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Brennendes Wasser

Engel der vergessenen Zeit
von

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Engel der vergessenen Zeit - 12

Lydias Herz schlug heftig, ihre Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Noch immer umrundete Xilia sie, noch immer ruhte ihr hasserfüllter Blick auf ihr.

Ihre Gedanken überschlugen sich, unzählige Dinge fielen ihr plötzlich wieder ein und dabei war doch alles, was sie brauchte, ein klarer Kopf.

Sich zwingend, beruhigte sie ihre Angst, ihre Hilflosigkeit. Sie dachte nach, dachte an alles, was sie bisher erfahren hatte. Es musste einen Weg geben Xilia, die ehemalige Schutzgöttin Jaribyas zu besänftigen.

„Was ist dein Wunsch?“, fragte sie sie schließlich.

Überrascht und nun ihrerseits durcheinander, hielt die Nixe in ihrer Schwimmbewegung inne, sah die Wächterin mit einem Blick an, den diese kaum zu deuten wusste.

War es Hass? War es Verzweiflung? Oder gar Leere, die sie bisher verborgen hatte?

Wieder schlug sie auf Lydia ein, doch diese sah sie einfach nur fragend an.

„Was für ein Wesen bist du?!“, fragte Xilia leise.

Lydia sah traurig zu dem Mädchen, das so viel älter war, als es aussah, zögerte ein wenig, ehe sie schließlich antwortete. Es war ihre einzige Chance, die einzige Möglichkeit, die ihr geblieben war, nachdem sie in die Ecke gedrängt worden war. Sie musste Xilia zum Reden bringen, kostete es was es wollte.

Und wenn es ihr den Tod bringen sollte, das machte keinen Unterschied. Es war nicht das erste Mal, dass sie den Tod herausforderte.

„Was ich bin?“, setzte sie an, „Ich bin eine Gefangene. Ein Mädchen, dem es zur Aufgabe gemacht wurde, eine übermenschliche Magie zu verwahren.“

Was auch immer die Göttin erwartet hatte, dies war es nicht. Verwirrt starrte sie das Mädchen an, unfähig zu glauben, was sie gehört hatte.

„Du bist eine Gefangene?“

Lydia nickte nur stumm, froh dass Xilia offensichtlich auf ihr Gespräch einging.

Doch die Freunde war nicht von Dauer, Xilia schwamm weiter, ihr Blick hatte sich wie zuvor verhärtet. Erneut drehet sie ihre Runden, ohne den geringsten Zweifel am Hass, den sie hegte, zu hinterlassen.

„Eine Macht verwahren?!“, schrie sie außer sich, „weißt du, wem die Macht gehört, die du verwahrst?!“

Sie betonte das letzte Wort mit soviel Ironie und Abscheu, dass der Wächterin das Blut in den Adern zu gefrieren schien. Die Schmerzen, die Lydia spürte, waren nur ein Schatten der Verzweiflung und der Verbitterung, die von Sekunde zu Sekunde deutlicher wurde und die tief in den beiden Mädchen erwacht war.

Wieder stimmte Lydia der Nixe zu.

„Ja, heute kenne ich den Mann, dessen Magie ich hüte“, sprach sie leise, zunächst wie zu sich selbst, dann aber mit festerer Stimme, „Doch ich verfüge nur über einen Teil dieser Macht.“

Xilia hörte ihr zu, widerwillig zwar, doch mit größter Aufmerksamkeit.

„Den anderen Teil, „fuhr Lydia mit Bedacht fort, „bewahrt meine kleine Schwester Lenya. Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass er niemals wieder Zugang zu der Magie bekommt, die vor so vielen Jahren so viel Unheil über die Welt gebracht hat und die der Grund dafür ist, dass der Teufel aus dem Paradies verbannt wurde.“

Lydia atmete tief durch. „Ja, ich kenne meinen Feind“, schloss sie schließlich. Ihr Blick ruhte auf Xilia, die erneut in ihrer Bewegung gestoppt hatte. Es war nicht zu erkennen, ob sie ihr glaubte.

Die Göttin starrte nach oben, oder zumindest in die Richtung, in der Lydia oben vermutete, schließlich sahen alle Seiten noch immer gleich aus.

„Es passiert etwas“, flüsterte die Nixe aufgeregt und zeigte in die Richtung in die sie blickte.

Lydia folgte ihrem Blick mit einem unsicheren Gefühl, ihr Herz raste, als wollte es ihr etwas sagen.

„Der Bann!“, schrie Xilia und klang fast hysterisch, in ihren Augen funkelte ein ungebrochenes blaues Licht, mit dem sie Lydia nun hoffnungsvoll und entschlossen ansah, „Jemand hat ihn gebrochen! Wir sind frei!“
 

Er hatte nicht damit gerechnet, dass Lenya es wagen würde, den Bann zu brechen, er hatte nicht einmal geahnt, dass sie es konnte.

Niemand außer ihm sollte den Zauber beherrschen können, doch nun, da er darüber nachdachte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, er hätte wissen müssen, dass die Wächterin ihm hatte gefährlich werden können. Denn schließlich, und nun war es sonnenklar, schließlich nutzte sie die Magie, die ihm gestohlen worden war.

Voller Hass verzog er das Gesicht, von seinen finsteren Augen waren nicht viel mehr als ein Paar Schlitze zu erkennen.

Doch Lenya kümmerte es nicht. Noch nie hatte sie Angst vor ihm gehabt, hatte ihn jedoch dennoch gemieden, auf Lydias Wunsch hin.

Und auch die Tatsache, dass sie seine geheimnisvolle Aura nun ebenfalls wahrnahm, änderte nichts daran, dass er in ihr noch nie ein Gefühl des Unbehagens geweckt hatte.

Zweifelsohne musste es für ihn niederschmetternd gewesen sein, hatte er doch versucht über Lenya an Lydia heranzukommen, doch das Mädchen hatte ihm immer wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als er mit hochrotem, von Zorn gezeichnetem Kopf, auf die Amphore starrte.

„Das wirst du bereuen!“, zischte er kalt, „Niemand fordert mich heraus und überlebt das!“

„Mach dich nicht lächerlich“, winkte Lenya unberührt ab, „Das sind doch nur leere Drohungen.“

Ihre Worte ließen seine Wut nur noch weiter aufschäumen, doch die Rache an dem Mädchen musste warten, es war im Augenblick sehr viel wichtiger, die Amphore wieder zu verschließen, und das schnellstmöglich.

Doch so sehr er sich auch beeilte, es war bereits zu spät. Der Fluch war gebrochen, die Amphore geöffnet und die Gefangenen damit frei. Es war kaum zu glauben, dass dies wirklich geschehen war, eben noch hatte er alles im Griff gehabt, doch nun war es anderes, unerwartet außer Kontrolle geraten.

Wäre er im Besitz seiner vollen Macht, es wäre nicht das geringste Problem gewesen, die Schutzgöttin vom verlorenen Reich Jaribya erneut zurückzuschlagen. Nun stand er wieder der aufbrausenden Xilia gegenüber, es wäre derselbe Kampf gewesen, wie schon vor vielen Jahren. Doch dieses mal standen ihm zusätzlich die Schwestern gegenüber, die seine Magie unter Verschluss hielten.

Er brauchte dringend einen Einfall, der ihn wieder auf die sichere Seite brachte, während er sich auf die Ankunft der zwei Gefangenen vorbereitete.

Blitzschnell packte er Lenya am Haar, zog sie an sich und legte ihr seine Krallen an den Hals.

Instinktiv sog das Mädchen die Luft ein, wollte sich sogleich wehren, doch konnte sich nicht rühren. Abscheu spiegelte sich auf ihrem Gesicht.

Als Xilia und Lydia schließlich die Oberfläche des glitzernden Wassers durchstießen und aus der Amphore stiegen, bohrte er seine Nägel in Lenyas Haut und hieß die beiden triumphal lachend willkommen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2007-10-31T11:03:29+00:00 31.10.2007 12:03
I like that one!!! ^__^
Von:  Melodya
2007-10-08T19:16:27+00:00 08.10.2007 21:16
oha.. ich hoff nur, dass er Lenya nicht tut... und das Lydia und Xilia ihr helfen können...
war echt super...^^...*dickes Lob*...
Mach weiter so... und schreib mir bitte wieder ne ENs, wenn das nächste on ist, ok? Dann kann ich auch wieder ein Kommi schreiben...XD...

grüssle
angel


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