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Unfreiwillig willig

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben :)

Ich habe im letzten Kapitel euch was von fünf weiteren Kapitel erzählt. Dazu wird es nicht kommen. Es werden mehr werden. Die Lorbeeren gehen dazu an Mrs.Malfoy, die sich weigert, Ginny eine Treppe runter stürzen zu lassen.
Zu meinem Beta, kommt dieses Mal wieder Lyoness31 dazu, mit der ich die schwierige Stelle von Dracos 'Seelenstrip' besprochen habe. Ich denke, wir haben zusammen was Anständiges hinbekommen. Ich danke dir. :) Komplett anzeigen

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Draco erwachte, als sich neben ihm jemand bewegte. Langsam öffnete er seine verklebten Augen und blinzelte in den hellen klaren Wintermorgen. Er leckte sich über die trockenen Lippen und hob dann langsam den Blick. Harry lag neben ihm. Die Harre noch schlimmer zerzaust als sonst, den Mund ein kleines Stückchen geöffnet und immer noch voll bekleidet. Er hatte sich heute Nacht unter der Decke hervor gewunden und lag nun, immer noch in seiner Aurorenkleidung, neben ihm. Nicht nur seine Hose war voll mit eingetrocknetem Schlamm, auch auf dem weißen Lacken und der Decke waren abgebröckelte Dreckbatzen zu sehen.
 

Draco rutschte langsam seitwärts aus dem Bett, bemüht, die Matratze so wenig wie möglich zu bewegen. Er schob seine Füße über die Bettkante, spürte den kühlen Dielenboden und bewegte sich vorsichtig rückwärts auf die Tür zu, ohne Harry aus den Augen zu lassen. Als der Boden unter seinen Füßen verdächtig knarzte, zuckte Draco zusammen, aber Harry schien es nicht gehört zu haben. Er regte sich nicht mal. Draco drückte die Tür auf und als sie weit genug offen war, schob er sich durch den Spalt, um sie gleich danach hinter sich zu zuziehen. Erst dann atmete er auf und blickte den Gang hinunter. Er fand das Bad, in welchem er gestern gebadet hatte auf Anhieb wieder und verschloss die Tür hinter sich. Seine Kleider lagen gesäubert und gebügelt auf einem offenen Schrank für ihn bereit.
 

Draco spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und klammerte sich dann an dem Waschbecken fest. Das hätte nicht passieren dürfen. Das hätte einfach nicht passieren dürfen. Wie hatte er sich nur so gehen lassen können? Und das auch noch vor Harry. Und dann hatte dieser dem ganzen die Krone aufgesetzt und seine Verfassung ausgenutzt und ihn geküsst. Wütend drückte er sich von dem Becken weg und starrte sich selber im Spiegel an. Unwirsch wischte er sich die Wassertropfen aus dem Gesicht, fuhr sich mit seinen Fingern durch die Haare und rieb sich seinen Nacken.
 

Sein Vater war Tod. Natürlich hatte ihn das aus der Bahn geworfen. Auch wenn er nie viel von ihm gehabt hatte, war er immer noch sein Vater. Sie hatten nie eine sehr enge Beziehung geführt, aber dass lag nicht daran, dass Lucius Malfoy ein Todesser gewesen war. Draco war sich sicher, dass sein Vater ihn geliebt hatte. Sie hatten nur nie viel Zeit miteinander verbracht. Sein Vater hatte ein rießiges Vermögen zu verwalten, war vor und nach dem ersten Sturz des Dunklen Lords ein gern gesehener Gast bei Politikern gewesen. Und natürlich war Draco nie auf eine normale Grundschule gegangen, sondern in eine private Grundschule für Zauberer. Und das eigentlich immer von morgens bis abends und am Wochenende hatte er Quidditch mit den anderen Kindern gespielt. Dort hatte er auch Vincent und Gregory kennengelernt. Und dann war er in Hogwarts gewesen, ehe sein Vater beim Dunklen Lord in Ungnade gefallen war und er, Draco, die Ehre der Familie wieder herstellen musste. Nur weil sein Vater sich falsch entschieden hatte, musste er es ausbaden. Und dann hatten sie in den letzten drei Jahren keinen Kontakt mehr gehabt. Draco hatte seinem Vater nicht schreiben wollen. Er wusste nicht, was dieser davon hielt, dass Draco Askaban erspart blieb, ihm selber aber nicht. Wohl nicht sehr viel, denn die ganze Zeit über, hatte Draco nicht einen einzigen Brief von seinem Vater oder seiner Mutter bekommen.
 

Wut peitschte in ihm hoch. Er ballte seine Faust und schlug mit voller Wucht in sein eigenes Spiegelbild, dass seinem Vater so ähnlich sah. In dem zerborstenen Spiegel sah er wie sich erneut Tränen in seinen Augen sammelten. Rasch rieb er sie sich heftig weg und Atmete tief durch.

Seine Fingerknöchel bluteten und Draco wedelte kurz mit seiner Hand. Wie es zu erwarten war, verschwanden die leichten Hautabschürfungen. Er wand dem Spiegel den Rücken zu, während sich dieser wieder zusammen setzte.
 

Wenigstens war seinem Vater so erspart geblieben zu erfahren, dass sein Sohn eine Veela war und sein Herr niemand anderes als der Held war, wegen dessen Sieg sein Vater ins Gefängnis gewandert war.
 

Draco war ein Malfoy und der gestrige Zusammenbruch war schon einer zu viel gewesen. Er fragte sich selber, warum ihn das so aus der Bahn geworfen hatte. Sein Vater hatte 20 Jahre bekommen. Keine Bewährung. Eigentlich hätte er sich damit abfinden müssen, dass er es wahrscheinlich nicht überlebt eingesperrt zu sein und jeden Tag die Anwesenheit der Dementoren zu spüren, die ihn immer und immer wieder seine Gräueltaten vor Augen führten.

Er fuhr sich nochmal durch sein Haar und holte tief Luft, hielt sie kurz und stieß sie dann aus. Das war definitiv das Letzte Mal gewesen, dass er sich so gehen ließ. Er würde sich mit dem Tod seines Vaters abfinden und seinen Blick auf die Zukunft richten. Er war ein Malfoy und würde sicher nicht nochmal in Tränen ausbrechen.

Draco drückte den Rücken durch und hob das Kinn ein Stückchen. Schon besser. Auch wenn ihm wieder Tränen in die Augen stiegen, welche er vehement wegwischte.
 

Er entschied sich gegen eine Dusche. Schlimm genug, dass er gestern schon halbnackt in diesem Haus herum gelaufen war. Noch Mal würde er das sicher nicht machen.

Er zog sich das Oberteil von Harry, genauso wie dessen Boxershorts aus und ließ sie auf den Boden fallen. Sollte sich der Hausherr oder eben der Elf danach bücken.

Er kleidete sich komplett ein und schnalzte dann mit der Zunge und sagte einmal laut: „Elf!“
 

Sofort poppte der hässliche, Draco hatte schon wieder den Namen vergessen, Hauself vor ihm aus dem Boden und verneigte sich tief vor ihm.
 

„Darf Kreacher, Mister Draco Malfoy sagen wie leid es...“
 

„Wage es nicht mal seinen Namen in den Mund zu nehmen, Elf!“, herrschte Draco ihn an.
 

Der Elf schwieg sofort und verneigte sich nochmal vor Draco.
 

„Meine Schuhe. Wo sind sie?“
 

„An der Garderobe. Soll Kreacher sie Draco Malfoy bringen, Sir?“
 

„Ja natürlich.“, fauchte Draco ihn an und sah mit Befriedigung, wie der Elf keine Sekunde später seine sauberen Schuhe vor ihn stellte.
 

„Kann Kreacher sonst noch etwas für Mister Malfoy tun?“
 

„Frühstück.“
 

Der Elf verneigte sich so tief, dass seine Nase die Fließen berührte und verschwand dann aus dem Bad.
 

Eigentlich wollte Draco abhauen. Aber das war Feige. Er würde einfach mit keinem Wort erwähnen, dass Harry seine Lage so schamlos ausgenutzt hatte. Wäre er nicht so verweichlicht gewesen, wäre es gar nicht dazu gekommen. Also traf ihn selber eine Teilschuld. Sollte Harry allerdings noch mal versuchen ihn zu küssen, würde Draco unangenehm werden.
 

Draco schlüpfte in seine Schuhe und begab sich dann in den Salon, wo er die bereitliegende Samstagszeitung griff und darin zu blättern begann, während der Elf immer wieder leise herein kam und den Tisch mit dem Frühstück deckte, dass Harry und Draco immer zu sich nahmen.

Eigentlich wollte er es überlesen, aber das Gesicht seines Vaters sprang ihm auf der zweiten Seite entgegen. Die Überschrift verkündete effekthascherisch: 'Todesser Lucius Malfoy tot in Askaban aufgefunden!' Darunter war ein älteres Bild von den drei Malfoys abgebildet. Sie blickten ernst in die Kamera. Draco konnte beim besten Willen nicht sagen, wann das Bild aufgenommen worden war. Aber es musste vor der zweiten Auferstehung des Dunklen Lords gemacht worden sein. Draco sah sehr jung aus und sie hatten sich sehr bedeckt gehalten, nachdem sie beim Dunklen Lord so schnell und oft in Ungnade gefallen waren.
 

Der Draco auf dem Bild hob die linke Hand und strich sich eine Strähne hinter sein Ohr, welche ihm ins Gesicht gefallen war. Dabei rutschte ihm sein Ärmel ein Stückchen nach unten und entblößte seinen weißen unversehrten Unterarm.
 

Draco hatte einen Kloß im Hals, legte die Zeitung auf den Tisch und rührte in seinem Kaffee um, in welchen er weder Milch noch Zucker gegossen hatte. Er brauchte etwas um seine Finger zu beschäftigen und wandte den Blick von der nun endgültig zerbrochenen Familie ab.
 

Der Artikel unter dem Bild zählte die wichtigsten Lebensdaten seines Vaters auf. Und natürlich ließen die Autoren es sich nicht nehmen noch einmal darauf hinzuweisen, dass sein Vater zu Recht verurteilt worden war. Auch das Exil seiner Mutter wurde erwähnt, ehe er auf seinen eigenen Namen stieß. Seit Jahren bemühte er sich, dass kein Wort über ihn in einer Zeitung stand. Zu seiner Erleichterung waren es nur vier Sätze und mit keinem Wort wurde seine Veela-Seite erwähnt.
 

'Draco Malfoy, der Sohn vor Lucius und Narzissa Malfoy, besuchte zusammen mit Harry Potter die Schule. Auch er erhielt das dunkle Mal, unterstütze tatkräftig Den-dessen-Namen-nicht-gegannt-werden-darf und beteiligte sich maßgeblich an der Schlacht um Hogwarts. Eine gerechte Haftstrafe blieb ihm allerdings erspart, da er in einem Prozess aufgrund seiner Jugend und den entlastenden Aussagen von Potter, Ron Weasley und Hermine Granger freigesprochen wurde. Seit dem lebt er sehr zurückgezogen auf dem Landsitz der Familie Malfoy.'
 

Draco legte den Löffel auf die Untertasse, nahm einen tiefen Schluck um sich zu beruhigen und um den Kloß in seinem Hals wegzuspülen, was ihm nur mäßig gelang.
 

„Draco.“
 

Draco wandte sich nicht um. Harry war hinter ihm eingetreten und Draco hörte wie er mit bloßen Füßen neben ihn trat und sich nach kurzem zögern auf seinen Stuhl sinken ließ.
 

„Potter.“, gab er die Begrüßung zurück.
 

Dass er Harry mit seinem Nachnamen ansprach, vertiefte das Unwohlsein, dass sich auf Harrys Gesicht spiegelte noch mehr. Er hatte sich aus seiner Kleidung gepellt und trug nun nur ein rotes ausgeblichenes T-Shirt auf dessen Vorderseite ein Schnatz lahm mit den Flügeln schlug und eine Boxershorts. Seine Brille saß ihm ein wenig schief auf der Nase und seine Haare hatten heute noch keinen Kamm gesehen. Harry war es sichtlich unangenehm, nicht nur die persönliche Ansprache gewählt zu haben, sondern als einziger so verschlafen auszusehen. Immerhin war Draco, wie immer, wie aus einem Ei gepellt. Harry rührte weder seine Tasse noch den Brötchenkorb an, sondern musterte Dracos Gesicht, als ob er etwas suchte.
 

„Ich weiß dass ich, wie immer, um Welten besser aussehe als du. Das sollte dir aber schon bekannt sein. Also. Warum starrst du mich so an?“
 

Harry runzelte die Stirn. Er schien unzufrieden zu sein, was er aus Dracos Gesicht lesen konnte.
 

„Draco. Das mit deinem Vater...“
 

Draco erhob seine Hand und unterbrach ihn damit rüde.

„Ich will es nicht hören!“
 

„Aber...“
 

„Nein, Potter. Ich werde nicht mit dir darüber reden. Ich will keine Mitleidsbekundungen. Schon gar nicht von dir. Ich werde keinen Satz darüber verlieren was gestern passiert ist.“

Damit meinte Draco nicht nur den Tod seines Vaters und seinen Zusammenbruch, sondern auch die Küsse, die Harry ihm aufgezwungen hatte. Wenn er nur darüber nachdachte, dass Harry seine Lage so schamlos ausgenutzt hatte, spürte er wie ihm warm wurde. Er wurde nicht so wütend wie eben im Bad, aber er spürte eindeutig das warme Feuer in seiner Brust brennen, welches seinen Herzschlag beschleunigte.
 

Harry senkte den Blick und starrte auf das feine Ornament auf seinem Teller, dann streckte er die Hand aus und schenkte sich Kaffee ein, ehe sich ein Brötchen nahm. Als er dieses gebuttert hatte, zog Harry seine eigene Zeitung zu sich, schlug sie aber nicht auf, sondern starrte nur die erste Seite an. Draco hatte nicht den Eindruck, dass er etwas las. Eher starrte er die Buchstaben zu Tode.
 

„Erinnerst du dich daran, als die Kammer des Schreckens geöffnet wurde?“
 

Draco hob den Kopf von seinem Rüherei, welches er gerade auf sein Brötchen lud.
 

„Nein.“, gab er nur sarkastisch zurück.

Was dachte sich Harry? Das er ganze Schuljahre vergaß?
 

„Es war in den Weihnachtsferien.“, fuhr Harry ruhig fort und wischte mit den Fingern die Krümel auf seinem Teller zusammen.

„Hermine, Ron und ich dachten, dass du die Kammer des Schreckens geöffnet hast, oder wenigstens wüsstest, wer es war. Immerhin, warst du....“ er zuckte mit den Schultern. „Du.“

Harry blickte kurz hoch um zu sehen, ob Draco ihm noch folgte, dann nahm er seinen Teller und klopfte die Krümel auf sein Brötchen.

„Als du in den Weihnachtsferien im Schloss geblieben bist, waren wir uns sicher, dass du etwas damit zu tun hast. Trotzdem wussten wir nicht wie wir an dich rankommen sollten und haben deswegen Vielsafttrank gebraut. Gut, Hermine hat ihn gebraut und Ron und ich standen meist nur daneben.“
 

Draco musste schlucken. Als Zweitklässlerin hatte das Schlammblut einen Vielsafttrank brauen können. Selbst er hatte heute noch ein Problem damit, den schwierigen Trank fehlerfrei zu brauen. Und er hatte die nötige Ausrüstung zur Hand. Wie viel schwieriger musste es da sein, heimlich diesen Trank zu brauen?

„Und?“, fragte Draco nach, obwohl er schon ahnte um was es ging.
 

„Wir stibitzen Haare von Crabbe und Goyle, verwandelten uns in die beiden, nachdem wir unsre Doppelgänger betäubt und in eine Besenkammer gesperrt hatten und tauchten bei dir auf. Es muss kurz nach Weihnachten gewesen sein.“
 

Draco fiel seine Gabel aus der Hand.

„Ihr habt mich ausspioniert?“, brachte er hervor. Er wusste immer noch nicht ob er geschockt oder beeindruckt und geschmeichelt sein sollte.
 

Harry blickte hoch, als Draco sein Besteck fallen ließ und grinste ihn frech an.

„Dir ist nie aufgefallen, wie seltsam sich deine Beschützer verhalten haben?“
 

Draco schüttelte den Kopf. Langsam kamen ihm die Erinnerungen wieder.

„Ihr habt euch zurück verwandelt du und Wiesel. Ich war mir so sicher, dass ich rotes Haar gesehen hatte. Und Schlamm...“

Er sah, wie Harrys Lächeln schmaler wurde und seine Augenbrauen sich zusammen zogen.

„Und deine nette Freundin?“, verbesserte er sich selber.
 

„Hermine.“

Harry biss sich auf die Lippen, als ob er mit sich ringen müsste.

„Hermine wollte auch mitkommen. Nur sie hat Katzenhaare erwischt und wenn man den Vielsafttrank mit Tierhaaren mischt...“
 

„...verwandelt man sich nicht nach einer Stunde zurück, sondern bleibt in der Verwandlung stecken. Halb Mensch, halb Tier.“, beendete Draco Harrys Satz.
 

Harry nickte leicht und biss in sein Brötchen. Auch wenn Draco es nicht wollte, war er doch beeindruckt, was die drei geschafft hatten. Natürlich hätte er das auch gekonnt, wenn die Notwendigkeit bestanden hätte.
 

„Warum erzählst du mir das?“, hakte Draco jetzt nach.
 

„Als die Greifer uns aufgriffen, auf der Suche nach den Horkruxen, haben wir gesagt, dass wir aus Slytherin sind. Ohne dich damals, hätte ich nie gewusst, wo sich der Eingang zu eurem Aufenthaltsraum befindet. Wenn wir diese Information nicht gehabt hätten, hätten sie uns vielleicht direkt ins Ministerium gezerrt und wir wären gefasst worden.“
 

Draco konnte den Gedankengang nachverfolgen, nahm einen Schluck von seinem Kaffee und nickte knapp.
 

Harry fuhr fort: „Warum hast du mich damals nicht verraten? Ich habe so deutlich gesehen, dass du mich erkannt hast.“
 

Draco verschluckte sich fast an seinem Kaffee. Über diese Frage hatte er oft nachgedacht. Aber jede Antwort war ihm ungenügend vorgekommen. Er wusste es einfach nicht. Vielleicht weil er erkannt hatte, das der Dunkle Lord einen Weg einschlug, den er in dieser Härte nicht vertreten konnte? Vielleicht hatte er einfach Angst um sich um seine Familie gehabt und dass sie sich nicht mehr lange halten konnte, wenn der Dunkle Lord an der Macht war? Vielleicht wollte er auch nicht den gleichen Fehler wie sein Vater machen? Er wusste es nicht.
 

Harry sah ihn immer noch gespannt wartend an. Er wollte eine Antwort haben.
 

„Woher willst du wissen, dass ich dich erkannt habe, Potter? So genau habe ich dich nie angesehen, dass ich dich trotz deines geschwollenen Gesichts erkannt hätte. Tut mir leid, so eine Augenweide bist du auch nicht, dass ich in der Schule nie die Augen abwenden konnte.“
 

Harry lachte nicht. Er lächelte nicht mal.

„Gebe mir eine Antwort, Draco. Ich will eine ernste Antwort von dir haben.“
 

Das war eine klare Ansage, fast schon ein Befehl, gewesen, doch zu Dracos eigener Überraschung, verspürte er nicht den Drang Harry antworten zu müssen. Er wollte nur eine ehrliche Antwort haben, ohne Draco dazu zwingen zu wollen.

Er genoss einige Sekunden das Gefühl, nicht genötigt zu werden, ehe er sich zurück an diesen Tag erinnerte.

„Wenn ich dich verraten hätte...“, fing Draco an und nun war er es der die Krümel auf seinem Teller mit einer Fingerspitze zusammen schob, um Harry nicht ansehen zu müssen.

„...hätten sie den Dunklen Lord gerufen und das wiederum hätte Ehre und Belohnungen bedeuten. Und bei dem Dunkeln Lord gab es nicht viele Möglichkeiten seine Ehre wiederherzustellen, wenn man einmal in Ungnade gefallen war. Bis ich dich dort wirklich knien sah, dachte ich das es mein größter Wunsch gewesen wäre dich aus deinem Versteck zu zerren, in welchem du dich verschanzt hattest und dich von deinem Vogel Orden beschützen ließt. Ich hätte dich, 'Sankt Potter', ihm gerne auf einem Silbertablett serviert. Doch dann warst du plötzlich da. Hast auf dem Boden gekniet, die Hand von Bellatrix in deinem Haar, verdreckt, verzweifelt und menschlich. Und die einzige Frage die mir durch den Kopf ging war - wäre es anders gekommen wenn es damals bei Madame Malkin anders gelaufen wäre? Nicht daran, dass du meine Hand ausgeschlagen hast. Ich habe mich an dich erinnert, als ich dich das erste Mal gesehen habe. Bevor du Potter und ich Malfoy wurden. Bevor du ein Gryffindor und ich ein Slyterhin geworden sind. Hätte es irgendjemand, hätten wir, verhindern können, dass ich gebrandmarkt worden wäre? Dass ich Dinge sehen und tun musste die niemand jemals tun sollte? Ich wusste in dem Augenblick nur Eines. Wenn ich dich verrate, dann würde ich nicht nur ein Brandmal wie ein Stück Vieh tragen, sondern auch noch wie eines handeln. Und ein dummes gehorsames Stück Vieh bin ich nicht, war ich nie und werde ich auch nie sein.“

Draco schaute auf und Harry jetzt direkt in die Augen.

„Du fragst warum - eine bessere Antwort habe ich nicht für dich.“
 

Draco legte eine Hand auf das Mal, dass unter seinem Hemd verborgen lag.

Was er gesagt hatte, entsprach der Wahrheit. Oder es war die Wahrheit die er in sein Handeln hineininterpretiert hatte. Er hatte damals gar nicht die Zeit gehabt sich die ganze Sache durch zu denken. Sein Vater hatte ihn bedrängt, genauso wie Bellatrix. Und er hatte es nicht gekonnt. Er hatte gewusst, dass es Harrys Ende gewesen wäre.
 

Peinlich berührt starrte er auf den Bröselhaufen auf seinem Teller und stupste ihn an, so dass sich die Krümel wieder verteilten.

Er hatte gerade seine Seele für Harry offen und dar gelegt. Warum konnte er auch nicht sagen, aber eins wusste er. Die Wut in ihm loderte warm auf. Seit Harry ihm das Band abgenommen hatte, spürte er die, von der Mutation verursachte Hitze in seinem Inneren, immer wenn Harry in der Nähe war.
 

„Kreacher.“, sagte Harry nur und Draco sah zu ihm hoch, doch Harry achtete nicht auf Dracos verdutzten Blick.

„Kreacher geh bitte in mein Schlafzimmer und hol das Päckchen, dass mit der Waldeule gekommen ist.“
 

Der Elf verneigte sich vor seinem Herrn und kam nach wenigen Sekunden wieder und reichte Harry das Paket, ehe er wieder verschwand, nachdem er eine neue Kanne frischen Kaffee auf den Tisch gestellt hatte.
 

Harry biss sich auf die Unterlippe, während er die Schnüre löste, welche das Packpapier hielten.

„Ich habe etwas für dich, Draco.“, murmelte er dann und Draco hob neugierig den Kopf ein Stückchen, um einen Blick in das Päckchen werfen zu können, doch als ihm auffiel, was er da tat, lehnte er sich zurück und goss sich frischen Kaffee nach. Was bekam er jetzt? Einen Keks, weil er so brav sein Innerstes vor Harry dargelegt hatte?

„Ich...“

Er stockte, nahm den Deckel der Schachtel ab, betrachtete, was immer da auch drin lang und suchte dann Dracos Blick. Sofort bekam Draco seinen Ausdruck wieder in den Griff und lehnte sich zurück. Geradezu gelangweilt pustete er in seine Kaffeetasse.
 

„Ja?“, fragte er entspannt.
 

Harry atmete tief durch und schob Draco die offene Schachtel zu, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
 

Draco stellte vorsichtig die Tasse auf den Tisch, um nichts zu verschütten, rutschte dann auf die Stuhlkante vor und riskierte einen Blick. In der länglichen Box, auf einem Bett aus blauen Samt, lag ein neuer weißer Zauberstab.

Draco hob verdutzt den Blick zu Harry. Er verstand nicht, was Harry ihm damit sagen wollte. Fragend hob er eine Augenbraue.
 

Harry beugte sich ein Stückchen weiter vor und nickte mit dem Kinn auf den Stab.

„Ich habe dich doch deinen Zauberstab zerbrechen lassen.“
 

Wie könnte Draco das vergessen? Die obere Hälfte, hatte er in einer Schublade liegen. Er hatte das Bruchstück aufgeklaubt, weggelegt und danach nicht ein einziges Mal danach gesehen.
 

„Und du weißt doch auch, dass man für den Kern eines Stabes Veelahaar verwenden kann. Fleur hatte so einen. Ich habe das gehört, als ich bei dem Trimagischen Tunier...“
 

„Halt!“

Draco hob eine Hand und Harry hörte auf von seinen Heldentaten zu berichten. Er schloss den Mund und sah Draco an, der nur zurückfragte: „Wann?“
 

Harry lächelte ein wenig peinlich berührt.

„Als du geschlafen hast in dem Zelt. Ich hatte schon länger darüber nachgedacht und Hermine fand die Idee gar nicht mal so abwegig, dass es funktionieren könnte. Und dann habe ich Olivander gefragte ob...“
 

„Halt!“

Wiederholte Draco wieder und musste seine Gedanken kurz ordnen. Harry klappte wieder den Mund wie ein Fisch zu.
 

„Willst du mir mit deinem Gestammel sagen, dass in diesem Weißdorn Zauberstab...“
 

Draco sah wie Harry nickte und hinzufügte: „Weißdorn, zehn Zoll und ziemlich federnd.“
 

„... eines meiner Haare als Kern drin ist?“
 

Wieder nickte Harry.

„Einen besseren Stab kann es gar nicht für dich geben. Ich habe mich mit Olivander unterhalten. Er sagte mir, dass er dich vermessen hat und auch in die Richtung deines alten Zauberstabs dir einen neuen gesucht hätte. Er war sich sicher, wenn man dir einen mit denselben Maßen und einem Haar von dir anfertigt, er dich aussuchen wird. Auch ohne Probe.“
 

Dracos Finger begannen zu zittern und er verschränkte sie unter dem Tisch ineinander. Rasch sah er von dem Stab zu Harry hoch, der ihn immer noch fast schon penetrant anstarrte und dann wieder auf den Stab.
 

„Nimm ihn in die Hand.“, forderte Harry und Draco hörte deutlich die nur mühsam unterdrückte Neugier.
 

Vorsichtig, als ob der Zauberstab, sein neuer Zauberstab, zerbrechen könnte, streckte er die rechte Hand aus, ließ sie kurz über dem Griff schweben und schloss dann die Finger darum. Pure Magie schoss ihm den Arm hoch und er hob ruckartig den Stab von seinem Samtkissen. Die silbernen Funken, die aus der Spitze stoben, beachtete er nicht. Er schloss nur genussvoll die Augen, als sich die Magie von seinem Arm den Weg durch seinen ganzen Körper suchte und ihn erschaudern ließ.

Von der Schwäche und Verletzlichkeit, die die letzten Wochen seine ständigen Begleiter waren, war nichts mehr zu spüren. Er war noch nie in seinem Leben so Machtvoll gewesen.

Er malte einen kleinen Kreis mit der Spitze in die Luft und die silbernen Funken um ihn herum blieben eine Sekunde lang bewegungslos in der Luft hängen, dann teilten sie sich rasend schnell, sodass der ganze Raum voll mit winzigen funkelnden Punkten zu sein schien.
 

Draco hatte nicht bemerkt, dass er aufgestanden war, aber jetzt blickte er zu Harry, der ganz entspannt in seinem Sessel saß und die Beine übereinander geschlagen hatte. Er hatte eine Hand gehoben und fuhr mit den Fingern langsam durch die Millionen von funkelnden Lichtern, welche durch die Bewegung im Luftzug tanzten und dann wieder stillhielten. Ein seliges und zufriedenes Lächeln zierte seine Lippen und als er zu Draco sah, wurde sein Lächeln noch breiter. Von Angst oder Unruhe war nichts zu bemerken. Er war vollkommen gelassen über diesem Magieausbruch.
 

Draco lies sich wieder auf seinen Stuhl sinken, legte seinen neuen Stab auf den Tisch neben sich und räusperte sich umständlich.

„Zufrieden? Oder soll ich die Glitzerlichter in rote und gelbe Punkte verwandeln, Gryffindor?“
 

„Kannst du das?“, gab Harry nur gelassen zurück und beobachtete die leuchtenden, sich leicht bewegenden Punkte.

„Schließlich will ich dich nicht überfordern, Slytherin.“
 

„Pah! Ich habe deine Wunde ohne Stab geheilt. Jetzt wo ich einen Neuen habe, solltest du dich besser in acht nehmen. Ich würde zu gerne versuchen, ob ich dich nicht in etwas nützliches wie eine Stehlampe verwandeln könnte, Harry.“
 

Harrys Hand in der Luft stockte kurz, in der Bewegung, aber er sah nicht zu Draco. Harry hatte es genau gehört und Draco es mit Absicht gesagt.
 

Seit wann, fragte sich Draco, seit wann konnte er so wütend sein und gleichzeitig keinen Wunsch verspüren, dem anderen ins Gesicht zu schlagen?

Um die Stille zu überspielen, griff sich Draco wieder seine Zeitung und starrte dem Zauberminister ins Gesicht, der gerade mit viel Hingabe eine stumme Rede hielt. Auch Harry lehnte sich wieder nach vorne, begann nun sein Brötchen zu essen, aber das Grinsen verschwand nicht aus seinem Gesicht. Er überblätterte die erste Seite, so wie auch die zweite und begann dann die Quidditch Ergebnisse zu lesen. Harry schien nicht viel für den Wahlkampf übrig zu haben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Omama63
2013-05-10T11:46:23+00:00 10.05.2013 13:46
Wieder ein klasse Kapitel.
Ja, Draco dreht sich alles so hin, wie er möchte. Sein Stolz würde es niemals zulassen, dass er zu gibt, dass er Harry geküsst und sich an ihn geklammert hat.
Als er den Stab von Harry bekommen hat, da hätte ich gerne sein Gesicht gesehen.
Bin schon gespannt, wie es weiter geht.

Antwort von: abgemeldet
12.05.2013 00:49
Hey.

Danke für das Liebe Kompliment.
Tja ja. Der stolze Todesser. Bloß keine Schwäche zulassen und er würde NIEMALS den Helden küssen. NIEMALS!
*kicher* Dracos Gesicht war ungefähr so: O.o und dann so *.*
Mal sehen ob ich das neue Kapitel vergessen habe on zu stellen. :)

Alles liebe
Von:  Nala
2013-05-02T07:31:27+00:00 02.05.2013 09:31
Aha, ich habe mich schon gefragt, warum du Harrys Elderstab nicht erwähnst, der ja im Buch von Harry behalten wurde. Zwar waren die beiden Teile da noch verbunden [glaube ich o.o] aber zwei einzelne Teile zusammenzufügen hat ja auch noch keiner probiert. Eine schöne Idee =)
Und Draco ist natürlich wieder ganz typisch und verdrängt vollkommen den Fakt, dass *er* Harry angefangen hat zu küssen. Pah xD
Schönes Kapitel, und so schnell! Da muss auch dein Korrekturleser wirklich schnell sein. Vielen Dank auch dem Betaleser an dieser Stelle ^^
Antwort von: abgemeldet
02.05.2013 11:03
Guten Morgen.

Ich bin mit dem Elderstab nach dem Film gegangen. Mein Harry hat ihn zerbrochen und weg geschmissen. Doof, gell? ;) Deswegen konnte Harry Dracos Zauberstab nicht mehr ganz machen.
Draco verdreht die Tatsachen ein WINZIGES bisschen. Natürlich hat er, Draco Malfoy, sich nicht verzweifelt an Harry geklammert. PAH! Wo kämen wir denn da hin???
*lach* Ich verzichte seit neustem eben auf das Abendliche Fernsehen und geh erst um 3.30 ins Bett... Man bin ich am Arsch! Mein Beta ist mein Freund und dem Klatsche ich den PC auf den Schoß. Der kann dann nicht anderes. ;)

Dank dir und alle liebe


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