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Digimon Pandaemonium

Zwischen Schatten und Licht
von

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Folge 2: Goblin's Town

Pierre saß immer noch am Boden und starrte den anderen an. Erst als Blacemon ihn anstupste, regte er sich wieder.

„Wolf?“

„Nein. Der Geist deiner verstorbenen Urgroßmutter.“

Das war eindeutig Wolf, es gab gar keine Zweifel. Er kannte sonst niemanden, der ihm diese Antwort gegeben hätte. Aber wie kam er hierher?

Wolf hatte sich abgewandt, um einen Blick nach draußen zu werfen. Sie befanden sich in einer Art Höhle, mit dem Unterschied, dass der Eingang eher einem Loch glich. Und etwa einen Meter über dem Boden hing. Das erklärte zumindest die unsanfte Landung. Er streichelte Blacemon, während er den anderen beobachtete.

IceWolf und FireDragon hatten sich vor zwei Jahren kennen gelernt, als Wolf dem anderen das Leben gerettet hatte und die Flammengeister, die ihn angegriffen hatten, einfach weggepustet hatte. Seitdem hatten sie mehr oder weniger regelmäßig miteinander gespielt. Man traf selten Leute, die sich die Mühe machten einen anderen Spieler zu retten, solche Beziehungen musste man pflegen.

Gesehen hatten sie sich aber noch nie und Wolfs Profil war nicht gerade aufschlussreich. Dennoch, die Art und Weise wie er auftrat, passte zu seiner Vorstellung über IceWolf.

„Ich glaube sie sind weg. Glück gehabt…“

Mit einem Seufzen ließ er sich neben Pierre auf den Boden fallen und streckte die Beine von sich, strich sich durch sein Haar, das daraufhin nur noch zerzauster wirke. Erst jetzt fiel Pierre auf, dass der andere aussah, als hätte er sich in einem Schlammloch gewälzt. Und auch den Kratzer über Wolfs Auge bemerkte er erst jetzt. Es blutete nicht mehr, aber das Blut hatte sich fast über sein halbes Gesicht verteilt.

„Was ist denn mit dir passiert?“

„Ich bin diesen verfluchten Kunemon vorhin schon begegnet“, antwortete er und grinste Pierre an. „Und ich bin nicht besonders wild darauf ihnen noch mal über den Weg zu laufen.“

Dann fiel sein Blick auf das kleine Digimon, das zwischen den beiden lag und sich eng an Pierre kuschelte.

„Dein Partner?“

Er nickte.

„Dann bist du mir wohl einen Schritt voraus.“

„Wie meinst du das, Wolf?“

„Ich hab meinen Partner noch nicht gefunden.“ Er zückte ein Digivice aus seiner Hosentasche und berührte den Bildschirm. Allerdings tauchte dieses Mal kein Hologramm eines Digimon auf, sondern etwas anderes. Pierre musste erst genauer hinzusehen, um es zu erkennen.

„Ist das eine Karte? Ich wusste gar nicht, dass dieses Ding noch etwas anderes kann, als Infos über diese Digimon auszuspucken…“

Die Karte wäre sicher eine nützliche Funktion, allerdings schien sie ihm nicht vollständig zu sein. Er nahm an, dass sie erst aufgedeckt wurde, wenn man ein bestimmtes Gebiet erkundete.

„Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du erst mal herausfinden sollst, was ein Item kann, wenn du ein neues findest?“

Anstatt etwas darauf zu erwidern, warf er Wolf nur einen bösen Blick zu und zog sein eigenes hervor. Als er es am Bildschirm berührte, tauchte ein Hologramm von Kunemon auf.

„Die sind sogar Furcht einflößend, wenn sie nicht echt sind…“, murmelte Pierre leise.

Kunemon

Type: Larva

Level: Child

Attribute: Virus

Attack: Electric Thread

Wolf nickte leicht. „Hast du den riesigen Stachel gesehen?“
 

Bisher hatte Blacemon den beiden nur gelauscht, doch jetzt hob es den Kopf und sah Wolf an.

„Danke, dass du uns gerettet hast. Ich bin Blacemon!“

Den beiden war gar nicht aufgefallen, dass sie sich nicht vorgestellt hatten. Es war aber auch seltsam sich jemandem vorzustellen, den man schon zwei Jahre kannte…

„Kein Problem, hab’ ich gerne gemacht. Ich bin Konstantin. Kostja.“

„Du bist Russe, nicht wahr?“

„Nein, Drag. Ich tue nur so, in Wirklichkeit bin ich ein Spion der amerikanischen Regierung.“

Hatte er wirklich eine normale Antwort erwartet? Wohl eher nicht, denn so gut kannte er seinen Freund nun doch schon.

„Ich heiße Pierre.“

„Franzose?“

„Französische Schweiz.“

Kostja nickte. Wo die Schweiz war, wusste er in etwa, auch wenn er keine Ahnung hatte in welchem Teil davon französisch gesprochen wurde. Wenn er ehrlich war, hatte er noch nicht einmal gewusst, dass diese Sprache dort gesprochen wurde. Aber das musste er dem anderen ja nicht auf die Nase binden.

„Für mich bleibst du Drag. Ich befürchte ich kann den Namen nicht aussprechen…“

Sie grinsten sich leicht an, bis von draußen ein Geräusch ertönte. Es klang, als wäre etwas Schweres von sehr hoch oben herab gefallen. Auch Blacemon war sofort alarmiert und tappte so schnell wie möglich zu dem Loch. Aber es war zu klein, um nach draußen zu sehen, darum hob Pierre es hoch, als er selbst zu dem Ausgang trat. Die drei spähten nach draußen, doch sie konnten in der Dunkelheit nichts erkennen.

„Wir sollten warten bis es hell wird, bevor wir weitergehen“, schlug Kostja vor.

„Aber es wird doch gar nicht heller! Der Mond ist doch da!“

Beide sahen Blacemon verwirrt an. „Der Mond schon, aber die Sonne nicht“, sagte Pierre.

„Sonne? Was ist das?“

„Das kennst du nicht? Ist es hier etwa immer dunkel?“

„Natürlich, Pierre.“

„Na toll. Aber immerhin gibt es dann keinen Grund noch länger hier zu bleiben.“

Kaum hatte er das gesagt, wollte sich Kostja schon auf den Weg nach draußen machen.

„Halt, warte! Wir wissen doch gar nicht, wo wir hingehen sollen.“

Kostja beachtete seinen Einwand nicht, sondern kletterte nach draußen, sodass der andere gar keine Wahl hatte, sofern er nicht alleine bleiben wollte.

„Du vielleicht nicht, Drag. Aber ich schon.“

Noch einmal zeigte er ihm die Karte.

„Wir sind hier“, er wies auf drei kleine Punkte, von denen einer blau war. Die anderen beiden waren rot. Dann zeigte er auf einen anderen blauen Punkt, der ein ganzes Stück von ihnen entfernt war. „Und da wollen wir hin. Ich glaube, dass wir dort meinen Partner finden.“

Pierre und Blacemon waren ihm gefolgt und betrachteten nun die Karte. Der blaue Punkt lag an einer Stelle der Karte, die noch nicht aufgedeckt war.

„Wir sind die Punkte?“

„Ja. Blacemon und du, ihr seid die roten Punkte. So habe ich euch übrigens auch gefunden.“

„Ach, so…“

Eigentlich klang es ganz logisch so wie IceWolf das erklärte. Vielleicht würden sie dann auch eine neue Quest erhalten, wer wusste das schon? Es konnte auf jeden Fall nicht schaden. Er sah sich in alle Richtungen um, um sich zu orientieren.

„Heißt wohl, dass wir einen Weg diese Felswand hoch finden müssen.“

Kostja nickte und zeigte auf eine andere Stelle auf der Karte. Diese befand sich ganz in der Nähe, war aber auch noch nicht aufgedeckt.

„Ich glaube, dass hier ein Weg ist. Als ich die Karte das erste Mal fand, bewegte sich der Punkt immer weiter von mir weg und ich glaube, dass er diesen Weg genommen hat…“

Ganz sicher war er sich da zwar nicht, aber ein Anhaltspunkt war immerhin mehr als gar nichts. Und so wussten sie zumindest eine Richtung, in die sie gehen sollten.

„Also nach Westen“, stellte Pierre fest und setzte sich in Bewegung.
 

Was auch immer das Geräusch verursacht hatte, das sie gehört hatten, sie konnten es nicht entdecken. Die Dunkelheit war zu durchdringend und verbarg beinahe alles vor ihren Blicken. Sie hielten sich nahe an der Felswand, in der Hoffnung der dunkle Schatten, den sie selbst bei dem schwachen Mondlicht warf, möge sie vor den Kunemon verbergen. Und vor allen Digimon, die sie sonst noch angreifen könnten. Zu ihrer linken lag der Wald. Hin und wieder sahen sie die seltsamen Blumen aus dieser Richtung leuchten, doch ansonsten war er in undurchdringliche Schwärze getaucht. Sie wollten gar nicht wissen, was sich dort alles verstecken konnte. Beide warfen ständig unruhige Blicke um sich. Es behagte ihnen nicht sich in dieser scheinbar ewigen Nacht ihren Weg zu suchen. Denn ganz schien der Mensch seine Angst vor der Dunkelheit doch nicht zu überwinden…

Schweigend liefen sie nebeneinander her. Pierre hatte seinen Digimonpartner schon nach kurzer Zeit auf den Arm genommen, da Blacemon mit dem Tempo der beiden nur schwer mithalten konnte. So war es für alle einfacher. Bisher waren sie weder Kunemon, noch irgendeinem anderen Digimon begegnet. Immer noch ragte die Wand beinahe senkrecht in die Höhe. Solange ihnen keine Flügel wuchsen, schien es unmöglich daran hoch zu kommen. Obwohl sie der Stelle, an der Kostja eine Aufstiegsmöglichkeit vermutete, schon sehr nahe sein mussten, konnten sie nichts erkennen, das danach aussah.

„Wartet, bleibt doch mal stehen!“

„Was ist denn los?“

Verwundert betrachtete Pierre das kleine Digimon in seinen Armen.

„Hier stinkt es. Wir müssen vorsichtig sein!“

Kostja und Pierre blickten umher. Sehen konnten sie nichts, doch jetzt konnten sie es auch riechen. Der Gestank erinnerte sie an verfaulte Eier. Hier war er noch nicht besonders stark, aber mit jedem Schritt, den sie machten, wurde er durchdringender. Sie drängten sich nahe an die Felswand, um sich vor etwaigen Blicken zu verbergen. Vor weiter vorne ertönte ein lautes Brüllen. Es klang wütend und aufgebracht und viele kleine Vögel flogen erschrocken davon. Kostja und Pierre drückten sich flach an den Fels, hielten die Luft an und lauschten. Es wurde wieder still und dennoch wollte die Anspannung nicht von ihnen weichen. Deutlich konnten sie spüren, dass sich hinter der nächsten Biegung etwas befand. Nur was es war wussten sie nicht, doch sie waren sich nicht sicher, ob sie es überhaupt wissen wollten.

„Wir können hier nicht ewig stehen bleiben…“, zischte Kostja so leise wie möglich. Dennoch machte er keine Anstalten sich wieder in Bewegung zu setzen. Pierre verdrehte die Augen und drängte sich an seinem Freund vorbei. Obwohl sein Herzschlag raste und er lieber die Beine in die Hand genommen hätte, um wegzulaufen, schob er sich weiter nach vorne, bis er um die Biegung spähen konnte. Scharf zog er die Luft ein. Was war das denn?

‚Orks!’, schoss es ihm durch den Kopf.

Das erklärte zumindest den widerlichen Mief. Er musste von diesen Bestien kommen.

„Pierre! Kostja!“

„Leise, Blacemon, sonst hören sie uns noch“, flüsterte Pierre ohne sich nach dem Digimon umzudrehen. Immer noch hingen seine Augen wie gebannt an den schrecklichen Kreaturen mit der grünen Haut. Sie mussten fast so groß sein wie er selbst, obwohl das von seiner Position aus schwer zu sagen war.

„Drag? Shit, Drag…“

Im Gegensatz zu Pierre hatte sich Kostja umgedreht, als er die aufgeregte Stimme von Blacemon gehört hatte. Jetzt starrte er direkt in ein Paar gelber Augen. Augen, die sich leicht verengten, als sie näher kamen. Sie gehörten zu einem muskulösen Körper, in dessen Hand sich eine gefährlich aussehende Keule befand. Das Wesen zog sie am Boden nach, doch Wolf war sicher, dass es jederzeit bereit wäre sie ihm um den Kopf zu schleudern.

Kurz wandte er den Blick ab und ließ ihn zu seinem Digivice gleiten.

Goburimon

Type: Oni

Level: Child

Attribute: Virus

Attack: Goburi Bomb

„Könnt ihr nicht lei…“

Endlich hatte sich auch Pierre umgedreht, nur um zu erkennen, dass sich eines der Wesen, die er dort vorne erspäht hatte, irgendwie in ihren Rücken geschlichen hatte. Er wusste nicht wie es dort hingekommen war, aber eines stand fest: Sie hatten ein Problem.

Aus dem Rachen des fremden Digimon drang ein fürchterliches Grollen, das immer lauter wurde. Sie konnten nicht weiter. Zurück konnten sie auch nicht. Und in den Wald würden sie es wohl auch nicht schaffen, denn dann würden die anderen Wesen sie wahrscheinlich sehen.

Sie saßen in der Falle.
 

Mit einem wütenden Brüllen schwang Goburimon seine Keule und stürmte auf die kleine Gruppe zu. Pierre stolperte, als Kostja gegen ihn stieß und beide fielen zu Boden, starrten das Wesen mit weit aufgerissenen Augen an. Sollte das hier ihr Ende sein?

„Blacemon, lass das! Sei vorsichtig!“

Das kleine raupenartige Digimon hörte ihm gar nicht zu, sondern sprang dem Feind entgegen. Aus seinem Maul schoss es kleine Seifenblasen. Obwohl es in den Augen getroffen wurde, stoppte Goburimon seinen Lauf nicht. Nein, es schien sogar noch mehr aufgebracht zu sein. Wieder und wieder schoss Blacemon seine Seifenblasen ab. Doch es half alles nichts. Das Digimon brüllte zwar vor Schmerz und Wut, dennoch hob es die Keule an, schwang sie einen Moment über dem Kopf, um sie dann auf Blacemon herabsausen zu lassen.

„Blacemon!“

Es prallte gegen die Felswand, blieb dort liegen ohne sich zu bewegen. Pierre kroch zu ihm und nahm es auf den Arm.

„Sie haben uns gesehen!“

Pierre hatte gar nicht bemerkt, dass die anderen Goburimon auf sie aufmerksam geworden waren. Er rappelte sich vom Boden auf und drängte sich an die Wand, seinen kleinen Digimonpartner fest an sich gedrückt. Sein Blick huschte kurz zu Kostja.

„Was hast du vor?“

„Laufen, was sonst?“

Das war wohl nicht die schlechteste Idee. Sie waren ohnehin schon gesehen worden, da konnten sie auch versuchen in den Wald zu fliehen. So schnell er konnte lief er Kostja hinterher, als dieser versuchte den Angreifern zu entwischen. Doch es waren zu viele. Er sah gerade noch wie der andere von einer der Keulen getroffen wurde, bevor er vor Schmerz keuchte. Etwas hatte ihn in den Rücken getroffen. Und noch einmal. Wellen des Schmerzes breiteten sich durch seinen Körper aus, raubten ihm die Fähigkeit klar zu denken. Er ging zu Boden. Und was dann geschah, bemerkte er nicht mehr.
 

Um ihn herum war es dunkel, als er aufwachte. Er fühlte sich, als sei er überfahren worden und sein Kopf musste auf das Doppelte seiner normalen Größe angeschwollen sein, denn ansonsten war es unmöglich, dass er so schwer war. Er klappte die Augen wieder zu, da er ohnehin nichts sehen konnte. Als er sich zu bewegen versuchte, stöhnte er leise auf. Schmerz. Sein ganzes Denken wurde von Schmerz beansprucht. Er konnte noch nicht einmal sagen woher er kam, er war einfach… da?

„Pierre?“

Woher kam diese Stimme? Sie kam ihm bekannt vor, doch er wusste nicht woher. Noch einmal öffnete er die Augen. Ja, jetzt konnte er mehr erkennen. Ein Steinboden. Er schien auf einem Steinboden zu liegen. Sein Blick wanderte weiter zu den Eisengittern, die vor ihm in die Höhe ragten. Gitter? Woher kamen sie? Wo war er überhaupt?

„Pierre, es tut mir so Leid, dass ich dich nicht beschützen konnte…“

Wärme. Er spürte etwas Warmes an seiner Hand. Blacemon, natürlich. Jetzt fiel es ihm wieder ein. Er war plötzlich in diesem Wald gelandet und Blacemon begegnet. Und Wolf. Und später waren sie den Goburimon begegnet.

Ruckartig stemmte er sich hoch. Er keuchte vor Qual, doch er versuchte es zu ignorieren so gut er eben konnte. Waren sie gefangen genommen worden? Es schien so.

Sein Blick glitt zu Blacemon. Das Kleine sah furchtbar aus, sein ganzer Körper war von Schrammen übersäht. Doch wahrscheinlich sah er selbst nicht viel anders aus. Er streckte die Hand nach dem Digimon aus und strich ihm vorsichtig über den Kopf.

„Geht es dir gut, Blacemon?“

Es kroch näher zu ihm und er nahm es auf den Arm.

„Natürlich geht es mir gut. Es tut mir so Leid, Pierre… Dabei muss ich dich doch beschützen…“

Er lächelte leicht. „Du hast dich doch ganz gut geschlagen. Goburimon war ja viel größer als du.“

„Und sie waren in der Überzahl.“

Pierre hob den Kopf und sah sich etwas genauer um. Dort in der Ecke saß Wolf. Er hatte ihn noch gar nicht bemerkt. Auch Kostja sah nicht besser aus als Blacemon und so wie er an der Wand lehnte, schien es, als würde er sich selbst kaum aufrecht halten können.

„Wo sind wir hier?“, fragte Pierre.

Doch seine beiden Begleiter gaben ihm keine Antwort. Scheinbar wussten sie es also auch nicht. Das einzige, das ihm gewiss erschien, war, dass sie von den orkartigen Digimon hierher verschleppt worden waren. Doch warum wusste er nicht.

Leicht runzelte er die Stirn, als sein Digivice zu piepen begann. Er kramte es aus seiner Tasche hervor und berührte den Touchscreen. Doch es tauchte nur das 3D-Hologramm von Goburimon auf. Was er auch versuchte, er schaffte es nicht ein anderes Bild zu bekommen.

„Du bist doch zu blöd, Drag.“

„Halt die Klappe. Sag mir lieber was ich jetzt machen soll.“

Es hörte einfach nicht auf zu piepen. Pierre konnte zwar nicht sehen, dass sein Freund die Augen verdrehte, aber er ahnte es. Er blickte auf, als er Kostja leise stöhnen hörte. Dieser versuchte sich hochzustemmen, doch es wollte ihm nicht gelingen.

„Warte“, sagte Pierre und kroch zu der Wand, um sich neben Kostja zu setzen. Scheinbar hatte es den anderen schlimmer erwischt als ihn selbst.

„Schau.“
 

Pierres Blick fiel auf die seltsamen Symbole, auf die Kostja zeigte. Die hatte er bisher noch gar nicht beachtet, hatte sie für reine Zierde gehalten. In den vier Ecken des Bildschirmes des Digivices befanden sich kleine Symbole. Das erste – links oben – war vergleichbar mit einem X, nur dass die Enden senkrecht mit einander verbunden waren.

„Wenn du hier drückst, tauchen die Digimon auf. Das ist auch so etwas wie eine Standartfunktion, also wenn du irgendwo auf den Bildschirm drückst, dann taucht das auf.“

Das erklärte natürlich warum er die Digimondaten ohne Probleme gefunden hatte. Ansonsten allerdings nichts. Dann wanderte Kostjas Finger zu dem Symbol in der linken unteren Ecke. bestand aus einem senkrechten Strich und zwei Halbkreisen.

„Damit kommst du in das Menü.“

Pierre berührte das Symbol und tatsächlich tauchte dieses Mal kein Digimon auf. Stattdessen sah er ein kleines Bildchen von Blacemon und darunter stand Digimon Data.

Dann zeigte Kostja auf die Symbole in den rechten Ecken. Sie sahen gleich aus und ähnelten zwei C, die Rücken an Rücken standen, nur dass sie noch durch einen Strich in der Mitte ergänzt wurden.

„Mit denen kannst du die Menüpunkte auswählen.“

Pierre zögerte kurz, doch dann drückte er das Symbol und das Bild von Blacemon verschwand. Stattdessen stand dort nun Map. Da hatte er wohl die Karte gefunden. Er schaltete zum nächsten Punkt. Questlog. Der Schriftzug blinkte, also schloss er, dass das wohl auch das Piepen verursachte.

New Quest: Goblin’s Town

Er drückte darauf und es tauchten noch einige weitere Informationen über die Quest auf. Leicht runzelte er die Stirn.

„Da steht, dass wir Koromon treffen sollen. Wer ist Koromon?“

Kostja zuckte mit den Schultern und auch Blacemon sah verwirrt aus. Aber immerhin hatten sie nun eine neue Quest. Pierre warf noch einen Blick auf die Karte.

„Sieh mal, der blaue Punkt ist auch hier irgendwo!“

Tatsächlich. Tatsächlich hatten die Goburimon sie genau an jene Stelle gebracht, an der sich der blaue Punkt befand, den sie gesucht hatten. Nur brachte sie diese Erkenntnis im Augenblick nicht weiter, da sie hier gefangen waren.

Kostja zog sein eigenes Digivice hervor. Man konnte deutlich sehen, dass ihm jede Bewegung Schmerz bereitete, doch er biss die Zähne zusammen und suchte nach seinem eigenen Questlogbuch. Er hatte die neue Quest nicht erhalten. Wahrscheinlich weil er seinen Partner noch immer nicht gefunden hatte.

„Wir sollten versuchen die Karte abzugleichen. Du hast andere Stellen aufgedeckt als ich. Und vielleicht kannst du mir die Quest auch schicken“, schlug er vor.

Pierre nickte. Erst wollte er fragen wie sie das machen sollten, doch dann fiel ihm der ausklappbare Stick wieder ein.

„Ist ja beinahe wie ein Schweizer Taschenmesser“, scherzte er, als er es ausklappte. Tatsächlich passte es mit der Schnittstelle an Kostjas Digivice zusammen.

Connecting…

Nach einigen Versuchen gelang es den beiden tatsächlich die Karte und das Logbuch auf einander anzustimmen. Das war doch schon ein kleiner Erfolg.
 

Sie hatten ihre Versuche gerade beendet, als ein wütendes Brüllen erklang, das sich verdächtig nach Goburimon anhörte. Begleitet wurde es von dem Gekreische einer hohen Stimme, die sich entweder über die grobe Behandlung beschwerte oder aufgebracht ‚Seifenblasen!’ rief.

„Was ist denn jetzt los?“, fragte Kostja. Sein Blick lag auf der Gittertüre, die sie in diesem Raum einsperrte. Blacemon trippelte an die Türe, um hinaus zu sehen.

„Da kommt ein Goburimon. Und es hat zwei Digimon gefangen!“

„Was?!“

Sofort rutschte Pierre auf den Knien zu der Gittertüre um auch nach draußen sehen zu können. Tatsächlich! Der grüne Ork schleifte zwei kleine Digimon durch den langen Gang aus dunklem Stein. Das Gekreische kam von rosaroten Digimon, das aussah als würde es aus Gummi bestehen. Die Fellkugel mit dem Horn beschränkte sich darauf seine Seifenblasen lautlos auf Goburimon zu feuern. Aber beide waren sie sichtlich verängstigt und dem großen Digimon nicht gewachsen.

„Dieses Digimon ist so feige… Immer auf die Kleinen…“

Pierre drehte den Kopf, als er Kostjas Stimme neben sich hörte. Es musste ihm schwer gefallen sein sich hierher zu schleppen, doch die Wut, die er nun in den Augen des blonden Jungen lesen konnte, schien seinen Schmerz zu vertreiben.

Die Digimon kamen näher und näher. Pierre und Kostja hatten keine Ahnung was sie tun konnten, doch sie konnten doch nicht einfach zusehen! Nur wie sollten sie den kleinen Digimon helfen? Sie konnten sich doch nicht einmal selbst helfen.

Schließlich war Goburimon auf gleicher Höhe mit der Tür ihrer Zelle.

„Hey! Warum legst du dich nicht mit jemandem an, der gleich groß ist wie du!“

Kostja hatte eindeutig eine zu große Klappe und am Liebsten hätte Pierre ihn dafür geschlagen. Aber immerhin lenkte er so die Aufmerksamkeit Goburimons von den beiden kleinen Digimon ab.

„Gahr!“

Mit seiner Keule schlug es gegen die Gittertüre, doch dabei passte es nicht gut genug auf und der kleine Fellball konnte ihm entwischen. Es hopste ein kleines Stück zurück, bevor es einen ganzen Schwall von bunten Seifenblasen auf das Digimon abfeuerte. Als sich Goburimon danach umdrehte, drangen auch aus Blacemons Maul Seifenblasen und trafen es. Doch dieses Mal war es nicht überrascht genug, um seinen zweiten Gefangenen freizulassen. Mit der Keule schlug es erst nach dem kleinen Digimon mit dem Horn, um dann herumzufahren und noch einmal gegen die Zellentüre zu schlagen. Die Eisenstäbe hielten den Hieb auf, dennoch schrammte einer der Nägel über Pierres Arm und riss eine blutende Wunde.

„Ah!“

„Pierre!“

Plötzlich begann das Digivice, das Pierre noch immer in der Hand hielt, zu leuchten. Ein kleiner Schriftzug tauchte auf, doch es geschah zu schnell, als dass er es lesen hätte können. Das Licht bündelte sich zu einem dichten Strahl, der schließlich Blacemon erfasste.

„Was… passiert da?“

Pierre erkannte seine eigene Stimme beinahe nicht mehr. Fest klebte sein Blick auf seinem Digimonpartner, dessen Körper das Licht aufzusaugen schien und immer heller zu strahlen begann. Und schließlich begann es sich zu verändern. Es würde größer. Viel größer. Das Licht wurde so hell, dass Pierre die Augen schließen musste.

Blacemon digitiert zu…

Smemon!

Mit riesigen Augen starrte Pierre sein Digimon an, das gerade noch ein kleiner Winzling gewesen war. Doch jetzt saß ein Drache vor ihm. Ein Drache, der zwar immer noch deutlich kleiner war als Goburimon, der aber aussah, als könnte er sich trotzdem wehren. Beine hatte er nur noch vier, doch die Krallen an ihren Enden sahen aus, als könnten sie erheblichen Schaden anrichten. Anstelle eines weiteren Beinpaares hatten sich Flügel gebildet. Auch an diesen befanden sich Furcht einflößende Krallen und die Flughaut, die sich dazwischen spannte, war zweifärbig. Ein Teil davon war rot, der andere war in demselben dunklen Blau gehalten, in dem auch die Mähne des Drachen war. Pierre war fasziniert. War das wirklich sein Blacemon?

Smemon

Type: Flame Dragon

Level: Child

Attribute: Vaccine

Attack: Fire Blast
 

Das Drachendigimon gab ein düsteres Grollen von sich, als seine roten Augen auf Goburimon fielen. Einzig mit der Kraft seines Körpers riss es die Eisentüre aus ihren Angeln, sodass sie scheppernd zu Boden fiel. Das Geräusch hallte in dem langen Gang wider, warf das Echo hundertfach zurück. Goburimon wich an die gegenüberliegende Wand zurück, es bemerkte noch nicht einmal, dass ihm auch das zweite Digimon entkam, das es gefangen hatte. Sein Blick hing starr an dem Drachen und seine Augen weiteten sich, als sich das Maul des Digimons öffnete und sich Flammen darin zu sammeln begannen. Mit einem wütenden Brüllen schleuderte Smemon seinem Gegner die Flammen entgegen. Goburimon versuchte zurückzuweichen, doch es gelang ihm nicht. Seine Kleider gingen in Flammen auf und schreiend ergriff das Digimon die Flucht.

Pierre und Kostja folgten Smemon aus der Zelle heraus. Die beiden kleinen Digimon hüpften ihnen entgegen.

„Ihr habt uns gerettet!“, rief das rosarote Gummimonster erfreut und sprang im Kreis herum.

„Wir sind noch nicht sicher. Kommt, schnell raus hier“, meinte die Fellkugel dagegen und hoppelte ihnen voran. Sie hatten Mühe ihm zu folgen, dennoch erhaschten sie kurze Blicke in die anderen Zellen. Sie waren voller Digimon! Doch im Augenblick hatten sie nicht die Zeit, um sich darum zu kümmern. Erst mussten sie sich selbst retten.

Sie rannten eine Treppe nach oben, doch in diese Richtung war auch Goburimon geflohen. Und inzwischen waren auch dessen Gefährten informiert. Plötzlich sahen sich die beiden Jungen und die drei Digimon einer ganzen Wand von Gegnern gegenüber.

„Überlasst das mir!“

Smemon stürzte sich nach vorne. Es schlug mit seinen Krallen um sich, verteilte Hiebe mit Schwanz und Flügeln. Immer wieder schleuderte es Feuerbälle auf die Digimon, doch es waren einfach zu viele.

„Drag, fang!“

Kostja hatte zwei Keulen ergattert, von denen er eine nun an Pierre weitergab. Sie waren schwer und die beiden konnten sie kaum halten, doch es gelang ihnen einige Hiebe auszuteilen, von denen sich die Goburimon aber nur wenig beeindruckt zeigten. Auch die beiden kleinen Digimon griffen weiter mit ihren Seifenblasen an.

„Das schaffen wir nie!“

Es gefiel Kostja nicht dem anderen Recht zu geben, doch wahrscheinlich hatte er Recht. Er fing die beiden kleinen Digimon auf, als sie von einem Angriff zurückgeschleudert wurden. Sie sahen furchtbar aus. Und dennoch gaben sie nicht auf.

„Ihr seid so tapfer…“, murmelte Kostja.

Und ganz plötzlich begann sein Digivice zu leuchten. Doch nicht nur seines, auch das von Pierre leuchtete wieder. Die Lichtstrahlen vereinten sich und trafen auf die beiden Digimon in seinen Armen. Schnell sprangen sie zu Boden und dann begannen auch sie sich zu verändern.

Koromon digitiert zu…

Agumon!

Tunomon digitiert zu…

Gabumon!
 

Vor Kostja standen ein kleiner Dinosaurier und noch ein Tier, das er nicht so genau erkennen konnte, da es einen dichten blau-weißen Pelz am Rücken trug. Jedenfalls hatte es ein Horn…

Auch die beiden stürzten sich nun mit neuer Kraft in den Kampf und tatsächlich gelang es ihnen die Goburimon zurückzudrängen.

„Schnell!“

Das ließen sich Pierre und Kostja nicht zweimal sagen. Sie folgten den beiden Digimon, die ihnen den Weg zwischen den seltsamen Häusern aus Stein hindurch wiesen. Alleine hätten sie sich in diesem Gewirr aus Straßen und Gassen verlaufen, doch mit den beiden gelang es ihnen den Weg zu finden. Hinter ihnen flatterte Smemon einher, das hin und wieder Flammenkugeln nach hinten schickte. Doch irgendwann hatten die Goburimon die Verfolgung aufgegeben.
 

„Ich kann nicht mehr…“

Völlig entkräftet ließ sich Kostja zu Boden sinken. Sein Atem ging schnell und sein Herz raste. Er bemerkte nicht einmal wie hart der Stein war, auf dem er saß.

„Hier in der Nähe ist eine Höhle. Es ist nicht mehr weit. Dort sind wir sicherer als hier“, sagte das Digimon mit dem Pelz.

Pierre half seinem Freund auf die Beine und gemeinsam stolperten sie weiter, bis sie die Höhle endlich erreicht hatten. Erschöpft sanken sie zu Boden und betrachteten die drei Digimon, die mit ihnen hier waren.

„Ihr habt euch verändert“, stellte Pierre fest.

„Ja. Wir sind digitiert. Ich heiße jetzt Smemon.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Alaiya
2012-07-26T19:25:55+00:00 26.07.2012 21:25
Ich habe mich dazu entschlossen, auch wenn es eigentlich zwei Kapitel zu wenig sind, die Geschichte noch mit in die Auswertung mit hinein zu nehmen. Zwar werde ich Punktabzüge für die fehlenden Kapitel geben, aber mit ausgewertet wird sie im Gegensatz zu den ein, zwei Kapiteleinsendungen erst mal :)

Ich finde die Geschichte soweit sehr interessant und stilistisch soweit eigentlich sehr gut geschrieben.
Die Idee mit der Einbindung in ein Onlinespiel, wenn man so will, ist jetzt sicher nicht neu (ich hab es schon mehrfach in Digimon Fanfics gesehen und eine meiner ersten lief sehr ähnlich ab am Anfang xD), aber hier eigentlich recht schön dargestellt. Gerade auch das Einbringen der anderen Spieler und der Onlinekontakte finde ich sehr gut gemacht :)
Bin mal gespannt, was es mit der Digiwelt hier auf sich hat und warum es wie ein Onlinespiel den Tamern direkt "Quests" gibt. Und natürlich was denn nun das Pandaemonium ist.
Schön gelungen finde ich die Beschreibungen der Digimon und der Umgebung. Hier kann man sich viel vorstellen... Ganz im Gegenteil leider zu den menschlichen Charakteren, die du praktisch gar nicht beschreibst. Ich weiß vom Kapitel selbst, dass der eine stacheliges Haar hat, aber nicht viel mehr.
Und dahingehend frag ich mich auch eine Sache die ganze Zeit: Sprechen sie noch immer Englisch?
Die Kämpfe waren bisher kurz, aber auch recht flüssig beschrieben. Kann ich nichts gegen sagen.

Eine Sache stört mich jedoch: Du machst Zwischendurch immer wieder Zeilenumbrüche, wo keine hingehören. Das hat mich jetzt schon mehrfach verwirrt, da ich eigentlich dann immer mit immensem Zeitsprung oder Ortswechsel rechne (wie es laut Rechtschreibung in Deutschland definiert ist), dies aber oft nicht der Fall ist...

Lese morgen weiter und werde alle zwei Kapitel kommentieren.
Von:  darkfiredragon
2011-09-25T08:54:16+00:00 25.09.2011 10:54
Deine FF gefällt mir sehr gut, interessant finde ich auch dass du alles wie ein Computerspiel gestaltest, das is mal ein anderer Ansatz. Du hast auch einen sehr angenehmen Schreibstil, es lässt sich meist alles flüssig lesen.
Es werden auch nich so viele Charaktere auf einmal eingeführt, man hat also eine gewisse "Eingewöhnungszeit" und wird nicht gleich mit zu vielen Informationen erschlagen :D
Bemerkenswert finde ich auch dass Pierre schon einen Partner hat, aber auch ein anderes Digimon mit seiner Hilfe digitieren konnte, bin gespannt was du daraus noch alles machst.
Ich freue mich aufs nächste Kapi!

lg, darkfiredragon
Von:  PenAmour
2011-09-22T14:59:19+00:00 22.09.2011 16:59
Schön, schön, eine neues Kapitel.^^
Mir gefällt diese Fremdheit und Vertrautheit zwischen deinen Charakteren, die sich über die virtuelle Welt wahrscheinlich in- und auswendig kennen, aber in der realen Welt eben noch nie etwas miteinander zu tun hatten. Das ist eine spannende Kombination aus der man sehr viel herausholen kann.
Mir gefällt auch die authentische Zockermentalität und die Selbstverständlichkeit, mit der sie dieses "Spiel" angehen. Ich finde es spiegelt die heutige Jugend eigentlich ganz gut wider.
Interessant finde ich auch die Tatsache, dass es in der Digiwelt keine Sonne gibt - das ist mal innovativ ;D
Die Kampfszenen haben mir recht gut gefallen, sie waren anschaulich genug, um mitreißend zu wirken, auch die Beschreibungen der Digimon sind diesmal dabei ;)
Als plötzlich die beiden gängisten Digimon ever auftauchten wurde ich etwas stutzig - aber ich finds gut sie in die gegnerische Position zu setzen - auch wenn es mich zu wilden Analysen reizt...
Alles in allem ein gelungenes Kapitel - nicht zu schnell oder hastig, aber spannend genug.
Immer weiter so,
bis dahin
PenAmour


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