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Tanzkurs

A Lily and James Tale
von

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Kapitel 1-7

Die Story ist noch nicht auf Fehler durchgelesen worden, aber ich denke es dürfte ohnehin nicht allzu schlimm sein ;-). Viel Spaß beim Lesen und reviewed fleißig!
 

xx Indiana
 


 

Kapitel 1-7
 

"Ein Tanzkurs!"

Lily Evans drehte sich begeistert zu ihren Freundinnen um, wobei ihre dunkelrote Haarmähne einer von ihnen ins Gesicht schlug.

"Oh, sorry Alice!", sagte Lily, "aber ist das nicht irre?"

"Naja, ich weiß nicht, was daran jetzt so sensationell sein soll", murrte Lucy vor sich hin.

"Tanzen ist einfach toll!", schwärmte Lily und schloss genießerisch die Augen.

"Guckt mal, hier steht man muss mit einem Partner daran teilnehmen", las Alice, mit dem Finger am schwarzen Brett, vor.

"Na logo, wie soll man denn sonst tanzen?!", fragte Lily verwirrt.

"Schon klar, Lils, aber mit wem willste denn hin?", grinste Lucy.

Hups, daran hatte Lily jetzt wirklich nicht gedacht.

"Bis wann muss man den Partner denn haben?", fragte sie deshalb.

"Bis zur ersten Stunde."

"Und die wäre?"

"Heute in einer Woche!"
 

"Hey Evans!", rief James Potter quer durch die große Halle. Lily ignorierte ihn vorsätzlich, was ihn aber leider nicht entmutigte. Mit einigen großen Schritten war er bei ihr und setzte sein Potter-Lächeln auf.

"Machst du den Tanzkurs mit mir?"

"Woher soll ich das wissen?", fragte Lily bockig, sah ihn aber nicht an. James sah sie mit einem imaginären Fragezeichen auf der Stirn an.

"Du musst die Frage umformulieren", half Alice dem verdutzten James auf die Sprünge.

"Ach so!", rief dieser und grinste; Lily warf Alice einen mörderischen Blick zu.

"Hättest du nicht vielleicht Lust, mit mir den Tanzkurs zu besuchen?", fragte James, nun mit schönsten Ivy-League-Floskeln.

"Um ehrlich zu sein, Potter, nein. Ich denke nicht, dass ich dazu Lust habe", sagte Lily kalt.

"Nun komm schon Evans, so kaltherzig kannst doch noch nicht mal DU sein!", warf Sirius ein, der seinem Freund zu Hilfe gekommen war und das rothaarige Mädchen nun charmant anlächelte.

"Ich wüsste nicht, seit wann du mich kennst, Black!", sagte Lily und drehte sich nun zum ersten Mal richtig zu den beiden Jungs um. Ihr Gesicht war gerötet, doch ob vor Scham oder Wut konnte man nicht genau sagen, und ihre smaragdgrünen Augen blitzten.

"Also wenn sie mich so anguckt, dann bekomme ich echt Angst", murmelte James zu Sirius, der daraufhin anfing bellend zu lachen.

"Hör auf du verdammter Hund!", fauchte Lily. Und obwohl sie ihre Worte für nicht besonders schlagfertig gehalten hatte, verstummte Sirius augenblicklich.

"Was ist?", fragte Lily verwirrt.

"Ni- nichts", murmelte Sirius, machte einen albernen Knicks und zog mit James von dannen.

"Mannoman!", seufzte Lily genervt. "Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich die beiden auf den Mond wünschen!"
 

"Man Alter, jetzt mach dir nicht gleich in die Hosen!"

James sah seinen besten Freund genervt an, der rastlos im leeren Gemeinschaftsraum auf und ab marschierte.

"Woher sollte sie denn was wissen? Das war purer Zufall!"

"Zufall?" Sirius schnaubte ungläubig. "Jamesie, Lily hat viel zu viel Köpfchen! Wahrscheinlich ist sie uns letztes Wochenende gefolgt, als wir zu Remus wollten. Scheiße, man, scheiße!"

"Bleib ruhig, Tatze. Lily hat vielleicht 'ne Menge Grips und ich bin mir sicher, dass sie ,unser kleines Geheimnis' herausfinden könnte. Aber dazu muss sie ja erst mal die leiseste Ahnung haben. Und wir haben uns doch noch nie verplappert oder zu auffällig benommen oder so. Das war doch alles immer genauestens geplant!"

Sirius seufzte und ließ sich neben seinen Freund in einen Sessel am Kamin fallen.

"Vielleicht hast du recht", sagte er langsam. "Wir waren immer vorsichtig in dieser Sache, also wie sollte sie es spitz gekriegt haben?"

"Eben!" James grinste vergnügt.

"Dann hätte wir das je geregelt!" Sirius zauberte seine Schultasche mit Hilfe des Aufrufezaubers herbei und zog ein halbbeschriebenes Pergament heraus. "Dann müssen wir jetzt nur noch den blöden Zaubertrankaufsatz für Sluggy fertig schreiben und wir haben ein erholsames Wochenende!" Er grinste vielsagend.

"Nein wie nett! ,Erholsam' heißt für euch wohl, dass ihr es schafft, noch mehr Klos als sonst auf ein Mal in die Luft zu sprengen, wie?"

Die beiden Jungs fuhren zusammen. Hinter ihnen stand Lily Evans.

"Wie kommst du denn hier rein, Evans?", fragte James verdattert.

"Dumme Frage, durch das Portraitloch natürlich!" Lily sah ihn genervt an. "Aber wenn man so damit beschäftigt ist, sich den Kopf nur über sich selbst zu zerbrechen wie ihr beide, wundert es mich nicht, wenn ihr überhaupt nicht mitgekriegt hättet, dass ich existiere!"

"Wie lange bist du schon hier, Evans?", fragte Sirius misstrauisch und überging Lilys' Anspielung.

"Lange genug um mal wieder zu erkennen, wie schwachsinnig ihr beide seid!" Und mit diesen Worten stapfte sie in Richtung Mädchenschlafsäle davon.

James war so verdattert über ihren Auftritt, dass er erst wieder denken konnte, als sie sich schon auf der Treppe zum Turm hoch befand.

"Hey, Evans! Denk' nicht ich hätte nicht gemerkt, dass du existierst! Das habe ich nämlich!"

Er glaubte die Schritte verstummen zu hören, doch kurz darauf stampfte sie weiter.

Sirius sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. "'Denk' nicht ich hätte nicht gemerkt, dass du existierst! Das habe ich nämlich!'? Man Krone, tiefer kann man aber nicht mehr sinken, oder?"

James' Wangen liefen leicht rosa an.

"Jetzt lass uns den Aufsatz zu Ende schreiben!", murrte er vor sich hin und beugte sich so tief es ging über seine Pergamentrolle.

Sirius grinste unverschämt breit.

"Schon klar, Jamesie", sagte er und klopfte seinem besten Freund auf die Schulter. Er seufzte. "Wenn ich nicht wüsste, dass du ein feiner Kerl bist, würde ich denken du bist ein hoffnungsloser Romantiker!"
 

"Meine Damen!"

Mit einem Kissen in den Händen stand Lucy im Nachthemd auf ihrem Bett und sah sich nach Aufmerksamkeit heischend um.

"Oho, Luce hält 'ne Rede!", rief Lily spöttisch und machte es sich auf ihrem Bett bequem.

"Yeah Lucy, gib alles!", feuerte Alice sie an. Marietta und Caitlin sahen den dreien mit hochgezogenen Augenbrauen zu. Sie waren nette Mädchen und verstanden sich gut mit Lily und ihren Freundinnen, aber besonders viel miteinander zu tun hatten sie nicht.

Lucy räusperte sich erneut, was die Mädchen rings umher zum Schweigen brachte.

"Meine Damen!", wiederholte sie, "ich darf Ihnen feierlich mitteilen, dass ich aus dem Club der Solo-Tänzer ausgetreten bin!"

Sie setzte einen triumphierenden Gesichtsausdruck auf.

"Was denn?", fragte Alice verdattert. "Du hast 'nen Tanzpartner?"

"Logo!" Lucy grinste.

Lily seufzte. "Na Klasse, dann sind's ja ,nur noch' vier."

"Ähm, also um ehrlich zu sein", fing Caitlin an, "ich gehe mit Lucas Jordan!"

"Naja, und mich hat Nicholas Sparks gefragt!", murmelte Marietta kleinlaut.

"Na, das ist doch toll!", rief Lily mit Selbstbeherrschung in der Stimme. "Ich freue mich für euch!"

"Wirklich?"

"Na klar!"

"Ach, das ist gut!", rief Alice erleichtert. "Wenn dir das nichts ausmacht, meine ich! Ich bin nämlich auch ... hm, naja, sozusagen ,vergeben'." Sie wurde feuerrot.

"Ach!", rief Lucy erstaunt. "Hat sich Frank der alte Hasenfuß nun doch endlich getraut, dich zu fragen?"

Die schüchterne Alice sagte nichts, doch da ihr Gesicht noch röter anlief war das Antwort genug. Die einzige, die immer mürrischer dreinblickte, war Lily.

"Ach komm schon, Lils!" Lucy sprang von ihrem Bett herunter und ließ sich neben die Freundin auf deren Himmelbett plumpsen.

"Für dich finden wir auch noch jemanden!"

"Sie hätte ja schon längst einen, wenn sie nicht alle weg beißen würde!" Alice ließ sich an Lilys anderer Seite nieder.

"Das stimmt ja gar nicht!", protestierte Lily.

"Oh doch, Herzchen, das stimmt!", erwiderte Alice, die glücklich war, dass nun nicht mehr sie und Frank Mittelpunkt des allgemeinen Interesses waren.

"Der einzige, den ich in irgendeiner Form ,weg gebissen' habe, ist Potter - und das ja wohl zu Recht!"

"James Potter?", fragte Marietta und sah von ihrem Tagebuch auf.

"Bist du verrückt, dem abzusagen? Langsam muss er dich doch mal weich kriegen!"

Es war natürlich allgemein bekannt, dass James Potter schon seit der fünften Klasse hinter Lily Evans her war.

"Ach hör schon auf Marietta!", rief Lucy. "Potter ist ein Arschloch, ich würde ihm auch 'nen Korb geben!"

"Aber er sieht gut aus!" Marietta grinste unverschämt und Caitlin lachte.

"Was für ein Trost!", stöhnte Lily. "Aber davon habe ich immer noch keinen Partner!"

"Was ist denn mit Ceddie Lawrence?", versuchte es Caitlin. "Oder Mike Johnson?"

"Denen habe ich schon abgesagt", erwiderte Lily mürrisch. Die anderen vier sahen sie fast erschrocken an.

"Kommt schon Leute! Ich meine, sie sind ja vielleicht ganz nett, aber sie sind einfach nicht so mein Typ."

"Mein Gott Lily, du sollst doch kein Eheversprechen abgeben!"

"Weiß ich doch! Aber trotzdem, die machen sich dann bestimmt irgendwelche Hoffnungen und ich habe erstmal wahrlich genug von solchen Sachen!"

Die anderen nickten. Sie erinnerten sich nur zu gut an die Geschichte mit Chester Whateley. Er war ihr fast ein halbes Jahr lang nachgelaufen, weil sie ein Mal ,rein freundschaftlich' mit ihm nach Hogsmeade gegangen war, um ein Interview mit Madame Rosmerta über den ,Magischen Gastronomiebereich' für Zaubereigeschichte zu protokollieren. Im Gegensatz zu Potter, der sie nun schon seit über zwei Jahren belauerte war das zwar zeitlich gesehen gar nichts, aber Potter hatte sie außer mit seinen ständigen und aberwitzigen ,Gehst du mit mir aus, Evans?' - Fragen nie belästigt. Chester jedoch hatte angefangen Briefe zu schreiben und ihr auf einsamen Korridoren in irgendwelchen Nischen und Mauerecken aufgelauert. Glücklicherweise hatte er damit aufgehört.

"Okay, Süße, aber ganz alleine kannst du da auch nicht hin!", sagte Lucy entschieden. "Vielleicht solltest du doch Potter dein ,okay' geben."

Lily wollte schon protestieren, doch Lucy hielt ihr die Hand auf den Mund.

"Ach komm Lils. Ohne Partner würdest du ziemlich doof dastehen."

"Aber mit Potter als Partner stehe ich noch doofer da! Nein, wirklich Lucy. Ich will nicht. Ich habe wirklich keinen Bock, mir die ganze Zeit irgendwelche Machowitze anzuhören. Da tanze ich ja noch lieber mit Slughorn!"

Alice und die anderen fingen an zu kichern.

"Der würde sich bestimmt noch darum reißen einen flotten Walzer mit dir auf's Parkett legen zu dürfen!", grinste Marietta.

"Och Leute!" Lily fing an richtig genervt zu sein.

"Wir lassen dich ja gleich in Ruhe, Schätzchen", sagte Lucy gut gelaunt. "Wir, als deine Zimmergenossinnen und Verbündeten würden nur gerne deinen Schlachtplan hören!"

"Mein Schlachtplan? Ähm ... abwarten und Tee trinken?"

"Nicht ganz zufrieden stellend, aber wir belassen es jetzt mal dabei."

Lucy gab Lily einen Kuss auf die Schläfe und krabbelte in ihr eigenes Himmelbett hinüber, das neben Lilys stand. Alice schlief auf Lilys anderer Seite. Da es ein rundes Turmzimmer war, standen die Betten alle im Kreis, mit den Fußenden zur Zimmermitte.

Die Mädchen wuselten noch ein wenig umher, doch schließlich lagen sie alle im Bett und Lily blies die Kerze auf ihrem Nachttisch aus.

"Gute Nacht ihr lieben!"

"Gute Nacht Lils!"
 

"Ruhe da drüben!", hörten die Jungs eine gedämpfte Stimme durch die Wand dringen.

"Man, Mike dieser Spießer soll sich mal nicht so haben!", beschwerte sich Sirius. Er ließ aber dennoch den Tennisschläger sinken, mit dem er noch kurz zuvor Squash gegen die Turmwand gespielt hatte.

Gelangweilt sah er sich um. James lag auf dem Bauch auf seinem Bett und las in einem Buch, Remus tat dasselbe und Peter kritzelte auf einem Stück Pergament herum.

"Was schreibste' denn da, Wurmschwanz?", fragte Sirius und schlenderte zu dem kleinen, untersetzten Jungen herüber.

"N- nichts", nuschelte er und versuchte das Stück Pergament so schnell wie irgend möglich verschwinden zu lassen, doch Sirius war schneller und hielt es nach ein paar Sekunden Rangelei triumphierend in die Höhe.

Mit zusammengezogenen Brauen begann er zu lesen, kurz darauf aber brach er in lautes Gelächter aus.

"Hey Jungs!", rief er und sprang auf sein Bett. James und Remus schauten auf, Peter wimmerte.

"Wie ich an Lucy Miller herankommen kann!", las er laut die Überschrift vor. Remus schüttelte nur den Kopf.

"Oh man Jungs und Mädels, ihr glaubt gar nicht, was unser lieber Peter sich hier alles für Taktiken ausgedacht hat!" Er brach erneut in Gelächter aus. "Guckt mal, also, Punkt 1:-"

Er wurde von James unterbrochen, der "Accio Liste" rief, bis er das Stück Pergament selbst in Händen hielt. Dann knüllte er es zusammen und warf es zurück zu Peter.

"Hey Krone!", rief Sirius empört. "Es wurde grad lustig!"

"Kann sein", murmelte James, wieder in sein Buch vertieft, "aber das ist ja wohl nun wirklich Privat-Sache."

"Bitte?!" Ungläubig sprang Sirius vom Bett und legte eine hand auf die Stirn seines besten Freundes. "Hast du das gerade gesagt?"

James murrte vor sich hin.

"Dabei bist du derjenige, der vor nicht allzu langer Zeit eine Wie ich an Lily Evans herankommen kann - Liste gemacht hat!"

"Eben!", brummte James, der anscheinend ganz angestrengt versuchte diesen Teil seiner Vergangenheit zu vergessen.

"Such dir mal ein Hobby, Tatze!", sagte nun Remus, hielt es aber nicht für nötig von seinem Buch aufzusehen.

"Ihr seid aber auch wirklich gemein!", meckerte Sirius. "Kein Squash, kein Peter oder James ärgern ... was soll ich denn sonst machen?"

"Versuch es doch mal mit weiter bilden", sagte Remus sarkastisch und deutete auf seinen Wälzer.

"Och Remus, das ist doch sterbens' öde! Außerdem bin ich auch so schon schlau genug!" Er grinste.

"Schlau sein und gebildet sein sind aber zwei verschiedene Sachen, Tatze", meinte Remus altklug.

"Jaja, schon gut", seufzte Sirius und ließ sich lang auf's Bett fallen.

"Aber mal was anderes!", setzte er erneut an.

"Hältst du dann endlich die Klappe?"

"Jep!"

"Also gut, schieß los!"

"Wie sieht's mit euren Mädchen für den Ball aus?"

Remus hustete leicht, bevor er antwortete. "Ich gehe mit ... mit Lucy Miller. Sorry Peter, ich wusste nicht, dass du sie magst! Sonst hätte ich ihr abgesagt, als sie mich gefragt hat!"

Peter sah nun noch trauriger aus, blieb aber tapfer. "Ist doch kein Problem Moony, so ist das nun mal."

"Du gehst mit Lucy?", fragte James mit plötzlich übernatürlichem Interesse für das Thema.

"Meinst du, du könntest sie vielleicht mal wegen ... naja, wegen Evans fragen?"

"Nein."

"Warum nicht?"

"Komm schon James, das ist verdammt noch mal nicht meine Sache!"

James zog eine Schnute und schob sich schmollend wieder sein Buch vor die Nase.

"Gut!", sagte er trotzig. "Ich werde es auch schon irgendwie alleine schaffen!"

"Und du Sirius?", fragte Remus um vom Thema abzulenken.

"Ich!", rief Sirius und warf sich in die Brust, "habe beschlossen, mich meinem Kumpel James anzuschließen!"

"Und das heißt?"

"Das heißt wir werden ohne Partnerin hingehen und es drauf ankommen lassen. Irgendjemandem werden wir schon zugeteilt werden."

James sah seinen Freund an. "Komm schon, Tatze, du musst das nicht für mich tun! Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Mädels dich schon gefragt haben. Sag doch einfach einer von ihnen zu, dann hat sich das."

"Und meinen besten Freund damit im Stich lassen? Never ever, Krone, alter Kumpel!" Er zog ein imaginäres Schwert und stieß damit in die Luft.

"Einer für alle und alle für einen! Du hast schon so oft deinen hübschen kleinen Hintern für mich riskiert, da stehe ich dir jetzt auch mal in der Not bei!"

"Sirius!", meinte Lupin verblüfft, doch er fasste sich relativ schnell. "Zig Mädchen haben James schon gefragt, aber er hat sie alle abgewiesen. Ja James, wegen Lily, ich weiß!", fuhr er genervt dazwischen, als James gerade den Mund aufmachte, um etwas zu sagen.

"Ist doch scheißegal", sagte Sirius vergnügt. "Mein kleiner Liebling dort drüben (er deutete auf James) hat nun mal Vorrang!"

"Mensch Tatze, spar dir deinen Enthusiasmus lieber für den Vortrag in Kräuterkunde am Montag!", sagte James.

"Ach was." Sirius tat es mit der Hand ab. "Ich habe genug Enthusiasmus für uns alle zusammen!"

Plötzlich klopfte es an der Tür und ein ziemlich missgelaunter Mike Johnson trat ein.

"Sag mal haste was geschluckt, Sirius? Es gibt Leute, die tatsächlich um 2 UHR NACHTS schlafen wollen!"

Damit donnerte er die Tür wieder hinter sich zu.

"Ich sollte mal an diesen Schall dämpfenden Flüchen arbeiten!", war Sirius' Kommentar.

Ein lautes Aufstöhnen der anderen 3 signalisierte ihm deutlich genug die Negativität, die seine drei Freunde diesem Vorschlag entgegen brachten.

"Man! Ihr seid doch alles Spießer!"
 

"Potter!"

Lily, völlig in Gedanken versunken war um die Ecke gebogen und volle Kante mit James Potter zusammengestoßen. Ergebnis: Sämtliche Bücher aus der Bibliothek, die sie hatte zurückbringen wollen sowie ein paar Pergamente, ein Federkiel und ein Tintenfass purzelten auf den Boden. Auch James' Schultasche war zu Boden gegangen und die grüne Tinte, die langsam von Lilys Glas über den Teppich ran, bestätigte ihren Verdacht: Das Glas war zerbrochen.

"Na klasse, Potter!"

Genervt bückte Lily sich und begann ihre sieben Sachen wieder zusammen zu suchen. James tat es ihr gleich und wollte gerade eines seiner Bücher wieder in seiner Tasche verschwinden lassen, als Lily es ihm aus der Hand nahm.

"Du liest Shakespeare?"

James lief leicht rot an. "Wundert dich das?"

"Naja..." Lily geriet ins Stottern. "Ich - ich hätte nicht gedacht, dass du Muggel Zeug liest."

"Tja!", sagte James, etwas selbstgefälliger als geplant. "Überraschung!"

Lily beäugte ihn misstrauisch. Dann sammelte sie weiter ihre Sachen zusammen und stand auf. Sie wollte schon wortlos davon gehen, als er sie am Arm festhielt.

"Was ist?"

"Du hast dein Tintenfass vergessen!"

"Es ist kaputt."

"Nein, es war kaputt!" James murmelte leise reparo und gab ihr das Tintenfass, das nun wieder heil und gefüllt mit grüner Tinte war.

Lily wusste nicht, was sie sagen sollte.

"Ähm ... danke!"

"Gern geschehen!"

"Wirklich?"

"Was wirklich?", fragte James verwirrt.

"Das mit dem ,gern geschehen'."

"Na klar!", sagte er wie selbstverständlich. Lily war schon wirklich kompliziert.

"Okay ... dann ... ähm ... tja, also, man sieht sich!" Und mit rosa

Wangen wandte sie sich um und eilte den Korridor entlang.
 

Als James wieder im Gemeinschaftsraum eintraf, schwebte er auf Wolke sieben. Er hatte es geschafft, Lily Evans sprachlos zu machen! Natürlich berichtete er hinter vorgehaltener Hand sofort Sirius davon.

"Klasse Krone! Du machst dich, alter, du machst dich!"

James grinste.

"Aber seit wann liest du Muggel Zeug?", setzte Sirius Stirn runzelnd hinzu.

"Naja ...", stotterte James vor sich hin, doch den observierenden Blicken seines Freundes konnte er nicht lange Stand halten.

"Weißt du noch, als Lily in der fünften Klasse etwas von Shakespeare in Muggelkunde vorgetragen hat?"

"Nö."

"Naja, sie als Muggelstämmige hatte die Hausaufgabe gekriegt, ein Stück aus der Muggelliteratur auswendig zu lernen und der Klasser vorzutragen. Und naja ... sie hat was von Shakespeare vorgetragen-"

"Stimmt ja!", fuhr ihm Sirius dazwischen. "Das war ja der denkwürdige Moment, wo es bei dir klick gesagt hat und du dich Hals über Kopf in Lily Evans verknallt hast!"

"So ähnlich, ja", murmelte James mit hochrotem Kopf.
 

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"Miss Evans", sagte Professor Gadwick und schritt vor der Klasse auf und ab. "Dürfte ich sie nun bitten, ihre besondere Hausaufgabe der Klasse vorzutragen?"

Lily warf den dunkelroten Haarschopf zurück, stand auf und schritt selbstbewusst nach vorne zum Pult.

"Also", fing sie an, "ich werde jetzt einen Monolog der Helena aus dem ersten Aufzug des ersten Satzes aus dem Stück Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare vortragen."

Die Klasse hatte im Grunde keine Ahnung wovon sie sprach, doch als sie sich räusperte und anfing zu sprechen schien es, als ob sie um jeden einen Bann legen würde.

"Wie kann das Glück so wunderlich doch schalten!

Ich werde für so schön wie sie gehalten.

Was hilft es mir, solang Demetrius

Nicht wissen will, was jeder wissen muss?

Wie Wahn ihn zwingt, an Hermias Blick zu hangen.

Vergöttr' ich ihn, von gleichem Wahn befangen.

Dem schlechtesten Ding an Art und an Gehalt

Leiht Liebe dennoch Ansehn und Gestalt.

Sie sieht mit dem Gemüt, nicht mit den Augen,

Und ihr Gemüt kann nie zum Urteil taugen.

Drum nennt man ja den Gott der Liebe blind.

Auch malt man ihn geflügelt und als Kind,

Weil er, von Spiel zu Spielen fortgezogen,

In seiner Wahl so häufig wird betrogen.

Wie Buben oft im Scherze lügen, so

Ist auch Cupido falscher Schwüre froh.

Eh Hermia meinen Liebsten musst entführen,

Ergoss er mir sein Herz in tausend Schwüren;

Doch, kaum erwärmt von jener neuen Glut,

Verrann, versiegte diese wilde Flut.

Jetzt geh ich, Hermias Flucht ihm mitzuteilen!

Er wird ihr nach zum Walde morgen eilen.

Zwar, wenn er Dank für den Bericht mir weiß,

So kauf ich ihn um einen teuren Preis.

Doch will ich, mich für meine Müh zu laben,

Hin und zurück des Holden Anblick haben."
 

Noch lange nachdem Lily geendet hatte sagte niemand ein Wort. Fast alle waren betört von den Worten und vor allem der Art, in der sie vorgetragen hatte. Mit einem solchen Enthusiasmus und einer solchen Wortgewandtheit und Leichtigkeit, als hätte sie über das Wetter gesprochen. James jedoch, im Gegensatz zum Rest der Klasse, war mehr als nur beeindruckt. Er war verzaubert. Und er konnte überhaupt keinen klaren Gedanken mehr fassen. Alles, was noch in seinem Kopf herumspukte, trug den Namen Lily Evans.
 

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James schüttelte den Kopf um auf andere Gedanken zu kommen. Sirius hatte sich derweil den Shakespeare-Band unter den Nagel gerissen.

"Wann morgen Phöbe die begrünten Auen mit ihrer Perlen feuchtem Schmuck betaut", las Sirius vor und sah James dann Stirn runzelnd an. "Sag mal, verstehst du etwa was die mit dem ganzen Zeug hier meinen?" Er tippte auf den Einband. "Das ist doch totaler Schwachsinn!"

"Wenn ich wüsste, was Shakespeare meint, wäre ich schon viel weiter", gähnte James und lehnte sich genüsslich in seinen Sessel.

"Was denn?! Du verstehst das selbst nicht?"

"Bingo."

"Warum liest du es denn dann?"

"Erstens: Weil Evans es mag. Und zweitens weil ich so ein Gefühl habe, dass es mich näher an sie heranbringt."

"Aha." Sirius schien nicht gerade überzeugt.

"Naja, und es macht mich wahnsinnig, dass ich Ausnahmsweise mal etwas nicht verstehe", setzte James noch hinzu.

"Das ist schon eher ein Grund", murmelte Sirius, in das Buch versunken. "Wer zum Teufel ist nur Phöbe?"
 

"Komm schon, Lils!"

Die anderen Mädchen aus dem Schlafsaal waren bereits fertig, doch Lily war noch dabei sie Ohrringe anzustecken.

"Der Kurs geht in fünf Minuten los!", drängelte Alice, die stets pünktlich war und es hasste zu spät zu kommen.

"Bin schon fertig!", rief Lily und dann: "Wer zuerst am Porträtloch ist!"

Mit wehendem Umhang rannte sie an ihren Freundinnen vorbei.

"Was ist denn mit der los?"´, fragte Caitlin und sah die anderen mit hochgezogenen Augenbrauen an.

"KP", murrte Lucy und die vier stiefelten hinter Lily her. Am Porträtloch angekommen wurde sie Zeuge eines äußerst belustigenden Bildes. Lily hatte beim ihrem kleinen Sprint anscheinende so viel Speed drauf gehabt, dass sie fast Kopfüber durch das Porträtloch geschossen war - und zwar genau in die Arme von Sirius Black.

"Hach Evans", säuselte er gerade, "ich wusste ja schon immer, dass du mich gern hast! Aber du hättest es mir doch auch sagen können, findest du nicht? Gleich so eine Show abzuziehen ... ts, ts, ts ... und der arme Jamesie! Wie soll ich ihm nur erklären, dass du dich umorientiert hast?"

"Ach halt die Klappe, Black!", fauchte Lily, die feuerrot war. Noch nie war ihr etwas so peinlich gewesen. Sie hatte ihn mit zu Boden gerissen und war auch noch genau auf ihm gelandet! Schlimmer ging's ja wohl nicht mehr! Ihren guten Ruf als Schulsprecherin konnte sie jetzt echt vergessen. Denn wer nicht wusste, dass es nichts weiter als ein Versehen gewesen war hätte ohne weiteres daraus schließen können, dass sie einen stürmischen Liebesangriff auf Sirius Black verübt hatte Oh Gottohgottohgott ... sie hatte sich ihr eigenes Grab geschaufelt!

"Los Mädels!", rief sie und vermied Sirius' belustigten Blick. "Wir müssen! Sonst kommen wir noch zu spät!" Sie lachte gekünstelt.

"Sag mal, geht es dir noch gut, Lils?", fragte Lucy besorgt.

"Klar doch, ging mir nie besser!", lachte Lily viel zu unnatürlich, als das man es hätte glaubhaft finden können. Doch als sie endlich draußen auf dem Gang vor dem Porträtloch standen stöhnte Lily auf.

"Oh Gott! Furchtbar! Grausam! Ich bin erledigt ..."

"Ach komm schon, das war nur Sirius Black!"

"Nur?" Lily lachte trocken. "Schlimmer kann es doch gar nicht kommen! Es würde mich nicht wundern wenn heute Abend überall in der Schule Banner hängen auf denen Ich gehe mit Lily Evans oder so steht."

"Nun übertreib mal nicht!", sagte Alice energisch. Lily sah sie an.

"Naja", sagte Alice weniger heftig, "er und Potter sind schon ein paar Knallköpfe, aber nenn mir doch mal 'nen Jungen, der das nicht ist! Und sie machen vielleicht 'ne Menge Mist, aber sie erfreuen sich nicht am Leid anderer."

"Ach, und was ist mit Schniefel-, ähm, ich meine Snape?"

"Okay, an Snapes Leid erfreuen sie sich vielleicht doch. Aber das war's auch schon. Und erzähl mir nicht, Lily, dass du niemanden kennst, über dessen Leid du dich freuen würdest!"

Lily runzelte die Stirn und grinste dann. "Du meinst jemanden außer Potter und Black?"

Alice seufzte. "Weißt du, du bist echt unverbesserlich!"

Lily lachte und umarmte die Freundin. "Danke für das Kompliment!"

"Bitte, bitte! Und ich hoffe du bekommst mal 'nen Typen der genauso störrisch ist wie du!"

Lily schluckte und zog einen Schmollmund.

Nun war es an Alice zu lachen. "Na los", sagte sie. "Auf zum Tanzen!"
 

Professor McGonagall marschierte vor den Schülern, die artig aufgereiht dasaßen, auf und ab. "Also, meine lieben", fing sie an und unterbrach ihren Stechschritt um die Sechst- und Siebtklässler über ihre Brille hinweg zu mustern. "Sehr erfreulich, dass so viele von ihnen an einem Tanzkurs interessiert sind! Nun ja, aber um es gleich zu sagen: diejenigen, die diesen Kurs hier nicht ernst nehmen, können gleich wieder gehen!" Als niemand sich erhob oder protestierte sprach sie weiter: "Nun gut, dann wollen wir jetzt beginnen. Finden sie sich bitte mit ihrem Partner zusammen und kommen sie hier auf unseren Tanzboden. Oder gibt es noch jemanden, der keinen Partner hat?"

Unter prüfendem Blick hob Lily zaghaft den Finger. Mit Schreck stellte sie fest, dass Eve Havers, James Potter und Chester Whateley sich ebenfalls meldeten. Nicht Chester, nur nicht Chester! McGonagall zog die Augenbrauen hoch. "Dann geht Mr. Potter bitte mit Miss Havers zusammen und Miss Evans, sie bekommen Mr. Whateley als ihren Partner."

Lily schluckte stark. Sie war Schulsprecherin, sie konnte jetzt schlichtweg keinen Einspruch erheben. Aber mit Chester tanzen zu müssen, war alles andere als gut. Da hätte sie ja noch zehnmal lieber James gehabt!

Auch James sah missmutig drein. Hatte er etwa extra wegen ihr keine Partnerin gehabt? Lily blieb nicht viel Zeit nachzudenken, denn schon stand Chester vor ihr.

"Hallo Lily", sagte er leise.

"Hallo Chester", sagte Lily und versuchte ihm nicht in die Augen zu sehen. Das war doch einfach alles nur ein großer Alptraum. Als sie auf der Tanzfläche voreinander standen wünschte Lily sich nichts sehnlicher, als hier raus zu kommen.

"Ich werde sie heute in die Kunst des Walzer Tanzens einführen", fuhr McGonagall laut fort und demonstrierte den Schülern wie sie die Hand in die des Partners legen mussten. Chester nahm Lilys Hand mehr als dass sie sie ihm gab. Wo war der Notausgang?

"Komm schon Lily, mache ich dich so nervös?"

Chester grinste sie frech an, doch Lily fiel beim besten Willen keine Erwiderung ein. Ihr fiel es plötzlich wie Schuppen von den Augen: Dass Chester aufgehört hatte sie zu belagern hatte mit der Ankündigung des Tanzkurses begonnen. Er hatte nur darauf gewartet, hier ihr Partner zu werden. Doch woher hatte er gewusst, dass sie keinen Tanzpartner hatte?

Filch, der Hausmeister, stellte das große Grammophon an und der Walzerrythmus begann. Lily und Chester fingen an zu tanzen, ohne darauf zu achten, dass sie eigentlich noch gar nicht sollten. McGonagall die den Schülern erst mit Filch zusammen demonstrieren wollte, wie es ging sah den beiden erstaunt zu. Chester konnte auch keinen Walzer tanzen, aber Lily führte ihn über das Parkett, die ganze Zeit angestrengt auf den Boden guckend.

"Lily, was machst du denn da?", fragte Chester und Lily brach abrupt ab. Erst jetzt bemerkte sie ihre Situation und lief dunkelrot an. Ein paar lachten.

"Also, Miss Evans, würden sie uns verraten woher sie die Schritte schon können?", fragte Professor McGonagall.

"Ein Sommerkurs", nuschelte Lily betreten. "Ich tanze gerne. Und bei ... bei Muggeln ist es im Allgemeinen so Tradition."

Ein paar Slytherins kicherten leise.

"Gut, gut ..." Professor McGonagall sah nachdenklich aus. "Aber wenn sie schon so weit sind, bringt es ja nichts, sie mit einem Anfänger tanzen zu lassen."

"Bitte, Professor", meldete sich James zu Wort und vollends der Tatsache bewusst, dass ihm praktisch die gesamte Oberstufe von Hogwarts zusah und -hörte. "Ich habe auch schon ein paar Tanzstunden hinter mir. Ich könnte mit Lily tanzen."

Lily glaubte sich verhört zu haben. James zog ja wirklich alle Trümpfe! Und sie zweifelte nicht mehr daran, am Abendbrottisch Schulgespräch zu sein.

Professor McGonagall sah James argwöhnisch an. Sie wusste offenbar nicht, was sie davon halten sollte.

"Also gut, Potter", sagte sie schließlich, "aber ich warne sie: Miss Evans wird kein Haar gekrümmt, nicht der Rock abgefackelt und auch nicht die Ganzkörperklammer aufgehalst, haben wir uns verstanden?"

"Aber klar!" James grinste unverschämt breit. "Zu so was bin ich gar nicht im Stande!"

Professor McGonagall schnaubte und bedeutete den vier Schülern dann die Partner zu tauschen. Chester sah böse aus und funkelte James wütend an. Dieser war sich den missbilligenden Blicken völlig bewusst, hielt sich aber zu Lilys Überraschung erneut zurück und sah Chester nur kühl an. Dann lächelte er Lily an. Und Lily, die gerade noch völlig sprachlos von James' Verhalten war ... lächelte zurück. Kurz danach hätte sie sich am liebsten geohrfeigt, aber James kam es so vor, als wolle sein Herz aus seinem Brustkasten und direkt Lily in die Arme springen. Wie wunderschön war sie doch wenn sie lächelte! McGonagall unterbrach seinen Gedankengang, indem sie noch einmal den Walzerschritt demonstrierte und dann die Schüler aufforderte es selbst zu versuchen. James legte langsam, fast schüchtern, seine Hand an Lilys Hüfte und nahm ihre Hand. Lily konnte sich nicht gegen ihre Gedanken wehren: Ihr gefiel dieser schüchterne James. Sie legte ihre Hand auf seine Schulter und als ihre Hände sich trafen kam es ihr vor, als würden tausend kleine Stromschläge durch ihren Körper zucken. Was für warme, schöne Hände er doch hatte! Oh - mein - Gott! Was dachte sie da eigentlich?! Lily glaubte verrückt zu werden. Immerhin tanzte sie hier mit James Potter, dem größten Idioten von Hogwarts. Naja, vielleicht abgesehen von Chester ... und Snape ... und noch so ein paar anderen Kandidaten. Okay, eigentlich war er gar nicht so weit oben auf ihrer Blödmann-Liste. Aber er war immerhin noch schlimm genug!

Bevor sie den ersten Schritt taten, grinste James sie an. "Dieses Mal führe aber ich, okay, Evans?"

"Tu bloß nicht so dicke, Potter!", schnaubte Lily, überließ ihm aber die Führung. "Das hier ist kein Date oder so was! Nur ein Tanzkurs."

"Das weiß ich", sagte James mit Unschuldsmiene. "Du etwa nicht?"

"Oh, du bist so ein Idiot Potter!", fauchte Lily und funkelte ihn böse an.

"Weißt du Evans, du bist ziemlich hübsch, wenn du wütend bist", sagte James leise mehr zu sich selbst, als zu Lily. Als er merkte, dass sie seine Worte gehört haben musste, wurde er knallrot. Verdammt, was machte er nur? Plapperte ihr so ein Zeug ins Gesicht ... sie musste ihn ja für einen völligen Versager halten. Nein, noch schlimmer: für einen Schleimer! Oh Gott!

"Danke."

"Wie bitte?" James sah Lily an, die angestrengt in eine andere Richtung guckte. Hatte sie gerade etwa "danke" gesagt? Was war hier eigentlich los? War das überhaupt noch die Lily Evans?

"Ach hör auf, Potter!", sagte Lily leise aber aufgebracht. "Du bist schon eingebildet genug!" Sie verstand die Welt nicht mehr. Sie hatte sich gerade bei James Potter bedankt, dass er sie hübsch genannt hatte? War sie hier im falschen Film? War das überhaupt noch der James Potter?

"Das stimmt doch gar nicht!", protestierte James.

"Oh doch!"

"Aha! Glaubst du also!"

"Nein, weiß ich!"

James sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.

"Naja." Lily kam richtig in Fahrt. "Du guckst auf alle anderen runter! Mit einem Besen oder deinem beknackten Schnatz in der Hand noch mehr. Und dass du es immer noch cool findest, dir bei jeder Gelegenheit durch die Haare zu wuscheln zeigt ja nur, was für ein durchgeknallter Spinner du bist. Du genießt es doch regelrecht allen anderen noch mal zu zeigen, dass du es im Grunde doch am besten kannst!"

James sah sie betroffen an. So etwas hatte noch nie jemand zu ihm gesagt! Na klar, Lupin wies ihn manchmal in seine Schranken, aber trotzdem. Er fühlte sich gedemütigt.

"Heißen Dank, Evans. Das hat jetzt richtig gut getan!"

"Ach hör doch auf Potter."

"Womit soll ich denn bitte aufhören? Du hast doch angefangen mich anzumeckern! Dabei bist du auch nicht perfekt, Evans! Du solltest auch mal anfangen, dir über andere Leute Gedanken zu machen und nicht nur über dich selbst!"

Lily schnappte empört nach Luft.

"Ich mache mir nicht nur Gedanken über mich selbst!", sagte sie aufgebracht. "Wenn du wüsstest wie viele Gedanken ich mir über dich ma-" Sie brach ab, als ihr bewusst wurde, was sie da gerade sagte.

"Du machst dir Gedanken über mich?", fragte James verwundert.

"Nein, tue ich ganz bestimmt nicht!" Doch Lilys Gesichtsfarbe sprach Bände. Aber wie sollte sie nur erklären, dass sie nicht an ihn dachte, weil sie ihn so gerne hatte, sondern weil sie ihn so sehr verabscheute?

"Gut!", unterbrach Professor McGonagall ihren Gedankengang. "Morgen Abend geht es weiter. Einen schönen Sonntagabend noch."

Lily löste sich so schnell von James wie sie konnte und eilte als erste aus dem Traum. Professor McGonagall sah ihr nach und blickte dann zu Potter herüber. Dann schüttelte sie seufzend den Kopf.
 

"Lily? Lily! Da bist du ja!"

Lucy lief ungestüm durch die Bibliothek bis sie vor Lily stand, die sich hinter einem Stapel Bücher verbarrikadiert hatte.

"Sag mal", sagte Lucy außer Atem, "was soll denn das eigentlich? Erst rennst du wie von der Tarantel gestochen vom Tanzen weg und jetzt sitzt du hier, hinter einem Berg Bücher verschanzt und tust so, als ob nichts los wäre!" Lucy sah sie böse an.

"Es ist doch auch nichts los", murrte Lily.

"Na komm!" Lucy ließ sich gegenüber ihrer Freundin über und schob mit ihren Armen ein Guckloch in die Bücherwand.

"Ich muss halt noch Hausaufgaben machen, deshalb habe ich mich so beeilt", murmelte Lily.

"Hör auf so einen Quark zu erzählen!", sagte Lucy aufgebracht. "Du tust so als ob wir völlig Fremde wären, dabei versuchen Alice und ich bloß dir zu helfen! Was ist denn im Moment los mit dir? Ständig versuchst du uns - natürlich erfolglos - uns irgendwelche Märchen aufzutischen, dass es dir gut ginge, aber trotzdem läufst du mit einer Mine herum, als ob deine gesamte Familie gerade vom Zug überfahren worden wäre!"

Lily starrte auf die Tischplatte. Sie wartete darauf, dass Lucy noch mehr sagt, doch das tat sie nicht. Sie wollte jetzt endlich eine Erklärung von Lily.

"Naja", begann Lily leise, "ich war irgendwie noch ziemlich durch den Wind wegen dieser Sache mit Chester. Und als ich ihn heute als Tanzpartner bekommen habe, da habe ich gedacht ich sterbe. Und er hat so komische Andeutungen gemacht. Das hört sich vielleicht komisch an, aber ich habe irgendwie echt Angst ... vor ihm ..."

Lucy schaute sie verwundert an.

"Ach Mensch, Lily", seufzte sie, "ich hatte so was schon befürchtet. Du hast so geschockt geguckt heute, als er auf einmal zu dir kam. Es tut mir Leid. Ich hätte was unternehmen müssen!"

"Ach Quatsch, das hättest du überhaupt nicht!", widersprach Lily vehement. Sie hasste Mitleid und sie wollte sich nicht helfen lassen.

"Außerdem ... außerdem hat Potter mir ja schon geholfen ... irgendwie ... aber weißt du, das ist auch noch so ein Ding! Er hat ja nicht den Partner gewechselt, weil er gesehen hat, dass ich unzufrieden bin Chester war, sondern damit er sich wieder an mich ranmachen konnte."

Lucy sah Lily an, dass sie noch weiter sprechen wollte, also unterbrach sie sie nicht.

"Aber dann war er irgendwie so ... hm ... so nett. Ich meine, zum ersten Mal kam kein Macho-Spruch. Und ... und er hat mir gesagt, dass ich hübsch bin."

"Er hat was?"

Lily nickte und stützte dann stöhnend den Kopf in die Hände.

"Ich weiß auch nicht, was ich denken soll! Ich meine, er ist immer noch James Potter!"

"Ja und?"

"Ich ... ich habe ihn angemeckert."

"Du hast was?"

"Ja ... ich weiß nicht, vielleicht aus alter Gewohnheit. Ich meine, ich wollte ihn gar nicht so blöd anmachen!"

"Was hast du denn gesagt?" Lucy beäugte die Freundin. Sie hatte Lily lange nicht so aufgewühlt erlebt.

"Ich habe ihm gesagt, dass er eingebildet und ein Angeber ist - und dass er sich für was besseres als alle anderen hält. Und ich habe ihn auch noch ,Idiot' genannt."

Lucy sog scharf die Luft durch ihre Nase ein. Lily wusste schon was sie dachte. Sie hatte es falsch gemacht. Was war überhaupt los mit ihr? Sie benahm sich völlig unzurechnungsfähig. Langsam bekam sie Angst vor sich selbst.

"Komm Süße", unterbrach Lucy sanft ihre Gedanken. "Wir gehen zurück in den Gemeinschaftsraum und sagen Alice, dass alles in Ordnung ist."



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2006-11-27T17:19:59+00:00 27.11.2006 18:19
Oh die Geschichte ist voll hammer1
Total begestert! Bin stolz auf dich! Habe schon lange nicht m,ehr so tolle geschichten von lily und james gelesen! weis jemand vielleicht noch ander tolle geschichten über Lily und James?

Wäre super wenn ihr mir dann schreiben würdet!

Aber die Geschichte ist trotzdem super!
LG
Merlin01
Von:  Juri
2006-07-08T08:58:54+00:00 08.07.2006 10:58
haaaaaaaaay
*herzchen*
die geschichte ist sooooooo süß!!!!!!
Mach schnell weiter bitte!! ich finde die Idee mit dem Tanzkurs echt super und die ganze geschichte ♥♥♥♥♥♥♥♥
Von: abgemeldet
2006-04-18T15:25:24+00:00 18.04.2006 17:25
Es ist echt Hammer, eine der besten Geschichten der Rumtreiber ( Meiner Meinung nach)!
Mach weiter so!!
Von: abgemeldet
2006-03-26T12:28:57+00:00 26.03.2006 14:28
hey
der start ist echt nicht schlecht geworden. SPITZE um genau zu sein. ^___^
ich freu mich schon total auf die fortsetzung und wie du die sache voranschreitten lässt. XD

GLG Anjuli_89


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