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Sitz,Platz,AUS!!!

von

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Joey verschwindet (nicht ganz freiwillig!!)

Domino 5 Monate früher.
 

Eigentlich sollte es ein Tag wie jeder andere werden und eigentlich hatte sich der Mann geschworen diese Stadt nie wieder zu betreten, doch das meiste was man sich im Leben vornimmt kann man nicht umsetzten und vielleicht war es auch gut das Jaron ausgerechnet heute beschloss seine alte Heimstadt zu besuchen und einige seiner alten Freunde an seine Existenz zu erinnern. Mit einem leichten Grinsen und böse blitzenden Augen wischte er sich die Bluttropfen aus dem Gesicht, wechselte Hemd und Jacke und reinigte sich die Hände.

„Wo jetzt hin Boss?“ brummte der Fahrer und schaute kurz in den Rückspiegel aus dem Jaron ihn angrinste.

„Polizeirevier 14.“ Gab er zurück und sein Fahrer starrte ihn erstaunt an. Jarons Augen blitzen ihm Halbdunklen wieder auf, doch dann wandelte sich sein Gesichtsausdruck in blankes Entsetzen und die Augen des Fahrers nahmen gerade noch im Augenwinkel einen blonden Schopf wahr. Laut kreischten die Bremsen auf, der Fahrer riss das Steuer herum und konnte gerade noch ausweichen. Jarons Puls war von einer Sekunde auf die andere bei 180 und mit geweiteten Augen keuchte er schwer vor sich hin.

„Haben wir ihn erwischt?“ fragte er den Fahrer, der wie erstarrt hinter dem Steuer kauerte und erst durch die Stimme seines Geldgebers wieder zu sich kam. Er schüttelt leicht den Kopf und stieg dann aus. Die Straßen der Stadt waren noch beinahe menschenleer und auch von dem Unfallgegner war nichts zu sehen, was vielleicht auch an dem dichten Schneetreiben lag.

„Da ist er.“ Meinte der Fahrer zu seinem Herrn, der neben ihn getreten war und sich suchend umschaute. Jaron atme erleichtert auf und schüttelte dann kurz den Kopf aus. War das nicht eben der Kleine den Adam mitgebracht hatte? Kurz überlegte er und lächelte dann.

„Sieh nach ob es irgendwelche Schäden gibt. Ich ruf an, wenn ich dich brauche.“ Meinte er zu dem Fahrer und schritt dann dem fliehenden Jungen hinterher. Er schein vor irgendetwas davon zu laufen, denn wieso sonst würde er kaum bekleidet durch die Stadt rennen bei diesem Wetter.
 

Die Verfolgung ging durch die halbe Stadt und manchmal hatte der Ältere wirklich Mühe Joey zu folgen, doch sie waren beinahe die einzigen Menschen hier draußen und so fand er ihn leicht wieder. Als der Blonde in einem Haus verschwand, überlegte Jaron kurz ob er gehen sollte, doch kaum 5 Minuten später tauchte er Junge wieder auf und schien noch gehetzter als vorher. Scheinbar nahm er nichts um sich herum wahr, denn er wäre Jaron beinahe in die Arme gelaufen. Sein Blick war so leer und traurig, dass es dem Älteren einen kalten Schauer über den Rücken jagte.
 

Wieder folgte er dem Jungen doch als dieser in den Stadtpark abbog verlor er ihn gänzlich aus den Augen.

„Können diese jungen Leute denn nie auf den vorgeschriebenen Wegen bleiben?“ knurrte er finster zu sich selbst und schaute sich suchend um, doch alles um ihn herum war eine einzige weiße Landschaft, wo ab und zu schwarze Punkte das Bild zerrissen.

Doch der Zustand des Kleinen hatte sein Interesse geweckt und so würde er jetzt nicht einfach abhauen und die Sache auf sich beruhen lassen. Jaron rief seinen Fahrer an das dieser am Rande des Parks auf ihn warten solle und dann schritt er überlegt durch die penibel von Menschen erschaffene Landschaft und nach zweifelnden 30 Minuten erblickte er eine dunklen Fleck der eindeutig nicht zu diesem Bild gehörte. Ein leichtes erkennendes Lächeln legte sich über sein Gesicht und er ging auf den am Boden liegenden Jungen zu. Als er den Blonden erreichte, lag dieser ausgestreckt auf dem kalten Untergrund und schien sich mit dm Tot schon abgefunden zu haben, denn er zitterte nicht einmal mehr, was der Ältere aber langsam deutlich tat denn mehr als dünne Kleidung hatte er nicht an. Jaron nahm Joey auf die Arme und strich ihm sacht die wirren Haare aus dem schönen, doch gequälten verzogenen Gesicht. Er drückte Joey leicht an sich und trug ihn dann bis zu seinem Wagen, stieg ein und gab dem Fahrer ein Zeichen das er losfahren solle. Ihre Pläne die Stadt zu verlassen hatten sich durch den kleinen Zwischenfall nicht geändert und wenn der Kleine auf der Flucht war vor was auch immer, würde ihm das vielleicht auch ganz recht sein.
 

Der Weg der drei Männer führte sie hinaus aus der Stadt auf einen kleinen privaten Flugplatz, der jedoch groß genug war das der Privatjet von Jaron dort bequem landen und betankt werden konnte und er hatte den Vorteil das die Angestellten sehr verschwiegen waren, das er unbemerkt von Polizei oder anderen Leuten kommen und gehen konnte wie er wollte. Nicht einmal Kingston sein wohl engster Mitarbeiter in diesem Land erfuhr von seiner Anwesenheit bis er unangemeldet in dessen Büro auftauchte, was aber seit Jahren nicht mehr vorgekommen war. Jaron nahm Joey wieder auf die Arme und trug ihn in den wohlig warmen Jet und legte ihn hier in einer geräumigen Kabine auf das frisch bezogene Bett und lächelte leicht. Er gab Anweisung seinen Reiseplänen wie geplant zu folgen, denn wenn er Junge zurück wollte würde sich das ohne weiteres bewerkstelligen lassen. Das Europa sein nächstes Ziel war, spielte für seine Überlegungen nur eine untergeordnete Rolle. Kaum 20 Minuten später hob der Jet bei leichtem Schneetreiben ab und so kehrte Joey Wheeler, nicht 100%ig freiwillig, nicht nur Seto Kaiba und den Anderen den Rücken, sondern gleich mal dem ganzen Land.
 

Jaron nutzte den Flug um die Akte des Kleinen bei allen möglichen Behörden aufzutreiben und den spärlichen Besitz seines Gastes durchzusehen. Das es selbst in seiner Firma eine Akte über den Kleinen gab wunderte ihn etwas, auch das ein noch in der Entwicklung befindliches Medikament ihm verabreicht wurde, ließen die Stimmung des Älteren nicht gerade steigen.
 

Bei einer Zwischenlandung ließ Jaron einen Arzt an Bord kommen der den schlafenden Jungen gründlich durchcheckte und nur einen schweren Erschöpfungszustand jedoch sonst nichts Bedrohliches feststellen konnte. Der Ältere bedankte sich für die Hilfe und verabschiedete den Doktor dann um seinen Flug fortzusetzen. Am Abend landete sein Jet wieder auf einem kleinen privaten Flugplatz und wieder wartete eine schwere schwarze Limousine auf den Geschäftsmann. Er hatte niemanden an Joey heran gelassen, doch sich auch nicht weiter mit dem Jungen beschäftigt sodass dieser noch immer die dünne Hose und die Fesseln trug. Das schockierte Gesicht des Arztes hätte Jaron beinahe hell auflachen lassen, doch dafür war er zu viel Geschäftsmann um sich überhaupt eine Gefühlsregung anmerken zu lassen. Sein neuer Fahrer lächelte leicht und öffnete Jaron die Tür damit dieser mit dem Jungen im Arm einsteigen konnte. Im Wageninneren wurde der Rotäugige kurz kritisch gemustert, doch dann lächelte der junge Mann ihm gegenüber und auch die Dame daneben lächelte sacht. Joey wurde auf den weichen Polstern abgelegt und dann fuhr der Wagen auch schon an.
 

„Hast du neuerdings ein Herz für Ausreißer?“ fragte der junge Mann und seine hellen wachen Augen musterten den mittlerweile friedlich schlafenden Joey.

„Lange Geschichte.“ Meinte er Ältere nur und die beiden Anderen nickten. Jaron wurde eine Mappe gereicht mit Unterlagen und Terminen von denen er einige bestätigte, einige absagte, oder gänzlich ignorierte.

„Mr. Kingston hat seine Männer mobilisiert. Anscheinend suchen sie einen blonden Jungen, der ihm wohl mit wichtigen Daten abhanden gekommen ist.“ Erklärte der junge Mann weiter, musterte wieder Joey und Jaron lächelte einfach nur wissend, was der andere erwiderte.

„Der Junge ist für die nächste Zeit unser Gast. Margaret, du wirst dich um ihn kümmern. Der Arzt meinte das er nur etwas erschöpft ist, doch die Fesseln will ich allein entfernen.“ Die Dame neben Jaron nickte leicht, lehnte sich zu Joey und strich ihm die blonden Haare aus dem Gesicht.

„Er sieht traurig aus.“ Meinte sie mit zärtlicher Stimme und strich dem Schlafenden wieder über die Stirn.
 

Den Rest er Fahrt verbrachten sie schweigend. Die Umgebung wurde immer ländlicher, bis kein Haus mehr zu sehen war, sie durch einen scheinbar endlosen Wald fuhren und schließlich vor ihnen eine große Villa auftauchte. Als der Wagen anhielt, nahm Jaron den Jungen wieder auf die Arme und trug ihn ins Haus. Die Anderen beiden sahen den sonst so kalten Mann etwas erstaunt hinterher und lächelten matt. Joey wurde in einem riesigen Zimmer auf einem weichen Bett abgelegt und nun endlich nahm sich Jaron Zeit die Fesseln genauer zu betrachten. Es waren sehr feine Arbeiten und trugen auf der Oberfläche das Zeichen seines Sohnes. Ein kurzes Lächeln zuckte über das strenge Gesicht was jedoch mehr missbilligen zu deuten war.

„Wer mit dem Feuer spiel verbrennt sich eben auch.“ Flüsterte er sacht, nahm Joey die Fesseln ab und ließ sie neben dem Bett klimpernd zu Boden gleiten. Ein leises Klopfen ließ Jaron zur Tür blicken und als Margaret eintrat, nickte er leicht. Sie hatte wohl Kakao gekocht und für Jaron Kaffee. Mit einem dankbaren Blick nahm er die Tasse an sich und ließ die Frau sich um Joey kümmern. Vorsichtig setzte sie sich neben den Jungen, schob ihm eine Hand unter den Kopf und richtete ihn sacht auf. Sie führte die Tasse zu den blassen Lippen und flößte dem Kleinen behutsam das warme Getränk ein. Bereitwillig schluckte Joey obwohl er noch immer fest schlief und wurde dann genauso vorsichtig wieder in die weichen Kissen zurückgeschoben.

„Ruf mich wenn er aufwacht.“ Meinte Jaron, erhob sich und ging dann hinaus. Margaret nickte leicht und strich Joey wieder über die leicht heiße Stirn.
 

Es dauerte einige Tage bist der Junge wieder zu sich kam. Das es ausgerechnet eine Nacht war in der ein schwerer Sturm an den Fenstern rüttelte wunderte Jaron nicht sonderlich. Am Tage wachte Margaret über seinen Gast und in der Nacht tat er es. Mit halbgeschlossenen Augen saß er auf dem Bettende, an einen der Bettpfosten gelehnt und das Buch welches er gelesen hatte ruhte auf der sich stetig hebenden und senkenden Brust. Joey stöhnte leise auf, denn das schwere Rauschen in seinen Ohren klang als würde die Welt untergehen. Langsam öffnete er die Augen, doch im ersten Moment erkannte er nichts. Er fühlte das weiche Bett unter sich was einen seltsamen beruhigen Duft verströmte und auch konnte er erahnen das er sich in einem großen Zimmer befand.

„Nein.“ Wimmerte er leise. Also hatten sie ihn doch gefunden und zurückgebracht.

„Was nein?“ fragte eine dunkle rauchige Stimme, die Joey zwar nicht ganz fremd war, aber ihn trotzdem aufschrecken ließ. Mit panisch geweiteten Augen setzte er sich abrupt auf und starrte in die Finsternis, aus der ihn nur zwei roten Augen anstarrten.

„Wer bist du?“ keuchte er Blonde erschrocken.

„Was glaubst du wer ich bin?“ fragte die Stimme zurück. Joey brauchte einige Moment um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen und dann schälten sich langsam schwache Umrisse eines älteren Mannes aus ihr heraus.

„Jaron?“ fragte er Junge erstaunt und ein zustimmendes Lächeln breite sich auf dem dunklen Gesicht aus. Der Ältere legt den Kopf etwas schief und musterte seinen Gast.

„Wie fühlst du dich?“ fragte er und Joeys Gesicht wurde wieder von einer tiefen Traurigkeit überzogen. Er antwortete nur mit einem Kopfschütteln, schlug die Bettdecke weg und fiel dem Anderen weinend in die Arme. Er war so tief enttäuscht und so unendlich traurig dass er einfach nicht anders konnte und es ihm auch vollkommen egal war, wer sein Gegenüber war.

„Na, na, Kleiner. Ist doch schon gut.“ Tröstete Jaron den Blonden und strich ihm immer wieder über den Kopf. Er kannte Adams Spiele und auch die Konsequenzen die ständig daraus entstanden und in den seltensten Fällen waren es angenehme gewesen. Joey schüttelte einfach immer wieder den Kopf. Nichts rein gar nichts war mehr gut. Er hatte alles verloren was ihm im Leben wichtig war und was sollte daran bitteschön gut sein.

„Du beruhigst dich jetzt erst einmal, dann bekommst du etwas zu essen und nach einer Dusche sieht die Welt doch schon wieder ganz anders aus.“ Meinte er Ältere mit einem Lächeln und hob Joey das Kinn an. Er wischte ihm rechts und links über die Wangen und lächelte ihn dabei einfach weiter an.

„Ok?“ fragte er dann und Joey nickte einfach noch immer schwer am Schluchzen. „Sehr schön. Dann komm ich zeig dir alles.“ Grinste Jaron, nahm Joey bei der Hand und zog ihn aus dem Bett heraus wie ein übermütiges Kind. Der Blonde brach jedoch gleich zusammen, als seine Beine wieder sein Gewicht tragen sollten und auch begannen ihm wieder Tränen über die Wangen zu rollen.

„Oh.“ Meinte Jaron nur, zog den Jungen wieder auf die Füße und wartete geduldig bis sich dieser an die Belastung gewöhnt hatte. Wieder strich er ihm die Tränen aus dem Gesicht und dann nickte Joey als er sich sicher genug fühlte um allein zu stehen und zu gehen.

„Hast du mich zurück gebracht?“ fragte Joey vorsichtig und duckte sich leicht, denn man wusste ja nie wie so jemand wie Jaron reagierte.

„Wohin soll ich dich denn zurück gebracht haben, oder besser zu wem?“ kam die Gegenfrage von dem Älteren der sich umgedreht hatte und nun vorging zur Tür.

„Na ja zu Adam und Se…“ Joey stockte mitten im Wort. Er konnte den Namen einfach nicht aussprechen. Jaron lachte leise auf.

„Sieh dich um und sag mir ob dir hier etwas bekannt vorkommt.“ Meinte der Ältere und Joey tat was man von ihm verlangte. Überlegend schaute er sich um und schüttelte dann leicht den Kopf. Sicher er kannte Bett und Stuhl und Tisch und Schrank und auch alle anderen Einrichtungsgegenstände, aber nichts war ihm vertraut. Es waren alles fremde Dinge in einem fremden Zimmer.

„Sehr richtig und wenn du nach draußen gehst wird dir das wohl auch alles fremd sein schließlich befinden wir uns im Moment auf einem anderen Kontinent.“ Grinste Jaron und drehte sich bewusste zu Joey um der gerade vom Glauben abzufallen schien.

„Schau nicht so. Du warst auf der Flucht. Ich habe dich gefunden und mitgenommen. Wenn du wieder zurück willst sag es einfach und morgen Abend kannst du wieder mit Mr. Kaiba spielen wenn du es wünscht.“

Treffer, versenkt würde nun wohl zu dem Gesichtsausdruck des Jungen vor ihm passen und Jaron musste sich zusammen nehmen um nicht zu lachen, denn so elend wie der Kleine gerade schaute sah er einfach nur schnuckelig und bedauernswert aus.

„Na da hab ich wohl ins Schwarze getroffen wie?“ meinte er und griff wieder nach Joeys Hand um ihn weiter zu ziehen. Der Junge folgte ihm einfach zitternd und wusste überhaupt nicht was er nun tun sollte.

„Wo genau sind wir?“ fragte er als sie nach einigen Minuten in der Küche angekommen war, Jaron ihm eine Tasse Kakao vor die Nase gestellt und sich selbst einen Kaffee gemacht hatte.

„Nun ich würde meinen irgendwo im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Frankreich.“ Gab der andere zurück und Joey verschluckte sich an seinem Kakao. „Und ich glaube die Schweiz ist auch nicht weit weg.“ Joey keuchte schwer auf. „Europa?“ fragte er unnützerweise nach und der Ältere grinste breit und nickte. „Scheiße.“ Flüsterte der Blonde leise.

„Na so schlimm ist es doch nun auch nicht.“ Lachte Jaron und setzte sich dem Jungen gegenüber.

„Nein, nein.“ Meinte Joey als er sich wieder etwas gefangen hatte.

„Aber es ist doch so weit weg.“ Jaron saß ihm nur grinsend gegenüber und nachdem der Blonde einige Zeit darüber nachgedacht hatte, schien es ihm gar nicht mehr so schlimm sondern eher recht praktisch das dieser Mann ihn gefunden und mitgenommen hatte. Er wollte doch weg. Er wollte doch einfach nur weg und das soweit wie möglich und das hatte Jaron ihm auf eine sehr unkonventionelle Art ermöglicht.
 

Nachdem der Ältere dem Kleinen schweigend beim leeren seiner Tasse zugesehen und diese dann auch noch nachgefüllt hatte, lächelte er leicht, denn langsam schien sich der Blonde wieder zu beruhigen.

„Hast du Hunger?“ fragte er dann irgendwann, nachdem das Schweigen doch sehr drückend geworden war, doch mehr als ein Kopfschütteln erhielt er nicht als Antwort. „Wie wäre es dann mit einer Dusche?“ Joey hob den Kopf und seine Augen leuchteten leicht.

„Gut. Du kannst bleiben solang du willst. Ich werde dir morgen das Personal vorstellen und alles andere wird sich schon ergeben.“ Jaron lächelte leicht und obwohl Joey wusste das dieser Gesichtsausdruck bei dem Älteren wohl eine Ausnahme war, erwiderte er das Lächeln.
 

Jaron führte den Jungen bis in eines der Badezimmer, gab ihm ein Handtuch und ging dann um einige Sachen für ihn zu suchen, denn das was er noch am Leibe trug war nicht wirklich viel. Joey nickte einfach nur dankbar, riss sich die dünne Hose förmlich vom Leib als der Ältere draußen war und stellte sich dann unter die Dusche wo er minutenlang einfach nur dastand und sich das heiße Wasser auf den Körper trommeln ließ. Zwar tat es gut doch es klärte auch wieder seine Gedanken und mit der Klarheit im Kopf kamen die Erinnerungen wieder und mit ihnen die tiefe Traurigkeit, der stechende Schmerz in der Brust und langsam aber stetig keimte auch Wut in ihm auf.

Wie konnte er sich nur so geirrt haben?

Warum hatte er alle Warnungen so konsequent ignoriert?

Wieso hat er es nicht gesehen?

Was hatte er nur falsch gemacht um so betrogen zu werden?

Hatte er denn wirklich gehofft, dass dieser Mensch wahrhaft Gefühle für einen Anderen entwickeln könnte?

Joey schüttelte immer wieder den Kopf. Das war doch einfach nur absurd und er war einfach nur blind gewesen.
 

Er bemerkte nicht das Jaron zurückkam bis ein kalter Lufthauch über seinen Körper strich und er sich erschrocken umdrehte. Schlagartig stieg ihm die Röte ins Gesicht und der Andere lächelte nur.

„Na geht’s wieder?“ fragte er ruhig. Joey nickte einfach nur leicht. Der Andere reichte ihm das Handtuch, damit er sich abtrocknen konnte, dann die neuen Kleider die doch etwas weit waren und schließlich folgte Joey dem Älteren wieder aus dem Bad. Jaron hatte ihn nicht einen Moment angesehen, was ihm aber erst im Nachhinein aufgefallen war. Sicher er wusste das dieser Mann nicht auf Männer stand, hatte er schließlich gesagt bei ihrem ersten Treffen, doch irgendwie war das Verhalten des Anderen, trotzdem etwas merkwürdig. Joey wurde durch das riesige Haus geführt und als sie an einem raumhohen Fenster vorbei kamen blieb der Blonde plötzlich stehen. So etwas hatte er noch nicht gesehen. Der Mond leuchtete wie flüssiges Silber in dem nachtschwarzen Himmel begleitet von einigen dahin getupften silbernen Sternen, die fröhlich blitzen wenn man sie ansah und die Nachtlandschaft wurde rings herum von majestätischen Bergen begrenzt. Jaron lächelte wieder und trat dann neben den staunenden Jungen.

„Siehst du den Schatten dort unten?“ fragte er und zeigte auf einen weit entfernten kleinen Punkt der sich seltsam geradlinig aus dem Bild heraushob. Joey nickte leicht.

„Das ist das einzige Dorf hier in der Nähe. Wenn man zu Fuß geht braucht man zwei Tage um hin zu kommen.“ Erklärte der Ältere. Joeys Augen weiteten sich etwas. Wieso wohnte jemand wie Jaron an so einem abgelegenen Ort?

„Man kann hier draußen gut seine Ruhe wieder finden, wenn man es will, oder einfach nur vor der Welt flüchten.“ Beantwortete der Ältere die unausgesprochene Frage. Joey legte seine Finger an die Scheibe und strich über den kleinen Punkt in der Ferne.

„Kommst du?“ fragte Jaron, der schon weiter gegangen war und nun am Treppenabsatz auf den Blonden wartete. Joey schreckt zusammen und lief dem Mann dann nach.
 

„Es ist nicht meine Art irgendwelche sozialen Dienst zu leisten für die Menschen…“ setzte der Ältere auf einmal an als sie weiter durch das Haus gingen, was seltsam gespenstisch wirkte, denn nicht einmal machte der Andere irgendwo das Licht an. Zwar hatte sich Joey an das Zwielicht gewöhnt, doch so sicher wie Jaron bewegte er sich längst nicht und bei diesen Worten schluckte er schwer. Also gab es wohl doch einen Hacken an der Geschichte.

„Ich hatte dir gesagt dass du bleiben kannst, doch daran sind Bedingungen geknüpft.“ Erklärte der andere weiter und Joey nickte leicht.

„Du wirst dich an die Regeln in diesem Haus halten und zwar so wie man sie dir vorgibt. Sie werden nicht gedehnt, ausgeschmückt oder in irgendeine Richtung gedehnt, oder interpretiert.“ Der Ton des Älteren war sehr streng, ja beinahe herrisch geworden und seine Stimme schnitt sich Joey regelrecht in die Gedanken.

„Ich werde nicht davor zurückschrecken dich für Regelverstöße zu bestrafen, aber es wird nie ein Grund sein das ich dich hinauswerfe. Wenn du gehst dann nur auf eigenen Wunsch.“ Sprach Jaron ungerührt weiter mittlerweile waren sie im Erdgeschoss angekommen und hielten direkte auf eine schwere Eichentür zu. „Verstanden?“ fragte er und drehte sich zu dem Blonden um. Joey hatte den Blick gesenkt und nickte leicht.

„Sehr schön.“ Lächelte Jaron kalt und öffnete dann die Tür.
 

Dahinter lag eine riesige Bibliothek, deren Regal sich über die gesamte Breite und Höhe der Wände zog. Selbst im Halbdunklen konnte Joey eine weitere Etage erkennen, die ähnliche Regale beherbergte.

„Setz dich.“ Forderte Jaron, worauf sich der Blonde kurz umsah und sich dann für einen Platz an einem bunten Fenster entschied. Er betrachtete sich das Fenster genauer. Es war ein Buntglasfenster wie man es in Kirchen findet nur das Motiv war alles andere als religiös. Es zeigte zwei kämpfende Drachen, die mit wild blitzenden Augen aufeinander losgingen und scheinbar dem Anderen nicht den Sieg lassen wollten. Hätte Joey an Schicksal oder Bestimmung geglaubt, wäre er wohl aufgestanden und gegangen, doch so setzte er sich einfach auf die breite Fensterbank und schaute sich weiter um. Sein Gastgeber hatte sich hinter einem schweren Holzschreibtisch niedergelassen du seine roten Augen musterten den Jungen am Fenster seltsam gefährlich.

„Willst du mir erzählen wovor du weggelaufen bist?“ fragte er nach einer Weile in der ihn die blauen Augen immer ängstlicher angesehen hatten. Joey spürte das dies nicht wirklich eine Frage war, sondern mehr ein Befehl, schüttelte aber dennoch den Kopf. Er sah sich einfach nicht im Stand über das alles schon zu reden und Jaron schien das zu akzeptieren denn er lächelte wieder etwas wärmer und nickte dann leicht. Joey war dem Anderen einfach nur dankbar dass er nicht weiter nachfragte, wendete sich dann von dem Schreibtisch ab, lehnte den Kopf schwer gegen das Fenster und starrte vor sich hin. Er versuchte seine Gedanken zu ordnen ohne zu viel über die vergangenen Tage nachdenken zu müssen und irgendwann schlief er über der Leere in seinem Kopf ein. Unbewusste rutschte er etwas herunter, rollte sich auf der Fensterbank zusammen und war schon eingeschlafen als Jaron den Blick hob und ihn anlächelte.
 

Der Ältere schaltete ein kleines Licht auf dem Tisch an, zog einige Papiere hervor und arbeitete dann bis die ersten Sonnenstrahlen durch das bunte Fenster fielen und ihm den vertrauten all morgendlichen Anblick boten. Durch die Ausrichtung dieses Raumes und die umliegende Landschaft traf das Licht genau die Augen der beiden Drachen, bevor es erst Minuten später langsam begann den Rest des Bildes zu erhellen und es als Spiel aus Licht und Schatten erst auf den Boden und dann an die gegenüberliegende Wand zu werfen. Jaron schaute dem Schauspiel bis zum Ende zu und dann begann sein Tag, so wie jeder andere Tag den er in diesem Haus verbrachte auch. Margaret kam um acht Uhr herein mit einem wohlwollenden Lächeln auf den Lippen und ihre Hände umschlossen ein Tablett mit Jarons Frühstück darauf.

„Guten Morgen.“ Flüsterte sie leise und stellte alles neben Jaron auf den Schreibtisch. Ihr warmer Blick wurde von den kalten roten Augen erwidert und jeder ihrer Handgriff wurde genau beobachtete, auch wenn Jaron sie scheinbar nicht bemerkt hatte. Dass ihr Dienstherr ihren Gruß nicht erwiderte machte der Frau nichts aus, denn anders kannte sie ihn nicht.

„Ruf das Personal zusammen. Um 10 will ich sie Joey vorstellen und noch einige Anweisungen geben.“ Meinte er kühl, worauf Margaret leicht nickte und dann wieder hinausging. Jaron nippte vorsichtig an seiner Tasse, ohne seinen Blick von dem Text zu nehmen den er gerade überarbeitete.
 

Es dauerte noch eine Stunde bis Joey sich begann zu regen und langsam die Augen öffnete. Er blinzelte in das grelle Licht des Morgens und sah sich dann verwundert um. Er brauchte einige Minuten um zu realisieren wo er war und was geschehen war, doch kaum erinnerte sich sein Geist wieder, kehrte auch der stechende Schmerz in seine Brust zurück. Mit einem gequälten Blick schaute er zum Schreibtisch hinüber und schreckte kurz zusammen, denn er hatte für einen Augenblick Kaiba dort sitzen sehen, doch nach dem nächsten Blinzeln war es dann doch wieder Jaron.

„Guten Morgen.“ Hauchte er leise. Der Andere hob nicht einmal den Kopf oder zeigte sonst irgendwie, dass er Joey gehört hatte, doch der Blonde wiederholte seine Worte nicht noch einmal. Er setzte sich auf und schaute dem Anderen dann eine Weile zu. Als dieser nach unendlichen Minuten doch endlich den Kopf hob, zuckte Joey zusammen denn die roten Augen wirkten bei Tag noch gefährlicher als gestern Nacht.

„Morgen.“ Brummte Jaron ihm entgegen und Joey versuchte sich an einem zaghaften Lächeln, doch es misslang ihm kläglich denn ihm war gar nicht danach zu lächeln, lieber hätte er sich irgendwo verkrochen.

„Du musst es nicht versuchen.“ Mahnte Jaron.

„Nicht wegen mir.“ Joey nickte leicht und senkte dann wieder den Kopf. Er saß da wie ein Häufchen Elend und fühlte sich noch um einiges schrecklicher. Jaron beugte sich einfach wieder über seine Papiere und arbeite bis 5 vor 10 weiter.
 

Ein leichtes Klopfen riss Joey aus den dunkeln Gedanken und er schaute erstaunt zur Tür. Ohne das Jaron etwas sagte wurde sie geöffnet und dann trat eine Frau mit hellen blauen Augen ein und blonden halblangen Haaren. Sie trat ohne Scheu auf Jaron zu und lächelte Joey dabei wohlwollend an. Schweigend wartete sie bis Jaron den Kopf hob und dann nickte. Die Frau ging zurück zur Tür, öffnete sie und ließ weitere Personen eintreten. Zwei junge Mädchen in eleganten schwarzen Hausuniformen, drei Herrn mittleren Alters in verschiedenen Berufsbekleidungen und ein junger Mann mit smaragdgrünen Augen und genauso grünen Haaren. Sie stellten sich alle vor dem Schreibtisch auf und die Männer verneigten sich kurz und die Mädchen knicksten höfflich, doch keiner von ihnen sprach ein Wort.

„Komm her.“ Meinte Jaron finster und Joey zuckte wieder zusammen. Die Frau welche zuerst hereingekommen war, lächelte noch immer sehr freundlich und beobachtete jeden Schritt des Blonden, als dieser langsam zu Jaron herüber ging. „Fangen wir rechts an.“ Meinte der Ältere streng und Joey schaute in die angewiesene Richtung. Das Mädchen welches ganz rechts stand zuckte erschrocken zusammen und hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst, was man ihr auch ansah. Auch das Mädchen daneben sah nicht gerade gefasster aus und Joey konnte erkennen das sie leicht zu zittern begannen, desto länger sein Blick auf ihnen ruhte. „Maria und Eva sind die Dienstmädchen hier im Haus. Wenn du etwas suchst oder dir etwas fehlt kannst du sie fragen.“ Die beiden Mädchen knicksten auf diese Worte wieder und entspannten sich sichtbar als Jarons Blick von ihnen wich. Der ältere Herr neben Eva sah aus wie der Gärtner als was ihn Jaron auch vorstellte. Darüber hinaus erfuhr Joey das dieser Herr auch der Verwalter des Anwesens war und sich um alle Belange kümmerte die rund um Haus und Anwesen herum anfielen. Es folgten der Koch und Jarons Fahrer der gleichzeitig der Butler war. Nachdem auch dieser genickt hatte nach Jarons Erklärung, entließ der Ältere die vorgestellten Personen mit einer Handbewegung und diese folgte auch eiligst. Nur die Frau und der junge Mann mit den grünen Haaren blieben zurück. Joey sah den anderen fünf vorsichtig hinterher und als die Tür geschlossen wurde schien sich der junge Mann zu entspannen.
 

„Margaret ist der gute Geist des Hauses. Sie wird sich um dich kümmern solang du hier wohnst.“ Erklärte Jaron und die Frau nickte. Der junge Mann der Joey die ganze Zeit aufmerksam beobachtete lächelte schelmisch, doch nur bis Jarons Blick sich auf ihn legte, obwohl das Blitzen in seinen Augen dennoch nicht verschwand.

„Der junge Mann mit dem selbstsicheren Grinsen ist Corvin mein persönlicher Assistent und rechte Hand.“ Erklärte Jaron und der andere verneigte sich leicht mit einem mehrdeutigen Grinsen im Gesicht, was alles und nichts vermuten ließ. Joey erwiderte die Geste, doch lächelte er noch immer nicht.

„Er wird dir alles besorgen was du brauchst und jetzt raus und zwar alle, ich hab zu tun.“ Knurrte Jaron dann und die Stimmungsschwankungen dieses Mannes ließen ihn seltsam unwirklich erscheinen. Corvin kam auf Joey zu, griff nach dessen Arm und zog ihn einfach aus dem Zimmer, denn allein hätte sich der Blonde wohl in 100 Jahren nicht bewegt. Margaret blieb einfach stehen und lächelte bis die beiden das Zimmer verlassen hatten.
 

„Sorg dafür dass niemand erfährt dass er hier ist. Vor allem nicht Kingston und der Rest. Wir werden absolutes Stillschweigen über diesen Jungen legen. Wollen doch mal sehen wie Mr. Kaiba seine eigene Medizin schmeckt.“ Grinste Jaron, worauf Margaret nur nickte und dann ebenfalls hinausging.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  jyorie
2013-07-24T15:44:38+00:00 24.07.2013 17:44
Hey ^_^

Momentan weiß ich noch nicht ob ich jetzt erleichtert bin oder ob man lieber um Joey Angst haben sollte. Eigentlich war Jaron ja ganz nett, aber dieses strenge Regiment, das er dort führt lässt mich unsicher werden – ich warte dann erst mal die Regeln ab, die im Haus zu beachten sind, dann kann ich mir immer noch ein Urteil bilden.

Scheinbar weiß Jaron, worum es geht und das eigentlich Seto und Joey „einen Verbund“ bilden sollten, und nicht das Joey zu Kingston oder Adam gehört. Ich bin neugierig, ob er Joey nur aufgenommen hat um die anderen in Japan zu ärgern, oder ob es da noch mehr Hintergedanken gibt – Jaron ist sicher kein Philanthrop.

Ich wünsche es Joey, das er sich wieder fangen kann :D

CuCu Jyorie



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