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Unfreiwillig willig

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben.
Ich freue mich, dass das letzte Kapitel euch allen so gut gefallen hat. Nun geht es langsam in den Endspurt. Mit diesem sind noch fünf Kapitel geplant. :) Komplett anzeigen

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Draco drehte sich einmal im Bett um. Er konnte nicht einschlafen. Kein Wunder. Er hatte in dem Lazarett Zelt fast bis um 14 Uhr geschlafen. Jetzt war es fast 23 Uhr und er bekam kein Auge zu.
 

Er hatte sofort Mister Underwood seine Eule geschickt, um sich für sein Fehlen zu entschuldigen. Er erwähnte weder 'Veela' noch 'Herr' in dem Schreiben, deutete aber an, dass es eindeutig Harrys Schuld war, dass er unentschuldigt gefehlt hatte. Erst danach hatte er sich aus der billigen Aurorenkleidung gepellt und sie sofort angewidert auf den Boden fallen lassen. Er war sich sicher, dass seine Haut auf billige Massenware allergisch reagierte. Dann hatte er sich vor den Spiegel im Bad gestellt und seine langen blonden Haare gemustert. Langsam fuhr er sich mit seinen Fingern hindurch. Kein Wunder, dass die Auroren ihn für seinen Vater gehalten hatten. Er sah ihm zum Verwechseln ähnlich. Ohne mit der Wimper zu zucken schnitt er seine Haare grob mit einer Schere ab und stutzte sie dann mit einem Zauber, bis er sie wieder auf die alte Länge hatte. Probehalber fuhr er sich mit den Fingerspitzen hindurch und zerzauste sie dadurch ein wenig. Zufrieden stieg er unter die Dusche und aß zu Abend.

Erst dann kümmerte er sich um das Veelaband. Er ging vor dem Kamin in die Hocke und drehte es interessiert zwischen den Fingern, ehe er es auf seine flache ausgestreckte Hand legte und sich über die Lippen leckte. Angespannt sah er zu, wie, nur mit dem Willen seiner Gedanken, sich das Silber verformte, zusammen schrumpelte und schließlich nur noch ein kleiner unförmiger Klumpen übrig blieb. Er trat an eines der Fenster, welches zum Garten hinaus lag. Draco öffnete einen Flügel, atmete die klare kalte Luft ein, sah ein letztes Mal zu den verhassten Überresten und warf die Kugel mit so viel Kraft, wie er nur konnte in die Landschaft hinaus. Erleichtert knallte er das Fenster wieder zu und ging dann ins Bett. Nun lag er wach. Seit mehreren Stunden.
 

Draco seufzte auf und wandte sich auf den Rücken. Er hob den rechten Arm, spreizte die Finger und drehte seine Hand langsam im Mondlicht und dem Schein des ausgehenden Feuers. Genüsslich strich er mit den Fingerspitzen seiner Linken über die freie Stelle an seinem Arm, welche nun nicht mehr unter dem Schmuckstück lag. Probehalber ballte er die Faust und lockerte die Hand wieder. Ein breites Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Harry. Er hatte ihm das Band abgenommen. Einfach so. Ohne, dass Draco ihn noch mal bitten musste.
 

Draco lies den Arm wieder sinken, zog sich die Decke höher über die Schultern und drehte sich auf die linke Seite. So sehr er sich auch bemühte einzuschlafen, aber das Grinsen wollte nicht aus seinem Gesicht verschwinden. Er schloss die Augen und ließ die letzte Nacht, die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, nochmal Revue passieren.

Langsam streckte Draco die Hand aus und der Zauberstab seines Vaters auf dem Nachttisch erhob sich langsam in die Luft und kreiselte dort genauso schnell, wie sich Dracos dirigierende Finger bewegten. Langsam sank der Stab wieder auf das Tischchen zurück und Draco biss sich auf die Lippen. Sein Inneres schien zu glühen. Er war glücklich. Er war so glücklich und zufrieden, dass er sich fühlte, wie ein kleines Kind, das Morgen Geburtstag hatte. Nein. Dieses Gefühl war besser. Es hatte nichts von einem kitschigen Schwarm Schmetterlinge. Es ähnelte eher dem Geschmack von Schokolade und einem Glas Feuerwhisky, welche ihn von Innen heraus wärmten.
 

Draco schmunzelte, als er die aufkommende Erektion bemerkte. Seine Finger stahlen sich unter die Bettdecke. Vielleicht würde er danach besser schlafen können. Er hatte seit Jahren keinen Sex mehr gehabt und den Kopf für Selbstbefriedigung hatte er auch nicht frei gehabt. Dazu stand er in den letzten Wochen unter zu großem emotionalen Stress. Langsam umschloss er seinen, sich verhärtenden Penis und strich sich mit dem Daumen über die Spitze.
 

Draco drückte ein wenig den Rücken durch, als ihm die Erregung direkt in sein Steißbein fuhr und er nun endgültig hart wurde. Er räkelte sich ein bisschen, bis er wieder bequem in den Lacken lag, umfasste seine Erektion fester, begann langsam seine Faust zu bewegen und ließ seinen Gedanken freien Lauf.
 

Er dachte an den besten Sex, den er jemals gehabt hatte. Es war eine Hufflepuff gewesen. Reinblütig versteht sich. Den Namen hatte Draco vergessen. Er wusste nur noch, dass sie zwei Jahrgänge über ihm gewesen war. Ein Stückchen kleiner als er, mit braunem langen Haar. Sie hatte ihn erst mit ihrem Mund befriedigt, was schon eine Glanzleistung gewesen war. Danach hatte sie sich Zeit genommen. Viel Zeit. Zum ersten und einzigen Mal hatte Draco die Kontrolle beim Sex abgegeben. Er dachte an ihre Finger die jeden noch so kleinen erogenen Punkt an seinem ganzen Körper zu finden schienen.

Seine eigenen Bewegungen wurden langsam schneller und heftiger.

Er dachte an die heißen Küsse und wie sie sich langsam auf ihn gesetzte hatte. Wie sie ihn geneckt und in den Wahnsinn getrieben hatte. Er sah ihr Gesicht vor sich, wie sie ihn anlächelte und sich einen Kuss von ihm stahl.

Draco keuchte leise auf, bewegte seine Hand ruckartiger und versuchte sich an das Gefühl zu erinnern, wie es gewesen war, als seine Spitze langsam in sie eindrang. Sein Becken zuckte leicht nach oben, wie er es damals auch getan hatte um schneller mehr von ihr zu bekommen.

Er konnte den Orgasmus langsam kommen spüren. Seine Atmung beschleunigte sich. Er legte den Kopf in den Nacken. Leise keuchte er auf. Harry.
 

Draco riss die Augen auf und kam sich selber in die Hand. Er spürte wie sein Penis zuckte, spürte die heiße Flüssigkeit, die er sich selber in seine Faust pumpte. Angewidert zog er seine Hand zurück, betrachtete das Sperma, welches an seinen Fingern klebte und bewegte sie kurz. Schon verschwand die Sauerei. Aber er konnte sich an der praktischen Veelamagie nicht wirklich erfreuen.
 

Er wedelte mit seiner Hand über seinem Unterkörper und spürte auch hier seinen Samen verschwinden. Gequält schloss er die Augen und fuhr sich über seine Gesicht. Es war die eine Sache, wenn er kam während er schlief. Da konnte er seine Gedanken nicht lenken. Aber das hier war anders. Er hatte deutlich Harrys Gesicht vor sich gesehen. Genau den Ausdruck, wie er ihn angelächelt hatte, als er appariert war, nachdem er Draco das Band abgenommen hatte.
 

Draco wandte sich frustriert auf den Bauch und zog sich sein Kopfkissen über sein blondes Haar. Leise wimmerte er in die Matratze. Dabei hatte es so gut angefangen. Es war so gut gewesen. Allerdings musste er sich eingestehen, dass auch der Orgasmus trotzdem gut gewesen war, aber das konnte nur daran liegen, dass er schon seit einer halben Ewigkeit keine Hand mehr an sich selber gelegt hatte.
 

Harry lächelte ihn am nächsten morgen scheu an, als er Draco die Tür öffnete. Draco spürte, wie ihm die Röte in die Wangen stieg. Genau dieses Lächeln hatte der Harry aus Dracos Fantasie gehabt, als er gekommen war. Schnell fummelte er seinen Umhang auf, um seine Finger und seinen Kopf zu beschäftigen.
 

Als sie saßen, füllte Harry Draco die Tasse mit Kaffee auf, was Draco dazu brachte eine Augenbraue hochzuziehen, und schob ihm dann nach kurzem zögern ein Dokument hin.
 

„Was ist das?“, fragte Draco und wischte sich die Finger an der Servierte ab.
 

„Ein Geheimhaltungsabkommen.“, sagte Harry ruhig.
 

Nun wanderte auch Dracos andere Augenbraue nach oben.

„Soll ich jetzt unterschreiben, dass ich niemals jemandem erzählen, dass ich dich offiziell gar nicht kenne?“, fragte Draco Harry und öffnete den Aktenordnerdeckel, um einen Blick auf das Stiftstück zu werfen.
 

„Nein. Dabei geht es um den Einsatz. Du musst unterschreiben, dass du alles was du gesehen oder gehört hast für dich behältst.“
 

Draco schnaubte nur.

„Ich habe nur gesehen, wie du blutend im Dreck gelegen hast und kurz davor warst den Löffel abzugeben.“
 

Doch er griff nach dem Stift, der in der Akte lag und setzte schwungvoll seine Unterschrift unter das Schreiben. Er lass es sich nicht durch. Harry würde ihn mit einem schlichten Befehl zwingen, wenn er sich weigern würde.

Harry nahm die Akte an sich, schob sie unter die andere, die auf dem Tisch lagen und reichte Draco jetzt die Zeitung.
 

Schweigend machte sich jeder von ihnen über ihre Lektüre her und trank seinen Kaffee. Harry vergaß recht schnell das angebissene Brötchen zwischen seinen Fingern und der Honig tropfte von dem Brot auf seinen Teller. Draco beobachtete Harry kurz und wand sich wieder seiner eignen Zeitung zu. Gelangweilt überblätterte er die ersten drei Seiten. Es war Wahlkampf und die einzelnen Kandidaten versuchten sich gegenseitig mit Versprechen zu übertrumpfen, welche sie so oder so nach ihrem Sieg nicht erfüllen würden. Sein Blick blieb an einem Artikel hängen, welcher ihn persönlich interessierte. Er glättete die Zeitung ein wenig und überflog den Bericht zu der Veela, welche die beiden Zauberer angegriffen hatte. Der eine war gestorben, aber der andere hatte die Frau schwer belastet. Bis auf weiteres würde sie in Askaban bleiben. Es sollte Anklage erhoben werden.
 

Dracos Finger seiner linken Hand tasteten über sein rechtes Handgelenk und suchten das Veelaband. Noch einige Male fuhr er über seinen Arm, ehe ihm wieder anfiel, dass er es nicht mehr trug. Kurz verzog Draco den Mund. Das war doch lächerlich. Jetzt hatte er sich so an das demütigende Schmuckstück gewöhnt, dass er es suchte, wenn er in Gedanken war.
 

Unter dem Veelaartikel war ein weiterer, kürzer Artikel abgedruckt. Draco hätte ihn fast überlesen, wenn er nicht zwei oder drei Mal das Wort 'Veela' im Text entdeckt hätte. Mehrere Politiker, darunter auch ihr jetziger Zaubereiminister, welcher die größte Chance hatte wiedergewählt zu werden, forderten Registrierungen für Hauselfen und andere magische Wesen. Draco wollte gerade weiterlesen, in wie weit es auch für seine Mutation zutraf, doch Harry unterbrach ihn.

„Danke, Malfoy.“, sagte er wie aus dem Nichts und musterte sein Gegenüber.
 

„Für was?“, fragte Draco nach.

„Dass du endlich mal einen interessanten und intelligenten Gesprächspartner hast? Dass endlich Mal wenigstens ein bisschen Adel in dieses Haus kommt? Dass du endlich mal von nahem siehst, wie ein anständiger Anzug aussehen sollte?“
 

Nun war es an Harry zu schnauben und er leckte sich den Honig von seinen Fingern.

„Das weißt du ganz genau. Danke, dass du da warst. Ohne dich hätte ich wahrscheinlich nicht überlebt.“
 

Langsam hob Harry den Blick von seinen Fingern und Draco spürte, wie sein Herz kurz schneller schlug. Bei Merlin. Harry war einer der unattraktivsten Männer, die Draco sich vorstellen konnte. Er könnte sich aus dem Handgelenk locker zehn Typen schütteln, die Harry um Längen schlugen. Oliver Wood, Blaise, er selber natürlich, Cedric Diggory, Firenze... Gut, dass waren jetzt nur fünf. Und der eine hatte, im wahrsten Sinne des Wortes, einen Hintern wie ein Pferd.
 

„Wirklich. Ich danke dir dafür, dass du da warst.“, wiederholte Harry noch mal und senkte seinen Blick wieder.
 

„Weißt du Potter. Ich habe das sicher nicht für dich getan. Mein Auftrag lautete immerhin dich auszuspionieren. Und wenn ich dich sterben lasse, werde ich vielleicht an den alten Weasley gehängt und ich habe keine Lust die ganze Nacht in deren Gnomverseuchten Garten zu stehen.“
 

Harry grinste ihn nun breit an und schüttelte leicht den Kopf.

„Du hast einen schrägen Humor, Malfoy.“
 

Draco verzog den Mund und lachte kurz auf.

„Du Gryffindor kannst auch nicht den Unterschied von Sarkasmus und Humor erkennen. Ich erkläre dir gerne den Unterschied. Humor hat die Unterschicht, so wie dein Wiesel Freund. Für Sarkasmus braucht man wenigstens ein wenig Hirn.“
 

Er wollte Harry damit aus der Reserve locken, aber es gelang ihm nicht. Harry grinste nur noch breiter, stützte sein Kinn mit seiner Hand ab und musterte Draco nur eingehend. Auch Draco beugte sich ein Stückchen nach vorne.

„Hast du den Unterschied verstanden, Potter? Oder soll ich versuchen ein Sarkasmus-Schild mit mir zu führen, dass du den Unterschied begreifst, dass ich dich darauf entsprechend hinweisen kann?“
 

„Schon gut, Malfoy. Ich denke, dass ich das verstehe.“
 

Sie blickten sich einige Augenblicke an. Draco konnte keinen Hass oder Wut in den grünen Augen vor sich entdecken. Genauso wenig wie Verachtung oder Furcht. Eher etwas wie...
 

Schlagartig wurde ihnen beiden klar, was sie da gerade taten und schreckten gleichzeitig weg. Draco räusperte sich, während Harry seine Akten zusammen schob und aufstand. Draco wollte die Peinlichkeit mit einen tiefen Schluck aus seiner Kaffeetasse überdecken, sah aber gerade noch, dass der Inhalt kochte und kleine Blasen warf. Rasch stellte er die Tasse zurück und tupfte sich mit der Serviette die Mundwinkel ab.
 

„Ich muss in mein Büro. Papierkram und so.“, brachte Potter raus und runzelte heftig die Stirn und traute sich nicht zu Draco hoch zu sehen.
 

Draco stand schweigend vor dem frischen Grab. Die kalte Gischt spritzte ihm ins Gesicht und durchweichte langsam seinen teuren schwarzen Anzug. Seine Schuhe versanken und der feuchten Erde und Draco betrachtete den Strauß, welcher einsam auf dem Hügel lag und von welchem einzelne Blütenblätter vom Wind erfasst und weggeweht wurden.
 

Draco konnte die Kälte der Dementoren nicht spüren. Eigentlich war ihm seit dem Augenblick eisig gewesen, als er Donnerstag Abend von der Arbeit gekommen war und er den offiziellen Brief geöffnet hatte, welches das Siegel von Askaban trug. Er hatte es mit zittrigen Fingern aufgebrochen und die Floskeln überlesen, wie leid es ihnen doch tat, ihm mitteilen zu müssen, dass sein Vater an diesem Morgen Tod in seiner Zelle aufgefunden worden war.
 

Draco war das Schreiben aus der Hand gerutschte und er hatte nichts mehr gespürt. Gar nichts mehr.
 

Er hatte ein Schreiben aufgesetzt, dass er das Grab seines Vaters besuchen wollte. Seine zweite Bitte war, dass er den Leichnam seines Vaters in die Malfoy Gruft überführen dürfte.
 

Das zweite Schreiben ging an das Ministerium, in welchem er um einen Portschlüssel von Malfoy Manor nach Askaban bat.
 

Als drittes schrieb er seiner Mutter einige Zeilen. Er wusste nicht, welche Worte in diesen Brief gehörten. Was die richtigen Worte waren. So spitz seine Zunge sonst auch war, jetzt wusste er sich nicht zu helfen.
 

'Mutter.

Vater ist heute, am Donnerstagmorgen, in Askaban verstorben.

Ich kümmere mich um eine angemessene Beerdigung.

Draco'
 

Er hatte in dieser Nacht nicht geschlafen. Hatte einfach nur in dem Arbeitszimmer seines Vaters gesessen und in die Flammen im Kamin gestarrt.
 

Am nächsten Morgen hatte er sich mechanisch geduscht, sich die Haare frisiert, seinen Anzug angezogen und hatte den Portschlüssel von der Eule in Empfang genommen. Zusammen mit der Erlaubnis nach Askaban zu Teleportieren. Einige Minuten später kam die Einwilligung, dass er seinen Vater in das malfoysche Mausoleum betten durfte.
 

Draco wischte sich das salzige Meerwasser aus dem Gesicht und starrte auf den anonymen Haufen von Erde unter welcher sein Vater lag. Seltsam, wie kalt ihn das ließ. Er hob den Blick und ließ ihn über die Grablandschaft schweifen. Ohne den Angestellten, hätte er das Grab seines Vaters niemals gefunden.
 

„Malfoy?“
 

Draco schob seine Hände in seine Hosentaschen und zog leicht die Schultern hoch um sich ein wenig gegen den Wind zu schützen, welcher gnadenlos an seiner Kleidung zerrte.
 

„Malfoy?“
 

Er betrachtete das Grab neben seinem Vater. Auch wenn er als Todesser hier her gehörte, Seite an Seite mit den anderen Verbrechern, so war er immer noch ein Malfoy. Und ein Malfoy wurde nicht von Würmern zerfressen.
 

„Draco?“
 

Draco hob den Blick und wandte sich ein Stück herum und sah sich Harry gegenüber, dessen Haar wild in alle Richtungen abstand. Er hatte seinen dicken Wintermantel über seiner Aurorenkleidung liegen und seine grünen Augen musterten Draco eingehend. Harry machte einen Schritt auf ihn zu, sodass sie Schulter an Schulter vor dem Grab standen. Stumm verharrte Harry neben ihm. Er sagte kein Wort, stand einfach nur da, die Hände genauso wie Draco tief in seinen Hosentaschen vergraben.
 

Unbewegt standen sie da, der Wind pfiff um sie herum. Zerrte an ihren Umhängen und löste weitere Blütenblätter, die hoch hinauf in den Himmel gefegt wurden. Draco konnte sich nicht erinnern, dass er den Strauß gekauft hatte. Lacey musste ihn bestellt haben. Gute kleine Elfe.
 

Nach einiger Zeit holte Harry Luft und begann mit einem: „Ich...“
 

„Nein. Sag nichts. Sag jetzt bitte nichts.“
 

Harry schloss den Mund wieder, ohne zu Draco hoch zu sehen. Langsam zog er seine Hand aus seiner Hosentasche und legte sie Draco um die Schulter. Zog ihn ein Stückchen näher zu sich.

Ein Lächeln bildete sich auf Dracos Lippen, dann sank er in die Knie und begann zu Schluchzen.
 

Er hatte sich an Harry gekauert, während ihm Tränen über die Wangen gelaufen waren. Er hatte ihn gehalten. Fest an sich gedrückt. Neben ihm in dem Schlamm gekniet. Stundenlang wie es Draco vorkam.
 

Irgendwann, als es zu Regnen begonnen hatte, hatte Harry ihm aufgeholfen und zusammen waren sie zurück zum Apparierpunkt über den Friedhof gelaufen. Harry hatte ihn eng an sich gezogen und war mit ihm zusammen in das alte Black Hause appariert. Sanft hatte er ihn die Stufen hoch geführt und ihn in eines der Bäder geleitet.
 

Draco hatte sich von ihm ausziehen lassen. Harry hatte es nicht mit einem Zauber erledigt, sondern ihm nach Muggelart jedes Kleidungsstück einzeln ausgezogen, bis Draco nackt vor ihm gestanden hatte. Harry hatte nichts gesagt, ihn nur am Arm genommen und ihm in die heiße Badewanne geholfen. Er war stumm neben ihm am Wannenrand sitzen geblieben und hatte Draco angesehen. Draco hatte die Augen geschlossen, spürte aber Harrys Blick auf seinem Gesicht. Harry hatte kein Anzeichen gemacht, dass ihm selber Kalt war. Aber als das Badewasser abkühlte, hatte er Draco aus der Badewanne dirigiert, ihn ein Handtuch umgeschlungen. Dann hatte er ihm eines seiner T-Shirts über den Kopf gezogen und ihm eine Boxershorts gereicht, welche sich Draco angezogen hatte.
 

Harry hatte ihm eine Hand auf den Rücken gelegt und ihn durch die letzten Sonnenstrahlen in ein Schlafzimmer gelotst. Er hatte die Decke zurück geschlagen und Draco war darunter gerutscht. Harry löschte das Licht nicht, sondern betrachtete Draco noch kurz, dann wollte er sich abwenden. Draco hatte nach seinem Ärmel gegriffen und ihn nicht losgelassen. Harry musterte einige Augenblicke Dracos Gesicht, dann kroch er über ihn, legte sich auf die andere Seite und schlüpfte zu Draco unter die Decke.
 

Sie hatten bis jetzt kein Wort gesprochen. Das Feuer und einige Kerzen erhellten den Raum. Draco klammerte sich immer noch an Harrys Ärmel fest. Dieser rutschte eine Stückchen näher zu ihm und zog seine Brille von seiner Nase und legte sich hinter sich auf den Nachttisch, dann wandte er sich wieder Draco zu und musterte ihn. Die Stille zwischen ihnen wurde nur unterbrochen von dem Knacken der Scheite im Kamin. Ansonsten hörte Draco nur Harrys Ein- und Ausatmen. Seinen eigenen nahm er nicht wahr. Draco konnte den Augenkontakt nicht unterbrechen. Er war immer noch kalt. Er konnte nichts spüren. Was, wenn er auch gestorben war und nun neben seinem Vater in dem Grab lag? Wenn er sich das hier, wenn er sich Harry, nur einbildete? Verzweiflung machte sich in ihm breit und begann sich mit der Kälte zu mischen.

Wenn er vor drei Jahren verurteilt worden war und nun in einer der Zellen saß und die Kälte nie wieder aus seinem Inneren verschwand? Wenn er für immer nur noch die Dementoren spüren würde?

Er wollte nicht tot sein. Er wollte nicht so kalt sein.
 

Die Verzweiflung schnürte ihm die Luft ab. Angst und Panik drohten ihn wegzuschwämmen.
 

Er überbrückte die Distanz und zog Harry nah zu sich. Heftig drückte er seine Lippen gegen die von Harry. Einen Augenblick dachte er, dass Harry ihn von sich und damit in den kalten Strudel stoßen würde, welcher ihn zu verschlingen drohte. Aber dann zog er ihn nah zu sich, schlang seine Arme um Draco und fuhr ihm mit den Händen in dessen Haar.
 

Draco löste seinen Griff von Harrys Ärmel, um sich gleich drauf beide Hände fest in Harrys Kragen zu verkrallen.
 

Kurz lösten sie sich voneinander, sahen sich in die Augen, ehe Draco Harry wieder zu sich zog. Voller verlangen nach der Liebe und dem Halt, die Harrys Lippen und sein Körper ihm versprachen. Immer wieder küsste er Harry, klammerte sich an ihm fest. Hörte seinen eigenen Herzschlag. Spürte wie warm die Decke über ihm lag. Und konnte Harrys Geschmack auf seiner Zunge ausmachen.
 

Einen letzten langen innigen Kuss schenkte Harry ihm, dann löste er sich von ihm. Er öffnete seine Augen nicht, sondern ließ seine Stirn an Dracos ruhen.
 

„Draco.“, murmelte er leise, dann blickte er ihn an. Er strich ihm sanft durch sein Haar und zog ihn nah zu sich gegen seine Brust und ließ Draco auf seinem rechten Arm liegen. Den Linken schlang er fest um ihn und Draco schloss seine Augen. Harry legte seine Wange an Dracos Haar und Dracos Finger vergruben sich in den immer noch feuchten Kleiderschichten von Harry.
 

„Schlaf, Draco.“

Und Draco gehorchte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Omama63
2013-05-10T10:17:39+00:00 10.05.2013 12:17
Ein super Kapitel.
Endlich kommen sie sich ein wenig näher. Wenn Dracos Stolz nicht im Wege stehen würde, dann wären sie bestimmt schon weiter.
Es ist gut, dass Harry ihm in dieser traurigen Zeit zur Seite stand.
Antwort von: abgemeldet
12.05.2013 00:48
Hallo.

Draco hat nichts mehr außer seinen Stolz. Was soll er ohne diesen machen?
Und Harry ist sein Herr. Deswegen wird er immer für Draco da sein.

Alles liebe
Von: abgemeldet
2013-04-30T21:08:48+00:00 30.04.2013 23:08
Wow, im Vergleich zum Verlauf der bisherigen Geschichte ging das ja jetzt echt schnell. Andererseits bedeutet körperliche Intimität ja nicht gleich emotionaler Intimität. Ich bin gespannt, wie sich die beiden nun begegnen werden. Vorsichtiger? So wie immer? Hmmm~
Antwort von: abgemeldet
30.04.2013 23:38
Hallo Keks.

Natürlich ging das sehr schnell. Aber Draco wusste sich einfach nicht mehr zu helfen. Und Harry hat das so schamlos ausgenutzt. ;)
Du kannst dir sicher sein, dass sie am nächsten Morgen nicht wach werden und sich die ewige Liebe gestehen. Aber sie kommen zusammen. Happy End und so was. ;)

Dank dir und alles liebe
Von:  Kagomee16
2013-04-30T17:01:42+00:00 30.04.2013 19:01
und wieder ein supper kapi^
es ist echt schön was sich da zwischen unseren beiden entwickelt^^
es ist klasse das du so schnell immer weiterschreibst^^
mach weiter so^^

lg kagomee16
Antwort von: abgemeldet
30.04.2013 21:38
Hey Kagomee.

Danke für das Kompliment. *lach*
Ich hab gerade nicht viel zu tun. Versuche mit der Story fertig zu sein, ehe ich für eine Woche nicht da bin. Dann musst du leider auf die Beiden Schnuckelchen verzichten. ;)

Alles liebe
Von:  Nala
2013-04-30T10:52:00+00:00 30.04.2013 12:52
Hallo ^^
Das ging ja plötzlich ganz schnell mit dem Tod von Lucius. Vielleicht hättest du noch einen Absatz reinbringen können, denn es sah so aus, als würde man sich immer noch in der selben Szene befinden.. außer natürlich, du hast das so gewollt und geplant. xD
Ansonsten war es wieder ein schönes Kapitel, schade das die FF schon so bald aufhört ^^
Antwort von: abgemeldet
30.04.2013 13:15
Hallo.

ich hatte eigentlich einen Absatz reingehauen. Aber ich dachte eigentlich, dass der Schnitt so krass gesetzt ist, dass es jedem gleich ins Gesicht springt und laut anfängt zu knurren. *lach*

Ich werde schon zu einer Fortsetzung genötigt. Also wenn du Ideen und Anregungen hast. Immer her damit! ;)

Dank dir und alles liebe
Von:  wattebaellchen
2013-04-30T01:25:02+00:00 30.04.2013 03:25
Ein phantastisches Kapitel nach dem nächsten :-)
....das ohnehin kurze Warten wird mehr als nur belohnt!
Antwort von: abgemeldet
30.04.2013 09:16
Hallo Wattebällchen.

Kommt nur daher, dass Animexx sich immer drei Mal überlegt, ob sie mich das wirklich online stellen lassen oder nicht. ;)
Ich freue mich, dass es dir gefällt.
Morgen gibt es schon das nächste... oder eben dann, wenn es frei geschaltet wird. ;)

Alles liebe


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