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Disruption

Eine Smallville-Geschichte
von

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Kapitel 5
 

Chloe hatte eine wundervolle Nacht vollbracht. Ihre Träume hatten sich nur um Clark gedreht. In ihr keimte mittlerweile eine echte Hoffnung, dass sie und Clark nun endlich eine Chance haben würde.

Dass das womöglich an Verrat an Lana grenzte, schob sie weg. Weit weg von sich. Denn das passte gerade überhaupt nicht in ihr kleines, perfektes Weltbild.
 

Schon zu lange kannte sie Clark und schon zu lange schwärmte sie für ihn. Nie hatte sie einem anderen Mann eine echte Chance gelassen, ihr Herz zu erobern. Denn was wäre gewesen, wenn Clark ausgerechnet in diesem Moment seine Liebe zu ihr erkannte und sie dann nicht für ihn frei war? Sie hätte damit so viel aufgegeben. Und das konnte sie nicht.
 

So blieb sie die Jahre über, während andere Dates hatten, sich Freunde zulegten und mit ihnen ihre ersten Erfahrungen machten, alleine und wartete. Und wartete. Und wartete.

Dabei sah sie Clarks Liebschaften und beneidete sie. Lana… Anfangs hatte sie die junge Frau dafür gehasst, dass sie Clark ohne weiteres den Kopf verdrehen konnte. Doch schnell wurde ihr klar, dass Lana dafür ja nichts konnte. Sie hatte einfach etwas, das Chloe nicht hatte.

Indem sie sich mit ihr anfreundete, hoffte sie, ein wenig mehr wie sie zu werden und so auch attraktiver für Clark. Doch bis zu letzte hatte das alles nichts gebracht.
 

In der letzten Zeit, nachdem sich der Kontakt zu der alten Clique so reduziert hatte, war Chloe anders geworden. Sie hatte mehr und mehr zu sich gefunden. Auch wenn sich das eigentlich dumm anhörte, da sie nie ein Mauerblümchen gewesen war. Immer hatte sie ihre Meinung kundgetan und sich engagiert. Doch trotzdem war sie auf der Strecke geblieben. Mit dem Ruf, eine knallharte Reporterin zu sein, kann man seine weibliche und empfindliche Seite einfach nicht so frei entwickeln, wie man das gerne wollen würde.
 

Doch nun, da sie bei Lex wohnte, konnte sie alles anders machen. Plötzlich standen ihr Türen offene, die vorher mit einem Vorhängeschloss verriegelt gewesen waren. Sie konnte ich anders kleiden, sie konnte sich anders ausdrücken. Denn niemand, den sie nun traf, hatte eine Ahnung, wer sie früher gewesen war und so musste sie auch keine dummen Fragen über diese Wandlung beantworten.
 

Sie kam strahlend aus dem Badzimmer und nahm sich ein schickes Tweetkleid aus dem Schrank. Dazu dicke Strumpfhosen und ihre Stiefeln. Mit der passenden Jacke war sie passend für die frische Jahreszeit gekleidet und trotze der Kälte, die sich in den letzten Tagen eingeschlichen hatte.
 

Leicht wehmütig erinnerte sie sich an das erste Treffen mit Clark, nachdem er sie zurückgerufen hatte.
 

Es war kein perfektes Treffen gewesen. Weiß Gott nicht.

Clark war verschlossen gewesen und hatte nur widerwillig auf Fragen ihrerseits reagiert…
 

~*Flashback*~
 

„Clark, was ist denn los mit dir? Nimmt dich die Trennung von Lana so sehr mit?“ fragte Chloe ihren besten Freund und sah ihn auffordernd an.
 

Clark jedoch hatte keine Lust mit der Blondine zu reden. Ihm wurde nun seine eigene Courage zum Verhängnis. Hätte er sie nur nie angerufen! Er hätte Lana doch beschatten sollen. Nun hatte er Chloe wieder am Hals, ob er wollte oder nicht.

„Wie würde es dir gehen, wenn man dir den Boden unter den Füßen wegzieht?“, giftete er statt einer Antwort zurück.
 

Chloe musste schlucken. Nie hatte er so mit ihr geredet. Doch irgendwo konnte sie ihn ja verstehen. Sie wusste, wie wichtig Jonathan Kent für seinen Sohn gewesen war. Er war stets seine moralische Stütze gewesen. Hatte ihm den Weg gewiesen und ihn sicher durch gefährliche Situationen gebracht. Und auch wenn Chloe es nur ungern zugab, weil es kein gutes Licht auf Clark warf, war dieser ohne seinen Vater doch sehr aufgeschmissen und unfähig.
 

Ihr schien es, als könne er keine eigenen Entscheidungen treffen, ohne Jonathan. Ob das mit seiner Herkunft zusammenhing? War Clark von Natur aus vielleicht eher der Typ, dem alles abgenommen werden musste? Oder war er vielleicht wirklich eher der Tyrann, den er abgab, wenn er mit rotem Kryptonit in Berührung kam? Dann war Mr. Kent für ihn vielleicht der Ausgleich, der ihn vor Dummheiten abhielt.

Sie würde diese Frage nicht beantworten kommen. Nicht von Clark. Der wusste anscheinend gerade selbst nicht, wer er war oder was er tun sollte. Und Jonathan Kent war tot, seine Frau ein seelisches Wrack.

„Clark, wenn du reden willst, dann bin ich gerne für dich da. Nur ich kann mich dir doch nicht aufzwingen.“, bettelte Chloe fast und sah eindringlich zu ihm.
 

Clark hasste diese Fase. Es war so schwer, ihr nicht einfach an die Gurgel zu gehen und so seinem Ärger und seiner Wut Luft zu machen.

„Ich will zurzeit einfach nur meine Ruhe. Nicht mehr und nicht weniger.“, wiegelte er die junge Frau ab und hoffte, dass sie nun aufgab.
 

Und sie gab auf. Vorerst.

„Wenn du mich sehen willst, ich wohne bei Lex und bin, außer auf dem Handy, auch dort zu erreichen.“

Nun wurde der Farmerjunge doch noch hellhörig.

„Du wohnst nicht mehr im Wohnheim bei Lana?“, fragte er.

Sie schüttelte den Kopf.

„Nein, ich bin für eine Exklusivstory zu Lex gezogen. Von Lana habe ich schon einige Tage nichts mehr gehört.“, antwortete Chloe ihm.
 

Hieß das, Chloe war keine Verräterin? Nein. Sie war eher noch eine Größere, weil sie zu Lex gegangen war. Doch das war gerade Clarks kleinstes Problem. Wenn Chloe nicht mehr im Wohnheim wohnte und nur wenig Kontakt mit Lana hatte, war sein schöner Plan dahin. Wie sollte er nun noch alles erfahren? Es würde also länger dauern. Und er würde sich länger an Chloe hängen müssen. Doch für heute hatte er genug.

„Ich melde mich. Gib mir nur noch ein wenig Zeit, bitte.“, bat er und legte einen Mitleiderregenden Blick auf.

Chloe nickte und verabschiedete sich von ihrem Freund. Das war kein ergiebiges Gespräch gewesen.
 

~*Flashback Ende*~
 

Seit dem waren einige Wochen vergangen. Zwischendrin hatte sie Clark immer wieder zumindest telefonisch gemeldet und hatte sich nach ihr erkundigt.
 

Chloes Magen krampfte sich zusammen, als sie sich erinnerte, dass er sich nicht nur nach ihr erkundigt hatte, sondern auch nach Lana. Doch Chloe wusste wirklich nichts von Lana.

Sie hatte ein paar Mal mit ihr telefoniert und so erfahren, dass Lana nun mit Lois in einer eigenen Wohnung wohnte und es ihr sehr gut ging.
 

Die Beiden hatte sie mehr als einmal in ihre Wohnung eingeladen, doch stets hatte sie abgelehnt. Warum genau, dass wusste sie nicht. Es war so ein Gefühl. Ein Gefühl der Ausgeschlossenheit und der Ignoranz.
 

Dabei hatte Lois sie zuerst gefragt, ob sie mit ihr zusammenziehen wollte. Doch sie Chloe, die tolle Reporterin und fleißige Studentin, hatte abgelehnt und ihrer Cousine gesagt, dass sie sie nur ablenken würde.
 

Bei Lana schien das nicht der Fall. Sie wusste, dass die Brünette verdammt gut war. Ihr Studium lief fantastisch. Und das ärgerte Chloe fast ein wenig. Musste Lana denn auch immer alles gelingen? Konnte sie nicht einfach auf die Nase fallen?
 

Schnell schob sie den bösen Gedanken bei Seite. Es war nicht die Zeit, so gemein zu denken. Schließlich war in ein paar Wochen schon Weihnachten. Und heute war sowieso ein guter Tag, denn Mrs. Kent hatte sie zum Essen eingeladen. Dafür machte sie sich so schick. Schließlich würde Clark auch da sein und es war fast ein Familienessen.
 

Beschwingt stieg sie die Stufen der eleganten Treppe des Schlosses hinunter.

Auf der Mitte blieb sie wie angewurzelt stehen. Was ging denn hier vor?
 

„Lois, jetzt warte doch.“, rief Lana der Freundin hinterher, als diese gerade zwischen einigen großen Tannenbäumen verschwand.

Ihre Zähne schlugen aufeinander und sie zitterte am ganzen Leib. Wie konnte es nur so schrecklich kalt sein? Noch vor zwei Wochen waren die letzten Blätter von den Bäumen gefallen und hatten alles in herbstliche Farben getaucht. Und nun? Noch knapp 3 Wochen bis Weihnachten und es war erbärmlich kalt geworden. Fast von einem auf den anderen Tag.
 

„Mensch Lana! Um den besten Baum zu bekommen, muss man sich nun mal ins Getümmel werfen!“, wandte sich nun Lois noch einmal zu ihrer Freundin um. Sie hatte das Objekt ihrer Begierde bereits ausgemacht und war zielstrebig darauf zugegangen. Leute, die sich ihr dabei in den Weg zu stellen versuchten, wischte sie förmlich bei Seite. Für sie strahlte genau dieser Baum und sie wollte ihn.

Ein kleiner Junge hatte den Baum wohl auch bemerkt und wollte seinen Vater rufen. Mit einem leichten Hüftschwung im Gedränge, schob sie ihn bei Seite. Der Kleine wusste gar nicht, wie ihm geschah, da war Lois schon bei dem Baum.

„Hey! Sie da! Packen sie mir den ein!“, rief sie und hatte somit den Zuschlag. Das Weinen des Kindes ignorierte sie dabei einfach. Das waren nur Hintergrundgeräusche.
 

Lana trat nun zu Lois. Sie hatte ein wenig mühe gehabt, sie noch einzuholen. Jedoch war ihr nicht entgangen, was sie mit dem Kind gemacht hatte. Sie warf dem Kleinen einen mitleidigen Blick und ein warmes Lächeln zu, doch auch das brachte nichts. Nur sein Vater, der bereits einen Baum gekauft hatte und ihn hinter sich herzog, konnte ihn beruhigen.

„LOIS! Wie kannst du so etwas machen? Das arme Kind!“, sagte die Brünette voller Mitleid.
 

„Lana, im Krieg, in der Liebe und beim Weihnachtsbaumkauf ist einfach alles erlaubt. Merk dir das. Und der Baum ist es doch ehrlich wert, oder etwa nicht?“, erwiderte sie und deutete auf den großen, Wohlgewachsenen und stolz aussehenden Baum. Sie stellte sich breitbeinig davor, stemmte die Hände in die Hüften und blickte stolz, den Zuschlag bekommen zu haben, auf den Tannenbaum.
 

Lana musterte das Gewächs und musste zugeben, dass Lois Recht hatte. Es war ein Prachtexemplar und den kleinen Kampf doch echt wert. Auch wenn sie die Methoden von Lois noch immer nicht für gut hieß.

Trotzdem musste sie lächeln. Das würde das schönste Weihnachtsfest seit Jahren werden, da war sie sich sicher. Klar hatte sie auch schöne feste mit ihren Eltern und dann mit Nell gehabt, doch zum einen war das lange her und zum anderen, war das hier neu und aufregend.

Auch wenn sie bereits im Talon alleine gewohnt hatte, war das Wohnen mit Lois noch einmal etwas anderes.

Ihre legendären Kochabende, bei denen es dann doch Pizza oder Chinesisch gab. Ihre Dekokaufanfälle, bei denen sie durch die Geschäfte stürmten und sich versuchten auf einen stil zu einigen. Das alles machte das Leben mit Lois außergewöhnlich, aufregend und machte sie glücklich.

„Okay, ich gebe es zu. Er ist hinreißend und ich freue mich schon jetzt darauf ihn zu schmücken.“, lachte Lana.
 

Lois grinste. Dieses Grinsen, das sie immer auflegte, wenn Lana etwas zugeben musste und sie Recht behielt. Für Außenstehende mochte es überheblich wirken, doch für Lana war es einfach nur süß. Sie wusste mittlerweile, wie sie mit Lois umzugehen hatte.

Sie hatte sich an die überaus direkte Art gewöhnt und nah es ihr nicht übel. Manchmal musste sie sie zurückpfeifen, wenn sie drohte über das Ziel zu schießen. Doch es kam immer seltener vor.
 

„Dann lass uns schnell nach Hause stürmen und loslegen. Ich habe vorsorglich heute Morgen schon eine Flasche Glühwein und passende Tassen besorgt. Damit können wir heute Weihnachten einläuten.“, freute sich Lois.

Sie hatte sich auch niemals träumen lassen, dass sie jemals ins Weihnachtsfieber verfallen würde.
 

Mit Lana an der Seite war dieses Fest wieder mit viel mehr Bedeutung gesegnet.

Sie hatte nun jemand, mit dem sie feiern konnte.

Bei ihrem Vater war sie da ja stets auf taube Ohren gestoßen und auch Luci, ihre Schwester, schien kein Interesse daran zu haben. So hatte sie immer für sich ein kleines künstliches Bäumchen aufgestellt und für sich gefeiert. Niemals hätte sie zugegeben, dass ihr etwas fehlte.
 

Doch die Chance nun einiges Nachzuholen, hätte sie sich auch nicht entgehen lassen. Deswegen war sie so versessen darauf, einen wundervollen Baum zu haben, ihn schön zu schmücken, dabei Glühwein zu trinken und die Tage auch noch Plätzchen zu backen.

Plätzchen hatte sie einmal gebackt. Mit ihrer Mutter, als sie noch ganz klein war. Das war so lange her.
 

Lana nickte und dankte Gott, dass sie morgen nicht zur Uni musste. Sie wusste nur zu gut, was es hieß, wenn Lois etwas in der Art plante. Da kam sie nie vor 3 Uhr nachts ins Bett.

„Also dann auf.“
 

Lois schnappte sich den Baum. Oder besser ließ den Baum schnappen. Er war ihr zu schwer. Also angelte sie sich einen Mann und ließ ihn den Baum zum Auto tragen. Aus lauter Dankbarkeit, dass er das hatte machen dürfen, ließ es Lois auch noch zu, dass er den Baum auf dem Dach befestigte. Dabei konnte sie sich wilde Kommentare und vor allem Befehlen an den jungen Herrn nicht verkneifen. Dem jedoch schien es zu gefallen und er sagte nichts.
 

Lana stand daneben und fragte sich zum x-ten Mal, wie Lois es schaffte, dass immer alle nach ihrer Pfeife tanzten. Schließlich machte sie keine Versprechungen und war auch nicht wirklich nett. Aber anscheinend brauchte das die Männerwelt…

„Sag wenigstens Danke.“, zischte sie ihr zu, musste aber doch grinsen.
 

Als der junge Mann fertig war, schenkte Lois ihm ein ehrliches und nettes Lächeln und bedankte sich bei ihm.

„Zufrieden?“, fragte sie dann Lana augenzwinkernd.

„Ja, sehr zufrieden.“, erwiderte diese und stieg ein.

Lois tat es ihr gleich und sie fuhren zu ihrer Wohnung. Die Dämmerung setzte bereits ein und die Straßenbeleuchtung ging an. In der letzten halben Stunde hatte sich der Himmel zugezogen und es sah nach Regen aus.
 

„Lex, was ist das?“, fragte Chloe, noch immer geschockt.

Der Glatzkopf grinste ihr entgegen und ging zur Treppe.

„Nach was sieht es denn aus? Ich lasse einen Weihnachtsbaum aufstellen.“, antwortete er.

„Ja, aber… Wow. Der ist riesig.“
 

Der Baum war fast so groß, wie die Halle und musste von mehreren Männern aufgestellt werden. Die Lichterkette war bereits daran befestigt und auch die Spitze war schon drauf. An einer wand stand eine große Leiter und eine Dekorateurin wartete mit eineigen Kartons an Deko darauf, alles zu schmücken.
 

„Na, so ein kleiner Baum würde in der großen Halle auch recht verloren aussehen.“, lachte Lex. Er musterte Chloe und wunderte sich, warum sie so schick war.

„Hast du noch etwas vor?“, fragte er.

Chloe nickte.

„Ja, ich bin bei den Kents zum Essen eingeladen.“
 

Lex schaute skeptisch. Er traute Clark keinen Meter über den Weg. Warum wusste er auch nicht wirklich.

„Pass auf dich auf. Clark Kent hat keine guten Absichten.“, drückte er seine Bedenken aus.

Chloe seufzte. Es war nicht das erste Mal, dass Lex etwas in dieser Richtung sagte. Die Spannung, die in der Beziehung zwischen ihm und Clark herrschte, war nicht zu übersehen. Doch deswegen konnte sie doch nicht auf diese Freundschaft verzichten. Sie gab auf Lex Bedenken, dass Clark über sie nur an Lana dran bleiben wollte, nichts und schob diese Gedanken stets weit, weit weg.

„Ich bin alt genug und weiß, was ich tue. Also lass mich.“, sagte sie leicht protzig und ging zur Tür.

„Ich bin spät dran und muss nun auch wirklich los. Bey.“, verabschiedete sie sich dann.

Lex sah ihr mit gemischten Gefühlen nach. Er spürte, dass er in Beziehung auf Clark Recht hatte. Doch leider war Chloe ja nicht zu bremsen.

Betrübt zog er sich in sein Büro zurück.
 

Der Baum war oben.

Lois hatte sich einen Nachbarn geschnappt, ihm versprochen, dass er etwas von den Plätzchen bekam und hatte ihn dann rum kommandiert.

Da hatte Lana das erste Mal erfahren, dass sie auch Plätzchen backen würden. Doch es wunderte sie nicht. Lois war immer für eine Überraschung gut.

Wie dem auch sei, der Baum stand im Wohnzimmer und war fest im Ständer verankert. Hier drinnen wirkte er noch größer, als auf dem Verkaufsplatz. Doch das tat dem Tatendrang der Beiden Frauen keinen Abbruch.
 

Zuerst stellten sie die Couch und die Sessel so um, dass man trotz des Baumes noch darauf sitzen konnte und dabei auch den Baum sah. Daraufhin musste auch die Position des Esszimmertisches ein wenig abweichen und am Ende hatten sie das ganze Wohn-Esszimmer umgeräumt. Alles um den Baum gruppiert.
 

Leicht erschöpft, aber zufrieden blickten sie auf das grüne Ungetüm.

„Nun müssen wir ihn nur noch schmücken!“, freute sich Lois, während Lana an dem Wörtchen ‚nur’ ein wenig zu zweifeln begann.

„Aber zuerst mache ich uns einen leckeren Glühwein. Den haben wir uns doch jetzt echt verdient.“

Und schon war Lois in der Küche verschwunden.

Lana lächelte dem Baum zu. Ja, er würde herrlich ausschauen und sie würden sich jeden Tag an diesem Anblick erfreuen.

Die Mikrowelle klingelte und kurz darauf brachte Lois duftenden und dampfenden Glühwein herbei.
 

„Hier bitte. Und nun machen wir uns Gedanken, wo wir die Kugeln hinschaffen.“

Die Kugeln hatten sie schon vor dem Baum gekauft. Sie waren wieder einmal auf einem Raubzug durch die Dekogeschäfte gewesen, als sie einen Baum sahen, der ganz in Blau und Silber geschmückt gewesen war. Ohne zu wissen, ob sie alle Kugeln brauchen würden, hatten sie alles in diesen Farbtönen gekauft. Die Kartons standen nun neben dem Baum, die Deckel geöffnet und die Beiden Frauen überlegten, wie sie was wo hinhängen würde.

„Vielleicht sollten wir uns das im Sitzen überlegen.“, schlug Lois vor und platzte sich auf die Couch.

Lana tat es ihr gleich und wie die zwei Alten aus der Muppetshow saßen sie da und starrten den Baum an, die Tassen fest in den noch leicht verfrorenen Händen.

„Er ist groß.“, durchbrach Lana die Stille.

„Sehr groß.“, stimmte Lois zu.

„Und Grün.“, fügte sie hinzu.

„Wie soll er denn sonst sein, wenn nicht Grün?“, kicherte Lana und nippte an der heißen Flüssigkeit.

„Hmm… Wir müssen ihn schmücken.“, fuhr Lois fort und trank ebenfalls etwas.
 

Lana blickte neben sich.

„Na dann los!“, sagte sie und stand auf. Sie nahm die erste Kugel und hängte sie an einen Ast.

„Schon viel weniger Grün!“, lachte die Freundin und gesellte sich zu Lana. Nun ging das große Schmücken los.
 

Chloe war nervös, als sie an die Tür klopfte und dann rein kam.

„Guten Abend.“, begrüßte sie Mrs. Kent, die gerade am Herd stand. Sie sah wieder etwas besser aus, auch wenn sie noch immer abwesend wirkte.

„Guten Abend, Chloe.“
 

Chloe ging zu ihr und sah ihr über die Schulter. Das Essen duftete schon ganz vorzüglich und sie bekam prompt Hunger.

Sie sah sich ein wenig um. Der Tisch war bereits gedeckt, doch ohne wirklichen Aufwand. Im ganzen Haus war noch nichts von Weihnachtsstimmung zu sehen und es schien auch nicht, als würde sich das noch ändern.
 

Plötzlich stand Clark wie aus dem Nichts vor ihr.

„Mensch Clark, erschreck mich doch nicht so!“, beschwerte sich die junge Frau, lächelte aber trotzdem.
 

Clark versuchte nett zu sein. Er wusste, dass er Chloe bei Laune halten musste. Und so ein essen war da genau das Richtige. Außerdem beruhigte er seine nervende Mutter damit ein wenig und hatte so auch vor ihr seine Ruhe. Und bei zwei Fliegen mit einer Klappe, konnte man sich schon einmal verstellen und gute Miene zum bösen Spiel machen.
 

In den letzten Wochen hatte er das ein oder andere über Lana erfahren. Nichts, was ihm gefiel.

Sie war glücklich und das ohne ihn. Sie schien ihn nicht zu vermissen und hatte ihn wohl völlig aus ihrem Leben gestrichen.

Und das wurmte ihn! Er wollte, dass sie litt! Es konnte doch nicht so schwer sein, sie traurig und deprimiert zu machen.

Doch er geduldete sich. Er hatte schließlich Zeit. Und wenn Lana nicht damit rechnen würde, dann würde er zuschlagen. Unerbittlich, wie eine Klapperschlange.
 

„Das Essen ist bereits fertig, also komm.“, sagte er und geleitete seinen Gast zum Tisch, wo seine Mutter schon das Essen stehen hatte.

„Lasst es euch schmecken.“, sagte diese und teilte aus.
 

Ganz gegen Chloes Wünsche, verlief das essen schweigend. Keiner sagte etwas und man spürte, dass Clark keinen Bezug mehr zu seiner Mutter hatte. Und sie schien den selbigen auch ein wenig verloren zu haben.
 

Früher hatte Chloe sich hier wohl gefühlt und es fast als eine zweite Familie gesehen. Doch jetzt? Sie wollte hier schnell weg. Ganz schnell. Sie schämte sich für diesen Gedanken, weil sie diese Beiden schon so lange kannte. Doch das hier war einfach nur belastend und hatte nichts mit einem netten Familienfest zu tun, wie es insgeheim ihr Wunsch gewesen war.
 

Schnell brachte sie das Essen hinter sich und verabschiedete sich dann.

„Es sieht mir schwer nach Regen aus. Nicht dass es glatt wird und ich nicht mehr heimkomme.“, log sie und bedankte sich dann für das Essen.
 

Clark war richtig froh, dass Chloe so schnell wieder ging. So konnte er wieder in sein Reich verschwinden und seinen Gedanken nachhängen.

„Ich melde mich bei dir.“, verabschiedete er Chloe und winkte ihr profelaktisch nach.

Dann ging er zurück in sein Loft.
 

Gedankenverloren betrat Chloe das Schloss. Es lag dunkel dar und sie vermutete, dass Lex schon schlief oder in seinem Büro am anderen Ende war. Ihr selbst war noch nicht nach schlafen.
 

Sie betätigte den Lichtschalter, der nur eine spärliche Beleuchtung erzeugte. Gerade genug, dass man den Weg die Treppe hinauf und die Treppen hinunter sicher fand und dafür nicht den großen kristallnen Kronleuchter anschalten musste, der die reinste Festtagsbeleuchtung erzeugte.
 

Doch Festtagsbeleuchtung überraschte Chloe nun auch: die Beleuchtung des Baumes. Er war fertig und Lex hatte die Lichterketten mit dem Lichtschalter koppeln lassen. Nun strahlte ihr ein wundervoll geschmückter Baum entgegen. Er war völlig in Rot und Gold gehalten und sah aus, als wäre er aus einem Katalog entsprungen.

Die junge Frau fragte sich, wie sehr Lex die Leute hatte schuften lassen, dass sie das alles in der kurzen Zeit geschafft hatten.

In ihrer Freude über diesen wundervollen Weihnachtsbaum, beschloss sie nachzusehen, ob Lex doch noch in seinem Büro war.
 

Langsam ging sie den langen Flur entlang. Als sie um die Ecke des Ganges bog, sah sie schon, dass Lex wirklich noch wach zu sein schien. Die Tür zu seinem Büro stand einen spalt offen und sie sah Licht hindurch scheinen.

Sie ging hin und öffnete die Tür ganz. Doch von Lx war keine Spur zu sehen. Lediglich der Tresor stand offen und sein Notebook stand offen auf dem Tisch.

Der Anblick des Tresors schockte Chloe nicht mehr wirklich. Sie wusste, was sich darin befand… Ein seltsames Gefühl ergriff bei dem Gedanken an den ersten Blick, den sie darin geworfen hatte, von ihr Besitz.
 

Schneller als nötig gewesen wäre, ging sie an der offenen Tür vorbei und vermied es, hineinzuschauen. Als sie sich auf Lex Stuhl setzte, um dort auf ihn zu warten, gewahr sie dennoch den grünen Schein, der aus der Tresoröffnung fiel.

„Chloe! Reiß dich zusammen! Dir macht das Zeug doch nichts!“, sprach sie zu sich selbst und beschloss, sich mit ein wenig Surfen im Internet abzulenken.

Sie drehte den Stuhl dem offenen Laptop zu… und erstarrte. Was war das?

Neugierig geworden klickte sie sich durch die offenen Dokumenten und das unangenehme Gefühl in ihrem Magen wurde stärker und stärker. Sie verstand weiß Gott nicht alles, was da stand, aber ihr war klar, dass es sich hier nicht um etwas handelte, dass die Welt rettete. Das war eine Waffe. Eine große Waffe. Und ganz offensichtlich mit biologischen Stoffen gekoppelt… Was zum Teufel hatte Lex denn damit vor?
 

Lex betrat das Büro. In Händen hielt er einen Teller mit einem Sandwich und eine Tasse mit Tee. Des Abends überkam ihn öfter die Lust, etwas zu essen.

Als er nun sein Büro betrat erstarrte er kurz, als er Chloe sah, die an seinem PC saß. Doch schnell fasste er sich wieder, legte ein Lächeln auf und ging auf sie zu.

„Chloe! Du bist ja schon wieder da. War es nicht so gut?“, fragte er sie, als wüsste er nicht, was sie da gerade entdeckt hatte.
 

Chloe blickte verstört zu Lex. Fragte er sich nicht, was sie an seinem PC machte? Fühlte er sich etwa nicht ertappt?

„Das tut nichts zur Sache!“, schrie Chloe fast und sprang auf. Der Schreibtischstuhl rollte zurück und knallte an die Wand.

„Was ist das, Lex?“, fragte sie Schreienderweise und wies mit zitternden Fingern auf den Laptop auf dem Tisch.
 

Noch immer war der junge Mann die Ruhe in Person. Langsamen Schrittes ging er zum Tisch und stellte sein Sandwich dort ab.

„Chloe. Ich sehe dein Problem nicht. Setz dich bitte und wir reden rational über diese Sache.“, sprach er die Blondine mit ruhiger und gelassener Stimme an.
 

„Rational? Rational? Hast du sie noch alle? Das.. das sieht aus wie eine biologische Waffe!“, empörte sich Chloe zusehends und konnte sich gar nicht beruhigen.
 

Lex ging nun auf die junge Frau zu. Er streckte eine Hand in ihre Richtung aus.

„Chloe!“, sagte er und wurde jetzt auch ein wenig unruhiger.

Chloe sah ihn geschockt an. Sie konnte es nicht fassen! Hatte sie sich doch wirklich so täuschen lassen! Lex war nie anders, als sie ihn immer gesehen hatte. Oder reagierte se doch über?

Sie erinnerte sich an die letzten Wochen. Sie war praktisch immer an Lex Seite gewesen. Also kannten sie ihn doch, wie er wirklich war. Oder doch nicht?

Chloe war bis ins Mark erschüttert. Verwirrt drehte sie sich um und wollte raus rennen. Sie musste nachdenken. Zu sich kommen.
 

Doch Lex hielt sie am Arm zurück.

„Chloe ich bitte dich. Lass es mich erklären.“, bat er mit nun bebender Stimme. Er sah seine Felle davonschwimmen und musste etwas tun.
 

Doch Chloe schlug nach Lex und konnte sich dann endlich losmachen.

„Lass mich alleine!“, schrie sie noch und rannte dann in ihr Zimmer.
 

Lex Gesicht war vor Schreck verzerrt. Er ging zu seinem Laptop und sah auf das Bild der Waffe. Was sollte er Chloe sagen, wenn sie sich beruhigt hatte? Die Wahrheit? Teile davon? Seufzend ließ er sich in seinen Stuhl fallen. Eigentlich war ja nichts dabei, etwas für die Regierung zu entwickeln. Nicht für ihn. So lange es lukrativ war.

Doch Chloe mit ihrem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit? Würde sie es verstehen?

Gedankenverloren nahm er einen stift in die Hand und spielte damit.

Er würde das hinbiegen. Wenn sie nur von alleine kam, war das schon die halbe Miete. Das hieß allerdings auch, dass er warten musste. Und er hasste warten.
 

Chloe tigert durch ihr Zimmer. Ihr Koffer lag aufgeklappt auf dem Bett und sie hatte schon ihre Socken hineingeworfen. Ihre Unterhosen hatte sie wieder rausgeräumt und aufs Bett geworfen.

So ging das jetzt schon eine Weile. Sie räumte ein, sie räumte aus.

Sie fühlte sich hier doch eigentlich wohl und wollte nicht schlecht von Lex denken, seit sie ihn so gut kannte. Auf der anderen Seite konnte er sie täuschen. Vielleicht führte er sie wirklich schon seit Wochen an der Nase herum und sie bekam es einfach nicht mit.
 

Seufzend ließ sie sich auf einen Sessel sinken.

„Warum nur, Lex?“, fragte sie sich laut.
 

„Fertig!“, freute sich Lois. Sie sah voller Stolz auf den wunderschönen Baum, die Hände in die Seiten gestützt. „Wundervoll.“

Lana stellte sich daneben.

„Also das kannst du ruhig laut sagen.“, lachte die junge Frau.

Lois zuckte mit den Schultern und holte tief Luft.

„Wundervoll!“, schrie sie.

Lanas Augen wurden groß und sie starrte die frech grinsende Lois verdattert an.

„Warum falle ich jedes Mal auf dich rein?“

„Das, meine Liebe, musst du schon selbst herausfinden.“, antwortete die Generalstochter und ließ sich auf die Couch sinken.
 

„Kaum zu fassen, dass wir wirklich alle Kugeln unter gekriegt haben.“

Lana setzte sich daneben.

„Ja. Ich dachte erst, wir hätten viel zu viele. Aber weniger dürften nicht dran hängen.“, stimmte sie dann zu.

Lois angelte derweil nach einer Fernbedienung auf dem Tisch.

„Wollen wir doch mal schauen, ob das auch funktioniert.“, sagte sie und drückte auf einen Knopf. Die Lichterkette des Baumes erstrahlte und hüllte den Raum augenblicklich in eine weihnachtliche Stimmung.

„Wow…“, sagte Lana.

„Ja, wow…“, sagte nun auch Lois.

Fünf Minuten schwiegen sie und betrachteten sich den leuchtenden Baum.
 

„Bekommst du auch Lust auf noch mehr Glühwein?“, durchbrach Lois die Stille. Lana nickte, konnte den Blick aber nicht von dem Weihnachtsbaum lösen.

Lois stand af und ging mit den Tassen in die Küche. Dort füllte sie nach und stellte die Gefäße in den Mikrowellenherd. 2Minuten später war dieser auch fertig und Lois konnte damit zurück zu Lana.
 

Diese blickte noch immer völlig fasziniert auf den Baum.

„Haben wirklich wir das geschafft?“, fragte sie, als sie Lois kommen hörte.

„Ja. Wir ganz alleine.“, nickte sie und reichte den heißen Glühwein weiter.

„Und wenn wir jetzt schon so einträchtig vor dem Bäumchen sitzen, sag mir doch mal, was du zu Weihnachten wünschst.“, wechselte die Blondine übergangslos das Thema.

Lana dachte nach.

„Weißt du, mit einem schönen Weihnachtsfest wäre ich eigentlich schon mehr als zufrieden. Wir Beide feiern schön und genießen die Zeit.“

„Lana… Ich bitte dich, dass ist kein Geschenk. Dass ist ein Muss. Ich will dir etwas schenken!“, widersprach Lois.

Kurz dachte die Freundin nach, doch ihr viel nichts ein.

Seit der Trennung von Clark, war sie nicht mehr so glücklich gewesen, wie seid dem Zeitpunkt, wo sie zu Lois gezogen war. Die unbeschwerten Stunden und die Witzeleien machten ihr Leben gerade zu einem echten Vergnügen. Also was sollte sie sich noch wünschen?

„Ich habe aber wirklich keinen Wunsch…“, beharrte Lana weiter und Lois wurde klar, dass sie sich wohl doch selbst etwas überlegen musste.
 

Noch eine weile blickten sie auf den Baum, bevor sie nach einem weiteren Glühwein beschlossen, ins Bett zu verschwinden.
 

Aufgebracht war Chloe durch das Zimmer gestieftel und hatte versucht einen klaren Kopf zu bekommen. Doch wie sollte sie das schaffen, wenn der Mensch, den sie glaubte nun zu kennen, plötzlich doch ganz anders war? Für was entwickelte er eine Waffe? Wollte er die Weltherrschaft an sich reißen? Nein, das war Unsinn…
 

Chloe hatte ihr Gesicht in ihren Händen vergraben und ließ alles noch einmal revù-passieren.

Was hatte sie dort unten wirklich gesehen? Sie hatte doch nur einen kurzen Blick auf den PC geworfen, sie konnte doch gar nicht wirklich durchblicken! Sollte sie also Lex verurteilen, ihm den Rücken zukehren und verschwinden? Wo sie sich hier so wohl fühlte?

Ihr Herz schlug hart gegen ihre Brust und in ihrem Kopf drehten sich die Gedanken und Erinnerungen immer und immer wieder im Kreis.

Plötzlich waren da auch wieder die Bilder, die sie hatte verdrängen wollen. Den Moment, als Lex vor ihrem Krankenbett gestanden hatte und sie fragte, wie sie denn an den Nordpol kam. Als er sie bedrängte, ihm doch die Wahrheit zu sagen.

Auch die Angst, die sie empfunden hatte, als er ihr in der Höhle einfach zu nahe trat und sie ihn gar nicht wieder erkannt hatte.

Doch da war auch die Erinnerung daran, als er sie aus dem Haus herausholte, auf das ihr Vater einen Anschlag verüben ließ. Als er sie rettete. Sich für sie einsetzte und sein Leben riskierte. Und da waren die letzten Wochen, als sie ihn anders kennen gelernt hatte. Er hatte sie aufgenommen, ihr sein Leben gezeigt und ihr einlass gewährt. Und sie konnte nicht umhin, festzustellen, dass sie ihn sehr mochte…
 

„Du bekommst deine Chance, Lex. Vermassel sie nur bitte nicht.“, sprach sie laut und stand mit einem Ruck auf und ging zur Tür.

Es war spät geworden, doch sie zweifelte nicht daran, dass Lex noch wach war. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er nach so einem Streit schlafen konnte.
 

Lex saß noch immer in seinem Sessel. Natürlich hatte er sich in der Zwischenzeit eine perfekte Erklärung zurechtgelegt. Mittlerweile wusste er, welchen Knopf er bei Chloe drücken musste, damit sie ihm glaubte und ihm vertraute.

Er empfand es schon als eine kleine, taktische Meisterleistung, sie im Glauben zu lassen, dass er die Firma, die er gerade gekauft hatte, damit gerettet hatte.

Er hatte einiges an Schmiergeld fließen lassen, damit die Aktionäre der Firma Chloe genau das sagten.
 

Chloe betrat das Büro und sah einen nachdenklichen Lex an seinem Schreibtisch sitzen.

„Also. Erklär es. Ich gebe dir 10 Minuten.“, sagte sie und setzte sich dem Mann gegenüber.
 

Lex sah erfreut aus, dass Chloe schon zu ihm gekommen war. Zwar sah die junge Frau gerade sehr verwirrt aus, aber das würde sich bald wieder ändern.

„Chloe… Was du gesehen hast, war ein Projekt für die Regierung. Eigentlich wollte ich es nicht annehmen, wollte mich weigern, doch ich konnte nicht.“, er beugte sich vor und sah Chloe fest in die Augen, als er weiter sprach.

„Sie setzen einem die Pistole auf die Brust. Ich habe die besten Wissenschaftler und die wollen sie auch nutzen. Wenn ich nicht mit der Regierung zusammenarbeite, dann werden sie die Projekte, an denen meine Leute noch arbeiten, nicht autorisieren und all die wundervolle Arbeit war umsonst.“, sprach er eindringlich auf sie ein. Seine Augen sahen mitleidig drein und sein Gesicht spiegelte die pure Pein und Abneigung gegen das, was er tun musste.
 

Chloe sah ihn lange an. Sollte sie ihm glauben? Konnte sie ihm denn glauben?

Klar, dass die Regierung überall ihre Finger im Spiel hatte, wusste jedes Kind. Und sie als Reporterin hatte mehr als einmal genau diese Vermutung gehabt. Noch kam dazu, dass man der Polizei und Regierung nicht immer vertrauen konnte. Sie selbst war an Lionel Luthor verraten worden und hätte dadurch fast ihr leben gelassen. Dann all die korrupten Polizisten… Und nicht zuletzt waren die USA doch immer mit wem im Krieg oder hatte eine Abneigung. Sie wollten diese Waffe, um Zerstörung zu bringen. Daran zweifelte sie nicht. Doch tat Lex es wirklich nur, weil er es musste? Oder war es doch so, dass er einen Haufen Geld dafür bekam? Doch hatte er gerade dieses Geld überhaupt nötig?
 

„Du glaubst mir nicht…“, sagte Lex und blickte betrübt unter sich.

„Ich hatte so gehofft, dass du mir glaubst…“, fügte er hinzu und drehte sich mit seinem Stuhl zum Fenster. Seine Hände legte er in seinen Schoß und wartete auf die Reaktion von der Reporterin. Hatte er geschafft, was er bezweckte?
 

„Lex… Ich glaube dir… Ich war doch nur so geschockt!“, lenkte Chloe ein und ging zu Lex. Sie kniete sich vor seinen Stuhl und sah ihn an.

„Ich habe dich in den letzten Wochen erst richtig kennen gelernt und weiß nun, dass ich dir vertrauen kann.“, sprach sie eindringlich auf den Glatzkopf ein, der nun seinen Kopf hob und Chloe in die flehenden Augen sah.

Etwas in ihm regte sich und sagte ihm, dass er se nicht ausnutzen durfte.
 

Langsam legte Lex seine Hand auf die von Chloe.

„Lass uns das vergessen, ja?“, fragte er und lächelte unschuldig.

Chloe nickte.

„Ja… Ich will nicht schlecht denken. Wo du einen solch schönen Baum hast aufstellen lassen.“, lachte sie und wischte sich dann eine kleine Träne, die sich ihren Weg aus ihrem Auge gebahnt hatte, von der Wange.

Lex nahm sie in seinen Arm und drückte sie.

„Ach Chloe… Lass uns nicht so streiten, wo wir uns doch jetzt so nahe stehen.“

Chloe genoss das Gefühl des Verstandenwerdens. Auch wenn es eigentlich gerade nicht passte.

„Chloe… Ich will nur, dass wenigstens ein Mensch ehrlich zu mir ist. Und ich habe echt gehofft, dass du dieser Mensch sein wirst.“, öffnete er sich ihr.
 

Chloe konnte ihre Gefühle in diesem Moment nicht einordnen. Sollte sie sich geehrt fühlen, oder sollte sie doch eher Angst vor so viel Ehrlichkeit von Seiten Lex bekommen?

Von Clark hatte sie so eine Offenheit nie erfahren. Stets hatte er ihr sein Geheimnis verschwiegen und sie wüsste es jetzt noch nicht, wenn Alicia nicht gewesen wäre. Sie allein hatte ihr die Augen geöffnet.

Wut ergriff von Chloe Besitz. Mit dem Abstand der letzten Wochen betrachtet, fragte sie sich jetzt gerade wirklich, warum sie Clark noch immer nachlief und ihm den Hof machte, wo er ihr nie vertraut hatte.

„Lex, mir kannst du vertrauen. Aber ich verlange, dass du mir so etwas sagst, dass du ehrlich mit mir bist und mich nicht anlügst. Ich will einfach nicht irgendwann wie der Ochs vorm Berg stehen und feststellen, dass ich dich nicht wirklich kenne.“, sagte sie und trat einen Schritt von dem Mann zurück.
 

Lex wusste, dass er seine Worte sehr wohlweißlich und gut gewählt hatte. Und er wusste auch, dass er Chloe dort hatte, wo er sie hatte hinbekommen wollen. Ihnen stand nun nichts mehr im Wege. Wirklich nichts.

„Ich verspreche es dir.“, sagte er und nickte dabei.

Chloe lächelte. Sie war froh, dass nun alles geklärt war und sie hier bleiben konnte, ohn dabei ein schlechtes Gefühl zu haben.
 

Lex musterte Chloe eine Weile stumm.

„Mir scheint, du hast noch etwas anderes auf dem Herzen… Du siehst traurig aus.“, stellte Lex fest. Er war nun wieder in seinem Element, konnte den weltmännischen geben und ihr sein Wissen zu Teil kommen lassen.
 

Chloe ging schweigsam um den Schreibtisch herum und setzte sich auf das Ledersofa, dass sich ebenfalls in Lex Büro befand. Sie sah zu ihm und fragte sich, wie sie ihre Gedanken formulieren sollte. Sie war ratlos und wusste selbst nicht genau, was mit ihr los war.
 

Lex wollte es ihr leichter machen und ging ebenfalls zu der kleinen Sitzgruppe, wo er sich in den Sessel neben der Couch setzte.

Er legte seine Hand auf ihr Bein.

„Hat es mit dem Essen heute Abend zu tun? Du warst doch sehr früh zurück…“, sagte er und versuchte so eine Einleitung hinzubekommen.
 

Chloe nickte nur. Die Erinnerung an diesen katastrophalen Abend war noch sehr frisch und der Kloß, der sich in der zeit in ihrem Hals gebildet hatte, war immer größer geworden.

„Es war so schrecklich… Ich erkenn Misses Kent gar nicht mehr wieder. Sie ist nur ein Schatten ihrer selbst.“. Bei dem Gedanken trieb es der Blondine die Tränen in die Augen.

„Sie hat versucht, stark zu scheinen. Aber es ging nicht. Sie hat keine 3 Worte gesprochen und nur wenig gegessen. Sie ist erschreckend dünn…“, sprach sie weiter.

Lex sah sie an.

„Doch das ist nicht alles?“, vermutete er.

Wieder nickte Chloe und sah dann Lex eindringlich an.

„Clark… er müsste doch etwas tun! Aber mir scheint er und seine Mutter haben jegliche Verbindung zueinander verloren seit sein Vater tot ist.“.

Lex seufzte und sah bedrückt aus. Er hatte zu den Kents nicht immer den besten Kontakt gehabt. Wobei er zu Misses Kent noch den besseren Draht hatte.

Klar, tat sie ihm Leid. Aber irgendwie konnte er auch nicht verstehen, wie man so den Boden unter den Füßen verlieren konnte.
 

„Chloe, du musst einen gewissen Abstand dazu gewinnen. Du kannst sie nicht retten, indem du da bist. Du wirst durch deine Anwesenheit wahrscheinlich nicht einmal etwas verändern. Misses Kent und auch Clark haben dieses Schicksal nicht verdient, aber war hat das schon? Lass ihnen einfach noch mehr Zeit. Vielleicht wird es besser.“, äußerte sich Lex zu der Situation.
 

„Aber Clark ist mein Freund! Ich kann ihn doch nicht im stich lassen!“, lenkte Chloe prompt ein. Sie empfand Lex Worte als hart. Und sie wollte es nicht einsehen. Sie war doch Clarks beste Freundin, also musste sie doch auch einen gewissen Einfluss auf ihn haben!
 

„Chloe! Öffne die Augen vor der Realität! Clark hat sich eine halbe Ewigkeit nicht gemeldet, sich verschanzt. Und dann meldet er sich bei dir. Sporadisch. Kein Treffen seit dieser Zeit war schön oder gut. Jedes mal kamst du wieder und warst einfach nur fertig, weil er sich mehr dafür interessierte, was Lana gerade macht, als für das, was du machst! Also was ist Clark Kent für ein Freund?“, ereiferte sich Lex.
 

Chloe standen wieder die Tränen in den Augen.

Doch nicht, weil ihr die Worte so wehgetan hatten, sondern weil sie im Grunde wusste, das Lex recht hatte.

Sie hatte ihm nach jedem Telefonat ihr Herz ausgeschüttet und er hatte ihr zugehört.

Clark dagegen interessierte sich nicht für sie. Doch sie entschuldigte ihn, denn er hatte selbst so viel um die Ohren.
 

Lex merkte, dass er langsam aber sicher Risse in die Mauer der Freundschaft zwischen Clark und Chloe brachte. Er konnte ihr tagtäglich mehr am Gesicht ansehen, dass auch sie sich mehr von einem Freund erwartete, als das, was Clark bereit war zu geben. Doch er wusste auch, dass es für heute genug war.

„Chloe. Geh ins Bett. Schlaf und morgen sieht die Welt vielleicht nicht mehr so grau aus.“, sagte er und zog sie auf die Beine.

Chloe nickte und verabschiedete sich von ihrem Freund Lex. Einem wirklich guten Freund…
 

Clark saß wie immer in seinem Loft und schaute aus dem kleine Fenster. Er ließ den Abend an sich vorbeiziehen. Er hatte das Theater langsam satt und wollte auch Chloe endlich sagen, dass sie ein nichts war. Eine Verräterin und er nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte.

Doch noch hielt ihn sein perfider Racheplan davor zurück. Noch brauchte er sie. Und Menschen, die man brauchte, die musste man nun mal bei der Stange halten…
 

Er legte sich auf seine Couch und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. In seinem Kopf hatte sich schon jetzt ein gewisses Szenario gebildet:

Lana, wie sie vor ihm stand mit dicken Tränen in den Augen, weil sie so schrecklich verletzt war.

Lana, wie sie ihn anflehte, sie doch zurückzunehmen, wie sie bettelte.

Es waren schöne Vorstellungen, die ihn ins Land der träume begleiteten.



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