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Amor matris

Was bedeutet Rache wirklich?
von

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Auswege?

Hiho^^

Wie immer vieln Dank an meine Beta-Leserin, auch wenn sie dieses Mal etwas lange gebraucht hat (und keine Ahnung von Komma-Setzung hat).
 

Ich freue mich über konstruktive Kritik, damit ich mich verbessern kann.
 


 

Kapitel 2

Er konnte nicht anders. Was hatte der Junge auch für Möglichkeiten? An Schlafen war in dieser Nacht nicht mehr zu denken. Und sonst hatte er nur noch die Perspektive, sich zu einer Therapie einweisen zu lassen und auf Schwestern zu hoffen, die ihm ein Beruhigungsmittel einspritzten. Für einen Augenblick zog Adrian diese Handlung tatsächlich in Erwägung , doch stattdessen entschied er sich lieber, unbesonnen zu sein, und die größte Dummheit seines Lebens zu begehen, indem er sich auf die Suche nach einem Mörder begab.
 

Auf Zehenspitzen schlich er durch die Wohnung, um ihr unbemerkt entfliehen zu können. Doch zu spät fiel Adrian ein, dass sein Vater noch vor dem Fernseher sitzen könnte, der im Wohnzimmer direkt an der Wohnungstüre stand, denn bevor er sich darauf einstellen konnte, hatte sein Vater ihn bemerkt. „He, Junge! Wo willst du hin?“ An seiner Stimme konnte man deutlich hören, dass Mr. Claw betrunken war. Seinem Schicksal, das nur aus Unglück zu bestehen schien, in sein hämisch lachendes Gesicht sehend, blieb der Jüngere hoch aufgerichtet vor der Tür stehend und wandte seinen gefühlskalten Blick auf seinen Erzeuger. Schwankend erhob sich dieser nun aus seinem verdreckten Sessel und torkelte auf seinen Sohn zu. Adrian indessen wurde bewusst, dass vielleicht die letzte Gelegenheit gekommen war, weiterzugehen, doch die seltsame Mischung aus Ekel und Mitleid hielt ihn zurück. „Chance verpasst!“, resignierte der von Gefühlen verschonte Teil seines Verstandes, als Mr. Claw nun so Nahe vor dem 16-Jährigen stand, dass dieser den widerwärtigen Geruch nach Alkohol in dessen Atem riechen konnte. „Na, willste wieder abhauen?“, lallte er. „Wär´ besser…“ „Du bist betrunken, Vater.“, sprach Adrian das Offensichtliche aus, ohne einen ernsten Versuch zu machen, die Verachtung aus seiner Stimme zu verbannen. „Ich weiß!“, brüllte der Mann, den Jungen mit Spucke besprühend. „Un´ ich darf´s au… wei… weil tu hasch mein Leben zerstört!“ Hysterische Schluchzer machten seine Worte noch unverständlicher und sich schüttelnd griff der Betrunkene an. Doch ohne Mühe wich der junge Kellner aus und nutzte diesmal seine erneute Fluchtmöglichkeit, indem er zur Tür rannte.
 

Ein hastiger Blick zurück informierte Adrian darüber, dass sein Vater, da sein Zielobjekt und Stehhilfe die Flucht ergriffen hatte, auf dem Boden zusammengebrochen war und sich nun übergab. Der Junge seufzte resignierend, aber in sein oberflächliches Mitleid für den Alkoholiker mischte sich nun eine gewaltige Portion Selbstmitleid. Sollten Väter nicht eigentlich Vorbilder sein? Sollten sie nicht mit ihren Kindern im Garten Fußball spielen? Doch es machte keinen Sinn sich wegen einer so unveränderlichen Tatsache, wie die Probleme mit seinem Vater, den Kopf zu zerbrechen. Dennoch nagte eben diese Tatsache fast so stark an seinem Geist wie seine Schuld… Er kannte den Grund, der den einst so fröhlichen und liebevollen Mr. Claw zu dem gemacht hatte, was er nun war. Mit größter Anstrengung konnte sich Adrian wieder an sein wirkliches Anliegen erinnern und daher konzentrierte er seine Bemühungen darauf, genug Mut zu sammeln, um sich in die Spätsommerliche Stadt zu begeben. Schließlich überwand sich der mit Jeans und abgetragenen Band – Shirt Bekleidete mit zusammengepressten Lippen dazu, die Haustüre zu öffnen und mit seinem Marsch in das seit langer Zeit aufgegebene Industriegebiet zu beginnen. Wie immer waren die Straßen so früh morgens leer – kein Wunder in dieser ehemals blühenden Stadt, zwischen deren verlassenen Häusern sich nun Fuchs und Hase gute Nacht sagten. Nur eine einsame, magere Katze schlich an Adrian vorbei. Das war die perfekte Kulisse für einen Horrorfilm. „Hayden hat Recht!“, schalt der 16-jährige sich. „Du liest zu viel!“
 

Normalerweise hatte Adrian keine Angst in der Dunkelheit. Sie war seine Freundin. Wenn sie da war wurden die Anderen träge und beachteten ihn kaum noch. Die Dunkelheit offenbart oft, was einem Menschen wirklich das Wichtigste ist. Und meistens ist dies der Mensch selbst. Aber war es dem Jäger des Mörders wegen der Art seiner Beute doch lieber, die Augen starr auf den Boden gerichtet zu halten, bis er die ersten Ausläufer des Gewerbegebiets erreichte, als seine Augen von den unwirklichen, grauen Schatten der Straßenlaterne narren zu lassen. Auf diese Weise sah er jedoch die zweite Person nicht, die ihm gleichtuend mit hastigen Schritten an ihm vorbei eilte.

Auch eine Lagerhalle mit einem blutverschmierten Schreibtisch hatte er nicht entdecken können, bis er sich während des Sonnenaufgangs zurück in die Wohnung seines Vaters begab.
 

Wie erwartet saß sein Erzeuger auf dem alten, zahlreiche Gebrauchsspuren zeigenden Sessel und schnarchte. Ohne genau hinschauen zu müssen wusste der Heimgekehrte, dass Mr. Claw noch nicht geduscht hatte. Und ebenso wusste er, dass sich seine Stiefmutter im Badezimmer eingesperrt hatte uns weinte. Aber Adrian war schon über den Punkt hinaus sein Leben zu verfluchen. Dieses Vorgehen wäre ihm ebenso wenig zum Nutzen, wie sich den Kopf über dieses Leben zu zerbrechen. Es ließe weder die Alkoholprobleme seines Vaters verschwinden, noch dass es ihm das Geld für einen Schulabschluss einbrächte.
 

Oh, er erinnerte sich nur zu gut an die Zeit, in der er sich sicher gewesen war, einst als Journalist durch die gesamte Welt reisen zu können, an die Zeit, in der sein Vater ihm an jedem Abend Geschichten erzählt hatte, an die Zeit, in der seine Mutter noch gelebt hatte. Fast wäre Adrian bei diesen Gedanken in Versuchung gekommen, sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank zu holen und dem Beispiel seines Vaters zu folgen, sein Leid in Alkohol zu ertränken. Doch sich eine metallisch grüne Haarsträhne aus dem Gesicht streichend, schüttelte der Junge die Hoffnungslosigkeit und die Schuldgefühle, die ihn seit beinahe acht Jahren begleiteten soweit ab, dass sie wieder zu einem latenten Schwelbrand wurden. Seine Übermüdung berücksichtigend schlief er daraufhin tief und traumlos, bis sein Wecker ihn zur Arbeit rief.
 

Während er abwesend die Menschen bediente, die die letzten Tage des Sommers bei einem Eis genossen, legte sich der Kellner seine Routen für die folgenden Nächte an jedem Arbeitstag schon zurecht, obwohl Hayden dieses Verhalten langsam auffiel.

„Das hat doch nichts mit dieser komischen Wahrsage-Geschichte zu tun, von der du letztens geredet hast, oder?“, fragte der Dunkelblonde einmal besorgt. Adrian winkte ab. „Ach Quatsch, wieder mal Stress mit meinen Eltern…“ Da Hayden die Familiensituation des Freundes kannte akzeptierte er diese Antwort.
 

Für die Halbwaise waren die folgenden Wochen einige der Schlimmsten seines Lebens. Zusätzlich zu den ständigen Meldungen über ein verschwundenes Mädchen, dessen Leiche man später grausam geschändet auffand, brachte ihn der Schlafmangel fast um den Verstand. Irgendwann glaubte (oder besser gesagt hoffte) er, dass doch nur seine kranke, durch Bücher geprägte Fantasie an den Träumen, deren Wiederholungen außerdem seltener wurden und verblassten, Schuld war. Allerdings wusste Adrian auch, dass er, wenn er furchtbar erschöpft gewesen war, noch nie besonders viel oder deutlich geträumt hatte.

Aber in keiner Nacht, in der er vergeblich durch die Stadt streifte, sah er etwas Anderes, als das, was man in einer nächtlichen Ortschaft immer sah. Aber er bemerkte die Gestalt, die manchmal einen misstrauischen Blick auf ihn warf, nicht. Wegen dieser fehlenden Ereignisse überlegte er schon diese Ausflüge wieder zu streichen und sich dann viel häufiger dem Vergnügen des Schlafens hinzugeben. Dazu machte der Herbst mit all seiner Farbenpracht gewaltige Fortschritte, denn nachts wurde es schon empfindlich kühl.

Doch wenn noch ein weiteres Kind zu Schaden kommen würde, nachdem er seine Versuche dies zu verhindern so einfach aufgegeben hätte, könnte er es nie ertragen. So setzte sich Adrian eine Frist:

Bis zu seinem 17. Geburtstag, der am 29. November stattfand, würde er noch durchhalten. Wenn bis dahin noch nichts Auffälliges geschähe, schliefe er einfach wieder die Nächte durch, was seiner Gesundheit und der Sicherheit seines durch Unachtsamkeiten gefährdeten Arbeitsplatzes gewiss zugute kommen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Egnirys
2006-08-30T06:16:38+00:00 30.08.2006 08:16
find ich äußerst interessant deine geschichte! ^~
schreib bitte ganz schnell weiter, ja?


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