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Apocalypse

Nothing Left...
von

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Kapitel 3

Kapitel 3
 

Lauren schrie als direkt vor ihren Augen ein schwarzer Geländewagen von einem Truck gerammt wurde, er sich mehrmals überschlug und augenblicklich explodierte. Die Druckwelle riss Lauren von den Beinen. Für ein paar Augenblicke hörte sie nur ein dumpfes Dröhnen, dann die Schreie der Menschen die in dem Wagen verbrannten. Es war entsetzlich.

Das totale Chaos hatte in der Stadt Einzug gehalten. Die Bewohner packten panisch ihre sieben Sachen und verließen die Stadt in wilder Angst. Lauren hätte es wahrscheinlich genauso gemacht. Doch da jeder in der Stadt so dachte, war eine Massenpanik und ein Verkehrsstau vorprogrammiert. Zu Fuß kam man noch immer am schnellsten voran.

Ein Motorradfahrer preschte in einem Affenzahn an ihr vorbei.

“Oder mit zwei Rädern.” murmelte sie vor sich hin.

Je mehr sie sich vom Zentrum entfernte umso ruhiger wurde es auf den Straßen, doch Feuer und Chaos herrschten auch hier. Bürgersteige waren aufgebrochen, Hydranten sprühten Wasser in alle Himmelsrichtungen und der ein oder andere leblose Körper lag auch hier. Lauren war zwar keine Medizinerin, aber sie war sich sicher, dass sie all diesen Menschen nicht mehr helfen konnte. Sie waren alle tot. Wie ein Virus hatte sich die pure Zerstörung in die Stadt geschlichen und vernichtete alles was den Bewohnern lieb und teuer war. Lauren wollte sich gar nicht ausmalen, wie viele Menschen dieser “Krankheit” bereits zum Opfer gefallen waren. Genauso wenig wollte sie jetzt darüber nachdenken wie es überhaupt zu so einer Tragödie kommen konnte und wer der Schuldige war. Denn eins konnte sie mit Gewissheit sagen: Einen Schuldigen gab es. Das war schon immer so gewesen.

Drei Straßen weiter sah sie die große 7 auf einem Gebäude prangen. Der Sender war nicht mehr weit.

Hinter einer Telefonzelle kam plötzlich eine Frau hervor gesprungen und packte sie am Arm. Lauren schrie erschrocken auf. Die blutigen Hände der Frau hinterließen rote Striemen an ihrer Kleidung. Lauren konnte es kaum ertragen ihr ins Gesicht zu sehen. Da wo einmal ihr rechtes Auge gewesen war, klaffte ein tiefes, blutiges Loch.

“Bitte, helfen Sie mir.” wimmerte die Frau und versuchte Lauren näher an sich heran zu ziehen.

Ihr anderes Auge war Blut unterlaufen, die Haut grau und schrumpelig.

“E-Es tut...” stotterte Lauren und musste ihren Blick abwenden “Ich kann nicht.”

“Bitte...”

Der Griff der Frau wurde schwächer. Sie glitt zu Boden und Lauren wand sich aus ihrem Griff. Die Frau blieb weinend liegen.

Lauren rannte blindlings weiter. Sie wollte zum Sender, und zwar schnell, wollte allen erklären, was in der Stadt für Schreckensbilder herrschten. Wollte mit ihren eigenen Worten erzählen was sie selber noch vor ein paar Stunden für völlig ausgeschlossen gehalten hätte.

An der Eingangstür von Raccoon Seven angekommen, bestätigten sich ihre Befürchtungen, dass sie dies alles vielleicht schon am eigenen Leib erfahren hatten.

Auf den Glasscheiben der Drehtür, sofern sie noch vorhanden und nicht zerbrochen waren, waren rote Handabdrücke zu sehen. Ein blauer Pickup war durch das Seitenfenster in die Eingangshalle gebrochen. Der Fahrer saß noch immer hinterm Steuer.

“Sara?” rief Lauren.

In der plötzlichen Stille, die in dem Gebäude herrschte, klang ihre Stimme unnatürlich laut. Lauren ging durch die Halle. Gesplittertes Glas knackte unter jedem ihrer bestiefelten Schritte.

Im hinteren Bereich angekommen hörte sie das stätige “bing” der Aufzugtür. Etwas musste in der Tür liegen und damit verhindern, dass sich die Tür vollständig schließen konnte.

Als Lauren näher kam, erkannte sie die Stöckelschuhe an den Füßen der Person sofort.

“Sara!”

Ihr Körper lag im Aufzug, doch ihre Beine stoppten immer wieder die sich schließende Tür. Es war unschwer zu erkennen, dass ein Bein der Rezeptionistin gebrochen war, es ragte in unnatürlich großem Winkel vom Rest ihres Körpers ab.

Lauren hockte sich neben sie, dass ständige “bing” in den Ohren.

Sara atmete noch, wenn auch schwach. Ihr Gesicht war blass und als sie die Augen öffnete waren diese nur noch ein milchiges weiß.

“Oh, mein Gott.” brachte Lauren hervor “Was ist denn passiert, Sara?”

Es war kaum eine Stunde vergangen seit Lauren zuletzt hier war. Irgendetwas in der Stadt war wahnsinnig schief gelaufen. Und sie alle konnten es jetzt ausbaden.

Saras Stime war nur noch ein Flüstern.

“Sie kamen kurz nachdem Sie das Gebäude verließen.” berichtete Sara schwach “Es ging alles so schnell.”

“Wer kam?”

Saras Blick zeigte Unglauben. Lauren kam sich plötzlich sehr dumm vor. Sara schluckte.

“D-Die...” stammelte sie. Lauren beugte sich zu ihr herunter um besser verstehen zu können “Die...Zombies.”

Saras Augen schlossen sich. Lauren packte sie bei den Schultern, rüttelte an ihr und rief ihren Namen, ohne Erfolg.

Eine Bewegung hinter ihr lies sie hoch fahren. Wenige Meter entfernt torkelte der Pickup-Fahrer auf sie zu. Die hälfte seines Gesichtes war nur noch eine breiige Masse. Lauren sah auf Anhieb noch mindestens zwei weitere Verletzungen an ihm die unter Garantie tödlich gewesen wären. Doch, dass er eigentlich tot sein musste, schien den Mann nicht zu stören. Er stöhnte und kam weiter auf sie zu.

“Bleiben Sie stehen.” versuchte es Lauren. Sie blickte zum Treppenhaus. Ein weiterer, Zombie, um es mit Saras Worten zu sagen, schlurfte in die Eingangshalle “Keinen Schritt weiter.”

Lauren blickte zu Sara. Sie rührte sich nicht.

Wie auch, tadelte sie sich in Gedanken selbst, sie ist gerade vor deinen Augen verreckt. Genau wie so viele andere heute vor ihr.

Die Sekunde die sie benötigte um dies zu denken nutzte der Fahrer dazu um ihr den Fluchtweg zu versperren. Lauren zögerte kurz, dann warf sie sich mit einem beherzten Sprung über die Theke, nur um mit einem gedämpften Plumps auf der Leiche des Security Mitarbeiters zu landen. Er klammerte sich noch immer an seine Waffe. Lauren kämpfe gegen ihren Würgereiz, stand auf und sah zu, dass sie das Weite suchte. Mit dem ständigen Unlauten der Zombies im Nacken rannte sie zurück auf die Straße und ließ die Toten hinter sich.
 

Die Spur der Verwüstung reichte bis in die Vorstadt hinein.

Als sie die Landor Road erreichte war es früher Nachmittag. Eine Sirene heulte in der Ferne und Hubschrauberlärm war zu hören.

Vor Angst und Erschöpfung außer Atem humpelte Lauren die lange Straße entlang. Ein stechender Schmerz in der Seite brachte sie dazu. Sie war den ganzen Vormittag nur gerannt, es war kein Wunder, dass sich jetzt ein böses Seitenstechen bemerkbar machte. Mit Schrecken sah Lauren, dass das Haus der Johnsons in Flammen stand und bereits auf andere Häuser übergriff. Doch deren Bewohner schienen sich nicht darum zu kümmern. Sie torkelten durch ihre Vorgärten oder brannten selbst lichterloh.

Schon von Weiten stellte sie mit Entsetzen fest, dass ihre Einfahrt leer war. Desmond war noch nicht zurück gekehrt, zumindest nicht mit dem Auto.

Sie hielt es nicht für möglich ihre Schritte noch einmal beschleunigen zu können, doch blinde Verzweiflung brachte einiges zustande.

Sich noch die Einfahrt hoch schleppend, rief sie bereits:

“Desmond! Voctoria!”

Auf der Schwelle ihrer Veranda angekommen blieb ihr der Ruf im Hals stecken.

“Des-“

Geschockt und schwer atmend kam sie zum Stehen. Sie starrte entsetzt auf die aufgebrochene Wohnungstür. Zögerlich gab sie der weißen Holztür mit der linken Hand einen kleinen Schups. Lautlos schwang sie auf und legte eine Blutspur frei, die durch den gesamten Flur lief. Lauren hielt sich die freie Hand vor dem Mund um nicht laut los zu schreien. Gemäßigten Schrittes und mit wildem Herzklopfen trat sie hinein. Türe und Wände waren mit Blutspritzern übersäht und die Fensterscheiben waren eingeschlagen. Die vorherrschende Farbe in ihrem Haus war dunkelrot.

“Desmond?” flüsterte sie und lief an der Küche vorbei, warf nur einen kurzen Blick hinein und sah, dass der gesamte Inhalt ihrer Schränke auf den Küchenboden verteilt war.

Der anfängliche Durst den sie soeben noch verspürt hatte war wie weg geblasen.

Ein Geräusch ließ sie zusammen zucken. Im Wohnzimmer regte sich etwas. Lauren klammerte sich an die Waffe, war sich bewusst, dass sie überhaupt nicht wusste ob diese geladen war und schlich langsam weiter. Die Tür zum Wohnzimmer stand offen. Ein Geräusch drang erneut an ihr Ohr und hätte eigentlich alle Alarmglocken aufleuchten lassen müssen. Doch Lauren ging weiter. Das Wohnzimmer glich im Aussehen der gesamten Stadt: Blut, Verwüstung, Tod.

“Desmond?” flüsterte sie erneut und war sich nicht sicher, ob sich überhaupt wollte, dass er hier war.

Beiläufig bemerkte sie, dass der Fernseher fehlte und ihr wurde bewusst, dass Plünderer sie heimgesucht hatten.

Unter einem umgestürzten Regal begraben entdeckte sie die grauenhaft verstümmelte Leiche ihrer Nachbarin. Ihr fehlte ein Arm, und das war im Gegensatz zu ihren zahlreichen anderen Verletzungen eine Kleinigkeit.

Ein Knurren hinter dem Sofa ließ sie erstarren. Ihr Verstand sagte, dass sie so schnell wie möglich hier verschwinden sollte, doch ihre Beine weigerten sich dieses auch auszuführen. Ein weiteres Knurren ertönte und hinter dem Sofa trat der Schäferhund ihrer Nachbarin hervor. Er war, wie sein Frauchen auch, mehr als nur entstellt. Ein Uhr fehlte und er kaute genüsslich auf etwas herum was vermutlich mal ein Arm gewesen war. Mit einem ekligen “Platsch” ließ er die Gliedmaße fallen und knurrte erneut, funkelte Lauren mit seinen toten Augen an, bereit zum Sprung.

Lauren befreite sich aus der Starre, genau in dem Moment als der Zombiehund auf sie zu gewetzt kam. Sie taumelte rückwärts in den Flur, zog die Tür hinter sich zu und hörte wie die Bestie augenblicklich dagegen schlug, laut kläffte und sich immer und immer wieder dagegen warf. Die Tür wackelte in ihren Angeln und Lauren war froh, dass sie sich zu diesen stabilen Türen hatte überreden lassen. Als sie sich herum drehte erschrak sie fast zu Tode als ein weiterer Zombie, nur eine Armlänge entfernt, auf sie zu wankte. Sie schrie, rannte an ihm vorbei und visierte den Ausgang an, der...

...von zwei weiteren Untoten blockiert wurde. Schliddernd kam sie zum Halt und ging ihre Möglichkeiten durch. Der Einzige Weg führt nach oben. Zwei Treppen auf einmal nehmend, erreichte sie die obere Etage in wenigen Sekunden, hörte das laute Stöhnen der Monster direkt hinter sich.

Das Kläffen hatte aufgehört. Wahrscheinlich widmete der Hund sich wieder seiner Mahlzeit.

Auch im oberen Geschoss begegnete ihr ein Untoter, den sie allerdings nicht zu nahe kam, da sie die erste Tür zu ihrer rechten aufstieß und wie von Sinnen zum Fenster stürmte. Die Waffe ließ sie in ihrer Tasche verschwinden und machte sich am Fensterriegel zu schaffen. Ihre Hände hinterließen blutige Abdrücke, Blut welches nicht das ihrige war. Lauren sah sich nicht um, spürte jedoch, dass sie nicht mehr allein im Zimmer war. Mit schnellen Bewegungen schwang sie sich nach draußen auf die Überdachung der Veranda. Ohne weiter darüber nachzudenken ließ sie sich, die Schräge hinunter, an die Kante rutschen. Drei Meter unter ihr befand sich der Rasen, drei endlos scheinende Meter. Ein lautes Stöhnen ließ sie alle Angst vergessen. Sie sprang.

Als ihre Füße den Boden berührten atmete sie keuchend aus und rollte sich über die Schulter ab.

Der Aufprall war nicht so schlimm wie sie erwartet hatte, trotzdem schmerzten ihre Füße und sie kam stolpernd wieder auf die Beine. Sie rannte hinunter auf den Gehweg, weiter die Straße entlang. Niemand folgte ihr und sie erlaubte sich an einem Baum halt zu machen. Lauren stützte sich gegen den Stamm, atmete tief durch und übergab sich. Als sie ihre zerzausten Haare aus dem dreckigen Gesicht strich merkte sie, dass sie weinte. Doch sie durfte der Verzweiflung in ihr nicht die Oberhand geben. Sie musste einen klaren Kopf bewahren, durfte jetzt nicht durchdrehen, obwohl alles in ihr danach schrie einfach heulend zusammenzubrechen.

Sie griff nach ihrem Handy, wählte mit zitternden Händen die Wahlwiederholung. Eine Bandansage verriet ihr, dass die gewählte Nummer nicht vergeben war, ein weiterer Grund um einfach nur zusammenzubrechen. Doch sie klammerte sich an die Hoffnung, dass sie sich einfach nur vertippt hatte und versuchte es erneut.

Diesmal klingelte es, doch nach wenigen Sekunden ging die Mailboxansage los. Lauren versuchte es noch fünf weitere Male, ohne Erfolg. Sie kämpfte gegen ihre Tränen an, doch verlor den Kampf. Bevor sie sich ganz ihrer beschissenen Lage hingeben konnte, riss eine Stimme sie aus den düsteren Gedanken.

“Lauren!”

Sie sah auf, in der vergeblichen Hoffnung, dass es Desmond war. Doch es war eine Frauenstimme. Elizabeth Holden kam die Einfahrt von ihrem Haus herunter gelaufen und half Lauren zurück auf die Beine.

“Elizabeth, haben sie meinen Mann gesehen?” fragte Lauren ihre Nachbarin hoffnungsvoll “Meine Tochter?”

Elizabeth schüttelte bedauernd den Kopf.

“Kopf hoch, sie sind bestimmt zur Ravens Gate Bridge gegangen.” informierte sie Mrs. Holden “Im Radio sagen sie, dass die Stadt hermetisch abgeriegelt wurde, sämtliche Ausgänge sind gesperrt. Der einzige Weg nach draußen führt über die Brücke.”

Lauren nickte abwesend während ihre Nachbarin weiter sprach:

“Ich warte auch nur noch auf meinen Mann. Sie sollten ebenfalls dort hin gehen. Die Stadt wird evakuiert.”

“Ja, ich weiß.” sagte Lauren und hielt es in der Tat für eine Gute Idee. Sie rückte ihre Tasche zurecht und sah die Bisswunde an Elizabeths Arm. Lauren lief los, blickte sich nicht mehr um.

“Viel Glück.” hörte sie Elizabeth noch rufen.

Die Ravens Gate Bridge war am anderen Ende der Stadt. Wenn Lauren sie noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wollte musste sie sich beeilen. Als sie die Landor Road verließ und den stechenden Schmerz in der Seite weiter unterdrückte, war sie sich klar, dass sie vermutlich nie wieder einen Fuß auf diese Straße setzen würde, ihre Freunde und Bekannte nie wieder sehen würde. Doch damit konnte sie leben. Alles was sie wollte war ihren Mann und ihre Tochter wieder in die Arme zu schließen. Lauren hoffte, ja betete, dass sie dies am Haupteingang zu Raccoon tun konnte. Eins war für die junge Frau sicher: die Bergstadt Raccoon City war zu einem Alptraum geworden.
 

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Ende des 3. Kapitels

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