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Brennendes Wasser

Engel der vergessenen Zeit
von

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Engel der vergessenen Zeit - 11

Damals vor so vielen Jahren. Lydia war gerade sieben Jahre alt gewesen, als man sie ihren Eltern entrissen hatte. Sieben unschuldige Jahre lang war sie still und im Verborgenen eine Wächterin gewesen. Wächterin über eine Macht, die sie selbst kaum kannte.

Doch ganz plötzlich hatte sich alles verändert. Es war ein grauer Tag gewesen, der Himmel von schweren Wolken verhangen und doch regnete es nicht. Die einzigen Tropfen, die fielen, waren Tränen. Tränen der Hoffnungslosigkeit, des Leids und des Abschieds.

Ihre Eltern hatten sie verkauft, gemeinsam mit Lenya. Sie hatten es nicht ertragen, die Mädchen länger bei sich zu haben, sie waren so anders, so teuflisch, so rein.

Er hatte ihnen viel Geld geboten, um Lydia zu bekommen, nie hatte ein Mann eine solche Summe für ein kleines Mädchen bezahlt. Er hatte versprochen, den Teufel auszutreiben, der die Kleine beherrschte und da diese sich weigerte, ihre kleine Schwester loszulassen, gaben ihre Eltern auch sie weg.

Lydia hatte lange nicht verstanden, wieso ihre Eltern es getan hatten, aus welchem Grund sie es erlaubt hatten, dass ihre Töchter zu einem solchen Mann kamen. Was mussten sie für Menschen gewesen sein? In den kurzen Jahren, die sie glücklich bei ihnen gelebt hatte, hatte sie sich nie solche Gedanken gemacht.

Wie hatten ihre Eltern sie verkaufen können?

Nun, viel zu spät um ihnen zu verzeihen, kannte sie den Grund. Nun, da sie wusste, an wen sie verkauft worden waren, wer der Mann war, der soviel Geld für sie gezahlt hatte.

Wer schon sollte der Macht des Teufels widerstehen können? Es war absolut menschlich der Magie zu erliegen. Unmenschlichkeit, Skrupellosigkeit. Das war er einzig mögliche Weg ihr zu entgehen.

Lydia dachte für einen Moment wehleidig zurück, hegte den Wunsch, ihre Eltern noch einmal zu sehen, sie zu verstehen und ihnen vielleicht sogar zu verzeihen.

Viel größer jedoch war der Wunsch, ihre Sehnsucht nach Lenya. Sie war schließlich noch immer verantwortlich für ihre Schwester, hatte ihr die Macht der Flammen förmlich aufgezwungen.

Kurz nachdem Lydia ihre Eltern zum letzten Mal gesehen hatte, begann der Widerstand in ihrem jungen Herzen. Der Mann machte ihr Angst, von ihm ging eine geheimnisvolle Aura aus, die eiskalte Schauer verursachte. Heimlich hatte sie sich aus ihrem Verließ geschlichen, Lenya gesucht und war gemeinsam mit ihr geflohen. Fasziniert hatte Lenya ihre Schwester angesehen, die weißen Flügel, jede einzelne Feder. Die Kraft, die das junge Mädchen besaß, ging weit über das Gewöhnliche hinaus.

An einem ruhigen Ort waren sie untergetaucht, geschützt von einem magischen Bann, der es ihren Verfolgern unmöglich machte, sie zu finden.

Lenya wuchs unter Lydias Aufsicht heran, niemand erkannte je, dass die beiden Mädchen völlig allein waren.

Eines Abends saß Lydia gedankenverloren am Boden, rührte sich kaum. Sie konnte es nicht, die gewaltige Magie, die ihren Körper durchströmte, lähmte jeden einzelnen ihrer Muskel.

Sie wusste, was dies zu bedeuten hatte, doch nie wäre ihr in den Sinn gekommen, dass es schon so bald geschehen würde. Die alte Wächterin der Heiligen Flamme, sie war gestorben und hatte ihre Magie an Lydia weitergegeben. Nun teilte sie diese nicht mehr, niemand besaß mehr Kraft als sie.

Eine ganze Weile starrte das Mädchen ausdruckslos vor sich hin, eine lange und gefährliche Reise würde vor ihr stehen um einen neuen Wächter zu finden. Sie würde ihre Schwester zurücklassen müssen, so verlangte es das Gelübde. Es sei denn..

In Lydias Kopf nahm eine Idee Gestalt an, die völlig neue Alternativen mit sich brachte. Möglichkeiten, an die sie bisher nicht gewagt hatte zu denken. Ihr größter Wunsch war es, sich niemals von ihrer Schwester zu trennen, doch ihre Position als Hüterin der Magie hatte aus einer solchen Zukunft nichts weiter als hoffnungslose Utopie gemacht.

Schnell hatte sie einen Entschluss gefasst, das Risiko war zwar hoch, doch Lydia musste es eingehen.

Mit dem Entschluss kehrte auch ihre Willenskraft zurück und der magische Bann, der sie gefangen hatte, löste sich. Sie brachte Lenya zum Turm des Himmels, dem einzigen Ort, an dem neue Wächter erwählt werden konnten. Wenn Lenya nun die Magie bekam, die zwei Schwestern würden auf ewig das Schicksal teilen. Niemand würde sie mehr trennen.

Im Turm zögerte Lydia nicht. Und obwohl sie erst zehn Jahre alt war, beherrschte sie die Magie der Flammen wie eine uralte Meisterin.

Nahezu euphorisch rief sie das Feuer und sah hinein. Nur so konnte ein neuer Wächter erwählt werden.

Lenya folgte ihrer Schwester mit bangen Blicken, blieb wie geheißen in unmittelbarer Nähe. Etwas anderes blieb ihr auch nicht übrig, sie drückte sich an Lydia als die Flammen hochzüngelten. Es war unsagbar heiß im Turm, Lenya glaubte bei lebendigem Leibe zu verbrennen.

Lydia machte die Hitze nichts aus, ihre einzige Hoffnung bestand aus ihr. Einen kurzen Moment nur musste die Jüngere aushalten. Bevor sie selbst verstand, was geschah, sprach sie ihrer Schwester ein Gelübde nach, das Feuer hüllte sie von allen Seiten ein.

Lydia hoffte, ihr stockte der Atem. Dieser Moment war so viel ergreifender, als sie es je für möglich gehalten hatte. Ihre Schwester musste nur überleben, nichts weiter, sie musste nur in der Lage sein, den Flammen standzuhalten. Andächtig schloss sie die Augen, nicht daran denkend, dass Lenya, falls sie nicht erwählt werden würde, Todesqualen zu leiden hätte.

Schneller als erwartet war alles vorbei. Das Feuer erlosch, Lenya lag am Boden und Lydia öffnete die Augen. Sie wagte es kaum zu atmen. Hatte es funktioniert? Oder hatte sie ihre geliebte Schwester in den Tod geschickt?

Getötet aus ihrer eigenen Gier heraus, nicht mit einem Gedanken hatte sie an die Folgen ihrer Tat gedacht.

Lenya rührte sich nicht, lag einfach nur da. Der Wächterin schossen die tränen in die Augen. Das hatte sie nicht gewollt, sie hatte sich doch nur gewünscht..

Sie weinte hemmungslos. Lenya.

Was hatte sie nur getan? Wieso hatte sie das Schicksal so herausgefordert?

Sie sank in sich zusammen, schluchzte, zitterte, kniff die Augen zu.

Erst als ein paar kalte Hände sich in ihren Nacken legten und sie schließlich von hinten in die Arme schlossen, beruhigte sie sich wieder.

Lenya war am Leben - als Wächterin der Heiligen Flamme von neuem erwacht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2007-10-31T11:02:26+00:00 31.10.2007 12:02
Das is böse oO Böse vergangenheit oder? Ich mags! xD Deine sadistische ader.. auch wie sie die kräfte überträgt, von wegen du bist nicht mehr kreativ! Du kannst das wirklich gut, und dein stil ist toll zu lesen!
Von:  Melodya
2007-10-08T19:14:38+00:00 08.10.2007 21:14
hey das war gut... am Anfang war ich zwar etwas irritiert, hab aber dann schnell gmerkt, dass es ein Flashback war...
ich mag deine Sory voll und werde weiter Kommis schreiben..*ehrenwort*...*salutier*...

grüssle
angel


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