Zum Inhalt der Seite

Von der Kunst, richtig zu sein

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Bar

Als Shinji zu Hause in seiner Wohnung war, wusste er erst einmal nichts mit sich anzufangen. Die vergangenen Stunden wirkten wie ein Traum und er war sich wirklich nicht sicher, was er davon halten sollte. Fakt war: Nathan war wieder da. Er war zurück in Shinjis Leben und Shinji hatte die wage Befürchtung, dass er auch nicht wieder daraus verschwinden würde. Das machte ihm Angst, was auch der einzige Grund dafür war, dass ihm sein Herz bis zum Hals schlug.

Zuerst machte er seinen Computer an, obwohl er sicher war, nicht mehr zu arbeiten. Er hatte genug Überstunden, niemand erwartete Ergebnisse vor Montag, was hieß, dass er auch nicht arbeiten musste. Er wäre dazu auch nicht in der Lage.

Als nächstes räumte er die Einkäufe weg und setzte sich einen Kaffee auf, ehe er sich dabei erwischte, wie er begann die Wohnung aufzuräumen. Das war vergebene Liebesmüh und endete auch eher damit, dass er Dinge von A nach B räumte, ohne, dass es irgendwie ordentlicher wurde.

Er setzte sich an den Computer und startete ein Spiel, stand dann aber wieder auf, weil er seinen Kaffee vergessen hatte. Fünfzehn Minuten später realisierte er, dass er Geschirr spülte und sein Kaffee kalt neben dem Waschbecken stand. Er schüttete ihn weg und kehrte an seinen PC zurück, nur um festzustellen, dass er noch immer keinen Kaffee hatte und zurück in die Wohnküche ging, um die Tasse erneut aufzufüllen. Er setzte gleich eine neue Kanne auf.

Gerade als er das Zimmer betreten wollte, fiel ihm auf, dass er seine Tasse nicht in der Hand hatte und als er auf dem Weg zurück am Bad vorbei kam, fiel ihm auf, dass sein Wäschekorb voll war. Als die Waschmaschine gefüllt war, ging er zurück in sein Zimmer, nur um erneut aufzustehen, weil da immer noch keine Tasse neben seiner Tastatur stand.

Erneut in der Küche musste er dann erschreckt feststellen, dass er vergessen hatte den Deckel der Kanne abzumachen und die Maschine so den Kaffee auf der Arbeitsplatte verteilt hatte. Er fluchte, machte die Maschine aus, wischte die Platte wieder sauber und nahm sich dann einen verdammten Energydrink mit in sein Zimmer.

Nachdem er sich endlich einige Stunden mit einem Spiel ablenken konnte, schreckte er plötzlich hoch, weil er die Wäsche noch aufhängen musste. Mittlerweile war es dunkel draußen. Im Badezimmer bemerkte er dann aber, dass in der Maschine kein Waschpulver war. War aber nicht schlimm, er hatte auch vergessen sie an zu stellen. Heute war wirklich nicht sein Tag und mittlerweile war es zu spät, um noch zu waschen.

Gut, dass er sich entschieden hatte nicht zu arbeiten. Die ganzen Bugs im Code hätte er nicht fixen wollen. Als er erneut auf die Uhr sah, beschloss er, sich mit ein paar Bekannten im Internet zu treffen und sich von denen ablenken zu lassen. Die meisten sollten gerade online sein.
 

So vergingen die nächsten Stunden zäh und weiterhin konzentrationslos. Irgendwann war er aus dem Spiel gebannt worden, dass er mit den anderen gespielt hatte und konnte sich darüber auch nicht mehr ablenken. Aber an Schlaf war nicht zu denken. Er hatte auch nicht noch einmal versucht Kaffee zu kochen, stattdessen stapelten sich die Energy-Dosen auf seinem Schreibtisch.

Irgendwann graute der Morgen, doch erlösend war der nicht. Stattdessen wusste er, dass es noch fast 12 Stunden dauern würde, bis das Treffen stattfand. Erst danach würde er wieder seine Ruhe haben. Erst dann würde er sich wieder konzentrieren können. Bis dahin musste er die Zeit irgendwie rum kriegen.
 

Um 18 Uhr dann, stand er vor seinem Kleiderschrank und überlegte tatsächlich, was er anziehen sollte. Wenn das so weiter ging, würde er sich selbst in eine Anstalt einweisen lassen. Wann hatte er zum letzten Mal über seine Garderobe nachgedacht? Wenn er sich recht erinnerte, war das kurz vor dem Vorstellungsgespräch für seinen aktuellen Job gewesen. Das war doch absurd.

Aus reinem Protest heraus, zog er eine alte, ausgewaschene Jeans und einen etwas zu weiten, schwarzen Pullover aus dem Schrank und beschloss, dass das vollkommen ausreichend war. Es war schließlich nur ein Treffen unter alten Freunden und nichts besonderes, also musste er sich auch nicht besonders einkleiden. Fertig. Punkt. Aus.
 

Schon fünfzehn Minuten vor der ausgemachte Zeit, stand er vor dem Supermarkt und ärgerte sich unglaublich, dass er so früh raus gegangen war. Eigentlich hätte er aus Prinzip zu spät kommen sollen, aber er hatte es einfach nicht mehr ausgehalten. Er wollte das hier endlich hinter sich bringen.

Sollte er sich jemals irgendwie hierauf gefreut haben, war ihm diese Vorfreude längst vergangen. Er war furchtbar übermüdet und gestresst, weil er sich immer wieder dabei erwischte, wie er sich viel zu viele Gedanken um das alles machte.
 

Nathan war pünktlich. Überpünktlich um genau zu sein und das war erwähnenswert, denn in der Schulzeit hatten sie ihm sehr oft eine frühere Zeit nennen müssen, damit er gleichzeitig mit allen anderen eintraf. Das schien sich geändert zu haben.

Mit Unbehagen sah Shinji auf Nathans Outfit. Auch wenn es nur eine Jeans und ein schwarzes Hemd waren, fühlte er sich dagegen ziemlich schäbig und unwohl. Er hasste das Gefühl, aus der Norm zu fallen. Aber gerade ließ es sich nicht ändern, denn er würde jetzt nicht zurück gehen und sich noch einmal umziehen. So weit käme es noch. Da musste er jetzt durch.

"Bereit?", fragte sein ehemaliger Freund mit seinem so typischen Grinsen auf dem Gesicht, während er sich die Ärmel hoch schob. Warum zog Nathan überhaupt langärmlige Hemden an, wenn ihn die Länge so offensichtlich störte? Das war gestern ja auch schon so gewesen. "Zwei Blocks weiter gibt es ein Lokal mit Billardtischen. Wir müssen aber ein wenig gehen."

"Abend", grüßte Shinji erst einmal, weil ihm das Protokoll einer normalen Konversation sonst fehlte. Dann nickte er aber: "Ist ja kein Probem. Ich komme zwar nicht viel aus dem Haus, aber das überlebe ich schon."

Warum er gerade unbedingt betonen musste, dass er nicht viel raus kam, wusste er selbst nicht so genau. Die Worte waren einfach so aus seinem Mund gepurzelt.

Er wartete noch, bis Nathan los ging, weil er die genaue Richtung ja nicht kannte, ehe er sich selbst in Bewegung setzte.
 

"Wie war dein Tag?", fragte Shinji bald, um die Stille zwischen ihnen zu überbrücken. Er war wahrlich kein Meister in Smalltalk, aber ein paar Standardfragen gab es ja.

"Ich hab ihn größtenteils mit Nichtstun verbracht. Ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber okay." Dann begann Nathan aber zu lachen: "Oh und ich hab einer kleinen Göre beigebracht, wie man auf elegante Art und Weise den Boden mit dem Gesicht küsst. Aber ansonsten..."

Etwas skeptisch schielte Shinji daraufhin zu ihm hoch: "Was hast du getan? Versucht ihr Ballett beizubringen?" Bei der Vorstellung zuckte ein Grinsen um seine Lippen.

"Ja, genau. Woher weißt du das?" Shinji traf ein so verwunderter Blick, dass er sich kurz nicht sicher war, ob Nate das nicht tatsächlich ernst meinte. "Ich war bis vor kurzem ein erfolgreicher Balletttänzer. Ich liebe enge Strumpfhosen und so."

Das breite Grinsen, das sich auf Nates Gesicht ausbreitete, verriet, dass er nur scherzte. Dennoch flog Shinjis Blick kurz über dessen Körper, um das Bild einer Strumpfhose an Nates Beinen besser visualisieren zu können.

Schnell wandte er den Blick aber wieder ab und beschloss für sich, dass man seinen Freunden das nicht einmal in Gedanken antun sollte.

"Nein", lenkte Nathan dann aber halb lachend ein, "ich habe mit ihr Radfahren geübt. Mittlerweile schafft sie es schon, fünf Meter zu fahren, bevor sie auf den Boden knallt. Aber sie ist ein Stehaufmännchen."

"Ein wichtiger Schritt für ein Kind.", steuerte Shinji der Konversation bei. Dann stockte er aber kurz. Das war doch eigentlich keine Aufgabe für Onkel, sondern... "Was ist eigentlich mit ihrem Vater?" Die Worte entkamen ihm so schnell, dass er sie nicht mehr zurückhalten konnte. So was fragte man doch nicht einfach! "Wenn... ich das mal so dreist fragen darf.", schob er deshalb noch eilig nach.

Doch entgegen seiner Befürchtung schüttelte Nate nur den Kopf. Sein Grinsen wich aber Ernsthaftigkeit.

"Nein, die Frage ist nicht dreist. Wenn jemand dreist ist, dann ihr Erzeuger. Denn der ist sofort abgehauen, als meine Schwester schwanger wurde. Der kann froh sein, dass ich damals nicht im Land war, sonst wär er wahrscheinlich immer noch in Rehabilitation."

Shinji schluckte trocken, weil er wusste, dass Nate das ernst meinte. Jeder hatte so seine Fehler und Probleme und bei Nate war es sein über die Ufer schlagender Beschützerinstinkt. Schon damals hatte er Nathan einige Male davon abhalten müssen, sich mit seinem Vater anzulegen. Immer, wenn Shinji mal wieder eine Nacht durch gelernt hatte, weil seine letzte Note nicht ausreichend gewesen war oder wenn er wegen irgendeiner Nichtigkeit Hausarrest bekommen hatte, war Nate schon drauf und dran gewesen, seinem Vater den Kopf zu waschen. Manchmal war das nicht nur anstrengend, sondern auch wirklich furchteinflößend gewesen, denn in seinem so sanftmütigen, geduldigen und immer fröhlichen Freund, steckte auch eine gewalttätige Bestie. Tat man Nates Familie oder Freunden weh, bezahlte man das bitterlich. Es war nie so weit gekommen, dass er jemanden krankenhausreif geprügelt hatte, aber der Vater von Nates Nichte hätte Potential als sein erstes Opfer gehabt.

Was war Shinji froh, dass er immer auf der anderen Seite gestanden hatte. Er fragte sich zum wiederholten Mal, ob damals alles anders gelaufen wäre, wenn er Nate an seiner Seite gehabt hätte. Aber das 'was wäre wenn' war vollkommen unsinnig.

Shinji kommentierte die Geschichte nur mit einem gemurmelten 'Arschloch'. Danach, war es wieder kurz still.
 

"Und wie war dein Tag?" Ach ja, so waren sie ja darauf gekommen. War nur logisch, dass Nathan dann auch die Gegenfrage stellte.

Aber Shinji zuckte nur etwas ausweichend mit den Schultern: "Samstag ist mein Haushaltstag..."

Das war glatt gelogen, aber er konnte ja schlecht 'stundenlang wie ein gestochenes Huhn durch die Wohnung laufen' als Aktivität anbringen.

"Dann hast du also deine Wohnung geputzt? Ausgezeichnet, dann ist sie wohl bereit für meinen Besuch zum Essen." Gerade wo er es beinahe vergessen hatte...

Unbewusst wanderte Shinjis Hand in seinen Nacken. Ein deutliches Zeichen, dass er nervös war. Nicht verwunderlich, wenn man bedachte, dass seine Wohnung noch immer im Chaos versank und er sich selbst dazu verdammt hatte, Nathan zu ihm einzuladen. Aber da kam er wahrscheinlich nicht mehr raus.

"Ich hab nicht gesagt, dass es ein erfolgreicher Haushaltstag war.", setzte er murmelnd nach.

Plötzlich klopfte Nathan ihm auf den Rücken und grinste wieder: "Mach dir keinen Stress. Ich komme, wenn du mich einlädst. Wenn nicht, werde ich zwar ewig traurig darüber sein, aber ich werde es verkraften."

Merkte man ihm denn so deutlich an, dass er sich deshalb stresste? Andererseits breitete sich ein warmes Gefühl in seinem Bauch aus, als er begriff, dass Nate es vollkommen ihm überließ, ob er ihn zu sich einlud oder nicht. Er nagelte ihn nicht auf seinen eigenen Vorschlag fest, sondern ließ ihm alle Freiheit. Er musste ihn nicht zu sich in die Wohnung einladen, auch wenn Nathans Nachsatz ihm schwer auf der Brust lag. Dennoch machte ihn diese Antwort wieder etwas lockerer:

"Ja, alter. Das nimmt mir vollkommen den Druck." Sarkasmus konnte er schließlich auch.

"Oh, das beruhigt mich." Das dunkle Grinsen, das Nate ihm zuwarf, ließ ihn leicht erschauern.
 

Dann stoppte sein Begleiter und deutete mit einem Nicken auf ein Gebäude. Ganz subtil bestand das Aushängeschild aus zwei Queue, die den Namen einrahmten. Dass sie nicht auch noch blinkten, damit auch jeder begriff, dass es eine Billardbar war, war auch schon alles.

"Da wären wir."

Nathan ging vor, stoppte dann aber und hielt Shinji die Tür auf. Vollkommen verwirrt dauerte es eine Sekunde, bis Shinji das Gebäude betrat. Ihm war noch nie die Tür aufgehalten worden und es war ein merkwürdiges Gefühl, wenn einem das passierte. Machte man das nicht normalerweise nur bei Frauen? Wahrscheinlich hatte Nathan ihn nur veralbern wollen und Shinji hatte den Witz nur nicht verstanden.
 

Entgegen seiner Erwartung ekelte ihn der vertraute Geruch einer Bar nicht an. Ganz im Gegenteil. Er fühlte sich so sehr an früher erinnert, als noch alles gut gewesen war, dass es ihn angenehm entspannte. Das schummrige Licht schien auch seine Gedanken abzudunkeln und so weniger greifbar zu machen. Und trotzdem wandte er sich ein wenig hilflos an Nathan, der hinter ihm eintrat: "Wohin?"

Denn wenn er aussuchen musste, würden sie in der hinterletzten, dunkelsten Ecke landen, die er finden konnte und er war sich sicher, dass Nate damit eher nicht einverstanden wäre.

Ohne lange nachzudenken, führte sein Begleiter sie an einen Tisch, der zwar mittig, aber zumindest nah an einer Wand stand.

Shinji war wirklich froh, dass sie so früh begannen. So waren nicht allzu viele andere hier und er hatte Zeit, sich an die Situation zu gewöhnen. Bisher war es gar nicht so schlimm, wie er angenommen hatte.

"Ich hol die erste Runde", sprach er und ließ Nate keine Sekunde Zeit um zu protestieren. Er würde um das Trinken nicht herum kommen, aber so konnte er wenigstens bestimmen, womit sie begannen. Mit etwas Glück konnte er steuern, wie viel Alkohol heute fließen würde, ohne, dass sich Nathan am Ende beschweren konnte.

Als er wieder kam, hatte Nathan nicht nur die Kugeln wieder aufgestellt, sondern auch eine Zigarette im Mundwinkel stecken. Er rauchte also immer noch? Unwillig verzog Shinji das Gesicht. Er hatte wirklich gehofft, dass Nate sich das abgewöhnt hatte. Aber wenn man schon als Jugendlicher damit anfing, wurde man dieses Laster wohl nur schwer wieder los.

"Oh, wie ich sehe, beginnen wir mit etwas Leichtem."

Ertappt drückte Shinji seinem ehemaligen Kumpel die Bierflasche in die Hand und fragte sich, ob er tatsächlich so leicht zu durchschauen war.

"Dachtest du, ich komme mit Schnaps wieder?"

Das Grinsen, das Nate ihm daraufhin schenkte, sagte wohl alles. So richtig verdenken konnte er es ihm nicht, denn Nathan hatte sicherlich noch zu gut den alten Shinji im Kopf, der keine Gelegenheit zum Feiern und trinken ausgelassen hatte und dabei nicht selten zu harten Spirituosen gegriffen hatte. Aber diesen Shinji gab es schon lange nicht mehr, so schwer es ihm auch fiel, das zuzugeben. Trotzdem war er etwas geschockt, dass Nate sich in dieser Hinsicht wohl kein Stück verändert hatte.

"Wie viele Runden spielen wir, bis der Gewinner feststeht? Eine einzige kann ja auch pures Glück sein.", lenkte Shinji schnell ab, damit Nathan keine Zeit dafür hatte, ihn als Langweiler abzustempeln. Außerdem war das ein wichtiger Punkt, denn er würde sich definitiv erst wieder einspielen müssen und er wollte dringend eine Chance haben zu gewinnen, auch wenn er noch immer nicht wusste, was seine Forderung an Nathan wäre. "Drei von fünf?", schlug er vor, weil das nicht zu lang dauerte und ihm dennoch genug Möglichkeiten bot, wieder warm zu werden.

Nathan zog noch einmal an der Zigarette, ehe er sie im Aschenbecher ausdrückte und nahm einen tiefen Schluck seines Biers.

"Drei von fünf klingt gut. Fang an, wenn du willst."

"Nichts lieber als das! Ich nehm die Halben."

Nachdem Nathan das Dreieck angehoben hatte, beugte Shinji sich vor, setzte den Queue an und... traf viel zu schwach und ungenau. Er musste über seine eigene Unfähigkeit lachen.

"Fuck, ich bin echt aus der Übung."

Doch Nate zog ihn nicht einmal auf, sondern prostete ihm nur kurz mit der Flasche zu, nahm einen Schluck und stellte sich dann seinerseits an den Tisch. "Dann bin ich wohl dran."

Geübt beugte Nate sich über den Tisch und versenkte die erste Kugel... und die zweite... erst beim dritten Mal legte er so viel Kraft in den Stoß, dass die Kugel, statt in der Tasche zu verschwinden, im Zickzack über den Tisch rollte.
 

Das war auch im Groben der Ablauf der ersten Runde. Shinji wurde nur langsam wieder warm, aber sein Ehrgeiz war geweckt, weshalb er nicht einmal bemerkte, wie Nathan die nächste Runde Alkohol brachte. Er spülte einfach blind damit seinen Frust hinunter. Das erste Spiel verlor er haushoch.

Nach einer sehr starken Eröffnung der nächsten Spiels durch Nate, hatte er kurz das Gefühl, es überhaupt nicht schaffen zu können. Aber als er selbst an der Reihe war, bemerkte er, dass seine alten Fähigkeiten nicht ganz verloren waren. Immer schneller fand er ins Spiel zurück, weshalb die zweite Runde nur noch sehr knapp an Nate ging.

Während dem Spielen bemerkte er weder, dass sie sich die meiste Zeit anschwiegen, noch, dass die Bar sich nach und nach füllte. Er war vollkommen fokussiert. Etwas, was ihm sonst nur beim Programmieren gelang.
 

"Okay, jetzt spielst du mich langsam an die Wand.", lachte Nate und kippte einen der Shots hinunter, die er gebracht hatte. Jede versenkte Kugel des Gegners bedeutete einmal trinken und Nathan war gerade ziemlich am Führen, was das anging. Als Shinji endlich verfehlte, drückte Nate ihm grinsend das Tablett in die Hand, zündete sich eine weitere Zigarette an und versenkte dann elegant eine seiner Kugeln. Auffordernd sah er zu seiner Begleitung und überprüfte, ob die sich auch an die Regeln hielt.

Als Shinji den Rauch der Zigarette wahrnahm, hatte er plötzlich das Gefühl, sie selbst schmecken zu können. Schnell stürzte er den Kurzen hinunter, doch die Erinnerung, die in seinem Geist aufflackerte, ließ seinen Bauch warm kribbeln. Damals, als sie sich das erste Mal geküsst hatten, da hatte Nate nach einer Mischung aus Zigarette und Bier geschmeckt. Als überzeugter Nichtraucher hätte ihn der Geschmack eigentlich anekeln müssen, aber das war Nate gewesen, sein bester Freund und seine heimliche Sünde. Der raue Geschmack hatte ihn nur noch mehr erregt.

Fahrig leckte er sich über seine plötzlich trockenen Lippen und schreckte leicht aus der Erinnerung, als eine weitere Kugel vom Tisch verschwand. Ohne Zögern floss auch der nächste Shot seine Kehle hinab. Ihm war furchtbar warm und ein wenig schwindelig.

Er lachte ausgelassen, als Nathan die nächste Kugel verfehlte.

"Du spielst ja heute auch, als wolltest du verlieren.", gab er als verspätete Antwort darauf, dass er ihn ja an die Wand spielen würde. "Ich sagte doch, für dich reichen meine Fähigkeiten allemal!"

Grinsend schob er seinem Kumpel das Tablett wieder zu und brachte sich selbst wieder in Position. "Wenn ich in dem Zug fertig werde, trinkst du den ganzen Rest!", forderte er und wartete Nates Antwort gar nicht erst ab.
 

"2:1", jubelte er dann einen Augenblick später. So musste das laufen!

"So...", er lockerte sich übertrieben und grinste diabolisch: "Die nächsten zwei Punkte hole ich mir auch noch!"



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück