Zum Inhalt der Seite

Kannst du es fühlen?

Atemu x Yugi
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Abitur

13. Abitur
 

Drei Wochen später kam Joey Yugi grinsend entgegen, als dieser früh morgens das Foyer ihrer Schule betrat.

Yugi zog die Augenbraue hoch.

Der Blonde schien darauf erpicht, ihm irgendwas mitzuteilen und es schien ihn hoch zu erfreuen.

Also fehlte irgendein Lehrer, der Joey auf dem Kieker hatte?

Nein, es war Mittwoch und besagter Lehrer unterrichtete Joey an diesem Tag nicht.

„Hey, Alter, du darfst dich freuen!“ Joey schlug seinem Kumpel auf die Schulter und legte den Arm dann um den Jüngeren und zog ihn an sich.

Der Junge sah fragend zu ihm auf und stellte fest, dass es in Joeys Augen fast schon amüsiert aufblitzte. „Was ist denn los?“

„Heute ist es sicher soweit!“ Joey grinste zufrieden als wüsste er etwas, das sonst niemand wusste.

„Nun sag schon!“ Yugi wurde ungeduldig.

„Herr Yamito verteilt gelbe Rosen!“ eröffnete der Größere ihm und machte ein Gesicht, als hätte er Yugi gerade sein größtes Geheimnis offenbart.

„Ja und?“ fragte Yugi verwirrt, fühlte aber einen kurzen Stich in der Brust.

Rosen?

Er wusste nicht, worauf Joey hinauswollte.

Dieser verdrehte die Augen. „Schon mal in den Kalender geguckt?“

Als Yugi den Kopf schüttelte, seufzte Joey. „Heute ist White Day. Was machen Jungs am White Day? Richtig, sie schenken jedem Mädel, von dem sie am Valentinstag Schokolade geschenkt bekommen haben, im Gegenzug nun weiße Schokolade. Je mehr sie das Mädel mögen, desto teurer.“

„Und was hat das mit gelben Rosen zu tun?“ wollte Yugi nun wissen.

„Ganz einfach. Statt weißer Schokolade verschenkt Herr Yamito eine einzelne gelbe Rose“, fuhr Joey fort.

„Und jeder weiß: eine gelbe Rose bedeutet ‚Tut mir leid, ich bin bereits vergeben.’ Tja, was sagst du dazu?“ wollte Joey begierig wissen und grinste breit.

Yugi riss die Augen auf.

Konnte das wirklich sein?

Atemu bekannte sich öffentlich dazu, vergeben zu sein?

Ihm wurde vor Glück ganz schwindelig im Kopf.

„Ich bin mir sicher, dass du dich heute noch auf was gefasst machen kannst“, bemerkte Joey zuversichtlich.

Doch es bestand das gleiche Problem, wie am Valentinstag: sie hatten mittwochs keinen gemeinsamen Unterricht.

Beide schwiegen eine Weile und Yugi hing seinen Gedanken nach.

„Stell dir vor“, ergriff Joey nun wieder das Wort. „Seto will sein Image wechseln. Deshalb macht er jetzt den Motorradführerschein.“

Yugi sah seinen Freund überrascht an. „Sollte er nicht erstmal den richtigen Führerschein machen? Der lässt sich doch sonst nur von seinem Chauffeur in der Limousine herumkutschieren.“

Joey winkte ab. „Den hat er doch schon längst. Er hat sich gestern erst ein neues Auto gekauft. Einen Ferrari. Mann, ist das ein Schlitten!“

Die Begeisterung war dem Blonden deutlich anzuhören.

„Wie, du hast sein neues Auto schon gleich gesehen? Hat er denn eine Probenfahrt mit dir gemacht?“ hakte Yugi perplex nach. „Und Seto darfst du ihn auch nennen?“

„Ja, ja. Wenn er dann im Sommer 21 wird, macht er sich sein eigenes Geschenk, indem er den Führerschein besteht und sich ein Motorrad kauft“, erklärte Joey.

„Wie kommt es eigentlich, dass ihr beiden, als ehemalige Erzrivalen, nun plötzlich so gut miteinander auskommt?“ wollte Yugi schließlich neugierig wissen.

Joey zuckte mit den Schultern. „Vielleicht liegt es daran, dass wir jetzt miteinander reden. Vorher haben wir ja kein Wort gewechselt. Wir versuchen, den jeweils anderen besser zu verstehen. Außerdem hat seine letzte Beziehung ihn ganz schön umgekrempelt.“

„Beziehung?“ fragte Yugi überrascht nach. „Ich hätte ja eher gedacht, dass er beziehungsunfähig ist.“

„Was glaubst du, wie es mir ergangen ist, als ich davon erfuhr? Jedenfalls hat er sich geändert, anderthalb Jahre ist schon einige Zeit. Er ist schon etwas lockerer, selbst wenn er seine selbstgefällige Maske noch immer gern zur Schau stellt und sie auch mir oder Mokuba gegenüber nur selten abnimmt. Seto kann halt nicht anders, als eiskalt und arrogant zu wirken. Aber er will sich jetzt anstrengen, das Bild von sich zu ändern, auch sich selbst gegenüber“, erläuterte Joey.

„Und du bist dir sicher, dass das funktioniert?“ Yugi war da mehr als skeptisch.

Wie oft hatten er und Yami ihm denn angeboten, ihn in ihren Freundeskreis aufzunehmen?

Mindestens genauso oft hatte er ihnen die kalte Schulter gezeigt und abgelehnt, wenn nicht sogar noch öfter, da er sie meist erst gar nicht zu Wort hatte kommen lassen.

„Kommt das von ihm selbst oder willst du ihn dazu drängen? Denn wenn dem so ist, fürchte ich, dass das nach hinten losgeht. Er muss es schon selbst wollen“, gab Yugi zu bedenken.

„Also jetzt mal ehrlich, denkst du, dass Seto sich zu irgendwas zwingen lassen würde? Nee, nicht im Traum! Ich hab ihm nur erzählt, dass dein Quasi-Freund Motorrad fährt und er war sofort Feuer und Flamme!“ entgegnete Joey.

„Quasi-Freund?“ Yugi hob eine Augenbraue.

Außerdem war es schwer, sich vorzustellen, dass Kaiba leidenschaftlich sein konnte, geschweige denn, Feuer und Flamme für etwas, das nichts mit Duell-Monsters oder seiner Firma zu tun hatte.

Er war ja noch nicht einmal von den Vorschlägen seines Bruders so leicht zu begeistern.

„Na, ihr seid doch so gut wie zusammen“, war Joey sich sicher. „Erst Liebesgeständnis und jetzt die gelben Rosen…“

„Er hat aber gesagt, dass er momentan keine Beziehung will“, unterbrach Yugi. „Zumindest keine zu mir, da ich ja sein Schüler bin.“

Der Junge hatte keine Lust, sich die Chancen von seinem Freund aufzählen zu lassen, immerhin bestand noch die geringe Möglichkeit, dass aus ihnen beiden nie etwas werden würde.

„Ich glaub, mein Schwein pfeift! Das hört sich ja so an, als wolltest du dem Mann unterstellen, dass er mit jedem anderen einfach eine Beziehung eingehen würde, obwohl er nur dich liebt! Mann, du bist so was von pessimistisch! Gib ihm einfach etwas Zeit. Und wie schon gesagt, ich bin mir sicher, dass heute noch was kommt.“ Joey hingegen war so zuversichtlich wie eh und je.
 

**
 

„Yugi.“ Angesprochener zuckte leicht zusammen.

Der Ältere hatte ihn einfach ohne Vorwarnung von hinten angesprochen.

Etwas Seltsames lag in Atemus Stimme, so dass Yugi ihn sofort anblickte.

Der Ältere lächelte, doch seine Augen blieben dabei recht ernst.

„Kommst du kurz mit?“ Ohne auch nur Yugis Nicken abzuwarten, zog der Ältere ihn in ein leer stehendes Klassenzimmer.

Er stellte seine Tasche aufs Pult und lehnte sich dann dagegen. „Dreh mir bitte den Rücken zu.“

Yugi tat wie ihm geheißen und wartete gespannt.

„Hm, könntest du nicht dein Halsband ausziehen?“ fragte Atemu nachdenklich und zuppelte an diesem.

Der Jüngere riss die Augen auf.

Nein! Er sollte es nicht sehen! Noch nicht …

Er hielt das Band fest und schüttelte den Kopf.

„Bitte, Kleiner.“ Atemus Stimme war ganz weich und Yugi spürte, dass es ihm wichtig war.

Er hörte, dass sein Hintermann nach etwas in der Tasche kramte, er ließ die Hand aber vorläufig darin vergraben, damit Yugi, falls er nach hinten blicken würde, nicht sehen würde, was er in der Hand hielt.

Nach einigem Zögern und einem unterdrückten Seufzen löste Yugi schließlich doch das Band.

Er würde es eh bald sehen, warum nicht jetzt?

Doch kurz nachdem er das Band mit gesenktem Kopf in seinen Händen hielt, spürte er, wie Atemu ihm etwas um den Hals legte.

Dann griff er um den Jüngeren herum, knotete es und band es zu einer wunderschönen großen Schleife.

Es war ein breites weißes Seidenband, das den Großteil seines Halses verdeckte, genauso, wie sein übliches Band.

Yugi begriff sofort, was das Band, was die Schleife bedeutete.

Normalerweise banden die Jungs ihrem favorisierten Mädchen eine weiße Schleife ins Haar.

Das bedeutete dann, dass er die ihm entgegengebrachten Gefühle erwiderte und sich wünschte, dass sie bald ein Paar würden.

Tränen des Glücks stiegen ihm in die Augen.

„Atemu!“ Überglücklich drehte er sich zu Genanntem um und strahlte ihn regelrecht an.

Dieser lächelte zurück und aller Ernst war aus seinen Augen verschwunden und Yugi ahnte, wie viel es ihm bedeutete, ihm diese Schleife umzubinden.

Yugi umarmte Atemu kurz.

„Das war ja noch nicht alles“, lachte Atemu leicht und drückte Yugi ein flaches rechteckiges Päckchen in die Hand.

„Aber du solltest jetzt besser gehen.“ Atemu strich Yugi zärtlich durchs Haar.

Yugi verließ den Raum und wurde sogleich von einem erstaunten Joey in Empfang genommen. „Na, was hab ich dir gesagt? Aber gleich eine weiße Schleife … Ist das nicht auffällig? Gerade heute?“

Der Kleinere zuckte mit den Schultern. „Die könnte ja von jedem stammen.“

Und da die Pause eigentlich schon vorbei war, waren auch keine Schüler auf dem Gang, die etwas gesehen haben und die richtigen Schlüsse gezogen haben könnten.

„Und was ist das?“ Der Blonde deutete auf das Päcken, dass Yugi noch immer umklammerte. „Sicherlich weiße Schokolade.“

Yugi sah auf das Geschenk herunter.

Ja, vermutlich hatte Joey Recht.

Aber er hätte jetzt Lust auf ein Stück.

Also wickelte er das Papier vorsichtig ab.

Joey pfiff durch die Zähne. „Das ist ja europäische Schokolade. Verdammt teuer. Du musst ihm wirklich sehr viel bedeuten.“ Joeys Stimme war voller Anerkennung.

Yugi nickte schweigend, musste erstmal verdauen, dass er Atemu wirklich so viel bedeutete.

Immerhin hatte er sich die Schokolade aus Europa schicken lassen.

Schokolade samt Transport also sehr teuer.

Und es würde ihn nicht wundern, wenn das auch in Europa selbst, also ohne Transportkosten, die teuerste Schokolade war, die man auftreiben konnte.

Sie war eigentlich schon fast so kostbar, dass Yugi der Gedanke nicht so recht behagen wollte, sie noch vor dem Ablaufdatum zu verspachteln.

Aber um sie verfallen zu lassen, dafür war sie erst recht zu schade.
 

**
 

Seit Wochen schon saß Yugi nun über seinen Unterrichtsmaterialien und büffelte fürs Abi.

Um Japanisch und Englisch machte er sich keine Sorgen, wahrscheinlich würde er das Lektürethema wählen und in Englisch ging es in erster Linie ebenfalls mehr ums Textverständnis.

Was ihm mehr Sorgen bereitete waren Mathe und Geschichte.

Geschichte war schließlich ein reines Lernfach und das Ganze lückenlos in den Kopf zu bekommen eine Glanzleistung.

Am Schwierigsten fiel ihm natürlich Mathe und das damit verbundene Erklären, immerhin würde er das mündlich abgefragt werden.

Wieso hatte er sich auch ausgerechnet eine Leistungskurskombination aussuchen müssen, bei der er in Mathe in Mündliche musste?

Hätte er besser bleiben lassen.

Aber seine drei Leistungsfächer waren nun einmal seine besten und machten ihm am meisten Spaß.

Nur, was er später nach der Schule damit anfangen würde, da war er sich auch noch unschlüssig.

Am Besten wäre es sicherlich, noch ein Studium dranzuhängen.

Er war so mit Lernen beschäftigt, dass er kaum mitbekommen hatte, dass schon Osterferien waren.

Aber allein durch die Tatsache, Atemu nun nicht mehr zu sehen, war es ihm nur allzu bewusst geworden.

Doch er verdrängte alles Sehnen so gut es ging.

Der Junge musste alle ihm zur Verfügung stehende Zeit zum Lernen nutzen.

Leise hörte er es an seiner Zimmertür klopfen.

Überrascht hob er den Kopf.

Seine Mutter klopfte doch sonst nicht an und kam einfach hereingestürmt.

Ach, Moment, seine Mutter war ja gar nicht da.

Großvater?

„Herein!“ meinte er nur und sah zu, wie die Türe langsam aufgestoßen wurde.

„Hey! Ich wollte fragen, ob du nicht Lust auf einen kurzen Spaziergang hast?“ lächelte Atemu ihn an, der plötzlich in seinem Zimmer stand.

Yugi war erst einmal sprachlos und musste blinzeln, ob Atemu wirklich anwesend war.

Dann fiel sein Blick auf die Uhr. „Die Sonne geht doch bald unter!“

„Eben!“ erwiderte Atemu noch immer lächelnd.

Ein Spaziergang im Sonnenuntergang? Wie romantisch!

Yugi sprang auf und ließ seine Sachen einfach auf dem Schreibtisch liegen.

Gemeinsam gingen sie die Treppe hinunter, Yugi zog Schuhe und Jacke an, schnappte sich den Haustürschlüssel und sie verließen das Haus.

„Ich dachte mir, ein wenig Ablenkung würde dir ganz gut tun“, erklärte Atemu.

Er hob eine Hand. „Aber das wird das einzige Mal sein, dass ich heute die Schule erwähne. Wie geht es dir?“

Der Ältere musterte den Jungen von der Seite, während sie durch ein paar Straßen schlenderten.

„Bis auf den Lernstress, ganz gut“, erwiderte Yugi.

„Wie kommst du mit der Situation zu Hause zurecht?“ fragte Atemu weiter.

Sie bogen auf einen Pfad ein, der in ein Waldstück führte.

Yugi zuckte mit den Schultern. „Im Grunde hat sich nicht viel geändert. Nur auf dem Papier.“

Sie schwiegen eine Weile, während sie einen kleinen Hügel empor stiegen.

„Mein Vater ist wieder in Paris, bei seiner Geliebten, und wir drei leben eigentlich so weiter wie bisher“, erläuterte Yugi.

Wieder schwiegen sie.

Es war, als ob Atemu ahnen würde, dass Yugi gleich weiter sprach. „Aber ich glaube, das ist nur Schein. Manchmal, wenn ich nachts auf die Toilette gehe oder mir etwas zu Trinken hole, höre ich leises Schluchzen aus dem Zimmer meiner Mutter. Und auch ich sitze manchmal da und kann mich deswegen nicht konzentrieren.“

Atemu ergriff Yugis Hand und drückte sie kurz.

Dann traten sie auf eine Lichtung hinaus, von der aus man einen perfekten Ausblick auf den Wald ein paar Meter unterhalb des Hügelplateaus hatte.

Der Himmel begann schon, sich langsam orange zu färben.

Atemu strich sich durch die Haare.

„Mit der Familie hat man es oft nicht leicht.“ Es klang so, als würde er aus eigener schmerzlicher Erfahrung sprechen und sofort musste Yugi an das denken, was Yue ihm erzählt hatte.

„Das hört sich sehr leidvoll an“, stellte Yugi fest.

Vielleicht konnte er einfach hier einhaken und mehr herausfinden.

„Oh ja“, seufzte Atemu. „Aber Yue hat mir schon gebeichtet, was er dir erzählt hat.“

Er sah den Jüngeren an und bemerkte, dass dieser vor Verlegenheit ganz rot im Gesicht wurde.

Sanft zog er Yugi zu sich heran und gab ihm einen Kuss auf die Schläfe.

„Was ich aber nicht verstehe, ist, was Shimizu mit dem Ganzen zu tun haben soll“, traute Yugi sich schließlich zu bemerken.

„Ach, das.“ Atemu seufzte abermals und löste sich von Yugi.

Dieser fragte sich prompt, ob das eine so gute Idee gewesen war, dies zu erwähnen, vor allem, da ihm die Umarmung gerade unglaublich gut getan hatte.

„Ich hätte schreien können, als ich es erfahren habe. Kannst du dich noch an damals erinnern, als der Rektor bei mir im Unterricht gesessen hat, auf Shimizus Bitte hin?“ Atemu sah Yugi an und der nickte.

„Ich war nicht ‚zu nett’ zu den Schülern, wie er es ausgedrückt hatte, sondern man hatte ihn gedrängt, einen Grund zu finden, mich durchfallen zu lassen. Faulheit und Unfähigkeit konnte er mir nicht vorwerfen, also musste er sich etwas einfallen lassen. Wobei ich ‚zu nett’ im Nachhinein als unwahrscheinlichsten Kündigungsgrund betrachte, den es gibt. Und wer steckte dahinter? Natürlich mein Vater. Hat Shimizu bestochen, oder vielleicht auch bedroht. Der hat mitgezogen, aber Kamekura ließ sich wohl nicht beeinflussen. Hat ja gesagt, ich soll so weitermachen, wie bisher.“ Er warf Yugi einen Blick zu.

„Und erklär mich für verrückt“, fuhr er fort. „Aber ich habe den Verdacht, dass Shimizus Unfall gar kein Unfall war.“

Was? Das war ja … ungeheuerlich.

Wenn das stimmte, dann musste Atemus Vater wirklich ein ganz hohes Tier sein.

Und legal würde da auch nicht alles ablaufen.

Kein Wunder, dass Atemu keinen Kontakt mehr zu ihm wollte.

Dafür war er viel zu sanftmütig.

„Traust du das deinem Vater wirklich zu?“ Yugi sah Atemu unverwandt an.

Dieser sah wieder in das Tal hinab. „Das ist es ja gerade. Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Am Besten wäre es, wenn ich auswandern würde. Allerdings gäbe es da noch eine andere Möglichkeit.“

Doch so lange Yugi auch wartete, Atemu sprach nicht weiter und nachhaken wollte er auch nicht.

Als Atemu sich wieder umwandte, lächelte er wieder. „Lass uns das Thema wechseln.“
 

**
 

Yugis Hände waren vor Nervosität ganz feucht.

Heute war es soweit, heute stand ihr Geschichtsabitur an.

Er sah sich in der Aula um, in der man Einzeltische aufgestellt hatte, dann sah er nach den betreuenden Lehrern.

Zwischen allen Einzeltischen waren breite Gänge, aber heute würde es sicherlich keiner wagen, einen Abschreibversuch zu starten, heute stand zu viel auf dem Spiel.

Zum Glück war Atemu nicht krank geworden, oder sonstiges, und als Lehrer des Leistungskurses war er natürlich anwesend.

Während er wartete, dass die Fragebögen ausgeteilt wurden, betrachtete er die leeren Doppelblätter mit dem Schulstempel, auf die sie die Antworten schreiben sollten.

Nur zwei Sekunden hatte er nicht aufgepasst und schon war Atemu an ihm vorbeigerauscht und die umgedrehten Fragebögen lagen auf seinem Tisch.

Yugi atmete mehrfach tief durch.

Nur keine Panik!

Das war leider einfacher gesagt, als getan.

Er stützte seinen Kopf auf beiden Händen ab, um zur Ruhe zu kommen.

So schlimm würde es schon nicht werden, versuchte er sich zu beruhigen, und im Grunde wusste er doch alles.

Dennoch, er würde erst gelassener werden, wenn Atemu die Fragen vorgelesen hatte.

Seine sanfte Stimme würde ihn schon beruhigen.

Und sobald er ruhig war, würde es schon klappen.

Atemu ging wieder nach vorne und legte Yugi unauffällig etwas auf dessen Tisch.

Dieser blinzelte irritiert.

Er richtete seinen Blick darauf und konnte ein winziges Stoffkamel erkennen, das auf einer in blaue Folie gewickelten Nuss-Nougat-Praline lag.

Sofort musste er lächeln.

Wie süß, im wahrsten Sinne des Wortes!

Es hieß ja, dass Schokolade die Nervosität eindämmte, aber diese hier tat das schon bei ihrem Anblick, was aber sicherlich nicht an der Schokolade selbst lag, sondern wohl eher an der Geste und dass Atemu ihm auf diese Weise viel Glück wünschte.

Sofort war nicht einmal mehr die Hälfte der Nervosität vorhanden, wie zuvor und das tat ihm unglaublich gut.

Schnell drehte er die Prüfungsbögen um und verfolgte die vorgelesenen Fragen mit den Augen.

Zunächst schien es ihm so, als wüsste er gar nichts mehr.

Alles, was er gelernt hatte, schien wie weggeblasen.

Sein Kopf war absolut leer.

Doch bei der vorletzten Frage schöpfte er neue Hoffnung, denn diese konnte er beantworten.

Nachdem der Referendar noch ein paar aufmunternde Worte an sie gerichtet hatte, las der Junge alle Aufgabenstellungen noch einmal durch und ihm wurde klar, dass das wohl nur ein kurzfristiger Black Out gewesen sein musste, denn zu jeder Frage konnte er definitiv eine Antwort schreiben.

Jedoch schien es nicht allen so zu ergehen, denn er konnte plötzlich ein leises Schluchzen vernehmen.

Yugi hob den Blick und wendete den Kopf ein wenig zur Seite.

Ein paar Tische weiter konnte er sehen, dass Ikumi scheinbar in Tränen aufgelöst war.

Herr Yamito war neben ihrem Tisch in die Hocke gegangen und redete offenbar beruhigend auf sie ein.

Yugi spürte schon Mitleid in sich aufsteigen, als Ikumi sich ganz plötzlich und unerwartet tränenüberströmt und mit rotem Kopf Atemu um den Hals warf.

Dieser schwankte ein wenig und hatte Mühe, nicht nach hinten überzukippen, aber im Endeffekt konnte er sich in der Hocke halten.

Der Anblick versetzte Yugi einen kleinen Stich ins Herz, erst recht, als Atemu Ikumi nun beruhigend den Rücken tätschelte.

„Hey, du schaffst das schon!“ rief nun Reika leise, die hinter Ikumi saß und mit ihr befreundet war.

Ikumi löste sich von dem Referendar und nickte.

Sie versuchte, Atemus Lächeln zu erwidern und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Aufgaben vor sich.

Yugi wandte den Blick ebenfalls auf seinen Fragebogen, konnte aber noch in dieser Bewegung sehen, wie Atemu aufstand und zufällig in seine Richtung sah.

Hoffentlich hatte er nicht mitbekommen, dass er die ganze Zeit zugesehen hatte, hatte nicht gesehen, wie in ihm die Eifersucht leise empor gekrochen war, obwohl er wusste, dass es absurd war.

„Keine Sorge, das sind alles keine Rivalinnen für dich!“ Diese Aussage von Atemu vom Valentinstag kam ihm wieder in den Sinn und er tastete nach Atemus weißer Schleife, die er als Glücksbringer in seiner Hosentasche verstaut hatte, mit der anderen Hand umgriff er den Anhänger um seinen Hals.

Er lächelte leicht.

Natürlich vertraute er Atemu und hastig schob er alle Gedanken bei Seite, die nichts mit Geschichte zu tun hatten und arbeitete still weiter.

Nach einer scheinbaren Unendlichkeit konnte er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spüren.

„Wie läuft es?“ wollte Atemu im Flüsterton wissen.

Yugi wusste, dass der Referendar dies zwischenzeitlich schon alle seine Schüler gefragt hatte, daher nickte er einfach nur.

„Gut.“ Atemu hörte sich erleichtert an und Yugi sah ihm nach, wie er wieder seinen Platz vor der Bühne einnahm, um alle anwesenden Schüler überblicken zu können.

Der Junge wandte seine Konzentration wieder der Prüfung zu.

Als er das nächste Mal aufblickte, war gerade die kleine Pause zwischen der dritten und vierten Schulstunde vorüber und er kam nicht umhin, festzustellen, dass Atemu nicht mehr da war.

Kurz blickte er sich um, aber auch hinter ihm war keine Spur des Referendars.

Dann hatte er wohl nicht alle fünf Zeitstunden komplett Aufsicht, musste vielleicht sogar unterrichten.

Yugi seufzte.

Mit Atemus Anwesenheit hatte er sich definitiv wohler gefühlt.

Aber es galt das Gleiche, wie mit seiner Eifersucht und der Scheidung seiner Eltern: er durfte sich nicht ablenken lassen.
 


 

Nachdem er seine Unterlagen abgegeben hatte, verließ Yugi erleichtert die Aula.

Er hatte fast die gesamte Zeit, die ihm zur Verfügung stand, auch ausgenutzt.

Zwar war er schon einige Zeit vorher fertig gewesen, aber er hatte die Hoffnung gehegt, dass ihm noch irgendwas einfallen würde, was letztendlich nicht der Fall gewesen war und er nun einfach abgegeben hatte.

Atemu saß auf einem der gepolsterten Stühle in der Vorhalle der Aula und sah nun lächelnd auf, als Yugi endlich aus der Halle kam.

Er griff nach seiner Umhängetasche und ging auf Yugi zu. „Na, wie war’s?“

Yugi nickte. „Ganz OK. Ich bin froh, dass es endlich vorüber ist.“

„Das war deine letzte Prüfung, oder?“ erkundigte Atemu sich.

„Oh ja, zum Glück“, seufzte Yugi erleichtert.

Am Vortag hatte er Englisch geschrieben, Japanisch hatte an dem Freitag in der Vorwoche den Abi-Reigen eröffnet.

Somit stand ihm nur noch die mündliche Prüfung in anderthalb Monaten bevor.

Im Gegensatz zu seinen Freunden.

Téa standen noch Chemie und Chinesisch bevor, Joey und Tristan hatten zwar heute ebenfalls Politik geschrieben, aber für Joey war das ebenfalls die erste Prüfung gewesen, ihm stand also noch einiges bevor.

„Dann lade ich dich heute zur Feier des Tages zu einem Eis ein“, erklärte Atemu.

Yugi lächelte. „Da sag ich sicherlich nicht nein.“

Gerade, als sie gehen wollten, ging die Tür zur Aula erneut auf und Ikumi trat heraus.

Sie sah den Referendar etwas unsicher an.

„Wie ist es gelaufen?“ fragte Atemu auch sie und ein gewisser besorgter Unterton war nicht zu überhören.

Ikumi seufzte. „Nicht sonderlich gut, fürchte ich. Aber nachdem Sie mich getröstet hatten, ging es besser.“

Sie versuchte, etwas zu lächeln, doch es wirkte eher traurig.

„Wird sicherlich nicht so schlimm sein“, versuchte Atemu sie zu trösten und lächelte sie aufmunternd an.

„Schön wär’s.“ Sie warf Yugi noch einen kurzen Blick zu, bevor sie sich verabschiedete.

„Hast du ein Lieblingseiscafé?“ wollte Atemu wissen, während auch sie das Schulgebäude verließen.

„Nein, eigentlich nicht“, schüttelte Yugi den Kopf.

Er genoss es, nun vorläufig stressfrei zu sein.

Der Junge hatte sich vorgenommen, es jetzt erst einmal ruhig anzugehen, bevor er wieder mit dem Lernen anfangen würde.

Er atmete begierig die frische Frühlingsluft ein.

Es war sogar einigermaßen warm und die Sonne schien vom Himmel herab.
 


 

Yugi sah sich in dem kleinen gemütlich wirkenden Eiscafé um, in das ihn Atemu geführt hatte.

Dann folgte er dem Älteren an einen kleinen Tisch abseits des großen Trubels, denn da heute das herrlichste Wetter war, war vor allem der Straßenverkauf sehr angesagt.

Im Gegensatz zu hier drinnen, denn das Café konnte keineswegs als überfüllt durchgehen.

Yugi griff nach der Eiskarte und las sie sich mit großen Augen durch.

Hier konnte man Eisbecher bestellen, von denen er sonst nirgendwo gehört hatte.

Dennoch waren die Preise angenehm anzusehen.

„Ich denke, ich werde einen Italienbecher nehmen“, murmelte Yugi leise zu sich selbst.

Das war zwar nichts außergewöhnliches, aber diese ganzen anderen Kreationen hatten ihn etwas abgeschreckt.

Wenn er sich daraus etwas bestellen wollte, würde er übermorgen noch brütend über der Karte sitzen.

„Und einen Pfefferminztee, nehme ich an?“ bemerkte Atemu, der Yugis Aussage mitbekommen hatte.

„Äh, nein.“ Yugi lachte kurz. „Das passt nun echt nicht dazu. Nein, ich nehme noch einen Bananenmilchshake.“

Atemu nickte verständnisvoll lächelnd.

„Ah, Atemu, schön, dich mal wieder zu sehen. Was darf’s sein?“ wurden die beiden von einem Kellner angesprochen.

„Das Übliche, Sasuke“, lächelte Atemu und auch Yugi gab seine Bestellung auf.

Dann sah dieser Atemu fragend an.

„Ein Bekannter aus meiner Schulzeit“, erklärte Atemu auf die unausgesprochene Frage hin. „Hat mich sogar überredet, für ein Wochenende hier zu arbeiten, aber ganz ehrlich: der Kellnerjob ist nichts für mich.“

Yugi lächelte.

„Was möchtest du eigentlich nach deinem Abi machen?“ wollte Atemu wissen.

Yugi zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Erst mal das Abi bestehen.“

Atemu schüttelte belustigt den Kopf. „Du stapelst tief! Bei dem Turnier habe ich schon festgestellt, dass du dein Licht gerne unter den Scheffel stellst. Das Abi schaffst du doch mit links!“

Angesichts dieses Lobes wurde Yugi leicht rosa um die Nasenspitze.

„Aber jetzt im Ernst. Solltest du dich nicht so langsam entscheiden?“ hakte Atemu nach.

„Nein, eigentlich nicht“, entgegnete Yugi, woraufhin Atemus Gesichtszüge einen überraschten Ausdruck annahmen. „Selbst wenn ich mich nicht entscheiden kann, würde ich nicht nur zu Hause rumhocken und nichts tun. In dem Fall, dass mir bis nach den Sommerferien nichts gescheites eingefallen ist, werde ich bei meinem Großvater im Laden arbeiten, und zwar so lange, bis ich weiß, was ich machen will.“

Der Schulkamerad von Atemu brachte ihnen ihre Getränke.

„Du könntest doch Archäologie studieren. So wie dein Großvater. Glaubst du nicht, dass das etwas für dich wäre? Immerhin sehe ich ja an deinen Noten, dass du dich sehr für Geschichte interessierst. Und in Ägyptisch bist du auch spitze.“ Atemu packte das mit Karamell überzogenen Plätzchen aus, das neben seiner Kaffeetasse serviert worden war.

Yugi schielte zu Atemu hinüber.

Bisher hatte er noch nie gesehen, dass jemand seinen Kaffee schwarz trank.

Seine Mutter und Téa schütteten immer noch Milch hinzu, Joey und Tristan warfen etliche Stücke Zucker hinein.

Bei diesen Überlegungen wurde ihm schmerzlich bewusst, dass er noch nicht einmal wusste, wie überhaupt sein Vater seinen Kaffee trank.

Manchmal kam es ihm so vor, als würde er seinen Vater gar nicht richtig kennen.

Aber dazu hatte er auch nie Gelegenheit gehabt.

Als er noch klein war, hatte er sich für so kleine Details absolut nicht interessiert, dann hatte sein Vater jahrelang in Paris gearbeitet und wenn er einmal zu Hause gewesen war, war der Kaffee sicherlich das Letzte gewesen, woran Yugi gedacht hatte, wenn sie zusammen gegessen hatten.

Und jetzt war es für so etwas zu spät.

„Doch, eigentlich würde es mich schon interessieren. Aber durch meinen Großvater weiß ich eben, wenn man an Ausgrabungen beteiligt ist, dann ist man unter Umständen ein halbes Jahr oder sogar länger von zu Hause fort. Das ist nicht gut für eine Beziehung.“ Mit dem letzten Satz hatte er einfach ausgesprochen, was er dachte, ohne dabei darauf zu achten, wie das nun auf Atemu wirken würde.

„Also, ich meine…“, druckste er jetzt etwas verlegen herum.

„Ich verstehe das schon“, nickte Atemu, während der Kellner nun endlich ihr Eis vor ihnen abstellte.

„Wie es ausgeht, wenn ein Partner lange im Ausland arbeitet, haben mir ja meine Eltern gezeigt“, fügte Yugi schließlich hinzu, während er das Waffeldreieck durch die Sahne mit der roten und der grünen Soße zog, um dann genüsslich davon abzubeißen.

„Du solltest nicht alles, was deine Eltern während ihrer Ehe gemacht haben, als falsch beurteilen, selbst wenn sie schließlich gescheitert ist. Sie werden sicherlich auch glückliche Momente miteinander erlebt haben, sonst hätten sie schließlich nicht geheiratet“, riet Atemu.

Yugi seufzte. „Es fällt mir schwer, meinem Vater nicht die Schuld zu geben.“

„Denkst du nicht, dass deine Mutter zumindest auch ein wenig Schuld trifft? Immerhin hättet ihr doch alle zusammen nach Paris ziehen können.“ Atemu sah Yugi an, während er sein Eis löffelte.

„Naja, anfangs war das auch so geplant. Meine Mutter hat sogar einen Französischkurs besucht. Aber immer ist irgendetwas dazwischengekommen, meist meinem Vater. Irgendwelche dringenden Geschäfte, die den Umzug immer wieder verzögert haben. Heute frage ich mich natürlich, ob er damals schon eine Geliebte gehabt hatte“, erklärte Yugi.

„Meinst du nicht, dass du ihm damit Unrecht tust?“ fragte Atemu.

„Das könnte ich dich mit deinem Verdacht wegen Shimizus Unfall ebenfalls fragen“, meinte Yugi nur.

„Touché. Vielleicht sollten wir Beweise suchen.“ Sie schwiegen eine Weile.

„Warum will dein Vater eigentlich nicht Yue die Firma überlassen?“ wollte Yugi schließlich wissen und sah von seinem Eis auf, aber Atemu tat so, als wäre er schrecklich beschäftigt mit seinem Eis, wollte Yugi nicht ansehen.

„Weil er mein Halbbruder ist“, entgegnete er schlicht, ohne aufzusehen.

„Wie meinst du das?“ hakte Yugi nach. Mit dieser Aussage konnte er nichts anfangen.

Atemu schwieg und überlegte offenbar, was und wie viel er Yugi erzählen sollte.

„Yue hat einen anderen Vater. In ihm fließt nicht das Blut eines Yamito. Das macht ihn in den Augen meines Vaters minderwertig.“ Endlich sah Atemu hoch. „Yue würde die Firma liebend gerne übernehmen, studiert BWL und VWL, arbeitet in den verschiedenen Bereichen der Firma, aber er ist noch immer der kleinste Angestellte, den die Firma unterhält, obwohl er längst hätte befördert werden müssen. Es ist nicht leicht, neben dem Studium so viel zu arbeiten, aber er ist gut. Er bekommt alles unter einen Hut, selbst wenn er im Privatleben etwas schlampig ist. Du erinnerst dich an die massenweise Zigarettenkippen damals in meinem Auto? So ungefähr musst du dir sein ganzes Privatleben vorstellen. Aber im Job ist er sehr korrekt und sehr gut. Doch er ist das Ergebnis eines Ausrutschers meiner Mutter. Sie hatte eine wochenlange Affäre, ist sogar ausgezogen, aber nachdem ihr Liebhaber sie sitzen gelassen hatte, als er erfuhr, dass sie schwanger ist, ist sie reumütig zu meinem Vater zurückgekehrt. Und der lässt sie immer wieder spüren, wie gutmütig er damals gewesen ist, sie wieder in die Familie aufzunehmen. Yue hat er nur zwangsläufig anerkannt, lässt auch ihn immer wieder spüren, dass er nicht sein leibliches Kind ist. Yue hat sein Leben lang um Vaters Anerkennung gekämpft, er kriecht im regelrecht in den Allerwertesten, macht schlichtweg alles, was Vater ihm aufträgt, aber er kann tun, was er will, er wird nie seine Anerkennung, die er zweifelsohne verdient hätte, erlangen. Selbst die Angestellten, die nach Yue eingestellt worden sind, wurden längst befördert, alle sehen Yue mitleidig bis hämisch an. Und alles nur, weil er für den Seitensprung unserer Mutter bestraft wird.“

Yugi schluckte.

Je mehr er über Atemus Vater erfuhr, desto weniger konnte er ihn leiden, selbst wenn er ihn nicht kannte.

Aber sowohl aus Atemus, als auch aus Yues Blickwinkel musste es schwer sein, das zu verstehen, was sein Vater tat, also konnte er ausschließen, ein vorschnelles Urteil zu fällen.

Es war nur allzu deutlich zu spüren, dass Yue Atemu Leid tat und dass diese Angelegenheit ihm an die Nieren ging.

Gerade wollte Yugi tröstend nach Atemus Hand greifen, als dieser fort fuhr. „Du weißt doch, dass ich mich weigere, in die Firma einzusteigen. Ich habe einfach andere Interessen, liebe meine Freiheit. Ich könnte es nicht ertragen, mich ausgerechnet meinem Vater zu unterwerfen, wo dieser es noch nicht einmal für nötig empfand, mich im Krankenhaus zu besuchen. Er hat sogar versucht, mich dahingehend zu erpressen, dass Yue ja endlich befördert werden könnte, sobald ich Juniorchef sei. Stell dir das vor: Yue rackert sich ab und ich als Grünschnabel könnte das Unternehmen mir nichts, dir nichts übernehmen. Ich habe natürlich dankend abgelehnt.“

Atemu stocherte nun lustlos in seinem Eis herum.

Das war eindeutig das falsche Thema für ein Eiscafé, für eine kleine Privatfeier gewesen und auch Yugi war die Lust auf sein Eis irgendwie vergangen.

Nun gab Yugi sich doch noch einen Ruck und legte seine Hand tröstend auf die seines Begleiters.

Er spürte, wie Atemus Daumen über seinen Handrücken streichelte.

Noch ehe Yugi weiter darüber nachgedacht hatte und gegen alle guten Vorsätze, hatte er plötzlich seinen Kopf auf Atemus Schulter abgelegt, was gar kein großes Problem war, denn sie saßen auf einer gemütlichen Bank, die im Halbkreis um ihren Tisch stand, also hatten sie schon die ganze Zeit eher nebeneinander als einander gegenüber gesessen.

Er wollte ihn einfach trösten, ihm durch seine bloße Anwesenheit zeigen, dass er für ihn da war, so wie Atemu für ihn da gewesen war, als er von den Absichten seiner Eltern erfahren hatte.

Atemu schien es in diesem Moment auch nichts auszumachen, dass Yugi sich an ihn lehnte, sondern legte seinen Kopf gleichfalls auf den von Yugi.

Nach einer Weile hob Atemu den Kopf.

„Naoko“, stellte er tonlos fest.

Er hatte diese an der Theke gesehen, wie sie sich gerade zu dem Kellner dahinter hinüberlehnte und mit ihm redete.

„Was?“ fragte Yugi irritiert und hob ebenfalls den Kopf, sah Atemu an, der ganz blass geworden war und die Lippen zusammenkniff.

Er folgte dem Blick des Älteren und tatsächlich: an der Theke stand ihre Mitschülerin Naoko und nahm gerade einen kleinen Pappbecher mit Eis entgegen.

„Denkst du, dass sie uns gesehen hat?“ Yugis Hand fühlte sich so an, als ob sie gleich zerquetscht würde und auch Atemus restlicher Körper sah total verkrampft aus.

„Weiß nicht“, antwortete Atemu und biss sich auf die Lippe.

Rasch ließ er Yugis Hand los und sah zu, wie Naoko das Café schließlich verließ.

Manche Frauen konnten ganz schön ungemütlich werden, wenn sie eifersüchtig wurden.

Selbst wenn die Beziehung ja genauso verboten wäre, wenn Naoko an Yugis Stelle wäre.

Atemu sprang auf.

„Ich werd dann wohl besser“, erklärte er kurz angebunden, warf ein paar Scheine auf den Tisch und schon war er verschwunden.

Yugi sah ihm kurz nach, danach warf er einen Blick in seinen Eisbecher.

Auf diesen kümmerlichen Rest, der sowieso schon geschmolzen war, hatte er nun auch keine Lust mehr.

Dann sah er zu den Scheinen, die Atemu in Eile auf den Tisch geworfen hatte und stellte fest, dass es genug war, um alles zusammen zu bezahlen.

Der Bekannte von Atemu hatte wohl das Geld gewittert und räumte alles kommentarlos weg und strich das Geld ein.

Aber Yugi kümmerte sich darum herzlich wenig.

Stattdessen legte er nun die Wange auf dem Tisch ab.

Warum hatte es auch ausgerechnet diese Quasselstrippe Naoko sein müssen?

Die würde ihren Mund sicherlich nicht halten können.

Und er wäre daran schuld, wenn Atemu seinen Traumjob verlor, immerhin hatte er zuerst seinen Kopf auf Atemus Schulter abgelegt.

Hätte er sich dazu nicht hinreißen lassen, hätte Naoko sie nicht in dieser Situation gesehen.

Der Junge fühlte sich elend und er spürte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen.

Obwohl er sich große Vorwürfe machte, blinzelte er die Tränen entschlossen weg.

Er musste sich einfach zusammenreißen, er konnte sich doch nicht hier in aller Öffentlichkeit so gehen lassen.

Schlimm genug schon, dass seine Beziehung zu Atemu schon wieder auf der Kippe stand.
 


 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Zu der weißen Schleife: das ist auch geklaut XD und zwar aus DNAngel. Dort gibt es den St. White's Day, an dem weiße Schleifen verteilt werden, der allerdings im Dezember stattfindet. Hab also White Day und St. White's zusammengepanscht^^



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (12)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Miyako-Hanabi
2007-08-26T12:11:12+00:00 26.08.2007 14:11
puh *seufz*
Endlich bin ich durch!
Hab ne halbe ewigkeit gebraucht, um das ff durchzukriegen...
Aber...*daumen reck*
echt spitze gemacht mann! mein Kompliment!
ich fände es übrigens auch toll, wenn Ati sich wieder erinnern würde...
*mephir oben zustimm*

mach also bloß weiter! *in wartestellung geh*
^^

Von:  Im_Whats_Left
2007-08-07T14:00:30+00:00 07.08.2007 16:00
ui..:D
Ich mag die Story, allerdings ist es echt schade, das Yami sich net mehr erinnert..
Freue mich schon auf das nächste Kappi und würde mich über ne ENS freuen!
*wink*
Bis dann!
Von: abgemeldet
2007-07-28T23:21:31+00:00 29.07.2007 01:21
wow, wie süüüüüüüüüüüüss!
Endllich mal was aufmunterndes für Yu auch wenns am Schluss wieder auf der Kippe steht! Ich hoff trotzdem auf ein Happy-End:)
Ich finds total klasse, wie du den Umgang der beiden beschreibst, total knuddlig, ach.. richtig zum dahinschmelzen
freu mich schon aufs nächste Chap
grüssele
Von:  Sensenweiblein
2007-06-29T15:54:29+00:00 29.06.2007 17:54
Aiii das Kap war voll süß x33~
Naoko muss sterben °__°! xDDDD...nene~...aber hoffentlich hält sie ihre klappe >__<;;
Yugi tut mir so leid Q____Q;...
*schnif*
Aber das schaffen die beiden schon >o<!

see ya!
da† Sensi~ x33~
Von:  Leuchtender_Mond
2007-06-28T13:25:31+00:00 28.06.2007 15:25
Oh, du lässt die zwei aber ganz schön was durchleiden!!
Aber ist mal wieder alles super geschrieben!! Ati ist sooo süß zu Yuu, ich sitz stellenweiße quietschend vorm PC. ^^
Atis' Geste Yuu gegenüber beim Abi und auch mit der Schleife fand ich soo toll!! *Herzaugen*
Hoffentlich gehts doch noch gut aus, spann uns hier nicht auf die Folter, ja? ^^
Lg
Miss Hellfire
Von:  nico171
2007-06-28T10:55:31+00:00 28.06.2007 12:55
Weiter ^^
das ist der Wahnsinn
die beide sind süß
ich bin gespannt ob doch noch aus Seto und Joey kein Paar wird
sagt Yugi eines Tages über Farao ?
wird Atemu sein Job retten?
werde sie ihre BEziung retten können ?
Von:  Yami_Kitten
2007-06-27T18:32:09+00:00 27.06.2007 20:32
Och die beiden können einen leid tuhen mit den ganzen problemen.
*heul*
Aber echt spietze ich will wissen wie es weiter geht. ^^
also ich freue mich auf das nächste kappitel und ich hoffe du hast so viel spaß beim schreiben wie ich beim lesen.
Von: abgemeldet
2007-06-27T17:33:01+00:00 27.06.2007 19:33
Ein wirklich schönes Pitel^^
Aber das Ende war irgendwie ...
zum heulen
Aber wie Atemu Yugi die Schleife umgebunden hat -^.^-
Voll waii

Freu mich schon sehr aufs nächste Kapi^^
*knuddel*
Von:  viky
2007-06-27T14:52:22+00:00 27.06.2007 16:52
wow, tolles ende...
*nick*

nun gut.. ich freue mich rießig auf die fordsetzung und hoffe das du mit deinem Studium. weil gerade die prüfungen anstehen, noch schreiben kannst.
viel glück dir darin und alles gute.


Von: abgemeldet
2007-06-27T14:34:19+00:00 27.06.2007 16:34
das war ja süüüüüß!!!^^
Yu tut mir leid :(
hoffendlich hält Naoko die Klappe !!!!
bis zum nächsten kap ^^


Zurück