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See the Angel

Oder: Oh, komm mir zwischen die Finger, du blaues Glühwürmchenvieh!!
von

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Kapitel 13

Kapitel 13
 

Seto´s Sicht
 

*Rrrrrrrrring*

Ich stelle den nervenden Wecker aus, es ist Sonntag und trotzdem darf ich nicht ausschlafen. °Quatsch, eigentlich will ich ja gar nicht ausschlafen.° Mit Schwung springe ich aus dem Bett, ziehe die Vorhänge zur Seite und öffne die Terrassentüre. Es ist Juli und wir haben erst acht Uhr morgens, aber es sind bestimmt schon über zwanzig Grad da draußen. Der Himmel leuchtet Blau und die Sonne wärmt den letzten Morgentau weg.

Nach meiner Morgentoilette ziehe ich mir eine weiße Dreiviertelhose und ein lockeres blau gemustertes Hemd an. Dann gehe ich zwei Zimmer weiter.
 

"Guten morgen, mein Tenshi. Na, freust du dich schon auf den Tiergarten?" nachdem ich auch hier die Fenster geöffnet habe blicke ich zärtlich auf den Blondschopf hinab, der in dem Bett liegt und seine Augen halb geöffnet hat. Das warme Braun schimmert durch, aber sie sehen mich nicht an. Starren einfach ins Leere. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und mich stört es nicht mehr. Seit Joey hier bei mir ist, nenne ich ihn eigentlich nur noch meinen Engel. Ich habe mir eingestanden, dass ich mich in ihn verliebt habe, aber er wird es wahrscheinlich nie erfahren.
 

Vor vier Monaten war der Unfall und er ist mittlerweile aus dem Tiefschlafkoma aufgewacht. Allerdings sagen die Ärzte, dass er in einem Stadium des so genannten Wachkomas liegt. Das heißt, dass der Körper sich zwar ab und zu bewegen kann, aber nicht bewusst auf äußere Einflüsse reagiert. Die Chancen, dass mein kleiner Engel irgendwann wieder aufwacht, werden immer geringer, das macht mich traurig, aber ich habe ihn hier bei mir. Ich darf mich um ihn kümmern und ich tue es gern.
 

Vorsichtig nehme ich ihn hoch und setze ihn in seinen Rollstuhl, schnalle den Gurt um seine Hüfte, damit er nicht herausrutscht. Nachdem auch Joey seinen allmorgendlichen Besuch im Bad hinter sich hat, begeben wir uns in die Küche, wo auch schon Mokuba auf uns wartet.

"Guten Morgen, großer Bruder! Ich freu mich so auf heute!" ruft er fröhlich und hoppelt quer durch die Küche um mir und auch Joey einen gutem Morgen Kuss zu geben.

"Guten Morgen, Joey. Du freust dich doch genauso wie ich, stimmts?" lacht der Kleine und ist schon auf den Weg zurück zum Küchentisch um seinen Kakao zu trinken.
 

Ja, auch er spricht mit dir, mein Tenshi. Ich habe ihm darum gebeten, so normal wie möglich mit dir umzugehen. Weil niemand weiß, ob du dein Umfeld nicht doch mitbekommst, kann ich den Gedanken nicht ertragen, wie schlimm es für dich sein würde, als Gegenstand behandelt zu werden. Liebvoll streiche ich dir durch dein blondes Haar und schiebe dich an den Esstisch.
 

Joey´s Sicht
 

Dieser nervige Wecker! Aber ich hüpfe genauso schwungvoll vom Bett wie Seto. Allerdings nicht zur Seite sondern senkrecht nach oben, weil er sonst wieder einmal genau durch mich durchgejumpt wäre. Ausgiebig strecke ich mich, meine Flügel werden genussvoll ausgeschüttelt und wieder angelegt.
 

Unglaublich ja, aber seit einiger Zeit habe ich Flügel. Keine Ahnung wieso, aber ich glaube sie sind da, seit Seto mich Tenshi nennt. Seinen Engel. Darüber habe ich mich so gefreut, dass meine Gedanken mir anscheinend Flügel verpasst haben.
 

Seto sieht in seinen sommerlichen Klamotten einfach zum Anbeißen aus und auch ich beschließe mich heute sommerlich zu kleiden. Ähnlich wie mein blauäugiger Drache, wie ich ihn manchmal zärtlich nenne, aber doch eher in meinen Farben. Schwarze Dreiviertelhose und ein Rotgemustertes Hemd.
 

Dann folge ich ihm in mein Zimmer und sehe lächelnd zu, wie er mich begrüßt und mich für den heutigen Tag fertig macht.

Mein Körper ist schmal und blass geworden. Der kleine Schlauch, der aus der Nase kommt geht über meine Wange und verschwindet hinter dem Ohr. Über diesen Schlauch wird mein Körper künstlich ernährt. Seto setzt ihn in den Rollstuhl und eine halbe Stunde später sitzen wir in der Küche beim Frühstück. Die beiden futtern frische Brötchen, mein Schlauch wurde an einen Tropf angeschlossen. Ich bewundere beide, dass sie sich davor nicht ekeln und ich kann gar nicht sagen, wie dankbar ich bin, dass sie versuchen, so normal wie möglich mit mir umzugehen. Sie wissen nicht, dass ich hier so herumgeistere und alles mitbekomme.

Nachdem der Tropf leer ist, nimmt Seto ihn ab und wir werden von einer Limousine in den Tiergarten gefahren.
 

Draußen hat es mittlerweile um die fünfundzwanzig Grad, dabei haben wir erst zehn Uhr. Ganz hibbelig betrete ich zum ersten Mal einen Tiergarten und sehe mich neugierig um. Der Tiergarten ist von einem weitläufigen Wald umgeben und die Bäume sorgen für eine angenehme kühlende Atmosphäre. Eine Sandsteinmauer umgibt das Gelände und als wir durch das gusseiserne Tor treten, blickt ein Sandsteinlöwe auf uns herab. Gleich nach den Toren sind kleine Geschäfte die Andenken verkaufen. Tierfiguren, Pfauenfedern, T-Shirts, Hüte, Mützen, Naschereien, Poster, Postkarten das ganze Pipapo.
 

Gegenüber befindet sich das erste Gehege. Kängurus hüpfen umher und Emus und stolzieren da drin herum. Staunend betrachten Mokuba und ich die exotischen Tiere. Ein Stück weiter auf der rechten Seite ist ein kleines Affenhaus mit Totenkopfäffchen. Über Seile und Äste hangeln sie sich sogar über den Fußweg der Besucher auf eine kleine Insel hinüber. Direkt hinter dem Affenhaus ist das Gehege der Giraffen und gerade eben läuft eines der riesigen Tiere an der Umzäunung vorbei.

Ich kann richtig spüren, wie ich anfange zu strahlen und laufe dorthin, um mir dieses beeindruckende Geschöpf näher zu betrachten. Kurz darauf ist auch Mokuba neben mir und winkt seinem Bruder zu, der natürlich langsamer nachkommt und meinem Körper im Rollstuhl vor sich herschiebt.

"Das ist so klasse, Seto! Schau doch mal, wie groß die sind!"

Seto lächelt seinen Bruder an und sieht kurz in meine Richtung, sein Gesicht nimmt einen verträumten Ausdruck an und blickt dann zu meinem Körper im Rollstuhl. Etwas verdutzt nehme ich das wahr, vergesse es aber gleich wieder, weil wir dann weiterlaufen. Dort ist die Voliere der Papageien. Lautes Geschrei der kunterbunten Vögel hallt durch die warme Morgenluft, als Seto und Mokuba die Schreihälse links liegen lassen. Dann kommen wir zu den Affen. Lachend lehne ich mich über die Brusthohe Sandsteinmauer und sehe den Tieren bei ihren Verfolgungsjagden zu. Einige der Tiere tragen kleine mit sich herum, Halbwüchsige springen von Baum zu Baum. Sogar Seto muss lachen, als er sieht, wie sich ein Winzaffe mit dem Chef des Rudels um einen Apfel streitet. Er steht neben mir und ich betrachte ihn, als er sich zu meinem Körper hinabbeugt und ihm ins Ohr flüstert, was es hinter der Mauer zu sehen gibt. Ein lauter Seufzer meinerseits und er richtet sich wieder auf, sieht irgendwie verwundert in meine Richtung.
 

Als eine lärmende Schulklasse naht, ergreifen wir jedoch die Flucht nach vorne und gehen den Weg weiter an einem weiteren Affengehege vorbei und kommen auf einem größeren Platz. Links von uns ist das Gorillagehege und das alte Affenhaus. Dort drin sehen wir Schimpansen und auch OrangUtans. Viele kleine Aquarien sind in einer Seitenwand eingelassen und wir bestaunen die bunten Fischchen, Anemonen, Schildkröten, Piranhas und Seesterne.

Als wir vor den Seepferdchen stehen bleiben, streiche ich Seto über den Rücken, merke wie er erschauert. Seepferdchen... Im Japanischen heißen sie Kaiba. Nach einer alten japanischen Sage sind Seepferdchen verlorene Drachenkinder. °Ach mein Drache, ich wünschte ich könnte dir genauso sagen, wie sehr ich dich mittlerweile liebe. Du sagst mir das fast jeden Tag und doch kann ich dir nicht antworten...° traurig verlasse ich das Affenhaus und die beiden Kaibabrüder folgen mir kurze Zeit später.

Auf dem Platz vor mir stolziert ein Pfau mit aufgeschlagenen Federrad und da mich das Tier nicht sehen kann, gehe ich darauf zu, um es mir genau anzusehen. Doch der große Vogel ergreift schreiend die Flucht und ich bleibe perplex stehen. °Konnte er mich doch sehen?!?°

Ein leises Lachen dringt an mein Ohr und ich sehe Seto mit den Kopf schütteln, ehe er den Rollstuhl seinem kleinen Bruder hinterher zum Delphinarium schiebt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2006-04-13T14:49:16+00:00 13.04.2006 16:49
Also ich find deine FF sehr sehr schön und freu mich auf das nächste Kapitel!
Großes Lob und viele Grüße,
Morri
Von:  Nazzu
2006-04-09T00:54:41+00:00 09.04.2006 02:54
Ersten mal dank das du mir bescheitgesagt hast.

Zweitens war es wieder sehr schön dein Kap.
Am süßen finde ich das Joey jetzt zu gar Engelsflügel hat, eben wie ein richtiger Schutzengel.

Eine Frage habe ich aber, was ist aus dem Blauen Licht geworden, das Joey mach mal zur Seite steht?
Das würde mich doch mal interessieren.

Aber sonst ist alles wieder klasse! Ich glaube ich wieder Hole mich, aber man kann es auch nicht of genug sagen. Das du toll schreibst.

Bis ballt Nazzu ^-^.

Ps. Ich hoffe du schreibst mir wieder, wenn es weiter geht. Bis dann.
Von:  Noa-Willow
2006-04-08T18:41:40+00:00 08.04.2006 20:41
Ein schönes Kapitel! So gefühlvoll und man kann sich richtig vorstellen, wie Seto Joey umsorgt! Ich hoffe Joey wird bald wieder gesund! ^^


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