Weihnachten Teil 2
Zwei kleine Hundedämonen auf Befreiungsmission...Leichtsinnig oder wissen sie, was sie da tun?
2. Weihnachten Teil 2
Die Hundeyoukaikinder blieben vor dem gut zwei Meter hohen Gitterzaun der Villa stehen, ein wenig abseits vom Eingangstor, und musterten die Lage. Im Erdgeschoss war es dunkel, aber in einem Raum im ersten Stock brannte Licht.
„Dort sind sie und dort haben sie bestimnmt auch das Baby!“ flüsterte Seiko aufgeregt. „Komm, onii-chan, springen wir über den Zaun.“
„Warte. Dort drüben an der Tür sind zwei Männer, das sind sicher Wachen. Und auch, wenn es nur Menschen sind und sie unbewaffnet sind…Ich kann keine Schwerter erkennen… – wenn sie Alarm schlagen…Bedenke, dass wir sie sicher nicht töten dürfen.“
„Natürlich. – Aber das bedeutet, dass mindestens noch einmal zwei Wächter im Haus sind. Der verehrte Onkel Akamaru hat mir einmal gesagt, dass gewöhnlich mindestens die doppelte Anzahl der sichtbaren Wachen anwesend sein muss.“
Arashi wunderte sich ein wenig, dass ihr Onkel mit seiner zukünftigen Schwiegertochter über derartige Dinge sprach, aber das tat nichts zur Sache. Sie hatte sicher Recht. „Dann werden wir sehr schnell sein müssen. Und lautlos. – Genau wie diese beiden Dobermänner.“
Seiko bemerkte nun erst auch, dass im Garten zwei Hunde standen, die sie anscheinend schon geraume Zeit musterten. „Sie erkennen in uns bestimmt die Hundeyoukai. Also, komm, springen wir über den Zaun!“
Arashi warf einen etwas ungläubigen Blick auf die beiden Dobermänner, die grimmig zu knurren begonnen hatten: „Sie wollen uns tatsächlich angreifen?“ Kein Hund mit einem Funken Selbsterhaltungstrieb wagte sich an einen der mächtigen, entfernten Verwandten. „Übernimmst du die Hunde, Seiko-chan? Ich gehe dort hinüber und übernehme die beiden Wachen.“
Seine Zwillingsschwester hätte einiges dagegen einzuwenden gehabt, aber sie meinte nur: „Dann treffen wir uns an der Tür?“ Immerhin machte er bei dieser Sache mit. Allein wäre es für sie doch schwer geworden.
„Hm….Ich glaube, es wäre besser, das Baby gleich zu holen. Wenn du die Hunde gezähmt hast, spring doch dort auf den Baum. Von da aus kannst du in das Zimmer gucken. Wenn du siehst, dass ich reinkomme, springst du durch das Fenster und holst es.“ So viele Wachen würde es denn dann doch nicht geben. Und immerhin war er ja wohl nicht irgendwer.
„Gut. Dann bis später, onii-chan.“ Seiko sprang über den Zaun, sich bereits in ihre wahre Form verwandelnd. Diese beiden verlausten Kläffer wagten es tatsächlich, ihre Zähne vor einer Hundeyoukai zu entblößen?
Arashi lief dagegen ein Stück die Strasse zurück, am Tor und dem Eingang vorbei. Die beiden Wächter saßen rechts und links auf den Stufen vor der Tür. Eine solche Nachlässigkeit hätte sich keiner der Krieger seines Vaters zuschulden kommen lassen dürfen – oder eines anderen Familienmitgliedes. Und beide lasen Zeitung. Waren sie so sicher, dass noch niemand wusste, dass sie ein Baby entführt hatten? Nun gut, einen Ausbruchsversuch ihrer Geisel brauchten sie ja kaum zu befürchten.
Er sprang mühelos über den Zaun und landete unhörbar im Gras, ohne dabei die beiden Wachen aus den Augen zu lassen. Immer wieder hoben sie die Köpfe und blickten zum Tor. Erwarteten sie jemanden? Dann war es umso wichtiger, schnell zu sein. Aber es blieb genügend Zeit, in denen ihre Aufmerksamkeit auf ihre Zeitungen gerichtet war, um sich anzunähern, zumindest, wenn man ein trainierter Youkaiprinz aus gutem Hause war.
Noch aus dem Laufen drehte sich Arashi auf dem linken Fuß. Sein rechtes Beim schwang ausgestreckt herum, traf mit wohldosierter Kraft. Während der Wächter zusammenbrach, stand der Hundeprinz bereits vor dem zweiten, der bei dem unerwarteten Laut seine Zeitung fallengelassen hatte, um in seine Jacke zu greifen. Diese Bewegung kam allerdings nie zum Abschluss, als ihn ein Klauenhieb gegen den Hals ebenfalls ins Land der Träume schickte.
Während Arashi die Tür aufdrückte und lautlos in das Haus trat, dachte er daran, das diese Männer seine Zurückhaltung wohl kaum zu schätzen wissen würden. Sie würden einige Tage ein steifes Genick und sicher auch Schmerzen haben – aber er hätte sie ohne Mühe auch in Stücke reißen können. Damit wäre die verehrte Tante Kagome allerdings bestimmt nicht einverstanden.
Oben in der Villa trat ein Mann an das Fenster, eine Tasse Tee in der Hand, und blickte in den nächtlichen Garten, der nur von dem entfernten Licht der Straßenlaternen erhellt wurde. Die beiden ach so scharfen Dobermänner spielten im Garten gerade mit einem weißen Hund, der geradezu riesig war? Es gab doch keine Hunde, die so groß wie ein Pony waren? Und wieso warfen sich diese blöden Köter nun auf den Rücken? Die Umrisse dieses weißen Hundes schienen auch zu verschwimmen….das war doch jetzt ein kleines, weißhaariges Mädchen? Höchstens zehn Jahre alt?
„Na, was starrst du so in den Garten? Bis Herr Tanaki zurück ist, wird sicher noch einige Zeit vergehen.“
„Ja, ich weiß.“ Verständlicherweise nicht bereit, eine Halluzination zuzugeben, drehte sich der Wächter wieder um und setzte sich auf die Couch zu seinem Partner, nur einen flüchtigen Blick auf das Baby werfend, das in einem Kinderbett lag. Das Beruhigungsmittel wirkte immer noch. Und so entging ihm das weißhaarige Mädchen, das auf den Baum vor dem Fenster gesprungen war, und nun mit vor Zorn leuchtenden grünen Augen zu ihnen ins Zimmer blickte.
Arashi hatte unterdessen den ersten Stock erreicht, immer wieder auf jedes Geräusch lauschend, vorsichtig witternd.
Er war ein wenig aufgeregt. Eine solche Aktion hatte er noch nie durchgeführt und es beruhigte ihn, das vertraute Youki seiner Zwillingsschwester nun auf gleicher Höhe zu fühlen. Seiko hatte leichtes Spiel mit den Hunden gehabt, wie er es erwartet hatte. Unter einer Tür vor ihm schimmerte Licht hindurch. Dort waren sicher Menschen und das entführte Baby. Wie viele Männer es wohl waren? Bestimmt zwei, nach dem, was Seiko von Onkel Akamaru gelernt hatte, vielleicht mehr. Aber es waren und blieben Menschen. Und im Notfall würde ihm seine Schwester helfen. Im Kampf ausgebildet waren sie ja beide. So öffnete er die Tür und trat ein, in der Hoffnung, die Menschen würden denken, einer ihrer Wächter käme, und etwas zu langsam reagieren.
Mit einem Blick erfasste er die Situation. Das Babybett stand nah am Fenster. Gut, dann konnte sich Seiko das Kleine holen. Auf der Couch, ihm direkt gegenüber, saßen zwei Männer, die ihn sofort bemerkten und fast ungläubig anstarrten. So rasch er konnte, sprang der Hundeprinz auf die beiden los. Es gelang ihm, einen zu Boden zu schlagen, als er auch schon das Geräusch splitternden Glases hörte. Seiko war gekommen.
„Du…verdammter Bengel!“ keuchte der letzte Wächter, bereits ein Messer in der Hand.
Arashi schnaubte verächtlich. Was sollte das denn? Er übte mit seinem verehrten Vater, da würde ihn doch niemals ein Mensch aufhalten.
„Ich habe es, onii-chan“, sagte Seiko.
„Geh. Ich komme gleich.“ Er hörte, dass sie gehorchte. Vermutlich war ihr ebenfalls klar, dass auch der Letzte keinen Alarm schlagen durfte, für den Fall, dass doch noch andere Wächter im Haus waren.
Der Mann starrte fassungslos in die goldfarbenen Augen des Jungen, den er auf zehn Jahre schätzte. Wo war der hergekommen? Und wer war das Mädchen? Und wieso hatten sie das Baby geholt? Das würde massiven Ärger bedeuten…
Aber die Augen dieses Jungen waren so eigenartig, so ohne jedes Gefühl, ja, ohne menschliche Regung….
Das war allerdings sichtlich ein Kind und so griff er doch an, die Rechte mit dem Messer erhoben. Arashi machte einen Schritt auf ihn zu, damit die Distanz verkürzend, und schlug mit dem linken Unterarm gegen das Handgelenk der Angriffshand. In der gleichen, fließenden Bewegung drehte er sich weiter auf dem linken Fuß und sein Ellbogen schlug hart gegen das Kinn des Mannes. Er hörte ein Knacken, ehe der Mann betäubt zusammenbrach. Nun ja. Für einen Menschen war das wohl ein recht kampferfahrener….
Er drehte sich um und folgte Seiko aus dem Fenster.
Als nur zehn Minuten später der Wagen von Herrn Tanaki in den Garten der Villa fuhr, fand er seine Geisel nicht mehr, seine Wachen bewusstlos oder verletzt - und eine Legende.
Kagome wurde immer nervöser, die beiden Eltern auch. Aber ihr erneuter Versuch, die Polizei rufen zu sollen, war an der heftigen Ablehnung gescheitert.
Seikos Handy war ausgeschaltet und die Tante hatte den nahe liegenden Verdacht, ihre beiden Schützlinge hätten die Sache in die eigenen Klauen genommen. Hoffentlich ging das gut, hoffentlich passierte dem Baby nichts oder einem der beiden.
Entführer waren doch gewöhnlich bewaffnet und sie war nicht sicher, ob Arashi oder Seiko daran dachten, dass auch Youkai nicht kugelfest waren. Sie verspürte nicht die mindeste Lust, Sesshoumaru oder Shiro beichten zu müssen, dass eines oder beide ihrer Kinder verletzt waren, von Ärgerem ganz zu schweigen. Sie hatte gerade die sonst so kühle Hundeyoukai noch nie so wutentbrannt erlebt, wie an dem Tag, als die Familie die entführten Kinder befreit hatte und Arashi schwer verletzt gewesen war. Auch, wenn es Shiro nicht zeigen wollte oder konnte – sie liebte ihre Welpen.
Eine Bewegung in der Dunkelheit ließ sie herumfahren: „Arashi, Seiko...wisst ihr…ihr habt das Baby?“ Das war kaum ein sinnvoller Satz, aber Kagome fielen in diesem Moment mehrere Felsbrocken vom Herzen.
Seiko kam zu den fassungslosen Eltern: „Bitte“, sagte sie höflich und gab das Kind seiner Mutter, die es hastig an sich riss.
„Wieso habt ihr…?“ begann der Vater.
„Oh, sie haben es uns gegeben“, erklärte Arashi, mit einem raschen Blick zu seiner angeheirateten Tante. Und diese begriff nur zu gut, dass die Übergabe nicht freiwillig erfolgt war.
Seiko ergänzte: „Morgen ist doch Weihnachten….“
„Ja….“ Der Vater riss sich sichtlich zusammen: „Ich…danke euch beiden. Wie kann ich euch belohnen?“
„Kein Geld“, meinte Kagome eilig: „Sie haben das sicher gern getan….“ Wenn sie ihre angeheiratete Verwandtschaft richtig einschätzte, würde eine Geiselbefreiung gegen Bezahlung wie eine Beleidigung wirken.
Der Mann sah sie kurz scharf an, lächelte dann: „Sie wissen wirklich nicht, wer ich bin, oder?“
„Nein, aber das ist ja auch gleich…“
„Ich bin ….“
Er nannte seinen Namen und sie begriff: er war in einer der wohl erfolgreichsten Bands zurzeit. Darum hatten es die Entführer wohl auch auf sein Kind abgesehen gehabt. Sie nickte nur: „Nein, ich habe Sie nicht erkannt. Auf der Bühne wirkt es anders…Kommt jetzt, ihr beiden.“
Während die Zwillinge gehorchten und zu ihrs ins Auto stiegen, schüttelte die Frau den Kopf: „Ich bin vollkommen verwirrt…Fahren wir nach Hause, ja?“
„Ja….“
„Was hast du? Es ist doch schön, dass unsere Kleine wieder da ist.“
„Natürlich. Aber ich…ich möchte gern wissen, wer das war.“
„Was meinst du? Die Frau war nett und ohne ihren Neffen und ihre Nichte…“
„Eben. Zwei Kinder, die sie allein losschickt, Entführer zu verfolgen. Und als sie zurückkehrten, hatten sie ihre Kapuzen abgestreift. Hast du nicht die langen Haare gesehen, spitze Ohren, Markierungen im Gesicht? Das waren keine gewöhnlichen Kinder. Solche Beschreibungen kenne ich nur von Mononoke.“
„Tierdämonen? Youkai?“
„Ja. Und ausgerechnet Dämonen brachten uns unser Kind zu Weihnachten zurück…ich sollte ein Lied darüber schreiben…“
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Dann achtet mal auf die Texte der japanischen Bands...
Im nächsten und letzten Kapitel bekommen die beiden Hundekinder nach dem Rausch der Befreiung einen leichten Kater - und erfahren, welche Überraschugn auf sie zu Hause wartet.
Frohe Weihnachten euch allen!
bye
hotep