Adept94: Geistig gar gekocht
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Wenn ich könnte Wünsche
Autor: Adept94
Wenn ich könnte- eine Formulierung die für die Unzulänglichkeit eine Sache zu machen und dem Wunsch es trotzdem zu tun steht. Wenn ich könnte würd ich die Welt verbessern, wenn ich könnte würd ich mir diesen Traum erfüllen, wenn ich könnte würd ich sie/ihn küssen... der Mensch wünscht sich ständig etwas zu tun wozu er sich in der gegenwärtigen Lage nicht fähig sieht. Doch wenn wir könnten- würden wir dann noch wollen? Würden wir nachdem wir die Umstände durchlebt hätten die uns befähigt haben das zu tuen was wir in dem Moment wollten indem wir uns es gewünscht haben wirklich noch das wollen lassen? Und wären wir dann in dieser veränderten Situation noch wirklich wir selbst? Ich denke nicht. Wenn ich könnte geht immer von dem Moment aus indem wir es nicht können. Oder zumindest so können wie wir es gerne wollten. Wenn ich könnte ist in den meisten Situationen ein Wunsch. Und Wünschen ist etwas zutiefst Menschliches. Und da die Menschheit teilweise auf Vernunft verzichtet müssen Wünsche nicht logisch sein oder in Erfüllung gehen.
Gesetzte Ziele zu erreichen und Wünsche zu verwirklichen, führt nicht grundsätzlich dazu, dass man "nicht mehr man selbst" ist - viel eher geht das in die Richtung Selbstverwirklichung. Dieser Logik nach, wäre man auch "nicht mehr man selbst", sobald man sich irgendeinen neuen Gegenstand kauft oder eine neue Serie sieht, die man vorher nicht kannte. Gerade der Prozess, während dem man etwas erreicht, beeinflusst das Selbst doch genauso wie der Wunsch vorher, etwas zu erreichen oder zu tun. Schlimmer fände ich es, würden sich die Leute nicht mehr vom Fleck bewegen und nur noch wünschen oder träumen, ohne überhaupt aktiv zu werden.
Das sind aber alles nur Facetten des Ganzen, und das einzelne Individuum als solches birgt viele davon, die erst zusammen das "Selbst" ergeben, welches dann immer noch in einem gewissen Rahmen flexibel und dynamisch ist. Auch wenn es manche schwer haben, das zu zeigen, aber auch die sind sie selbst. Manche sind auch sie selbst, indem sie jeden Tag eine andere Meinung haben.
Es ist doch keiner dazu verpflichtet, immer exakt so zu bleiben, wie er in just diesem Moment ist, in dem er sich als Selbst bezeichnet - ergo ist man meiner Meinung nach grundsätzlich IMMER man selbst, ganz egal, was man gerade anstrebt, was man denkt, wie man im Vergleich dazu früher war oder wie andere das finden. Menschen sind in dem Sinne nicht statisch. Wir dürfen uns verändern und wir dürfen uns neue Ziele setzen.
Wenn mir einer vorwirft, ich würde mich "selbst" aus den Augen verlieren, frage ich mich einerseits, ob nun diese Person oder dann doch eher ich mich am besten kenne und andererseits, ob ich nun eigentlich ICH sein darf/soll oder doch eher das, was man gerne von mir hätte.
Eine andere Frage ist die, warum wir immer etwas neues und immer mehr wollen, und sich die wenigsten wirklich mit dem zufrieden geben, was sie haben (ganz ungeachtet der Tatsache, dass einem hier keiner Vorschriften machen kann und ich es für kompliziert halte, das moralisch zu bewerten). Liegt teils sicher an der Leistungsgesellschaft, teils am Wesen des Menschen selbst, dem Wunsch nach Weiterentwicklung, Gier und allem, was einen in Gang hält. Auch das ist etwas zutiefst Menschliches.
Ich glaube aber auch, die, die etwas erreichen und dann schlagartig das Interesse daran verlieren, statt sich erst mal daran zu erfreuen und den Erfolg auszukosten, gehören eher zu den Ausnahmen. Hier allerdings, kann ich aber auch nur von mir auf andere schließen.