Zum Inhalt der Seite

Kaibas Jahr in der Hölle

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das nasse Rennen

Das nasse Rennen
 

„Du sollst beide Paddel benutzen, Joey!“

Ich verdrehte genervt die Augen.

Es war Ende Juni. Der letzte Punkt der Funliste im Juni war also somit erreicht: Boot fahren.

Während Tea und Joey sich laut darüber stritten, wie unsere Kanu zu fahren war, versuchte ich mich auf die herrliche Sonne zu konzentrieren, die heute besonders dominant war und direkt auf unsere drei Boote schien.

Heute waren wir zu zehnt, also eine etwas größere Gruppe als sonst.

Zwei Boote beinhalteten 3, das letzte Boot 4 Personen.

Yugi und seine Freunde hatten es einfach nicht lassen können und hatten in ihren gesamten, behinderten Freundeskreisen gefragt, ob noch jemand Zeit für eine lustige Bootstour hatte.

So bestand unsere Truppe nun nicht nur aus mir, Yugi, dem dämlichen Dauergrinser, Wheeler, der Knalltüte, Tristan, der Schnarchnase, Duke, dem Weiberheld, Bakura, dem Dauerweichei und Tea, der hinterhältigen Schlange, nein! Sie hatten es sich einfach nicht nehmen lassen und auch Mai, Wheelers kleine Schwester und meinen armen, kleinen Bruder zu diesem Erlebnis eingeladen.

Da saßen wir also und trieben auf irgendeinem stinklangweiligen See und taten nichts weiter als im Kreis zu fahren.

Wieder kippte unser Kanu leicht nach links, da Wheeler, trotz Teas mindestens 700. Einwand, immer noch nicht verstanden hatte, beide Paddel zu benutzen. So lehnte ich mich seufzend erneut nach rechts um das Gleichgewicht in unserem Boot wieder einzuleiten.

Ich hatte mir ein Buch mitgenommen und mich komplett mit Sonnencreme eingerieben, damit ich mich schön sonnen konnte: Wenigstens eine positive Sache an diesem Tag, denn sonnen war genau das, was meine blasse Haut brauchte.

Yugi, der leider ebenfalls mit mir an „Bord“ saß, versuchte mal wieder Tea und Joey zu beruhigen, in dem er von dem ach so wunderbaren Wetter schwärmte, allerdings in einem nicht allzu lauten, überzeugenden Ton.

Aus den Augenwinkeln konnte ich die anderen beiden Boote erkennen: Boot 1 war ein schlichtes Paddelboot, in dem mein bemitleidenswerter Bruder mit den beiden Streithähnen Tristan und Duke saß. Das andere Frauenboot war ein Tretboot: Ich konnte Mai und Serenity sehen, die die Sonne offenbar genauso genossen wie ich und auch den schwitzenden Bakura, der als Einziger, so sah es aus, in die Pedalen trat.

Dafür, dass diese Idee hier von Yugi stammte, fand ich sie gar nicht so unerträglich.

Wieder ließ ich meinen Blick in mein Horrorbuch schweifen und versank wieder in der schönen, friedliche Welt, der Wahnsinnigen und Mördern, die zwar krank waren, aber nicht so wie Yugis Freunde.
 

„Du bist es also!“, kreischte Lisbeth und sank blutend und mit letzter Kraft keuchend zu Boden.

Der vermummte Mann lachte laut und gehässig auf, während er Lisbeths Blut, welches aus ihrer großen Kopfwunde drang, von ihrer Stirn lutschte.

„Aber warum? Warum nur?“

Tränen bedeckten das schmale, schmerzverzerrte Gesicht der 20 jährigen Frau.

Der Mann antwortete nicht. Er stand schweigend auf.

Erneut sprossen ihm schwarze, verzerrte Flügel aus dem Rücken, während er aufschrie, so unerträglich laut und voller Schmerz.
 

Platsch!

Ein nervtötendes Geräusch riss mich wieder zurück in die andere Welt von Yugi und den anderen Bestien.

„Was war das?“, fragte Tea.

„Keine Ahnung“, kam es von Yugi, der die Schultern zuckte.

„Wo sind die anderen Boote?“

Nun wandte selbst ich mich um.

Kaum zu glauben aber war: Joey Wheeler hatte eine berechtigte Frage gestellt.

Die anderen beiden Boote waren wie vom Erdboden verschwunden.

„Mokuba!“, schoss es mir durch den Kopf.

Mokuba alleine mit Tristan und Duke?

Ein schreckliches Gefühl stieg in mir hoch während ich mein Buch „Der Todesengel Tokios“ behutsam in meinen Rucksack packte.

„Das ist wie in Fluch der Karibik“, sagte Joey plötzlich sehr ernst.

„Fluch der Karibik?“, fragte Tea. „Du meinst diesen brutalen Piratenfilm?“

„Brutaler Piratenfilm?“, dachte ich belustigt und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.

Gardner hatte ja keine Ahnung von brutalen Filmen, wenn sie schon diesen Disneyfilm als brutal abstempelte.

„Die anderen…. Sind.. sind“, stotterte Joey, der in der Zwischenzeit kreidebleich geworden war.

„Was sind sie?“, hauchten Tea und Yugi, die nun nicht minder beunruhigt schienen.

„Sie sind vom Kraken verschlungen worden!“

Einen Moment herrschte eine vollkommene Stille, dann folgten drei völlig unterschiedliche Reaktionen: Yugi fing an, theatralisch ein und aus zu atmen, als stände er vor einem Herzstillstand, Tea schlug sich entsetzt die Hand vor den Mund und ich konnte es mir nicht verkneifen und prustete laut und vernehmlich los.

Joey sah mich beleidigt an.

„Was ist so witzig?“

Doch ich konnte mich nicht mehr einkriegen: Das erste Mal in meinem gesamten Leben hatte ich einen Lachanfall.

Ich konnte nicht mehr!

Wie konnte man nur so dämlich sein und ernsthaft denken, dass in diesem Minisee, der vielleicht wenn es hochkam 3m tief war, ein gefährliches 10m Ungetüm war, nur um die anderen Idioten in die Tiefe zu ziehen?

Da tat mir ja selbst der Kraken Leid.

Die Blicke der anderen hatten sich in der Zwischenzeit geändert: Sie wirkten nicht mehr beleidigt, sonder ernsthaft besorgt.

„Hat ihn irgendetwas gestochen?“, fragte Yugi. „Vielleicht irgendein tropisches Insekt?“

Tea zuckte die Achseln und blickte panisch von Yugi zu Joey, als erwarte sie, sie könnten mich sofort heilen.

„Vielleicht hat er einen Sonnenstich?“

Mein Lachen wurde noch lauter und langsam tat mir mein Zwerchfell extrem weh.

„Wir brauchen dringend Hilfe!“

Yugi versuchte nun mit den Armen ans 6m entfernet Ufer zu paddeln, als sich plötzlich, vollkommen unerwartet das Boot bewegte, sich umdrehte und…..

Plasch!

Das Boot war umgekippt und seine Passagiere, samt meiner Person, waren im kalten, grünlichen Wasser gelandet.

Einen Moment fühlte ich mich so als hätte man mir einen Schlag verpasst, dann spürte ich das eiskalte, Algenwasser, was nun, da ich sehr laut gelacht hatte, in meinen Mund eindrang. Mein teurer Umhang saugte sich mit Wasser voll und drückte mich ein wenig in die Tiefe und ich konnte erkennen, wie mein Rucksack, in dem sich mein Buch befand auf dem Grund sank.

Prustend und kleine Wasserschnecken ausspuckend tauchte ich auf.

Meine Haare waren voller Algen und ein paar Wasserläufer hüpften auf meiner Nase.

Yugi hatte sich krampfhaft am umgedrehten Boot festgeklammert und kreischte wie ein Mädchen.

Tea war genau wie ich aufgetaucht und sah angewidert an ihrem grünen mit Algen übersäten Körper hinab und Joey war ans Ufer gelangt und zog sich seine Turnschuhe aus, um das Wasser, das sich offenbar in ihnen gesammelt hatte, auszuschütten.

Plötzlich erschallte ein Lachen hinter mir.

Ich wandte mich im Wasser strampelnd um.

Dort, hinter unserem Kanu war ein weiteres Boot. In diesem saßen vier blöd grinsende Jungen so um die 14 Jahre alt und gackerten.

Ich begriff: Anscheinend hatten diese Fruchtzwerge unsere Kanu gekentert.

„Hey!“, schrie Tea, die rasend vor Zorn wirkte (ich denke mal, weil sie sauer war, weil ihr neuer, weißer Rock, mit dem sie vor der Bootstour so angegeben hatte, vollkommen grün war) „Habt ihr sie noch alle?!!! Seid ihr vollkommen bescheuert?!“

Die vier Jungs lachten noch lauter, was Tea noch aggressiver machte.

„Wo sind denn eure Mammis, häh?! Seid ihr aus dem Kindergarten ausgebüchst?!“

Auch in mir stieg Zorn auf.

Wie konnten es diese kleinen, behinderten, vollkommen durchgeknallten, schadenfreudigen, minderbemittelten Kleinkinder nur wagen und mich, Seto Kaiba, in so eine peinliche Situation versetzen?

„Na? Habt ihr Schiss bekommen?“, rief der kleinste der vier Jungen, der rote Haare hatte. „Wir sind der Kraken!“

Die anderen drei lachten, während sich in mir die Frage breitmachte, ob ich tatsächlich auch mal an solchen Spielereien Spaß gehabt hatte.

„Huhu!!! Wir sind der Kraken und wollen euch töten.“

Tea schrie total hysterisch auf, woraufhin Yugi erschrocken das Boot losließ und so auch im Wasser landete.

Joey hatte sich unterdessen vorgenommen, die Jungen mit Steinen vom Flussufer zu bewerfen.

Diese Aktion ließ ein breites, wenn auch zugegebener Maßen gehässiges, Lächeln auf mein algenübersätes Gesicht treten.

In meinem Kopf hatte sich nämlich gerade eine Art Gleichung festgesetzt: Gut, ich konnte Yugi und seinen Freunden, nichts antun…. Das war der Deal mit Pegasus, oder nicht? Aber wenn ich Yugi und seinen Freunden nichts antun konnte, dann galt das doch nicht für Yugis Feinde, oder?

Dann könnte man es doch so drehen, dass ich Yugi und Co nur schützen wollte, oder?

Allein von diesem Gedanken angetrieben, tauchte ich unter in die grünen Massen und schwamm auf das Boot des Feindes zu.

Da ich mit dem Kopf unter Wasser war, konnte ich natürlich nicht hören, wie die vier Clowns oben reagierten, doch hoffte ich, dass sie meine Aktion nicht bemerkt hatten weil sie mit Joeys Steinwurfattentat beschäftig waren.

So lautlos wie möglich tauchte ich hinter dem Boot auf und zückte mein Schlüsselbund, welcher in meiner Hosentasche gewesen war.

So fest wie nur möglich ließ ich meinen spitzesten Schlüssel in das Gummiboot hereinsausen.

Das Geräusch von ausströmender Luft ließ mich wieder gehässig lachen während die Jungs aufschrien und sich an ihrem immer kleiner werdenden Boot festklammerten.

Schlichtweg ein erniedrigender, äußerst befriedigender Anblick.

„Na? Habt ihr Schiss bekommen?“, äffte ich in meinem gehässigsten Tonfall die nun strampelnden, im Wasser versinkenden Jungs nach. „Ich bin der weiße Hai!“

In diesem Moment reagierten meine drei angeblichen Freunde auf der anderen Seite des Geschehens wieder sehr unterschiedlich.

„Kaiba! Nein, lass dich nicht provozieren! Das ist es nicht wert!“, rief Yugi, der sehr entsetzt aussah.

„Gut so, Kaiba! Gib es ihnen“, jubilierte Tea strahlend.

„Weißer Hai! Weißer Hai!“, kam es von Joey, der begeistert klatschte und machte allmählich eine Hymne aus diesem Schlachtruf.

Und das erste Mal seit Anfang dieses Jahres fühlte ich mich so als hätte ich was Richtiges getan.

Endlich war die Minititanik untergegangen und so auch seine Passagiere.

Prustend und giftig guckend sahen sie mich an.

„Hey, Opa! Was sollte das denn?“, rief ein besonders bepickelter Junge unter ihnen.

Auch die anderen protestierten.

Grinsend baute ich mich zu meiner ganzen Größe auf, sodass die Jungs mir bis zum Bauchnabel reichten.

Schon sahen die Jungen etwas unsicherer aus.

Ich beugte mich langsam zu ihnen herunter.

„Hört mal zu, ihr Schlümpfe“, sagte ich so kalt wie möglich und mir wurde sofort klar, wie sehr mir dieser Tonfall gefehlt hatte. „Der Opa wird langsam etwas gereizt, versteht ihr? Und ich befürchte, das kann in einem Massaker enden. Wenn ihr nicht wissen solltet, was das ist, was nicht ungewöhnlich für unterbelichtete Babys ist, gebe ich euch einen Tipp: Es hat was mit viel roter Farbe zu tun und es wird euch sicherlich nicht gefallen!“

In der Zwischenzeit waren meine drei Gefährten auch zum Geschehen hingeschwommen.

„Ich sag es ja immer wieder: Die Kleinsten sind die Schlimmsten“, sagte Tea. „Gut gemacht, Kaiba!“

„Danke.“

Ich schluckte.

Was hatte ich da gerade gesagt?

Danke?

Wusste ich denn überhaupt, was dieses Wort bedeutete?

Niemals zuvor hatte ich dieses Wort in den Mund genommen.

Niemals!

Doch anscheinend hatten die anderen es gar nicht registriert, oder doch?

Joey hatte sich nun einen der Jungen am Kragen gepackt und schüttelte ihn.

„Na? Wer ist jetzt der Doofe?“

„Lass mich runter, du dicker Kerl!“, jammerte der Junge, der krampfhaft versuchte, eine gelassene Miene aufzusetzen.

„Was sagst du da?!“

„Wahrscheinlich haben die kleinen Rotznasen auch unsere anderen Freunde gekentert“, zischte Tea angewidert, während sie versuchte Algen aus ihren Haaren zu bekommen.

„Ich weiß nicht“, meldete sich Yugi zu Wort. „Hätten wir das nicht gehört?“

„Sagt schon, was ihr wisst!“, schrie Joey und schüttelte den Jungen noch heftiger.

„Wir haben keine anderen Opis hier gesehen!“

„Nennt uns nicht Opis!“

„Ruhe jetzt!“, rief Yugi plötzlich für seine Verhältnisse laut. „So kommen wir nicht weiter! Lasst uns einen guten Weg finden, mit dem alle hier zufrieden sind.“

Ich bezweifelte zwar, dass es in diesem Fall so einen Weg gab, da ich diese Blagen am liebsten verdreschen würde, doch ich nickte trotzdem.

„Und wie sieht das aus?“

„Ich hab eine Idee“, meldete sich der Rothaarige wieder zu Wort. „Wir werden euch besiegen!“

„Besiegen? Wie meinst du das denn schon wieder?“, fragte Tea, etwas irritiert.

„Lasst uns ein Bootrennen machen! Der Verlierer muss dann den anderen jämmerlich um Vergebung bitten.“

„Dazu bräuchte man aber erst einmal zwei vernünftige Boote, du Flachbirne!“, unterbrach ich seinen Gedankengang.

„Oh, ja….. stimmt….“

„Außerdem ist das total lächerlich, dass…“, begann ich.

„Dass wir ein Bootsrennen mitmachen sollten, stimmt, Kaiba!“, rief Joey. „Ein Wettschwimmen wäre viel spannender!“

Entsetzt sah ich ihn an.

Schwimmen?

Schon wieder schwimmen?

„Eine gute Idee, mein Freund“, sagte Yugi stolz. „Okay, also ein Rennen! Aber wir sind einer zu wenig.“

„No problem: Benni macht den Schiedsrichter“, rief ein Junge mit langen, schwarzen Haaren, woraufhin Benni, ein kleiner Gartenzwerg mit Brille und Zahnspange eifrig nickte.

„Jeder startet einmal. Es gibt also vier Runden! Außer natürlich es kommt zu einem Unentschieden! Dann gibt es eine Rückrunde! Alles klar?“, fing der kleine Benni lispelnd an.

„Gut! Dann beratet euch erst einmal!“

Joey drehte sich sofort zu uns um.

„Gut, wie machen wir es.“

„Ladys first“, sagte Yugi.

„Na gut, also Tea als Erste, dann Kaiba, Yugi und dann ich.“

„Warum du zuletzt?“, wollte ich wissen.

Joey grinste.

„Das Beste kommt zum Schluss“, verkündete er, woraufhin wir anderen die Augen verdrehten.

Wheeler war eben doch eben nur so schlau wie ein kaputter Karton auf der Müllhalde.

„Gut, dann machen wir es halt so“, sagte ich schließlich.

Gesagt getan.

„Als erstes starten die Oma und Lee“, verkündete Benni, der sich sehr wichtig vorzukommen schien.

Tea sah ihn daraufhin sehr finster an, während wir anderen alle am Ufer standen und warteten.

„Tea schafft das schon“, meinte Joey selbstsicher in meine Richtung. „Sie war doch mal im Schwimmverein, oder Yugi.“

„Ich glaub da war sie im Kindergarten, oder?“

„Auf die Plätze- Fertig! Los!“

Und los ging es.

Ich konnte erkennen, dass der Junge mit den langen schwarzen Haare, anscheinend hieß er Lee, einige Probleme mit dem Start hatte, im Gegensatz zu Tea, die von ihrer Wut angetrieben Höchstformen erreichen zu schien.

Wie eine Dampfwalze raste sie in einem Höllentempo die Strecke entlang und niemand wunderte es recht, dass sie es war, die gewann.

Joey und Yugi neben mir rasteten beinahe aus, während ich mich bereitmachte gegen den rothaarigen, vorlauten Frechdachs anzutreten.

„Okay! Als nächstes treten gegeneinander an: Bill gegen den anderen, großen Opa.“

Langsam fragte ich mich, ob diese kleinen Blagen noch andere Wörter in ihrem Vokabular vorzuweisen hatten als Opa, Oma, Opis und Omis.

„Auf die Plätze- Fertig und..“

Der kleine Rothaarige war schon bei fertig losgeschwommen, doch der Schiedsrichter hatte dies anscheinend einfach übersehen.

„Jetzt kannst du was erleben!“, schrie ich ihm hinterher während Joey wieder mir seinem weißen Hai Geschrei begann, was immer wieder wiederholt wurde.

Der Kleine hatte zwar einen Vorsprung, doch allzu schnell war er nicht.

So schnell war ich definitiv noch nie geschwommen… eigentlich war ich nie gerne geschwommen doch nun war mir das egal.

Hier ging es um meine Ehre.

Niemals würde ich gegen dieses Kindergartenkind verlieren!

Endlich war ich in seiner Reichweite und zog langsam an ihm vorbei.

Nun war ich an der Reihe unfair zu sein.

Mit einem angeblichen Schwimmzug drückte ich die kleine Bestie unter Wasser.

Der Junge, der damit offenbar nicht gerechnet hatte, prustete laut und wurde langsamer.

„Kaiba hat gewonnen!“, schrien meine drei Anhängsel. „2:0 für uns!“

„Hattet ihr was anderes erwartet?“, rief ich, während sie mir zuapplaudierten.

Yugi allerdings verlor jämmerlich.

Anscheinend war er nicht gerade der begabteste Schwimmer, doch immerhin führten wir noch, doch leider war es ja Wheeler, der das letzte Rennen bestreiten musste und es kam, wie es kommen musste: Der kleine Junge, der mit Wheeler gestartet war, hielt offenbar nicht viel von Regeln und schleuderte Joey gleich zu Beginn eine Hand voll Sand ins Gesicht.

Joey schrie auf vor Schmerz, da ihn offenbar auch Steine, die sich wohl im Sand befanden hatten, getroffen hatten.

Langsam stieg schrecklicher Zorn in mir hoch… auch wenn ich nicht wusste, warum.

Normalerweise würde ich mich doch freuen, wenn es Wheeler schlecht ging, doch warum tat ich das nicht?

2:2

„Unentschieden!“, johlten die Jungs im Chor und lachten laut auf.

„Sorry“, jammerte Joey, dem die Nase blutete.

„Kein Problem“, sagte Yugi und klopfte seinem deprimierten Freund auf die Schulter.

„Das wird schon wieder“, meinte auch Tea.

„Das letzte Rennen entscheidet!“

„Wir entscheiden, wer antritt“, sagte Bill sofort und sah sehr stolz mit sich aus. „Benni tritt an, weil er noch nicht da war und zwar gegen den kleinen Pyramidenschädel!“

Er meinte Yugi…. Wir waren verloren.

„Yugi, wir stehen hinter dir!“, riefen Tea und Joey sofort.

Anscheinend waren sie solche Texte schon gewohnt… ich jedoch nicht.

Ich nickte Yugi nur zu, der wie ein begossener Pudel zurück ins Wasser ging und sich zu Benni gesellte.

„Das war´s“, dachte ich und senkte den Kopf.

Tea und Joey waren da mal wieder optimistischer und fingen an zu singen und zu klatschen.

Mut hatten sie ja…

Doch ich bezweifelte, ob das hier etwas bringen würde.

Die kleinen Scheißer schienen hingegen sehr optimistisch gestimmt…. Na ja…. Sie hatten ja auch Muto als ihren Gegner gewählt…

Der Anblick dieser schadenfrohen Monster machte mich noch rasender.

Wir konnten doch nicht gegen diese Schlappschwänze aus dem Miniclub verlieren.

Das durfte nicht sein!

Aber was konnte ich denn dagegen unternehmen?

Gar nichts!

Aber ich durfte nicht verlieren!

Verlieren war vielleicht Wheelers Hobby aber ich war immerhin immer noch Seto Kaiba, der geniale Spieler!

Man durfte mich nicht noch mehr erniedrigen.

„Was meinst du? Willst du Yugi helfen?“, hörte ich eine Stimme in mir leise flüsternd. „Du willst Yugi helfen?“

„Nein, ich will nur nicht verlieren!“

„Aber wie willst du das schaffen?“

„Ich weiß nicht!“

„Du solltest Yugi vertrauen.“

„Niemals werde ich dem vertrauen!“

„So kommst du hier nicht weiter!“

„Was soll ich denn tun?“

„Sei für ihn da, als Freund.“

„Du hast sie ja nicht mehr alle! Was für ein Gewissen bist du eigentlich?!“

„Kaiba? Ist alles in Ordnung?“, fragte Joey besorgt, woraufhin ich zusammenzuckte.

Hatte ich etwa laut mit mir geredet.

„Ja… mir geht’s gut“, antwortete ich etwas verschreckt.

„Yugi! Komm! Du schaffst das noch!“, brüllte Tea.

Nun war ich definitiv wieder wach.

Hatte ich etwa tatsächlich Selbstgespräche geführt?

Ich wurde tatsächlich verrückt.

Yugi unterdessen war weit hinter dem gackernden Benni, der seinen Kollegen immer wieder blöd zugrinste.

„Wo ist eigentlich Yugis Glücksbringer?“, fiel mir plötzlich auf.

„Glücksbringer?“

„Ja, ihr wisst schon… dieses Pyramidenvieh mit dem Glubschauge drauf.“

„Meinst du das Millenniumspuzzle?“, fragte Tea nach einer kurzen Bedenkzeit.

„Genau. Das trägt er doch wahrscheinlich unter der Dusche. Also, wo ist es?“

„Sie haben es ihm vor der letzten Runde abgenommen“, sagte Joey traurig.

„Warum das denn?“

„Sie meinten wohl es wäre zu schwer“, seufzte Tea.

„Schade… jetzt kann der Pharao Yugi auch nicht mehr beistehen.“

Ich verdrehte die Augen.

Da war wieder diese sinnlose Diskussion, ob Leute in goldenen Gegenständen leben konnten oder nicht.

Ich war das so Leid.

Benni war schon auf dem Weg zum Ziel, während Yugi, der anscheinend schon auf gegeben hatte, hilflos im Wasser trieb.

Ich biss mir auf die Lippen, während wieder eine Diskussion mit meinem Gewissen in meinem Kopf entbrannte.

„Du musst was tun.“

„Danke für den Tipp, Einstein, aber was?“

„Du kennst doch Yugi. Du weißt genau, was er braucht.“

„Seine Mami meinst du? Tut mir Leid, da kann ich nicht dienen.“

„Überleg genau.“

„Er hat sein Puzzle nicht um den Hals.“

„Denk doch an dein Duell mit Dartz zurück, Kaiba.“

Das Duell mit Dartz?

Damals hatten Yugi und ich gegen diesen Atlantisopi gekämpft und wir hatten gewonnen.

„War es wirklich so?“

„Ja, das haben wir.“

„Nein, Yugi hat gewonnen, Kaiba. Yugi war es! Du hattest deine Seele eingebüßt!“

„Stell mich nicht wieder so wertlos da! Ohne mich hätte es Muto nie geschafft! Ich habe seine Lebenspunkte noch erhöht!“

„Eben, Kaiba. Eben!“

Und der Groschen fiel.

Ich wusste nun, was zu tun war.

Ich wusste, dass mich das einiges an Kraft kosten würde, aber Muto war nun mal so einfach gestrickt.

Er brauchte nur eine kleine Hilfestellung.

Doch musste ich DAS wirklich tun?

Ja… ich wollte nicht verlieren.

Nicht so jämmerlich.

„YUGI!“, schrie ich so laut, dass Joey und Tea zusammenfuhren und mich entsetzt anstarrten.

„YUGI! Du kannst jetzt nicht aufgeben!“

Yugi war angehalten und starrte dann zu mir auf.

Auch Benni war stehengeblieben.

„Du musst an dich glauben, wie du immer an das Herz der Karten geglaubt hast!“

Ich konnte es nicht fassen, was ich da für einen Müll erzählte.

In meinem Hause waren diese Worte schon eine halbe Ewigkeit verboten.

Warum tat ich das nur?

„Glaub an dich… mein….. mein…!“

Ich kniff die Augen zusammen.

Das konnte doch nicht so schwer sein!

Es war doch nur ein verdammtes Wort, das noch fehlte.

Sei stark, Seto!

„Mein Freund!“

Die Worte waren gesprochen und eine Stille entstand, so schrecklich, dass man meinen konnte, dass man Wasserschnecken im Wasser atmen hören könnte.

Mir war furchtbar übel und ich fühlte mich gleich 50 Jahre älter.

Nie wieder könnte ich so weiterleben wie bisher.

Dieser ekelige Satz war mir doch tatsächlich über meine Lippen gegangen.

„Kaiba… das ist unglaublich“, stammelte Joey und plötzlich und riss mich so aus meinen Suizidgedanken. „Yugi gewinnt!“

Entsetzt starrte ich ihn an und dann gelangte mein Blick wie in Zeitlupe auf das Schlachtfeld.

Tatsächlich!

Tatsache!

Das strampelnde Baby da ganz vorne war Yugi! Unerkennbar Yugi!!

Yugi gewann!

Mein Herz begann zu rasen.

„Siehst du? Er hatte deine Unterstützung gebraucht!“

„Das war pures Glück, sonst nichts! Und nun hör auf mich zu nerven!“

„Starkes Rennen, Yugi!“, jubilierte Tea, während ich immer noch fasziniert am Ufer stand und Joey den kleinen Blagen die Zunge entgegenstreckte.

„Danke. Aber Kaiba, ohne dich hätte ich es niemals geschafft!“

Yugi strahlte mich an und reichte mir die Hand.

Einen Moment zögerte ich, doch immerhin hatte Yugi meine Ehre gerettet.

„Kein Problem!“
 

Das folgende Theater war wirklich oskarverdächtig: Wie die kleinen Babys um Vergebung baten, wie Tea sie zwang, auf den Boden zu kriechen, wie Joey sie auslachte, mit mir zusammen und wie Yugi den Tag letztendlich doch noch gerettet hatte.

All das war Wirklichkeit und doch zu schön um wahr zu sein.
 

„Großer Bruder!“

Auf dem Weg aus dem Park schreckte ich zusammen.

Das war doch die Stimme von-

„SETOOOOO!“

Noch ehe ich reagieren konnte, war mir mein kleiner Bruder schon um den Hals gefallen und schloss mich in eine erdrückende Umarmung.

„Mokuba?“, ächzte ich. „Wo kommt ihr denn her?“

Auch die anderen waren gekommen und standen um uns pitschnasse Meute herum.

„Nein, wo kommt ihr denn her?“, fragte Mai und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wir haben euch den ganzen Tag gesucht!“

„Na hör mal! Wer ist denn hier abgehauen?!“, schnaubte Joey.

„Ähm.. das war meine Schuld“, stammelte Bakuras Stimme. „Ich musste auf die Toilette. Deswegen sind wir ans Ufer gegangen…. Wir haben es vergessen zu sagen… es war so dringend….. und…“

Betreten blickte er zu Boden.

„Und warum ist dann auch das andere Boot verschwunden“, flüsterte ich Mokuba zu.

„ Tristan und Duke dachten wohl, dass Bakura irgendwie jede Sekunde umkippen würde… das es ihm schlecht gehen würde… und deswegen sind wir ihnen dann gefolgt“, flüsterte Mokuba. „Aber sag mal Seto: Warum bist du denn so nass?“

Und er sah besorgt an meinem triefenden Umhang hinunter.

„Ich war ne Runde schwimmen im Teich“, sagte ich knapp. „Erzähl dir später, ja? Lass uns jetzt gehen!“
 

Kapitel Ende



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Schreiberling
2008-05-17T11:59:51+00:00 17.05.2008 13:59
Oh Gott!!!!
°-°
Das Pittel war für jeden echten Kaiba Fan und Kindergartenhasser der Horror.
Dass Kaiba freiwillig solche Sätze sagt muss ich erst mal seelisch verkraften.^^
Als nächstes mutiert er zu Yugi und bekommt ne Igelfrisur.
Aber trotzdem konnte man sich wie immer kaputtlachen und zumindest haben diese Rotzgören nicht gewonnen.
VLG
Von: abgemeldet
2008-05-13T05:10:31+00:00 13.05.2008 07:10
Hi,
so jetzt komm ich auch mal dazu eindlich Kritik auszuüben ^^ Obwohl - soviel kritisches gibt's da nicht zu sagen. Das Kapitel war mal wieder ziemlich schräg. Der arme Seto... "Mein Freund" Ts, ich fass es nicht XD Das nenne ich doch mal getretene Menschenwürde *g* Die Wette müsste doch demnächst gelaufen sein, oder? Hoffentlich kommt der böse Bakura wieder ins spiel, hehe. Verbal könnte der sich mit Kaiba ziemlich gut duellieren ^^

SY
MissNana
Von:  Frost18
2008-05-10T14:40:15+00:00 10.05.2008 16:40
mehr mehr mehr


Zurück