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Melancholy Requiem

von

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I found you

Zuerst war alles weiß...

So weiß...

Aber langsam nahm alles klarere Formen an. Sie war wieder in dem Raum, in dem auch Alessa und dieses Monster gewesen waren. Das Wesen war nicht mehr da, aber auf einer etwas erhöhten Plattform saß eine Frau. Sie summte leise vor sich hin, während sie einer übel zugerichteten Puppe das noch verbliebene Haar bürstete.

Plötzlich hielt die Frau inne und sah auf. „Ich hätte nicht gedacht, dass du es wirklich bis hierher schaffen würdest. Eigentlich dachte ich, dass Alessa dich aufhalten würde, aber umso besser.“

Vorsichtig stand sie auf und legte die Puppe hinter sich.

„Cecilia... ich habe dich gefunden.“

„Falsch.“, widersprach sie. „Ich sehe vielleicht aus wie Cecilia, aber ich bin es nicht. Das Mädchen, welches du unter diesem Namen kennst, ist schon lange fort. Sie floh aus ihrem Körper und überließ ihn mir.“

„Und wer bist du?“

Sie legte lächelnd den Kopf schräg. „Im Laufe meiner Existenz haben mir die Menschen viele Namen gegeben. Dämon, Teufel, Satan, Luzifer, manch einer mag mich sogar als Gott bezeichnen. Aber ich persönlich bevorzuge den Namen Samael.“

„Du bist das also. Und was willst du von mir?“

Samael seufzte. „Ich dachte, das hättest du inzwischen begriffen, aber was will man von einem Menschen erwarten, auch wenn er deine Fähigkeiten mitbringt?“

Sie schüttelte bedauernd ihren Kopf. „Also, es ist ganz einfach. Mein sehnlichster Wunsch ist es, diese Welt in ein Paradies zu verwandeln. Ein Paradies für mich und meine Jünger. Ein Paradies in dem Schmerz und Leid an der Tagesordnung ist. So wie du es in dieser Stadt gesehen hast.“

Sherry schnaubte. Diese Samael war genauso verrückt wie Reue.

„Na bitte, da hast du doch dein Paradies“, sagte Sherry. „Was willst du dann noch mehr?“

Die Dämonin in Menschengestalt schüttelte erneut ihren Kopf. „Ich habe irgendwie das Gefühl, du willst mich nicht verstehen. Eine einzige Stadt, in der außerdem niemand mehr lebt, ist nicht genug. Ich will die gesamte Welt in dieses Paradies einverleiben.“

Sie hob die Arme und legte den Kopf in den Nacken. „Dank des Einsatzes von Walter habe ich einen kleinen Teil von Ashfield unter meiner Kontrolle, aber leider ist das immer noch nicht genug. Alessa war so töricht, sich gegen mich aufzulehnen, sie sperrte mich mit ihrem Willen in diesen Raum. Nein, vielleicht war ich töricht. Ich dachte, sie wünscht sich den Tod der Menschheit genauso wie ich, aber leider war das nicht der Fall.“

Sherry wich zurück und legte ihre rechte Hand auf den Halfter. „Und was willst du dann von mir?“

„Du, Sherry, hast Kräfte, welche die von Alessa noch um Weites übersteigen, mit dir wäre die gesamte Welt in nur wenigen Minuten in Dunkelheit gehüllt – für immer und ewig. Immerhin bist du ja Cecilia... die Hexe mit den selben Fähigkeiten wie Alessa.“

Samael lachte wie eine Wahnsinnige. „Sie dachte, sie könnte sich retten, indem sie ihr Bewusstsein in einen neuen Körper verlagerte. Genau wie Alessa es getan hat. Nur dass Cecilia es ein wenig ausgeklügelter anstellte und es sogar schaffte, sich meinem Blick zu entziehen. Du hast es gesehen, ich habe zwölf Jahre gebraucht, um sie bei ihren Adoptiveltern zu finden.“

„Leider wird dir deine Anstrengung nichts nützen“, erwiderte Sherry. „Ich werde dir garantiert nicht helfen. Im Gegensatz zu Alessa hege ich keinen Groll gegen die Menschen – nur gegen dich.“

Samael sah sie mild lächelnd an. „Das ist mir auch recht. Je mehr Hass du empfindest, umso blinder wird deine Wut und umso stärker deine Kräfte.“

Sherry überlegte einen Moment. Was sollte sie tun?

Wenn Samael mitbekam, dass sie schießen wollte, würde der Dämon sie bestimmt irgendwie davon abhalten.

Aber irgend etwas musste sie doch tun können...

Ihr Blick fiel auf die Puppe. „Und was ist das da? Spielen Dämonen etwa auch mit Puppen?“

Samael wandte den Kopf und setzte zu einer Erklärung an.

Sherry wartete diese nicht ab. Sie riss den Revolver aus dem Halfter, zielte auf den Dämon und schoss.

Einmal, zweimal, dreimal, viermal, fünfmal...

Ungläubig weiteten sich ihre Augen. Die fünf Patronen schwebten direkt vor Samael in der Luft.

Der Dämon lachte. „Ist das alles, was du zu bieten hast?“

Klappernd fielen die Patronen zu Boden.

Sherry wich noch einmal zurück. Ihr ganzer Körper begann zu zittern. Das war einfach nicht möglich, es konnte nicht sein. Was sollte sie jetzt tun?

Eine unsichtbare Kraft hob sie plötzlich hoch und presste sie gegen die Wand. Ihre Füße zappelten nur wenige Zentimeter über dem Boden, aber dennoch schaffte sie es nicht, sich irgendwie zu befreien und wieder dorthin zurückzukehren.

Samael grinste überheblich. „Na, na, na? Du solltest nicht so zappeln, Sherry. Du erinnerst mehr an einen Fisch auf dem Trockenen anstatt an die Mutter Gottes. Eigentlich hast du es nicht verdient, aber ich erzähle es dir trotzdem: Diese Puppe ist die Quelle meiner Kraft. Wie du siehst, ist sie schon ziemlich mitgenommen, das liegt daran, weil immer weniger Menschen mich verehren und immer mehr mich dafür hassen und verfolgen. Noch ein Grund, warum ich dieses Paradies erschaffen will. Dort wird ihnen nichts anderes übrig bleiben als mich zu verehren. Und deswegen brauche ich deine Hilfe, denn meine Kraft ist fast schon aufgebraucht.“

„Und wer sagt dir, dass ich dir helfen werde?“

Samael seufzte. „Das sagt mir niemand. Aber ich schätze, du hast keine großartige Wahl, mein Kind. Natürlich kannst du auch sterben, wenn dir das lieber ist.“

Sie kam einige Schritte näher. „Ich habe irgendwie das Gefühl, dass dir eine Entscheidung in dieser Haltung schwer fällt... Vielleicht fühlst du dich von mir unter Druck gesetzt...“

Auf einen Wink von ihr verschwand die unsichtbare Kraft und Sherry landete wieder auf dem Boden. Erleichtert atmete sie aus und deutete erneut mit der Waffe auf Samael.

„Oh bitte, hatten wir das nicht gerade eben schon mal? Du hast nur noch eine Patrone, willst du die wirklich so vergeuden?“

Sherry schüttelte lächelnd ihren Kopf. „Keine Sorge. Ich habe nicht vor, sie zu vergeuden.“

Damit zielte sie auf die Puppe – und drückte ab.

Samael fuhr herum, aber es war bereits zu spät. Die Kugel bohrte sich in den Kopf der Puppe.

Der Dämon schrie auf und krümmte sich zusammen.

Sherry warf den Revolver weg und zog das Messer heraus. Vor ihren Augen blitzten Erinnerungen an all die Schrecken in dieser Stadt auf. Die Monster, Alessa, Archbolt, der tote Andrew, Reue.

Mit einem wütenden Schrei rammte Sherry dem Dämon das Messer in die Brust, dorthin wo bei einem Menschen das Herz saß.

Samael richtete sich auf und sah überrascht auf das Messer hinunter. „Das kann nicht...“

Mit zitternden Beinen ging sie zwei Schritte zurück, dann fiel sie wie in Zeitlupen auf den Rücken.

Sherry ging näher. Schwarzes Blut floss in trägen Strömen aus der Wunde, der Dämon spuckte ein wenig davon aus. „Verdammte... Hexe! Brennen sollst du... in deiner... eigenen Hölle!“

Sherry beugte sich runter. „Das glaube ich weniger. Ich hoffe nur, dass du mich endlich in Ruhe lässt, wenn das hier vorbei ist.“

Sie griff nach dem Messer und drehte es ruckartig herum.

Samael spuckte keuchend noch mehr Blut – und lag dann still.

Sherry wich einige Schritte zurück. Die Umgebung verschwamm langsam vor ihren Augen und plötzlich befand sie sich wieder an der Ecke Nathan Avenue/Lindsey Street. „Was? Aber...“

Walter trat neben sie. „Scheint so als hättest du es geschafft.“

„Walter! Wie kommen wir hierher?“

„Dein Wunsch, wieder aus dieser Stadt zu kommen, hat uns zumindest bis an den Rand gebracht. Den Rest müssen wir laufen.“

Sherry nickte, gemeinsam liefen sie zum Wagen zurück.

„Walter... wirst du... Valtiel... eigentlich für immer bei mir bleiben?“

Er lächelte sie an. „Für immer – oder zumindest so lange, bis Gott geboren wird.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  RyuKusanagi
2011-05-30T23:27:00+00:00 31.05.2011 01:27
Guter Endkampf, leider ein wenig kurz. Eine Puppe als Quelle von Samaels Macht... Das erinnert mich ein wenig an ein gewisses Item, welches Henry in Silent Hill 4 von Walter geschenkt bekommt...

Natürlich hat mir nicht nur der Kampf gefallen, sondern das Kapitel allgemein.
Von:  Mon_star
2007-03-31T15:00:26+00:00 31.03.2007 17:00
Ich wusste, dass Barbie irgendwas mit dem Teufel zu tun hat... XD
Von:  Schattenläufer
2007-02-15T22:27:38+00:00 15.02.2007 23:27
Ebenfalls ein geniales Kapitel mit gutem Endkampf.
Nur schade, dass es langsam zuende geht .... Will nicht! T-T
Egal, man merkt dass du es zuende bringen wolltest. Irgendwie schwingt ein klein wenig Ungeduld mit.
Trotzdem genial, freue mich auf die letzten Kappis.

~Gruß Schattenläufer
Von: abgemeldet
2007-02-09T00:45:27+00:00 09.02.2007 01:45
Jaaaa~ *.*
Samael ist futsch~ *hrhr*
Wurde ja auch zeit, aber die Vorstellung mit der Puppe da~
Oh man~ Ich find immer mehr, als würde ich hier vor der Konsole sitzen und nicht lesen. Das ist echt als würde man es spielen. So autenthisch~
Das ist so hammer~
Wirklich beeindruckend. Oh man~ Ich will nicht, dass es zuende geht. *heul*


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