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Festhalten

if all wishes could come true
von

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Part 102 - Tango de los Exilados

Festhalten 101 - Tango de los Exilados
 

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benannt nach Tango de los Exilados von Vanessa Mae.
 

Anmerkung: Nach einer Weile wieder ein neues Kapitel. Mittlerweile sind wir uns nicht einmal sicher, ob jemand noch dieses ziemlich lange FF liest. Wenn ja, dann gebt mal ein Lebenszeichen. Wie auch immer, wir nähern uns dem Finale in Japan und haben immer noch viel zu viel Spaß an den Charakteren und diesem RPG. Copyrightechnisch bleibt alles beim Alten. Alles was nicht ein Orginalcharakter ist, sondern TRC, ist Eigentum von CLAMP und wir verdienen immer noch kein Geld mit mit dieser FF. Die Kapitel sind alle von sehr unterschiedlicher Länge in letzter Zeit, das liegt daran, dass wir nach Sinnabschnitt in Kapitel einteilen.
 

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Voller Gedanken an den kommenden Abschied, waren die Prinzessin aus Clow und Shaolan die halbe Nacht über wach geblieben.
 

Es gab nicht viel zusammen zu packen, auf ihren Reisen hatten sie eh nie viel Gepäck dabei gehabt. Nur ein paar Windeln und Decken für die frisch geborenen Kinder, ein wenig Proviant und warme Kleider. Shaolan hatte schon am frühen Morgen seinen weiße Trauerkleidung in die wind-und wettertaugliche Reisekleidung getauscht und befestigte gerade das Schwert unter dem braunen, abgetragenen Mantel. Sakura hatte sich ebenfalls warm eingepackt und kümmerte sich gerade um die Kinder. Nachdenklich sah Shaolan durch die leicht geöffnete Schiebetür in den schneebedeckten Garten, von dem frische Morgenluft in den Raum gekrochen kam. Doch diese Frische tat ihnen beiden, die sie übermüdet waren, ganz gut. Lieber nicht an den nahenden Abschied denken...., immerhin hatten sie den Magier überreden können, dass er sie nicht gegen ihren Willen in eine andere Dimension schickte. Jedoch war Shaolan ein kleines bisschen misstrauisch, ob Fye seinen Worten auch die entsprechenden Taten folgen lassen würde und nicht einfach doch über ihren Kopf hinweg entschied.
 

„Sollen wir wirklich einfach so gehen?“ durchbrach Sakuras Stimme seine Gedanken. Auch Chi schien davon nicht sonderlich begeistert zu sein. Den ganzen Morgen schwieg das blonde Mädchen schon, Sakura war sich nicht sicher, ob es Angst oder Trauer war. Sie kannte Chi-chan nicht gut genug, aber sie und Shaolan schienen sich in Ceres gut angefreundet zu haben. „Und Moko-chan? Gehst du mit uns oder bleibst du bei Fye und Kurogane-san?“, fragte sie das weiße Häschen, das ebenfalls schweigsamer war als sonst. Sie hatten sich vorgenommen zumindest in eine sicherere Gegend zu gehen, wegen der Kinder, aber die Dimension komplett zu verlassen, das konnte sie nicht übers Herz bringen.
 

Mokona hatte sich die ganze Zeit an Chi gekuschelt und sah nun zu Sakura auf. Ungewohnt ernst, wenn auch mit gewohnt quietschiger Stimme, verkündete es seinen Entschluss: „Mokona würde zwar lieber bei allen bleiben, aber Mokona weiß auch, dass Fye-mommy und Kuro-papa wollen, dass Mokona auf die Babys aufpasst. Deswegen geht Mokona mit Yuui, Touya, Chi, Sakura und Shaolan....“
 

Chi schwieg und seufzte schwer. Sie wusste, dass ihr Schöpfer und Lehrmeister und Freund(!) nur das Beste für sie wollte und sie war es eigentlich schon gewohnt, dass er sie wegschickte oder ihr Aufgaben übertrug. Doch seit dem die Prinzessin gestorben war, hatte er kaum mit ihr gesprochen... er war zwar manchmal bei ihr gewesen, hatte ihr sogar einmal die Haare geschnitten, die voller Zausel und Fransen waren, aber war dabei total wortkarg gewesen. In Gedanken war er nämlich ganz weit weg. Dabei hatte Chi gedacht, dass es hier in Japan besser werden würde. Dass sie hier jetzt im Palast bleiben könnten – und nun wurde sie weggeschickt und Fye schien es nicht wirklich besser zu gehen als zu Hause.
 

Shaolan betrachtete die kleine Gruppe und überlegte. Eigentlich hatte er erwartet, dass Fye früh am Morgen kommen würde, da er es ja so eilig hatte, sie wegzuschicken. Sie konnten sich zwar auch selbst auf den Weg machen, aber ohne Abschied? Außerdem war die Reise für die zwei kleinen Kinder auch gefährlich... nun wo er Vater war, hatte er an so viel zu denken. „Sicher haben sie verschlafen...“, mutmaßte er. Mit der Magie von Fyes Auge zu reisen traute er sich noch nicht zu. Nachher landeten sie noch mitten in der Vampirarmee oder in Ashuras Lager...
 

„Bestimmt..“ gab Sakura Shaolan recht und seufzte leise. Am liebsten würde sie gar nicht gehen, sie wusste, dass es das vernünftigste war und die Sorge um ihre Babys war groß, dennoch fühlte sie sich wie eine Verräterin. Fye und Kurogane waren immer für sie da gewesen und nun gingen sie einfach, obwohl hier alles im Chaos versank..
 

Plötzlich sprang Chi auf und drückte das weiße, warme Wollknäul fest an sich. „Chi geht sie wecken!“, verkündete sie und stampfte entschlossen aus dem Raum. Shaolan seufze und sah seiner Freundin hinterher. Er kannte das Mädchen mittlerweile gut genug, um ahnen zu können, wie sehr sie das ganze verletzte. „Bist du soweit?“, fragte er Sakura, „Fye wollte uns in diese Flüchtlingsstadt schicken und ich würde mich auch gerne verabschieden.“
 

„Ja, bin ich“. Eigentlich war sie noch gar nicht bereit. ….Es war ja nicht für immer, das sah sie ein. Solange sie in Japan blieben, waren sie nicht für immer von den Erwachsenen getrennt.. trotzdem, würde sie den Moment ihre Freunde im Stich zu lassen gerne noch weiter hinauszögern.

Sie nahm eins ihrer Babys auf den Arm und ging auf Shaolan zu, zwang sich zu einem schwachen Lächeln.. wenigstens er blieb bei ihr. Ihn noch einmal zu verlieren, könnte sie wohl kaum ertragen. „Gehen wir.“
 

~~~~~~
 

Chi fand das Zimmer recht schnell und natürlich war auch dieser Kurogane da. Sie war echt ein wenig sauer und eifersüchtig, auch wenn sie wusste, dass Fye diesen Mann sehr gern hatte und er bei weitem netter war als der König (auch wenn er nicht so aussah). Doch sie nun wegzuschicken! Mit Schwung öffnete sie die Reispapiertür und war auch schon in das Zimmer gestiefelt, wo sie feststellte, dass die beiden Erwachsenen auch tatsächlich noch schliefen. Oder genauer gesagt, gerade erwachten.
 

Fye hatte geschlafen wie ein Stein, irgendwann hatte ihn einfach die Müdigkeit überrannt und auch die Einsicht, dass diese Nacht eh nichts mehr zu tun war. Es war wohltuend gewesen so nah an Kuroganes Körper zu schlafen, in einer Umarmung, die anders war, als die der Nächte davor. Irgendwie wohltuend und sicher, auch wenn er sich gerade alles andere als erfrischt fühlte.

Schon landete Mokona auf Kuroganes Schulter und Chi in Fyes Armen. „Chi will nicht gehen!“, verkündete sie und schmiegte sich mehr an den Magier, rein in die Wärme, die auf dem Futon noch herrschte, den sich die beiden Männer für die Nacht geteilt hatten. Der Magier hörte schon weitere Personen vom Gang her nahen und war für einen Gedanken wirklich froh, dass Kurogane und er noch etwas anhatten. Doch die Kinder hatten mehr Benehmen als seine kleine Freundin und klopften erst an, obwohl die Tür offen stand. „Kurogane-san, Fye-san? Können wir eintreten?“
 

Auch Kurogane hatte in dieser Nacht ein wenig Schlaf gefunden, doch sie endete leider viel zu früh und zu laut. Etwas alarmiert war er aufgeschreckt und er brauchte eine Weile um zu realisieren, dass das Manjuu schon auf seiner Schulter rumhockte und das blonde Mädchen sich zwischen ihn und den Magier drängte. Skeptisch grummelte er vor sich hin während er sie beobachtete, fuhr sich müde durch die Haare und verdrehte innerlich die Augen als auch schon die Kinder an der Tür klopften. Erst mal richtete er sich den leicht verrutschten Yukata. „Ich hätte sie gestern eiskalt aus dem Palast werfen sollen.“ Einen kurzen kritischen Blick warf er noch auf Fye und dieses Mädchen, bevor er aufstand. „Verdammt, nun kommt schon rein.“
 

Etwas zuckte Sakura schon unter dem schlecht gelaunten Ton des Kriegers zusammen und hoffte, sie kamen nicht allzu ungelegen, bevor sie zögerlich eintrat und unweigerlich lächeln musste. Irgendwie war das Bild ziemlich ungewohnt, aber nicht mehr ungewöhnlich. „Guten Morgen.“
 

Shaolan wurde ebenfalls etwas verlegen, aber nicht all zu viel. Es war nicht so, als wäre das ein Geheimnis. Dafür reisten sie viel zu lange miteinander. „Wir sind hier, um...“, etwas zögerte er und sah die beiden Erwachsenen ernst an, „Wir sind hier um uns zu verabschieden.“
 

„Chi nicht!“, widersprach das blonde Mädchen trotzig und schmiegte sich näher an den Magier. Mit einem besorgten Lächeln streichelte dieser ihr durch die langen Haare. „Chi-chan... bitte nicht schon wieder diese Diskussion. Ich möchte einfach nur, dass du an einem sicheren Ort bist und es ist ja nicht für immer.“ Das konnte er zwar nicht garantieren, aber er wollte Chi nicht beunruhigen und es war auch nicht das erste Mal, dass er sie anlog. Auch wenn ihn das ein wenig traurig machte. Wortlos, fast so als würde sie seine Gedanken erraten, schmiegte sie sich noch näher und versteckte ihr Gesicht an seiner Schulter.

„Keine Widerworte in diesem Fall...?“, stellte sie fest und fand es gemein, dass Fye schon wieder so streng mit ihr war... Vorsichtig löste er sie von sich und küsste das Mädchen auf die Stirn. „Ich bitte dich darum.“ Chi wusste, dass sie Fye nicht überreden konnte und vielleicht ahnte sie auch, dass es ihm auch nicht leicht fiel, sie alle wegzuschicken. „Dann wird Chi tun, was Fye möchte...“

Sie noch einmal fest umarmend, stand nun auch der Magier auf und blickte die Kinder etwas unschlüssig an.
 

Shaolan atmete tief durch. „Eigentlich wollen wir nicht gehen. Wir wären euch sicher keine Last, aber wir verstehen auch eure Gründe...“ Die Erwachsenen machten sich Sorgen, egal ob es rational war oder nicht und auch wenn er lieber an ihrer Seite gekämpft hätte und auch wusste, dass Sakura ihre Freunde nur schweren Herzens 'im Stich' ließ, war mit den beiden manchmal einfach nicht zu diskutieren. „Außerdem ist es auch für Yuui und Touya sicherer so... daher...“, nun wurde auch er ein wenig von der Unschlüssigkeit angesteckt, doch er riss sich zusammen. „Passt gut auf euch auf.“
 

Für den ersten Moment war es wie ein Tritt in die Magengegend, stellte der Krieger fest, als der Junge sie über ihre Entscheidung aufklärte, den Palast doch zu verlassen. Einen kurzen Moment konnte er nur darauf schweigen, seufzte dann aber als ihm bewusst wurde, dass die Kinder es verstanden hatten und nur vernünftig waren. Es war das richtige.. obwohl es schwer war.. auch für den Ninja, der das Ganze zwar vorgeschlagen hatte, aber nicht mit der Heftigkeit gerechnet hatte, mit sehr diese Entscheidung doch einschlagen würde. „Es ist das Beste.“ Stimmte Kurogane dem Jungen zu und war dankbar und wirklich erleichtert, dass die Kinder sich so entschieden hatten, selbst wenn es irgendwie verdammt weh tat.
 


 

„Ja..“ antwortete Sakura, die nicht weinen wollte oder irgendwas sagen, dass Shaolans und ihre Entscheidung in den Schatten stellte. Auch sie wollte entschlossen wirken und stark, so wie der Rest ihrer Reisegruppe. Sie wollte dahinter stehen und das Beste daraus machen, für Touya und Yuui da sein und wissen, dass sie das richtige getan hatte, auch wenn es sich falsch anfühlte. Dennoch senkte sie etwas traurig den Blick.. es war nicht für immer, versuchte sie sich selbst aufzumuntern.
 

Plötzlich spürte Sakura vorsichtige Finger unter ihrem Kinn, die es leicht anhoben und im nächsten Augenblick sah sie auch schon in das sanfte, blaue Auge des Magiers. „Hey Kleine, schau nicht so traurig aus der Wäsche.“ Auch wenn es traurig war. „Es wird schon alles gut...“ Seltsamerweise konnte er das sogar ein wenig glauben, wenn sie da war. Gerade deswegen durfte ihr nichts passieren. Auch Shaolan nicht. Er hatte die Kinder mehr oder weniger in diesen Krieg hinein gezogen, auch wenn er wusste, dass das alles ein großer Plan ihres geheimen Beobachters war. Also nicht seine Schuld, das verstand er. Doch all ihre Wunsche, Pläne, Vergangenheiten hatten sich so verwoben, dass sie nicht mehr unabhängig voneinander leben konnten. Selbst wenn er die Kinder Dimensionen weit wegschickte. Das war der Grund, warum er sich hatte überreden lassen und auch hatte er nicht im Streit auseinander gehen wollen.
 

„Ich versuch’s ja..“ antwortete Sakura und zwang sich zu einem Lächeln, das ihr keiner abkaufen würde, denn im selben Augenblick liefen ihr die Tränen über die Wange. Es war nicht nur der Abschied, der sie traurig machte.. es war alles, was in den letzten Tagen passiert war, Tomoyos Tod und dass sie nun diese liebgewonnenen Menschen für eine Zeit nicht sehen konnte, obwohl sie sich nichts weiteres wünschte als dass sie alle noch einmal so friedlich und lustig zusammen sitzen konnten.
 

Noch einmal seufzte der Krieger schwer, als er nun bemerkte, dass die Wüstenprinzessin den Tränen nahe war und sich Fye ihrer längst angenommen hatte, weshalb er sich an den Jungen wand. „Wohin geht ihr?“ fragte er den Bengel.
 

Genau so wie der Magier selbst, schluckte Shaolan einen dicken Klos in seiner Kehle runter, als er Sakura weinen sah. „Es gibt eine Stadt, zwei Tagesreisen von hier entfernt und am weitesten von beiden Armeen entfernt. Viele Flüchtlinge sollen dort sein und auch ein paar friedliche Vampire... Fye wollte uns dorthin schicken.“
 

„Aa..ihr bleibt also in Japan..“ antwortete Kurogane und blickte in die entschlossenen Augen des Jungen. Das war also der Kompromiss. Wenn sie die Kinder nicht mit Gewalt in eine andere Dimension schicken wollten, würde der Entschluss der Kinder wohl feststehen, hier zumindest in Japan zu bleiben.
 

Der Junge nickte und auch Sakura schien nicht zu protestieren. Mittlerweile hatte sie Fye in eine feste Umarmung genommen, aus der er sie erst langsam wieder entließ und Chi ebenfalls umarmte. „Passt auf euch auf...“
 

Shaolan wusste, dass alles nur um so schwerer werden würde, je mehr das komische Gefühl in seinem Magen anwuchs. Es gab eh keine Möglichkeit sich „richtig“ zu verabschieden. Allein der Gedanke, dass sie die Erwachsenen nicht wieder sehen würden... Er wollte daran glauben, dass es schon irgendwie gut gehen würde, doch... „Bitte versprecht mir, dass wir uns wieder sehen werden!“, brach es doch aus ihm heraus und er schämte sich im nächsten Moment sich wie in Kind aufzuführen.
 

„Aa, ich versprech’s“, antwortete der Krieger ruhig. Er war erleichtert, die Kinder aus einem potentiellen Schlachtfeld zu wissen.. und irgendwie auch erleichtert, die Chance zu haben sie wieder zu sehen. Gerade, wollte er die Kinder auffordern zu gehen, um das hier nicht unnötig in die Länge zu ziehen als die Wüstenprinzessin sich längst von Fye gelöst hatte und auf den Krieger zuging. Sie dachte nicht lange darüber nach, ihn auch einfach in den Arm zu nehmen und ihn für einen Moment fest an sich zu drücken..auch wenn Kurogane mit körperlicher Nähe nicht so gut umgehen konnte, hatte sie es ein paar Mal getan als Shaolan und Fye-san in Ceres waren. „Pass auch auf dich auf..“ sagte sie dem Krieger leise, der daraufhin nur kurz seufzte und die Umarmung widerstandslos hinnahm, sich jedoch schwer damit tat, sie vor allen Leuten hier zu erwidern, ihr jedoch kurz und flüchtig durchs Haar strich und die Augen verdrehte, als auch das Manjuu sich „umarmend“ mehr in seinem Gesicht als irgendwo sonst befand.

Sich endlich von seinen Anhängseln gelöst, beobachtete er die Kinder dabei, wie sie ihre Babys und ihr Gepäck wieder aufluden..
 

Nachdem Fye auch Shaolan ohne viel Worte, aber mit einer langen Umarmung verabschiedet und Mokona sich ein letztes Mal an sein Gesicht gedrückt hatte, gab es keinen Grund mehr den Abschied länger heraus zu zögern. Mit leisen, magischen Worten auf den Lippen, begann er den Zauber zu weben, der die kleine Gruppe an einen hoffentlich sicheren Ort befördern würde. Die Kinder wurden immer mehr von blauen Licht umhüllt und bevor sich verschwanden, warf Fye einen letzten Blick auf die Bündel in Sakuras Armen. Nein, dieser Krieg durfte nicht auch diese Kinder umbringen. Krieg hatte ihm zwei Familien genommen, seine Eltern und ungeborenen Geschwister, und danach Ashura-ou, er war nicht bereit das dritte Mal alles an ihn zu verlieren. Er würde es nicht zulassen.... nicht noch einmal...
 

„Kuro-sama...“, durchbrach er das langandauernde Schweigen, in dem sie beide vollkommen verstanden, dass sie nun allein waren. „Ich möchte zu Ashura gehen und ihn besiegen.... mich nicht länger vor ihm verstecken.... ich will diesen Krieg beenden. Dafür bin ich in Ceres geblieben, wegen diesem Krieg hat Tomoyo ihr Leben verloren... Ich will zumindest alles versuchen, um die Zukunft zu erlangen, die ich will... eine Zukunft, in denen all die Menschen, die mir lieb sind, glücklich sein können...“
 

Lange blickte der Krieger auf die Stelle, an der die Kinder verschwunden waren und dachte eigentlich an nichts, bis der Magier ihn ansprach und erst jetzt wand er seinen Blick ab. Die Worte waren so ganz andere als die, die er kurz vor Tomoyos Tod noch gesagt hatte und Kurogane beruhigte das.. jetzt zogen sie wieder an einem Strang, wenigstens für den Moment, schien da Hoffnung in dem blonden Mann zu sein. „Ja, das möchte ich auch.“ Gab er zu und machte einige Schritte auf den anderen Mann zu, strich kurz über dessen Wange und die störenden Haare aus dem Gesicht. Jetzt, wo er wieder erfahren musste, wie schnell und unberechenbar das Leben manchmal war und einem jede Chance verweigerte, einen geliebten Menschen zu retten, einem sogar die Chance nahm, das früh genug zu ahnen, wollte er dem Magier nahe sein, wann immer er konnte und sich sein Gesicht so gut wie es ging einprägen. Kurogane fühlte sich immer noch so unendlich müde, aber er war wesentlich ruhiger und seine Gedanken klarer. „Aber vorher möchte ich noch einmal zu ihr gehen.. und zu den Gräbern. Hayato noch einmal sehen..“ Es war nicht so, dass er dachte, es wäre seine letzte Chance das zu tun, er wusste, dass sie Ashura besiegen würden. Jedoch wollte er sich bewusst machen, was all das hier bedeutete, wollte nicht blind sein und vergessen, was auch noch wichtig war.
 

Leicht lehnte Fye sich in die Berührung.. „Ja..“, dennoch blieb er so nahe bei dem Krieger stehen und nahm letztendlich seine Hand, die mit der Narbe. Vorsichtig platzierte er einen Kuss auf die Finger, die Narbe selbst zu berühren wäre wohl gerade zu schmerzlich gewesen.
 

Schritte huschten den Gang entlang und da die Türe immer noch offen stand, sahen sie die Dienerin schon vom weiten den Gang hinauf huschen. Mit gesenkten Blick ging sie auf die Knie. „Kurogane-sama, Entschuldigt die Störung, aber die Herrscherin Amaterasu verlangt euren Gast, Fye de Flourite, zu sprechen.“
 

Ein Seufzen entwich dem Magier aus Ceres. Es hatte ihn schon verwundert, dass die Herrscherin so lange auf eine Erklärung verzichtet hatte. Vielleicht wusste sie schon alles von der Prinzessin... oder wollte erst die Beerdigungszermonie beenden. „Nun, dann geh ich mal... Eine Lady darf man nicht warten lassen.“ Rasch zog er sich um und ging dann mit der Dienerin mit, die geduldig auf ihn wartete.
 

Ebenfalls mit einem Seufzen sah der Heeresführer dem Magier und der Dienerin hinterher und nun allein, schloss er für einen Moment noch einmal die Augen, um sich selbst ein wenig zur Ruhe zu bringen. Tomoyo war tot, die Kinder waren weg.. sie standen kurz vor ihrem finalen Kampf gegen diesen verdammten König.. aber vielleicht war danach endlich alles vorbei.. wenn erst mal der König besiegt war, würden sie sich ihren Beobachter vorknöpfen.. dann ging die Suche nach diesem Mörder weiter.. aber darüber wollte der Krieger noch nicht nachdenken, diesmal nicht. Diesmal wollte er sich darauf konzentrieren, den Krieg zu beenden.. das war wichtiger als seine Rache. Einen Moment lang, blickte er noch einmal auf seine Hand, die Narbe, die ihm immer ein Zeichen und Erinnerung war und es dennoch vergessen hatte.. aber jetzt war er schlauer, nach Tomoyos Tod, würde er nicht mehr verlieren, nie mehr. Bei dem Gedanken schloss er die Hand entschlossen, ignorierte den brennenden Schmerz der Narbe und versuchte sich zu konzentrieren.. etwas schwerfällig, machte sich der Krieger auf zu den Tempeln.
 

~~~~~~
 

Es kam Amaterasu seltsam vor in diesem Thronsaal, auf Tomoyos Platz, zu sitzen. Alles erinnerte sie hier an ihre kleine Schwester und auch wenn der Schmerz fast unerträglich war, wusste sie, dass sie ihre Pflichten zu tun hatte.
 

“Tretet näher, Magier aus Ceres“ bat sie den Mann, der gerade mit der Dienerin den Saal erreicht hatte.
 

Es war das erste Mal für Fye die eigentliche Herrscherin von Japan aus nächster nähe zu sehen. Er hatte immer gedacht, dass Tomoyo die Herrscherin war, aber sie hatte ja den Titel 'Prinzessin' getragen, es hätte ihm auffallen können. Es schien falsch, sie auf Tomoyos Platz zu sehen, doch sie strahlte die selbe Autorität aus. Nur viel kühler. Fye verbeugte sich tief und blickte dann zu der Herrscherin auf. Souma stand zu ihrer linken und auch zwei weitere Ninja, die er noch nie gesehen hatte. Kurz fragte er sich, ob er die Sicherheitsmaßnahmen zu verschulden hatte.... „Ihr wolltet mich sehen?“
 

„Auch, wenn Tomoyo-Hime euch hier am Palast geduldet hat und ich weiß, dass die Prinzessin viel von euch gehalten hat, so muss ich mir dennoch mein eigenes Bild machen.“ Erklärte sie dem fremden Mann, den sie von oben bis unten musterte. Es war ein wenig befremdlich einem Menschen aus einer fernen Dimension so nahe zu sein und auch wenn sie an Tomoyos Menschenkenntnis nicht zweifelte, musste sie vorsichtig sein.
 

„Wie ich hörte, seid Ihr mit auf dieser Reise gewesen, auf die Tomoyo-Hime auch einen unserer Ninja geschickt hat und letztendlichist diese Dimension, Japan, euer Reiseziel. Ihr seid aus einer fernen Dimension, Ceres, und dort ein angesehener Hofmagier.. Ihr steht in direkter Verbindung zu der ceresianischen Armee.. wie könnt ihr also argumentieren, dass ihr keine Gefahr für Japan darstellt?“, ging Amaterasu direkt ohne groß drum herum zu reden auf die Problematik ein.
 

Innerlich atmete Fye tief durch. Die Herrscherin von Japan kam ja gleich zum Eingemachten. „Ich bin auf diese Reise gegangen, weil ich vor meinem König floh... und ich bin zurück nach Ceres gegangen, um ihn zu stürzen. Es ist wahr, ich habe Ashura-ou nach Japan gebracht, doch mit dem Ziel ihm in den Rücken zu fallen. Ein großer Teil seiner Armee ist mit seinen Herrschaftsmethoden nicht einverstanden. Doch... ich wurde enttarnt...“
 

„Und was gibt euch das Recht diesen Kampf, den Krieg aus Ceres auf japanischen Boden zu

führen? Was interessieren uns die Herrschaftsmethoden eines uns fremden Königs?“, stellte sie diese Frage kühl, versuchte ihre Wut über diesen Krieg und diese Aussage nicht an die Oberfläche treten zu lassen.
 

„König Ashura wäre oder so nach Japan eingedrungen. Er war schon einmal hier, vor Jahren.... Ich wünschte, ich hätte ihn irgendwie aufhalten können...“ Hart biss sich Fye auf die Lippen, als ihm wirklich wieder klar wurde, was das alles bedeutete. Er spürte die unterdrückte Wut der Herrscherin und auch Souma betrachtete ihn leicht entsetzt. „Ich kann Euch leider nicht beantworten, wie alles zusammenhängt, vielleicht hat es Eure Schwester geahnt...“ Einen kurzen Augenblick schien der blonde Mann in Gedanken versunken zu sein, doch dann änderte sich seine Haltung etwas. Er stand aufrechter und selbstsicherer, wie es zu jemanden, der eine hohe militärische Position innehatte viel besser passte. „Doch die Lage für Japans Armee ist nicht verzweifelt. Viele Vampire konnten sich von den Wahn, der sie fesselte, befreien und sind bereit auf Seiten Japans zu kämpfen, wenn sie danach in diesem Land geduldet werden. Auch wenn ich vor dem ceresianischen König unwiederbringlich als Verräter enttarnt bin, habe ich noch Kontakt zu der so genannten „westlichen Armee“.“
 

„Dennoch, die ceresianische Armee ist hier, in Japan.“ Kam es unerschüttert von Amaterasu. „Zwar hat sie in diesem Krieg noch nicht viel ausgerichtet, aber sie ist eine Bedrohung. Eine Armee, die magische Fähigkeiten hat.. die Vampire sind schon eine große und kaum zu bezwingende Bedrohung, seit Jahren plagen wir uns mit ihnen und diesem Krieg herum und als wäre das nicht genug, verdanken wir Euch nun die Anwesenheit einer weiteren Armee in Japan.“
 

Tief holte die Königin Luft, die so wütend und entsetzt über das Ausmaß dieses Krieges war, der ihre Schwester zu seinem Opfer hatte werden lassen. „Was soll die sogenannte „westliche“ Armee schon ausrichten? Was gedenkt Ihr hier zu retten? Ich sehe keine positive Wendung für Japan, nur eine weitere feindliche Armee, die sich gegen uns richtet.. einen König, der ohne Euch wäre, wo er hingehört. Ich verstehe nicht, wirklich nicht, wie Tomoyo-Hime so blind sein konnte und naiv.. wären es nicht zwei feindliche Armeen, hätte sie ihre Kräfte nicht überreizen müssen!“ Sie war nun doch lauter geworden als beabsichtigt.
 

Fest sah Fye ihr in die Augen, auch wenn sich ihre Worte wie Messer in seinen Magen bohrten. Er wusste sehr wohl, was er angerichtet hatte. Er hatte Ashura hier her geführt, er hatte ihn auch schon beim ersten Besuch in dieser Dimension hier her geführt.
 

„Ich bitte Euch... hört mich an... “, erhob er wieder die Stimme, nach einem endlos scheinenden Augenblick des Schweigens, sah der Frau in die Augen, die ihm indirekt die Schuld für den Tod ihrer Schwester gab. Wenn er an den Trauerzug dachte, an ihr puppengleiches Gesicht und all den Schnee, den Japan bedeckt hatte, wollt es ihm fast den Atem für seine Worte nehmen. „Ich weiß nicht genau, warum dieser König ausgerechnet Japan als sein nächstes Ziel sieht... Japan ist genau wie Ceres nur ein Schlachtfeld unter vielen, in einem größeren Krieg, dessen Sinn ich selbst nicht verstehe. Doch von dem Eure Schwester, Tomoyo-hime, etwas geahnt hat, weswegen sie ihren Ninja auf die Reise durch die Dimensionen geschickt hatte. Jemand sieht in dem Krieg in Japan und in meiner Heimatwelt irgendeinen Sinn und je mehr wir von diesem Sinn verstanden, desto mehr versuchten wir uns dagegen zu wenden. Alles was ich wusste als ich nach Ceres zurückging war, dass auch ohne meine Hilfe König Ashura es nach Japan schaffen würde... und das wäre dann wirklich Japans Untergang gewesen. So hatte ich die Hoffnung seine Macht zu brechen bevor er noch größeren Schaden anrichtete... Leider habe ich versagt und ich ahne, welches Unglück ich über Japan gebracht habe... dennoch, ich flehe euch an mir zu glauben, dass ich all meine Kräfte aufwenden werde, um diesen Krieg zu beenden... es ist mein WUNSCH diesen Krieg zu beenden. Sowohl in meinem Heimatland, als auch in dieser Welt...“
 

Schweigend blickte die Königin den Fremden an, atmete schwer ein und aus, wollte ihn am liebsten wegschicken, ihm sagen, dass dieser Plan anscheinend auch ganz gut funktioniert hatte, der Magier aus Ceres seine Rolle sehr gut darin spielte, denn hier ging alles kaputt.. und der fremde König würde mit Sicherheit dafür sorgen, dass hier alles nur noch mehr zu Grunde ging. Aber sie schwieg nur, krallte ihre Hände etwas in die Lehne des Stuhls auf dem sie saß und blickte diesen blonden Mann an.

Sie zuckte zusammen, als sich plötzlich vorsichtig eine Hand auf ihre legte und ein Seitenblick verriet ihr, dass es Soumas war.. doch ein wenig beruhigte sich Amaterasu tatsächlich, die immer noch so eingenommen von Tomoyos Tod war. „Ihr glaubt ihm doch längst..“ kam es von Souma, die wusste, dass sie gerade eine Grenze überschritt. Schweigend blickte die Königin in die Augen der Ninja, die Tomoyo so lange begleitet und beschützt hatte.. und der sogar Amaterasu vertraute.
 

„Ihr glaubt ihm, weil Tomoyo-Hime ihm vertraut hat..“ bemerkte sie und war sich da sicher. „Ich kann mich natürlich auch irren.. aber Ihr hättet das alles nicht gesagt, wenn Ihr ihm nicht glaubt.. vor jemandem, den man fürchtet, hüllt man sich in Schweigen.“ Leise atmete Souma aus und stoppte in ihrem Reden.. sie wusste selbst nicht, warum sie sich für diesen Magier einsetzte, der ihr so verdammt fremd war.. aber seltsamerweise hatte sie irgendwie Angst bekommen.. Angst, dass die Königin diesem Mann indirekt die Schuld an Tomoyo-Himes Tod und dem Krieg in Japan gab.. sie hatte Angst davor, dass Amaterasu diesem Mann irgendwas sagte, das ihn innerlich kaputt machte.. Angst davor, dass sie Kurogane noch einmal so fertig sehen musste wegen diesem blonden Mann.. und der Ninja brauchte diesen Magier.. deshalb durfte die Königin ihm so etwas nicht einreden. „Gebt ihm nicht die Schuld.. dieser Krieg dauert schon so viele Jahre, in denen Tomoyo-Hime ihr bestes gegeben hat.. sie war erschöpft und krank.. und das wisst Ihr..“ sprach sie leise weiter und merkte, dass die Königin sich tatsächlich ein wenig beruhigte, obwohl sie das leichte Glänzen in ihren Augen bemerkte, Souma erkannte die runter geschluckten Tränen.
 

Eine ganze Weile herrschte komplettes Schweigen in diesem Raum und Amaterasu wusste, dass Souma Recht hatte.. sie wollte das nur nicht akzeptieren, nur nicht begreifen, dass es in diesem Krieg mehr ging als nur um Japan.. dass es gefährlicher und tiefer ging, als sie erahnen konnte.. aber Tomoyo, hatte das alles geahnt.. aber sie hatten kaum Alternativen.. kaum eine Chance, diesen Krieg zu gewinnen.. sie hatten keine Chance.. Japan hatte keine Chance gegen die Vampire, gegen Ceres.. sie hatten versagt und alles, alles was sie geopfert hatten war umsonst.. das konnte Amaterasu nicht einfach so akzeptieren, dass alles umsonst gewesen war und alles, was übrig blieb, war die Asche ihrer Schwester und die Hoffnung, Rettung zu finden.. um Hilfe zu betteln.

„Beende diesen Krieg..“ wand sie sich wieder an den Magier, konnte ihm jedoch nicht direkt in die Augen sehen.
 

„Ich danke Euch...“, antwortete Fy beinahe heiser und verbeugte sich noch einmal tief.
 

Müde beobachtete die Königin den Magier dabei und für einen kurzen Moment, schloss sie ergeben die Augen.. es war ihre Niederlage, die sie damit zugab. Die Niederlage von Japan, die gegen die Vampire nicht gewinnen konnten. Japan war am Ende und sie konnten die Lage nicht mehr zum Guten wenden. Zu müde waren die Soldaten, zu krank Japans Volk, zu dunkel die Aussichten. Sie hatte gehofft, wenn sie diesen Magier als Verräter enttarnen würde, sich nicht auf ihn einlassen müsste, nicht zugeben musste, dass sie verloren hatten, dass sie sich dann weiter einreden konnte, diesen Krieg irgendwie zu gewinnen.. doch das konnte sie nicht. Schon gar nicht, wenn diese starke Frau neben ihr stand und ihr ins Gewissen redete.. wenn alle hier begriffen, was sie nicht begreifen wollte, weil die Erniedrigung zu groß war. Daran zu glauben, dass auch wenn Gefahr ausging von der fremden ceresianischen Armee, diese vielleicht ihre einzige Chance war, den Krieg zu beenden.. die „westliche“ Armee ihre Chance war und dieser Magier. Wenn sie doch nur wüsste, was sich Tomoyo bei all dem gedacht hatte.. wenn sie wüsste, was Tomoyo alles gewusst hatte, wenn sie ähnlich sanftmütig wie sie wäre, vielleicht wäre es ihr dann leichter gefallen, dass zu erkennen und zuzugeben.
 

Der Magier sah auf und für einen kurzen Augenblick sah er hinter ihre kühle Maske. Sah all die Schatten, all die Müdigkeit und all die Trauer, die diese Frau zusammen mit er Verantwortung für dieses Land herumtrug. „Bitte, gebt nicht auf... wenn man so lange gekämpft hat, wäre es das Bitterste aufzugeben, bevor es wirklich beendet ist...“ Vielleicht war es, weil sie beide die Trauer um Tomoyo verband, oder weil Fye dieses Land zu lieben begonnen hatte... hätte es doch eigentlich nur gereicht sie davon zu überzeugen, dass er von militärischen Nutzen war... dennoch, er hatte so viel Krieg ohne Menschlichkeit erlebt, warum sollte er anwenden, von dem er wusste, dass es kalt war? Er war nicht mehr in Ceres, auch wenn er sich unter dem Druck der Verantwortung, die sie ihn aufgeladen hatte, mehr als kraftlos fühlte. Doch es war seine Entscheidung gewesen weiterzumachen und sich Ashura zu stellen. So viel hing davon ab...
 

Spätestens jetzt, hätte sie den Magier nicht mehr als Verräter und Schuldigen sehen können, denn auch wenn solche Worte heiße Luft waren, schwang Ehrlichkeit mit.. der Wunsch dieses Mannes schien es tatsächlich zu sein, diesen Krieg zu beenden. „Informiert mich über jede Entwicklung, die statt findet.. über alles, was die westliche Armee und die der Vampire, die auf unserer Seite ist bereit sind zu tun.“ Versuchte sie wieder mit der Rationalität einer Königin zu sprechen. „Kurogane und Souma waren die Heeresführer der japanischen Armee und werden es auch bleiben..“ Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals und die nächsten Worte, musste sie sich regelrecht erzwingen, mit dem Hofmagier aus Ceres Abkommen zu besprechen und ihn als Teil dieses Krieges und auf ihrer Seite zu betrachten. „Ich erhoffe mir.. eine gute Zusammenarbeit.. mit dem Ziel, wieder Frieden einkehren zu lassen..“
 

„Auf gute Zusammenarbeit.“
 

Fye verbeugte sich noch einmal tief vor der Herrscherin und verließ den Thronsaal. Erst als er außer Sichtweise der Wachen war, erlaubte er sich sich etwas an der Wand anzulehnen. Sein Magen drehte sich gerade drei Mal um und allein die Tatsache, dass er noch nicht gefrühstückt hatte, verhinderte Schlimmeres. Sich Ashura zu stellen war eine Sache, alles Kraft zusammenzunehmen, die er noch hatte, auch. Doch Ashura wirklich zu besiegen? Irgendwie konnte er kaum daran glauben.... Es gab keine andere Möglichkeit. Es gab keinen anderen Weg. Nur das. Nur dieses Gespenst von Japans Boden tilgen und irgendwann aus seinem Herzen... dann konnten sie es auch mit ihrem geheimen Beobachter aufnehmen. Irgendwann würde auch dieser Krieg ein Ende haben. Irgendwann. Sein Mund war trocken und der Gang schien etwas dunkler vor seinen Augen zu werden. Mit einem mulmigen Gefühl ließ er sich etwas die Wand hinuntergleiten. Er war einen Moment sogar zu müde für seine Angst.
 

~~~~~~
 

Die Tempelanlage lag ganz still da. Der Schnee lungerte zentimeterdick auf dem niedrigen Dach, lungerte auf auf dem Holzgelände und der Holzterrasse. Selbst die Windspiele waren von einer eisigen, weißen Schicht überzogen. Fye betrachtete die Architektur bewundernd. Obwohl dies ein Ort der Trauer war, strahlte es Ruhe und irgendwie Friede aus. Das Holz war brennend rot bemalt und trug feinschnörkelige goldene Verzierungen. Lautlos ging er die Stufen hoch und sah sich noch einmal um. Eigentlich hätte er hier gar nicht sein dürfen, aber mit ein paar Zaubertricks hatte er es bis hier hin geschafft. Vor ihm befand sich eine schwere Schiebetür und seine Finger wanderten einige Augenblicke über das kühle Holz. „Tomoyo-chan...“, murmelte er und seufze, wusste er doch, dass sie ihn nicht hören konnte.
 

Lange Zeit war der Krieger schon hier gewesen, obwohl es ihm erst schwer gefallen war, überhaupt diesen Ort aufzusuchen. Nur hier in den Tempeln, konnte er seiner Prinzessin noch irgendwie nahe sein, das Gefühl haben, sie wäre um ihn herum und dass das, was er ihr sagte, sie vielleicht erreichte. Der Gedanke an den Tod, den gab es nur hier. Woanders hatte er keinen Platz, ebenso wie der Gedanke an diese geliebte Person. Jedenfalls wollte Kurogane so denken, so, wie er es bei seinen Eltern getan hatte, sich zurück gezogen und sie „besucht“, wenn er das Bedürfnis hatte, wenn ihr Todestag sich näherte oder sonst irgendwas wichtig war. Nur dann erlaubte er sich Gedanken an sie zu verschwenden, doch schnell bemerkte er, dass das was anderes war. Tomoyo geisterte ihm pausenlos im Kopf rum und er glaubte nicht, dass sich das ändern würde... dass sich ihr Geist nur auf diesen Raum beschränkte und er nur hier an sie dachte. Er würde immer an sie denken, das war ihm klar geworden und er wusste nicht, was er davon halten sollte. Solches Verhalten machte einen schwach und anfällig.
 

Der Geruch der Räucherstäbchen lullte Kurogane regelrecht ein und ab und an stellte er sich vor, Tomoyos Stimme tatsächlich in seinen Ohren zu hören, wenn er sich vor seinem geistigen Auge ihr Gesicht vorstellte. Aber ansonsten blieb er ganz ruhig, regte sich kaum und verweilte einfach in dieser Zeitlosigkeit, die dieser Ort einem gab.
 

Ein wenig richtete der Krieger sich auf als er eine bestimmte Aura in der Nähe spürte und sich fragte, wie das sein konnte. Eigentlich durfte nur eine Hand von Personen überhaupt hier sein. Doch Kurogane wunderte sich nicht groß darüber, wartete einfach nur ab, bis sich die Tür öffnen würde und der Magier ihm hier Gesellschaft leistete.
 

Mit einem holen Knarzen öffnete sich die Schiebetür. Im Inneren des Tempels empfing Fye eine halbdiffuse Dunkelheit, angereichert mit dem angenehm schweren, betäubenden Duft von Räucherwerk. Dort vor einem hölzernen Altar mit Blumen und Reisopfern kniete Kurogane und blickte ihn an, sicher hatte er seine Aura schon vorher bemerkt. Seltsamerweise beruhigte ihn dieser Ort etwas. Nahm den Druck von seinen Schultern und aus seinem Magen. Als wäre dies ein Ort, an dem man zur Ruhe kommen konnte. Eine trauernde, schwere Ruhe, ähnlich der Tiefe des Tränenschlafes, in dem man einfach aus Erschöpfung sank, doch eine wohltuende. Fast so als wäre Tomoyos Aura noch hier. Lautlos schritt er zu dem Ninja und kniete sich neben ihn. Starrte auf die Schriftzeichen und die verschiedenen Opfergaben. Er wusste nicht, wie man in Japan seinen Toten die angemessene Ehre verlieh, er kannte nur die Riten aus seinem eigenen Land. Beerdigungen und Totendienste führten in Ceres ebenfalls Magier aus. Selten hatte Fye es selbst tun müssen. Er war als Hofmagier für „höhere“ Aufgaben bestimmt. Zum Beispiel den Tod über Tausende von Menschen zu bringen, damit die „niederen“ Magier etwas zu beten hatten. Innerlich seufze er über seine selbstzerstörerischen Gedanken, in denen er sich eigentlich nur selbst Leid tat.

Wortlos schloss er die Augen und faltete die Hände zusammen, begann Worte in seiner Sprache zu murmeln. All die Sprüche und Geschichten über die Unterwelt, die man den Toten erzählte, damit sie den Weg fanden. Lebenden durfte man diese Geschichten nicht erzählen, denn sie zogen den Tod an und wenn man einem kleinen Kind so etwas erzählte, dann war es fast sicher, dass es das Erwachsenenalter nie erlebte. Für die Lebenden waren solche Geschichten ein Fluch, doch für die Toten drehte sich diese Logik um. Es waren beruhigende Lieder, die ihnen helfen sollten loszulassen, um wieder eins zu werden, mit dem was Ceres durchdrang und wovon auch seine Magie zehrte. Sicherlich sinnlos für ein fremdes Land und vermutlich war es wie mit allen Gebeten: Sie beruhigten den Betenden selbst, egoistisch größtenteils, aber die einzig verbleibende Geste, die man jemanden entgegen bringen konnte, der längst nicht mehr da war.
 

Es war ganz still in diesem Raum, nur Fyes leise gesprochenen Worte auf dieser für Kurogane unverständlichen Sprache waren zu vernehmen und schweigend hörte er diesen zu, ohne dass sie für ihn auch nur irgendeine Bedeutung hatten. Wenn der Magier für Tomoyo beten wollte, sollte er es tun, so wie er es gewohnt war und wie er es normalerweise zu tun pflegte. Obwohl der Krieger sich im Großen und Ganzen schon an die Regeln hielt, was die Tempel anging. Aber es war überflüssig dem anderen Mann vorzuschreiben, wie er an eine tote Person zu denken hatte. Also schloss auch er wieder die Augen und dachte an seine tote Prinzessin.
 

Eine ganze Zeit lang saßen sie beisammen so da, hingen beide ihren eigenen Gedanken und doch diesem gleichzeitig so selben Gedanken nach, was diese Prinzessin anging. Es war beängstigend und befremdlich, Fyes seltsamen Worten zuzuhören und gleichzeitig so beruhigend, hier nicht alleine zu sitzen. Im Stillen und alleine dachte er sowieso ständig über diese tote Frau nach. Doch hier an diesem Ort, dies irgendwie zu „teilen“ war ein beruhigender Gedanke und ließ den Krieger leichter atmen. Erst als Fyes Worte verstummten, öffnete auch der Ninja seine Augen wieder und warf einen letzten müden Blick auf Tomoyos Grabstätte, bevor er sich dem Magier widmete. Gerade fand der Krieger es so unsinnig, dass nur bestimmten Leuten Eintritt zu diesem Tempel gewährt wurde und war froh darüber, dass sich der Magier an gewisse Regeln auch einfach nicht halten konnte. „Wäre sie noch am Leben, sie hätte sich über deinen Besuch gefreut“, stellte er fest.
 

Langsam öffnete der Magier die Augen und starre auf den Schrein. Seine Gedanken waren durch die Gebete für einen Augenblick vollkommen leer gewesen. „Ja... ich weiß“, antwortete er leise.
 

Eine Weile herrschte wieder Schweigen zwischen ihnen, die fremden Gebete hallten immer noch in seinen Ohren wieder. Immer und immer wieder fragte sich der Ninja, wo seine Prinzessin wohl gerade war. Fragte sich dasselbe über seinen Eltern.. und fand keine Antwort auf diese Frage. Nicht in den Gebeten, nicht in Japans Glauben und nicht einmal in sich selber. Und immer, wenn er meinte, die Antwort stand kurz bevor, spürte er dennoch, dass ihm das alles keine Erklärung war.
 

„Was glaubst du... wo die Toten hingehen?“ fragt er den Blonden irgendwann leise, wollte nichts mehr hören, von Aberglauben oder Sprüchen, die einem Hoffnung machen sollten und einem das Gefühl geben, die Toten weilten noch irgendwie um oder in einem. Tod war Tod in den Augen des Kriegers. Man konnte nichts mehr aus ihm herausholen... aber dieser Gedanke schien ihm gerade nicht befriedigend... wenn er den Menschen doch so nahe sein wollte, die es nicht mehr gab.
 

Lange schwieg der Magier. In Ceres glaubte man fest, dass die Seelen in die Unterwelt gingen, alles vergaßen und zu dem Quell zurückgingen, aus dem auch die Magie kam. Sozusagen selbst Magie wurden, aber danach fragte Kurogane nicht.
 

„Nirgendwohin“, antwortete er leise.
 

„Aa.. das glaub ich auch…“, gab der Krieger zu und seufzte leise, schloss für einen Moment die Augen.
 

Fye stand auf und sah noch einmal auf den Altar. „Ich bin draußen, falls du noch etwas bleiben möchtest.“ Plötzlich hatte er das Bedürfnis ein wenig den Schnee in der Tempelanlage zu betrachten, die ziemlich groß war und sogar weite Bereiche umfasste, in denen er sich auch offiziell aufhalten durfte. Die alten Gebete hatten ihn an etwas erinnert und diesen Gedanken wollte er etwas nachgehen. Vermutlich hatten Amateraus Worte seinen Kopf und sein Herz völlig überladen. Sonst war nicht zu erklären, warum er sich auf einmal so klar fühlte, hatte er doch seit Tagen nur Ashura, Krieg und all die anderen unzähligen Probleme im Kopf. Er wusste nicht woher es kam, aber gerade kam ihm ein wenig Heimweh auf. Nicht schmerzhaft war, eher wie eine schöne Erinnerung, die ihn für den Moment sogar ein wenig Trost und Ruhe schenkte. Er sehnte sich nach der Ruhe des Schnees.
 

Der Krieger öffnete die Augen wieder als Fye mit ihm sprach und starr war sein Blick wieder auf den Altar gerichtet. „Ich werde vermutlich eine Zeit lang nicht mehr kommen können...“ sprach er ins Leere als der Magier den Raum längst verlassen hatte. Er wusste nicht mal, zu wem er sprach. Selbst wenn er nicht daran glaubte, dass sie ihn hier hören konnte, dies war der Ort, an dem ihr Gedenken gebührt wurde. „Aber ich komme zurück... und erfülle deinen Wunsch“, versprach er, bevor er aufstand und dem blonden Mann hinterher ging. Kurogane konnte sich nicht ewig hier verstecken, in dieser Zeitlosigkeit, wenn ihm draußen die Zeit davon rannte. Hier drinnen war nur die Stille und der Tod. Doch draußen war das Leben, die Kinder – denen es hoffentlich gut ging – und Fye. Tief atmete der Krieger die kühle Luft ein, als er aus dem Tempel in den Schnee neben den Magier schritt.
 

„Was wollte sie?“ fragte der Ninja den Magier über das Treffen mit Amaterasu.
 

Der Schnee knirschte laut unter ihren Füßen. „Wissen, welchen Nutzen ich für Japan noch habe… und ... keine Ahnung... ich glaube in Wirklichkeit wollte sie einen Erklärung für Tomoyos Tod.“
 

Fragend zog der Krieger die Augenbrauen zusammen. „Von dir?“
 

„Von irgendjemanden. Das ist doch nur natürlich… Sie hat einen wertvollen Menschen verloren...“

Sie traten aus dem verbotenen Bereich hinaus auf die Tempelstraße, zu der sich reich verzierte Gebäude aneinander reihten, bis hin zur Felswand, die sich schwarz und mächtig über den ganzen zugeschneiten Dächern erhob. Hier und da huschten sogar Mönche herum, warfen ihnen kurze Blicke zu und setzten dann ihren Weg fort.

„Ich habe Ashura hier her gebracht... auch wenn er so oder so hier her gefunden hätte, habe ich ihm dabei doch geholfen... wenn man das rein objektiv betrachtet, muss es für sie aussehen als wollte ich meinen persönlichen Kampf auf Japans Boden führen. Doch im Endeffekt vertraut sie wohl doch dem Urteil ihrer Schwester...“
 

Langsam lief der Krieger neben dem kleineren Mann her und schien über seine Worte nachzudenken. Zwar hatte der Magier den König aus Ceres nach Japan geführt, aber er fragte sich ernsthaft, ob sie jemals eine Alternative gehabt hatten. Im Grunde lief wohl alles nach der Nase ihres Beobachters, selbst wenn sie mit aller Macht versuchten, dagegen anzugehen. Im Grunde waren die verschiedenen Welten mehr miteinander verbunden als sie es wohl alle gewollt hatten. Selbst die Vampire wollten nicht hier sein.. Und der Krieg, den dieser kranke König in Ceres führte, hatte doch diese Vampire längst nach Japan gebracht. Es war lange nicht mehr nur ein Krieg zwischen zwei verschiedenen Parteien. Japan war längst zu dem Ort auserkoren worden, in dem sich alles zusammen fügte. Vielleicht war das auch nur der Anfang... Ihr Beobachter hatte seine Hände überall im Spiel… Wäre der König nicht hier, wäre seine Prinzessin dennoch tot... da half nicht mal Kuroganes Versprechen, sie zu beschützen.
 

„Was für ein persönlicher Kampf?“, kam es verächtlich von dem Ninja, der nun doch endlich wieder die Wut auf ihren Beobachter und all dieses Elend hier spürte. Auch er war stehen geblieben und starrte auf das letzte bisschen „heile“ Welt, das vor ihnen lag. Hinter ihnen die Tempel, vor ihnen die aufgeregten Mönche und der Schnee, den Hang hinunter die riesige Palastanlage mit ihren tiefen, roten Dächern. „Das hier ist schon lange kein Krieg mehr mit persönlichen Motiven. Es ist weder dein, noch mein Kampf, noch der von irgendwem. Das hier geht weit darüber hinaus und alles was wir tun konnten, haben wir getan...“, sprach er einfach aus, was er darüber dachte, obwohl er es nicht so ganz ehrlich sich selbst gegenüber sah. Er hätte mehr tun können, viel mehr um seine Prinzessin zu beschützen... doch Kurogane versuchte das auszublenden. „Und wir werden auch weiter tun, was wir tun können...“
 

Dass er sich vor der Worten neuen japanischen Herrscherin nicht aus der Bahn hatte werfen lassen, lag wohl daran, dass er Kuroganes Worten mittlerweile wirklich glauben konnte. Natürlich war er immer noch Schuld, und allein dieser Gedanke... kurz schloss der Magier die Augen, während er weiter neben dem Ninja durch den knirschenden Schnee schritt. Dadurch, dass er Hofmagier geworden war und sich bereitwillig in Ashuras Krieg hatte benutzen lassen, dadurch hatte er Hunderte von erloschenen Leben zu verschulden. In Ceres, durch die Vampire unzählige mehr, im Endeffekt – über zig Ecken gedacht - trug er vermutlich auch die Schuld für Kuroganes Krankheit und alle, die mit ihr infiziert waren. Doch alles was danach geschehen war als er beschloss diesen Wahnsinn zu stoppen... Abrupt blieb er stehen und sah in den weißen Winterhimmel. Atmete tief durch. „Ich möchte, dass dieser Wahnsinn endlich endet. Egal wer ihn sich ausgedacht hat. Und für mich ist ein Teil dieses Krieges durchaus persönlich. Ashura hat mich manipuliert aber nicht gezwungen in seinen Kriegen zu kämpfen. Das war meine Entscheidung, weil ich genug Macht erhalten wollte, um nie wieder jemand sterben zu sehen, der mir lieb ist. Das ist es was ich immer noch will... beschützen, was mir lieb geworden ist...“, Fyes Stimme war fast zu einem Flüstern abgesunken. „Dass das Mittel nun wieder Krieg sein soll, ist zwar ein wenig ironisch...“, leicht sah er zur Seite, auf die schwarze Uniform des Ninjas, und irgendwie kam ihm der Gedanke in den Kopf, dass man darauf kaum Blut erkennen würde, auf weißer Kleidung, wie sie in Ceres getragen wurde, jedoch überdeutlich. Dann wanderte sein Blick nach oben, bis sein Auge die blutroten trafen. „Wie lange dauert es, bis die uns freundlich gesonnen Vampirarmee und die Japanische Armee so weit wären Ashura anzugreifen?“ Fye wunderte sich eh, warum der König noch nicht angegriffen hatte. Die ersten Tage hatte er ihn jede Sekunde hinter seinem Rücken erwartet, doch die ceresanische Armee und auch ihr Anführer bewegten sich kein Stück von ihrem Aufenthaltsort.
 

Der Krieger erwiderte Fyes Blick und verdrängte die Frage, woher die plötzliche Entschlossenheit des Magiers kam, der vor Tagen noch das komplette Gegenteil von sich gab. Aber es war gut, dass der Blonde so redete und es war gut, es so schnell wie Möglich zu Ende zu bringen… nur... leise seufzte der Krieger.

„Der Kampf gegen den König wäre wohl doch mehr persönlich als taktisch klug…“ antwortete er, obwohl auch sein Ziel es war, den König zum Stürzen zu bringen. Er durfte sich nicht ständig durch seine persönlichen Motive das Ganze aus den Augen verlieren. Er hatte es getan und Tomoyo hatte dafür mit ihrem Leben bezahlt. „Vorrangig wären die Vampire, die sich dem Palast immer schneller nähern... durch Tomoyos Tod...“ - Es fiel ihm immer noch schwer, das auszusprechen, doch er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen. -„.. dringen sie schneller vor aber sind weniger aggressiv, laut den Berichten. Ich denke ihr Ziel war hauptsächlich Tomoyo.. ich glaube die Vampire denken, unsere Armee zu stürzen wird ein Leichtes sein, ohne den magischen Schutz unserer Prinzessin.“ Ein wenig bereitete dem Ninja all das schon Kopfschmerzen, so viel, dass er einfach aus den Augen gelassen hatte und zu schwierig war es mit dem Magier darüber zu sprechen, der endlich den Entschluss gefasst hatte, den König zu stürzen. „Die japanische Armee stand die letzten Tage ähnlich wie wir in einem Stillstand. Es wird zwar ein leichtes sein sie wieder aufzuraffen.. dennoch.. wäre...“ Kurogane überlegte kurz, wie er es dem Anderen an Besten erklärte. „..es taktisch unklug die ganze Armee für den König zu opfern und die „freundliche“ Armee der Vampire dazu...“ Kurz stoppte Kurogane und atmete tief ein, er wollte selbst nichts lieber als den König zu stürzen, aber er war aufgewacht, beziehungsweise, er zwang sich wach zu bleiben und nichts mehr aus den Augen zu verlieren. „Ich bin der Heeresanführer. Ich darf mich nicht mehr so von persönlichen Motiven leiten lassen, egal was ich gesagt habe.“ Und ganz egal wie er selbst sich dabei fühlte.. er musste rational bleiben. Ashura war eine Bedrohung, aber im Gegensatz zu den Vampiren eine noch stille... der Ninja musste vernünftig bleiben, obwohl es ihm schwer fiel.
 

Die Worte kamen so unerwartet, dass Fye unwillkürlich stehen blieb und den Krieger ansah. Für einen Moment war sein Kopf wie lehrgefegt, doch dann kochten Verwirrung und auch etwas Wut ihn ihm hoch. „Du unterschätzt den Gegner ziemlich, Heeresführer“, antwortete er mit nur scheinbarer Ruhe. Das klang alles logisch und die Vampire waren für die japanische Armee seit Jahren eine Bedrohung... es klang alles so logisch, wie Kurogane es sagte, doch jede Sekunde, die Ashura noch schwieg konnte die sein, die ihrem und Japans totalen Untergang vorausging. Das wusste doch auch Kurogane! Hart biss Fye sich auf die Lippen und ballte die Fäuste. Er würde einfach noch wahnsinnig werden! Und das wollte er nicht, er wollte diese Ruhe, die er endlich gefunden hatte, nicht gleich schon wieder verlieren. Er wollte Ashura endlich ... endlich aus seinen Leben streichen, von dieser Welt, wollte die Gefahr, die alles bedrohte endlich auslöschen... Dabei würden danach noch weitere Hürden lauern... Die Krankheit, die Vampire, der geheime Beobachter. Eigentlich war es einerlei, an was sie sich zunächst wagten. Doch Fye glaubte nicht so viel Kraft zu haben. Wenn er wirklich ehrlich zu sich war, sah er nicht viele Chancen diesen Kriegsgott zu überleben. Eigentlich war es wirklich am klügsten erst die Vampire zu besiegen und selbst wenn sie dann an Ashura scheiterten, hatte Japan immerhin noch irgendeine geringe Chance. Sein Verstand kapierte das - alles andere wollte mit seiner Faust in Kuroganes Gesicht.
 

Der Krieger bemerkte die Unruhe, die sich in dem Magier wohl gerade aufbaute und eigentlich war es genau das, was sich der Ninja auch am Meisten wünschte, diesen König los zu werden, vor allem, weil er genau wusste, was dieser Mann für den Blonden bedeutete. Doch er hatte es Tomoyo versprochen, gerade eben noch, an ihrer Grabstätte, hatte er ihr versprochen, Japan zu beschützen und wenn er jetzt ginge, um einen König zu stürzen, der sich momentan bedeckt hielt und die Armee der Vampire dabei war, sich einen Weg zum Palast und in die Hauptstadt zu bahnen, konnte er unmöglich mit einem guten Gewissen los- und alle Soldaten abziehen.. auch wenn der Magier entschlossen gewirkt hatte, überzeugt schien er dem Krieger nicht. Das war es wahrscheinlich, was ihm so seltsam vorgekommen war als Fye den Angriff vorgeschlagen hatte. Es passte so gar nicht ins Bild und wenn es ehrlicher gemeint wäre und mehr Glauben des Anderen dahinter steckte, außer den blinden Wunsch endlich alles zu beenden und wahrscheinlich in sein Verderben zu rennen, damit, was auch immer in dem Anderen vorging, aufhörte. Dafür konnte Kurogane nicht sein Heimatland und Tausende von Soldaten aufs Spiel setzen. Auch wenn er selbst merkte, dass ihm die Zeit davon lief, dass sie ihnen allen davon lief. Gerade deshalb durften sie nicht den Kopf verlieren. Gerade deshalb durfte Kurogane nicht alles opfern, für das er Verantwortung trug. Die Verantwortung, die ihm seine Prinzessin aufgetragen hatte, weil sie in ihn vertraute und er durfte sie nicht auch noch nach ihrem Tod enttäuschen. Wenn nicht ihr Tod, was sonst sollte ihn wachrütteln?

„Ich glaube, du unterschätzt mich..“ antwortete der Krieger versucht ruhig, um den Anderen nicht noch mehr in Rage zu versetzen. „Wir werden den König besiegen.“
 

„Wann?“, fragte Fye. „Bevor oder nachdem dich diese Krankheit dich mit Tomyo vereint hat?“ In seiner Wut war Fye für einen Augenblick blind für das, was er sagte und augenblicklich wurde ihm schlecht von seinen eigenen Worten und er drehte den Kopf weg, auch weil er halb damit rechnete, dass Kurogane es war, der nun fast zuschlagen würde.
 

Fyes Worte waren wie ein Tritt in die Magengegend. Die Art und Weise, die keinerlei Respekt vor seiner Prinzessin hatte oder seinen Gefühlen, traf den Krieger für einen Moment schwer. Eine Sekunde lang ärgerte er sich, dass er tatsächlich gemeint hatte, der Magier würde ihn verstehen und er könnte ihm zeigen wie schmerzhaft ihr Tod doch für ihn gewesen war und nun bekam er so die Quittung. Nur weil er versuchte alles irgendwie richtig zu machen und sich ständig aufraffte, so verdammt oft aufraffte, um auch ein wenig für den Magier da zu sein, selbst wenn der Krieger dazu kaum Kraft hatte. Aber alles umsonst, wie er feststellte und er begriff, dass es recht wenig Sinn machte auch nur ein Wort weiter darüber zu verlieren. Zumal er gerade sowieso nicht wusste, was er darauf sagen sollte. Bevor alles nur noch schlimmer wurde atmete der Krieger tief durch und setzte sich wieder in Bewegung.
 

Schockiert über seine eigenen Worte presste sich Fye die Hand auf den Mund. Das war so verdammt unfair gewesen, unfair und kindisch. Genau so wie er bei Ashura reagiert hätte, aber ein Verhalten, das Kurogane absolut nicht verdient hatte. Die Faust in seinem Gesicht wäre ihm gerade tausendmal lieber gewesen. Fast augenblicklich schoss dieses erdrückende Gefühl in seinen Magen zurück, in seine Brust und wollte die Tränen nach oben pressen. Doch diesmal musste er für seine Fehler wirklich grade stehen. Die wenigen Schritte überwindend, die sie trennten, packte er den Krieger sanft aber entschlossen am Handgelenk und zog ihn mit einem leichten Ruck herum. „Verzeih mir, Kurogane... das war ... mehr als unfair...“
 

So sehr er die Nähe des Magiers die letzten Tage gebraucht und genossen hatte, so wenig konnte der Krieger sie gerade ertragen. Für einen Moment fragte er sich wirklich, was das alles war.. ob er es war, der blind war und an eine Zukunft glauben wollte, an all das glaubte, was Fye ihm eingebläut hatte. Dass sie eine Zukunft haben könnten und all der Kram.. aber irgendwas hatte den Magier verändert. Seit Ceres oder schon weit davor, Kurogane konnte es nicht sagen. Er selbst hatte sich immer und immer wieder zusammen gerissen, um für das zu kämpfen, wovon der Magier träumte, was auch mittlerweile Kuroganes Traum geworden war. Jedoch sie kämpften nicht zusammen, der Krieger kämpfte ganz allein... das machte ihm nichts aus, das war er gewohnt. Vorsichtig löste er dem Griff des Magiers, versuchte sich immer noch nicht aufzuregen.
 

„Dann denk nach, bevor du redest“
 

Kam es ruhig von dem Krieger und seltsamerweise fühlte er sich wirklich ruhig. Was sollte ihn auch noch groß schockieren? Oder in Rage versetzen? Tomoyo war tot und der Mann, dem er sich anvertraute wusste nicht, was er sagte und glaubte wahrscheinlich an nichts mehr. „Was ist das eigentlich?“, traute er sich nach einer kurzen Pause zu fragen, obwohl er eigentlich momentan gar nichts mehr hören wollte. „Willst du, dass ich alles aufs Spiel setze, damit ich dich von deinem König befreie? Du glaubst doch sowieso nicht, dass ich was ausrichten kann… aber ok, soll ich hingehen und ihn lynchen? Soll ich das für dich machen? Bevor ich an dieser verdammten Seuche sterbe oder er mich umbringt, so wie du denkst?“, sprach er einfach aus, was er dachte. „Ist es das? Soll ich alles hinter mich lassen und mich blind ins Verderben stürzen, damit du Ruhe hast? Am besten natürlich lebend.. und mit genug Kraft.. verdammt Fye, ich bin nicht dein Spielzeug. Ich hatte gedacht, die Zeiten sind vorbei.“ Er hatte es satt in diesem Kampf das Mittel zum Zweck zu sein, eine Spielfigur, die auf einem Spielbrett hin und her geschoben wurde und doch nichts ausrichten konnte. Er hatte seine Prinzessin verloren, seine beste Freundin.. wie konnte der Magier so reden? Er bemühte sich, am Leben zu bleiben er bemühte sich, Tomoyos Tod zu akzeptieren, er bemühte sich so viel und am Ende blieb diese fast zerfressende Verzweiflung des Magiers, von der er gerade nicht wusste, was er davon halten sollte.
 

„Nein...“, antwortete der Magier flüstert und atmete zittrig, tief durch, versuchte ebenfalls ruhig zu bleiben und sich nicht in die unerträgliche, aber vertraute, Panik zu flüchten. Vertraut war sicher, vertraut war das Chaos, mit dem er umgehen konnte. Vertraut war die Logik, lieber alles selber kaputt zu machen, als es noch einmal kaputt gehen zu sehen. „Natürlich nicht...“

Das Chaos war wohltuend und zwang ihm dem Atem ab, doch er zwang sich über Kuroganes Worte wirklich nachzudenken, sie wirklich zu hören. Nicht wie so oft einfach an sich vorbei streichen lassen. Die Konsequenzen, die seine Schwäche haben konnte, waren einfach zu… Er bemühte sich zu hören… All die Worte, die fast schon an Predigten grenzten... dass sie es schaffen würden, dass sie eine Zukunft hätten...all das war an ihm vorbeigestrichen seit sie sich wieder gesehen hatten und er von Kuroganes Krankheit erfahren hatte. Als wäre alles dazu bestimmt in die Brüche zu gehen und das einzige, was sich beeinflussen ließ war, ob Ashura oder Fye selbst alles zerstörte. „Als du sagtest...“, begann er leise, „dass du dich nicht mehr von deinen persönlichen Motiven leiten lassen willst... da... da bin ich einfach wütend geworden. Ich weiß nur, dass Ashura jeden Moment hier im Palast auftauchen und alles beenden kann. DICH beenden, Kurogane. Du ...“, wieder biss er sich auf die Lippen, doch sein Magen drehte sich halb um, die Vorwürfe waren hart, aber vermutlich nicht minder hart, als die, die man aus seinen eigenen Worten hatte lesen können. „Du bist nicht mein Spielzeug...verdammt, Kurogane! Für ein „Spiel“ ist das hier viel zu ernst, bist du mir viel zu ernst. Meinst du ich würde das alles machen, nur für ein gottverdammtes SPIEL?“
 

„Dann spiel auch nicht mit meinen Gefühlen“, kam es ehrlich von Kurogane, der langsam angefangen hatte ein wenig zu frieren, in dieser unerbittliche Kälte des Winters, der mit einer ungewohnten Heftigkeit über Japan eingebrochen war. „Und spiel erst recht nicht mit meinem Leben. Zwing mich nicht blind Entscheidungen zu treffen, wenn ich gerade dabei bin, vielleicht den „richtigen“ Weg einzuschlagen.“ Tief holte er noch mal Luft, versuchte den Schmerz zu unterdrücken, den Fyes Worte mit sich getragen hatten. „Ich vergesse dich und auch diesen verdammten König schon nicht. Ich hab die Augen offen, immer und überall.“ Zwar war die Wut und Enttäuschung über den Magier immer noch da, aber es wäre fatal, wenn sie sich jetzt die Köpfe einschlugen. „Tomoyo ist tot und sie hat mir sehr viel bedeutet.. ich hatte sie vergessen, weil ich darüber gegrübelt hab, wie ich diesen verdammten König aus der Welt schaffen kann. Ich hab vergessen, dass sie sich zu Tode betet... aber nun ist sie tot und das kann ich nicht mehr ändern… Sag so etwas nie wieder, nicht wenn ich mich aufraffe, um überhaupt noch irgendwas zu retten.“
 

Fye löste seine Hand und ließ sie an seine Seite fallen. Langsam. „Es geht mit nicht um Ashura... es geht mir um dich. Ich habe einfach solche Angst dich zu verlieren. An Ashura... und an diese Krankheit... Ich hab nur das in Kopf, diese Gefahr... die Vampirarmee ist doch mit der Hilfe der anderen Vampire zu besiegen... erst recht mit der Hilfe der Ostarmee.... Ich habe Amatersu angefleht mich für Japan kämpfen zu lassen, doch das war eine grobe Lüge... Ich will dieses Land beschützen... und auch die Kinder... sogar so sehr, dass ich selbst dann weiterkämpfen würde, wenn es dich nicht mehr gäbe... Es tut mir Leid, wenn ich Dinge sage, die dich denken lassen, ich würde dich nur brauchen, um von Ashura loszukommen und dann ihn loszuwerden... ich wünschte ich könnte es rückgängig machen, dass ich Tomoyos Namen beschmutzt habe... ich will dich nicht hängen lassen, ich weiß einfach nur wie mächtig Ashura ist und alles woran ich denken kann ist, dass er hier auftaucht und alles niedermäht. Ich... wollte dich nicht verletzen... das mit Tomoyo war nur mein erster Gedanke, dass... es dann zu spät sein könnte... auch für Japan. Es ist einfach Wahnsinn jetzt einen Fehler zu machen und du entscheidest das „einfach so“. “
 

Der Krieger wurde innerlich etwas ruhiger während er dem Magier zuhörte und den Worten sogar glauben konnte, da er spürt wie sie ehrlich waren. „Ich kann diese verdammte Angst aber nicht mehr ertragen. Ich kann diesen Namen nicht mehr hören. Ich will ihn nicht mehr hören… nicht von dir. Nicht in diesem Zusammenhang, dass er uns alle und sonst wen töten könnte.. ich will keine Angst vor ihm haben und die habe ich auch nicht. Es gibt noch andere Dinge, die wichtig sind… und wäre die Vampirarmee so schnell geschlagen, hätten wir es längst irgendwie geschafft. Ich entscheide nichts „einfach so“. Aber es macht mich krank, mir immer wieder und immer wieder diesen Müll anzuhören. Glaub doch an mich, verdammt. Ich tu es doch auch.. ich werde nicht verlieren... ich werde auch nicht sterben… ich verlier nur, wenn du aufgegeben und verloren hast. Weil... ach, scheiß drauf...“, kurz räusperte sich der Ninja und wusste, dass er nun wieder klein bei geben würde, was er so oft tat und ein wenig ärgerte es ihn. Dieser verdammte Magier konnte sich wirklich alles erlauben. „Ja, deine Worte waren unfair...und ja, ich bin wütend deswegen.. aber ohne dich schaffe ich das nicht.. ohne dich, kann ich diesmal nicht durchhalten. Ich kann diesmal nicht alleine kämpfen. Ich brauch dich dafür.. du musst da sein, nicht in irgendwelchen verzerrten Gedanken an die Niederlage oder sonst welche Schauergeschichten über den König. Du musst bei mir sein, in Gedanken… ich brauch dich diesmal… ich kann… sonst nicht weiter machen..“
 

Langes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Schweigen, das nur vom leise rieselnden Schnee und seiner lautlosen, kalten Berührung durchbrochen wurde. Ohne dass sie es bemerkten hatte der Schneeregen eingesetzt und malte nun kleine Krater in die makellose Schneedecke vor ihnen, in denen sonst nur Fußabdrücke zu sehen waren. Gedanken hingen so dick wie Luft zwischen ihnen, doch sie waren dem Magier schon längst entglitten. Er fühlte wie sein Kopf immer mehr ein Käfig wurde und er die Kraft verlor immer und immer wieder gegen die Gitterstäbe zu springen.
 

„Dann...“, sprach er leise aus, nach dem was eine Ewigkeit sein musste. „Lass mich auch nicht außen vor... ich kämpfe auch für Japan... und für dich... du kannst nicht einfach über meinen Kopf entscheiden, was zu tun ist, wenn wir ein Team sein sollten. Es ist schon alles so hart genug, Kurogane...“ Tief atmete der Magier durch und sah in den Schnee sendenden, weißen, vertrauten Himmel.
 

Das Schweigen zwischen ihnen schien ewig anzuhalten und lange betrachtete der Krieger den Magier, spürte wie der eiskalte Regen seinen Yukata langsam durchtränkte und dass er selbst unglaublich müde war. Erst als Fye wieder das Wort erhob, atmete Kurogane wieder tiefer durch und schloss für einen Moment die Augen. Er musste sich entscheiden, sie beide mussten sich entscheiden und Kurogane hatte es längst getan. Selbst wenn alles miteinander verbunden war und sie alle tiefer in diesem Krieg steckten als sie wollten, alles viel mehr zusammen hing als sie dachten, hatte er sich entscheiden müssen. „Wenn du für Japan kämpfst, dann musst du geduldig sein und deine Angst aushalten“, antwortete er dem anderen Mann ruhig. „Kämpfen wir für dich, deine Freiheit und unsere Zukunft... dann müssen wir Ashura schlagen. Aber kämpfen wir für Japan, für das Land, für das Tomoyo ihr Leben gegeben hat... dann müssen wir uns darauf konzentrieren, dass so viel wie möglich gerettet wird... dann müssen wir alle Gefahren ausschalten. Wenn du dich für Japan entscheidest, so wie ich... dann verstehst du, warum ich mich jetzt gegen diesen König entschieden habe.“
 

„Ich verstehe es doch schon längst“, antwortete Fye leise. Auch ihm war die Kälte langsam in die Kleider gekrochen, doch er empfand sie beinahe als wohltuend. Seine Gedanken rotierten und sammelten sich in seiner Magengegend zu einem einzigen Klops, den er langsam lesen konnte. So wie andere Leute den Kaffeesatz. Ohne es zu merken, schmunzelte er ironisch zu seinen eigenen zynischen Gedanken. „Ich hatte einen Grund nach Ceres zurück zu gehen und der war nicht einen König zu stürzen...“ Fye wäre liebend gerne noch weitere zig Jahre durch die Dimensionen geflüchtet.
 

Er war nach Ceres zurückgegangen, um...? Warum? Warum? Und in Ceres hatte sich dann alles nur um Ashura gedreht. Egal wie sehr er sich dagegen gewehrt hatte, er war dem König in die Falle gegangen. Hass bindet wohl genau so fest wie Liebe....

Warum war er so schockiert all seine alten Kindheitsglauben als Lüge zu erkennen, wenn er doch neuen Glauben gefunden hatte? Doch dieser Glaube starb unter seinen Händen weg und eigentlich hatte er keinen NERV für diesen Krieg und keine ZEIT! Auch für Ashura nicht... all das war lästig... es MUSSTE getan werden, es fordere Entscheidungen, doch eigentlich wollte er sich in Bücher vergraben und irgendein Gegenmittel finden. Doch Kinder wurden geboren, Prinzessinnen ermordet, rasende Vampire und wütende Götter tauchten auf.

Tief durchatmen Fye schloss die Augen, um seine Gefühle ein wenig unter Kontrolle zu bekommen. Er hatte wohl lange nicht mehr so intensiv kalte Luft eingeatmet wie an diesem späten Nachmittag. Mit dieser Schwere in seinem Magen sah er den Mann neben sich an. Seit ihrem Wiedersehen war so viel passiert, dass er das Gefühl hatte dieses müde Gesicht das erste Mal richtig zu erkennen. Tiefe Augenringe zeugten von den vielen schlaflosen Nächten, die sie teils gemeinsam, teils in verschiedenen Ecken von Japan verbracht hatten. Tomoyo war tot, Ashura eine Lüge. Sie hatten beide den wichtigsten Menschen in ihrem Leben verloren und alles, was ihnen wichtig war, war bedroht. Allein das zu denken konnte einen den Mut verlieren lassen, doch sie waren bis hier her gekommen. Sie konnten doch jetzt nicht stehen bleiben...
 

„Was kann ich tun, Kurogane...?“, fragte er leise. „Ich werde noch verrückt von all diesen Gedanken. Was kann ich tun, was uns wirklich etwas bringt?“
 

„Ich weiß es nicht“, antwortete der Krieger ehrlich, ebenso leise wie der Andere und auch auf seine Gesichtszüge legte sich kurz ein leichtes, fast ironisches und müdes Lächeln, als ihm das auffiel. „Ich werde nicht weniger verrückt davon...“gab er ehrlich zu.
 

Die Wut auf den Magier war fast vollkommen verschwunden, erst recht als er wieder aufblickte und die nun durch den Regen vollkommen durchnässte Person vor sich stehen sah. Die kalte Hand, die er vor wenigen Minuten noch von sich gewiesen hatte, nahm er leicht wieder in seine. Er wusste, dass Fye seine Worte nicht wirklich so gemeint hatte und er wusste, dass sie beide allein waren und viel zu oft auch noch, wenn sie zu zweit waren. Fest sah er dem Magier in die Augen, obwohl er seine eigene Müdigkeit nicht versuchte zu verstecken. „Es ist kalt..“, bemerkte er und ging einen Schritt weiter auf ihn zu, bevor er seine Hand auf dessen Hinterkopf legte und den ebenfalls durch Regen durchtränkten Mann an sich zog. Bis auf sie beide war niemand mehr hier, die Mönche hatten sich längst in die trockenen Räumlichkeiten zurückgezogen. „Erzähl mir, was in Ceres passiert ist..“, kam es leise von dem Krieger. „Erzähl mir das... und befrei dich davon… nimm mir die verdammten Horrorvorstellungen oder bestätige sie...“ verlangte er nach langer Zeit direkt von dem Magier, sich ihm zu öffnen, obwohl er sich damals geschworen hatte, das nicht mehr zu versuchen. „Erzähl mir alles...“
 

Die Berührung war im ersten Moment genau so kalt wie der Schnee, doch die tief in ihnen noch vorhandene Wärme breitete sich in der Umarmung endlich aus. Fye schloss die Augen und erwiderte die Umarmung, atmete den wirklich, wirklich vertrauten Geruch ein. „Das würde dich stark machen?“, fragte er leise und zweifelnd.
 

„Weil ich keine Angst mehr hätte etwas zu verpassen.. oder übersehen zu haben...“, antwortete Kurogane ehrlich. „Das würde mich stark machen... endlich zu wissen, wer du bist... allen auf dieser Welt zumindest das voraus zu haben...“
 

Nun musste Fye doch unwillkürlich lächeln. Er sah auf und legte dem Krieger sanft eine kühle Hand auf die Wange. „Aber Kuo-pon... diese Sorge brauchst du nun wirklich nicht haben... dass irgendjemand mehr über mich wissen würde oder mich besser kennen, als du es tust... Auch nicht Ashura.“
 

Verzweifelt schloss der Krieger erneut die Augen und vergrub sein Gesicht in den feuchten Haaren des Magiers. Er wollte doch gar nicht viel. Er wollte wirklich nicht viel, außer zumindest diesen Mann beschützen, wenn er es schon bei Tomoyo nicht konnte. Diesem Mann nahe sein und ihn lieben, ihn verstehen und alle Unsicherheiten los werden. Doch was er auch versuchte, er rannte bei Fye gegen eine Wand. Er verzieh ihm, er glaubte ihm, er wollte ihm zuhören, er wollte ihm wirklich zuhören ohne ihm auch nur einen Vorwurf zu machen, er wollte es zumindest versuchen. Versuchen für den Mann da zu sein, der so ganz anders war wie er, anders dachte und fühlte. Ihm die Chance geben sich zu öffnen, sich ihm zu öffnen... und selbst wenn er es vielleicht nicht verstehen konnte, es wenigstens versuchen wollte zu verstehen. Er wollte nur zuhören, sich selbst die Sicherheit wiedergeben… für den Magier da sein… aber er kam nicht weiter. „Aa..“ kam es leise von Kurogane, der versuchte tief durchzuatmen und sich einzureden, dass das alles nicht so schlimm war, dass das eben Fye war, dass er ewig im Dunkeln tappen musste. Dass das sie eben ausmachte.
 

Als Kurogane sich so gegen ihn lehnte und schwer seufze fühlte der Magier sich wie ein Kind, das irgendwie irgendetwas nicht kapierte. Verunsichert schloss er die Augen und lehnte seine Stirn gegen Kuroganes Brust. Auch wenn sein Verstand gerade hinterher hinkte, irgendwie fühlte er dennoch, dass.... - Vorsichtig machte er sich von dem Krieger los, ging zwei Schritte zurück, hörte überlaut seine Bewegungen im Schnee. Atmete abermals die kalte Luft tief ein als könnte das irgendetwas in ihm reinigen und aufräumen.

Warum hatte er das Gefühl in einer Sackgasse zu stehen? Warum war diese Umarmung nur eine Erinnerung an Wärme und nicht wirklich warm? Er traute sich kaum aufzusehen, so absolut verunsichert er gerade war, dabei hatte Kurogane wirklich schon manche Schwäche von ihm gesehen, dennoch zwang er sich direkt in den Blick aus braun-roten Augen zu sehen. Er wollte schreien, einfach nur den gesamten Hof zusammen schreien, würde er sich dabei nicht so lächerlich fühlen. Gegen irgendetwas kämpfen, wenn es außerhalb ihm selbst irgendetwas geben würde, was er bekämpfen könnte... alles was ihm einfiel war Ashura... und den musste er „ignorieren“. Doch Wunden konnte man nicht ignorieren, nicht auslöschen... sie mussten heilen. Er konnte sie nicht zwingen zu verschwinden, nur weil er gerade keine „Zeit“ für sie hatte und sich nicht erlaubte zu trauern und zu schmerzen. Ashura war die Wunde, doch er musste ihn als Bedrohung für Japan sehen, nicht für sich selbst. Denn das würde ihn lähmen. Was sollte er Kurogane vormachen? Stärke vorspielen?

Wieder atmete der Magier tief durch. All diese Gedanken, sie kamen mit der Klarheit des Schnees, seines zu Hauses. Sie kamen durch seine Sprache und die vertrauten Gebete, all die Heimat, die tatsächlich mal existiert hatte. Doch all das konnte er Kurogane nicht sagen. Er konnte ihm nichts erklären.
 

„Okay...“, antwortete Fye heiser, nachdem Kurogane auf seinen Abblockversuch erst einmal gar nichts gesagt hatte. 'Nicht können' gab es wohl nicht. Wenn er nicht endlich 'wahre Stärke' fand, würde er ständig nur verlieren. Wenn er sich wirklich ständig nur einredete es nicht zu können, wie sollte er es dann tatsächlich fertig bringen? VOR Ceres hatte er es auch gekonnt... und gewollt... sie waren sich in einem Jahr so nahe gekommen und dieses eine Jahr in Ceres schien alles wieder zerstört zu haben, aber das hieß NICHT, dass Fye es nicht wieder neu aufbauen konnte.

Langsam kam die Entschlossenheit unter all der Angst und Unsicherheit in seinen Blick zurück, zögernd, aber seit Tagen, Monaten, Jahren, war es kein Blick, der völlig entstellt von Müdigkeit war. Viel eher war sie wütend... diese Entschlossenheit war so wütend auf all das, auf all diesen kalten Schnee, der vor wenigen Minuten noch Trost gegeben hatte. Diese Entschlossenheit war so wütend darüber, dass sie ständig eingefroren und von Angst gefesselt wurde. Fye wusste nicht, wann er das letzte Mal solche eine Wut gespürt hatte. Eine Wut auf sich selbst und auf dieses verdammte Schicksal. „Es ist...“, seine Stimme klang rau und er sah dem Krieger weiterhin in die Augen. Eigentlich war es hier viel zu kalt, sie sollten reingehen, aber er erlaubte sich keine Schon- und Weglauffrist mehr. So lange wie sie hier eh schon standen war es eh egal. „Nein... es WAR...“

Noch einmal atmete er tief durch und blickte weiterhin in diese roten Augen. Für einen Moment kam da wieder diese Unsicherheit zurück, die sich auch in seinen Augen spiegelte. Es war der letzte Gedanke im letzten Moment noch einen Rückzug zu machen. Doch er war viel zu wütend, um dieser Unsicherheit gerade etwas entgegensetzen zu können.

„Es war als müsstest du lächeln, wenn dir jemand ins Gesicht geschlagen hat“, sagte Fye leise. „Du weißt, dass der nächste Schlag kommt und dennoch hoffst du, dass es etwas anderes sein wird... und du hast es so lange erduldet, dass du gar nicht mehr glauben kannst, dass etwas anderes als ein Schlag kommen könnte... auch wenn du besser weißt, dein Körper zuckt dennoch immer wieder zusammen und die ganze Welt steht auf den Kopf, weil nicht der nächste Schlag kommt... so war es in Ceres... und so ist es jetzt...“ Nach diesem Redefluss, der ganz ohne sein Zutun aus ihm herausgeflossen kam, senkte er wieder den Blick und versuchte seinen Atem ruhig zu halten.“ Wenn du mehr wissen willst, kann ich es dir nur mittels Magie zeigen... Denn ich hasse es so... auch nur daran zu denken.... ich könnte nicht aufhören zu lächeln, wenn ich es dir so erzählen würde... ich würde mich viel zu sehr schämen...“
 

Angestrengt hörte der Krieger zu, beobachtete die unsicheren Bewegungen und Blicke des Magiers, atmete unbewusst so leise wie er konnte, aus Angst, etwas zu verpassen. Obwohl der mittlerweile heftige Regen mehr in seinen Ohren rauschte als alles andere. Fyes Worte waren nicht deutlich aber klar. „Nein!“ kam es fast wie von selbst von dem Krieger als Fye von Magie sprach. „Keine Magie.. lächle... lächle lieber als Magie zu benutzen..“, forderte er sich zum ersten Mal seitdem sie sich kannten das falsche Lächeln des Magiers ein. Kaum noch hatte Kurogane damit gerechnet, dass Fye überhaupt etwas sagen würde und wieder überbrückte er den kleinen Abstand, der sie trennte und drückte den blonden Mann an sich heran, vergrub dessen Gesicht an seiner Brust, hielt ihn so fest, wie er konnte. „Lächle ruhig..“ Er konnte es nicht sehen.
 

Fye lächelte auch. Obwohl es Kurogane gar nicht sehen konnte. Doch er weinte auch, währen der sein Gesicht in die regennasse, schwarze Kleidung des Kriegers presste. Er hasste es ja so, und gleichzeitig tat es so gut jetzt zu weinen. Der kalte Regen floss heftiger über seinen Nacken, in den Kragen seines Yukatas, aber der Rest war diesmal wirklich warm. Obwohl sie beide vor Kälte zitterten. Mit ein wenig Magie versuchte er sie zu wärmen, doch er zeigte Kurogane keine Erinnerung. Einfach nur ein wenig Wärme, bevor sie sich beide hier den Tod holen würden. Er wollte Kurogane erzählen, dass es nicht ging, er es ihm nicht erzählen konnte. Nicht jetzt. Aber später. Dass er sich darauf verlassen sollte. Doch er hatte gefragt, was er tun konnte und der Krieger hatte geantwortet und auch wenn er das Gefühl hatte, nichts könnte die Zeit bei Ashura besser beschreiben als das Gleichnis mit den Ohrfeigen, zermarterte er sich den Kopf, wie er all diese Dinge erzählen sollte.
 

„Es war ganz okay...“, sprach er beinahe ruhig, davon abgesehen, dass seiner Stimme die Tränen anzuhören waren. Immerhin hyperventilierte er nicht und die Wärme der Magie breitete sich langsam über ihre Körper aus. „Nur am Anfang nicht... ich dachte ich komme nie wieder aus Ceres weg... und ich hatte Angst, dass Ashura dich vollkommen auslöschen würde... deine Berührung... und Erinnerung. Dass das mit uns nach unserem Streit vielleicht schon längst vorbei sein könnte...“ Tief atmete er durch. „Ich konzentrierte mich drauf mich um Shaolan zu kümmern... der nur noch eine leere Hülle war... doch eigentlich beneidete ich ihn darum... ich war es nicht und auch wenn Ashura mich am Anfang in Ruhe ließ, wollt er irgendwann den „Fye“ zurück, der ich längst nicht mehr war. Der ihn liebte, nie abwies, ihn küsste, mit ihm Späße trieb, mit ihm schlief... aber ich konnte das alles nicht. Er ließ sich einmal abweisen, als er mit mir schlafen wollte... doch als ich mich nach zwei Wochen immer noch nicht benahm, wie ich sollte, stecke er mich in den Kerker. Das erste Ma, als er mich hineingesteckt hatte, hatte ich ihn versucht zu stürzen und bin danach weggelaufen... diesmal hat er mich wohl bestraft, weil ich nicht wirklich wieder gekommen bin... Ich weiß nicht wie lange ich da unten war... aber ich dachte ich werde verrückt... Zum Glück warst du da... genau so wie in Yashas Lager... erinnerst du dich daran? In diesem dunklen Loch? Danach waren wenigstens die Fronten klar.... Keira war auch da und hat mich besucht... dadurch wusste ich, dass ich von Ashura keine Gnade zu erwarten hatte und beschloss alles mit mir machen zu lassen, Hauptsache ich wäre es, der am Ende lacht und ihn stürzt, der ihm was vormacht. Wir haben miteinander geschlafen, gespaßt und den üblichen Terror über die armen Seelen gebracht, die lebensmüde genug waren, das Schloss in kleinen Gruppen anzugreifen... ich habe versucht den Schaden auf Minimum zu halten. Es war okay... Chi war da.... Shaolan war da...“, leise lachte er. Sein Grinsen tat so weh, es war versteinert von Ohr zu Ohr, aber immerhin musste er nicht mehr weinen. Einen Moment schwieg er, achtete auf ihre Atemzüge in der nun warmen Feuchtigkeit um sie herum. „Ashura war nie grob... keine Sorge... nie dabei... ich weiß ja nicht, welche Horrorvorstellungen du dir gemacht hast... Es war okay, wurde von Tag zu Tag besser... Das alles war wie die Momente, in denen man wegnickt... plötzlich ist man in einer anderen Realität, aber man weiß, die geht vorbei, oder zumindest weiß man es danach und danach ist alles gut...“ Schweigen. Regen. Feuchtigkeit. Sein Herz schlug so schnell als wolle es ihn von innen verprügeln. Die Luft in der Umarmung wurde auch allmählich knapp.
 

„Kannst du echt noch mehr hören...?“, fragte Fye nach einer Weile beschämt.
 

Schweigend hörte der Krieger zu. Das eine hatte er geahnt, das andere schon gewusst.. dass der Magier mit diesem König geschlafen hatte zum Beispiel, wusste er. Doch auch, wenn die Erkenntnis selbst weh tat, war es erleichternd, dass es anscheinend nicht gegen Fyes Willen geschah, obwohl der Krieger auch das gewusst hatte. Er konnte den Gedanken dennoch kaum ertragen, obwohl er selbst 2-3 mal rückfällig geworden war und in den Stunden der unerträglichen Einsamkeit bei Souma gelandet war… aber das war kaum damit zu vergleichen, was der Magier mit seinem König durchgemacht hatte… Ruhig hatte der Japaner die Augen geschlossen, versuchte nur zuzuhören… aber alles, was der Magier ihm erzählte, war nichts wirklich Neues für ihn.. dennoch wusste er, dass es ein großer Schritt für den Anderen war. „Ich kann so viel mehr hören... ich kann nicht sagen, dass ich es gerne höre... aber ich hör so viel mehr, wenn du es endlich erzählst...“
 

Die warme Stimme kam tief aus dem Brustkorb, gegen den er sein Gesicht lehnte. Fye konnte Kuroganes das Arbeiten der Lungen und den tiefen Herzschlag hören. Die nächsten Worte waren weiterhin hart, doch leichter auszusprechen. Er fühlte sich sicher in dieser Umarmung, für einen Moment konnten diese Bilder nur aus ihm heraus und nicht wieder hinein. Obwohl sie natürlich immer noch da waren. Fye beschloss weiterzureden ohne den Knoten in seinen Gedanken weiter nachzugehen. „Ich bin ihm in die Falle gegangen.... ich dachte ich könnte ihm etwas vormachen... Er war nett zu mir... gab Shaolan sein Auge zurück und ließ mir meine „Puppen“, auch wenn er sie hasste. Chi hatte es sogar geschafft mir den Anhänger zu bringen.“ Leicht entkrampfte sich sein Lächeln ein wenig bei diesen Worten. Durchatmen. Einfach Atemzug für Atemzug. „Es ist so einfach Ashura hörig zu sein, das alte Prinzip... Zuckerbrot und Peitsche... wenn du rebellierst sperr ich dich in den Kerker, wenn du mir gefällst, bekommst du alles, was mir auch gefällt... schließlich hatte ich Schaden zu minimieren.... Shaolan und Chi zu beschützen und keinen Zweifel daran zu lassen, dass mein Herz dem König und nicht mehr dem Mann aus Japan gehörte. Ein Traum hätte mich verraten, doch da Ashura nicht ausflippte, dachte ich hätte immer noch alle Fäden in der Hand und daher noch keinen Fehler gemacht...

Doch irgendwann vergaß ich meine Rolle... dachte, ich könnte zu ihm durchdringen... mehr bekommen, mehr hoffen. Ich dachte, ich könnte alles aufschieben... wenn ich seine Armee rüstete und stärker wurde, konnte ich gleichzeitig Fehler einschleichen lassen und selbst stärker werden, um ihn zu stürzen... es... sah nach einen guten Plan aus.... und vielleicht würde noch alles gut werden. Irgendwas in mir wollte unbedingt an den König glauben.

Doch es war alles so umsonst... im Endeffekt habe ich es nicht geschafft... er hat mir gezeigt, wer der Mächtigerer ist... dass mein falsches Lächeln und meine Maske nichts wert ist.... Er hat mich dazu gebracht ihm zu ein wenig zu vertrauen, ein wenig zu hoffen, dass er noch der Alte ist... der junge Prinz, der mich aus dem Krieg gerettet hat, mir versprach mich stärker zu machen, damit ich mich nie wieder hilflos fühle... und im Endeffekt war der es, der mich die größte Hilflosigkeit hatte spüren lassen... Als er Hayato ins Zelt geholt hat und ich nicht mehr lügen konnte... auch der Angriff auf mein Dorf, war irgendein Teil dieses perversen Plans... hast du das gewusst, Kuro-pon? Genauso wie Tomoyo -chan hat Ashura gewusst, wo er suchen musste, um sein perfektes Werkzeug zu bekommen... doch Tomoyo war anders... In Japan, in dem Kriegslager, nachdem wir uns begegnet sind... es wären nur noch wenige Tage gewesen und...“, leise lachte er ironisch auf. „Meine Maske fällt, meine Vergangenheit eine gottverdammte Lüge und der König, in den ich unbewusst meine Hoffnung gesetzt hatte, offenbart sich als grausames Monster, das kleine Kinder frisst.... wenn das mal nicht ein schlechtes Märchen ist... ich hab mir meinen Strick auch noch selbst gedreht... ich hasse es ja so...“
 

Wenn der Ninja dem Magier so zuhörte, konnte er beinahe verstehen, dass der blonde Mann fast jede Hoffnung aufgegeben hatte und an nichts mehr glaubte. Wenn alles, was er versucht hatte gerade zu biegen sich im nichts und in Lügen auflöste, kein Wunder, dass er sich so verhielt, wie er sich eben verhielt. Distanziert und teilweise unsicher, was den Krieger wiederum fast zum Verzweifeln brachte. Leise seufzte er, versuchte die Schwere auf seinem eigenen Herzen irgendwie zu unterdrücken. Warum musste das alles so sein? Warum konnte es nicht einem einzigen von ihnen irgendwie besser widerfahren? Warum hatten sie alle so viel mit sich rumzuschleppen? All die Menschen, die um ihn herum waren und die Kurogane bewahren wollte… Wenn er es auch vielleicht schaffte, deren Leben zu bewahren und zu bemerken, dass sie durchhielten, konnte er es nicht schaffen, deren Herzen zu bewahren. Bei Tomoyo hatte beides nicht gehalten... oder der Krieger wusste es nicht.. für einen Augenblick fragte er sich, was besser war, von all dem… Sich seinem Schicksal zu ergeben oder weiter zu kämpfen, um am Ende doch fest zu stellen, dass es umsonst war. Selbst wenn es für den Ninja immer nur den einen Weg gab: Kämpfen, bis zum Umfallen.
 

Vorsichtig löste der Krieger sich von dem blonden Mann, wusste im ersten Moment wirklich nichts darauf zu antworten, obwohl ihm so viel im Kopf rumging. Leicht hatte er immer noch die Hand des Anderen in seiner und langsam setzte er sich in Bewegung, sichergehend, dass der Magier ihm ebenso schweigend folgte.

Plötzlich unglaublich müde und durch diesen eiskalten Regen fröstelnd, trugen seine Beine ihn und den Anderen wie von alleine zu den Onsenbädern, die um diese Uhrzeit kaum benutzt wurden und der für Kurogane wohl gerade den einzigen warmen Ort im ganzen Palast darstellten. Hier gab es Tomoyo nie… hier gab es immer nur ihn und die anderen Krieger, um die sich Kurogane kaum geschert hatte. Hier gab es selten Gedanken, sondern nur Schweigen und das warme Wasser, das seine Muskeln nach langen Trainingstagen entspannte. Hier gab es nun nur Fye und ihn, so wie schon in einigen anderen Welten und Situationen, hatte er sich hier wohl gefühlt... da, wo das heiße und stille Wasser gewesen war und keine Diskussionen, keine bösen Gedanken oder sonstiges.

Ohne auf die Riten zu achten liefen sie durch den Vorraum, der Krieger griff nach den Badetüchern und steuerte direkt auf das Bad zu, wo auch schon der warme Nebel umgab, einen fast elenden Kontrast zu ihren nassen und eiskalten Klamotten abgab. Erst hier ließ er die Hand des Blonden wieder los und erst hier drehte er sich endlich zu dem Magier um, den er seit seinen letzten Worten nicht mehr angesehen hatte und so das Lächeln nicht sah.

Lange blickte er den Mann vor sich an, fragte sich, ob es Tränen waren, die sein Gesicht zeichneten oder Schneeregen. Doch lange dachte er darüber nicht mehr nach als er den geringen Abstand überbrückte, der sie trennte und still mit dem Handtuch über die blonden und triefenden Haare und über Fyes Gesicht strich. „Vielleicht, hattest du keine Chance...“ antwortete er erst jetzt leise und genau dasselbe hatte ihm der Magier auch vor Tagen gesagt. „Aber ich glaube... ich verstehe dich…“
 

Vorsichtig nahm Fye das Handtuch in die Hand und setzte an sein Gesicht in den Stoff zu pressen. Er wusste nicht, ob er immer noch lächelte, er stand völlig neben sich. Nahm nur noch die feuchten, knarzenden Holzbretter unter seinen Schuhsolen wahr, das Blubbern der Quellen und der lautlose, warme Dampf, der sich warm gegen seine unterkühlte Haut schmiegte. Unschlüssig senkte er den Blick, sah zur Seite, wollte Kurogane diese längst durchschaute Mimikry nicht zeigen. Der Nachgeschmack der Worte, war immer noch auf seiner Zunge, doch seltsamerweise fühlte er sich etwas erleichtert. Als wäre ein gewisses Gewicht aus seiner Brust verschwunden. Umdrehen. Weglaufen. Lachen. Das Gesicht verbergen. All diese Möglichkeiten rasten ihm durch den Kopf, doch er konnte nichts anderes, als mit leicht gesenktem Kopf vor dem Krieger zu stehen.
 

„Keine Chance...?“, wiederholte er so leise, dass er sich nicht sicher war, es ausgesprochen zu haben. Hart schluckte Fye. Warum konnte er sich nicht einfach wieder fangen? Es fühlte sich doch besser an... warum „funktionierte“ er nicht wieder? Warum war der Druck aus seiner Brust zwar etwas gewichen, die Angst und die Trauer und die Wunde aber immer noch da? Als er diese Worte kapierte, war ihm als wollte er in Tränen ausbrechen. Doch auch das war nicht möglich. Alles, was sonst so automatisch passierte, war gerade blockiert. Er konnte nur hier stehen, unter diesem Blick, und nicht aufsehen.
 

„Aa..“ kam es leise von Kurogane, dem der Blick auf Fyes Gesicht nun wieder vollkommen verborgen war. „Keine Chance..“ wiederholte auch er noch mal deutlich, griff wieder nach der kühlen Hand des Anderen, die das Handtuch gegen das Gesicht presste und nahm diese somit wieder vorsichtig in seine und das Tuch aus dem blassen Gesicht. Wieder wagte er sich einige Schritte rückwärts, mitten in das heiße Wasser hinein und zog den Kleineren mit. Das Wasser brannte regelrecht auf seiner unterkühlten Haut, doch es war um Längen besser zu spüren, wie sich heißes anstatt eiskaltes Wasser in den Stoff des Yukatas zog. Für einen Moment hatte der Krieger wirklich das Gefühl die Zeit stand endlich still, während er sich überwand weiter zu sprechen. „Ich weiß wie sich das anfühlt...“ gab er leise zu und obwohl es ihm schwer fiel das zuzugeben, es ihm selbst sowieso auch immer schwer fiel, über das zu reden, was in ihm vorging, schien es doch viel einfacher. „Ich weiß ganz genau, wie sich das anfühlt... für etwas zu kämpfen und am Ende festzustellen, dass es „umsonst“ war.. dass es nichts gebracht hat. Dass es nichts gebracht hat Jahre zu trainieren, um so stark zu werden, dass niemand einem mehr das nimmt, was einem wichtig ist. Nur um den Moment zu verpassen.. und dann da zustehen, und zu meinen, rein gar nichts mehr zu fühlen oder rein gar nichts mehr fühlen zu wollen. Nur um festzustellen, dass alle Mühen nur dafür waren, um am Ende doch der Verlierer zu sein... und das, was man verhindern wollte, noch einmal erleben zu müssen.. ich weiß genau.. wie sich das anfühlt..“
 

Das Dorf. Der nächste Atemzug, der ihn beruhigen sollte, füllte seine Lungen mit feuchter Wärme und auch seine Kleidung hatte sich mittlerweile voll mit warmen, schweren Wasser gesogen. Langsam hob Fye den Kopf etwas, hielt in der Bewegung inne. Das Dorf... dass Kurogane diese Hilflosigkeit kannte, dass die Narbe auf seiner Hand so unglaublich viel zu bedeuten hatte...

Er war sich nicht sicher, lächelte er noch? Ein wenig hatte Fye Angst, dass die Grimasse noch versteinert auf seinem Gesicht lag. Kurz schloss er die Augen. Diese traurigen, in sich harten Worte, einfach weil sie wahr waren, hatten sie beide verletzlich gemacht, beide auf eine Stufe. Beide völlig miserabel und voller Bekleidung in einem Onsenbecken stehend. Unschlüssig griff Fye nach Kuroganes Hand, doch hielt in der Bewegung inne, ließ die halb ausgestreckte Hand statt dessen ins warme Wasser sinken, durchbrach den leichten, blubbernden Wasserfilm, bis das Brennen aufhörte. Dann führte er die warme Hand zu seinem Gesicht und übertrug die Wärme darauf. So lange bis sich seine Gesichtsmuskeln entspannten und die Scham verschwand und er endlich ohne all diese bescheuerten Mauern zu dem anderen aufsehen konnte. Kurogane ließ ihn hinsehen also wollte er auch keinen Schritt zurück machen. Er wollte Kurogane auch in den Arm nehmen, ihm übers Gesicht fahren, ihm seine Traurigkeit nehmen, doch er wusste, all das wäre nicht möglich. Würde nur davon ablenken, überspielen, was es da alles gab. Das Härteste und das Ehrlichste war: gerade zu Kurogane aufzusehen und zu akzeptieren, wie sie gerade fühlten.
 

Endlich, nach einer scheinbaren Ewigkeit traf Fyes Blick seinen wieder und obwohl es ihm an sich nicht schwer fiel einen Blick zu erwidern, meinte Kurogane in der Sekunde in der das blaue Auge seine traf, ihn in jeder Zelle seines Körpers spüren. Es machte ihn schwach und ließ sein Herz schmerzhaft schnell gegen seinen Brustkorb schlagen, doch nicht lange bis er sich daran gewöhnte hatte und sich beruhigte. Innerlich legte sich ein ironisches Gefühl um sein eigenes Herz, zog es zusammen. Ja, verdammt... draußen ging Japan unter... und seine Prinzessin hatte er auch verloren... und alles, was ihm einfiel, war hier in dem für seinen durchgefrorenen Körper viel zu heißen Wasser zu stehen und sich zu bemühen, diesen Mann nicht auch noch untergehen zu sehen. Es mochte naiv sein, vielleicht war es mehr als das, vielleicht hatte er mehr verloren als er bis jetzt geglaubt hatte... aber er konnte nicht anders. Kurogane musste versuchen diesen Mann zu verstehen, musste versuchen, alles zu erkennen, alles zu wissen… allein konnte er diesen Kampf nicht gewinnen... nicht, wenn der innerliche Kampf mit und um diesen blonden Mann nicht endlich zumindest ein absehbares Ende hatte.

Am liebsten würde der Krieger schreien oder alles niedermetzeln, was ihm in den Weg kam. Brutal einen Weg suchen Tomoyo zu retten, Fye zu retten und diese Kinder, Japan zu retten. Dieser innerliche Drang zerriss ihn fast.. aber er konnte nur hier stehen und den Magier ansehen und die letzte Hoffnung darin sehen, dass auch dies hier endlich ein Ende fand- jedoch ein gutes. Das bremste den Krieger, das hielt ihn zurück, das hielt ihn hier und Kräfte sammeln, die er eigentlich kaum noch hatte und die er nicht mehr investieren konnte. In einen Kampf, der nicht mit Waffen oder körperlicher Kraft zu gewinnen war. Er brauchte die Kraft, die er hier wiederfand, um Japan zu retten. Und er brauchte sie, um hinzusehen.
 

Eine scheinbare Ewigkeit standen sie hier einfach nur und sahen sich an. Die Situation war so ungewohnt, dass fast so etwas wie Ratlosigkeit in ihm auftauchte. Vor Ceres war es manchmal so gewesen, wenn sie miteinander schliefen, doch gerade berührten sie sich nicht einmal... der schwere Stein in seinen Magen löste sich langsam auf und Fye entspannte sich etwas. Auch sein Körper kapierte endlich, was sein Verstand eigentlich wusste, dass hier keine Gefahr drohte. „Danke“, sagte der Magier und überbrückte nun selbst die körperliche Entfernung zwischen ihnen und legte seine warme Hand auf Kuroganes Oberarm. Fuhr mit den Fingerspitzen nach unten. Die Bewegung endete, nicht unschlüssig, eher wie in Gedanken, doch der Blick wendete sich nicht ab. „Ist es jetzt besser?“
 

Müde schloss der Krieger die Augen, als Fye das fragte. „Nein.“, antwortete er ehrlich. „Ich dachte das mal, dass das besser wird… aber eigentlich war es nicht einmal „gut“... sich ablenken ist gut, kämpfen ist gut… aber besser, wird es nie..“ sagte er einfach leise und wusste, dass der Magier verstand, was er damit meinte. „Und jetzt ist es eigentlich nur schlimm...verdammt schlimm und es tut weh… und es wird nicht besser werden, nie...Tomoyo bleibt letztendlich nur noch eine schmerzhafte Erinnerung, obwohl da so viel Freude in ihr war… und so viel Gutes, werden diese Erinnerungen den Schmerz nie übertreffen.. genau wie mit diesem König... ist all das verloren...,“ redete er einfach weiter und bemerkte, wie sich die Worte eher nach draußen quälten.
 

Ein wenig überrascht sah Fye doch drein, als er diese Worte hörte. Normalerweise schätzte er den Krieger als einen Mann ein, der solche Gedanken nicht einmal vor sich, geschweige denn vor jemand anderem aussprach. Einige Momente dachte er über diese Worte nach, über Erwiderungen und Mut-Machen, doch ihm kamen all diese Worte gerade falsch vor. Vorsichtig sank seine Hand weiter nach unten, bis sie des Kriegers erreichte und umgriff. Er spürte die raue Haut der Narbe in seiner Handfläche. Es gab darauf nichts zu sagen. Nichts schön zu reden. Nichts weg zulächeln. Nichts zu leugnen. Wunden mussten heilen. Sie konnten nichts erzwingen.
 

Kurz zuckte der Krieger zusammen. Schmerz fuhr durch seinen Körper fuhr als Fye die Narbe an seiner Hand berührte, doch er wehrte sich nicht. „Deshalb... weiß ich ganz genau, wie du dich fühlst…“, wiederholte er ein letztes Mal müde diese Worte. „Auch wenn ich dich so wenig verstehe, verstehe ich dich doch so gut..“ Die Augen nun wieder geöffnet, fand seine freie Hand leicht den Weg zu Fyes Gesicht, um die nassen Strähnen, die in seinem Gesicht klebten etwas herauszustreichen. „Aber.. wenn ich eins gelernt hab, auf dieser verdammten Reise… und auch jetzt... dass ich viel zu viel fühle, um aufzugeben... und nicht den Versuch immer und immer wieder zu starten, an dem ich schon so oft gescheitert bin.“
 

Vorsichtig trat Fye noch einen Schritt näher, löste den Abstand zwischen ihnen auf, der nun nicht mehr nötig war, weil er von seiner Seite her keine Ablenkung, keine Entschuldigung mehr war. Er hatte kein Rezept für solch eine Situation, die völlig neu für ihn war. Es war total verwirrend und echt und ehrlich und ließ ihn vollkommen entwaffnet zurück. Doch es war okay. DAS hier war wirklich okay. Obwohl so viel Trauer der Luft lag.
 

Sehr ungewohnt war es auch für den Krieger, vor allem, weil er es war, der die ganze Zeit redete und der Magier kaum ein Wort verlor und nichts weiter tat, als ihn anzusehen. Erst als Fye den zuvor deutlich vorhandenen Sicherheitsabstand zwischen ihnen überbrückte, bemerkte der Krieger das und urplötzlich war da die Unsicherheit, die er so oft schon gespürt hatte, wenn der Magier irgendwas tat, auf das er nicht klar kam.. und das hier, war definitiv eines dieser Dinge. Sein Herz ließ ihn diese Unsicherheit spüren, als es wieder so schnell gegen seine Brust hämmerte und er sich Mühe geben musste, nicht wieder vor dem Blonden rot zu werden. „Das wäre… jetzt der perfekte Zeitpunkt mit dir zu schlafen..“, bemerkte er leise in seiner eigenen Unsicherheit.. aber das ganze hier war so abstrus, dass man sowieso nicht mehr sagen konnte, was normal und was nicht normal war. Da der Magier sich in Schweigen hielt und der Krieger das Gefühl hatte, etwas sagen zu müssen, sagte er einfach, was er dachte und ihm in den Sinn kam..wenn er eh schon die ganze Zeit ehrlich sprach.
 

Ungewollt wurde Fye auf Grund dieser Worte ein wenig verlegen und er war froh, dass der heiße Dampf der Quelle seine Wangen vermutlich eh schon etwas gerötet hatte. Auch bemerkte er, dass Kurogane gerade ein wenig verwirrt und unsicher war. Ihm ging es nicht anders. Zu einer anderen Zeit, vor Ceres, hätten in diesem Moment wirklich die Küsse und Berührungen begonnen und sie hätten das ausgedrückt, was sie nicht mehr hätten sagen können. Doch das hier war keine andere Zeit, das hier war das Hier und Jetzt und zu dieser Realität gehörte diese verdammte Krankheit.

Vorsichtig legte Fye dem Mann vor sich eine Hand auf die Wange und strich vorsichtig über die mittlerweile warme Haut. Ein leichter Film hatte sich über ihre Haut gelegt und wurde von seinen rastlosen Fingern weggestrichen. „Das geht leider nicht...“, sprach er leise, „doch... auch wenn so viel Trauriges wie Dampf um uns ist... fühle ich mich gerade wirklich so, als wäre ich dir so nah...“
 

Der Krieger entspannte sich allmählich unter der leichten Berührung des Magiers, selbst wenn alles um sie herum so im Chaos versank, blieb trotzdem die Sehnsucht und das Verlangen nach dem anderen Mann, den er so lange nicht bei sich haben konnte. Dagegen konnte er sich nicht wehren, selbst wenn es vielleicht falsch war, solche Gedanken zu hegen, obwohl andere Dinge „wichtiger“ waren. Manchmal holte es ihn ein, so wie gerade. Vorsichtig legte er seine eigene Hand auf die schmalere in seinem Gesicht und ein wenig fühlte er sich erleichtert und letztendlich beruhigt, als er Fyes letzte Worte hörte. Es kam ganz plötzlich, aber in dieser seltsamen Atmosphäre, in der fast einnehmenden Stille um sie herum, spürte Kurogane sich dem Anderen auch nah und nicht einsam… und dass Fye das selbe dachte, beruhigte ihn. „Hm...das reicht auch vollkommen aus...“, stellte er fest.
 

Schwer seufzte der Krieger, der nach einer Weile dem Blonden einfach nur kräftig und grummelnd durch die nassen Haare wuselte, bevor er sich löste und aus dem Bad stieg. Sein Entschluss stand fest für Japan zu kämpfen und weiter durchzuhalten, für ihre Zukunft und noch etwas, hatte er gerade beschlossen, er würde diesmal den Versuch starten, tatsächlich zusammen zu kämpfen.

Bevor er die Anstalten machen zu gehen drehte er sich zu dem blonden Mann um und hielt ihm die Hand entgegen. „Dann komm, Partner.“, forderte er Fye auf.
 

Mit einem Seufzen ließ sich Fye die Haare durchwuscheln und griff dann nach der Hand, die ihn aus dem Bad zog. Sein Yukata hatte sich voll Wasser gesogen und auch Kurogane sah einem begossenen, schwarzen Pudel nicht unähnlich. Ein wenig musste er grinsen, doch verkniff sich den Kommentar, der ihm auf der Zunge lag. Nun denn... „Na dann lass uns mal eben die Welt retten.“
 

~~~~~~ 101 Kapitelende~~~~



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2010-10-13T01:03:13+00:00 13.10.2010 03:03
ich verfolge die story schon so lange und hatte zwischendurch wirklich angst, dass ihr sie abbrecht! ich freue mich wahnsinnig über jedes neue kapitel und kann prestige in allen punkten nur zustimmen. so eine wunderschöne ff habe ich wirklich noch nie gelesen.
brecht sie bitte bitte nicht ab!
lieben gruß :>
Von: abgemeldet
2010-10-03T20:17:42+00:00 03.10.2010 22:17
ich verfolge die Story def. noch und freu mich immer wie blöd wenn ein neues Kapitel on ist.Ich liebe euren Schriebstil und die gefühle die in den Sätzen mitschwingen. Es ist echt der absolute Wahnsinn.
hsb die Story erst vor ein oder 2 Monaten entedeckt und hab die damlas glaub ich 97 Kapitel innerhalb von 2 Wochen verschlungen.
Auch das Kapitel war wieder wunderschön geschrieben.
Geil
<33


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