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Angel or Demon?

von

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#14: Das Spiel mit dem Feuer

"Scheiße.", fluchte Hideto immer wieder leise vor sich hin und rieb sich die Augen. War das zu fassen? Er saß hier und heulte wie ein kleines Baby. Das wirklich Schlimme daran war aber, dass er nicht mehr aufhören konnte. Er konnte es aus irgend einem Grund nicht. Die Tränen flossen nur immer weiter und schon bald begann er ungewollt zu schluchzen. Er kam sich so unendlich bescheuert vor. Dabei wollte er doch alles andere als schwach erscheinen. Doch je mehr er versuchte, sich wieder zu beruhigen, desto mehr steigerte er sich hinein. Tetsu brach es beinahe das Herz, ihn so zu sehen. Er wollte ihn irgendwie trösten, doch wusste er in seiner Hilflosigkeit nicht, wie er das anstellen sollte.

"Tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe, obwohl ich doch weiß...", flüsterte er leise. Dabei streckte er die Hand nach ihm aus, zögerte aber ihn zu berühren und zog sie wieder zurück. In diesem Moment schüttelte Hideto schon den Kopf. "Das...", setzte er an, bekam seine Stimme jedoch nicht unter Kontrolle. Frustriert strich er sich wieder über die Augen und Stirn und zwang sich, ordentlich und ruhig zu atmen.

"Das ist es nicht.", brachte er seinen Satz schließlich mit immer noch brüchiger Stimme zuende.
 

"Was ist es dann?", wollte Tetsu wissen und sah ihm direkt ins Gesicht. Hideto zuckte nur leicht mit den Mundwinkeln und schüttelte erneut den Kopf.

"Keine Ahnung, wie ich das erklären soll...", murmelte er vor sich hin und blickte auf den Fluss hinaus.

"Versuch es einfach?", schlug Tetsu nach einer kleinen Weile an. Hideto zuckte nur mit den Schultern. Doch als er nach den richtigen Worten suchte, begann alles wieder von vorn. Die Tränen rannen ihm die Wangen hinab und sein Atem wurde wieder unregelmäßiger. Diesmal zögerte Tetsu nicht. Er rückte ein wenig näher an seinen Freund heran und strich ihm leicht durch das helle Haar. Da überkam es Hideto, sich einfach in seine Arme zu werfen. Gerade noch rechtzeitig fiel ihm wieder ein, dass dies keine besonders gute Idee war und fing sich mitten in der Bewegung ab. Nur mit Mühe und Not konnte er sich eine Entschuldigung abringen. Dass sich Hideto selbst in einem so aufgelösten Zustand noch an Tetsus Probleme erinnerte, rührte diesen zutiefst. Er legte beide Hände an Hidetos Wangen, strich vorsichtig darüber und zog seine Stirn an die eigene. Er wollte ihm zeigen, dass er trotz allem für ihn da war und ihn - soweit er dazu überhaupt in der Lage war - trösten würde. Als Hideto schließlich damit begann, sich beim Weinen nach vorn zu krümmen, ließ er ihn den Kopf auf eines seiner Beine legen. Inzwischen war Hideto so zusammen gerutscht, dass er auf dem Weg lag. Vorsichtig ließ Tetsu seine Finger durch das lange Haar gleiten und verursachte bei Hideto so einen wohligen Schauer. Nach ein paar Minuten hatte er sich zum zweiten Male wieder beruhigt, blieb allerdings weiter liegen. Er genoss die Nähe, die Tetsu ihm auf seine ganz eigene Art und Weise zu schenken vermochte.
 

Er blieb so lange liegen, bis Tetsu ihm über den Arm strich und vorschlug, dass sie besser gehen sollten. Nickend richtete er sich wieder auf und murmelte eine Entschuldigung vor sich hin. Irgendwie machte Hideto noch immer einen sehr zerknitterten Eindruck, weshalb Tetsu sich einen Ruck gab und seine Hand ergriff.

"Komm...", lächelte er ihn wohlwollend an und zog ihn in Richtung ihrer Wohnungen. Hideto folgte ihm nur stumm und wühlte vor seiner Haustür den Schlüssel aus der Tasche. Doch noch bevor er aufschloss, wandte er sich an seinen Begleiter.

"Also... danke nochmal. Für alles.", murmelte er vor sich hin, ohne Tetsu dabei anzusehen.

"Darf ich nicht mit hochkommen?", erwiderte dieser zu überrascht, um genauer auf seine Worte zu achten. Einen Moment blinzelte Hideto ihn ebenso überrascht an.

"Doch!", hatte er seine Stimme nach nur wenigen Minuten wiedergefunden.

"Sicher darfst du. Es ist... nur nicht so toll da oben." Verlegen kratzte er sich am Kopf und sah wieder beiseite. Irgendwie schämte er sich nun doch für seine kleine Bruchbude. Andererseits sah Tetsu nun schon wieder so glücklich aus, dass er ihn gar nicht mehr abschieben konnte. Und eigentlich wollte er das auch gar nicht. Außerdem hatte er schon genug Nächte ohne ihn aushalten müssen - fand er jedenfalls. So schnell wie möglich öffnete er die Tür - nicht dass Tetsu es sich doch noch anders überlegte. Im Flur angekommen seufzte Hideto leise, hielt aber einladend einen Arm auf.

"Willkommen.", lächelte er etwas verlegen und schloss die Tür hinter ihnen wieder.
 

Neugierig sah sich Tetsu in der für ihn fremden Wohnung um. Bereits nach dem ersten Schritt fühlte er sich so bedrückt. Alles wirkte so kalt und herzlos. Aber vor allem wirkte es furchtbar einsam. Da wusste er, warum Hideto so selten hierher kommen wollte. Es war einfach kein richtiges Zuhause. Das hier waren nur ein paar kahle, kalte Wände. Mehr nicht. Er wusste irgendwie nicht, was er sagen sollte. Einerseits fand er es gänzlich unpassend, Hideto darauf aufmerksam zu machen - zumal er sicher selbst am besten wusste, wie dieser Ort wirkte - doch andererseits wollte er ihn auch nicht anlügen und etwas von 'schön' oder 'nett' faseln. Er überlegte weiter, als er hinter sich ein Räuspern hörte und drehte sich um.

"Also...", murmelte Hideto weiter und deutete in eine Richtung, "Mein Zimmer ist da hinten." Er zeigte ihm noch schnell das Wohnzimmer, das Bad und die Küche. Schließlich gingen sie gemeinsam in sein Zimmer und setzten sich dort auf das Bett. Zunächst waren sie beide ein wenig verklemmt und bekamen nur sehr stockend ein Gespräch zustande. Nach nur wenigen Minuten hielt Tetsu es jedoch nicht mehr aus.

"Haido...", sprach er ihn wieder an und blickte ihm direkt ins Gesicht. Doch als er sah, wie angeschwollen die Wange seines Freundes war, blieb ihm seine Frage im Halse stecken. Statt sie auszusprechen sah er ihn etwas erschrocken an.

"Scheiße...", murmelte er und rückte ein Stück näher an ihn heran, um sich das genauer ansehen zu können. Vorsichtig tastete er die Stelle ab, wobei Hideto leicht zusammen zuckte.

"So sehr hab ich doch gar nicht zugehauen.", wunderte er sich und sah schuldbewusst zu Boden, "Tut mir leid." Hideto schüttelte aber nur den Kopf.

"Ist schon in Ordnung.", versicherte er, "Schätze, ich hatte so etwas einfach mal nötig."
 

Statt zu antworten stand Tetsu vom Bett auf und suchte in der Küche nach etwas Eis. Da er allerdings nicht fündig wurde, schnappte er sich einen Lappen und hielt ihn unters kalte Wasser. Damit ging er zu Hideto zurück und drückte es ihm behutsam auf die Wange. Auch diesmal zuckte der Blonde ein klein wenig, sagte allerdings nichts dazu.

"Tut mir leid...", murmelte Tetsu wieder und sah ihn besorgt an.

"Es ist nicht so schlimm, wirklich.", wiederholte Hideto und lächelte. Tetsu nickte nur leicht, bevor er sich wieder erhob und den Raum verließ. Er kam mit einer kleinen Schüssel kaltem Wasser zurück und stellte sie neben dem Bett auf den Boden. So konnten sie den Lappen immer wieder abkühlen und frisch auf die Wange legen.

"Nun erklär mir mal bitte, was du eigentlich auf diesem Klappergerüst zu suchen hattest.", griff Tetsu seinen Gedanken von vorhin wieder auf, als er den Lappen wieder einmal frisch an die geschwollene Stelle drückte. Hideto seufzte nur schwer.

"Du wirst es für bescheuert halten.", murmelte er und sah beiseite, "Und wahrscheinlich wirst du noch wütender auf mich sein."

"Ich bin nich wütend auf dich.", erwiderte Tetsu leise, "Ich hatte nur einfach eine scheiß Angst um dich. Und als du dann auch noch wolltest, dass ich loslasse... und diese ganzen anderen Dinge gesagt hast, sind wohl irgendwie die Pferde mit mir durchgegangen." Schweigen machte sich zwischen ihnen breit, so dass Tetsu sich dafür entschied, einfach weiter zu sprechen.

"Du bist mir einfach sehr wichtig geworden.", erklärte er, "Das ist mir vor allem in den letzten Tagen aufgefallen. Allein bei dem Gedanken, dass du da heute ganz leicht hättest draufgehen können..." Nun war er es, der schwer seufzte und die Tränen zurückhalten musste.
 

"Entschuldige.", meldete sich Hideto nach einer kleinen Pause wieder zu Wort, "Ich war wohl zu viel mit mir selbst beschäftigt. Und zu tief im Selbstmitleid versunken." Er wandte ihm wieder das Gesicht zu.

"Es kommt nie wieder vor. Versprochen." Tetsu freute sich sichtlich und nickte.

"Schön zu wissen." Dann aber konnte er dem Drang, ihm ordentlich durch die helle Haarpracht zu wuscheln, nicht mehr widerstehen. Hideto protestierte einen kurzen Moment, ließ es schließlich aber zu und neigte den Kopf nach unten. Als Tetsu schließlich damit beschäftigt war, die Haare wieder zu richten, fing er an zu erzählen.

"Ich weiß, es war schwachsinnig, aber es sollte eine Art Beweis sein, dass ich noch zu ihnen gehöre." Für einen Moment war Tetsu verwirrt.

"Zu ihnen?", hakte er nach. "Die Cats.", erklärte Hideto, ohne dass er ihm dabei ins Gesicht sehen konnte, "Ich war heute dort, seit langem..."

"Jetzt sag mir nicht, dass sie das von dir verlangt haben!", empörte sich Tetsu, doch Hideto schüttelte den Kopf.

"Nicht 'sie'...", versuchte er die Situation zu beschreiben, "Es war nur eine von ihnen. Und sie hat es auch nicht direkt verlangt." Diesmal seufzte er genervt auf, legte den Kopf in beide Hände und raufte sich die Haare. Fluchend setzte er sich wieder auf.

"Ich bin so ein Trottel!", schimpfte er über sich selbst, "Ich hab mich von ihr provozieren lassen, obwohl ich doch genau weiß, dass sie mich nicht leiden kann." Kurz blinzelte Tetsu ihn an.

"Dann bist du tatsächlich ein Riesentrottel.", bestätigte er.

"Danke...", murrte Hideto, was Tetsu widerum schmunzeln ließ. Er tauchte den Lappen noch einmal ins kalte Wasser und wrang ihn anschließend aus, bevor er ihn ordentlich zusammengefaltet an die malträtierte Wange legte. Nur wenige Momente später berührte Hideto die Hand, die den Lappen festhielt.

"Ich hatte einfach das Gefühl, nirgendwo mehr erwünscht zu sein oder hinzugehören...", gab er zu, "Aber als du dann da oben standest, hat es mir glatt die Sprache verschlagen. Und dann... dann hast du all diese Dinge gesagt."

Kurz schüttelte er mit einem traurigen Lächeln den Kopf, bevor er fortfuhr: "Und irgendwie hat mich das dann so glücklich gemacht, dass ich einfach wie ein verdammtes Kleinkind heulen musste. Das hat mir viel bedeutet." Die beiden Jungen sahen sich einen Moment in die Augen, bis Tetsu das Stückchen Stoff in seiner Hand wieder beiseite legte und Hideto ernst ansah.
 

"Weißt du, das mag jetzt vielleicht seltsam klingen, aber eigentlich solltest du genau wissen, dass du deinen Platz bei mir sicher hast. Wenn ich von deiner Allergie gewusst hätte, hätte ich versucht, Nana woanders unterzubringen. Es tut mir leid." Hideto zuckte leicht mit den Schultern.

"Ist ja nicht so, dass mir das auf der Stirn geschrieben steht.", lächelte er, "Also mach dir da mal keine Gedanken." Tetsu nickte.

"Wie gesagt, du bist bei mir immer willkommen. Ich hab dich die Tage richtig scheiße vermisst, wenn ich ehrlich sein soll." Hideto presste die Lippen einen kurzen Moment aufeinander und nickte.

"Ich dich auch...", hauchte er ungewollt leise und kam ihm ein Stück näher, "Ich dich auch..." Noch bevor er richtig wusste, was er da tat, hatte er seine Hand an der Wange des anderen, die Augen geschlossen und ihre Lippen berührten einander sanft.

Tetsu selbst reagierte zunächst überhaupt nicht. Es war, als wäre er zu Stein erstarrt, er konnte sich keinen einzigen Zentimeter rühren. Er starrte Hideto nur mit überrascht aufgerissenen Augen an und konnte nicht recht glauben, was hier geschah. Mit einem Schlag hatte sich die ganze Situation verändert. Ihm wurde heiß und kalt zugleich, seine Gedanken überschlugen sich. Doch es dauerte nicht lange, bis sein Herz höher schlug und er überall ein leichtes Kribbeln spüren konnte. Fragen schossen ihm wirr und beinahe ungreifbar durch den Kopf. Träumte er? Oder passierte all das gerade wirklich? Wie war es nur dazu gekommen? Was sollte das alles? Warum tat Hideto das? Warum fühlte es sich so unbeschreiblich gut an? Und warum zur Hölle tat er immer noch nichts dagegen? Er sollte das doch eigentlich gar nicht zulassen, ihn von sich stoßen. Doch statt dessen schlossen sich nun auch seine Augen und er seufzte leise. Mehr noch, er begann sogar, den Kuss zu erwidern - und er wusste nicht, warum. Er tat es einfach, ohne weiter darüber nachzudenken. Dadurch wurde Hideto mutiger und er küsste ihn mit etwas mehr Nachdruck. Auch seine zweite Hand hatte bereits den Weg an Tetsu's andere Wange gefunden. Von dort aus wanderten beide ein klein wenig in Richtung Kinn und strichen mit den Daumen leicht über die Haut.
 

Als sie dann aber weiter zum Hemdkragen wollten, schreckte Tetsu auf. Er stieß Hideto von sich, so dass dieser beinahe vom Bett gefallen wäre, hätte er sich nicht halten können. Gleichzeitig sprang Tetsu auf und sah wie ein gehetztes Tier auf den anderen hinab. Panisch suchte er nach Worten, während er überrascht und fragend angesehen wurde.

"Ich...", stammelte Tetsu und gestikulierte planlos mit den Händen, "Ich... muss mal." Und schon im nächsten Augenblick war er aus dem Zimmer gestürmt und hatte sich im Bad eingeschlossen. Dort lehnte er sich mit immer noch wild klopfendem Herzen an die Tür und versuchte, sich irgendwie wieder zu beruhigen. Als ihm richtig bewusst wurde, was sie gerade getan hatten, hielt er sich die Hand vor den Mund und rutschte auf den Boden hinab. Gleich darauf begannen seine Hände zu zittern. Klasse! Das hatte er ja wirklich supter hinbekommen. Wie sollte er Hideto denn nun gegenüber treten? Und was hatte er sich nur dabei gedacht, auch noch darauf einzugehen? Aber ja, er hatte gar nichts gedacht. Er hatte sich einfach von allem treiben lassen. Er konnte... Er durfte doch niemanden so nah an sich heran lassen! Er durfte niemanden lieben. Nie wieder. Gott, er war ja so dumm! Gerade fing er an, vor Verzweiflung und Ratlosigkeit zu fluchen, als ihn Hidetos Klopfen von draußen erschrocken zusammen fahren ließ. Dieser versuchte nun schon zum fünften oder sechsten Mal, eine Antwort zu erhalten und war nun deshalb lauter geworden.

"Lass mich allein!", lautete sie nun. Doch Hideto was keinesfalls gewillt, dieser Bitte auch Folge zu leisten.

"Tetsu, es tut mir leid!", entschuldigte er sich aufrichtig, "Ich weiß nicht, was da in mich gefahren ist." Wieder erhielt er keine Antwort.

"Komm da raus, bitte!", flehte er. Nach einiger Zeit lehnte er den Kopf gegen die Tür und seufzte. Irgendwie lief heute sehr viel verdammt schief.

"Ich tu es auch nie wieder.", versprach er schließlich, "Tetsu, bitte!" Es dauerte wieder, bis Tetsu reagierte.

"Lass mich doch einfach nur für ein paar Minuten allein, ja?", rief Tetsu durch die Tür und Hideto gab sich geschlagen.

"Okay.", nickte er, "Okay..."
 

Für einen Moment blieb er noch vor dem Bad stehen, strich sich frustriert durchs Haar und ging schließlich ohne einen besonderen Grund, dafür aber mit einem leisen Fluch auf den Lippen ins Wohnzimmer. Dort ließ er sich auf dem Sofa nieder und vergrub den Kopf in den Händen.

Und wieder verfluchte er sich selbst, dass er ein solcher Volltrottel war und ihre Freundschaft - schon wieder - riskierte. Das wie vielte Mal war das nun eigentlich? Es fühlte sich wie das zehntausendste an... Wie konnte man auch so blöd sein und ein und dieselbe Grenze so oft überschreiten? Ob Tetsu ihm das je verzeihen würde? Konnte er ihm denn überhaupt noch glauben, dass nie wieder etwas geschehen würde? Konnte er ihm noch vertrauen? Wahrscheinlich nicht, sehr wahrscheinlich sogar. Hideto wusste doch ganz genau, dass an einem solchen Versprechen von nun an stets Zweifel lasten würden. Er wusste doch ganz genau, wie es sich anfühlte, wenn ein 'Ich tu es nie wieder.' gebrochen wurde, immerhin hatte er es selbst oft genug schmerzlich zu spüren bekommen.

Als er weiter so auf dem Sofa saß und sich den Kopf über alles zerbrach - die Vergangenheit, die Familie, die Situation eben oder was er nun tun sollte - bemerkte er, dass es furchtbar kalt im Zimmer war. Er fror und damit er wenigstens irgend etwas tat und nicht nur sinnlos herumsaß, stand er auf und ging zu dem kleinen Kamin in der Ecke. Er griff nach ein paar der größeren und kleineren Holzstücke und legte sie in die Öffnung. Mit Papier und dünnen Holzstreifen angefacht knisterte das Feuer schon bald gemütlich vor sich hin. Hideto blieb noch ein wenig davor hocken und starrte in die tanzenden Flammen, während er sich wieder in seinen Gedanken verlor. Erst Tetsu's Schrei, der von der Tür herrührte, holte ihn in die Gegenwart zurück und er drehte sich erschrocken zu ihm um. Er konnte gerade noch sehen, wie sich Tetsu an den Türrahmen klammerte und zitternd daran herabsank, während er mit aufgerissenen Augen zu ihm starrte.
 

Das war kein gutes Zeichen, erkannte Hideto sofort und sprang auf, um zu ihm zu eilen. Tetsu kauerte sich inzwischen mit dem ganzen Körper an den Rahmen und hatte die Hände an den gesenkten Kopf gepresst. Er zitterte noch stärker, atmete unregelmäßig und machte einen vollkommen abwesenden Eindruck. Hilflos stand Hideto vor ihm und wusste nicht, was er tun sollte. Wie auch? Er wusste ja nicht einmal, was eigentlich los war. Er entschied sich dazu, sich erst einmal vor ihn hin zu knien und ihn anzusprechen. Da bemerkte er, dass sich Tetsus Lippen immer wieder bewegten, als würde er etwas sagen. Oder eher murmeln. Er versuchte, es zu verstehen, beugte sich nur näher zu ihm hin.

"Was...?", fragte er kurz darauf, als er zugeben musste, dass er es eben nicht verstehen konnte. Nun tropften auch noch dicke Tränen von Tetsus Wangen herab, er fing an zu schluchzen und seine Finger krallten sich ins schwarze Haar. Das Zittern verstärkte sich sogar noch einmal und Tetsu krümmte sich wimmernd zusammen. Es tat Hideto in der Seele weh, ihn so zu sehen und nichts tun zu können.

"Hey...", versuchte er wieder, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und berührte eine seiner Hände. Augenblicklich warf sich Tetsu in seine Arme, sodass Hideto einen kleinen, erschrockenen Schrei ausstieß. Doch er versuchte, ihm irgendwie Halt zu geben und wich nicht einen Zentimeter von seiner Seite. Tetsus Arme waren nun um seinen Nacken geschlugen und er krallte sich in sein Hemd. Wieder sprach er so leise vor sich hin, dass er ihn nicht verstehen konnte. Hideto konnte sein Zittern am ganzen Körper spüren und hätte vor Hilflosigkeit am liebsten selbst losgeschrien. Doch er riss sich zusammen und konnte sich endlich dazu durchringen, die eigenen Arme auf seinen Rücken zu legen und ihn an sich zu drücken. Diese ganze 'Nicht-anfassen-Sache' stand doch sowieso noch zwischen ihnen, oder? Was hatte er also groß zu verlieren?
 

Er versuchte, ihn irgendwie zu beruhigen, sprach sanft auf ihn ein, versuchte ihm zu zeigen, dass er bei ihm war, und strich ihm über den Rücken. Dabei verschob er versehentlich das Hemd ein kleines Stück nach oben und seine Finger berührten die darunter befindliche Haut. Und Hideto stutzte. Er runzelte die Stirn und tastete gleich darauf vorsichtig noch einmal darüber - nur um sicherzugehen, dass ihn sein Tastsinn nicht im Stich gelassen hatte. Als er feststellte, dass er sich das nicht nur eingebildet hatte, bekam er ein mieses Gefühl. Ein ganz mieses Gefühl. Die Haut, die er da unter seinen Fingern spürte, schien alles andere als normal zu sein. Sie war uneben. Tatsächlich fühlte sie sich sehr vernarbt an. Und das auch nicht nur an einer Stelle, nein. Es war im Grunde egal, wohin er fasste. Er konnte einfach nicht anders, er musste nachsehen. So zog er das Hemd noch ein Stück höher und blickte über Tetsus Schulter hinab. Was er da sah, verschlug ihm mehr als nur die Sprache. Er musste schwer schlucken. Brandnarben. Überall. Sie schienen gar kein Ende nehmen zu wollen. Und mit einem Schlag wurde ihm so vieles klar. Warum Tetsu immer lange und dicke Kleidung trug. Warum er solche Berührungsängste hatte. Und warum er vor dem Sportunterricht immer schon umgezogen war, bevor alle anderen kamen. Oder warum er sich in einer der Toiletten umzog, wenn doch schon jemand da war. Einfach alles. Sein gesamtes Verhalten machte auf einmal Sinn. Einen wahrhaft schrecklichen Sinn, wie Hideto fand.
 

Tetsu wimmerte immer noch in seinen Armen. Nur, dass Hideto seine Worte jetzt verstehen konnte.

"Mach es aus. Mach es aus..." Und wieder wurde ihm mit einem Schlag klar, was los war. Das Feuer im Kamin war mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit kein sehr erfreulicher Anblick gewesen. Er versuchte, sich vorsichtig aus seiner Umklammerung zu lösen. Dabei wurde Tetsu nur wieder panischer. Um ihn zumindest ein kleines Gefühl der Sicherheit zu geben, gab er ihm ein Küsschen auf die Stirn und drückte kurz seine Hände.

"Ich bin gleich wieder da, keine Angst.", versicherte er ihm, bevor er so schnell wie möglich die Schüssel Wasser aus dem Zimmer holte und es in den Kamin kippte. Laut zischend ging das Feuer aus. Tetsu schrie. Tetsu schrie lauter und schriller als zuvor. Er hielt sich die Ohren zu und schrie immer wieder von neuem. Schnell hastete Hideto zu ihm zurück und nahm ihn wieder in die Arme, wiegte ihn ein wenig hin und her.

"Ist ja gut...", flüsterte er und strich ihm durchs Haar, "Es ist aus. Hörst du? Es ist aus. Du brauchst keine Angst mehr zu haben." Da sich Tetsu jedoch nur schwer davon überzeugen ließ, hob er ihn kurzerhand auf die Arme und trug ihn zurück in das Zimmer, in dem sie vorhin noch gesessen hatten. Er setzte sich mit ihm wieder aufs Bett, behielt ihn im Arm und sprach weiter auf ihn ein.
 

Tetsu erlebte derweil die Hölle auf Erden. Erinnerungen und Bilder stürzten erbarmungslos auf ihn ein. Der Ausflug, der See, das Lagerfeuer, das leise vor sich hin geknistert hatte. Er spürte wieder den Pullover auf seiner Haut, den er an jenem Tag getragen hatte. Er spürte wieder, wie sich das Feuer durch seine Haut fraß, sah die erschrockenen Gesichter seiner alten Schulkameraden vor sich. Er hörte wieder die Schreie der anderen. Sein eigener hallte ihm wie damals in den Ohren wider. Er spürte wieder die Angst in den Knochen. Die Panik, die damals von ihm Besitz ergriffen hatte. Und genau wie damals drehte sich alles um ihn herum. Schließlich überrollte ihn die Erinnerung an den Schmerz, der auch dann noch angehalten hatte, nachdem er in den See gesprungen war. Alles hatte gebrannt, so furchtbar gebrannt... Und dieses schreckliche Zischen! Er hörte die Sirenen des Krankenwagens wieder, sah den Notarzt und schließlich den Arzt aus dem Krankenhaus über sich gebeugt. Dann sah er sein Krankenhauszimmer mit den weißen Wänden und der weißen Bettwäsche. Die Schwestern und ihre widerlich mitleidigen Blicke immer, die besorgten Gesichter seiner Eltern und schließlich die Anstalt. Die Anstalt, die ihn beinahe noch viel wahnsinniger gemacht hätte, als er bereits gewesen war. Tetsu wusste genau, dass all das bereits hinter ihm lag und nur Erinnerungen waren, doch es war alles so real, als hätte er eine Zeitreise gemacht. Sie hielten ihn fest, dachten nicht einmal daran, ihn wieder gehen zu lassen. Mehr noch, sie erdrückten ihn, so dass ihm kaum etwas anderes übrig blieb, als in sich hinein zu weinen. Solange, bis er sich in einen leichten Schlaf geweint hatte.
 

Hideto hatte vergeblich versucht, auf irgend eine Weise zu ihm durchzudringen. Tetsu hatte ihn einfach nicht gehört, ganz gleich, was er gesagt hatte. Er hatte es irgendwie gar nicht erst mitbekommen. Dementsprechend erleichtert war er auch, als er merkte, dass Tetsu eingeschlafen war. Er schlief zwar sehr unruhig, doch immerhin zitterte und weinte er vorerst nicht mehr. Behutsam legte er ihn ins Bett und deckte ihn zu, bevor er sich neben das Bett auf den Boden setzte, damit er ihn im Auge behalten konnte. Es dauerte auch nicht mehr lange, da schien Tetsu einen Alptraum zu haben. Er verzog das Gesicht und wurde noch unruhiger, daher entschied sich Hideto dazu, ihn besser aufzuwecken. Er sprach ihn wieder leise an und nahm vorsichtig seine Hand. Den Arm zu berühren, getraute er sich nicht mehr. Tetsu schreckte auf und sah sich ängstlich um. Sogleich tat Hideto sein möglichstes, ihm irgendwie begreiflich zu machen, dass er in Sicherheit war, dass ihm nichts geschehen konnte und dass er gerade nur geträumt hatte. Zwar sah Tetsu noch ziemlich durcheinander und mitgenommen aus, doch er nickte verstehend. Seufzend legte er den Kopf in seine Hände und schüttelte den Kopf.

"Tut mir leid...", murmelte er und blickte aus dem Fenster. Wieder breitete sich tiefes Schweigen zwischen den beiden aus.

"Tetsu...", meldete sich Hideto wieder zu Wort, woraufhin er müde und traurig angesehen wurde, "Ich denke, du solltest wissen, dass ich deine Narben vorhin gesehen habe."
 

"Oh...", war alles, was Tetsu darauf erwiderte.

"Aber das war keine Absicht. Das... ist einfach passiert.", beteuerte Hideto schnell und hoffte inständig, diese zufällige Entdeckung würde nicht alles noch weiter zerstören. Tetsu nickte nur so leicht, dass man es kaum sehen konnte. Sonst tat er absolut nichts, außer weiter im Bett zu sitzen und Löcher in die Gegend zu starren.

"Tut mir leid...", murmelte Hideto wieder, "Ich wollte nur ehrlich sein." Diesmal schüttelte Tetsu ebenfalls kaum merklich den Kopf, bevor er ihm den Blick wieder zuwandte.

"Mach dir keine Gedanken.", sagte er mit leiser, hauchdünner Stimme, "Ich wollte zwar nicht, dass jemand davon erfährt, aber seien wir doch mal realistisch. Ich hätte das nicht mein ganzes Leben lang vor allen verstecken können. Und vor allem nicht vor dir." Diesmal war es Hideto, der nur leicht nickte.

"Geht es dir denn jetzt wieder besser? Zumindest irgendwie...?", erkundigte er sich zurückhaltend, "Ich hatte gerade echt 'ne scheiß Angst um dich."

"Es geht mir gut.", nickte Tetsu und seufzte kurz, "Es geht mir gut. Es war nur... Es kam einfach alles wieder hoch. So plötzlich... Aber es geht mir gut." Er nickte noch ein paar Mal und wiederholte immer wieder, dass es ihm gut gehe - so als müsste er sich selbst erst von der Richtigkeit seiner Aussage überzeugen.
 

Einer inneren Eingebung folgend griff Hideto nach Tetsu's Hand, sah ihm dabei jedoch nichts ins Gesicht.

"Darf...", setzte er seine Frage unsicher an, "Darf ich dich in den Arm nehmen? Ich meine, es gibt ja nun nichts mehr vor mir zu verstecken, oder? Nichts mehr, was ich noch erfahren könnte." Tetsu seufzte nur wieder tief und zog seine Hand zurück.

"Lieber nicht." Das musste Hideto erstmal ertragen. Er hatte nicht wirklich mit Ablehnung gerechnet und so war es wie ein Schlag ins Gesicht.

"Ist es wegen dem Kuss vorhin?", wollte er dennoch wissen. Tetsu schüttelte erneut den Kopf.

"Das liegt nicht an dir. Es ist mir nur einfach unangenehm, ganz egal, wer es ist. Das hat absolut nichts mit dir zu tun.", erklärte er.

"Tut es denn weh?", sorgte sich Hideto. Ein weiteres Kopfschütteln.

"Nein, das auch nicht. Ich mag es nur nicht sonderlich. Jede Berührung erinnert mich daran, dass ich entstellt bin." Nun sah Hideto ihn nur fassungslos an.

"Das stimmt doch gar nicht! Du bist nicht entstellt." Tetsu aber schnaubte nur kurz verächtlich.

"Natürlich bin ich das. Oder als was würdest du einen Menschen mit einem Haufen Narben sonst bezeichnen?", murrte er.

"Genau so. Einen Menschen mit einem Haufen Narben, sonst nichts weiter.", erwiderte Hideto trotzig, kam dabei so in Fahrt, dass er nicht mehr wirklich darauf achtete, was er sagte.

"Du bist nach wie vor wunderschön! Und wenn das keiner außer mir so sieht, dann sind die anderen alle Idioten! Keiner hat das Recht, meinen Freund zu beleidigen, auch du nicht. Also sei bloß Still!"
 

Damit war Tetsu einen Moment lang vollkommen überrumpelt und sprachlos. Er starrte ihn mit offenem Mund an.

"Das meinst du doch nicht ernst?", fragte er zum Teil skeptisch, zum Teil unsicher. Hideto verschränkte nur die Arme.

"Doch. Glaub mir, das meine ich so ernst, wie noch nie etwas anderes in meinem Leben." Kurz lachte Tetsu leicht hysterisch auf und schüttelte wieder den Kopf. Er wusste nicht richtig, wie er sich nun fühlen sollte. Einerseits war er beinahe zu Tränen gerührt und hätte - wieder mal - heulen können, doch andererseits fand er all das absolut absurd und lächerlich.

"Das ist doch Schwachsinn!", hielt er schließlich an seiner Meinung fest und starrte auf einen imaginären Punkt im Zimmer, "Ausgemachter Blödsinn! So etwas kann man nicht wunderschön finden. Niemals. Das ist nur hässlich und abstoßend. Aber nicht einmal annähernd schön." Auch er war trotzig und sah ihn wieder mit einem Blick an, der deutlich zeigte, dass er sich nicht so einfach umstimmen lassen würde. Damit waren sie zwei sture Trotzköpfe in einem Zimmer, die sich gegenseitig nicht wirklich verstehen konnten.
 

"Ich liebe dich.", überraschte Hideto ihn letztendlich. Ungläubig sah Tetsu ihn an und lief Gefahr, ihn schon wieder mit offenem Mund anzustarren.

Diesmal jedoch kam er nicht weiter zu Wort, da Hideto einfach ohne Pause weiter redete: "Ich weiß nicht, ob du mir das glaubst oder ob du das überhaupt ernst nimmst, aber es ist so. Ich erwarte auch nicht, dass du da jetzt irgendwie drauf reagierst - ignorier es ruhig, wenn du willst. Du wirst das sicher eh nicht genauso für mich empfinden, aber ich möchte etwas erklären. Und vor allem möchte ich nicht, dass du weiterhin glaubst, du seist nicht liebeswert. Sorry, aber das ist ausgemachter Blödsinn! Einfach nur Blödsinn. Ich meine, ich liebe dich dafür, dass du genau so bist, wie du nun einmal bist. Für deine Art, einfach für alles. Dafür, dass du immer da bist und dass du dich um mich kümmerst und dass du dir Sorgen machst. Ich war so glücklich, als du vorhin da warst. Ich bin doch sowieso immer nur glücklich in deiner Gegenwart. Es tut mir gut. Und dafür liebe ich dich. Und dass ich nun weiß, wie du unter deinem Hemd aussiehst, ändert daran nicht das geringste. Wer auch immer dich danach beurteilt, ist ein hirnverbrannter Vollidiot. Auf so jemanden musst und solltest du auch gar nichts geben. Du bist ein wunderbarer Mensch, bitte glaub mir das."
 

Stille kehrte wieder in den kleinen Raum ein, bis Tetsu schließlich begann wie verrückt den Kopf zu schütteln.

"Das ist nicht dein Ernst.", murmelte er von fast apatisch.

"Doch, mein voller!", erwiderte Hideto sofort.

"Das ist doch Schwachsinn!", wurde Tetsu wieder lauter, "Warum zur Hölle solltest du mich lieben!? Dazu gibt es keinen Grund. Gar keinen!" Schließlich sprang er vom Bett und lief im Zimmer herum.

"Natürlich gibt es den.", versuchte Hideto etwas sanfter auf ihn einzugehen, "Es gibt sogar mehr als nur einen. Ich habe dir doch gerade welche genannt." Doch Tetsu hörte nicht auf ihn. Er lief nur weiter kopfschüttelnd und scheinbar planlos herum. Mit einem überforderten Seufzer drehte sich Hideto richtig zu ihm.

"Tetsu, vergiss einfach, was ich gesagt habe. Nicht alles, aber den Teil mit dem Lieben. Mach da ein 'Ich mag dich.' oder sowas draus. Okay? Vergiss es einfach. Es war eh nicht so wichtig. Ich weiß doch, dass ich damit allein dastehe." Da blieb Tetsu stehen. Er stand mit dem Rücken zu ihm, starrte wieder die Wand an und sagte keinen einzigen Ton. Diese Stille zerrte so langsam ganz schön an Hidetos Nerven. Er war nicht sicher, ob er das alles noch lange so durchstehen würde.
 

Schließlich ergriff Tetsu doch wieder das Wort.

"Und wie stellst du dir das vor?", murrte er, "Wie soll ich das jetzt wieder vergessen?" Hideto schloss einen Moment leise seufzend die Augen und versuchte, die richtigen Worte zu finden.

"Gut, dann vergiss es nicht.", antwortete er letztlich, "Aber sieh es einfach als unwichtig an. Es ist ja auch unwichtig." Doch auch diesmal schüttelte Tetsu den Kopf, drehte sich allerdings langsam zu ihm.

"Das Wort 'Liebe' ist nie unwichtig, Hideto. Es eine viel zu hohe Bedeutung, als dass es unwichtig sein könnte. Du hast es doch auch nicht ohne Grund benutzt, oder?"

"Natürlich nicht.", entgegnete Hideto wieder, "Ich meine ja auch nur, dass es für uns unwichtig ist. Für... unsere Freundschaft. Für die Zukunft. Oder hab ich jetzt echt alles kaputt gemacht?" Tetsu überlegte eine Weile, bis er mit den Schultern zuckte.

"Ich weiß es nicht.", murmelte er leise, den Blick stur gen Boden gerichtet. Er fühlte sich seltsam leer. So, als wäre die Welt zusammen gebrochen und er hätte alles verloren, was für ihn jemals eine Bedeutung gehabt hatte. Als hätte nichts mehr auch nur den geringsten Sinn. Es war eigenartig. Und auch Hideto hätte nicht gewusst, wie er seine Gefühlswelt in diesem Augenblick hätte beschreiben sollen. Halb vorm Wutschrei krampfte er sich zusammen und hätte sich am liebsten selbst in die Fresse geschlagen. Aggressionen und Hass kochten in ihm auf. Hass auf sich selbst. Hass auf sich selbst, der nur noch größer wurde, als Tetsu mit ein paar knappen Abschiedsworten nach Hause verschwand.
 

Lange hielt er es allein in seiner Wohnung nicht aus. Die Stille war so erdrückend, dass er es nicht ertragen konnte. Ja, er hatte sogar den Eindruck, er könne jeden Moment durchdrehen. Schließlich verließ er das Haus fluchtartig und suchte irgend eine Art von Zerstreuung. Es war ihm völlig gleich, was es sein sollte. Er wollte sich nur ablenken lassen, egal wie. Es dauerte nicht lange, da hatte er etwas gefunden. Er traf auf ein paar zwielichtig wirkende, junge Männer. Ihm war irgendwie alles vollkommen egal. Er provozierte die kleine Gruppe so sehr, dass es zur Schlägerei kam. Hideto wusste, dass er dort nicht unbescholten wieder herauskommen konnte, doch das wollte er auch gar nicht. Nein, im Gegenteil: Sie sollten ihn ordentlich vermöbeln.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  queermatcha
2011-04-09T22:33:40+00:00 10.04.2011 00:33
Aaaaaah, oh mein Gott! >< Das Kapitel war einfach nur TOLL! So gut geschrieben, ich hab so sehr mitgefiebert und die plötzliche Liebeserklärung von Hyde war so PERFEKT dargestellt! Ich liebe deine FF! *____* *weiterlesen will* Ich bin schon so gespannt, wie es weitergeht, und freu' mich wie ein Schnitzel auf das nächste Kapitel. *hinsetz und geduldig wart* ....aber nicht zu lange brauchen! XD
Von:  I01I-CYBORG-TE
2010-09-17T19:09:06+00:00 17.09.2010 21:09
kleine leserschaft? xDD
*protestier*
xD
naja... wie immer, total toll.. udn muy... voll SNIFF xD
Von:  Earu
2010-09-13T09:45:35+00:00 13.09.2010 11:45
Woah, Haido! Hat der den Arsch offen? Ich komm gleich hin und tret ihm in sein viel zu flaches Hinterteil, wenn der weiter daran festhält, dass es unwichtig ist, dass er Tet-chan liebt. Jetz aber mal halblang, Mister! Wär er doch mal standhaft geblieben, dann hätte Tetsu vllt auch richtig gerafft, was er fühlt und sich durchgerungen und ... *hier kitschiges Geschwafel einfügen* *hust* ^^
Btw. kam das Geständnis echt überaschend °° Vllt hätte eine knappe Einsicht in Haido als Überleitung ganz gut reinpassen können. Zwei oder drei Sätze vllt. Oder wenigstens eine freie Zeile xD

Zu der Sache mit Tetsus Geheimnis kann ich nich viel sagen, ich war ja informiert. Aber ich hab es mir ja vorher schon denken können, dass er Brandnarben oder einen anderen Schmiss am Oberkörper hat. Nur die Geschichte, die dahinter steckt, konnte ich nicht genauer definiteren. Aber wie auch? ^^

Nun denn, willste vorher schon nen Arschtritt, damit du schneller an die Abeit kommst? >3


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