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Trinity Blood

The four winged angel
von

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Heiße Milch mit Honig

Heiße Milch mit Honig

Das gleißende Licht der Mittagssonne hatte an jenem Tag auf die gewaltige Stadt inmitten der trostlosen Wüste und Einöde herabgeschienen. Es waren die letzten Stunden dieser lebhaften und geschäftigen Gebäudeansammlung, der man den Namen Eden gegeben hatte. Seine Bewohner waren ihrem üblichen Tagewerk nachgegangen, als sich der Himmel schlagartig mit finsteren, dichten Wolken verdunkelt hatte und das klagende Tönen der Signalhörner durch Edens Gassen erschallt war.

Sie konnte sich noch lebhaft an jenen in der fernen Vergangenheit zurückliegenden Tag erinnern, an dem für sie die Welt untergegangen war.

Mit der Dunkelheit waren sie über Eden und seine Bewohner hergefallen und hatten eine blutige und schwelende Bahn bis zum heiligen Tempel gezogen, dass kein lebendes Wesen mehr atmete noch ein Stein auf dem anderen war.

Sie war als Letzte übrig geblieben, nicht mehr als ein schwaches und wehrloses Kind mit blutbeflecktem Gewand.

Die Dämonen hatten ihr Leben verschont, damit sie Zeugnis von Edens Leben und Sterben ablegen konnte. Die Kreaturen der Finsternis hatten ihr alles genommen, Familie, Freunde, Verwandte, Bekannte, aller, nur das Leben nicht.

„Das lange Leben deines Volkes ist eine Qual, nur der Tod birgt Erlösung, doch du sollst leben und dich quälen...“, hatten sie ihr gesagt und sie weinend in den verkohlten Ruinen ihrer Heimat zurückgelassen...
 

Mit einem markerschütternden Schrei erwachte Samantha endlich aus dem mit düsteren Erinnerungen angefüllten Alptraum. Benommen hatte sie sich auf ihrem Bett aufgesetzt und starrte nun mit angsterfülltem Blick die roten Gardinen an, die sie am vergangenen Abend vor das Fenster an der gegenüberliegenden Wand gezogen hatte. Es war mitten in der Nacht, was auch die gehetzte Erscheinung Abels erklärte, als dieser in einem beigen Schlafanzug fast mit der Tür ins Zimmer fiel den Revolver im Anschlag, um mögliche Eindringlinge abzuwehren.

„Alles in Ordnung, Schwester Samantha...?“ erkundigte sich dieser und schob sich seine beige Schlafmütze zurecht, unter der vom Schlaf struppiges und strähniges silbernes Haar hervorlugte. Offensichtlich hatte sie so laut aus ihrem Alptraum aufgefahren, dass sie andere mit aus dem Schlaf gerissen hatte.

„Ja, mir geht es gut. Es war nur ein Alptraum“, erklärte sie mit zitternder Stimme, da der Schrecken aus dem Traumland ihr immer noch in den Knochen streckte. Der silberhaarige Pater sicherte nickend seine Waffe und trat etwas näher zu ihr ans Bett heran, wo die junge Nonne, nur mit einem dünnen, seidenen Nachthemd mit Spagettiträgern bekleidet, saß.

Völlig überraschend setzte sich ihr geistlicher Kollege zu ihr aufs Bett und nahm sie vorsichtig und beschützen in seine Arme. Damit und mit den beruhigenden, streichelnden Bewegungen seiner Hände auf ihrem Rücken hatte sie nicht gerechnet.

„Shht. Jetzt ist ja alles wieder gut. Es war nur ein Traum...“, hörte sie ihn dicht an ihrem linken Ohr flüstern. Ihr vorher fast kreidebleiches Gesicht verfärbte sich jetzt an den Wangen rötlich, denn seine plötzliche Nähe brachte sie in Verlegenheit, wenngleich seine Anteilnahme und Beruhigung ihr gut taten. Sachte löste sie sich wieder aus seiner Umarmung und schob ihn mit innerem Widerwillen etwas von sich.

„Danke, ich denke es geht wieder...“, murmelte sie leise mit gesenktem Blick und schlang sich verlegen die rote Bettdecke wieder um ihren Körper, wobei sie diese aber fast wieder sogleich von sich strampelte, da ihre Augen und ihr aufgewühlter Geist ihr einen makaberen Streich spielten. Für einen kurzen Augenblick glaubte sie, dass die rote Farbe der Bettdecke davon herrühre, dass sie mit Blut getränkt wäre. Verschreckt von dieser Sinnestäuschung strampelte sie die Bettdecke bis zum Bettende hinab, sodass sie nur noch von ihrem seidigen Nachthemd bedeckt zitternd und heftig atmend auf ihrem Bett saß.

Abel runzelte die Stirn, da sie soeben ihre eigenen Worte dementiert hatte.

„Hm, ich habs. Ich mach dir eine Tasse heiße Milch mit Honig, das hilft immer“, sagte er beschwingt und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, als er sich von der Bettkante erhob und aus dem Zimmer stolzierte als wäre es helllichter Tag. Mit gemischten Gefühlen blickte sie ihm hinterher und schüttelte dann den Kopf in der Hoffnung, dass er aufklaren würde. Sie war schon lange nicht mehr von den Alpträumen ihrer Vergangenheit heimgesucht worden, warum tauchten sie jetzt gerade wieder auf?

//Kann das Wiedersehen mit Petros mich so aufgewühlt haben?// fragte sie sich, doch sie bezweifelte es, da sie mit ihm einen anderen Abschnitt ihres Lebens- und Leidensweges teilte. Sie hatte ihm noch nie die volle Wahrheit erzählt, sich ihm nie ganz geoffenbart, denn kein anderes Lebewesen auf dieser Welt vermochte ihre ganze Lebens- und Leidensgeschichte zu erfassen. Sie war einfach zu unglaublich. Bei diesem Gedanken musste sie schmunzeln. Alle Menschen um sie herum standen im Dienst der Kirche und waren somit enger dem Glauben verbunden als manch andere.

Völlig unvermittelt wurde sie aus ihren ironischen Gedanken gerissen, als Pater Abel Nightroad mit dem heißen Getränk zurückkehrte und dabei versäumte anzuklopfen.

„So, dein Schlaftrunk ist fertig, mit viel Liebe zubereitet“, sagte der silberhaarige Priester im Schlafanzug und drückte ihr väterlich lächelnd den warmen Becher mit heißer Milch und Honig in die Hand. Dankend nippte sie an dem leicht dampfenden Getränk, als sie merkte, wie sich ihre Bettdecke wieder an ihren Körper schmiegte.

„So bleibt es schön warm und kuschlig“, erklärte Abel und zupfte die Bettdecke noch etwas zurecht, die er ihr umgelegt hatte.

„Uhm, danke...“, nuschelte Samantha verlegen über den Rand des Bechers hinweg. Sie war so eine selbstlose Art der Betreuung nicht gewohnt und es verunsicherte sie etwas, dass sie diese von einem Mann erfuhr, den sie erst seit kurzem kannte, wobei von kennen eigentlich nicht einmal die Rede sein konnte. Wieder saß er bei ihr auf der Bettkante, diesmal aber auf der rechten Seite und strahlte sie lächelnd an.

„Warum tust du das...?“ Sie konnte nicht anders, als ihn dies zu fragen, da sie den Beweggrund für sein freundliches, ja gar fürsorgliches und selbstloses Verhalten und Handeln nicht verstand.

„Weil ich dein Freund bin“, war die schlichte, fast banal wirkende Antwort, die jedoch genau das zur Geltung brachte, was sein Antrieb war, Freundschaft. Samantha sah skeptisch auf in sein lächelndes Gesicht, um zu sehen, ob er mit ihr einen albernen Schabernack trieb, doch anstatt, dass ihre Augen seine Ehrlichkeit hinterfragten, spielten sie ihr einen Streich. Für einen kurzen Augenblick wurden Abels Haare sonnengelb und die etwas kantigen Gesichtszüge glätteten sich, bis seine Erscheinung mit der Erinnerung an jenen jungen Mann übereinstimmte, der ihr in einem früheren Lebensabschnitt sehr viel bedeutet hatte.

//Raphael...!//

Abel saß ruhig auf der Bettkante und sah zu, wie die junge Nonne an dem heißen Getränk nippte. Er war sich sicher, dass es ihr gut tun würde und sie danach würde besser schlafen können. Zur Vorsicht hatte er ihr einen leichte Schlaftablette untergemogelt, die sie inzwischen schon geschluckt haben mochte. Nachdem er auf ihre ihn etwas überraschende Frage geantwortet hatte, starrte sie ihn völlig entgeistert an, als wolle sie ihn für verrückt erklären, doch dann erkannte er an den leicht feucht schimmernden Augen und den großen Pupillen, dass sie gerade nicht mehr im Hier und Jetzt weilte, sondern vermutlich in Erinnerungen versunken war. Vorsichtig sprach er sie mit leiser Stimme an, doch sein Gegenüber reagierte überhaupt nicht, schien ganz und gar nicht mehr anwesend zu sein.

„Samantha...?“ fragte er mit etwas lauterer Stimme und fasste sie sachte an beiden Armen mit der Absicht sie wach zu rütteln. Bevor er sein Vorhaben jedoch durchführen konnte, lehnte sie sich vor uns schmiegte sich sachte an seinen Oberkörper, was ihn nun seinerseits aus dem Konzept brachte. Ihr Kopf mit dem fast hüftlangen, schlohweißen Haar ruhte an seiner Brust, wo sie wohl seinen beschleunigten Herzschlag würde hören können.

„Sa....Samantha?“ versuchte er es noch einmal, dieses Mal jedoch etwas zaghafter, da sich die Situation langsam in eine Richtung entwickelte, von der er nicht unbedingt sagen konnte, ob sie schicklich war. So wie sie jetzt halb an ihm lehnte, hatte er fast freien Blick auf die zarte, rosige Haut ihrer Brüste, da einer der Nachthemdträger herabgerutsch war. Fast wie zu einer Salzsäule erstarrt konnte er nicht den Blick von ihr abwenden, wobei es nicht so war, dass er pervers war, nur vermochte er den so dargebotenen Reizen der jungen Frau nicht zu widerstehen. Erst ein undeutliches Murmeln ihrerseits befreite ihn aus dieser beklemmenden Paralyse.

„Raphael...“

Zweimal nuschelte sie diesen Namen, bevor sich ihr Körper plötzlich entspanntem als das Schlafmittel endlich zu wirken begann. Ein wenig verwirrt hielt Abel sie noch einige Augenblicke lang in den Armen, bevor er ihrer Kleidung wieder ordnungsgemäß richtete und sie zurück in eine liegende Position bettete. Die rote Bettdecke zog er ihr bis unter ihr Kinn und strich sie noch einmal glatt, sodass sie luftig-locker auflag. Mit einem sanften Gute-Nacht-Kuss, den er ihr auf die Stirn hauchte, verabschiedete er sich von ihr, das Licht beim Verlassen des Zimmers löschend.

Als er die Tür von Samanthas Zimmer leise hinter sich schloss und sich zum gehen wandte, fiel sein Blick auf Pater Tres Iqus, den menschlich anmutenden Androiden, der ebenfalls wie Abel von Samanthas Schrei alarmiert worden war.

„Sie schläft jetzt wieder. War nur falscher Alarm“, sagte er an seinen schweigsamen Kollegen gewandte und wünschte ihm gähnend eine gute Nacht, wenngleich Tres keinen Schlaf brauchte. Die bereitgehaltenen und entsicherten Pistolen wanderten wieder in ihre Holster und der Androide verschwand den dunklen Gang hinab Richtung Technik-Labor, wo er für den Rest der Nacht in den Standby-Modus wechseln würde.



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