Zum Inhalt der Seite

Das Leben Danach

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

1

„Da lang!“

Lautlos schlichen sie durch das dichte Unterholz. Nur die Sheppards gelegentliche Anweisungen durchbrachen die Stille. Ein paar Äste knackten, als einer der Soldaten auf sie trat. John warf ihm einen giftigen Blick zu, wandte sich dann aber wieder ab, und marschierte weiter. Die Marines hier machten auch nur Ärger. Er hatte sich immer noch nicht an sie gewöhnt. Aber würde er das jemals?

Der Abhang kam immer näher, als er sich aus seinen Gedanken riss und schnell zu den vordersten Marines aufholte. Und schließlich waren sie da. Da unten lag das Dorf – oder jedenfalls hätte dort das Dorf liegen sollen. Ein kräftiger Windstoß erfasste sie, und ließ die Trümmer noch verwarloster erscheinen: Das Dorf lag in Schutt und Asche. Und es war nicht schwer zu erkennen, wie das geschehen war.

„Diese verdammten Ori“, grummelte John vor sich hin. Es hatte keinen Zweck, länger zu bleiben. Sie konnten hier nichts mehr ausrichten. Waren zu spät gekommen.

Mit einem lauten Ruf befahl er den Marines, den Rückzug anzutreten.

Stumm starrte er auf den Boden. Die Wut kochte in ihm auf. Seine P-90 fest in der Hand stapfte er zurück. Er hasste es. Hasste es. Hasste es. Er hasste sein Leben hier. Ihr Kampf gegen die Ori war völlig erfolglos, aber das war es nicht einmal, was ihn so ärgerte. Nein, sein Privatleben ging den Bach runter. Klar, es gab Leute die zu ihm aufschauten, sogar ein paar die ihn respektierten. Aber so etwas wie Freunde hatte es für ihn nicht mehr gegeben, seit...

„Colonel!“ Einer der Marines war unbemerkt neben ihn getreten.

„Was ist!?“, schnauzte John ihn an.

„Wir...sind da.“ Überrascht schaute er auf. Tatsächlich. Sie waren am Stargate. Das sie wieder zurück ins SGC bringen würde. Zu einem Ort, den er allmählich aus dem tiefsten Grunde seines Herzens zu hassen begann. Trotzdem befahl er, das Tor anzuwählen und schritt nur wenige Minuten später die Rampe im Stargate Center hinunter, wo ihn Landry schon mit einem fragenden Blick erwartete.

„Wir kamen zu spät“, meinte Sheppard nur, und bahnte sich einen Weg in Richtung seines Quartiers. Er hörte nicht einmal mehr Landrys „Besprechung in zwei Stunden“. Seine Gedanken waren schon längst wieder abgeschweift...zu Elizabeth. Rodney. Aiden, Ronon, Teyla, ja sogar Carson wedelte in einer Ecke seines Bewusstseins mit den Armen, versuchte ihn auf sich aufmerksam zu machen. All die, die ihm etwas bedeutet hatten waren jetzt...verschwunden. Noch immer verstand er all dies nicht. Verstand nicht, was O’Neill und Landry dazu gebracht hatte, sie zurück zu beordern. Keine Minute vergang, in der er sich das nicht fragte. Immer und immer wieder stellte er sich vor, wie er ihnen den Kopf abriss. So wie sie es mit seinem Leben getan hatten. Wie sie ihn von seinen Freunden losgerissen hatten. Teyla und Ronon waren natürlich in der Pegasus-Galaxie geblieben. Die Athosianerin musste schließlich ihr Volk führen, und Ronon hatte sich bereit erklärt, ihr zur Seite zu stehn. Dr. Beckett zog inzwischen um die ganze Welt – oder eher um die ganze Erde – und half denen, die Hilfe am meisten benötigten. Rodney war in die Tiefen von Area 51 verschwunden, und Elizabeth...die hatte sich ganz zurückgezogen. Sie hatte es nicht verkraftet, dass alles, was sie aufgebaut hatten, alles für das sie gelebt hatte, und auch der Ort, der ihr am meisten am Herzen lag hatte verlassen werden müssen. John wusste nicht einmal, wo sie sich jetzt aufhielt. Irgendwo, in einer kleinen Wohnung auf dem Land, hatte sie in einer E-Mail geschrieben. Aber das war lange her gewesen, und sie war nicht näher drauf eingegangen. Und er selbst, er war im SGC geblieben. Er hatte einfach nicht gewusst, wohin er sollte. Also war er da geblieben, wo man ihm ein Quartier angeboten hatte. Auch wenn er den Ort inzwischen hasste.

Noch immer wusste er nicht, was er tun sollte. Er führte seine Befehle aus, ging auf Missionen...aber im Innern war er leer. Es war nichts mehr da. Nur gähnende, pechschwarze Leere.
 

Er registrierte kaum, wie er aufsprang. Sein Instinkt hatte sich gemeldet. ‚Flieh!‘, schrie der ihm zu. Ja, so war es immer gewesen. Die erste Regel: wenn es zu brenzlig wird, flieh, bevor du noch ums Leben kommst. War es jetzt soweit? War er schon so spät? John schauderte bei dem Gedanken, dass wenn er jetzt nichts tat, sein Leben noch mehr abstumpfen würde – bis schließlich nichts mehr übrig war. Etwas in ihm versuchte ihn zurück zu halten, doch kam es nicht gegen seinen Instinkt an. Abwesend, mit den Gedanken noch bei der eintönigen Leere in seinem Innern stolperte er aus seinem Quartier, rannte den Gang entlang. Weiter, immer weiter, bis zum Ausgang. Die Wachen ließen ihn vorbei, sie grüßten ihn sogar. Obwohl sie überrascht über seinen Gesichtsausdruck waren...

Manche sagen, der Gesichtsausdruck spiegelt das Innere der Seele wieder. Und in dem Fall traf es sogar zu: Sheppards Gesicht war zu einer Maske des Entsetzens verzerrt. Er sah aus wie ein Gejagter auf der Flucht, der weiß, dass es kein Entkommen gibt. Nur, dass es Entkommen gab. Den er war entkommen. Er war geflohen. Jetzt musste er sich nur so lange verstecken, bis man die Suche aufgab. Dann würde er ein freier Mensch sein – oder?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück