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Die mutige Außenseiterin!

Band 1
von

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Ein ganz normaler Ausflug?!

Diese Geschichte beginnt an einem ganz normalen Tag. Die siebte Klasse einer Realschule möchte zum Abschluss ihrer gemeinsamen Zeit, mit ihrem Lieblingsklassenlehrer Herr Limo eine Klassenfahrt in die Berge machen. Dort wollte die Klasse wandern und in die Disco gehen, in einem kleinen Bergdorf sollte es eine geben. Alle freuten sich darauf, auch wenn es bei solchen Fahrten immer verschiedene Gruppen gab, die sich besser verstanden als andere. Aber die Hoffnung, dass dies dieses Mal anders sein würde, war durchaus aus vorhanden. Es würde sicherlich ein schöner Ausflug werden und er sollte vierzehn Tage gehen.

Doch schon am Tag der Abfahrt war alles wie verhext. Ich wachte auf und schaute auf den Wecker. Was ich dort sah, brachte fast mein Herz zum Stehen. Noch 20 Minuten, dann würde der Bus losfahren. So schnell wie an diesem Morgen war ich sicherlich noch nie aufgestanden und angezogen. In der Hektik trat wieder meine Schusseligkeit zutage und ich wurde beinahe von meinem eigenen Koffer erschlagen, als ich die Treppe zur Küche hinunter stolperte. Dort saß meine Mutter und frühstückte gemütlich. Auf die Frage wieso sie mich nicht geweckt hatte bekam ich die Antwort: ››Vergessen!‹‹ Hätte ich mehr Zeit gehabt, wäre ich sicherlich sehr wütend geworden, doch ich musste mich beeilen. So richtete ich mir noch schnell ein kleines Brötchen und rannte mit ihm, in meinem Mund, zur Bushaltestelle.
 

Als ich diese erreichte, wäre ich am liebsten gestorben oder hätte Inska, ein Mädchen, das aus ihrer Sicht alles perfekt macht, den Hals umgedreht. Denn sie musste mal wieder einen blöden Kommentar abgeben. Wären Aisha und Karen noch nicht da gewesen hätte ich dies sicherlich länger in Betracht gezogen, doch so war dieser Gedanke schnell wieder verworfen. Ich ging zu ihnen. ››Guten Morgen! Etwas spät aufgestanden Christy‹‹ fragte mich Karen. Ich setzte mich vor sie auf meinen Koffer und lächelte sie an, bevor ich ihr antworten konnte, musste ich erst mal richtige Luft holen. Als der Bus kam, konnte ich noch nicht richtig sprechen. Wir verstauten unsere Koffer und als wird, dann drinnen saßen, gab ich Karen endlich ihre Antwort. Ich sagte: ››Ich … ich bin gerade einen Rekord gelaufen. Von zu Hause hab ich mit meinem Koffer … nur fünf Minuten gebraucht. Das ist doch super oder?‹‹ Aisha und Karen sahen mich ungläubig an. ››Fünf Minuten? Du bist wahnsinnig, von dir zu Hause sind es doch fast zwanzig Minuten, wenn man etwas schneller läuft‹‹ kam als Antwort.

Die Busfahrt ging sehr lange, und da wir um fünf Uhr morgens losgefahren waren, waren auch alle müde. Nach einer halben Stunde wurde es auf einmal ruhig im Bus, eine Totenstille breitete sich aus, alle schliefen. Als Herr Limo und Frau Jett einstiegen bemerkte sie keiner mehr, auch ließen sie uns einfach weiter schlafen, was sehr nett war.

Die Fahrt zog sich in die Länge, eine Stunde verging und darauf folgte noch eine weitere und noch eine. Jetzt schliefen sogar die Lehrer, als der Busfahrer eine Vollbremsung machte.

Wir waren in einem engen Tal, rechts war ein Wald und links ging eine steile Steinmauer empor. Wären wir nicht alle angeschnallt gewesen, hätten wir uns sicherlich verletzt. Niemand wusste, wieso so plötzlich gebremst wurde und ein lautes Geschnatter und wildes Wirrwarr fing an. Beruhigt wurden wir durch eine Lautsprecherdurchsage von Herrn Limo.

››Hat sich jemand wehgetan? … Nein?! ... Prima! Bewahrt bitte Ruhe. Vor uns steht ein Auto und hat anscheinend eine Panne. Da dies die einzige Straße ist, müssen wir schauen, ob wir helfen können, denn sonst kommen wir nicht weiter. Ihr wartet bitte hier und benehmt euch. Ihr könnt ja Frühstücken, denn jetzt ist endlich Zeit um etwas zu essen. Also bis gleich‹‹ sagte er und verlies mit dem Busfahrer und Frau Jett den Bus.

Alle nahmen seine Ansprache wörtlich und packten ihr Frühstück aus. Nur ich nicht, denn meines lag zu Hause. In der Eile hatte ich es total vergessen. Deshalb schaute ich Herr Limo, dem Busfahrer und Frau Jett hinterher. Doch als sie das Auto erreichten, benahmen sie sich sehr merkwürdig. Sie liefen um es herum und sahen sich fragen an. Ich bekam ein komisches Gefühl in der Magengegend und dies lag nicht daran, dass ich nichts zu Frühstücken hatte.

Es war ein komisches Gefühl, als würde gleich etwas ganz neues passieren. Aber bevor ich Karen und Aisha von diesem Gefühl erzählen konnte, passierte dieses `neue` schon.

Herr Limo, Frau Jett und Herr Tunnel, der Busfahrer, lehnten an dem Auto und schienen zu schlafen. Als etwas kleines Rundes, das aussah wie ein Kinderspielball, durch die vordere und hintere Tür in den Bus hinein flog.

Rauch kam aus ihnen heraus, und bevor ich realisiert hatte, was passiert war, fiel ich in einen Dämmerschlaf. Das ein paar Männer herein kamen bekam ich nur noch halb mit, bevor ich ganz einschlief.

Wer diese Männer waren oder was sie von uns wollten, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Wo sind wir?

Als ich aufwachte tat mir alles weh und mein Kopf fühlte sich an als hätte ich eine Kneipe leer getrunken. Alles in allem ein komisches Gefühl.

Es war stockdunkel. War ich allein hier?

Nein, ein Geräusch kam durch die Dunkelheit, ein stöhnen.

„Hallo?! Ist da jemand?“ fragte ich ganz leise und meine Stimme wurde von den Wänden hin und her geworfen. „Ja, …Christy…wo bist du?“ kam zurück, es war Karen. Keine zwei Meter neben mir war sie. Dies bemerkte ich, als sich meine Augen ein bisschen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Ich ging zu ihr und auch sie sah fertig aus.

„Warst du gestern Nacht auch bei der Kneipentour dabei“ fragte ich sie belustigt und sie schaute zu mir auf. Sie lächelte kurz und stellte mir dieselben Fragen die ich mir gerade auch gestellt hatte. Doch auch jetzt, fünf Minuten später, hatte ich noch keine Antwort darauf. Also begegnete ich ihr mit einem Achselzucken und zeigte nach links: „Es scheint als wären alle aus dem Bus hier. Nur Herr Limo, Herr Tunnel und Frau Jett fehlen. Ich hoffe ehrlich es geht ihnen gut.“ Karens Blick wurde verträumt, sie schien sich etwas Schreckliches vorzustellen.

Ich sah mich im Raum um, rechts von uns war eine Treppe mit einer kleinen Tür am oberen Ende und über uns war eine Falltür oder so etwas Ähnliches. Durch diese wurde vermutlich der Bus, den ich jetzt vor mir stehen sah, herein gebracht. Die Erklärung wieso wir außerhalb des Busses lagen, war nicht ganz klar, aber ich glaubte sie hatten uns und unser Handgepäck nach Handys und Kommunikationsmittel durchsucht. Denn mein Handy lag zertrümmert neben mir. Aber mein Mp3-Player lag komplett unversehrt daneben, ich steckte ihn ein.

Garde als Karen, die aus ihrem Traum wieder aufgewacht war, etwas sagen wollte ging die Tür am oberen Ende der Treppe auf.

Herein kamen ein paar Männer.

Waren es die gleichen, wie auf der einsamen Bergstraße?

„Ihr zwei“, sagte einer der Männer und zeigte dabei auf Karen und mich, „kommt mit, unser Boss möchte euch sehen.“ Aber eigentlich war es kein Mann, sondern eher ein Junge, er war höchstens zwei bis drei Jahre älter als ich, also ca. 17 Jahre. Er hatte kurzes rotbraunes Haar und war ungefähr einen halben Kopf größer als ich. Eigentlich sah er sehr freundlich aus und ich war sehr überrascht, als er mich etwas unsanft am Arm packte, weil ich ihm nicht gehorchte. Er zog mich einfach hinter sich her und als ich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, entwendete ich mich seinem Griff.

Er schien verblüfft und sah mich an, ohne ein Wort zu sagen und doch sprach sein Gesicht Bände. Seine Kaffeebraunen Augen schienen sich Sorgen um mich zu machen. Irgendwie fesselte mich sein Blick, wie durch Zauberei.

Ich erschrak richtig als er mich fragte: „Wie heißt du?“ Er sprach ganz leise und kaum hörbar, während wir weiter gingen.

Die anderen Wächter schienen nicht bemerkt zu haben, dass er mit mir sprach und ich antwortete ihm genauso leise: „Mein Name? Wieso fragst du mich danach?“ – „Mir schien als wärst du sehr in Gedanken versunken. All deine Fragen wird der Boss beantworten.“

Ein langes Schweigen folgte, wir gingen umringt von Wachen durch irgendwelche Gänge, die nicht zu Ende gehen wollten. Plötzlich hörte ich etwas, es hörte sich an wie das Rauschen des Meeres. Aber das konnte nicht sein oder…nein… ein Fluss in der Nähe?

Da fiel mir ein, dass ich gar nicht wusste wo wir waren.
 

Wohin wurden wir verschleppt?

Wurden wir überhaupt verschleppt?

Wer waren diese Männer oder der mysteriöse Boss?
 

Den Jungen der vor einiger Zeit mit mir geredet hatte konnte ich nicht Fragen. Er war jetzt bei Karen und versuchte mit ihr zu reden. Sie antwortete nicht, es schien als wäre sie von etwas fasziniert, aber ich wusste nicht von was. Es waren nicht viele Dinge in den Gängen die ich faszinierend fand. Bis vielleicht die Tatsache, dass alle Gänge fast genau gleich aussahen.

Während ich darüber nach dachte was ihre Blicke so magisch anzog, spürte ich einen kalten Windstoß.

Ich erwachte aus meiner Trance, wir gingen gerade auf eine Öffnung zu. Sie leuchtete so hell, dass das Licht mich blendete. Als wir dann draußen standen und meine Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten, stand ich starr vor Schreck.

Wir waren mitten im Meer, auf einem Schiff, auch als ich an die Brüstung ging sah ich nichts als Wasser, rund herum nur Wasser. Da ich hoffte, dass mir der Junge sagen konnte wo wir waren und ich starrte ihn an. Gerade als ich fragen wollte was das sollte, kam einer der anderen Wächter und rumpelte Karen und mich an. Wir beide verloren wir das Gleichgewicht und stürzten unsanft zu Boden.

Keiner sagte uns was wir hier sollten oder was sie mit uns vor hatten, dies sollten wir erst später erfahren. „Lass sie in Ruhe, Marco“ sagte der Junge etwas lauter zu dem andern Wächter, dessen Namen wir jetzt kannten. Es war ein stattlicher Mann, hatte kalte braune Augen, schwarze Haare, einen Schnurbart und einen tödlichen Gesichtsausdruck.

„So ein Jüngling, von dir lasse ich mir gar nichts sagen, … Cadim. Meinst du etwas du kannst uns rum kommandieren, nur weil du dich gut mit dem Boss verstehst?“ Marco war wohl der einzige der Cadim nicht respektierte. Die anderen hielten sich sehr zurück. Das Einigste was ich aus ihrem Getuschel heraus hören konnte war: „rechte Hand…Todessehnsucht…“

Sie hoben uns auf und stellten uns wieder auf die Beine. Alle waren vorsichtiger geworden, nur Marco nicht. Er packte Karen so unsanft, dass sie leise stöhnte. Da gab ich ihm einen tritt und streckte ihn mit ein paar weiteren Schlägen zu Boden. Ich war selbst überrascht, hatte ich so etwas doch noch nie gemacht.

Es hatte sich gelohnt Nächtelang wach zu bleiben um Abenteuer- und Actionfilme anzusehen.

„Ha, ha, ha! … Ich habe dir doch gesagt, du sollst sie in Ruhe lassen.“

Nach diesem Vorfall ließ der andere, den sie Sharon nannten Karen los. Marco rappelte sich stöhnend wieder auf und wenn Blicke töten könnten, hätte es der folgende sicherlich getan.

Er wollte noch etwas sagen, aber Cadim, der Junge der anfangs meinen Blick so fesselte, meinte wir sollten uns beeilen. Sonst würde der Boss nur schlechte Laune bekommen, also gingen wir weiter.

Wieder durch dunkle Gänge uns so langsam hatte ich das Gefühl man wollte uns absichtlich irreführen und liefen deshalb mehrere Male durch denselben Gang. Nach einer halben Ewigkeit blieben wir endlich stehen und Cadim stieß die Türe zu einem hell erleuchteten Zimmer auf.

Sofort ließ mir ein kalter Schauer über den Rücken.

Die Luft in diesem Raum schien gefroren zu sein.

Der Boss

Der Raum in den wir gebracht wurden, war nicht so öde, wie die Gänge. Er wirkte schon fast einladend, aber wie einladend konnte ein Raum, auf einem Schiff auf welches man vermutlich entführt wurde schon sein. Bei genauerem betrachten war der Raum geschmückt, wenn man es so nennen konnte und es standen eine Menge Leuchter und Lampen herum.

„Ihr seid also die zwei, die als erste wieder erwacht sind? Ich muss mich wundern, eigentlich solltet ihr noch eine Weile schlafen“ sagte ein Mann mit rauer Stimme. Während sich an dem Tisch genau vor uns, der von uns abgewendete Stuhl sich umdrehte.

Cadim trat vor und sagte: „Ja, dies sind die beiden! Ihre Namen wollten sie mir aber noch nicht verraten.“ – „So, so eure Namen. Ich will ehrlich sein, ihr hattet echt Pech und seid nur durch einen dummen Zufall hier her gekommen. Wir haben weder eure Namen noch euren Herkunftsort. Doch genau diese sind wichtig für uns“ sagte der Mann, der wohl der Boss war. „Außerdem“ sprach er weiter und knallte seine großen Hände auf den Tisch „finde ich, dass Widerstand etwas abscheuliches ist. Ich kann Kinder nicht Leiden die es damit versuchen, schreibt euch das hinter die Ohren. Denn ich habe auch kein Problem damit kurzen Prozess mit euch zu machen.“ Er machte eine Geste mit einem seiner Finger, die mir einen Schauer über den Rücken jagte und seine unmissverständlich unterstrichen. „Also…nennt mich Boss und jetzt sagt mir eure Namen.“ Nach der Ansprache war ich sehr erschrocken, meine Knie wollten einfach nicht aufhören zu zittern und mein Herz schlug so schnell wie noch nie. Auch Karen ging es nicht anders, dass konnte ich ihr ansehen.

Was sollte ich jetzt sagen oder tun?
 

In Filmen kam darauf immer eine protzige Antwort der Filmhelden, doch konnte man uns als solche bezeichnen, wo wir doch vor lauter zitternden Knien kaum stehen konnten. Vermutlich würde ich kein Wort heraus bekommen und wenn ich dies schaffen würde, wären es auch die richtigen?

Würden wir die falschen Worte überleben?

Ich konnte es nicht sagen, doch in einem meiner *Ja* oder *Nein* Spiele gewann, auch wenn dies noch nie der Fall war *Ja*. Also musste ich es nach meinen Regeln versuchen. Die Frage ob es meinen geliebten Filmhelden bei ihrer Entscheidung im Angesicht ihrer Feinde auch so ging wurde nicht beantwortet. Doch ich sammelte all meinen Mut und all meine Kraft um auf seine Frage zu antworten.

„Mein Name ist Chris und ihr Name ist Ren, unsere Nachnahmen sind unwichtig und wo wir herkommen, … kann ich ihnen gerade Leider nicht sagen, denn mein Kopf brummt so als wäre ich gestern Abend auf Kneipentour gewesen. Es tut mir sehr Leid…Herr Boss“ war meine Antwort und wäre ich nicht so steif vor Angst gewesen, wäre ich sicherlich zusammen gesunken. So wie es bei Ren der Fall war, sie fiel nach meinen Worten auf den Boden, da ihre Knie nachgaben.

„Chris, Ren…ihnen…Herr Boss!“ wiederholte der Boss leise und sprach dann lauter weiter. „Du gefällst mir, du kannst hier bleiben. Bringt Ren wieder zu den anderen“ war seine Antwort. Karen die jetzt Ren hieß hielt mich an der Hand und wollte protestieren. Doch Cadim hielt sie zurück, als sie etwas sagen wollte und übergab sie einem anderen Jungen, den sie Shaoran nannten. Alle Männer außer der Boss und Cadim verließen den Raum.

Wir waren alleine, Cadim stand direkt hinter mir und der Boss etwa zwei Meter vor mir. Es vergingen Minuten und niemand sagte etwas was, außer einem leisen brummen des Schiffsmotors war es Totenstill. Ich war mir nicht sicher, doch ich glaubte das Licht würde flackern und der Raum würde sich heftiger als vorher bewegen.

Meine Beobachtung war richtig, denn das Schiff bewegte sich mit einem Mal schlagartig nach rechts. Alles was auf dem Schreibtisch lag polterte nach unten und rollte erst nach rechts, dann nach links. Dann musste es draußen, wo wir ohne Zweifel in einen Sturm geraten waren, eine riesige Welle gegeben haben. Alle Dinge flogen etwas in die Höhe und kamen wie Geschosse zurück und mein Instinkt sagte mir, ich müsse da weg wo ich war. Ich hörte darauf was er sagte, stieß Cadim nach hinten an die Wand und stürmte auf den Boss zu. Diesen riss ich in meiner Eile mit um, was ihm vermutlich das Leben rettete. Denn sonst hätte er den Briefbeschwerer, der aussah wie ein Drache am Kopf gehabt. Doch ob es nun besser war wusste ich nicht. Stattdessen bekam ich ihn an den linken Arm wo er furchtbare Spuren hinterließ. Vom Schmerz halb betäubt, lag ich auf dem Boss. Ein paar mal wurden wir noch hin und her geworfen, bevor es wieder ruhig wurde. Der Boss fluchte fürchterlich und er schien mit mir zu reden. Er setzte sich auf und warf mich in Cadims Arme der nun an seinen Füßen saß, er redete immer noch mit mir und dann mit Cadim. Doch verstehen konnte ich ihn nicht, ich sah ihn nur noch verschwommen, bevor ich in die warmen Arme von Cadim sank und es vollkommen dunkel wurde. Ich hatte noch irgendetwas gegen den Kopf bekommen.
 

„Mensch sag mal spinnst du? Bist du wahnsinnig? Mich einfach so umzuwerfen. Schau nicht so komisch, hier Cadim nimm sie.“ – „Jawohl, Sir! Chris…geht es dir gut“ fragte Cadim und nahm sie in die Arme. Der Boss setzte sich auf. „Also nochmal spinnst du? Na los gib mir schon eine Antwort…Nein, du machst jetzt nicht die Augen zu du…du…“

„Äh, Boss“

„du…du“

„Booosss“

„Was ist denn, Cadim?“

„Ist das ihr Blut“ fragte Cadim und zeigte auf das T-Shirt vom Boss. „Was Blut…nein mir geht es gut…es ist vielleicht von…“ Er stoppte mitten im Satz und sah Chris an. Nun sah er, dass sie eine Kopfwunde hatte und am linken Arm fruchtbar Blutete.

Cadim sagte leise zu sich: „Kein Wunder, dass sie Ohnmächtig geworden ist.“ Doch es war noch zu laut in der wieder eingetretenen Stille und der Boss hörte es. Er stand auf und sagte in einem Ton der keinen Zweifel an der Dringlichkeit ließ: „Bring sie sofort zur Krankenstation und sorg dafür, dass sie wieder fit wird. Übermorgen möchte ich mit ihr reden.“ Nach diesen Worten verließ Cadim mit Chris auf dem Rücken den Raum und machte sich zu Krankenstation auf.

Der Boss ließ die Türe schließen und ging zur linken Wand dort steckte der Drache, mit dem Schwanz in der Wand. Er zog ihn heraus und betrachtete ihn eindringlich. Diese waren alle mit Blut und Hautfetzen bedeckt.

War dies nicht das Ding was er immer näher kommen sah?

„Ein merkwürdiges Mädchen. Hoffentlich kommt sie wieder auf den Damm. Mit der werde ich sicherlich meinen Spaß haben“ sagte der Boss und begann böse zu lachen.

Er sammelte seine Sachen ein um sie wieder zu ordnen.

Nach dem diese Arbeit beendet war, begann er einen Plan zu schmieden.

In diesem Plan war Chris fester Bestandteil.

Ob sie es nun wollte oder nicht.

Das Abkommen

Zwei Tage nach diesem Sturm wurde ich zum Boss gerufen. Das Cadim mich zur Krankenstation gebracht hatte, wurde mir bereits gesagt. Doch konnte ich mich noch nicht bei ihm bedanken, da er seither nicht mehr gekommen war.

Meine Kopfschmerzen hatten nachgelassen, dort waren es nur ein paar kleine Schrammen die meisten hatten nicht einmal geblutet. Doch mein linker Arm schmerzte dafür umso mehr, als hätte jemand eine große Freude daran gehabt, Nägel reinzuschlagen. Er war versorgt und geschient worden. Ich hatte ihn in einem Dreieckstuch liegen und konnte ihn nicht bewegen.

Da war ich nun, ich stand vor der Tür zu dem Raum vom Boss. Sharon, der Zwillingsbruder von Shaoran hatte mich hierher gebracht. Ich wusste schon erstaunlich viele Namen, viel mir bei dieser Überlegung ein, Sharon stieß die Tür auf. Er schickte mich hinein und schloss sie wieder.

Nun war ich alleine mit dem Boss. Er deutete mir mich zu setzen, es war wohl extra ein Stuhl hingestellt worden. Ich war mir nicht sicher, aber ich glaubte sein Gesichtsausdruck hätte sich seit dem letzten Mal verändert. ››Also, ich muss ehrlich sagen, so etwas ist mir noch nie passiert. Als dank dafür, dass du mich gerettet hast, erzähle ich dir von unserem Vorhaben und mache dir einen Vorschlag‹‹ sagte er und sein Gesicht bekam einen sehr zufriedenen Ausdruck.

››Ihr seid nicht die einzigen, die hier auf diesem Schiff gefangen gehalten werden. Es sind noch weitere einundzwanzig neue Kinder an Bord und für sie hat der Albtraum schon längst begonnen. Von den anderen wollen wir erst gar nicht reden. Als Erklärung, dies ist nicht nur ein Schiff auf dem ihr Kinder mal kurz seid. Denn dies gehört zu meinem Job, ich entführe Kinder von überall und verkaufe sie an den höchst bietenden Sklavenhändler. Dies ist ein profitables Geschäft und Kinder gibt es auch genug, sie sind gern gesehene Sklaven, selbst in dieser Zeit. Doch geht es den Käufern nicht darum, einfach ein paar zu haben die sie herum scheuchen können. Nein, sie wollen Arbeiter, deshalb sortiere ich hier auf diesem Schiff die nutzlosen Kinder aus.‹‹

Während dieser ganzen Worte hatte sich sein Tonfall nicht verändert, als währe es da normalste auf der Welt. Ich war geschockt, in wessen Hände waren wir da bloß geraten. Er war ein wirklich skrupelloser Geschäftsmann, ohne jegliches Mitgefühl und einem Herzen aus Eis. Er hatte ein grausames Vergnügen dabei mir vor Augen zu führen, wie hoffnungslos alles sei. Mit dieser Offenbarung wollte er mich testen und schauen, wie ich alles verkrafte, das dachte ich zumindest. Was aber noch mehr meinen Hass gegen ihn schürte, ich konnte ich nicht Leiden.

››Doch nun zum eigentlichen Thema. Um diese nutzlosen Kinder heraus sortieren zu können, veranstalte ich Kämpfe. Diese finde ich sehr amüsant und sie sind oft sehr aufschlussreich. Dieses leuchten in den Augen, das nach jedem Kampf etwas verschwindet ist einfach göttlich.

Aber davon möchten wir uns nicht ablenken lassen. Ich finde deinen Charakter interessant und kann meinen Vorschlag nun nicht mehr zurückhalten. Deiner Klasse wurde dies bisher erspart und dies kann auch weiterhin so bleiben. Wenn du dich entschließt, dich mir anzuschließen.‹‹ – ››Was‹‹ gab ich fragend zurück, doch er redete einfach weiter. ››Ich stelle dir Cadim zur Seite, er lehrt dich einige Kampfkünste. Danach wirst du für mich kämpfen und die nutzlosen Kinder herausfischen. Dies bringt zwei Vorteile mit sich, möchtest du sie hören?‹‹

››Ja‹‹ gab ich als Antwort zurück. ››Tja, da gibt es nur ein Problem. Ich verrate sie dir erst, wenn du mir zugesagt hast‹‹ kam mit einem eiskalten Lächeln zurück.

Ganz in Gedanken versunken gab ich ihm eine Antwort, die ich sofort bereute und zusammenfuhr: ››Also soll ich die Katze im Sack kaufen, vielleicht bin ich keine Professorin doch blöd bin ich deshalb noch lange nicht.‹‹

Ich sah, wie seine Hände sich zu einer Faust ballten, ich hatte ihn beleidigt und hatte so eine Ahnung, dass dies wohl nicht gerade der günstigste Augenblick war. Schon flog auch etwas Spitzes durch die Luft. Doch es flog nicht wie zuerst von mir befürchtet ihn meine Richtung, nein es flog an eine andere Wand.

››Ich muss sagen du besitzt sehr viel Mut, doch dies ist nicht gerade eine Charaktereigenschaft die das Leben verlängert‹‹ sagte er und stand ganz langsam auf. Der Boss ging um den Tisch herum und auf mich zu. Mein Stuhl schien mich magnetisch anzuziehen, denn ich konnte mich keinen Zentimeter rühren. Sein Blick wurde noch kälter als zuvor und er hob seine Hand.

Ich sah mein Leben im Schnelldurchlauf an mir vorbei rauschen und versuchte trotzdem Fassung zu bewahren. Er holte aus und …

››Aber i … ich werde niemanden töten, ist das klar!‹‹ schrie ich auf einmal. Der Boss hielt mitten in seiner Bewegung inne, die Tür war aufgegangen. Cadim war hereingekommen und starrte das wohl vielsagende Bild an. Der Boss sah mir direkt in die Augen und seine eiskalte Mine verzog sich etwas. Dann knallte er mir eine und winkte Cadim, er solle die Tür zumachen. Er setzte sich wieder auf seinen Stuhl mir gegenüber und Cadim stellte sich hinter ihn. ››Na gut, es hat den Anschein als würdest du doch gerne noch eine Weile Leben‹‹ sagte er und Cadim sah erst ihn, dann mich entgeistert an.

››Nun zu deinen Vorteilen. Erstens: Deine Klassenkameraden kommen als Gegner nicht infrage. Und zweitens: Du darfst mit dem Leben deiner Gegner machen, was immer du willst. Ist das nicht ein faires Angebot, doch bedenke eines, mich zu hintergehen hätte nur eine Folge deinen Tod und den deiner Kameraden, denn sie währen dann nicht mehr geschützt. Auch Teil dieses Vertrages ist, dass du außerhalb des Kampfes meine Befehle entgegen nehmen musst. Das ist dir hoffentlich klar.‹‹

Meine Antwort war wohl etwas leise, deshalb musste ich sie dreimal wieder holen bis er mein ››Ja‹‹ endlich verstanden hatte. ››Da dies nun geklärt ist, mein erster Befehl an dich. Du darfst niemanden aus deiner Klasse etwas von diesem Abkommen erzählen, das nicht befolgen dieses Befehls hat nur eine Folge und diese kennst du.‹‹ Er machte eine bedeutsame Pause: ››Nun kehre zurück zu deiner Klasse, dort wirst du solange bleiben bis deine Verletzungen verheilt sind und dann kommst du zu Cadim. Sharon, … bringt sie zu ihrer Klasse‹‹ dies waren seine abschließenden Worte. Sharon holte mich und der Boss musste Cadim wohl erst noch erklären, was er damit gemeint hatte. Doch seine Reaktion bekam ich nicht mehr mit. Zusammen mit Sharon ging ich wieder durch viele Gänge, an der Reling vorbei und blieb dann vor einer schweren Eisentür stehen. Dahinter war meine Klasse.

Die Klasse immer noch die alte?

Zwei Tage zuvor.

Ren wurde zurück zur Klasse gebracht. Obwohl sie eher zu den Außenseitern gehörte, waren alle froh, als sie wieder da war.

Sie erzählte, was sie und Chris erfahren hatten. Erst sahen sie Ren fragend an, Chris, wer war dies wohl? ››Hallo … seid ihr komplett bescheuert? Christy ist die Einzige aus der Klasse, die jetzt noch fehlt. Beim Boss hat sie uns als Ren und Chris vorgestellt, als wir mitbekommen haben, dass wir nur aus Zufall hier sind. Sie haben weder unsere Namen noch sonst etwas, ich denke sie wollte unsere Herkunft einfach geheim halten‹‹ war die wütende Antwort von Ren.

››Du hast also diese Niete beim Boss gelassen. Bist du wahnsinnig, sie war doch noch nie sehr gesprächig und hat auch noch nie zur rechten Zeit die rechten Worte gefunden. Wieso sollte sich dies jetzt ändern, wenn dieser Boss so furchteinflößend ist, wie du behauptest. Mit dieser Entscheidung hast du wohl unser und auch ihr Todesurteil unterzeichnet‹‹ hieß es von Bastian, dem Ren nun bei seinem zweiten Namen nannte, welchen er gar nicht gerne hörte. ››Ash, …‹‹ gab Ren zurück und man spürte, wie sich eine dunkle Aura um sie herum aufbaute ››was hast du da gerade gesagt? Du weißt schon, was für eine Schwarzmalerei du da betreibst. Ich sag dir nur eines, rede dich nicht um Kopf und Kragen.‹‹

Die Runde wurde still, doch war die Meinung aller klar. Nur noch Ren und Aisha nun Ai waren auf der Seite von Chris. Die Anderen malten sich dank Ashs Fantasien, das schlimmste aus, doch Ren beharrte auf die Rückkehr von Chris. Und ließ an dieser Einstellung auch nicht den geringsten Zweifel, den sie Stellte ihren Mp3-Player auf die höchste Lautstärke Stufe und hörte Musik. Trey wollte noch etwas sagen, doch er ließ es sein. Aber die Gedanken über die Verschleierung ihrer Herkunft und ihrer Wahren Namen. Ließen sie nicht los und so entschieden sie sich, auch ihre Namen zu kürzen, so wie es Chris unerklärlicher weiße getan hatte.
 

Wir standen immer noch vor der Tür, als Sharon sie öffnete uns mich hinein ließ. Von unten hörte ich ein lautes Staunen, als die Tür hinter mir geschlossen wurde. Alle sahen mich an als würde ich von einem anderen Stern kommen. Sie verfolgten mich mit ihren Blicken bis ich das untere Ende der Treppe erreicht hatte. Dort angekommen drehte ich mich zu ihnen um und sagte so fröhlich wie möglich: ››Hi! Wie geht’s?‹‹

Der Schock war ihnen deutlich anzusehen, zwar konnte ich meinen Kopfverband abnehmen, doch die Schrammen blieben. Die Ohrfeige vom Boss sah man mir auch noch deutlich an und das Dreieckstuch konnte ich wegen der Schmerzen auch nicht wegnehmen. Dies wusste ich und dennoch wollte ich ihnen keinen Grund zur Sorge geben. ››Was ist los‹‹ fragte ich sie, es kam keine Antwort. Julius nun Ju öffnete gerade den Mund als ich, wohl seinen Gedanken auffasste. ››Nein, … ich bin kein Geist, ich lebe, es ist noch alles dran und das da werde ich auch überleben‹‹ gab ich als Antwort und zeigte auf meinen linken Arm.

››Chris … das kann doch nicht ... ‹‹ fing Ren an als sie von Cadim am oberen Ende der Treppe unterbrochen wurde. ››Zum Donnerwetter, Chris mit dir hat man nur ärger. Könntest du dich nicht wie ein normales Mädchen benehmen?‹‹ schrie er mir zu. Langsam stieg er die Treppe nun herunter und das Gemurmel wer den das nun war wurde immer lauter.

››Chris, wer ist denn das‹‹ war die letzte Frage von Damian nun Ian.

››Das ist Cadim,‹‹ war meine Antwort ››was möchtest du hier? Mich für verrückt erklären? Schon geschehen haben die hinter mir schon gemacht. Mir Angst einjagen? Musst du auch nicht mehr, den vorhin, sah ich mein Leben schon an mir vorbei rauschen. Mich zu Krankenstation bringen? Lieber nicht, die können noch nicht einmal ein Pflaster von einem Verband unterscheiden. Ach ja und falls du vorhattest mir eine Ohrfeige zu geben, das hat auch schon der Boss erledigt. Also was willst du?‹‹ waren die Fragen und die Antworten gleich dazu. Unwillkürlich hatte ich eine Abwehrposition angenommen und mit einer kalten Stimme gesprochen. Ich hatte schnell vom Boss gelernt wie man, dies tut, aber irgendwie erschrak ich auch ein bisschen vor mir selbst. Meine Klasse war auch starr vor Schreck, hatten sie doch erwartet, dass etwas anderes aus meinem Mund kommt. Noch nie hatte ich mich gewehrt, alles über mich ergehen lassen. Sie fanden es einfach unglaublich, dass mich zwei Tage so verändert hatten.

››Du sprichst starke Worte für eine Gefangene. Für jemand der die Wahrheit kennt, … ich bin erstaunt. Du hast die Tatsache, dass ihr nie wieder nach Hause kommt, gut aufgenommen‹‹ flüsterte Cadim mir nach dem ersten laustarken Satz ins Ohr. ››Was bleibt mir anderes übrig, ich muss … nein wir müssen mit dieser Situation leben. Die Welt bleibt nicht stehen, auch nicht wenn so jemand wie ihr, uns dem normalen Tagesablauf entzieht‹‹ sagte ich etwas lauter.

Alle hörten zu und nicht nur Cadim war verwundert, auch meine Klasse. Doch er fing sich schnell wieder und sagte ich solle ihm meinen Arm zeigen. Er sah sich das ´Wunderwerk´ an und sagte darauf hin: ››Man mit dir hat man bloß ärger, wieso kannst du nicht wie andere Mädchen sein? Ruhig und ängstlich!‹‹ – ››Wie meinst du das‹‹ fragte ich ihn mit einem Seitenblick. ››Naja, …‹‹ fing er an und schien verlegen ››es würde uns unseren Job wesentlich einfacher machen, wenn … wenn du so wärst. Denn dann hätten wir eure Namen und Wohnorte schon längst. Und …‹‹ - ››Cadim, Cadim sei mir nicht böse, doch genau dies ist doch das Gute daran. Dass ihr immer noch nicht wisst, wo wir herkommen und das unsere Schule den Spitznamen Heaven hat‹‹ mitten im Satz hielt ich inne und hielt mir erschrocken die Hand vor den Mund. ››Na dann währe dies auch geklärt und ich muss dich nicht ausquetschen, wie der Boss meinte.‹‹ – ››Ach glaub mir da wär nicht viel zu holen, mein Blut ist mir, genauso wie Ren, beim ersten Besuch beim Boss gefroren‹‹ gab ich abwinkend hinzu.

Melina nun Lina, die sich zu uns gesellt hatte, verzögerte Cadims Antwort, in dem sie lautstark nach Wasser zum Säubern der Wunde anforderte. Sie hatte ein Mal einen ‚Erste Hilfe Kurs‘ und dies bestärke ihren Berufswunsch, einmal Ärztin zu werden. Da konnte sie so verschmutzte Wunden, wie die meinen, nicht einfach links liegen lassen. Sie säuberte die vielen Schnitte fachmännisch, schmierte eine Salbe die furchtbar brannte darauf und Verband mir den kompletten linken Arm.

Nun konnte auch Cadim antworten, denn er wusste dies wäre erledigt: ››Ich muss zugeben, auch mir hat der Boss einen gehörigen Schrecken eingejagt. Doch du siehst ich habe mich gemacht, nun bin ich seine rechte Hand.‹‹ Diesen Satz hatte niemand erwartet, Lina ging einen großen Schritt zurück. Dieser Junge sollte die rechte Hand von demjenigen sein, der sie entführt hatte. Er sah so sympathisch aus und war sicherlich nur ein bis zwei Jahre älter als sie, keiner konnte es glauben.

Es wurde getuschelt und dieses Getuschel versiegte erst, als mein Magen lautstark knurrte, alle sahen sie mich an. Ich wurde rot und begann mit: ››Naja …‹‹ als Cadim mir auf die Schulter klopfte. ››Du bist echt ne Sache für dich. Hört sich an als wärst du halb verhungert,‹‹ sagte er lächelnd ››ich schau mal, was ich für dich und auch die anderen machen kann.‹‹

Dann stand er auf und machte eine verabschiedende Geste. Doch bevor er mit sehr großem Tempo die Treppe hinauf ging, drückte er mir einen Kuss auf die Stirn und bekam ein zufriedenes Lächeln. Ich war so überrascht, dass ich gar nicht antworten konnte, dies übernahmen dann die Jungen meiner Klasse.

Nun wusste ich gar nicht, was mich mehr überraschen sollte, der erste Kuss eines Jungen oder die verteidigenden Worte der Jungen meiner Klasse. Es schien als hätten sie sich doch etwas Sorgen um mich gemacht und waren froh mich wieder zu sehen. Also stand ich mithilfe von Ren und Lina auf und frage, ob es allen gut gehen würde. Die Antwort kam prompt und alle wollten, dass ich mich ausruhe, denn das Gespräch um meine Armverletzung hatte schon die Runde gemacht. Doch ich fühlte mich fit und fragte deshalb nur, ob ich mich irgendwo waschen könnte, denn ich fühlte mich schmutzig.

Sofort wurde mir ein anderer wirklich kleiner Raum gezeigt, in dem doch tatsächlich duschen waren. Davor stapelte sich haufenweise Kleidung und auf die Frage, wieso diese da lagen, kam die Antwort, dass sie meisten kaputt waren. Diejenigen die, die Koffer durchsucht hatten, hatten es wohl sehr eilig und achteten nicht darauf. Jetzt erst fiel mir auf, dass sie immer noch die gleichen Kleider wie am Anfang anhatten und auch sie waren schmutzig.

Auf die Frage, wieso sie sich den nicht gewaschen hatten, kam nur die Antwort, dass die Dusche komische Geräusche von sich gab. Ich ging hinein und da waren tatsächlich komische Geräusche, doch ich kannte sie irgendwo her. Wieder draußen sagte ich ihnen das dies nur die Wellen von draußen währen und alle waren irgendwie beruhigt. Denn dies bedeutete keine unliebsamen Gäste oder die Gefahr des Erschlagen Werdens.

Nun ging ich zu dem Kleiderstapel und sagte, dass sie alles nach Farben sortieren sollen. Auf Begeisterung stieß dieser Vorschlag nicht gerade, doch er wurde durchgesetzt. Auch die restlichen Dinge wurden sortiert Handtücher, Koffer, Schminke, Snacks, Getränke und noch vieles mehr kam unter diesem Haufen hervor.

Währenddessen ging ich in den Bus, dort suchte ich die Nähsachen. Denn auch wenn niemand begeistert war, wollten wir die letzten sieben Tage von unserem Ausflug, in die Berge, die Kostüme für die nächste Theateraufführung nähen. Es sollte eine Mischung aus Robin Hood und einer Piratengeschichte werden. Dafür hatten wir auch schon fast fertige Kleider dabei. Also Kleidung, die bei uns im Hier und Jetzt niemand auf die Straße anziehen würde. Enge und weite Stoffhosen, lange Oberteile, die mit einem Gürtel geschnürt werden mussten, ein paar lange Burgfräulein Kleider, Hüte, Korsagen und noch vieles mehr für beide Seiten. Nun kam uns dieses Vorhaben zu Gut, auch wenn viele lieber sieben Tage lang auf einer Hütte genäht hätten, als hier in diesem Raum, als Gefangene.
 

Auf die Frage wo alle schlafen bekam ich die Antwort, die Jungen würden draußen und die Mädchen würden drinnen schlafen.

In der Ecke wo die ganzen Sachen gelegen hatten fanden Janik nun Jan und Jelena nun Lena ein paar große weiße Tücher. Sie schienen so etwas wie Segeltücher zu sein. Mit dabei lagen noch Seiler mit Ringen am Schluss. Als ich sie betrachtete, sah ich auch etwas, dass wie Haken an den Wänden aussah. Nach genauer Betrachtung hatte ich auch dafür eine Verwendung und mir kam eine Idee für beide Probleme.

Für das Kleiderproblem und für das Problem mit den fehlenden oder ungemütlichen Schlafgelegenheiten.

Leben in einer anderen Welt

Meine Ideen wurden als machbar eingestuft und die in die Wege geleitet. Als Erstes wurden die Tücher zu Recht geschnitten und am oberen Ende einmal umgenäht, um die Seiler durch Fädeln zu können. Ausgemessen wurde nur ungefähr, niemand hatte einen Meter oder so etwas Ähnliches, das lang genug gewesen währe, um vor einem Monat fertig zu werden. Doch so ging es auch und das Aufhängen war auch nicht sehr schwierig. Es wurden einfach ein paar Koffer aufeinandergestapelt und Shane nun Zane, ein begabter Turner kletterte hinauf, um die Seiler an den Ringen zu befestigen. So ergab es ein Karomuster, nach einigem hin und her waren am Schluss 13 kleine ‚Zimmer‘ fertig. In der Mitte war noch ein Gang, der auf eine weiße Wand hinführte hinter der, der Bus stand. Der Gang wurde so zusagen der Aufenthaltsraum und auch wenn man nicht von einer Privatsphäre reden konnte, hatten nun je zwei Schüler ein Reich für sich. Da in manchen Zimmern aber dennoch drei Personen schliefen oder sich einrichteten, waren noch ein paar übrig. Diese wurden einfach als Abstellkammer, Umkleideraum und Waschküche abgestempelt.

Aus dem Bus wurden ein paar Sitze ausgebaut, um eine etwas bequemere Schlafgelegenheit zu bieten. Decken waren unsere Schlafsäcke, es waren keine Luxusbetten doch man konnte sich daran gewöhnen, hofften wir alle.

Die Rückbank und ein paar weitere Sitze, im zweiten Stock unseres Busses, wurden nach innen gedreht. So das sie so etwas Ähnliches wie ein Oval ergaben, dies wurde unsere Nähstube.

Die Tür im unteren Stock, die zur Küche führte wurde aufgebrochen und zu aller erstaunen fanden wir in der Küche eine Menge Vorräte, Konserven und Obst.

Wie durch ein Wunder ging der Herd auch, neben einem Kabel, das die Lichter in unserem Raumerhellte und etwas wärme herein brachte war eine Steckdose. Hört sich unglaublich an, das dachte ich erst auch als Stanley nun Stan und Len-Tin nun Tin mir dies erzählten. Doch es war tatsächlich wahr. Wir konnten kochen, was wir wollten, aber erst mussten wir wohl gezwungener Maßen das Obst essen und dies wurde auch sogleich verschlungen. Sogar Jelena, die eigentlich gar kein Obst mochte, griff kräftig zu. Um nicht gerade jedem zu zeigen was wir im Bus, im unteren Stock, taten hatten wir dort die Vorhänge zugezogen. Die Stimmung stieg nach dieser kleinen Mahlzeit und deshalb schliefen an diesem Abend alle recht Früh.

Am nächsten Tag meldeten alle sie hätten prima geschlafen. Auch wenn ich dies erst gegen Nachmittag erfuhr, denn bis dahin schlief ich mich aus. Niemand war mir böse und alle fanden meine Ideen vom vorherigen Tag einfach genial. Wieso wir allerdings eine Nähstube brauchten, war noch nicht allen klar. Doch ich schnappte mir einfach die besten Näher und Näherinnen, die kaputten Kleidungsstücke und die halbfertigen Theaterkleider und verschwand mit ihnen.

Die übrig gebliebenen widmeten sich Bewegungs- und Gesellschaftsspielen. Obwohl es anfangs viel Widerspruch von den vier auserwählten Jungen Ian, Zane, Tin und Skyler nun Sky gab. Auch die fünf Mädchen Lena, Ai, Ren, Tanjura nun Jura und Isabell nun Isa wurden aus dieser Aktion nicht ganz schlau.

Nachdem ich ihnen aber erklärt hatte, was ich mir Vorstellte wurde fleißig gearbeitet. Sie durften sich ihre Kleidung selbst aussuchen, da die andren sie freigegeben hatten. Jeder sollte drei Outfits haben, damit er selbst kombinieren konnte, auch für kalte Tage.

Viel wurde zusammengeworfen und wieder getrennt. Die Kleidungsgestaltung war individuell. Ren hatte eine Menge Ideen und diese wurden auch fast immer eins zu eins umgesetzt. Sie war völlig in ihrem Element, liebte sie doch Fantasie Romane und das gestallten von Kleidern. Leider verstand sie nicht jeder so gut wie ich und so zeichnete ich ihre Ideen grob auf, damit es die anderen verstanden. Denn nähen konnte ich ja leider nicht. Nach diesen Erläuterungen fanden sie die Ideen für die Kleidung originell, rebellisch, abenteuerlich und doch normal. Die Hoffnung auf Rettung wurde zwar immer kleiner, doch unser Zusammenhalt wurde immer besser. Unterkriegen würden wir uns nicht lassen, das war die feste Devise. Denn anderen sagten wir noch nichts von unseren originellen Stücken, aus Theaterkostümen und zerfetzten Kleidern. So vergingen vierzehn Tage, dann kam der große Augenblick, die Kleidungsstücke waren fertig.

Damit die neue Kleidung nicht gleich wieder schmutzig wurde, mussten alle erstmal duschen. Nach dem duschen gaben wir ihnen ihre Kleidungsstücke, einfach ohne darauf zu achten wer welchen Schnitt bekam, es wurde nach Farben sortiert.

Gratis zu unserer Anstrengung bekamen wir noch komische Kommentare von Inska, die ihren Namen behielt und Nicky die sich nun Nick nannte. So hieß ihr erster verflossener Freund, wurde getuschelt, aber dies war mir ja egal. Sie verstummten aber bald wieder, als sie merkten, dass sonst alle zufrieden mit der Arbeit waren.

Sie fanden es unglaublich was wir alles aus den zerrissenen Kleidern gemacht hatten und das wir durch die Farbenauswahl, die Grenze zwischen Modern und altmodisch einfach gesprengt hatten. Es war ein komplett neuer Stil und jeder durfte dass anziehen, was er wollte, ohne einer Gesellschaft zu unterliegen.

Als letztendlich auch noch Stan Inska und Nick ein Kompliment machte, war unsere neue Welt auch wieder in Ordnung.

Der Zusammenhalt war wahnsinnig und alle lobten mich. Doch ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte, ich wurde nur rot. Um diesen Erfolg zu feiern, wurde etwas mehr gekocht.

Wir hatten es geschafft hier Fuß zu fassen und wir sahen das Leben, jetzt schon mit anderen Augen. Wie lange es wir hier noch ohne die Hilfe vom Boss aushalten würden wussten wir nicht. Aber wir würden nichts bereuen, denn wir waren zusammen.
 

Cadim war nicht mehr gekommen.

Cadim, ein neuer Freund oder Feind?

Die Stimmung war super, die Magen waren voll und alle begutachteten ihre neuen Kleider. Auch ich freute mich über ihre ausgelassene Stimmung, doch bereitete mir auch etwas Sorgen. Das heißt nicht direkt Sorgen, eher dachte ich über jemanden nach.

Cadim … er war nicht mehr gekommen. War er nun unser Freund und Verbündeter oder ein Feind und Verräter. Er hatte so eine freundliche Art an sich und dennoch konnte er eiskalt sein. Welches war sein wahres Wesen?

Wie kam er überhaupt dazu dem Boss seine rechte Hand zu werden?

Zu welchem Zweck?

Er machte sich Sorgen um unser wohlergehen oder war dies nur eine Täuschung?

All dies waren bis jetzt ungeklärte Fragen und es gab noch sehr viele mehr, doch diese beschäftigten mich gerade. Plötzlich fiel mir auf, dass Totenstille herrschte. Alle sahen mich an, hatte ich ein komisches Gesicht gemacht? ››Geht es dir gut‹‹ fragte mich Ren fürsorglich. ››Ja, ja ich habe nur über etwas nachgedacht‹‹ antwortete ich überstürzt. ››Über was‹‹ fragte mich gleich darauf Jon nun Jo. ››Also na ja … ich …‹‹ – ››Ich denke ich weiß es‹‹ kam von jemandem der am oberen Ende der Treppe stand. Ich glaubte Cadims Stimme erkannt zu haben. Unwillkürlich musste ich an den kleinen Kuss denken, wieso wusste ich nicht.

››Hab ich nicht Recht, Chris?! ...Nun kommt der anstrengende Teil, keine Schonung mehr. Der Boss wartet auf dich.‹‹ - ››Anstrengender Teil, keine Schonung mehr? Chris was meint er damit‹‹ wurde ich gefragt. Doch antworten konnte ich nicht, ich stand nur auf.

Die schwere Zeit würde erst beginnen, dies wusste ich, doch viel schlimmer war es, jetzt wo gerade alles so einheitlich war, zu gehen. Die Zukunft würde zeigen, ob ich mich bewehren konnte und ob diese Klasseneinheit überleben würde. Ich hatte in letzter Zeit verdrängt, dass dies alles nur an mir lag. War es doch nicht, einfach für alle verantwortlich zu sein.

Meine Art war es sich hinter andere zustellen und nicht wie eine Leitfigur voraus zu laufen. Dies war zwar nur eine Seite von mir, aber in diesem Moment glaubte ich wäre sie stärker, gerne wär ich einfach verschwunden. Doch ich musste stark sein, die Hoffnung ruhte auf meinen Schultern, auch wenn niemand davon wusste.

Es war sicherlich schon für mich schwer genug diesen Schritt zu tun, doch für meine ahnungslose Klasse wäre es garantiert unverständlich, wenn ich einfach gehen würde. Vielleicht würden sie sich sogar Sorgen um mich machen, etwas musste also geschehen. Ich konnte es nicht Leiden von jemandem bemitleidet zu werden oder dass es jemanden meinetwegen schlecht ginge. Also sperrte ich diese ängstliche und Hilfe suchende Seite ein: ››Ich muss stark sein, für mich und für die anderen‹‹ war mein einziger Gedanke.

Als Cadim die Treppe herunter kam, ein zufriedenes lächeln und einen kalten Blick auflegte. Konnte ich nicht anders, als er dann auch noch fragte, ob ich mich an die Abmachung gehalten hätte. Schlug ich ihm die zwei Dinger, die er in der Hand hatte heraus und stürzte ihn zu Boden. Auf ihm sitzend antwortete ich nun: ››Nein, ich habe es nicht vergessen und ich weiß immer noch nicht ob es eine Gute Idee war. Doch was bleibt mir anderes übrig. Aber eines will ich dir noch sagen, erinnere mich nicht zu oft daran oder ich vergesse mich.‹‹ Ich konnte es kaum glauben, ich sprach wieder so gefühlslos, dass mir selbst ein Schauer über den Rücken lief und meine Klasse einige Schritte zurück wich. ››O … okay! Schon verstanden, Abmachung ist Tabu‹‹ kam etwas zögernd zurück und seine Mine wurde weicher.

››Mir scheint als wärst du wieder fit‹‹ fing Cadim an, als er sich wieder aufrappelte. ››Na ja, es war eine Kurschluss Reaktion, doch sei gewiss noch einmal werde ich so etwas nicht tun.‹‹ – ››Das haben schon viele gesagt…‹‹ versuchte Cadim wieder an zu setzten. ››Doch glaube mir, was ich verspreche halte ich auch und in diesem Fall auch, wenn es mich mein Leben kostet.‹‹ Meine Klasse war sichtlich erstaunt solche Worte von mir zu hören. Irgendetwas war komisch, irgendetwas wussten sie nicht, das spürten sie genau. Zeit um zu Fragen blieb ihnen aber nicht, denn Cadim setzte wieder an erst lau und dann leiser: ››Ach ja, auch diese Worte habe ich schon oft gehört. Nur du bist die Erste, der ich zutraue, sie wahr werden zu lassen. Noch etwas die Schwerter, die du da in deiner Hand hältst, werden in naher Zukunft deine einzigen Verbündeten sein. Ihre Namen sind Hien ‚scharlachrote Flamme‘ und Sohi ‚ blaues Eis‘.‹‹

Diese zwei warf ich nun über meine Schultern und der Abschied fiel mir sichtlich schwer, denn ich konnte den anderen nicht erzählen, weshalb ich mit Cadim mitging. Bis Cadim das Wort wieder ergriff, wurde ich skeptisch beäugt. Ob seine Worte nun gut waren, konnte ich so schnell gar nicht sagen, denn er nahm mich an die Hand und zerrte mich die Treppe hinauf, trotz großer Proteste meiner Klasse.

Dann sagte er laut: ››Wie naiv ihr doch seit! Sie gehört zu uns, sie hat sich mit uns verbündet! Sie muss alle Befehle vom Boss befolgen, dazu hat sie sich verpflichtet.‹‹ Nach diesen Worten schloss er die Türe, erst nach einer Weile wurde mir klar, was er da wirklich gesagt hatte.

Ich musste nun einen Raum, dem wir sogar einen Namen gegeben hatten, nämlich ‚die andere Welt’ verlassen.

Durch seine letzten Worte ließ Cadim überhaupt keinen Zweifel daran, dass ich meine Klasse verraten und verkauft hatte, um mein eigenes Leben zu retten. Er hatte mit nur ein paar Sätzen erreicht, dass sie mich hassten, dies lies sich aus der danach eintretende Stille und die fast greifbaren Unfassbarkeit heraus lesen.

Es war eine Schande wo wir uns das erste Mal, seit Jahren so gut verstanden. Man könnte auch sagen, so gut wie noch nie, denn wir waren ja den ganzen Tag zusammen und nun wurde dies so grausam auseinandergerissen.
 

Wie würden sie wohl das nächste Mal reagieren, wenn sie mich sahen?

Freundlich und nett wie eben oder abweisend und arrogant wie früher?

Ich hoffte, dass das Erste zutraf, doch eine Hoffnung war noch größer.
 

Selbst wenn sie so wie früher wären, hoffte ich, dass ich sie überhaupt noch einmal sehen durfte.
 

Denn auch wenn es im Moment nur gut war, dass sie mich für eine Verräterin hielten und hofften ich würde nie wieder kommen. Wollte ich dies Aufklären und vor allem dafür sorgen, dass es ihnen gut ginge.

Denn, das hatte ich in den letzten Wochen gelernt, ein Gemeinsamens Ziel kann Berge versetzen und ein gemeinsames Leid zusammenschweißen. Ich wollte wieder zu der Gruppe gehören, denn dieses Gefühl des Zusammenhalts und der Sicherheit war mir vorher völlig unbekannt.

Aber es fühlte sich toll an.
 

Nun rief aber erst einmal die Einsamkeit!?

Das neue Leben

Wir gingen wieder einmal durch viele Gänge, dieses Mal ging es allerding ein Stockwerk tiefer als beim letzten Mal. Es war ein langer Weg und meine wirren Gedanken machten ihn auch nicht kürzer, sondern eher länger. Nach einiger Zeit standen wir von einer Tür, diese stieß Cadim auf. Es war ein gemütliches Zimmer, ein kleiner runder Teppich in der Mitte einigen Lampen an den Wänden, die in warmen Farben leuchteten und ein großes Bett, das durch einen Vorhang vom restlichen Raum getrennt war.

››Dies ist mein Reich, hier lebe ich und nun werden wir uns diesen Raum, die kleinen da links und den Trainingsraum teilen‹‹ begann Cadim.

Mir wurde auf einmal ganz anders, ich kannte diesen Jungen nicht und trotzdem sollte ich mit ihm in einem Zimmer wohnen? Mit diesem Jungen, der so eine gespaltene Persönlichkeit hatte. Der in einem Moment dem Boss Konkurrenz machte mit seiner Mine und im nächsten so freundlich war, wie man nur sein konnte. Als er mir das Zimmer zeigen wollte, blieb ich wie angewurzelt stehen und ging noch mal in mich, um sicherzugehen, dass ich alles richtig verstanden hatte.

››Hallo? Sag bist du eingeschlafen?‹‹ hörte ich auf einmal und dabei winkte mir Cadim mit seinen Händen wild vor den Augen herum. ››Lass dass, ‹‹ sagte ich und stieß seine Hände weg ››ich soll bei dir im Zimmer schlafen und bin trotzdem eine Gefangene, wie passt das zusammen? Was soll das Ganze?‹‹ – ››Ach so, dass stört dich. Ich habe zugestimmt dich unter meine Fittiche zu nehmen, weil du und damit auch deine Freunde, sonst keine Chance hätten. Der Boss ist sehr launisch, das hast du ja schon erfahren müssen. Aber trotz dieser äußerlichen Unkontrollierbarkeit ist er ein guter Taktiker und weiß genau, wie man andere nach seiner Pfeife tanzen lässt. Er war einmal Soldat einer Sondereinheit, die aufgelöst wurde, so viel habe ich schon herausgefunden. Deshalb hat er auch kein Problem damit ein oder zwei Leute einfach mal zu erschießen, also sei vorsichtig.‹‹

Diese Worte stellte er einfach in den Raum und er war noch nicht fertig, doch bevor er weiter reden konnte, brachte Mirko, ein Freund von ihm, uns das Abendessen. Er stellte es einfach auf den Tisch und ging wieder.

››Du bist sehr klug und bist ihm in Sachen Taktik eine große Konkurrenz und in einigen Punkten bist du ihm sogar von vornherein überlegen.‹‹ – ››Ach ja welche Punkte meinst du‹‹ fragte ich gespannt. ››In puncto Ideenreichtum und Spontanität liegst du weit vorne. Was auch euer Raum beweist. Ich bin mir fast zu hundert Prozent sicher, dass du da deine Finger mit im Spiel hattest.‹‹

Er war sehr klug und besaß wohl etwas, dass man inneres Auge oder Menschenkenntnis nennen konnte. ››Sag wie kann jemand der so ein inneres Auge hat, auf so einen brutalen Mann wie den Boss hereinfallen? Du bist nicht blöd, dass habe ich auch schon gemerkt. Auch das du zwei Persönlichkeiten besitzt ist mir nicht entgangen, denn ich bin auch eine gute Beobachterin. Nur eine Frage bleibt noch, welches ist deine wahre Persönlichkeit? Bist du so eiskalt wie der Boss oder vielleicht doch nett und freundlich‹‹ waren meine Fragen, die mir keine Ruhe ließen.

Cadim schien erschrocken, auf so offene Fragen war er nicht gefasst und hatte so schnell auch keine Antwort darauf. Er dreht sich von mir weg und stand von der kleinen Couch, auf die wir uns gesetzt hatten, auf. Seine Arme verschränkte er vor dem Körper und ging ein paar Mal auf und ab. Als wolle er mir direkt in den Kopf hinein schauen, sah er mich immer wieder an. Er schien ein Geheimnis zu haben und zu überlegen, ob er es mir nun verraten sollte oder nicht.

Plötzlich setzte er sich wieder neben mich, er holte tief Luft begann und etwas zu erzählen: ››Es ist schon eine Weile her, dass ich den Boss bei einer seiner Aktionen beobachtet habe. Leider bemerkte er es und nahm mich mit, damals war ich etwas jünger wie ihr jetzt seid. Er begann gerade mit diesem Geschäft und hatte noch nicht die richtigen Männer gefunden. Trauen konnte er niemandem, also bewachte er mich selbst. Schritt für Schritt bekam ich mit, um was es in seinen Geschäften ging, und wurde auch immer öfters gefragt, was ich von seinen Plänen hielt. So kam ich immer enger an ihn heran und wurde irgendwann sein Vertrauter, er gibt viel auf meine Ratschläge und …‹‹

››Und du hast dich an die Leine legen lassen. Sag wie kann man nur freiwillig so jemandem helfen? Du bist wohl doch nicht so klug, wie ich dachte‹‹ schrie ich ihn an und dreht mich weg. Ich wollte sein Gesicht nicht mehr sehen, es sah so friedlich aus, aber es störte mich nach diesen Sätzen.

Er seufzte und sprach weiter: ››… und ich konnte immer mehr über Sein tun wachen. Er tötet heute schon lange nicht mehr so viele Menschen einfach aus Spaß wie früher. Wenn ich nur ein Leben schützen kann, ist meine Arbeit nicht umsonst. Verstehst du das? Du hast doch genauso gehandelt!‹‹

Er tat mir auf einmal Leid, seine Stimme klang zum Schluss so verzweifelt und über sein Gesicht huschte ein trauriger Schatten. Es hatte den Anschein als würde er die Wahrheit sagen und ich fühlte mich auf einmal, wie einer von den Menschen die alles Behaupten, ohne den Wahrengrund zu kennen oder nicht den geringsten Beweis zu haben.

Er sprach die Wahrheit dies fühlte ich und unwillkürlich rutschte ich zu ihm hinüber. Ich streckte meine Arme aus und umarmte ihn, einfach so. Er erschrak sehr, doch erließ es geschehen und lehnte sich gegen mich. Ein Stein schien ihm vom Herzen zu fallen und ich wusste nun welches sein wahres Wesen war. Cadim war zwar älter wie ich und doch war er noch ein kleiner Junge, der einfach viel zu schnell lernen musste, sich in so einer schrecklichen Welt zu Recht zu finden.

Wohl täglich war er von Misstrauen, Verrat und Tod umgeben worden. Da schien mir der Gedanke, wieso er nicht durchgedreht war, näher, als jener wieso er so eine zweite eiskalte Persönlichkeit hatte.
 

Hatte ich nicht aus so eine Persönlichkeit?
 

Früher war ich so unscheinbar, dass mich viele ärgern konnten ohne, dass es jemand merkte. Ich lies mich dadurch, dass ich mich darüber aufregte einfach viel zu leicht ärgern. Deshalb beschloss ich doch damals, nichts mehr zu sagen und schon bald hörten sie auf, weil sie es langweilig fanden. Diese Persönlichkeit nahm ich von nun an, an und auch wenn meiner Inneres zerbrach, merkte es keiner.

Auf keinen aus meiner Klasse hätte der Spruch: ‚Weiche Schale, harter Kern‘ wohl besser gepasst wie auf mich.
 

Cadim lehnte immer noch an mir und ich fand es sehr angenehm. Seine Wärme gab auch mir Hoffnung. Denn nun wusste ich, ich war nicht alleine. Auf ihn konnte ich bauen, auch wenn wir uns noch nicht lange kannten, war da ein Gefühl der Vertrautheit.
 

Unser essen wurde kalt und keiner hatte es gemerkt. Denn Cadim schlief in meinen Armen ein und ich deckte ihn zu, bevor ich in das von ihm zugewiesene Zimmer ging. ››Er sieht sehr friedlich und auch sehr kindlich aus, wenn er schläft‹‹ dachte ich bei einem Blick zurück. Dann legte ich mich in das Bett und schlief sofort ein.
 

Angst hatte ich nun keine mehr denn ich wusste ich war nicht alleine mit diesem Schicksal. Cadim hatte das gleiche Schicksal und bisher hatte er es gemeistert. Deshalb würde ich dies auch schaffen, daran glaubte ich fest.

Das Training

Die nächsten Wochen trainierten wir jeden Tag und wir verstanden uns immer besser.
 

Jedoch von dem ersten Abend, als er einfach so auf der Couch einschlief, wurde nicht mehr geredet. Es war mir nun klar er war ein netter Kerl und dies änderte sich auch nicht groß, wenn er dem Boss gegenüberstand. Was sich allerdings sehr veränderte, war sein Erscheinungsbild, er bekam einen festen Blick, kleine und böse schauende Augen, eine gerade Haltung und eine Stimme, die gefühlslos war.
 

Es war sehr schwer die Waffen, als welche ich sie nicht bezeichnen wollte, zu führen. Doch Cadim gab nicht auf, egal wie ich mich anstellte und er musste oft, nein sehr oft sagen: ››Oh, pass auf. Hier musst du ausweichen.‹‹ Oder vor allem: ››Hier musst du zurückschlagen.‹‹ Er half mir hier, indem er Anweisungen gab oder versuchte mich zu warnen.

Doch auch wenn es Training war, wollte ich Cadim nicht verletzten. Denn alle ‚Verteidigungswerkzeuge‘, waren sehr scharf. Leider war es Cadim egal wie scharf sie waren, er versuchte mir etwas beizubringen und hörte als erst damit auf, wenn ich begann zurückzuschlagen. Durch die vielen Rückzieher, die ich machte, wurde aus der Angriffstechnik, die er mir zeigen wollte, eine Verteidigungstechnik. Ausweichen und mit einem harmloseren Schritt den Gegner entwaffnen und zu Boden strecken. Es glich alles sehr einem komischen Tanz und war eben so aufgebaut, dass ich wenn möglich niemanden schwer verletzen musste.

Aber wenn man so ein ‚Werkzeug’ in die Hand nahm, musste man damit rechnen, dass es nicht immer so funktioniert wie man es gerne hätte.

Man musste Respekt vor ihnen und ihrer Zerstörungskraft haben.

Auch wenn ich es mir nicht anmerken ließ, war es sehr schwer. Wie lange würde man wohl unter normalen Umständen brauchen, so etwas zu lernen. Vermutlich Jahre, dachte ich, zumindest um es so zu perfektionieren, dass man es einen Sport nennen konnte. Selbstverteidigung, Schwertkampf und der Kampf mit einer Stabwaffe, waren nun meine Unterrichtfächer. Nichts mehr mit Mathematik-, Physik- und Geschichtsunterricht. Wie wäre ich nun froh darum gewesen Herr Limos komische Erklärungen in Physik zu hören, die nie jemand verstand. Oder Herr Airs vergebliche Versuche uns eine Formel in Mathematik bei zu bringen, zu zuhören. Die Erinnerungen daran klangen wie ein Gedicht oder ein Lied aus weiter Ferne.

Aber so war es nicht, statt mich mit Zahlen und Gleichungen herumzuschlagen. Hörte ich hier auf einem Schiff mitten im Meer, entführt von einer Gruppe, deren Namen ich noch nicht kannte, einem Jungen, zwei Jahre älter als ich, zu wie er mir etwas erklärte.

War es nicht ironisch, dass man immer das haben wollte, was man im Moment nicht haben konnte. Ich konnte mir nicht einmal sicher sein, dass es Herr Limo und Frau Jett wirklich gut ginge.

Als ich wieder aus meinen Gedanken erwachte, stand Cadim vor mir und schüttelte einfach nur den Kopf. Er ging an mir vorbei und sagte: ››Also du bist mir eine, ich erkläre dir gerade eine bisschen was über die Geschichte dieser Kunst und du bist geistig total abwesend. Ich würde sagen wir machen Morgen weiter.‹‹

Diese Worte überraschten mich nun, war ich solange in meiner Gedankenwelt?
 

Ich konnte es nicht sagen, doch es war spät geworden und Morgen war ein ganz besonderer Tag.

Die ersten Kämpfe

Diese Nacht schlief ich sehr unruhig, ich war einfach zu aufgeregt. Am kommenden Tag solle mein erster Kampf stattfinden. Fragen wie: „Konnte ich alles? Was würde morgen alles geschehen? War ich gut genug vorbereitet?“ gingen mir ständig durch den Kopf.

Gerne hätte ich meine Freundinnen Ren und Ai geholt, damit ich jemanden gehabt hätte wo mir beistand leistet. Doch sie glaubten immer noch Felsenfest an meinen Verrat. Jedes mal wenn ich an sie dachte wurde meine Kehle trocken und ich hätte anfangen können zu heulen. Sie hätten mir früher sicherlich beigestanden. Dies wusste ich zwar, doch sich ihre vermeintlichen Worte einzureden und sie wirklich zu hören waren zweierlei Dinge. War es nicht unfair, mir gegenüber? Wo ich doch so viel auf mich nahm! Oder…nein, über solche Dinge sollte ich mir nicht den Kopf zerbrechen, redete ich mir ein. Das würde nur in einem ungelösten Wirrwarr enden.

All diese Fragen und Gedanken machten mich irgendwann müde und ich schlief endlich ein.
 

Der nächste Tag brach Leider sehr schnell an und ich wollte gar nicht aufstehen, als Cadim mich wecken wollte. Nun kam wieder meine ‚Morgenmuffel Krankheit‘ ans Tageslicht. Ich hatte es noch nie gerne, wenn ich morgen früh aufstehen musste. Doch heute blieb mir wohl nichts anderes übrig, denn Cadim lies nicht locker. Also stand ich auf, zog mich an, spritzte mir etwas Wasser ins Gesicht und machte meine Haare. An eine Seite steckte ich mir Hien und Sohi, meine beiden Schwerter. Diese bekam ich vom Boss, damit ich mich verteidigen konnte.

Cadim und ich gingen nach einem kleinen Frühstück, durch zahlreiche Gänge zu einem großen Raum. Dort saß der Boss auf einem gepolsterten Stuhl. Auf der gegenüberliegenden Seite, standen schon ein paar Jungen. Sie konnten nicht als zu viel älter sein wie ich, waren dies meine Gegner?

Als der Boss uns sah winkte er uns herbei und wir mussten die komische Verbeugung machen die Cadim mir ganz am anfang schon gezeigt hatte. Er schien mit diesen Ritual die Wut der anwesend Jungen auf mich lenken zu wollen. Denn ihre Mienen veränderten sich nach dieser Begrüßung. Sie waren nicht mehr neugierig und erstaunt, sie waren nur noch von Hass erfüllt.

Und diesen Hass spürte ich auch sogleich bei meinem ersten Kampf. Mein Gegner ein Junge, etwa im selben Alter wie ich, seine Waffe war der Stab. Er versuchte alles um mich aus dem Weg zu räumen, von Fairness war keine Spur. Doch mein Training schien zu fruchten, bald hatte ich ihn soweit und er ging zu Boden. Mit meinem Schwert an seiner Kehle, gab er endlich auf. Ich verschonte ihn und der Boss sagte nichts, er hielt sich an unsere Abmachung. Mit meinen Gegner durfte ich alles machen was ich wollte, sie auch verschonen. Doch dies hatte einen Nachteil, wie mir irgendwann bewusste wurde, sie kamen immer wieder.

Sechs weitere Kämpfe musste ich an diesem Tag noch überstehen. Wobei die nächsten Fünf nicht all zu große Herausforderungen waren. Diese Jungen waren so wütend auf mich, dass sie einfach drauf los schlugen. Aber bei solchen Kämpfen sollte man immer einen klaren Kopf bewahren. In Wut anzugreifen ist das Schlimmste was man als Kämpfer machen kann. Dies brachte mir Cadim bei und dies war auch immer der Spruch ‚der Meister‘ in einem Film.

Erst in letzter Zeit fiel mir auf, wie viele Abenteuer- und Actionfilme ich schon gesehen hatte. Es mussten schon ganz schon viele gewesen sein, denn alles kam mir irgendwie bekannt vor. Nur wusste ich nie aus welchem Film, mir diese Szene bekannt vor kam.

Es war schon irgendwie lustig, ich eine totale Abenteuer Fanatikerin, die immer ein Abenteuer wie die Helden im Film erleben wollte, war nun mitten drin. In meinem eigenen Abenteuer gab es aber weder Regeln, noch ein festgestecktes Ziel. Es war bitter, zwar war mein Ziel meine Klasse zu beschützen, doch mit jeder Aktion veränderte sich dies ein wenig. Ging es Anfang um ihr Leben würde es wohl später um ihre Versorgung gehen.

Auch als Ziel konnte ich mein eigenes überleben nennen. Was ganz schön hart war, denn mein Siebter und letzte Kampf für heute, war einfach unglaublich. Ich kämpfte gegen einen Jungen mit kurzen blonden Haaren, er schien einen ungewöhnlich starken Hass auf mich zu schieben. War es weil ich seine Leidensgenossen, meine vorherigen Gegner, alle besiegt hatte? Klar ohne ein paar Kratzer, waren sie nicht aus dem Ring gegangen, aber deshalb dieser Hass? Er war gut, sehr gut im Kämpfen. Trotz seiner Wut schien er sich auch noch unter Kontrolle zu haben.

Wer war er?

Er machte es mir furchtbar schwer ihn nicht schwer zu verletzen. Doch sein Kampfstil war so präzise und genau auf meinen Untergang fixiert, dass mir gar nichts anderes übrigblieb. Ich musste mit voller Kraft kämpfen und so konnte ich ihn dann auch schlagen.

Doch nicht ohne Blutvergießen, wobei es mir so vorkam als würde es mir mehr weh tun wie ihm. Er schien Hien, welches sich durch seine linke Schulter gebohrt hatte, gar nicht zu bemerken. Nein, er Sackte einfach zusammen und landete auf seinen Knien. Dabei wendete er seinen Blick nicht von mir ab, als würde er einen letzten vernichteten Angriff erwarten. Meine Reaktion schien ihn allerdings über seine Feindseligkeit mir gegenüber nachdenken zu lassen. Ich hob ihm Sohi an den Hals und sagte so laut, dass es alle hören könnten: „Er hat aufgegeben, der Kampf ist vorbei.“ Nach diesen Worten drehte ich mich erst halb um und er sah mir verwundert nach, wie auch die Gegner die ich vorher schon besiegt hatte.

Sah ich wirklich so eiskalt aus?

Oder war es die Tatsache, dass der Boss meinen Namen kannte?

Darauf hatte ich keine Antwort, doch ich war nicht allwissend, also musste ich dies auch nicht wissen. Redete ich mir ein.

Nach diesen Gedanken, nahm ich das Tuch, das ich um die Hüfte gebunden hatte um Hien und Sohi daran zu befestigen. Dann drehte ich mich wieder um, kniete vor ihn und zog Hien wieder heraus. Es blutete stark und der Junge fiel nach vorne als ich es mit einem letzten ruck endgültig zog. Die Schmerzen die er hatte wollte ich mir lieber nicht vorstellen und das konnte ich in diesem Moment auch nicht. Denn ich hatte genug damit zu tun die Wunde erstmal Provisorisch zu verbinden, damit er nicht all zu viel Blut verlor. Die Jungen die an der Wand links vom Boss saßen, sprangen auf und wollten herüber rennen. Doch sie wurden aufgehalten, ein paar von Cadims Kameraden stoppten sie. Sie schrien wie am Spieß, wodurch ich nun endlich den Namen des Jungen erfuhr. Er hieß Ryan und die anderen waren in seiner Klasse. Sie mussten die anderen neuen Kinder sein, dass konnte ich ihnen ansehen. Sie waren in diesem ‚Geschäft‘ eine genauso kurze Zeit wie ich.

Ihr Geschrei wurde erst durch einen Hand wink vom Boss für eine Weile beendet. Er kam auf uns zu, ich saß mit dem Rücken zu ihm und er kam von hinten. Also konnte ich seinen Gesichtsausdruck nur, aus den Augen der Jungen an der Seite ablesen. Es verhieß nichts gutes, denn sie waren ganz erschrocken. Ryan lehnte an mir und seine Blutung hatte ich so gut es ging gestoppt. Da er scheinbar Ohnmächtig geworden war legte ich ihn auf den Boden und stand auf. Meine Kleidung war völlig Blutverschmiert und so drehte ich mich zum Boss um. Dies war wohl ein sehr erschreckendes Bild, denn sowohl der Boss als auch Cadim fuhren etwas zusammen. „Was hast du vor“ fragte ich den Boss mit einer kalten, gefühlslosen und vorwurfsvollen Stimme.

Er schien sich wieder gefangen zu haben und stellte sich keine zwei Schritte vor mich. „Du siehst furchteinflößend aus, meine liebe Chris“ schmunzelte er „und ich muss dir eines sagen, deine Vorsätze hast du schon heute am ersten Tag über den Haufen geworfen.“ - „Was meinst du?“ zischte ich ihn an. „Na sieh ihn dir doch an, wie war es damals, du sagtest du würdest niemanden umbringen. Nun hast du es schon so gut wie geschafft, ich bin stolz auf dich“ sagte er strich mir dabei über die Haare und verschwand dann mit seinen Leuten. Sie ließen uns alleine in dem großen Raum, nur Cadim blieb von den Leuten vom Boss. Dass die Türen abgeschlossen wurden bekam ich mit und auch das leise Getuschel, welches um mich herum entstand. Doch reagieren konnte ich nicht, er hatte Recht, wie konnte ich nur?

Ich hatte diesen Jungen schwer verletzt. Ich sackte zusammen und fing an zu schluchzten.

Eigentlich wollte ich stark bleiben, was immer heute auch geschehen sollte.

Waren es die vergangenen Wochen oder vielleicht die Einsamkeit?

Doch die Einsamkeit machte mir doch sonst nichts aus, ich war gerne alleine.
 

Tränen flossen mir über Gesicht und die Jungen, die aus der Klasse von Ryan waren, sahen nach ihm. Vermutlich hassten sie mich nun noch mehr wie vorher und dieses Mal hatten sie sogar einen Grund.

Vor mir stand nur Cadim und schaute wohl zu mir herab.

Bemitleidete er mich etwa?

Oder lachte er mich aus?

Meine Tränen wollten einfach nicht aufhören zu fließen und ich schämte mich nicht einmal dafür, wie es sonst früher immer der Fall war. Doch ich konnte Ryan nicht einfach seinem Schicksal überlassen, immerhin war ich diejenige die ihn verletzt hat. Ich holte tief Luft, wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und drehte mich zu ihm um. Nachdem ich mich umgedreht hatte sah ich in sechs Gesichtern in denen keine Spur von Hass mehr zu finden war.

Was war geschehen?

„E…es tu…t uns Leid“ kam stotternd von einem der Jungen. „Wir dachten du wärst eine…eine…“ sprach er weiter, doch ich unterbrach ihn. „Ich wäre eine von ihnen. Das ist nicht sehr verwunderlich“ fing ich an und versuchte mit einer fröhlichen Miene in die Runde zu schauen. Ich wollte ihnen kurz erklären um was es ging, doch da kam der Boss schon wieder herein. Leise begann ich: „Lasst euch nicht unterkriegen, seht es als Abenteuer.“ Meine Stimme wurde unwillkürlich wieder lauter als der Boss näher kam und er sollet auch nicht an meiner Loyalität zweifeln und somit meiner Klasse etwas antun. Also sagte ich nun lauter: „Kein Wunder, dass ihr dachtet ich wäre eine von ihnen. Denn ich bin eine von ihnen.“ Dann stand ich auf und der Boss legte mir seine Hand auf die Schultern. Dieses Bild konnte ich mir lebhaft vorstellen, in ihren Augen sahen wir wahrscheinlich wie der Gangsterboss und seine Flamme aus. Welcher Gedanke mich anfangs etwas belustigte und dann doch schockte.

„Na da habt ihr es gehört. Sie ist eine von uns, also war eure Wut nicht ganz verschwendet. Bringt diese sechs zurück zu ihren Leuten“ winkte der Boss nun. Sie wurden unter lauten Protesten in den Gang zurück gebracht.

Wie auf Befehl sprach nun Sharon meine Frage aus: „Und was sollen wir mit dem hier machen? Boss.“ - „Er ist nutzlos, ich werde ihn erledigen“ sprach er und zückte seine Waffe. Er zielte und ein Knall, für die sechs Jungen musste es sich so angehört haben, als hätte er ihn wirklich erschossen. Denn ihr Geschrei hörte man noch lange.

Was sie nicht wussten war, dass ich den Boss davon abgehalten habe. Er schoss ins leere und war stinksauer. Ich machte von seinem Versprechen gebrauch, dass ich mit meinen Gegner alles machen durfte was ich wollte. Anfangs wollte er nicht darauf eingehen, denn ich hatte ihn bei seinem Stolz gepackt. Doch irgendwann gab er nach, er meinte mit mehr Leuten in unserer Elite Truppe würde es umso mehr Spaß machen. So konnte ich mit Cadim zusammen Ryan in unser Zimmer bringen. Seine Verletzung behandelten wir so gutes ging und hofften er würde wieder auf die Beine kommen.

Als ich mir abends noch einmal den Tag durch den Kopf gingen ließ, fiel mir auf, dass dieser eine Tag wieder einmal sehr viele Fragen aufwarf. Und dass ich von heute an wohl noch mehr Feinde hatte und zwar die Klasse von Ryan, da sie dachten ich hätte nichts gegen seinen Ermordung unternommen.

Ryan

Es verging eine ganze Weile, bevor Ryan wieder zu Bewusstsein kam. In zwischen Zeit hatte er hohes Fieber, doch er hatte einen straken Willen.
 

Es war dunkel, seine Augen waren schwer und alles tat ihm weh. Ryan fühlte sich schrecklich, als er erwachte. Was war geschehen, daran konnte er sich nur noch bruchstückhaft erinnern. Er hatte gekämpft und er wurde verletzt, so viel wusste er noch. Doch wo war er? Die Stimmen, die er hörte, kamen ihm nicht bekannt vor. Bei seiner Klasse schien er nicht zu sein.

Langsam öffnete er die Augen und versuchte sich zu bewegen. Da legte ihm jemand eine Hand auf die Brust und sagte, er solle liegen bleiben. Ein helles Licht schien ihm ins Gesicht, es tat in den Augen weh.

War er im Himmel?

Er hörte wieder diese Stimme, war es die eines Engels?

„Cadim … erscheint aufzuwachen“ hörte er nur. Dann erkannte er langsam die Konturen des Raumes. Ihm schienen warme Farben entgegen und sofort fühlte er sich wohl. Noch einmal schloss er die Augen, um sicher zu sein. Dann öffnete er sie wieder und er sah Chris direkt in die Augen. Dabei erschrak er so sehr, dass er sich aufrichten wollte. Doch ihn durchfuhr bei diesem Versuch ein gewaltiger Schmerz und die einigen Zentimeter, die er in die Senkrechte kam, fiel er wieder zurück.
 

„Ryan, ich bitte dich bleib ganz ruhig“ sagte sie. Woher sie seinen Namen kannte, wusste er nicht. Sollte er fragen?

„Wo …“wollte er anfangen. Doch Chris legte ihm einen Finger auf den Mund und meinte: „Pst, du solltest nicht reden. Noch nicht, du hast gerade eine ganze Woche durchgeschlafen. Hattest zwischen zeitlich hohes Fieber und solltest dich schonen. Auch wenn du glaubst, wir sind deine Feinde, kann ich dich beruhigen. Wir stehen auf derselben Seite und nun ruh dich noch einmal aus.“

Ganz verstanden hatte er nicht, was sie da gerade zu ihm gesagt hatte, doch er tat, wie ihm geraten. Er könnte sich sowieso nicht durchsetzen, also machte er die Augen zu und schlief augenblicklich wieder ein. Dieses Mal allerdings schlief er einen ruhigen und erholsamen Schlaf. „“
 

„Er ist wieder eingeschlafen. Was meinst du Cadim, wie lange wird er schlafen“ fragte Chris. „Ich weiß nicht, aber die letzte Woche hat er nicht so ruhig geschlafen. Mal sehen, mehr wie ein paar Stunden wird er nicht schlafen“ gab Cadim zurück. Und so war es dann auch, pünktlich zum Abendessen, wachte er wieder auf. Wieder erschrak er als er Chris und Cadim sah, doch auch dieses Mal wurde sein Fluchtversuch durch den Schmerz aufgehalten. Er war furchtbar nervös und konnte kaum stillliegen. Bis Chris ihn anfuhr: „Sag mal, kannst du dich nicht benehmen? Du hast gerade deine heiße Suppe über meine Hose geschüttet. Willst du nichts zu essen?“ Da wurde er ruhiger, hatte sie gerade gesagt sein essen?

Chris stand auf und ging in ein anderes Zimmer, sie schloss die Tür hinter sich.

„Also du bist mir einer. Rettet man dir das Leben und so dankst du es einem. Glaubst du nicht, dass diese Suppe richtig heiß war. Sie hat sich sicherlich verbrüht“ sagte Cadim an Ryan gewannt.
 

Ryan der nach einem zögerlichen Schluck Wasser, aus einem Glas, welches Cadim ihm anbot, getrunken hatte, fand nun endlich seine Sprache wieder. „Wieso sollte es mich interessieren, was wollt ihr von mir? Mich quälen, foltern? Was habt ihr mit meinen Freunden gemacht? Was …“ - „Das sind ganz schön viele Fragen. Auch ich habe immer wieder Fragen, doch nicht auf alle gibt es eine Antwort oder man möchte sie im Nachhinein gar nicht mehr wissen. So war es zum Beispiel bei mir, als ich den Boss fragte, wieso meine Klasse und ich hier auf dieses Schiff entführt wurden. Die Antwort war grausam, und bevor wir weiter reden, essen wir. Denn ich sterbe fast vor hunger, weißt du meine Tage in der letzten Woche waren nicht halb so erholsam wie deine“ sagte Chris lachend und setzte sich neben Ryan. Zusammen mit Cadim setzte sie ihn auf und gab ihm von der Suppe, die für ihn bereitgestellt wurde. Diese aß er zögerlich, erst als auch Chris einen Löffel davon aß bediente er sich reichlich. Der Topf war nachher leer, Ryan schaute nur noch nach, ob ein kleiner Tropfen überlebt hatte und Chris musste anfangen zu lachen.

Weder Cadim noch Ryan konnten sich erklären wieso. Doch ihre darauf durchs Zimmer sprühende Freude steckte sie an. Auch Cadim fing an zu lachen und Ryan setzte ein lächeln auf.
 

Nach einer Weile hatten sie sich wieder beruhigt und Chris sollte erklären, wieso sie auf einmal so fröhlich war. Aber sie sträubte sich, meinte dies ist nichts Wichtiges. Ryan kam in den Sinn, was sie vor dem Essen gesagt hatte, ihre Klasse wurde auch entführt. „Sag vorhin sagtest du, auch deine Klasse wurde entführt. Wieso bezeichnest du dich dann als eine von ihnen“ fragte er unwissend. Leider wurde Chris durch diese Frage schweigsam und sie gab gar keine Antwort mehr.

Dies übernahm Cadim: „Es war ein blöder Zufall, dass der Boss gefallen an ihr fand. Durch ein Abkommen, welches das Überleben ihrer Klasse versichert, wurde sie eine von uns. Würde sie das Gegenteil behaupten, wäre nicht nur sie, sondern auch ihre Klasse tot.“ Diese Offenheit hätte Ryan nicht erwartet und so schwieg er erst einmal.

Sie brachte für ihre Klasse noch ein größeres Opfer als er!

Deshalb fragte er: „Wo ist deine Klasse? Wieso ist keiner von ihnen hier? Ach ja und sag mal wie heißt ihr eigentlich?“

Ein Lächeln zauberten diese Worte auf das Gesicht von Chris und sie antwortete ruhig: „Meine Klasse hat einen eigenen Raum, seit ich hier mit dem Training bei Cadim vor ein paar Wochen begonnen habe, habe ich sie nicht mehr gesehen. Es ist keiner von ihnen hier, weil mich das Abkommen mit dem Boss daran hindert, ihnen die Wahrheit zu sagen. Deshalb denken sie ich hätte sie verraten. Ach ja und mein Name ist Chris und dies ist Cadim die rechte Hand vom Boss und ein Verbündeter.“

Es war als hätte ihm jemand einen Stein gegen den Kopf geworfen, so fühlte sich Ryan nach dieser Ansprache. Er verstand nun, dass er völlig umsonst mit aller Wut gegen sie gekämpft hatte. Auch sie war nur ein Opfer vom Boss und bei gründlicherem Nachdenken noch ein größeres als er. Sie war doch tatsächlich seit einigen Wochen alleine, er war zumindest bei seiner Klasse. Er konnte sich nicht vorstellen, wie sie sich wohlgefühlt hatte, als er voller Wut auf sie losging. Was konnte er denn nur zur Entschuldigung sagen, er wusste es nicht.
 

Man konnte ihm ansehen, dass er sich Gedanken machte, er kämpfte mit sich selbst.
 

Chris wollte ihn jedoch erlösen und sagte: „Mach dir keine Gedanken. Mir geht es gut, ich habe mich so entschieden. Für deinen Einsatz im Kampf solltest du dich nicht strafen, immerhin habe ich gewonnen und dich verletzt.“ Dieses Mädchen verwunderte Ryan immer mehr, wie konnte sie nur so ruhig bleiben und solch eine warme Ausstrahlung haben. Es war ihm unerklärlich.

„Sag, wie kommt es das du Cadim, einen Verbündeten nennest“ fragte er, statt der tausend anderen Fragen die ihm gerade durch den Kopf schwirrten. „Dies ist eine lange Geschichte, doch du kannst dir sicher sein, er ist auf der Seite des Lebens und somit auch auf unserer Seite“ gab Chris zurück und verabschiedete sich. Sie ging in ihr Zimmer, um zu schlafen, denn sie hatte einen anstrengenden Tag.

Cadim und Ryan blieben zurück, sie redeten noch eine Weile und gingen dann ebenfalls zu Bett.
 

Die nächsten Wochen Schritt die Genesung von Ryan gut voran. Bald konnte er wieder aufstehen und langsam anfange seine Muskeln zu trainieren. Chris hatte währenddessen immer wieder Kämpfe, die sie mit Bravur gewann, ohne jemanden zu verletzen. Sie hatte sich so langsam in ihre Rolle eingefunden. Immer wieder dachte sie an ihre geliebten Filme, schon ewig hatte sie kein Fernsehen mehr gesehen und ihre Serien würden sicherlich auch schon längst weiter gehen.

Ryan, Cadim und Chris verstanden sich immer besser. Abends wurde immer viel geredet und die Gründe für ihr Handeln wurden erklärt. So wussten sie bald das Meiste von ihrem Gegenüber, was sich in ihrem Umgang zeigte. Jeder tat dass was er gut konnte, und half dem Anderen bei seinen Schwächen.

Es wurde sogar über alte Schulfächer geredet und Aufgaben daraus wurden sogar erklärt. So wussten sie bald viel mehr als vorher und merkten sie waren gar nicht so unterschiedlich von ihren Charakteren her. Sie waren sich sogar richtig ähnlich. Nun waren sie froh sich gefunden zu haben, auch nach den anfänglichen Unstimmigkeiten und Unwissenheit.
 

Auf diesem Schiff voller Ungerechtigkeiten hatten sie sich gefunden,

Seelenverwandte.
 

Seelenverwandte die eine schreckliche Situation zusammenbrachte und so schnell nicht wieder trenne würde, hofften sie.

Denn eine Trennung hier würde nur den endgültigen Tod bedeuten.

Ein langer Kampf

Es waren nun schon sieben Monate vergangen. Ryan hatte seine Verletzung überlebt und er, Cadim und Chris waren richtig gute Freunde geworden. Seit ungefähr sechs Monaten hatte Chris nichts mehr von ihrer Klasse gehört und machte sich große Sorgen.

Doch die Sorgen bewirkten, dass sie während eines Kampfes verletzt wurde. Es war eine Schnittwunde, die ihr gegenüber ein Junge aus Ryan Klasse ihr zufügte. Der Boss brach daraufhin den letzten Kampf ab und schickte sie zu Ryan und Cadim zurück. Die auf ihrem Zimmer warteten.

Sie erschraken sehr, als Chris mit der Wunde hereinkam, und fragten auch sofort, wer es war. Die Antwort war unerwartet für Ryan, konnte er sich doch gar nicht an das Geschehene, nach seiner Verletzung erinnern.

Als Chris ihm kurz erklärte, dass sie wohl glaubten, er sei Tod. War er geschockt und ging zur großen Kampfhalle. Dort langweilte sich der Boss, den Chris hatte er weggeschickt. Er ließ nun die Klassenkameraden gegeneinander Kämpfen. Ryan kam herein und ging auch sogleich zum Boss, die Jungen, die noch anwesend waren, trauten ihren Augen fast nicht. Er bat darum diese Kämpfe zu beenden und darum Chris ein Mal zu ihrer Klasse zulassen.

Er hatte schon längst bemerkt, dass sie sich große Sorgen machte. Aber sie hätte den Boss nie um diesen Gefallen gebeten. Denn es würde eine Schwäche bedeuten und diese wollte sie nicht zeigen.
 

Der Boss sichtlich genervt von der heutigen Langeweile, willigte ein. Er wolle nur einen guten Kampf sehen, dann würde er erlauben, Chris für zwei Wochen eine Auszeit zu geben und ihn auch zu seiner Klasse zulassen.

Er sollte gegen einen Jungen kämpfen und besiegen, aus seiner eigenen Klasse. Nach anfänglichem Zögern willigte er ein.

Der auserwählte Junge war sein Trainingspartner in den Versuchen eine Kampfkunst zu erlernen. Von viel Erfolg war diese Aktion nicht geprägt gewesen, doch sie hatten gelernt sich gegenseitig auszuweichen, er hieß Keit.

„Ich wähle Keit, als meinen Gegner“ schrie Ryan durch den Raum und nun hatte auch der Letzte mitbekommen, wer er war. Wieso er allerdings gegen Keit kämpfen wollte, verstand niemand.

Keit machte sich bereit und stellt sich Ryan gegenüber, auch er war von Zweifeln durchfressen. Dachte er noch bis vor fünf Minuten, Ryan sei Tod und nun wollte er gegen ihn kämpfen.
 

War dies der Ryan, den er schon so lange kannte?
 

Der mit dem er unbedingt Stuntman werden wollte, um Kampfszenen drehen zu können.

„Was ist hast du keine Lust auf einen Tanz, Keit mein alter Freund“ sprach Ryan ihn an und lächelte. Als sie sich gegenseitig umkreisten und er dem Boss gerade, denn Rücken zu wendete. Da verstand Keit, er war derselbe, doch weshalb er kämpfen wollte, wusste er noch nicht.
 

„Es ist ein Kampf, den ich gewinnen muss, denn wenn der Boss heute nicht einen genialen Kampf sieht. Lässt er Chris nach sechs Monaten endlich wieder zu ihrer Klasse“ versuchte Ryan zu erklären, bevor er auf Keit zuging.

Wer diese Chris war, wusste er nicht, doch es schien einen Sinn zu ergeben. Sie fingen an, zwar hatten sie in ihrem Training noch nie Schwerter in der Hand, doch auch dies meisterten sie graziös.

Ihre Bewegungen gingen ineinander über und ihre Schwerter hüpften von einer zu anderen Seite. Der Kampf schien ewig zu gehen, und ohne dass es von Boss bemerkt wurde, hatten sie Spaß an diesem Kampf. Nach einer halben Ewigkeit stürmte Chris in den Raum und Keit war für einige Sekunden abgelenkt. So konnte ihn Ryan zu Boden strecken und ihn so mit besiegen.

War dies nicht das Mädchen, welches er in seinem letzten Kampf verletzt hatte?

Sie wollte zum Boss gehen, als dieser aufstand und verkündete: „Ich muss sagen dieser Kampf hat mich sehr unterhalten. Ich halte mein Versprechen sowohl Chris als auch Ryan dürfen für zwei Wochen zurück zu ihren Klassen.“ Dann ging er und ließ sie wieder einmal alleine, mit verschlossenen Türen versteht sich. Chris konnte es gar nicht fassen, was sie da gerade gehört hatte. Sie ging auf Ryan zu, der gerade Keit wieder geholfen hatte aufzustehen und fiel Ryan entgegen Keits Befürchtung um den Hals.

Sie lachte und einige Freuden Tränen kullerten ihr über die Wangen. Doch als sie ihn wieder losließ, verlangte sie erstmal eine Erklärung. Diese kam auch bald und dann wurde sie wütend. Sie meinte es währe viel zu gefährlich gewesen, alleine zum Boss zu gehen, er hätte ihn erschießen können. Doch er meinte nur dies war es Wert, sie nach fast zwei Monaten mal wieder lachen zu sehen. Nun wusste Chris gar nicht mehr, was sie sagen sollte. Aber sie beließen es dabei. Ryan kehrte mit seinen Freunden zu seiner Klasse zurück und musste sehr viele Fragen beantworten.

Chris wurde von Cadim bis vor die Türe ihrer Klasse gebracht und hoffte nun auf eine Begrüßung. Sie wollte nicht ganz als Verräterin da stehen, doch sie hoffe, dass es allen gut ginge.

Eine neue Kämpferin und Verbündete

Chris öffnete die Tür und trat in den Raum, er war spärlich beleuchtet. Ihre Sorge wie ihre Klasse sie Begrüßen würde, musste sie wohl auf Morgen verschieben. Denn sie schliefen alle, also schnappte sie sich eine Decke und setzte sich unter die Treppe.

Dort schlief sie soft ein und so ruhig und entspannt hatte sie seit Ewigkeiten nicht mehr geschlafen.

Sie wachte erst am nächsten Morgen wieder auf, als sich ihre Klasse um sie versammelt hatte. Sie hörte ihr Getuschel und wurde von Ash, durch einen Stups, endgültig geweckt. Sie standen alle um sie herum. Zusammen mit der Decke stand Chris auf und lachte, sie freute sich so sehr wieder hier zu sein.

„Geht es allen gut“ fragte sie im Eifer des Gefechtes. Sie bekam nur eine kurze Antwort.

Ihre Klasse hatte ihr Vertrauen in sie verloren und wollte sie nun nicht mehr in ihrer Gemeinschaft. Sie handelten ihre Rückkehr schnell ab und gingen ihren eigenen Beschäftigungen nach. Betten machen, etwas aufräumen, umziehen und vieles mehr.

Chris ließen sie einfach unter der Treppe stehen. Anfangs glaubte sie ihr Herz würde zerspringen, denn auch ihre besten Freundinnen Ren und Ai wandten sich von ihr ab. Es war unglaublich, sie hatte zumindest erwartet, dass sie sie zur redet stellen würden. Oder sie verspotten, mit ihr reden, eine Erklärung erwarten würden. Doch dies alles blieb aus, sie überließen sie einfach sich selbst.
 

Anfangs schaute sie noch dem bunten Treiben nach, jeder hatte eine Aufgabe, nur sie nicht. Sie war gegangen und hatte sie hier unten alleine gelassen.

Nahmen sie ihr dies so übel?
 

Unter der Treppe stand sie und nun kauerte sie sich dort zusammen. Sie machte sich klein und schlüpfte in ihre Decke hinein. Sie wollte stark sein, doch dies war selbst für sie zu viel.

Ihre Klasse beobachtete sie aus einem Augenwinkel heraus und ihnen fiel es immer schwerer, sie einfach zu ignorieren. Sie war so lange nicht bei ihnen gewesen und nun sprachen sie nicht einmal mit ihr. Sie hatte als sie aufwachte ein Lächeln auf den Lippen, war dies nicht der Beweis, dass sie sich über ihre Rückkehr zu ihnen freute.

Ren konnte es nicht mehr aushalten, sie sah ihre beste Freundin seit ihrer Kindheit zusammen gekauert in einer Ecke.

War dies nicht der Grund, warum sie Freundinnen waren?
 

Sie war zu Anfang ihrer gemeinsamen Schulzeit, auch so alleine und kauerte sich oft zusammen, weil die anderen sie ärgerten. Doch Chris verscheuchte sie und wurde ihre Freundin. Alles unternahmen sie zusammen und sie wurden wie Schwestern.

Gerade als Ren sich entschlossen hatte Chris doch zu begrüßen, wurde die Tür am oberen Ende der Treppe aufgestoßen und Sharon und Shaoran kamen herein. Chris blickte auf und sah, dass sie etwas zu essen brachten. Sie stellten es unten an der Treppe ab und wollten schon wieder gehen, als sie Chris sahen.
 

Sharon lächelte und sagte: „Hey Chris, wie ging den dein gestriger Kampf aus? Ich hatte Schicht und konnte nicht zusehen.“ Er war ein freundlicher und liebevoller Junge, Chris mochte ihn im Gegensatz zu seinem Bruder auch ein bisschen. Also stand sie auf und ging ein Stück auf ihn zu. „Naja nicht wirklich rosig“ sagte sie und hob ihren Arm unter der Decke hervor. „Oh ja, da ging wohl was schief“ sagte er schmunzelnd beim Blick auf ihren bandagierten Arm.

„Sag könnt ihr mich wieder mit raus nehmen“ fragte Chris Sharon. Doch er konnte nicht antworten, denn sein Bruder gab eiskalt zurück: „Nein, der Boss meinte du sollst hier bleiben. Wer weiß, ob du sie nochmal wieder siehst.“ Er war so ein Ekel und er konnte dies so grausam sagen, dass Chris am liebsten auf ihn losgegangen wäre. Aber da ging auch schon die Tür hinter ihnen zu und sie war wieder alleine mit ihrer Klasse.
 

„Oh dieser Typ“ dachte sie nur und ging wieder unter die Treppe, wo sie sich hinsetzte. Ihre Klasse verfolgte sie dabei mit ihren Blicken und dann war es soweit. Es tat ihnen selbst weh, wenn sie Chris so kraftlos sahen. Ren ging zu ihrer besten Freundin und nahm sie ohne Vorwarnung einfach in den Arm. Chris war so überrascht, dass sie nichts sagen konnte. Die ganze Klasse stand nun wieder um sie herum und schaute traurig drein. Da schlang auch Chris ihre Arme um Ren und begann zu weinen. Diese Umarmung tat ihr so gut, dass sie alles um sich herum ausblendete.

Sie waren nun viel freundlicher und Lina kam auch zu ihr um ihren Arm zu untersuchen. Auf die Frage, wo sie denn nun diesen Kratzer herhätte, wollte Chris anfangs nicht antworten. Doch sie drängten sie so, dass sie ihnen sagte: „Bitte macht euch keine Sorgen, dies ist nur ein kleiner Kratzer, nur eine kleine Unachtsamkeit von mir.“

Doch damit weckte sie erst recht ihre Neugierde, aber sie zog sich daraufhin zurück. Sie wollte einfach keine Auskunft über dieses Thema geben. Hatte sie doch die Abmachung mit dem Boss und würde es ihren Untergang bedeuten, wenn sie sie verletzte.

So vergingen zehn Tage, sie lebten zusammen und Chris wurde miteinbezogen. Sie vergaß zwischenzeitlich sogar mal, welche Last auf ihren Schultern lag, so fröhlich war sie.

Da ihre Klasse aber leider mehr als neugierig war, stellten sie Chris am Abend des zehnten Tages zu rede. Sie wollten den Grund für ihre Abwesenheit und ihre Zusammengehörigkeit zum Boss wissen. Chris wollte es allerdings nicht sagen, doch sie nervten so lange, bis sie aufgab. „Na gut, na gut“ begann sie „doch ich hoffe ihr seid mir nicht böse. Denn bevor ich es euch erzähle,

muss ich euch etwas fragen. Seid ihr bereit zu sterben?“

Die Klasse war geschockt, was wollte sie von ihnen wissen. Über solche Dinge wollten sie in ihrem Alter noch gar nicht nachdenken und dies brachten sie auch zum Ausdruck, Chris gegenüber.

„Dann tut es mir leid. Es ist ein Abkommen mit dem Boss. Doch wenn ich euch davon erzähle und er davon Wind bekommt. Bin nicht nur ich, sondern auch ihr die längste Zeit hier gewesen. Ihr müsst wissen, er hat ein höllisches Vergnügen daran andere zu quälen, was dieses Abkommen ja auch bewirkt. Und falls ihr jetzt denkt die spinnt, glaubt mir jemanden umzubringen ist für ihn kein Problem, das hat er mir schon öfters demonstriert“ sagte Chris daraufhin. Wieder konnte sich ihre Klasse nicht vorstellen, was sie damit meinte. Als sie plötzlich einen lauten Knall hörten, etwas war in ihrem Raum heruntergefallen. Schnell stürmten sie aus dem Bus heraus und sahen aus ihrem Bad, ein paar Leute herauskommen. Sie husteten und waren sehr schmutzig.

Chris traute kaum ihren Augen, es waren Ryan und Keit. „Zum Donnerwetter was macht ihr denn hier“ sprach sie die Zwei an. Diese blickten auf und wischten sich erstmal übers Gesicht.

„Ach du Schande ich glaub es nicht, der Gang führt tatsächlich zu dem Raum deiner Klasse. Also, das hätte ich wirklich nicht gedacht“ sagte Ryan und umarmte dabei kurz Chris zur Begrüßung. Jetzt hatte sie es geschafft, ihre Klasse war nun völlig verwirrt.

„Wie geht es deinen Leuten“ fragte Chris an Ryan gewandt. „Dehnen geht es gut, und wie ich sehe, sind deine auch ziemlich munter“ sagte er grinsend „aber bald ist unser Urlaub ja schon wieder vorbei.“ Seine Stimmung schlug schlagartig um und Chris legte ihm ihre Hand auf die Schulter: „Daran möchten wir lieber noch nicht denken. Wie ich sehe, bist du nicht alleine, du hast deinen Freund auch mitgebracht. Kann es sein, dass ihr so ein Chaos Duo seid.“ Bei diesen Worten blickten die beiden etwas überrascht. Doch Keit schien etwas anderes zu beschäftigen. Er fing mit den Worten an: „Wie geht es denn deinem Arm?“ Nun wusste Chris, was er wollte, Ryan hatte ihnen wohl alles erzählt und jetzt hatte er vermutlich ein schlechtes Gewissen.

„Wo gehobelt wird fallen Spänen, ich werde es schon überleben. Es ist ja nur ein kleiner Kratzer“ gab sie zurück und wieder waren alle verwundert. Sowohl ihre Klasse als auch Ryan und Keit wussten, ein kleiner Kratzer war etwas anderes. So kam Lina von hinten und gab ihr eine Kopfnuss mit denn Worten: „Du solltest wirklich mal auf dich aufpassen, so schwer kann das, was du machst, ja nicht sein.“

Ryan und Keit stutzten bei diesen Worten. „Sie wissen es nicht“ fragte Ryan sofort nach. Chris verneinte mit den Worten: „Nein, denn das Abkommen hat ja eine kleine Hintertür. Welche mir verbietet es ihnen zusagen, ohne ihr Leben in Gefahr zu bringen. Du kennst das ja, immerhin dachten deine Leute fast sechs Monate, der Boss hätte dich erschossen, weil ich dich besiegt hatte.“

„Ja eben, genau deshalb solltest du es ihnen ja sagen“ meinte Keit „sonst passiert so etwas wie mit deinem Arm nochmal. Ich habe dich nur angegriffen, weil ich felsenfest davon überzeugt war, du wärst eine von ihnen. Eine von denen die uns zum Spaß auf Leben und Tod kämpfen lassen. Die uns quälen und die sich aus Verletzungen und Gefühlen nichts machen. Es ist nicht gut als Einzige solch eine Last zu tragen.“

Nach diesen Worten beharrte ihre Klasse noch mehr auf eine Erklärung und sie wurde von Chris nun auch gegeben. Sie erklärte alles über das Abkommen mit dem Boss, was sie schon alles hinter sich hatte und dass sie dies nur Tat um ihnen dies alles zu ersparen. Auch der Grund, warum sie nichts preisgeben durfte, nannte sie und ihre Klasse stand auf einmal fest hinter ihr. Sie konnten es nicht fassen, solch eine Entscheidung hatte sie getroffen, um ihnen zu helfen und sie dachten so lange, Chris hätte sie verraten und verkauft.

Sie konnten sich diese Gedanken selbst fast nicht verzeihen, doch es brachte nichts, wenn sie jetzt noch darüber nachdachte, zumindest dies konnte Chris ihnen klar machen. Ryan und Keit waren nach der Erklärung gegangen und das Loch, welches ein Lüftungsschacht war, wurde wieder verschlossen. Die kommenden Tage verbrachten sie mit weiteren Erzählungen, nun war es, egal ob sie nur die Hälfte oder alles wussten. Chris erzählte alles etwas genauer, auch über das Training und der Vorfall mit Ryan.

Es tat ihr sichtlich gut, sich diese Dinge von der Seele zu reden. Sie hatte nun jemanden, dem sie all ihre Ängste und Sorgen mitteilen konnte. Dies war gut so, doch sie hoffte der Boss würde nicht davon mitbekommen, denn dies wäre ihr Ende. Zwar waren jetzt alle darauf vorbereitet und damit einverstanden, weil sie ja die Geschichte hören wollten. Aber es würde die ganze harte Arbeit von Chris in den vergangenen Monaten zu Nichte machen.
 

Und an dem letzten Tag, welcher Chris bei ihrer Klasse bleiben durfte, kam am Abend der Boss herein. Keiner wusste, wer es ihm erzählt hatte, doch er wusste es alles. Alle machten sich nun schon auf das Schlimmste gefasst. Doch er sagte: „Als Strafe für den Ungehorsam von Chris, werde ich euch nicht umbringen. Zumindest jetzt noch nicht, aber ich stelle es euch frei, wer mit ihr geht. Einer von euch muss ihr zur Seite stehen, er wird ohne spezielles Training kämpfen müssen und wenn er ins Gras beißt, kommt der Nächste dran. Wer anfangen möchte, ist euch überlassen. Doch überlegt es euch schnell, denn ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“ Er schaute in eine verwunderte Runde, sie hatten alles erwartet, aber nicht dies. Alle sahen ihr Leben an sich vorbei ziehen und gerade als Chris etwas dagegen sagen wollte, schrie es durch den Raum: „Ich werde es tun. Ich gehe mit Chris und werde mein Bestes geben.“ Es war Ren sie hatte sich entschieden Chris beizustehen. Zusammen mit den anderen packte sie ein paar Kleider zum Wechseln ein und ging mit den Mut machenden Worten ihrer Klasse, zusammen mit Chris und dem Boss hinaus.
 

Dies war unsere neue Kämpferin und Verbündete.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von: abgemeldet
2006-11-01T17:57:34+00:00 01.11.2006 18:57
Erst mal ein großes Lob finde die Story wirklich gut. Mach weiter so, bin gespannt wies weitergeht.
MfG
Elenor


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