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Chrysalis Soul

Oder: Was passiert, wenn sich vier Verzweifelte begegnen... [NEUES KAPPI IS DA! http://animexx.onlinewelten.com/weblog/benutzer.php?weblog=166198#eintrag321219]
von

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Soulbond Theory

-"Kein Tier ist so wild, daß nicht menschliche Mühe es zähmen könnte; und die menschliche Seele, die alles zu zähmen vermag, soll nicht zu zähmen sein?"-

(Erasmus von Rotterdam)
 

~~
 

"WIE BITTE?!! Was-... was soll-... sag mal Justin, willst du mich verarschen?!!"

Die zahlreichen Passanten, die trotz der frühen Morgenstunde bereits auf dem Johannesplatz unterwegs waren, drehten sich verwundert nach dem Urheber dieses Tarzangeschreis um.

"... HÄH?!! Ooooh nein, komm mir nicht mit dieser Tour-... was?? Das hab ich doch nie im Leben gesagt!!"

Yukito seufzte wie eine unglückliche Elefantendame. Ob es etwas bringen würde, sich die Ohren zuzuhalten?

"Toya-... um Gottes willen, schrei doch nicht so!", startete er einen zaghaften Versuch, seinen aufgebrachten Begleiter zu beruhigen.

Dieser wähnte sich gerade damit beschäftigt, in sein Handy zu brüllen, welches ihm schon seit über einer halben Stunde an der linken Backe festklebte. Gerade erlitt er wieder einen neuen infernalischen Schreikrampf.

"JETZT REICHT'S MIR ABER, JUSTIN!!! Was soll das heißen, wir sind raus aus dem Fall?!!"

Am anderen Ende der Leitung murmelte es. Die meisten Leute, die an ihnen vorbeiliefen, blickten verlegen in eine andere Richtung.

Yukito jedoch merkte auf, denn die letzten Worte seines Freundes hatten ihn neugierig gemacht.

Wenn Toya 'Justin' sagte, dann konnte es sich nur um seinen Partnerkommissar handeln, Justin Derrick Fullright. Das Amt des obersten Kommissars unterlag in Kingstonville dem Gesetz der Kollegialität- es musste immer zwei oberste Kommissare geben, die sich gegenseitig unterstützten, aber dem anderen gleichzeitig auch auf die Finger schauten.

Und die Zusammenarbeit zwischen Toya und Justin war bisher- von Toyas regelmäßigen arbeitsneurotischen Anfällen mal abgesehen- relativ reibungslos verlaufen, warum also dieser grobe Ton?

Da konnte doch etwas nicht stimmen.

"... Was?!", bellte der Kommissar soeben und gestikulierte in seiner Wut so heftig, dass er Yukito um ein Haar die Brille von der Nase gefegt hätte, "Hör zu, es kümmert mich einen Scheißdreck, was Mister Schaufensterblondine Joshua O'Connor sagt, kapiert?!! Sag mal, bist du neuerdings schwul, dass du dich ständig so von ihm fertigmachen lässt?!!"

Ah ja. Stichwort schwul. Was wohl aus diesem schwarzhaarigen Grobian und seinem blonden Kumpel geworden war?

Ob sie mittlerweile den Kerl gefunden hatten, der ihr Haus angezündet hatte?

"Jetzt krieg das doch nicht wieder in den falschen Ha--... WAS?!! He, weißt du was?? Du kannst mich mal kreuzweise, ja, du und alle anderen, die ein Problem haben mit Toya Kinomoto-... JA, DU MICH AUCH!!"

Mit einer Mischung aus Schnauben und Knurren beendete Toya das Gespräch. Yukito blinzelte und nahm die schwere Einkaufstüte ein Stück weit herunter, um einen zaghaften Blick auf die hochrote Visage seines Kumpels erhaschen zu können.

"Ahemm-... darf man sich erkundigen, was los war? Wieso hat dich Justin angerufen?"

"Du wirst mir nicht glauben, wenn ich es dir erzähle!"

"Versuch's einfach. Red am besten Klartext, mehr brauche ich nicht. Jedenfalls nicht nach einem Jahr mit Johansen."

Der junge Kommissar stieß ein Stöhnen aus.

"Du willst also Klartext? Okay. Justin hat mich angerufen, um mir zu sagen, dass Pantoliano unserer Abteilung die Zuständigkeit für unseren aktuellen Fall entzogen hat."

Schweigen. Der junge Mann mit der Brille wurde blass wie eine Kiste Runkelrüben.

"W-was?? Du meinst doch wohl nicht-..."

"Doch, genau das meine ich. Diese Serienmorde, darunter auch die Fälle Yamazawa, Navras und Delnatte. Einfach entzogen. Aus. Futschikato. Justin hat vor einer halben Stunde einen Anruf von diesem Joshua O'Connor erhalten."

"O'Connor? Ist das nicht der im Dezernat zuständige Ministerialrat? Und was hat er gesagt?"

"Er hat gesagt, dass Pantoliano uns kaltgestellt hat. Wir haben keine Genehmigung, weiter vorzugehen. Ende Gelände."

"A-aber-... aber mit welcher Begründung?"

Toya stieß ein Knurren aus. "Mit einer Scheißbegründung! Er hat uns die Verantwortlichkeit entzogen, weil die ganze Affäre- ich zitiere- 'bereits politische Ausmaße angenommen hat, und es wohl nicht mehr zu erwarten steht, dass die städtische Kriminalpolizei allein mit den aktuell vorherrschenden Umständen fertig wird'! Manchmal könnte ich diesem snobistischen Lackaffen die Fresse polieren, dass er nicht mehr weiß, wo vorne und hinten ist!"

Yukito senkte den Blick. Man konnte ihm förmlich ansehen, wie die Rädchen hinter seiner Stirn rotierten.

"Das macht doch alles keinen Sinn!", sagte er schließlich, "Wenn die ganze Sache schon politische Züge angenommen hat, sollte Pantoliano doch erst recht alle Leute zu Rate ziehen, die er kriegen kann! Wieso entzieht er uns dann einfach die Zuständigkeit? Wir waren doch schon so in dem Fall drin!"

"Er scheint wohl zu glauben, dass seine 'Spezialeinheiten' dem eher gewachsen sind", grollte Toya, und es war nicht schwer, ihm anzusehen, was er selbst über diese Spezialeinheiten dachte, "Das ist doch schon mehr als nur dubios! In letzter Zeit will mir dieser Kerl mit seinen Methoden einfach nicht mehr schmecken!"

Yukito seufzte. "... Und-... und was schlägst du vor? Was sollen wir jetzt machen?"

Diese Frage hasste er fast noch mehr als Johansens Salatsandwich-Sucht. Aber im Moment war sie leider unausweichlich.

Toya blieb auf dem Gehweg stehen und rieb sich gründlich die Nase- bei ihm immer das ultimative Anzeichen für einen langwierigen, tiefschürfenden Denkprozess.

Sein Freund sah ihn über die Chinakohlstangen hinweg, die aus seiner Einkaufstüte ragten, zweifelnd an.

"Soweit ich das sehe, haben wir genau zwei Optionen", meinte der Kommissar schließlich ernst.

"Die da wären?"

"Also. Option eins: wir bewähren uns als gewissenhafte, tugendliche Bürger und tun einfach das, was man von uns verlangt. Wir akzeptieren, dass man unsere Abteilung ohne jede Vorwarnung aus dem Verkehr gezogen hat, wir hocken uns auf unsere verständnisvollen Hinterteile, sehen zu, wie die wirklich harten Jungs diese Angelegenheit regeln, und warten dabei brav auf den nächsten Fall, den wir gnädigerweise von Mister Schleimkopf Pantoliano zugewiesen bekommen."

Trotz dem Ernst der Lage konnte sich Yukito ein Grinsen nicht verkneifen.

"So? Und die zweite Option?"

Toya fasste sein jüngeres Gegenüber sarkastisch ins Auge.

"Die zweite Option ist im Grunde nur eine Variation der ersten. Wir bewähren uns ebenfalls als gewissenhafte, tugendliche Bürger- aber nicht, indem wir einfach demutsvoll beiseite treten und zusehen, wie sich ein Haufen kommerzgeiler Aasgeier über das hermacht, was wir uns bereits erarbeitet haben. Wir bewähren uns, indem wir weitermachen. Wir suchen uns eine kleine, aber schlagkräftige Truppe unserer besten Leute zusammen, verschwinden dann ins Abseits und tun das, was wirklich gewissenhafte, tugendliche Bürger tun. Wir klären diesen verdammten Fall auf, Yukito. Wir finden den Mörder und bringen ihn hinter Gitter, so wie es sich gehört. Und kein Bürosesselfurzer dieser Welt kann uns das verbieten."

Schweigen.

"Toya, eines Tages wird mich dein Gerechtigkeitssinn noch den Job kosten!"

"Was denn? Ich habe dir doch nur die Möglichkeiten genannt, die wir haben!"

"Naja, weißt du... irgendwo in den Windungen meines Hirns flüstert mir gerade eine ganz und gar abwegige Eingebung unablässig zu, dass du eher dafür wärst, die zweite Option zu nehmen."

"Die Windungen deines Hirns haben mich noch nie enttäuscht, Yukito", lautete die ruhige Antwort, "Ich wäre ehrlich gesagt sogar kolossal beruhigt, wenn du mich auf diesem Weg begleiten würdest."

Der bebrillte junge Mann stieß ein nervenschwaches Seufzen aus.

"Bleibt mir denn eine andere Wahl, wenn du mich schon so fragst? Du weißt doch, dass ich hinter dir stehe, auch wenn ich deswegen schon häufiger fast massakriert worden wäre! Mir geht's bei dieser ganzen Geschichte doch fast genauso wie dir!"

In den dunkelblauen Augen funkelte es auf.

"Eben. Ein Fall, in den fast alle Reichen, Superreichen, Politiker, Pokerkönige und anderen bedeutenden Oberfuzzis dieser Stadt verwickelt sind- und bei dem uns plötzlich ohne zu fragen die Verantwortung entzogen wird, mit einer Begründung, die bei den Haaren herbeigezogen ist! Du musst zugeben, dass die Sache stinkt, oder?"

"Fast noch schlimmer als Johansens Haarbrillantine."

Toya grinste. "Johansen sollten wir ebenfalls überzeugen. Du und er seid im Team eben unschlagbar, auch wenn's dieser olle Saftsack nie zugeben will. Und dann sollten wir uns noch einige Outer Detectives suchen, die mit ihren Untersuchungen nach außen gerichtet sind und nur wenig interne Unterstützung benötigen."

Yukito sah sich ein wenig nervös um, ob sie eventuell beobachtet wurden. Da war es wieder, dieses alte Prickeln im Nacken, wenn Toya und er etwas unternahmen, das gegen die Vorschriften war.

"Verstehe", sagte er schließlich, "Und wo soll dieses 'Abseits' sein, in das wir verschwinden sollen? Bei Justin und der übrigen Aufklärungseinheit werden wir sicher nicht auf Verständnis stoßen, wenn wir die Zentrale unserer kriminalistischen Verschwörung in dein Büro verlegen! Dir ist ja wohl klar, dass wir total abtauchen müssen, wenn wir das durchziehen wollen?"

Wieder begann der Kommissar seine Nase zu malträtieren.

"Hmnh. Es müsste ein Ort sein, auf den man nicht so schnell kommt. Ein Platz, der etwas weiter vom Revier entfernt ist, und an dem genug Zivilisten leben, um die nötige Diskretion zu schaffen, und... sag mal, hörst du mir noch zu?"

Yukito schreckte hoch und riss seinen Blick von der Konditorei los, zu der er bis eben rübergestarrt hatte.

" 'tschuldigung. Ich-... es ist nur..."

Der Kommissar ächzte.

"Ist schon gut. Wir sollten etwas essen. Aber, ähh-... bist du dir sicher, dass du da rein willst?"

Mit diesen Worten nickte er skeptisch zu dem Laden, den sein Kumpel ins Auge gefasst hatte. Garden of Goodies sagte das vom Schnee halb überdeckte Schild überhalb der Tür.

"Wieso, was soll damit sein?"

"Naja, sieht nicht wirklich Vertrauen erweckend aus... gehen wir doch lieber ins Jardin D'Hiver oder sonst wohin, dort können wir sicher besser reden-..."

"Also, du immer mit deiner ewigen Paranoia! Ich wette, dort drin bekommt man genauso Kuchen wie in jeder anderen Konditorei!"

"Was?!! Kuchen zum Frühstück?! Bist du Bridget Jones oder was??"

"Bei Bridget Jones heißt es erstens Schokolade zum Frühstück, und zweitens ist das immerhin besser als nichts!", erklärte Yukito, bevor er den misstrauischen Kommissar kurzerhand am Arm packte und mitschleifte, "Also komm jetzt!"

"H-hey, tu das besser nicht, der Laden sieht doch aus wie die letzte Bumskneipe in Kingstonville--...", brachte Toya noch einmal hektisch seine Zweifel an, während sein Kumpel bereits zielstrebig auf die Tür zumarschierte.

"Solange man da drin Kuchen bekommt, kann es von mir aus auch eine Bumskneipe sein!"

Die Hand streckte sich nach dem Türgriff aus, doch bevor sie sie öffnen konnte, flog die Tür auf einmal mit solch einer Wucht auf, dass sie schier aus den Angeln gehoben wurde. KA-WUMMM.

"WAARRGH!!", brüllte der junge Gerichtsmediziner, als er ohne jede Vorwarnung gegen etwas Zausiges, Dürres prallte und zurückgerissen wurde, sodass er Hals über Kopf über seinen Freund stolperte.

Mit Getöse kamen die beiden auf dem Gehweg vor dem Garden of Goodies auf, sodass sämtliche Passanten entgeistert zurückwichen.

"Unngh-... w-was zum-...", ächzte Toya mit einem Gefühl, als müsse sein Schädel jeden Moment unter Yukitos Gewicht zerbersten, und rollte sich mühsam herum, um zu sehen, was sie da umgeworfen hatte.

Als er nach oben sah, starrte ein Paar weit aufgerissener, angstvoll eisblau flackernder Augen zurück.

"... Sie??", stieß Yukito entgeistert hervor, als er den schlaksigen Blondling, der zitternd über ihnen stand, wieder erkannte.

Er trug eine helle Schürze und keuchte, als müsste er sich jeden Moment übergeben. Seine hellen Hände bebten.

"Ich hab's getan", flüsterte er panisch.

"Was haben Sie getan?!"

"Ich, ich-... ich hab meinen Chef umgebracht!"
 

Das ergab keinen Sinn.

Nein, das war sogar äußerst unlogisch. Zum Kotzen unlogisch.

Entnervt knurrend richtete sich Kurogane von dem Schreibtisch auf, an dem er bisher gekauert war, und musterte stirnrunzelnd das Glas Orangensaft, das ihm wohl der Blondling hingestellt haben musste, bevor er zur Arbeit gegangen war.

Wenn das nur gutging. Ein Chef, der seinem Lehrling einfach mal so ein blaues Auge schlug, war sicher auch zu mehr imstande.

Mit einem Seufzen gab der Schwarzhaarige es auf, sich darüber Gedanken zu machen, und trank den Orangensaft aus, bevor er sich wieder seinen Unterlagen widmete, über denen er schon den ganzen Morgen vergeblich gebrütet hatte.

Irgendwie war sein ganzes Berufsleben in letzter Zeit nur noch ein einziger, riesiger Misthaufen- das war ihm in dem Moment, da er die Liste mit dem Inventar des Archivs in Augenschein genommen hatte, endgültig klar geworden.

Bis auf einen einzigen verdammten Gegenstand war nichts entwendet worden.

Welcher Knallkopf von Dieb brach in ein Regierungsgebäude ein, um etwas nahezu Wertloses zu klauen?

Und wieso stand bei diesem Ding nicht dabei, bei welchem Fall es aufgegriffen worden war?

Bei allen anderen Gegenständen war zumindest ein Aktenkürzel verzeichnet, mit dessen Hilfe man herausfinden konnte, wann und wo das betreffende Beweisstück eingesackt worden war. Aber bei diesem einen verdammten Ding war die Zeile leer.

Als er sich bei O'Connor danach erkundigt hatte, hatte dieser nur irgendetwas von wegen 'Akte unter Verschluss' gestammelt.

Die Sache stinkt bis zum Himmel.

Kurogane merkte in seinen Überlegungen auf, als er Schritte auf der Treppe hörte. Sakuras Stimme rief von unten herauf.

"Kurogane-saaaahaaaaan!"

"Was gibt's?", rief er zurück, nachdem er seine Zimmertür geöffnet hatte.

"Telefon für dich! Fye-san ist dran!"

Oh Gott, was kam da jetzt wieder auf ihn zu?

Kuro-kuro, mein Chef hat mich gemordgetötet. Ich will gern blaue Elefäntchen auf meinem Grabstein!

Dennoch leicht beunruhigt erhob sich der Schwarzhaarige und polterte seufzend die altersschwache Treppe hinunter.

"Keine Schule?", erkundigte er sich bei Sakura, die ihm- noch im Pyjama und mit einer Kaffeetasse in der Hand- den Hörer anbot.

"Erst zur dritten Stunde, Shaolan und ich essen gerade. Hier, bitte."

Die Kleine verzog sich wieder in die rap-durchplärrte Küche, während Kurogane stirnrunzelnd den Anruf aufnahm.

"Hall--"

"Kuro-asango! Kuro-asango!! Oooooh, bin ich froh, dass du drangegangen bist!! Hör zu, es ist etwas passiert, etwas Unglaubliches, etwas nahezu Milliontastisches, etwas Gigantulö--..."

"Erzähl es mir doch einfach, anstatt hier auszuflippen", knurrte der Schwarzhaarige.

"Okay! Aaaaalso: mein Chef ist im Krankenhaus! Alkoholvergiftung! Er ist weg, kannst du dir das vorstellen??"

"Hat er versucht, dich zu schlagen?", erwiderte Kurogane ruhig. Die Stimme am anderen Ende der Leitung stockte kurz.

"Seit wann kümmert dich das?", gab sie schließlich zurück, diesmal wesentlich weniger begeistert.

"Dann hat er's also versucht."

"Also schön, er hat's versucht, okay? Ich hab gerade die Fensterscheiben geputzt, da ist er einfach auf mich losgegangen. Er war mal wieder stockbesoffen. Er-... hat mich gegen die Regale geworfen und wollte mich schlagen, aber-... aber ich habe ihn weggestoßen. Ich hab ihn so fest weggestoßen, wie ich konnte, und er ist umgefallen wie ein Sack. Ich dachte, er sei tot. Und-... u-und als ich das dachte, hab ich Angst bekommen und bin rausgerannt."

"Und dann?"

"Dann hab ich den Kommissar und den Gerichtsmediziner wieder getroffen. Toya Kinomoto und Yukito Tsukishiro, du weißt schon, die beiden Typen vom Brand. Sie haben mir geholfen, Mayonès ins Krankenhaus zu schaffen. Ach ja, und einen Zeugenbericht haben sie mir auch abgenommen. Ich telefoniere gerade mit Kinomoto-sans Handy!"

"Ist ja reizend. Und was ist jetzt das Milliontastische und Gigantulöse daran?"

"Das kommt ja jetzt!", kündigte der Blondling erwartungsvoll an, "Es ist nämlich so: als ich Kinomoto-san erzählt habe, dass Mayonès mich öfter als einmal verprügelt hat, hat er gesagt, ich könnte eine Anzeige wegen Tätlichkeit und schwerer Körperverletzung gegen ihn erheben. Das hab ich gemacht. Dann hat er erklärt, dass es nach dieser Anzeige für Mayonès nicht mehr nur bei einem Krankenhausaufenthalt bleiben wird. Für eine Haftstrafe reicht's zwar nicht, aber für einen Therapierungsbefehl!"

Kurogane merkte auf. "Du meinst, er wird in eine Therapierungsanstalt gesteckt?"

"Jaaaa! Und jetzt kommt das Allerbeste: ich hab von Mayonès vor einem Jahr einen Gesellenbrief ausgestellt bekommen- zwar nur, weil er sonst Schwierigkeiten mit den Behörden gekriegt hätte, aber immerhin hat er's getan- und diese Schrift berechtigt mich, bei längerem oder völligem Ausfallen meines Vorgesetzten sein Amt zu übernehmen!"

"Und das bedeutet?"

"Das bedeutet, dass der Garden of Goodies ab heute offiziell mir gehört!"

Fye hielt inne, um das Gesagte sacken zu lassen. Und es sackte in der Tat.

"Oh", sagte Kurogane.

"Ist das nicht wundervoll, Kuro-ron?", entzückte sich der Blondling, "Jetzt hab ich-... jetzt haben wir endlich etwas, das uns Selbstständigkeit geben wird! Es gibt fast nichts, das ich mir sehnlicher gewünscht habe! Stell dir das nur vor, du, Sakura-chan, Shaolan-kun und ich sind jetzt Besitzer einer Konditorei! Einer echten Konditorei!! Oooh, ich werde ganz viele neue Kuchen erfinden, und, und-... und ich werde endlich Kunden bedienen dürfen!"

"Oh", sagte Kurogane. Was bin ich heute wieder einfallsreich.

"Ja! Hey, weißt du was? Ich hab eine Idee! Heute ist doch das Vorlesen bei James und Soledad! Da kommen sicher auch viele von den anderen! Wir könnten alle fragen, ob sie uns helfen wollen, den Laden wieder in Schwung zu bringen! Wenn wir es schaffen, backe ich in der Küche von der Konditorei einen Kuchen. Und dann feiern wir eine Party!"

"Hmhn. Ja."

"Uff, das 'ja' gefällt mir aber mal gar nicht! Probier's nochmal, komm schon!"

"Ja. Jaha! Hijaaaaahaaa!!"

Der Blondling gluckste. "Mein Respekt! Erster Platz! Hey, wie wär's, wenn ich jetzt nach Hause komme und wir dann zu zweit das Mittagessen organisieren? Dabei können wir doch alles besprechen und so! Was wir machen könnten!"

Kaum zu glauben. Als hätte er das Glück auf Erden gefunden.

"Lass gut sein, ich hol dich ab."

"Waaas? Das würdest du echt tun? Du bist supertoll, Kuro-chin!"

"So, bin ich das", murmelte der Schwarzhaarige geistesabwesend.

Hijaaahaa, bist du! Also, dann bis gleich! Ich warte vorne am Schaufenster, ja?"

"Okay. Bis gleich."

Kurogane hängte den Hörer zurück auf die Gabel und musste erst einmal das tun, was er immer tat, wenn es Informationswellen zu verdauen galt- wie ein großer Granitklotz in der Gegend herumstehen.

Ein nachdenklicher Schleier zog sich vor seinen Augen zu. War er das gewesen, der da gerade angeboten hatte, diese lästige blonde Made abzuholen?

Wieviel das Glück wohl kostet? Den Preis einer Konditorei?

Er merkte überrascht auf, als er Shaolan und Sakura gebannt aus dem Türrahmen hängen sah.

Er wusste nicht wieso, aber irgendwie brachte ihn das zum Grinsen.

"Na, Vorstellung genossen?"
 

"Der Tag fing ja an", meinte Yukito stirnrunzelnd.

"Du sagst es", konstatierte Toya, während er den rostigen, dunkelblauen Zivilwagen aus seiner Parklücke befreite und Richtung Präsidium losfuhr, "Als der schwarze Bärenbruder vorgefahren ist, ist dieser Flückiger rumgetanzt, als sei's der Messias."

"Bärenbruder? Deine Fantasien bekommen langsam einen exzessiven Touch."

"YUKITO!!"

Toya schnaubte. Er konnte es sich zwar nur unter den größten innerlichen Torturen eingestehen- aber dieser schwarzhaarige Riese hatte ihn schon wieder mit Bravour auf die Palme gebracht, ohne dafür auch nur einen Finger krümmen zu müssen.

Der kühle, beinahe verächtliche Blick dieser flammend roten Augen hatte sich in seinem Hinterkopf festgefressen.

Ich weiß etwas, was du nicht weißt, Bulle.

"... natürlich nie in Erwägung gezogen, dass du schwul bist, ich meine, du hattest immerhin mal eine Freundin..."

Was willst du dagegen tun?

"... macht mich total fertig. Hühnerfrikassee mit kleinen Nudeln, und Johansen sagt noch zu mir-...

Du bist ja nicht einmal in der Lage, deine Schwester wieder zu finden, nachdem sie ins Blaue geflüch-...

"TOYA!!!"

Mit einem Aufjapsen riss der Kommissar das Steuer herum, sodass einige Passanten auf dem Gehweg schrill quiekend zur Seite springen mussten, um nicht als mundgerechtes Kebapfleisch zu enden.

"Sag mal, spinnst du?!! Ich muss nachdenken!"

"Aber klar, nachdenken. Ich versuch mit dir zu reden, und du glotzt nur wie Homer Simpson, wenn er einen Donut frisst..."

Toya seufzte. "Ich würde mich wahrscheinlich zu Tode erschrecken, wenn ich mich mal durch deine Augen beobachten müsste!"

"Kann sein. Was wollen wir jetzt eigentlich machen?"

"Wir schnappen uns unseren Krempel und hauen ab", entschied der Kommissar, "Wir sollten uns nur noch im Präsidium zeigen, wenn's nötig ist. Und wir müssen uns mit Johansen vereinbaren. Was ist los, wieso so unproduktiv?"

Yukito rollte mit den Augen. " 'tschuldigung. Mein Hirn ist wohl noch überlastet von Flückigers Geschwätz."

"Hast ja Recht. Wie kann ein einzelner Mensch nur so viel quatschen? Ich meine, was interessiert es uns, dass er einen Coproduzenten kennt, der Kazuki Eishaki heißt?"

Der Blick des jungen Gerichtsmediziners bekam etwas Nachdenkliches.

"Der kennt einige Leute. Ich hätte schwören können, dass er am Telefon gesagt hat-... oder nein, wohl eher doch nicht."

Allein schon diese paar Worte- kombiniert mit Yukitos verdruckstem Tonfall- reichten, um Toyas Misstrauen zu wecken.

"Dass er was gesagt hat?"

"Unwichtig. Hab mich sicher verhört."

"Dass er was gesagt hat, Yukito Tsukishiro?!!"

Der bebrillte junge Mann seufzte. Mit dem war nicht zu verhandeln.

"... dass er gesagt hat 'Hallo, Sakura-chan, ich bin's. Ist Kuro-chii gerade daheim?' "

Rumms. Wie ein herabstürzender Felsen brach Schweigen über die beiden Kollegen herein.

Als Yukito fragend den Blick hob, waren Toyas Augen starr wie die Schlafaugen einer Puppe.

"Toya... ? Alles klar bei dir? Mal ganz ehrlich, du bist komisch drauf he-...RAAAAAAAAH!!!"

Sein Gemotze endete abrupt in einem entgeisterten Schrei, als sein langjähriger Kumpel ohne ein weiteres Wort das Steuer herumriss, sodass der Wagen einen hysterischen Satz auf dem Asphalt vollführte, und mit kreischenden Reifen die genau entgegengesetzte Richtung einschlug. Die Richtung, in die auch der Blondling und sein schwarzhaariger Kumpel gefahren waren.

Yukito hatte Mühe, sich auf seinem Sitz zu halten. "Verdammt, Toya, was soll das?! Was machen wir hier?!"

"Du wirst schon sehen."

Grimmig drückte der Kommissar das Gaspedal fast bis zum Anschlag durch.

Darum hatte dieser Blondschopf also so oft gefragt, ob er denn auch wirklich Kinomoto hieß.

Aus ist's mit Verstecki spielen, Schwesterherz.
 

"... und deswegen wird er jetzt auch in eine Therapie gesteckt."

"Und er kommt echt nicht zurück, Mann?"

"Die Oberschwester hat gemeint, um ihn trocken zu kriegen wird das wohl das Beste sein."

"Will dir diese blöde Schrappnelle etwa unterstellen, dass du der Grund für seinen Dauersuff gewesen wärst?!"

"Aber nein, Shaolan-kun. Ich hab sie gefragt, sie hat geantwortet. Und Ende des Romans."

"Ihr kommt vom Thema ab", stellte Kurogane angesäuert fest, "Du solltest langsam mal erklären, wie du dir das vorstellst."

"Wie ich mir was vorstelle?"

"Idiot!"

"Seht ihr, wie fies und gemein er zu mir ist?", wandte sich Fye jammernd an seine jugendlichen Mitbewohner.

"Schon gut, schon gut, Entschuldigung! Ich meinte: wie stellst du dir das vor, diese Bruchbude von Süßigkeitenladen wieder auf Vordermann zu bringen, ohne dass es das gesamte Almosen von diesem Filmfritzen verschlingt?"

"Wieviel hat Eishaki-san überhaupt springen lassen?", erkundigte sich Sakura.

"Sechs Fünfhunderter und 'n paar zerquetschte."

"Das reicht doch tausendmal!"

"Nicht bei dieser Bruchbude."

"Ich hab's doch schon beim Essen erklärt: wir fragen die anderen, ob sie uns helfen! Von den anderen können fast alle ganz toll Kuchen und Plätzchen backen! Und ich hab auch noch massensweise Zeugs bei uns im Keller rumstehen!"

"Wie in Herrgottsnamen soll man ein Geschäft weiterführen, in dem auch schon vorher kein Schwein was kaufen wollte?"

Zweifellos wäre das Ganze wohl in etwas ausgeartet, das man getrost als Streit bezeichnen konnte- doch in diesem Moment ging die Küchentür auf, und James und Soledad retteten die Situation.

"Na Leute, alles klar? Habt ihr's auch bequem?"

"Da fragst du noch?", fragte Fye fröhlich und räkelte sich demonstrativ auf der Armlehne des Sessels. Vor etwa einer halben Stunde waren sie zu dem geplanten Vorlesen im Haus der beiden illegalen Einwanderer erschienen und hatten es sich im Wohnzimmer bequem gemacht, das vielmehr als eine Art Sessel-, Kissen- und Matratzenflut zu betrachten war.

Es waren auch schon andere Gäste gekommen, und in der Diele war immer wieder das Geräusch der aufgehenden Eingangstür zu hören. Wohlgemut begrüßten Fye, Sakura und Shaolan jeden, der ihnen bekannt war, und das waren eigentlich alle.

"Heeeh, Claire! Na, alles fit? Wie geht's Kyle?"

"Ach, du Frechdachs!"

"Mister und Missis Robinson!"

"Mr. Cortez, darf ich Ihnen meinen neuen Mitbewohner vorstellen?"

"... nächste Woche schon etwas vor, Jimmy?"

"Sieh mal, Patrick, das ist Kurogane!"

Seufzend wartete Kurogane, bis die Begrüßungs- und Vorstellorgie halbwegs abgeebbt war. Wenn die drei in ihrem Element waren, konnte man wohl bis zum Sankt Nimmerleins-Tag Däumchen drehen.

"Und das stellst du dir so einfach vor?", knurrte er schließlich und schlug auf seinem Sessel ein Bein über das andere.

"Na, wieso nicht? Ich meine, wir haben schon ganz andere Sachen geschafft. Und wieso willst du ausgerechnet jetzt darüber reden? Das Vorlesen geht gleich los!"

"Ich interessiere mich nicht für-..."

Das Keifen des Schwarzhaarigen wurde von James unterbrochen, der in der Küche jetzt endgültig fertig zu sein schien.

"Okay, aaaalso!", ergriff der junge Brünette erwartungsvoll das Wort, nachdem auch der letzte Zuhörer auf dem Sofa, den Sesseln oder der Schlichtheit halber einfach auf dem Fußboden Platz genommen hatte, "Dann möchte ich euch alle zu unserem neusten Vorlesen aus philosophischen Schriften begrüßen! Soledad und ich freuen uns, dass wieder so viele gekommen sind!"

Applaus wurde gespendet, während Soledad für ihren Freund die richtigen Seiten in dem Buch suchte, aus dem vorgelesen werden sollte. Um die Pause zu überbrücken, gab der junge, kastanienfarben beschopfte Mann einige Erklärungen dazu ab.

"Wie ihr vielleicht schon gehört habt, ist heute das Buch Der Traum des Propheten von Khalil Gibran dran! Er hat Philosophie und Theologie studiert, das hat Soledad im Internet rausgefunden, und er gilt als ein guter Überbrücker zwischen östlichem und westlichem Verständnis von Religion und moralischen Werten!"

Interessiertes Raunen vonseiten der Zuhörer. Kurogane jedoch hatte das Gefühl, jeden Moment ins Koma fallen zu müssen. Er schielte zu Fye, der zu seiner Rechten auf dem gepolsterten Armteil des Fernsehsessels saß.

Er strahlte mal wieder wie ein mit Butter eingeschmierter Smaragd. War ein Mensch, der sich für alles begeisterte, biologisch überhaupt möglich? Gut getarnt durch das leise, summende Stimmengewirr von den Zuhörern versuchte der Schwarzhaarige, seinen Mitbewohner auf sich aufmerksam zu machen.

"Hey-... hey!"

Keine Reaktion. Die hellblauen Augen hingen so gebannt an James und Soledad, die immer noch in dem Buch herumblätterten, als würde sich dort vorne gerade Jesus persönlich offenbaren.

"Pssst... kuckuck!", zischte Kurogane, wobei er sich ziemlich dämlich vorkam. Als immer noch keine Antwort kam, stieß er dem Blondschopf einen Ellenbogen in die Seite, sodass er nach Luft schnappen musste.

"Was-... ist denn?"

"Sollen wir uns dieses philosophische Rumgeschnarche wirklich anhören?"

"Also wirklich, Kuro-pyon!", sagte der Blondling ganz empört, "Ich weiß gar nicht, was du dagegen hast! Philosophie ist praktisch, manchmal hilft das einem sogar! Und auf dieses 'Rumgeschnarche' muss man überhaupt erst mal kommen!"

"Ich hab dir doch schon beim Essen gesagt, dass ich nicht an so einen Schwachsinn glaube..."

"Vielleicht glaubst du daran, wenn das Vorlesen zuende ist! Schon mal so betrachtet?"

"Das bezweifle ich."

"Schieb deine Zweifel für eine halbe Stunde zur Seite. Vielleicht lohnt es sich ja, hmh?"

Mittlerweile völlig am Ende seiner Nerven wollte der Schwarzhaarige seinem Mitbewohner in Form einer nicht ganz stubenreinen Schimpfsuada klarmachen, dass er nichts von solchem Kram hielt, doch James schien nun endlich die richtige Stelle in dem Buch gefunden zu haben.

"Wir haben uns", verkündete er bedeutungsvoll, "Für das Kapitel in dem Buch entschieden, das wir am schönsten fanden. Es heißt Die weiße Flamme, und Khalil Gibran beschreibt darin seine einzigartige Beziehung zu einer Frau, die Salma Karama heißt."

Die Zuhörer richteten sich gespannt in ihren Sitzen auf. Soledad übernahm den Anfang.

"Die Frau, der die Götter zu einem lieblichen Körper eine schöne Seele gewähren, ist auffällig und geheimnisvoll zugleich", begann sie mit ruhiger Stimme vorzulesen, "Wir verstehen sie durch Liebe und rühren sie mit Reinheit an. Wenn wir versuchen..."

Kurogane stieß innerlich ein abgrundtiefes Seufzen aus und ließ sich im Sessel nach hinten sinken.

Na toll. Mit so einem Schmus war er das letzte Mal konfrontiert worden, als er einen Zeitungsartikel über eine Sekte gelesen hatte, die die Brustwarzen von Orang-Utans als das Höchste der Sinnlichkeit verehrten. Dabei hatte er genug zu tun.

Nachdenklich starrte Kurogane die gegenüberliegende Wand an. In seiner Langeweile begannen seine Gedanken zu wandern.

Manchmal ließ sein Bewusstsein einige wenige Fetzen dessen zu ihm durch, was James vorlas.

"Die Schönheit in Salmas Angesicht entsprach keinem menschlichen Kanon von Schönheit. Sie hatte vielmehr etwas Unheimliches, wie ein Traumgebilde, eine Vision oder ein erhabener Gedanke- unvergleich und unerklärlich..."

Was für eine Sülze. Er hatte also doch Recht gehabt, dieses philosophische Zeugs war einfach nichts für ihn.

Jetzt hätte er schon längst wieder im Haus sein und weiter an diesem verdammten Fall arbeiten können- er hatte ihn im wahrsten Sinn des Wortes satt, er fühlte sich von ihm belastet, er wollte ihn nicht mehr.

Außerdem stank die Sache. Pantoliano musste mehr schmutzige Geheimnisse und Leichen im Keller haben als alle Präsidenten und Außenminister dieser Welt zusammen. Er hatte es zwar geschafft, die Polizei von seinen finanziellen und politischen Plänen abzukoppeln, indem er ihnen einfach die Ermittlungserlaubnis für seine Serienmorde entzogen hatte- doch auf der anderen Seite war da allerdings noch diese paranoide Witzfigur, die sich oberster Kommissar von Kingstonville schimpfte- Toya Kinomoto.

Eindeutig ein Risikofaktor, den man nicht ignorieren durfte. Seinen Kollegen Justin Derrick Fullright hatte Pantoliano zwar schon seit Jahren im Würgegriff und ließ ihn nun wahllos nach seiner Pfeife tanzen wie ein Puppenspieler seinen Pinocchio- doch bei diesem Kinomoto hatte er sich vergeblich bemüht.

Denn Kinomoto war eine Made.

Eine freche, gefräßige, gewitzte Made, die so lange bohrte und biss und wühlte, bis sie in den Kern des verrotteten Apfels vorgedrungen war. Kurogane hatte ihn nicht lange beobachten müssen, um das festzustellen, und es kümmerte ihn auch nicht.

Aber das Unvorteilhafte an Maden war, dass sie so beharrlich waren.

Während die anderen nur hilflos auf der Oberfläche umherkrabbelten, suchte sich die Made gezielt eine faulige Stelle in der Apfelhaut und fraß sich ihren Weg nach innen, bevor man sie von dem Apfel wegzupfen und totquetschen konnte.

Doch die Made war auch einsam. Einsam in ihrer Fresswut und ihrem unerbittlichen Starrsinn.

Er wusste, wie es war, eine Made zu sein- er war selbst eine gewesen. Doch ihn hatte man aus dem Apfelfleisch ans grimmige Tageslicht hinaufgefischt und totgequetscht, bevor er sich weit genug vorangefressen hatte.

Weit genug, um endlich den Teufel auszutreiben, der schon seit fünfzehn Jahren in seinem Nacken saß und ihm die Sporen gab.

"... nicht in ihren großen Augen, sondern in dem Licht, das von ihnen ausging, nicht von ihren rosigen Lippen, sondern in dem Nektar, der über sie floss, nicht in ihrem Elfenbeinhals..."

Der Schwarzhaarige knurrte. Seine Augen flackerten misstrauisch zu seinem Sitznachbarn, der Soledads verkitschtem Geschwätz mit solch verzückter Aufmerksamkeit lauschte, als wäre es das Wort Gottes.

Das nächste Mysterium, das sich ihm aufs Gemüt drückte wie ein Sack voller Wackersteine- dieser Blondschopf.

Wenn er aus jemandem nicht schlau wurde, dann aus ihm.

Diese Sakura und ihr kleiner Freund Shaolan waren da völlig anders- sie waren eben Teenager, er konnte ihre Gedankengänge ohne große Mühe einordnen, sie gaben ihm durch ihre Berechenbarkeit ein Gefühl der Routine- aber wenn er seinem stets lächelnden Gastgeber in die Augen sah und in seinem Gesicht zu lesen versuchte, war da immer etwas, das ihn stutzig machte.

Denn ihm wurde jedes Mal auf verwirrende Weise klar, dass nicht nur er es war, der da schaute.

Jemand schaute zurück. Und beobachtete.

Es machte ihn rasend vor Wut, denn er fühlte sich von Fye durchdrungen und durchschaut.

Es verwirrte ihn, weil er sich einfach nicht erklären konnte, wie er das machte.

Es erweckte etwas in ihm. Enttarne mich. Leg mich bloß. Ich will endlich verstanden werden.

Bei diesem unerwartet impulsiven Wunsch musste Kurogane unwillkürlich schwer schlucken. Hastig lenkte er seine Aufmerksamkeit für kurze Zeit wieder auf den Philosophenkitsch, um sich abzulenken.

"Das eine Merkmal, das Salmas ganzes Wesen bestimmte, war ein tiefer, verzehrender Kummer. Sie trug ihre Traurigkeit wie ein geistiges Siegel, das ihres Leibes Reize nur umso quälender und rührender machte. Die Strahlen ihrer Seele leuchteten hinter diesem Gespinst von Leid hervor wie ein blühender Baum, der sich hinter dem Morgendunst emporreckt..."

Der Schwarzhaarige stutzte. Falsch. Da stimmt was nicht.

Aber was stimmte nicht? Der Name. Sag nicht Salma, sag Fye. Der Rest ist richtig.

Augenblicklich verdammte er sich für seine täppischen Gedankengänge. Augenblicklich gab er sich selber Recht.

Es war wahr. Es hatte ihn gequält, den Kummer in den Augen des Blonden zu beobachten.

Es hatte ihn gequält, so entblößt und hässlich vor ihm dazustehen.

"Und du müsstest aufhören zu morden."

Er hatte sich seltsam nackt gefühlt, als Fye das zu ihm gesagt hatte. Nackt und hässlich.

Um so mühelos zu erkennen, dass jemand ein Mörder war, musste dieser Kerl selbst jahrelang mit Mördern zu tun gehabt haben.

... Oder selbst einer gewesen sein.

Es hatte ihn ganz einfach meschugge gemacht, dass der blonde Schlacks all seine Gedanken so verbohrt unter Verschluss hielt- wie eine Schnecke, die sich beinahe schon reflexhaft in ihr winziges, feuchtkaltes Häuschen zurückzog, wenn man sie anstupste.

Und doch hatte er den Blick nicht abwenden können.

Er hatte sich bewusst diesem Schmerz ausgesetzt, hatte das niedergedrückte Funkeln in den eisblauen Iriden beobachtet.

Aber warum hatte er das? Interessierte ihn der Kummer des Kerls wirklich so derartig?

"... Der Kummer schuf etwas Verbindendes zwischen Salma und mir, denn wir sahen ein jeder in des anderen Miene, was unser eigenes Herz empfand, und hörten in des anderen Stimme ein Echo der Geheimnisse, die unsere Brust jeweils umschlossen hielt..."

Kurogane schluckte schwer. Es war etwas an diesen Worten, das sein Herz schwirren ließ wie ein riesiges Gummiband.

Die Leute murmelten anerkennend. Er warf einen verwirrten Blick zu seinem Sitznachbarn.

Hat er auch bemerkt... ?

Sein Magen lag ihm schwer im Leib, der sich auf einmal seltsam warm und füllig anfühlte, als ob er gerade etwas Warmes getrunken hätte. Blinzelnd richtete er seine Aufmerksamkeit auf James' ruhig den Text vortragende Stimme.

"... eine mutlose, gepeinigte Seele findet Frieden im Zusammensein mit einer anderen, die die gleichen Gefühle empfindet, gleichwie zwei Verbannte in einem fremden Land Freude an des anderen Gesellschaft haben. Herzen, die der Schmerz der Verzweiflung zusammengeführt hat, kann das funkelnde Katzengold der Munterkeit niemals einander entfremden, denn die Bande des Kummers sind stärker als die Fesseln des Glücks und der Freude. Die Liebe, die die Augen mit ihren Tränen reinwäscht, bleibt lauter, schön und unsterblich..."

Kurogane zuckte. Irgendetwas in ihm regte sich.

Doch es schien sich nicht entscheiden zu können, ob es sich schmerzvoll zusammenziehen, oder-... oder weiten sollte.

Er wusste es beim besten Willen nicht, und er kam mit seinen Gedanken auch nicht sonderlich weit, als er plötzlich spürte, wie sich eine unvermutete Wärme über sein Handgelenk legte. Schnell warf er einen Blick nach unten.

Es war Fyes Hand.

Seine hellhäutigen, schmalgliedrigen Finger hatten sich sehr behutsam, beinahe scheu um sein linkes Handgelenk gelegt- und strichen nun langsam daran nach unten. Richtung Handrücken.

Augenblicklich ballte es sich heiß in seinem Magen, und er fühlte, dass sich seine Finger zur Faust schlossen.

Doch er entriss sie ihm nicht.

Argwöhnisch starrte er seinen Mitbewohner von der Seite an. Fye hielt seinen Blick weiterhin nach vorne gerichtet- seine Augen jedoch glänzten. Sanft und kaum bemerkbar, wie eine Welle aus Wärme, die von innen kam.

Sehr weiß sahen seine Finger auf seiner bronzefarbenen Haut aus, sehr weiß und hell.

Der Killer würgte nur mühsam seine Spucke hinunter.

"Schieb deine Zweifel für eine halbe Stunde zur Seite. Vielleicht lohnt es sich ja, hmh?"

Die flammend zinnoberroten Augen bekamen einen müden Ausdruck.

Ja. Vielleicht sollte ich das.

Langsam begannen sich seine Finger zu entspannen.
 

"Was sollte das?!!"

Überrascht wirbelte Fye zu ihm herum.

"Eh? Was sollte was?"

"Als ob du das nicht wüsstest!!", zischte Kurogane erbost und unterdrückte nur mühsam den Drang, seinen Stiefel in dieser blöden blonden Fresse zu versenken. Der frisch gebackene Konditor tat so, als müsste er angestrengt nachdenken.

"Ach so, daaas... wieso, hat's dich so sehr gestört?"

"Es reicht mir, wenn du mir endlich deine verdammten beschissenen Gründe dafür nennst!!"

"Vielleicht hatte ich ja keine verdammten beschissenen Gründe?", gluckste Fye fröhlich, "Vielleicht war es ja nur eine verdammte beschissene Laune, die mich dazu getrieben hat? Oder ein verdammter beschissener Reflexgriff?"

"ARGH!! Das sagt doch höchstens ein Ladendieb, wenn er an der Kasse mit was Geklautem erwischt wird!!"

"Alles in Ordnung bei euch?", erkundigte sich Shaolan, der soeben seinen Kopf zur Diele hereingesteckt hatte.

James und Soledad hatte die gesamte Truppe, die zum Vorlesen erschienen war, noch auf einen Tee eingeladen, doch Kurogane hatte seinen Mitbewohner sofort erbarmungslos in die Umkleide gezerrt, unter dem Vorwand, mal eben seine Stiefel putzen zu wollen.

"Nein, alles super!", schnaubte der Schwarzhaarige erbost, "Hebt mir 'nen Tee auf, ich muss ihn nur schnell abmurksen!"

"Du hast einen schwer wiegenden Berührungskomplex", stellte Fye schlicht fest, sodass Shaolans Gesicht eine Färbung annahm, die an ein rohes Beefsteak erinnerte, bevor er verständlicherweise sofort wieder aus dem Türrahmen verschwand.

"WAS?!! Ich-... ich habe keinen-... du blöder, blonder Affe!!"

"Unter anderem. Wahrscheinlich wäre ich ein durchgeknalltes kleines Äffchen und du wärst King Kong!"

"WARRRGH!!"

Der junge Mann lachte fröhlich und wartete geduldig, bis sich sein älteres Gegenüber wieder halbwegs beruhigt hatte.

Dann legte er den Kopf schief und sah ihm schmunzelnd ins Gesicht.

"Wo liegt eigentlich dein Problem, Kuro-wan? Ich meine, wo liegt es begraben?"

"Ich-...", stieß Kurogane zornig hervor, doch sein Herz pochte störrisch gegen seine Rippen und nahm ihm die zum Reden notwendige Luft, als Fye einige Schritte auf ihn zukam und aufmerksam zu ihm hochsah.

Schweigen. Der Raum zwischen ihnen war so still, dass man von drinnen das Klappern der Teetassen hören konnte.

"Ich habe etwas bemerkt", sagte er schließlich mit einem käferkleinen Lächeln, "In diesem Augenblick. Genau wie du. Und ich-... habe gesehen, dass du es auch bemerkt hattest. Ich fand das toll. Ich fand das so toll, dass ich mich an etwas festhalten musste."

Der Killer starrte seinen Mitbewohner wortlos an.

"Hätt's die Sessellehne denn nicht auch getan?!", motzte er schließlich. Na toll, plumper geht's wohl nicht.

"Nein", sagte Fye entschieden. Es war ein seltsames Nein. Ein Nein, das keine Widerrede zuließ.

Wieder Stille. Kurogane blinzelte, um die fiebrige Hitze von seinen Wangen zu vertreiben.

Sein Herz dröhnte in dieser Stille so laut, dass er jedes Pochen wie einen Hammerschlag an seinem inneren Ohr hörte.

Er konnte nichts tun, ums Verrecken nicht. Er konnte nur dastehen und Fye anglotzen.

"Es hat dich also doch zum Nachdenken gebracht?", fragte der Blondling leise, und um seine Mundwinkel kräuselte sich ein winziges Lächeln, "Ich hab auch nachgedacht. Und mir ist das wieder eingefallen, was du vorhin gesagt hast."

"Und was soll ich gesagt haben?"

"Das mit dem Weiterführen des Geschäfts. Dass es wahrscheinlich nichts bringen würde. Und da dachte ich mir..."

Der junge Mann hob mit leuchtenden Augen den Blick und sah ihn an.

"... Da dachte ich mir, wieso soll man ein Geschäft weiterführen, wenn-... naja, wenn man es auch neu eröffnen kann?"

Kurogane starrte ihn perplex an. Er wollte zwar schon zu einer Erwiderung anheben, jedoch schien Fye die Bestätigung bereits von seinem Gesicht abgelesen zu haben, denn er wirbelte fröhlich herum und rannte Richtung Küche.

"Leute, hört mal alle her!"
 

"Jaha! Wuhuuuh, das sieht super aus!"

"Gleich hast du's!"

"... Noch einen Tick weiter links! Noch ein Stück... noooch ein Stück... ja, so! Perfekt!"

"Habt- ihr'f- dann- bald- fertif?!!", fauchte Kurogane ungnädig zwischen einem Mund voller Nägel hervor.

Die Leiter, auf der er stand, ächzte bedrohlich, und er musste all seine Balancekünste aufbringen, um nicht runter zu fallen.

Übermütig händeklatschend sprang Fye auf der verschneiten Straße vor der ehemaligen Konditorei auf und ab.

"Ja, das ist es! Jetzt musst du's nur noch festnageln! Ist das nicht einfach klasse?", wandte er sich überglücklich an die anderen.

"Geilomatiko, Mann!", bestätigte Shaolan und legte der fröstelnden Sakura einen Arm um die Schultern.

"Der Anfang verspricht einiges, nicht wahr, Douglas?", meinte Missis Robinson gutmütig.

"Jawollja", brummte ihr Mann anerkennend, und Claire strahlte.

"Wenn wir dich nicht hätten, Soledad", grinste James. Soledad lächelte geschmeichelt.

"Naja, was tut man nicht alles für seine Nachbarn? Da ist ein Schild malen wohl das Mindeste."

Vor sich hingrummelnd schlug Kurogane den letzten Nagel ein und sprang schließlich von der Leiter, sodass man nun das brandneue Schild sehen konnte, das er anstelle der alten Garden of Goodies - Plakette angebracht hatte.

In großen, dunkelblau verschlungenen Lettern prangte dort nun auf geblümtem Grund der Schriftzug Café de la Paix.

"Das Café des Friedens?", übersetzte Claire staunend und warf Fye einen fröhlichen Blick zu, "Einfälle hast du!"

"Naja, wer hat nicht gerne seinen Frieden, wenn er 'nen Kaffee trinkt?", erwiderte der Blondling vergnügt, "Schon so betrachtet?"

"Soll das heißen, du funktionierst den Laden in ein Café um?", erkundigte sich Soledad neugierig.

"In eine Zwei-in-Eins-Mischung aus Café und Konditorei! Man kann Süßigkeiten kaufen und auch zum Kaffee bleiben!"

"Oder seine Süßigkeiten gleich zum Kaffee essen."

"Ganz genau!"

Kurogane kratzte sich stirnrunzelnd am Hinterkopf, nachdem er den Hammer auf das Autodach abgelegt hatte.

"Das wird ein ganzes Stück Arbeit."

"Allerdings! Hey, dann sollten wir vielleicht gleich anfangen?", schlug Fye aufgeregt vor.

"Ja! Wir könnten ja zuerst die Bude aufräumen und auf Vordermann bringen, und dann..."

"... Backen wir, Mann!", begeisterte sich Shaolan, "Soviel, bis der Ranzen spannt!"

"Jaaa! Mitternachtsbacken! Wir alle! Heute nacht wird nicht geschlafen!"

"Wurde auch höchste Zeit, dass du uns mal ein paar Kniffe beibringst, Fye-kun!"

"Douglas kann ganz wunderbare Pfefferkuchen machen!"

"Marjory!!"

"Ist doch wahr?"

"Wir können zu uns gehen! Wir haben genug Platz in der Küche, und im Keller haben wir noch ganz viel Zeug herumstehen!", trällerte Fye überglücklich, beide Wangen gerötet in Vorfreude, "Und morgen früh bestücken wir den Laden!"

"Super! Ich hab noch einige alte Kaffeemaschinen..."

"... und das Besteck kriegen wir auch allemal zusammen! Das ist zu schaffen!"

"Ooooh, ooooh, ooooh!!"

"Pass auf, jetzt kratzt er uns ab vor Freude", kicherte Shaolan und klopfte dem glucksenden Fye auf die Schulter.

"Das wär's wert!", lachte dieser, "Ladies und Gentlemen, hiermit beginnen wir eine neue Dimension von Kaffee und Konfekten! Ooooh, wird das toll!"

"Ihr tut so, als hättet ihr das alles alleine geplant", stellte Kurogane fest.

Fye wirbelte mit leuchtenden Augen zu ihm herum.

"Wow, warst du auch dabei, Kleiner?", fragte er und patschte sich eine Hand vor die Stirn.

Dann lächelte er. In den hellen Iriden glomm ein weiches Funkeln auf, als er dem Schwarzhaarigen die Hand hinhielt.

"Komm schon, Kuro-tan, schlag ein."

Und das tat er.

Viele hörten es. Noch mehr sahen es. Und diejenigen, die es sahen, fühlten ihr Herz einen kleinen Hüpfer machen.

Fast jeder von ihnen hatte bereits eine Zeit des Elends durchgemacht und glaubte schon lange nicht mehr an so etwas wie Wunder- doch mit einem Mal wussten sie, dass es für einen einzigen Augenblick ein bisschen besser auf der Welt zuging.

Ein kleines bisschen besser.

Sie spürten es und lächelten sich an, zu Anfang noch scheu und verhalten wie kleine Mädchen, die sich nicht getrauten, ihrem Schwarm ins Gesicht zu sehen, doch dann immer offener.

"Kommt, Leute, lasst uns loslegen!"
 

Keine dreißig Meter weiter weg parkte ein dunkelblauer Zivilwagen in der dunklen Seitenstraße.

Verstohlen schielte Toya immer wieder zum Fenster hinaus.

Die kalte Einfassung des Fernglases schnitt schmerzhaft in seine Nasenwurzel, dennoch nahm er es nicht herunter.

Sein Herz polterte dumpf und laut gegen seine Rippen, als er das fuchsfarben beschopfte Mädchen ins Auge fasste.

Ein großer, schlaksig gebauter Junge mit kastanienbraunen Haaren hatte ihr den Arm um die Schulter gelegt.

Beide lachten fröhlich. Knufften sich gegenseitig in die Schulter. Redeten.

Mit einem leeren Blick setzte Toya das Fernglas ab und ließ sich in seinen Sitz zurücksinken.

Hier bist du also. Ausgerechnet hier.

"Toya?", hörte er Yukitos besorgte Stimme vom Beifahrersitz an sein Ohr dringen, "Alles okay?"

Die dunkelblauen Augen blickten geistesabwesend durch die Windschutzscheibe Richtung Konditorei.

Auf dem Johannesplatz war es dunkel und kalt, alles war in das fahle Licht der Straßenlaternen getaucht und es schneite schon wieder in winzigen, feinpudrigen Flocken, doch auf dem Gesicht seiner Schwester war es Sommer.

"Sie sieht zufrieden aus, findest du nicht?", fragte der Kommissar müde, "Fast schon glücklich."

"Toya..."

"Ich hätte niemals gedacht, dass sie ausgerechnet mit diesen Typen rumhängen würde."

"Ich auch nicht", räumte Yukito ein, "Sie scheinen zusammen zu wohnen."

Beide beobachteten, wie der Blonde und sein bärengroßer Kumpel eine Art Handschlag vollzogen. Wenig später betraten sie und ihre ganzen Begleiter die Konditorei. Die Tür schloss sich hinter ihnen.

"Eine große, glückliche Familie", murmelte Toya. Yukito seufzte.

"Toya, hör zu, es tut mir leid. Sie ist deine Schwester und du suchst sie jetzt schon seit fast zwei Jahren, aber-... ich weiß, es klingt hart, aber wir dürfen darüber unsere Arbeit nicht vergessen! Nicht jetzt!"

Der junge Mann hörte nicht zu. "Ich muss mit ihr reden", sagte er, "Ich muss sie wegholen von diesem Gesocks."

"Du weißt genauso gut wie ich, dass sie nicht wieder zu eurem Vater gehen wird!"

"Unser Vater ist abgehauen, Yukito", sagte Toya bitter, "Nach ihrem letzten Streit hatte er genug, ist getürmt und hat mir das Sorgerecht einfach dagelassen! Und außerdem geht es ums Prinzip! Ich bin ihr Bruder!"

"Aber unsere Fälle-..."

"Dann kombinieren wir das eben!", keifte der Kommissar, "Vielleicht geht das ja leichter, als du dir das vorstellst!"

Der junge Gerichtsmediziner stieß ein Seufzen aus. Wenn sich sein Freund erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, brachte ihn keine Macht der Welt wieder von diesem Weg ab. Und wenn es um Sakura ging wohl erst recht nicht.

"Also schön", ächzte er schließlich, "Vielleicht geht es ja wirklich leichter, als ich denke."
 

Zwanzig Kilometer vor Kingstonville konnte O'Connor seinen Augen nicht trauen.

Er hatte seinen Vorgesetzten zwar schon in einigen Gemütsverfassungen erlebt, doch noch niemals in dieser.

Giuseppe Girolamo Pantoliano war sprachlos? Ging das überhaupt?

Anscheinend schon, denn der Ratspräsident stand bereits seit einer halben Stunde völlig regungslos vor den Bildschirmen des Konferenzsaals und beobachtete mit starrem Blick die Bilder, die der von ihnen eingestellte Observator auf dem Johannesplatz mit seiner Minikamera einfing.

Sie zeigten ausnahmslos Kurogane, umgeben von einer kleineren Anzahl an Personen. Doch Pantolianos Blick war unablässig auf den blonden Schlacks neben ihm gerichtet. Seine kleegrünen Augen wirkten in ihrer versteinerten Ungläubigkeit so gläsern, dass sich das lachende Gesicht des Blondschopfs zweimal darin spiegelte.

Er sagte etwas in sein Funkgerät. O'Connor hörte kaum, was er sagte, so leise sprach er.

"Roy. Den Blonden. Holen Sie den Blonden näher ran."

Keine zwei Sekunden später erschien eine Großaufnahme des jungen Mannes auf allen Bildschirmen.

Strahlend eisblaue Augen. Platinblondes Haar. Ein unermüdlich gehendes Mundwerk.

Fragend legte der Ministerialrat den Kopf schief. Irgendetwas in ihm reagierte unbewusst auf dieses Gesicht.

Hab ich den nicht schon mal irgendwo gesehen?

"Mr. Pantoliano?", fragte er schließlich zögerlich, als der Italiener immer noch keinen Laut von sich gab.

"Kommen Sie her, Joshua. Sehen Sie sich das genau an. "

"Der Schöne und das Biest", kommentierte O'Connor, während er der Aufforderung nachkam. "Kennen Sie ihn etwa?"

Der Italiener senkte den Blick. "Sein seltsamer Humor verbreitet eine bizarre, exotische Aura, der man weder Verständnis entgegenbringen noch entfliehen kann", sagte er leise, "Er sticht heraus wie ein Paradiesvogel aus tausenden grauen Tauben. Er hat die Augen eines Engels. Ich erkenne ihn, und Sie erkennen ihn auch, Joshua."

Angespannt starrte O'Connor noch einmal in diese eisblauen Augen. Und dann fiel der Groschen.

"Gütiger Gott, das-... das ist doch... wie war sein Name gleich?"

In Pantolianos Augen flackerte es. "De Flourite. Sein Name ist Yuui de Flourite."

Daher also die Verwunderung, wenn nicht Sprachlosigkeit seines Vorgesetzten.

Kein Wunder, immerhin hatten sie seit jenem Tag vor dreizehn Jahren bis heute angenommen, dass Yuui tot war.

Der Ratspräsident wandte sich zu ihm um. Das Flackern in seinen Augen bekam etwas Gehässiges.

"Ist das nicht eine Ironie des Schicksals? Yuui-chan und Kurogane-chan, liebend vereint."

"Und was wollen Sie nun tun, Sir?"

"Was erwarten Sie denn? Dann wird er eben ein zweites Mal verrecken müssen."

"Und wann wäre das?"

Der Mann lächelte zum ersten Mal an diesem Abend. "Sagen wir, das ist nur noch eine Frage der Zeit."



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von:  Bito
2008-10-02T17:19:36+00:00 02.10.2008 19:19
Oh Mann...
so viele Rätsel.
*____*
*hibbel*
Das ist einfach oberspannend.

Und dieses Kap war auch total süß.
Einfach nur toll.
Von: abgemeldet
2008-09-21T19:48:08+00:00 21.09.2008 21:48
Aarrrgh, ich krieg die Krise!!! Wieso muss dieser besch*** Oberboss jetzt auch noch Fye kennen??!! Das darf doch echt nicht wahr sein! *sich verzweifelt die Haare rauft und ruhelos im Zimmer rumtigert* Wehe du lässt diesen Mistkerl nicht rechtzeitig (und das heißt bevor was sehr viel erntshafteres passiert) abkratzen! Wenn Toya schon weiterermitteln will, soll er auch gleich mal sämtliche dreckige Machenschaften von dem Dreckskerl auffliegen lassen. Auch wenn dann Kurogane mitbetroffen ist- ach das ist alles so verdammt kompliziert -__-

Die Vorlesung und die Sache mit dem Café war jedenfalls wieder supersüß! XD Langsam brechen die Fronten auf^^ Kannst du ihnen nicht doch einfach ihren Frieden lassen?? Mmhh??
Von:  Loveless
2007-08-22T21:48:20+00:00 22.08.2007 23:48
Hallöchen und *knuddel*,
endlich komme ich auch mal dazu, dein neues Chapter zulesen (erst mecker ich rum, dass du solange mit den neuen Kapitel brauchst und dann bin ich noch nicht einmal ein guter Stalker und lasse mir mehr als 24 Std. (grob geschätzt) Zeit um einen netten Kommi zu deiner Story zu verfassen...Asche über mein Haupt! XDDD)

Aber zurück zu deiner Geschichte. Ich glaube, dass ich dazu nicht sagen kann, weil ich schlicht und einfach sprachlos bin (also bitte nicht falsch verstehen^^).
Meiner Meinung nach, hast du dich mit diesem Chapter schlicht und einfach selbst übertroffen.
Ich bin total begeistert, wie du die Lesung von James und Soledad hereingebracht hast, ohne das es langweilig wird (das schafft nicht jeder^^)und dann auch noch den Bezug zu Fai und Kur-rin hergestellt hast. O.O
Und die Szene , als Fai Kuro-pins Hand ergriffen hat. Man spürt wie sich allmählich und ganz langsam etwas zwischen den Beiden entwickelt.Ich liebe soetwas! ^^
Spannend fand ich auch den Teil, in dem Toya seine kleine Schwester in der Gruppe vor der Konditorei entdeckt. In der Beziehung zwischen den Beiden ist noch so viel offen.
Und dass du auch noch Yuui hereingebracht hast und seine Beziehung zu Pantaliano!!! O.O

Dieses Kapitel war einfach nur ein Meisterwerk und erzählt soviel Geschichte mit einer solch gehörigen Portion Spannung, dass ich es kaum noch bis zum nächsten Kapitel abwarten möchte.
Deswegen hoffe ich, dass du deine Fans nicht allzu lange warten läßt!^^
Lieben Gruß
(dein Hobby-Stalker XD)
Loveless
Von:  BabyTunNinjaDrac
2007-08-22T18:26:39+00:00 22.08.2007 20:26
Hach, es ist einfach niedlich *__________________________*c
Dieses Kapitel war wirklich schön und richtig beruhigend nach dem letzten *___*v
Ich bin begeistert! FReue mnich schon wahnsinnig auf die nächsten!
Von: abgemeldet
2007-08-20T15:21:13+00:00 20.08.2007 17:21
OMG!!!!!!! Es ist wirklich Yuui!!! *freu*
Ich kann gar nicht ausdrücken wie sehr ich diese FF liebe!
XDDDD LOL Stichwort schwul~
Genial genial genial!!!! Und Kuro-chans Gefühle *________________*
Oh je...Toya sollte sich besser net einmischen...hm...
Bitte bitte bitte schreib schnell weiter! <3
Von: abgemeldet
2007-08-20T12:40:27+00:00 20.08.2007 14:40
das war total schön umschreiben x3
würde mich total auf eine schnelle Fortsetung freuen^^
Von:  Soffel
2007-08-20T12:12:08+00:00 20.08.2007 14:12
hilfe *_________*
das war wieder mal eine absolute Meisterleistun *3*
voll von Komik ,romatik und spannung und den typischen Momenten wo man einfach nur schmunzeln musste >//////////////<
und man merkt dass es allmählig in die alles entscheidene Phase kommt Ö_Ö
das Endee war total atemberaubend dieser mann ist wirklich nur grausam >_<nyo~ ich finde es äußerst guit durchdacht mit yuui und fay also praktisch schon gewisse parallelen zum manga aufzubauenx3 hat schon was ^.~
nur interessiert mich jetzt unheimlich was Kurogane nun doch mit der vergangenheit von Fay zu tun hat. man das ist alles so spannend >_< schreib also gaaaaaanz ganz schnell eine Fortsetzung ok? ich kann noch nciht mehr warten °A° und das jetzt schon XD

ich freu mich auf jeden fall dass Fay den Laden nun bekommen hat x3 auch wenn er erst dachte ,er hätte seinen Chef umgebracht XD zu lustig
und das Drauffolgende Telefngespräch der beiden *_______* das war auch einfach nur voll sü0ß x3 als ob sich Kurogane wirklich um ihn Sorgen wütrde <3 einfach nur schön~
und dann die Vorlesung *w* hab mir aber schon ungefähr gedacht dass sowas kommt mit parallelen udn so XD aber dann das wo fay nach Kuroganes Handgelenk greift *______* nein! damit ahbe ich nicht gerechnet aber es war toll *_*

wirklich wieder ein gelungenes Kapi *___* eins von den besten meiner meinung nach x3 auch vom spannungbogen her ,obwohl alle total toll bis jetzt waren *_* auch doe toya yukito und bzw. sakura teile hatten was für sich x3
wirklich wieder sehr gelöungen nur weiter so *_____________*
hoffe auf schnelle Fortsetzung
aaaaawww~
ich krieg mich einfach nicht mehr ein das ist zu schön XD
Von:  CptJH
2007-08-20T06:59:02+00:00 20.08.2007 08:59
Boooooooooooah...ich will auch so schöne lange Kommis kriegen!
*neeeeeeeeeid*
XDDD
Ächem...
Jaaaha...
Was soll man denn da noch groß sagen... Souly~ du kennst meinen Kommentar ja schon^^
Einfach nur GENIAL!
Von: abgemeldet
2007-08-20T00:17:54+00:00 20.08.2007 02:17
AAAAAAAAAAAAAAAH!!!! *hibbl*
*Gehirnüberdruck krieg*
PUFF!! x33
mann ich dachte schon, was hat Fye denn jetzt angestellt wegen seinem Chef und dann das *löööl*
Aber ich bin froh das alles so friedlich ausgegangen ist *erleichtert schnauf* >,>
Das mit Touya und der Made hab ich jetzt auch endlich gelesen *mich vor lachen wegschmeiß* XDDDD
mwaiii und die Szene, als Fye Kuro´s Hand berührte...jaaaaagh >////<
einfach süß. Ich hatte Anfangs schon den Verdacht, das die beiden sich von früher her schon begegnet sind und jetzt ist es bestätigt *freuu*
ach wegen der Vorlesung über dieses Buch, was du miteingebracht hast..naja ich hab nicht viel davon verstanden^^°°° Trotzdem hassu guuut gemacht..schreib bitte schnell weiter sonst sterb ich noch tausend Tode vor lauter Spannung. Ich konnte dieses Kapitel schon kaum erwarten 8*________*8
Von:  Lady_Ocean
2007-08-20T00:08:00+00:00 20.08.2007 02:08
Mensch, die Klayr ist aber schnell mit Lesen... Dabei würde ich sagen, wir haben fast zeitgleich angefangen ^^v.

Nyo...Im Moment habe ich erst mal ziemlich große Augen. Das Ende war ja echt ein Schlag. Die Welt ist echt ein Dorf, was? Ich habe die untrügliche Vorahnung, dass sich uns gerade eben der Grund dafür offenbart hat, weshalb Fye (bzw. Yuui) sein Gedächtnis verloren hat. Und anscheinend hast du es aus dem Manga übernommen, dass er einen Zwillingsbruder hat(te), was :)? Na darauf bin ich jetzt aber tieeerisch gespannt. Vor allem inwieweit Kurogane damals schon was mit ihm zu tun hatte. Bei ihrer ersten richtigen Begegnung glaubte er ja, Fye schon mal irgendwo gesehen zu haben. Das kann eigentlich nur damals gewesen sein - nach dem derzeitigen Stand der Informationen.
Nebst dieser Freude an Informationszuwachs in diesen wenigen Zeilen liegt darin aber auch eine ganze Menge Gefahr. Pantoliano weiß jetzt mit Sicherheit, wer da so langsam Kuroganes Herz erobert - schlimmer noch, Fye wird wohl mit seinem Alptraum von vor 13 Jahren noch einmal konfrontiert werden. Und er steckt in akuter Lebensgefahr (wohl zum zweiten Mal schon). Klasse Aussichten sind das *jammer*. Aber auch Spannung pur. Mein Gott, wie soll ich da die nächsten Wochen überleben?

Was ich auch toll fand, war die Vorlesung bei James und Soledad. *g* Das war ja sowas von klar, dass ihr Buch Parallelen zu Fai und Kuroganes Beziehung hat ^^. Zum Einen, weil die beiden als illegale Einwanderer - wie eigentlich alle Bewohner des Hippieviertels - ein recht schweres Leben hinter sich haben und wissen, was es heißt, von Kummer gezeichnet zu sein und Trost in Gleichgesellten zu finden, zum Anderen, weil das natürlich DIE Gelegenheit für Fye und Kuro ist, sich irgendwie näher zu kommen. Was hier auch schön herauskam, war das Gefühlswirrwar, unter dem Kurogane derzeit sehr zu leiden hat. Seit er Fye kennengelernt hat, hat er sich sehr verändert. Mit jedem Mal ein bisschen, seit Fye das erste Mal bei ihm zu Besuch war, jedes Mal sogar noch ein bisschen stärker. Und man kann das zwischen ihnen wirklich nicht einfach und gedankenlos als "Freundschaft" abtun, denn das, was da zwischen ihnen besteht, ist anders und tiefgründiger. Dieser eine Gedanke Kuroganes während der Vorlesung, dass er tief in sich wohl jemanden sucht, der ihn versteht, drückt das für mich am besten aus. Aber ich finde, es gilt für beide Seiten. Allerdings geht Fye mit diesem Gedanken schon weit offener um. Und das war echt so unheimlich schön beschrieben... Ich finde, du hast da echt einen idealen Mittelweg an summender Romantik und realem Verhalten gefunden. Einerseits habe ich immer ein bisschen gehofft, dass sie auf einander zugehen, dass sie sich näher kommen, andererseits wollte ich nicht, dass sie sich jetzt schon küssen oder so (irgendwie schon, aber dann doch nicht richtig). Ich finde, das wäre einfach noch zu früh gewesen. Für beide (mehr aber noch für Kurogane). Es wäre einfach ein zu großer Sprung nach vorn gewesen. Finde ich gut, dass du dein Erzähltempo durchhälst und damit noch wartest.

So...da haben wir auch das Geschwister-Problem. Ich hoffe bloß, Toya bekommt Sakura nicht von den anderen weg. Ich meine, er hat gesehen, wie glücklich sie ist. Und ich verstehe nicht, dass er anscheinend nicht so recht nachvollziehen kann, dass sie bei diesen Leuten Schutz vor ihrem Vater sucht. Weiß Toya nichts davon, dass er sie so schlecht behandelt? War ihr Vater ihm gegenüber so viel anders als ihr gegenüber? Aber davon mal abgesehen, ist Sakura doch ein sehr anständiges Mädchen, genauso wie Shaolan. Sie ziehen sogar ohne Gemurr und Gemecker die Schule durch, die sie ja oft genug ankotzt, weil sie wahrscheinlich ganz genau wissen, dass es sehr wichtig für sie ist. Und auch sonst sind sie ja in keiner Weise auf die schiefe Bahn geraten. Deshalb hoffe ich ganz fest für sie, dass sie bei ihren Freunden bleiben kann.
Problematischer wird die Sache ja jetzt auch, weil Toya nun mit einem Mal viel näher an Kurogane dran ist, der ja der Mörder dieser politisch brisanten Personen war, nach dem er sucht. Und gewittert haben ja beide schon, dass etwas nicht in Ordnung ist. Wenn jetzt noch das mit dem Katana rauskommt... Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass die Polizisten Fyes neues Restaurant als Treffpunkt benutzen. Wäre für Toya praktisch, weil er dann nebenbei gleich noch die Leute aus Sakuras unmittelbarer Umgebung etwas im Auge hat und die Chance, dass er sie trifft, auch etwas größer wird.
Ich freu mich jedenfalls auch unheimlich für Fye, dass er seinen furchtbaren Chef endlich los ist ^^. Hoffentlich sehen wir ihn in dieser Fanfic nie wieder!

Was mich auch beschäftigt hat (seit dem letzten Kapitel schon), ist die Frage, ob Fye wirklich einen Menschen auf dem Gewissen hat. Ich könnte es mir bei Ashura durchaus vorstellen. Und bei seinem Gemüt wird ihn das wahrscheinlich auch bis in den Schlaf quälen, denn selbst wenn Ashura das hundertmal verdient hat - Fye ist einfach nicht der Typ, der das moralisch verkraften kann. Er schätzt jedes Leben zu hoch, und sei es noch so wertlos.

Lg
Quasselstrippe Lady_Ocean, die sich einfach nicht kurz fassen kann


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