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Red Tears

Ein Vampirroman
von

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Flucht

Kapitel 17
 

Trotz meines Schreis bleib es ruhig, obwohl ich sicher war, dass man eine Wache da gelassen hatte. Oder etwa nicht? Glaubten sie vielleicht, dass ich gar nicht den Mut aufbringen würde hier auszubrechen?

Als Myriam mich hier zurück gelassen hatte, war ich tatsächlich aufgrund meines seelischen Zustandes nicht fähig gewesen irgendetwas zu machen, geschweige denn zu fliehen. Doch nun war mein Kopf zum ersten Mal seit John’s Tod klar.

Ich wollte fliehen. Es musste möglich sein hier raus zu kommen.

Nur wie?

Die Tür zu meiner Zelle war durchaus stabil und meine körperliche Kraft würde nicht ausreichen um sie aufzubrechen.

Und wenn mir Myriam half? Sie hatte Mitleid mit mir und ihr wiederstrebte es, dass sie mich töten wollten. Es war zumindest einen Versuch wert sie zu überzeugen.

Aber das hieß, dass ich warten musste bis sie kam.

Ruhig, ermahnte ich mich. Ich musste ruhig bleiben. Die nächsten zwei Tage würde mir nichts passieren.

Ein paar Mal atmete ich tief ein und aus, dann setzte ich mich wieder auf das Bett.

Wie oft hatte ich genau so auf meinem Zimmer im Internat gesessen? Eingeschlossen und darauf wartend, dass jemand kam und mich holte. Jedoch... Damals hatte ich nie gehofft, dass dies geschah, denn, wenn dann jemand kam, bedeutete das für mich nur angeschrieen, beschimpft oder ausgelacht zu werden.

Eingesperrt, als Strafe dafür, dass sie sich vor mir fürchteten.

Ich war immer anders gewesen.

Damals hatte ich meine Familie verloren, alles, was ich hatte, und ich wollte nicht allein sein.

Ja, meine Familie war auch jetzt nicht mehr da, aber zumindest hatte ich John wieder gesehen und auch wenn er gegangen war, so war ich doch nicht mehr allein.

Damals hatte ich mich gegen die Außenwelt total abgeschottet, lebte für mich allein in meiner eigenen kleinen Traumwelt. Man hatte mich als psychopatisch bezeichnet, als depressiv.

Sie hatten mich immer geärgert, doch gewehrt hatte ich mich nie.

Ein paar Jungs hatten es regelrecht auf mich abgesehen. Ständig hatten sie mich verprügelt, sagten, sie würden aufhören, wenn ich mich anpasste. Das war gewesen, als ich neun war. Dann waren sie auf die Idee gekommen mich mit einem Messer zu verletzen und hatten meine Arme mit einem Messer aufgeschnitten, doch am nächsten Tag waren die Wunden bereits fast komplett verheilt gewesen.

Da bekamen sie Angst.

Nein, ich war niemals wie die anderen gewesen. Mein eigener Körper schützte mich vor Verletzungen, vor dem Tod, den ich mir so sehr wünschte.

Ja, ich hatte oft gehofft, dass man mich vergaß, wenn ich damals in meinem Zimmer saß, eingesperrt für etwas, was ich nie getan hatte. Ich hatte gehofft, dass man mich vergaß und ich verhungerte. Starb.

Dann, später, hatte ich sogar zweimal versucht mir selbst das Leben zu nehmen. Das eine Mal mit Schlafmittel, das andere in dem ich mir die Pulsschlagadern aufgeschnitten hatte. Doch beide Male hatte sich mein Körper geweigert zu sterben.

Diese Unverwundbarkeit kam durch das Blut Aube’s in mir, das war mir mittlerweile klar. Oder war es mein Schicksal gewesen? War ich etwa nicht gestorben, weil es mein Schicksal gewesen war Raphael zu treffen?

Nun war ich nicht mehr allein. Ich hatte den sinn meines Lebens gefunden. Nach zehn Jahren hatte ich endlich die Bedeutung der Worte Glück und Liebe wiedergefunden.

Außerdem hatte John gewollt, dass ich lebe. Deswegen hatte er sich geopfert... Auch Iubar, ihre Bediensteten... Alle hatten mich beschützt...

Raphael hatte Recht gehabt. Wenn ich jetzt starb wären die Opfer aller, die in dieser Schlacht gestorben waren, umsonst. Und das durfte einfach nicht sein!

Ich musste einfach leben! Doch um zu leben musste ich hier raus und als erstes musste ich warten.

Nach einiger Zeit näherten sich Schritte der Tür. Der Schlüssel wurde knirschend im Schloss umgedreht, aber ich sah nicht auf.

„Christine?“ Das war Myriams Stimme. „Ich wollte mich bei dir entschuldigen.“

Erst jetzt sah ich auf und erwiderte ihren Blick.

„Was ist mit dir?“, fragte sie.

„Warum?“, erwiderte ich.

„Du weinst nicht mehr.“, antwortete sie. „Was ist mit dir los?“

Kurz zögerte ich, dann holte ich tief Luft. Jetzt durfte ich keinen Fehler machen. „Ich will dich was fragen.“, sagte ich dann.

Myriams Blick war nun leicht irritiert. „Was?“

„Warum muss ich sterben?“ Ich sah sie mit - so hoffte ich - festem Blick an.

Nun zögerte sie eine ganze Weile und wich meinem Blick aus. „Weil sie Angst haben...“, murmelte sie dann. „Sie haben Angst gegen die Vampire zu verlieren und davor selbst zu sterben...“

„Und du?“, fragte ich weiter. „Wie denkst du darüber?“

„Ich halte es nicht für richtig. Du hast nichts getan und sterben werden wir früher oder später ohnehin.“, antwortete sie und sah mich wieder an. „Wieso wirkst du so ruhig? Hast du dich damit abgefunden sterben zu müssen?“

Ich antwortete erst nicht, sah Myriam nur stumm an. Nun wirkte sie wirklich verwirrt.

„Nein, Myriam.“, erwiderte ich dann. „Nein, ich will nicht sterben, nicht mehr.“

„Aber was...“, begann sie, doch ich unterbrach sie: „Myriam, du kannst mich hier raus holen. Wenn du mir hilfst, dann muss ich nicht sterben. Jedenfalls nicht jetzt.“

„Weißt du eigentlich, was du da sagst?“, fragte sie. „Weißt du, was du von mir verlangst?“

„Ja, Myriam. Bitte...“, flehte ich. „Ich will nicht sterben.“

„Aber...“ Sie wankte und setzte sich neben mich. Die Arme hatte sie auf die Knie gestützt und das Gesicht mit den Händen bedeckt. Sie schwieg und auch ich sagte nichts, wartete einfach nur ab, was sie tun würde. „Bitte, Myriam...“, flüsterte ich nur noch einmal eindringlich.

Sie sah auf. „Das ist unmöglich.“, antwortete sie schließlich. „Glaub mir, Christine. Ich würde dir gerne helfen, aber das geht nicht.“

„Warum?“, entgegnete ich. „Wenn man etwas wirklich will geht es auch.“

„Nein, selbst wenn ich dir helfe: Das ganze Gebäude hier wird im Moment stärker bewacht, als ein Hochsicherheitsgefängnis. Man kommt hier nicht so einfach raus... Man würde uns beide sofort töten!“

„Aber ich werde übermorgen ohnehin sterben!“, antwortete ich. „Ich muss nur aus diesem Raum raus, dass ist alles, was ich von dir verlange.“

„Nein, es geht einfach nicht.“, sagte sie.

„Myriam...“, murmelte ich.

„Es geht nicht.“ Damit stand sie auf. „Es tut mir leid, aber es ist unmöglich.“

Wieder verließ sie den Raum ohne Abschied, jedoch verzweifelt, dass wusste ich.

Zwar war ich enttäuscht, doch noch war ich nicht bereit meine neugewonnene Hoffnung aufzugeben.

Immer wieder hörte ich Raphaels stimme in mir. Wie er meinen Namen rief, als er dort unten im Schatten zusammenbrach.

Würde ich jetzt sterben, hätte ich das selbe getan wie Eva und genau wie bei ihr würde er sich selbst die Schuld dafür geben. Das konnte ich ihm nicht antun.

Myriam hatte gesagt, selbst wenn ich aus diesem Raum entkommen würde, gäbe es kein Entkommen von diesem Ort. Ich würde sterben. Aber man musste es doch zumindest versucht haben, oder? Ich konnte doch nicht einfach aufgeben und auf übermorgen warten, auf meinen Tod.

Außerdem glaubte ich nicht, dass sie mich sofort erschießen würden, wenn ich versuchte zu fliehen. Nein, dann hätten sie mich doch sofort töten können, aber ich sollte übermorgen sterben. Bei Neumond. Irgendwas musste sich dahinter verbergen. Zwar wusste ich nicht was, doch in einem war ich mir sicher: Aube würde nicht vor Neumond sterben.

Ich musste jetzt auf Myriam vertrauen. Sie war nicht wie die anderen Jäger. Sie hasste zwar Vampire, aber sie hatte doch Zweifel. Im Gegensatz du den anderen Jägern hatte sie Gefühle, andere Gefühle als Hass gezeigt.

Plötzlich schreckte ich aus meinen Gedanken auf. Ich hatte etwas gehört. Jemand hatte meinen Namen geflüstert. „Christine...“ Es war die selbe Stimme, die ich gehört hatte, als ich erwacht war. Es war eine Frauenstimme, jedoch kannte ich die Stimme nicht. Hatte ich mir das nur eingebildet? Doch da hörte ich die Stimme erneut:

„Christine.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  marioeoeoeh
2007-07-29T13:39:49+00:00 29.07.2007 15:39
Okay, jetzt wird es gruselig- denke ich.
Bin mir nicht sicher, aber wenn fremde Stimmen kommen finde ich das Angst einflößend.
Ich fand das Kapitel toll, auch dass nun genauer erklärt wurde, weshalb sie schon immer anders war.
Also, weil ihre Wunden so schnell verheilten.
:)
Von: abgemeldet
2006-11-09T22:13:35+00:00 09.11.2006 23:13
Genial^^
Toles Kap~
Man konnte deutlich spüren, wie sehr Myriam gezögert hat und wie es hinter ihrer Stirn gearbeitet hat.
Das hast du wirklich gut dargestellt. Hätte ja wirklich klappen können, was sich Christine sich da ausgedacht hat. *nick*
Coole Sache~

Sehr gelungen fand ich auch das Stück aus Christines Vergangenheit, von wegen dass sie eingeschlossen wunrde und so. Das hat mich ein wenig an den Anfang erinnert und ich fand es sehr gut, dass du es hier auch mit reinbringst, wo sie doch jetzt eingesperrt ist. *seufz*
Ja...
Also im großen und ganzen wieder ein klasse Kap. *nick*
Weiter so^^

gruß jenki
Von: abgemeldet
2006-11-09T13:57:59+00:00 09.11.2006 14:57
Hallo
Das ist Lieb das du wider ein Kapitel geschreiben hast^^Das Kapitel ist SUPI SPITZE.Ich bin froh das sie wider neuen Mutt gefast hat^^Bitte schreib so bald wie möglich weiter,bin schon ganz gespannt,wer das ist wo sie gerufen hat und ob sie es schaft zu Fliehen^^

Ich Denk an Dich, das ist doch klar!
Im Herzen –immer für Dich da!
Du bist für mich ein morz-Geschenk,
drum logo dass ich an Dich Denk.
Ein kleines Dankeschön^^

Mit Lieben Grüssen Katzentigrin^^


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