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I eleniël orco

Die Sternentochter des Orks
von

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Entdeckungen oder auch Questlog abgeschlossen

Noch etwas schwer atmend aber zufrieden, besah sich Earenis ihr Werk. Zwei tote Trolle, einer mit halb abgetrenntem Kopf, der andere mit förmlich herausgerissener Kehle. Das sollte ihr erst einmal jemand nachmachen! Hechelnd und mit blutigem Fell trabte Mistaroa zu ihr und wollte sich seine Belohnung abholen.

„Fein gemacht!“, lobte Earenis ihren treuen Begleiter und kraulte ihn hinter den Ohren. Er drückte sich zufrieden brummend an ihre Beine.

Aber noch gab es ja etwas zu erledigen. Das Essen war, nachdem der Dummkopf von Troll darin herumgetrampelt war, ja hinüber, aber noch galt es, das Mädchen des Bauern zu finden.

Da sie das Kind auf den ersten Blick nicht sehen konnte, galt ihr nächster Gedanke der Höhle. Es graute ihr davor, dieses stinkende Loch zu betreten, aber sie hatte wohl keine Wahl. Augen zu und durch… Sie atmete mehrmals tief durch und stellte sich dem Unvermeidlichen.

Eine Welle des Gestanks, eine regelrechte Wand der übelsten Gerüche, schlug ihr entgegen. Earenis würgte, verzog das Gesicht und hielt sich eine Hand vor die Nase, um wenigstens die Illusion zu haben, etwas von den Gerüchen abzuhalten. Vorsichtig tastete sie sich voran, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.

Mit einiger Überraschung fand sie nebst dem üblichen Plunder einer Trollhöhle auch zahlreiche orkische Waffen und Rüstungen, die noch nicht allzu viel Staub angesetzt hatten. Sie runzelte die Stirn, denn vor allem die Menge erschien ihr doch sehr ungewöhnlich.

„Hallo?“, hörte sie ein zartes Stimmchen aus einer dunklen Ecke der Höhle. „Wer ist da?“

Sie hatte wohl das Ziel ihres Zusatzauftrages gefunden. Zufrieden lächelte sie. Und anscheinend würde es noch einen Bonus geben. Zielstrebig hielt sie auf einen Käfig zu, hinter dessen rostigen Stäben ein Menschenmädchen saß. Das Kind sah sie mit großen, angstgeweiteten Augen an. Es war dreckig, die Kleidung war zerrissen und im Allgemeinen wirkte es mager. Aber ansonsten schien ihm nichts weiter zu fehlen.

„Wer bist du?“, fragte sie. „Du bist kein Troll.“ Dann sah sie ihre Ohren. „Bist du eine Elbin?“ Jetzt wurden ihre Augen groß vor Erstaunen.

Der Einfachheit halber bejahte Earenis diese Feststellung, während sie sich daran machte eine Möglichkeit zu finden, um das Schloss zu öffnen. Da es schon recht rostig aussah und auch sonst keinen allzu stabilen Eindruck machte, entschied sie sich für die brachiale Variante und schlug kräftig mit dem Schwert auf das Schloss ein. Es gab sehr bald nach. Rasch kam das Mädchen heraus, offensichtlich froh, endlich wieder frei zu sein. Earenis konnte es ihr nicht verübeln.

„Bringst du mich jetzt zu Papa?“, fragte das Mädchen hoffnungsvoll.

„Ja…“

„Sehr gesprächig bist du ja nicht gerade.“

„Mein Auftrag war es die beiden Trolle zu töten und dich zu finden. Das habe ich getan. Fertig.“

Eingeschüchtert schwieg das Mädchen. Earenis war bewusst, dass sie nicht gerade die angenehmste Zeitgenossin war, aber ihr war es egal.

Nachdem diese Verhältnisse zwischen ihnen also recht pragmatisch geklärt waren, beeilten sie sich aus diesem stinkenden Loch zu kommen. Das Mädchen machte schon wieder große Augen, als sie die toten Trolle sah, sagte aber nichts dazu. Stattdessen hatte sie andere Fragen.

„Ist das dein Hund?“

„Ja.“

„Er hat ganz blutiges Fell.“

„Er hat ja auch einen Troll getötet.“

„Ui! Und wie heißt er?“

„Mistaroa.“

„Was bedeutet das?“

„Grauhund.“

„Und wie heißt du?“

„Earenis.“

„Und was heißt das?“

„Tochter des Meeres.“

„Ein schöner Name, ich mag ihn!“

„Hm…“

Nach diesem missmutigen Brummen hielt das Mädchen wenigstens den Mund. Schweigend machten sie sich auf den Rückweg, was in Anbetracht des noch immer andauernden Regens, der einsetzenden Dämmerung und des Zustandes des Mädchens jedoch dieses Mal bedeutend länger dauerte. Earenis schlug vor, dass sie einfach im Wald übernachten sollten, doch das schien dem Kind einen gehörigen Schrecken einzujagen. Entsetzt schüttelte sie heftig den Kopf. Wahrscheinlich fürchtete sie, dass sie Geister erneut rauben können, oder ähnliches.

Also marschierten sie weiter. Irgendwann hörte wenigstens der Regen auf, auch wenn die Wolkendecke noch immer nicht aufriss. Dem Mädchen war kalt, zumal es immer wieder ausrutschte und sie bald über und über mit Schlamm beschmutzt war, was ihre Lage nicht gerade besser machte.

Earenis ertrug all diese Widrigkeiten mit stoischer Gelassenheit.

Irgendwann  erreichten sie dann doch das Waldende, auch wenn es recht plötzlich geschah, denn mittlerweile sahen sie kaum noch die Hand vor Augen. Damit war auch das Dorf nicht mehr weit. Sie beschleunigten ihre Schritte, Earenis, weil sie endlich wieder ins Trockene wollte, und ihre kleine Begleiterin, weil sie zu ihrem Vater zurück wollte.

Anscheinend rechnete niemand zu so später Stunde mit ihnen, denn als sie das Gemeinschaftshaus im Dorfzentrum betraten, war die Überraschung groß, doch umso größer war auch die Freude. Als Beren seine Tochter sah, sprang er mit einem freudigen Schrei auf, rannte ihr entgegen, schloss sie in seine Arme und wirbelte sie umher. Das Mädchen lachte nicht minder glücklich. Dass sie auch nach dem Regen noch immer fürchterlich nach Troll stank, interessierte niemand.

Der Dorfälteste kam an seinem Stock langsam zu Earenis gewankt. Er hielt ein Goldsäckchen in der Hand. Das sah doch ganz nach ihrem Geschmack aus.

„Wie versprochen“, sagte er und drückte ihr das Säckchen in die Hand. „Alles, was wir hergeben können. Hoffentlich genug. Da du die Kleine wohlbehalten wieder gebracht hast, bekommst du auch den versprochenen Bonus. Du kannst die nächsten Tage hier bei uns bleiben und dich ausruhen. Wenn du weiter willst, werden wir dir Proviant überlassen, davon scheinst du ja auch nicht mehr viel zu haben.“

Zufrieden lächelte Earenis. „Vielen Dank dafür“, sagte sie; hin und wieder konnte sie eben doch höflich sein. „Das ist ein Angebot, das ich nur zu gern annehme.“ Zu selten hatte sie ein Dach über dem Kopf beim Schlafen.

Dennoch ging ihr der Fund in der Höhle nicht aus dem Kopf. Sie beschloss, dem bei Zeiten nachzugehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2016-05-25T17:17:02+00:00 25.05.2016 19:17
Huhu,
na das muss wirklich stark gestunken haben, wie hat es das Mädchen nur dadrin ausgehalten? Das sie nicht im Wald übernachten wollte kann ich gut verstehen, nach so einer Geschichte wollte sie eben nur noch heim.
Wenn Earenis noch mal zur Höhle geht kann sie sich doch mit neuen Waffen und anderer Rüstung eindecken oder? Ich mein wenn dort viele Rüstungen sind und Waffen. Na mal sehen.

LG Pellenor


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