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Destination Death

Wie viele Formen hat der Tod?
von

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Destination Death - Insane Love

Dieser Teil kann im Zusammenhang mit dem ersten One-Shot gesehen werden, aber auch unabhängig agieren!
 

Destination Death – Insane Love
 

Hilarys POV:
 

Er ist also tot... ich hätte es nicht erwartet. Ich weiß immer noch nicht, was ich davon halten soll. Was ich denken, fühlen soll. Wie verhält man sich, wenn man erfährt, dass die einstige große Liebe, die dich ohne ein Wort zu sagen verlassen hat und die du dann zu hassen begonnen hast, gestorben ist. Ermordet worden ist! Ich weiß es nicht... wie oft hab ich mir gewünscht ihm den Hals umzudrehen, weil er einfach gegangen ist, bevor ich ihm meine Gefühle gestehen konnte, aber dass es wirklich eintritt...

Daran habe ich nicht einmal zu denken gewagt.

Ich spüre nichts. Ich fühle mich innerlich so leer.

Tot...

Dieses Wort hat einen so merkwürdigen Beiklang. So unwirklich, unrealistisch. Als wäre dies alles ein Traum, den man nicht lenken kann. Er kann doch nicht einfach tot sein. Das widerspricht doch allem. Es fühlt sich nicht an, als wäre Kai tot. Eher, als wäre er bloß fort... für den Moment.

Ob es den anderen auch so geht? Sie alle haben für ihn nur noch Verachtung übrig gehabt, weil er gegangen ist, um ein Rockstar zu werden. Sie haben ihm zwei Monate gegeben, bevor er den Absturz erleidet. Niemand hätte ihm zugetraut auf einer Bühne zu stehen und zu singen. Tse, es hat auch keiner gewusst, dass er das überhaupt kann... nicht einmal ich... dabei habe ich geglaubt alles über ihn zu wissen, da... ich ihm in meinem Liebeswahn auch nachgeschlichen bin...

Ich habe seine Stimme geliebt. Nachdem sie groß raus gekommen sind, habe ich sie vergöttert. Noch immer stehen alle CDs seiner Band bei mir im Regal. Ich habe mich dafür gehasst, dass ich sie mir angehört habe, obwohl ich den Kerl für seinen Charakter verabscheut habe.

Und jetzt? Was ist jetzt?

Kann ich jemals wieder ohne Bedenken sie mir anhören? Was wird geschehen, wenn ich jetzt eine CD einlege...

„Hilary?“

Wer-? Ich drehe mich um. Tyson. Er steht im Türrahmen. Ich glaube zu wissen, wie es einem von uns geht... wenigstens einer.

„Ja?“, frage ich mit einem Lächeln. Ich weiß, dass es verzerrt ist, dass es unecht ist. Meine Augen müssen starr wirken, ebenso meine Haltung. Wie eingefroren...

„Geht es dir gut?“, fragt er und kommt näher. Warum fragt er das ausgerechnet mich? Er ist doch schließlich, der Kai als sein Idol auserkoren hat. Damals... vor langer Zeit. Man traut es ihm nicht zu, aber Tysons Stolz steht dem von Kai in nichts nach. Er hätte es nie zugegeben, dass er Kai nicht nur als Konkurrenten sieht... dass er für ihn ein Vorbild ist.

Wie muss es für einen sein, dessen Versinnbildlichung des perfekten Menschen das Zeitliche gesegnet hat? Ist das nicht eine Qual?

Ich nicke. „Ich bin nur etwas müde.“

„Kein Wunder. Du warst die halbe Nacht wach und hast allen möglichen Leuten von dem Trauerfall berichtet. Du hingst die ganze Zeit am Telefon. Willst du nicht schlafen?“

Nein, das will ich nicht. Er braucht mich mehr als ich den Schlaf. Er glaubt immer noch, dass meine Liebe zu Kai gewährt hat, aber das ist doch schon lange vorbei. Ich weiß noch... er ist eifersüchtig gewesen. Ich habe es mitbekommen. Aber ich habe nur an mich gedacht. Wenigstens einer, der etwas für mich empfindet! Das habe ich mir gesagt. Ich bin so egoistisch gewesen. Ich habe nicht erkannt, dass er mir immer zur Seite gestanden hat.

Auch wenn sich meine Gefühle gewandelt haben und nun auf jemand anderen projiziert worden sind, so werde ich mich ihnen nicht noch einmal ergeben. Am Ende wird die betreffende Person vielleicht wieder gehen... ich werde sie dann wieder hassen... und am Ende stirbt sie und ich weiß nicht, was ich tun soll...

So sehr ich auch bei Tyson sein möchte, ich werde mich nicht hingeben.
 

Sometimes I’m a selfish fake

You’re always a true friend

And I don’t deserve you ‘cause I’m not there for you

Please forgive me again…
 

“Hilary? Ist auch wirklich alles in Ordnung mit dir? Du sagst nichts...“

Was soll ich auch dazu sagen. Ich würde ihn jetzt am liebsten anschreien, weil er diese mütterliche Tour abzieht, dass er sich um mich kümmern will. Ich brauch es nicht. Ich komme allein zurecht. Er ist derjenige, der Hilfe braucht, aber ich kann sie ihm nicht geben. Nicht jetzt, vielleicht auch niemals...

Ich hätte sein Angebot heute bei mir zu schlafen ablehnen sollen. Ich hätte ahnen müssen, dass so etwas kommt.

„Ja, Tyson... es ist alles klar...“

Hoffentlich hält er die Klappe. Ich ertrage es jetzt nicht ihn reden zu hören. So viel er mir auch bedeutet, ich will das jetzt nicht hören!
 

I wanna be there for you

Someone you can come to

It runs deeper than my bones

I wanna be there for you
 

Tyson ist ein Inbegriff des Lebens. Und Kai? Meine erste große Liebe steht für den Tod... woher soll ich wissen, dass nicht dasselbe mit Tyson passiert? Lange bevor seine eigentliche Zeit gekommen ist? Ich ertrage dieses Lebendige an Tyson nicht. Diese Energie. Es ist einfach zu viel...

Ich würde so gern Abstand nehmen. Tyson... er weiß nicht, wie oft ich schon selber daran gedacht habe ins andere Reich überzutreten. Wie nahe war ich manchmal schon dem Ende?

Er will Blickkontakt... ich kann ihn nicht halten.
 

Swirling shades of blue

Slow dancing in your eyes

The sun kisses the earth

And I hush my urge to cry
 

Warum kommen mir die Tränen hoch? Ich habe keinen Grund zum Heulen... oder doch? Ist es wegen Tyson? Oder ihm, weil mir sein Tod doch schmerzt? Ich verstehe mich selber nicht mehr. „Tyson?“

„Was ist?“

„Geh bitte... ich muss nachdenken. Allein!“

Seine Augen weiten sich geschockt. Er muss mir verzeihen, aber die Tatsache, dass das Ende und der Anfang sich direkt vor mir begegnen und aufeinander prallen, ist eine zu starke Kraft, die mein lädierter Körper nicht verkraften kann. Zum einen die Präsens des Jungens, der mir den Verstand geraubt hat und dann die CDs, die von jemandem zeugen, der nun nicht mehr unter uns weilt, und der mir einst dasselbe angetan hat. Muss man da nicht wahnsinnig werden?

Ich will für ihn da sein, aber ich will nicht mehr in seine Nähe, wenn es diesen Irrsinn zur Folge hat!

Ich spüre kalte Finger im Nacken. Es ist niemand hier. Aber sie sind da...
 

I wanna be there for you

Someone you can come to

It runs deeper than my bones

I wanna be there for you (2 x)
 

Streifen meine Haare, meine Wange… kälter als Eis, heiß wie Feuer, gebadet in Schnee und erloschen in Flammen... Sie wandern meinen Hals entlang, über Nase und Augen, die ich verschließe, um es nicht sehen zu müssen.

Ich halte den Atem an.

Ist es das, wofür ich es halte?

Wenn ja... dann ist es zu früh... zu früh für mich. Ich muss noch so vielen etwas sagen. Ich habe noch etwas zu erzählen. Ich habe Geschichten, die weitergegeben werden müssen, Weisheiten...

Ich muss noch etwas zugeben...

Etwas gestehen...

„Halt...“, flüstere ich, doch es hört nicht auf. „Halt.“ Und die aufgestauten Tränen fließen. Ein leises Lachen. „Stopp.“ Ich muss jemanden noch... etwas Wichtiges mitteilen...
 

´Cause I hear the whispered words

In your masterpiece, beautiful…

You speak the unspeakable through

I love you… too
 

I wanna be there for you

Someone you can come to

The love… runs deeper than my bones…

I wanna be there for you… *1
 

Und damit schlägt es auf mich ein.

Ich bin wehrlos.

Und Zeit vergeht...
 

***********************************************************************
 

Ich halte einen alten Text von ihm in den Händen... ich habe ihn ihm damals geklaut... Dieser Text ist eine Ironie des Schicksals. Ich betrachte mit Freude seine geschwungene Handschrift. Einmal hat er noch eine Notiz hinterlassen. Ob er sich irgendwann einmal gefragt hat, was daraus geworden ist?
 

“Don’t you feel the death around?/ Taking breath and life

I see blood on the ground/ Cutting through like a knife
 

~ Chorus ~: Hate to seek, Men to bleed

Noone can save me from the dark

Hate to seek, Men to bleed

My damn soul has fallen apart
 

Dreamer’s smile is a lie/ Reaper’s coming

Catching you, than you die/ Can’t keep running
 

Silence is there/ Cold breath in your neck

Fear to touch…/ Don’t you feel the death around?
 

~ Chorus ~ (instead of ‘me’ ‘you’)
 

Just close your eyes/ And let the death pass you by *2
 

Oh doch… ich spüre ihn. Aber ich kann ihn nicht vorbeiziehen lassen. Er will mich packen... hihihi... aber noch kann ich ihm entwischen. Noch nicht. Nur noch ein kleines bisschen leben. Hihihi... bald bin ich da. Aber jetzt noch nicht.
 

***********************************************************************
 

I wasn’t solid enough to be

Things you rather wanted to see in me

Should I forget msyself to get over you,

All I can do is pretend and lie… to myself.

Over and over again…
 

„So oft du mich auch berührst, du unsichtbarer Geist. Du kannst mich nicht mitnehmen. Noch bin ich hier. Und ich werde hier auch bleiben. Du bekommst mich nicht. So viel du auch in mein Ohr flüsterst und mir Dinge versprichst, oh nein... ich werde nicht auf dich hereinfallen. Ich weiß, wer du bist. Du kannst mich nicht täuschen. Ich bin schlauer als du!“

Ich zeige auf ihn. Er steht da. Ich kann ihn nicht wirklich sehen, doch ich spüre ihn. An dieser Stelle ist die Luft kälter und geballt. Es riecht nach Ozon, Fäulnis und Rauch. Er ist dort. Genau vor mir. Ich weiß es.

„Bist wohl sprachlos geworden, was? Ha! Ich sagte dir doch, dass ich noch nicht mitkomme. Da brauchst du dich auch nicht vor mir hinstellen. Ich bleibe hier!“
 

Ghost of you, still breathing.

It won’t leave me alone, it keeps on teasing.

Reflections of eternity are dark as hell now I can see

The things of that I’m glad, my heart and soul are still mine…
 

Er will näher kommen, aber davon werde ich ihn schon abhalten. „Wage es dir nicht, mich auch nur anzurühren! Ich kenne deinen Namen!“

Doch die Kälte schreitet voran. Wabernd, wallend. Ekel erregend! „Verschwinde!“ Ich schmeiße mein Kissen auf ihn zu, doch es sinkt hindurch. „Geh weg!“ Aber er kommt... weiter, immer weiter... seine eisigen unstofflichen Hände. Sie packen mich! Ich erfriere!

„Lass mich los! Tyson! Hilf mir!“

Er schüttelt mich, schlägt mich. Sagt mir, ich solle mit ihm kommen...
 

I couldn’t stop believing in fantasies,

You destroyed then forgot, now I rebuilt.

This promised land, made by sand of an hour glass we misplaced.

It’s broken it has disappeared and so have you…
 

Warum braucht Tyson so lange? Er tut mir so schrecklich weh. „Verschwinde... bitte verschwinde doch. Ich brauche noch Zeit!“ Ich bin den Tränen nahe.

Doch die Berührungen... seine elenden Finger...

„Oh, Kai... lass mich doch los...“, wispere ich.

Jemand stürmt in mein Zimmer. Er geht. Er verschwindet. „HILARY! Mein Gott, was ist geschehen? Du hast geschrieen. Oh mein... das Zimmer ist vollkommen verwüstet. Was ist denn passiert?“

Ich werfe mich ihm in den Arm. „Tyson! Es war schrecklich. Gut, dass du endlich hier bist. Jetzt ist er weg... jetzt ist er weg... er hat mir wehgetan.“

Er streicht mir über mein Haar. „Wer? War jemand hier?“

Ich nicke an seiner Brust. „Kai...“
 

Ghost of you, still breathing.

It won’t leave me alone, it keeps on teasing.

Reflections of eternity are dark as hell now I can see

The things of that I’m glad, my heart and soul are still mine… *3
 

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POV – Wechsel Mariah
 

Ich kann das kaum glauben. Zuerst dieser erste Schock und nun folgt der nächste... ich drücke mir mein Taschentuch gegen die Augen. Fast alle meine Tränen sind aufgebraucht. Kein Wunder... nachdem ich erfahren habe, dass Kai tot ist, hab ich mir schon die Seele aus meinem Leib geheult, auch wenn ich ihn nicht so gemocht habe... aber als ich das von Hilary erfahren habe. Das... das ist jetzt einfach zu viel.

Ich schluchze auf. Meine Augen schmerzen, aber wie ich vorher gesagt habe... sie sind ausgetrocknet. Zurück bleibt ein dumpfer Schmerz im Innern. Ich kann das nicht fassen... das ist nicht möglich.

Hilary, wieso?

„Mariah...“, flüstert mir Ray zu. Ich versuche ihm tapfer zuzulächeln, aber es misslingt mir. Ich drücke mich an ihn. Ich brauche jetzt seine Nähe. Er weiß, dass Hilary meine beste Freundin ist. Dass es mich... besonders trifft.

„Stehst du das durch?“

„Ich hoffe es... ich weiß es nicht.“

Ich zittere. Ich will nicht in das Zimmer gehen. Sie liegt dort. Hilary. Tyson wird auch dort sein, aber das schafft keine Abhilfe. In keiner Weise. Er hat mir davon erzählt... was mit ihr passiert ist. Ich hätte es nie vermutet. Ich habe gedacht, dass sie über Kai hinweg wäre und nun sich bald bereit erklären würde es mit Tyson zu versuchen. Und nun?

Beiße mir auf die Unterlippe. Es ist unfassbar.

„Ich gehe jetzt rein, Ray. Danke noch mal.“ Er nickt und ich sehe eine düstere Vorahnung in seinen Augen. Er hat wohl Angst, dass ich ihren Anblick nicht ertragen kann. Werde ich wahrscheinlich auch nicht, aber ich muss trotzdem gehen. Ich bin es ihr schuldig. Sie würde es auch für mich tun.

Ich klopfe und zögere, als ich die Türklinke ergreife. Nur Mut. Dann drücke ich hinunter und trete hinein mit geschlossenen Augen. Mein Herz bebt. Was wird passieren, wenn ich die Augen öffne?

„Mariah... ich bin froh, dass du endlich hier bist“, höre ich eine Stimme erstickt sagen. Tyson.

Ich blicke vorsichtig auf. Ich bin hier in ihrem Zimmer. Nichts Besonderes. Ich bin hier schon oft gewesen, ich kenne es in und auswendig. Die Farbe der Wände, das Muster des Teppichs. Alles erscheint hier richtig. Nur zwei Dinge sind falsch. Die restlichen Möbel fehlen. Und auch das Mädchen, das dort im Bett liegt. Ich bewege mich auf sie zu. Tyson sitzt an ihrem Fußende. Ich frage: „Wie geht es ihr?“

Er setzt an zu sprechen, doch das Mädchen im Bett, von dem ich geglaubt habe, dass es schläft, öffnet nun die Augen und blickt mich strahlend an. „Oh, Mariah! Ich freue mich dich zu sehen. Wie lange ist es her? Wochen, oder nur ein paar Tage? Ich habe die Zeit vergessen... weißt du, es wird in diesem Zimmer immer so schnell dunkel und hell, ich habe es nicht mehr zählen können. Und seitdem ich die Nächte kaum noch schlafen kann, fällt es mir umso schwerer... ich habe ihm gesagt, dass ich noch nicht komme... aber jede Nacht, jede entsetzliche Nacht! Da kommt er in mein Zimmer und packt mich und lässt mich nicht schlafen. Dabei bin ich doch so müde... ich würde so gern mit ihm mitgehen, aber ich muss noch so viele Dinge erzählen. Doch er hört mir nicht zu, er hört mir einfach nicht zu!“ Sie fängt plötzlich ohne Grund an zu weinen.

Mir schnürt sich die Kehle zu. „Wovon redest du?“

Tyson ergreift mein Handgelenk. Ich blicke ihn an und es schimmert feucht in seinen Augen. Seine Lippen formen einen Namen, der alles in mir erfrieren lässt. Doch da spricht sie es schon aus: „KAI! Wer denn sonst? KAI! Kai, er kommt jede Nacht hierher. Er kommt durchs Fenster und dann packen seine eiskalten Finger meinen Nacken!“ Mit einem Mal richtet sie sich auf. Ich kreische auf, als sie meine Arme packt und mich zu sich zieht. Ihre unsteten Augen blicken wahnsinnig in meine. Mir läuft der Schweiß hinab. Ich will weg. Sie tut mir weh. Ihre Augen, ihre Augen! Das halt ich nicht aus! „Er tut mir weh, Mariah! Verstehst du? Er tut mir weh! Und er hört nicht auf damit. Ich habe ihn angebettelt und angefleht aber er lässt mich nicht.“ Sie stößt einen langen Klagelaut aus, der mir in den Ohren schmerzt. Sie presst mich an sich und schnürt mir die Luft zum Atmen ab. Sie zerquetscht mich! Ich will mich befreien, doch ihr Griff ist zu stark! „Da! Da ist er! Beim Fenster! Hinter den Vorhängen! Tyson, mach ihn weg, mach ihn weg!“

„Hilary!“, brüllt er und ich spüre nur, dass ich weggerissen werde. Hilary strampelt sich aus dem Bett, richtet ihren Finger auf die Vorhänge, auf denen Tysons und mein Schatten zu sehen ist. „Da! Lass mich in Ruhe, Kai! Ich will dich nicht sehen!“ Ihre Hände reißen an ihren Haaren. Ganze Büschel rupft sie sich aus. Sie kratzt sich selbst im Gesicht und an den Armen entlang, dreht sich im Kreis und schreit nur noch. Dann verkriecht sie sich in eine Ecke, hockt sich hin und ist mit einem Mal still. Auf ihren Lippen nur noch ein wahnsinniges Lächeln... und ein Speichelfaden in ihrem Mundwinkel.

„Oh mein Gott“, flüstere ich. Meine Lunge tut so entsetzlich weh. Tyson hält mich noch immer fest. „Das ist bisher der schlimmste Anfall gewesen... sie wird bald abgeholt. Aber ich habe gedacht, dass sie... weil du doch ihre beste Freundin bist, vielleicht... für einen Moment uns ganz normal sagen könnte, was denn passiert ist.“

„Wann hat es... angefangen?“

„Kurz nachdem Kai gestorben war, fing sie an Dinge zu sehen, die nicht da waren. Schatten... Menschen. Wenn ich einen Löffel fallen gelassen habe, hat sie mich angebrüllt. Ich wolle ihr angeblich wehtun. Der Löffel sei eine Prophezeiung. Jetzt ist es so weit... lass uns gehen.“

Ich nicke schwach.

Kaum dass wir die Tür hinter uns schließen, höre ich ein Kreischen hinter mir. Ich höre Kais Namen und unverständliches Gemurmel. Dann einen Knall. Ich zucke zusammen. „Was war das?“

„Sie ist wahrscheinlich gegen die Wand gerannt. Deshalb haben wir die Möbel entfernt. Sie soll sich nicht zu ernsthaft verletzen.“

Ray kommt und nimmt meinen Arm. „Alles klar?“

„Hm...“

Ich drehe mich zu ihm und Tyson. Beide sind kreidebleich. Mir wird es nicht besser gehen.

Und als ich gehen will, ist noch ein lautes Brüllen zu vernehmen: „Tyson, ich liebe dich!“ Es erstirbt mit einem erstickten Lachen.
 

Als Tyson nach fünf Minuten Starre und Stille endlich hoch rennt, hockt sie mit einer blutigen Stirn und merkwürdigen Würgeabdrücken am Hals in der Ecke und wiegt sich vor und zurück...
 

***********************************************************************
 

*1 Flyleaf – „There for you“ Das Lied ist so schön... TT___TT und die Sängerin hat eine bombastische Stimme. Erinnert bei manchen Tonlagen ein wenig an Avril Lavigne.

*2 Hust, hust... also, das... ähä... den Text hab ich mal vor einiger Zeit selber geschrieben >///< aber so doll ist er ja nun nicht... ich fand ihn aber irgendwie passend XD Ich hab ihn extra noch n bissl geändert

*3 Negative – „Reflections“ Ich wollte es erst weg lassen, weil es ja eigentlich zu viele Lieder sind, aber dann konnte ich einfach nicht widerstehen >.<
 

Diese One-Shot Sammlung heißt ja „Destination Death“. Die einzelnen OS sollten deshalb mit dem Thema was zu tun haben, aber ich finde es doof, jedes Mal jemanden sterben zu lassen. Deshalb beschäftige ich mich hier mit dem Tod in verschiedenen Varianten. Hier war es zum Beispiel der Tod des Verstandes ^^

Ich entschuldige mich bei allen Leuten, die vielleicht etwas für Hillary übrig haben.
 

da finnifician are



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  _Mika_
2006-12-06T19:02:26+00:00 06.12.2006 20:02
Ein bisschen traurig, aber auch wannsinnig schön. Einfach genial.
Von:  Kizu8
2006-10-23T12:04:33+00:00 23.10.2006 14:04
okay, .. sagen wir einfach mal .. wow?! *verwirrt*
das ist ja echt grausam gut, psychothriller, aber voll auf horror getrimmt ..
und wie immer bringst du songtexte deiner wahl blendend mit ein, sehr schön ^^^
wie immer.
also mach dir keinen kopf, dass du das schreiben verlernt hättest. talent löst sich nicht auf ^^
Von: abgemeldet
2006-10-21T15:46:43+00:00 21.10.2006 17:46
Gut dass ich Hilary nicht leiden kann und deshalb auch kein Mitleid mit ihr habe. *nick* Aber ihre Situation hast du toll in Szene gesetzt und da kommt beim Lesen wirklich eine interessante Stimmung auf.

Einerseits ist man fasziniert von ihrem Wahnsinn und wie sie mit Kais Tod umgeht - und andereseits läuft es einem eiskalt den Rücken hinunter, wenn man sich dieser Abhängigkeit Hilarys von Kai bewusst wird. Denn anders lässt sich ihr Zustand nun ja kaum erklären.

Und die Liedtexte haben auch toll gepasst und untermauern das ganze irgendwie noch. *sfz* Nya, mehr fällt mir dazu jetzt aber auch nicht mehr ein uû""
Ach und sorry, dass das Kommi erst jetzt kommt - hab irgendwie verplant den zweiten OS zu lesen... *pfeif*

Toy
Von:  Votani
2006-10-20T21:40:46+00:00 20.10.2006 23:40
Hm~
Noch kein Kommi verzeichnet ôo Nja, dann wird es Zeit für eines.^^

Gut, dass du mal wieder was schreibst. Ich bin schließlich zum Fan deiner FF's geworden. *____*
Denn die sind immer einmalig und klasse. Kritik hab ich da ganz und gar nicht auszusetzem x3~
*lachz*
Lieber wird ich dich mit Lob überschütten >_> Aber das wird dann zu lang werden auf Dauer.^^

Beide OS finde ich mehr als nur gut gelungen.
Wobei mir das erste besser gefallen hat. Anderseits finde den sauberen Übergang von dem ersten OS zu dem zweiten perfekt gestaltet *.*

Es ist nachvollziehbar und traurig T___T
Arme Hil! Da hat sich ihr Verstand wohl wirklich verabschiedet. Traurig, sowas gönnt mal wohl gar keinen, nicht einmal in einer FF...
Aber andereseits ist das auch sehr realistisch, was ich an deinen FF's so wieso sehr gut finde.
Die Empfindungen sind spitze rübergebracht und ich weiß gar nicht was ich noch großartig sagen soll.^^

Nur schade, dass nicht einmal tyson in der Lage war, ihr zu helfen x3~
Obwohl sie ihn doch auch sehr mochte *sfz*

Nja, ich erwarte sehnsüchtig ein weiteren OS und ich hoffe sehr, dann bekomm ich ein sinnvolles Kommi hin ^____^°

+Ninja+


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