Zum Inhalt der Seite

Model

I live my Dream
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft

Da bin ich schon wieder!

Das ging für meine Verhältnisse ziemlich schnell, gewöhnt euch nicht dran *g*

Disclaimer: siehe Kapitel 1

Widmungen gehen an:

Uruha-chan fürs betan

Na-chan fürs animieren, sonst hätte das noch gedauert

-Miu-

Kenken-schatz

dreamcatcher89

und J-Rock_w für die Kommis, ich habe mich sehr darüber gefreut
 

Kommis sind auch diesmal wieder erwünscht
 

Viel Spaß mit:

Model, Kapitel 2: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft
 

Als ich am Morgen nach Manas und K’s Gespräch mit meinen Eltern aufstehen muss, habe ich immer noch nicht ganz realisiert, was da gestern eigentlich passiert ist. Erst, als ich immer noch im Halbschlaf unter der Dusche stehe, trifft mich von jetzt auf gleich die Erkenntnis. Ich fahre tatsächlich nach Japan! Und das schon Samstag! Zum Glück habe ich gestern schon eine Liste gemacht, was ich bis dahin alles zu tun habe. Heute muss ich zum Amt, um meinen Auslandsausweis zu beantragen, und das auch noch als Eilantrag, schließlich brauche ich den schon Samstag. Hoffen wir mal, dass das klappt. Dann muss ich heute zu meinem Direx stiefeln und dem klarmachen, das ich Donnerstag das letzte mal das Schulgebäude betreten werde, vorausgesetzt, meine Eltern überlegen es sich nicht doch noch anders, denn an sich ging das gestern zu schnell. Na ja, hoffe ich mal das Beste. Ach ja und nach Düsseldorf zum japanischen Generalkonsulat muss ich auch noch, mir ein Visum beantragen… okay, das kann gar nicht alles bis Samstag hinhauen. Mana sagt zwar, im Notfall käme ich auch mit meinem Personalausweis durch die Kontrollen und den Rest könnte ich mir dann in Japan bei den entsprechenden Ämtern abholen, aber irgendwo wäre das mit meinem Anfängerjapanisch dann doch etwas extrem kompliziert, oder?

Nach dem Duschen gehe ich erst mal frühstücken, womit ich dann der ersten Begegnung mit meiner Mutter seit gestern Abend gegenüberstehe. Innerlich krieg ich schon Herzflattern, schließlich hat sie sich solche Sachen nicht erst ein Mal auf den letzten Drücker anders überlegt. Aber eins verspreche ich euch, ich flieg nach Japan und wenn sie deswegen nie wieder ein Wort mit mir spricht.

Knapp zwei Stunden später klopfe ich an die Tür des Sekretariats. Mittlerweile haben wir große Pause und ich hab mich mit dem Satz, „ich muss noch was klären!“, von meiner Freundin, die ich immer in der Pause treffe, losgeeist. Nach einem mehr oder weniger freundlichen „herein!“ betrete ich den Raum und erkundige mich nach dem Direktor, die Sekretärin schickt mich sofort in sein Büro, das ich auch betrete.

„Katharina, was gibt es denn, dass du hier bist, irgendwelche Probleme in der Schülervertretung?“, fragt Herr K. mich auch sofort. Ein Wunder, dass er meinen Namen noch kennt, schließlich habe ich schon seit drei Jahren keinen Unterricht mehr mit ihm. Okay, ich leite die Schülerzeitung mit, aber das war es dann auch schon an außerschulischen Aktivitäten, wie man das ja so schön betitelt. Normalerweise hab ich mit der Schule an sich genug zu tun.

„Nein eigentlich nicht, ich wollte mir das Abmeldeformular holen“, erkläre ich geradeheraus die Situation, bringt ja doch nichts, wenn ich lange um den heißen Brei herumrede.

„Du willst abbrechen?“, kommt sofort die erstaunte Frage.

„Nein, natürlich nicht. Aber ich habe ein Angebot bekommen, nach Japan zugehen, dort würde ich dann in einer englisch-japanischen Highschool meinen Abschluss machen. Ich denke, Sie werden verstehen, dass ich diesem sofort zugestimmt habe. Ende der Woche verlasse ich Deutschland. Zumindest, wenn alles so läuft, wie geplant“, antworte ich sofort. Mein Direktor mustert mich einen Moment und nickt dann.

„Das heißt, du brauchst außerdem noch ein Abgangszeugnis, das du in der neuen Schule vorlegen kannst. Ich werde es in Auftrag geben, wann fliegst du?“, spricht er das aus, was ich im Kopf schon durchgegangen bin.

„Ich fliege erst Sonntag, aber mein letzter Schultag hier ist Donnerstag, weil der Flieger ab Berlin geht und Manabu-san mich bereits vorher dorthin mitnimmt, weil er Samstag noch ein Konzert gibt und Freitag Pressetermine in Berlin hat“, erkläre ich die Situation und ernte damit einen verwunderten Blick des Direktors.

„Wer ist denn dieser Manabu-san?“, fragt er mich, zum einen, weil er wahrscheinlich die Anredeart nicht kennt zum anderen wegen der angegebenen Termine. Geduldig erzähle ich ihm die ganze Geschichte und ahne schon, welche Frage kommen wird:

„Und deine Eltern erlauben das?“

Er ist nun mal Lehrer.

„Ja, mich hat es zwar auch gewundert, aber sie wissen, dass das mein großer Traum ist, demnach wollen sie mich nicht davon abhalten.“ hoffe ich doch mal… Aber wie gesagt, das können sie machen, was sie wollen, ich gehe nach Japan.

„Ich gehe dann, der Unterricht fängt an, wann soll ich die Sachen abholen?“

„Sagen wir Mittwoch, ich kümmere mich sofort darum.“

„Dankeschön, ach ja, bitte sagen Sie den Lehrern, dass meine Mitschüler es noch nicht erfahren sollen, ich sage es ihnen erst am Donnerstag“, bitte ich noch meinen Direktor und verlasse dann das Büro.

Der Rest des Schultages vergeht wie im Flug, nicht, dass ich den Lehrern auch nur ansatzweise zuhören würde, aber die meisten sind das schon gewohnt, da montags fachmäßig nicht gerade mein Lieblingstag ist. Okay, da habe ich Englisch und in anbetracht der Tatsache, dass ich in Japan Unterricht auf Englisch haben werde, hätte ich vielleicht doch zuhören sollen, aber mein Englisch ist ganz gut, demnach werde ich es überleben, wenn ich mal eine Stunde nicht zuhöre. Im Moment sind andere Sachen wichtiger, zum Beispiel die Frage, wie ich meine Eltern dazu kriege, dass sie mir vor meiner Abreise noch neue Klamotten kaufen, weil ich einen Großteil der Sachen für Japan als nicht gerade passende erachte.

Die Lösung für dieses Problem hat allerdings Mana, der mich zehn Minuten, nach dem ich aus der Schule nach Hause gekommen bin, anrufen lässt. Mit mir redet er zwar, aber meine Mutter könnte ja abheben. Wahrscheinlich musste K sogar gestern dolmetschen- na ja, Manas Sache. K teilt mir am Telefon mit, dass ich bitte schon eher nach Düsseldorf kommen sollte, Mana will noch mit mir einkaufen gehen… Dabei hat er mich doch gestern mit Gothic Lolita Kleidern eingedeckt. Andererseits, er kauft mir bestimmt auch Sachen in dem tollen Goth-Laden. Ja, ihr habt richtig gelesen, er bezahlt. Langsam habe ich so das Gefühl, er hat mich schon halb adoptiert, wenn man bedenkt, dass er zur Zeit ein Zimmer in seiner Wohnung für mich fertig machen lässt, was heißt: es wird leer geräumt und ich darf es mir dann nach meinen Vorstellungen einrichten, wenn wir in Japan sind. Also langsam fängt dieser Mensch an, mir sympathisch zu werden. Ich mein, hey, Geschenke sind immer toll und so viel Zeit, wie ich in den letzten 2 Tagen mit ihm verbracht habe, ist es doch etwas schwer, ihn weiter so sehr zu hassen wie vorher, dafür habe ich ihn zu gut kennen gelernt.

Eine halbe Stunde später sitze ich also im Zug nach Düsseldorf, wo Mana und K mich am Bahnhof einsammeln wollen, um mit mir in die Innenstadt zu gehen. Na ja, U-Bahn fahren ist, denk ich mal, sinnvoller, im Japanviertel erkennt die beiden ja eh jeder. Obwohl, wenn Mana so rum läuft, wie in den letzten 2 Tagen, eher nicht. Bin mal gespannt, was er heute anhat. Ich hab mich nach der Schule umgezogen und trage nun anstatt einer meiner Jeanshosen meinen geliebten Faltenrock und ein schwarzes Shirt, dazu jede Menge Nieten. Das ganze kombiniert mit einer niedlichen Frisur und dezentem Make-up wirkt fast schon suspekter als Mana selbst, aber es macht halt meinen Stil aus. Ein bisschen Bou, ein bisschen Punk, manchmal auch ein bisschen mehr Bou. Aber ganz in die ‚ich bin groß und böse’ - Richtung geht es bei mir nie, mit meinem Gesicht ist das eh zwecklos. *drop*

Mir gegenüber im Zug sitzt eine alte Oma, die mich schon mindestens seit fünf Minuten mustert. Na ja, greif ich mal zum Patentrezept in solchen Fällen: freundlich lächeln wirkt auch diesmal sehr gut *g*. Denn die schaut pikiert weg, daran könnte man sich doch fast gewöhnen. Allerdings sollte ich endlich mal das T-Shirt in Auftrag geben. Oh, das wisst ihr ja noch nicht, ich habe vor kurzem beschlossen, mir ein T-Shirt drucken zu lassen, mit der Aufschrift: „Ich bin ein Visu, ich bin Tier- und Kinderlieb.“ Andererseits, in Japan brauch ich das sowieso nicht mehr, da kann eh kein Schwein Deutsch und Menschen wie ich gehören da zum Alltagsbild, da fall ich höchstens durch meine europäische Abstammung auf. Vielleicht sollte ich Mana fragen, was der Spruch auf Japanisch heißt und das ‚Visu’ durch ‚Europäer’ ersetzen… Na ja, wir werden sehen, ne?

In Düsseldorf erwarten die beiden mich schon am Bahnsteig. K wie gestern in Jeans und T-Shirt und Mana im schwarzen Minirock mit ebenfalls schwarzer Bluse. Dagegen falle ich dann mal wieder so gut wie gar nicht auf. Aber das ist nun mal Mana. Die einzige Frage, die sich mir ja immer wieder stellt, ist: wieso kann der Mann auf diesen Plateaus laufen???? Mir tun da schon nach fünf Metern die Füße weh. Vielleicht sollte ich ihn mal fragen, ob er mir das beibringt. Aber das hat noch Zeit, bis wir in Japan sind. Erstmal muss ich den beiden klar machen, dass wir am besten U-Bahn fahren.

Oder auch nicht, denn nach einem stummen Nicken als Begrüßung schleift Mana mich auch gleich zur Haltestelle eben dieses Fahrzeugs. Das wird mit Garantie lustig.
 

*~*Zeitsprung*~*
 

Der Nachmittag war einfach nur super, Shoppen ist noch lustiger, wenn man wen dabei hat, der nicht bei jedem zweiten Rock bemängelt, er sei zu kurz. Okay, wenn es nach Mana gegangen wäre, wäre mindestens eine der sieben Taschen, die ich mit mir nach Hause schleppe, nur mit breiten Gürteln gefüllt, aber wenn die Röcke dann doch zu kurz wurden, hat K dann mal ein Machtwort gesprochen. Ich mein, Mana läuft, wenn er Lust dazu hat, in Röcken rum, die mindestens genau so kurz und dann auch noch aus Latex sind. Also wäre es schon etwas seltsam gewesen, wenn gerade er da etwas gesagt hätte.

Auch der Besuch im japanischen Generalkonsulat ist sehr gut verlaufen. Dort konnte ich in Einem direkt die Aufnahmeprüfung für die neue Schule machen, ich hab ein ganz gutes Gefühl, die Fragen waren nicht wirklich schwer, und habe mein Visum bekommen. Ich will gar nicht wissen, wie viele Hebel Mana in Bewegung gesetzt hat, damit das so schnell geht, für Gewöhnlich dauert sowas fast einen Monat.

Aber nun stehe ich vor der Haustür und krame nach meinem Schlüssel. Ich bin zwar superglücklich, aber meine Füße tun trotz Chucks ziemlich weh, wenn man bedenkt, dass Mana mich wirklich in jeden Laden geschleift hat, ob ich rein wollte, oder nicht, ist das ja auch nur verständlich. Okay, ich hab letztendlich auch in fast jedem Laden was gefunden. Warum ich dann nur sieben Tüten hab? Mit ein bisschen Hilfe von K hab ich die kleineren einfach in die Großen gepackt, die Hilfe war aber auch dringend nötig, vielleicht hätte doch K die Tüten tragen sollen. Obwohl… wenn man bedenkt, dass er schon Manas schleppen musste, der mindestens genauso viel gekauft hat, wie ich, wäre das für den armen doch ziemlich viel geworden, oder?

Als ich nun das Haus nach einer fast zwölfstündigen Abwesenheit wieder betrete, erwarten meine Eltern mich schon. Seltsam, die sitzen doch sonst nicht mit solchen Gesichtern am Küchentisch… Ist wer gestorben?

„Katharina, wir müssen mit dir reden“, kommt es auch sofort von meiner Mutter. Na, das hört sich ja schon super an. Ich hab nichts angestellt, demnach kann es sich nur um meinen Umzug handeln. Erst mal ruhig bleiben.

„Was ist denn passiert?“, erst mal frage ich vorsichtig nach und setze mich an den Küchentisch. Mein Vater wagt es nicht, mich anzusehen und das ist selten ein gutes Zeichen. Meistens hat meine Mutter sich dann wieder durchgesetzt.

„Wir haben noch mal über deine Pläne geredet.“

Was hab ich gesagt? Das war ein zu schnelles ‚Ja’.

„Ich sag euch eins, ich fliege und wenn ihr euch auf den Kopf stellt“, für alle, die das noch mal ausgesprochen haben wollten.

„Aber überleg mal, du bist noch nicht mal achtzehn und dann in einem fremden Land, dessen Sprache du kaum kannst und bei Leuten, die du nicht kennst?“

Daher weht also der Wind.

„Wo ist der Unterschied, ob ich auf Austausch fahre und bei einer fremden Familie lebe, oder bei einem Mann, den ich kenne?“

„Ein Mann, der Frauenkleider trägt“, merkt meine Mutter auch sofort an. Wieso hab ich damit gerechnet?

„Das ist halt Mana, der war schon immer so“, kommt auch prompt meine Antwort. Okay, bei meinen Eltern war die mit Sicherheit nicht besonders angemessen, aber ist nun mal so.

„Wir sind deine Eltern und wir wollen nicht, dass du bei irgendwelchen Rockstars einziehst“, nun wird meine Mutter resolut. Was habe ich gesagt, es war zu leicht. Aber das können sie nicht machen, nicht, nachdem ich schon das Einreisevisum hab. Wie gesagt, keine Ahnung, wie Mana das gemacht hat, aber ich musste es eben nur noch ausfüllen und stempeln lassen. „Das hättet ihr euch früher überlegen müssen, ich hab die Prüfung für die neue Schule bereits gemacht, und das, was ich eben gesagt habe, gilt. Ich fliege, egal, was ihr sagt.“

Ich hasse es, mit meinen Eltern zu streiten, meistens fang ich dann ziemlich schnell an zu heulen, auch, wenn es eigentlich nicht meine Art ist. Aber diesmal werde ich nicht nachgeben. „Außerdem habt ihr Mana gestern eure Einwilligung bereits schriftlich gegeben. Wisst ihr überhaupt, welche Chance er mir da bietet?“

Meine Mutter steht auf, schlägt die Hände auf den Tisch.

„Ich werde das nicht zulassen, es ist immer noch unsere Entscheidung, wo du lebst und was du machst! Wahrscheinlich sucht er nur jemanden, der ihm den Haushalt macht!“

„Das hat Mana gar nicht nötig, er hat eine Haushälterin. Außerdem, wenn du ihm und K gestern auch nur eine Sekunde zugehört hättest, wüsstest du, dass ich, wenn ich wollte, auch eine eigene Wohnung hätte haben können. Aber das will ich gar nicht.“

Mein Vater schaut zum ersten Mal auf, er kennt mich besser, als meine Mutter es je getan hat und das merkt man auch in diesem Augenblick wieder.

„Du möchtest wirklich mit diesem Mann mitgehen, nicht wahr?“, er fragt mich nach meinem Willen, nicht danach, was er denkt, was für mich richtig ist.

„Es ist mein Traum! Ich meine, Japan, ihr wisst, wie sehr ich dorthin wollte und ich liebe das Modeln, ich weiß, ich hab erst zwei Tage hinter mir, aber es macht Spaß und mit Mana kann man gut arbeiten. Er meinte auch, dass ich immer mit dem gleichen Fotografen arbeiten würde, da er diesen am längsten kennt. Der Fotograf ist wirklich nett und verlangt nicht mehr, als möglich ist“, ich komme direkt wieder ins Schwärmen, denn die beiden Shootingtage waren wirklich toll.

„Gut, dann geh“, sagt mein Vater.

„Wie kannst du ihr das nur erlauben? Sie ist siebzehn, das Leben endet nicht mit achtzehn!“, meine Mutter kann nicht fassen, was mein Vater da sagt.

„Diese Chance ist einmalig, wenn sie sie nicht ergreift, kommt so ein Angebot nie wieder. Ich will es nicht schuld sein, wenn sie in ein paar Jahren immer noch nicht mit uns redet, weil wir ihr diese Chance verbaut haben. Immerhin hat sie deinen Sturkopf geerbt.“

Jetzt gilt’s. Für gewöhnlich gibt meine Mutter nicht nach, doch diesmal hat Papa einfach die besseren Argumente. Schnell noch ein ‚Hide-unser’ beten, dann klappt das schon. Hoff ich zumindest.

„Auf deine Verantwortung, wenn ihr dort was zustößt, war ich es nicht schuld.“

Das rationale Denken meiner Mutter ist wie immer gleich null, aber lassen wir das. Und außerdem was soll Mana mir denn tun? Mich mit Wattebällchen bewerfen?
 

„Danke Papa“, flüstere ich leise und gehe dann auf mein Zimmer. Ich sollte schon mal die neuen Sachen in meinen Reisetaschen verstauen. Morgen hab ich lange Schule und noch Mal Nachhilfe, die heute hab ich auch auf morgen verschoben. Dann nur noch Mittwoch und Donnerstag, nach der Schule geht es schon auf nach Berlin. Demnach ist es besser, wenn ich jetzt schon anfange, mir zumindest schon mal aufzuschreiben, was ich alles mitnehmen muss. Sonst vergesse ich ja doch die Hälfte. Guckt nicht so überrascht, mein Zweitname ist nicht grundlos ‚Chaosqueen’

.

*Zeitsprung: Donnerstag*
 

Heute ist der letzte Tag bei meiner Familie, Mana lässt mich gleich nach Schulschluss abholen, das heißt, nicht ganz. Ne halbe Stunde später bei mir zu Hause, wegen meinem Gepäck. Dann geht es mit dem Tourbus heute Abend nach Berlin, morgen gibt Mana da Interviews und Samstag ist das Konzert. In München hat er letzten Samstag schon eins gegeben, deswegen fliegen wir auch Sonntag schon um vier Uhr in Berlin weg. Das kann ja was geben, gut, dass ich mit zum Konzert gehe, sonst würde ich niemals rechtzeitig aus dem Bett kommen, um den Flieger zu kriegen. Aber ich bin mal gespannt, bis jetzt war ich nur bei Dir en Grey, D’espairs Ray käme als nächstes, aber hey, das kann ich auch in Japan gucken. Wie so manch anderes.

So, noch mal ein letztes Checkup meiner Liste. Poster hab ich gestern Abend alle abgehangen und in meinen Karton gepackt, die Bücher sind auch drin, PC, meinte Mana, bräuchte ich nicht mitnehmen, dabei hatte er dann wieder diesen ‚ich spiele gerne Weihnachtsmann’ -Blick drauf… *drop*. Klamotten sind in den beiden Reisetaschen, der Schrank ist zumindest leer, ja, ich denke, ich sollte alles haben. Von Losti habe ich mich gestern schon verabschiedet, meiner Klasse sage ich heute Bescheid, das Chibi weiß es schon, der muss ich nur noch Tschüss sagen. Ein bisschen traurig bin ich schon, aber jedes Ende ist auch ein Anfang und diesmal freue ich mich auf das, was kommen wird, mehr, als ich das vermissen werde, was hinter mir liegt. Außerdem gibt es ja noch das Internet, um in Kontakt zu bleiben. Demnach werde ich sie ja nicht verlieren, ich sehe sie halt nur nicht mehr täglich.

Oh, so langsam muss ich mich auf den Weg zur Schule machen. Ein letzter Blick in mein Zimmer, da ich mir geschworen habe, vor meiner Abreise nicht mehr hier rauf zu gehen. Nicht, weil ich es mir anders überlegen könnte, sondern, weil das heute wirklich ein Schnitt werden soll. Heute beginnt mein neues Leben.

Normalerweise nehme ich morgens das Fahrrad, da ich nur einen knappen Kilometer von meiner Schule entfernt wohne, aber heute trage ich eins von den Kleidern, die Mana mir geschenkt hat, damit geht das ja nun wirklich nicht. Außerdem hab ich ne halbe Stunde gewerkelt, bis meine Haare so glatt waren, da werde ich bestimmt nicht mit dem Fahrrad fahren, sonst sehe ich ja nachher aus wie ein Windhund, und das brauch ich echt nicht. Deshalb fährt meine Mum mich eben bis zur Schule. Sie ist zwar immer noch nicht hundertprozentig mit meiner Abreise einverstanden, aber sie akzeptiert es so, wie es ist. Im Auto herrscht stille, keiner von uns beiden spricht ein Wort. Sie, weil sie nicht weiß, was sie sagen soll, und ich, weil ich in Gedanken schon mit ganz anderen Dingen beschäftigt bin. Ich weiß noch nicht genau, was ich meiner Klasse sagen will, aber ich will nicht einfach verschwinden, ohne etwas gesagt zu haben. Ich weiß, dass viele meiner Klassenkameraden sich über meine Abreise freuen werden, die meisten sogar. Ich habe es nie darauf angelegt, „beliebt“ zu werden, ich habe mein Leben schon immer so gelebt, wie ich es leben wollte, egal, wer was dagegen hatte. Aber es werden mit Sicherheit auch ein paar wenige sein, die mein Weggehen bedauern werden. Und dann werden die da sein, die sich mit mir freuen, weil sie genau wissen, was mir das alles bedeutet.

Als ich aus dem Auto steige und mich von meiner Mutter verabschiede, werfen mir die ersten schon seltsame blicke zu, denn hierzulande sieht man nun mal nicht alle Tage eine komplett gestylte Gothic Lolita. Je weiter ich mich der Schule nähere, desto häufiger werden auch die Blicke, die sich auf mich richten. In den meisten Gruppen wird bereits getuschelt. Aber das kenne ich schon von den früheren Strangedays. Nun habe ich die Treppe erreicht, über die man den Schulhof betritt und wirklich alles starrt mich an. Irgendwie schon ein lustiges Gefühl, könnte ich mich dran gewöhnen.

Erstmal gehe ich wie gewohnt zum Chibi, aber auch die sieht heute sehr strange aus. Nach der allmorgendlichen Begrüßung grinst sie mich frech an.

„Ich dachte mir, bevor du dich dann ins Schlaraffenland begibst, muss ich doch auch noch mal einen Strangeday mit dir machen. Aber, dass du gleich so übertreibst, hätte ich nicht gedacht. Ist das eins von den Kleidern die dir Mana geschenkt hat?“

„Ja, wie findest du es?“

„Mich würden keine zehn Pferde in so nen Fummel kriegen, aber ansonsten ist es toll. Aber wie hast du es auf den Plateaus bis hierher geschafft, ohne dir was zu brechen?“, kommt natürlich wieder ein spöttischer Satz von ihr.

„Keine Ahnung, ich hab die in letzter Zeit bei den ganzen Shootings getragen, wahrscheinlich hab ich mich schon dran gewöhnt. Mana ist in der Hinsicht ein guter Lehrer, aber er ist insgesamt ein viel umgänglicherer Mensch, als ich dachte“, erzähle ich ihr von meinen Eindrücken der letzten Tage. Als ich ihr Dienstag von der ganzen Geschichte erzählt habe, hat sie es mir erstmal nicht glauben wollen, bis ich ihr die Polaroids gezeigt habe, die K am Tag davor beim Shoppen gemacht hat.

„Bist du nervös?“, fragt sie mich leise.

„Ein bisschen, ich meine, ich kenne Mana kaum und soll jetzt bei ihm wohnen und das auch noch in einem Land, das ich bis jetzt nur aus Zeitungen kenne. Und irgendwie vermisse ich euch jetzt schon, aber ich denke, das gibt sich, wenn ich in Japan bin und bis über beide Ohren in Arbeit stecke“, irgendwie habe ich langsam doch Angst vorm Abschied nehmen, aber jetzt ist es entschieden, kneifen gilt nicht.

Es klingelt, das heißt, auf in die Klasse. Oh weh, erst Musik und dann Bio… In Deutsch will ich der Klasse dann sagen, was los ist. Meine Lehrerin weiß schon Bescheid und war einverstanden, dass ich das in ihrer Stunde mache. Also erstmal Musik und Bio überstehen. Ich denke, jeder kann sich vorstellen, dass meine Beteiligung in den beiden Stunden zu wünschen übrig lässt, immerhin kommt auch in mir langsam die endgültige Erkenntnis hoch, dass ich das wirklich nicht träume. Ich weiß, die hatte ich Montag schon, aber da war das alles noch immer so unwirklich. Doch jetzt kann ich wirklich Pläne machen. Ich meine, Mana lebt in Tokyo, zwar nicht zentral, aber so, dass man mit der Straßenbahn innerhalb von einer halben Stunde im Zentrum ist. Ich kann auf Konzerte gehen, Shibuya leer kaufen oder auf der Harajuku-Brücke cosplayen. Vielleicht auch mal zum Karaoke, wenn ich Lust hab. Wie es wohl an meiner neuen Schule sein wird? Ich mein, unterricht auf Englisch? Andererseits, mein Englisch ist ganz gut, das dürfte keine Probleme geben.

Aufgrund meiner Unaufmerksamkeit wundert es auch niemanden, dass mein Biolehrer mich nach der Stunde zu sich bittet.

„Ja Herr H.?“, frage ich ihn, schließlich ist das Lehrerkollegium bereits informiert.

„Ich wollte dir für deinen weiteren Weg viel Glück wünschen. Komm doch mal vorbei, wenn du wieder in Deutschland bist“, lächelt er mich an. Kein Wunder, er war lange mein Klassenlehrer und gehört zu den Lehrern hier, die mich am besten kennen. Dementsprechend wusste er auch von meinen Zukunftsplänen bezüglich Japan.

„Dankeschön, das werde ich tun, ich denke mal, spätestens nächstes Jahr komm ich kurz nach Deutschland. Mana nimmt mich ja mit her, wenn er hier Konzerte oder ähnliches gibt.“

Herr H. nickt und entlässt mich dann in die Pause, dort wartet Chi bereits auf mich.

„Noch vier Stunden, dann sehen wir uns ein Jahr nicht mehr, oder?“

„Ja, Mana meint, er würde erst nächstes Jahr wieder nach Deutschland kommen, aber zwischendurch steht Frankreich auf dem Plan, vielleicht komm ich dann mal vorbei“, antworte ich ihr, langsam wird es echt schwer, nicht zu heulen. Aber das wäre ja so unwischu.

Am Anfang der Deutschstunde fragt unsere Lehrerin eben ab, wer die Hausaufgaben hat, bevor sie sich schließlich an mich wendet.

„Katharina, du wolltest den anderen noch was sagen. Möchtest du nicht nach vorne kommen?“

Ich nicke nur, anscheinend färbt Mana schon ab. Vorne lehne ich mich ans Pult und lasse meinen Blick über die Klasse schweifen. Mit jedem Gesicht sind Erinnerungen verbunden, gute wie schlechte. Irgendwie ist es seltsam, dass das heute wirklich das letzte Mal ist, das ich ihnen als Mitschüler gegenüberstehe. Die meisten werde ich wahrscheinlich nie wieder sehen. Ich lasse noch mal alle Erlebnisse Revue passieren, die mich mit ihnen für immer verbinden. „Tja, ich hab zwei Stunden zeit gehabt, mir zu überlegen, was ich euch eigentlich genau sagen will, und jetzt stehe ich hier und weiß es nicht mehr. Aber bevor ich euch mal wieder auf die Nerven falle, fasse ich mich einfach kurz, um den heißen Brei reden bringt eh nichts: Heute bin ich das letzte Mal mit euch in einer Klasse, ich fahre heute Abend nach Berlin und verlasse Sonntag das Land. Ich besuche ab dem ersten Oktober eine schule in Tokyo“, damit habe ich die Katze aus dem Sack gelassen. In den meisten Gesichtern spiegelt sich vor allem Unglaube wieder. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass hier niemand von den Geschehnissen des Wochenendes weiß. Ich sehe meine Pflicht als erfüllt an und gehe zu meinem Platz zurück.

„Sie können jetzt mit dem Unterricht weitermachen, ich habe alles Wichtige gesagt“, spreche ich meine Lehrerin an, die verstehend nickt. Ich will mich jetzt nicht unbedingt den Fragen meiner Mitschüler stellen, nicht jetzt, wo ich es nie mehr rückgängig machen kann.

Am ende des Schultags verabschiede ich mich dann doch unter Tränen von Chi.

„Bye, Chibi, mach’s gut, und wehe, du schickst mir nicht mindestens einmal die Woche eine Mail.“

„Das Gleiche wollte ich auch sagen, TenTen. Viel Spaß in Japan, ich wünsch dir alles Gute“, meint auch sie und entgegen ihres Charakters schimmern auch ihre Augen. Nach und nach kommen nun auch meine Klassenkameraden, nachdem ich eben praktisch aus Chemie geflüchtet bin, und verabschieden sich von mir. Okay, die meisten hatten eh andere Fächer. Fast eine Viertelstunde stehe ich hier und verabschiede mich von allen, bevor ich zum Parkplatz gehe, wo auch meine Mutter wartet.

Zuhause trinke ich noch einen Cappuccino, den brauch ich jetzt. Meine Mutter sitzt mit mir am Küchentisch. Meinem Vater habe ich heute Morgen schon auf Wiedersehen gesagt, bevor er zur Arbeit gefahren ist, genau, wie meinem Bruder, der ja auch früh zur Schule weg muss. Gegen vierzehn Uhr klingelt es dann auch und unerwarteter Weise kommt K mich abholen. Ich dachte, Mana schickt einen von seinen Chauffeuren. Aber das ist mir lieber, K kenne ich ja schließlich.

„Tja Mama, dann heißt es wohl auf Wiedersehen sagen. Mach’s gut, jetzt hast du ja eine Nervensäge weniger im Haus“, meine ich scherzhaft und stehe auf. Auch meine Mutter erhebt mich, sie weint mittlerweile.

„Ich will nicht, dass du gehst, du bist doch mein kleines Mädchen. Meine große, vernünftige“, meint sie als sie mich an sich drückt.

„Ich muss gehen, und ich bleibe doch deine Tochter. Du bist meine Mutter, meine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Das wird sich nie ändern. Sayonara okaa-san.“

Damit mache ich mich von ihr los, nehme die letzte Tasche, die K noch nicht ins Auto gebracht hat und steige zu ihm in die Wagen.

Sayonara, altes Leben.
 

*~*owari*~*

Das wars für dieses Mal. Ich hoffe es hat euch gefallen.

Ya Mata ne

Tenshi



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kimochi-chan
2008-04-03T20:49:16+00:00 03.04.2008 22:49
Traumhaft schön geschrieben.
Mehr kann ich dazu einfach nicht sagen...
Von: abgemeldet
2006-11-25T17:03:32+00:00 25.11.2006 18:03
hi ya! Hab das Kapitel gelesen, als ich ammiland war...aber vergessen nenen kommentar zu hinterlassen...Asche auf mein Haupt! Aber ich find du hast das Kapitelchen richtig schön hingekriegt. Ich mag deinen Stil. Wär toll wenn du mir ne ENS schickst, wenn du weiter geschrieben hast.
Allte Liebe
dat dreamy
Von:  Chopperina
2006-10-12T19:19:24+00:00 12.10.2006 21:19
Aiaiai, das Ende hast du sehr schön gemacht >___<
Sehr traurig! ><'
Versuch bitte schnell weiter zuschreiben, ich will wissen, wie es weitergeht...


Zurück