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Vampire gibt es nicht!

...oder doch?
von

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Acu

„Du, Kai?“

„Hm?“, er hörte sich bereits ziemlich verschlafen an. Ich lächelte in die Dunkelheit hinein.

„Ach nichts. Gute Nacht.“

„Gute Nacht, Yuri.“
 

Wir hatten uns darauf geeinigt, dass ich im Stockbett oben schlafen durfte. Es war stockfinster im Raum, nur durch ein kleines Dachfenster drang etwas Mondlicht von draußen herein. Ich lag schon ziemlich lange im Bett. Aber mir war nicht nach schlafen. Irgendetwas hielt mich wach. Ich wusste selbst nicht genau, was.
 

Ich wartete, bis Kais ruhiger Atem deutlich zu hören war.

Dann schwang ich meine Beine aus dem Bett, kletterte die Leiter hinunter und verließ leise das Zimmer.
 

In der ganzen Jugendherberge war es still, aus keinem der Zimmer kam noch ein Laut. Auch die Lehrerin hatte ihre Nachtwache bereits abgeschlossen und war in ihr Zimmer zurück gekehrt.
 

Ich schlich lautlos durch den Gang bis zur Terrassentür. Darum bemüht, kein Geräusch zu machen, öffnete ich sie leise und glitt durch den Spalt nach draußen.

Die Terrasse war riesig, viel größer als mein Zimmer auf jeden Fall.

Vom Mondlicht erhellt breitete sich darunter der Wald aus.

Irgendwie sah die alte Jugendherberge wie ein Schloss aus einem Film aus, so wie sie einsam und verlassen über den Wald zu wachen schien. Und dazu noch diese riesige Terrasse… beinahe wie in einem meiner heißgeliebten Vampirfilme.
 

Bis vor kurzem hätte ich wahrscheinlich noch traurig abgewunken und mich selbst wieder mit der Ausrede, dass es keine Vampire gäbe, zurück in die Realität geholt.

Aber jetzt?

Mein bester Freund selbst war eine dieser von mir so angehimmelten Fantasiefiguren.

Also konnte es gut möglich sein, dass es Vampire genauso gab wie Menschen aus anderen Ländern. Vielleicht lebten sie sogar ganz normal unter anderen Menschen.
 

Ich seufzte. Bis jetzt hatten mich immer alle ausgelacht, wenn ich meine Hoffnungen, dass es Vampire vielleicht doch irgendwo gab, laut ausgesprochen hatte.

Und jetzt? Jetzt hütete ich Kais Geheimnis. Und ich würde es nie in meinem ganzen Leben an irgendjemanden verraten.
 

Ich setze sich auf das breite Geländer der Terrasse. Von hier hatte man einen traumhaften Ausblick…

Schade eigentlich, dass der Ausflug nur noch bis morgen dauern würde.

Dann wären wir wieder zurück im Internat.
 

Ich seufzte erneut.

Die kalte Luft fühlte sich gut an, anders als das kalte Wasser zuvor.

Und ich genoss die Einsamkeit.
 

Bevor Kai in ihre Klasse gekommen war, war ich immer alleine in der Klasse gesessen und hatte auch während den Pausen nicht viel Kontakt zu meinen Mitschülern gehabt.

Stattdessen hätte ich lieber stundenlang von meinem Platz am Fenster den Himmel beobachtet und meinen Träumen nachgehangen. Auch während der Schulstunden schweifte mein Blick öfters aus dem Klassenzimmer.

Es hatte sich nie jemand darum bemüht, Kontakt zu mir aufzunehmen.

Es wäre sowieso vergebens gewesen, ich wies jede Kontaktaufnahme ab.
 

In der Grundschule hatte ich das letzte Mal eine Freundin gehabt. Ich war nie der Typ gewesen, der viele Menschen um sich scharte. Lieber war mir eine Freundin.

Meine Grundschulfreundin und ich waren wie Schwestern gewesen, hatten alles geteilt, auch unsere Leidenschaft für Fantasieromane.

Aber irgendwann hatte meine Freundin plötzlich aufgehört, sich mit den Schattenwesen zu beschäftigen, fand es plötzlich doof und kindisch. Kurz danach war sie nach der Scheidung ihrer Eltern mit ihrem Vater in eine andere Stadt gezogen.

Gesehen hatte ich sie seitdem nicht mehr.
 

„Ist da jemand?“, eine tiefe Stimme riss mich plötzlich aus meinen Träumen.

Jemand hatte anscheinend die offene Terrassentür bemerkt und war nach draußen gekommen. „Ja, tut mir Leid!“, ich drehte sich zu der fremden Person um. „Ich wollte nur etwas frische Luft schnappen.“

„Aber das macht doch nichts!“, im Schein des Mondes konnte ich einen Jungen erkennen, wahrscheinlich in meinem Alter. Gesehen hatte ich ihn bis jetzt noch nie.

Aber irgendetwas war seltsam an ihm.
 

„Ich kann verstehen, dass du die ruhige Nacht genießen wolltest. Ich finde, heute hat der Mond etwas besonders schönes!“, der Junge lehnte sich nicht weit entfernt von mir gegen das Geländer.

Ich nickte und sah wieder nach oben. „Er wirkt so beruhigend…“

„Aber es ist selten, dass ich hier jemanden nachts treffe, sonst bin ich hier immer alleine“, der Junge lächelte mich erneut an.

„Kommst du oft hier raus?“, ich wandte mich meinem Gesprächspartner zu. Er hatte die Augen geschlossen.
 

„Ja, jede Nacht. Das Anwesen gehört mir und ich genieße sehr gerne die Aussicht. Die Terrasse ist mein Lieblinsplatz.“

„Kann ich verstehen…“, ich wendete mich wieder dem Ausblick zu. Irgendetwas an dem Kerl war seltsam. Dann aber stutzte ich.

„Das Anwesen gehört dir?“, verwirrt drehte ich mich wieder ihm zu. Er nickte.
 

„Aber… du bist doch noch so jung…“, das ganze weckte mein Interesse.

„Ach, weißt du, Alter ist relativ. Man muss nicht sonderlich alt sein, um schon Besitzer eines Hauses zu sein, wenn da niemand anderes ist, der es übernehmen könnte.“

„Und deine Eltern?“

„Die sind schon vor vielen Jahren gestorben. Sollte wohl nicht sein. Aber reden wir nicht mehr darüber, dazu ist die Nacht viel zu schön. Darf ich dich nach deinem Namen fragen?“, er lächelte mich wieder an.
 

Ich schauderte. Sein Lächeln war eiskalt, seine Augen hielt er immer noch geschlossen.

„Mein Name ist Yuri. Und wie heißt du?“

„Mein Name spielt keine Rolle. Ich denke nicht, dass das irgendetwas ändern würde.“

„Was ändern?“, noch bevor ich begriff, was er meinte, stand der Junge plötzlich hinter mir. Innerhalb eines Wimpernschlages hatte er sich einfach so bewegt.
 

„Was?“, erschrocken wandte ich mich ihm zu.

Als ich seine Augen sah, erstarrte ich.
 

Nun schaute er mich an, aus seinen tiefroten Augen sah man keinen Funken von Liebenswürdigkeit. Der Junge hielt mich mit eisernem Griff an den Handgelenken fest.

Dann fixierte er meinen Nacken. Ich war wie zur Salzsäule erstarrt, konnte mich keinen Millimeter mehr rühren. Was bedeutete das?
 

„Gute Nacht, kleine Yuri…“, er küsste mich am Hals.
 

Gerade als ich ein lechzendes Geräusch neben mir hören konnte, durchbrach eine scharfe Stimme die Nacht. „Was soll das werden, Acu?“, ich zuckte zusammen.

Kais Stimme war fast ebenso dunkel wie die des Jungen, der da hinter mir stand.
 

„Sieh mal einer an, lange nicht gesehen, Kai“, ohne mich los zu lassen, wendete Acu seinen Kopf und grinste Kai an. Aus seinem Mund ragten weiße Fangzähne.

Kai schritt mit einem eiskalten Blick auf den Jungen zu.

„Ich hab dich gefragt, was das werden soll, Acu!“, er hörte sich wütend an.

Aber seine Stimme war mir beinahe so fremd wie die eines Unbekannten.
 

Langsam löste sich meine Starre und ich versuchte, mich aus der Umklammerung des Jungen zu befreien. „Na, na, wer wird denn, meine Süße. Nicht dass du uns da noch runter fällst!“, mit einem leichten Schupps drängte Acu mich weiter an den Rand des Geländers.

Unter meinen Beinen war nichts außer einigen Baumwipfeln.
 

„Lass den Scheiß!“, Kai riss Acus Hände von mir und zog mich an sich.

„Ach, Kai, jetzt hab dich nicht so, ich wollte sie doch nur erschrecken. Und vielleicht etwas naschen. Also komm, schau nicht so böse!“, der Junge winkte grinsend ab.
 

„Wehe, du rührst sie noch einmal an, dann kannst du was erleben!“, ohne ein weiteres Wort drehte sich Kai um und zog mich mit sich. Ich wandte mich nur noch kurz um und sah den fremden Jungen, wie er da stand und zu lachen begann. Dabei durchfuhr mich ein eiskalter Schauer.
 

„Kai?“, leise flüsternd wandte ich mich wieder meinem Freund zu, der mich immer noch an den Handgelenken fest hielt und mit sich zog. Bis jetzt hatte er nichts gesagt und nur starr gerade aus gesehen.

Er schwieg eisern weiter, bis wir zurück in unserem Zimmer waren.

Mit einem leichten Schupps stieß er mich von sich, sodass ich auf dem Bett landete. Dann schloss er die Türe und sank seufzend zu Boden.
 

„Kai? Alles in Ordnung?“, ich hatte mich auf das Bett gesetzt und sah ihn mit besorgtem Blick an. Dann, ganz ohne Vorwarnung und innerhalb eines Augenblicks, war er neben mir und schlang seine Arme um mich.
 

„Jag mir bitte nie wieder so einen Schrecken ein, ja?“, seine Stimme klang wieder normal, nur leiser und etwas zittrig. Ich war durch die Umarmung ziemlich verwirrt.

„Wer… wer war das?“, war alles, was ich noch heraus brachte. Kai löste die Umarmung, legte seine Hände auf meine Schultern und sah mir direkt in die Augen.

„Jemand, von dem du dich lieber fern halten solltest, Yuri. Wirklich, es ist besser so.“

„Kai, sag schon, wer war das?“, ich versuchte, in seinen Augen wenigstens einen winzigen Funken zu erkennen, in dem ich eine Antwort finden konnte. Aber da war nichts außer leichter Panik und Sorge.

War er etwa wegen mir so durcheinander?
 

„Ich kenne ihn schon sehr lange… und bis jetzt hat er jeden, der mir oder meinem Geheimnis zu nahe gekommen ist…“, er stoppte.

„Was, Kai? Was hat er gemacht?“, irgendetwas ließ mich nicht locker lassen.

Was war es, was hatte dieser Typ gemacht, um bei Kai solche Gefühle frei zu setzen?
 

Aber statt einer Antwort umarmte er mich wieder.

„Halt dich fern von ihm. Halt dich bitte einfach fern von ihm, Yuri, und bleib bei mir.“ Und damit ließ er sich einfach mit mir in den Armen umfallen, zog die Decke über uns beide und tat so, als würde er schlafen.
 

Er ließ mich die ganze Nacht über nicht los.
 

Durch die ersten Sonnenstrahlen, die durch die Dachluke fielen, geweckt, wusste ich erst nicht, wo ich war. Als ich dann aber den Kopf drehte und seinen weißen Haarschopf neben mir entdeckte, lief die Szene von gestern Nacht wieder vor meinem geistigen Auge ab.

Dieser Acu, wie Kai ihn genannt hatte, war eindeutig ein Vampir gewesen. Ob er so war wie Kai, konnte ich noch nicht beurteilen. Aber er war unheimlicher gewesen… oder auch nicht.

So wie Kai sich ihm gegenüber verhalten hatte, hatte auch er mir Angst gemacht. Und dieser Acu war stark gewesen… ich hatte mich nicht bewegen können und auch jetzt noch schmerzten meine Handgelenke.
 

Kai fing plötzlich neben mir leise zu stöhnen an. Dann öffnete er seine Augen.

„Guten Morgen!“, er grinste mich sorglos wie immer an. Ich schloss noch einmal kurz die Augen.

„Dir ist schon klar, dass es gewaltig Ärger gibt, wenn die Lehrerin hier gleich zum Morgenweckruf rein kommt und wir hier gemeinsam in einem Bett liegen, noch dazu eng umschlungen?“, ich holte mich selbst wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

Wenn sie wirklich gleich hier rein kommen würde, wäre sie wahrscheinlich komplett von der Rolle. „’tschuldige“, immer noch grinsend ließ Kai mich los.
 

Ich krabbelte immer noch leicht müde aus dem Bett. „Bin im Bad“, ich öffnete die Tür zum Nebenraum einen Spalt breit, glitt hindurch, sperrte die Tür aber nicht ab. Ich holte meine Zahnbürste aus meinem kleinen Kosmetiktäschchen und machte mich ans Zähne putzen.

Schon nach ein paar Minuten folgte mir Kai. Mit einem Kopfnicken deutete er mir an, dass die Lehrerin gerade hier gewesen war, dann steckte er sich seine Zahnbürste ebenfalls in den Mund.

Schweigend standen wir nebeneinander.

Bis ich auf einmal zu kichern anfing. Ich wusste nicht, warum, aber ich konnte nicht anders. Und auch Kai schien es ähnlich zu gehen.

Auch er lachte plötzlich laut los, verschluckte sich am Zahnpastaschaum, hustete wie wild und lachte dann weiter. Es dauerte etwas, bis wir uns beide wieder beruhigt hatten. Ich spritzte mir Wasser ins Gesicht und griff nach meinem Handtuch. Dann sah ich ihn an, lächelte kurz und verschwand dann zurück in den Schlafraum.
 

„Und was machen wir jetzt? Meine Sachen sind unten auf der Wäscheleine im Gemeinschaftsraum. Kommst du mit sie holen?“, ich zog meine Hausschuhe an. „Klar!“, Kai grinste.

„Mach dir keine Hoffnungen, meine Unterwäsche war im Badezimmer zum Trocknen, die hab ich schon weggeräumt.“

„Verdammt…“, war von ihm zu hören. Ich kicherte.

„Du bist so leicht zu durchschauen!“

„Denkst du!“, er lächelte geheimnisvoll. „Komm schon, gehen wir lieber, bevor die anderen deine Sachen womöglich noch mit der Schere in ihre Einzelteile zerlegen.“
 

Gemeinsam gingen wir nach unten, holten meine Sachen von der Wäscheleine und trugen sie wieder nach oben. Sie waren vielleicht noch nicht ganz trocken, aber ich wollte nicht riskieren, sie im Gemeinschaftsraum hängen zu lassen.

„Lass die Sachen doch hier trocknen“, wieder im Zimmer angekommen, hängten Kai uns ich meine Kleider über das Bett.
 

Von draußen strahlte die Sonne inzwischen hell und warm durch das kleine Fenster.
 

„Muss ich wohl. Das blöde ist nur, dass wir gleich zum Frühstück müssen. Und da kann ich ja wohl nicht so auftauchen“, ich schaute an mir hinunter.

Ich trug immer noch die Sachen, die Kai mir am Abend zuvor geliehen hatte:

Eine seiner Shorts und ein kurzes, schwarzes Shirt, dass schon fast bauchfrei war. Warum hatte er denn bitte so knappe Sachen?
 

„Was hast du denn, sieht doch sexy aus!“, er grinste.

Meine Wangen verfärbten sich rot. „Ja, klar, und wenn deine Fangirls das sehen, kann ich mein Leben gleich abhaken…“, ich seufzte.
 

„Ok, das lass ich mir einreden. Hier, fang!“, er warf mir eine seiner kurzen Hosen und ein weiteres Shirt zu.

„Danke sehr!“, ich zog die Hose über die Shorts an, für das Shirt drehte ich mich einfach um. Auch wenn ich seine Blicke im Rücken spüre und mir deutlich sein überraschtes Gesicht vorstellen konnte, zog ich das kleinere Shirt aus und warf es hoch ins Bett.
 

Als er mich in meiner schwarzen Spitzenunterwäsche sah, lief er knallrot an.

„Mann, kannst du das nicht im Bad machen?“

„Nee“, antwortete ich einfach grinsend und zog mir das größere Shirt über den Kopf. Dann hakte ich mich bei ihm unter.

„Können wir?“

„Klar…“, gemeinsam schlenderten wir den Gang hinunter zum Frühstücksraum.
 

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Ok, weil ich böse war und mich sooooooo lange nicht gemeldet hab,

hab ich mir extra viel Mühe mit der Länge gegeben!

(Falls noch irgendjemand die FF hier liest...)

Widmen möchte ich das Kap hier abgemeldet, weil sie irgendwie (mit einer Ausnahme) die einzige ist, die mir immer Kommies macht, über die ich mich sehr freue ^-^

Ich hoffe ja doch, du ließt das hier!
 

deine Angel



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