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Drachenblut

von

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Kapitel 1
 

Er sollte der rechtmäßige Erbe sein. Er allein und niemand anderes. Nicht sein Bruder Zaymon, wie es der Fall war, und sonst auch niemand. Er war schließlich der älteste und stärkste. Er könnte seinen Bruder jederzeit in einem Zweikampf besiegen, dessen war er sich sicher. Aber die Tradition verlangt ihn. Einen Magier! Und er war der zweitjüngste! Also das absolute Gegenteil von ihm.

„Wer hat sich das eigentlich ausgedacht?“, fragte Bazalath knurrend. „Ich könnte genauso gut herrschen, wie ein Magier oder wie Zaymon. Was soll diese verfluchte Sortierung von Fertigkeiten?“ Und wie immer, wenn er sich diese Fragen stellte, tauchte das Bild seiner Mutter vor seinem inneren Auge auf.

Er weiß, was seine Mutter nun dazu sagen würde. Es handele sich um eine Tradition, die schon vor Urzeiten so gehandhabt wurde und er solle sich damit abfinden.

„Abfinden! Pah! Wie soll ich mich damit abfinden, dass mein nichtsnutziger Bruder alles bekommt, was mir eigentlich zusteht. Mir! Ich habe die nötigen Qualifikationen und was hat er? Ein paar seltsame Kräfte, die ihm doch nichts nützen. Ich sollte Herrscher sein!“

Er fühlte wie sein Blut in Wallung geriet. Er zwang sich zur Ruhe, doch es war schon zu spät. Der Kristallsplitter in seinem Herzen machte sich nun wieder schmerzlich bemerkbar. Er fasste sich ans Herz und keuchte. „Dieser verdammte Splitter!“, presste Bazalath zwischen zusammen gebissenen Zähnen heraus. „Zaymon sollte ihn in sich tragen und nicht ich! Und wenn er es wäre, dann würde er nicht Herrscher werden, sondern ich – sowie es eigentlich sein sollte. Soviel steht fest.“

Der Splitter – die Belohnung seines törichten Mutes. Damals hat es alles verändert. Wenn doch nur Zaymon diesen Splitter abbekommen hätte und nicht er!

Bazalath lachte leise und rauchig in sich hinein. „Ich bin ja selbst schuld. Es war schließlich meine Idee gewesen. Diese verdammte Mutprobe!“

Er beherrschte sich wieder und spürte wie das Glühen in seinem Herz langsam versiegte; der Kristallsplitter beruhigte sich. Doch trotz seiner Ruhe, brodelte das Feuer tief in ihm und stieg seine Kehle hinauf. Qualm quoll aus seinen aufgeblähten Nüstern hervor. Nun stieß er ein gewaltiges Gebrüll aus, wobei er eine große Stichflamme aus seinem Maul spie. Er spürte augenblicklich die andere Seite der Macht des Kristalls, denn anstelle des schmerzenden Glühens, fühlte er nun eine treibende Kraft, die seinen Zorn untermalte, ihn sogar noch weiter förderte. Er holte mit seiner rechten Kralle weit aus und schlug auf den dicken Baum neben ihm, der schon einige Schläge hatte einstecken müssen und deshalb bereits stark beschädigt war, doch mit der Kraft des Kristalls hätte Bazalath selbst den gesunden Stamm eines viel älteren Baumes zertrümmern können. Seine Krallen bohrten sich tief ins Holz und durchdrangen es bis zur anderen Seite des Baumes. Bazalath zog schnell seine Kralle zurück, als der Baum zu kippen begann und mit lauten Krachen zu Boden ging. Die Krone des Baumes reichte bis zum Fluss, an dessen Ufer Bazalath sich befand und so bekam dieser einige Spritzer des flüssigen Eises ab, worauf er angewidert zurückwich. „Verdammtes flüssiges Eis!“, fauchte er, trat dann aber zögernd näher an das Ufer heran. Er betrachtete das Spiegelbild, das der Fluss ihm zeigte. „Obwohl mir diese Gestalt immer mehr zugesagt hat, als meine Menschengestalt, so ist sie dennoch nicht das Wahre auf die Dauer. Ich wäre gerne zur Abwechslung wieder ein Mensch“, sprach Bazalath leise zu seinem Spiegelbild. Er drehte den rotgeschuppten Kopf mit den zwei Elfenbeinhörnern darauf ein wenig zur Seite. Rote Augen, die im gebrochenen Licht auf dem Wasser rosa schienen, blickten ihm entgegen. Er zog seine großen Lippen zurück und fletschte die scharfen Zähne, die in der Sonne weiß strahlten. „Ein Mensch sein – nur damit ich wieder feststellen würde, was mir an dieser Gestalt wirklich liegt.“

Er starrte sein Ebenbild an und spürte abermals die Wut in sich aufsteigen. Er zog seinen Schwanz nach vorne und schlug trotz seiner großen Abneigung in das kühle Nass des Flusses, worauf sich sein Abbild wellenartig verzerrte. Äußerlich spürte er das Brennen des flüssigen Eises auf seinen Schwanzschuppen und innerlich glühte schmerzlich der Kristallsplitter auf. „So viele Jahre ist es her, seit ich den Kristallsplitter in mir trage und seitdem kann ich mich nicht mehr in einen Menschen verwandeln. Durchaus hat das seine Vorteile, denn ich altere langsamer und bin in dieser Form stärker als mein menschliches Abbild, doch sich nicht verwandeln zu können treibt die Wut an und mit der Wut meldet sich der Splitter. Zaymon und ich waren noch Kinder, als mir die Idee dieser dämlichen Mutprobe kam“, dachte Bazalath laut. „Er war so alt, wie es Ithilgore jetzt ist – etwa zwölf Jahre. Und Chyra hatte uns noch gewarnt, das weiß ich. Sie sagte uns, dass etwas Schlimmes passieren würde und wenn wir gehen würden, würde sie zu Mutter laufen und uns verpetzen.“ Bazalath lachte in sich hinein. „Sie hatte Recht, aber sie verhielt sich ziemlich kindisch für ihr Alter. Ihre Menschengestalt war damals etwa achtzehn Jahre und meine einundzwanzig. Und nun weiß ich nicht einmal mehr, wie alt meine Menschengestalt wird außer ich rechne die drei Jahre zu Chyras Alter hinzu.“ Er überlegte kurz und stapfte dabei langsam in Richtung Schloss zurück. „Acht Jahre habe ich nun schon dieses Aussehen und nur dieses. Meine Familie, meine Freunde und das ganze Volk altert um einiges schneller als ich.“ Nun breitete er seine Flügel und begann mit ihnen zu schlagen – erst langsam, dann immer schneller, bis er schließlich abhob und aus dem kleinen Wäldchen herausschoss. Er drehte wie jeden Tag seine Kreise und spürte wieder einmal, dass seine größte Leidenschaft, das Fliegen, ihm mit jedem Tag weniger Trost spendete. Er machte sich auf den Weg zum Schloss Crysta´loh. Er war ein Drache und dies alles sollte ihm gehören!
 

Wie jeden Tag saß Zaymon in seinem Zimmer und befasste sich mit dem Buch der Prophezeiungen, das sie damals aus dem alten Tempel mitgenommen hatten, als Bazalath die Mutprobe vorgeschlagen hatte. „Es war ein schrecklicher Tag damals“, überlegte er laut, „aber nur dadurch sind wir an dieses wertvolle Buch gekommen, das uns vielleicht noch sehr nützlich sein kann.“

Er verwandelte sich in seine grüngeschuppte Drachengestalt und merkte wie seine eisblauen Augen schärfer sehen konnten, seine Arme muskulöser wurden und sich scharfe Krallen bildeten, seine Zähne spitzer und länger wurden und sich Flügel und Schwanz ausbildeten. Seine Kleidung, die er vorher getragen hatte, war wie durch Zauberei verschwunden.

Er hielt seinen Schwanz über das Buch und hob mit einer Kralle eine Schuppe an, – es war dieselbe wie jeden Tag - während er mit der anderen Kralle die noch nicht allzu lang geschlossene Wunde wieder öffnete und Blut auf das Siegel tropfen ließ.

„Bruder, befasst du dich wieder mit diesem Buch?“, fragte eine junge Drachenstimme und Zaymon sah seinen jungen Bruder Ithilgore im Turmfenster erscheinen. „Du blutest ja, Zaymon!“

„Igore, das habe ich dir doch bereits erklärt gehabt. Ich benötige Drachenblut um das Buch öffnen zu können“, sprach Zaymon und zitierte die Worte, die das Buch auf der Rückseite mit goldenen Lettern zierten: „Zum öffnen bedarf es keine Worte zu sprechen, denn einzig Drachenblut kann das Siegel zerbrechen!“

Die kleine Drachengestalt mit den blauen Schuppen sprang auf den Boden und trottete auf seinen Bruder zu. Ithilgore verwandelte sich in sein menschliches Abbild und sah seinen Bruder mit großen goldenen Augen an. „Zaymon, warum tust du das? Warum liest du jeden Tag in diesem Buch?“

„Auch das habe ich dir schon erklärt, Ithilgore“, erwiderte Zaymon streng mit rauchiger Stimme bevor er sich zurückverwandelte. Er schleuderte seinen braunen Zopf zurück und fuhr fort: „Du weißt, um welches Buch es sich hierbei handelt, nicht wahr, Igore?“

„Das Buch der Prophezeiungen hast du es immer genannt, wenn du davon sprachst“, antwortete Igore brav.

„Sehr richtig“, sagte Zaymon und tätschelte den braunen Schopf des Jungen. „Du hörst zum Glück auch hin und wieder mal zu. Und was habe ich dir über dieses Buch erzählt?“

Der Junge dachte ernsthaft nach bevor er zu sprechen begann: „Du sagtest mir, dass in dem Buch viele Prophezeiungen stehen, die bereits eingetroffen sind, jetzt eintreffen und noch eintreffen werden.“

Zaymon nickte und gab dem Jungen ein Zeichen weiter zu sprechen. „Und du sagtest“, fuhr der kleine Igore fort, „dass es hilfreich sein könnte, wenn man diese Prophezeiungen studieren würde, um vielleicht einen Hinweis zu finden, um mögliches Leid zu verhindern. Aber Zaymon, ich verstehe nicht, wie du das anstellen willst. Du verstehst doch gar nicht, was dort steht, oder? Ich meine doch, weil das was die Propheten schreiben immer so schrecklich kompliziert klingt.“

„Ja, da hast du schon recht. Einem Propheten ist es nicht erlaubt unverschlüsselt über die Zukunft zu reden, aber glaube mir, ich verstehe doch etwas davon. Ich bin zwar kein guter Prophet, doch ein kleiner Teil steckt in mir und der erkennt ein wenig Sinn in diesen Worten, wenn auch nicht sehr viel.“

Ithilgores Einwand folgte prompt: „Glaubst du wirklich, dass die Propheten nur aufgrund eines Gesetzes ihre Visionen so kompliziert darstellen?“

Zaymon musterte seinen kleinen Bruder überrascht, denn wieder einmal war ein Moment eingekehrt, in dem sein kleiner Bruder nicht mehr so jung wirkte, sondern sehr weise wirkte.

„Ich glaube mit den Visionen verhält es genauso wie mit Träumen. Sie sind verschlüsselt und man muss sie erst deuten, damit man weiß, was sie uns sagen wollen“, erklärte Ithilgore.

Zaymon widersprach: „Das glaube ich nicht. Ich halte es eher für unwahrscheinlich, dass…“ An dieser Stelle unterbrach Ithilgore seinen Bruder: „Warum unwahrscheinlich? Ich denke, dass diese Aussicht im Rahmen der Möglichkeiten liegt.“

Eine kurze Pause trat ein, die dann wieder durch den kleinen Igore gebrochen wurde: „Zaymon, hattest du schon einmal eine Vision? Du sagst oft, dass ein kleiner Teil von dir die Anlage eines Propheten hat, doch erwähnst du nie, ob du bereits eine Vision gehabt hattest.“

Zaymon schüttelte den Kopf: „Nein, eine Vision hatte ich noch nie. Ich denke dafür ist der Prophet in mir doch zu klein.“

„Aber geträumt hast du schon oft, nicht wahr?“, fragte Ithilgore. „Und manchmal kam dir etwas aus diesen Träumen im Nachhinein bekannt vor, oder? Das hat jeder hin und wieder. Und ich glaube, dass das schon kleine Visionen sind.“

„Aber die Visionen eines Propheten werden immer durch ein Ereignis eingeleitet. Es genügt einen Gegenstand anzufassen oder mit einer Person zu reden. Wie erklärst du dir das, Ithilgore?“, setzte Zaymon entgegen.

Der kleine Igore sah kurz zu Boden und dachte nach. Dann antwortete er: „Meine Vermutung mag nicht ausgereift sein, aber woher weißt du, dass es wirklich von diesen Ereignissen abhängt? Und warum sorgen diese zwingenden Ereignisse dafür, die Träume gänzlich auszuschließen?“

„Ich schließe Träume nicht gänzlich aus“, verteidigte sich Zaymon, „aber ich kann es mir nicht vorstellen, dass diese Visionen alle im Schlaf entstanden sind. Oft vergisst man, was man gerade noch geträumt hat, wenn man aufwacht.“

„Das sind dann keine wahren Visionen“, erklärte Ithilgore knapp.

„In Ordnung, Igore. Du kannst das alles sehen wie du es willst. Aber nun sei lieb und lass mich arbeiten, ja?“

Ithilgore nickte stumm, blieb aber neben seinem Bruder stehen und sah ihm zu, wie dieser in dem Buch blätterte, die Texte durchlas und manchmal etwas notierte. „Wie machst du das?“, fragte der kleine Igore schließlich neugierig.

Zaymon schrieb die Worte zu ende und schaute dann erst zu seinem kleinen Bruder „Was genau meinst du?“, erkundigte er sich.

„Du schreibst die Seiten voll und blätterst um und dann sind dort freie Seiten, aber wenn man in dem Buch herumblättert kann man nicht eine freie Seite finden. Wie machst du das?“

Zaymon lächelte. „Dummkopf. Das ist doch ein magisches Buch – das solltest du wissen, Igore. Ich kann dieses Buch unendlich erweitern, denn früher haben die Propheten ihre Visionen immer hier hinein geschrieben, wenn sie eine wahre Vision hatten. Und glaubst du wirklich sie haben jede einzelne Seite selbst hinzugefügt?“ Als der kleine Igore den Kopf schüttelte fragte Zaymon: „Willst du wissen, wie sie das gemacht haben?“

„Wirst du es mir erklären, Zaymon?“, fragte Ithilgore hoffnungsvoll.

Der große Bruder erklärte: „Sie haben einen Bearbeitungszauber darauf ausgesprochen. Ich kann beliebig viel hinein schreiben und es auch jeder Zeit wieder hinauslöschen. Und außerdem haben sie noch einen mächtigen Schutzzauber auf das Buch ausgesprochen, damit dieses Buch niemals zerstört werden kann außer man weiß um welchen Schutzzauber es sich handelt, um diesen umkehren zu können.“

„Weißt du um welchen Zauber es sich handelt?“, fragte Igore weiter.

Jetzt lachte Zaymon herzhaft. „Nein, das weiß ich beim besten Willen nicht, Igore. Du musst wissen, dass die Magier damals um einiges stärker waren, als die heutigen. Damals war die Gabe der Magie auch viel weiter verbreitet.

Möchtest du sehen, wie der Schutzzauber funktioniert?“

„Sehr gerne“, rief der kleine Bruder erfreut. „Was muss ich tun?“

„Reiß eine Seite aus dem Buch heraus!“, meinte Zaymon und hielt dem Kleinen das offene Buch hin.

„Aber es ist doch viel zu wertvoll, Zaymon!“, wandte Ithilgore entrüstet ein. „Du hast gesagt es kann hilfreich sein, dann kann ich doch nicht einfach eine Seite herausreißen.“

„Ithilgore, hast du denn wieder nicht zugehört?“, fragte Zaymon ärgerlich. „Nun mach schon, Igore. Nimm dir eine Seite. Keine Angst weder dir noch mir noch dem Buch wird etwas passieren. Das schwöre ich auf unsere Mutter.“

„Mama sagt du sollst nicht immer auf sie schwören - sie mag das nicht!“, erwiderte das kleine Menschlein und zögerte immer noch.

„Ithilgore, ich finde es lobenswert, dass du diesen Gegenstand zu schätzen weißt, aber ich habe dir doch gerade erklärt, dass…“

„Ja, Zaymon, ist ja schon gut. Ich werde dein blödes Buch schon noch kaputt machen“, sprach der Kleine patzig und griff mit seiner kleinen Hand ins Buch und packte sich ein paar wenige Seiten, er zögerte aber riss er sie dennoch heraus. Mit aufgerissenen Augen stand er vor seinem Bruder und starrte die Seiten an. „Das wollte ich nicht, Zaymon, ehrlich. Du hast mich angelogen! Auf Mutter hast du geschworen und nun ist das Buch kaputt.“ Er brach in Tränen aus und ließ die Seiten fallen, die schließlich wie von Zauberhand zurück in das Buch schwebten und sich mit dem Rest nahtlos verbanden, als wäre nie etwas gewesen.

„Aber Igore, guck doch mal“, redete der große Bruder auf den kleinen ein. „Dem Buch ist wirklich nichts passiert – genauso wenig wie dir und mir. Ich würde doch nicht auf unsere liebe Frau Mutter schwören, wenn ich nicht ganz sicher wäre.“

Ithilgore ließ die Hände wieder sinken und besah sich das Buch. Zaymon hielt es ihm hin, damit er es sich greifen konnte, was er tat und es ungläubig und genau beäugte und schließlich feststellte, dass es stimmte, was der Bruder ihm gesagt hatte. „Aber woher wusstest du das? Du gehst doch immer pfleglich mit deinen Sachen um. Mama sagt immer ich solle mir ein Beispiel an dir nehmen.“

„Kannst du dich noch daran erinnern, wie erzürnt ich war, als ich damals das Buch mitgebracht hatte und es nicht öffnen konnte, weil ich nicht wusste, wie man es anstellte?“, fragte Zaymon ruhig.

Ithilgore schniefte und nickte: „Ja, ich war zwar noch sehr jung, aber ich kann mich daran erinnern, dass ich dich noch bis unten im Thronsaal fluchen hören konnte und Mutter war sehr wütend deswegen. Sie war aber eher besorgt um Bazalath, weil es ihm ja solange nicht gut ging.“

Zaymon nickte ernst: „Ja, es stand sehr schlecht um Bazalath. Aber damals war ich sehr erzürnt über dieses Siegel. Oh, wie erzürnt ich war. Obwohl das Buch so ein wertvoller Gegenstand ist, habe ich ihn nicht wie einen behandelt. Ich warf es mehrfach durch den Turm – ja sogar aus dem Turm hinaus. Ich wollte es in meiner Drachengestalt mit meinen Krallen zerfetzen und warf es ins Feuer.“

„Und dem Buch hat das gar nichts ausgemacht?“, fragte Ithilgore überrascht.

„Aber Igore, du hältst es doch gerade in deinen Händen. Sieh es dir doch selbst an“, lachte Zaymon. „Du könntest auch versuchen die Seiten zu verbrennen, wenn du sie herausgerissen hast. Sie würden vielleicht zu Aschen verbrennen, aber kurz darauf werden sie sich auch wieder regenerieren. Dieses Buch ist für die Ewigkeit bestimmt.“

Ithilgore schaute beschämt auf das große Buch in seinen Händen. Es war ihm zuvor nicht aufgefallen, dass dieses Buch trotz seines hohen Alters, aussah, als wäre es gerade erst gebunden worden. Dann gab er seinem Bruder das schwere Buch zurück und meinte: „Das ist mir alles zuviel, glaube ich. Ich werde nun wieder nach draußen gehen und spielen. Bis später.“

Zaymon seufzte erleichtert auf, als er seinen Bruder aus dem Fenster springen und schließlich in der Form eines Drachens wieder aufsteigen sah. Nun hatte er endlich wieder seine Ruhe, doch schaute er noch lange aus dem Fenster und dachte ernsthaft darüber nach, ob es möglich war, dass der kleine Igore der Prophet in der Familie war.

„Zaymon?“, fragte eine Frauenstimme leise hinter ihm und Zaymon fuhr erschrocken zusammen. „Entschuldige. Ich wollte dich nicht erschrecken.“

Zaymon stand auf und legte das Buch beiseite. „Was gibt es denn, Chyra?“

Chyra fuhr fort: „Mutter verlangt nach dir. Du sollst irgendwelche Papiere unterschreiben.“

„Warum soll ich das machen? Sie ist doch immer noch die Königin“, erwiderte Zaymon schroff.

„Frag nicht mich, sondern die Königin“, antwortete Chyra zickig. Ihre Stimme wurde immer nur dann laut, wenn sie gereizt war, sonst sprach Chyra immer sehr leise. Ihre goldenen Augen schauten in zornig an und stolz und arrogant warf sie ihr langes braunes Haar nach hinten über die Schulter. „Warum lasst ihr euren Zorn immer an mir aus? Ich überbringe lediglich die Nachrichten. Und nun komm endlich!“

Sie drehte sich auf dem Absatz um und Zaymon folgte ihr seufzend.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Lorlen
2007-01-09T17:29:26+00:00 09.01.2007 18:29
Hey so war das aber nicht geplant oder?
Na ja egal ich werd deine Geschichte auf jeden Fall ein par anderen Leuten empfehlen. Ich hoffe ich bin auch weiterhin die erste die die Folgenden Kapitel lesen darf.
Lg. Lorlen
Von:  Naya
2006-10-22T17:27:11+00:00 22.10.2006 19:27
Tjoar xD
hört sich schonmal richtig interessant an ^^ aber das weißt du ja schon :P
Sag am besten mal in der Schule bescheid, wenn du nen neues Kapitel online stellst xD

Baba
Edda


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