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Von Jenseits des Schwarzen Schleiers

Sirius Black sieht auf sein Leben von hinter dem Schwarzen Schleier zurück
von

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Das sechste Jahr

Kapitel 6

Das sechste Jahr

Gedanken im Zug
 

Wir sind also recht bedrückt, als wir im Zug sitzen. Nur Peter quasselt und macht Blödsinn, aber keiner von und hört ihm zu, denn unsere eigenen Gedanken sind zu schwer und zu dringend, als dass wir uns mit seinen Ferienerlebnissen belasten wollten.

Beide Potters haben nicht mehr lange zu leben.

Ich weis nicht, wen von uns es schwerer trifft.

James?

Für ihn waren seine Eltern immer auch seine Freunde und er ist in ihrer Liebe, Fürsorge und Wärme aufgewachsen. Sie waren immer und jederzeit für ihn da und das soll jetzt einfach so vorbei sein…

Remus?

Er hat seine Eltern immer geliebt, aber sie haben ihn verstoßen, als er erwachsen war und sie ein weiteres Kind erwarteten. Seitdem waren auch für ihn die Potters sowas wie seine Eltern. Seine eigenen Leute sind bei einem Unglück umgekommen und jetzt verliert er auch noch die Personen, die dem am nächsten kamen…

Mich selbst?

Die Potters haben mir fünf Jahre lang das Zuhause geboten, das meine Leute nie für mich hatten.

Die Liebe, die Zuneigung und das Verständnis, dass ich ohne diese beiden anständigen Menschen nie kennen gelernt hätte.

Ich denke, sie haben mich zu einem besseren Menschen gemacht, als ich ansonsten geworden wäre. Es wird verdammt einsam und leer werden, ohne sie…
 

Plötzlich kommt Lily herein und bemerkt die eigenartige Stimmung im Abteil.

Peter plaudert und lacht, aber wir drei anderen starren wortlos vor uns hin und scheinen nur körperlich im Zug anwesend zu sein, unsere Gedanken sind ganz wo anders.

„Was ist denn hier los?“ murmelt sie.

Und dann geistesgegenwärtig: „Peter, Sara sucht dich. Sie ist im nächsten Wagon, vielleicht solltest du zu ihr gehen.“

Peter grinst sie an, springt auf und ist im Korridor verschwunden.

„Jungs“, murmelt sie und setzt sich zu uns. „Ihr seht aus, als wäre jemand gestorben oder so…“

„Nee“, erwidert James. „Noch nicht.

Aber keiner von uns weis, wann es geschehen wird und wir fürchten, dass es nicht mehr lange dauern wird.“

Sie wirft uns einen entsetzten Blick zu.

„Wer?“ platzt sie heraus.

„James Eltern“, erwidert Moony. „Seine Mum hat eine degenerative Krankheit im Endstadium und ist seit heute in St Mungos. Sein Dad ist Auror und hat sich entschlossen, auf ein letztes großes Abenteuer zu gehen.“

„Ein letztes großes Abenteuer?“ keucht Lily. „Was hat er denn vor?“

„Er will sich auf die Jagd nach Voldemort machen“, erwidere ich und zum ersten Mal kann ich erleben, welche Angst dieser Name wirklich auslöst.

Lily zuckt zusammen und windet sich.

„Du traust dich den Namen von Du-weist-schon-Wem zu nennen?“ platzt sie heraus.

„Yeah“, antwortet James. „Klar. Mein Dad hat uns beigebracht, dass die Angst vor einem Namen nur die Angst vor der Sache selbst schürt. Und dass man die Dinge immer bei ihrem richtigen Namen nennen soll, weil man ihnen sonst eine Macht über einem verleiht, die sie gar nicht verdienen.

Wir alle nennen diesen Dunklen Lord bei seinem richtigen Namen – Voldemort!“

Lily sieht erschrocken, aber auch zu Tiefst beeindruckt aus.

„Ihr seid ganz schön mutig“, murmelt sie.

„Mutig?“, erwidere ich. „Hör mal, Lily, dieser Voldemort hat meinen Lieblingsonkel auf dem Gewissen…

Denkst du, wir wären nicht darauf vorbereitet, gegen ihn vorzugehen, wenn die Zeit dafür reif ist?“

„Gegen ihn vorgehen?“ platzt sie heraus. „Das ist kein Mut, das ist tollkühn, das ist Wahnsinn, das ist echt gefährlich…“

„Nein, Lily“, sagt Remus leise, aber sehr ernst und bestimmt. „Es ist einfach nur notwendig, wenn wir nicht alle sterben oder von Voldemort versklavt werden wollen.“

Lily schaut von einem zum anderen und schluckt hart.

„Ihr habt euch in diesem Sommer ganz schön verändert“, meint sie schließlich. „Letztes Jahr wart ihr noch so richtige Lausejungs – ich muss nur an das fiese Ding während der Prüfungen mit Snape denken - aber jetzt…?

Ihr seid so ernst geworden … so entschlossen … so … so erwachsen…“

Wir beschließen diesen leisen Seitenhieb wegen Snivellus zu überhören, das eigentliche Thema ist zu ernst für einen dummen Streit.

„Wir sind keine Kinder mehr“, erwidert Moony. „Ich sowieso nicht, ich bin bereits achtzehn. Sirius wird zu Ostern volljährig und James nächstes Jahr im Oktober … Nee, Lily, Kinder sind wir echt keine mehr ... und ich denke, du bist auch keins mehr, oder?“

„Aber … aber, ich werde diese Weihnachten doch erst sechzehn“, stammelt sie.

„Und was hat es mit dem Alter zu tun, wie erwachsen jemand ist?“ frage ich sie. „Du bist dann erwachsen, wenn du so handelst, oder?“

Sie wirft uns erneut Blicke zu, dieses Mal jedoch sehr nachdenkliche.

„Ihr gebt mir jedes Mal was zum Überlegen“, murmelt sie, springt auf und ist einen Augenblick später draußen im Gang verschwunden.

„Ist die immer so?“ will James wissen.

„Yeah“, erwidere ich. „Yeah. In ein paar Tagen wird sie wieder auftauchen und das Ganze nochmal mit uns durchkauen, wenn sie es in alle Richtungen

überdacht hat.“

„Du hast dir da ein wirkliches Klassemädel ausgesucht, Prongs“, fügt Moony an. „Sieh zu, dass sie dir keiner wegschnappt.“

„Nee“, murmelt der. „Sicher nicht. Aber ich muss erstmal damit klar kommen, dass sie viel eigenständiger ist, als ich dachte.“

„Damit kommst du schon klar“, werfe ich ein. „Du kommst ja auch mit uns klar und so einfach sind wir nun auch wieder nicht…“

„Aber ihr seid Jungs und sie ist ein Mädchen“, platzt er heraus.

„Na und?“ meint Remus. „Ich denke, du wirst besser mit ihr klar kommen, wenn du sie wie einen gleichwertigen Partner behandelst. Sie mag dich nämlich echt gern…“

„Hmm“, brummt James und verliert sich erneut in seinen Gedanken.

Remus wirft mir sein typisches schiefes Grinsen zu und starrt dann ebenfalls wieder ins Leere…

Jetzt reicht´s
 

Kaum hat der Schulbetrieb wieder begonnen, hängt Snivellus wieder in unserer Nähe herum.

Ganz nebenbei und ganz unauffällig.

Er ist nicht mehr alleine, Morchie ist wieder aus Dumstrang zurück und hat sich sehr verändert. Er trägt einen verwegenen Pferdeschwanz und sieht geradezu verflixt gut aus.

Das niedliche in seinen Zügen ist dem scharf geschnittenen Gesicht eines attraktiven jungen Mannes gewichen. Viele Mädels schauen ihm nicht weniger nach als mir. Er scheint jedoch kaum Interesse an ihnen zu haben und hängt lieber mit Snivellus ab.

Man sieht jetzt kaum mehr einen ohne den anderen. Echt eigenartig. Es sieht auch so aus, als hätten sie gemeinsam die Ferien verbracht.

Die wilden Gerüchte über Snivellys Zaubertränke reißen auch nicht ab, aber es ist unmöglich, ihm auf die Schliche zu kommen…
 

Die Zeit bis Oktober vergeht ohne größere Zwischenfälle. Es ist nur so, dass Snivellus immer mehr nervt. Es passt mir nicht, dass er dauernd versucht, uns zu belauschen.

Ein Hogsmeade Wochenende am Tag vor dem Vollmond ist angesagt und wir latschen gemeinsam runter ins Dorf. Wir haben uns immer noch nicht ganz von den schlechten Nachrichten erholt.

Wir sind nachdenklicher geworden und auch nicht mehr ganz so gut drauf, wie früher. Wie könnten wir auch, wenn wir jeden Tag neue schlimme Nachrichten erwarten müssen?

Nur Peter ist so wie immer. Er hüpft um uns herum und macht seinen üblichen Blödsinn. Plötzlich stupst er uns an und macht uns auf Snivelly und Morchie aufmerksam, die ein kurzes Stück hinter uns gehen. Mir reicht es jetzt endgültig und James anscheinend auch.

Wir haben uns dieses Jahr ziemlich mit unseren Gemeinheiten zurückgehalten, weil er ja auch nichts getan hat, außer uns zu belauern.

Doch nun ist uns plötzlich seine blose Gegenwart zu viel.

„Oy, Snivellus“, ruft James und klingt, als würde er sich auf eine kleine Auseinandersetzung regelrecht freuen. „Hat Mami dich dieses Jahr aber fein gemacht, alter Schleimbeutel!“

Es stimmt. Zum ersten Mal seit ich ihn kenne, trägt er anständige Roben, die ihm genau passen und nicht schäbig oder viel zu weit sind.

„Was dagegen?“ faucht er zurück.

Auch ich kann´s nicht lassen und spotte weiter.

„Das hilft aber auch nichts, so leicht verliert ein schmieriger Pilz wie du nicht seine Sporen“, feixe ich. „Da hilft der beste Schneider nichts.“

Peter piepst wieder seinen alten Joke über Snivellys fettige Haare. Keiner von uns findet den noch wirklich witzig und nicht einmal Snape scheint sich noch darüber zu ärgern…

Remus steht einfach nur neben uns und schüttelt den Kopf. Er weis nur zu genau, dass es schon lange wieder Zeit für sowas war, aber glücklich ist er sicher nicht darüber…

Plötzlich beginnt Snivelly mit einer sehr herausfordernden Stimme zu sprechen:

„Ich kenn euch Bande“, zischt er. „Immer unterwegs, immer bei Nacht, ganz heimlich und immer draußen im Gelände…“

„Das kannst du nur wissen, wenn du auch nicht im Bett liegst“, fällt James ihm ins Wort.

„Kein Druckmittel gegen uns“, mischt sich Remus müde ein. „Lasst uns gehen“, meint er an uns gewandt, „Das bringt nichts.“

Er hat wirklich keine Lust auf Streß und will einfach weg von der ganzen Situation. Doch mir reicht es mit diesen Nachstellung und Anspielungen und ich bleibe zurück, während Moony die anderen in Richtung Drei Besen wegführt.

Ich gehe erneut auf Snivelly los.

„Willst uns weiter nachspionieren?“ zische ich ihn an. „Willst immer noch wissen, was wir tun? Dann komm, komm heute Nacht zur Peitschenden Weide, dann siehst du es…“

Soll er doch sehen, was mit Remus los ist, vielleicht hält er sich dann zurück, wenn er sieht, wie gefährlich das Ganze ist. Ich werde schon aufpassen, dass Moony ihn nicht beißt…

„Du willst doch nur, dass ich an der Weide ein Auge verliere oder so. Wie dieser Junge damals“, gibt er zurück.

„Nee“, erwidere ich. „Nur kein Schiss, Snivellus, deiner kostbaren Haut geschieht schon nichts. Musst nur mit einem Zweig an den Astknoten am Fuß der Weide rumstochern, dann kannst du dem Gang darunter zu unserem Hauptquartier folgen. Komm einfach hin und schau, was wir dort machen…“

Dann wende ich mich mit einem verächtlichen Schnauben ab und lasse ihn einfach mit Morchie mitten am Weg stehen.
 

Schnell habe ich wieder zu meinen Freunden aufgeschlossen, aber meine Laune hat sich nur wenig gebessert. Wir gehen in die Drei Besen und Remus macht sich mit Peter auf, Getränke zu besorgen.

Es ist soviel los, dass es eine Weile dauern wird.

„Wo warst du vorher?“ will James wissen.

„Snivellus!“ erwidere ich knapp.

„Was hattest du noch mit ihm?“

„Ich hab ihn eingeladen, uns heute Nacht unter der Weide zu besuchen“, antworte ich.

„Spinnst du?“ platzt James ziemlich laut heraus.

„Es reicht mir so mit ihm“, gebe ich zurück, „seiner dauernden Spionage, seiner lästigen Neugierde, es langt mir einfach…“

Ich bin nicht viel leiser als er.

Er legt mir die Hand auf den Arm.

„Beruhig dich, Padfoot“, meint er. „Mich nervt er doch auch. Aber was, wenn Moony ihn beißt?“

„Wir sind doch dabei und ich halte den Wolf schon zurück. Ich will dem alten Snivellus einen Schrecken einjagen, den er nicht so schnell vergisst, aber ich will nicht, dass ihm was echt Übles passiert.“

„Hmm“, brummt er. „Das ist mir etwas zu unsicher. Ich werde ihn im Gang zur Heulenden Hütte abpassen und ihn wieder unter der Weide rausholen.

Kannst ja dafür sorgen, dass er Moony trotzdem sieht, denn ich denke nicht, dass es eine Möglichkeit gibt, ihn davon abzubringen, heute Abend unter der Peitschenden Weide aufzutauchen…

Aber jetzt genug damit. Die zwei kommen zurück und Moony macht nie bei einer so verrückten Sache mit, also sagen wir ihm besser nichts davon…“

„OK“, murmle ich. „Anderes Thema…“
 

Da habe ich mich wirklich zu etwas hinreißen lassen, was eigentlich kaum zu verantworten war.

Severus zum Werwolf hinunter zu schicken, in der vagen Hoffnung, ihm einen Mordsschrecken einzujagen und in der Zuversicht es würde schon nichts Ernstes geschehen…

Verdammter jungendlicher Leichtsinn…
 

Es wird Abend und heute machen wir uns viel früher auf, als sonst. James will kein Risiko eingehen und war haben keine Ahnung, wann Snape ins Gelände hinunter gehen wird.

Ich gehe schon vor Remus in die heulende Hütte und verstecke mich dort in meiner Gestalt als Tatze.

Moony kommt herein und trabt nach oben, ohne mich zu bemerken. Gut.

James lauert unsichtbar draußen im Gang. Es wird dunkel und der Mond geht auf.

Ich höre draußen Schritte, dann James drängende Stimme: „Raus hier, Snape, raus, oder du gehst drauf, du Idiot…“

„Warum denn?“ Snivellys schneidende Stimme. „Dir passiert ja auch nichts, oder?“

„Du verstehst nicht! Sirius und seine bekloppten

Ideen…“

Man hört das Scharren von Füßen und das Rascheln von Kleidung, Keuchen und Ächzen…

Plötzlich schießt Moony die Treppe hinunter und an mir vorbei. Er stößt die Türe auf…

Ich springe ihm hinterher und erhasche noch einen Blick auf die bleichen, entsetzten Gesichter von James und Snape, bevor ich Remus wieder am Nackenpelz in das Zimmer zurückzerren kann und es James gelingt, Snivelly in den Erdgang zu zerren.

Kaum ist die Witterung der beiden verschwunden, wird Moony wieder ruhig. Gut.

War wirklich eine blöde Idee. Remus wäre mir beinahe entkommen und die beiden anderen waren verdammt nahe an dieser Türe dran…

Remus wirft mir einen funkelnden Blick zu und ich beschließe, heute mit ihm hier unten zu bleiben, das Gelände ist heute nicht sicher…

Die Nacht scheint ewig zu dauern und ich warte ab, bis Moony fest eingeschlafen ist. Der wird uns ganz schön was erzählen, wenn er wieder ein Mensch ist.

Ich muss mich wirklich zusammenreißen, sonst geschieht tatsächlich bald mehr, als irgendeiner von uns verantworten kann.

Ich war die ganze Zeit krank vor Sorge um die Potters und meine Gedanken waren sonst wo, nur nicht dort, wo sie eigentlich hätten sein sollen. Ich muss wieder zur Tagesordnung übergehen, wir alle müssen das, bevor noch Schlimmeres geschieht.

Wie konnte ich mich nur zu so einer Wahnsinnstat hinreißen lassen…?

Endlich nähert sich der Morgen und ich verlasse Moony. James Umhang liegt noch im Gang und ich nehme ihn zwischen die Zähne. Trabe durch den Tunnel und auf den Rasen hinaus.

Dort werde ich wieder zum Menschen, lege mir das Ding um und kehre rasch in unseren Turm zurück…

Peter hatte sich etwas kränklich gefühlt – zu viel Butterbier – und ist dieses Mal im Schlafsaal geblieben und darüber bin ich alles andere als böse.

Der wäre heute wirklich fehl am Platz gewesen…

Als ich durchs Porträtloch klettere, sehe ich James, der noch am verlöschenden Feuer sitzt und in einem der Polstersessel döst. Er schreckt hoch.

„Da bist du ja“, murmelt er. „Alles klar bei dir?“

„Yeah, was ist mit dir?“ erwidere ich.

„Erwischt“, meint er knapp. „Dumbledore hat mir gewaltig die Leviten gelesen, aber es wird nichts weiter geschehen. Er meinte, damit würden wir selbst ins Reine kommen müssen … und er hat Snape zum Schweigen verdonnert.

Mann, schob Snivellus `ne üble Laune…

Wir sollten uns in nächster Zeit vor ihm in Acht nehmen, er denkt nämlich, wir hätten ihn umbringen wollen…“

„Shit! War echt die dümmste Idee, die ich je hatte“, erwidere ich. „Aber ich hab in letzter Zeit meinen Kopf nicht ganz beisammen…“

„Yeah. Ich denke, keiner von uns drei hat das in letzter Zeit. Verdammt, ich mach mir solche Sorgen um meine Eltern und die Nachrichten sind so verdammt spärlich…“

„Keine Nachrichten sind gute Nachrichten“, versuche ich ihn und mich zu beruhigen. „Aber du hast Recht. Keiner von uns bekommt momentan diese Sache aus dem Kopf…“

„Yeah“, seufzt er. „Moony wird uns die Hölle heiß machen, wenn er wieder ein Mensch ist…“

„…und damit hat er auch völlig Recht, oder?“

„Yeah, dieses Mal haben wir es echt verdient.“

„Du nicht, war ja meine Schnapsidee…“

„Ein Versprechen“, murmelt Prongs mit einem bedrückten Nicken. „Keine Gemeinheiten mehr gegen irgendwen, solange er es nicht wirklich verdient hat, OK?“

„Versprochen“, erwidere ich und es ist mir völlig ernst. Was habe ich mir nur dabei gedacht?

Es schien mir so gerechtfertigt zu sein…

Aber es war so verdammt leichtsinnig und daneben.

„Lass uns noch `ne Runde pennen, bevor Remus auftaucht“, schlägt James vor. „Ich möchte wenigstens halbwegs wach sein, wenn er zu wettern beginnt…“

„Yeah, gute Idee…“

Moony ist ärgerlich
 

Wir verbringen den nächsten Tag recht schweigsam und gedrückt, während wir auf Remus warten.

Es wird wie üblich Abend, bis er endlich auftaucht.

Wir erwarten ihn am Feuer.

Peter hat wieder Mal ein Date mit Sara und wird uns kaum stören.

„Starkes Stück“, brummt er heiser und die Falte auf seiner Stirn ist tiefer und steiler denn je.

„Sorry, Mann“, erwidere ich. „Ich weis, dass ich Mist gebaut habe. Aber es ist nochmal gut gegangen…“

„Noch Mal gut gegangen?“ faucht er mich plötzlich wütend an und wird wirklich laut. „Verdammt, Padfoot, das war das Idiotischste, was du je gemacht hast und ihr habt wirklich schon eine ganze Menge angestellt.

Shit, denkt nach, bevor ihr handelt!

Was, wenn ich gerade dieses Mal schneller gewesen wäre als du. Ich hätte nicht nur Snape gebissen, sondern auch James. Was habt ihr euch nur dabei gedacht?“

„Zu wenig“, murmle ich kleinlaut. „Shit, Moony, ich bin voll durch den Wind, seit ich von der Sache mit den Potters weis und manchmal stört mich sogar die Fliege an der Wand.

Und Snivellys Nachstellungen waren in letzter Zeit mehr, als ich ertragen konnte.

Ihn gestern schon wieder in unserem Kielwasser zu sehen, war einfach der Tropfen, der den Kessel zum überlaufen brachte…“

„Hast du nie daran gedacht, dass er gestern vielleicht nur zufällig hinter uns war?“ meint Remus schneidend.

Ich schaue ihn groß an.

Nee, auf die Idee bin ich wirklich nicht gekommen.

„Und du Prongs?“ wendet sich Remus an James. „Warum hast du ihn nicht aufgehalten. Du musst davon gewusst haben, warum wärst du gestern sonst in menschlicher Gestalt im Korridor gewesen?“

„Yeah. Er hatte es mir gesagt, aber da war es schon zu spät, was dagegen zu unternehmen“, erwidert James. „Hätte ich vielleicht zu Snivellus gehen sollen und sagen: ‚Sorry, Mann, Sirius hat nur Scheiße erzählt, du wirst dort heute Abend nichts finden.’

Weil er mir das geglaubt hätte, oder? Ich konnte ihn nur abfangen und das Schlimmste verhindern…“

Moony seufzt.

„Ihr seid so geniale Magier, so klasse Freunde, aber manchmal frage ich mich wirklich, wann ihr gedenkt, endlich erwachsen zu werden…“

„Nie“, platzen wir mit einer Stimme heraus.

„Nee, Moony, im Ernst“, versuche ich ihn zu beschwichtigen, denn die steile Falte ist erneut erschienen, „wir haben uns gestern in die Hand versprochen, nie wieder so einen Mist zu bauen und erst zu überlegen, bevor wir handeln…“

„Du hast nämlich völlig Recht“, fährt James fort. „Das hätte gestern verflixt ins Auge gehen können. Also, keine Gemeinheiten mehr, gegen irgendwen, außer er hat es wirklich verdient…“

„Versprochen?“ fragt Moony nach.

„Versprochen“, erwidern wir im Chor.

Remus seufzt erneut, aber die Falte auf seiner Stirn glättet sich langsam wieder.
 

Da kommt Peter herein und wir sehen, dass er ausgesprochen schlechte Laune hat.

„Was ist denn mit dir?“ will James wissen und scheint froh über die Unterbrechung zu sein.

Wenn Moony sich erst mal beruhigt hat, wird er kaum mehr mit diesem Thema weiter machen und daran liegt im Moment sowohl James als auch mir. Wir wissen beide nur zu genau, dass wir echt übel Mist gebaut haben und brauchen es nicht auch noch aufs Butterbrot geschmiert…

„Sara“, erwidert Peter knapp und nicht das geringste Piepsen ist in seiner Stimme zu hören. „Sie ist nicht einverstanden damit, dass ich lieber mit euch abhänge, als mit ihr. Hab versucht ihr zu erklären, dass wir letztes Jahr nur gelernt haben. Wollte sie mir nicht glauben, wo ich doch nur fünf OZE erreicht habe und ihr jeder über zehn. War echt sauer und meinte, es sei besser, wenn sie sich nicht mehr mit mir treffen würde, weil mir nichts an ihr läge…“

„Tut mir echt Leid, Peter“, erwidert Remus. „Keiner von uns wollte, dass Sara mit dir bricht. Wir wollten dich nur halbwegs durch die Prüfungen bringen…“

Der winkt ab.

„Weis ich doch“, meint er. „War letztes Jahr nicht leicht mit mir, oder? Aber ich hab nun mal nicht euren Verstand. Kann mir nur schwer was merken, sei es in der Theorie oder auch in der Praxis. Habt ihr ja lange genug mit mir mitgemacht, oder? Sorry, Leute. Hab mich nie dafür bedankt, stimmt´s? Aber jetzt tu ich´s. Danke Freunde, ich hab erst jetzt kapiert, wieviel ihr in den letzten Jahren für mich getan habt…“

So ernst war Peter noch nie, aber immerhin ist er auch schon fast siebzehn und es wird Zeit, dass auch er erwachsen wird. Heute scheint er einen großen Schritt in diese Richtung gemacht zu haben…

„Ich geh pennen, Freunde, mir langt´s für heute, vielleicht fühl ich mich morgen nicht mehr ganz so mies – Nacht!“ und er schlurft mit gesenkten Schultern die Treppe hinauf.

„Was war jetzt mit dem?“ will James wissen.

„Hat Liebeskummer“, meint Remus. „Will sich nichts anmerken lassen und fühlt sich wie der letzte Dreck, denke ich. Keine schöne Sache, von einem Mädel, das man echt mag, so in den Kessel gehauen zu werden, oder?“

Wir nicken zustimmend.

Wahrscheinlich hat er Recht. Aber, dass Peter zu derartigen Gefühlen überhaupt in der Lage ist, hätte ich nie gedacht.

Neue Rätsel um Snivellus
 

Als hätte ihm die Sache mit dem Werwolf wirklich zu denken gegeben, macht Snivellus sich in der nächsten Zeit echt rar.

Man sieht ihn nur noch im Unterricht oder ganz selten bei den Mahlzeiten in der Großen Halle. Selbst Morchie wird jetzt häufig ohne ihn gesichtet.

Wir machen uns so unsere Gedanken und stellen uns einige Fragen.

Braut er wieder seine Tränke?

Wahrscheinlich. Soweit wir es beurteilen können existiert ein schwunghafter Handel, der von den Slytherins ausgeht. Snivelly selbst tritt dabei nicht in Erscheinung.

Selbst Remus ist jetzt sehr neugierig geworden, aber er kann keinen erwischen, der mit einem der Tränke unterwegs ist. Diese müssen wirklich von höchster Qualität sein, denn keiner, der in Verdacht gerät, gibt seine Quellen preis.

Bei Kettleburn haben wir gehört, dass Snivelly ein Zuchtexperiment mit Hydekaninchen plant.

Nun, wer`s glaubt wird selig. Wir glauben es nicht. James vermutet, dass er Versuchskaninchen für irgendwelche Experimente braucht. Doch es ist unmöglich herauszufinden, wo er das tut. Irgendwo in den Verließen, soviel ist sicher, aber für uns ist er unauffindbar.

Zu viele Türen sind dort unten mit Passworten gesichert, die wir weder kennen noch herausfinden können.

Es dauert fast zwei Monate, bis Snape wieder an den Haustischen auftaucht. Morchie sieht sehr erleichtert aus, aber Snivellus macht den Eindruck als habe er in der Zeit, wo er sich so rar gemacht hat, kaum geschlafen. Er hat schwarze Ringe unter den Augen und einen sehr abwesenden Gesichtsausdruck.

Tut er uns Leid?

Wohl kaum.

Was auch immer er getan hat, es war seine Entscheidung und er hat danach gehandelt…
 

Erst jetzt erfahre ich, was Severus damals wirklich getan hat.

Er hat intensive Forschungen betrieben, um ein Heilmittel für Remus zu finden.

Er hat uns den üblen Streich mit dem Werwolf unter der Peitschenden Weide gar nicht so übel genommen, wie ich es eigentlich erwartet hätte.

Er hat James nur angepöbelt, weil er der Meinung war, der würde das erwarten.

Er hatte tatsächlich Erfolg mit seinem Linderungstrank, obwohl das erst viele Jahre später wirklich zum Tragen kam.

Severus hat Moony über zehn Jahre später das Leben wirklich sehr erleichtert, obwohl er es mit seiner üblichen schnippischen Art tat und nie erwähnt hat, dass der Trank von ihm entwickelt wurde.

Eine wirklich großartige Leistung, muss ich echt sagen…

Damals hat Morchie ihn wieder aus seiner Abgeschiedenheit geholt und ihn dazu gebracht, sich wieder dem Leben in Hogwarts anzuschließen.

Morchie war wirklich ein viel besserer Kerl, als ich damals gedacht habe.

Er stammte wie ich aus einer Schwarzen Familie, hatte aber nie viel mit ihnen am Hut.

Nicht, dass er sich offen gegen sie ausgesprochen hätte.

Wenn er jedoch eins war, dann ein echter Freund für Severus….

Hogsmeade mit Lily
 

Die Zeit vergeht wie im Flug. Ehe wir es uns versehen, sind auch schon die Weihnachtsferien da. Wir werden wie versprochen in Hogwarts bleiben. Es wäre für uns alle sehr traurig, wenn sich nicht Lily bereit erklärt hätte, das Hogsmeade Wochenende vor den Ferien mit James zu verbringen.

Er ist völlig aus dem Häuschen und macht sich echt fein.

„Meint ihr ich sollte mich rasieren?“ fragt er.

Remus und ich finden die Frage echt witzig.

Der dünne Flaum, der sich jetzt an seinem Kinn zeigt, bedarf wohl kaum einer Rasur.

„Klar“, meint Moony und versucht erst zu bleiben. „Mit den Stoppeln, brauchst du nicht mit einem Mädel ausgehen.

Käme nicht gut, was meinst du, Padfoot?“

„Klar, sicher, unbedingt“, erwidere ich und beiße mir auf die Zunge, um nicht lauthals rauszuplatzen.

James nickt eifrig und verschwindet im Bad.

„Meinst du, ich hätte ihm den Zauber fürs Rasieren zeigen sollen?“ kichert Moony in sich hinein. „Das ist doch sicher das erste Mal, dass er sich rasieren muss, oder?“

„Yeah, zu beidem“, lache ich in mich hinein. „Ich halte schon mal die Heilzauber bereit, wenn er wieder kommt.“

„Du hattest nie Probleme damit, oder?“ will Moony wissen.

„Die paar Härchen, die mir wachsen, puste ich doch glatt so weg, aber wie kommst du damit klar?“ erwidere ich.

„Kleiner Zauber, immer glatt rasiert, stand in dem Buch“, meint er und demonstriert ihn.

Erst jetzt fällt mir auf, dass Remus bereits sehr stark der Bart wächst. Man sieht es nur nicht so sehr, weil er so helle Haare hat und er sich immer sehr pflegt.

„Hast ihn wohl wirklich noch nicht sehr nötig, oder?“ fügt er an.

„Nee, aber irgendwann werde ich ihn sicher auch brauchen. Danke Mann, dass du mich nicht auflaufen lässt, wie James eben…“

„Mensch, Padfoot, ich denke, es wird kaum einen Unterschied machen, ob er sich rasiert oder nicht…“

„Oh doch, macht es“, kommt die jämmerliche Antwort von der Tür.

James ist wieder da und er sieht aus, als hätte er eine ernsthafte Auseinandersetzung mit einer Rasierklinge gehabt.

„Das übe ich besser noch ein bisschen“, murmelt er kläglich. „Vielleicht an `nem Kürbis oder so, der blutet wenigstens nicht…“

„Komm her Prongs“, kichere ich. „Lass mich das wieder in Ordnung bringen.“

Ich zücke meinen Stab und schließe die blutigen Schnitte. Remus macht ein Taschentuch am Wasserspender nass und wischt ihm das Gesicht sauber.

„Jetzt bist du wieder vorzeigbar“, meint er. „Lily wird begeistert von der Mühe sein, die du dir für sie gemacht hast…“

„Ihr zieht mich auf…“ meint James.

„Yeah“, erwidere ich. „Mann, wozu willst du dich rasieren, bei dem bisschen Flaum der dir wächst?“

„Aber das kratzt doch sicher beim Küssen, oder?“

Ich kraule ihm spöttisch das Kinn und erwidere:

„Nee, weich wie `n Babypopo…“

James Sinn für Unsinn bricht durch und er beginnt schallend zu lachen.

„Alles klar, ihr beide, habs verstanden. Ich hör auf, mich wie ein Platzhirsch aufzuführen“, prustet er und zerwuschelt sein Haar.

„Wird besser sein“, wirft Remus ein. „Sonst denkt Lily noch, sie wäre mit dem Falschen unterwegs…“

James winkt ab und verlässt den Schlafsaal.

„Du hast Recht“, wendet Moony sich an mich. „Manchmal braucht er wirklich `nen Dämpfer.“

„Yeah“, gebe ich zurück. „Manchmal schon…

Lass uns sehen, wo Peter steckt und dann auch ins Dorf gehen…“
 

Peter ist sofort mit dabei, aber er vermisst natürlich James. Den ganzen Weg hinunter in den Ort nervt er uns damit.

„Warum ist James nicht mitgekommen?“ mault er gerade.

„Mann, Wurmschwanz, so dämlich kannst doch nicht mal du sein“, entgegne ich. „Kannst du dir das denn nicht denken?“

Er nervt schon wieder mal schrecklich, seit Sara ihn so hat abfahren lassen, will er nämlich nichts mehr von Mädchen wissen…

„Mensch, Moony, erklär du ihm die Sache, ich geb´s auf“, füge ich an.

Remus kichert in sich hinein. Er ist heute schon den ganzen Tag in einer recht spöttischen Laune und jetzt wird Peter zu seinem Opfer.

Moony würde nie jemanden absichtlich beleidigen oder verletzen, das ist nicht seine Art.

Aber zuerst James Gockelgehabe und nun Peters dusslige Ahnungslosigkeit, das reizt wohl selbst ihn zu sehr…

„Also Peter, mein Lieber“, setzt er an und ahmt dabei McGonagalls Tonfall nach, wenn sie bemerkt, dass Peter mal wieder zu sehr auf der Leitung steht. „Es gibt da Bienchen und Blümchen und wenn die hübschen Blümchen sich fortpflanzen wollen, dann brauchen sie die fleißigen Bienchen dazu.“

Ich kann nicht mehr. Diese McGonagall Stimme in Verbindung mit diesem Quatsch ist einfach zu gut.

Ich gehe vor Lachen in die Knie und hämmere hilflos mit der Faust auf den Boden.

„Mach weiter, Moony“, pruste ich. „Mann, Remus, das ist zu komisch.“

Noch komischer ist jedoch Peters Blick, den er mir und Remus zuwirft. Er scheint nicht zu begreifen, dass wir ihn verarschen.

„Remus, was meinst du damit?“ platzt er heraus. „Was soll das heißen?“

„Ich rede von Jungs und Mädels“, erwidert Remus und versucht ernst zu bleiben. „Dass die auch mal alleine was mit einander unternehmen wollen.

Du solltest doch wissen, wie das ist, oder? Ich rede von Lily und James. Selbst du solltest mitbekommen haben, dass Prongs schon seit Jahren in sie verknallt ist, oder?“

„Aber wir haben uns doch schon so oft mit Lily in Hogsmeade getroffen, warum dann heute nicht?“ will Peter wissen und klingt enttäuscht.

Remus seufzt. So dämlich stellt Peter sich doch sonst nicht an und auch er hat oft alleine was mit Sara unternommen.

„Die beiden wollen alleine sein, Peter“, erwidert er. „Solltest du doch verstehen können, Mann. Stell dich doch nicht so an… Wir müssen doch nicht überall dabei sein…“

„Aber…?“ platzt Peter dazwischen.

„Schluss jetzt“, unterbreche ich ihn. „James geht mit Lily aus und wir lassen sie dabei in Ruhe. So einfach ist das, klar?“

Peter murmelt etwas in seinen nichtvorhandenen Bart hinein, gibt aber endlich Ruhe.
 

Erneut wurden wir belauscht. Severus und Morchie waren hinter uns und haben eine Menge von dieser Unterhaltung gehört.

Hat ihn wohl sehr getroffen, dass seine Angebetete nun in festen Händen ist.

Shit, Mann, selbst Schuld.

Du hättest sie nicht so übel beleidigen sollen…

Aber dennoch hat Severus mein Mitgefühl.

Da verknallt er sich schon mal in jemanden und dann wird seine Zuneigung nicht erwidert.

Wäre es anders gekommen, wenn er unser Freund gewesen wäre?

Vielleicht.

Um unsere Bande schwirrten immer eine Menge Mädchen rum und wenn sogar Peter eine abbekommen hat, wäre sicher auch eine für Severus dabei gewesen.

Und vielleicht sogar für Morchie…

Obwohl Letzterer sich nie über einen Mangel an weiblicher Gesellschaft beschweren musste.

Aber das hat ihn nie gekümmert.

Er stand da wohl eher auf einen Anderen…
 

Da James mit Lily in die Drei Besen will, haben wir uns entschlossen ins Hogs Head zu gehen. Wir waren noch nie dort, denn es handelt sich um einen unglaublich schäbigen und dreckigen Laden. Heute halten wir es jedoch für recht abenteuerlich…

Das wird es auch, aber anders als wir es uns vorgestellt hätten.

Die Gläser in diesem Pub sind so unglaublich schmutzig, dass es alleine ein Abenteuer ist, daraus zu trinken. Ein unglaubliches Völkchen hängt hier ab.

Die meisten haben ihre Kapuzen tief in die Gesichter gezogen. Diejenigen, die beieinander an einem Tisch sitzen, scheinen tuschelnd irgendwelche heimlichen Geschäfte zu besprechen.

Es sind keine weiteren Personen in unserem Alter in dem Pub.

Wir setzen uns an einen staubigen Tisch und Peter geht zum Tresen, um Butterbier für uns zu besorgen.

Remus gute Laune scheint wieder verebbt zu sein und er starrt ein wenig trübsinnig vor sich hin.

„Was ist Moony?“ will ich wissen.

„Hilft nicht viel“, murmelt der. „Blödsinn zu machen, meine ich. Ich bekomme die Potters einfach nicht aus meinen Gedanken…“

„Yeah“, erwidere ich. „Hilft echt nicht. Wusste ich

aber schon, du weist schon, von damals…“

„Yeah“, entgegnet Remus. „Aber wie kommen wir nur wieder aus diesem Loch raus?“

„Vielleicht sollten wir ihnen schreiben“, schlage ich vor. „Wie es ihnen geht und so.“

„Ist einen Versuch wert“, meint Moony. „Wir sollten mit James darüber reden, sobald der wieder seinen Kopf von Lily wegbekommen kann.“

„Wir sollten ihm aber sicher nicht den Spaß verderben. Lassen wir ihn erst mal sein Date genießen.

In den zwei Wochen Ferien haben wir noch genug Zeit dafür.“

„OK“, erwidert er knapp, denn Peter kommt mit dem Bier zurück.

Er hat Mühe, die drei Gläser zu tragen und wir können sie ihm gerade noch abnehmen, bevor er das ganze Bier über den Tisch kippt.

„Ihr seht so ernst aus“, meint er und klingt plötzlich auch selbst nicht mehr so kindisch.

Wir haben ihm nichts von dieser Sache erzählt.

Wie gesagt, Peter muss nicht alles wissen…

Remus wirft mir einen Blick zu und ich nicke.

„Erklär du´s ihm“, meine ich knapp.

Remus erzählt.

Nicht ausführlich, aber dennoch genug, dass Peter sich ein Bild davon machen kann.

„Aber – aber, warum seid ihr beide dann so traurig?“ fragt er verständnislos.

„Hast es nicht verstanden, oder?“ erwidere ich. „Für Moony und mich sind die Potters auch unsere Eltern, Mann.

Remus Leute leben seit einem Jahr nicht mehr und ich bin vor anderthalb Jahren Zuhause rausgeflogen. Wir haben keine Familie mehr außer den Potters. Niemand…“

Peter glotzt uns mit großen Augen an.

„Das – das – wusste ich nicht. Ihr habt nie was gesagt…“ stammelt er.

„Du warst nie in Godrics Hollow dabei“, erwidert Moony. „Wie solltest du also?“

„Wir drei“, murmle ich. „Wir haben nur noch uns. Nun, Moony ist erwachsen und bei mir dauert es auch nicht mehr lange, aber bei James ist es noch fast ein Jahr, er ist grade mal sechzehn. Er liebt seine Eltern über alles und es berührt uns schon alleine aus diesem Grund.

Er ist unser Freund und wir werden ihm immer beistehen…“

Peter wirft uns einen eigenartigen Blick zu und nickt, aber er sagt kein Wort mehr zu diesem Thema…
 

Wahrscheinlich war er beleidigt, dass wir ihn irgendwie ausgeschlossen hatten. Er wusste nur sehr wenig, von den Dingen, die wir in Godrics Hollow miteinander unternommen haben. Er war nie mit dabei. Wollte immer nur heim zu seiner Mutter.
 

War das der Tag, wo er begann zu überlegen, ob er sich andere Freunde suchen sollte?

Stärkere Freunde, mächtige Freunde, finstere Freunde.

Vielleicht liegt ein Teil der Schuld auch bei uns, aber wir dachten uns nichts dabei.

Peter war immer nur ein Anhängsel für uns, weniger ein echter Freund oder gar Vertrauter…

Außerdem war er die letzten fünf Jahre immer anstrengender geworden. Es war nicht so, dass wir ihn nicht mochten, aber wir konnten ihn auch nie wirklich für voll nehmen…

Seine mangelnden magischen Fähigkeiten, seine Art sich aufzuspielen und James und mir zu huldigen.

Seine nervende Art, uns zu drängen ihm zu helfen, ohne selbst seinen Teil dazu beizutragen…

Außerdem neigte er sehr dazu, über alles Mögliche zu klatschen und wilde Gerüchte in die Welt zu setzen, nur um sich wichtig zu machen…

Shit, Peter, wir haben dich nie wirklich gekannt und haben dir selbst dann noch in einigen wichtigen Punkten vertraut, als du dieses Vertrauen längst nicht mehr verdient hattest…

Traurige Weihnachten
 

Peter ist nach Hause gefahren, ebenso wie Lily.

Wir sitzen zusammen am Feuer am Gemeinschaftsraum und reden mit James darüber, einen Brief an seine Eltern zu schreiben.

„Yeah“, erwidert er. „Ich wollte Mum schon besuchen, aber sie hat es uns doch verboten. Aber ein Brief ist mit Sicherheit eine gute Idee.

Dad sollten wir wohl besser nicht schreiben, wer weis, wo er steckt und ob wir ihn nicht in Gefahr bringen, wenn wir ihm eine Eule schicken.“

Remus brummt zustimmend.

„Gut überlegt“, erwidert er. „Aber deiner Mum möchte ich unbedingt schreiben. Wir erfahren hier so wenig. Ich möchte zu gerne wissen, ob es ihr wenigstens halbwegs geht.“

James besorgt sich ein Pergament und beginnt zu schreiben:
 

Liebe Mum,

wir hoffen, dir geht es besser. Wir drei machen uns große Sorgen um dich. Bitte, lass doch zu, dass wir dich besuchen. Du fehlst uns und wir vermissen dich so sehr. Schreib uns doch wenigstens ein paar Zeilen, damit wir wenigstens über Eulenpost in Verbindung bleiben können. Wir haben nur ein paar spärliche Zeilen von Dad bekommen und sind völlig im Dunklen. Er hat immer gemeint, es sei besser, ihm nicht zu antworten, für den Fall dass er im Geheimen operieren muss. Er meint immer, er würde sich melden, wenn er es für sicher hält. Aber das scheint schon recht lange nicht mehr der Fall zu sein. Ach, Mum, wir lieben dich und möchten sicher gehen, dass es dir gut geht…
 

Alles Liebe

Deine Söhne

James

Sirius

Remus

Wir schicken die alte Schuhu mit dem Brief los. Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als auf eine Antwort zu warten.

James holt das Schachbrett hervor und Remus zeigt uns, wie man richtig spielt. James und ich haben bisher kaum mehr getan, als die Figuren auf den Feldern hin und her zu schieben und uns darüber zu freuen, wenn sie sich gegenseitig niedergemetzelt haben.

Moony kann wirklich gut spielen und beweist uns das auch. Keiner von uns beiden hat auch nur die geringste Chance ihn zu besiegen, aber wir lernen schnell…
 

Es dauert drei Tage, bis Schuhu zurückkommt.
 

Es ist schon recht spät, als es an das Fenster des Gemeinschaftsraums pocht. James springt eilig auf und läßt sein Käuzchen herein.

Schuhu ist voller Schnee und beutelt sich ab, dann streckt sie ihr Bein aus und lässt James die Schriftrolle entfernen. Kaum hat er sie davon befreit, flattert sie zum Kaminrost und wärmt sich das nasse Gefieder auf.

Eilig entrollt James den Brief und beginnt zu lesen. Doch schon kurz darauf lässt er ihn sinken und starrt ins Leere.

Ich entwinde das Pergament seinen schlaffen Fingern und beuge mich gemeinsam mit Remus darüber:
 

Sehr geehrter Mr Potter,

Sehr geehrter Mr Black,

Sehr geehrter Mr Lupin,

leider ist Mrs Potter nicht mehr in der Lage, ihnen zu antworten. Ihr Zustand wird von Tag zu Tag schlechter. Die meiste Zeit weis sie kaum mehr, wer sie ist, noch wo sie sich befindet. Hat sie einen lichten Moment, spricht sie nur von ihnen dreien und ihrem geliebten Mann. Aber auch dies wird immer seltener. Ich kann Ihnen von einem Besuch nur abraten, da sie darüber schrecklich aufregen würde, wenn sie klar im Kopf ist. Anderen Falls würde sie Sie erst gar nicht erkennen. Es tut mir sehr leid, ihnen keine besseren Nachrichten zukommen lassen zu können.

Sie sind alle drei nahezu erwachsen, bitte machen sie sich keine zu großen Sorgen, denn Mrs Potter ist glücklich, selbst wenn sie sich ihrer Umgebung kaum mehr bewusst ist. Es schient fast, als sei sie bereits in einer besseren Welt…

Ich werde mich in Zukunft regelmäßig in Verbindung setzten und sie über Mrs Potters Zustand auf dem Laufenden halten.
 

Mit freundlichen Grüßen

Heiler Farwick

Wir werfen uns einen entsetzten Blick zu.

„James“, murmelt Moony. „Himmel, Kumpel, damit hat keiner von uns gerechnet, als wir dich gebeten haben, ihr zu schreiben…“

„Weis ich doch“, seufzt James. „Ich wollte doch auch wissen, wie es ihr geht. Jetzt bekommen wir wenigstens regelmäßig Nachrichten über ihren Zustand und müssen nicht länger im Dunkeln tappen.“

„Mum“, wispere ich. „Ach, Mum…“

Ich liebe diese Frau so sehr, wie man nur eine gute Mutter lieben kann. Es reißt und fetzt in meinem Inneren, als würde etwas mein Herz zermalmen. Meine Augen brennen, aber mir fehlen die Tränen.

Jetzt verstehe ich, was Moony damals damit gemeint hat, sowas sei zu schlimm für Tränen.

Ich werfe einen Blick auf Prongs. Er starrt vor sich hin und auch seine Augen sind trocken und sehen aus, wie glühende Kohlen.

Moonys Gesicht sieht aus, wie aus Stein gemeißelt.

Es ist völlig starr und ausdruckslos. Sein Blick reicht in die Unendlichkeit.

„Wir sollten mit Dumbledore über das alles reden. Er sollte es wissen, wenn das Schlimmste eintritt“, schlägt Moony vor.

James nickt mechanisch und ich murmle tonlos: “Yeah.“

Wie ein Mann stehen wir auf und machen uns zum Büro des Direktors auf.

Dumbledore
 

Irgendwie scheint er uns bereits erwartet zu haben, denn kaum sind wir am Gargoyle angekommen, der sein Büro bewacht, öffnet der sich ohne Passwort und Dumbledores Stimme ertönt:

„Kommt rauf Jungs, ich habe Zeit für euch…“

Die Wendeltreppe trägt uns wie von selbst nach oben und wir betreten sein Büro.

Er wirft uns einen sehr traurigen Blick zu und schwingt seinen Stab, um drei Stühle zum Erscheinen zu bringen.

„Setzt euch, Jungs.

Heiler Farwick hat auch an mich geschrieben und ich habe bereits mit euch gerechnet.

Ich stehe schon seit vielen Jahren mit dem alten Potter in Verbindung und weis über einiges Bescheid.

Ich denke nicht, dass er mir je alles mitgeteilt hat, was ihr so in euren Ferien getrieben habt, aber doch eine ganze Menge.

Ich kenne eure Anlagen und Fähigkeiten und ich weis auch, dass der alte Potter euch ausgebildet hat. Als er sich im Sommer aufmachte, um Voldemort zu jagen, hat er mir die Verantwortung für euch drei übergeben. Ich habe mich bisher nie eingemischt, da ihr alleine mit allem fertig zu werden scheint.

Aber jetzt braucht ihr Hilfe, oder?“

Wir nicken.

„Ja, Sir“, erwidert Remus. Er ist der einzige von uns, der momentan noch halbwegs sprechen kann. „Wir wissen nichts über den Verbleib von Mr Potter und was Mrs Potter betrifft – nun – wenn Heiler Farwick ihnen geschrieben hat, haben sie eine recht genaue Vorstellung davon, was uns jetzt bewegt.

Wir machen uns schon seit dem Sommer nur noch Sorgen um die beiden und bekommen unsere Köpfe einfach nicht frei…“

Dumbledore seufzt.

„Ihr kennt die üble Lage in unserer Welt?“ fragt er. Wir nicken. „Dann wisst ihr, wie wichtig die Aufgabe des alten Potter ist?“ Er wartet unsere Bestätigung ab. „Kann ich auf eure Diskretion zählen?“

Wir murmeln unsere Zustimmung…

Und was er uns dann erzählt, ändert alles.

„Dieser Lord Voldemort … Ich kenne ihn gut...

Einst war er Schüler an Hogwarts. Sein richtiger Name ist Tom Riddle und er war schon immer hinter Macht her.

Er war ein guter Schüler und ein Liebling von Armando Dippet, meinem Vorgänger, weil er so brillant war, weil er ein Waise war und weil er ihm Leid tat.

Ich habe ihm jedoch nie getraut.

Er hatte immer etwas an sich, was ihn nicht vertrauenswürdig erscheinen ließ.

Nun, er verließ Hogwarts vor nahezu vierzig Jahren und wurde zum Dunklen Lord, legte sich den Namen Voldemort zu und veränderte sein Aussehen so sehr, dass niemand mehr den einst so gut aussehenden Burschen wieder erkennen konnte. Dann begann er Anhänger um sich zu scharen.

Leute, die dachten, wie er. Leute, die sich beschwatzen, erpressen oder verzaubern ließen. Jetzt verfügt er über eine regelrechte Armee.

Ich denke, ihr wisst bereits, dass er begonnen hat Leute zu ermorden, die sich ihm nicht anschließen wollen, oder ihn sogar offen bekämpfen. Das Ministerium ist nahezu machtlos, da niemand weis, wer selbst von diesen Personen noch auf der guten Seite steht oder wer bereits von den Dunklen Mächten vergiftet ist.

Nun, von einigen wenigen, weis ich mit Sicherheit, dass wir auf sie zählen können.

Dein Vater, James, ist einer davon, ein anderer war Sirius Onkel Alphard und dann gibt es noch Alastor Moody.

Aber wem wir dort sonst noch vertrauen können...?“ er zuckt die Achseln.

„Die Alten sterben, werden ermordet oder sind einfach nicht mehr in der Lage zu kämpfen.

Die Jungen?

Wer weis schon, wer von ihnen zuverlässig ist…

Nun, ich habe eine wichtige Aufgabe für euch drei, wenn ihr sie haben wollt, denn ich denke ich kann euch vertrauen…“

„Jetzt und immer“, platzt es aus uns dreien heraus und Dumbledore nickt zufrieden.

„Ihr seid nicht dumm und ich denke, ihr habt euch bereits eure Gedanken gemacht.“ Wir nicken. „Wie denkt ihr über diese ganze Angelegenheit?“

Moony kramt in seiner Robe herum und bringt das Pergament mit dem Pakt der Wolfsbrüder zum Vorschein.

„Ich nehme an, Sir, sie können die alten Runen lesen“, sagt er. „Ich denke, das wird ihnen am besten zeigen, was wir von der ganzen Sache halten…“

Dumbledore öffnet das abgegriffene Pergament und liest. Er murmelt vor sich hin und schließlich nickt er.

„Das hatte ich gehofft, aber ich hatte nicht erwartet, dass ihr dem Lauf der Dinge so weit voraus seid. Gut.

Ich möchte, dass ihr über meinen Vorschlag genau nachdenkt und mir dann eine Antwort gebt: Ich brauche – vorerst hier in der Schule - Leute, auf die ich mich vollkommen verlassen kann. Leute, die sich um die anderen Schüler kümmern. Ich weis von Sirius und James, dass sie rechte Tollköpfe sein können, aber Remus hat sich bereits meines Vertrauens als würdig erwiesen.

Als erstes brauche ich fürs nächste Jahr Schulsprecher, die sich um die jüngeren Schüler vertrauensvoll kümmern werden.

Personen, deren magische Fähigkeiten groß genug sind, um sich gegen Widrigkeiten verteidigen können, die auch mal unkonventionelle Lösungen für ungewöhnliche Probleme finden können und die über Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen verfügen.

Denn ich befürchte, dass es in den nächsten Jahren noch viel schlimmer werden wird, bevor wir wirklich etwas gegen Voldemort unternehmen können.

Wir werden später eine Art Armee gegen die Dunklen Mächte benötigen. Noch seid ihr in der Schule, aber wenn ihr mit Hogwarts fertig seid, was habt ihr dann vor?“

„Quidditch und schwarze Magier jagen“, murmelt James. „Ich denke, wenn ich in einer großen Mannschaft spiele, komme ich weit genug im ganzen Land herum, um einiges herauszufinden. Wer traut schon einem Sportler zu, dass er mehr kann, als seinen Sport. Ich halte das für eine gute Tarnung für eine Menge Dinge.“

„Ich dachte daran, Auror zu werden“, erwidere ich. „Aber bei dem Ruf meiner Familie, dürfte das im Moment keine so geniale Idee sein…

Nun, dank Onkel Alphard, verfüge ich über genug Gold, um eine Weile ohne Job über die Runden zu kommen.

Aber in erster Linie hatte ich vor, schwarze Magier zu jagen. Wegen Onkel Alphard…“

„Ich weis nicht, was ich einmal werden kann“, schließt sich Moony an. „Sie kennen mein Problem mit dem Werwolf. Es ist zwar nicht allgemein bekannt, aber jeder Arbeitgeber bekommt über kurz oder lang mit, dass ich bei jedem Vollmond krank bin. Was auch immer sie von mir erwarten, Sir, ich werde es tun.“

Dumbledore hat sich unsere Antworten sehr genau angehört.

„Nun, wer von euch drei, macht mir nächstes Jahr den Schulsprecher?“ will er wissen.

Remus schüttelt den Kopf.

„Ich besser nicht“, meint er. „Der Werwolf, sie verstehen schon…“

„Ich auch nicht“, schließe ich mich an. „Wegen meiner Familie. Es gibt zu viele, die mir wegen meines Namens nicht ganz trauen.“

„Ich mache es“, erwidert James. „Ich denke, ich kann auf die Unterstützung meiner Brüder zählen, oder?“

Wir nicken bestimmt.

„Und wen würdet ihr als weiblichen Schulsprecher vorschlagen?“ fragt Dumbledore weiter.

Darauf gibt es nur eine Antwort und wir geben sie mit einer Stimme: „Lily Evans!“

„Lily Evans? So, so? Könnt ihr das auch begründen, oder seid ihr nur alle drei in sie – nun – verknallt?“

„Das auch ein wenig“, erwidert Remus. „Nun, James wohl am meisten. Aber das ist nicht der Grund.

Lily ist eine großartige Hexe, sie ist intelligent und schlau. Sie ist stark, zuverlässig und weis genau, was sie will und was nicht.

Und sie ist muggelstämmig, was wohl auch nicht verkehrt ist, wenn man bedenkt, unter welchem dum-men Vorwand Voldemort Anhänger rekrutiert.“

Dumbledore scheint mit Remus Ausführungen mehr als nur zufrieden zu sein.

„Ihr habt bereits eure eigenen Überlegungen angestellt, oder?“

Wir nicken erneut.

„Gut, Jungs, ich kann euch keinen großen Trost bieten, bei dem was euch bedrückt, aber ich kann euch eine neue Aufgabe anbieten.

Kümmert euch um die jüngeren Schüler. Behaltet die Stimmung in der Schule im Auge und nächstes Jahr wird es die Schulsprecher geben, die wir jetzt besprochen haben.

Ich zähle auf euch, Jungs.

Nach dem siebten Jahr habe ich neue Aufgaben für euch, über die ich jetzt noch nicht sprechen möchte. Aber wenn ihr euch als so zuverlässig erweist, wie ich es erwarte, habe ich große Hoffnung, dass wir wirklich eine Chance gegen Voldemort haben.

Geht jetzt schlafen, Jungs und macht euch keine zu großen Sorgen. Wie es kommt, kommt es, wir können nur das Beste draus machen…“

Eigenartig getröstet und beruhigt kehren wir in unseren Turm zurück.

Die neuen Aufgaben, bringen uns wirklich auf andere Gedanken und wir fühlen uns wieder etwas besser.

Wolfsschwester
 

Lily hängt jetzt auch häufiger bei uns ab.

Dumbledore hatte bereits ein Gespräch mit ihr und jetzt hat sie eine Menge Fragen an uns.

Wir sitzen am Feuer im Gemeinschaftsraum und alle anderen, selbst Peter, sind bereits schlafen gegangen.

„Wie stellt ihr euch die Sache vor?“ will sie von uns wissen.

„Nun“, erwidert Remus. „Wir kümmern uns um die Jüngeren, sorgen dafür, dass hier möglichst wenig aus dem Ruder läuft…“

„Aber was ist, wenn wir wirklich kämpfen müssen?“ drängt sie und klingt etwas ängstlich.

„Dann werden wir kämpfen“, platzen James und ich gleichzeitig heraus.

„Kämpfen?“ wiederholt sie etwas zittrig. „Himmel, Jungs, wir sind doch kaum mehr als Kids. Wir können doch gar nicht richtig kämpfen…“

„Doch“, erwidert Moony bestimmt. „Können wir. Wir haben es jahrelang geübt. Immer wenn wir etwas Zeit dafür hatten.“

„Und du glaubst wirklich, das reicht?“ meint sie ungläubig.

„Hol deinen Umhang, James“, murmle ich. „Zeigen wir ihr es. Sonst glaubt sie es uns ja doch nicht.“

Der nickt und ist sofort in Richtung Schlafsaal verschwunden.

„Was habt ihr vor?“ fragt Lily.

„Es gibt einen Raum hier im Schloss, wo wir ungestört üben können“, antworte ich. „Dort werden wir jetzt hingehen und dir zeigen, was wir können.“

„Was, jetzt? Mitten in der Nacht? Ihr habt einen ganz schönen Knall. Was, wenn man uns erwischt? Das gibt gewaltigen Ärger!“

Lily klingt furchtbar besorgt.

„Wir werden nicht erwischt“, erklingt James Stimme plötzlich aus dem Nichts.

Er hat sich unter dem Umhang verborgen an uns herangeschlichen und lässt ihn jetzt von seinen Schultern gleiten.

Der Anblick ist einzigartig. James Gestalt schält sich aus dem Nichts.

Sehr langsam, Stück für Stück.

Prongs hat wirklich einen ausgezeichneten Sinn für theatralische Auftritte.

Lily schnappt keuchend nach Luft.

„Das ist es also!“ platzt sie erstaunt heraus. „Ein Unsichtbarkeits Umhang. Ich rätsle schon seit Jahren, wie ihr es immer wieder geschafft habt, in der Nacht unterwegs zu sein, ohne dabei erwischt zu werden…“

„Jetzt weist du es, Lil“, erwidert James. „Uns allen, auch Dumbledore, ist diese Sache viel zu wichtig. Keine Geheimnisse mehr. Wir weihen dich in alles ein, Liebling.“

Die beiden stehen sich seit einiger Zeit sehr nahe und sind jetzt wirklich ein Paar.

„Komm jetzt mit uns unter den Umhang“, meint er. „Wir gehen in unser Versteck…“

Er wirft den Umhang um uns alle vier und es wird wirklich eng darunter, aber es geht schon.

Wie wir es gewohnt sind, schleichen wir durch mondbeschienen Korridore und Geheimgänge.

Lily scheint überrascht zu sein, aber es gelingt ihr ohne weiteres mit uns Schritt zu halten.

Rasch haben wir den Bedarfsraum erreicht.

„Setz dich, Lil und schau zu“, meint James. „Keine Sorge, hier findet uns keiner, wir benutzen diesen Raum schon seit Jahren.“

Lily drapiert sich elegant auf einem der Sitzkissen im Raum und wir demonstrieren ihr unsere Duelle.

Die ganzen Zauber, die wir jahrelang geübt haben. Als unsere Patronusse durch den Raum gleiten, bleibt ihr der Mund vor Überraschung offen stehen.

„Was – was könnt ihr noch?“

James und ich werden zu Tatze und Krone. Sie wusste bereits von den Animagi, hat sie aber noch nie gesehen.

„Wow“, flüstert sie beeindruckt. „Ich dachte, ihr würdet etwas angeben, als ihr mir damals davon erzählt habt. Aber das ist echt beeindruckend…“

„Wir sind alle drei auch in der Lage zu apparieren“, fügt Moony an. „Nur, das können wir dir hier in Hogwarts nicht vorführen. Die Schutzzauber auf dem Schloss, du verstehst schon…“

Sie nickt.

„Wieviel davon könnt ihr mir beibringen?“ will sie nahezu atemlos wissen.

Wir werfen uns fragende Blicke zu.

„Alles!“ meinen wir mit einer Stimme.

„Und es dürfte einfacher sein, als bei Peter“, murmelt James. „Du bist eine viel bessere Hexe.“

„Wann können wir anfangen?“ platzt Lily heraus. „Gleich jetzt?“

„Wenn du willst“, erwidert James. „Gerne.“

Und wir fangen an…
 

Lily erweist sich wirklich als eine viel bessere Schülerin als Peter. Sie hat bereits mehr Übung und ist viel geschickter, als wir zu hoffen gewagt hatten.

Viele Nächte verbringen wir nun wieder hier in diesem Raum. Nur der Vollmond unterbricht unsere

Übungen.

Lily hat kein Interesse ein Animagus zu werden und diese Übungen bleiben uns daher erspart.

Mit dem Patronus ist das so eine Sache.

Lily beherrscht ihn sehr schnell, aber wir können nicht mit einem Dementor üben, noch nicht mal mit einem Boggart, uns steht einfach keiner zur Verfügung. Ihr Patronus nimmt die Form einer gewaltigen silberweißen Schleiereule an und ist sehr mächtig.

Das kann man spüren, wenn sie vorbeischwebt…
 

Peter ist jetzt nicht mehr dabei.

Klar, sind wir noch mit ihm zusammen, tagsüber und in den Vollmondnächten, aber bei unseren Treffen mit Lily ist er nicht anwesend, er weis noch nicht mal was davon…
 

Unmerklich haben wir uns damals von Peter entfremdet.

Wir hatten andere Dinge vor und Peter hatte kaum Interesse, sich weitere Nächte um die Ohren zu schlagen.

Stück für Stück, immer weiter begann das Verhängnis seinen Anfang zu nehmen, das uns nur wenige Jahre später dann auch ereilte…
 

Kurz vor Ostern haben wir drei Freunde eine wichtige Unterhaltung…

„Wir sollten sie in den Bund aufnehmen“, meint James. „Sie ist so gut wie wir und wir brauchen sie echt … Ich brauche sie, ich liebe sie nämlich wirklich…“

„Yeah“, erwidere ich. „Auch für mich ist sie in den letzten Monaten zu einer kleinen Schwester geworden.“

„Wolfsschwester“, murmelt Moony. „Yeah, gefällt mir…“

Wir haben sie alle drei wirklich verdammt gern.

Es hat sich heraus gestellt, dass wir ihre Brillanz sogar noch unterschätzt haben, ihre Fähigkeiten, ihre Macht. Sie ist wirklich eine wertvolle Ergänzung für unsere Gruppe.

Unser Gesprächsthema hat einige Stühle entfernt bei einigen Freundinnen gesessen und hat ihre Hausaufgaben erledigt. Als die anderen Mädchen ihren eigenen Beschäftigungen nachgehen, kommt sie zu uns herüber.

„Was habt ihr zu tuscheln?“ will sie wissen.

„Es ging um dich“, erwidert Remus wahrheitsgemäß. „Morgen Nacht, im Bedarfsraum, dann erklären wir dir alles. Wir können keine Lauscher riskieren, OK?“

„Gut“, meint sie. „Dann dort…“
 

Das ganze Schloss scheint zu schlafen.

Nun, wir vier sind wach und ich schätze, es gibt noch andere, die nicht in ihren Betten liegen.

Wir wissen von Snivellus, dass er das fast nie tut,

aber der soll uns jetzt nicht kümmern.
 

Wir haben den Bedarfsraum so hergerichtet, wie damals James Dachzimmer. Remus hat eine weitere Abschrift des Bundes angefertigt. Und James schleppt die alten Roben schon die ganze Zeit mit sich rum.

Er hat Schuhu losgeschickt, um noch eine solche Robe in Hogsmeade zu besorgen. Das Käuzchen kommt gerade noch rechtzeitig mit dem Gewünschten zurück.

„Ich hole Lil ab“, meint James, als alles bereit ist und verschwindet durch die Tür.

Remus und ich werfen uns die prächtigen, alten Roben über und warten auf die beiden anderen.

Sie brauchen recht lange.

Lily ist sehr aufgeregt, als sie mit James ankommt. Wahrscheinlich haben sie die günstige Gelegenheit genutzt, um einige heiße Küsse auszutauschen, denn beide sind ein bisschen rot im Gesicht und wirken ziemlich atemlos.

Nun, ich gönne es ihnen.

James holt sich seine Robe und wirft sie über.

„Da, nimm das Ding, Lily“, wende ich mich an sie und gebe ihr die neue Prachtrobe.

„Wow“, meint sie. „Die sind aber schön. Was habt ihr vor? Das wirkt hier alles sehr feierlich.“

Wir haben beschlossen, dass Moony reden soll, weil er das am besten kann und so ist er es, der ihr alles erklärt.

„Wir haben vor einiger Zeit einen Bund geschlossen, als es sich herausstellte, dass weder Sirius noch ich eine Familie haben, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

Die Potters haben uns – nun - adoptiert. Für uns war James schon lange sowas, wie ein Bruder und wir wollten es offiziell machen. Aber das war nicht der einzige Grund für unseren Bund.

Es ging auch darum, die Dunklen Mächte, speziell Voldemort, zu bekämpfen.

Es kommt zu immer mehr Verlusten bei den Leuten, die gegen ihn sind und Sirius Lieblingsonkel war eines seiner ersten Opfer. Wir sind nicht bereit, das zu dulden, wir wollen uns dagegen wehren.“ Er gibt Lily das Pergament, das er für sie geschrieben hat. „Ich denke, du beherrschst die Alten Runen gut genug, um das verstehen zu können. Lies es und wenn du dazu bereit bist, werden wir dich in unseren Bund der Wolfsbrüder als Wolfsschwester mit aufnehmen…“

Schwer atmend vor Aufregung liest sie die Zeilen.

Ihre Zungenspitze steckt in ihrem Mundwinkel, als sie konzentriert die Worte übersetzt.

„Ja“, murmelt sie. „Ja, das ist es wert. Bei einer solchen Sache bin ich nur zu gerne mit dabei. Ich mag euch alle drei sehr. Remus und Sirius, wie Brüder, aber James bedeutet mir noch mehr. Gerne schließe ich mich als eure Schwester diesem Bund an…“

„Dann tritt mit uns in den Kreis und wiederhole unsere Worte“, meint Moony.

Sie nickt begeistert und tritt gemeinsam mit uns in den Flammenring.

Wir sprechen ihr die Worte des Bundes feierlich vor und ebenso feierlich wiederholt sie diese.

Man spürt genau, dass es ihr mit diesem Eid genauso ernst ist, wie uns.

Erneut wird die mächtige, alte Magie frei und die kraftvollen Worte schweißen uns noch weiter zusammen.

Kaum ist der Eid gesprochen, treten wir wieder aus dem Kreis und ein Wind aus dem nirgendwo löscht jegliches Licht im Raum.

Sofort haben wir alle vier - denn auch Lily ist dazu in der Lage - unser Hexenlicht auf der Hand und erhellen damit das Dunkel.

„Wow“, murmelt Lily. „Da war echte Macht dahinter und nicht nur läppischer Hokuspokus.“

Dann umarmt sie jeden von uns und gibt uns einen Kuss auf die Wange, der nur bei James etwas zärtlicher ausfällt.

„Meine Brüder“, murmelt sie. „Danke, Freunde. Solche Brüder wie euch, hätte ich schon immer gerne gehabt. Alle in meiner Familie sind echte Muggel und meine Schwester hasst mich regelrecht dafür, dass ich eine Hexe bin.

Traurig, aber nicht zu ändern. Nun seid ihr drei meine magische Familie.“

Ihre Augen strahlen vor Freude und gleichzeitig rinnen Tränen über ihr Gesicht.

James nimmt sie in den Arm und streicht ihr tröstend übers Haar. Remus und ich wenden uns ab, um diesen innigen Moment nicht zu stören.

Die beiden lieben sich wirklich sehr und ich kann mir kaum etwas vorstellen, was ich meinem kleinen Bruder mehr gönnen würde…

Endlich siebzehn
 

Die Zeit vergeht so wahnsinnig schnell. Lily hat James in den Osterferien zu sich nach Hause eingeladen und er hat, nach einer kurzen Rücksprache mit uns, freudig zugestimmt.

Remus muss sich mal wieder um seine Finanzen kümmern und wir beide haben uns abgesprochen, dass wir nach meinem Geburtstag in die Wohnung wollen, die Onkel Alphard mir hinterlassen hat.
 

In mir ist ein eigenartiges Gefühl.

Endlich bin ich wirklich von meiner üblen Familie frei. Ich will es irgendwie die Welt verkünden, aber dann begnüge ich mich damit, an die geheimnisvolle Quelle im Verbotenen Wald zurückzukehren und es dort auszusprechen.
 

Es ist mitten in der Nacht, als ich mich dorthin aufmache. Ich kenne den Wald wie meine Robentasche und nichts, was sich dort drinnen herumtreibt, macht mir Angst.

Der Frühling hat bereits den Winter besiegt, aber es immer noch recht kalt, zumal bei Nacht. Dennoch lege ich meine Klamotten ab und steige nackt in die eisige Quelle.

Hier ist ein Ort der Macht, wenn ich mich hier von allem lossage, wird es Gültigkeit haben.

Mit ruhiger Stimme spreche ich die Worte, die ich mir zu Recht gelegt habe:

„Ich bin frei. Endlich frei. Das noble und uralte Haus der Black hat keine Macht mehr über mich. Es ist vorbei. Jetzt kann ich endlich mein eigenes Leben führen. Nie mehr muss ich in das verhasste Haus meiner Eltern zurückkehren. Soll Regulus doch ihre schwarze Fackel weiter tragen. Ich trage meine eigene, meine eigene…“

Recht theatralisch hebe ich die Arme und drehe mich um mich selbst, als wolle ich den ganzen Wald anrufen, mein Zeuge zu sein, dass ich kein schwarzer Black bin, sondern nur ich selbst. Dass ich eigene Ziele und Pläne habe, die nichts mit dem uralten und edlen Haus der Black zu tun haben.

Und wirklich, diese pathetische Geste hat Wirkung auf meinen Seelenzustand.

Ich fühle mich endlich frei.

Frei von dem ganzen Dunkel, das mein ganzes Leben lang wie eine drohende Gewitterwolke über mir gehangen hat.

Plötzlich werde ich schrecklich müde, bin regelrecht erschöpft und die Eiseskälte des Wassers dringt bis ins Innere meiner Knochen.

Ich steige aus dem Wasser, lasse mich auf meine Kleidung sinken.

Nachdenklich starre ich in die Dunkelheit.

Ja, ich habe das Richtige getan.

Es war notwendig, das laut auszusprechen.

Ich nicke mir selbst zu, rolle mich auf meiner Robe zusammen und bin auch schon eingeschlafen, kaum dass ich richtig liege…
 

Und wieder war ich nicht alleine.

Wieder hatte mein Ausbruch einen Zeugen.

Den Selben wie das letzte Mal.

Severus war mir aus unerfindlichen Gründen in den Wald gefolgt und hatte alles mit angesehen.

Er muss mich damals fast verzweifelt geliebt und begehrt haben, obwohl er sich sonst wohl nichts aus Männern machte.

Sonst wäre er sicher noch ganz anders mit Morchie zusammen gewesen.

Aber das war er nie.

Er hat in dieser Hinsicht nie verstanden, was der von ihm wollte.

Er sah immer nur einen guten Freund in ihm.

Aber wenigstens das waren die beiden für einander.

Es ist so traurig und schade, dass er es nie verstanden hat.

Hätte ihm viel Einsamkeit erspart, wahrscheinlich beiden…

Stattdessen hing er immer dieser verzweifelten, unerfüllten Hassliebe mir gegenüber nach.

Ich stelle es mir schrecklich vor, sich nach jemanden zu sehnen, von dem man genau weis, dass man ihn nie wird haben können, nie berühren darf, nie auch nur ein normales Wort mit ihm wechseln wird…

Shit, Severus, das ist so verdammt ungerecht, dir gegenüber.

Einmal hast du mich berührt, hast sehnsüchtig meinen Namen geflüstert, hast mir damals wohl auch mein Leben gerettet, ohne dass ich zu Lebzeiten je davon erfuhr.

Wir hätten damals wirklich miteinander reden sollen, nicht nur reden – uns wirklich ernsthaft unterhalten sollen.

Ich denke, du wärst kaum ein schlechterer Freund gewesen als James oder Remus.

Du warst nie ein wirklich schlechter Mensch, nur ein sehr einsamer…

…und diese Einsamkeit hat dich zu deinen späteren Taten getrieben, das und dass man dich nur für deine Tränke achtete und nie als der Mensch, der du warst.

Du hast in deinem Inneren immer sehnsüchtig und verzweifelt nach Achtung und Respekt geschrieen und keiner hat dir das gewährt…

…außer vielleicht Morchie, aber das war wohl zu wenig…

Shit! Was für ein einsames, leeres und elendes Leben hast du jahrelang geführt und dein Stolz hat dich daran gehindert, etwas daran zu ändern…

Auf die richtige Art zu ändern und nicht auf diesen dunklen, üblen Wegen, die du später gewählt hast…
 

Ich erwache im Morgengrauen und mache mich auf, ins Schloss zurück. Jetzt bin ich endlich volljährig und Onkel Alphards Wohnung erwartet mich…

Blacks Spot
 

Am nächsten Abend treffe ich mich mit Moony im Tropfenden Kessel. Erst jetzt ist die Adresse der Wohnung auf Onkel Alphards letztem Brief erschienen und ich weis, wo ich hin muss.

Ich zeige Moony das Pergament und er grinst.

„Dein Onkel hatte schon einen eigenartigen Humor“, meint er. „Blacks Spot, ich bitte dich.“

Ich grinse zurück.

„Mir gefällt´s“, erwidere ich. „Ich finde, das hat was, oder?“

„Na ja, du hattest auch schon immer einen schrägen Humor, also denke ich, es ist für dich wirklich OK.“

Wir sitzen zusammen an einem Tisch und vergönnen uns ein Butterbier.

„Und, wie ist es bei dir gelaufen?“ will ich von Remus wissen.

„Na ja, schlechter als ich gehofft hatte, besser als ich befürchtet hatte“, erwidert er. „Das was ich habe, ist nicht viel, aber wenn ich sparsam bin, wird es reichen, bis ich mit Hogwarts fertig bin. Danach sieht die Sache dann etwas anders aus. Ich werde nie reich oder auch nur wohlhabend sein, aber ich kann mir eine Wohnung leisten und davon leben, wenn ich eine Arbeit finde.

Mach dir keine Sorgen, ich komme schon klar. Es ist nur so, dass man den Kobolden ein wenig auf die Finger schauen muss, sonst schieben sie zu viel in die eigene Tasche.

Gut, dass ich mich etwas mit Arithmantik auskenne, sonst hätten sie mich abgekocht, wie Murtlap Essenz.“

Es muss wohl stimmen, dass er sich sehr einschränken muss. Er trägt schon seit Jahren immer dieselben, alten Roben. Nicht dass er schäbig oder ungepflegt daher kommen würde, aber wenn ich an die Kleidung denke, die James oder ich zur Verfügung haben, dann fällt der Unterschied schon auf.

Er hat meinen musternden Blick bemerkt und zuckt die Schultern.

„So schäbig, wie Snape früher, bin ich dann doch noch nicht und ich werde es hoffentlich auch nie werden“, meint er. „Aber neue Roben sind einfach nicht drin.“

Ich möchte ihm gerne anbieten, ihm zu helfen und wieder einmal liest er fast meine Gedanken.

„Nee, Sirius, das möchte ich nicht. Du brauchst dein Vermögen selbst und ich bezweifle, dass ich dir geliehenes Gold zurückzahlen könnte.

Mach dir keine Sorgen, Bruder, ich komme schon klar, echt…“

„Du mit deinem Gedankenlesen“, murmle ich. „Ich wollt dir das wirklich grade anbieten und ich habe doch eine ganze Menge Gold zu Verfügung. Versteh doch, ich helf dir gerne, wenn du Hilfe brauchst.“

Er seufzt.

„Nun, eine neue Robe könnte ich schon brauchen, aber ich geb dir das Gold zurück, sobald ich es kann, einverstanden?“

„Yeah“, erwidere ich. „Sonst stimmst du ja doch nicht zu. Lass uns losziehen, dann hol ich etwas Gold von den Kobolden und dann zu Madame Malskin, OK?“

Er nickt und wir brechen auf.

Mein Onkel hat mit wirklich ein anständiges Stück Gold hinterlassen und ich mache mir keine Sorgen um meine Zukunft. Irgendeinen Job finde ich bestimmt und dann ist das ein gutes Polster für schlechte Zeiten.

Remus staunt, aber es liegt keinerlei Neid in seinem Blick. Gold hat noch nie eine Rolle in unserer Freundschaft gespielt…

Er will nur eine einzige neue Hogwarts Robe haben und er erklärt sich nicht bereit, mehr von mir anzunehmen, so sehr ich ihm auch zureden will.

„Eine genügt wirklich, Padfoot, mehr brauche ich nicht, OK?“ sagt er immer wieder.

„Na gut, aber sag mir, wenn du doch noch was brauchst, ja?“

„Mach ich“, verspricht er zögernd und ich weis, er wird mich nur um Gold bitten, wenn es echt Mathäii am Letzen ist.

Dann muss ich ihm halt unauffällig etwas unter die Arme greifen. Dass ich mal das Bier zahle oder so und ich muss auch James einweihen…
 

Als wir in der Winkelgasse fertig sind, reisen wir durchs Feuer nach Blacks Spot…

Es handelt sich um eine eigenartige Hütte, irgendwo am Stadtrand von London. Von außen sieht sie nach nichts aus, aber innen ist sie recht geräumig und sehr geschmackvoll, wenn auch etwas exotisch eingerichtet.

Alte, gemütliche Ledersessel stehen an einem Kamin, fremdartige Masken und Artefakte hänge an den Wänden, Tierfelle und ausländische Teppiche liegen auf den Böden.

Das Ganze ist recht ordentlich und aufgeräumt, aber dennoch merkt man deutlich, dass hier nie eine Frau mit Hand angelegt hat.

Die Küche ist winzig, aber sie dürfte für uns genügen, auch wenn wir zu dritt hier abhängen, wie wir es für den Sommer geplant haben.

Es existiert eine verhältnismäßig große Bibliothek im Salon und ein Gästezimmer.

Das Schlafzimmer ist recht klein, wirkt aber mit den blauseidenen Tapeten sehr gemütlich.

Ein schmales Bett steht darin, ein uralter, kunstvoll geschnitzter alter Schrank und ein wunderschöner Schreibtisch mit einem krummbeinigen Stuhl davor.

„Cool“, meint Moony. „Geschmackvoll und gediegen…“

„Yeah, klasse Bude“, erwidere ich. „Sehen wir uns das andere Zimmer an?“

Moony nickt und wir suchen das Gästezimmer auf. Hier ist alles in lichten Erdtönen gehalten und zwei bequeme Betten stehen darin.

„Genug Platz für uns drei“, stelle ich fest. „Ich schaff das andere Bett hier rüber, wenn wir alle da sind. Ich hab keinen Bock, alleine in einem Zimmer zu schlafen, wenn ihr hier seid.“

„Warum eigentlich?“ fragt Moony, zückt seinen Stab und zeichnet ein Bett auf einen freien Platz.

„Lass doch das Ding da drüben, es geht doch auch so, oder?“

Ich lache.

„Klar, so geht das auch.“

„Vergiss nicht, du darfst jetzt offiziell und keiner wird dumme Fragen stellen“, meint er grinsend.

„Richtig“, platze ich heraus. „Muss mich erst dran gewöhnen.“

„Sollen wir mal nachsehen, ob wir ein Abendessen zustande bringen?“ meint er.

„Yeah, ich bekomme Hunger“, entgegne ich. „Aber ich denke kaum, dass noch irgendwas essbar ist, selbst wenn noch Vorräte vorhanden sind. Immerhin ist das Haus schon seit einiger Zeit unbewohnt.“

Wir durchstöbern die Speisekammer.

Sie ist zwar nicht gerade voll, aber auch alles andere als leer.

„Da liegt ein Zauber drauf, der alles frisch hält“, stellt Moony erstaunt fest. „Was sollen wir kochen, Eintopf, einen Auflauf oder magst du was Kaltes?“

„Mann, Moony, glaubst du, du bekommst mit dem Zeug deinen Eintopf zusammen?“ will ich wissen. „Der war nämlich immer echt Klasse.“

Er grinst mich fröhlich an.

„Yeah, sicher, alles da“, erwidert er.

Kartoffel schälen und Gemüse putzen kann ich inzwischen echt gut, aber die eigentliche Zubereitung

überlasse ich dann doch lieber Remus. Bei ihm brennt das Ganze nämlich nicht an…
 

Zum ersten Mal in unserem Leben sind wir hier wirklich ganz auf uns alleine gestellt, aber dafür stellen wir uns gar nicht so übel an.

Der Eintopf ist so lecker, wie ich ihn in Erinnerung habe und wir lassen es uns schmecken.

„Was hast du in den Ferien vor?“ will Remus wissen.

„Ich dachte daran, meine Apparierprüfung abzulegen und dann steht uns offiziell das ganze Land offen“, erwidere ich.

„Gute Idee“, meint er. „Nächste Woche ist Vollmond. Kommst du dann mit in Morties Wald, auch wenn James dieses Mal wo anders ist?“

„Klar“, erwidere ich. „Hatte ich ohnehin vor. Ich lass dich doch nicht alleine, wenn es nicht sein muss…“

„Danke“, meint er mit seinem schiefen Grinsen.

„Ich war echt ganz schön überrascht, als Lily ihn zu sich nach Hause eingeladen hat.“

„Yeah“, erwidere ich. „Aber ich denke, ihr ist die Sache völlig ernst. Ihm übrigens auch. Er hat mal gesagt, sie sei die Frau, die er heiraten will.“

„Yeah“, meint Remus. „Lily Potter – klingt gut.“

„Du magst sie auch sehr, stimmt´s?“ frage ich.

„Sicher, aber eher wie eine kleine Schwester und, wie du weist, ist das auch besser so.“

„Stimmt. Ich bin froh für James, dass er sie endlich erobert hat. Ich hoffe, dass er jetzt nicht mehr wegen ihr auf Snivellus losgeht. Ich denke, es wird Zeit, ihn in Ruhe zu lassen, vorausgesetzt, er lässt uns in Ruhe…“ meine ich.

„Du weist, dass ich schon die längste Zeit versuche, euch das nahe zu legen. Schön, dass du es langsam selbst einsiehst“, erwidert Moony.

Ich zucke die Achseln.

„Ich denke, wir haben in Zukunft wichtigere Dinge vor, als diesen blöden Kleinkrieg weiter zu führen, oder? Würde uns nur von anderen Sachen ablenken, die vielleicht gefährlich werden könnten“, erwidere ich.

Moony nickt nur.

„Ich bin müde, lass uns schlafen gehen, OK?“

„OK, probieren wie die Betten aus…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hotepneith
2006-08-06T21:15:14+00:00 06.08.2006 23:15
Hast du bei der Krankheit von Mrs Potter an Alzheimer gedacht?
Sirius hat es nun geschafft, er sit frei, wenn auch um den preis ,dass sein onkel sterben musste. Ich hatte zwischenrein manchmal das Gefühl, als ob Mr. Potter den Onkel nur vorschieben würde, um selbst das Gold bezahlen zu können, aber dem war ja wohl nicht so.

Und dass Peter langsam eifersüchtig wurde, ist klar. Seine drei anderen Freunde schließen sich enger zusammen, und er ist immer weiter außen vor. Jetzt ist auch noch Lilly dabei.
Aus enttäuschter Liebe entsteht viel Unheil...


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