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Wintertränen

Wenn das Leben nicht fair spielt... KaRe
von

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Vom Regen in die Traufe oder "Schlimmer geht's immer!!"

NIHAO!!!! ^o^

Ich kann es immer noch nicht glauben...51 KOMMENTARE!!!!

DANKE!!! DANKE AN EUCH ALLEN!!! ;^^;

Ich hätte nicht gedacht, dass die FF so gut bei euch ankommt.

Umso mehr bin ich glücklich, dass sie so tollen Anklang gefunden hat! ^^

Aber ich schäm mich total...

Ihr wartet so sehr auf die nächsten Kapitel und ich bin so langsam im Schreiben!! XD

Habt Gnade mit mir...

Aber 24 Kinder um einen rum zu haben und das in einem Zeitraum von 8 Stunden würde jeden an den Rand des Wahnsinns treiben...zumindest mich! XP

Ich mache ein zurzeit ein halbjähriges Praktikum im Kindergarten und bin jedes Mal total kaputt, wenn ich nach Hause komme.. I3

Woher nehmen Kinder bloß die ganze Energie?!

Aber ich sollte euch nicht länger auf die Folter spannen...

Viel Spaß beim Lesen des fünften Kapitels von „Wintertränen“! ^-^
 

Grundidee: Aus einer Quatschgeschichte zwischen meiner Freundin E.t. und mir! THANX TO YOU!!!

Betaleser: Venka und CarminaBurana! Danke ihr zwei!! ^-^ *knuddl*

Widmung: An alle meine treuen Leser!!! ^o^
 

Anm.: „…“ -> Gespräch

‚…’ -> Gedanken
 


 

Kapitel 5: Vom Regen in die Traufe oder „Schlimmer geht’s immer!!“
 

Der junge Tiger war verwirrt. Er hatte wirklich mit allem gerechnet… - Sogar damit gerechnet, dass diese Kerle sich nach ihrem „Spaß“ in Kannibalen verwandeln und die beiden Bladebreaker mit Haut und Haaren auffressen.

Aber dass jetzt einer der Demolition Boys, vor allem aber Bryan, direkt neben ihm stand und ihn noch mit einem angeberischen Lächeln begrüßte…

Das war selbst für seine Vorstellungskraft zuviel!!

„Wa-wa-was machst du denn hier?!“, fragte Ray stotternd. Er konnte von Glück sagen, dass seine Augen nicht lose in seinem Kopf hingen. Sonst hätten diese bestimmt Bekanntschaft mit dem Boden gemacht...

Bryan hingegen war die Ruhe selbst, obwohl er stark grübelte, ob das stotternde Etwas mit den hinternlangen Haaren vor ihm wirklich der Chinese war, der ihn damals bei den World Champion Chips geschlagen hatte. Denn dieses Verhalten passte einfach nicht!

‚Okay… - Nachdem man fast von einem sexual frustrierten Verrückten flach gelegt worden wäre, kann man sich ruhig etwas neben der Spur benehmen…’, dachte sich Bryan und fegte damit das Thema für ihn vom Tisch. Denn jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich über Kleinigkeiten den Kopf zu zerbrechen…

„Später, Ray… - Zuerst müssen wir uns um Kai kümmern…“

Sofort war der Schwarzhaarige wieder hellwach, ordnete seine Gedanken und sah mit nervösem Blick rüber zu ihrem nun ausgewachsenem Problem. Zwar war der junge Chinese nun befreit, doch damit war die Gefahr für den Silberblauhaarigen noch lang nicht vorbei…
 

Mike hatte sich widerwillig von seinem Opfer lösen müssen, als er die Schmerzensschreie seines Gefährten hörte. Dementsprechend groß war dessen Verwunderung, als er den Riesen zusammengekrümmt am Boden liegen sah.

„Bruce!! Hey, BRUCE!!! Verdammt!!“

Giftgrüne Augen blitzten in die Richtung der beiden Beyblader, Wut und Hass spiegelten sich in einem tödlichen Spiel, was die Situation für sie extrem verschlechterte. Eine falsche Reaktion…und das Schicksal ihres Freundes würde sein eigenes Ende schreiben…

„Du Arschloch!! Jungs, macht den Kerl fertig!!“, schrie der junge Mann seinen restlichen Gefolgsleuten zu, welche sich sofort bereit machten, Rache an dem Blasslilahaarigen zu üben. Erschreckt wich Ray etwas zurück, die Erfahrung mit diesen Schlägern machte sich noch immer als pochender Schmerz in seiner Magengegend bemerkbar.

„Entschuldige mich mal kurz…“

Mit diesen Worten schob Bryan den verängstigten Tiger etwas beiseite und stellte sich den in seinen Augen Mutigen entgegen. Sehr zur Überraschung und auf Seiten des Anführers zum Entsetzen brauchte der junge Russe nicht lange, um die Angreifer ins Reich der Träume zu schicken.
 

Ray war sprachlos. Der Ältere stand inmitten der ausgeknockten oder vor Schmerzen wimmernden Erwachsenen, als wäre nichts passiert. Er und Kai waren chancenlos gegenüber den größeren Jungs gewesen… - Und Bryan hatte jeden Einzelnen von ihnen mit ein paar Schlägen auf die Matte geschickt, als wäre es das Leichteste auf der Welt! Er gab zu… - Mit dem blasslilahaarigen Russen sollte man sich besser nicht anlegen, wenn man den nächsten Tag ohne Knochenbrüche und Krankenhausaufenthalt erleben wollte.

Langsam sah der junge Falke zum Gruppenführer, sein Gesicht zeigte keinerlei Gefühlsregung, war undurchdringlich und unmöglich zu deuten. Und doch konnte Mike den stechenden Blick hinter den schwarzen Gläsern der Sonnenbrille spüren, welcher auf ihm ruhte.

„Habt ihr nicht mehr zu bieten? Oder war das alles nur heiße Luft?“, spottete Bryan, ein abfälliges Lächeln zierte sein Gesicht.

Kalter Schweiß bildete sich auf dem Gesicht des 20-jährigen, beinahe verkrampft griffen seine Finger tiefer in die Haut des jungen Phönix, der daraufhin einen leisen Schmerzenslaut von sich gab. Panik hatte den Anführer ergriffen… - Jetzt war ihm jedes Mittel recht.

Ruckartig zog er Kai von der Wand weg und legte einen Arm um den Hals des verletzten Jungen, mit der anderen Hand holte er ein Klappmesser aus seiner Jackentasche und hielt es seinem Opfer an die Kehle. Sein Blick hatte etwas Verwirrtes… - Etwas Wahnsinniges…

Kai jedoch hatte ein anderes Problem. Diese ruckartigen Bewegungen taten seinem eh schon fast zerspringenden Kopf nicht besonders gut, schmerzverzerrt kniff er seine Augen zusammen und hielt sich krampfhaft am Arm des jungen Mannes fest, da seine Beine drohten, einfach ihren Dienst zu quittieren. Hastig und unregelmäßig schnappte er nach Luft, immer mehr bekam der junge Russe das Gefühl zu ersticken…

Wie ein Fisch, den man seines Elementes entzogen hatte…

Langsam öffnete er seine Augen, sah mit verschleiertem Blick Hilfe suchend nach vorne. Seine Sicht verzerrte sich, der junge Phönix war nicht mehr in der Lage, genau erkennen zu können, wer dort stand. Einer von ihnen musste Ray sein… - Doch den anderen konnte er nicht mehr einordnen, da seine Kräfte nun endgültig nachließen. Nach und nach erstarb das Zittern des Verletzten…

Mike jedoch scherte das wenig. Ihm war im Moment nur wichtig, dass er heil aus dieser Sache herauskam.

„Kommt mir bloß nicht zu nahe, sonst schlitz ich ihm seinen schönen Hals auf..“, zischte der 20-jährige, während er Schritt für Schritt nach hinten zurückwich. Den Griff um Kai lockerte er dabei kein bisschen…

Ray hingegen zerbrach es das Herz, als sein Teamkapitän und Freund sie so hilflos ansah. Verzweifelt wollte der Schwarzhaarige losstürmen, um den Silberblauhaarigen zu retten, doch Bryan packte den Jüngeren an den Schultern und hielt ihn zurück. Es wäre für Kai tödlich, wenn der junge Tiger jetzt unüberlegt reagieren würde. Einige Schluchzer entwichen aus der Kehle des jungen Chinesen, während ihm die ersten Tränen aus den vor Verzweiflung schreienden Augen liefen.

Der Junge mit der Sonnenbrille zermarterte sich sein Hirn...

Wie konnten sie ihren Freund retten, ohne dass er Gefahr lief, von diesem Verrückten aufgeschlitzt zu werden?

Doch ehe der Blasslilahaarige weiter zu überlegen brauchte, sah er einen schwarzen Schatten hinter Mike auftauchen. Sofort verschwanden seine Bedenken...

„Ich an deiner Stelle würde den Kleinen loslassen, sonst kann ich für deine Gesundheit nicht mehr garantieren...“, sagte Bryan selbstsicher, während er Rays Schultern losließ und in einer lässigen Haltung seine Hände in seine Manteltaschen steckte.

„HAHAHAHAHA!!!“, lachte Mike lauthals auf, zog den wimmernden Jungen grob noch etwas näher zu sich, sodass sich ihre Wangen hauchzart berührten. „Ich habe alle Fäden in der Hand!!! Du KANNST und WIRST mich nicht aufhalten!!! Sag mir... - Was willst DU schon ausrichten??!!!“

Ein selbstsicheres Grinsen stahl sich auf das Gesicht des jungen Falken.

„Ich nicht... – Aber er.“

Verwundert sah der junge Erwachsene die beiden Beyblader vor sich an, verstand nur Bahnhof. Doch ehe er noch einen weiteren Gedanken fassen konnte, sah man ein strahlendes Augenpaar hinter ihm aufblitzen.

Geschockt sah der Schwarzhaarige nach hinten, doch ehe er sich verteidigen konnte, traf ihn ein Handkantenschlag mit voller Wucht in den Nacken. Ein stechender Schmerz zog sich ausgehend von seiner Wirbelsäule quer durch seinen gesamten Körper, er war wie paralysiert. Seine Muskeln spielten nicht mehr mit, sodass Mike erst das Messer, dann auch den Silberblauhaarigen losließ, bevor er auf den Boden sank und sich mit seinen Händen vom Boden abstützte. Der Schmerz nahm so überhand, dass der 20-jährige scharf die Luft einzog, um seine sich vernebelnden Gedanken wieder klären zu können und den Schmerz zurückzudrängen.

Kai taumelte nach vorne, nachdem der junge Mann ihn losgelassen hatte. Er verstand nicht, was passierte, auch nicht, warum der Kerl ihn plötzlich frei ließ...

Aber irgendwie war es dem jungen Russen auch völlig egal, denn seine Kräfte waren am Ende. Nur noch am Rande bekam er mit, wie Ray auf ihn zugestürmt kam und ihn sanft auffing, bevor er den kalten Boden berühren konnte.

„Kai!! Kai!!! Oh mein Gott!! Sag was, Kai!! Bitte!!!“, flehte der junge Tiger seinen Freund an. Immer noch liefen ihm die Tränen über die Wangen, dennoch war er erleichtert, dass sein Teamleader nun in seinen Armen lag... – In Sicherheit...

Nur schwer konnte der junge Phönix seinen Kopf heben, um dem Schwarzhaarigen in die Augen sehen zu können. Kais Sicht war verzerrt... – Und doch sah er die silbrigen Bahnen auf Rays Wangen, sah diesen verzweifelten und sorgenvollen Blick, sah dieses traurige Bernstein...

Er wollte das nicht...

Er wollte nicht, dass der junge Chinese um ihn weinte. Es versetzte ihm einen Stich ins Herz...

Ein lautes Geräusch lenkte seine Aufmerksamkeit nach hinten, mühsam drehte Kai seinen Kopf etwas, um die Personen zu erkennen, die diesen Krach verursachten. Der junge Russe sah eine Person am Boden knien, anscheinend der Mann, der ihn noch bis vor kurzem festgehalten hatte. Doch sein Interesse zog sich schnell auf die zweite Person, die neben den 20-jährigen stand und diesen verachtend anschaute. Die Haltung, das Verhalten, vor allem aber die Haare ließen den Herzschlag des Silberblauhaarigen ansteigen.

Denn seine Haare waren feuerrot...

‚...Tala...’, war Kais letzter Gedanke, bevor er in Rays Armen zusammensackte und sein Bewusstsein verlor.

Zwar versuchte der Chinese mit leichtem Rütteln und lautem Ansprechen den Jungen wieder wach zu bekommen, doch er musste feststellen, dass seine Mühen vergebens waren. Der Silberblauhaarige wachte nicht mehr auf...

Hilflos zog er Kai noch näher an sich heran, bettete seinen Kopf auf den seines Freundes und schluchzte leise.

‚Warum... – Warum bin ich nicht allein gegangen...? Dann wäre das nicht passiert!! Dann wäre Kai jetzt nicht verletzt!! Oh Kai... – Verzeih mir... – Bitte...’, dachte Ray, während ihm erneut die Tränen über die Wangen liefen. Doch der Schwarzhaarige versuchte nicht mal, sie zu verdrängen, es hätte wahrscheinlich eh nichts gebracht. Auch, dass sein Mantel bereits mit blutigen Flecken bedeckt war, bekam er nicht mit. Sein einziger Wunsch war, dass sein Freund endlich wieder aufwachen würde. Selbst wenn dieser ihn dann für seine Tränen auslachen würde, es wäre Ray egal... – Hauptsache für ihn war, dass Kai wieder da wäre... – Dass er wieder dessen harte, wenn auch wunderschöne Stimme hören konnte...

„Beruhig dich wieder, Ray. Du tust ja grad so, als ob unser Vögelchen hier gestorben wäre...“

Der junge Chinese schreckte auf. Bryan hatte die ganze Zeit über nichts gesagt, doch jetzt stand er direkt neben dem knienden Jungen und sah auf das schluchzende Etwas hinab. Hätte der Schwarzhaarige nicht gewusst, dass der Ältere für seine makabere Art bekannt war, so wäre er ihm spätestens jetzt an die Gurgel gesprungen.

‚Vögelchen??’, dachte der junge Tiger und sah den Blasslilahaarigen vollkommen perplex an.

„So eine kleine Verletzung bringt ihn schon nicht um. Außerdem...“

Bryans Blick richtete sich wieder nach vorne, wo sein rothaariger Begleiter immer noch mit dem Anführer der Straßengang beschäftigt war.

„...solltest du dir das Spektakel gleich nicht entgehen lassen!“, sagte er und ein gehässiges Grinsen stahl sich auf sein sonst so ausdrucksloses Gesicht.

Jetzt verstand Ray gar nichts mehr.

‚Spektakel?’, dachte der schwarzhaarige Chinese verwirrt, während er sich die Tränen mit seinem Ärmel wegwischte und seinen Blick nun ebenfalls nach vorne richtete.
 

Dem heißblütigen Jungen mit den eisblauen Augen war natürlich nicht entgangen, was sich bei den drei Beybladern abgespielt hatte, während sich der „Mistkerl“ zu seinen Füßen immer noch damit abmühte, endlich wieder klar denken zu können. Doch als Tala seinen ehemaligen Kampfgefährten so regungslos ins Rays Armen liegen sah, setzte dies ein paar Reaktionen in Gang, welche für benachteiligte Menschen nicht gerade gesund ausgehen konnten.

Die Augen des rothaarigen Russen lagen im Schatten, als er sich gefährlich langsam zu dem jungen Mann umdrehte.

„Ey, du Wurm... – Warst du es, der das diesem Jungen angetan hat?“, erklang gefährlich ruhig die Stimme des jungen Wolfes.

„Was? Was für eine dämliche Frage ist denn das?!“, antwortete Mike gereizt, wobei er noch von einigen Hustenattacken unterbrochen wurde.

„Antworte gefälligst!!!“, brüllte Tala, wobei er seine Fingerknöchel gefährlich knacken ließ.

„Wenn es dich glücklich macht, ja!!! Was hast du überhaupt mit diesem jungen Bürschchen zu schaffen!!!? Ist er dein Lover, oder was?!!“

Das hätte der 20-jährige besser nicht schreien sollen, denn im nächsten Moment wurde Mike am Kragen gepackt und auf die Beine gezogen. Und das, obwohl der Rothaarige kleiner und schmächtiger gebaut war. Wenngleich dies bereits sehr überraschend war... – Der Blick, mit dem Tala den Älteren ansah, ließ selbst dem abgebrühten Gruppenführer einen Schauer durch den Körper jagen. Denn dieser Blick war kälter als das kälteste Eis...

„Dieses „junge Bürschchen“, wie du ihn nennst, ist zufälligerweise einer meiner besten Freunde... – Und jeder noch so dahergelaufene Penner, der es wagt, meinen Freund anzugreifen, der kann sein Testament machen... – Hast du dein Testament gemacht? Du Todessehnsüchtiger?“

Ein diabolisches Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, während dem 20-jährigen gerade das Herz in die Hose rutschte. Er nahm die Worte des Kleineren ernst, sehr ernst!!

So ernst, dass ihm vor Angst die Tränen in die Augen schossen. Doch diese verzweifelten Versuche, einen auf „verängstigtes Häschen“ zu machen und so dem „großen, bösen Wolf“ zu entkommen, brachten bei diesem Russen überhaupt nichts. Denn dieser Junge war auf Raubzug... – Und was dies bedeutete, bekamen alle Anwesenden nun live zu sehen!

Denn keine Zehntelsekunde später sah man nur noch die Fetzen fliegen... – Buchstäblich. Der Rothaarige drosch so auf den Älteren ein, dass man außer den Schreien und Flehen des 20-jährigen nur noch das unheimliche Lachen Talas und das Geräusch der Fäuste hören konnte.

Ray starrte mit tellergroßen Augen auf das Geschehene vor ihm, unfähig etwas zu sagen, während Bryan daneben stand und sich anscheinend köstlich amüsierte.

„Hahahahahahaha!! Tala scheint heute besonders gut gelaunt zu sein! So eine gute Show hat er schon seit langem nicht mehr geboten!“, lachte der Blasslilahaarige, wobei der junge Chinese ihn nur verständnislos anstarrte.

SHOW????

Das konnte nicht Bryans Ernst sein... – Das dort war keine Show, das war eher eine Hinrichtung! Jedenfalls aus der Sicht des Clanführers und seiner Meute. Diese sahen mit Pudding in den Knien und Beinen ihrem Chef beim eher einseitigen Kampf zu, mit der leisen Hoffnung und Dankbarkeit im Hinterkopf, nicht als nächste dran zu sein.

Irgendwann, nachdem Mike keine Gegenwehr mehr leistete und nun wie ein nasser Sack in Talas Griff hing, beendete der Rothaarige seinen Ausbruch. Verachtend sah er den Älteren an, bevor er den Ohnmächtigen in Richtung der überrumpelten Gefolgsleute warf. Mit einem eisigen Blick und dem Kommentar „Wenn ihr nicht so wie dieser Wurm enden wollt, dann rate ich euch schnell zu verschwinden. Ich bin nicht so geduldig wie mein Freund drüben..“ sahen die Jungen zum Blasslilahaarigen. Ein breites Grinsen und ein leises Knacken seiner Fäuste genügte, die Gruppe so in Panik zu versetzen, dass sie innerhalb von Sekunden die Flucht ergriffen.

„Und wehe, ihr lasst euch wieder blicken!! Beim nächsten Mal bin ich nicht mehr so nett!!“, brüllte der junge Wolf ihnen hinterher, bevor sie aus dem Blickfeld der Beyblader verschwanden und erst mal Stille herrschte.
 

Doch diese Stille währte nicht lange, denn nun drehte sich der Rothaarige zu seinen Freunden um und ging auf den immer noch am Boden hockenden Chinesen zu. Ray zuckte erschreckt zusammen, da ihm der Ausraster von vorhin noch immer gut in Erinnerung war, doch seine Bedenken waren vollkommen unnötig. Tala hockte sich neben den Schwarzhaarigen hin und lächelte leicht, legte beruhigend seine Hand auf die Schulter von ihm. Dann besah er sich den Bewusstlosen genauer.

Vorsichtig strich er ein paar blutverschmierte Strähnen von der Wunde weg. Untersuchte, ob sich ein paar Glassplitter darin befanden und wie tief die Wunde war. Seine Stirn legte sich in Falten, und diese kleine Reaktion genügte, um Rays Herz ins Bodenlose fallen zu lassen...

‚Ist es etwa so schlimm? Oh bitte, Tala... – Hör auf zu schweigen!’, dachte der junge Tiger und verfluchte diese schreckliche Stille, welche den letzten Rest Hoffnung in ihm wie hauchdünnes Glas zerspringen ließ. Der Rothaarige hingegen seufzte leise, während er seine Untersuchung beendete.

„Es ist nur eine kleine Platzwunde, zum Glück nicht sonderlich tief. Glassplitter konnte ich jetzt keine erkennen, doch das kann ich besser daheim beurteilen...“, sprach der junge Wolf ruhig, während er sich erhob und Bryan direkt ansah.

„Es ist besser, wir schaffen ihn zu unserer Wohnung. Dort kann ich ihm besser helfen und dann sind die beiden auch aus der Kälte raus.“

Der Blasslilahaarige nickte verständlich, während der junge Chinese beide Jungs vor ihm verdattert ansah. Hatte er sich gerade nur verhört oder spielte nun auch sein Verstand verrückt?

„Ähm... – Wohnung? Die Beiden?“, fragte er Tala, worauf dieser erst mal über das dämliche Gesicht Rays grinsen musste, ehe er ihm antwortete.

„Natürlich ihr beide! Oder hast du etwa Lust, zu so später Stunde im Schnee sitzen zu bleiben? Wenn es scheinbar so gemütlich ist...“

„Nein, nein! Ich möchte nicht, aber–“

„Na, warum dann diese Diskussion?“, unterbrach Bryan den Schwarzhaarigen, als dieser kurz danach den verletzten Jungen sanft aus Rays Umklammerung löste und ihn auf seine Arme hob.

Irgendwie kam sich der junge Chinese nun vollkommen überrumpelt und überstimmt vor. Erst dieser Überfall, dann die Schlägerei und schließlich die Rettung durch zwei Beyblader, welche eigentlich Tausende von Kilometern weit entfernt sein sollten... – Das alles konnte nur ein schlimmer Alptraum sein!!?

‚Und wofür das alles?? Nur wegen zwei absoluten Küchenchaoten und einem überflüssigen Einkauf!? - ...apropos Einkauf...’

Verstohlen blickte Ray zur Seite und entdeckte die beiden Einkaufstüten genau an der Stelle, an der sie zu Boden geworfen wurden. Sein Blick ließ vermuten, dass er diese Tüten am liebsten in der Luft zerrissen hätte, waren sie doch Schuld an diesem Schlamassel...

„Kommst du mal langsam? Was brauchst du so lange, Ray?“, rief Tala den im Schnee sitzenden Jungen zu, wobei die beiden älteren Russen bereits einige Schritte gelaufen waren. Verwirrt schreckte der Angesprochene auf.

„Ja, ich komme!“, rief er den beiden zu, während er sich schnell die Tüten griff und mit zügigen Schritten die beiden Vorausgegangenen einholte.

„Ach, äh... – Was ich euch noch fragen wollte.. Was hat es denn mit dieser ‚Wohnung’ auf sich?“, fragte der Tiger im Laufen, da ihm diese Frage immer noch auf der Seele brannte.

„Oh, hattest du uns nicht gesehen? Wir sind frisch nach Tokio gekommen und haben heute unsere neue Wohnung bezogen!“, grinste Tala über beide Ohren, Ray hingegen klappte die Kinnlade runter.

„WAS!!?“
 

*~*~*
 

Es dauerte nicht lange, bis die kleine Gruppe vor einer eher unscheinbaren Wohnungstür zum Stehen kam und Tala aus seiner Manteltasche den Schlüssel herausfischte. Der junge Chinese sah sich nach allen Seiten um. Und tatsächlich befand sich die Wohnung der beiden Russen nicht weit von dem Supermarkt entfernt, wo er und die anderen Bladebreakers zuvor noch ihren Einkauf getätigt hatten.

Das dem jungen Tiger dies nicht aufgefallen war?

‚Anscheinend war es doch kein Scherz. Aber wenn Tala und Bryan hier sind, heißt das dann, dass...’, dachte Ray und wollte gerade eine Frage stellen, als er vom Rothaarigen unterbrochen wurde.

„Wir sind noch mitten im Ausräumen, also wunder dich nicht, wenn hier noch alles voller Kisten steht.“, sprach der junge Wolf und schritt durch die geöffnete Haustür in den Flur. Und er hatte nicht zuviel versprochen, denn in eben diesem Flur standen viele Pappschachteln auf- und nebeneinander. Den Schwarzhaarigen erinnerte dies stark an einen Hindernisparcours, da sich die Jungs nur schlängelnd durchkämpften konnten. Schließlich erreichten sie das Wohnzimmer, wo bereits in Nähe des Fensters ein Sofa inklusive Sessel, ein breiter Holztisch und ein Fernseher standen. Nicht zu vergessen weitere, zum Teil geöffnete Kisten...

Ohne viele Worte zu verlieren schritt der Blasslilahaarige auf eben besagtes Sofa zu und legte seine Last behutsam darauf, während Tala kurz aus dem Raum verschwand, um später mit einer flachen Wasserschüssel und einem Lappen wieder zu erscheinen. Daraufhin kniete er sich neben seinen Freund und begann, ziemlich fachmännisch Kais Wunde und Gesicht vom getrockneten Blut zu reinigen.

„Sag mal, Bryan, hast du eine Ahnung, wo sich unser Verbandskasten befindet? Hab ihn im Bad nicht gefunden...“, sprach der Rothaarige beinahe beiläufig zum Älteren, welcher sich nachdenklich am Kopf kratzte. Ray hingegen kam sich so nutzlos wie nie zuvor vor. Er stand seit ihrer Ankunft immer noch an der gleichen Stelle im Wohnzimmer, so als würde er sich vor diesem Raum und diesen Jungen fürchten... – Dabei war dies vollkommen unnötig und das wusste er auch. Wenn er gekonnt hätte, dann hätte der Schwarzhaarige über sich selbst gelacht...

Doch selbst das schien ihm vergönnt, denn sein Kopf konnte einfach keinen klaren Gedanken mehr fassen. Zuviel war in der kurzen Zeit über ihm hereingebrochen, sodass er drohte, unter der großen Last zusammenzubrechen... – Oder waren das einfach nur die beiden Tüten in seinen Händen, die aus irgendeinem Grund immer schwerer wurden?

Der junge Chinese stand einfach nur da und schaute mit erschöpftem Blick dem Treiben zu, bis Bryans Stimme ihn abrupt aus seinem Dämmerzustand holte.

„Weiß nicht. Bei den Kisten, die ich heute Mittag ausgeräumt habe, war er jedenfalls nicht. Wart mal kurz. Spenc!“

Irgendwie überraschte es Ray nicht, als wenige Augenblicke später ein großgewachsener, blonder Russe ins Wohnzimmer spähte und mit einem gebrummeltem „Hm?“ auf den Ruf antwortete.

‚Warum sollten Tala und Bryan auch nach Tokio ziehen und ihre beiden Teamkameraden in Russland zurücklassen... - Wie blöd von mir..’, schalte sich der Schwarzhaarige selbst in Gedanken, doch etwas an Spencer ließ ihn dann doch verwundert aufblicken. Und es war nicht die mit Schäfchen bestückte Schürze, welche der große Beyblader trug, sondern eher das, was an dieser Schürze hing! Denn kaum, dass Spencer im Türrahmen stand, kam Ian zum Vorschein, der sich an der Schürze festgeklammert hatte und die kleine Gruppe neugierig beäugte.

Ray musste schmunzeln... – Irgendwie erinnerte ihn dieses Bild an eine kochende Mutter und ein quengelndes Kind, welches unbedingt vom Kuchenteig naschen wollte, aber nichts abbekam.

Der blonde Russe ließ seinen Blick durch die Gruppe schweifen, bis er an den beiden Bladebreakers hängen blieb und sich eine seiner Augenbrauen verwundert hob. Gerade wollte dieser etwas sagen, doch mitten im Luft holen wurde ihm das Wort durch Bryan wieder abgeschnitten.

„Bevor du anfängst zu fragen: Hast du gesehen, wo unser Notfallkasten abgeblieben ist? Unserem Vögelchen ist die Begegnung mit einer Flasche nicht sehr gut bekommen.“

Aufgrund dieser Aussage bekam der Blasslilahaarige einige sehr eisige Blicke seitens Tala und Ray, während Spencer nur den Kopf schütteln konnte und leise seufzte.

„Du solltest dringend etwas gegen deinen Sarkasmus tun. Ansonsten könntest du dir irgendwann mal wirklich dicken Ärger einhandeln..“, sagte der Blonde mit ruhiger Stimme, doch ein Blick auf das grinsende Gesicht des jungen Falken genügte, um seine Hoffnung auf Diskretion jäh zu zerstören.

„Wenn ihn keiner von euch schon ausgepackt hat, dann wird er wohl noch in einer der Kisten stecken. Ich geh ihn suchen.“

Mit diesen Worten drehte sich der Älteste der Beyblader um, was etwas schwieriger war, da Ian immer noch an ihm hing, und lief in einen der Nebenräume. Man hörte etwas rumpeln und rascheln, einige Minuten vergingen, bis Spencer inklusive Anhängsel mit dem Notfallkoffer erschien und diesen neben den Rothaarigen absetzte. Es verblüffte die russischen Beyblader immer wieder, wie ihr eher schweigsamer Teamkamerad den Überblick über ein totales Chaos behalten konnte. Das war wohl eines der Talente, welches die anderen nicht von ihm kannten...

„So, jetzt entschuldigt mich. Ich will noch einiges erledigen, bevor ich mich schlafen lege. Den Rest findet ihr auch gut alleine..“

Alle Anwesenden im Wohnzimmer sahen Spencer und Ian nach, wie sie in Richtung Küche verschwanden und nun die Aufmerksamkeit wieder auf ihrem eigentlichen Problem lag.

Tala öffnete den Koffer und holte etwas Desinfektionsmittel, eine Mullbinde und eine Verbandrolle heraus. Er träufelte etwas Desinfektionsmittel auf einen kleinen Wattebausch und tupfte vorsichtig über die durch die Säuberung wieder leicht blutende Wunde. Und obwohl Kai bewusstlos war, verzog er sein Gesicht vor dem brennenden Schmerz und stöhnte leise auf, sein Körper wand sich auf dem großen Stoffsofa.

„Shhht, alles okay. Du hast es gleich geschafft... – Ruhig, Kai...“, flüsterte Tala sanft und strich leicht über das angespannte Gesicht des Silberblauhaarigen. Zu Rays Verwunderung beruhigte sich der junge Phönix tatsächlich, sodass der Rothaarige mit seiner Behandlung fortfahren konnte. Er legte den Wattebausch beiseite, nahm eine der Mullbinden in die Hand und legte diese behutsam auf die Wunde. Danach nahm er die Verbandrolle und wickelte sie mit großer Geschicklichkeit um den Kopf des Jüngeren.

Der junge Chinese beobachtete Talas Bewegungen und genau diese brachten ihn erneut in Grübeln. Denn es hatte den Anschein, als wenn der junge Wolf nicht zum ersten Mal jemanden verarzten musste... – Nicht zum ersten Mal Kai verarzten musste...

Was ist damals vor ihrer ersten Begegnung, ja noch vor der Gründung der Bladebreakers, gewesen?

Was nur... – Was?

Schließlich beendete der Rothaarige die Versorgung des Silberblauhaarigen und packte die Sachen wieder in den Notfallkoffer. Er erhob sich mit diesem und wandte sein Augenmerk nun zum Schwarzhaarigen. Ray schreckte auf, als sich ihre Blicke trafen, ließen einen eisigen Schauer durch seinen Körper jagen.

Bernstein traf auf Aquamarin...

Nervös blickte der junge Chinese zur Seite und verkrampfte seine Hände in die Einkaufstüten, er fühlte sich nicht wohl dabei, doch Talas Blick ruhte weiter auf ihm...

Dann schritt der Junge mit den strahlend blauen Augen zu seinem Teamkameraden und ein kurzer Blickkontakt beider genügte, um zu verstehen, was der andere wollte. Wortlos verließ Tala das Zimmer, während Bryan sich vor den jungen Tiger stellte und ihn wie seinen Freund vorher musterte. Ray war nicht im Klaren, warum ihn nun alle anstarrten, als der Blasslilahaarige dessen Hände von den Tüten löste und den Jungen kurzerhand auf den Sessel verfrachtete. Perplex und vollkommen verwirrt starrte der Schwarzhaarige seinen Gegenüber an, wollte sich wieder vom Sessel erheben, doch Bryan drückte ihn mit sanfter Gewalt zurück in diesen.

„Bleib sitzen. Du bist vollkommen erschöpft und Tala ist der Meinung, dass du dich jetzt besser auch ausruhen solltest, da du uns sonst einen auf sterbendes Kätzchen machen würdest..“

„Das hast du alles nur durch einen BLICK erfahren?!“

Ray sah ihn entgeistert an, doch das Grinsen des Älteren ließ darauf schließen, dass es wirklich so war... – Auch wenn dieses Grinsen eher bedrückt rüberkam...

„Weißt du, Ray... – Es gibt Dinge, die man nicht verstehen muss. Doch ich verrate dir eins... – Wir vier kennen uns schon von klein auf, daher wissen wir auch, wie der andere tickt. Es ist mehr wie eine Ahnung, doch in einem Blick kann man viel ablesen. Und doch... – Talas Augen sind so...“

Bryan verstummte und grübelte vor sich hin. Der Jüngere sah seinen Gegenüber verwundert an, der letzte Satz des Blasslilahaarigen ging ihm nicht mehr aus dem Kopf.

„Was, Bryan? Was ist mit Talas Augen?“, fragte der junge Chinese, obwohl er nicht wirklich eine Antwort erwartete. Doch das Gegenteil trat ein, denn der junge Falke murmelte weiter, auch wenn Ray der Meinung war, dass dieser ihn gar nicht gehört hatte.

„Seine Augen sind so–“, fing der Ältere wieder an, doch wurde er durch eine scharfe Stimme mitten im Satz unterbrochen.

„Du redest zuviel, Bryan!“

Beide Beyblader wandten sich zur Tür, dort stand leicht angesäuert eben der, von dem gerade gesprochen wurde und hielt zwei Kissen und zwei Decken in den Händen. Mit schnellem Schritt war er bei seinen Freunden angekommen und hielt dem Schwarzhaarigen eines der Kissen und eine Decke entgegen, welche der Bladebreaker etwas eingeschüchtert entgegennahm. Die anderen brachte der Rothaarige zu Kai, wo er dem jungen Phönix vorsichtig das Kissen unter dessen Kopf schob und ihn gut zudeckte.

„Kai ist soweit versorgt, er schläft jetzt. Es ist besser, wenn du jetzt auch schläfst, Ray. Sonst kippst du uns noch um und bis zum nächsten Morgen kann man eh nichts machen. Okay?“, sagte Tala und sah den jungen Chinesen bestimmend an. Der Angesprochene blickte in die eisblauen Augen und stutzte.

‚War es das, was Bryan sagen wollte..?’, dachte Ray und nickte leicht.

Zufrieden drehte sich der Anführer der Demolition Boys um und wandte sich zum Gehen, Bryan dabei gekonnt ignorierend. Das passte diesem aber gar nicht!

„Sag bloß, du bist jetzt sauer?“, fragte der junge Falke belustigt, doch er erntete nur ein verächtliches Schnauben von Tala.

„Ich bin nicht sauer!“

„Natürlich bist du das! Du fängst doch wieder an zu schmollen!“, schmunzelte der Blasslilahaarige und lief seinem Freund hinterher.

Man hörte noch ein verärgertes „Ich schmolle nicht!“ seitens des Rothaarigen, dann waren die beiden Bladebreaker allein im Wohnzimmer. Es herrschte eine gespenstische Stille im Raum...

Ray seufzte leise und sah aus dem Fenster. Einer der beiden Demolition Boys hatte im Rausgehen das Licht ausgemacht, sodass man in der Dunkelheit des Zimmers den Nachthimmel draußen wunderbar erkennen konnte. Der zunehmende Mond spendete etwas Licht und gab dem Raum eine geheimnisvolle Atmosphäre.

Der Schwarzhaarige legte sich das Kissen zurecht und machte es sich im Sessel gemütlich. Er hatte die Decke bis zur Nasenspitze hochgezogen, doch irgendwas ließ ihn nicht einschlafen, obwohl jede Faser seines Körpers nach Erholung schrie.

Zum einen war es die Sorge um Kai, da er sich die Schuld an seinem Leid gab und sich wünschte, mit ihm tauschen zu können.

Zum anderen war es die Tatsache, dass sie hier bei den Demolition Boys waren, die sie vor einer Gruppe Halbstarken gerettet hatten und nun bei ihnen übernachten ließen. Einfach so...

‚Scheiße! Tyson und Max haben doch keine Ahnung, dass wir hier sind!’, dachte Ray erschreckt, da er vergessen hatte, die beiden zu benachrichtigen. Aber nach kurzer Überlegung kam er zu der Ansicht, dass die beiden wohl längst schliefen und der Schwarzhaarige sie somit aus ihrem Schlaf gerissen hätte..

Langsam spürte der junge Tiger doch die Müdigkeit in sich aufsteigen, erschöpft schloss er seine Augen, als ihm Bryans Gemurmel wieder in den Sinn kam. Tatsächlich tauchten vor Rays innerem Auge die strahlend eisblauen Augen Talas auf und ihm fiel wieder ein, was der Blasslilahaarige versucht hatte, zu sagen.

Und sie ergaben einen Sinn...

‚Tala... – Warum sind deine Augen... - ...so traurig...’, dachte er, bevor die Müdigkeit schließlich siegte und er in einen tiefen Schlaf fiel...
 

*~*~*
 

Hell erleuchteten die warmen Strahlen der Morgensonne die Häuser der Stadt und über den Dächern sangen die Vögel fröhlich ihre Lieder. Vor einem Wohnzimmerfenster hüpfte ein kleiner Spatz auf und ab und versuchte mit stetigem Picken an der Scheibe, die Insassen vom Anbeginn des neuen Tages zu berichten... – Auch wenn diese nicht gerade erpicht auf diese Neuigkeit waren.
 

Leise grummelnd drehte sich Kai auf die Seite, zog zusätzlich noch die Decke über seinen Kopf, doch selbst das Einrollen nützte nichts gegen das permanente Geräusch, welches ihn fast um den Verstand brachte... – Auf jeden Fall brachte es ihn um seinen Schlaf!

...pick-pick...

„Ist ja gut...“, murmelte der Silberblauhaarige verschlafen, in der stillen Hoffnung, dass dieses elende Geräusch endlich aufhören würde. Doch das Gegenteil war der Fall.

...pick-pick...

„Ruhe... - ...ich will schlafen...”

...pick-pick...

„Verdammt noch mal... - ...aufhören...“

...pick-pick...

Okay, jetzt reichte es eindeutig!!

„WAS?!“, brüllte Kai wütend und sah sich suchend im Raum nach dem Verursacher um, doch zu seinem Erstaunen befand sich außer ihm niemand hier. Doch woher kam dann dieses Geräusch?

Ein leises Tschilpen richtete seine Aufmerksamkeit zur Fensterscheibe und was ihn da mit großen Kulleraugen ansah, konnte er nicht so wirklich fassen...

Dort auf der Fensterbank saß der kleine Spatz, welcher frech seinen Kopf schief legte und den Jungen mit seinen schwarzen Knopfaugen interessiert beäugte. Noch kurz flatterte er mit den Flügeln und ließ einen freudigen Pfeifton erklingen, bevor er sich in die Lüfte erhob und mit eifrigem Flügelschlagen verschwand.

Der Silberblauhaarige jedoch brauchte seine Zeit, um über das eben Geschehene nachzudenken. Hatte der Spatz extra so lang und so laut gegen die Scheibe gepickt, damit er endlich wach wurde? Oder spielte ihm sein Verstand nur wieder einen Streich...

Lust zum Nachdenken verspürte er keine, da ihm auf unerklärliche Weise der Schädel brummte. So legte sich der junge Russe wieder hin und versuchte wieder einzuschlafen, was ihm aber nicht so wirklich gelang. Dieser Spatz hatte es geschafft... – Wenn Kai einmal wach war, so konnte er ohne weiteres nicht mehr ins Land der Träume zurückkehren. Geschlagen legte er die Decke beiseite und richtete sich auf, bekam nun die Gelegenheit, sich im Raum umzusehen. Und was der Silberblauhaarige dort sah, verwirrte ihn nur noch mehr... – Denn er erkannte absolut nichts in diesem Raum.

Grübelnd ließ er seinen Blick schweifen, betrachtete die noch spärliche Einrichtung, die teilweise geöffneten Kisten und besonders den Raum an sich. Dieser war vollkommen anders geschnitten als alle Räume, die sich in ihrer WG befanden.

‚Sind wir umgezogen, ohne das ich es mitgekriegt habe? Oder spielen mir Tyson und Max nur wieder einen ihrer Streiche...’, dachte Kai frustriert und führte seine Hand zu seiner Stirn, hielt aber inne, als er festen Stoff berührte. Irritiert fuhr er mit seiner Hand die Konturen des Stoffes nach und plötzlich schossen innerhalb von Sekunden die Erinnerungen und Bilder der vergangenen Nacht in ihm ein.

Der Einkauf...

Das Auftauchen von Mike und seiner Gruppe...

Die Schlägerei...

Die rasenden Schmerzen in seinem Kopf...

Und der Kuss...

Eiskalt durchfuhr es den jungen Russen, sein Körper zitterte und kalter Schweiß bildete sich auf seinem Gesicht. Fest schlang der Silberblauhaarige seine Arme um seinen Körper, aber das Zittern wollte nicht abklingen. Und auch die Bilder wollten nicht verschwinden, egal wie fest er seine Augen zusammenkniff. Nur mit Mühe konnte er seinem Atem beruhigen und sich zwingen, einen klaren Kopf zu bewahren. Es war Vergangenheit... – Die Nacht war vorbei, die Schlägergruppe verschwunden und sie beide, er und Ray, waren gerettet...

Der junge Phönix riss seine Augen auf und sprang auf seine Füße.

‚Verdammt! Wo ist Ray?! Ist ihm etwas passiert? Geht es ihm gut!?’

Beinahe panisch drehte sich Kai im Raum, suchte nach irgendeinem Hinweis auf den Verbleib seines Teamkameraden. Sein Blick blieb beim Sessel hängen, anscheinend wurde dieser vor kurzem noch als Schlafplatz genutzt, da auf ihm noch ein Kissen und eine Decke lagen. Jedoch ließ etwas Anderes sein Herz kurz aussetzen. Auf der Sessellehne lag der Mantel des Schwarzhaarigen, der mit inzwischen dunkelrot gewordenen Flecken übersät war. Zittrige Hände griffen in den Stoff und hoben ihn an, damit er sich die Flecken besser anschauen konnte. Und sein Verdacht bestätigte sich...

‚Das ist Blut... – Oh mein Gott... – Ray!’

Der junge Russe ließ den Mantel fallen und riss die Wohnzimmertür auf. Und erneut konnte er sich nicht zurecht finden, alles kam ihm so fremd vor in diesem Haus. Doch irgendwo musste sein Freund sein und Kai hoffte, dass es ihm gut ginge...

„Ray! Wo bist du?! Ray! Antworte, wenn du mich hörst!“, rief der Silberblauhaarige quer durch die Wohnung, ohne darüber nachzudenken, dass diese eventuell bewohnt sein könnte.

So stand er schließlich verblüfft und mit weit aufgerissenen Augen im Türrahmen der Küche, als er in eben dieser jemanden mit feuerroten Haaren sitzen sah, der ihn nicht minder verwundert betrachtete. Nun war sich der junge Phönix wirklich nicht mehr sicher, ob er nicht doch noch in seinem Bett lag und all dies träumte. Während Kai noch damit beschäftigt war, seine innere Fassung zu bewahren, wechselte der Gesichtsausdruck Talas von verwundert auf streng... – Und der Junge mit den rubinroten Augen wusste, was dieser Gesichtsausdruck zu bedeuten hatte!

„Tala, ich-“, versuchte der Jüngere zu erklären, wurde aber harsch vom Rothaarigen unterbrochen.

„Kannst du mir mal erklären, warum du in deinem Zustand hier herumrennst wie ein Irrer?“

Gefährlich ruhig erklang die Stimme des Älteren im Raum und Kai brauchte nicht lange zu überlegen, was ihm nun blühte.

„Du wirst dich jetzt sofort wieder hinlegen, ehe du mir wieder umkippst! Verstanden, Kai?!“

‚Oh, bitte nicht... – Geht das schon wieder los!’, dachte der Angesprochene noch, ehe er sich umdrehte und beinahe fluchtartig die Küche verließ, den jungen Wolf dabei vollkommen überrumpelt zurücklassend.

„Kai? Hey, ich rede mit dir, verdammt! Komm sofort wieder zurück!! Kai!!“, brüllte Tala im Aufstehen, um sofort die Verfolgung aufzunehmen.

Der Silberblauhaarige indes versuchte krampfhaft, seinem „Verfolger“ zu entkommen, was sich als schwierig herausstellte, da er sich überhaupt nicht im Haus auskannte. Verwirrt und hektisch sah er sich um, mit Talas Rufen im Hintergrund...

„Kai!! Benimm dich nicht wie ein Baby und komm gefälligst her!! KAI!!!“

Zeit zum Überlegen blieb ihm keine, also entschied sich der junge Russe einfach für eine Tür, ganz egal, was sich dahinter befinden würde. Schnell huschte Kai durch die ihm rechts liegende Tür und schloss sie genauso schnell wieder, er stemmte sich sogar noch dagegen, damit dem Rothaarigen keine Möglichkeit mehr blieb, diese zu öffnen. Erleichtert seufzte der junge Russe, als ihn eine Stimme zusammenzucken ließ.

„Kai? Was machst du da?“

Erst jetzt wurde dem Angesprochenen bewusst, wo er sich befand. Er stand mitten im Badezimmer und ein schwarzhaariger Chinese, welchen er bis vor ein paar Minuten noch verzweifelt gesucht hatte, stand irritiert vorm Badezimmerspiegel und sah seinen Gegenüber mit tellergroßen Augen an. Zum Antworten kam Kai nicht mehr, denn schon hörte er Talas Stimme näher kommen. Im nächsten Moment hielt er Ray den Mund zu und legte seinen Zeigefinger auf seinem Mund, um seinem Freund zu signalisieren, dass er jetzt besser still sein sollte. Der Schwarzhaarige nickte leicht, obwohl diesem nicht klar war, was sein Teamleader da gerade fabrizierte.

Angespannt und vorsichtig legte der Silberblauhaarige sein Ohr an die Tür, man konnte erkennen, dass er förmlich die Luft anhielt, als er die Schritte und Stimme seines früheren Teamkameraden direkt neben dieser hören konnte. Doch der junge Phönix hatte anscheinend Glück, denn die Schritte entfernten sich schnell wieder, bis sie gänzlich verklungen.

Erleichtert ließ sich Kai an der Tür hinunter gleiten und schloss kurz die Augen, um sich einigermaßen wieder zu beruhigen. Er konnte es nicht leugnen... – Diese Aufregung am frühen Morgen hatte doch an seinen Reserven gezerrt. So bemerkte er zuerst nicht, dass sich Ray neben ihm setzte und ihn aus verwirrten und zugleich besorgten Augen beobachtete.

„Alles in Ordnung, Kai?“, fragte der junge Chinese und Kai nickte, öffnete dennoch nicht seine Augen.

„Ich brauche nur einen kurzen Moment... – Dann geht es wieder...“

Stille trat zwischen den beiden Jungs ein, welche immer noch an der Tür gelehnt am Boden saßen und ihren Gedanken nachhingen. Der junge Russe genoss die Ruhe, sie hatte etwas Beruhigendes an sich. Doch nicht nur die Stille allein gab ihm das Gefühl von Geborgenheit... – Die bloße Anwesenheit vom Schwarzhaarigen reichte aus, dass es ihm besser ging. Auch wenn sie nicht sprachen, allein den anderen bei sich zu spüren, war alles, was er jetzt brauchte... – Doch warum? Seit wann brauchte er Ray oder einen seiner anderen Freunde, um innere Ruhe zu finden, obwohl er doch früher in der Einsamkeit zuhause war? Er wusste es nicht... – Aber im Moment war es ihm auch egal. Sein Freund war da und es ging ihm gut...

Jedoch war der junge Chinese nicht der gleichen Ansicht wie Kai... – Zumindest was die Stille im Raum betraf.

„Du, Kai? Kann ich dich mal etwas fragen?“, beendete Ray die für ihn bedrückende Stille und erreichte es sogar, dass sein Sitznachbar endlich seine Augen öffnete.

„Sicher.“

Okay, seine Aufmerksamkeit hatte der Schwarzhaarige schon mal..

„Was sollte denn die Aktion von vorhin eigentlich bedeuten? Du bist hier rein gekommen, als ob der Teufel hinter dir her wäre und dann benimmst du dich wie in einem schlechten Actionfilm. Was ist los mit dir?“

Die letzte Frage betonte der junge Tiger sehr stark, da ihm das Verhalten seines Teamleaders mehr als nur Rätsel bereitete. Doch er konnte nicht ahnen, dass Kai sich die selbe Frage stellte..

„Weißt du... – Mit der Bezeichnung ‚Teufel’ liegst du gar nicht mal so falsch...“

„Meinst du etwa Tala?“

„Eben den..“, seufzte der Silberblauhaarige genervt und rieb sich kurz die Schläfen. „Aber erklär du mir erst mal, wo wir überhaupt sind und was Tala hier verloren hat!?“

Der Angesprochene legte leicht den Kopf schief, weil er mit der Vorstellung des Rothaarigen als Teufel nicht so wirklich etwas anfangen konnte, aber er würde später noch darauf eingehen.

„Stimmt, das kannst du gar nicht wissen, da du ja bewusstlos warst, als wir hier ankamen. Wir sind hier in der Wohnung von den Demolition Boys. Tala und Bryan haben uns gestern vor diesen Schlägern gerettet und hierher gebracht.“ Ein leichtes Lächeln schlich sich auf die Lippen des Schwarzhaarigen, während Kai bewusst wurde, dass er sich die Stimme und das Auftauchen des Älteren doch nicht bloß eingebildet hatte.

‚Dann sind sie also wirklich hier...’, dachte der junge Phönix, doch wohler wurde ihm von dieser Erkenntnis nicht.

„Aber du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet. Warum bezeichnest du Tala als Teufel? Er war es schließlich, der dich verarztet hat.“ Ray zog eine kleine Schmollschnute und Kai konnte nicht anders, als darüber zu schmunzeln.

„Weil er einer ist.“

Nun war der junge Chinese noch verwirrter. Was sollte das denn nun schon wieder? Doch ehe er widersprechen konnte, fuhr der Silberblauhaarige fort.

„Eigentlich hab ich nichts gegen Tala... – Wenn man ihn erst richtig kennt, dann kann man sich total auf ihn verlassen... – Er ist immer für einen da...“, sagte der junge Russe gedankenverloren und Ray glaubte, einen Hauch von Traurigkeit in seiner Stimme zu hören.

„Doch wie jeder Mensch hat auch er seine Macken... – Und seine Macke ist sein übertriebener Beschützerinstinkt! Er behandelt mich immer wie ein Kleinkind!!“

„Ähm, wie?!“, polterte es aus dem jungen Tiger heraus und starrte seinen Freund perplex an, während dieser sich die Haare raufte.

„Ich kann machen, was ich will! Sobald ich mir irgendetwas tue, selbst wenn ich mich nur an einem Papier schneide, bin ich schon schwerverletzt für ihn! Und dann bemuttert er mich von vorn bis hinten! Das ist so peinlich...“, stöhnte Kai und ließ seinen Kopf hängen.

Ray jedoch konnte nicht anders und fing an zu kichern. Der Blick, den er dabei von seinem Sitznachbarn erntete, hätte jeden anderen sofort in die Flucht geschlagen.

„Was ist denn daran so lustig?“, blaffte der junge Phönix, während der Jüngere sein Lachen irgendwie unter Kontrolle kriegen musste. Mit viel Überwindung schaffte er es auch und wischte sich ein paar Lachtränen aus den Augenwinkeln.

„Tut mir leid... – Aber die Vorstellung allein... – Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten..“, lächelte der Schwarzhaarige, wo jetzt Kai derjenige war, der eine Schmollschnute zog.

„Ich merk schon. Doch ich find es nicht so lustig, dieses Verhalten ist richtig krankhaft! Wenn ich vorhin nicht schnell die Kurve gekratzt hätte, dann wäre-“

„KAI ALEXANDER HIWATARI!!!!!“

Beide Jungs zuckten zusammen, als vom Gang her Talas Brüllen erklang. Der Gerufene wurde dabei kreidebleich.

„Ich weiß, dass du hier irgendwo bist!! Ich schwöre dir, ich stelle jedes Zimmer auf den Kopf, wenn du nicht freiwillig herauskommst!! Benimm dich nicht wie ein bockiges Kind!!“, rief der Rothaarige quer durch den Gang und riss beim ersten Zimmer die Tür auf. Dieser Junge machte keine leeren Drohungen...

„Oh, verdammt! Ray, ich bitte dich! Egal, was du machst... – Aber sorg dafür, dass er hier nicht rein kommt!“, flehte Kai seinen Teamkameraden verzweifelt an. Dieser brauchte nicht lange zu überlegen und Zeit dazu hätte er eh keine mehr gehabt, denn schon versuchte Tala, die Badezimmertür aufzumachen..

Schnell wies der Jüngere seinen Teamleader an, sich so neben die Tür zustellen, dass er dahinter verschwand, wenn man diese öffnete. Kaum war dies geschehen, riss Ray sogleich die Badezimmertür auf und funkelte den perplexen Russen auf dem Gang an.

„Bist du noch ganz bei Trost, hier wie ein Irrer herum zu schreien? Du hast jetzt bestimmt die gesamte Nachbarschaft aufgeweckt!“

Doch der junge Wolf schien keine Notiz auf die Worte des Chinesen zu nehmen.

„Ist Kai hier drin?“, fragte er und man konnte deutlich die Ungeduld in seiner Stimme hören. Er wollte schon den Raum betreten, doch sein Gegenüber hielt ihn davon ab.

„Nein, ist er nicht! Und halt dich bitte mehr zurück! Du hast mir vorhin noch gesagt, dass ihr noch nicht raus habt, welcher Schlüssel zu welcher Tür passt. Also etwas mehr Diskretion, wenn du jeden Raum durchsuchst. Nicht, dass du einen deiner Teamkameraden in eine für ihn peinliche Situation bringst...“, sprach der Schwarzhaarige mit Nachdruck und auch der ernste Blick schien seine Wirkung zu zeigen. Tala kam ins Grübeln und wandte sich schließlich zum Gehen.

„Ist gut. Aber sag mir Bescheid, wenn du ihn siehst... – Er sollte sich besser noch etwas Ausruhen, bevor er wieder richtig durchstartet.. – Schließlich ist er gerade erst wieder aufgewacht. Okay?“

Der junge Tiger nickte. Dann lief der Ältere den Gang entlang Richtung Küche. Gerade als Ray die Tür wieder schließen wollte, hörte er den Rothaarigen noch etwas murmeln..

„Ich mache mir doch Sorgen um dich... – Kai...“

Schweigend schloss er die Tür und kam sich wie ein elender Lügner vor, hatte er doch über Kais Aufenthalt gelogen. Aber als er dieses verzweifelte Gesicht gesehen hatte, da konnte er nicht anders..

‚Dafür schuldest du mir was, Kai!’, dachte der junge Chinese und ließ sich erneut an der Tür nieder. Der Silberblauhaarige gesellte sich dazu und ließ einen Seufzer der Erleichterung los, er war für diesen Moment gerettet.

„Danke...“

Ray lächelte. Es kam nicht oft vor, dass der Ältere jemandem dankte. Leider...

„Keine Ursache...“

Schweigen trat ein, doch dieses währte nur kurz, als Kai wieder das Wort ergriff.

„Weißt du... – Eigentlich hast du dafür eine Belohnung verdient.“

„Dann gibt mir einen Kuss!“

Puff! Mit einem Schlag wurde dem jungen Chinesen bewusst, was er da gerade losgelassen hatte. Er hatte ausgerechnet das laut ausgesprochen, was er sich innerlich so sehr wünschte! Kein Wunder also, warum sein Gesicht nun einer überreifen Tomate glich. Selbst sein Gegenüber wurde mit einer gesunden Gesichtsfarbe gesegnet, zwar nicht so tiefrot wie bei seinem Freund, aber immerhin. Schließlich hörte er nicht jeden Tag so eine Aufforderung, besonders nicht von einem Jungen. Mit großer Verwunderung in den rubinroten Augen beobachtete er seinen Teamkameraden, wie dieser versuchte, nicht durchzudrehen... – Was diesem aber mehr als schwer fiel!

‚Bist du von allen guten Geistern verlassen, Ray!!? Du kannst doch nicht einfach von ihm verlangen, dass er dich küsst!!! Welcher Teufel hat dich bloß geritten!!!? Er wird dich jetzt für einen perversen Vollidioten halten!! Oder noch schlimmer... – Er wird dich aus dem Team werfen!!! Nur, weil du deine dämliche Klappe nicht halten konntest!!! OH GOTT!!! ICH BIN SOWAS VON TOT!!! LASST MICH STERBEN!!! Sicher hasst er mich jetzt dafür...’, malträtierte sich der Chinese selbst in Gedanken, drückte hart seine Fäuste an seine Schläfen und suchte bereits nach der nächsten Wand, um seinen Kopf dort gegen zu schlagen, als zwei Hände sanft sein Gesicht umschlossen.

Mit leichtem Druck wurde sein Kopf so gedreht, dass er Kai ins Gesicht sehen musste. Rays Augen weiteten sich, als er sah, wie der Silberblauhaarige ihm langsam näher kam, das Rubinrot seiner Augen spiegelten Unsicherheit aus... – Verlegenheit und vielleicht... – Zuneigung?

Dem jungen Chinesen war dies jedoch egal und wenn dies ein Traum war, so hoffte er, dass er nicht sobald aufwachte. Denn diese Situation war schöner als jeder Traum, den er je in seinem Leben geträumt hatte.

Es zählte allein das Hier und Jetzt...

Vollkommen dem Anblick seines Teamleaders verfallen wurde seine Gesichtsröte noch etwas dunkler, falls dies überhaupt noch möglich war. Der Schwarzhaarige konnte es nicht mehr leugnen... – Er war verliebt... – Gefesselt vom flammenden Rubinrot seiner Augen und dem Klang seiner Stimme.

Es war ihm egal, was seine Freunde, seine Familie, ja, die ganze Welt von ihm halten würde!

Ray wollte nur noch eins... - ...die Lippen seiner großen Liebe auf seinen spüren und vor Lust verbrennen. Auch wenn dies bedeutete, Sünde zu begehen...

Langsam schlossen sich seine Augen, seine Gefühle und Gedanken fuhren Achterbahn, doch er ließ sie gewähren. Und er wartete...
 

Auch bei Kai spielten die Emotionen verrückt. Er wusste nicht, was er da tat, warum er das tat. Es war, als ob sein Kopf sich ausgeklinkt und nun sein Herz die Kontrolle über ihn genommen hätte. Alles fühlte sich merkwürdig und fremd an, jedoch machte es ihm keine Angst, im Gegenteil... – Sein Herz schlug mit einer Stärke, welche er nie zuvor kannte und eine unglaubliche Wärme durchflutete ihn. Es war auch nicht ekelerregend oder abstoßend, nein... – Es war auf seine Art irgendwie schön...

Was machte dieser Chinese nur mit ihm? Der junge Phönix erkannte sich selbst nicht mehr wieder, doch das war alles nicht mehr wichtig. Er sah das zierliche Gesicht vor sich, welches vor Verlegenheit immer noch gerötet war. Sah diese verführerischen Lippen, die nur auf ihn zu warten schienen. Er musste sich nur noch trauen...

Immer näher kam der Silberblauhaarige, das Verlangen stieg mit jeden Zentimeter, den er überwand. Es war nur noch ein kleines Stück zwischen ihnen...

Plötzlich stoppte Kai. Irgendetwas kribbelte an seinen Fingerspitzen und es waren nicht die Haarspitzen seines Teamkameraden. Es fühlte sich an, als ob sich da irgendetwas bewegte. Verwundert schaute er nach und erschrak, ließ sofort von seinem Gegenüber ab. Durch die ruckartigen Bewegungen öffnete auch Ray irritiert seine Augen und sah den Älteren perplex an, welcher hastig nach Atem rang.

„Kai, was ist los?“, fragte der Junge mit den goldgelben Augen. Er war enttäuscht und auch irgendwie verletzt. ‚Findet er mich doch abstoßend...?’ Betrübt schaute der Junge zu Boden, er spürte, wie in ihm die Tränen hochstiegen. Was er jedoch nicht wusste, war, dass sein Gegenüber sich wegen etwas ganz anderem erschreckt hatte.

„Ray? Ich will dir keine Angst machen, aber... – Du hast da irgendwas auf deinem Kopf sitzen.“

„Wie?“

Verwundert starrte der Jüngere seinen Gegenüber an. Dieser deutete nur mit dem Zeigefinger auf etwas, was sich wohl auf seinem Kopf befand. Verwirrt beugte sich Ray nach vorne, als im nächsten Moment etwas vor seine Füße fiel. Beide Jungen starrten auf das Ding, was da vor ihnen lag. Erst konnte man nicht viel erkennen, es war irgendetwas Schwarzes, Pelziges mit Beinen dran. Neugierig beäugten die beiden Bladebreaker es von allen Seiten, konnten es trotzdem nirgends einordnen. Als es sich jedoch aufrappelte und sich zu seiner vollen Größe ausbreitete, verließ jegliche Farbe ihre Gesichter...
 

„Stella? Stella!“

Ian rannte von Raum zu Raum, krabbelte unter die Betten, schaute hinter und in den Kisten nach und drehte buchstäblich jeden Stein um. Anscheinend suchte der 14-Jährige etwas..

Die restlichen Demolition Boys hatten sich mittlerweile in der Küche zusammengefunden. Talas lautstarke Aktion hatte sie mehr oder weniger sanft aus den Betten geholt, sodass sich alle darauf einigten, gemeinsam erst mal zu frühstücken. Spencer stand am Herd und briet ein paar Spiegeleier, während Bryan und der Rothaarige am Tisch saßen. Ersterer trank gerade seinen Kaffee und der andere war in seine Zeitung vertieft. Es herrschte eine ausgesprochen ruhige Stimmung... – Zumindest bis der Jüngste des Teams in die Küche gespurtet kam.

„Hat einer von euch Stella gesehen?“, fragte Ian alle Anwesenden in der Küche, die daraufhin von ihren Tätigkeiten abließen und den Kleinen irritiert ansahen.

„Schon wieder?“, war der einzige Kommentar des jungen Wolfes, ehe er sich wieder seiner Zeitung widmete.

„Ian, wie oft hab ich dir gesagt, du sollst auf deine Sachen aufpassen..“, seufzte der große Blonde und schüttelte nur den Kopf.

„Aber ich hab doch aufgepasst! Da war alles zu! Ich versteh ja auch nicht, warum sie schon wieder verschwunden ist!“

Verzweifelt sah sich der lilahaarige Junge um, es war offensichtlich, dass ihm diese Stella sehr am Herzen lag.

„Nun mach mal keine Panik. Die taucht früher oder später bestimmt wieder auf...“, wollte Tala den Kleinen beruhigen und während er gerade die Seite seiner Zeitung umblätterte, hörte man einen hysterischen Aufschrei, der alle in der Küche aufschrecken ließ.

„Was war das denn?“, wollte Spencer wissen, als Bryan lauthals loslachte und die Aufmerksamkeit aller auf sich zog. Nur mit Mühe konnte sich der Blasslilahaarige beruhigen, doch das gehässige Grinsen blieb.

„Ich glaube, Ray hat deine Vogelspinne gefunden, Ian!“
 

to be continued...
 

Okay, mit diesem Kapitel hab ich wohl den Hass aller KaRe-Fans auf mich gezogen... ^^“

Tötet mich nicht!!!

Bis zu ihrem ersten Kuss wird es noch etwas dauern, habt also bitte noch etwas Geduld, ja?
 

Dieses Kapitel ist bisher das längste, was ich hochgeladen habe.

Eine kleine Entschädigung für das lange Warten. ^^

Kapitel 6 ist bereits in Arbeit, ich versuche es diesmal schneller fertig zu kriegen. Kann ja schließlich nicht sein, dass ich für jedes Kapitel sechs Monate brauche... -_-“

Dann wäre ich ja noch in zehn Jahren mit der FF dran! ^^“
 

Tja, nun ist unser strahlender Held mit den feuerroten Haaren aufgetaucht, doch ob diese Tatsache für unseren kleinen Hiwatari nun von Vor- oder Nachteil sein wird, das steht noch in den Sternen... – Zumindest für ihn! F3

Ich verspreche euch, es wird noch sehr turbulent mit den beiden, ob man(n) es will oder nicht. ;)

Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass Bryan-kun irgendwie total als arrogantes Arschloch rüberkommt! XD

Doch das passt am Besten zu seinem Charakter, jedenfalls ist das meine Meinung. Und seine Kommentare sind doch auf ihre Art und Weise ganz lustig, nicht?

Falls jemand jetzt denkt, dass die Demolition Boys nun vollkommen OOC sind, so denke ich nicht, dass das stimmt. In der dritten Staffel hat man ja sehen können, dass Bryan und Spencer im Gegensatz zur ersten Staffel richtig locker geworden sind. Eine natürliche Entwicklung, wenn man von diesem Ekel Boris loskommt. Außerdem finde ich es richtig interessant, mal eine andere Seite von diesen Jungs zu zeigen. Eine menschliche Seite...
 

Aber ich schreibe schon wieder zuviel! XD

Ich freue mich über jeden hinterlassenen Kommentar und wir sehen uns dann zum nächsten Kapitel!!

Bye Bye!!
 

your Ahna



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von:  Schattenkatze
2008-08-31T21:50:15+00:00 31.08.2008 23:50
*sich wieder vom Boden ausrappel* Die Vogelspinne ist ohne Frage der Star dieses Kapitels. Wie gern hötte ich die Gesichter der beiden gesehen.
Überhaupt ist dieses Kapitel sehr herrlich humorvoll. Kai auf der Flucht vor Tala, ein herrliche Vorstellung.
Jetzt ist es amtlich, diese FF geht ohne Umwege in meine Favo-Liste.
*wartet ungeduldig aufs nächste Kapitel*

Von:  Pfefferminze
2008-05-25T11:27:08+00:00 25.05.2008 13:27
Das war doch so klar, dass das ne Spinne sien musste *rofl*
geil.
ein sehr gutes Chap.
Mir gefallend ie kleinen Details die du immer wieder eingebaut hast, ncihts besondersers aber mit gutem Effekt.
Der Unterbrochene Kuss ist ärgerlich, wirklich, aber gut, für den Lacher. X3333333333333
NJa, bin mla gespannt auf das nächste Kapitel.
*winks* ming
Von:  Venka
2008-05-24T16:05:15+00:00 24.05.2008 18:05
Tja, eigentlich hatte ich dir ja schon bei der Korrektur des Kapitels gesagt, das ich es klasse finde ^^

Ich liebe Bryan, der kommt so herrlich selbstsicher-arrogant rüber XD.

Aber der Kracher war der mit der Spinne. Ich habe es grade noch mal gelesen und lag wieder flach. XD

Wann kommt das nächste?

Venka
Von: abgemeldet
2008-04-24T04:38:09+00:00 24.04.2008 06:38
omein gott, das mit der vogelspinbne war echt ein brüller XD, nein ich dachte erst diese situation zwischen kai udn ray wird so eine typische, kitschige, wie man sie as hunderten ffs kenntm, aber das hast du glorreich zu verhindern gewusst *lob*
hm also fehler sind mir eigentlich keine aufgefallen, was aber auch daran liegen könnte das es recht grüh ist und meine auffassungsgabe noch ein wenig getrübt ist...u.u
naja ich muss gleich los also bis denne ^^
Von:  Tayuya
2008-04-20T19:44:56+00:00 20.04.2008 21:44
XD XD XD XD XD XD XD XD XD XD XD XD XD XD XD XD XD XD XD XD XD XD XD XD XD
Das ist einfach zu geil.
Lustig, über lustig.
Das war en echt super tolles Kapitel.
Freu mich schon aufs nächste.
GLG
Tayuya
Von:  Alphawoelfin5
2008-04-19T21:44:00+00:00 19.04.2008 23:44
Ein Spitzenkapitel!!! Hast Dich selbst übertroffen!!! *Daumen hoch*
Am besten war der Satz zum Schluß!! "Ich glaube, Ray hat deine Vogelspinne gefunden!" Ehrlich gesagt wäre ich wahrscheinlich noch in Ohnmacht gefallen, wenn mir so etwas aus den Haaren gefallen wäre!!! *grins*
Und die verpatzte Kussszene, naja Du kennst ja meine Meinung!!! *hämisches Grinsen*
Bin schon auf das nächste Kapitel gespannt!!!

Von:  Dranza-chan
2008-04-19T19:49:51+00:00 19.04.2008 21:49
Ein super Kapi!!
Ich find das Gespräch im Bad echt gut wo Kai das mit Talas Verhalten erzählt und Ray Tala dann abwimmelt!
Schade das sich die zwei nich geküsst haben, waär ja zu schön gewesen wenn das so schnell gegangen wäre, da is die Vogelspinne echt ne gute Idee für ne Unterbrechung!
Freu mich schon auf's nächste Kapi!
lg Dranza-chan
Von:  SkyAngel
2008-04-19T14:06:33+00:00 19.04.2008 16:06
wow, das war mal hammer geil xD

alleine schon das mit dem kleinkind und der vogelspinne... *fett grins*

mach weiter so ^^"
Von:  CrazyRose
2008-04-18T19:51:20+00:00 18.04.2008 21:51
xD *vor lachen nicht mehr einkrieg*
Das Chap war einfach genial!!! Kais Reaktion auf Talas extremen Beschützerinstinkt ist echt super beschrieben und mit Ian's Vogelspinne auch einfach klasse!
Find ich richtig gut, dass Tala und Co jetzt endlich dabei sind ... wird bestimmt noch richtig hamma mit denen :-P
Großes Lob nochmal!

LG Mino

Ps: Nächste Mal bitte Ens schicken ;-) steh ja sogar schon auf deiner Liste ;D
Von:  Manaka_cosplay
2008-04-18T18:58:30+00:00 18.04.2008 20:58
XDDDDDDDDDDDDDDDDDDDD
ja da würd wohl Ray Ians spinne gefunden haben,wirklich lustig
un das tala so ein beschützerinstinkt für kai hat,is auch ganz lustig,passt aber i-wie zu ihm XDDDDDDD
un es war wirklich gemein,als die zwei ihren "kuss" unterbrechen mussten,fies von dir XD
wirklich ein tolles kapitel^^
hoffe es geht wirklich bald weiter!!!
glg dei-chan


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