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Kannst du es fühlen?

Atemu x Yugi
von

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Nur ein Spiel

9. Nur ein Spiel
 

Nach den Proben, die anderen Schüler und Herr Yamito waren schon weg, halfen Yugi und Tristan Téa noch, die Kostüme und Requisiten wegzuräumen.

Dabei sprang Yugi freudig lächelnd von einem Ende der Bühne zum anderen und summte fröhlich vor sich hin.

„Du bist ja jetzt gut drauf!“ stellte Tristan grinsend fest.

„Klar! Ich hab ja auch die beste Freundin, die man sich vorstellen kann!“ Yugi wandte sich lächelnd an Téa. „Das hast du doch eingefädelt?“

Téa grinste vielsagend. „Als ich gestern morgen hörte, dass Yamato ein paar Tage fehlen würde, habe ich Atemu gleich gefragt, ob er einspringen würde und er war schon einverstanden, ohne den Text überhaupt gelesen zu haben. Im Übrigen hat er bis kurz vor der Szene auch nicht gewusst, wen er küssen würde.“

„Ich war dir ja noch was schuldig“, fuhr sie fort, gab aber Tristan, der sie fragend ansah, keine Erklärung.

Auch Yugi brauchte einen Augenblick, bis ihm einfiel, was sie meinte.

Sie meinte sicherlich, dass er sie ja Atemu gegenüber erwähnt hatte, damals.

„Ihr beide würdet jedenfalls ein süßes Pärchen abgeben“, stellte Tristan lächelnd fest. „Ihr seid ja scheinbar ganz heiß aufeinander!“

Yugi lief sofort wieder puderrot an. „Red keinen Stuss! Ich glaube nicht, dass er irgendwelche Gefühle für mich hat!“

„Da wäre ich mir nicht so sicher“, warf Téa nachdenklich ein und erntete einen großen Blick von Yugi.

„Du hast euch ja nicht … na ja, von außen gesehen. Er wirkte ganz glücklich mit der Situation. Eigentlich hätte er ja ein Mädchen küssen müssen, und das wusste er ja auch. Aber es hat ihm sichtlich nichts ausgemacht, dass das nicht der Fall war. Und der letzte Kuss … es schien fast so, als würde er es genießen.“

„Meinst du?“ fragte Yugi zögerlich nach.

Das wäre ja … wunderbar!

Doch wie sollte es nun weitergehen?

Er war viel zu schüchtern, Atemu seine Gefühle zu gestehen.

Sollte er abwarten, was Atemu unternehmen würde?
 

**
 

„Warst du eigentlich noch mal Schlittschuhlaufen?“ erkundigte Herr Yamito sich, als Yugi wieder einen seiner Essays abgab.

Yugi hatte schon länger keinen Aufsatz mehr abgegeben.

Erst war er Atemu aus dem Weg gegangen, weil er glaubte, dieser hätte einen Freund, dann hatte es ihn total verlegen gemacht, dass Atemu so viel Ärger wegen seines Verschwindens gehabt hatte und wirklich Lust dazu hatte er auch keine gehabt.

„Nein“, schüttelte Yugi wahrheitsgemäß den Kopf. „Ich hab mich nicht mehr getraut.“

„Ach, wieso denn nicht, du hast dich doch damals gut gehalten“, lächelte Atemu. „Wie wär’s, wir könnten doch wieder zusammen üben?“

Yugis Herz begann zu rasen.

Atemu wollte ihn offenbar auch in seiner Freizeit um sich haben.

Vielleicht hatten seine Freunde ja doch Recht?

Ein Hoffnungsfunke glomm in ihm auf.

„Wenn du willst, kannst du auch deine Freunde mitbringen“, fuhr Atemu fort, als Yugi scheinbar zögernd schwieg.

Offenbar hatte er nicht vergessen, dass Yugi seine Freunde hatte mitbringen wollen.

Leider. Denn eigentlich würde Yugi seine Zeit lieber mit Atemu alleine verbringen.

Aber wie sollte er das jetzt noch anstellen, wenn Atemu keinen Verdacht schöpfen sollte?

Dennoch lächelte er den Älteren an. „Ich werde sie jedenfalls fragen.“
 

**
 

Yugi rannte über die dünne Schneeschicht.

Weshalb hatte er auch ausgerechnet heute den Bus verpassen müssen?

Ausgerechnet heute!

Daher hatte er sich entschlossen, zu Fuß zu gehen.

Seine Wangen waren ganz rot von der Kälte, von dem Wind, der ihm ins Gesicht peitschte.

Denn er wollte Atemu nicht zu lange warten lassen.

Eigentlich hätte er ihn ja auch anrufen und ihm bescheid geben können, aber dann hätte der Andere sich sicherlich gewundert, woher Yugi seine Handynummer hatte.

Also rannte er nun so schnell, wie seine kurzen Beine und seine schlechte Kondition es zuließen.

Als er schließlich an der Eishalle ankam, atmete er erstmal tief durch, bevor er hinter Atemu trat, der sich gerade irgendwelche Plakate ansah. „Da bin ich! Mussten Sie lange warten?“

Der Ältere wandte sich um und lächelte ihn an. „Hallo Yugi!“

Atemu winkte ab. „Nein, ich hab mich ja beschäftigt.“ Er deutete auf ein Plakat, auf dem für das nächste Spiel der Ersten Eishockeymannschaft geworben wurde.

Dann richtete er den Blick hinter den Neuankömmling. „Kommen deine Freunde noch?“

Yugi schüttelte den Kopf. „Nein, sie haben mir alle abgesagt.“

Es war eigentlich geplant gewesen, zu siebt Schlittschuhlaufen zu gehen, weshalb sie sich auf Samstag geeinigt hatten, wenn alle Zeit hatten.

Aber den anderen war scheinbar etwas dazwischengekommen.

Téa und Tristan hatten behauptet, zum Geburtstag von Tristans Großmutter eingeladen worden zu sein, doch Yugi war sich sicher, dass sie das schon vorher gewusst hatten.

Joey hatte erklärt, er müsse seinen Vater vom Polizeirevier abholen, da dieser die Nacht in der Ausnüchterungszelle verbracht hatte. Danach war er dann meistens so schlecht gelaunt, dass er Joey für den Rest des Tages nicht mehr erlaubte, das Haus zu verlassen.

Yugi wusste ja, dass das immer so war.

Bakura hatte ihm einfach nur eine SMS geschrieben, dass er nicht kommen würde, ohne Grund.

Doch Yugi hatte den leisen Verdacht, dass das alles nur Ausreden ihm zuliebe waren, damit er den Tag alleine mit Atemu verbringen konnte.

Worüber er sich eigentlich freuen sollte.

Atemu zog eine Augenbraue hoch und drehte sich um. „OK, dann gehen wir eben alleine rein.“

„Wollten Sie nicht noch ihren Bruder mitbringen?“ Yugi war aufgefallen, dass dieser nicht da war.

„Ja, aber er wurde verhindert. Wenn mein Vater pfeift, ist er sofort zur Stelle. Aber ich glaube nicht, dass ihm das viel bringt“, murmelte Atemu nachdenklich.

Yugi wusste nicht, wovon er sprach und hätte fast nachgefragt.

Aber es war wohl eine Familienangelegenheit und Yugi war sich sicher, dass Atemu so was Privates nicht mit einem seiner Schüler besprechen würde.

An der Kasse hatte Atemu schon so schnell für sie beide bezahlt, dass Yugi kaum Gelegenheit hatte, sein Portemonnaie aus der Tasche zu holen. „Äh …“

Doch der Ältere winkte ab. „Schon gut, ich lade dich ein.“

Während Yugi Atemu folgte, bestarrte er dessen Rücken.

Atemu wirkte irgendwie bedrückt, vielleicht hätte er seinen Bruder nicht erwähnen sollen.

Doch sobald er die geliehenen Schlittschuhe in der Hand hielt, war es, als hätte er alle Sorgen vergessen und er lächelte Yugi wieder an.

Dieser lächelte leicht zurück und stapfte Atemu hinterher zur Eisfläche.

Doch während Atemu schon eine Runde absolvierte, zögerte er wieder, überhaupt einen Fuß auf das Eis zu setzen.

Immerhin hatte er im März zum ersten und letzten Mal auf den Kufen gestanden, und jetzt war es Anfang Dezember.

„Na komm!“ Atemu stand plötzlich wieder lächelnd vor ihm und hielt ihm die Hand entgegen.

Yugi griff zögerlich danach.

Als er damals Atemus Hand angenommen hatte, war nichts passiert.

Doch mittlerweile durchfuhr es ihn immer wie Elektrizität, wenn sie sich berührten.

Atemu nahm auch Yugis andere Hand in seine andere und fuhr dann wieder rückwärts vor ihm her.

Dennoch war Yugi noch zu unsicher, um Atemu während des Fahrens anzusehen.

Lieber beschäftigte er sich eingehend mit seinen unter ihm wegschlitternden Beinen.

Plötzlich spürte er, wie Atemus Daumen beruhigend über seine Handrücken strichen und er sah nun doch zu ihm hoch.

„Sei nicht so verkrampft!“ wies Atemu ihn mild lächelnd an.

Yugi nickte und versuchte, seine Schultern zu lockern.

Er entspannte sich nach und nach, denn er wusste, dass er Atemu vertrauen konnte.

Damals hatte er ihn ja auch aufgefangen.

Tatsächlich klappte das Fahren nun schon etwas besser.
 


 

„Werden Sie sich das Theaterstück ansehen?“ wollte Yugi wissen, als er schon etwas sicherer fuhr und sich auch etwas traute, sein Gegenüber anzusehen.

„Ja. Also, ich hab’s mal vor“, erklärte Atemu.

„Ich will ja sehen, wie unsere Szene eigentlich hätte aussehen sollen.“ Er zwinkerte Yugi zu.

„Aber ich glaube nicht, dass etwas dazwischen kommt. Eure Klausuren sind schon korrigiert, ihr bekommt sie am Montag zurück, da ihr ja schon in zwei Wochen eure Zeugnisse bekommt“, fuhr Atemu ungeniert fort.

Die Klausuren? Oh Gott, die hatte Yugi ja vollkommen vergessen!

Und dass die 13er die Zeugnisse schon vor den Weihnachtsferien bekamen, erst recht.

Atemu lachte. „Jetzt schau doch nicht so entsetzt! Keine Sorge, du hast wie immer sehr gut … oh!“

Seine Augen hatten sich leicht entsetzt geweitet.

Atemu kippte wie in Zeitlupentempo nach hinten, Yugi konnte nur zusehen.

Der Junge wusste zunächst nicht, was los war, aber da er so dicht hinter Atemu gefahren war, dauerte es auch nur ein paar Sekunden, bis auch er das Gleichgewicht verlor und auf dem Älteren drauf lag.

Sofort versuchte Yugi, sich hochrot neben Atemu abzustützen und etwas seines Gewichts von ihm zu nehmen.

Da er dank Atemu noch nie auf dem extrem rutschigen Boden hingefallen war, wusste er auch nicht, wie er von der Eisfläche wieder aufstehen sollte.

Dennoch sah er besorgt zu dem Anderen hinunter. „Hast du … Haben Sie sich verletzt?“

Atemu hatte leicht schmerzlich die Augen geschlossen, doch nun sah er Yugi wieder an. „Nein, geht schon.“

Sanft packte er Yugi an den Hüften und schob ihn sachte von sich runter.

Dann stand er so schnell wieder auf den Beinen, dass Yugi, der bei dieser Berührung womöglich noch roter angelaufen war, gar nicht hatte sehen können, wie genau er das gemacht hatte.

„Komm, ich helfe dir wieder hoch.“ Atemu hielt Yugi, der mittlerweile auf seinen Knien saß, abermals seine Hand entgegen und stellte seine Kufe quer vor eine Yugis, die dieser als erstes aufgestellt hatte.

Mit einiger Mühe gelang es ihm schließlich, Yugi wieder auf die Beine zu stellen.

Diesem war es unbeschreiblich peinlich, dass es so lange gedauert hatte, bis er wieder auf seinen Füßen stand.

„Also, bei den vielen Kleinkindern, die hier umherwuseln, sollten wir vielleicht eine andere Methode finden, wie ich dir das Schlittschuh fahren beibringen kann“, meinte Atemu dann.

Ach so, das war es gewesen. Ein Kleinkind.

Yugi hatte auch nicht angenommen, dass Atemu, als erfahrener Läufer, einfach so hinfallen würde.

Doch wieso hatten sie beide das Kind nicht unter sich begraben?

War es so flink gewesen, dass es schon davon geflitzt war, bevor Atemu überhaupt richtig das Gleichgewicht verloren hatte?

Eigentlich könnte er ihm dankbar sein.

Der Junge fluchte über diesen Gedanken.

Er konnte sich doch nicht darüber freuen, dass Atemu, zumindest kurzfristig, das hatte er deutlich gesehen, Schmerzen gehabt hatte, nur weil er dadurch auf ihm gelandet und er ihm somit einen Augenblick nahe gewesen war.

„Vielleicht reicht es ja schon, wenn du meine Hand nimmst“, fuhr Atemu fort.

So fuhren sie kurz an, aber Yugi fühlte sich sehr viel unwohler und unsicherer, als zuvor.

Irgendwie brauchte er in beiden Händen etwas zum Festhalten.

Oder bildete er sich das nur ein?

Das letzte Mal war er doch sogar nach einiger Zeit ohne Hilfe gefahren.

Oder wollte er einfach nur, dass Atemu sich um ihn kümmerte, sich um ihn bemühte?

Auch der Ältere bemerkte, dass Yugi etwas wackelig auf den Beinen war, außerdem hatte der Jüngere nun den Blick wieder starr auf seine Füße gerichtet, was Atemu eigentlich gedacht hatte, ihm ausgetrieben zu haben.

„So wird das nichts“, meinte er schließlich nach einer Weile der Beobachtung.

„Vielleicht solltest du dich einfach an meiner Hüfte festhalten, ich ziehe dich dann“, sagte er daraufhin und wandte Yugi den Rücken zu.

Yugi schluckte.

Wieso verlangte der Ältere aber auch dauernd etwas, was für ihn fast unmöglich schien?

Obwohl es ja eine sehr einfache Geste war, seine Hände an seine Hüften zu legen.

Aber seine Hände wurden vor Aufregung feucht, sein Herz begann zu rasen und die Schmetterlinge in seinem Bauch begannen, Purzelbäume zu schlagen.

Doch was sollte er nun anderes tun, als Atemu zu gehorchen?

Kurz nachdem Atemu endlich Yugis Hände auf seinen Hüften spürte, startete er.

Erst fuhr er noch langsam, damit Yugi problemlos mithalten konnte.
 


 


 

Nach einiger Zeit, in der sie sich noch nicht einmal richtig unterhalten konnten, da sie ja hintereinander fuhren, spürte Yugi, wie er immer müder wurde.

Langsam war es etwas anstrengend.

Yugi griff Atemu nur noch mit einer Hand an der Jacke und verlangsamte das Tempo.

Wenn Atemu sein Gewicht langsam zu schwer wurde, da er nicht mehr mitarbeitete, dann würde er sich schon von selbst zu ihm umdrehen.

Wie lange waren sie nun schon da?

Sicherlich fast drei Stunden.

Er verbiss sich ein herzhaftes Gähnen.

Seit Atemu ihm den Rücken zugewandt hatte, war Yugis Aufregung abgeflaut.

Es war öde, nur den Rücken des Anderen anzustarren, obwohl er bemerkt hatte, dass dessen Nackenpartie schon einen gewissen Reiz hatte.

Schließlich drehte Atemu sich um.

Er sah gerade noch, wie Yugi abermals gähnte. „Bist du etwa müde?“

Yugi nickte.

Der Junge war mal wieder zu aufgeregt gewesen, um in der Nacht zu schlafen.

„OK. Wenn du noch eine Runde aushältst, spendiere ich dir noch einen schönen heißen Kakao“, grinste Atemu.

Yugi lächelte leicht und ein leichtes Funkeln trat in seine Augen.

Das Ziel war also, noch etwas mehr Zeit mit seinem heimlichen Schwarm zu verbringen.

Und dafür würde er alles tun.

Nun gut, zumindest fast.

Aber noch eine Runde auf dem Eis, an Atemu drangehängt, das ließe sich doch problemlos bewältigen.
 


 

Yugi betrat hinter Atemu das Café, das direkt zur Eishalle dazugehörte.

Es war etwas erhöht, über den Umkleiden der Eishockeyspieler, mit riesigen Fensterscheiben, so dass man den Leuten unten auf dem Eis zusehen konnte.

Er setzte sich Atemu an dem kleinen Zweiertisch, den dieser angesteuert hatte, gegenüber und warf einen Blick hinab.

Die Eisfläche wimmelte nach wie vor von Besuchern, nur schienen es immer mehr zu werden, je später der Tag wurde.

Die Eishockeymannschaft hatte heute ein Auswärtsspiel, was für die Besucher sicherlich ein Vorteil war.

Atemu hatte sich die Karte geschnappt und war darin vertieft, während Yugi sich streckte, um die Karte vom freien Nachbartisch zu stibitzen.

„Guckt mal, ist das nicht dieser Meisterduellant? Yugi Muto?“ hörte er plötzlich eine Mädchenstimme von einem der Nachbartische.

Yugi wurde leicht rosa. Er war schon lange nicht mehr erkannt worden.

Hastig setzte er sich wieder mit der Karte zurück.

„Und der bei ihm? Ist das sein Bruder?“ fragte eine andere Mädchenstimme, offenbar am gleichen Tisch.

Er klappte die Karte auf und tat so, als würde er sie interessiert lesen.

„Nein, Yugi hat keine Geschwister“, antwortete die erste Stimme.

Aber er konnte sich nicht konzentrieren.

„Ist das nicht der andere Finalist aus dem Königreich der Duellanten?“ fragte eine dritte Stimme.

Wieso mussten sie sich ausgerechnet so laut über sie unterhalten?

„Doch, ja, jetzt, wo du es sagst“, antwortete nun die zweite Stimme.

„Sind die beiden ein Paar? Sie sind ja Händchen haltend hier rein gekommen“, mischte sich nun eine vierte Stimme ein.

Oh Gott!

Yugis Kopf flog hoch und er starrte Atemu an.

Doch dieser studierte noch immer eingehend die Karte, schien von dem Gespräch am Nachbartisch nichts mitzubekommen.

Am liebsten wäre Yugi aufgesprungen und hätte die Mädchenclique angeschrieen.

Natürlich hatte Atemu noch seine Hand gehalten.

Nach dem Schlittschuh laufen war Yugi noch wackelig auf den Beinen gewesen, als er plötzlich festen Boden unter den Füßen gehabt hatte und Atemu hatte ihn gestützt.

Na und?

Yugi spürte, dass er hochrot im Gesicht war und holte tief Luft, um sich wieder zu beruhigen.

Wieso regte er sich eigentlich auf?

Nur weil die Mädchen das erwähnt hatten, was Yugi gern hätte?

Schließlich trat ein Kellner an ihren Tisch.

Atemu sah auf und Yugi fragend an. Offenbar wollte er, dass dieser zuerst bestellte.

„Einen Pfefferminztee, bitte“, meinte Yugi mit dünner Stimme und drehte nervös die Karte in seinen Händen.

„Für mich ebenfalls“, erklang nun Atemus Stimme. „Und zwei Mal Schokotorte.“

Yugi sah unsicher zu dem Älteren auf.

Hatte er nicht gesagt, dass er ihn einladen wollte?

Der Kellner war schon weg, als er den Mund öffnete, um zu protestieren.

Er wollte sich nicht von Atemu haushalten lassen, aber dieser schüttelte schon den Kopf, bevor Yugi überhaupt angefangen hatte.

Nun gut, dann eben nicht. Aber nächstes Mal …

Yugi schalt sich in Gedanken einen Narren.

Wer sagte denn, dass es überhaupt ein nächstes Mal geben würde?

Selbst wenn er es hoffte, es war dennoch unwahrscheinlich.

„Meinst du wirklich, dass die schwul sind?“ harkte eines der Mädchen am Nachbartisch zweifelnd nach. „Die sehen nicht danach aus.“

Yugi spürte Wut in sich aufsteigen.

Sollte sich etwa jeder Homosexuelle ein Schild um den Hals hängen?

„Ich denke nicht, dass man Schwule am ersten Blick erkennt“, war die Antwort.

Na also.

„Manche erfüllen die Klischees schon. Aber die beiden müsstest du schon selbst fragen“, fuhr die Antwortgeberin fort.

Yugi sah Atemu an, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte und nun einen Blick auf die Mädchenbande abschoss.

Sofort wurde es ruhig und Yugi konnte förmlich spüren, wie die Mädchen sich verlegen ihren Getränken und ihren Kuchen wieder zuwandten.

Etwas Schadenfreude machte sich in ihm breit, was sich auch durch ein Grinsen auf seinem Gesicht zeigte.

Plötzlich stand Atemu auf, stellte sich neben Yugi und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich gehe mal eben auf Toilette.“

Atemus Stimme war ganz nah, so dass sein Atem an Yugis Ohr kitzelte.

„Wie wäre es, wenn wir ein Pärchen spielen, damit wir diese Girlies mal etwas schocken?“ fuhr er mit gesenkter Stimme fort, so dass nur Yugi ihn hören konnte.

Sowohl Atemus Atem an seiner Haut, als auch der Inhalt des Gesagten jagten Yugi eine Gänsehaut über den Rücken.

Er spürte, wie Atemu leicht seine Schulter drückte und dann verschwand.

Der Junge lehnte sich mit weit aufgerissenen Augen zurück.

Atemu wollte tatsächlich, dass sie ein Pärchen mimten?

Nur wegen irgendwelchen vorlauten Gören?

Naja, was sollte ihn daran stören?

Außer, dass er sich vermutlich durch eine knallrote Birne und Versteifung des Körpers verraten würde.

Oder er würde sich vor Atemu blamieren.

Oder …

Aber sie hatten sich doch schon geküsst.

Bei der Theaterprobe.

Im Grunde würde es wohl dasselbe sein.

Yugi entspannte sich wieder.
 


 

Kurz darauf kam Atemu zurück und setzte sich ihm wieder gegenüber, als wäre nichts gewesen.

Der Kellner brachte das Bestellte und eine Weile aßen sie schweigend.

Nichts geschah.

Hatte Atemu sein Vorhaben etwa schon vergessen?

Oder wartete er darauf, dass Yugi sein Einverständnis irgendwie signalisierte?

Doch wie sollte er das anstellen?

Er konnte nicht den ersten Schritt machen, vielleicht hatte Atemu es sich zwischenzeitlich anders überlegt.

Ständig hob er seinen Blick von seinem Kuchen zu Atemu, bis dieser schließlich auch aufblickte.

„Was ist, Schatz, schmeckt dir der Kuchen nicht?“ fragte Atemu mit zuckersüßer Stimme, laut genug, dass die Mädchen am Nachbartisch ihn hören mussten.

Yugi zuckte vor Schreck kaum merklich zusammen.

Was um Himmelswillen sollte er denn jetzt antworten? Oder tun?

Er versuchte, sich in die Lage eines Pärchens zu versetzen.

Da ihm dennoch nichts Gescheites einfallen wollte, musste er wohl instinktiv handeln.

Rein nach Gefühl.

Und da er starke Gefühle für Atemu empfand, durfte ihm das doch nicht allzu schwer fallen.

Er schluckte und gab sich einen Ruck.

„Er würde sicherlich besser schmecken, wenn du mich füttern würdest“, versuchte er es und hoffte, dass seine Stimme nicht allzu brüchig klang.

Nur das was er gesagt hatte …

Doch er konnte erkennen, wie es amüsiert in Atemus Augen aufblitzte.

Ihm schien es zu gefallen, was Yugi ein leichtes Lächeln aufs Gesicht zauberte.

„Für dich doch immer …“, säuselte Atemu und führte das Stück Torte auf seiner Gabel statt zu seinem eigenen Mund nun zu dem von Yugi.

Yugi öffnete diesen bereitwillig und schloss die Lippen um das Tortenstück.

„Mhmmm …“ Er hoffte, dass das jetzt nicht übertrieben klang.

„Du hast etwas Schokolade unterhalb deiner süßen Lippen hängen. Eigentlich müsste ich dir die jetzt wegküssen“, meinte Atemu kurz danach.

Stattdessen kippte er nur den Stuhl ein wenig nach vorne und langte über den ganzen Tisch, um Yugi schließlich über besagte Stelle zu streichen.

Aus einer Eingebung heraus griff Yugi nach besagter Hand und küsste nun die Fingerspitzen.

Natürlich war keine Schokolade daran, Atemu hatte einfach einen Grund erfunden, sein Spiel weiterspielen zu können und Yugi machte mit einer gewissen Begeisterung, die er nicht allzu deutlich zeigte, mit.

Er konnte deutlich vernehmen, dass eines der Mädchen schräg hinter ihm deutlich die Luft einsog.

Atemu lächelte leicht.

Der Ältere umgriff Yugis Hand und legte sie dann neben den Tellern auf dem Tisch ab, so dass sie nun Händchen haltend dasaßen.

Während sie stumm weiteraßen, streichelte Atemu immer wieder über Yugis Hand und sie warfen sich immer wieder innige Blicke zu.

Nach dem Essen stand Atemu auf und schob seinen Stuhl an den von Yugi heran, so dass sie nun nebeneinander saßen.

Er legte ihm einen Arm um die Taille und beugte sich zu Yugis Ohr hinab, um zärtlich daran zu knabbern.

Yugi bekam Herzrasen, so dass er schon fürchtete, sein Schwarm könnte es hören, aber er war sich nicht mehr so sicher, was er von dem Ganzen halten sollte.

Machte der Andere das tatsächlich nur wegen der Mädchen?

Aus seiner jetzigen Position konnte er sie noch nicht einmal mehr beobachten, so wie das vorher der Fall gewesen war, sondern nur noch ihre Reaktionen hören, worauf Yugi sich schon die ganze Zeit verlassen musste.

Aber die ganze Zeit über hatten die Mädchen sich nicht mehr unterhalten, ihr Schauspiel schien also sehr fesselnd zu sein.

Doch auch die seltsamen Geräusche, die sie von sich gaben, waren sehr aufschlussreich.

Als ob sie noch nie ein Paar gesehen hätten. Taten Heteros nicht das Gleiche?

Was war an der Tatsache so faszinierend, dass sie das gleiche Geschlecht hatten?

Unsicher legte Yugi seine Hand auf Atemus Oberschenkel und genoss es im Stillen, wie Atemu mit ihm umging.

Plötzlich richtete Atemu sich auf und winkte dem Kellner zu. „Wir möchten zahlen!“

Dann wandte er sich Yugi zu und lächelte ihn an. „Ich zahle heute, Darling.“ Was er ja eh vorgehabt hatte.

Er hauchte Yugi einen Kuss auf die Lippen, als auch schon der Kellner vor ihnen stand.

Nachdem die Rechnung beglichen war, standen beide auf und kurz darauf spürte Yugi, wie Atemus Hand in die hintere Gesäßtasche seiner Jeans fand, was es unabdinglich machte, dass sie nun sehr dicht nebeneinander gehen mussten.

Yugi überlief es heiß und kalt.

Wie lange musste er noch dieses Spiel mitspielen, von dem er so gerne hätte, dass es Wirklichkeit wäre, von dem er aber ganz genau wusste, dass es nie eintreten würde?

Eine Straße von dem Café entfernt drehte Atemu sich leicht um, um zwischen ihnen beiden hindurch hinter sie zu blicken.

Dann bemerkte Yugi, wie sich Atemus Hand zurückzog.

Atemu ließ sein herzerwärmendes Lachen ertönen. „Du hättest mal ihre Gesichter sehen sollen!“

Es war nur allzu offensichtlich, über wen er lachte. „Die Augen groß wie Teller und die Münder weit aufgerissen!“ Er schüttelte belustigt den Kopf.

Yugi atmete tief ein und sah Atemu nicht mehr an. Er beschleunigte seinen Schritt.

Der Junge musste sich einfach damit abfinden, dass Atemu es tatsächlich nur als Schmierenkomödie betrachtet hatte, dass er vermutlich nichts dabei empfunden hatte, als er ihn berührte.

Ihm stiegen Tränen in die Augen.

„Hey, soll ich dich nach Hause fahren?“ Atemu legte ihm eine Hand auf die Schulter.

Bevor Yugi sich wieder zu ihm umwandte, blinzelte er schnell die Tränen weg.

Er machte gute Miene zum bösen Spiel und brachte sogar ein Lächeln zustande. „Ja, das wäre nett.“

Der Jüngere folgte Atemu und sah sich kurze Zeit später damit konfrontiert, dass Atemu mit dem Motorrad da war. Er schluckte, konnte jetzt aber nicht mehr ausweichen.

Atemu reichte ihm einen zweiten Helm und bedeutete Yugi, sich hinter ihn zu setzen.

Yugi war ja schon im Café flau im Magen gewesen, aber dieses Gefühl war anders, stärker.

Ein Motorrad war ja nicht gerade das sicherste Fortbewegungsmittel.

Er folgte Atemus Auforderung und setzte sich hinter ihn.

Zu seiner Erleichterung war es gar nicht so schlimm, wie er befürchtet hatte, denn es war seine erste Motorradfahrt.

Dennoch klammerte er seine Hände an Atemus Hüften, schmiegte sich an seinen Vordermann.

Denn er wusste, dieser Tag würde einmalig bleiben.

Eine nächste Gelegenheit würde er sicherlich nicht bekommen.

Und er genoss es aus tiefstem Herzen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (15)
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Von:  Zocker_Syrus
2011-01-10T22:49:49+00:00 10.01.2011 23:49
Ahhh....ich war so aufgeregt und gleichtzeitig musste grinsen, so geil.
Du schreibst sowas vonm geil....
Ich bin total fertig! XD
Von:  Otoya-Ittoki
2007-04-23T21:29:49+00:00 23.04.2007 23:29
ich fande das süß. Ich fande noch die gesichter von die girls klasse. Ob Atemu Yugi was vorspielt oder das er das
ernst meint *gespannt is*
Von:  sabrina15
2007-02-22T20:26:55+00:00 22.02.2007 21:26
Hey!!!
suppi kappi!!!
Bitte schreib schnell weiter!
Bin schon gespannt wie 's weiter geht!!!

Freu mich aufs nächste kappi.
Bye
Von: abgemeldet
2007-02-18T16:16:44+00:00 18.02.2007 17:16
wie süüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüs`!
das wa ja echt voll de hamma!!
finds immer wieder süss wie du das gefühlschaos von yugi beschreibst, waitaaaaa like that!!
grüssle
hdl
Sora-Chan
Von:  Lampow
2007-02-18T11:00:17+00:00 18.02.2007 12:00
Vooooooooooooooooooll süüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüß!
Ich find die Aktionen von Atemu voll süß, aber spielt er ihm was vor oder empfindet er auch was für Yugi?
Das wäre spannend zu erfahren.
Freue mich schon aufs nächste Kapi.
Cu, Yuki
Von: abgemeldet
2007-02-16T12:49:56+00:00 16.02.2007 13:49
Ein sehr schönes Kapitel. Spannend wie immer.^^ Wer kennt das nicht... Wenn man verliebt ist, macht man sich um Dinge Sorgen, die ansonsten kein Problem wären. Ob der Grössere weiss, was er mit Yugi eigentlich gemacht hat? Ich frag mich ja ob das für ihn wirklich nur ein Spiel war...
Weiter so.
Taen^___^
Von: abgemeldet
2007-02-15T04:23:49+00:00 15.02.2007 05:23
Wie schade das das nur show war.
Aber irgendwas sagt mir im Hinterstübchen, dass Atemu das gefallen hat^^ *g*

Ich freu mich schon wenn es weiter geht^^
Von: abgemeldet
2007-02-14T21:54:51+00:00 14.02.2007 22:54
Was für ein lieblich, süßes, aber für Yugi, bitter süßes Spiel.
Einfach klasse beschrieben.
Würde nur gerne wissen, was Yami denkt???
Kann mir ja jetzt einiges denken, aber ich werde mich überrschen lassen.
*__*
war nur soooo kurz T.T
viel zu kurz^^

freue mmich aber auf das 12 kapitel!!!!
Alles gute zum V- Tag.
*viertuelle rose schnenk*
*kuss*
*knuff*

by
Von: abgemeldet
2007-02-14T18:25:08+00:00 14.02.2007 19:25
*kopf hängen lass*
schon zuende *losheul*

also echt mal! 3 seiten? ich bin mehr von dir gewohnt *schmoll*

naja, nichts desto trotz war das chapter wieder unheimlich süß....nur halt zu kurz!
daran solltest du was ändern.
schade, dass atemu dann wieder einen auf nüchtern gemacht hat....naja, aber sonst wär die ff ja auch viel zu schnell vorbei xD

also, mach die an die tasta und schreib ein nächstes, längeres chapter!!!!
ICH WILL MEHR! *grinsel*

LG
Kura
Von: abgemeldet
2007-02-14T17:14:12+00:00 14.02.2007 18:14
** Yeah, das pitel war wieder sooo toll! Besonders das im Cafe, hehe~ :3 ^^ Ich weiß nicht, aber ich denke, Ati spielt Yuugi nur vor, dass er es vorspielt und meint es dann doch irgendwie ernst Ôó *überleg* Könnte doch sein, oder? |D~ Also so denke ich es mir zumindest =^^=
Nya.. oo appropro abschoiedkuss, yay~ der ist ein absolutes MUSS!! UU XD ^^
Also, bis denne, hoffe es geht schnell weiter!
*knuddel*
Kiru


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