen erhob sich der Sohn Sorayas und schlug seinen Erzieher die Tür vor der Nase zu. Die Tür blockierend ließ er sich an dem Holz hinuntergleiten. Verdammt! Weshalb war sie hergekommen? Sie hatte alles noch viel komplizierter gemacht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  DracaTec
2007-07-22T17:25:40+00:00 22.07.2007 19:25
ha ich fand gut: ich bin 19.
ja verdammte scheiße >.< !!! XD mann ich weiß auch nich war situationskomik für mich... liegt wahrscheinlich daran, dass ich auch 19 bin ^^
nyo... jetz is die arme auch noch im verlies... sag ma erinner ich mich nich richtig oder hast du tatsächlich nich geschrieben wie sie ins schloss kommt? is doch bestimmt gut bewacht und so... hm *überleg* wie auch immer^^
na dann schreib ma fleissig weiter^^


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