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Diagnose: Schizophrenie oder auch: Was passiert wenn Yamis sich einmischen

von

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Offene Konflikte

„Bleiben wir beim Thema. Erzähl mir bitte etwas über diesen Pharao.“ Muyaki durfte sich hier nicht beirren lassen, er glaubte den Schlüssel zu allem gefunden zu haben, diesmal wirklich.

Ryou verzog sein Gesicht, was Muyaki sich schnell damit erklärte, das sein Yami sich wohl wieder zu Wort meldete. „Bakura wird gerade ziemlich Laut... Moment bitte...“ Ryou nahm den Ring in die Hand und schloss nun die Augen er schien sich zu konzentrieren, es war ein seltsames Erlebnis. Muyaki fiel sogar auf das der Ring in der Tat leicht zu leuchten schien, dann öffnete Ryou seine Augen wieder.

„Ich hab ihm nur kurz in den Hintern getreten, ich erzähle ihnen nun vom Pharao. Mit etwas Glück ohne Zwischenrufe.“ Zugegebenermaßen waren diese für Muyaki nicht weiter schlimm, aber es war schon frustrierend nicht zu hören was dort los war. Doch Ryous Konzentration war faszinierend, er notierte sich dazu etwas, um sich an Ryous scheinbare Kontrolle zu erinnern.

„Yugi hat seinen Yami, etwa schon genau so lange wie ich. Doch anders als mein Yami achtet er darauf seinen Wirt nicht zu stören. Einzig wenn mein oder Mariks Yami sich einmischt wird er aktiv.“

„Interessant, könntest du mir ein Beispiel dazu nennen?“ Beispiele waren wichtig damit Muyaki sich ein besseres Bild davon machen konnte.

„Ja, es war am ersten Tag als ich in die Schule kam...“

 

****Alte Feindschaft****

 

Ryou war nervös, als vor der Tür zu seiner neuen Klasse wartete. Nachdem sein Yami seinen Ruf in der letzten Schule vollkommen zerstört und er dort extrem unangenehm aufgefallen war, hoffte er hier auf einen Neuanfang. Er erduldete diesen Geist jetzt schon seit mehreren Monaten und es war erträglicher geworden. Wieso genau konnte er nicht sagen, aber Bakura, so wie der Geist genannt werden wollte, übernahm jetzt nicht mehr ständig die Kontrolle. Dennoch, es war zu viel geschehen als das man es hätte vergessen können.
 

Jeden Moment konnte sich die Türe öffnen und der Lehrer würde ihn hinein bitten. „Jetzt sei nicht so nervös“, erklang die Stimme des dunklen Ryous neben der Tür. Die braun gebrannte Gestalt, die stets dieselben Kleider trug wie er selbst, lehnte lässig am Türrahmen.

„Vergiss du nicht, was du mir versprochen hast. Keine Übernahmen!“ Die Gestalt winkte ab. Er sah das ganz locker, Ryou nicht. Aber zumindest hatten sie bereits eine Art Koexistenz gefunden.

Na ja, nachdem sein Yami nicht an die Schulpflicht gedacht und vor drei Wochen von der Polizei in die Schule gebracht worden war, hatte er es unterlassen, den Schulunterricht zu stören. Zudem war sein Drang, noch spät nachts in Diskos zu gehen, auch nicht mehr so stark. Warum genau interessierte Ryou nicht, etwa fand Bakura es inzwischen nicht mehr so toll, oder er hatte einen anderen Grund.
 

„Ist ja schon gut, ich lass dich alleine...“ Er stieß sich von der Wand ab und verschwand, während er ein paar Schritte an ihm vorbei machte. Alleine... pha, als ob das stimmte. Inzwischen wusste Ryou sehr wohl, dass Bakura alles, was er sah oder erlebte, ebenso wahrnehmen konnte. Er hatte sogar erwogen, den Ring wegzuschmeißen, doch zum einen war das gar nicht so leicht, dieser fand nämlich auf mysteriöse Weise ständig seinen Weg zurück, und zum anderen fühlte sich Ryou, so dumm das auch klang, leer ohne die Nähe dieses Gegenstandes. Nicht zuletzt deswegen trug er den Ring auch heute. Das letzte, was er hätte gebrauchen können, wäre ein wildfremder Mensch, der ihm ein Päckchen in die Hand drückte, das den Ring beinhaltete. Das war nämlich das letzte Mal passiert, als Ryou den Ring 'vergessen' hatte. Wie der Ring das anstellte, war ihm genauso ein Rätsel wie die Tatsache, dass Bakura sehr viel Wert darauf legte, bei ihm zu sein.
 

Als der Lehrer ihn endlich herein bat, bemühte sich Ryou, möglichst freundlich zu wirken, ohne dabei aufdringlich zu erscheinen, er war halt schüchtern, dagegen konnte er nichts tun.

„Liebe Schüler, das ist Ryou, Ryou Bakura, bitte seid lieb zu ihm.“

Das hätte sie nicht sagen sollen! Das klang so, als hätte er Probleme. Gut, die hatte er auch, aber das ging niemanden etwas an! Nun gut, jetzt war es sowieso zu spät! Ryou verneigte sich standesgemäß und schaute kurz in die Runde. „Huu... hier sind ein paar süße Dinger...“ Bakura konnte es halt doch nicht lassen und stand schon wieder neben ihm, soviel zu alleine lassen, was? Doch dann blieb sein Blick auf einem recht ungewöhnlichen Jungen hängen, für einen Moment hatte Ryou den Eindruck, dass sich Bakuras Augen weiteten. „Das kann nicht sein!“ ertönte es vom Geist, dann war er weg. Was sollte das denn?
 

Ryou konzentrierte sich lieber auf das, was alle sehen konnten, er gab also den typischen Spruch von sich, von wegen dass es ihm eine Freude sei usw. Im Anschluss ließ er sich seinen Platz zuweisen, setzte sich und folgte dem Unterricht. Bakura hielt vorerst den Mund, auch als Ryou während der Pause direkt von mehreren Frauen belagert wurde, die ihm die Schule zeigen wollten, blieb er fern. Was Ryou schon als befremdlich empfand, aber vielleicht hielt er sich ja zumindest einmal an die Abmachung, die sie getroffen hatten.
 

Ungewöhnlich wurde es erst, als er auf dem Flur wieder diesem kleinen Violetthaarigen begegnete. Ryou hatte den Eindruck, dass er eine Art Seelenbruder traf, er war genauso schüchtern, nur nicht genauso beliebt bei den Frauen wie er selbst. Eine Beliebtheit die Ryou sich selbst nicht erklären konnte, ja sie war ihm zuweilen sogar sehr unangenehm. Ständig hatte er das Gefühl, dass man etwas von ihm erwartete, wusste aber nicht, was es war. Sein Klassenkamerad, Yugi, wie er sich erinnerte, fragte, ob er gerne Karten spielte und Lust hatte, mal bei ihm vorbei zu schauen.
 

Ryou stimmte zu, sehr zum Verdruss der Frauen. Bakura gab einen seiner typischen Kommentare von sich, den Ryou aber ausblendete, hätte er es dieses mal bloß nicht getan. Doch zu groß war seine Freude, recht unkompliziert einen Freund finden zu können.

Nach der Schule traf Ryou Yugi auf dem Schulhof wieder, er war etwas spät und Yugi schien geradezu auf ihn gewartet zu haben. Nicht zum ersten Mal fiel Ryou wieder die umgedrehte goldene Pyramide auf, die Yugi um den Hals trug. Dann, mit einem Mal, übernahm Bakura die Kontrolle und verbannte Ryou regelrecht aus seinem Körper zurück in das finstere Zimmer seiner Seele.

Doch inzwischen hatte Ryou gelernt, dass er in dieser Situation ähnliche Kräfte besaß wie Bakura, zumindest wenn dieser nicht zu genau darauf achtete, dass Ryou auch innerhalb seines Zimmers blieb. Mithilfe seines Willens materialisierte er sich, unsichtbar für andere außer Bakura, neben sich selbst. „Bakura! Was soll das?!“

Doch sein Yami hörte nicht zu, er schritt mit ernster Miene auf Yugi zu und baute sich bedrohlich vor ihm auf.

„Bakura!“

„H-hallo Ryou... hab ich was falsches gemacht?“ Yugi schaute ratlos auf Bakuras Mimik. Ryou warnte seinen Yami, doch der beherrschte es noch besser, ihn zu ignorieren, als Ryou.
 

„Tu nicht so!“ Ryou sah sich selbst dabei zu, wie er die Jacke seiner Schuluniform und sein Hemd öffnete, um den Ring zu offenbaren. Was hatte der Geist, der nun seinen Körper kontrollierte, nur vor? Das war das erste Mal, dass er einem anderen den Ring zeigte.

„Wow, das sieht ja so ähnlich aus wie...“

„Wie dein Lot! Und jetzt tu nicht so, Pharao! Komm raus!“
 

Ratlosigkeit stand sowohl in Ryous als auch in Yugis Gesicht geschrieben, was sollte das alles nur?

Bakura jedenfalls verlor offensichtlich die Geduld, dabei hatte er kaum eine Minute gewartet. „Na gut, dann eben auf die harte Tour.“

Er ballte seine Hand zur Faust und schlug Yugi damit kräftig ins Gesicht, so dass dieser zu Boden ging. Ryou war fassungslos! „Sag mal spinnst du! Ich will hier neu anfangen und jetzt fängst du schon wieder damit an!“ Doch Bakura hörte gar nicht zu, er packte Yugi am Kragen und zog ihn zurück auf die Beine, nur um nochmal zuzuschlagen.

Dieses mal jedoch traf er nicht, Yugis Hand schnellte hervor und angelte sich die Faust aus der Luft. Ryou fiel sofort die Veränderung auf. Yugi wirkte wesentlich erwachsener und sicher einen halben Kopf größer... dann sah er, wie das 'Lot', wie Bakura den Anhänger genannt hatte, aufleuchtete.
 

„Was soll das?“ fragte eine ernstere Stimme; konnte es etwa sein, dass...

Bakura sah nun zufrieden aus, er leckte sich sogar über die Lippen, als hätte er etwas schmackhaftes verspeist. „Na also... wusst' ich's doch. Schon gleich, als ich das Lot sah, wusste ich, dass du hier bist, Pharao. Na, erkennst du mich wieder?“

Offensichtlich nicht, denn auch wenn Yugi nun sehr ernst wirkte, seinen Augen fehlte das Verständnis. „Sollte ich dich kennen?“
 

Bakuras gute Laune verschwand so schnell wie sie gekommen war, sie wandelte sich sogar in eine noch schlimmere Aggression. „Und ob du das solltest, Pharao!“ Mit einem weiteren Schlag prügelte Ryous Körper auf Yugi ein, dieses mal jedoch wich Yugi aus, verdrehte Bakura den Arm und kam hinter ihm wieder hoch. Jedoch nur um kurz darauf zusammen zu zucken. Aua... Der Ringgeist hatte Yugi einen brutalen Tritt ans Schienenbein verpasst und befreite sich nun aus dem harten Griff.

„Das hat schon damals nicht funktioniert, du lernst echt nicht dazu, Pharao!“

Ryou schaute dem allen fassungslos zu, gleichsam fasziniert wie ängstlich. Denn das erste Mal sah er jemanden, der dem Ringgeist nahezu ebenbürtig war. Ansonsten mischte sich Bakura inzwischen nur noch bei Schlägern ein, und die fanden sich meist sehr schnell am Boden wieder, wenn sie Glück hatten, manche erwachten erst wieder im Krankenhaus. Ryou hatte inzwischen schon mitbekommen, dass der Geist, den er mit dem Ring zusammen erhalten hatte, keinerlei Mitleid oder Zurückhaltung besaß. Ein Gegner wurde von ihm niedergemacht, bis dieser sich etwa nie wieder mit ihm anlegen würde oder bis er dazu nie wieder in der Lage wäre.
 

Doch Yugi, oder der Geist des Lotes, wie Ryou inzwischen vermutete, konnte Paroli bieten. Er wich gekonnten Schlägen aus, schlug zurück. Ja es hätte Ryou beinahe gefreut, dass der Ringgeist etwas abbekam, wenn nicht er es wäre, der mit den Konsequenzen leben musste, war es immerhin sein Körper, der da beschädigt wurde!

„Ich weiß nicht, wer du bist oder was ich dir getan habe, aber du kannst nicht einfach irgendwelche Leute schlagen!“

„Und ob ich das kann! Solange es dich hervor lockt, ist mir jedes Mittel recht! 3000 Jahre warte ich jetzt darauf, dir die Fresse zu polieren, du Arschgesicht!“ Ein weiterer Schlagabtausch folgte, Bakura erwischte Yugi an den Rippen, bekam dafür selbst jedoch was an den Mund, so dass an den Lippen Blut herunter rann. Beinahe masochistisch leckte er es ab, igitt!
 

„3000 Jahre? Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“

„Ich spreche von deinem Verbrechen, du Mistkerl! Du dachtest wohl, dass du mir mit dieser miesen Masche entkommen bist, aber da hast du dich geirrt. Ich hab es dir nämlich einfach nachgemacht!“

Wieder ein Schlagabtausch, dieses mal kugelte Yugi Bakura den Arm aus, was Ryou ziemlich mitnahm, wie sollte er denn damit im Unterricht mitkommen! Dagegen erwischte Bakura Yugi wieder im Gesicht, so dass nun dessen Lippe platzte. Zum Glück renkte Bakura seinen Arm sofort wieder ein, bevor er weiterkämpfte, phu...

Doch der Kampf währte nicht mehr lange, denn Yugis Freunde kamen dazu. Ein Blondschopf packte Bakura von hinten und hob ihn hoch. „Immer mal langsam Freundchen.“
 

Doch Ryou wusste bereits, was geschehen würde, er schloss die Augen, um es nicht miterleben zu müssen. Wie in einem Zeichentrickfilm hörte er das Geräusch von Schlägen und Tritten, dann einen Schrei. Als er sie wieder öffnete, war der Blonde am Boden und wurde durch eine aufgeschlagene Lippe verunstaltet. Ein Mädchen aus der Klasse half ihm auf, wobei Ryou sah, dass seine Kleidung einen Fußabruck an dessen rechter Rippe hatte. Wie um alles in der Welt hatte Bakura ihn denn da hin getreten? Dann tauchte auch noch ein brünetter Typ auf, offensichtlich ebenfalls ein Freund von Yugi, und fragte drohend, was Bakura für ein Problem hatte.
 

Ryous Yami lachte laut auf, so als ob er die Situation unglaublich witzig fand. „Wie damals, was? Auch damals hast du dich hinter deinen Leuten versteckt, Pharao!“

Dann geschah etwas Merkwürdiges, zumindest aus Ryous Sicht. Denn Yugis Freunde wussten Bescheid, er selbst hatte niemals irgendjemanden von Bakura erzählt, alleine schon weil ihm niemals jemand glauben würde, im besten Fall hätte man ihn ausgelacht.

„Wie? Du kennst ihn? Kommt er dir auch bekannt vor, Yami?“

Yugi, oder besser gesagt sein Körper, schüttelte den Kopf. „Nein... ich hab keine Ahnung, wovon er spricht.“

„Verarsch mich nicht, Pharao!“ Bakura war anscheinend richtig sauer darüber, nicht erkannt zu werden! Ryou fragte sich nur, was sein Problem war, abgesehen davon, dass man ihn vergessen hatte.

„Aber ich kenn dich wirklich nicht! Ich weiß ja auch nicht, wer oder was ich bin! Aber wenn du mich für unwissend hältst, dann kläre mich auf!“
 

Ryou beobachtete, wie sein Yami stutzte, dann breitete sich ein hinterhältiges Grinsen auf seinen Lippen aus. „Ach nein? Du hast es tatsächlich vergessen, Pharao? Hahaha... Das ist typisch! Erst fliehst du vor mir in dieses Lot, und wenn ich dich tausende von Jahren später wieder treffe, dann erinnerst du dich nicht mehr an mich.“

„Geflohen? Also weißt du, wie er in das Puzzel gekommen ist?“ fragte das Mädchen, Ryou meinte sich nun an ihren Namen zu erinnern, Thea, sie war Yugis Sitznachbarin.

„Sicher weiß ich das...“

„Dann sag es mir!“

„Pha! Wieso sollte ich?“ Erhaben schaute sich Ryous Körper um, dann lachte er nochmals, bevor sein Blick zum Schulgebäude glitt. Er schnaufte herablassend. „Shit, der Ordnungsdienst. Den könnte ich zwar auch locker fertig machen, aber ich will ja nicht, dass mein Wirt schon wieder gleich am ersten Tag Ärger bekommt. Ich warne euch also, schwärzt mich ja nicht an! Sonst mach ich euch kalt, klar? Ich erlaube niemand anderem außer mir das Leben meines Wirtes schwer zu machen. Obendrein trifft es sowieso ihn und nicht mich. Überlegt euch, ob ihr so unfair sein wollt.“ Erneut lächelte Bakura in die Runde, so als ob er alles unter Kontrolle hätte. Anhand dessen, wie die anderen schauten, war das sogar der Fall. Sie würden nichts tun.

Anschließend wandte er sich wieder an den Yami, der in Yugis Körper lebte, oder im Lot, das dieser trug. „Pharao, wir haben uns nicht das letzte Mal gesehen...“ Dann verabschiedete sich der Ringgeist und ließ Ryou in seinen Körper zurück, um die Sache auszubaden.

 

****Ende****

 

„Und was ist dann passiert?“ Berechtigte Frage, Ryou atmete auf.

„Tja, der Ordnungsdienst kam dazu und hat uns zusammengeschissen. Yugi und ich bekamen Strafarbeiten, gemeinsames Nachsitzen für einige Tage.“

„Und wieso hat man mich erst jetzt informiert?“ fragte Muyaki mit sichtbarer Verwunderung, „Du hast doch schon vor über einem Jahr die Schule gewechselt.“

„Ganz einfach, Yugis Freunde berichteten, dass alles ein Missverständnis war, das sich bereits aufgelöst hatte. Zwar hat der Ordnungsdienst uns nicht geglaubt, aber es war auch das einzige Mal, dass Bakura eine Schlägerei angefangen hat. Und bevor Sie was anderes sagen. Die restlichen Schlägereien habe weder ich noch er angefangen. Er hat sie lediglich beendet... wenn auch ziemlich brutal.“ Was Ryou nicht einmal allzu sehr bedauerte. Manch einer hatte es aber auch wirklich verdient, auch Kato vom Ordnungsdienst, der einzige Schüler, der alle anderen, selbst so große wie Tristan, noch um mehr als einen Kopf überragte. Wie Bakura den klein gekriegt hatte, fragte sich Ryou noch immer.
 

Muyaki notierte sich schon wieder etwas, dann schlug er in seinen Notizen nach, was Ryou etwas verwunderte. Dann aber begriff er, der Psychater hatte schon vorher Informationen bekommen! Und so war es auch. „Ich vermute, du spielst auf die Sache mit Kato an, oder? Eingetragener Schläger, herausgekommen, nachdem er sich mit dir angelegt hat, bis dahin war er beim Ordnungsdienst. Er hatte drei gebrochene Rippen, 15 blaue Flecken, mehrere Prellungen und einen ausgeschlagenen Zahn.“

Uhh... das war Ryou wirklich unangenehm, hätte er mal besser geschwiegen. „Ja, das meine ich damit.“
 

„Könntest du mir sagen, wieso Bakura so brutal ist? Was vermutest du?“ Ryou fragte sich, worauf der Psychater hinaus wollte und wieso Bakura plötzlich so still war. Außer kurz bei der Erzählung, wo Ryou sich etwas schockiert über Bakuras Angriff gezeigt hatte, hatte sich der Yami nicht mehr gemeldet. Und selbst da war es bei einem „Er hat es verdient!“ geblieben.

Wie stets aber war Ryous leichte Sorge unbegründet. Schon ertönte wieder Bakuras Stimme. „Was heißt hier brutal? Ich bin die friedlichste Person, die in den letzten 3000 Jahren gelebt hat! Und ich kenne mich aus! Was glaubst du, was für Dreckskerle ich schon getroffen habe! Im Vergleich zu denen bin ich ein lieber kleiner Engel vom Himmel... genau, sag, dass ich dein Schutzengel bin.“

Wie kam Bakura denn plötzlich auf den Mist! Zumal Ryou nichts darauf gab, nicht bei diesem ironischen Tonfall.
 

Ryou dachte nach, warum könnte Bakura so aggressiv sein? Angestaute Wut? Jein... bei Yugis Yami konnte das so sein, aber nicht bei allen anderen. Dort war Bakura zwar jähzornig, doch lebte er dies sofort aus. Danach war er wieder umgänglicher. Doch was könnte es sonst sein?

„Ryou?“ hakte Muyaki nach einer Weile der Stille nach. Ryou hob darauf eine flache Hand.

„Einen Moment, ich muss etwas nachdenken.“ Damit gab sich der Psychater erstmal zufrieden.

„Gut nimm dir Zeit.“
 

Woran könnte es liegen? Das hatte sich Ryou so oft gefragt, er hatte niemals eine Antwort gefunden. Und so erging es ihm auch jetzt.

„Tut mir Leid, ich kann es wirklich nicht sagen.“ Muyaki schien enttäuscht, bohrte aber nicht weiter nach. Zum Glück, denn irgendwie hatte Ryou das Gefühl, dass er auf irgendwas hinaus wollte, was Ryou nicht gefallen würde.

„Ich möchte einmal kurz auf die Beziehung zwischen dem anderen Ich von Yugi, wie hieß er noch gleich?“

„Er hat keinen eigenen Namen, oder zumindest kann er sich an keinen erinnern, daher nennen ihn Yugi und seine Freunde schlichtweg 'Yami', auch wenn wir inzwischen allgemein unsere dunklen Gegenstücke so nennen.“

„Ah ja, sowas in der Art hast du ja eben gesagt. Ich würde gerne wissen, was du über die Beziehung zwischen Yami und Bakura denkst.“
 

Und prompt meldete sich Bakura wieder zur Sache. „Ich habe keine Beziehung mit Yami! Ich hasse ihn!“

Ryou verzog das Gesicht, da Bakuras Stimme ihn in Diskolautstärke in den Ohren widerhallte. „Ist etwas, Ryou?“ fragte Muyaki besorgt, wenn er das nur hören könnte!

„Bakura gefällt der Ausdruck nicht. Er sagt, er habe keine Beziehung zu Yami, dafür aber zu Malik, also Mariks Yami.“
 

„Miststück! Das habe ich niemals gesagt!“ beschwerte sich der Ringgeist sofort, was dem Hikari ein Lächeln entlockte.

„Nein, aber das ist mein Eindruck, und jetzt sei still, bevor ich dir noch ganz andere Dinge andichte.“ Ryou sprach leise, dummerweise nicht leise genug, als dass Muyaki es nicht bemerkte, auch wenn er wohl kein Wort verstanden hatte.

„Ist etwas?“

„Nein, gar nicht...“ versicherte Ryou schnell, worauf er einen bissigen Kommentar von Bakura bekam.

„Du kleiner Lügner... aber na warte...“ Ryou war Bakuras Drohungen gewöhnt, entsprechend blieb er unbeeindruckt und gab sein Wissen preis.
 

„Nun, es scheint so, dass sich Bakura und Yami mal vor 3000 Jahren in Ägypten getroffen haben müssen. Irgendwas muss damals geschehen sein, so dass Bakura Yami noch heute dafür hasst. Dumm nur, dass der 'Übeltäter' sich nicht daran erinnern kann. Tja und Bakura sagt weder mir noch jemand anderem, was sein Problem ist. Er meint, das soll dieser 'Sackarsch' gefälligst selbst herausfinden.“

„Endlich bezeichnest du ihn mal anständig! Gut so, Ryou!“ lobte Bakura ihn für die aus Bakuras Sicht korrekte Benennung des Pharaos.
 

„Also herrscht ein nicht geregelter Konflikt zwischen den beiden?“ Ryou bestätigte dies. Wobei er sich fragte, ob Bakura auch etwas in dieser Richtung verraten hatte, während er einmal mit dem Psychater gesprochen hatte... Hmm, sehr wahrscheinlich sogar, wenn auch nicht absichtlich.

„Das erschien mir auch so. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir jedoch, dass er ihn Pharao nannte. Ryou, ich bin nicht sonderlich versiert mit Ägypten, aber der Pharao war doch der dortige König, oder?“

Erneut musste Ryou nicken, wobei er den Seitenkommentar von Bakura, nämlich den abfälligen Begriff „Möchtegernherrscher“, schlicht überging. „Ja, König ist sogar etwas untertrieben, Pharao gleicht eher unserem Verständnis vom Kaiser, ist also eher einem Gott gleichzusetzen als einem König.“ Der Kaiser war zwar offiziell kein Nachfahre Amaterasus mehr und damit nicht mehr göttlichen Ursprungs, allerdings scherte sich Ryou nicht unbedingt um die amerikanische Sicht der Dinge. Daher fand er den Vergleich zu Anschauungszwecken sehr treffend, was ihm allerdings erneut einen Zwischenruf Bakuras einbrachte.

„Das ist doch nicht dein Ernst! DER und ein Gott? Dass ich nicht lache! Wenn der ein Gott ist, dann bin ich ein Titan! Oder was anderes, noch höheres halt! Und außerdem...“ Da nun eine längere Ansprache folgte, legte Ryou den Ring dezent auf den Tisch, so dass kein Direktkontakt mehr bestand und sie ihm erspart blieb.

Muyaki hob daraufhin die Augenbrauen, fragte aber nicht, sondern notierte sich nur wiedermal was.



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  jyorie
2012-11-22T21:45:58+00:00 22.11.2012 22:45
Hi^^

das Kapitel war einfach herrlich, wirklich schade das der Dr. es nicht auch
hören kann, ich habe wieder herzlich lachen müssen, wie sich Bakura
benimmt und über seinen Zwischenrufe. XD so ähnlich wie Ryou bei den
Vorträgen ist das glaub ich das beste, was er machen kann, einfach ausblenden.

LG Jyorie

Von:  Moonprincess
2010-10-25T17:08:56+00:00 25.10.2010 19:08
Ich hätte ja zu gerne den Tritt in Bakuras Hintern gesehen. XD
Die erste Begegnung des Pharaos mit Bakura ist gut beschrieben und spannend. Leid tun mir aber Yugi und Ryou, die die ganze Misere körperlich wie schulisch ausbaden dürfen. Und das alles nur wegen Bakura!
Übrigens heißt es Pah, nicht Pha und es schreibt sich Tea, nicht Thea.
Jemand sollte Bakura sagen, daß alle Titanen von den griechischen Göttern besiegt und eingesperrt wurden, vielleicht würde das seinen *leichten* Größenwahn etwas zügeln.
Ich bin ja gespannt, wie das weitergeht.
Von:  Tebian
2010-08-03T12:15:21+00:00 03.08.2010 14:15
Ich hab die Ff nicht vergessen. ^^ Wieder süße, witzige Dialoge und sehr klug umgesetzt. Nur langsam frage ich mich auh wohin das führt, aber die kleine Rückblende war toll. Der doch recht brutale kampf zwischen Bakura und Yami war ja mal spannend zu lesen. Endlich liest man mal einen kampf, ohne diese ewigen Kartenduelle. Das passt doch viel mehr, besonders weil Bakura ein Krimineller ist und bestimmt auch viele Leichen im Keller hat. Ich finde deine Ff nachwievor Klasse, da du es schafft in der lustigen Story dennoch genug Ernsthaftigkeit einzubringen, dass es nicht albern wirkt. Ich mag eigentlich keine FFs mit 'Humor' als Genre, aber diese Geschichte lohnt sich auf jedenfall. Bakura ist so herrlich ironisch und Ryou wieder wirklich toll getroffen ^^
Danke fürs bescheid sagen und bis hoffentlich nächstes Mal!

LG,
Tebi
Von:  Sephira
2010-06-28T19:10:22+00:00 28.06.2010 21:10
Genial XDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDD
Schreib schnell weiter XD
Von:  RyouAngel
2010-06-28T10:24:05+00:00 28.06.2010 12:24
Das ist wirklich genial
*lachs*
Ryou kann einem fast schon leid tun, aber wenigstens kann er dieses nervige Geplapper ausstellen :D
War wieder toll geschrieben das Kapitel, hat mir wirklich gefallen. Bin ja doch mal sehr~ gespannt wie es weiter geht.
Bis zum nächsten Kapitel

RyouAngel
Von:  kyoko-hiwatari
2010-06-28T07:48:13+00:00 28.06.2010 09:48
sehr schön *strahl*
ach wie ich die FF lieb ^^ es macht solchen Spaß sie zu lesen ^^
ich hoffe, dass es dich irgendwann wieder überkommt weiterzuschreiben ^__^

kyo-chan
Von:  mangacrack
2010-06-27T22:02:47+00:00 28.06.2010 00:02
Schön, dass die FF wiederbelebt wurde.
Etwas besseres als ausgezahlte Geduld gibt es kaum XD

Ich persönlich liebe die Andeutungen. Wir wissen zwar, dass Kul Elna eine ernste Sache war, doch so wie es im Moment aussieht, herrscht zwischen Yami und Bakura so etwas wie unterdrückte sexuelle Spannung. Zumindest wäre es so am einfachsten den Konflikt zu lösen. Nur Marik/Malik dürfte nicht leer ausgehen ... schöne Sache diese geometrischen Formen von Beziehungen...Dreieck, Quadrat...mal sehen, was noch so auf uns zukommt.

mangacrack
Von:  YamiPanther
2010-06-27T21:48:19+00:00 27.06.2010 23:48
ich hab die fanfic noch nicht vergessen gehabt :D ist gut im gedächtnis geblieben. coole story, witzig, ich find es ungewöhnlich und gut gemacht, das neuste kapitel war sehr gut! hat mir gefallen. hoffe auf weitere :D


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