Zum Inhalt der Seite

So wie du

Die Seele des Lebens
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Spiegel der Seele

“Update?”

Kai blinzelte und neigte unmerklich seinen Kopf. “Wird ausgeführt.”

“Memory?”

Erneut blinzelte der Dunkelhaarige. Und einen Moment schien es so, als benötigte er Zeit um nachzudenken.

“Aktiviert.”

Ray zog unmerklich seine Nase hoch, als er seine Augen scharf verengend auf dem Schoß des Größeren tiefer rutschte, um ihm in die Augen zu sehen. Dabei schob er missgelaunt die Zigarette in den anderen Mundwinkel.

“Emote Protokoll…?”, fragte er schließlich erwartungsvoll und neigte nachdrücklich seinen Kopf.

Kai starrte zurück ohne weitere Regung.

Wieder schien er nachzudenken.

Und Rays Brauen verzogen sich erneut düster an diesem Morgen, denn er brauchte schon viel zu lange. Wenn er länger als fünf Sekunden benötigte, dann handelte es sich um ein ganz klares -…

“Inaktiv.”

Tief durchatmend schloss der kleine Chinese seine Augen und senkte den Kopf, während er seine Hände an sein Gesicht hob um sich grob über dieses zu reiben. Es war doch immer das gleiche. Immer der gleiche Fehler. Ray wusste nicht wie er das wieder beheben sollte.

“Warum?”, fragte er schließlich in genervtem Ton und legte den Kopf in den Nacken, wobei er seine Hände wiederum auf Kais Schultern stützte.

Kai blinzelte ausdruckslos, ehe er einen Moment lang seine Augen schloss.

Ladezeit sieben Sekunden.

Gott, irgendetwas machte Ray falsch, das dauerte ja immer länger!

“Der Datensatz kann nicht gelesen werden.”

In einem beängstigenden Bogen und verbunden mit einer ansehnlichen Rauchschwade, wurde die letzte von vorerst einer vollen Packung Zigaretten in den Aschenbecher geschnippt. Dabei war noch nicht einmal Mittag.

Unter einem resignierenden Geräusch legte der Student seine Stirn unter einem durchdringenden Ächzen an die Brust des K-I.

“Verdammt… verdammt, verdammt, verdammt! Wenn einmal irgendetwas funktionieren würde, dann wäre der ganze Scheiß natürlich auch zu einfach oder wie sehe ich das?!”

Unmerklich schlug er bei jedem Wort seinen Kopf gegen den Körper des Größeren, als würde es ihm seinen Fehler mal eben so ins Gedächtnis rufen. Aber das wäre wohl wirklich zu leicht.

Kai blinzelte zu ihm hinunter, gab dabei ein leises Brummen von sich, als Ray sich gegen ihn lehnte. Er senkte seinen Blick, ehe er in einer gleichmäßigen, wenn auch langsamen, Bewegung seine Hand hob.

Diese lag nur einen Moment später unter leichtem Druck auf dem Kopf des dunkelhaarigen Programmierers, der leicht erschrocken zusammen fuhr.

“Nicht fluchen.”

“Bist du ein Priester oder was?”, fauchte Ray sogleich, blickte auf und verengte scharf seine Augen. “Ich fluche gottverdammt noch mal wo, wann und soviel ich will!”

Vernehmlich aufknurrend biss Ray seine Zähne zusammen und stützte sich zurück in die Aufrechte. Wieder schlossen sich seine Augen, als er seine Hand hob um die verirrten schwarzen Haarsträhnen wieder hinter seine Ohren zu streichen und sich die leicht brennenden Augen zu reiben.

Diese Nacht hatte er nicht eine Stunde geschlafen.

Er war wirklich müde und hätte eigentlich nichts lieber getan, als Kai einfach Kai sein zu lassen und sich aufs Ohr zu hauen. Doch er wusste, würde er das kleine Programmierschlamassel in dessen Inneren nicht bald beseitigen, dann würde er nicht mehr den nötigen Antrieb haben um weiter zu machen.

Und Tala die Wette einfach gewinnen lassen…?

Denkste!

Der grinsende Idiot sollte der Erste sein, der das Resultat zu Gesicht bekam, Jawohl!

Beim Gedanken an den rothaarigen Russen befiel Ray erneut ein, wenn auch kleiner, Motivationsschub. Ja, er gewann diese Wette und wenn es ihn noch viele Nächte Schlaf kosten sollte!

Tief einatmend legte Ray seine Hände auf die Schultern des K-I.

“Weißt du was? Das gehen wir anders an… ich glaube ich sehe mir mal deine Programmiersprache an. Vielleicht liegt da der Fehler.”

Unter einem gedrungenen Ächzen stützte sich der Kleinere auf die Knie.

Dabei kippte er allerdings schon im nächsten Moment zur Seite, worauf er unter einem erschrockenen Japsen seinen Arm ausstreckte und sich gerade noch an seinem Schreibtisch halten konnte.

Erschrocken blinzelte er einen Moment und atmete tief, ehe er seine Augen einen Moment schloss.

Gut, seine Beine waren ihm ziemlich fies eingeschlafen.

“Ach… nee…”

Und das gerade jetzt, wo er genug Motivation und Muse zusammengebracht hatte mal etwas neues zu versuchen. Er hatte allerdings nicht die geringste Lust zu warten.

Also versuchte er es gleich noch mal, er brauchte sowieso nur etwas Bewegung.

Oder viel mehr hätte er es versucht, hätte Kai nicht aus einem simplen Reflex heraus seine Hände gehoben und seine Finger fest auf Höhe Rays Taille in dessen Shirt geharkt, um ihn festzuhalten.

“Eh…”, Zugegeben, es war ja schön, dass die Reaktionen des K-Is langsam mit seiner Umwelt in Zusammenhang gerieten, aber… er war doch nicht gefallen.

Dann könnte er ihn doch auch wieder loslassen… oder?

“Ehm… Kai?”, schwungvoll hob Ray eine Braue und wartete, ob angesprochener nicht vielleicht selbst darauf kam, aber Fehlanzeige.

Kai gab erneut ein tiefes Brummen von sich, als er den Blick senkte und Ray somit zu verstehen gab, dass er ihn zwar gehört hatte… aber irgendwie dann doch keine Lust zu haben schien, einfach mal eben seine Hände da wegzunehmen.

Die Brauen des Dunkelhaarigen verzogen sich gemächlich, als sich Kais Blick auf ihn senkte.

Bohrend und ohne Hemmungen gnadenlos zu starren. Wie eine richtige Puppe.

Jedes mal, wenn diese Puppe ihn so musterte musste Ray schlucken. Denn ihm erschien es, als sei Kai in der Lage Dinge zu sehen, die kein Mensch wahrnahm. Als könne er direkt in die Seele eines Menschen sehen.

Eine grausige Vorstellung, welche der Dunkelhaarige gern vertrieben hätte, doch wurde er von dem K-I unterbrochen, als dieser sich, ihn noch immer unerbittlich festhaltend, ihm entgegen lehnte.

Aus einem Impuls heraus wich Ray immer eine Nasenlänge vor Kais Gesicht zurück und verengte schneidend seine Augen. Er konnte es nicht leiden, wenn ihm der K-I zu nahe kam.

“Ray… hat gesagt, ich soll Fragen stellen?”

Angesprochener blinzelte zuerst irritiert, blickte starr zu Kai auf, ehe er unmerklich nickte. “Es heißt “Ray, du hast mir gesagt“ und Jaaah…“, sprach er gedehnt und langsam, während er versuchte hinter Kais Gedanken zu blicken. “… natürlich. Habe ich. Was willst du wissen?”

Ausdruckslos neigte Kai seinen Kopf und beugte sich noch weiter an ihn heran, während er seine rechte Hand hob.

Ray war zuerst so abgelenkt damit wieder vor dem K-I zurückzuweichen, dass ihm die Fingerspitzen entgingen, die plötzlich seinen Hals herab streiften.

Die Augen des Dunkelhaarigen weiteten sich, als sein Blick zwischen Augen und Hand des Größeren hin und her flirrte, dabei erschauderte, da Kai nun seine Hand flach auf Höhe Rays Schlüsselbeine auf dessen Hals legte.

Bestimmt und unter leichtem Druck bewegte er seine Finger mitdenken er den Kragen des Hemdes zur Seite schob.

Ray blickte erschrocken und hatte bereits nun seine Hände wieder auf Kais Schultern gelegt, um ihn von sich zu drücken. Doch dieser blieb ihm weiterhin so nahe und unbeweglich, dass Ray gedrungen schluckend dessen Blick folgte, welcher fest und starr auf seiner Brust lag.

“Ray? Was ist das?”

Die Frage klang nahezu gleichgültig, doch schien Kai geradezu darauf zu brennen zu erfahren, was sich dort unter seinen Fingerspitzen bewegte.

Gut erkennbar daran,… dass er überhaupt gefragt hatte.

Hatte er noch nie getan.

Leicht neigte der dunkelhaarige Student seinen Kopf und blickte verunsichert zwischen Kais Hand und dessen starren Augen hin und her.

“Das ist ein Herz.”

Kai blinzelte.

“Und was ist das?”

Nun hatte Ray die Möglichkeit sein nicht vorhandenes Wissen in Biologie zu präsentieren… oder auch nicht.

Wie erklärte man einer Maschine schon so etwas?

Wie erklärte man einem Walfisch das Fliegen?

Leise atmete Ray aus, blickte zu Kai auf und schüttelte die Brauen verziehend unmerklich seinen Kopf.

“So etwas… hast du nicht.”

“Das weiß ich. Was ist das?”

Der kleine Chinese brummte leise, rollte mit den Augen und kratzte sich fahrig hinter dem rechten Ohr, ehe ihm da ein Gedanke kam. Sogleich hob er seinen Blick und verengte überlegend seine Augen.

“Gut… also, ein Herz… ist in etwa das gleiche wie dein Prozessor.”

Ebenfalls hob Ray, vielleicht etwas zögerlicher als Kai zuvor, seine Hand und legte sie flach auf die Brust des K-I.

Etwa auf gleicher Höhe müsste dieser nämlich liegen.

“Wenn man deinen Prozessor zerstört, bist du nicht mehr Betriebsfähig. Ähnlich verhält es sich mit dem Herzen eines Menschen.”

Einen Moment unterbrach er sich und blickte nachdenklich auf zur Decke.

“Ehm… jah… Stimmt damit irgendetwas nicht, ist der Mensch genauso betriebsunfähig. Mit dem Unterschied, dass man ihn nicht mehr reparieren kann. Das nennt man dann Tod.”

Unmerklich nickte er für sich. Das war wohl das ausschlaggebende.

Kai allerdings blinzelte nur und machte einen leicht irritierten Eindruck, als er seinen Kopf kurz darauf neigte.

Seine Gesten waren immer absolut gleich und trotzdem drückten sie genug aus, damit Ray ihn einwandfrei verstehen konnte.

Man sah schon, dass es bereits auf den dritten Monat zuging. Ray lernte ihn tatsächlich zu verstehen… auch wenn es anders herum doch irgendwie sinnvoller gewesen wäre.

“Tod?”

Ray nickte unterstreichend und tippte mit seinen Fingern ungeduldig gegen die Brust des K-I.

“Genau. Sterben kann alles, was geboren wird. Alles was organisch ist. Demnach Tiere, Pflanzen und Menschen. Eigentlich kannst du dich freuen, denn du überlebst mich vielleicht sogar. Etwas wie du kann nicht sterben.”

Schwungvoll hob der Kleinere eine Braue.

Kai dagegen senkte wiederum seinen Kopf und blickte starr auf seine Hand, welche noch immer unverändert an der Stelle lag an der er Rays Herz fühlen konnte.

“Und was tut ein Herz?”

Die Mundwinkel des Studenten zuckten unmerklich.

So viel Interesse auf einmal war er ja gar nicht gewohnt. Für gewöhnlich lernte Kai ohne zu fragen und das auch noch mit Erfolg.

Trotzdem wäre ihm wohler dabei, würde Kai, wenn er denn einmal etwas wissen wollte, ihm nicht so auf die Pelle rücken.

Nachdenklich senkte der kleine Chinese seinen Blick und verengte seine Augen, ehe er die Hand des Größeren grob umfasste und etwas höher seinen Hals hinauf schob. Jetzt musste er den Herzschlag noch intensiver spüren.

“Ein Herz schlägt. Solange es schlägt ist ein Mensch am Leben. Aber es drückt auch Gefühle aus, wenn-…”

Stockend verzog der Dunkelhaarige seine Brauen, als Kai ihm scheinbar nicht länger zuhörte. Überrascht verzog der Student das Gesicht und verfolgte mit steigendem Unbehagen die Hand des K-Is, welche bis eben noch auf seinem Hals lag, sich aber nun gemächlich um eben jenen schob.

“…- wenn es zum Beispiel schneller… oder heftiger schlägt…”, beendete Ray seinen Satz.

Doch schon im nächsten Moment schloss der kleine Chinese fest seine Augen, als der Größere ihn völlig zusammenhangslos in seine Arme zog.

Es war als sei Rays gesamter Körper eine unbewegliche Salzsäule und sobald er Kais Wärme spürte und dessen ebenso warmen Geruch wahrnahm sträubte sich in ihm alles ihm weiterhin im Schoß zu sitzen.

“Kai, lass mich los.”

Es hasste es, wenn Kai ihm so nahe kam.

Er hasste es, wenn ihm überhaupt jemand so nahe kam.

Zu seinem Verdruss sah aber gerade der K-I die Sache anders.

Kai nutzte jede erdenkliche Gelegenheit sich ihm aufzudrängen, beinahe schon wie ein um Aufmerksamkeit heischendes zotteliges Haustier.

Eine zufällige Berührung oder auch eine Umarmung.

Wobei sich der kleine Chinese langsam fragte, ob dieses Verhalten irgendeinen tieferen Sinn verfolgte.

Er glaubte ja nicht…

Zumindest hatte er diesen mehr oder weniger sentimentalen Kuschelfimmel nicht von ihm!

“Kai, hörst du nicht? Du sollst mich loslassen!”

Doch Angesprochener reagierte nicht, sondern neigte lieber seinen Kopf, bis seine Stirn an der des Kleineren lag.

Ray unterdessen verzog merklich das Gesicht und stemmte seine Hände gegen die Schultern des Größeren um ihn, wenn auch erfolglos, von sich zu drücken.

“Und was drückt es aus?”

Kai fragte einfach weiter, als nahm er Rays Gegenwehr nicht im Geringsten wahr. Ja gut, es war ja auch nicht so, dass der kleine Chinese ihm die Glasaugen auskratzen würde, wenn er ihn nicht losließ. Genau genommen konnte der Kleinere einfach gar nichts tun…

Zumindest nichts, was Kai beschädigen könnte und einfach ausschalten fand Ray zu unfair.

Selbst gegenüber einer Maschine.

Unter einem grottentiefen und ebenso genervten Seufzen sanken die Schultern des Studenten herab.

“Wenn du es genau wissen willst, momentan ist es Wut”, vielsagend blickte er den K-I scharf an, welcher aber einfach über eben genannten Umstand hinweg sah.

“Nur Wut?”

“Nein, nein, nein, jetzt denk doch nicht so beschränkt! Auch Glück und Freude. Trauer. Verzweiflung und Liebe… und mehr fällt mir gerade nicht ein.”

Ray gab ein missmutiges Geräusch von sich, worauf Kai interessiert seine Augen verengte.

“Was ist Glück? Und liebe?”

Ray rollte merklich mit den Augen und schüttelte daraufhin den Kopf.

“Das kann ich einer Maschine nicht erklären. Kein Gefühl lässt sich einfach erklären. Geh doch nach draußen und schau dir die Menschen an, momentan sprühen sie alle vor Glück.”

Ungehalten Brummte der Dunkelhaarige und wandte seinen Blick ab, worauf er erneut seine Augen scharf verengte.

“Sie lachen alle, sind unglaublich fröhlich und schenken sich Blumen! Ja, ist das nicht schön? Nirgendwo ist man mehr vor denen sicher, so was macht einen doch beim zusehen schon krank!”

Kai gab ein leises Geräusch von sich und blinzelte teilnahmslos.

“Lachen?”

Sein Programmierer gab ein leises brummen von sich und schüttelte unmerklich seinen Kopf. “Ja, genau. Lachen. Das tun Menschen, wenn sie glücklich sind.”

Kai neigte ob des barschen Tons leicht seinen Kopf.

“Ist Ray… wütend?”

“Versuch doch wenigstens nicht so zu reden wie ein billiges Spielfilm-Alien! Nein, bin ich nicht.”

Nahezu trotzig wandte der Dunkelhaarige den Blick ab und verschränkte ruppig die Arme vor der Brust. Nein er war nicht wütend. Überhaupt nicht.

Höchstens auf Kai.

…oder auf sich selbst.

Plötzlich rutschten Kais Finger von der Schulter des Kleineren und schoben sich unmerklich unter dessen Arm. Sicher nur ein kleines Versehen, was dem kleinen Chinesen allerdings gar nicht gut bekam.

Aufquietschend schnappte er nach Luft und biss die Zähne zusammen, als die Finger des K-I, sicher aus der Absicht ihn festzuhalten, fester zupackten und sich somit fester in Rays Seite schlugen.

Aufjapsend verzog der Kleinere das Gesicht und versuchte sich aus Kais Armen zu winden, welcher interessiert den Kopf neigte.

Es war ja nicht einmal so, dass er in betracht zog ihn loszulassen.

Eher zwickte er noch fester zu!

Bis es schließlich soweit kam, dass der junge Programmierer schnaubend auflachte und mit letzten Kräften versuchte den K-I von sich zu drängen, welcher scheinbar gefallen daran fand ihn mehr oder minder… naja… zu kitzeln eben.

Um Atemringend wandte der Dunkelhaarige seinen Blick ab und versuchte, erneut laut auflachend, als Kai fester zupackte, den Größeren von sich zu drücken, kippte dabei rücklings fast aus dessen Armen.

So kam es dazu, dass der kleine Chinese bald darauf wie ein gefallener Maikäfer auf dem Rücken auf dem Boden herum zappelte und den K-I auf seinen Beinen sitzen hatte.

Dieser schaute mit unverhohlener Interesse auf ihn herab verbunden mit einem Blick, als würde er gerade einen Frosch sezieren, sich die Brille gleich höher auf die Nase schieben und ein halblautes “Interessant…” murmeln.

Langsam wurde es Ray zu bunt.

Nicht nur, weil Kai sich gerade zuviel erlaubte. Eher tat dem Student langsam sowohl Rücken, als auch sein Bauch weh.

Erneut tief um Atem ringend versuchte er sich aufzustützen.

“Kai, hör auf…!”

Dieser reagierte auch weiterhin nicht, sondern neigte nur unmerklich seinen Kopf.

Nun reichte es aber. Ray wurde wütend.

Weit holte er mit der flachen Hand aus.

“HÖR AUF!”

Ray hätte nie wirklich beabsichtigt den K-I zu verletzen.

Hautsächlich wohl deshalb, weil er den möglich entstehenden Schaden dann sein Leben lang abbezahlen konnte.

Zu seinem Glück kam es ja nicht einmal so weit, denn der Größere umfasste noch während Ray ausholte dessen Handgelenk und drückte es fest über dem Kopf des Kleineren zu Boden.

Da er Ray nun allerdings festhalten musste, hatte er keine Möglichkeit mehr den kleinen Chinesen weiterhin zu triezen, denn auch die linke Hand des Kleineren musste er festhalten, sonst wäre es dem Kleinen noch gelungen ihn ohne weitere Mühe einfach abzuschalten.

Genau das wäre nämlich auch Rays Absicht gewesen… hätte er es denn gekonnt.

Doch nun war er erst einmal zu genüge damit beschäftigt seinen Atem zu beruhigen. Wild klopfte sein Herz in seiner Brust und fest hielt er seine Augen geschlossen während er seinen Kopf gedrungen schluckend zur Seite sinken ließ. Öffnete im nächsten Moment seinen Mund um mehr Luft zu bekommen.

“Du bist… unfair…!”

“Bist du glücklich… Ray…?”

Überrascht schlug der Dunkelhaarige seine Augen auf.

“Raaaaaay! Da ist ja unser Superhirn! Und wie geht’s deinem Druid-… ehm… hab ich dich… bei was wichtigem gestört…?”

Erschrocken war der Dunkelhaarige, als Mariah die Tür zu seinem Arbeitszimmer aufstieß, so sehr aufgefahren, dass er versehentlich, dennoch nicht weniger hart, seinen Kopf gegen Kais geschlagen hatte.

Aufstöhnend ließ er sich zurück auf den Boden fallen und verzog überfordert das Gesicht.

“Nein… nicht du jetzt auch noch…”

Die Rothaarige kicherte nur amüsiert, lehnte sich in den Türrahmen und schlug ihre Beine locker übereinander.

“Ach komm schon Raaay, ich weiß doch tief in deinem inneren kannst mich selbst du klugscheißer leiden. Und um auf meine Frage zurück zu ko-…”

“Nein, tust du nicht!”, brachte der kleine Chinese gepresst hervor und begann erneut wie ein Maikäfer zu zappeln, bis sich Kai dann doch tatsächlich erbarmte.

Man höre und staune!

Wobei der K-I wahrscheinlich nur etwas zu sehr durch Mariah abgelenkt war.

Hektischer als er eigentlich wollte stützte sich der Dunkelhaarige auf seine Unterarme und rutschte vor dem K-I zurück. So weit, bis er mit den Schultern gegen einen der zahlreichen Kartons stieß.

Dadurch zog er natürlich wieder Kais Aufmerksamkeit auf sich.

Und Ray wusste genau, dass er trotz Mariah noch auf seine Antwort wartete.

Die Augen des kleinen Chinesen verengten sich gemächlich immer mehr und schließlich schüttelte er langsam seinen Kopf.

“Nein…”, sprach er langsam und gedehnt, ehe er sich auf die Beine stützte und zur Seite taumelte. “Nein… das bin ich nicht…”

Er brauchte einen Kaffee… und am Besten noch mehr Zigaretten.

Auf Mariahs Höhe beugte er sich nahe zu ihr herunter, ehe er ein vernehmliches Knurren ausstieß, worauf die Rothaarige erschrocken einen Schritt zur Seite sprang und den Weg freigab. Nahezu erschüttert schaute sie ihm nach.

“Man, hat der heute wieder ne Laune… hast du was gemacht?”

Grinsend wandte sie sich an den K-I, welcher sie allerdings gar nicht wahrzunehmen schien. Sein Blick ruhte starr auf der Wohnzimmertür, welche hinter Ray gerade wieder zuschwang. Schließlich zuckte die Kleinere mit den Achseln. War doch eigentlich… fast immer so. Da nahm es sich nicht viel.

Also folgte sie lieber mal dem interessanteren Bewohner des Hauses in die Küche.

“Und? Wie war dein Tag?”

Ray brummte und rollte mit den Augen, als er sich eine Tasse mit dem braunen übelriechenden Zeug füllte.

Mariah verzog das Gesicht. Sie hatte einmal den Fehler begangen und eine Tasse von Rays merkwürdigen Kreationen gekostet.

…sie hatte drei Nächte nicht richtig schlafen können…

“Also bis eben war er noch gut…”

“Ha ha”, Mariah stützte die Hände in die Hüfte und streckte ihm guter Laune die Zunge heraus. “Ich entnehme deinen von Engelchen besungenen Worten, dass du immer noch nicht einen Schritt weiter bist?”

Der ungebrochene Scharfsinn dieser Frau war immer wieder erstaunlich!

Ächzend ließ der Dunkelhaarige den Kopf sinken und fuhr sich mit der Situation überfordert über den Nacken.

“Ja doch, Ja doch, aber ist Brian nicht hier dem du auf die Nerven gehen kannst…?”

Er war müde. Spätestens jetzt hätte er gerne etwas geschlafen.

Doch… Rücksicht war in diesem Hause ein verpöntes Fremdwort. Vor allem Mariah hielt nicht viel davon… wohl auch nur wenn es um ihn ging.

Ja gut, er wusste ja, dass sie ihn nur ärgern wollte…

“Nö, der ist noch nicht da. Aber ich dachte eben mal so als herzensgute Freundin komme ich mal vorbei und sorge dafür, dass unser jüngster nicht versehentlich verhungert.”

Grinsend stellte sich Mariah auf die Zehenspitzen und versaute ihm doch prompt die nicht vorhandene Frisur, indem sie ihm mehr oder minder freundschaftlich durch das lange Haar wuschelte. Allerdings deutete sie noch während sie ihr Verbrechen beging zum Wohnzimmertisch auf welchem eine weiße Einkaufstüte lag.

Missmutig brummte der kleine Chinese und ließ sich von der noch kleineren Nervensäge auf die Couch schubsen.

Voller Enthusiasmus schlug die junge Frau ihre Hände zusammen.

“Na dann mal raus mit der Sprache! Woran liegts?”
 

* * *
 

“Los komm schon… nicht stehen bleiben!”

Ungeduldig fasste der Dunkelhaarige das schmale Handgelenk des Größeren und zog ihn etwas ruppig hinter sich her die Straße hinunter.

Gut, er war ja auch selbst schuld zur Mittagszeit das Haus zu verlassen.

Es war Frühling.

Die Tage wurden wieder wärmer, wenn man sich auch trotzdem noch nicht ohne Jacke draußen blicken lassen konnte.

Dafür schien die Sonne und das so wärmend und klar, dass sich die halbe Stadt auf den Beinen befand um das schöne Wetter zu genießen.

Ray verzog das Gesicht und schob die Zigarette in den anderen Mundwinkel.

Dabei wollte er ja nicht einmal in den Park der Hochschule um zu faulenzen.

Davon zeugte ins Besondere seine Begleitung.

Sowohl Kai, welcher ihm bedingungslos folgte, als auch die Tasche mit einigen Büchern in seiner Armbeuge.

Mariah hatte ihn solange genervt, bis er sich eben mal schnell verabschiedet hatte. Brian war ja jetzt auch da, dann konnte die kleine in ihrer sprunghaften Art wenigstens nichts kaputt machen.

Und vielleicht… hatte er es auch einfach nicht mehr ausgehalten neben ihnen beiden zu sitzen und sich anzusehen, was er nicht hatte…

Tief brummend verengte der Dunkelhaarige seine Augen und kaute auf dem Zigarettenfilter, als er mit Kai an der Hand in den Park bog.

“Sieh sie dir gut an”, sagte er und wandte sich über seine Schulter an den K-I. Dabei nickte er mit den Kopf zu all den vielen Menschen.

“Sieh dir an was Fröhlichkeit bedeutet. Genau das meinte ich.”

Hauptsächlich hielten sich nun Studenten im Park auf. Alle waren sie fröhlich, saßen in Gruppen und lachten zusammen. Die Schattigen Wege waren gesäumt von allen möglichen Personen und hie und da entdeckte der kleine Chinese sogar ein bekanntes Gesicht.

Nicht dass es ihn interessieren würde.

Er würde jetzt bestimmt nicht mit einer sozialen Einstellung auf ein paar Bekannte zugehen und sich einfach ebenso fröhlich zu ihnen setzen.

Allein der Gedanke ließ ihn übellaunig das Gesicht verziehen.

Nein, lieber nicht.

Der Kies knirschte unter seinen Schuhen, als er einen Moment lang im Schatten eines hohen Baumes inne hielt.

Irgendwo über ihm sangen Vögel im Geäst. Der Wind rauschte durch die Blätter. Und überall lagen oder saßen die Menschen zusammen im Gras und hatten sich wichtiges zu erzählen. Unmerklich schüttelte Ray den Kopf, ehe er seine Zigarette in den nächsten Mülleimer verbannte und den Weg verließ.

“Na komm schon.”

Etwas ungeduldig zog er an der Hand des K-I, welcher misstrauisch wirkend den grünen Rasen betrachtete. Stimmt ja, er hatte ihn in drei Monaten nicht einmal aus der Wohnung geholt.

Unmerklich zuckten die Mundwinkel seines Programmierers amüsiert.

Er ließ Kais Hand nicht los, als er auffällig langsam, damit der K-I es auch ja verfolgte, die breite Rasenfläche betrat.

Doch dies wäre nicht nötig gewesen, denn Kai folgte ihm vollkommen Bedingungslos, als besäße er nicht einmal die Ansätze eines eigenen Willens.

Dies konnte Ray allerdings nicht ganz nachvollziehen. Wenn sie zusammen allein in der Wohnung waren verhielt sich Kai sowieso ganz anders…

Es war schon eine Schande für sich, dass es Ray einfach nicht gelang ihm etwas mehr Menschlichkeit einzuhauchen. Bei den anderen Modellen war es dagegen doch schon einfach gewesen sie etwas zu verbiegen.

Ein tiefes Seufzen kam über die Lippen des kleinen Chinesen, als er einen Moment lang resignierend seinen Kopf senkte. Seit heute Morgen zählte er Kai einfach mal zu seinen Problemen dazu.

Wenn er sich nicht einwenig seiner Geduld warte, dann gewann Tala noch die Wette… und den Einsatz hatten sie ja noch gar nicht bestimmt. Und ihn grauste es wirklich davor es auf die kranke Phantasie des Russen ankommen zu lassen. Wenn dieser boshafte Mensch schon die Möglichkeit hatte ihn bloßzustellen würde er das auch tun.

Missmutig trat der junge Programmierer einem kleinen unschuldigen Gänseblümchen den Kopf ab, ehe er im Schatten eines Baumes stehen blieb.

Hier war es schön…

Viele Menschen waren wohl anderer Meinung, wenn er sich so umschaute, aber gerade das machte es ja aus. Hier waren sie beide mehr oder minder allein und ungestört.

Unmerklich wandte Ray den Blick nach vorn und musterte die hohe dreckige Backsteinmauer, welche die Abgrenzung zur Hauptverkehrsstraße bildete. Dementsprechend war auch der Geräuschpegel nicht mehr auf schreiende kleine Kinder beschränkt und der fade Geruch von heißem Gummi lag in der Luft, aber immerhin…

Die Betonung lag für Ray auf “allein” und “ungestört“.

Schwungvoll und schon etwas motivierter wand sich der Dunkelhaarige zu Kai um und fasste ihn noch in der gleichen Bewegung an den Schultern.

“Soo… ich werde jetzt einwenig arbeiten und so wie es aussieht wirst du mir hübsch dabei helfen. Klar soweit?”

Er erwartete keine Antwort, also drückte er den Größeren umsichtig an den Schultern herab zum Fuß des Baumes, ehe er sich selbst ihm gegenüber in den Schneidersitz fallen ließ.

Kai blinzelte und blickte sich misstrauisch um, während seine Hand unmerklich durch die kurzen Grashalme strich.

Unterdessen breitete Ray seine Unterlagen neben sich aus, pfiff leise und nachdenklich durch seine Zähne, während er die Bücher und hefte etwas ordnete.

“Du, Kai… ich bräuchte -…”

“Was ist das, Ray…?”

Unter einem leisen Geräusch blickte der Dunkelhaarige überrascht zu dem K-I auf, welcher mit unverhohlener Interesse den Blick über den kleinen Chinesen gerichtet hatte. Ray neigte leicht seinen Kopf, ehe er diesem folgte.

“Oh…”

Unmerklich hoben sich seine Mundwinkel als er das kleine weiße Insekt bemerkte, welches sich in seinem Haar verfangen hatte. Hatte er gar nicht bemerkt.

“Das ist ein Schmetterling.”

Gemächlich hob der Dunkelhaarige seine Hand um ihn zu vertreiben, hielt jedoch inne, als Kai ihm zuvor kam.

Leicht neigte er seinen Kopf und blinzelte aufmerksam, während er seine Hand nach dem weißen Falter ausstreckte. Rays Mundwinkel zuckten leicht, als der Schmetterling die Flucht ergriff bevor Kai ihn berühren konnte und gleichauf dessen Hand etwas zurückzuckte. Kai war lernfähig. Wenn er die nächste Gelegenheit bekam würde er den Falter einfangen um ihn betrachten zu können… na ja… sofern es ihn dann noch interessierte.

Unmerklich zuckten die Mundwinkel des Dunkelhaarigen, als er schließlich das “Handbuch” des K-Is zur Hand nahm und grob durch die Seiten blätterte, bis er schließlich das Kapitel fand, welches ihm seine Arbeit vielleicht etwas erleichterte.

“So, genug geträumt! Jetzt wird gearbeitet und damit meine ich auch dich!”

Mahnend hob der kleine Chinese eine Braue, worauf Kai blinzelnd seinen Kopf neigte. Brummend verzog Ray das Gesicht und wandte dem K-I schließlich seinen Rücken zu, ehe er sich nur einen Moment später alles andere als sanft gegen Kais Brust zurückfallen ließ. Dieser senkte nur den Blick auf den Kleineren und hob gemächlich seine Hände auf dessen Schultern.

Ray dagegen hob die Seine und schnippte Kai leicht gegen die Stirn, sodass dieser den Blick zu ihm wandte. “Hier spielt die Musik! Herschauen!”

Dabei deutete er vielsagend auf das Buch in seinen Händen.

“Du wirst mir jetzt etwas zur Hand gehen! Du kannst immerhin genauso lesen wie ich. Dann wirst du mir auch sagen können was ich anders machen soll!”

Kai blinzelte, senkte seinen Blick und richtete seine Aufmerksamkeit doch tatsächlich einen Moment lang auf das Buch… doch dann schob er aus einer Selbstverständlichkeit heraus seine Arme um den Bauch des Kleineren, welcher tief brummend das Gesicht verzog. Na gut, wenn er denn unbedingt wollte…

Ray richtete sein Blick auf die Seiten, neigte leicht seinen Kopf und lehnte sich gegen die Brust des K-I zurück, welcher in vollkommener starre verfallen die Buchseiten in Grund und Boden starrte.

Ab und zu stellte Ray eine Frage, die Kai allerdings in seiner herzallerliebsten Art einfach überging.

Ein K-I der sein eigenes System nicht verstand.

Klang irgendwie ziemlich menschlich…

Also las sich der Dunkelhaarige missmutig eben in kompletter Alleinarbeit einwenig Stoff an. Allerdings stand darin absolut nichts was er noch nicht wusste. Er machte nichts falsch. Jedenfalls entdeckte er bei all den beispielen und Beschreibungen keinen offensichtlichen Fehler. Seltsam…

Dann als es bereits die dritte Stunde schlug wurde Ray zusehends träger. War er eigentlich den ganzen Tag schon gewesen. Die einzige Zeit in der er sich gefühlt hatte als könne er Bäume ausreißen war die gegen acht Uhr am morgen, als er geglaubt hatte endlich ein paar Protokolle richtig editiert zu haben. Ja, er war doch schon ziemlich stolz auf seine Arbeit gewesen. Zu schade, dass sie nicht funktionierte.

Tief aufgähnend ließ er schließlich unmerklich das Buch sinken und hob seine rechte locker zu einer Faust geballten Hand um sich grob über die Augen zu reiben.

Nur bedingt interessierte er sich dafür, als Kai sich etwas bewegte.

“Bist du müde…?”

“Nein… bin ich nicht.”

Gedrungen brummte der Kleinere und rieb sich die Tränen aus den Augenwinkeln, als er erneut tief aufgähnte und sich erst einmal ausgiebig streckte, bis die Sehnen sprangen.

Doch noch während er seine Arme hob… da schoben sich schleichend Kais Hände bis zu seiner Brust hinauf und zogen ihn behutsam zurück.

Müde blinzelte der Kleinere, ehe er die Anspannung fallen und sich gegen den K-I sinken ließ, als dieser ihn fester in seine Arme zog.

Ray hatte keine Lust die ewige Diskussion noch einmal aufzurollen. Außerdem war er zu müde um Kai anzufahren.

Und zum dritten… war es so doch gar nicht mal schlecht…

Das Buch sank in seinen Schoß, als Ray den Kopf etwas neigte und seine Wange somit unmerklich gegen die warme Brust des K-Is drückte. Unter einem tiefen gediegenen Atemzug sanken seine Lider herab.

“Doch…?”

“Doch…”

Ja, er… war sogar sehr müde.

Er tat alles, wirklich alles um Kai begreiflich zu machen, wie er sich denn verhalten solle. Er schlug sich Nächte um die Ohren und zog zich Bücher zu Rate und doch…

Ein tiefes Seufzen kam über seine Lippen. Noch dazu spürte er Kais Hände nur zu deutlich auf seiner Brust, denn dieser hatte noch immer seine Arme fest um ihn geschlungen. Nahezu bedächtig kratzten seine Finger durch das zerknitterte Hemd hindurch über Rays weiche Haut.

Und Ray ließ es zu.

Er wollte nicht wieder mit Kai streiten und…

Eigentlich war es ihm doch egal… oder nicht?

Tief und missmutig brummend hob der Dunkelhaarige seine Hand und rieb sich grob über das Gesicht

Man, Warum konnte er eigentlich nicht zugeben, dass-…?!

Ja, was denn…?

Dass er sich eigentlich nicht im Geringsten schlecht dabei fühlte…?

Wenn Kai ihn berührte…?

Ja… das war es vielleicht…

Unter einem tiefen, dennoch lautlosen, Seufzen sank die Hand des Dunkelhaarigen zurück in seinen Schoß, während er sich bedenkenlos von Kai halten ließ.

Er war kein Mensch, nicht wahr…?

Vielleicht… fühlte er sich gerade darum in seiner Nähe am wohlsten. Denn eigentlich war die Programmierung nicht der einzige Grund, warum er den Größeren immer in seiner unmittelbaren Umgebung hatte.

Er hatte nachgedacht.

Lang und viel, nachdem Thomas das letzte Mal bei ihm gewesen war…

Kais Anwesenheit hatte ihn ins wanken gebracht.

Das was er tat… vor allem was Thomas betraf… war nicht richtig…

Oder gut für ihn…

Er war nicht… glücklich…

Kaum hörbar seufzte der kleine Chinese, als er die Fingerspitzen spürte, die hauchzart seinen Hals hinauf streiften.

Mit seinem Verhalten übertrat er eine unsichtbare, dennoch gezogene Grenze…

Thomas stand in einer festen Beziehung.

In aller Behutsamkeit und Vorsicht legten sich die Finger unter sein Kinn, um seinen Kopf leicht anzuheben.

Rays Protest blieb aus.

Er öffnete trübe blinzelnd seine Augen, war nicht wirklich überrascht, dass die des K-Is ihm so nahe waren.

“Ray…”

Zärtlich legte sich die warme Hand auf seine Wange, während Kai ihm fesselnd in die Augen blickte. Ray erschauderte… seine Lider sanken langsam herab, als er sich tiefer herab beugte… und sich schließlich hauchzart ihre Lippen berührten.

Zögerlich hob sich die rechte Hand des Kleineren, berührte nahezu schüchtern Kais schlanken Hals, dessen andere Hand sich gerade schleichend unter den Saum seines Hemdes schob. Eine wohlige Gänsehaut kroch die Arme des Kleineren hinauf, als ein vernehmliches Seufzen über seine Lippen kam.

“Ray?”

Angesprochener schlug mit einem Mal seine Augen auf , fuhr bis ins Mark erschrocken hastig in die Aufrechte und schlug am Rande bemerkt dabei seinen Kopf ziemlich unsanft gegen den des Dunkelhaarigen Mädchens, das vor ihm in die Hocke gegangen war.

Erschrocken war sie zurückgewichen, hielt sich den Kopf und saß nun ebenso im Gras. Außer Atem blickte Ray sich fahrig in alle Richtungen um, ehe er sich wieder dem Mädchen zuwandte.

“Verdammt hoch drei, Johnson, was machst du hier?!”

Leise brummend zog das Mädchen eine Schluppe und verzog nahezu beleidigt ihre Brauen.

“Man… eben hast du noch so schön geschlafen…”

“Warum weckst du mich dann?! und wie hast du mich überhaupt gefunden?”

Clair setzte sich in den Schneidersitz und verschränkte locker ihre Arme vor der Brust. Knapp zuckte sie mit den Achseln.

“Naja, es fängt bald an zu regnen. Irgendwo dahinten-…, sie deutete in die entsprechende Richtung, “…zieht gerade ein Gewitter zusammen. Außerdem hat mir Raphael gesagt, er hat dich hier irgendwo hier rumschleichen sehen.”

Brummend verzog Ray das Gesicht.

“Ts… von wegen rumschleichen. Nur meine Ruhe wollte ich haben…”

“Soll ich wieder gehen?”

“Hey!”, missmutig fuhr der Kleinere auf und ergriff sogleich ihr Handgelenk, als die junge Frau schon Anstalten machte aufzustehen. “So war das nun auch wieder nicht gemeint…”

Zufrieden hoben sich schon im nächsten Moment die Mundwinkel des Mädchens und Lächelnd stützte sie locker ihren Kopf in die Hand.

“Schön zu hören. Ist das da dein K-I?”

Sogleich deutete sie hinter Ray auf Kai, welcher die junge Frau starrend beobachtete und als diese auf ihn deutete leicht seinen Kopf neigte. Ray blickte zu ihm auf, überlegte einen Moment, ehe er langsam nickte.

“Ja… das ist Kai.”

Clairs Mundwinkel zuckten unmerklich.

“Einen schönen Namen hast du dir einfallen lassen… und wie geht es dir, Kai?”

Kai selbst schien sich nicht einmal dafür zu interessieren, dass Clair gerade mit ihm sprach… oder es zumindest versuchte. Allerdings wandte er auch seinen Blick nicht von ihr ab, sodass Ray unsicher die Brauen verziehend wieder für ihn das Sprechen übernahm. Unmerklich schüttelte er seinen Kopf.

“Den Umständen entsprechend. Seine Programmiercodes sind noch nicht so… ausgreift, wenn du ver-…”

Er unterbrach sich, als plötzlich eine weitere Person zu ihnen stieß.

“Clair, jetzt warte doch!”

Schlitternd kam der Kerl neben der jungen Frau zum stehen und stützte sich außer Atem auf seine Knie und sowohl Kai als auch Ray erhoben sich gemächlich aus der Absicht etwas Abstand zu diesen Menschen zu gewinnen.

Clair stand auf und stützte gleich darauf ihre Hände in die Hüfte.

“Tja, selbst schuld, du musst auch nicht immer soviel reden!”

Verlegen kratzte sich der junge Mann am Hinterkopf und rückte seine dunkle Sonnenbrille zu Recht. “Aber Clair…”

“Nichts aber! Du bist doch kein Mädchen!”

Unmerklich zuckten die Mundwinkel des kleinen Chinesen, als er die Arme vor der Brust verschränkte und sich leicht gegen Kai lehnte. Jener legte sogleich wieder seine Hände auf die Schultern seines Programmierers.

“Wer ist das Johnson? Etwa dein Freund?”

Sowohl Clair als auch der Unbekannte wandten sich sogleich zu ihm um. Doch dann erhellte sich blitzartig das Gesicht der Größeren und aufquietschend schlang sie ihre Arme um den des jungen Mannes neben sich und weitete hibbelig ihre Augen.

“Wirklich? Denkst du das? Sieht er so aus? Der Wahnsinn!”

Vollkommen zufrieden ballte sie unter einem unterdrückten Aufschrei die Hand zu einer Faust, worauf Ray nur skeptisch das Gesicht verzog.

Lächelnd rollte die Größere dann aber mit den Augen und hob die Hand um ihrem Begleiter die dunkle Sonnenbrille aus dem Gesicht zu ziehen.

“Nein, nein Tom kommt erst morgen mal mit zur Uni! Darf ich also vorstellen? Alexander? Ray und Kai! Sag guten Tag!”

Verblüfft betrachtete Ray die feinen Gesichtszüge und das unter der Sportkappe hervorlugende schwarze Haar. Unsicher flirrte sein Blick zwischen Alexander und Kai hin und her.

Stimmt ja… Mariah hatte Johnsons K-I doch mal erwähnt…

Etwas erschrocken trat er einen Schritt zurück und prallt leicht gegen Kai, als der zweite K-I in scheinbar tierisch guter Laune auf ihn zusprang.

“Jo man, hallo Ray! Wie geht’s?”

Und ergriff im nächsten Moment bereits die schwach erhobene Hand des Kleineren.

Der kleine Chinese verzog irritiert das Gesicht und nickte unmerklich, während er den Händedruck etwas schwach erwiderte. Die Hand die er hielt war eiskalt…

“Jah… gut, denke ich…”

“Das ist schön! Und wie siehts bei dir aus, Bruder?”

Grinsend hatte der K-I seine Hand erhoben und sie kameradschaftlich auf Kais Schulter gelegt, welcher den fröhlichen Blick ausdruckslos erwiderte.

Eigentlich erwartete Ray nicht einmal, dass er selbst antwortete… doch dann verzog Kai unmerklich und in tiefer Abneigung das Gesicht.

Das Herz des kleinen Chinesen rutschte bei diesem Anblick gleich um ein Stockwerk tiefer und auch Alexanders Grinsen fiel langsam von ihm ab.

Schließlich bewegte Kai seine Schulter um die kalte Hand von sich zu schütteln.

“Nicht anfassen… Bruder…!”

Alexander bemerkte recht schnell, dass Kai wohl nicht die geringste Interesse für ihn übrig hatte. Denn kaum hatte dieser sich abgewandt, da lagen seine Hände schon wieder sicher auf Rays Schultern, der unbewegt vor ihm stand.

Alexander gab ein leises Brummen von sich und verzog leicht sein Gesicht, ehe er sich zu Clair umwandte. “Hmm… er mag mich wohl nicht…?”

Das Mädchen zuckte grinsend mit den Achseln. “War zu erwarten.”

Wieder huschte ein flüchtiges Grinsen über die feinen Züge des K-Is.

Kais perfekte Kopie.

Ray hatte ihn noch nie lächeln oder lachen sehen.

Der Anblick war ebenso irritierend wie ungewohnt.

“Gut, ich denke, ihr habt euch einiges zu erzählen? Ich schau noch mal bei Roger vorbei!”

Clair nickte und winkte ihm guter Laune nach, als sich der K-I umwandte und wieder in Richtung der tummelnden Menge des Parks verschwand.

Ray atmete auf diese Begegnung erst einmal erschüttert aus.

“Der… nackte Wahnsinn…”

“Nicht wahr?”, kichernd und mit einer Stimme die Unmengen an Stolz ausdrückte (den sie sich einwandfrei auch erlauben durfte) setzte sie fort. “Von einem Menschen auf den ersten Blick nicht zu unterscheiden. Du hast eben den Beweis geliefert! Für die Simulationen hab ich am längsten gebraucht. Und noch lange ist er nicht fertig.”

Langsam nickte der Dunkelhaarige, als er Alexander abwesend nachstarrte. Nachdenklich kratzte er über seinen Hals.

“Wie hast du das gemacht? Oder… wen hast du als Vorlage genommen? Alexander… der, sieht dir unheimlich ähnlich…”

Blinzelnd neigte Clair darauf ihren Kopf, gab ein leises Geräusch von sich, wobei sie Kai und Ray betrachtete.

Dann verzogen sich plötzlich verlegen ihre Brauen und ihre Mundwinkel hoben sich zu einem schwachen Lächeln, während sie unsicher über ihren Unterarm kratzte.

Und ihre nächsten Worte würden Ray sicherlich noch lange im Schlaf verfolgen…

“Na und? Kai dir doch auch…”
 

tbc.
 

Öhm… Herrje, ich bin ein Geheimtipp xD *hat grad ihre fünf Minuten Größenwahn*

*hust* ehm jo oo

Alsoooo, jetzt erstrahlt die Geschichte erst einmal unter einem neuen Titel… sofern mir nicht noch etwas einfällt was besser passt… für gewöhnlich schreibe ich die grundsätzlich immer zuerst *drop*

Und ich sag es immer wieder, sag mal, warum glaubt mir das niemand? TT_TT

Hier wird nix abgebrochen… über kurz oder lang wird hier alles fertig… wohl eher lang, aber gut oo

Ich hab nur momentan durch die schule auch wenig Motivation zum schreiben --__--

Trotzdem liegen zu den meisten Ffs schon angefangene Kapitel auf mein Rechner rum, die geradezu nach schreien fertig gemacht und hochgeladen zu werden… aber… ach man, ich hab keine Lust und bevor n Reinfall drauß wird nehm ich mir lieber ordentlich Zeit oo

Bis zum nächsten Mal xD
 

Cya

Katzenviech



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (6)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2007-08-18T14:35:04+00:00 18.08.2007 16:35
Tja gleich und gleich gesellt sich gern.
Das Kai, Ray ähnelt und es dem schmusi nicht aufgefallen ist, ist schon irgendwie komisch.(lach)
Kai ist richtig süß auf seine Art und weise, richtig putzig wie er an Ray hängt.
Das tut Ray richtig gut mal geknuddelt zu werden.
Ich find die ganze Geschichte bis jetzt bombig, total großartig.
Ich freu mich schon so wenns weiter geht, bin schon ganz hibbelig.
Bitte, bitte, bitte sag mir bescheid wenn du ein neues Kapitel hast, ja. ^-^


Von: abgemeldet
2007-08-17T12:20:34+00:00 17.08.2007 14:20
Maaaa...eine absolut geile storyXDD ich find die Idee erstma einfach genial..und dein Schreibstil*thumbs up*XD
die Szene mit dem Kuss fand ich auch voll kawaiiXDD weida soo!!XD
also dann^^
*knuddel*
*chu*
*wegroll*
Von: abgemeldet
2007-06-21T16:55:20+00:00 21.06.2007 18:55
Hi!
Ich bin froh, dassn du jetzt wieder weitergeschrieben hast, aber ich hab ja in deinen Steckbrief geschaut (du hast reingeschrieben, dass du erst deine eigene story und danach "So wie du" fortsetzten willst, oder?).
Ich finde, dieses Kapitel ist dir gut gelungen und vor allem als sich Rei und Kai näher kommen, das gefällt mir besonders gut.
Mir hat der Titel "Puppenherz" eigentlich recht gut gefallen, aber es ist ja deine ff und deine storyline und ich möchte dir nicht reinpfuschen (aber ich glaube, auf mich würde eh keiner hören *gg*)
Das du das Herz mit einem Prozessor vergleichst, finde ich irgendwie passen. Ist ja sozusagen eine Art Zentrale des Computers, oder? Fragt Kai vieleicht auch noch nach Blut oder anderen Organen? Mich würde es interessieren, wie Ray die erklären will!
Abschließende Worte: Ich find die ff nach wie vor GEIL und freu mich schon aufs nächste chappi!
lg
n.
Von:  Vitality
2007-06-20T19:13:30+00:00 20.06.2007 21:13
hy, bin gerade auf diese FF gestoßen und ich muss echt sagen ...wow....
die Storyline ist echt cool und Kai als K-I ist voll süß ^.^
und Ray als kleines zu schmelzen beginnendes Eisklötzchen *kreisch*

Bei der Szene wo sich Ray und Kai immer näher gekommen sind wäre ich beinahe vom Schreibtischstuhl geknallt ^^;;;
Aber Ray hat ja allen Anschein nach nur geträumt *böser ray* >>

Na ja jedenfalls gefällt mir deine FF echt super gut und ich freue mich schon auf das nächste Kapitel....

Noch ne frage erfährt man vielleicht im Laufe der geschichte etwas mehr aus Rays Vergangenheit und warum er so ist wie er ist? Ich liebe nämlich FF die ein teil der Vergangeheit zeigen und wie diese sich auf die Personen auswirken ....*psychologiefähnchenschwing*

Wenns nicht kommen sollte auch net schlimm ich mag die FF auch so *Gefühlhatsichdauerdzuwiederholen* <.<""

Hab gerade noch gesehen, dass du den Titel geändert hat. "Puppenherz" klingt irgendwie auch sehr gut. Ist so schön melancholisch ...
Der jetzige gefällt mir aber auch sehr.

das letzte was ich unbedingt noch loswerden will ist, dass ich finde, dass du das Ende immer passend machst, sodass man selber über die Fortsetzung grübeln kann.

So nun is aber wirklich schluss sonst Quatsch bzw. schreib ich dir noch nen Blumenkohl an die Backe (<.< Neuster Spruch vom Vater meiner besten freundin...)

lg
Vitality
Von:  vulkan_chan
2007-06-18T16:57:36+00:00 18.06.2007 18:57
wah! was ein geiles chap! und wieder so schön lang!^^
naja, geheimtipp passt doch! geile storrys aber kaum kommentare, lässt für mich keinen anderen schluss zu, als dass niemand von dinem großartigen talent weiß!

das ende des kapitels ist fieß! ein richtiger kliffi und das wo du doch so lange brauchst *nörgel moser, motz* (hey, niemand hat behauptet, ich wäre geduldig! xp)

wann kiommt eigentlich das nechste chap zu schlüsselspiele? da wart ich auch schon so lange (oder hab ich da am ende auch kein kommi hinterlassen oO)


warum hast du den titel eigentlich geändert, ich mein, derneue ist nicht schlecht, aber ich fand den anderen eigentlich auch gut...

njo, deine sache, solange es nur schnell und lang weitergeht!^^
Von:  shibui
2007-06-18T11:38:47+00:00 18.06.2007 13:38
tja, jetzt weiß Ray zumindest, warum sein K-I so missmutig ist, er ist eben genau wie sein Programmierer. wie könnte er z.B. erwarten, daß Kai lächelt, wenn er es selbst nicht tut.
die Szene mit dem Schmetterling fand ich ja unheimlich niedlich (Kai ist so süß) und Kais Frage wegen dem Herzen irgendwie traurig und dann dieser total süße Kuss.
hach, die beiden sind wirklich goldig. schön, daß Ray auch mal einsieht, daß er seinen K-I mag und sich in seiner Gegenwart wohlfühlt.
er sollte eigentlich auch merken, daß Kai ihn "sehr mag" ('lieben' hört sich so komisch an bei einer Maschine)
Kai könnte sich ja mal nen Porno angucken, damit er lernt, was er noch mit Ray machen muss *gg*
ich finds übrigens sweet, wenn Kai immer so in der dritten Person redet, wenn er Ray anspricht. also dieses "Ray hat gesagt..." statt "Du hast gesagt..." aber irgendwann muß er natürlich auch mal da den entscheidenden Fortschritt machen. putzig ist es aber trotzdem

lg shibui^^


Zurück