Zum Inhalt der Seite

Begrabt die Götter

Ihr glaubt, nur töten wäre schwer, doch wo kommen all die Toten her?
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Till I Collapse

Zoros Blick traf wieder auf hellblauen Himmel.

Das Lachen und Kichern seiner Freunde traf seine Ohren. Er sah sich nach ihnen um.

Sie standen an der Reling und versuchten Fische zu fangen.

Er schüttelte innerlich den Kopf. Sie alberten viel zu sehr herum, als das etwas anbeißen würde. Aber sie versuchten es trotzdem immer wieder.

Wie bei so vielen anderen Dingen. Sie versuchten es immer so lange, bis es irgendwann wirklich wurde. So waren seine Freunde eben. Albern, lustig, immer am träumen.

Er mochte sie dafür. Für all das, was sie waren und nicht waren.

Er seufzte leise. Er wollte sie nicht verlassen müssen und er hoffte, dass es reichte, wenn er sich selbst bestrafte. Wenn er hungerte um sein Vergehen zu sühnen.

Langsam erhob er sich und stellte sich selbst an die Reling, neben seine fischenden Freunde.

„Schon was gefangen?“, fragte er wie beiläufig.

„Zoro! Yo, Lysop hat schon neue Schuhe gefangen!“, grinste Ruffy ihn an, hibbelte auf dem Holz und fiel beinahe ins Meer.

Zoro schmunzelte leicht.

„Hey Jungs! Albert nicht so viel, fangt lieber was. Oder wollt ihr nichts zu essen kriegen?“, unterbrach Sanji das quirlige Beisammensein und stürzte Ruffy in eine ernste Krise.

Spaß ohne Essen oder Essen ohne Spaß? Beides für ihn nicht vorstellbar.

Zoro schüttelte leicht und amüsiert den Kopf, wandte sich von der Reling und seinen Freunden ab und schlurfte zum Heck ihrer kleinen Karavelle. Er wollte ein wenig trainieren, sich von seinen trüben Gedanken ablenken.

Den ganzen Nachmittag hob und senkte er die Gewichte, trieb den Schweiß auf seine sonnengebräunte Haut und schnaufte verarbeitete Luft aus seinen Lungen. Selbst als die Sonne langsam anfing unterzugehen, hatte er sich noch nicht von seinem Training gelöst, das Abendessen ausfallen lassen. Absichtlich.

Der erste Schritt seiner Selbstauferlegten Strafe.

„Wie kann man nur den ganzen Tag so stumpfsinnig sein?“, hörte er eine Stimme ihn fragen, Rauch aus den Lungen lassend und er sah Sanjis Augen ihn unverständlich mustern. „Hast auch echt nix bess’res zu tun, hm?“

„Ne, sieht nicht so aus – Du Karottenschäler?“

„Hm, immer, Marimo. Und glaub’s mal, es is’ noch was für dich über geblieben.“

Zoro legte seine Gewichte zur Seite, zuckte leicht mit den Schultern und wischte sich den Schweiß von der Haut: „Macht nix.“

Sanjis Augenbrauen zogen sich zusammen: „Was soll das denn heißen, Spinatschädel?“

„Ich will nix, dass soll das heißen. Wieder schwer von Begriff, Küchenschabe?““

„Ich mach dich gleich schwer von Begriff!“, Sanji trat langsam seine Zigarette aus.

„Versuch’s doch“, gleichgültig wandte Zoro sich ab. Gerade jetzt wollte er weder etwas essen noch sich mit Sanji prügeln.

„Hey, bleib hier!“, rief Sanji, sah Zoro fast schon entsetzt nach.

„Kein’ Bock“, gab Zoro zurück. Das war es nicht, was er wollte. Vielleicht brachen jetzt seine letzten Tage an und sie würden sich nur prügeln.

Das konnte es doch nicht gewesen sein.

Zoro trat unter Deck, betrat die Dusche und lies das kalte Wasser über seinen erschöpften Körper fließen. Er schüttelte leicht den Kopf.

Er wollte nicht an das Ende denken. So schwer konnten sie es schon nicht nehmen. Er hatte sein Wort gebrochen. Ja und? Doch nicht grundlos. Er hatte seine Freunde retten müssen!

– Er seufzte leise. Er wusste, dass es nicht so einfach war. Er hatte eines der schlimmsten Verbrechen ihrer Gesellschaft begangen. Das würden sie nicht einfach so hinnehmen…

Sein Faust traf das feuchte Holz der Wand.

Er durfte nicht daran denken. Er war nicht so weit gekommen, weil er den Kopf in den Sand gesteckt hatte! Er hatte immer gekämpft! Er hatte darum gekämpft hier zu sein. Er hatte an der Seite seiner Freunde gekämpft. Er kämpfte für seinen Traum, der beste Schwertkämpfer der Welt zu werden. Er würde jetzt nicht aufgeben! Auch wenn es aussichtslos war.

Vielleicht hatten sie doch noch ein Herz mit ihm? Für sie war er doch noch immer ein Kind…

Er trat aus der Dusche, stieß sich den Fuß und fluchte laut. Der kurze Schmerz in seinem Zeh war es nicht, nur die Frustration über seine momentane Situation befreite all die Flüche aus seinem Munde.

Er sah in den Spiegel, sah sein Gesicht. Das starke Kinn, die schmalen Lippen, die grade Nase, die blitzenden Augen, das grüne Haar… Er nickte sich selbst zu.

Er würde kämpfen und er würde bis zum endgültigen Urteil sein Leben genießen.

Vielleicht war es wirklich zu Ende?

Er grinste sich selbst humorlos an.
 

Die Tage vergingen langsam, wie im Schneckentempo. Es war ihm fast so, als wollte die Zeit ihn ärgern, ihn hinhalten und ihn extra lange leiden sehen.

Aber er lies es sich nicht anmerken. Auch wenn ihn jeder Tag nervöser machte, ihn nervlich belastete. Je länger sie sich Zeit für ihr Urteil ließen, desto schlechter war es als Zeichen. Für glimpfliche Urteile ließen sie sich nie viel Zeit.

Aber er schluckte jeden Morgen den Kloß in seinem Hals hinunter, verbannte die trüben Gedanken in die letzten Windungen seines Hirns und ignorierte das klagende Gefühl von Hunger in seinem Magen, das mit jedem Tag wuchs.

Mittlerweile war er der erste, der aufwachte und der letzte, der einschlief. Sein Körper schrie nahezu nach Nahrung und Energie, wollte sich nicht mehr bei seinem Training so verausgaben ohne einen Ausgleich dafür zu bekommen. Wenn der Duft von Sanjis leckerem Essen über das Deck wehte und seine Nase umspielte, glaubte er fast, dass sich schon seine Zähne nach zartem Fischfleisch sehnen würden. Es machte ihn schier wahnsinnig und raubte ihm all seine Kraft für andere Sachen.

Er hielt dem Verlangen stand, hielt den größtmöglichen Abstand zur Kombüse ein um nicht in Versuchung zu geraten. Doch je länger die Tage wurden, je mehr von ihnen vergingen, desto öfter ertappte er sich beim Herumschleichen und Schnuppern. Ertappte sich in Gedanken, wie er sich Sanjis Köstlichkeiten vorstellte und wie sagenhaft lecker sie sein mussten, wie zartes Fleisch auf seiner Zunge zerging und Kartoffeln in Butter in seinem Mund zerlief, wie kleine grüne Erbsen fast wie von alleine seine Kehle hinabtanzten und Sanji ihn zum Nachtisch mit Kirschen und Erdebeeren füttern würde, wie sich dabei sanft ihre Lippen träfen und sie ihre Körper in Ekstase versetzten könnten und ihr wollüstiges, heiseres Stöhnen durch die Kombüse hallen würde…

Er schüttelte den Kopf.

Jetzt wurde es wirklich absurd.

Ob das an dem Hunger lag, dass er sich solch seltsames Zeug einbildete? Vielleicht war es doch zu viel? Vielleicht war er von Sanjis Kochkünsten zu viel und zu gutes gewöhnt?

Er lehnte an der Reling und starrte auf das blaue Wasser hinab, sah das Glitzern der Sonnenstrahlen auf der Wasseroberfläche.

Sanji und er waren nur gute Freunde. Ziemlich gute Freunde. Und auch wenn er zugeben musste, nur für sich, dass Sanji durchaus anziehend und interessant war, hieß das noch lange nichts. Wahrscheinlich hatte sich sein Gehirn nur noch nicht an den Nahrungsentzug gewöhnt und verdrehte die Tatsachen.

So würde es sein, sicherlich…

„Hey Marimo, schwing dich rüber! Gibt Mittag!““, hörte er Sanjis zärtliche Stimme sagen und als er sich zu ihm umwandte, sah er sein strahlendes Lächeln und die warmen, blauen Augen…

„Keinen Hunger…“, murmelte er leise. Seine Stimme hatte in letzter Zeit ein wenig an Kraft verloren. Doch noch bevor Sanji ihm antworten konnte, knurrte Zoros Magen umso lauter und strafte seine Worte lügen.

Sanji hob skeptisch eine Augenbraue, „Zahnstocherpolierer“, kam es in drohendem, ungläubigen Tonfall über seine rosigen Lippen und irgendwie sah er gar nicht mehr so lieblich aus, wie noch wenige Sekunden zu vor. „Verarschen kann ich mich alleine.“

„Hm, gut…“, nuschelte er zurück, hörte seinem blonden Engel schon gar nicht mehr zu. Seine Augen folgten einem weiteren Tagtraum und seine Nase erschnüffelte das heutige Tagesmahl: leckeren Fisch gedünstet in Butter, überträufelt mit Zitrone; dazu gekochte Muscheln und angebratenen Tintenfisch; als Beilage Nudeln mit Sahnesauce und alles natürlich herrlich gewürzt und auf den Punkt. Ein wahrer Traum.

Er hörte nicht, wie Sanji ihn wieder ansprach und schließlich entnervt schnaubte und aufgab. Den besorgten Blick versuchte der Blonde zu verstecken. Sie machten sich alle Sorgen um Zoro. Schon seit Tagen, Wochen aß er nichts mehr und mittlerweile stand er fast den ganzen Tag an der Reling oder lehnte am Mast. Schien immer wieder aus dieser Welt zu schweifen, sprach kaum mit ihnen. Selbst sein Training vernachlässigte er. Man konnte ihm regelrecht zu sehen, wie er immer mehr abnahm, magerte, schmaler wurde.

Das wollte niemand.

Selbst Ruffy hatte seinem Vizen schon mehrmals etwas von seinem Essen, Zwischenmahlzeiten und Süßigkeiten angeboten, doch dieser lehnte alles ab, wollte nichts haben, nichts essen. Auch wenn sein Magen immer deutlicher und lauter knurrte, sich mehr als leer anhörte.

Chopper bat ihn immer wieder doch etwas zu essen, dennoch schüttelte Zoro nur den Kopf und schloss seine Augen. Vor sich, dem Hunger, seinen Freunden, der Welt, allem.

„Dann nicht… Zoro“, murmelte Sanji und wandte sich ab, musterte Zoro noch ein letztes Mal bevor er wieder in seine Kombüse ging, zu den anderen. Es machte ihn traurig und wütend seinen Freund so zu sehen.

Und keiner von ihnen wusste, warum.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück