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Von Jenseits des Schwarzen Schleiers

Sirius Black sieht auf sein Leben von hinter dem Schwarzen Schleier zurück
von

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Ausflug

Ausflug
 

„Himmel“, meint Dad. „Hat sie dir das Teil mitgegeben, mein Junge? Lass es uns in den Schuppen bringen und sehen, was der alte Alphard da für Zauber drauf gelegt hat.“
 

„Nun, es ist recht sicher damit zu fliegen, aber lernen musst du es trotzdem“, erklärt er, als wir dort angekommen sind. „Du hast sogar einen Unsichtbarkeits–Servo, man kann dich also nur damit sehen, wenn du es willst. Setz dich mal drauf…“

Dann erklärt er mir in allen Einzelheiten, wie man das Ding bedient. James und Remus stehen daneben und hören auch genau zu.

„Ihr könnt es heute Nacht ausprobieren, wenn es dunkel ist, aber lasst euch nicht erwischen“, setzt er hinzu.“

„Dad?!“ platzt James heraus.

„Kommt schon, Jungs, ich weis, dass es euch auf den Nägeln brennt. Ginge mir nicht anders, wenn ich so jung wäre, wie ihr und gerade so ein Geschoß bekommen hätte. Hätte mich von nichts davon abbringen lassen…“

„Dad?!“ lasse nun auch ich mich hören.

„Aber, Mr Potter“, murmelt Remus. „Er darf es doch erst fahren, wenn er erwachsen ist, oder?“

„Stimmt, aber du bist erwachsen und du darfst es fahren und Sirius darf es fahren, sobald er sechzehn ist und ein Erwachsener dabei ist. Ich kenne die entsprechenden Muggelgesetze.“

„Aber, Dad, ich werde doch erst zu Ostern sechzehn…“ ich will das Ding natürlich unbedingt fahren, koste es was es wolle, aber dass ich jetzt auch noch die Erlaubnis dazu bekomme…

Mr Potter lacht leise.

„Na und, die paar Monate…

Jungs, ihr solltet mich inzwischen kennen. Ich halte euch für reif und verantwortungsvoll genug, mein Vertrauen nicht zu missbrauchen. Wenn ich daran denke, was ihr in der Magie alles leisten könnt…

Also, soweit es mich betrifft seid ihr erwachsen.

Ich will euch nichts verbieten, auch wenn es nicht ungefährlich ist. Ich will euch immer nur ans Herz legen, vorsichtig zu sein, OK?“

Wir nicken wild. Er packt uns bei der Ehre und da kommen wir nie aus. Es ist das einzige Mittel, uns im Zaun zu halten.
 

Sehr aufgeregt sitzen wir beim Abendessen und können es kaum erwarten, dass es dunkel wird. Es ist zwar Winter, aber es liegt kein Schnee und es wird wirklich früh genug dunkel…
 

„Erst Mal Padfoot, oder?“ meint James. „Ihm gehört das Ding schließlich…“

„Yeah“, meint Remus. „Vergiss nicht den Servo, Sirius…“

Aber ich höre ihn schon gar nicht mehr.

Ich schiebe das Motorrad nach draußen und bringe den Motor zum Laufen. Er macht einen ganz schönen Lärm, aber das spielt keine Rolle.

Ich schwinge mich in den Sattel und fahre los.

Das Ding ist wesentlich schneller als mein Besen und vorerst bleibe ich auf der Straße und auch sichtbar. Der Fahrtwind rauscht durch mein Haar und es ist ein unglaubliches Gefühl.

Zuerst fahre ich recht langsam, aber schließlich drehe ich den Gashebel immer weiter auf und rase regelrecht dahin…

Freiheit … Abenteuer und ein irres Kribbeln in meinen Eiern…

…und es ist saukalt.

Macht nichts, um nichts in der Welt möchte ich darauf verzichten, diese Maschine zu bewegen.

Ich will gerade zu meinen Freunden zurückkehren, als mir ein Fahrzeug entgegen kommt.

Es dauert in der Dunkelheit einige Augenblicke, bis ich als ein Auto der Muggel Polizei erkenne.

Sofort betätige ich den Servo und werde unsichtbar. Dann sehe ich zu, dass ich den Boden verlasse und hebe ab. Es ist noch irrer das Motorrad zu fliegen, als nur damit zu fahren.

Gut, dass ich weis, wie man mit einem Besen umgeht, denn das hilft mir sehr dabei, die Maschine sicher oben zu halten.

Rasch sehe ich zu, dass ich zum Haus der Potters zurückkomme.

Ich bin ohne Licht gefahren und hoffe, dass der Polizist mich nicht gesehen hat, bevor ich unsichtbar werden konnte.

Ich lande wieder bei meinen Freunden und werde wieder sichtbar.

„Wenn ihr auf der Straße fahrt, passt auf, die Polizei ist unterwegs, lasst euch nicht erwischen“, informiere ich meine Freunde.
 

James ist so aufgeregt, dass er mich mit seiner Zappelei sehr an Peter erinnert. Remus bemerkt das auch und grinst sein schiefes Grinsen.

„Prongs als nächster, oder Padfoot?“ meint er.

„Yeah - Da, James, hast du das Ding.“

Der schwingt sich auf die Maschine und tritt sie an. Er gibt sich recht cool und lässig, als wäre das nichts Besonderes.

Er braust los…

Er ist der beste Flieger, den ich je gesehen habe, aber mit dem Motorrad hat er auf der Straße so seine Probleme. Er wechselt dauernd die Fahrbahn und schleudert hin und her. Er fährt beinahe so schlecht, wie Ted. Mit einem Mal wird er unsichtbar und uns wird klar, dass er abheben will.

„Vielleicht kommt er in der Luft besser klar“, murmelt Remus. „Am Boden war das nicht gerade genial,

oder?“

„Nee, echt nicht“, erwidere ich. „endlich mal was, wo er nicht erste Sahne ist.“

„Neidisch?“ will Remus wissen.

„Nee, aber manchmal kann er schon einen Dämpfer gebrauchen, oder?“

„Yeah, damit er nicht größenwahnsinnig wird“, grinst Moony.

Wir beide lieben James, wie einen Bruder, aber es ist schön zu wissen, dass er nicht einfach alles beherrscht, was er anpackt.

Kurz darauf ist er auch schon wieder zurück.

Er bringt das Motorrad schliddernd zum Stehen.

„Nee“, keucht er. „Nee, nicht nochmal … Da ist mir mein Besen lieber … das Ding ist nichts für mich…“

Er steigt mit schlotternden Knien von der Maschine, bockt sie auf und taumelt zur Seite. Dann erbricht er lautstark sein Abendessen.

„Remus?“ frage ich. „Willst du?“

„Yeah, yeah, gerne“, murmelt der.

Er schwingt sich auf die Maschine und prescht los.

Es scheint ihm wesentlich mehr Spaß zu machen, als James…

Ich gehe zu ihm rüber und sehe nach, ob es ihm wieder besser geht.

„Alles wieder klar, Prongs?“ frage ich ihn.

„Geht gleich wieder“, hustet er. „Nee du, das Motorrad ist dein Ding. Ich kann es nicht kontrollieren, da steckt Power dahinter, die ich nicht verstehe, das Ding ist was für Muggel, aber nicht für mich. Ich kann gar nicht verstehen, was du da dran findest…“

„Es ist ein phantastisches Gefühl, es zu fahren und noch schärfer, es zu fliegen“, erwidere ich aufgeregt.

Ich kann nicht begreifen, warum es ihm nicht genauso gefällt, wie mir.

„Mir ist nur schlecht geworden“, murmelt er.

Da kommt Remus wieder zurück und bremst vor uns, dass der Kies in der Einfahrt nur so spritzt.

Er grinst.

„Gefällt mir“, meint er. „Feine Sache das Teil.“

James schaut ihn kopfschüttelnd an.

„Also mir ist mein Besen echt lieber…“ meint er und klingt dabei so sehr nach Peter, dass wir in Lachsalven ausbrechen.

„Wurmschwanz, du hast dich aber verändert“, prustet Remus heraus.

„Yeah, früher warst du doch semmelblond mit Sommersprossen…“ füge ich an.

James bleiben nur zwei Möglichkeiten. Er kann beleidigt sein oder mitlachen. Natürlich gewinnt sein Sinn für Humor die Oberhand und er lacht einfach mit.

„Komm, steig hinter mir auf, Prongs, und ich fliege“, biete ich ihm an.

„Na gut“, meint er. „Aber nur dir zuliebe…“

„Remus“, wende ich mich an Moony, „warum holst du dir nicht meinen Besen und James Umhang und fliegst mit?“

„Gute Idee!“ und schon ist er im Haus verschwunden.

„Aber wie sollen wir und gegenseitig sehen, wenn wir unsichtbar sind?“ will James wissen.

„Dann müssen wir halt dauernd miteinander reden, damit wir zusammenbleiben können, außerdem hört er den Motor…“

Remus ist bereits wieder zurück und ich steige wieder auf mein Motorrad.

„Steig auf, kleiner Bruder, und halt dich gut an mir fest.

Bereit Moony?“

Der nickt.

„Dann los!“

Ich lasse uns unsichtbar werden und Remus hüllt sich in den Umhang. Dann heben wir ab.

Ich fliege nicht volles Tempo, damit Moony dranbleiben kann. James hält sich an mir fest, aber er klammert nicht.

„Und?“ rufe ich ihm zu. „Besser?“

„Yeah“, erwidert er. „Viel besser. So macht das wirklich Spaß. Mitfahren ist OK, aber alleine … Nee du, echt nicht mein Ding.“

„Remus?“ rufe ich. „Bist du da?“

„Yeah“, ist die Antwort. „Direkt an deiner Seite, wie es klingt.“

Wir fliegen und fliegen. Über Straßen, Städte, Wiesen, Felder und Wälder. Es ist eiskalt, aber macht trotzdem riesigen Spaß.

„Lass uns zurückfliegen“, schnattert James mit klappernden Zähnen. „Ich friere hier gleich fest.“

„OK!“ erwidere ich. „Moony? Rückflug!“

„Yeah!“ er klingt, als wäre ihm genauso kalt wie James. Eigenartiger Weise friere ich überhaupt nicht. Nicht, dass mir warm wäre, aber das Gefühl, das das Vibrieren des Motors in mir auslöst überdeckt alles andere.

Nur ungern fliege ich zurück, aber ich will nicht, dass meine Freunde sich nicht wohl fühlen…
 

Bald sind die Ferien zu Ende. Ich bin fast jede Nacht mit meinem Motorrad unterwegs gewesen. Remus und James haben dankend auf weitere Flüge in der Kälte verzichtet, aber ich wollte es mir nicht nehmen lassen.

Die Maschine ist natürlich in Godrics Hollow geblieben. Was zwar sehr schade, aber einfach nicht zu ändern ist.

Mr Potter hat uns noch als Rat für das nächste Trimester mitgegeben, wir sollten ausprobieren, wieviel Magie wir ohne Zauberstab ausüben können.

„Es ist immer besser, sich auch dabei auszukennen“, meinte er. „Man weiss ja nie und schließlich habt ihr einen guten Vorsprung durch eure Animagi…“
 

Dieser Rat und unsere anschließenden Übungen haben mir später eine höllische Zeit sehr erleichtert und mir Dinge ermöglicht, die vor mir noch keiner geschafft hatte…

Immer Trouble mit Peter
 

Da wir in diesem Jahr wichtige Prüfungen schreiben müssen, nimmt der Umfang unserer Hausaufgaben enorme Ausmaße an. Glücklicher Weise müssen weder James noch ich viel lernen und Moony hat seine Nase schon immer in seine Bücher gesteckt.

Nur Peter…

Peter ist ein Kapitel für sich. Immer wieder nimmt er sich vor, jetzt zu lernen, aber immer kommt ihm was dazwischen.

Sara, der Vollmond, Sara, Snivellus … und wenn es nichts davon ist, fällt ihm sicher was anderes ein, warum er gerade nicht lernen kann.

„So kann das nicht weiter gehen“, murmelt Remus, als Peter gerade mal wieder losgezogen ist um sich mit Sara zu treffen. „Ich gönn ihm ja das Mädel, aber wenn er so weiter macht, dann rasselt er durch seine OZE.“

James zuckt die Schultern.

„Es hat mir schon gereicht, mit ihm die Animagi zu pauken“, grummelt er.

„Bitte Moony, verschon uns“, meine ich kopfschüttelnd. „Wir haben es sogar aufgegeben mit ihm das Duellieren zu üben. Er ist einfach hoffnungslos…“

„Muss ich mich alleine drum kümmern?“ fragt Remus beinahe ärgerlich.

„Nee“, erwidern wir unwillig aus einem Mund.

„Shit!“ grollt James. „Ich habs ihm oft genug angeboten…“

„…yeah“, schließe ich mich an. „Aber er hatte jedes Mal eine neue Ausrede. Er ist müde vom letzten Vollmond, er hat ein Date mit Sara oder Snivelly hat ihn so erschreckt, dass seine Nerven flattern und er kann sich nicht konzentrieren…“

„Yeah“, fügt James an. „Ich weis nicht, was er mit Snivellus hat, den sieht man doch kaum mehr und wenn doch…

Diese mickrigen Flüche, die er in letzter Zeit von sich gibt, kratzen uns doch kaum. Sogar Peter sollte damit fertig werden…“

„Ich denke er hat derzeit andere Dinge vor, als sich darum zu kümmern, wen er verfluchen will. Ihr wisst schon, die Sache mit den Zaubertränken, die er verscherbelt“, füge ich an.

„Du meinst, dass er damit wirklich handelt?“ will Remus wissen.

Wenn die Sache wirklich illegal ist, geht es ihn dann doch was an. Er ist immerhin Vertrauensschüler.

„Yeah“, gebe ich zurück. „Die Aussage von Lestrange war eindeutig, aber ich bezweifle, dass du ihm was wirst nachweisen können. Wir wissen doch wohl alle drei, dass er ziemlich schlau ist…“

„Nee“, muss auch James zugeben. „Doof ist der echt nicht. Sein ganzes Wesen hat so was Heimliches, Hinterhältiges…“

Ich winke ab.

„Wir mögen ihn nicht, das war doch schon immer so“, unterbreche ich ihn. „Aber wir sollten versuchen, ihn so zu sehen, wie er ist.“

„In letzter Zeit verteidigst du ihn recht häufig, was Padfoot“, wirft James ein.

„Nee“, erwidere ich. „Ich habe nur angefangen, ihn irgendwie zu respektieren, seit ich ihn damals so unter der Dusche gesehen habe…“

„Das hindert dich aber nicht daran, ihm weiter Streiche zu spielen“, wirft Remus ein.

„Yeah“, brumme ich. „Dafür habe ich auch meine Gründe. Ist es euch nicht aufgefallen, dass wir ihm zwar seltener begegnen, aber er doch mindestens einmal am Tag unsere Pfade kreuzt. Selbst wenn er eigentlich an diesem Ort nichts zu tun hat.“

„Stimmt“, murmelt Remus nachdenklich. „Es wäre ja nicht so, dass es die Bibliothek oder draußen am Gelände wäre, wo er uns über den Weg läuft…“

„Nee, immer an den eigenartigsten Stellen im Schloss“, füge ich an.

„Meinst du er spioniert uns nach?“ will James wissen.

„Yeah, denke schon“, erwidere ich. „Er ist schon seit Jahren hinter uns her. Es könnte sein, dass er mehr weis, als gut für ihn oder uns ist.“

„Denkst du er hat was über die Animagi herausgefunden?“ meint James.

Ich schüttle den Kopf.

„Nee“, entgegne ich „Wir haben uns nie in Sichtweite des Schlosses verwandelt und er kann uns dabei einfach nicht gesehen haben. Aber ich denke, er könnte einen Verdacht in Bezug auf Moony haben.

Wie gesagt, er ist alles andere als dumm und es muss ihm in all den Jahren aufgefallen sein, wie oft Remus krank ist. Lily ist ja auch so draufgekommen…“

„Du meinst er ist meinem Geheimnis auf der Spur?“ seufzt Remus.

„Ich denke, er ahnt zumindest was, wenn er auch mit Sicherheit nichts Bestimmtes weis“, ist meine Antwort.

„Dieses Nachspionieren treib ich ihm aus“, murmelt James. „Irgendwann erwische ich ihn, wenn er es zu weit treibt und sich zu weit vorwagt und dann erteil ich ihm eine Lektion, die er sein ganzes Leben lang nicht vergisst.“

„James“, wirft Remus ein. „Lass das doch…“

„Nee, ich mag das nicht und irgendwann wird alles zu viel“, erwidert der. „Stell dich einfach blind und taub, damit du dann keine Probleme bekommst…“

Remus wirft ihm einen eigenartigen Blick zu, der besagt, dass er die Sache nochmal überdenken wird und sich dann entscheiden wird, wenn es so weit ist.

Peter kommt herein und unterbricht unsere Diskussion.

„Ah, Wurmschwanz“, ruft Moony. „Dein Treffen schon beendet? Dann solltest du mal zu uns kommen und dich mit deinen Büchern befassen. Ich glaube nicht, dass Padfoot und Prongs es dir noch oft anbieten werden, dass sie mit dir lernen und ehrlich gesagt, habe ich auch was Besseres vor, als dir nachzulaufen.“

„Yeah, Peter“, fügt James an. „letztes Angebot…“

„…nimmst du es nicht an“ setze ich hinzu, „bist du auf dich alleine gestellt.“

Peter hat offensichtlich alles andere als so eine Begrüßung erwartet und starrt uns mit offenem Mund an.

Dabei sieht er echt selten dämlich aus.

„M-m-moony, P-p-padfoot, P-p-prongs…“ stottert er erschrocken.

„Hör auf rum zu stammeln und gib eine Antwort“, faucht James.

„Yeah“, setze ich hinzu. „Jetzt!“

Moony wirft ihm einen grimmigen Blick zu.

Peter schaut uns an, als hätte er uns noch nie gesehen.

„Aber – aber – aber…“ stammelt er weiter.

„Himmel, Wurmschwanz“, platzt Remus schließlich der Kragen. „Du bist unser Freund, oder? Wir wollen, dass du deine OZE bestehst, aber wenn du nichts dafür tust, können wir dir auch nicht mehr helfen. Benimm dich doch nicht noch dümmer, als du…“

Er verstummt und schüttelt den Kopf. Es ist offensichtlich, dass er Peter nicht beleidigen will und so beendet er den Satz nicht.

„Gut“, murmelt Peter kleinlaut. „Dann lernen wir halt…“
 

Es wird noch schlimmer, als damals die Sache mit den Animagi. Er kann sich fast nichts Theoretisches merken und vieles bei unseren magischen Studien ist nun mal graue Theorie.

Wir drei wechseln uns bei dieser undankbaren Aufgabe ab, damit keiner von uns zu schnell die Nerven verliert. Die reiben sich nämlich im Laufe der Zeit immer weiter auf.

Selbst James und ich müssen Hausaufgaben machen und bei James kommt auch noch Quidditch Training dazu. Remus wird immer wieder durch die Vollmondnächte unterbrochen und ich werde von Hagrid wieder stärker eingespannt, damit ich nicht auf dumme Gedanken komme, meint er…

Haben wir wirklich mal einen Abend weniger vor, üben wir zaubern ohne Stäbe. Es ist eine harte und schwierige Aufgabe. Klar gibt es Zauber, die auch ohne Stab funktionieren: Einige sehr leichte und natürlich der schwierige Animagus. Aber meistens ist es zufällige und fast unlenkbare Magie, die entsteht, wenn man unter Spannung steht, wütend ist oder Angst hat.

Remus ist jedoch schon bald in der Lage, ein blaues Hexenlicht ohne Stab zu erzeugen und es im äußersten Notfall auch auf den Gegner zu werfen. James kann eine Art Stromschlag erzeugen, wenn ihn jemand festhält und nicht loslassen will.

Und ich, ich lerne mein Ich abzuschirmen, keine leichte Sache, denn der Werwolf ermöglicht es Remus auf eine animalische Art unsere Gefühle und Gedanken zu erahnen und das immer, auch wenn er ein Mensch ist.

Peter lernt nichts von alledem. Wir sind schon froh. Wenn wir ihm den Schulstoff eintrichtern können…

Nochmal gut gegangen
 

Ostern kommt rasend schnell auf uns zu. Aber zuvor ist Vollmond und wir entschließen uns, den in vollen Zügen zu genießen. Die Arbeit ist uns in letzter Zeit dann doch etwas zu viel geworden und wir brauchen dringend eine Pause.
 

Wir sind auf eine Art erschöpft und mit den Nerven runter, dass wir zum ersten Mal unvorsichtig werden.

Wir haben uns entschlossen, dieses Mal das Dorf unsicher zu machen und auch den letzten Winkel zu erforschen.

Womit wir jedoch nicht gerechnet haben, ist, dass Hagrid dort unterwegs war und sich mehr Drinks genehmigt hat, als gut für ihn war.

Er liegt mitten am Weg und schnarcht.

Offensichtlich schläft er hier einen gewaltigen Rausch aus. Moony wittert ihn natürlich als erster. James reagiert sofort und nimmt den Wolf auf die Hörner. Er treibt ihn, so schnell er kann, in Richtung Peitschende Weide.

Peter und ich werden zu Menschen und mühen uns ab, Hagrid nach Hause zu schleifen.

Er wiegt soviel wie ein kleiner Elefant und es ist äußerst mühsam.

Wir brauchen eine halbe Ewigkeit dazu.

Einige Zeit später schließt James sich uns an und es wird etwas leichter.

„Hab Moony unter die Weide zurück gebracht, damit ich euch helfen kann“, keucht er. „Hoffe, er tut sich nichts an. War heute Nacht nicht lange draußen…“

„Hoffen wir das Beste“, erwidere ich atemlos. „Aber Hagrid muss heim…“

Peter sagt nichts, sondern zieht nur ächzend und stöhnend an dem riesigen Körper.

Endlich haben wir die Hütte erreicht und können ihn hinein bugsieren.

Wir sind völlig erschöpft, als er endlich in seinem Bett liegt und beschließen ins Schloss zurück zu kehren um zu schlafen, obwohl es eigentlich noch recht früh ist.

Wir taumeln den Hang hinauf und denken nur noch an unsere warmen, weichen Betten. Der Unsichtbarkeits Umhang liegt vergessen in James Hand und schleift hinter ihm her.

Knarrend öffnet sich die Schlosstür und eine Laterne erscheint im Spalt. So müde er auch ist, James reagiert blitzschnell und wirft den Umhang über uns. Wir drängen uns zusammen und verharren auf der Stelle.

Im Lichtkegel erscheint Filch und starrt ins dunkle Gelände hinaus. Seine Katze streicht ihm um die Beine. Sie schient Witterung von uns zu bekommen, denn sie verschwindet eilends.

Sie hat wohl das Cat-on-the-Run immer noch nicht vergessen…

Das ist unser Glück.

Filch murmelt unzufrieden etwas vor sich hin, schwenkt nochmals die Lampe und verschwindet dann mit schlurfenden Schritten im schlafenden Schloss.

Es dauert einige Zeit, bis wir es wagen, ihm zu folgen…

Die Karte des Herumtreibers
 

Am nächsten Tag ist Hogsmeade Wochenende und Remus ruht sich vom Vollmond aus. Wir haben ihn kurz im Krankenflügel besucht und er hat die Nacht gut überstanden. Er meinte nur, er sei müde und wolle nichts als schlafen.
 

Obwohl wir nicht besonders froh darüber sind, haben wir Peter mitgenommen. Wenigstens gestern hat er sich dabei als nützlich erwiesen, Hagrid nach Hause zu bringen…

Diese Ereignisse sind auch Thema unserer jetzigen Unterhaltung.

„War gestern ein ganz schönes Dings, stimmt´s Prongs?“ meine ich gerade.

Ich bin immer noch nicht ganz wach und gähne.

„Yeah“, erwidert er und gähnt ebenfalls. „Ganz schön knapp. Kam aber nicht schlecht, Padfoot.“

Peter hat sich immer noch nicht ganz darüber beruhigt, dass Filch uns beinahe erwischt hätte und piepst ängstlich.

„Also mir war das etwas zu knapp, wisst ihr?“

„Weist du was, Wurmschwanz“, werfe ich ein, „so weinig ich den alten Snivellus mag, mit einem hat er Recht, du bist wirklich ein echter Angsthase!“

Er nervt mich in letzter Zeit so sehr, dass ich recht schnell mit ihm die Geduld verliere…

James kichert gähnend. Auch er ist noch immer schrecklich müde.

„So ganz Unrecht hat Peter dann aber doch nicht“, erwidert er nachdenklich. „Wir sollten etwas erfinden, was uns mitteilt, wer im Gelände unterwegs ist, so dass wir ihm aus dem Weg gehen können.“

„Hhm, nicht nur im Gelände“, meine ich. „Auch im Schloss und nur Eingeweihte sollten es verwenden können.“

„Yeah“, gibt er zurück. „Keine schlechte Idee.“
 

Wir wurden schon wieder mal belauscht!

Also wirklich, zu dieser Zeit war Severus so oft in unserer Nähe, dass es schon wirklich nach Absicht aussah.

Er hat zwar eine Menge gehört, aber bei weitem nicht alles verstanden und darüber kann ich auch heute nur froh sein. Hätte er die Sache mit den Animagi erfahren, hätte er wohl kaum geschwiegen, wie er es sonst tat.

Die Sache wäre dann doch einfach zu groß gewesen…
 

„Wie wäre es mit einer Art Karte“, piepst Peter. „Irgendwie verzaubert oder so…“

Er klingt unsicher, aber die Idee ist wirklich gut.

„Yeah“, murmelt James nachdenklich. „Eine Karte, die alle Flure, Etagen, Zimmer und auch die Geheimgänge von Hogwarts und auch das ganze Gelände zeigt…“

„Und die Leute, die sich dort bewegen“, füge ich hinzu. „Hätten wir sowas schon gestern gehabt, wären wir erst gar nicht in diese dumme Situation geraten.“

„Hhm“, brummt James. „Und ein Zauber, der alles unsichtbar macht, wenn wir es nicht mehr brauchen.“

„Und einer, der alles wieder sichtbar macht, wenn wir Informationen haben wollen“, füge ich hinzu.

„Vielleicht eine Art kompliziertes Passwort“, überlegt James.

„Ich hätte da eins“, piepst Peter.

Wir werfen ihm einen fragenden Blick zu.

„Wie wär´s mit ‚Ich erkläre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin’,“ schlägt er vor.

Wir platzen lachend heraus.

„Klasse“, kichert James.

„Gefällt mir“, pruste ich.

„Und wenn wir sie nicht mehr brauchen, dann vielleicht der Satz: Unheil angerichtet.

Und jeder, der versucht auf eine andere Art versucht, Zugang zu den Geheimnissen der Karte zu bekommen, sollte auf eine passende Art beleidigt werden“, fügt Peter noch an.

„Mann“, meint James. „Heute bist du aber echt gut drauf, Wurmschwanz, so klasse Ideen hattest du ja noch nie.“

„Na ja“, füge ich an. „Wenn es um Unfug ging, war Peter schon immer recht einfallsreich, oder?“

Der grinst in sich hinein und freut sich sichtlich über das unerwartete Lob.

Wir gehen ins Zonkos und kaufen wieder mal ein, danach in den Honigtopf, schließlich sind wir bei den Drei Besen angekommen und James und ich überlegen, ob wir nicht zuerst noch wo anders hin wollen.

Plötzlich ist Peter verschwunden. Ein schneller Blick zeigt mir, dass er wieder mal Snivellus entdeckt hat.

Der sitzt mit einer Tüte im Gras, er scheint gedöst zu haben und Peter hat ihn augenscheinlich aufgeweckt.

Er schaut mit einem sehr gefassten Blick zu ihm hoch und scheint sich nicht aus der Ruhe bringen lassen zu wollen.

Ich kann nicht hören, was Peter zu ihm sagt, denn er redet seht leise, aber wieder höre ich Snivellys Antwort nur zu genau:

„Oh, yeah“, meint er kühl. „Alles klar, Wurmschwanz, Mr Pettigrew, euer Ehren…

Aber weist du was? Ratte bleibt Ratte…“

Jetzt kann ich auch Peters Antwort hören, denn er wirft sich in die Brust und versucht – ziemlich erfolglos – beeindruckend auszusehen.

Er schreit fast:

„Eines Tages zeige ich es euch allen!“

Er wirbelt auf dem Absatz herum und kommt wieder zu uns rüber.

„Peter, was sollte das?“ will James wissen. „Wolltest du mit Snivellus Streß anfangen?“

„Weist du, das ist nicht sehr schlau, mitten in Hogsmeade“, füge ich an.

„Ich hasse den Kerl“, murmelt Peter. „Ich kann ihn einfach nicht ausstehen…“

„Komm“, meine ich. „Gehen wir in die Drei Besen und du erzählst uns die Story.“

Peter nickt und macht ein dermaßen finsteres Gesicht, wie ich es noch nie zuvor bei ihm gesehen habe.

Peters Geschichte
 

Wir sitzen im Pub und vor uns steht ein Butterbier. Peter ist nervös und räuspert sich:

„Wir kennen uns jetzt schon so lange, aber ihr habt mich das noch nie gefragt.

Egal, dann erzähle ich es euch halt jetzt.

Wie ihr wisst, lebe ich bei meiner Mutter.

Nur bei meiner Mutter. Sie wollte meinen Vater heiraten und war auch schon schwanger, als er starb – an Gift starb.

Er war wohl ein bisschen in die verkehrte Gesellschaft geraten. Es gab keine offizielle Untersuchung, hat meine Mum gesagt, aber sie hat selbst nachgeforscht…

Sie bekam heraus, wo man üble Tränke kaufen konnte, abgesehen von der Nocturngasse, meine ich und ein Name wurde genannt:

Ravenous Snape.

Der Vater von unserem Snape.

Er ist für den Tod meines Vaters verantwortlich und auch dafür, dass ich als uneheliches Kind aufwachsen musste. Alle in meiner Gegend wussten, dass ich keinen Vater habe und haben mich immer Bastard gerufen. Versteht ihr?

Wäre mein Vater nicht an diesem Gift gestorben, wäre alles in Ordnung gewesen.

Aber so…?

Wie sagst du immer so schön, Padfoot? Shit!“

„Nun“, erwidere ich. „Das ist wirklich Shit, aber Snivellus kann doch nichts dafür…“

„Dafür vielleicht nicht.

Aber warum sollte er sich einer intakten Familie erfreuen, wenn ich keine habe?

Warum sollte er zu Vater und Mutter nach Hause gehen können, wenn auf mich nur meine Mum wartet?

Ich habe mich immer nach einem Vater gesehnt, aber da war immer nur meine Mum und die hat mich immer in Watte gepackt.

Wenn sie wüsste, was wir alles miteinander anstellen – nun – ich denke, sie bekäme echte Angstzustände und würde mir verbieten, mich mit euch abzugeben...

Da ich an den alten Snape nicht rankomme, halte ich mich an den Jungen und versuche, es ihm heimzuzahlen, ihn zu blamieren und ihn fertig zu machen, wo ich nur kann…“

„Nun“, erwiderte ich nachdenklich. „Das kann ich verstehen, aber ich glaube nicht, dass Snivellus zu Hause glücklich ist.

Ich bin mir nicht mal sicher, ob seine Eltern überhaupt noch leben…“

Peter wirft mir einen fragenden Blick zu.

„Warum denkst du, dass er kein gutes Zuhause hat?“ will er wissen.

„Du hast ihn vorletzten Sommer nicht im Zug gesehen, als er aus Yorkshire zurückkam, aber wenn du an deinen Boggart denkst, gibt es dir eine recht gute Vorstellung von seinem Aussehen damals.

Man kommt nicht so aus den Ferien zurück, wenn man ein gutes Elternhaus hat, oder?“

„Du denkst auch an die Narben, die du damals gesehen hast, oder Padfoot?“ meint James.

„Yeah“, erwidere ich. „Wer sollte die ihm beigebracht haben, wenn nicht seine Eltern?

Aber was anderes, Peter, du hasst ihn also, aber ich weis, dass du ihn auch fürchtest. Warum?“

„Weil ich genau weis, dass er mir über ist. Dass er Macht hat, dass er dieselben Tränke brauen kann, wie sein Vater und seine Flüche sind ein echter Hammer, wie ihr genau wisst.

Aber, Sirius, was meinst du mir Narben? Ich weis von keinen Narben bei Snape.“

„Weil er die nicht dort hat, wo man sie sehen kann. Ist dir noch nie aufgefallen, dass er immer den ganzen Körper bedeckt hält, dass er nie im See badet

oder sich umzieht, wenn ihm jemand sehen kann.

Und soweit ich weis, geht er nur unter die Dusche, wenn ihn mit Sicherheit keiner dabei beobachten kann.

Ich schätze ihm sind die Dinger peinlich…“

„Aber wenn dem so ist, woher weist du dann davon?“ will Peter wissen.

„Weil ich ihm letztens mal nachspioniert habe, wollte ihn dabei erwischen, wie er Tränke braut. Aber das hat er nicht, er war unter der Dusche und dort habe ich alles gesehen…

Peter, ich schwöre dir, etwas Entsetzlicheres habe ich noch nie gesehen…

Grausam, wirklich grausam.

Wer sollte ihn so zugerichtet haben, wenn nicht seine eigenen Leute.

Wir waren es nämlich sicher nicht.“

„Soll das jetzt heißen, ich soll aufhören auf den armen Snape loszugehen?“ will Peter wissen.

„Nee“, erwidert James. „Aber auch in diesem Fall hat Moony Recht. Was schadet es, einen Feind zu respektieren? Man lernt dabei nur mehr über seine Schwächen…“

„Außerdem lassen wir ihn auch nicht in Ruhe“, füge ich an. „Er hängt mir in letzter Zeit viel zu oft ganz zufällig in unserer Nähe rum und ich will nicht, dass er was über unsere Geheimnisse herausfindet…
 

Noch am gleichen Abend reden wir mit Remus über die Karte, die wie herstellen wollen.

Er hält es für eine vorzügliche Idee…

Und anstatt zu lernen, sitzen wir beieinander und werkeln an unserem Kunstwerk herum.

Jedem von uns fallen bei dieser Arbeit noch kleine Verbesserungen ein.

Wir haben beschlossen sie auf ein uraltes Stück Pergament zu bannen, denn James meint, es sei besser, sie wie einen wertlosen Fetzen Papier aussehen zu lassen, etwas völlig Bedeutungsloses…

Es dauert die halbe Nacht, bis wir es geschafft haben. Dann signieren wir stolz unser Werk:
 

Die ehrenwerten Herren

Moony, Wurmschwanz, Padfoot und Prongs

Unentwegte Unterstützer aller magischen Unruhestifter

präsentieren stolz:

DIE KARTE DES HERUMTREIBERS
 

Wir sind müde und ziemlich sicher, dass wir es noch bereuen werden, einen weiteren kostbaren Abend verloren zu haben, an dem wir mit Peter hätten lernen können.

Aber wir sind uns ebenso sicher, dass es die Sache wert war, denn der Spaß den wir bei unserer Arbeit hatten, ist wirklich unbezahlbar…
 

Ostern ist da und wir haben - etwas traurig - beschlossen in Hogwarts zu bleiben.

Wir können es uns nämlich nicht leisen, noch mehr Zeit beim Lernen mit Peter zu verlieren.

Es ist immerhin der Stoff von fünf Jahren, den wir ihm eintrichtern müssen. Er hat zwar etwas gemault und gequengelt, aber dann doch klein beigegeben, nachdem wir ihm alle drei nochmals angedroht hatten, er könne seinen Mist alleine machen, wenn er jetzt nicht mitzieht.

Ganz nebenbei lernen wir auch noch etwas Muggelkunde und Wahrsagen, weil Peter einfach nicht in der Lage ist, sich diesen Stoff ohne unsere Hilfe einzuprägen.

Allein die Vollmonde unterbrechen jetzt noch unsere allabendliche Lerngemeinschaft.

Mit der Zeit geht es uns allen drei an die Substanz und Peter macht nur verdammt schleppend Fortschritte…

Wir suchen ein Opfer
 

Die OZE rücken rasch näher und ehe wir es uns versehen, stecken wir auch schon mitten in den Prüfungen. Wie üblich, kein Problem für James und mich. Moony ist wie immer bestens vorbereitet, aber Peter hat trotzt endloser Übungsstunden immer noch so seine Probleme.

Nun, mancher lernt´s nie…
 

Es ist der Tag, an dem wir unsere Prüfung in Verteidigung gegen die Dunklen Künste geschrieben haben.

Wir sind wirklich recht mit den Nerven runter, als wir endlich die Pergamente abgeben können.

Die Prüfung selbst, war für uns natürlich nicht weiter schwer, nur die langen Abende mit Wurmschwanz werden uns langsam wirklich zu viel.

Einerseits sind sie endlos stressig, weil er nur so langsam begreift. Andererseits, sind sie so stinklangweilig, weil wir den Mist schon seit Jahren im Halbschlaf beherrschen.

Es braucht also keinen zu wundern, dass wir ein Ventil suchen und ab bekommt den ganzen Frust mal wieder – wie könnte es auch anders sein – der alte Snivellus…

Wir haben Mittagspause und gehen hinaus in die Sonne, um uns noch etwas vor der Prüfung am Nachmittag zu entspannen.

Ich will Dampf ablassen und eine der Prüfungsfragen kommt mir dazu gerade recht.

„Ey, Moony“, flachse ich. „Was hast du von Frage zehn gehalten?“

Remus grinst schief und versucht ernst zu klingen, doch auch ihm merkt man deutlich sowohl die Anspannung als auch die Spottlust an:

„Nennen sie fünf Merkmale eines Werwolfs. Starke Frage, echt.“

„Und, hast du sie zusammenbekommen, was meinst du?“ spottet James und versucht vergeblich seiner Stimme einen besorgten Tonfall zu geben.

„Denke, das hab ich“, meint Remus und versucht immer noch ernst zu klingen.

„Wartet mal, wie war die Antwort noch…?

Erstens: Er sitzt auf meinem Platz.

Zweitens: Er hat meine Klamotten an.

Drittens: Er heißt Remus Lupin.“

Wir beide beginnen prustend zu lachen.

Es gibt Tage, da ist Moonys Humor einfach zu trocken. Nur Peter sieht aus, als hätte ihm jemand seinen Nachtisch geklaut. Wir werfen ihm einen fragenden Blick zu.

„Ich weis nicht, ob ich alles richtig habe“, murmelt er. „Da ist die spitze Schnauze, die gelben Augen und der buschige Schwanz…“

Wir seufzen alle drei. Da haben wir seit Monaten jeden Abend mit ihm gepaukt und jetzt das.

Außerdem…

„Sag mal“, platzt James heraus. „Wie dumm kann man eigentlich sein? Da rennst du einmal im Monat mit `nem Werwolf rum…“

„Am besten hängst du diese Info gleich ans schwarze Brett“, bringt ihn Moony sofort zum Schweigen.

James zuckt entschuldigend die Achseln, holt einen Snatsch heraus, den er irgendwo hat mitgehen lassen und beginnt damit rumzuspielen. Ein Blinder würde merken, dass er angenervt wie nur was von Peter ist.

Wurmschwanz ist nicht blind und versucht ihn auf seine Art besser drauf zu bringen.

Er hüpft und springt um uns herum, klatscht und macht Faxen.

Nun, ich weis nicht, ob das das Richtige ist…

Wir sind beim See angekommen und setzen uns unter die Birke.

Remus hat schon wieder ein Buch in der Hand.

James spielt weiter mit dem goldenen Ding und Peter albert immer noch rum.

Mich nervt das alles…

„Prongs“, meine ich daher, „steck doch bitte das blöde Ding weg, bevor Peter sich noch in die Hose pisst, ja?“

„Wenn´s dich nervt…“ meint er nur und steckt den Snatsch wieder ein.

„Mir ist langweilig“, seufze ich. „Wenn doch nur bald wieder Vollmond wäre…“

„Du weist, dass ich das nicht für so witzig halte“, wirft Remus ein. „Aber wenn dir langweilig ist, dann frag mich nochmal in Verwandlung ab…“ und will mir sein Buch rüber geben.

Ich kann im Augenblick kein Schulbuch mehr sehen und winke ab.

„Nee, Moony, du weist, dass ich den ganzen Mist bis zum Abkotzen auswendig kenne“, gebe ich zurück.

„Ey. Padfoot“, murmelt James plötzlich. „Kuck mal, dort drüben…

Meine Augen folgen seinem Blick.

„Na bestens“, erwidere ich leise. „Snivellus … der schon wieder … der kommt mir gerade Recht…“

Endlich jemand, an dem ich meinen ganzen Frust und meine ganze Langweile abreagieren kann…

Die steile Falte zwischen Remus Augen stört mich im Augenblick nicht im Geringsten, genauso wenig, wie Peters hämische Erwartung.

Ich stehe auf und James folgt mir.

Snivellus scheint was gemerkt zu haben und versucht, sich vom Acker zu machen.

Aber er kommt nicht weit.

„Stupify!“ ruft James und stoppt jeglichen Fluchtversuch.

Wir erreichen ihn. Er liegt hilflos am Boden und kann sich nicht rühren, verstehen kann er mich jedoch mit Sicherheit.

„Sieh an, Snivelly“, gehe ich ihn daher an. „Spionierst du uns schon wieder mal nach?“

James genügt das noch nicht. Er zückt seinen Stab und schwingt ihn. Sofort hängt Snape kopfüber in der Luft. Gut dass er immer einen Gürtel an seiner Robe trägt, sonst hätten alle – die halbe Schule hat sich nämlich in freudiger Erwartung um uns versammelt - noch viel mehr gesehen, als nur seine schäbigen Unterhosen.

„Mann, Snivelly, wechselst du denn deine alten Liebestöter nie?“ feixe ich weiter.

Er ist nicht gerade auf den Mund gefallen und Beleidigungen fliegen hin und her. Ich muss ihn wieder mal heimlich bewundern, denn ich weis nicht, ob mir in einer derartig peinlichen Lage, noch was Schlaues eingefallen wäre…

Aber es tut gut, ihm wieder Mal eins auswischen zu können, er ist wirklich ein zu gutes Opfer...

Nun, es tut solange gut, bis sich eine neue Stimme in das Geschehen mischt.

Lily!

Nun, sie hat ja schon damals gesagt, dass sie sich einmischen wird, wenn sie unsere Angriffe für ungerechtfertigt hält…

…und der hier ist eindeutig ungerechtfertigt.

Snivellus hat jedes Recht, an einem so schönen Tag im Freien zu sein, selbst wenn er uns damit gewaltig auf die Nüsse geht…

„Lass ihn runter!“ faucht sie James an.

„Nur wenn du mal mit mir alleine ausgehst“, ist seine Antwort.

Er hat sie schon so oft eingeladen und sich jedes Mal einen Korb eingehandelt.

„Lass ihn runter!“ schimpft Lily erneut. „Nur weil du weltklasse Quidditch spielen kannst, gibt dir das noch lange nicht das Recht, jeden zu verhexen, der dir nicht passt.“

James schwingt lässig seinen Stab und Snivellus kracht herunter. WUMM!

Shit, das hat sicher wehgetan.

Snivellus reibt sich den Schädel und wirft seine berühmten Dolchblicke auf uns, dann platzt es aus ihm heraus und er geht auf Lily los:

„Ich brauch deine Hilfe nicht, du Schlammblut!“

„Gut, Snivellus, gut“, gibt Lily kochend vor Wut zurück. „Ich werde mich nicht mehr einmischen. Und weist du was? Du könntest wirklich mal deine Unterhosen wechseln…“

Auch James geht diese spezielle Beleidigung seiner Angebeteten gewaltig gegen den Strich und er bellt: „Scourgify!“

Rosa Seifenschaum quillt unmittelbar darauf aus Snapes Mund. Er hustet und spotzt.

Warum musste er auch Lily so derb beleidigen.

Und ich dachte er mag sie irgendwie…

Er hat noch nie mit ihr gesprochen und jetzt sagt er doch was zu ihr und dann ist es eine der schlimmsten Beleidigungen, die wir in der magischen Welt kennen…

Während dieser Gedankengänge hat Lily mit James weiter gestritten und Snivelly ist zu seinem Stab hinübergekrabbelt. Er hat ihn schon fast in der Hand und will zu uns herumwirbeln, als ich darauf aufmerksam werde.

Komm blos nicht auf komische Ideen, denke ich gerade, da ruft er auch schon einen Fluch, der James kalt erwischt und seine Nase zum Bluten bringt. Na warte…

„Impedimenta!“ gelle ich und er ist vollständig gelähmt.

Jetzt mault Lily auch mich an.

Was meint die denn?

Dass ich zulasse, dass Snape James verletzt?

Sie droht uns sogar Flüche an.

Na ja, muss nicht sein. Soweit ich weis, ist sie nämlich eine erstklassige Hexe…

Schließlich wirbelt sie herum und stolziert davon.

James ruft ihr noch nach, aber sie tut, als würde sie ihn nicht hören. Nun ist er echt sauer und frustriert. Ganz klar, dass Snivellus das abbekommt.

Der Impedimenta hat bereits wieder nachgelassen und Snivellus versucht erneut einen Fluch. Doch dieses Mal bin ich schneller.

„Expelliarmus!“ rufe ich dröhnend und sein Stab wirbelt davon.

Er hat mit Sicherheit keine Chance gegen uns beide, schon gar nicht, wenn James so zornig ist, wie jetzt…

Er wedelt mit seinem Stab und Snivelly hängt wieder mit dem Kopf nach unten in der Luft.

James kocht vor Wut.

„Wer will sehen, wie ich dem alten Snivellus die Unterhose ausziehe?“ ruft er laut den Umstehenden zu.

Das sollte er nicht tun, das ist dann doch zu gemein, ich sollte eingreifen.

Aber bevor ich etwas tun kann, kommt Remus zu uns herüber geeilt.

Er hatte die ganze Zeit so getan, als würde er völlig in sein Buch vertieft sein und nichts von allem mitbekommen – so wie wir es ihm für den Fall der Fälle geraten hatten.

Aber diese letzte Aktion von James, scheint ihm dann doch zu weit zu gehen.

„James, hör auf, dort drüben kommt Leech!“ ruft er und James hebt den Zauber auf.

WUMM!

Snivellus kracht erneut auf seinen Schädel und verliert das Bewusstsein.

„Ihr trollt euch auch besser“, winkt Remus die anderen Schüler davon.

Die zerstreuen sich rasch und lassen uns alleine vor diesem Desaster stehen.

„Wo soll Leech denn sein?“ will James wissen.

„Nirgends“, erwidert Moony nüchtern. „Sag mal, Mann, spinnst du? Du kannst doch hier keinen Striptease vorführen. Das geht echt zu weit. Ich musste dich aufhalten, bevor noch mehr geschieht und Leech war ein guter Vorwand…“

James wirft ihm einen entschuldigenden Blick zu: „Sorry“, meint er. „Aber wie kann er es wagen, Lily Schlammblut zu nennen…?“

„Ein Gutes hat die Sache ja“, werfe ich ein. „Lily verschwendet nun sicher keinen einzigen Gedanken mehr an ihn.“

James brummt befriedigt.

Remus ist inzwischen zu dem Bewusstlosen hinüber gegangen und untersucht ihn.

„Nicht viel passiert“, murmelt er. „Es wird nur eine Weile dauern, bis er wieder zu sich kommt und dann brummt ihm sicher der Schädel.“

Er wirft einen Blick um sich und erkennt, dass nur wir vier – auch Peter hat sich davon gemacht – noch hier unten am See sind.

„Seht euch das an“, meint Remus. „Ich hab zwar alle weggeschickt, aber keiner hat auch nur die geringsten Anstalten gemacht, nachzusehen, was mit ihm los ist…“

„Du weist doch, dass ihn keiner mag“, erwidert James bestimmt.

„Yeah“, meine ich nachdenklich, „aber seine Tränke kaufen sie dann doch.

Wie viele Leute meint ihr, haben von seiner Gedächtnislösung getrunken? Ich wette jede Menge, was ich so mitbekommen habe.“

„Yeah“, erwidert Moony. „Aber ich denke, es ist besser, wenn ich nichts von dieser Sache weis, oder?“

Wir nicken.

Er hat Recht, immerhin ist er Vertrauensschüler und sollte solche Regelverstöße ahnden…

Ich kaure mich neben Moony und werfe einen Blick auf Snivellus.

Sein Gesicht ist so ruhig, wie aus Stein gemeißelt und ich denke, wenn er sich besser um sich selbst kümmern würde, wäre er echt kein hässlicher Bursche.

Keine Schönheit, nee, echt nicht, aber in seinen Zügen liegt etwas, das ihn wie eine Art intellektuellen Satan aussehen lässt.

Eigentlich ein recht interessantes Gesicht.

Nun, da es weder von Wut, Hass, noch Abscheu verzerrt wird…

Ich greife nach seinem Schädel und ertaste die Beule. Ein ganz schön gewaltiges Ding.

Als ich meine Hand vorsichtig zurückziehe, klebt eine Menge Blut daran. Ich werfe einen überraschten Blick darauf.

„Nicht weiter schlimm“, meint Remus. „Ich würde mir größere Sorgen machen, würde er nicht bluten und mach dir keine Gedanken, Kopfwunden bluten immer recht stark.“

Jetzt kommt auch James herüber und man sieht ihm an, dass er ein schlechtes Gewissen hat.

„Hab´s wohl echt übertrieben, oder?“ meint er.

„Yeah“, erwidert Remus. „Hast du, aber wir haben noch mal Glück, viel ist wirklich nicht passiert. Hätte schlimmer kommen können…“

„Hagrid“, murmle ich und mir fällt das Gespräch von damals ein.

„Wo?“ will James wissen.

„Nee, nicht jetzt, vor `nem guten Jahr…“

Und ich erzähle meinen Freunden die Sache von damals.

„…und dann meinte er, wir sollten damit aufhören, denn Rache würde nur erneute Rache der anderen Seite nach sich ziehen, bis mal was geschieht, was keiner so wollte…“
 

Hätte ich mich doch nur kaum drei Monate später an diese weisen Worte erinnert, bevor ich mich zu einem noch übleren Streich hinreißen ließ…
 

„Nun, er wird bald wieder zu sich kommen“, meint Moony. „Ich denke, dann sollten wir nicht mehr hier sein…“

Guter Gedanke und so trollen wir uns zum Schloss hinauf.
 

Es war wirklich ein hundsgemeiner Streich, den wir Severus damals gespielt hatten.

Im Grunde genommen gibt es echt keine Entschuldigung dafür.

Es war einfach so, dass wir beide wegen Peter so schrecklich gereizt waren.

Dann der Prüfungsstress und auch Snapes Nachstellungen waren uns schon zu lange auf den Wecker gegangen.

Er war ein zu gutes Opfer, so alleine dort unten am See und wirklich schlimm war es ja nur geworden, weil er Lily so übel beleidigt hat.

Warum eigentlich?

Dann erkenne ich die traurige Wahrheit:

Er hatte immer davon geträumt ihr strahlender Held zu sein und sie vor irgendwas Üblem zu retten…

…und dann kommt sie daher und rettet ihn, auch noch aus einer derartig peinlichen Lage...

Für Severus muss die ganze Situation etwas unglaublich Verkehrtes, nahezu Perverses gehabt haben.

Und wenn man bedenkt, wie er immer drauf war, dann muss man sich kaum wundern, dass er auf eine beißende Beleidigung zurückgegriffen hat.

Der Einzige von uns, der sich damals halbwegs anständig verhalten, war Moony.

Gut, er hat uns zuerst gewähren lassen, als dann aber das Ganze drohte, zu weit zu gehen, hat er eingegriffen.

Und er hat auch nach dem bewusstlosen Severus gesehen.

Keiner von uns, noch irgendein anderer Schüler, war auf diese Idee gekommen…

Nun, wie gesagt, Snape war damals wirklich alles andere als beliebt und hatte außer Morchie keine Freunde und der war immer noch in Dumstrang…

Dennoch hatte er seine Kunden, aber nicht mal die hielten es für nötig, ihm zu helfen.

Nur Moony…

…und wie ich sehe, hat Severus das nie erfahren…

Es war auch der Tag, an dem Severus zum ersten Mal wirklich seinen Verdacht gegen Remus in seinem Inneren formulierte.

Er ist wirklich alles andere als dumm und seine krude Idee führte später dann auch beinahe zur Katastrophe…

Ferienpläne
 

Endlich sind alle Prüfungen geschrieben und die wohlverdienten Ferien sind da.

Wie immer fahren wir zu dritt nach Godrics Hollow. Peter fährt natürlich zu seiner Mum.

Weil wir ihn so sehr mit dem Lernen in Beschlag genommen haben, hat Sara sich von ihm getrennt.

Sie ist erst im vierten Jahr und konnte gar nicht verstehen, warum das wichtiger sein sollte als sie.

Tut mir Leid für Peter, ist aber nicht zu ändern.

Nun, die Kleine wird schon noch merken, wie das fünfte Jahr ist…
 

Wieder machen wir uns alleine zu den Potters auf. Sie haben uns schon erwartet und Dad winkt uns ins Wohnzimmer, kaum dass wir unsere Sachen nach oben gebracht haben und mit dem wunderbaren

Abendessen von Mum fertig sind.

„Ich dachte schon, ihr wärt sauer auf uns“, meint Dad. „weil ihr an Ostern nicht her gekommen seid.“

„Nee, Dad“, erwidert James. „Es ging um Peter, der gehört auch zu unserer Bande…“

„…aber er hat weder unser Talent, noch hat er viel Ahnung von dem, was wir alles bereits gelernt haben. Gut, er ist auch ein Animagus, aber es war schlimm genug, ihm das beizubringen…“ füge ich an.

„Seien wir doch ehrlich“, meint Remus. „Peter ist ein fauler Kerl und eine magische Niete und wir mussten monatelang mit ihm pauken, damit er auch nur halbwegs durch die Prüfungen kommt, Mr Potter, das war der Grund warum wir in Hogwarts bleiben mussten. Denn was auch immer Peter sonst sein mag, er ist auch unser Freund…“

Dad nickt.

„Verstehe“, meint er. „Das war sehr anständig von euch - Nun, was habt ihr für diese Ferien geplant?“

„Motorradfahren“, strahle ich.

Nur dieser Gedanke hat mir manchmal die Kraft gegeben, mit Peter weiter zumachen, wenn der zum hundertfünften Mal die falsche Antwort gegeben hatte.

„Nee“, meint James. „Nicht mein Ding. Ich denke ein bisschen Besen fliegen oder schwimmen.“

„Die Sache mit der Magie ohne Stäbe“, ist Moonys Vorschlag. „Dank Peter sind wir damit ja nicht besonders weit gekommen.“

„Was könnt ihr?“ will Dad wissen.

„Hexenlicht“, erwidert Moony. „Ich kann es beschwören und werfen.“

„So ´ne Art Schock“, meint James. „Wenn mich jemand festhält und nicht loslassen will, bekommt er sowas wie ´nen elektrischen Schlag.“

„Ich kann nur meine Gedanken abschirmen“, meine ich kleinlaut.

Eine große Leistung scheint mir das nicht gerade zu sein.

„Sirius“, entgegnet Moony. „So wenig, wie du tust, ist das nun auch wieder nicht.

Wenn du nämlich deine Gedanken abschirmst, kann ich nichts mehr von dir wahrnehmen und sonst kann ich das immer, bei jedem, den ich etwas besser kenne...“

„Darum wusstest du auch immer, wenn es mir mal mies ging, oder?“ will ich wissen.

„Yeah“, murmelt er und es scheint ihm nahezu peinlich zu sein.

„Schon OK“, erwidere ich. „Du hast dein Wissen ja nie missbraucht. Nur immer geholfen.“

„Du kannst Gefühle ertasten, Remus?“ will Mr Potter wissen.

„Seit ich ein Werwolf bin“, antwortet der. „Es ist eine Mischung aus riechen, fühlen und erahnen. Meistens liege ich richtig – außer Sirius schirmt sich ab, dann weis ich nichts mehr…“

„Dann hat Remus Recht, mein Junge, es ist eine erstaunliche Leistung, die du da vollbringst.

Ich finde, ihr anderen solltet das auch lernen.

Es heißt von Voldemort, er würde den Legilimentes Zauber beherrschen, der es ihm ermöglicht Gedanken und Erinnerungen anderer zu sehen und er würde immer wissen, ob jemand die Wahrheit sagt oder ihn anlügt.“

„Es gibt doch sicher einen Gegenzauber, oder Dad?“ will James wissen.

„Natürlich“, erwidert der Alte. „Obwohl es kein Spruch ist, den man dem Gegner entgegenschleudert. Es ähnelt eher der Verteidigung gegen den Imperius.“

„Und du bringst uns das bei?“ dränge ich ihn.

„Ja, Sirius, so weit ich es kann“, erwidert er. „Der Legilimentes ist einfach zu beherrschen, wenn man das entsprechende Talent hat, aber Occlumentik oder wie man es häufiger nennt – Verschließung – bedarf einiger langer, harter Übungsstunden. Habt ihr nicht für einige Zeit genug vom Lernen?“

Wir werfen uns gegenseitig fragende Blicke zu.

Dann nicken wir.

„Es wird eine angenehme Abwechslung sein, Sir“, gibt Remus für uns alle die Antwort, „wieder Mal gewisse Erfolge zu erzielen. Wissen sie, die Sache mit Peter war manchmal ganz schön frustrierend.“

„Yeah“, murmelt James, „besonders wenn er sich zum fünften Mal nicht daran erinnern konnte, wofür Muggel elektrischen Strom brauchen. Inzwischen wussten sogar wir es, obwohl wir das Fach nicht belegt hatten.“

„Oder wenn er sich nicht über die Bedeutung der Runenstäbe klar werden konnte“, füge ich hinzu. „Ich hätte es ihm vorsingen können.“

„Besser nicht“, kichert Remus. „Du weist, wie schrecklich du singst…!

Aber im Ernst, Sir, Peter ist furchtbar langsam und entsetzlich faul. Ich denke, wir haben ihn durch die Prüfungen gebracht…“

„Aber nur knapp“ wirft James ein. „’Ich weis nicht, ob ich bei der Werwolffrage alles richtig habe’“, ahmt er Peters Piepstimme nach. „Ich bitte euch. Er ist seit zwei Jahren bei jedem Vollmond, den wir in Hogwarts verbringen, mit uns unterwegs…“

„Klingt wirklich nach jemanden, der - nun - etwas unterbelichtet ist…“ meint Dad.

Ich zucke die Schultern.

„Ich weis nicht, ob er unterbelichtet, faul oder sonst was ist, Dad, auf jeden Fall, hat keiner von uns drei jetzt noch besonders gute Nerven.“

„Gut“, erwidert er. „Dann macht ihr vielleicht erst mal ein bisschen Ferien und dann fangen wir langsam mit der Hexenlicht Sache an, was meint ihr?“

Keine schlechte Idee. Wir nicken und weil der Abend nun schon recht weit fortgeschritten ist, beschließen wir erst mal eine Runde zu pennen.
 

Ein ausgiebiger, ungestörter Schlaf wirkt manches Mal Wunder und so ist es auch bei uns drei. Es geht uns wesentlich besser, als wir am Morgen aufwachen und wir stecken voller Tatendrang.

„Willst du immer noch mir deiner Kiste rumgasen?“ will James wissen.

„Yeah. Was haltet ihr davon, wenn wir uns dann später am See treffen?“ erwidere ich.

„Sollte nicht ein Erwachsener dabei sein?“ meint Remus.

„Ach was“, entgegne ich. „Ich bin inzwischen sechzehn und sehe da kein Problem, wenn ich vorsichtig bin. Zur Not kann ich ja immer noch unsichtbar werden und abheben…“

„Na gut, wie du meinst“, ist Moonys Antwort, aber er sieht nicht besonders glücklich mit meiner Entscheidung aus.

James zuckt nur die Schultern.

„Gibst du Remus deinen Besen?“ will er wissen. „Dann können wir am See ein bisschen fliegen.“

„Klar, sicher kann Moony den Silber Arrow haben“, sage ich prompt.

Remus grinst. Ich weis, wie gerne er fliegt, aber er kann sich jetzt keinen eigenen Besen leisten. Nun, ich habe mein Motorrad, warum sollte er dann nicht meinen Besen nehmen.
 

Wir gehen frühstücken und verlassen dann das Haus. James und Remus mit Besen und Badesachen und ich mit dem Schuppenschlüssel.

Meine Karre blitzt und funkelt noch mehr als an Weihnachten, Dad muss sie geputzt haben…

Nett von ihm, aber ich kann mir gut vorstellen, dass ihm das Ding genauso gut gefällt, wie mir.

Wieder habe ich dieses wahnsinnige Gefühl, als ich mich in den Sattel schwinge und losbrause.

Ein knappes Winken zu meinen Freunden und schon bin ich um die nächste Ecke verschwunden. Es ist einfach herrlich über die Landstraßen zu rauschen.

Die Sonne in meinem Gesicht, der Wind in meinen Haaren und dieses wahnsinnige Gefühl von Freiheit und Abenteuer. Ich kann James einfach nicht verstehen, warum ihm das nicht genau soviel Spaß macht, wie mir.

Ich wähle recht einsame Straßen und Wege, damit ich die Geschwindigkeit voll auskosten kann, ohne jemand in Gefahr zu bringen.

Die Landschaft fliegt an mir vorbei. Ich bin es eigentlich nicht gewohnt, Entfernungen auf diese Art zurückzulegen.

Besen, Flohpuder, Apparieren oder auch mal ein Portschlüssel, so bewegen sich Magier normaler Weise fort.

Notfalls auch mal auf einem Hippogreifen oder einem Thestral, obwohl ich die nicht besonders mag, auch wenn ich - wir alle drei - zu denen gehöre, die sie sehen können.

Die Biester sind mir zu unheimlich. Da lob ich mir doch mein Motorrad, das kann ich wenigstes fahren, ohne einen Toten gesehen haben zu müssen…

Die Zeit verfliegt nur so und schon bald steht die Sonne im Mittag. Ich beschließe zu meinen Freunden zurückzukehren.
 

Die haben am See schon auf mich gewartet.

„Da bist du ja endlich“, meint James. „Ich habe schon angefangen, mir Sorgen zu machen, aber Moony meinte, du würdest schon noch auftauchen, wenn du genug hast…“
 

So verbringen wir die folgende Woche und endlich fallen der Streß und der Frust von uns ab. Wie könnte es auch anders sein. Das Wetter ist herrlich, das Fahren ist geil und das Schwimmen tut ein Übriges…

Magie ohne Stäbe
 

Schon bald sind wir bereit, unsere Übungen wieder aufzunehmen.

Es ist nicht allzu schwer, das Hexenlicht zu rufen und es auch zu werfen, wenn man es richtig erklärt bekommt und keinen Stress hat.

James spezieller Trick ist schon etwas schwieriger zu meistern, aber wenn man sich genügend konzentriert, klappt das auch…

Dad zeigt uns noch andere Sachen, die man auch ohne Stab schaffen kann.

Verschlossene Türen zu öffnen, solange kein Zauber darauf liegt.

Apparieren, solange es nicht zu weit ist.

Den Schildzauber zu bilden, auch wenn er schwächer ist, als mit dem Stab.

„Kämpfen ohne Stäbe ist nicht einfach“, erläutert Dad. „Das Hexenlicht ist nicht besonders mächtig, aber immerhin kann man einen Gegner damit kurzzeitig blenden, sogar seine Robe in Brand setzen, wenn man Glück hat.

Aber gegen wirklich mächtige Magie ist das so gut wie nichts…“

„Dad“, meint James. „Remus hat uns schon vor ein paar Jahren ein paar Dinge beigebracht.“

„Dann lasst mal sehen“, erwidert der.

„Prongs gegen Moony?“ frage ich. „Ihr seid ungefähr gleich groß, dann bekommt man den besten Eindruck.“

Die beiden nicken und stellen sich auf. Dann führen sie Dad Moonys Selbstverteidigung vor.

Der ist schwer beeindruckt.

„Davon habt ihr nie was gesagt“, meint er.

„Schien uns nicht so wichtig, Dad“, entgegnet James. „Und zuerst war es einfach nur Spaß, dann hat es sich aber auch als nützlich erwiesen. Du weist schon, mal wieder Snivellus…“

„Dieser Snape Bursche“, meint Dad nachdenklich. „Habt ihr inzwischen raus gefunden ob er der Sohn von Ravenous ist?“

„Yeah, Dad, ist er“, werfe ich ein. „Ich habe zufällig ein Gespräch zwischen Lestange und meiner Cousine Bellatrix gehört und die haben den Alten erwähnt, aber sie meinten auch, er würde nicht mehr leben.“

„Dann hat dieser - wie nennt ihr ihn – Snivellus? - keine Eltern mehr?“ will Dad wissen.

Ich zucke die Schultern.

„Keine Ahnung, Dad. Er muss doch auch noch `ne Mutter haben, oder?“

„Nein, die ist schon vor einigen Jahren gestorben“, erwidert er. „Ich erinnere mich an die Sache, weil es eine Untersuchung gab und das Ministerium hat Gift vermutet, aber auch da konnten wir dem Alten nichts beweisen.“

„Dann wäre Snape ja jetzt ein Waise“, murmelt Remus. „Genau wie ich…“

„Aber du bist volljährig und er nicht“, werfe ich ein. „Er muss in meinem Alter sein. Soviel ich mitbekommen habe, hat er um Ostern rum Geburtstag.

Ich weis noch, wie ich ihm damals seine Bertie Botts Bohnen geklaut habe – ging übrigens ganz schön in die Hose, sie haben nach Ohrenschmalz geschmeckt - da lag eine Geburtstagskarte von Morchie dabei, wenn ich mich recht erinnere … Zu seinem fünfzehnten Geburtstag. An dem Tag war auch mein fünfzehnter Geburtstag – das weis ich noch genau, weil ich an diesem Morgen diese verflixte Holzkiste am Fußende meines Bettes vorgefunden hatte und darüber so stinksauer war…“

Ich habe sehr aufgeregt gesprochen, denn wenn ich richtig liege, sind Snivellus und ich genau gleich alt.

„Wenn dem so ist, das mit dem Alter, meine ich, wisst ihr etwas von einer Vormundschaft?“ will Dad wissen.

Wir schütteln den Kopf.

„Snape ist ein sehr undurchschaubarer Bursche“, erwidert Moony. „Selbst wenn sowas der Fall wäre, was ich jedoch nicht glaube, wären wir so ungefähr die Letzten, die davon erfahren würden.“

„Wenn seine Leute tot sind“, murmelt James. „Dann gönne ich es ihm…“

„Sohn, das war jetzt wirklich gemein“, unterbricht ihn Mr Potter. „Selbst wenn ihr ihn nicht mögt, könnt ihr euch doch nicht darüber freuen, wenn er ein Waise ist…“

„Nee, Dad“, werfe ich ein. „da hast du James jetzt falsch verstanden, weil du nicht alle Informationen hast…“ Ich erzähle ihm von den Narben und was wir davon denken. „… deswegen, meinte James, er würde es ihm gönnen…“

Dad schüttelt den Kopf.

„Ihr seid mir schon welche“, brummt er. „Ihr erzählt mir viel zu wenig. Das Ministerium hätte sich sehr für diese Narben interessiert. Sie wären ein Weg gewesen, den alten Ravenous aus dem Verkehr zu ziehen…“

„Aber doch nur, wenn Snivellus gegen ihn ausgesagt hätte, oder?“ frage ich. „Er hätte ihn doch sicher auch selbst anzeigen können, oder?“

„Ich bin mir nicht sicher, ob ihm das bewusst ist“, entgegnet Remus. „Ich meine, dass es da jemanden gibt, der sich für ihn einsetzten würde. Ihr kennt ihn doch und wisst, wie misstrauisch er ist…“

Wir nicken.

„Ihr habt euch ganz schön mit dem jungen Snape befasst, stimmt´s?“ meint Dad.

„Yeah, Dad“, antwortet James. „Zwangsläufig, da wir schon seit fünf Jahren dauernd mit ihm aneinander geraten und dann lernt man jemand schon kennen, gewissermaßen…“

Dad nickt.

„Ich habe es euch schon damals gesagt, seit vorsichtig mit dem Knaben, er könnte nach seinem Vater kommen…“

„Kommt er auch, zumindest so irgendwie“, meine ich. „Ich habe nämlich auch gehört, dass er mit Tränken handelt. Nur, erwischen konnten wir ihn dabei nicht. Er muss wirklich gute Arbeit leisten, denn seine Kunden halten dicht…“

„Schwarze Tränke?“ fragt Dad scharf.

Ich zucke die Schultern.

„Keine Ahnung. Ich hab nur was von ´ner Gedächtnislösung gehört“, entgegne ich.

„Gut, bitte haltet die Ohren offen und teilt es mir

oder Dumbledore mit, solltet ihr von was Üblerem hören.

Wir brauchen keinen zweiten Ravenous, sollte der Alte wirklich tot sein…“

Dann machen wir mit unseren Übungen weiter.

Der nächste Vollmond kommt und wir verbringen ihn in wieder in Morties Wald. Der Werwolf ist einfach ein Risiko, das uns zu groß ist. Die Sache mit dem Tramp und auch das Ding mit Hagrid hat uns inzwischen Vorsicht gelehrt.

Es mag für uns ein riesiger Spaß sein, mit einem Werwolf durch die Botanik zu ziehen, aber es dürfte sicher kein Spaß mehr sein, wenn Moony einen Menschen beißt.

Und er kann verflixt schnell sein, wenn er will.

Es kommt immer häufiger vor, dass er versucht sich abzuseilen. Bis jetzt konnten wir es noch immer verhindern. Aber was ist, wenn wir doch mal zu langsam sind? Also besser kein dummes Risiko eingehen.

Immer weiter treiben wir unsere Übungen. Am Ende sind wir alle drei in der Lage sowohl dem Imperius als auch dem Legilimentes zu widerstehen, ohne unsere Stäbe zu gebrauchen.

Dad besteht drauf, James und mir beizubringen, wie man mit einem Dolch kämpft.

Moony meint, er würde das nicht brauchen, seine Selbstverteidigung würde ihm reichen.

Und das stimmt auch. Er ist ohne weiteres in der Lage, sowohl James als auch mich zu entwaffnen, wenn wir ihn mit unseren Dolchen anreifen.

Die Übungen mit den langen Messern sind nicht ganz ungefährlich, denn Dad besteht darauf, dass wir scharfe Waffen verwenden.

„Wie sollt ihr es je richtig lernen“, meint er, „wenn ihr nicht genau wisst, dass der andere euch ernsthaft verletzen kann?“

Nun, unsere Heilzauber funktionieren recht gut und wir brauchen sie auch recht häufig.

Lange, blutige Schnitte sind an der Tagesordnung, bis wir gelernt haben, richtig auszuweichen und uns rechtzeitig zu ducken.

Es ist nicht so, dass wir die ganzen Ferien nur arbeiten würden. Es vergeht kaum ein Tag, ohne dass ich auf mein geliebtes Motorrad steige und durch die Gegend brettere.

Manchmal fährt Moony mit, seltener James.

Wir gehen auch wieder Schwimmen oder fliegen mit unseren Besen…

Abschied
 

Bevor wir wieder zurück fahren, ruft uns Mr Potter nochmal zusammen.

„Jungs, ihr habt noch zwei Jahre an Hogwarts. Remus ist inzwischen erwachsen und Sirius wird nächste Ostern volljährig, bei James dauert es noch ein bisschen länger.

Ich habe euch nun alles beigebracht, was ich kann. Wenn ihr irgendwie Gelegenheit erhaltet, noch weitere Sachen zu lernen, dann nutzt sie um Gottes willen, ja?“

„Dad?“ fragt James. „Du sprichst so seltsam, was ist los? Du klingst so besorgt?“

Dad seufzt.

„Euch entgeht nur wenig, oder?“

Wir nicken. Klar. Wir müssten schon taub sein um diese seltsame Art von Abschied in seiner Stimme nicht zu hören.

„Voldemort“, meint er knapp. „Es wird schlimmer und schlimmer und es erwischt immer mehr Auroren und auch andere Zauberer, die nichts mit schwarzer Magie zu tun haben wollen.

Uns gehen langsam die Leute aus. Ich werde wieder Vollzeit als Auror arbeiten. Ich halte es für unbedingt nötig. Aus mancherlei Gründen, weis ich nicht, wie lange ich noch zu leben habe. Wahrscheinlich habt ihr es schon bemerkt, ich bin ich mehr der Jüngste und meine Ausdauer lässt immer weiter nach…

Schon seit ein paar Jahren … und seit meinem Zusammenbruch damals weis ich, dass meine Tage gezählt sind.

Doch bevor es soweit ist, möchte ich noch ein letztes großes Abenteuer erleben. Eigentlich hatte ich gehofft, Alphard würde mich begleiten, aber den hat es ja leider schon erwischt.“

„Gehst du allein?“ flüstere ich besorgt.

Das klingt schrecklich, wie eine Todesahnung…

„Nein. Es gibt da einen verrückten Vogel im Auroren Hauptquartier - Alastor Moody - er ist sehr fähig und recht exzentrisch. Aber dennoch ein zuverlässiger und begabter Mann…

Er wird mich begleiten.“

„Mr Potter“, fällt Moony ein. „Wann gehen sie?“

„Sobald ihr wieder sicher in Hogwarts seid“, erwidert der. „Bitte versteht mich. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht mehr viel Zeit habe und die möchte ich nicht nutzlos am Kamin verbringen. Ich denke ihr könnt es mir nachempfinden, dass ich ein allerletztes großes Abenteuer erleben möchte…“

„Dad“, murmelt James. „Was sagt Mum dazu?“

„Warum meint ihr, dass sie sich diesen Sommer so zurückgehalten hat? Auch ihr geht es immer schlechter. Ihre Krankheit geht in die Endphase und sie wird bald dauerhaft in St Mungos leben müssen.

Sie möchte nicht, dass meine ganze Beschäftigung darin besteht, sie dort zu besuchen. Wir haben nächtelang darüber diskutiert und sie wollte, dass ich meinem Wunsch nachkomme, noch etwas Nützliches zu tun, bevor es zu spät ist…“

James bricht in Tränen aus und auch ich muss weinen. Allein Moonys Augen bleiben trocken, aber sie brennen erneut in diesem schrecklichen Licht.

Ich habe Remus nicht mehr weinen sehen, seit dem Tag, an dem er mir von seinem „Rauswurf“ von Zuhause erzählt hat…

„Wir werden euch also verlieren?“ schluchzt James verzweifelt.

„Früher oder später? – Ja.

Sirius, Remus, ich verlasse mich darauf, dass ihr euch um James kümmert, sollte er dann noch nicht volljährig sein, OK?“

Wir nicken, aber mir fehlen die Worte.

„Wir werden uns gegenseitig Familie sein“, meint Remus und seine Stimme ist noch heiserer als gewöhnlich. „Das haben wir uns schon lange geschworen – Wolfsbrüder – was, Jungs?“

Er streckt die Hand aus und wir beide legen die unseren darauf.

„Wolfsbrüder“, murmeln wir.

Plötzlich kommt Mum dazu und wir sehen nur zu deutlich, was Dad gemeint hat.

„Du hast es ihnen also gesagt, mein Lieber“, meint sie. „Wisst ihr, bis vor ein paar Jahren hatte ich nur einen Sohn. Dann brachte er euch beide mit und plötzlich hatte ich das unfassbare Glück, drei Söhne zu haben.

Drei wilde, ungewöhnliche Söhne, ja, aber auch großartige, verantwortungsbewusste und fürsorgliche Söhne.

Es war eine herrliche Zeit mit euch und ich hatte soviel Freude an eurer Gegenwart. Bitte verzeiht einer alten Frau, wenn sie rührselig wird. Aber ich liebe euch alle drei, als wärt ihr alle meine Söhne und nicht nur James…

Umso schwerer fällt mir die nächste Bitte…“

Wir werfen ihr fragende Blicke zu.

„…bitte, kommt in den Ferien nicht mehr hier her. Nicht zu Weihnachten, nicht zu Ostern, bis James volljährig ist und ihm dieses Haus gehört. Ich glaube nicht, dass dann noch einer von uns leben wird.

Ich werde nach St Mungos gehen und Dad geht wieder als Auror ins Ausland.

Ich möchte nicht, dass ihr mich im Krankenhaus besuchen kommt. Möchte nicht, dass ihr meinen Verfall mit ansehen müsst. Irgendwann werde ich euch nämlich einfach nicht mehr erkennen. Ich vergesse jetzt schon dauernd die einfachsten Dinge.

Behaltet mich im Gedächtnis, wie ihr mich gekannt habt, als eure Mum, die euch über alles liebt…“

Wir gehen alle drei auf sie zu und umarmen sie.

James weint sich die Seele aus dem Leib und auch ich heule wie ein Schlosshund. Moonys Augen funkeln wie glühende Kohlen, aber sie bleiben immer noch trocken. Seine Stimme ist leise, heiser und rau als er wieder spricht.

„Ma´am“, murmelt er. „Danke, dass sie mir meine Eltern ersetzt haben, als die nichts mehr von mir wissen wollten. Danke, dass ich all die Jahre hier sein durfte, obwohl ich ein Werwolf bin. Danke, dass sie mir immer das Gefühl gegeben haben, hier willkommen zu sein…“

Jetzt weint auch Mum.

„Meine lieben, lieben Jungs“, flüstert sie. „Mein prächtigen Söhne…

Ich wünsche euch alles Glück der Welt.

Nur schade, dass ich nie meine Enkel kennen lernen werde … Aber damit konnte ich auch nie wirklich rechnen…“

Sie entlässt uns aus der Umarmung, nickt uns nochmals traurig zu und geht die Treppe nach oben in ihr Schlafzimmer, um ihre Koffer zu packen.

„Tut mir leid, Jungs“, meint Dad. „Wir waren uns einig, euch nicht die Ferien zu verderben. Aber wir waren uns genauso einig, dass ihr das alles wissen solltet, bevor ihr wieder nach Hogwarts geht.

Vielleicht können James und Remus in den nächsten großen Ferien bei Sirius wohnen, der hat ja dann bereits Alphards alte Wohnung…

Jungs, ich weis nicht, ob wir uns nochmal wieder sehen. Ich hoffe es, aber ich befürchte, dass dem nicht so sein wird.

Ihr habt mir auf meine alten Tage soviel Freunde und auch Spaß gemacht, wie ich es nie erhofft hätte.

Ihr habt mir das Gefühl gegeben nochmal jung zu sein, habt meinen alten Geschichten zugehört und sie mich erneut erleben lassen…

Und eure Abenteuer gaben mir das Gefühl, dass auch die nächste Generation bereit ist, ihre Pflichten gegenüber unserer Rasse zu übernehmen. Damit meine ich die menschliche Rasse und keineswegs nur die Zauberer...

Ihr seid gerecht, stark und loyal. Tragt das Licht weiter, das ich versucht habe in euch zu entzünden…

Meine drei prächtigen Söhne…“

Auch er umarmt uns alle drei, sehr fest und herzlich … und bevor wir noch etwas erwidern können, ist auch er die Treppe hinauf und im Schlafzimmer verschwunden.

Wir schauen uns an, aber keiner von uns ist in der Lage, jetzt etwas zu sagen…

In zwei Stunden geht unser Zug und wir sollten uns langsam auf den Weg machen, wenn wir ihn nicht verpassen wollen.

Als wir die Treppen hinaufgehen, um unsere Koffer zu holen, hören wir zwei Geräusche, die uns sagen, dass sich die Potters bereits auf den Weg gemacht haben. Sie wollten wohl einen noch rührseligeren Abschied vermeiden.

Durchs Feuer reisen wir zum Tropfenden Kessel und von dort aus weiter nach Kings Cross. Der Hogwarts Express wartet bereits auf uns und immer noch sprachlos steigen wir ein…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hotepneith
2006-08-06T21:10:19+00:00 06.08.2006 23:10
So, das war es wohl mit den Potters...snüff...warum müssen auch immer die netten Leute daran glauben. Nun, auch alle anderen, wennich mir so die anderen Eltern ansehe.Die Marauders haben alle sehr unglückliche Kindheiten, Verlustängste oder so. Diesbezüglich hätte Snape wirklich gut zu ihnen gepasst.
Obwohl, dass hätte was gegeben.
Zaubern ohne Zauberstäbe...Kommt das bei HP eigentlich vor?Apparieren oder Flohpuder, okay, aber doch eigentlich keine Handmagie, oder? Ich habe die Bücher vor jahren gelesen, daher schwimmt meine Erinnerung ein wenig.


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