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Die Liebe zum Auserwählten!

Zelos X Lloyd
von

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Klärendes Gespräch unter Freunden!

Lloyd saß wie jeden Tag auf der Klippe, an welcher noch immer die Iselia-Farm stand. Diese war schon lange außer Betrieb und wurde nun von den Leuten aus Iselia als Lagerräume genutzt. Nun, wenigstens hatten diese Überreste etwas Gutes an sich, denn diese Farm war wohl die Einzige, welche von Raine, Lloyd’s Lehrerin, nicht zerstört worden war. Seufzend fuhr sich Lloyd durch sein braunes Haar, sah auf die Wälder hinab, welche sich unter seinen Füßen erstreckten. Direkt dahinter lag das Dorf Iselia, welches seit einiger Zeit wieder zu blühen schien. Nun, seit dem Angriff hatten alle Dorfbewohner mitgeholfen, um Iselia wieder aufzubauen. Ja, auch Lloyd hatte zwischenzeitlich geholfen, war er in diesem Dorf ebenso aufgewachsen, wie seine besten Freunde, welche sich wohl nun im Dorf tummeln mussten.
 

„Seit der Reise mit Zelos ist nichts mehr passiert. Es herrscht nun Frieden und alle scheinen Glücklich zu sein“ murmelte Lloyd und seufzte erneut. Ja, alle schienen Glücklich zu sein, nur er irgendwie nicht. Vor einigen Wochen war er wieder zurück, doch irgendwie fehlte ihm die sonstige Lust, Spaß zu haben. Früher hätte er einfach Blödsinn im Unterricht gemacht, doch nicht mal das tat er mehr. Nein, er lernte seit neuesten, schrieb bessere Noten, welche ihn Stolz machten. Nur, seine Freunde schienen sich deswegen Sorgen zu machen, da er doch sonst nicht der Typ dafür war, welcher auf einmal anfing zu lernen und dann auch noch im Unterricht aufpasste. Nein, Lloyd musste sich eingestehen, er hatte sich verändert, hatte auch ein wenig an Reife gewonnen, das alles nur, durch die wahre Welterneuerung und diese kleine Reise danach.
 

Lag der Grund vielleicht an einer gewissen Person, welche ihn auf seiner Reise begleitet hatte? Kurz funkelten Lloyd’s braune Augen auf, ehe sie wieder ausdruckslos wurden. Ja, ihm fehlte diese Person sehr, aber warum, das wusste er noch immer nicht genau. Jeden Tag dachte er an diese bestimmte Person, wünschte sich, die Reise noch mal von vorn zu beginnen, nur um mit dieser Person durch die Gegend zu ziehen. Lloyd hatte diese Zeit sehr genossen, somit auch die Möglichkeit gehabt, ihn besser kennenzulernen. Spaß hatten sie zusammen gehabt, auch wenn diese Person manchmal doch etwas nervig geworden war. Aber alles in allem konnte Lloyd von sich behaupten, dass er diese Person nun als eine der wichtigsten Menschen in seinen Leben sah.
 

„Wieso geht er mir nicht mehr aus dem Kopf? Wieso sagt mir ein innerstes, das ich ihn am liebsten sehen würde, nur um ein paar Worte mit ihm zu wechseln?“. Wieder entwich den Braunhaarigen ein langer Seufzer. Diese Gefühle, welche er für diese Person seit einiger Zeit empfand, kannte er einfach nicht. Wieso trieben ihn diese Gefühle dazu, an Dinge zu denken, die er sonst nicht dachte? Oftmals fragte er sich, ob es ihm gut ging, was er wohl gerade tat, oder einfach, ob dieser sich auch so einsam fühlte, wie Lloyd selbst. Ja, der Braunhaarige fühlte sich irgendwie einsam, doch verbarg er dies vor seinen Freunden. Noch mehr Sorgen wollte er ihnen nicht bereiten, denn Lloyd musste mit diesem Problem wohl alleine fertig werden, auch, wenn er noch nicht wusste, wie er das anstellen sollte.
 

„Lloyd?“ fragte eine sehr junge Stimme und der Braunhaarige wusste sofort, dass es sein bester Freund sein musste, welcher hin und wieder hierher kam, um ihn Gesellschaft zu leisten. Stumm setzte sich Genis neben Lloyd an den Klippenrand, sah wie sein bester Freund hinab auf die Wälder. Genis machte sich Sorgen, denn Lloyd verhielt sich seit einigen Wochen so schweigsam, als würde ihm etwas bedrücken. Jedoch wollte er seinen besten Freund nicht drängen, mit ihm zu sprechen. Zwar hatte er schon einige Male nachgefragt, worüber Lloyd denn soviel nachdachte, aber scheinbar wusste es der Braunhaarige selbst nicht so genau. Oder wollte er einfach nur nicht über dieses Thema sprechen, über welches er nun schon so lange nachdachte? Genis seufzte leise, schloss seine Augen und genoss die kühle Briese, welche um sein weißes Haar wehte. Ja, jetzt wo der Sommer begonnen hatte, war es angenehm warm.
 

„Wie geht es Dirk?“ wollte der Weißhaarige wissen, fragte er immer erst nach Lloyd’s Stiefvater. Irgendwie musste er ein Gespräch mit seinen besten Freund beginnen und da kam ihm Dirk immer Recht. Anders ging es nicht, sonst würden sie schweigsam nebeneinander sitzen. „Gut“ war Lloyd’s knappe Antwort, strich sich einige Strähnen beiseite, welche vom Wind in sein Gesicht geweht wurden. Ja, es war angenehm warm geworden und trotzdem fühlte sich der Braunhaarige so einsam. Auch jetzt noch, wo sein bester Freund neben ihm saß und scheinbar wieder versuchte, ihn aufzumuntern. Genis wusste eben nicht, wie es in Lloyd aussah, dass ihn diese Gefühle verwirrten und er nicht wusste, damit umzugehen.
 

Genis nickte zu dieser Antwort, sah kurz zu Lloyd, welcher seinen Blick noch immer auf die Wälder gerichtet hatte. Irrte sich der kleine Junge, oder sah er eine Spur von Einsamkeit in dem Blick des Braunhaarigen? Nach längerem Hinsehen wurde sich Genis sicher, doch fragte er sich, warum sich Lloyd einsam fühlte. Colette, Raine, Dirk, die Dorfbewohner und auch Genis selbst waren doch für Lloyd da. Oder lag es vielleicht an etwas ganz anderem? Wenn der Weißhaarige genau darüber nachdachte, so hatte sich Lloyd erst so verändert, nachdem er zurück von seiner Reise gekommen war. Genau, die Reise mit Zelos, um alle Expherse einzusammeln.
 

„Lloyd… Sei ehrlich, denn ich sehe es dir an. Fühlst du dich einsam?“. Der Braunhaarige wandte seinen Blick Genis zu, sah ein wenig verwundert aus, doch sah dann wieder hinab zu den Wäldern. Hatte Genis anhand seines Blickes bemerkt, wie er sich nun fühlte? Hatte er seine Gefühle nicht genug verborgen? Sein Freund sollte sich doch keine Sorgen machen, aber vielleicht half reden auch etwas, um sich selbst etwas besser zu fühlen. Ein zaghaftes Nicken brachte der Braunhaarige zustande, wagte es aber nicht in die klaren Augen seines Freundes zu sehen, welcher ihn nun doch besorgt musterte.
 

„Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst. Was liegt dir denn schon so lange auf der Seele, das du dich jeden Tag hierher zurückziehst und versuchst, dich von uns abzukapseln?“. Genis versuchte es mit ruhiger Stimme, wollte er Lloyd auch nicht bedrängen. Der Braunhaarige seufzte leise aus, ließ sich rücklings ins Gras fallen und betrachtete den blauen Himmel. So ein schöner Tag und er lag nun hier, dachte wieder an diese Person, welche ihn sogar nachts manchmal um den Schlaf brachte. Wieso konnte er nicht mal an etwas anderes denken? Wieso wollte er jetzt schon wieder zu ihm, seine arrogante Art betrachten, welche er jeden Tag demonstrierte? Nun, eigentlich hatte er diese Art sehr liebgewonnen, warum, das wusste Lloyd selbst nicht so genau. Ihn faszinierte einfach diese lockere, freche Art, welche die Person hatte. Ganz anders, als Lloyd es doch selbst war.
 

Nochmals entwich dem Braunhaarigen ein leises Seufzen, ehe er seine braunen Augen schloss, um sich einige Worte zu Recht zu legen. Wie sollte er seinem besten Freund erklären, was seit einigen Wochen in ihm vorging? Würde Genis vielleicht wissen, was er da fühlte? Würde sein kleiner Freund ihm helfen können, auf einige Antworten zu kommen, auf die Fragen, die er sich nun täglich stellte? Nun, auf einen kleinen Versuch kam es an und vielleicht würde es Lloyd nach einem kleinen Gespräch wirklich besser gehen. „Ich weiß auch nicht so genau, was mit mir los ist. Seit meiner Rückkehr habe ich das Gefühl, als würde mir etwas fehlen“.
 

Genis sah nun doch verwundert zu seinem Freund hinab, hatte er doch nicht damit gerechnet, dass Lloyd sich ihm öffnen würde. Dem Braunhaarigen fehlte also etwas? „Das Abenteuer, oder ist es eher eine Person?“ wollte der Weißhaarige wissen, konnte es nun mal beides sein. Jedoch schien seine zweite Vermutung zu stimmen, denn so, wie Lloyd nun drein blickte, hatte Genis das Gefühl, das Lloyd bei diesem verträumten Blick an eine Person dachte.
 

„Eine Person, die mir sehr wichtig geworden ist“. Lloyd schloss seine Augen wieder, doch zauberte sich nun ein kleines Lächeln auf seine Lippen. Ja, zwar brachte diese Unterhaltung noch nichts, aber irgendwie wirkte sie befreiend. Scheinbar musste er einfach diese Sache jemanden anvertrauen und da kam ihm sein kleiner Freund nur Recht, denn dieser würde alles für sich behalten, wenn Lloyd darum bat. Genis sah wieder die Klippen hinab, dachte nach, ob Lloyd damit Zelos meinen könnte. Mit jemand anderes war er doch nicht unterwegs gewesen, oder? Aber warum war der Rothaarige nun Lloyd so wichtig geworden? War auf dessen Reise wohlmöglich etwas passiert?
 

„Du meinst Zelos, oder? Jedenfalls fällt mir kein anderer ein. Du hast dich so sehr verändert, seitdem du wieder zurück gekommen bist und ich frage mich, ob Zelos etwas damit zutun hat. Ist er der, der dir fehlt?“. Kurz sah Genis wieder zu Lloyd, sah dessen Nicken, welches die Vermutung des kleinen Jungen bestätigte. Also hatte Genis wirklich Recht, aber was sollte er nun davon halten? Wenn Lloyd den Rothaarigen vermisste, warum ging sein bester Freund nicht nach Meltokio und besuchte diesen? Seit der Wiedervereinigung der Welten lag Meltokio doch nicht so weit weg. Außerdem hatten sie noch immer die Rheards, mit welchen sie schnell von einem Ort, bis zum anderen kamen.
 

„Dann geh ihn doch besuchen, Lloyd. So weit liegt Meltokio auch nicht weg, also was ist dein Problem?“. Ein leises Seufzen erklang, ehe sich Lloyd aufrichtete und wieder, wie Genis es noch immer tat, die Klippen hinunter schaute. „Genis, vielleicht sollte ich dir erklären, wie ich mich momentan fühle…“ begann Lloyd zaghaft, legte seine rechte Hand auf sein Herz, da es um einige Takte schneller schlug. Seltsam, so fand er persönlich, da er schon ein wenig Aufregung verspürte. Dabei redete er doch nur mit seinen besten Freund und mit niemand anderes.
 

„Manchmal kann ich nachts kaum schlafen, weil ich an Zelos denke. Manchmal kommen mir Gedanken, die mich verwirren. Ich frage mich Dinge, die ich mich vorher nie gefragt habe und das alles hat mit Zelos zutun“. Genis wusste nicht warum, aber sein bester Freund klang schon irgendwie verzweifelt. Ja, wirklich verzweifelt, weil dieser nicht wusste, was er da genau fühlte. Der Weißhaarige seufzte angestrengt, legte dann jedoch ein Lächeln auf. „Mh… Und ich dachte immer, das du in Colette verliebt wärst“. Skeptisch wurde er von braunen Augen gemustert. Auf Lloyd’s Wangen erschien ein zartes Rosa, wandte deshalb seinen Blick wieder den Wäldern zu. Wieso schlug sein Herz auf einmal so sehr? Wieso hatte er das dumpfe Gefühl, sich nun fast alle Fragen selbst beantworten zu können? Nein, das konnte doch gar nicht sein.
 

„Warst du denn noch nie verliebt, Lloyd? Es hat immer so ausgesehen, als würdest du irgendwann mit Colette zusammen sein wollen, aber das es einmal soweit kommt? Was hat Zelos denn mit dir gemacht?“. Genis fühlte sich keineswegs angeekelt, oder dergleichen. Er war einfach nur verwundert darüber, dass sein bester Freund scheinbar Gefühle für Zelos empfand. Und Lloyd schien es selbst noch nicht wirklich realisiert zu haben, denn wie dieser nun drein blickte. Schon fast erstarrt, so konnte es Genis beschreiben.
 

Lloyd löste sich aus seiner Starre, schüttelte den Kopf, da er das einfach nicht glauben konnte. „Ich bin nicht in Zelos verliebt“ rief er entsetzt, doch Genis schüttelte nun ebenfalls den Kopf, da Lloyd es gar nicht abzustreiten versuchen brauchte. „Ich war doch auch mal verliebt, erinnerst du dich? In Presea“. Kurz trübte sich Genis Blick, doch schüttelte er nochmals seinen Kopf. Nun, diese Geschichte gehörte langsam der Vergangenheit an und er wollte auch nicht wirklich darüber reden. Raine und Lloyd hatten sich damals um ihn gekümmert, als Presea ihm einen Korb gegeben hatte. Klar, Genis hatte sich verletzt gefühlt, aber immerhin waren er und das rosahaarige Mädchen gute Freunde geblieben.
 

„Kribbelt es bei dir im Bauch, wenn du an Zelos denkst? Wünschst du dir manchmal nachts, dass du einfach neben ihm liegen könntest, einfach in seiner Nähe sein dürftest? Also bei mir war das so, als ich in Presea verliebt gewesen war“. Lloyd wandte sich erneut ab, sah die Klippen hinab, da er diese Gefühle selbstverständlich verspürte. Aber, wieso hatte er sich denn verliebt? Verliebt in einen Jungen? Wieso störte diese Tatsache seinen besten Freund denn nicht? Andere würden doch nun sagen, wie abartig sie es doch fanden, oder etwa nicht?
 

„Genis, wieso…“ doch wurde der Braunhaarige unterbrochen. „Mh? Sieh mich nicht so an, als würde ich dich jetzt nicht mehr mögen, Lloyd. Wenn du Zelos so sehr magst, dann ist das eben so. Das ändert nichts an unserer Freundschaft, oder?“. Genis lächelte seinen Freund aufrichtig an, meinte er dies auch so, wie er es eben gesagt hatte. Lloyd musste sich doch deswegen keine Sorgen machen. Sie waren Freunde und würden es auch immer sein, ganz gleich, auf wen Lloyd letzten Endes stand. Außerdem war Genis nicht so einer, der von vorurteilen etwas hielt. Jahre lang wurde er und seine Artgenossen diskriminiert und nun hatten sie es endlich geschafft, das die Halbelfen hier in Frieden leben konnten. Ja, Genis wäre wirklich der Letzte, der etwas gegen Lloyd sagen würde.
 

„Danke Genis“ murmelte Lloyd, lächelte nun ebenfalls, da ihm sein kleiner Freund nun wirklich geholfen hatte. Dann verspürte er also Liebe? Liebe zu Zelos? Gerade, als er dachte, nun war ihm geholfen, da tauchten direkt die nächsten Fragen auf. Wie konnte er diese Gefühle wieder abschalten? Er konnte nicht zu Zelos gehen und ihm sagen, das er sich in diesen verliebt hatte, nein, Lloyd war sich sicher, Zelos würde sich sehr wahrscheinlich über ihn lustig machen, seine Gefühle verletzen und ihn anschließend mit seinen Worten demütigen. Vielleicht war Zelos zufrieden mit dem, was er hatte. Ja, mit seinen ‚Zuckerpüppchen’, wie er sie immer nannte. Da wäre kein Platz für einen verliebten Freund.
 

„Dafür bedarf es kein Danke, Lloyd. Ich bin dein Freund und akzeptiere dich so, wie du bist. Es spielt keine Rolle, in wen du dich verliebst. So lange du Glücklich damit bist, ist doch alles in Ordnung. Sag mal, seit wann denn eigentlich? Quälst du dich schon die ganze Zeit mit diesen Gefühlen rum?“. Der Weißhaarige konnte nun seine Neugier nicht mehr verstecken, wirkte sein Freund zwar nun etwas fröhlicher, aber wie lange dies anhielt, wusste Genis nun mal nicht.
 

„Ich weiß nicht so genau. Während der Reise sind mir Dinge an Zelos aufgefallen, die mir vorher nie aufgefallen sind. Es hat ganz langsam und kaum merkbar angefangen, bis diese Gefühle immer stärker geworden sind. Ich habe mir auch nicht sonderlich viel dabei gedacht, weil ich nun mal eine lange Zeit mit ihm zusammen gewesen war, aber jetzt? Du hast Recht damit, denn manchmal habe ich den tiefen Wunsch, einfach zu ihm zu gehen, mich mit ihm zu unterhalten, nur um in seiner Nähe zu sein“. Genis lächelte leicht, nickte dann schließlich verstehend. Ja, das kannte er, denn das hatte er selbst auch oft verspürt. Und er hörte die leichte Traurigkeit aus Lloyd’s Stimme heraus, schien dieser nun nicht genau zu wissen, wie es weitergehen solle. Nun, Genis war der Meinung, das Lloyd doch wenigstens mal bei Zelos vorbeischauen sollte, ohne darüber nachzudenken, es ihn vielleicht zu sagen, oder dergleichen.
 

„Wenn du ihn vermisst, dann solltest du ihn besuchen gehen. Ich sage Dirk bescheid, das du später kommst, okay? Zelos freut sich bestimmt auch, dich nach den ganzen Wochen wieder zu sehen“. Genis stand auf und streckte sich kurz, ehe er sich den Dreck von seinen Sachen klopfte. Lloyd musste es nicht tun, wenn er nicht wollte, aber es wäre immerhin ein Anfang. Vielleicht der Anfang einer jungen Liebe? Nun, Genis wusste nicht genau, wie Zelos diese Sache sehen würde, aber man würde es vielleicht in nächster Zukunft sehen können. Das hieß natürlich auch, dass Lloyd das Risiko eingehen musste, es Zelos zu sagen. Würde der Braunhaarige es dem Rothaarigen irgendwann gestehen?
 

„Aber… Was soll ich ihm denn sagen? Ich kann doch nicht einfach so zu ihm gehen, ohne einen Grund“. Auch Lloyd stand auf, klopfte sich den Dreck von seinen Klamotten und sah Genis fragend an. Dieser rieb sich kurz unter der Nasenspitze entlang, ehe er wieder ein leichtes Grinsen auflegte. „Sag doch einfach, dass du ihn vermisst hast. Du weißt doch ganz genau, wie er ist“. Genis konnte nun nicht anders, lief los und winkte seinen Freund noch zu, ehe er den Weg zu Dirk’s Haus einschlug. Was Lloyd nun zu Zelos sagen würde, war eigentlich egal, denn der Rothaarige nahm vieles ganz anders auf, als er, oder Lloyd selbst.
 

Der Braunhaarige hatte noch etwas sagen wollen, ließ jedoch seine Schultern hängen, da Genis ihn nun einfach alleine ließ. Er sollte also wirklich den Rothaarigen besuchen gehen? Jetzt? Sein Herz machte einen Hüpfer und doch hatte er ein wenig Angst, nun mit der Erkenntnis, dass er Liebe für Zelos empfand, diesen gegenüber zu treten. Was war denn, wenn Zelos etwas bemerkte? Nein, er durfte es nicht bemerken, denn dann wusste Lloyd nicht, wie es weiterging. Vielleicht war der Rothaarige dann auch angeekelt, oder dergleichen. Nein, soweit wollte er es niemals kommen lassen. Da schwieg er lieber vor sich hin und musste mit diesen Gefühlen klarkommen.
 

Nochmals entwich ihm ein leises Seufzen, ehe er in seine Hosentasche griff und die Flügeltasche hinaus zog. Sofort streckte er seine Hand mit dieser zum Himmel, aus welcher der Rheard hervor kam, auf welchen er sich setzte. Auf eine Wanderschaft hatte er nun wirklich keine Lust, also würde er den schnellsten Weg zu Meltokio nehmen und dieser war nun mal der Luftweg. Der Rheard erhob sich und er lenkte in eine bestimmte Richtung ein. Der Wind blies ihm ins Gesicht, doch war es ein bekanntes, fast vermisstes Gefühl, so durch die Lüfte zu fliegen. Ja, er gestand sich ein, dass auch irgendwie das Abenteuer fehlte, aber Zelos fehlte ihm weitaus mehr. Diesen würde er gleich zu Gesicht bekommen. Ob sich Zelos wirklich freuen würde? Er war sich nicht sicher, aber das würde er in wenigen Minuten sehen.
 

„Master Zelos, komm schon, lass uns noch dahin gehen“ rief ein blondes Mädchen, welches den gelassenen Auserwählten hinter sich her zog. Noch immer nannte man ihn in Meltokio den Auserwählten, obwohl es Zelos schon lange nicht mehr wollte. Nun, dieser Titel würde wohl ewig anhaften und an sich hatte es auch etwas Gutes. Die Mädchen rannten ihm nach und er konnte wohl jedes davon haben, wenn er nur wollte. Jedoch verkehrte er nicht mit jeder, hatte er eine Auswahl einiger Mädchen, welche er speziell an sich ran ließ, wenn er selbst es wünschte. Nun, so war er nun mal. Ein Draufgänger, wie er in Buche stand.
 

„Ja, ich folge dir überall hin, Honey“ grinste er dümmlich, worauf das blonde Mädchen süßlich kicherte. Scheinbar war sie dem Auserwählten so sehr verfallen, das sie gar nicht merkte, das er bereit war, mit ihr ein wenig zu spielen. Ja, er spielte gerne mit den Mädchen, denn dies hatte etwas mit seiner Vergangenheit zutun. Ja, das konnte und wollte er nicht vergessen. Es lag zwar schon Jahre zurück, aber dieses ekelhafte Gefühl hatte sich in sein Hirn gebrannt. Nie würde er diesen Schmerz vergessen und deshalb wollte er auch mit der Liebe nichts zutun haben.
 

Gerade bogen sie in die nächste Gasse ein, als das Mädchen ausschwenkte, um einen Jungen auszuweichen, welcher ihr entgegen kam. Jedoch reagierte Zelos viel zu Spät, war er auch sehr in Gedanken versunken gewesen und so lief er gegen die Person, welche daraufhin einen erschrockenen Laut von sich gab. Zelos stöhnte genervt, hatte sich gerade aufregen wollen, als ihm diese spezielle Kleidung ins Auge fiel. „Lloyd? Yo Lloyd, was verschlägt dich denn hierher?“. Sein altbekanntes Grinsen erschien auf seinen Lippen und nun entriss er auch seine Hand der blonden Frau, welche dabei ein wenig enttäuscht zu sein schien.
 

„Hallo Zelos, lange nicht gesehen, was?“. Lloyd versuchte so normal, wie nur möglich zu klingen. Dieses Zusammentreffen hatte er sich anders vorgestellt, hatte er eben noch nach den Auserwählten gesucht und einige Passanten befragt. Diese hatten gemeint, dass sich der Rothaarige in der Einkaufsstraße herumtrieb, in Begleitung einer hübschen blonden Dame. Wieso verspürte er gerade einen leichten Hauch von Eifersucht, wo Zelos doch dieses Mädchen losgelassen hatte? Der Braunhaarige schüttelte seicht den Kopf, wollte er diese Empfindungen nun vorerst verdrängen.
 

„Allerdings, Amigo. Hey Bella, du entschuldigst uns doch sicherlich, oder? Mein Amigo und ich müssen erstmal reden, wo wir uns die letzten Wochen nicht gesehen haben“. Gerade wollte die Blonde dazu etwas sagen, als Zelos seine Hand erhob. Nein, er wollte nun keinen Aufstand und deswegen verneigte sich die Blonde und schritt ihres Weges. Eines musste man Zelos wirklich lassen. Er wusste es wirklich, wie man Leute herumkommandieren konnte. Jedenfalls fand Lloyd es schon seltsam, wie schnell das blonde Mädchen doch aufgegeben hatte.
 

„Lloyd, komm, wir gehen zu meiner Villa“ winkte der Auserwählte seinen Kumpel hinter sich her. Nun, er konnte nur Lloyd zu seinen Kumpel zählen, denn niemand anderes vertraute er so sehr, wie den Braunhaarigen. Dabei fiel ihm die gemeinsame Reise mit diesen ein, wie viel Spaß sie doch zusammen gehabt hatten. Ja, Zelos konnte von sich behaupten, diese Zeit ein wenig zu vermissen. Ob Lloyd vielleicht deswegen hier war? Gab es vielleicht wieder etwas zutun und Lloyd wollte ihn mitnehmen? Oh ja, ein Abenteuer mit seinen Amigo. Der Rothaarige grinste, würde es ihn doch sehr erfreuen mal wieder rauszukommen.
 

Schon sehr bald waren sie bei der Villa angekommen, wurden auch sofort vom Butler empfangen und in die Eingangshalle geführt. Lloyd kannte sich hier schon sehr gut aus, hatte er auch einige Male hier in der Villa Wilder, wie Zelos sie immer nannte, übernachtet. Diese Zeit, er vermisste sie so sehr, das es fast schon Weh tat. Noch immer dachte er über einen Grund nach, denn er musste dem Rothaarigen sagen, weswegen er eigentlich hier war. Oder sollte er wirklich sagen, dass er ihn vermisst hatte? Nein, vielleicht irrte sich Genis und Zelos nahm dies genau richtig auf und Lloyd stand dann da.
 

„Setz dich, oder willst du die ganze Zeit stehen?“ wollte Zelos wissen und bot den Platz neben sich auf der Couch an. Lloyd zögerte nicht lange, setzte sich hin und wartete, bis der Butler endlich verschwand. Nun, was sollte er sagen? „Also? Weswegen besuchst du mich? Gibt es was Neues in Iselia?“. Zelos sah fragend zum Braunhaarigen, welcher einmal seufzte und dann auch in die blauen Augen des Rothaarigen sah. So klar und wunderschön. Eines der Dinge, die ihm auf der Reise aufgefallen waren. Solche schöne Augen hatte nur Zelos.
 

„Es gibt keinen bestimmten Grund für mein Herkommen. In Iselia ist soweit alles ruhig. Die Bauarbeiten sind bald abgeschlossen und auch so geht es allen gut“. Okay, somit musste sich Lloyd gerettet haben, so dachte er, doch da war er bei Zelos an der falschen Adresse, wie es schien. Dieser umklammerte Lloyd’s Körper mit seinen Armen, grinste diesen dümmlich an, da er sich doch etwas freute. „Ah, du hast mich also vermisst? Ja, ja, den großen Zelos vermisst man immer. Du brauchst es gar nicht abzustreiten, mein Amigo“.
 

Lloyd seufzte, schob Zelos zurück und sah diesen erst verwundert, dann warnend an. Wenn der Rothaarige nur wusste, was er da alles in ihm auslöste und das nur, durch diese kleine Umklammerung, die ihn doch hätte ärgern müssen. Mist, er konnte sich nicht mal mehr darüber ärgern, da er es als äußerst angenehm empfunden hatte, die starken Arme von Zelos um seinen Körper zu spüren. „Nenn mich nicht immer Amigo, okay? Lloyd reicht“. Zelos nickte, grinste jedoch noch immer. Das Lloyd es nicht abgestritten hatte, ihn vermisst zu haben, stimmte ihn froh. Natürlich hatte er auch den Braunhaarigen vermisst, eigentlich vermisste er das ganze Abenteuer drum herum. Er mochte Lloyd, so wie er war.
 

„Zelos? Ich weiß, klingt bestimmt seltsam, aber…“. Kurz unterbrach sich Lloyd selbst und schloss beruhigend seine Augen. Verdammt, wieso sprach er dieses Thema nun an? Weil ihn die Neugier packte? Ja, deswegen und weil er noch nie mit Zelos über solche Dinge gesprochen hatte. „Weißt du… Ich wollte wissen, ob du schon mal verliebt warst?“. Abwartend sah er Zelos an, hoffte, dass er eine vernünftige Antwort erhalten würde. Vielleicht machte er damit auch einen Fehler, aber er war halt so neugierig und da sie doch Freunde waren, konnte man doch darüber reden, oder? Nur, da fiel ihm ein, das er danach keine Ausrede hatte, um seine Frage zu begründen. Er dachte nach, würde dann seine Neugier einfach in den Vordergrund schieben. Ja, dagegen konnte Zelos nichts sagen, hoffte Lloyd.

Wut und Traurigkeit!

In der Villa herrschte eine unangenehme Stille, denn weder Zelos, noch Lloyd wagten es nun, etwas zu sagen. Nun, der Braunhaarige wartete eigentlich nur geduldig, doch nachdem er diese Frage gestellt hatte, schien die Luft um sie herum zu gefrieren. Vielleicht hätte er so etwas nicht fragen sollen, denn der Rothaarige sah schon seit einigen Minuten zum Fenster und schien in Gedanken versunken zu sein. Was hatte Zelos denn nur? Hatte Lloyd vielleicht einen Punkt beim Auserwählten getroffen? Ein leises Seufzen entwich ihm, ehe er seinen Mut fasste.
 

„Entschuldige, war eine dumme Frage. Ich war halt neugierig… Du musst nicht antworten, wenn du nicht willst“. Wie dämlich sich Lloyd doch gerade vorkam, konnte er nicht sagen, aber etwas in ihm sagte, dass er diese Entschuldigung hatte einfach aussprechen müssen. So kannte er Zelos nicht, so schweigsam und in Gedanken versunken. Sicherlich hatte er den Rothaarigen an etwas erinnert, woran sich dieser gar nicht erinnern wollte.
 

Der Auserwählte schüttelte seine Gedanken ab, kreisten diese um ein bestimmtes Thema. Klar, er ließ sich sonst nichts anmerken, aber diese Frage hatte nun doch einige Dinge in Erinnerung gerufen, welche er schon so lange verdrängt hatte. Auch ihm entwich ein leises Seufzen, ehe er sein altbekanntes Grinsen präsentierte. „Schon gut, Lloyd… Mach dir keine Gedanken darum“. Zelos erhob sich und schritt zum Fenster, aus welchen er dann einige Minuten schaute. Wieder diese bedrückende Stille, welche sich so seltsam eisig anfühlte. Ja, Lloyd war sich nun wirklich sicher, hier etwas Falsches gesagt zu haben. Deshalb stand er auf, rückte seine Waffen zu Recht und richtete seine braunen Augen wieder auf Zelos.
 

„Vielleicht ist es besser, wenn ich jetzt gehe“ schlug er vor. Nun, ein Vorschlag war dies auch nicht mehr, denn Lloyd selbst fühlte sich nun unwohl. Wieso hatte er nicht seine Klappe halten können? Wieso musste seine Neugier siegen, wo sein Verstand doch sagte, lass es lieber. Nein, er hatte nun etwas ins Rollen gebracht und somit Zelos ins Nachdenken manövriert. Wie gerne Lloyd auch gewusst hätte, was der Rothaarige nun dachte, konnte er nicht sagen. Aber genauso sicher war sich der Braunhaarige, nun besser zu gehen, somit diese Sache auf sich beruhen zu lassen.
 

Leise schritt er zur Tür, legte seine Hand auf die Klinke, als plötzlich die Stimme des Auserwählten erklang. „Es ist schon sehr lange her, sehr lange und ich hatte diese Sache eigentlich schon längst vergessen. Weißt du noch, als ich sagte, das mein Titel ein totaler Witz sei?“. Lloyd ließ seine Hand wieder sinken, wandte sich dem Rothaarigen zu, welcher weiterhin aus dem Fenster blickte. Ein leises ‚Ja’ war Lloyd’s Antwort, denn mehr vermochte er dazu nun auch nicht zu sagen. Irrte er sich, oder klang der Auserwählte ein wenig traurig? Was war damals nur passiert, das es den großen Zelos traurig stimmte?
 

„Um deine Frage zu beantworten… Ja, ich war schon mal verliebt gewesen. Ich war damals ungefähr in deinem Alter gewesen, als ich Tessa kennenlernte. Du kannst mir glauben, sie war eine Augenweide und ich habe damals sofort gewusst, dieses Mädchen entspricht meinen Idealen. Lange blonde Haare, schöne grüne Augen, schöne lange Beine, einfach alles war perfekt gewesen. Durch meinen Titel ist es mir nicht schwer gefallen, an sie heran zu kommen und sie hat mir damals auch deutlich gezeigt, wie sehr sie mich anhimmelte. Nur…“. Der Auserwählte unterbrach sich selbst, wandte seinen Blick nun Lloyd zu, welcher noch immer bei der Tür stand. Schönes Blau traf auf Braun und für einige Sekunden hatte Lloyd das Gefühl, sich in diesen blauen Augen zu verfangen. Jedoch holte ihn die Stimme von Zelos ins Hier und Jetzt zurück.
 

„Mein Titel… Sie war verdammt noch mal nur wegen meines Titels mit mir zusammen gewesen. Eines Abends, ich habe sie nach Hause bringen wollen, als sie plötzlich meinte, sie würde das restliche Stück alleine gehen wollen. Ich war naiv und habe natürlich eingewilligt, aber mein Instinkt hat mir damals gesagt, folge ihr. Ich bin ihr auch gefolgt und dann habe ich sie gesehen, mit ihren Freundinnen, wie sie gelacht hat und immer wieder sagte, wie dumm ich doch sei. Sie hat zu ihren Freundinnen gesagt, dass sie nur mit mir zusammen wäre, weil ich doch eine gute Partie sei. Mein Rang, mehr nicht. Keine Liebe“. Zelos sah wütend zu boten, hatte auch seine Hände geballt, da all diese Wut wieder in ihm aufflammte. So lange hatte er das alles verdrängt und nun kamen alle Emotionen wieder hoch. Er hasste es, der Auserwählte zu sein, konnte deswegen kein normales Leben führen, so wie sein Kumpel, welcher vor ihm stand.
 

Lloyd senkte ebenfalls seinen Blick, hatte er das doch alles nicht gewusst. Sicher, Zelos hatte ihn einige Dinge anvertraut und wie verwöhnt er doch immer von allen wurde, aber das ihm so etwas widerfahren war? Nein, nie hätte er daran geglaubt, dass man Zelos so leicht hinters Licht hatte führen können. „Tut mir Leid“ brachte der Braunhaarige lediglich leise heraus, wusste er auch nicht wirklich, was er dazu sagen sollte. Jedoch wurde ihm nun bewusst, warum sich Zelos so verhielt. Warum er einen auf Draufgänger machte. Es schien ein Schutz zu sein, um nicht noch mal diesen Schmerz spüren zu müssen. Ja, Lloyd war sich da eigentlich schon ziemlich sicher.
 

„Seitdem Tag… Ich habe mir immer wieder gesagt… Nein, ich will nie mehr lieben. Die Frauen sind alle gleich, laufen mir nach, weil sie mich doch sowieso nur als den großen Zelos sehen. Niemand interessiert sich dafür, ob ich vielleicht auch Gefühle habe. Nein, niemand… Ich zahle es ihnen mit gleicher Münze einfach zurück, nutze sie für einige Nächte aus und lasse sie dann fallen. So, wie sie es immer wieder mit mir tun würden“. Zelos entspannte sich allmählich, lief zur Couch zurück und setzte sich wieder hin. Wie gut es ihm nun tat, diese Dinge mal gesagt zu haben. Er wusste, er konnte Lloyd voll und ganz vertrauen, würde dieser diese Dinge nicht weiter erzählen. Eine Tatsache, die er an Lloyd so schätzte.
 

„Zelos…“ hauchte der Braunhaarige, tat einige Schritte und blieb vor Zelos stehen, welcher seinen Kopf gesenkt behielt. Was sollte Lloyd nun tun? Sicher, er konnte nun mitfühlende Worte aussprechen, aber ob der Rothaarige so etwas auch wirklich hören wollte, war eine andere Frage. So kniete sich Lloyd hinab, sah nun, dass dem Auserwählten einige Tränen an den Wangen hinab liefen. Scheinbar aus reiner Wut und Traurigkeit hatten sie sich gebildet.
 

„Sieh mich nicht so an“. Nur leise sprach Zelos diese Worte aus, wollte er so nicht gesehen werden, auch nicht von Lloyd. Er litt lieber still für sich, zeigte so ungern Schwäche, wie nun in diesem Augenblick. Doch Lloyd sah nicht weg, schüttelte nur den Kopf und seufzte. „Tut mir Leid, wenn ich dich durch meine Frage in diese Lage gebracht habe… Ich finde, dass keiner das Recht hat, dich so zu benutzen, nur weil du diesen Titel trägst. Ich weiß schon längst, dass du auch Gefühle hast. Die hat jeder, nur ob jeder Mensch sie zeigt, ist eine andere Sache. Du zeigst sie mir gerade, wenn auch unfreiwillig, aber ich weiß, das diese Gefühle ehrlich sind. Gefühle zu zeigen, ist keine Schwäche“. Lloyd erhob seine Hand und wischte mit dem Daumen einige Tränen fort, welche sich erneut ihren Weg über die Wangen des Auserwählten machten. Vielleicht war dies das Einzige, was er im Moment für Zelos tun konnte. Einfach nur bei ihm sein, ihm zeigen, das Lloyd ihn nicht alleine lassen würde, ganz gleich, wie er sich verhielt, oder wie manches aussehen musste.
 

Zelos schloss seine Augen, versuchte nun auch sein Gemüt wieder etwas zu beruhigen. Lloyd half ihm ungemein dabei, auch wenn er nicht mal viel tat. Dessen Worte ließ er sich einige Minuten durch den Kopf gehen, legte dann ein ehrliches Lächeln auf, da Lloyd schon die Wahrheit sagte. Ja, Lloyd schien ihn irgendwie zu verstehen, wie jedes Mitglied der Gruppe, welches es heute nicht mehr gab. Jeder ging seine eigenen Wege, auch Zelos. Nur, wie sah sein weiterer Weg aus? Würde er diesen alleine gehen müssen? Egal, das würde die Zukunft dann schon zeigen, nur ob der Rothaarige die Kraft dazu hatte, wieder zu vertrauen, das wusste er nicht. Es hatte bei Lloyd und dessen Freunde schon sehr lange gedauert.
 

„Lloyd“ erhob er seine Stimme, spürte, wie Lloyd’s Hand innehielt, welche noch immer einige Tränen seinerseits beseitigte. Braune Augen sahen in seine, schienen auch ein wenig verunsichert zu sein. „Wieso hast du mich so etwas gefragt? Nicht nur aus Neugier, das glaube ich dir nicht“. Ein selbstgefälliges Grinsen legte sich auf Zelos’s Lippen, ehe der Braunhaarige seine Hand zurück zog und suchend, nach einer Antwort, im Raum umher blickte. Klar, er hatte zwar auch aus reiner Neugier gefragt, aber die Wahrheit konnte er dem Rothaarigen unmöglich sagen. Jetzt, wo Lloyd wusste, dass dieser nicht mehr lieben wollte.
 

„Ist das nicht egal?“ murmelte Lloyd nach einer Weile, doch spürte er noch immer den fragenden Blick seitens des Auserwählten. Gott, wieso hatte er nur gefragt? Jetzt saß er hier, zu Zelos’s Füßen und musste sich erklären. Dabei wollte er das doch gar nicht. Der Rothaarige grinste breiter, sah nun auch den leichten Rotschimmer auf den Wangen des Braunhaarigen. Aha? Entweder, es war Lloyd peinlich, oder er verbarg etwas vor Zelos. Eines von beiden musste es sein und Zelos würde Lloyd nicht eher weglassen, bis er eine Antwort auf seine Frage bekommen hatte.
 

„Lass mich Raten, Amigo…“. „Verdammt, nenn mich nicht immer Amigo. Wie oft denn noch?“. Sofort schlug Lloyd sich die Hände vor den Mund, hatte er eigentlich nicht Brüllen wollen. Nur, scheinbar machte sich Zelos einen Spaß daraus, herausfinden zu wollen, warum Lloyd in Wahrheit gefragt hatte. Der Rothaarige zog beide Augenbrauen hoch, hatte er mit solch einen Gebrüll nun nicht gerechnet. Seltsam, zwar regte sich Lloyd oftmals über diesen Kosenamen auf, aber noch nie hatte er ihn deswegen angeschrien. Die Stimme erhoben, mehr aber auch nicht.
 

„Man, reg dich doch nicht so auf, Kleiner“. Zelos machte eine abwertende Geste, grinste dann jedoch dümmlich. Er fühlte sich nun wieder etwas besser, was er Lloyd auch zu verdanken hatte. Er beugte sich etwas vor und sah forschend in die braunen Augen, welche stur in seine sahen. „Ich rate einfach, okay? Lass mich überlegen… Ah, ich weiß, du bist in Colette verliebt, oder? Und nun willst du Unterricht von mir haben, wie du sie am besten rumkriegst“. Ein leises Lachen erklang, ziemlich gehässig, wie Lloyd fand. Wütend stand er auf und drehte sich um. Verdammt, das regte ihn nun wieder so dermaßen auf, das er kurz davor war, einfach zu gehen. Zelos konnte bei den meisten Dingen nie ernst bleiben. Warum nicht? Außerdem lag er mit seiner Vermutung total daneben. Lloyd und Colette waren nichts weiter als Freunde. Klar, es musste für die anderen anders ausgesehen haben, aber mehr hatte er von ihr nicht gewollt.
 

Zelos stand ebenfalls auf, wusste genau, wie wütend Lloyd nun war. Das hatte er auf der Reise oft geschafft und meistens war es der Braunhaarige gewesen, welcher letzten Endes abgehauen war, um für eine gewisse Zeit Ruhe zu bekommen. Demnach wusste Zelos nun auch, das er sich jetzt keinen Fehler mehr leisten konnte. Nur ein Fehler, Zelos wusste es eigentlich schon ganz genau, dann würde Lloyd einfach gehen, ohne ein Wort.
 

„Auf jeden Fall bist du verliebt“ gab er ruhig von sich, schien nämlich dies der Fall zu sein. Und wie Recht Zelos doch hatte, sah er das kaum merkliche Nicken seines Kumpels. „In wen?“ folgte Zelos’s nächste Frage, umkreiste den Braunhaarigen, bis er vor diesem stand. Dessen Augen konnte er nicht sehen, verdeckten seine Haare, welche ihm ins Gesicht fielen, seinen Blick. Auch sah Zelos, wie verkrampft Lloyd doch vor ihm stand. War ihm dieses Thema unangenehm? Vielleicht sollte der Auserwählte besser aufhören Fragen zu stellen.
 

„Lloyd, ich…“ doch bevor Zelos seinen Satz beenden konnte, klingelte es an seiner Tür. Mürrisch drehte er sich der Tür hin, mochte er es nicht sonderlich, wenn man ihn störte. Lloyd atmete erleichtert aus, kam da auf jeden Fall seine Rettung. Vermutlich hätte der Rothaarige nicht aufgehört zu fragen und später wäre somit die Wahrheit heraus gekommen. Nein, Lloyd wollte nicht leiden, weil Zelos nicht lieben wollte, oder es nicht mehr konnte. Außerdem wusste er dessen Meinung nicht, wie dieser dazu stand, wenn Lloyd nur andeutete, er würde einen Mann lieben. Vielleicht sollte er einfach nur noch diese Frage stellen und dann einfach gehen?
 

„Eine Frage noch, dann werde ich nach Hause gehen, Zelos“. Der Rothaarige drehte sich verwundert um, sah im Augenwinkel, dass sein Butler die Türe öffnen würde. „Schieß los, Amigo“. Gerade wollte sich Lloyd wieder aufregen, als er sich selbst zur Ruhe zwang. Vielleicht bekam Zelos überhaupt nicht mit, wie er ihn immer nannte. Genau, der Rothaarige war es vielleicht schon gewöhnt, ihn so zu rufen. „Eigentlich… Was würdest du dazu sagen… Weißt du, ich…“. Lloyd biss sich auf die Unterlippe, spürte auch die Wärme, welche sich auf seinen Wangen ausbreitete. Gott, wie peinlich. Er stotterte hier Zelos einen vor, was dieser sicherlich wieder total lustig fand.
 

„Nur nicht so schüchtern“ grinste Zelos, sah man es nicht oft, wenn Lloyd etwas peinlich erschien. Kurz stupste er ihn an, sollte sich der Braunhaarige etwas am Riemen reißen. „Ich lache auch nicht, versprochen“. Lloyd sah kurz auf, fand sich selbst schon irgendwie albern, doch dann fasste er seinen letzten Mut zusammen. „Was würdest du sagen, wenn ich dir sage, dass ich nicht in ein Mädchen verliebt wäre?“.
 

Zelos beugte sich etwas hinab, sah in die braunen Augen seines Freundes, welcher jedoch zu Boden blickte. Dessen Wangen glühten förmlich, was Zelos nur noch mal beteuerte, wie unangenehm und peinlich Lloyd diese Frage doch schien. „Er ist in einen Kerl verliebt?“ fragte sich der Auserwählte insgeheim. Nun, das hatte er nun nicht erwartet, aber wenn Lloyd sich dem anderen Ufer zugewandt hatte, dann bitte.
 

„Ja und? So lange du nicht behauptest, dass ich der Glückliche bin, ist doch alles in Ordnung“ kicherte Zelos, schloss dabei seine Augen und konnte demnach auch nicht sehen, wie Lloyd kurz zusammen zuckte. Ja, diese Worte hatten gesessen, aber der Braunhaarige fasste sich schnell wieder, durfte nicht zeigen, wie verletzend diese Worte doch auf ihn wirkten. „Na dann… Ich werde gehen. Deine Freundin ist ja da“ murmelte Lloyd und deutete zur Türe hin, in welcher dieses blonde Mädchen von vorhin stand. Scheinbar hatte sie Sehnsucht nach Zelos und da wollte Lloyd diesen Mädchen nicht im Wege stehen, auch wenn sein Freund mit ihr spielte, oder was auch immer.
 

Der Auserwählte stockte, sah zu Lloyd, welcher an die Blonde vorbeiging, ihr ein Lächeln schenkte und dann aus die Türe trat. Er sah nicht mal zurück, so, als sei er zutiefst verletzt. Hatte Zelos vielleicht etwas Falsches gesagt? Kurz überlegte er, doch kam er nicht darauf. So schloss der Butler die Türe und ließ das Mädchen mit Zelos allein.
 

Lloyd lief noch einige Minuten durch die Gassen in Meltokio, trat einen Stein vor sich her und seufzte wehleidig. Super, Zelos hatte also seinen Standpunkt klar gemacht. So lange Lloyd nicht auf ihn stand, war alles in Ordnung. Aber genau das war doch der Fall. Verdammt, wie gerne würde er dieses Treffen nun ungeschehen machen, aber es ging nicht. „Er spielt nur mit den Mädchen und will auch so nichts mit der Liebe zutun haben. Wieso habe ich mir eigentlich Hoffnungen gemacht? Ich bin so ein dämlicher Idiot“. Nochmals holte er mit dem Fuß aus, trat den Stein weiter und vergrub seine Hände in den Hosentaschen. Vielleicht sollte er vorerst Abstand von Zelos halten, denn wenn er ihn nun regelmäßig besuchen ging, dann tat er keinem einen Gefallen. Ja, vielleicht wäre es besser so, für beide.
 

Nachdem einige Stunden vergangen waren, sah Zelos noch immer aus dem Fenster. Die Nacht war längst angebrochen und neben sich hörte er das gleichmäßige Atmen des blonden Mädchens, welches er sich zuvor noch genommen hatte. Wie immer eben, wenn sich ein Mädchen ihm bereitwillig an den Hals warf. Morgen würde wieder dasselbe passieren, er würde sie einfach rausschmeißen, ihr sagen, sie war nur gut genug für diese Nacht gewesen und das war es dann auch. Manche ließen dies einfach mit sich machen, andere schauten ihn dann nicht mal mehr an. Egal, es war ihm im laufe der Jahre egal geworden.
 

„Lloyd hat sich irgendwie verändert… Der ist vielleicht ein komischer Kerl. Fragt mich, ob ich schon mal verliebt gewesen wäre… Muss ich das alles verstehen? Er ist so bekümmert abgehauen. Ich hab doch wirklich nichts Falsches gesagt, oder?“. Frustriert dachte der Auserwählte nach, doch fand er keinen Fehler bei sich. Oder hatte er sich irgendwie falsch ausgedrückt und Lloyd hatte dies dann falsch aufgenommen? Nein, da war doch auch nichts, oder? Verdammt, wieso machte er sich nun solche Gedanken darum?
 

„Weil er mein Amigo ist und ich nicht will, dass er wütend auf mich ist“ murmelte Zelos leise für sich. Ja, das war eigentlich der Grund, weswegen er sich nun Gedanken machte. Er wollte eben nicht seinen besten Freund verlieren, denn einen anderen hatte er nicht. Er vertraute nur Lloyd und würde er dessen Vertrauen verlieren, dann hatte Zelos wirklich niemanden mehr.
 

Ganz anders war es bei Lloyd, welcher gerade das Haus betrat und sich kurz umschaute. Sein Stiefvater war scheinbar schon zu Bett gegangen. Genis hatte also wirklich Bescheid gesagt, das der Braunhaarige später kam. Zu Spät, denn er war noch ziellos durch die Gassen gewandert, hatte sogar einen Heulkrampf bekommen, weil er einfach nicht wusste, wie er nun mit diesen Gefühlen umgehen sollte. Alles erschien ihn zu kompliziert und es tat auch irrsinnig Weh, zu wissen, das zwischen ihm und Zelos nie etwas laufen würde. Nein, niemals würde da ein stärkeres Band sein. Nur die Freundschaft blieb und um diese zu erhalten musste Lloyd schweigen.
 

Langsam stieg er die Treppen hinauf, schwenkte dann nach Rechts in sein Zimmer ein und ließ sich aufs Bett fallen. Müde war er auch schon, hatte er am heutigen Tage einfach zu viele Tränen vergossen. „Ach Zelos“ seufzte er, zog sich noch im Halbschlaf aus, ehe er sich die Decke über den Kopf zog. Nur noch schlafen und all die Sorgen vergessen, mehr wollte er diese Nacht nicht mehr. Vielleicht würde er bald lernen, mit diesen Gefühlen umzugehen und wenn er das geschafft hatte, dann konnte er auch wieder mit Zelos reden, mit ihm zusammen sein, ohne das es Lloyd innerlich schaden zufügte. Ja, Lloyd nahm es sich vor, er würde es Zelos zuliebe lernen und seiner selbst Willen.

Nächtlicher Besuch!

Eine Stunde verging und Zelos lag immer noch wach. Verdammt, er konnte einfach nicht einschlafen, so sehr er es auch versuchte. Diese Gedanken, welche sich um seinen Kumpel drehten, ließen ihn nicht mehr los. Egal, was Lloyd so sehr verletzt hatte, Zelos war sich eigentlich fast schon sicher, dass er wohl die Ursache war. Nur, warum? Wieso konnte sich der Auserwählte nicht erklären, weswegen er diese Schuld tragen sollte? Nochmals dachte er über ihr Gespräch nach, doch wieder fand er keinen Fehler bei sich. Nein, an sich war es doch so wie immer gewesen. Abgesehen davon, das Zelos seine verletzbare Seite gezeigt hatte.
 

Mürrisch richtete er sich auf, stupste Bella an, damit diese wach wurde. Diese öffnete ihre Augen, sah verschlafen zum Auserwählten auf, welcher einen ernsten Blick aufgelegt hatte. Ihr huschte ein Lächeln auf ihre Lippen, ehe sie sich ebenfalls aufsetzte, die Bettdecke jedoch stärker an sich zog. „Was ist denn, mein hübscher Auserwählter?“ wollte sie lieblich wissen, schmiegte sich an ihn, was er nur mit einem Seufzen kommentierte. Nun würde das passieren, was eigentlich erst morgens stattfinden sollte, aber er konnte es nicht länger aushalten. Außerdem regte ihn diese Anrede schon wieder innerlich auf. Zwar hatte der König von Meltokio dafür gesorgt, dass er von allem entbunden wurde, aber dieser Titel wollte einfach nicht weichen. Jedes Mädchen, oder jede junge Frau sprach ihn immer noch mit Master Zelos, oder Auserwählter an.
 

„Zieh dich an und verschwinde“ gab er ihr zu verstehen. Mehr bedarf es einfach nicht zu sagen, jedenfalls sah Zelos es so. „Wieso? Ich dachte, wir…“. Der Auserwählte erhob sich, seufzte nochmals aus, ehe er sich seine Kleidung vom Boden nahm. Nun stand er da, in seiner vollen Blöße, doch schämen tat er sich nicht. Warum auch? Jeder sagte, selbst einige Kerle hier, wie toll er doch aussähe. Zelos wusste es doch selbst, sagte dies auch des Öfteren, auch wenn es ein wenig eingebildet rüber kam.
 

„Geh einfach ohne Diskussion. Die Nacht mit dir war nett, aber mehr wird zwischen uns niemals laufen“. Es klang hart, das wusste Zelos selbst, aber es musste sein. Es war eben jedes Mal dasselbe. Eine, oder mehrere Nächte hatte er ein Mädchen und dann warf er sie weg, als seien sie Dreck. Klar, dies musste den Mädchen ziemlich schmerzen, da sie sich doch oftmals mehr erhofften, als nur eine kleine Bettgeschichte, aber Zelos wollte und konnte nicht mehr geben. Zu groß war seine Angst, dass er nochmals so hinterhältig verarscht wurde. Nein, soweit würde er es nie mehr kommen lassen.
 

Wortlos, jedoch mit einigen Schluchzern, stand Bella auf und nahm sich ihre Kleidung. Überhastet zog sie sich an, sah hin und wieder zum Rothaarigen rüber, welcher sich ebenfalls anzog. Wieso? Sie verstand den Auserwählten einfach nicht, hatte er ihr doch so liebe Worte ins Ohr geflüstert. Hatte er diese nicht ernst gemeint, sondern die Worte nur gesagt, um sie ins Bett zu kriegen? Nochmals entfuhr der Blonden ein Schluchzen, ehe sie sich noch ihre Schuhe anzog und dann zur Zimmertür ging. Ein letztes Mal sah sie zurück, hoffte, das Zelos es doch nicht so meinte, aber da irrte sie sich. Er sah sie nicht einmal an, so, als würde er sie nicht kennen. So öffnete Bella die Türe, schluchzte nochmals, ehe sie aus das Zimmer trat, die Tür hinter sich leise schloss.
 

Der Rothaarige wartete einige Minuten, hörte die leisen Schritte von ihr, das Knarren der Treppe und kurz darauf die Haustüre. Sie war verschwunden, ohne jegliche Diskussion. Gut, wenigstens etwas blieb ihm diese Nacht erspart. Nun stand er hier, fertig angezogen und sah sich in seinem großen Schlafzimmer um. Schon immer fand er, dass seine Räumlichkeiten für eine einzelne Person viel zu groß waren, aber er, als der Auserwählte hatte diese Villa bekommen. Der König hatte einst gemeint, ihm stände es als Adliger doch zu, aber so adelig fühlte sich Zelos gar nicht. Klar, er genoss diesen Service, aber oftmals fühlte er sich in dieser großen Villa allein.
 

Wieder seufzte er, fuhr sich mit beiden Händen durch sein rotes Haar, um seine Gedanken zu ordnen. Eigentlich stand sein Entschluss schon längst fest, aber ob er das nun wirklich tun sollte? Er hatte Bella auch nur deswegen rausgeworfen, da er sie nicht unbeaufsichtigt hier lassen wollte. „Ach Amigo, was tut man nicht alles“ grinste er dümmlich, legte seine Waffen an und schlüpfte in seine Schuhe. Okay, jetzt war jeder Zweifel nebensächlich, denn er konnte das einfach nicht so stehen lassen. Er würde Lloyd nun zur Rede stellen, egal, welche Uhrzeit es nun war. Zelos konnte vorher einfach keinen Schlaf finden, denn er fühlte sich schon etwas schuldig, auch wenn er nicht genau wusste, warum eigentlich.
 

Leise verließ er sein Schlafzimmer, ging langsam die Treppen hinab, da er seinen Butler und seine Angestellte nicht wecken wollte. Ja, er hatte ja diese Halbelfe eingestellt, da diese sonst keine Arbeit bekommen hätte. Dessen Sohn, er erinnerte sich noch genau, hatte in Sybak gebettelt, da sie sonst nichts zu Essen bekommen hätten. Zelos grinste über sich selbst, hätte er vor Jahren nicht mal im Traum daran gedacht, eine Halbelfe bei sich Arbeiten zu lassen, wo doch seine Mutter von Halbelfen ermordet worden war. Ja, er hatte sie gehasst, aber nachdem er Raine und Genis besser kennengelernt hatte, hatte er seine Meinung gegenüber Halbelfen überdacht. Halbelfen waren nicht alle gleich und somit hatte er es akzeptiert.
 

Als er endlich die Haustüre öffnete, kam ihm ein kalter Windzug entgegen. Zwar herrschte es Sommer, aber in den Nächten war es dennoch eisig kalt. Demnach würde er wohl seinen Rheard benutzen, um schnell zu Lloyd zu kommen. Ob dieser wütend werden würde, wenn Zelos nun einfach mitten in der Nacht beim Braunhaarigen auftauchte? Der Rothaarige würde es gleich sehen, lag Iselia nicht weit entfernt, sowie das Haus von Lloyd’s Stiefvater. Rasch zog er seine Flügeltasche heraus, schritt auf eine freie Fläche, da diese Rheards schon etwas groß waren. Als dieser erschienen war, setzte er sich auf den Sitz und startete den Antrieb. Seine roten Haare wehten nach hinten, als sich der Rheard schnell in die Lüfte erhob und Zelos eine bestimmte Richtung einlenkte. Ja, das hatte er irgendwie vermisst, dieses befreiende Gefühl durch die Lüfte zu gleiten, als sei man ein Vogel. Ob Lloyd sich auch so fühlte, oder erging es nur dem Auserwählten so? Seitdem der Frieden eingekehrt war, langweilte sich Zelos ungemein. Er wollte endlich wieder neue Abenteuer erleben, aber auf diese müsse er wohl ewig warten.
 

Wenig später, Zelos kam es wie eine Ewigkeit vor, kam ihm das Haus von Lloyd ins Blickfeld. Ein kleines Lächeln erschien auf seinen Lippen, würde er nun landen und sich in das Zimmer des Braunhaarigen schleichen. Sicherlich schlief dieser schon längst, aber das war dem Auserwählten nun herzlich egal. Irgendwie, vielleicht auf die sanfte Art, würde er Lloyd wecken, um diesen nun zur Rede zu stellen. Vorher würde Zelos nicht gehen, denn diese Gedanken beherrschten selbst jetzt noch seine Sinne.
 

Leise landete er im Vorgarten, hoffte, das er dadurch Lloyd’s Stiefvater nicht geweckt hatte. Der Braunhaarige selbst schlief sicherlich wieder wie ein Baby. Dies hatte Zelos auch auf der Reise festgestellt, konnte man Lloyd sogar im Schlaf ermorden, wenn man es wollte. Kurz huschte sein Blick zum Stall, in welchen Noishe saß und ihn nun fragend musterte. Klar, Tiere hatten ein viel sensibleres Gehör, als Menschen und somit hörten sie selbst das leiseste Knacken. „Schhhht“ entwich es dem Auserwählten, sollte Noishe nun bloß nicht laut losheulen. Das hundeähnliche Tier ließ seinen Kopf wieder sinken, schloss seine Augen, da er Zelos verstanden hatte. Scheinbar wollte der Auserwählte zu seinem Herrchen.
 

Zelos sah sich weiter um, sah nach oben und überlegte rasch. Sollte er nun die Ranken hinaufklettern, um zu Lloyd’s Zimmer zu kommen? An sich eine gute Idee, denn er weigerte sich strikt, einfach ins Haus zu gehen. Auf Ärger hatte er nämlich keine Lust. So prüfte er die Ranken, welche an der Hauswand wuchsen, ob sie sein Gewicht halten würden. Als Zelos sich sicher war, hievte er sich hoch, murrte etwas Unverständliches in sich hinein, da er sonst so etwas überhaupt nicht tat. Egal, anders konnte er nicht zu Lloyd’s Zimmer gelangen.
 

Oben beim Balkon angekommen, atmete er schwerfällig durch. Gott, das würde er auch nicht jeden Tag machen, aber nun war er endlich hier oben. Ob Lloyd die Tür abgeschlossen hatte? Nein, sicherlich nicht, denn der Braunhaarige rechnete sicherlich nicht damit, dass jemand nachts in sein Zimmer wollte, noch dazu über den Balkon. Grinsens legte er seine Hand auf die Klinke und drückte sie herunter. Nicht abgeschlossen, ganz so, wie er es sich gedacht hatte. Schnell schlüpfte er ins Zimmer, schloss die Türe hinter sich und sah sich kurz in diesem kleinen Zimmer um. Nett, zwar etwas klein, aber nett. Ein kleiner Schreibtisch stand neben dem Bett, einige Bilder zierten die holzartigen Wände. Zwar besaß der Braunhaarige nicht viel, doch fand Zelos, das dieses Zimmer etwas Heimisches an sich hatte.
 

Langsam trugen ihn seine Füße zum Bett, in welches Lloyd lag. Die Decke hatte er scheinbar im Schlaf herunter gestrampelt, denn Zelos hatte einen wunderbaren Blick auf Lloyd’s Körper. Der Braunhaarige schlief meistens immer mit seinem schwarzen Hemd, was Zelos nicht nachvollziehen konnte. Er hasste es, ein Hemd im Bett zu tragen, aber letzten Endes war es nun auch egal. Deswegen war er sicherlich nicht hierher gekommen.
 

„Zelos… Pass auf, da…“ begann der Braunhaarige zu murmeln. Zelos trat etwas näher zum Bett, setzte sich auf dem Bettrand, um besser zuzuhören. Jedoch huschte ihm ein kleines Grinsen auf die Lippen, als er seinen Namen hörte. Träumte Lloyd vielleicht öfter von ihm? Was hieß denn hier, er solle aufpassen? Träumte der Kleine etwa von einem Kampf? „Zelos, hör doch endlich auf mit den Mist“ murrte Lloyd, drehte sich auf die Seite und schmatzte. Nun konnte Zelos in das entspannte Gesicht sehen, gab ihm der scheinende Mond etwas Licht, um alles genau zu betrachten.
 

„Ich mach doch noch gar nichts“. Das ‚noch’ betonte Zelos extra, erhob seine rechte Hand und ließ diese über die Seite des Braunhaarigen gleiten. Ein kleines Kichern kam ihm entgegen und somit animierte es Zelos dazu, sein Handeln fortzuführen. Ja, Lloyd war an einigen Stellen kitzelig und das nutzte der Auserwählte oftmals gern aus. Nicht nur, das sich sein Kumpel dann total darüber aufregte, nein, Zelos empfand dabei Spaß, wenn Lloyd ihn immer wieder wütende Blicke zu warf.
 

Es dauerte auch nicht lange, bis der Braunhaarige blinzelte, die störende Hand von seiner Hüfte schob und einmal laut gähnte. Wer ärgerte ihn denn nun beim Schlafen? „Na Schlafmütze? Bist du endlich wach?“ wollte eine belustigte Stimme wissen, welche Lloyd nicht sofort zuordnen konnte. Erst rieb er sich über die Augen, setzte sich dann langsam auf und sah dann in die Richtung, aus der er die Stimme wahrgenommen hatte. Seine Augen wurden groß, als er Zelos im Mondschein erblickte. Was machte der Auserwählte hier? Und noch dazu mitten in der Nacht?
 

„Zelos… Weißt du eigentlich, wie Spät es ist? Was machst du denn um diese Uhrzeit hier?“. Zwar wusste Lloyd nicht genau, wie Spät es eigentlich war, aber sicherlich weit nach Mitternacht. Zudem fragte sich der Braunhaarige, wie Zelos hier reingekommen war, denn er glaubte nicht, das der Rothaarige einfach so in ein Haus eindrang, auf die Gefahr hin, entdeckt zu werden. „Immer langsam, Amigo. Werde doch erstmal richtig wach, dann erkläre ich dir mein Anliegen“ grinste der Auserwählte, schob Lloyd’s Beine etwas beiseite und setzte sich ganz aufs Bett, zog sich vorher noch seine Schuhe aus, um nicht das Bett dreckig zu machen.
 

Lloyd sah verwundert zum Rothaarigen, welcher sich einfach auf sein Bett ausbreitete, sich nun gegen die Wand lehnte und wartete. Nun, er war jetzt hellwach, aber er verstand einfach nicht, wieso Zelos zu ihm gekommen war. Hatte dieser vielleicht etwas bemerkt? Nein, Lloyd war sich sicher, dass der Rothaarige nicht wusste, was in Lloyd vorging. Jedenfalls hoffte es der Braunhaarige, denn die Art, wie Zelos noch immer mit ihm umging, sagte doch eigentlich, dass dieser nichts wusste.
 

Auch Lloyd lehnte sich an die Wand, sah fragend zum Auserwählten, welcher seinen Blick erwiderte. „Lloyd, du bist heute Nachmittag so schnell abgehauen und hast irgendwie verletzt gewirkt. Habe ich vielleicht etwas Falsches gesagt? Ich bin eigentlich nicht der Typ, der sich um die Gefühle anderer Gedanken macht, aber bei uns ist es etwas anderes. Du bist mein Amigo und deswegen mache ich mir schon etwas Sorgen“. Nun, Zelos fand, das er seinen Grund nun richtig geschildert hatte, denn anders war es ja auch nicht. Er machte sich schon ein wenig Sorgen um Lloyd, war dieser wirklich so überhastet abgehauen. Und dann noch mit trauriger Miene. Allein dieser Gedanke ertrug Zelos nicht.
 

Der Braunhaarige senkte seinen Kopf, schien Zelos zwar nicht zu wissen, was er nun wegen diesen durchmachte, aber er hatte scheinbar bemerkt, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Nun, was sollte Lloyd dazu sagen? An sich wollte er sich dazu nicht äußern, denn der Auserwählte würde ihn nie verstehen. Jedenfalls schätzte Lloyd seinen Freund so ein. „Es ist nichts“ murmelte er leise, klang es nicht halb so standfest, wie Lloyd es gerne gehabt hätte. Und auch Zelos schien dies nicht glauben zu wollen, beugte sich etwas vor und suchte den Blickkontakt.
 

„Deine Augen sagen mir etwas anderes, Kleiner. Wir können doch über alles reden, oder nicht?“. Diesmal schüttelte Lloyd seinen Kopf, schaffte es endlich, einmal ehrlich zu sein. Nein, er konnte gerade mit Zelos nicht darüber reden, egal, wie sehr er sich seine Sorgen doch von der Seele reden wollte. Der Rothaarige war nicht dumm, würde dann bemerken, was Lloyd hatte und was danach kam, wollte der Braunhaarige lieber nicht wissen. Dabei hatte er sich doch vorgenommen, seinen Freund aus dem Weg zu gehen, bis er mit seinen Gefühlen umgehen konnte. Toll, nun saß seine Liebe neben ihm, schien sich Sorgen zu machen, aber Lloyd konnte mit der Wahrheit nicht rausrücken. Was für ein Unterfangen, musste sich der Kleinere eingestehen.
 

„Du wirkst traurig und einsam, weißt du das eigentlich? Ich weiß zwar nicht, wieso du mit mir nicht darüber reden kannst, aber ich vermute einfach mal stark, dass es sich um deine Liebe handelt? Weiß derjenige denn, das du ihn liebst?“. Wieder brachte es Lloyd nur fertig, seinen Kopf zu schütteln. Gleichzeitig spürte er einen tiefen Stich durchs Herz, tat es einfach nur Weh, zu schweigen. Hoffentlich ging Zelos bald, denn Lloyd war sich nicht sicher, wie lange er seinen Schmerz noch verbergen konnte.
 

Auch Zelos bemerkte nun langsam, wie sehr sich Lloyd doch quälte, sprach dessen Blick einfach Bände. Wieso? Hatte Lloyd denn nicht den Mut, es seiner Liebe zu sagen, oder lag da noch ein anderes Problem vor, von welchen Zelos nichts wusste? Er stützte sich auf seinen Händen ab, sah nun genau in die Augen seines Kumpels, welcher seinen Blicken jedoch auswich. „Lloyd, wenn du reden willst, dann sprich mit mir. Ich lache auch nicht… Ich sehe doch genau, wie sehr dich das gerade quält. Kenne ich die Person? Willst du deswegen nicht mit mir darüber sprechen? Hast du Angst, ich gehe zu dem und sage, was Sache ist?“. Lloyd sah auf, wusste nicht genau, was er dazu sagen sollte, ehe ihn die ersten Tränen an den Wangen hinab liefen. All die Unterdrückung seines Schmerzes, alles umsonst. Er konnte seine Beherrschung nicht länger aufrecht erhalten.
 

Der Auserwählte sah entgeistert in die braunen Augen seines Kumpels, welcher scheinbar aufgegeben hatte, seinen Schmerz zu unterdrücken. Nun saß er da, weinte vor ihm und Zelos hatte das Gefühl, den Bogen überspannt zu haben. Das hatte er nicht gewollt und dafür war er auch nicht hergekommen. Zögerlich legte er seinen Arm um Lloyd, wollte er ihn nicht so sehen. Zwar hatte er ihn schon oft weinen sehen, dies oftmals wegen Colette, aber nicht so. Nun wirkte Lloyd wirklich angreifbar.
 

„Tut mir Leid, Kleiner. Das habe ich nicht gewollt. Ich bin doch nur hierher gekommen, weil ich selbst nicht schlafen kann. Irgendwie fühle ich mich schuldig, verstehst du? Irgendetwas ist mit dir. Lass mich dir doch helfen“. Nur leise sprach Zelos diese Worte aus, spürte im nächsten Moment Lloyd’s Kopf auf seiner Schulter, eine Hand an seiner Brust, welche sich in sein Gewand krallte. Nein, so hatte er Lloyd wirklich noch nie gesehen.
 

Der Braunhaarige behielt seine Augen geschlossen, versuchte sich wieder zur Ruhe zu zwingen. Er bemerkte nicht wirklich, wo er sich anlehnte, spürte nur die beruhigende Hand, welche über seinen Rücken strich. „Ich glaube…“ begann Lloyd, doch ging der Rest seines Satzes in ein Schluchzen unter. Gott, er wollte sich gar nicht ausmalen, wie er nun da stand. Morgen würde Zelos sicherlich sagen, wie dämlich er Lloyd doch fand.
 

„Beruhige dich erstmal, Lloyd“ murmelte Zelos, ließ seine rechte Hand immer wieder über Lloyd’s Rücken gleiten, denn dadurch schien sich dieser endlich etwas zu entspannen. Es war so neu für den Auserwählten, denn er half nicht oft bei solchen Problemen. Jedoch wollte er für seinen Freund da sein, wie dieser es heute Nachmittag bei ihm gewesen war. Genau, so gingen doch Freunde miteinander um. „Ich glaube, dass meine Liebe aussichtslos ist“. Der Rothaarige sah verwundert zu Lloyd hinab, sprach dieser sehr leise, da er wohl nicht mehr die Kraft verspürte, lauter zu sprechen.
 

Zelos schüttelte schnell seinen Kopf, konnte Lloyd das doch vorher nicht wissen. „Woher willst du das wissen? Du hast es ihm doch noch gar nicht gesagt“. Entweder hatte Zelos nicht richtig zugehört, oder er verstand heute wirklich nichts. Gerade noch hatte Lloyd doch gemeint, er habe es seiner Liebe noch nicht gesagt. „Er steht nur auf Frauen, nicht auf Kerle… Ich kenne seine Meinung dazu“. Lloyd löste sich von Zelos, lehnte sich wieder an die Wand und sah ausdruckslos im Zimmer umher. Ja, jetzt konnte er irgendwie reden, nur hoffentlich stieg Zelos nicht dahinter, das er gerade ihn damit meinte.
 

„Du hast ihn also gefragt? Und er hat zu dir gesagt, dass er davon nichts halten würde? Okay, jetzt verstehe ich deine Situation…“. Zelos überlegte kurz, ob man da nicht doch etwas machen könnte, aber so wirklich wollte ihm nichts einfallen. „Sag es ihm trotzdem. Ich meine, dann bist du diese Worte los und kannst irgendwann darüber hinweg kommen“. Genau, Zelos fand, das dies die einzige Möglichkeit wäre, um Lloyd zu helfen. Anders würde er an diesen Gefühlen vielleicht verrecken.
 

„Ich will die Freundschaft nicht aufs Spiel setzen“ entgegnete Lloyd nach einer Weile schlicht. Zelos sah wieder zum Braunhaarigen, schien dieser sich nun vollends beruhigt zu haben. So zog er seinen Arm zurück, welcher noch immer auf Lloyd’s Schulter ruhte. „Lloyd, ich bin dir zwar keine große Hilfe dabei, da ich mit der Liebe abgeschlossen habe, aber du solltest es ihm sagen. Ein bisschen Risiko ist immer dabei, sonst wäre einiges einfacher, verstehst du? Wenn du schweigst, dann machen diese Gefühle deine Seele irgendwann kaputt und das willst du nicht, glaub mir“. Lloyd sah ebenfalls zu Zelos rüber, überlegte eine Weile, bis er irgendwann dazu nickte. Ja, sein Freund hatte Recht, aber dies würde er in nächster Zeit noch nicht schaffen. Zu einem Geständnis bedarf es sehr viel Mut, welchen Lloyd noch lange nicht hatte.
 

„Gut so, mein Amigo“ grinste Zelos, war er nun froh, seinen Freund vielleicht ein wenig geholfen zu haben. So rutschte er zum Bettrand hin, wollte gerade seine Schuhe anziehen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Verwundert sah er über seine Schulter, in die immer noch traurigen Augen des Braunhaarigen. „Möchtest du nicht hier bleiben? Es ist schon Spät und außerdem…“. „Außerdem fühlst du dich einsam?“. Zelos lächelte sanft, als er Lloyd’s verwunderten Blick auffing. Nun, Zelos selbst fühlte sich doch auch oftmals einsam, aber er würde niemals fragen, ob jemand bei ihm bleiben würde. Lloyd hatte aber scheinbar diesen Mut und somit nickte Zelos zaghaft, entledigte sich seines Gewandes, ließ sein Hemd auf den Boden fallen und streifte sich seine Handschuhe ab. Dann rutschte er auf das Bett zurück, sah Lloyd an, welcher sich wieder hingelegt hatte.
 

„Dein Bett ist ziemlich klein“ stellte Zelos trocken fest, maß mit den Augen ab, wie viel Platz er in Anspruch nehmen konnte. Ein Seufzen ließ ihn zu Lloyd sehen, welcher die Bettdecke anhob. „Tut mir Leid, ich bin leider nicht so reich, wie du, sonst hätte ich auch ein größeres Bett“. Zelos verengte seine Augen, legte sich wortlos hin, da er diese Anspielungen hasste. Er hatte nie darum gebeten, ein Vermögen zu haben, auch wenn es sich dadurch einfacher leben ließ. Im Endeffekt zog es doch eh nur wieder Mädchen an, die auf sein Geld scharf waren.
 

Lloyd sah in das wütende Gesicht seines Freundes, wusste auch genau, weswegen dieser so wütend war. „Entschuldige…“ murmelte er leise, rückte ein wenig näher in Zelos’s Richtung, da Lloyd schon sehr nahe am Rand lag. Kurz berührten sich ihre Beine, ehe dem Braunhaarigen eine unangenehme Röte ins Gesicht stieg. Gott, er hatte noch nie mit Zelos in einem Bett geschlafen. Im selben Zimmer, ja, aber noch nie in einem Bett. Ob das gut ging?
 

Zelos’s Gesichtszüge entspannten sich wieder, ehe er nun seine Augen schloss. Diese hauchzarte Berührung machte ihm nichts aus, denn er wusste genau, dass es keine Absicht gewesen war. Jedoch störte ihn ein anderes Detail, welches sich nicht überhören ließ. Vielleicht irrte er sich auch nur, aber das konnte auch nicht sein, denn er spürte nahe an seiner Seite ein starkes Klopfen. „Lloyd? Wieso schlägt dein Herz so schnell? Ich kann es sogar hören, so laut, wie es schlägt“. Dem Rothaarigen kam es nicht Geheuer vor, aber er wartete geduldig, bis sein Kumpel seine Erklärung abgab.
 

Lloyd sog scharf die Luft ein, versteckte sein Gesicht ins Kissen, denn er spürte ja selbst, wie schnell und vor allem, unregelmäßig sein Herz doch schlug. Zelos hörte es, konnte es vielleicht sogar spüren. Gott, was sollte er nun sagen? „Ich weiß auch nicht“ murmelte er leise, hoffte, das Zelos nicht weiter fragen würde. Der Rothaarige drehte sich auf die Seite, sah in die braunen Augen seines Freundes, welcher unsicher auf Zelos’s Brust starrte. Kurz schluckte er, denn Zelos sah ihn so forschend an. Nein, er durfte noch nicht hinter Lloyd’s Geheimnis kommen.
 

„Zwar kann ich dir das auch nicht glauben, aber was soll’s. Rück näher, sonst fällst du noch runter“. Bestimmend zog er den Braunhaarigen näher, ließ seinen Arm einfach auf dessen Taille liegen, da er nun schlafen wollte. Ob es Lloyd vielleicht unangenehm erscheinen könnte, war ihm in diesem Moment egal. Jedoch wichen seine Vermutungen, als er Lloyd’s Kopf dicht an seiner Brust spürte, dieser auch zögerlich seinen freien Arm um Zelos legte. Dies zauberte dem Auserwählten ein kleines Grinsen auf die Lippen. So hatte er auch noch nie geschlafen, denn seine Mädchen durften ihn im Schlaf nicht belagern. Jedoch war dies hier eine ganz andere Sache, denn Lloyd schien Wärme zu brauchen. Nicht die körperliche Wärme, sondern einfache Geborgenheit, die Zelos ihm geben konnte. Und dafür bekam der Auserwählte ebenfalls etwas Geborgenheit, brauchte auch er mal einen Platz, wo er sich wohlfühlen konnte. Hier bei Lloyd fühlte er sich wohl.
 

„Gute Nacht, Amigo“ hauchte er leise, ließ seine Hand ein wenig höher gleiten und kraulte Lloyd ein wenig über den Rücken. Eine Gänsehaut bildete sich auf den Armen des Braunhaarigen, hatte er mit solchen wohltuenden Berührungen nicht gerechnet. Wieso tat Zelos das alles? Er musste ihn doch nicht in die Arme schließen, oder ihn gar verwöhnen. „Gute Nacht, Zelos“ murmelte er leise, schaffte er es nicht mal mehr, sich über diesen blöden Kosenamen aufzuregen. Nein, Lloyd fand inzwischen, dass dieser Name, welcher nur Zelos aussprach, etwas Besonderes war. Niemand würde ihn je ‚Amigo’ nennen dürfen, außer Zelos.
 

Der Rothaarige bemerkte nun langsam diese Gänsehaut, musste jedoch nur darüber Lächeln, als sich Lloyd noch enger an ihn schmiegte, ihm diese Berührungen scheinbar gefielen. „Derjenige, dem dein Herz gehört, sollte dich nicht abweisen. Das hast du echt nicht verdient, Kleiner“ dachte er sich im Stillen, meinte er das auch wirklich ehrlich. Ja, sein kleiner Freund war eine gute Partie, fand Zelos zumindest, aber jeder sah dies sicherlich anders. Egal, der Rothaarige beschloss in diesem Moment, für Lloyd da zu sein, wenn man ihn abwies. Genau, er würde ihn trösten, egal wie.
 

Lloyd war schon längst eingeschlafen, hatte ein verliebtes Lächeln auf den Lippen, denn er fühlte sich in Zelos’s Armen wirklich wohl. Hoffentlich blieb sein Freund noch eine ganze Weile, denn er wollte mehr von dieser Nähe spüren. Einfach nur diese Nähe, okay, vielleicht ein bisschen mehr, aber vorerst würde ihm das hier reichen. Glücklich und zufrieden träumte er vor sich hin, während Zelos’s auch langsam ins Traumland abdriftete, ebenfalls ein kleines Lächeln auf den Lippen trug, da auch ihm diese Nähe gefiel. Daran konnte er sich doch glatt gewöhnen.

Das Versprechen!

Die Vögel zwitscherten munter vor sich hin und ein neuer Tag brach an. Die Sonne erhellte das kleine Zimmer, in welchen sich zwei junge Männer befanden. Eng umschlugen lagen sie in einem kleinen Bett, träumten noch ihre schönsten Träume, doch auch dies sollte bald ein Ende finden, als ein leises Klopfen an der Tür erklang. Mürrisch zuckte Zelos, zog die Bettdecke höher, da ihn dieses Klopfen doch sehr störte. „Sebastian, es ist noch Früh“ murmelte er, sollte sein Butler ihn später wecken. Jedoch hörte das Klopfen nicht auf, nein, es wurde mit jeder Minute, welche verstrich, lauter.
 

Langsam öffnete Zelos seine Augen, blinzelte einige Male, ehe ihm fast das Herz stehen blieb. „Lloyd?“. Verwundert sah er in dessen schlafendes Gesicht, erinnerte sich dann jedoch wieder. Ja, er war hier über Nacht geblieben und hatte sich mit seinen Freund noch etwas unterhalten. Genau, jetzt kam ihm alles wieder in den Sinn. Ein leises Seufzen entwich seiner Kehle, ehe wieder dieses Klopfen erklang, dazu eine wütende Stimme, welche der Rothaarige sofort identifizieren konnte. „Lloyd, steh endlich auf“. Das Klopfen wurde weniger, dafür hörte Zelos leise Schritte, welche auf der Treppe erklang. Lloyd’s Stiefvater wollte scheinbar, das Lloyd endlich aufstand, aber dieser hatte nicht mal das Klopfen wahrgenommen. Ob Lloyd immer diese Weckrufe ignorierte?
 

„Hey Amigo, Zeit zum Aufstehen. Ich glaube, du musst zur Schule“. Ein leises Murren war die Antwort des Braunhaarigen, ehe er sich näher an die Wärmequelle schmiegte und ein zufriedenes Seufzen verlauten ließ. Scheinbar dachte er nicht mal im Traum daran, nun aufzustehen. „Komm schon, Lloyd. Du kriegst sonst Ärger von Raine“ versuchte es der Auserwählte erneut, doch auch das schien dem Braunhaarigen egal zu sein, zog die Bettdecke höher, damit er nichts mehr hören musste.
 

Zelos grinste, wanderte mit seinen Händen von Lloyd’s Rücken zu den Seiten, begann leicht darüber zu streicheln, um seinen Freund nun endlich wach zu bekommen. Anders ging es ja scheinbar nicht. „Lass das, bitte“ kam dem Auserwählten zu Ohren, was ihn nur dazu animierte, weiter zu machen. Dann, nach weiteren Minuten, zog Lloyd die Bettdecke etwas hinab, sah nun verschlafen in blaue Augen, welche belustigt in seine blickten. Kurz gähnte der Kleinere von beiden, ehe er sich langsam von Zelos löste und seine Arme streckte. Gott, er wollte noch liegen bleiben, war noch viel zu müde, um jetzt zur Schule zu gehen. Außerdem würde dann Zelos nach Hause gehen, oder? Nein, das wollte er nicht und deswegen legte er sich wieder hin, schmiegte sich an Zelos’s Brust, welcher verwundert zu Lloyd hinab sah.
 

„Was wird das, Amigo?“. Lloyd sagte nichts, schloss seine Augen wieder und konzentrierte sich auf seine Empfindungen, welche immer stärker wurden. Wie sehr er doch diese Nähe genoss, aber ewig konnte er seinen Auserwählten hier auch nicht festhalten. „Nur noch ein bisschen“ murmelte Lloyd müde, gähnte nochmals und legte seine Hand auf Zelos’s Brust. Kurz strich er über diese weiche Haut, fand Lloyd, dass sich diese Haut unter seinen Fingern gut anfühlte. Ob Zelos so etwas mochte? Immerhin hatte dieser ihn gestern auch gekrault. Konnte er es vielleicht riskieren, ein wenig von dem, was er gestern bekommen hatte, zurück zu geben?
 

„Lloyd, ich… Hör auf, davon kriege ich eine Gänsehaut“. Zelos schüttelte sich kurz, mochte er zwar schon solche Berührungen, aber nicht in diesen Moment. Wusste Lloyd eigentlich, was er da tat? Wieso ließ er dessen Hand über seine Brust gleiten, ganz so, als wolle er den Körper des Auserwählten erkunden? Zelos wusste es nicht genau, sah weiterhin zu Lloyd hinab, welcher seine Augen geschlossen hatte. Was der Kleine wohl gerade dachte? Wie gern hätte Zelos nun gewusst, was in dessen Kopf vorging. Sollte er vielleicht fragen? Es war ja nichts dabei, wenn er nach den Grund fragte. Umsonst wurde er sicherlich nicht von Lloyd belagert.
 

Gerade, als sich Zelos seinen Satz zu Recht gelegt hatte, hörte Lloyd auf. Sichtlich errötet stand er dann doch auf, denn ihm wurde nun endlich klar, was er da eigentlich tat. Nein, das durfte er nicht machen, denn Zelos wusste nicht, warum er das eigentlich tat. Und den Grund wollte und konnte er jetzt nicht nennen, ganz gleich, wie lange der Rothaarige auch fragen würde. Rasch schnappte er sich seine Kleidung und verließ das Zimmer, da er kurz ins Bad wollte. Hoffentlich wartete Zelos wenigstens auf ihn, aber so, wie er ihn kannte, würde dieser gleich einfach verschwunden sein.
 

Auch Zelos setzte sich nun endlich auf, streckte sich und sah sich im Zimmer um. Seine Gedanken umkreisten Lloyd’s Verhalten, verstand er einfach nicht, wieso dieser so plötzlich aufgestanden war. Dazu noch so errötet, als habe er etwas getan, was er nicht hätte tun sollen. „Vielleicht hat er sich vorgestellt, dass ich seine Liebe wäre? Ist er deswegen so urplötzlich aufgesprungen?“. Ja, das erschien dem Auserwählten logisch und demnach würde er auch seine Frage nicht stellen. Er schwang seine Beine aus dem Bett und suchte sich seine Kleidung zusammen, welche er sich anzog. Zu Hause konnte er dann Duschen gehen, denn Lloyd’s Stiefvater wusste ja nicht, dass er hier oben war.
 

Einige Minuten vergingen und Zelos überlegte, ob er schon mal gehen sollte. Zu Spät, denn die Tür öffnete sich und Lloyd kam fertig angezogen rein, schnappte sich seine Schultasche und sah aus dem Augenwinkel zu Zelos, welcher ein kleines Grinsen präsentierte. So kannte er Lloyd auch nicht, fand es schon irgendwie niedlich, wie sehr sich der Kleinere doch schämte. „Komm Amigo, ich bringe dich zur Schule, sonst verläufst du dich auf dem Weg noch“ stichelte er grinsend, was Lloyd dazu animierte, leise zu Knurren. Wie er diese Art doch von Zelos hasste, aber war es nicht gerade diese Art, in welcher er sich letzten Endes verliebt hatte? Es war verwirrend, denn Lloyd ließ sich mal von Zelos provozieren, mal konnte er einfach nichts dazu sagen. So seltsam und doch wusste der Braunhaarige, wie sehr er den Rothaarigen doch schätzte.
 

Nickend gab er zu verstehen, das Zelos mit durfte. Während Lloyd die Treppe nach unten nahm, kletterte der Auserwählte an den Ranken herunter, hoffte, das Dirk ihn nicht sah, da der Kleine dann sonst sicherlich Ärger bekäme. Nun, unangemeldete Gäste hatte sicherlich keiner gern. Gerade setzten seine Füße auf den Boden auf, als eine kindliche Stimme hinter ihm erklang. „Was machst du denn hier? Machst du neuerdings Hausbesuche?“. Erschrocken fuhr Zelos herum, nur um in die klaren Augen von Genis zu sehen. Scheinbar war er hier, um Lloyd abzuholen.
 

„Du Rotzlöffel, erschreck mich nie mehr so, kapiert? Und was geht es dich eigentlich an, bei wem ich Hausbesuche mache? Geh mit deinen Puppen spielen“. Genis verengte die Augen, hatte gerade Kontra geben wollen, als Lloyd aus dem Haus kam, verwundert beide musterte, dann ein leises Seufzen verlauten ließ. Okay, mit Genis hatte er zwar gerechnet, aber dieser würde sicherlich später noch fragen stellen. Gott, er müsse dann erklären, was passiert war und das wollte er eigentlich nicht. Nun gut, jetzt mussten sie erstmal eine kleine Wanderschaft nach Iselia machen.
 

Schweigend liefen sie nebeneinander her, sahen sich um, ob Feinde in der Nähe waren, um diesen vorzeitig aus dem Weg zu gehen. Genis beobachtete seinen besten Freund, stellte auch schon Thesen auf, warum Zelos hier war. War er erst seit heute Morgen hier, oder hatte er wohlmöglich bei Lloyd übernachtet? Nein, Zelos’s Haare sahen so umgekämmt aus, hatte dieser sie sicherlich nur kurz hergerichtet. Ja, Genis war sich eigentlich schon sicher, das der Rothaarige nicht zu Hause geschlafen haben musste. Hieß dies denn, dass Lloyd seine Gefühle offenbart hatte? Nein, so wie Lloyd zu Boden schaute, schien immer noch alles beim alten zu sein.
 

„Wie lange müsst ihr beiden denn noch zur Schule?“ wollte Zelos wissen, hatte er seinen Schulabschluss mit dem 16ten Lebensjahr gehabt. Lloyd war jedoch bereits 17 Jahre alt, ging aber immer noch zur Schule. Okay, Zelos wusste, das Lloyd nicht gern zur Schule ging, auch nicht lernte, um irgendwie weiter zu kommen. Nur das nötigste behielt er im Kopf, aber meistens war dies eigentlich das unwichtigste. „Ich bin bald fertig, weil ich durch meine Intelligenz einige Klassen übersprungen habe. Lloyd wiederholt momentan die letzte Klasse, aber so wie es aussieht, wird er dieses Jahr auch fertig werden. Ich meine, seine Noten stehen im Moment sehr gut“ erklärte Genis, lächelte nach seinem letzten Satz, da er sich schon etwas freute. Lloyd sagte dazu nichts, hatte auch nicht das Verlangen danach, sich heute Morgen zu unterhalten.
 

Zelos sah verwundert von Genis zu Lloyd, schien der Braunhaarige endlich vernünftig zu werden. „Deine Noten sind besser geworden? Ist doch gut, dann wird aus dir wenigstens mal was“. Der Braunhaarige verkniff sich einen Kommentar dazu, ging etwas schneller, da er diese Sticheleien nun nicht mehr hören wollte. Wieso konnte Zelos nicht einfach seine Klappe halten? Diese Worte, sie taten ihm Weh, denn er glaubte schon fast, das sich Zelos mal wieder höher stellen musste. Lloyd hatte doch auch schon viel für die Welt getan, hatte dabei geholfen, die beiden Welten wieder zu vereinen. Zählte das alles nicht?
 

Genis und Zelos sahen dem Braunhaarigen nach. Der eine wusste, was in den anderen vorging, während der Auserwählte sich am Kopf kratzte. Seltsam, sonst ging Lloyd doch immer auf seine Sticheleien ein, aber heute Morgen wohl nicht. Irrte er sich, oder wirkte Lloyd wieder total traurig? Verletzte er ihn wohlmöglich mit seinen Sticheleien? Wieso sagte es dann der Braunhaarige nicht, sondern fraß es in sich hinein? „Zelos, du solltest dir demnächst überlegen, was du genau zu Lloyd sagst. Deine Worte sind verletzend, falls du das nicht bemerkt haben solltest“ erklärte Genis leise, während sie dem Tor, welches zu Iselia führte, näher kamen.
 

Der Auserwählte sah zu Genis hinab, schien dieser wirklich wütend zu sein, da auch dieser nun schneller ging. Wieso? Sonst stichelten sie sich doch immer gegenseitig, was war also nun anders, dass sich Lloyd dadurch verletzt fühlte? Lag es an der Tatsache, dass er verliebt war? Aber das hatte doch nichts mit Zelos zutun, oder? „Lloyd, warte mal. Hey Amigo, bleib doch mal stehen“. Nein, das wollte der Rothaarige nun nicht so stehen lassen, wusste er doch nicht, das Lloyd so empfindlich geworden war.
 

Das kurze Stück zur Schule war Zelos gerannt, bekam gerade noch den Schal des Braunhaarigen zu fassen, zog ihn daran bestimmend zurück. „Wieso sagst du mir nicht, dass dich meine Worte verletzen? Wir ärgern uns doch sonst immer gegenseitig, aber jetzt? Du und ich…“. „Schon gut, Zelos. Wir sind Freunde, oder?“. Lloyd legte ein Lächeln auf, zwang sich regelrecht dazu, damit Zelos ihn für heute in Ruhe ließ. Der Rothaarige sah forschend in dessen Augen, sah auch, das Lloyd’s Lächeln falsch war. Scheinbar wollte der Braunhaarige wirklich nur noch seine Ruhe haben und diese würde Zelos ihm geben.
 

„Ja, sind wir… Warte…“. Zelos zog Lloyd zurück, hatte dieser gehen wollen, aber der Rothaarige hatte noch etwas zu sagen. Etwas sehr wichtiges. „Am Samstag, also Übermorgen, steigt bei uns ein Bankett. Hast du nicht Lust zu kommen? Raine und die anderen kriegen auch eine Einladung, da das Bankett vom König organisiert wird“. Fragend blickte er seinen Kumpel an, konnte diesem genau ansehen, wie sehr er doch darüber nachdachte. Schon einige Male waren sie zusammen auf einen Bankett, hatten sich amüsiert und alles war in Ordnung gewesen.
 

„Mal sehen, Zelos. Vielleicht, vielleicht aber auch nicht“. Die Schulglocke erklang und vorsichtig sah Lloyd auf, wollte er nun endlich reingehen. Genis besah sich alles vom Fenster aus, sah auch, wie sehr sein Freund doch darunter litt. Nun war er sich wirklich sicher, dass Lloyd es Zelos noch nicht gesagt haben musste, denn sonst wären sie doch ganz anders miteinander umgegangen. „Okay Amigo, dann wünsche ich dir viel Spaß beim Lernen“ grinste der Rothaarige, streckte seine Hand aus und wartete auf einen Handschlag. Lloyd ergriff dessen Hand, seufzte aus, da er seinem Auserwählten wirklich nicht lange böse sein konnte. Dieser war nun mal so, wusste auch nichts von Lloyd’s Gefühlen und konnte demnach keine Rücksicht auf ihn nehmen.
 

Zelos zog seine Hand zurück, lächelte nochmals, ehe er sich umwandte. Jetzt würde er nach Hause gehen, denn er hatte dem Kleinen alles gesagt. Der Rest stand auf dem Zettel, welcher nun neugierig von zwei braunen Augen gemustert wurde. Ein Zettel von Zelos? Hatte er ihm deswegen die Hand geben wollen, um es unauffällig zu machen? Lloyd lehnte sich an den Türrahmen, würde gleich reingehen, wenn er die Zeilen kannte. Vorher würde er sich nicht mehr konzentrieren können, da seine Neugier einfach zu groß war.
 

„Amigo,

wenn du dem Kerl deine Liebe gestehst und er dich abweist, dann werde ich für dich da sein. Das ist ein Versprechen von mir, als scheue nicht davor, einfach vorbei zu kommen, wenn du dich schlecht fühlst.
 

Der große Zelos“.
 

Lloyd ließ seine Hand sinken, sah zum blauen Himmel auf und rutschte am Türrahmen hinab. Sofort schlang er seine Arme um die Knie, bildeten sich bereits die ersten Tränen in seinen Augen, die er jedoch versuchte, zu unterdrücken. Er wusste jetzt schon, das Zelos dieses Versprechen nicht halten konnte, denn es handelte sich doch gerade um diesen. Verdammt, wie gerne Lloyd nun nach Hause wollte, aber selbst das durfte er nicht. Raine wäre Sauer auf ihn und er hatte sich vorgenommen, bald endlich die Schule zu beenden. Eigentlich war Zelos auch ein Grund, warum er das tat. Dieser war schlau und spornte Lloyd somit an, auch ein wenig mehr für sich selbst zu tun.
 

„Lloyd, was ist passiert?“. Genis kniete sich zu seinen besten Freund hinab, sah, das dieser mit seinen Nerven am Ende war. Ein Zettel wurde ihm gereicht und somit las sich der kleine Junge die Zeilen durch, ließ danach ebenfalls seine Hand sinken, da er nicht glauben konnte, was er da las. „Er weiß es also nicht? Wieso sagst du es ihm denn nicht? Ich finde, er hat ein Recht auf die Wahrheit, oder?“. Lloyd nickte seicht, aber dennoch konnte er es jetzt nicht mehr. Es ging nicht mehr, nicht nachdem, was er da gelesen hatte. Zelos würde nicht mehr für ihn da sein wollen.
 

Der weißhaarige Junge seufzte, zog seinen besten Freund zu sich und schloss diesen in seine Arme. Egal, was seine Schwester nun dazu sagen würde, Genis musste Lloyd erstmal wieder aufbauen. Zwar wusste er nicht wie, aber es musste etwas geben, was er für seinen Freund tun konnte. So hatte er ihn noch nie gesehen, so fertig mit allem. Ob Colette vielleicht etwas wüsste? Oftmals war Lloyd doch für sie da gewesen und sicherlich würde die Blonde das nun auch für Lloyd tun, ihm Mut zusprechen, damit der Braunhaarige nicht mehr leiden musste.
 

„Was hat Zelos gesagt? Ein Bankett übermorgen? Mh… Vielleicht sollte ich dann mit ihm sprechen, auch wenn ich dann ein Verräter bin. Lloyd traut sich nicht, vermutlich wegen diesen Zeilen“. Während Genis weiter nachdachte, beruhigte sich auch endlich Lloyd, löste sich von Genis und stand dann wortlos auf. Es hatte schon das zweite Mal geklingelt und das hieß, das die Stunde bei Raine schon längst begonnen hatte. Was sollte er zu seiner Entschuldigung vorbringen? Am besten, das er einfach verschlafen hatte, oder so.
 

So gingen die beiden in das Schulgebäude, würde dieser Tag sicherlich länger werden, als Lloyd es eigentlich wollte. Sein Bewusstsein war auch nur teilweise hier, dachte er die ganze Zeit nach, wie es wohl in Zukunft mit ihm weitergehen solle. Colette hatte auch endlich bemerkt, wie schlecht ihr bester Freund doch aussah. Und Genis? Dieser saß einfach stumm auf seinen Platz, dachte ebenfalls nach, wie er seinem Freund helfen könnte. Nun, eines stand schon mal fest, er musste mit Zelos reden, auch wenn das hieß, er müsse das Versprechen gegenüber Lloyd brechen. Es gab keinen anderen Weg und er hoffte, das Zelos es einigermaßen gelassen aufnehmen würde.
 

Der Rothaarige stand noch immer hinter einem Haus, sah verwundert zur Tür, welches zum Schulgebäude gehörte. So seltsam, denn nachdem Lloyd seinen Zettel gelesen hatte, war er einfach in die Knie gegangen, hatte noch trauriger gewirkt, als zuvor. „Ich hab gedacht, er fängt wieder an zu flennen. Zum Glück war der Rotzlöffel da und hat ihn getröstet. Was hat Lloyd denn auf einmal? Er reagiert auf alles empfindlich, dabei hätte er sich doch freuen müssen“. Irgendwo regte sich Zelos ja schon auf, aber er konnte nun auch nicht seine Wut an seinem Kumpel auslassen, welcher doch so niedergeschlagen wirkte. Lag dies alles an der Verliebtheit des Braunhaarigen? Hatte er ihm unbewusst eine Wunde zugefügt? Das hatte Zelos keinesfalls gewollt, aber Lloyd sprach auch nicht wirklich mit ihm und so konnte der Rothaarige auch nicht helfen. Jedenfalls nicht wirklich.
 

Ein Seufzen verließ seine Kehle, ehe er auf seinen Rheard stieg. Verdammt, er hatte so das Gefühl, das sich in Zukunft so einiges ändern würde. Wie Recht er dabei doch hatte, das wusste er jetzt noch nicht, aber spätestens auf dem Bankett würde es eine Überraschung geben.
 

Rasch erhob sich sein Rheard, wollte Zelos auch endlich nach Hause, eine Dusche nehmen und sich vielleicht ein bisschen entspannen. Durch diese ungewohnte Schlafposition hatte er Muskelkater bekommen, hatte Lloyd auch die ganze Nacht auf seinen Arm, oder seiner Brust geschlafen. Außerdem war es seines Erachtens viel zu eng in diesem Bett gewesen. Okay, gestört hatte es nicht, aber in der Nacht hatte er sich an der Wand den Kopf gestoßen, nur weil er sich hatte umdrehen wollen. Eines stand für Zelos schon mal fest. Würde Lloyd mal wieder nicht alleine sein wollen, dann würde der Rothaarige ihn mit zu sich nehmen. Erstens hatte er mehrere Gästezimmer und zweitens waren seine Betten um einiges größer.
 

Bei der Villa angekommen, stieß er die Türe auf, begrüßte kurz seinen Butler, welcher sich verneigte. Dann wandte er sich der Treppe zu, seufzte erleichtert, als er endlich seine Klamotten fallen ließ. Endlich, er konnte Duschen und musste nicht mehr müffeln. Jeden Morgen ging er Duschen, auch wenn nun einige sagen würden, wie Eitel sie das doch fanden. Zelos musste so etwas machen, achtete er auch sehr auf sein äußeres. Zwar kannte er die Meinung seiner Freunde, das Aussehen doch nicht alles war, aber Zelos konnte diese Eigenschaft einfach nicht ablegen. Musste er auch nicht, denn was sprach dagegen, jeden Morgen eine Dusche zu nehmen?
 

Und trotzdem, auch wenn er nun unter den schönen warmen Wasserstrahl stand und sich seine Muskeln langsam entspannten. Sein Kopf war voll, immer noch mit den Gedanken an seinen Kumpel, welchen er heute Morgen wieder so traurig hatte sehen müssen. „Was ist denn nur mit dir, Amigo? Liegt es denn wirklich an mir? Reagierst du so empfindlich auf meine Sprüche?“. Ein langes Seufzen erklang, ehe sich Zelos an die Fliesen lehnte. Seine Augen schloss er für einige Minuten und ihm kamen einige Sätze in den Sinn, welche er zum Braunhaarigen gesagt hatte.
 

„So lange ich nicht der Glückliche bin, ist doch alles in Ordnung“. Ja, das hatte er zu Lloyd gesagt und kurz darauf war dieser einfach abgehauen. „Was ist denn, wenn ich der Glückliche bin? Nein, Lloyd hat sich ganz bestimmt nicht in mich verliebt. Er wäre dumm, da er doch weiß, das ich mit der Liebe nichts am Hut habe“. Es war auch nur eine Spinnerei von Zelos, aber er wusste doch nicht, dass diese Spinnerei auch wahr sein könnte. Grinsend wischte er sich durchs Gesicht, ehe ihm ein Satz in dem Sinn kam, welchen der Kleinere gesagt hatte.
 

„Warst du schon mal verliebt?“. Wenn Lloyd nicht diesen Satz ausgesprochen hätte, könnte er seine Spinnereien als Spinnereien abharken, aber wieso dachte er nun so? „Er hat mich Dinge gefragt, die er sonst nie fragt, aber bestimmt nicht, weil er in mich verschossen ist. Nein, bestimmt hat er sich in einen Kerl aus seinem Dorf verliebt…“. Zelos überlegte, doch sprach einiges dagegen. Nein, eher machten diese Fragen nun Sinn. Die ganzen Fragen, welche Lloyd gestellt hatte, diese plötzliche Anhänglichkeit, die er zuvor noch als völlig normal abgestempelt hatte. Verdammt, was sollte er denn jetzt machen, wenn er mit dieser Vermutung richtig lag?
 

„Ich warte einfach ab. Am Samstag kommen alle zum Bankett und dann sehe ich weiter. Lloyd wird sicherlich auch kommen“. Nun, so sicher war sich Zelos zwar noch nicht, aber er würde bis zum Samstag warten. Vorher wollte er Lloyd nicht mehr begegnen, schien der Braunhaarige auch seine Ruhe haben zu wollen. Hoffentlich lag Zelos daneben, denn er wüsste nicht, wie er dazu reagieren sollte. Er hatte nichts gegen so etwas, aber er konnte nicht von sich behaupten, mehr für Lloyd zu empfinden. Außerdem wollte der Rothaarige auch nichts mehr mit solchen Gefühlen zutun haben. Verdammt, diese ganze Sache machte ihn fertig und wenn diese Vermutung stimmte, dann hatte er eine ungefähre Ahnung, was Lloyd durchmachte.
 

Zelos drehte den Wasserhahn aus, wollte nun auch nicht mehr darüber nachdenken, waren es doch alles nur Vermutungen. Er würde sich nun einen schönen Tag machen, sich neue Klamotten kaufen, da er dies mal dringend nötig hatte. Außerdem konnte er somit erfahren, was in Meltokio neues gab. Genau, einfach diese Gedanken verdrängen und ein wenig Spaß haben. Nur, ob das so leicht werden würde?

Lloyd's Herz gehört wem?

„Lloyd, bist du dir sicher, dass du nicht mitkommen willst?“ wollte Genis nochmals wissen, da seine Schwester und Colette bereits warteten. Der Samstag war endlich angebrochen, somit auch das Wochenende, welches Genis genießen wollte. Nun, ob er dieses Wochenende genießen konnte, wusste er noch nicht, denn sein bester Freund war gestern nicht in der Schule erschienen und auch heute wirkte Lloyd mehr abwesend. Der weißhaarige Junge überlegte, schien Lloyd sich immer mehr abkapseln zu wollen. Was war da nur passiert? Was hatte Zelos mit seinen besten Freund gemacht?
 

„Nein, bestell allen schöne Grüße“ murmelte Lloyd, welcher wieder einmal bei der Klippe saß und hinunter auf die Wälder blickte. Auch gestern hatte er den ganzen Tag hier gesessen, gegrübelt über den vorherigen Tag. Gott, nun ging ihm Zelos überhaupt nicht mehr aus dem Kopf, denn diese gemeinsame Nacht verfolgte ihn. Diese schöne Nähe, Lloyd vermisste sie so unheimlich, aber er würde diese Geborgenheit nicht noch mal erleben dürfen. Jedenfalls nicht vom Auserwählten, wollte dieser doch mit der Liebe nichts zutun haben.
 

Genis seufzte angestrengt, wusste er genau, dass Lloyd wirklich hier bleiben wollte. Gut, dann würde der weißhaarige Junge sein Versprechen gegenüber Lloyd brechen müssen, denn so ging es nicht weiter. Zelos hatte ein Recht darauf, zu erfahren, wie sehr sich doch der Braunhaarige mit seinen Gefühlen rumplagte. Okay, es wäre wirklich nicht fair, aber Genis wusste sich auch langsam nicht mehr zu helfen. Den gestrigen Tag war er eigentlich nur hier gewesen, stumm. Er hatte stumm neben Lloyd gesessen, hatte das Gefühl gehabt, als sei er für seinen Freund überhaupt nicht da. Nicht ein Wort war gefallen, nur diese vertraute Zweisamkeit. Und Colette? Sie hatte auch ihr möglichstes versucht, aber Lloyd hörte auf wirklich niemanden.
 

„Okay, falls du doch noch kommen willst, du weißt, wo sich Meltokio befindet“. Danach wandte sich Genis ab, warteten Raine und Colette sicherlich schon ungeduldig. Seine Schwester hatte auf einen dieser Banketts Menschen kennengelernt, welche sich auch der Forschung und ähnlichem hingaben. Natürlich war Raine sofort begeistert gewesen und hatte sich auch mit diesen Leuten verstanden. Scheinbar wollte sie nur deshalb zum Bankett, um sich mit den Leuten auszutauschen. Ihre Liebe zur Forschung hatte sie nach diesen paar Monaten wirklich nicht verloren, musste sich Genis eingestehen.
 

Wortlos lief er den Weg zum Dorf zurück, sah sich ab und an um, ob Lloyd nicht doch vielleicht hinter ihm her kam. „Es ist nicht fair, aber ich muss es Zelos sagen. Je länger ich damit warte, desto mehr kehrt Lloyd in sich. Irgendwann sitzt er nur noch da… Er hat jetzt schon so einen ausdruckslosen Blick“. Genis legte einen Zahn zu, sah auch schon das Tor, welches zu Iselia führte. Colette und Raine standen in diesem, sahen zum weißhaarigen Jungen hinab und legten einen fragenden Blick auf. Kurz schüttelte Genis seinen Kopf, würde diese Geste ausreichen.
 

„Und du weißt wirklich nicht, was mit Lloyd ist?“. Genis schüttelte nochmals seinen Kopf, wollte er seiner Schwester nicht sagen, was mit Lloyd war. Dieser wollte es doch keinem erzählen, hatte es dem kleinen Jungen auch nur erzählt, weil Genis immer wieder gefragt hatte. Raine seufzte, ahnte aber schon, das ihr kleiner Bruder zwar etwas wusste, es ihr aber nicht sagen würde. Wieder ein Geheimnis mehr, welches sich irgendwann offenbaren würde.
 

Colette senkte ihren Kopf, da sie sich immer noch nicht erklären konnte, warum sich Lloyd immer mehr veränderte. Und das alles, nachdem er von der Reise mit Zelos zurück gekommen war. War auf dieser Reise etwas mit Lloyd passiert? Hatte der Rothaarige etwas mit ihrem besten Freund getan? Ein leises Seufzen erklang, was sie zu Raine sehen ließ. „Dann lasst uns gehen. Wir wollen seiner Hoheit nicht warten lassen“. Genis und Colette nickten zustimmend, denn man ließ eine Hoheit nicht warten. So bestiegen sie ihre Rheards und machten sich mit einigen Gedanken auf den Weg zu Meltokio. Genis sah zurück, aber Lloyd war nicht in Sicht. Nein, der Braunhaarige würde nicht kommen, stand dessen Entschluss wirklich fest.
 

Zelos unterdessen machte sich fertig, stand vor einem Spiegel und begutachtete sich. Seine Vermutungen hatte er am gestrigen Tag als dümmliche Gedanken abgetan, denn der Rothaarige glaubte einfach nicht daran, dass sein Kumpel sich ausgerechnet in ihm verliebt haben sollte. Okay, manche Dinge ließen wirklich darauf schließen, aber Zelos fand Dinge, die auch dagegen sprachen. Und trotzdem, ein kleiner Teil in ihm sagte, dass es in Zukunft anders laufen würde, würde er Lloyd nochmals begegnen.
 

„Master Zelos, Prinzessin Hilda verlangt seit geraumer Zeit nach euch“. Der Angesprochene hob seine Augenbrauen, nickte dann jedoch. Scheinbar sollte Zelos schon längst auf dem Bankett sein, aber er hatte sich eben noch fertig machen müssen. Kurz beäugte er sich nochmals, trug er ein schwarzes Gewandt mit einigen roten Rosen auf seiner Brust gestickt. Ja, so konnte er gehen und bald würden seine Freunde auch dort eintreffen. Diese Tatsache ließ ihn Schmunzeln, würde Lloyd seinen weißen Anzug sicherlich tragen, welchen er damals von den Bediensteten im Schloss bekommen hatte. Ja, darin konnte sich der Braunhaarige präsentieren, so fand Zelos.
 

Ein leises Seufzen entwich ihm, ehe er sich umwandte. „Okay, sie können sich den Rest des Tages freinehmen, Sebastian“. Der Butler verneigte sich, war sein Master wirklich zu gütig. Daraufhin verließ Zelos seine Villa, tat einige Schritte, da das Bankett nicht gerade weit von seiner Villa entfernt war. Kurz sah er sich um, waren einige Frauen und junge Damen schon auf dem Weg zum Bankett, hatten sich demnach auch in Schale geworfen. Gott, wahrscheinlich würde dieser Tag wieder einer werden, welchen der Rothaarige am liebsten umgehen wolle.
 

„Auserwählter, schön dich zu sehen“. Zelos sah zur Tür, welches zum Bankett führte, sah dort die Prinzessin stehen, welche wohl schon lange auf ihn wartete. „Auserwählter… Selbst die Prinzessin nennt mich noch immer so. Wie lange wollen mich denn noch alle damit anreden? Ich will das alles nicht mehr hören“ dachte Zelos bei sich, nickte der Prinzessin zu und schritt letzten Endes zu ihr. Der Rothaarige verneigte sich vor der Prinzessin, schenkte ihr einen Handkuss, da dies hier so üblich war. Ein leises Kichern kam ihm zu Ohren, worauf er fragend in die Augen der Prinzessin stierte. Schon seit geraumer Zeit verlangte Hilda immer wieder nach ihm, aber warum, das wusste er nicht. Wenn er dann bei ihr im Schloss war, dann unterhielten sie sich über die vergangene Zeit, über die Welterneuerung und ähnlichem. Dabei machte Hilda ihm Komplimente und rutschte auch auffällig näher. Schon lange hegte er den Verdacht, dass die Prinzessin sich etwas von ihm wünschte, aber er tat ihr diesen Gefallen nicht. Nein, er wollte mit der Liebe nichts mehr zutun haben, egal, wer ihm die Liebe versuchte, zu schenken.
 

Sie traten ins Innere, sahen sich kurz um und erblickten den König, welcher die beiden zu sich winkte. „Schön, dass du gekommen bist, Auserwäh… Zelos“. Der König hatte sich gerade noch retten können, doch sah er den missbilligenden Blick seitens Zelos. Klar, er war überaus verständnisvoll, aber irgendwann war auch mal seine Geduld am Ende. „Wie dem auch sei. Ich muss mit dir sprechen, Zelos“ fuhr der König fort, nahm den Rothaarigen beiseite, da dieses Gespräch nicht jeder Mann mitbekommen musste. Zelos konnte sein verwundertes Gesicht nicht verbergen, war auch schon gespannt, was seine Majestät denn von ihm wollte.
 

„Ich habe von meiner Tochter erfahren, dass ihr euch des Öfteren trefft?“. Der König sah den Auserwählten fragend an, doch Zelos nickte einfach nur dazu. Was sollte das denn? Worauf wollte der König hinaus? Er ahnte zwar schon etwas, aber er weigerte sich, dies zu glauben. „Nun, meine Tochter scheint dich sehr zu mögen“ fuhr der König unbeirrt fort und Zelos seufzte innerlich. Also doch. Nun wusste er eigentlich schon, was da kommen würde. Seine Antwort stand jedoch schon fest. „Du wärst ein guter Nachfolger für mich und eigentlich wollte ich nur fragen, ob du meine Tochter nicht zu deiner Frau nehmen willst?“. Ein leichtes Lächeln erschien auf dem Gesicht des Königs, welches jedoch sofort wieder verschwand, als er den Blick des Auserwählten sah.
 

„Eure Wahl ehrt mich und würde ich für eure Tochter mehr als nur Freundschaft empfinden, dann würde ich dem zustimmen. Tut mir Leid, aber ich kann Prinzessin Hilda nicht heiraten“. Somit war für Zelos das Thema abgeharkt, ganz gleich, ob er nun das Missfallen seines Königs erregt haben sollte. Nein, er konnte Hilda nicht heiraten, wollte sich an niemanden binden lassen, für welchen er nur Freundschaft empfand. Langsam drehte er sich um, spürte jedoch den Blick der Prinzessin auf sich ruhen, welche wohl sichtlich enttäuscht über seine Entscheidung zu sein schien. Und wenn schon, auch wenn sie nun enttäuscht von ihm war, er konnte das einfach nicht tun. Damit musste sich die königliche Familie abfinden.
 

Kurz huschten seine Augen durch den Raum, welcher sich langsam füllte. Alle aus dem Adelsviertel waren gekommen, aber das verwunderte den Rothaarigen nicht sonderlich. Es waren eigentlich immer alle da. Dann sah er zum Eingang, dessen Tür sich öffnete und eine schwarzhaarige junge Frau hinein trat. Sofort huschte ihm ein Grinsen auf den Lippen, als er diese von oben bis unten musterte. Sie hatte wieder diese schönen Klamotten an, welche sie, wie auch Lloyd und die anderen damals, von den Bediensteten aus dem Schloss bekommen hatte. „Sheena, na mein Zuckerpüppchen?“ rief er sie, worauf sich die Schwarzhaarige künstlich aufregte. Wie sie die Art des Auserwählten doch hasste, aber ihre Aufregung wich, als hinter ihr zwei bekannte Stimmen erklangen.
 

„Hallo Sheena“. Regal trat ein, hinter diesem Presea, welche die Schwarzhaarige kurz anlächelte. Nun waren alle, welche aus Tethe’alla stammten, hier. Nun fehlten nur noch die Vier aus Iselia, aber diese würden sicherlich auch bald eintreffen, da war sich jeder der Anwesenden sicher. „Meine süße Presea, du hast dich gar nicht verändert“ grinste Zelos, bekam daraufhin einen stechenden Blick seitens Sheena zu spüren. Regal seufzte, musste feststellen, dass sich Zelos überhaupt nicht verändert hatte. Nun gut, so lange er den Mädchen nicht zu nahe trat, schien alles in bester Ordnung zu sein.
 

Sie liefen zum Buffet, welches für die Gäste aufgebaut war und nahmen sich ein Getränk, redeten über die gute alte Zeit, die sie doch sehr vermissten. Eigentlich sprachen sie immer wieder darüber, denn nun, wo die beiden Welten wieder vereint und auch die Expheres von Lloyd und Zelos eingesammelt worden waren, herrschte Frieden und auch die Halbelfen fanden mehr und mehr ein zu Hause, egal in welchen Dorf, oder in welcher Stadt. Sie wurden nun dank Raine und Genis akzeptiert, so wie sie nun mal waren.
 

Alle schienen sich zu amüsieren, nur der Auserwählte machte einen nachdenklichen Eindruck, welcher sofort vom Ältesten bemerkt wurde. „Worüber denkst du nach?“. Zelos sah zu Regal auf, seufzte angestrengt, da man ihm wohl ansah, dass er über etwas Bestimmtes nachdachte. Nun, er dachte noch immer an Lloyd, denn Zelos hatte so das Gefühl, als würde dieser nicht kommen. Was hatte dieser noch mal gesagt? „Vielleicht, vielleicht aber auch nicht“. Super, das hieß soviel wie ‚Nein’, so fand der Rothaarige. Lag es denn wirklich an ihm? Wieso war Lloyd so seltsam geworden?
 

„Weißt du vielleicht, was mit Lloyd ist? Er war vorgestern bei mir und hat mir seltsame Fragen gestellt… Ich weiß von ihm, das er sich verliebt hat, weißt du etwas darüber?“. Zwar mochte Zelos so ungern nachfragen, aber es beschäftigte ihn doch sehr. Außerdem kamen ihm nun seine Vermutungen wieder in den Sinn. Verdammt, was sollte er nur machen, wenn Lloyd tatsächlich in ihm verliebt war? Was sollte Zelos dazu sagen? Sollte er sich dann geehrt fühlen?
 

„Lloyd ist verliebt?“. Sheena bekam nun doch große Augen, während Presea ein kleines Lächeln präsentierte. Ziemlich interessant, so fand sie, aber so wie Zelos drein blickte, schien da etwas nicht zu stimmen. „Nein, ich weiß nichts über Lloyd’s derzeitiges Befinden. Hat er dir denn gesagt, in wen er verliebt ist? Vielleicht kommen wir so der Sache näher und können ihm helfen“ schlug Regal vor. Zelos zuckte mit den Schultern, wusste er doch selbst nur, dass es sich um einen Kerl handeln musste. „Er hat mir nicht gesagt, um wen es sich handelt. Lediglich, das er in einen Kerl verliebt ist… Ich weiß auch nicht. Er war ganz komisch, so anders. Es macht keinen Spaß mehr ihn zu ärgern, weil er auf meine Sticheleien so empfindlich reagiert“. Sheena sah den Auserwählten verwundert an, ehe sie kurz an die Decke starrte. Lloyd war in einen Mann verliebt? Konnte es dann nicht sein? Nein, das wäre absurd, oder? Nein, sicherlich dachte sie da nur Blödsinn.
 

Regal und Presea sahen sich nur kurz an, wussten aber auch nicht wirklich einen Ratschlag. Die Tatsache, dass Lloyd in einen Mann verliebt war, störte beide nicht. Jeder musste sich seine Liebe selbst wählen und da war das Geschlecht doch wirklich nebensächlich. Es wäre wie ein Vergleich zwischen Halbelfen, Menschen und Elfen. Es war im Endeffekt egal, denn so lange man in einer Partnerschaft glücklich war, wäre doch alles in bester Ordnung.
 

Gerade wollte Sheena etwas dazu erläutern, als hinter ihnen drei Personen auftauchten. „Hallo“ rief das blonde Mädchen, freute sich doch sehr, nach den ganzen Monaten nun ihre Freunde wieder zu sehen. Raine seufzte, gesellte sich sofort zu Regal, da sie sich doch gern mit diesem unterhielt. Genis sah kurz zum Auserwählten, wusste nicht genau, ob er nun wirklich die Wahrheit sagen sollte, aber es würde wohl keinen Weg daran vorbei geben. Es musste etwas getan werden.
 

„Raine, meine holde Schönheit. Colette, mein süßer Engel“. Raine seufzte ein weiteres Mal, hatte sich Zelos kein bisschen verändern. Die Blonde lächelte nur vergnügt, wandte sich dann jedoch Sheena zu. „Wir sollen euch alle von Lloyd grüßen. Er kommt nicht, weil er sich nicht wohl fühlt“. Zelos sah auf, hatte er es schon geahnt, das Lloyd nicht kommen würde. Wieso hatte er da nur Recht behalten? Wieso hatte er das Gefühl, das Lloyd nur seinetwegen nicht hierher gekommen war? Verdammt, diese Tatsache regte ihn innerlich wieder so dermaßen auf und doch verspürte er einen kleinen Hauch von Trauer. Zelos hatte noch mit Lloyd reden wollen und nun?
 

„Stimmt es? Lloyd ist verliebt?“ unterbrach Sheena die aufkommende Stille. Raine sah verwundert zur Schwarzhaarigen, sah dann wieder zu ihren Bruder, welcher seinen Kopf senkte. Verliebt? Lloyd war verliebt und Raine wusste nichts davon? Hatte sich Lloyd deswegen so verändert? „Verliebt?“ fragte auch Colette, war ihr diese Sache doch Recht neu. Wieso hatte Lloyd denn nichts gesagt und in wen war er verliebt? „Wer hat euch das erzählt?“. Raine war noch immer nicht überzeugt, denn sie hätte es doch irgendwie bemerkt, oder nicht?
 

Stumm zeigten Presea und Sheena zum Auserwählten, welcher sofort beschwichtigend die Hände hob. „Hey, ihr seid ja totale Verräter… Wie auch immer… Mein Amigo hat es mir selbst erzählt. Bin ich denn der Einzige, der davon weiß?“. Genis sah wieder auf, sah auch den verwunderten Blick von Zelos, da dieser sich wohl ernsthaft fragte, warum er denn der Einzige war, welcher davon wusste. „Nein, du bist nicht der Einzige“ murmelte der weißhaarige Junge, welcher von Raine nochmals gemustert wurde. War das etwa dieses Geheimnis? Nun, wo Genis’s Schwester nun wusste, worum es ging, fragte sie sich jedoch ernsthaft, warum sich Lloyd dann so verändert hatte. Man lernte doch nicht einfach so. Wenn man verliebt war, dann machte man doch häufig Fehler, oder sprach dummes Zeug. Dies tat Lloyd jedoch nicht, wirkte in sich gekehrt und suchte ständige Ruhe. Auch nachdenklich wirkte er, zog sich deshalb oft zu den Klippen zurück.
 

„War mir klar, dass du es weißt. Weißt du denn auch, in wen sich unser Lloyd verliebt hat?“. Zelos hielt es nicht mehr aus. Er wollte das nun endlich wissen und wenn Genis nicht mit der Sprache rausrückte, dann würde er ihn hier und jetzt verprügeln. Anschließend würde er Lloyd aufsuchen und diesen verprügeln. Verdammt, er wollte doch nur seine Vermutungen loswerden, welche ihn nun quälten. Trotzdem. Die Wahrscheinlichkeit, das Zelos selbst der Geliebte sein konnte, blieb. Gott, er wusste immer noch nicht, wie er darauf reagieren sollte.
 

„Ja, ich weiß, wem Lloyd’s Herz gehört… Ich kann es aber nicht sagen“. Genis würde später mit Zelos reden, denn wenn er diesen nun mit sich nahm, dann wussten doch alle sofort, dass es sich um den Auserwählten handeln musste. Nein, dieses Gespräch musste anders zustande kommen. Vielleicht später, wenn sich die Gruppe aufteilte, dann konnte Genis seine Chancen nutzen. Nicht jetzt. Somit müsse sich Zelos noch ein wenig gedulden, aber wie würde dieser auf seine Aussage reagieren? „Vielleicht hasst er Lloyd dann… Vielleicht mache ich eine Freundschaft kaputt“. Genis senkte seinen Kopf wieder, wusste er wirklich nicht, ob er das Richtige tat. So etwas konnte man vielleicht auch nicht wissen, denn es waren alles nur Vermutungen. Später, er musste es ihm so, oder so sagen, würde er sehen, wie sich Zelos dann verhielt.
 

Der Auserwählte knurrte, rang nach Beherrschung, welche ihm letzten Endes zurück hielt. Okay, dann sollte der Rotzlöffel doch schweigen. Irgendwann kam er schon dahinter. Es war eben nur eine Frage der Zeit, da war sich der Rothaarige sicher. Genau, irgendwann würde der Name fallen. So ließ er die anderen allein, suchte sich seine Zuckerpüppchen zusammen, um sich bei diesen abzureagieren. Ein wenig Tanzen und die Welt sah schon wieder ganz anders aus.
 

„Lloyd“ rief Dirk, stand unten bei der Treppe und wartete auf seinen Sohn, welcher oben in seinem Zimmer war. Vor einigen Minuten war er wieder nach Hause gekommen, hatte sich dann sofort in seinem Zimmer verschanzt. Auch Dirk machte sich Sorgen, hatte er natürlich mitbekommen, wie sehr sich sein Sohn doch verändert hatte. Es dauerte nicht lange, bis Lloyd die Treppe herunter stieg, sich unten an den Tisch setzte, da sein Stiefvater das Essen gemacht hatte. Stumm stellte Dirk alles auf den Tisch, setzte sich anschließend ebenfalls und wünschte seinen Sohn einem guten Appetit.
 

„Was bedrrrückt dich?“. Nach einigen Bissen sah Dirk schon, wie langsam sein Sohn doch aß. Er musste nun endlich diese Sache klären, denn Lloyd wirkte so traurig auf ihn. „Ist schon gut, Paps. Es ist alles in bester Ordnung“ lächelte Lloyd, doch half ihm sein falsches Lächeln diesmal wohl nicht. Dirk seufzte aus, schob seinen halb leeren Teller beiseite und fixierte Lloyd. „Sag mirrr die Wahrheit, Lloyd. Seit deinerrr Reise mit Zelos hast du dich verrränderrrt. Also was ist auf deinerrr Rrreise passierrrt?“. Auch Lloyd schob seinen fast vollen Teller beiseite, kam er wohl nicht mehr drum herum, es seinen Stiefvater zu verschweigen. „Okay, ich werde dir alles erzählen“ sprach er leise, ehe er anfing, alles was ihn momentan belastete, seinen Stiefvater zu erzählen.
 

Genis sah sich um, hatte sich die Gruppe nun vollends aufgeteilt. Somit achtete Raine auch nicht mehr auf ihn und nun suchte er mit seinen Augen nach Zelos, welcher bei dem Buffet mit einigen Mädchen stand und mit diesen flirtete. Langsam schritt er zum Rothaarigen rüber, musste er den ihn erstmal woanders hinbringen. Ein ruhiger Ort, den brauchte Genis und wo konnten sie sich besser unterhalten, wenn nicht oben auf den Balkon? Genau, dort würde man sie doch gar nicht vermuten. „Zelos“ rief er, worauf sich der Rothaarige umdrehte. Seine Zuckerpüppchen verengten die Augen, störte der kleine Junge ungemein. Immerhin sprach der Auserwählte gerade so schön mit ihnen.
 

„Ich muss mit dir sprechen“. Der Auserwählte nickte dem Kleinen zu, sah dann kurz zu den Mädchen, welche scheinbar beleidigt zu sein schienen. „Ich komme gleich wieder, also geht nicht weg, meine Hübschen“. Sofort erklang aufgeregtes Geschrei, war für diese Mädchen nun die Welt wieder in Ordnung. Zelos seufzte innerlich, hingen die Frauen wirklich an ihm wie kleine Kletten. Egal, er wollte nun mit Genis sprechen, worüber, das musste er nicht nachfragen. Es lag nahe, welches Thema gleich aufgegriffen wurde. So lief er langsam hinter den weißhaarigen Jungen her, bis sie eine Treppe hinauf stiegen, welche zu den Balkonen führte. Als sie oben angekommen waren, sah Genis kurz hinunter, hatte man ihn und Zelos wohl nicht beobachtet. Gut, dann konnte er ungestört mit dem Auserwählten reden.
 

„Zelos… Dir ist aufgefallen, wie sehr sich Lloyd doch verändert hat, oder?“ begann der kleine Junge, sah weiterhin hinab zum Bankett. Er konnte Zelos dabei nicht in die Augen sehen, vielleicht lag der Grund nahe, weil er gleich seinen besten Freund verraten würde? Ja, dieser Grund war einleuchtend. „Klar ist mir das aufgefallen. Jetzt erzähl mir doch einfach, in wen sich Lloyd verliebt hat“. Zelos lehnte sich gegen die Brüstung, sah dabei auf den Kleineren hinab, welcher ein ergebenes Seufzen verlauten ließ.
 

„Seit er mit dir auf der Reise gewesen ist, hat er sich so sehr verändert. Am Anfang habe ich geglaubt, es sei nur eine Phase, aber da haben wir uns alle geirrt. Weißt du eigentlich, dass er ständig bei den Klippen sitzt? Dort, wo einst die Iselia-Farm stand? Jeden Tag sitzt er da, genießt die Ruhe und denkt über sich und seinen Geliebten nach. Aber jetzt? Ich glaube, er hat einfach aufgegeben“. Zelos hob seine Augenbrauen, ließ sich an der Brüstung hinab gleiten und kam somit auf Augenhöhe mit seinem Gesprächspartner. Jeden Tag saß Lloyd alleine bei der Klippe? Kapselte sich der Braunhaarige wirklich so sehr ab, weil ihn diese Gefühle innerlich zerfraßen? Und was hieß denn hier, seit ihrer gemeinsamen Reise? Sollte es das heißen, was Zelos sich gerade dachte? Nein, das konnte nicht sein.
 

„Du hast ihm den Mut genommen, es seiner Liebe zu sagen. Lloyd weiß ganz genau, das du dein Versprechen gegenüber ihn nicht halten kannst… Er liebt doch keinen anderen, als dich und deswegen ist er auch heute nicht hier. Er erträgt es nicht länger. Er kennt deine Meinung und deswegen empfindet er seine Liebe als aussichtslos“. Als Genis’s Erklärung endete, sah er zum Auserwählten, welcher ein entgeistertes Gesicht zog. Hatte dieser es wohlmöglich schon selbst vermutet? So, wie er nun dreinblickte, konnte man schon darauf schließen.
 

„Ich habe es vermutet, aber ich dachte, du nimmst mir diese Spinnereien…“ murmelte Zelos, wandte seinen Blick ab und starrte zur Decke. Nun, jetzt wo er in dieser Situation steckte, reagierte er doch sehr gelassen. Was half es denn auch, sich nun darüber aufzuregen? Außerdem konnte Lloyd doch nichts dafür, wenn sich dieser in ihm verliebte. Die Liebe kam doch einfach, ohne den Menschen zu fragen, ob dieser das überhaupt wollte. Nur, Genis hatte Recht. Konnte er Lloyd nun noch trösten? Konnte er für den Braunhaarigen noch da sein, wo Zelos doch selbst der Geliebte war?
 

„Bitte sage Lloyd nicht, dass ich es dir erzählt habe. Eigentlich habe ich ihm versprochen, es keinem zu sagen. Nur… Ich konnte mir sein Verhalten nicht länger mit ansehen“. Zelos sah wieder zu Genis, nickte dann aufrichtig. Nein, er würde den Kleinen nicht verraten, denn Lloyd hasste es doch sehr, wenn man seine Geheimnisse ausplauderte. Hierbei ging es jedoch um dessen Verhalten und dagegen musste etwas getan werden. „Ich werde trotzdem, so schnell wie möglich, mit Lloyd reden. Da ich das selbst schon vermutet habe, wird er nicht drauf kommen, dass du es mir erzählt hast“. Genis nickte verstehend, hatte sich Lloyd im Endeffekt schon fast selbst verraten. Nun, dann würde er dem Auserwählten machen lassen. Der weißhaarige Junge konnte nun nur hoffen, dass sich Lloyd wieder beruhigte, das er wieder so wurde, wie er es früher einst gewesen war. Der aufgeweckte Junge, der einfach drauf los stürmte.
 

„Werdet ihr noch Freunde sein? Ich meine…“. Zelos schüttelte den Kopf, sollte der Rotzlöffel an solche Dinge überhaupt nicht denken. „Quatsch… Nur weil Lloyd sich in mich verliebt hat, ändert es nichts an unserer Freundschaft. Wie schon gesagt, ich werde mit ihm reden müssen, aber ansonsten?“. Zelos legte ein aufrichtiges Lächeln auf, ehe er sich nun erhob und kurz seine Beine lockerte. Genis sah verwundert und auch irgendwie verwirrt zum Auserwählten auf, hatte er sich dessen Reaktion doch ein wenig anders vorgestellt. Vielleicht zeigte Zelos auch eine völlig andere Seite an sich? Wollte er nicht zugeben, wie sehr ihm diese Lage doch missfiel?
 

„Komm Genis, ich werde morgen mit unseren Lloyd sprechen, okay? Heute ist Entspannung angesagt“. Genis begann zu Grinsen, ehe er dem zustimmte. Ja, heute sollte Lloyd seine Ruhe haben. Wenn Zelos morgen zu diesem ging, dann konnten sie auch in Ruhe über alles sprechen. Wie würde dieses Gespräch wohl enden? Wie sehr mochte Zelos den Braunhaarigen eigentlich? Mochte er ihn vielleicht mehr, als das er es jemals zugeben würde? Der weißhaarige Junge hoffte, dass die Zukunft zeigte, wie sich das weiter entwickelte. Hoffentlich zu Lloyd’s Interesse.
 

„Verrrstehe… Mach dirrr nicht so viele Gedanken. Lass alles auf dich zukommen, Lloyd“ versuchte Dirk seinen Sohn zu beruhigen. Der Braunhaarige wusste nun Dirk’s Meinungen, hatte dieser auch gemeint, wie Zelos eben, das er es ihm doch sagen solle. Nur, warum vergaß sein Stiefvater dabei, das es sich doch um den Rothaarigen handelte? „Er wird mich hassen, Paps“. Dirk schüttelte seinen Kopf, hasste man doch niemanden, nur weil man eine gewisse Person liebte. „Nein, wieso sollte errr das tun? Rrrede morrrgen mit ihm und dann wirrrst du sehen, wie errr darrrauf rrreagierrrt“. Mehr konnte Dirk seinem Sohn nicht raten. Ob Lloyd sich dazu entschied, blieb diesen selbst überlassen, nur wenn der Braunhaarige weiterhin schwieg, dann konnte sich auch nichts an dessen Situation ändern.
 

„Okay, ich werde es versuchen. Auf die Gefahr hin, das er unsere Freundschaft aufgibt“. Allein dieser Gedanke machte es dem Braunhaarigen so schwer, sich dem Auserwählten zu erklären. Es würde Weh tun, würde Zelos einfach gehen, sagen, dass er von Lloyd überhaupt nichts mehr wissen wollte. Jedoch hatte Dirk auch Recht, denn der Braunhaarige wusste nun mal nicht, was da auf ihn zu kam. „Gut“ erwiderte Dirk und räumte den Tisch ab, ließ Lloyd nun gänzlich mit seinen Gedanken allein. Sollte dieser sich schon mal einige Sätze zu Recht legen.

Nächtliche Aussprache!

Die Stunden vergingen schnell, war es doch immer so, wenn man sich amüsierte. Raine, Colette und Genis waren bereits wieder zurück nach Iselia gegangen, musste Raine’s kleiner Bruder auch bald ins Bett. Sheena hatte sich nach einem Streit mit dem Auserwählten ebenfalls zurück gezogen, denn eingeschnappt, wie sie nun mal war, hatte sie ihm in ihrer Wut eine gescheuert. So saß Zelos nun auf einem Stuhl und rieb sich seine rote Wange, welche noch immer schmerzte. Regal und Presea standen weiter abseits und beobachteten den Rothaarigen stumm. Beide hatten sie beobachtet, wie Genis und Zelos vom Balkon gekommen waren, wussten demnach auch, dass die beiden miteinander gesprochen haben mussten. Worüber? Jeder der beiden machte sich dazu seine eigenen Gedanken.
 

„Wieso hat sie mir denn so eine geballert? Verdammt, das war doch alles nicht so, wie es ausgesehen hatte“. Nun, Sheena hatte dies wohl doch so empfunden, musste sich Zelos eingestehen. Dabei hatte er sie doch nur näher zu sich gezogen, damit sie von einem Betrunkenen nicht angerempelt wurde, aber die Schwarzhaarige hatte natürlich etwas ganz anderes darin gesehen. Zelos seufzte gequält, konnte auch irgendwie Sheena’s Reaktion nachempfinden. Wer ließ sich denn schon gern begrabschen von jemandem, wo man doch genau wusste, wie es am Ende aussah?
 

Mürrisch erhob er sich, fuhr sich mit der Hand durch sein rotes Haar, welches im gedämpften Mondlicht schimmerte. Schon lange saß er hier oben auf den Balkon und beobachtete die Sterne, welche klar schienen. Ihm ging dieses Gespräch nicht mehr aus dem Kopf und Lloyd schon gar nicht. Immer wieder sah er den Kleineren, wie dieser sich bei ihm ankuschelte, seine Nähe doch so sehr suchte, dass es fast schon Weh tat. Nun wusste Zelos bescheid, aber wie sollte er in Zukunft mit Lloyd umgehen, ohne ihn zu verletzen? Das wäre das Letzte, was er wirklich wollte, seinen Kumpel aufgrund seiner Aussagen verletzen.
 

„Zelos, du siehst so nachdenklich aus“ durchbrach das rosahaarige Mädchen diese aufkommende Stille. Man sah Zelos nicht häufig so, im Gegenteil, eigentlich ließ sich der Rothaarige doch sonst keine Probleme, oder dergleichen, anmerken. Heute jedoch schon. Hatte dies auch etwas mit dem Gespräch zwischen Zelos und Genis zutun? Seit diesem wirkte Zelos schon etwas geistesabwesend, so, als würde er an jemanden denken. Regal hatte eine Behauptung aufgestellt, doch dies wollte sie nicht glauben, auch wenn es verdammt danach aussah. Konnte Lloyd sich wirklich in den Rothaarigen verliebt haben? Wusste Zelos nun davon? Hatte Genis es ihm deswegen unter vier Augen erzählt?
 

„Ach, das sieht nur so aus“ grinste der Auserwählte, erhob sich von seinen Platz und streckte sich kurz. „Ich werde nach Hause gehen, Leute. Genießt noch den schönen Abend hier, okay? Wenn das nächste Bankett ansteht, werdet ihr wieder eingeladen werden, dann werden wir uns wiedersehen“. Kurz lächelte er Regal und Presea noch an, ehe er die Treppen hinab ging. Er wusste, er hinterließ so wahrscheinlich offene Fragen, aber er konnte mit keinem darüber reden. Nur mit Genis könne er darüber reden, aber selbst dieser war schon gegangen, hatte Raine gemeint, dass es doch schon sehr Spät wäre.
 

Unschlüssig, was er denn nun machen sollte, verließ er das Bankett, stand nun vor dem Gebäude, welches noch Recht laut war. Kein Wunder, die anderen würden wahrscheinlich noch bis zum Morgengrauen feiern, wie immer eben. Zelos selbst gehörte meist zu solchen Leuten, wenn er nicht irgendein Mädchen mit zu sich nahm, um dieses flach zu legen. Ein langer Seufzer entwich ihm, ehe er in seine Hosentasche griff und die Flügeltasche hervor zog. Sein innerstes brannte darauf, nach Iselia zu fliegen, doch sein Verstand warnte ihn davor. „Lloyd…“ murmelte er leise, schloss sogleich seine Augen und stellte sich seinen Kumpel vor, welcher sicherlich noch wach in seinem Bett lag und über etwas grübelte.
 

Zelos öffnete seine Augen wieder, nahmen diese einen entschlossen Blick an, ehe er die Flügeltasche in die Lüfte erhob. Sofort vergrößerte sich sein Rheard, welcher auf einen freien Platz zum Stehen kam. „Ich muss dieses Gespräch vorziehen, sonst liege ich selbst die ganze Nacht wach“. Genau, er konnte das auch jetzt klären. Nur, wie sollte er mit Lloyd sprechen? Sollte er ihm sagen, dass aus ihnen nichts werden würde? Sollte er ihm einfach so vor dem Kopf stoßen? Der Rothaarige seufzte ein weiteres Mal, stieg auf den Sitz und startete den Antrieb. Der Rheard erhob sich in die Lüfte und so flog er auf dem direkten Wege nach Iselia. Egal, er musste nun mit Lloyd reden, diese Fragen, welche seine Gedanken beherrschten, sie würden ihm keine ruhige Minute mehr geben.
 

Währendessen lag Lloyd wirklich noch wach in seinem Bett, musterte stumm die Decke. Seine Gedanken umkreisten mal wieder den Auserwählten, welcher sich wahrscheinlich schon fragte, warum Lloyd nicht zum Bankett gekommen war. Der Braunhaarige drehte sich auf die Seite, seufzte gequält, ehe er sich auf seinen Daumen biss. Verdammt, er konnte nicht mal schlafen, weil er an Dinge dachte, die niemals in Erfüllung gehen würden. Ein Beispiel wäre diese Nacht gewesen. Wie nahe sie sich da doch gewesen waren und Lloyd konnte sich noch an Zelos’s Körpergeruch erinnern. Als würde er hier immer nächtigen, so kam es Lloyd vor, denn wenn er seine Augen schloss, dann hatte er das Gefühl, als wäre Zelos ganz nahe bei ihm.
 

„Paps hat Recht. Ich werde es ihm bald sagen, damit er mir eine Abfuhr erteilen kann. Es kann so nicht weitergehen. Diese Gefühle werden mich sonst nicht mehr in Ruhe lassen“. Genau, er musste es ihm morgen sagen, sonst fand Lloyd keine ruhigen Nächte mehr. Wie Zelos wohl darauf reagieren würde? Wäre er wütend, oder gar gänzlich von solchen Dingen abgeneigt? Lloyd schmunzelte, hatte Zelos doch vor drei Tagen gesagt, so lange er selbst nicht der Geliebte sei, wäre alles in Ordnung. Was hieß bloß diese Aussage? Meinte Zelos vielleicht damit, dass er dann die Freundschaft kündigte, aufgrund anderer Gefühle? Gott, wie sehr sich Lloyd davor auch grämte, er musste es endlich sagen. Da spielte es auch keine Rolle, was danach war und wenn Zelos ihm dann die Freundschaft kündigte, dann war er nie ein guter Freund gewesen.
 

Ein seltsames Geräusch ließ ihn aufhorchen, kam dieses von seinem Balkon. Nun, es war eher ein aufgebrachtes Seufzen, aber vielleicht hatte sich Lloyd auch nur geirrt? Nein, da war definitiv jemand auf seinen Balkon. Ein Einbrecher? Nein, wer würde schon hierher kommen? Dirk und er besaßen nicht viel, also wäre der Einbrecher schon Recht dumm. Ein Niesen erklang und nun war sich Lloyd sicher, dass da jemand auf seinen Balkon stand. So stand der Braunhaarige auf und lief auf leisen Sohlen zur Tür, legte seine Hand auf die Klinke und drückte diese hinunter. Aus einem Spalt spähte er hinaus, erschreckte sich fast zu Tode, als die Tür mit einem Ruck in seine Richtung gedrückt wurde.
 

„Amigo? Oh, tschuldige. Ich war wohl ein bisschen zu laut. Weißt du, es ist nicht mein Hobby, irgendwelche Ranken hinauf zu klettern“. Lloyd rieb sich seine Nase, welche er sich durch die Tür gestoßen hatte. Was machte Zelos denn hier? Wollte er nun genauer fragen, warum Lloyd nicht zum Bankett gekommen war? Verdammt, er hatte gedacht, er habe noch ein wenig Zeit, um sich einige Worte zu Recht zu legen. Scheinbar nicht, denn nun stand seine Liebe in der Tür, sah entschuldigend auf ihn hinab, was Lloyd an sich ganz süß an Zelos fand.
 

„Schon gut, komm rein und sei nicht so laut. Paps ist noch auf und er muss nicht mitbekommen, das du hier bist“. In der Tat. Es war ja noch nicht so Spät und Dirk saß sicherlich noch unten und machte etwas. Meistens waren es dann Reparaturen, die nicht so laut waren, damit er Lloyd nicht weckte. Zelos nickte grinsend, machte die Türe leise hinter sich zu und begab sich zum Bett, auf welchen er sich setzte. Kurz zog er sich seine Schuhe aus, rutschte weiter aufs Bett und legte sich schließlich hin. Nun, das Bett war schon gemütlich, musste er zugeben. Außer seinen Muskelkater, den er sich durch Lloyd und dieser komischen Schlafposition zugezogen hatte, hatte er doch sehr gut in diesem Bett geschlafen.
 

„Zelos, wieso bist du hier? Haben Raine und Genis dir nicht gesagt, das es mir nicht so gut geht?“. Noch immer rieb sich Lloyd die Nase, trat auch etwas Blut hervor, welches er sich rasch wegwischte. Der Rothaarige seufzte einmal aus, ehe er den Braunhaarigen stumm musterte. Okay, Lloyd sah nicht Krank, oder dergleichen, aus. Es war wohl eher eine Ausrede, die er den beiden hatte weismachen wollen. Nun, Genis war wohl der Einzige gewesen, welcher den wahren Grund doch kannte.
 

Zelos legte ein wissendes Grinsen auf, rutschte beiseite, damit sich Lloyd auch hinlegen konnte, falls dieser es denn wollte. Nur widerwillig setzte sich Lloyd auf den Bettrand, sah stumm auf Zelos hinab, welcher eine festliche Kleidung trug. Scheinbar war er vom Bankett direkt hierher gekommen, um mit den Braunhaarigen zu reden. Nur, worüber wollte Zelos mit ihm reden? „Kleiner… Leg dich hin, dann werde ich dir sagen, weshalb ich dich mal wieder in der Nacht besuche“. Der Rothaarige schloss seine Augen, spürte im nächsten Moment, wie die Matratze neben ihm nachgab, sich Lloyd wirklich zu ihm gesellte, ganz so, wie es Zelos auch wollte.
 

„Hast du mit dem Kerl gesprochen? Weiß er nun, wie du für ihn fühlst?“ begann Zelos. Er konnte nicht direkt mit der Tür ins Haus fallen, erschien ihm das auch ein wenig dreist. Außerdem wollte er den Kleineren nicht verunsichern, sondern es langsam angehen. Er hörte das leise Seufzen von Lloyd, welcher sich auf die Seite drehte, nun in seine Richtung lag und ihn musterte. So öffnete Zelos seine Augen wieder, sah nun auch zu Lloyd, welcher nicht genau wusste, was er dazu sagen sollte.
 

„Bist du nur deswegen zu mir gekommen? Wieso interessiert dich das überhaupt?“. Lloyd sah skeptisch in die blauen Augen, welche ihn sanft ansahen. Was dachte Zelos bloß in diesen Moment? Wieso fragte er diese Dinge? Hatte sich Lloyd letzten Endes doch verraten? War Zelos vielleicht aus diesen Grund hier, um den Braunhaarigen nun dazu zu zwingen, die Wahrheit zu sagen? Nein, nicht auf diese Weise, das wollte Lloyd nun wirklich nicht und deshalb drehte er sich um, präsentierte dem Auserwählten seinen Rücken, welcher neugierig gemustert wurde.
 

„Jein… Du sagtest, das du Angst hast diese Freundschaft zu dem Typen zu verlieren, oder? Also wäre ich der Typ, würde ich trotzdem noch mit dir befreundet sein wollen, weil… Das ist einfach kein Grund, der mich dazu bewegen würde, nicht mehr dein Kumpel zu sein“. Lloyd seufzte ein weiteres Mal, beruhigte ihn diese Tatsache doch ungemein. Wieso sagte Zelos bloß jetzt solche Dinge? Wollte er ihm wirklich nur ein guter Freund sein?
 

Zelos bemerkte, wie sich Lloyd ein wenig entspannte, drehte sich nun ebenfalls auf die Seite und legte vorsichtig seinen Arm um Lloyd. „Kann es sein, das ich Derjenige bin? Reagierst du deswegen manchmal so seltsam und hast Angst, dass ich dich dann verabscheue? Nun kennst du meine Meinung dazu, also kannst du mit der Sprache rausrücken“. Sofort verspannten sich Lloyd’s Muskeln wieder, machte sein Herz ein ungewöhnlichen Hüpfer, während er sich selbst total erschrak. Verdammt, scheinbar hatte der Auserwählte wirklich gut nachgedacht, einige Fakten, die Lloyd ihm genannt hatte, sich zusammen gereimt.
 

„Amigo, wieso hast du die ganze Zeit geschwiegen? Nur wegen dieser Angst?“. Ein zaghaftes Nicken kam ihm entgegen, doch hatte Zelos das Gefühl, als wolle Lloyd nun vorerst nicht mehr reden. Scheinbar hatte er ihn doch zu sehr überfahren, aber er konnte auch nicht länger schweigen. „Lloyd, ich kann dir zwar keine Liebe geben, aber…“. Kurz unterbrach sich Zelos selbst, überlegte, wie er das am besten ausdrücken sollte. „Aber ich bin doch für dich da, also wenn du das willst. Ich halte mein Versprechen dir gegenüber. Versteh mich, bitte. Ich kann dir nicht das geben, was du dir von mir wünschst. Ich habe schon so lange nicht mehr geliebt und habe nicht vor, nun damit wieder zu beginnen. Du bist ein netter Kerl, das steht außer Frage, aber für mehr reichen meine Gefühle nicht“. Zelos bemühte sich, es dem Braunhaarigen so schonend, wie nur möglich, beizubringen, aber er hörte schon das leise Schluchzen, welches von Lloyd kam. Da kam wohl keiner drum herum, denn so etwas tat Weh. Eine Abweisung tat immer Weh, selbst Zelos kannte solch ein Gefühl.
 

„Lass mich bitte allein“. Lloyd wischte sich über die Augen, hatte er das zwar schon kommen sehen, aber das es ihn wirklich so schmerzte, hätte er nicht gedacht. Verdammt, er hatte es doch eigentlich schon gewusst und trotzdem hatte er das Gefühl, als würde sein Herz in tausend Stücke springen. Wieso mussten solche Gefühle so schmerzhaft sein? Warum war die Liebe so, wenn diese nicht erwidert wurde? Und was tat Zelos? Er regte sich nicht, nein, er zog den Braunhaarigen nur bestimmend näher zu sich, strich ihm beruhigend übers Haar, da er sich scheinbar schuldig fühlte.
 

„Lloyd, ich weiß genau, wie Weh so etwas tut, aber soll ich dir lieber Gefühle vorheucheln? Soll ich das wirklich machen? Würdest du dich dann besser fühlen?“. Der Kleinere sollte begreifen, wie Weh so etwas tat, denn Zelos hatte es doch bereits erlebt. Liebe vorheucheln war noch schlimmer, als eine einfache Abfuhr zu bekommen. „Amigo, ich kann dir nur meine körperliche Nähe geben, vielleicht auch ein bisschen mehr, wenn du das willst, aber ich kann dir keine Liebe geben“. Der Braunhaarige drehte sich um, sah Zelos aus verweinten Augen an, die unsicher in seine schauten. Nähe?
 

„Tut mir Leid… Ich weiß auch nicht, warum ich mich in dich verliebt habe… Es ist einfach passiert und ich konnte nichts dagegen machen…“. Zelos schüttelte seinen Kopf, wischte mit dem Daumen einige Tränen fort, welche an den Wangen des Braunhaarigen entlang glitten. „Dafür musst du dich nicht entschuldigen, Amigo. Die Liebe kommt und geht und fragt auch nicht nach, ob du gerade Lust auf eine Achterbahn der Gefühle hast. Es ist ja nicht so, als würde ich dieses Gefühl nicht kennen. Ich war auch schon oft verliebt, aber nach meinen Erlebnis habe ich mich lieber verbarrikadiert, bevor ich noch mal solches Leid durchleben muss“. Ein sanftes Lächeln erschien auf Zelos’s Lippen, ehe er den Braunhaarigen noch enger an sich zog.
 

„Du bist nicht wie die Mädchen aus Meltokio und mich ehren deine Gefühle auch sehr, aber… Den Rest kennst du… Wo nichts ist, kann auch nichts gegeben werden. Sei mir deswegen nicht böse, ja?“. Lloyd nickte, lehnte seinen Kopf auf die Schulter von Zelos, da er sich nun etwas besser fühlte. Ja, nun fühlte er sich wirklich besser, denn sein Auserwählter hatte verstanden, wie er fühlte. Außerdem fand Lloyd, das Zelos es wirklich gelassen aufnahm, sogar meinte, er sei nicht so, wie die Mädchen, oder Menschen. Es stimmte. Lloyd mochte Zelos nicht wegen dessen Titel. Er mochte ihn so, wie er nun mal war, mit all seinen Macken, mit all seinen Eigenschaften.
 

„Wie lange plagst du dich schon mit diesen Gefühlen rum?“ wisperte Zelos leise, schloss seine Augen, da er langsam müde wurde. Okay, würde er diese Nacht beim Braunhaarigen bleiben, diesen auch Wärme schenken, wenn es Lloyd denn wollte. „Es hat auf unserer Reise angefangen“ erwiderte Lloyd ebenso leise, kuschelte sich enger an den Auserwählten und spürte im nächsten Moment zwei Arme, welche sich bestimmend um ihn legten. „Wie schon gesagt, mein Kleiner. Ich kann dir meinen Körper geben, ein wenig Geborgenheit, aber nicht mehr. Ich kann dir vieles geben, Amigo. Selbst Sex, wenn du willst“.
 

Lloyd’s Augen wurden groß, ehe sich ein rötlicher Schimmer auf seinen Wangen bildete. Sex? Daran hatte er noch gar nicht gedacht, sondern nur an die körperliche Nähe und ein paar Streicheleinheiten. Gott, wieso musste Zelos das nun sagen? Er hatte noch nie und würde auch nicht so schnell. Der Auserwählte grinste dümmlich, hatte Lloyd zum Glück noch eine Nachttischlampe an. So konnte er dessen Röte bewundern, welche immer dunkler wurde. „Du hast noch nie, oder? Ich wollte dir keinesfalls zu nahe treten. Ich sage dir nur, woran du bei mir bist“. „Und dafür bin ich dir auch dankbar“ murmelte Lloyd, sah stumm auf die Brust des Auserwählten, da ihm dieses Thema nicht gerade lag. Lloyd redete sonst nicht über Sex, oder dergleichen, also warum sollte er es nun bei Zelos tun? Dieser wusste auch, dass er darüber nicht sprechen mochte, hatte es Lloyd einst auf der Reise gesagt, als Zelos mit diesem Thema begonnen hatte. Zwar hatte Zelos damals gemeint, Lloyd wäre ein Weichei, oder so was, aber nun wusste er doch bescheid.
 

„Lloyd?“. Zelos sah zu ihm hinab, wartete, bis dieser aufsah, was wenige Sekunden später der Fall war. „Wann immer du dich einsam fühlst… Du kannst jeder Zeit zu mir kommen, okay? Ich habe dir doch versprochen, für dich da zu sein. Ich halte meine Versprechen“. Zelos lächelte sanft, ehe er seine Stirn an die des Braunhaarigen lehnte. So nahe waren sie sich noch nie gewesen, aber der Effekt war einfach schön. Wie Lloyd ihn ansah, so verliebt und verunsichert. Zelos wusste nicht warum, aber er mochte diesen Blick, welcher zeigte, wie sehr Lloyd ihm doch verfallen war.
 

„Danke“ bekam der Braunhaarige lediglich über die Lippen, ehe er seine Augen schloss und den betörenden Geruch seines Geliebten einatmete. Zelos roch gut, auch wenn er einige Gerüche noch an sich trug. „Willst du dich nicht ausziehen? Ich meine, bleibst du hier, oder gehst du gleich wieder?“. Zelos befreite sich kurz von Lloyd, krabbelte über diesen rüber und stand dann auf. Lloyd hörte dem Treiben zu, schloss daraus, das Zelos wohl bleiben würde. „Er bleibt bei mir, obwohl er von meinen Gefühlen weiß. Wieso tut er das alles nur?“. Es erschien ihm so unbegreiflich zu sein, hatte der Auserwählte doch seine Meinung bereits geäußert.
 

Die Matratze gab nach und vorsichtig krabbelte Zelos über Lloyd rüber, welcher einen wohligen Seufzer ausstieß. Dann spürte er, wie sich Zelos wieder hinlegte, seine Arme um den Braunhaarigen schlang und diesen wieder näher zu sich zog. „Deine Frage dürfte somit beantwortet sein“ grinste der Rothaarige, hatte er nur noch seine Boxershorts an. Kurz schien Lloyd ihn zu mustern, legte dann jedoch ein Lächeln auf. „Du riechst so gut, Zelos“. Es war ein kleines Kompliment, welches den Rothaarigen dazu veranlasste, verlegen beiseite zu sehen. Klar, er bekam ständig solche Sachen zu hören, aber bei Lloyd wusste er doch genau, wie ehrlich diese Worte doch waren. Verdammt, er wusste überhaupt nicht, wie er auf so was reagieren sollte.
 

Lloyd ließ seine Hand auf die Brust seines Auserwählten wandern, spürte, wie sehr Zelos sich dabei doch verspannte und unterließ seine Wanderschaft. „Entschuldige… Ich meine…“. „Nimm es mir nicht übel, Lloyd. Ich weiß, wie ehrlich deine Gefühle sind und deswegen ist mir diese Situation neu. Es ist anders, als wenn ich mit einem Mädchen flirte, die ich eh nur für eine Nacht haben will“. Lloyd nickte verstehend, lächelte sanft, da er Zelos noch nie so planlos erlebt hatte. Okay, würde er ihn nicht mehr begrabbeln, oder sonst was. Einfach nur neben diesen liegen, bis er irgendwann einschlief.
 

Stumm lagen sie nun da, genossen für sich diese Nähe, die der jeweils andere doch gab. Zelos grübelte, ob es denn wirklich eine so gute Idee gewesen war, hier zu bleiben. Nun, der Braunhaarige schien sich nun wohl zu fühlen, aber machte er die Sache nicht so schlimmer? „Zelos?“. Der Angesprochene öffnete seine Augen, sah in die braunen Augen seines Bettgenossen, welcher wieder sichtlich errötet beiseite sah. Was hatte er denn? „Ja?“.
 

„Ich ähm… Ich weiß nicht, ob ich dir das sagen soll… Ich will, aber vielleicht willst du das auch gar nicht hören...“. Die pure Verunsicherung schwang in Lloyd’s Stimme mit und Zelos hatte auch schon so eine Ahnung, was der Kleine da loswerden wollte. „Sag es“. Wie sich wohl diese Worte aus Lloyd’s Mund anhörten? Zelos war gespannt, wartete geduldig auf diese Worte, welche jedoch nur im Flüsterton an seinem Ohr erklangen. „Ich liebe dich, mein Auserwählter“. Der Kleinere von beiden war sichtlich errötet, hatte er Zelos noch nie Auserwählter genannt. Er würde ihn immer so nennen, aber nur, wenn er es durfte. Schließlich wusste er doch, wie sehr Zelos diese Bezeichnung hasste.
 

„Aus seinen Mund hört es sich so ehrlich an. Er meint dass auch so ehrlich, wie er es mir sagt. Und er sagt diesen dämlichen Titel, aber er meint es anders, als die Leute in Meltokio. Vielleicht bin ich sein spezieller Auserwählter? Muss wohl so sein“. Der Rothaarige legte ein Lächeln auf, würde er sich deswegen nun auch nicht aufregen, wo er doch wusste, wie Lloyd für ihn empfand. „Amigo…“ murmelte Zelos fast flüsternd, schloss seine Augen wieder und lehnte seine Stirn an die des Braunhaarigen. Dieser schloss ebenfalls seine Augen, fühlte sich nun besser, als zuvor. Diese Nacht würde er wieder ruhig schlafen können, doch wie sah die Zukunft für ihn aus? Wie würden sich seine Gefühle entwickeln? Würde er Zelos jemals dazu bringen können, vielleicht doch Liebe zu empfinden? Nein, darüber wollte er nun nicht nachdenken, denn dies hatte Zeit. Somit schlief er nach einigen weiteren Gedankengängen glücklich in Zelos’s Armen ein.
 

Dieser seufzte wohlig, hatte er sich seit Jahren nicht mehr so wohl gefühlt, wie in diesen Moment. Lloyd hegte also wirklich solche Gefühle für ihn und nahm jeglichen Schmerz in Kauf. Was sollte Zelos machen? Sollte er vielleicht versuchen, auch solche Gefühle für den Kleinen zu empfinden? Nein, man konnte Liebe nicht erzwingen. Aber vielleicht kamen irgendwann solche Gefühle? Zelos seufzte ein weiteres Mal, öffnete kurz seine Augen und betrachtete den Braunhaarigen, welcher schon selig schlummerte. „Kleiner, du machst es einem wirklich nicht leicht, weißt du das?“. Sanft ließ er seine Hand über Lloyd’s Wange gleiten, ehe er diese wieder zurück zog. Lloyd hatte wirklich eine weiche und glatte Haut. Lächelnd schloss er seine Augen wieder, würde er sicherlich noch mehr Haut von Lloyd erkunden dürfen, wenn dieser es wollte. Ja, irgendwann bestimmt, da war sich der Auserwählte sicher.

Zukünftige Hölle?

War es schon fast Mittag, oder doch am frühen Morgen, als Lloyd endlich seine Augen öffnete, sich diese rieb und sich kurz darauf streckte. Seltsam, wieso hatte er auf einmal soviel Platz im Bett? Hatte er nur von Zelos und sich geträumt? War der Auserwählte denn letzte Nacht nicht da gewesen und hatte sein Geheimnis herausgefunden? Nun, wo er so darüber nachdachte, legte sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen. Zelos hatte Verständnis für seine Gefühle gezeigt, hatte sich irgendwie auch liebevoll um Lloyd gekümmert, als der Rothaarige ihn einen Korb hatte geben müssen. Klar, Zelos fühlte zwar keine Liebe für Lloyd, aber dennoch war er scheinbar geblieben, hatte sich um seinen Kumpel kümmern müssen, da der Auserwählte wohl selbst wusste, wie Weh so etwas tun konnte. Und das Zelos nicht einfach Liebe für den Braunhaarigen empfinden konnte, konnte Lloyd auch nachvollziehen. Erzwungene Liebe brachte sowieso nichts, denn diese musste von alleine entstehen und wenn Zelos nie Liebe für Lloyd empfinden konnte, dann war dies halt so.
 

Langsam erhob er sich, streckte sich nochmals und sah auf die leere Betthälfte neben sich. Der Geruch von Zelos lag noch in der Luft, sagte dies eigentlich aus, das er nicht vom Auserwählten geträumt haben musste. Was lag denn dort auf seinem zweiten Kissen? Ein Zettel. Lloyd gähnte, griff zum Zettel und entfaltete diesen langsam. Kurz überflog er den Text, ehe seine Augen größer wurden und ein leises Lachen von ihm erklang. Okay, nun wusste er, wieso sein rothaariger Freund nicht mehr neben ihm lag.
 

„Amigo,

tut mir ja Leid, das du ohne mich wach wirst, aber ich konnte nicht länger liegen. Außerdem müffel ich viel zu stark und bin deswegen nach Hause gegangen, um zu Duschen. Ich brauche eben meine morgendliche Dusche, sonst geht bei mir gar nichts. Außerdem gehen sonst meine schönen Haare kaputt und das wollen wir doch nicht, oder? Ich komme später noch mal vorbei und dann will ich keine Trauermiene sehen, hast du mich verstanden?

Bis später
 

Dein Zelos“.
 

Lloyd kicherte leise, legte den Zettel auf seinen Nachtisch und ließ sich wieder zurück ins Bett fallen. Zelos wusste wirklich, wie man jemanden aufheitern konnte, aber lange hielt sein Grinsen nicht an. Verdammt, es tat dennoch Weh, obwohl Zelos sich doch so sehr bemüht hatte, es ihm schonend bei zu bringen. Klar, Lloyd war ihm auch dankbar deswegen, aber wieso schmerzte sein Herz dann so unsagbar? Konnte er diese Gefühle nicht einfach abstellen? Konnte nicht alles wieder so sein wie es früher einmal gewesen war? Einfache Freunde, ohne Liebe, die sowieso nicht erwidert werden konnte? Zelos hatte vollkommen Recht mit seiner Aussage. Wo nichts war, konnte auch nichts entstehen. Demnach schien der Rothaarige wirklich nur Freundschaft für Lloyd zu empfinden.
 

„Ich habe mir umsonst Hoffnungen gemacht“ murmelte der Braunhaarige, hievte sich wieder hoch und schwang seine Beine aus dem Bett. Nochmals gähnte er, ehe er aufstand und sich durch sein kurzes braunes Haar strich. Gott, er war noch müde, aber er konnte nicht den ganzen Tag schlafen, nur weil es in der Nacht sehr Spät geworden war. Nein, morgen würde er wieder in die Schule müssen, auch wenn er absolut keine Lust dazu verspürte. Blieb ihm denn eine Wahl? Nein, irgendwann wollte auch er seine Schule beenden und bald war dies der Fall. Er musste nur noch dieses letzte Jahr durchhalten und dann musste er nie mehr dieses Schulgebäude betreten.
 

Langsam kramte er sich eine neue Boxershorts heraus, griff nach einem schwarzen Hemd, welches er sich nach einer schnellen Dusche anziehen würde. Dann nahm er sich seine roten Klamotten, welche über einen Stuhl hingen und ging auf direktem Wege zum Bad. Gut, würde er erstmal in Ruhe Duschen und dann runter zu seinen Paps gehen. Frühstück, oder Mittagessen, je nachdem, wie viel Uhr es nun war, würde er auch noch zu sich nehmen, ehe er wieder zu den Klippen ging, wie jeden Tag. Es ging ihm nun mal wieder schlecht, trotz der Tatsache, das Zelos es gelassen aufgenommen hatte. Wie sah nur Lloyd’s Zukunft aus? Durfte er denn nicht glücklich sein? Scheinbar nicht, denn man gönnte ihm seine Liebe nicht, oder vielleicht doch? Konnte er sich doch noch Hoffnungen machen? Hatte Zelos vielleicht eine Lüge erzählt? Nein, dieser hatte die Fakten auf den Tisch gelegt und damit musste sich der Braunhaarige abfinden.
 

Der Rothaarige saß bereits frisch geduscht auf seiner Couch, schaufelte sein Mittagessen in sich hinein, da Sebastian es ihm gerade gebracht hatte. Warum selber Kochen, wenn man doch Bedienstete hatte? Selber Kochen tat er nur, wenn er Gäste hatte, oder beweisen wollte, was er alles konnte. Immerhin stand dann sein Ruf als Auserwählter auf dem Spiel, aber seit langem hatte er nicht mehr für jemanden gekocht und würde es wohl auch nicht mehr. Als sein Teller leer war, stellte er diesen auf den Tisch, legte sich bäuchlings auf die Couch und träumte vor sich hin. Die letzte Nacht kam ihm in den Sinn. Zelos war ehrlich mit sich, wusste er im Moment wirklich nicht, wie es zwischen ihm und Lloyd nun weitergehen sollte. Schön und gut, er hatte gesagt, er würde sich um seinen Kumpel kümmern, aber was war denn, wenn dieser dadurch nur noch mehr verletzt wurde? Verdammt, er war mit seinem Latein am Ende, denn er hatte meist nichts mit Leuten zutun, welche sich in ihm verliebt hatten. Er ließ diese dann auch nicht mehr an sich ran, um vielleicht selbst von der Liebe befallen zu werden, aber bei Lloyd konnte er das nicht tun. Dieses Versprechen hinderte ihn daran, einen sonstigen Rückzieher zu machen.
 

„Wie ich es auch drehe und wende… Ich verletze Lloyd mit beidem. Wenn ich bei ihm bleibe, dann werden seine Gefühle für mich stärker, halte ich mein Versprechen nicht, geht er vor Kummer ein. Wieso musste sich mein Amigo auch in mich verlieben?“. Wütend setzte er sich auf und schlug mit seiner Hand den leeren Teller vom Tisch. Verdammt, das alles war doch eine verdammte Scheiße. Entweder er verletzte Lloyd so, das er bei ihm war, oder er blieb fort und Lloyd verkümmerte an seinen Gefühlen. Das alles regte den Auserwählten so ziemlich auf, weil er sich machtlos fühlte. Er wollte Lloyd irgendwie helfen, aber wie denn? Liebe vorheucheln kam für ihn nicht in Frage, hatte sein Kumpel so etwas wirklich nicht verdient.
 

„Master? Dürfte ich erfahren, was euch beschäftigt, wenn ihr schon Teller zertrümmert?“. Verwundert sah Zelos beiseite, stand sein Butler Sebastian neben ihm und sah aus verwunderten Augen zum Scherbenhaufen, welches sich auf dem Boden präsentierte. Ein langes Seufzen erklang, ehe sich der Rothaarige beruhigend durch sein Haar fuhr. Dann ließ er sich zurück auf die Couch sinken, seufzte ein weiteres Mal, ehe er seinen Butler erneut musterte.
 

„Sebastian… Waren sie schon mal in einer Situation, die irgendwie aussichtslos erschien?“. Der Butler bückte sich hinunter, hob vereinzelte Scherben auf, da dies seine Aufgabe war, wenn etwas zu Bruch ging. Nebenher lauschte er der Frage seines Chef’s, welcher ziemlich verzweifelt klang. „In welcher Hinsicht?“ entgegnete er, gab es viele Situationen, welche aussichtslos erschienen. Jedoch gab es immer eine Lösung, man musste diese nur finden.
 

„Mein Amigo hat sich in mich verliebt, aber… Ich weiß auch nicht, wie ich jetzt mit der neuen Situation umgehen soll. Sie wissen doch genau, wie ich das sonst Handhabe, aber mit Lloyd kann ich das nicht abziehen. Er ist mein bester Freund und ihn kann ich einfach nicht hängen lassen. Nicht umsonst genießt er mein vollstes Vertrauen“. Aufmerksam hörte der Butler zu, hob Scherbe für Scherbe auf, welche er dann vorerst auf den Tisch legte. Langsam erhob er sich, schien über diese Worte nachzudenken, da sein Chef nicht oft um einen Ratschlag bat. Warum auch? Zelos kam sonst immer mit allem alleine zu Recht, jedenfalls kannte es Sebastian so.
 

„Habt ihr Sir Amigo erklärt, das eure Gefühle nicht die seine sind?“ horchte der Butler nach, bekam dazu nur ein langsames Nicken. „Verstehe… Natürlich müsst ihr meinen Ratschlag nicht befolgen, Master Zelos… Wäre ich in eurer Situation, ich würde versuchen trotzdem für Sir Amigo da zu sein. Wahre Freunde sind immer für einen da, auch wenn dort momentan andere Gefühle mit im Spiel sind. Ihr werdet lernen mit dieser Tatsache umzugehen, versteht ihr? Behandelt Sir Amigo einfach so, wie ihr es immer tut, macht ihm jedoch immer wieder klar, das es nicht mehr von eurer Seite her geben wird, wenn dies bei euch der Fall sein sollte“. Zelos nickte, denn selbst sein Butler sah die Sache so, wie er selbst. Es gab keinen Weg daran vorbei und außerdem war er froh, dass sein Butler auch so handeln würde, wie Zelos selbst. Nickend und dankbar zugleich sah er Sebastian an, stand dann auf, da er nun zu Lloyd gehen würde. Schließlich hatte er in seiner Nachricht erklärt, dass er wieder kommen würde.
 

„Master Zelos… Heute Morgen war ein Bote hier. Seine Majestät wünschst euch zu sprechen“ gab der Butler noch zu verstehen, ehe er die Scherben auf seine Handflächen hob, um diese nun zu entsorgen. Zelos hob beide Augenbrauen, hätte sein Butler dies ruhig früher sagen können. Okay, dann würde er vorher noch zum Schloss gehen, damit seine Majestät bloß nicht wütend wurde. Gott, was wollte der König denn jetzt noch von ihm? Die Sache von gestern Abend hatte doch wirklich gereicht, oder nicht? Nun, er würde den Grund sicherlich gleich erfahren.
 

Lloyd saß schon seit geraumer Zeit auf den Klippen, sah wieder auf die Wälder hinab, welche zu seinen Füßen zu sehen waren. Die Beine ließ er beim Klippenrand hinunter baumeln, empfand er es als angenehm hier stumm zu sitzen. Diese Ruhe, sie beruhigte ihn doch ungemein. Zu Hause konnte er sich nicht erholen, arbeitete sein Paps auch viel zu laut, als das Lloyd in Ruhe bei diesem Krach nachdenken könne. Hier konnte er dies, stellte sich sogar Dinge vor, welche jedoch nie in Erfüllung gehen konnten. Nein, nie würden seine Wünsche in Erfüllung gehen. Seltsam, wo er nun so an Wünsche dachte, kam ihm ein spezieller Wunsch in den Sinn. Ja, wie oft hatte er schon nachts davon geträumt? Eigentlich wusste er es schon gar nicht mehr, schien dies sein sehnlichster Wunsch zu sein, aber auch dieser würde unerfüllt bleiben.
 

„Mein erster Kuss… Mein wirklich aller erster Kuss… Zelos kann mir diesen Wunsch nicht erfüllen. Es wäre falsch, oder? Ja, das wäre es, denn für Zelos wäre dieser Kuss ohne jegliche Empfindung und ich will auch nicht etwas ausprobieren, was später zu einer Sucht werden könnte“ dachte sich Lloyd im Stillen, stellte sich seinen ersten Kuss vor und seufzte resigniert. Gott, er benahm sich ja fast wie ein Mädchen, welches von ihrem ersten Date träumte, oder so. „Wenn Zelos wüsste, worüber ich die ganze Zeit nachdenke… Er weiß ja schon, das ich auch noch nie mit jemanden… Toll, wie er dabei gegrinst hat. Kann doch nicht jeder so sein, wie er. Außerdem muss ich doch nicht mit jedem ins Bett springen, wie er das tut. Ich will gar nicht wissen, wie viele Mädchen er schon in seinem Bett gehabt hat… Bei den Gedanken könnte ich schon würgen“. Irgendwie ergriff Lloyd ein seltsames Gefühl, welches er nicht sofort zuordnen konnte. Konnte dies die sogenannte Eifersucht sein? Ja, er verspürte einen Hauch von Eifersucht, wie damals, als er nach langer Zeit Zelos wieder gegenüber getreten war. Ja, damals, als dieses blonde Mädchen beim Rothaarigen gewesen war. Da hatte er auch dieses Gefühl verspürt und es ließ sich leider Gottes nicht unterdrücken.
 

Seufzend ließ er sich zurück ins Gras fallen, beobachtete vereinzelte Wolken, welche an ihm vorbei zogen. Seine Zukunft, sie sah für ihn selbst so düster aus und das alles nur, weil er nicht wusste, wohin mit seinen Gefühlen. Er konnte sie auch nicht ausleben, sowie er es sich doch manchmal vorstellte. Was hatte Zelos in der Nacht noch gesagt? „Er spinnt doch. Er kann mir doch nicht solch ein Angebot machen… Nein, ich werde nicht mit ihm schlafen, zumal ich noch nie hatte und er das sowieso nur aus Spaß machen würde. Wieso hat er mir seinen Körper angeboten? Glaubt er vielleicht, dass es mir dann besser ergeht? Merkt er nicht, wie sehr ich mich doch nach mehr sehne?“. Lloyd schüttelte hastig seinen Kopf, um diese Gedanken abzuschütteln. Nein, wenn es mal dazu kommen sollte, dann wirklich nur aus Liebe und diese musste von beiden Seiten kommen. Hoffentlich täuschte Zelos wirklich keine Liebe vor, nur weil er vielleicht mal den Drang auf Lloyd verspürte. Da kam dem Braunhaarigen eine Frage in den Sinn, die er lieber hätte stellen sollen. Hieß Zelos’s Aussage denn, das dieser bereits Erfahrung mit Jungs hatte? Lloyd konnte und wollte es sich nicht vorstellen, aber es war ihm irgendwie so rüber gekommen. Vielleicht würde er diese Frage später stellen, wenn er sich dann dazu durchrang.
 

„Lloyd“ hörte er eine Stimme in seinem Kopf und urplötzlich fuhr er hoch, sah sich um, doch sah er diese Person nicht. Eine Einbildung? Nein, er hatte diese Stimme doch vernommen, auch wenn er die Person nirgends ausmachen konnte. Vielleicht spann er sich nun auch schon Stimmen zusammen? Kopf kratzend sah er zum Himmel, hörte ein weiteres Mal seinen Namen in seinen Kopf, diesmal deutlicher, aber wieder sah er nirgends die Person, welche nach ihm rief.
 

„Va… Kratos?“. Unsicher sah er sich nochmals um, aber er sah seinen leiblichen Vater einfach nicht. „Lloyd, du brauchst dich nicht umzusehen. Ich bin immer noch auf Derris Kharlan“. Lloyd kratzte sich am Kopf, sah zum Himmel auf und legte ein sanftes Lächeln auf. „Wie kommt es dann, dass ich deine Stimme hören kann? Wie geht es dir, Kratos? Kommst du bald wieder?“. So viele Fragen kamen über Lloyd’s Lippen, die er alle beantwortet haben wollte. Hoffentlich sagte sein Vater ihm, wie es ihm doch ging, denn er wollte soviel, wie nur möglich, wissen. Außerdem lenkte ihn das nun doch ungemein von seinen Problemen, welche er Momentan doch hatte, ab.
 

„Ich kommuniziere über ein bestimmtes Gerät mit dir, welches auf deine Gehirnwellen abgestimmt ist. Jedoch verbrauche ich dadurch Unmengen an Mana und deshalb kann ich diese alte Kunst nicht lange anwenden. Es geht mir ganz gut, Lloyd und es tut mir Leid, ich kann in nächster Zeit nicht zurück kommen. Mein zu Hause ist hier, hier auf Derris Kharlan“. Lloyd senkte seinen Kopf, freute er sich schon, etwas von seinen Vater zu hören, aber dass dieser wohl nicht wieder käme, störte ihn doch irgendwie. Er vermisste Kratos schon irgendwie, aber er verstand dessen Beweggründe, fühlte sich dieser noch immer schuldig, wegen der ganzen Sache, die damals bei der angeblichen Welterneuerung vorgefallen war.
 

„Lloyd, lausche meinen Worten, denn mir bleibt nicht viel Zeit. Seit geraumer Zeit beobachte ich dich über einen Satelliten und weiß demnach auch, was du momentan durchmachst. Ich gebe dir einen Rat, bevor ich die Verbindung beende, als höre mir genau zu“. Verwundert sah Lloyd wieder auf, schien Kratos genau zu wissen, was im Moment hier unten mit ihm los war. Woher? Nur über den Satelliten? Warum sorgte sich sein Vater denn so sehr um ihn? Klar, Lloyd war sein Sohn, aber deswegen musste er doch den Braunhaarigen nicht im Auge behalten, oder doch?
 

„Aber…“. „Höre mir zu, Lloyd“. Lloyd zuckte zusammen, grummelte leise vor sich hin, da Kratos schon lange nicht mehr so streng geklungen hatte. Gut, würde er jetzt die Klappe halten und seinem Vater zuhören, sowie dieser es doch wollte. „Du wirst in Zukunft eine schwere Zeit durchleben und du wirst noch sehr viel leiden, noch viel schlimmer, als du es jetzt schon tust. Trotzdem darfst du niemals an deinen Gefühlen zweifeln und darfst auf gar keinen Fall aufgeben, verstanden? Kämpfe für das, was dir wichtig ist“. Lloyd legte den Kopf schief, dachte über diese Worte nach, die Kratos ihm nun mitgeteilt hatte. Was sollte das denn bedeuten? Er würde noch mehr leiden, als jetzt? Woher wolle Kratos das denn wissen?
 

„Woher willst du das wissen, Kratos? Kannst du jetzt Hellsehen, oder wie?“ scherzte Lloyd, grinste dümmlich, da er diesen Worten keinen Glauben schenken wollte. Jedoch bekam er keine Antwort darauf, weswegen der Braunhaarige sich erhob und nun wütend seine Fäuste ballte. „Kratos, antworte mir. Woher willst du das wissen?“. Wütend gestikulierte Lloyd mit seinen geballten Händen, sah mit seinen wütenden Blick zum Himmel, da er eine Antwort haben wollte. Jedoch kam diese auch jetzt nicht, was Lloyd glauben ließ, das Kratos schon längst die Verbindung unterbrochen hatte. Super, er sagte ihm solche Dinge und erklärte diese nicht einmal.
 

„Verdammter Egoist“ rief er wütend in den Himmel, ballte seine Hände noch fester, da er seinen Vater einfach nicht verstehen konnte. Okay, er würde diese Worte im Hinterkopf behalten, aber wieso sagte Kratos so etwas? „Mit wem redest du da? Führst du nun schon Selbstgespräche?“. Lloyd wandte sich der Stimme hin, ließ seine Fäuste hängen, da sein Geliebter mit verschränkten Armen einige Meter von ihm entfernt stand. Wie lange stand Zelos schon da? Hatte er vielleicht mitbekommen, wie Lloyd mit der Luft sprach? Peinlich berührt verfärbten sich seine Wangen rötlich, sah beiseite und seufzte gequält. Gott, was musste Zelos bloß nun wieder von ihm denken?
 

Zelos grinste dümmlich, schien es dem Kleinen doch sehr peinlich zu sein. Nur, sein Grinsen hielt nicht lange an, wurde sein Blick wieder ernst, da er nun mit Lloyd sprechen musste. Vorhin, er konnte es immer noch nicht glauben, wurde einfach beschlossen, dass sein restliches Leben die Hölle werden würde. Und das schlimme daran war, Zelos konnte nichts dagegen tun. Rein gar nichts. Nicht mal sein anhaftender Titel half ihm aus dieser Situation heraus und so musste er sich wohl seinem neuen Schicksal fügen.
 

Langsam schritt er auf den Kleineren zu, sah diesen abschätzend an, da er nicht wollte, dass sein Kumpel an dieser Nachricht, welche er nun äußern musste, verkümmerte. Aber würde nicht genau das passieren? Zelos dachte nach, aber sein Amigo würde wahrscheinlich zusammenbrechen, auch wenn der Rothaarige alles erklärte. Jedoch wollte er die ganze Wahrheit nicht sagen, würde Lloyd denken, das Zelos sich einfach seinem Schicksal ergab, ohne um seine Freiheit zu kämpfen. Nun, gewissermaßen hätte der Kleine auch Recht, aber Zelos sah keinen Ausweg. Nein, da gab es keinen Ausweg, denn man würde ihm alles nehmen. Alles, was er bis jetzt besaß, alles wäre weg.
 

„Lloyd, setz dich. Ich muss dir etwas sagen“. Zelos klang ungewöhnlich ernst, aber die Situation erforderte dies auch. Lloyd sah ihn verwundert an, hatte sich seine Röte auch schon wieder verflüchtig und so setzte er sich auf den Rasen, sah dabei zu, wie Zelos es ihm gleich tat. Was hatte Zelos? War vielleicht etwas Schlimmes passiert? Es kam selten vor, das der Auserwählte so ernst sprach, eigentlich machte dieser doch aus jeder Situation einen Scherz, oder versuchte es zumindest.
 

„Versprich mir im Vorfeld, das du dich zusammenreißt, Lloyd“. Nun machte sich der Braunhaarige doch seine Gedanken, schien Zelos seine Gefühle damit zu meinen. Er solle sich zusammenreißen? Aber worum ging es denn genau? Er konnte doch nicht etwas versprechen, wo er nicht genau wusste, ob er sich wirklich zusammenreißen konnte. Jedoch nickte er seinem rothaarigen Freund zu, auch wenn er ein wenig zweifelte. „Ich… Ich werde Prinzessin Hilda heiraten…“. Nur leise kamen diese Worte über die Lippen des Auserwählten, welcher zu Boden sah, da er diesen Worten selbst nicht glauben konnte. Der König war ein Bastard, so fand Zelos. Verdammt, diese beschissene Erpressung. Klar, der König hatte ihm damals, als er noch der Auserwählte gewesen war, Reichtum, Einfluss und diese Villa gegeben. Und nun? Nun drohte der König ihm, würde Zelos dessen Tochter nicht heiraten, würde er alles verlieren. Somit würde der Rothaarige auf der Straße landen, sogar aus Meltokio, wie es der König deutlich gemacht hatte.
 

Lloyd wusste nicht genau, was er gerade denken, geschweige dem sagen sollte. Heiraten? Zelos wollte Prinzessin Hilda heiraten? Hatte Zelos die ganze Zeit über gelogen? Hatte er die ganze Zeit nur behauptet, er wolle nicht lieben, weil er bereits in Prinzessin Hilda verliebt war? Nein, Lloyd konnte und wollte es nicht glauben, weshalb er seinen Blick abwandte, stur zu Boden blickte, da er sich gerade so verarscht vor kam.
 

„Heiraten? Deswegen kannst du keine Gefühle für mich empfinden, ist doch so, oder? Weil du bereits Prinzessin Hilda liebst, nicht wahr? Wieso hast du mir das nicht von Anfang an gesagt? Wieso hast du mir solche Lügen aufgetischt? Verdammt und ich dachte, wir wären Freunde, du verlogenes Schwein“. Zelos konnte nicht so schnell reagieren, ehe er schon eine harte Faust auf seiner Wange spürte, er einige Meter über den Rasen rutschte und letzten Endes verwundert liegen blieb. Seine Hand erhob er fast automatisch, rieb sich mit dem Handrücken über seine schmerzende Wange, welche ungemein pochte. Als er sich seinen Handschuh besah, sah er Blut, schloss daraus, dass es ihm aus dem Mundwinkel lief. Verwundert, über diesen Gefühlsausbruch, sah er zu Lloyd, welcher vor ihm stand, beide Hände zu Fäusten geballt, wirklich wütend über diese ganze Scheiße zu sein schien.
 

„Lloyd, hör mir zu…“. „Nein, ich will nichts mehr hören. Ich dachte, ich könnte dir vertrauen, aber du missbrauchst mein Vertrauen einfach. Wieso hast du mir das nicht gestern Nacht gesagt, du verdammter Lügner“. Tränen bildeten sich in Lloyd’s Augen, wandte sich rasch ab und wollte auch gehen. Nur, er konnte es nicht, umschlangen ihn zwei Arme von hinten, welche ihn bestimmend festhielten. „Lloyd, gestern Nacht wusste ich noch nicht davon. Da du gerade meine Ehrlichkeit in Frage stellst, muss ich dir wohl die ganze Wahrheit erzählen…“. Dem Auserwählten war wichtig, dass sein einziger Freund ihm glaubte. Er wollte ihn doch nicht als Freund verlieren, alles andere war ihm gerade egal.
 

„Woher soll ich wissen, ob du mir jetzt auch noch die Wahrheit sagst? Du kommst einfach zu mir, sagst mir so was und dann…“. „Schhhht… Lloyd, der König hat mich gestern Abend schon gefragt, aber ich habe abgelehnt. Ich will nicht heiraten… Ich genieße meine Freiheit, aber selbst diese wird mir nun genommen. Der König erpresst mich, er hat mir gedroht, dass wenn ich Prinzessin Hilda nicht heirate, er mir alles nimmt, was mir momentan gehört. Ich würde meinen Reichtum verlieren, meine Villa, mein zu Hause, einfach alles. Letzten Endes würde ich auf der Straße landen… Mir bleibt keine Wahl, als mich seinen Willen zu fügen. Selbst jetzt, wo ich nicht mehr der Auserwählte bin, werden mir somit meine Entscheidungen genommen“. Zelos sprach ruhig und präzise, sollte Lloyd wissen, was der König wirklich mit ihm tat. Es ließ sich nicht ändern, die Entscheidung stand bereits. Entweder, oder. So hatte es der König ihm gesagt.
 

Lloyd brachte keinen Ton heraus, konnte er nun verstehen, warum sich Zelos so an ihm klammerte. Er spürte dessen Verzweifelung regelrecht, musste dieser seine Freiheit aufgeben. „Zelos… Ich hatte keine Ahnung… Ich…“. „Sag einfach nichts, Amigo… Sei einfach still“. Nickend drehte sich Lloyd in den Armen von Zelos, sah diesen mitfühlend an, da er ganz genau wusste, wie sich Zelos gerade fühlen musste. Die Geschichte wiederholte sich, diesmal nicht durch einen Titel, aber durch erzwungene Liebe, so nahm Lloyd es einfach mal an. Scheinbar wollte Prinzessin Hilda Zelos auf jeden Fall für sich beanspruchen und der König war wohl bereit, jedes Mittel zu nutzen, um es seiner Tochter Recht zu machen. Doch wie der Auserwählte selbst dachte, schien keinem zu interessieren.
 

„Zelos…“ murmelte Lloyd, schloss den Rothaarigen in seine Arme, welcher seinen Kopf auf die Schulter des Braunhaarigen bettete. Wenigstens war sein bester Freund nun für ihn da, würde er ihn in Zukunft sicherlich nicht mehr oft sehen dürfen. Ja, er würde König werden, wollte es aber gar nicht. Keine Partys mehr, kein Draufgängerleben mehr. Alles würde verschwinden. Selbst seine Freunde würde er bald nicht mehr sehen dürfen. Seine Freiheit, einfach weg.

Angebote!

Einige Minuten vergingen, schweigsame Minuten, welche sich nun langsam wie Kaugummi zogen. Sowohl Lloyd, als auch Zelos dachten nach, denn die Zukunft veränderte sich nun rapide. Sollte Zelos wirklich heiraten? Sollte er wirklich seine Freiheit opfern? Verdammt, aber ihm blieb keine Wahl, als dieser Hochzeit zuzustimmen. Dies hatte er vorhin schon bereits getan, hatte der König auch eine sofortige Antwort gewollt. Und nun? Nun stand er hier, bei seinem Freund, welcher versuchte ihn zu trösten. Jedoch half dies nichts, schwirrten ihm so viele Gedanken durch den Kopf.
 

„Du musst nicht heiraten… Jedenfalls… Jedenfalls bin ich nicht bereit, das einfach so hinzunehmen. Ich meine… Ich… Entschuldige, ich meine…“. Verlegen haspelte Lloyd diese Worte hervor, konnte er diese Heirat wirklich nicht so hinnehmen. Nein, Zelos sollte nicht einfach so aufgeben, aber hatte Lloyd denn ein Recht darauf, auch mitzureden? Nun, der Braunhaarige wusste es nicht, spürte nur eine unangenehme Hitze, welche ihm zu Kopf stieg. Gott, was hatte er da nur wieder gesagt? Zelos musste nun sicherlich denken, wie Besitz ergreifend Lloyd doch war. Dabei wollte er doch nur nicht, dass sein rothaariger Freund unglücklich wurde. Genau, dieser würde sich sein restliches Leben quälen, dürfe nicht mehr die Dinge tun, die er jetzt noch konnte.
 

Zelos hob seinen Kopf, sah in das gerötete Gesicht Lloyd’s, welcher stur auf seine Brust blickte. Es schien ihm peinlich zu sein, doch fand Zelos es schon in Ordnung. Schließlich ging es um Lloyd’s Gefühle, welche er nicht immer verbergen konnte. „Dir muss das nicht peinlich sein“. Ein kleines Lächeln zeigte sich auf Zelos’s Lippen, ehe er das Kinn von Lloyd leicht anhob und das Gesicht des Kleineren nun genauer betrachtete. Die geröteten Wangen kamen nun besonders zur Geltung, fiel das Sonnenlicht nun genau auf Lloyd’s Antlitz. „Würde ich jemanden lieben, der urplötzlich zur Heirat gezwungen wird, würde ich das auch nicht einfach so hinnehmen können. Ich habe vorhin überlegt ob es vielleicht einen Ausweg gibt, aber egal wie ich es drehe und wende… Ich sehe keinen und somit muss ich mich meinen Schicksal beugen. Es ist ja nicht so, das ich es nicht gewohnt bin, so behandelt zu werden“. Zelos versuchte es nun herunter zu spielen, da er den Kleinen nicht weiter beunruhigen wollte, doch dieser schüttelte nur zaghaft seinen Kopf.
 

„Erinnere dich an deine eigenen Worte. Dein Leben war ein Witz, oder? Seit ein paar Monaten geht es dir doch gut, oder irre ich mich da? Wenn du Prinzessin Hilda heiratest, dann wirst du nichts mehr dürfen. Dir werden wieder die Hände gebunden sein… Ich will nicht, das du noch mal in dieses Leben zurück musst… Lass uns lieber nachdenken, wie wir diese Heirat verhindern können, okay? Gib nicht einfach so deine Freiheit auf. Du liebst diese Frau doch gar nicht…“. Der Auserwählte seufzte gequält, hatte er mit so etwas schon gerechnet, aber wie sollten sie diese Heirat verhindern? Er glaubte nicht daran, dass man mit den König noch normal darüber sprechen konnte, schließlich hatte dieser ihm gedroht. Und Prinzessin Hilda? Diese schien dafür verantwortlich zu sein. Gott, er musste eine Frau heiraten, welche scheinbar alles bekam, was sie wollte. Somit auch ihn, den ehemaligen Auserwählten.
 

Lange herrschte Stille, dachte Lloyd angestrengt nach, wie man da etwas tun konnte. Klar, er hatte nun soviel gesagt, aber so wirklich wusste er selbst nicht weiter. Obwohl, er hatte schon so seine Ideen, aber ob Zelos dabei mitmachen würde, war wieder eine andere Frage. „Lloyd… Ich muss dir etwas beichten. Damals… Ich…“. Zelos zog seine Arme zurück, setzte sich auf den Rasen und sah zu seinen braunhaarigen Freund auf. Dieser zog die Augenbrauen hoch, hatte schon so eine Befürchtung, dass da nun etwas Schlimmes kommen musste. Langsam ließ er sich auf die Knie sinken, sah weiterhin fragend zum Rothaarigen, welcher einmal tief Luft holte.
 

„Damals, als ich euch verraten habe… Ich habe nachgedacht, ob ich mich euch nicht selbst in den Weg stellen soll, weil ich dieses Leben satt habe. Dann wäre mein Leben jetzt schon längst vorbei und ich müsse mich mit solchen Dingen nicht abgeben. Ich will doch einfach nur normal leben können. Ohne jegliche Verpflichtung, ohne Aufsehen, ohne Titel, einfach frei“. Lloyd sah erst geschockt drein, doch je mehr er darüber nachdachte, desto besser konnte er Zelos’s Gefühle nachempfinden. Ja, dessen Leben musste wirklich beschissen verlaufen sein, obwohl dieser Wohlhabend und ein schönes zu Hause hatte. Und trotzdem. Die Menschen verlangten ihn viel zu viel ab, alleine wegen dieses Titels, welcher noch immer an Zelos haftete.
 

„Ich kann nur für mich sprechen, Zelos… Du magst viel durchgemacht haben und dein Leben wurde sicherlich schon immer von anderen bestimmt. Das habe ich bereits auch bemerkt, aber du darfst nicht aufgeben. Ich werde dir helfen, damit du diese Heirat nicht vollziehen musst, okay? Vertraue mir“. Der Rothaarige lächelte leicht, nickte dann schließlich. Kaum zu glauben, das Lloyd ihn aufbauen musste und dieser schien ihm nicht mal seine Gedanken krumm zu nehmen. Konnte sein Kumpel ihn denn wirklich verstehen? Nun, er schien es jedenfalls zu versuchen.
 

„Kannst du dem König nicht sagen, dass du bereits verlobt bist? Wir könnten Colette, oder Sheena fragen. Ich meine, wenn man verlobt ist, dann ist man doch schon versprochen, oder nicht?“. Lloyd sah fragend zum Auserwählten, wäre dies seine erste Idee. Hoffentlich ließ sich Zelos auch darauf ein, denn sonst musste er wohl heiraten und das wollte Lloyd wiederum nicht. Nein, nicht wenn er das verhindern konnte. „Amigo, keine schlechte Idee, nur du vergisst da eine Sache. Meinen Ruf als Frauenheld. Selbst der König weiß, wie ich verkehre, also wird aus dieser Sache nichts“. Zelos lächelte noch immer, rutschte zu Lloyd hin und lehnte sich mit dem Rücken gegen das des Braunhaarigen. Ein leises Seufzen erklang und müde schloss der Rothaarige seine Augen, wollte er für einige Sekunden abschalten.
 

„Ach ja, das habe ich vollkommen vergessen… Ich habe noch eine Idee, aber ich weiß nicht, ob du damit einverstanden wärst“. Lloyd sah über seine Schulter, spürte nur den Rücken, welcher an seinen lehnte. Ging es dem Auserwählten nicht gut? Sonst kam dieser nicht von alleine an, suchte Nähe, oder sonst was. Oder nahm Lloyd dies völlig falsch auf? „Immer her mit deinen Ideen“ grinste Zelos, ließ seinen Kopf nach hinten sinken, bis dieser auf der Schulter des Braunhaarigen zum liegen kam. Bequem, das musste er zugeben, auch wenn der Boden ein wenig zu hart war. Egal, lange würde er sowieso nicht mehr bleiben, denn bald würde es dunkel werden und Lloyd hatte auch morgen wieder Schule.
 

„Ich könnte Paps fragen, ob du bei uns wohnen könntest. Wenn der König meint, dir alles wegnehmen zu müssen, dann soll er das tun. Zeig ihm, dass dir materielle Dinge egal sind. Es geht ja schließlich um deine Freiheit, also… Weißt du, klar, wir haben nicht soviel Platz wie in deiner Villa, aber… Bei mir zwingt dich keiner zu etwas“. Lloyd wurde zum Ende hin immer leiser, wusste, wie unsicher er doch klang. Klar, es war nur ein Angebot, aber er müsse seinen Paps erstmal fragen und wenn diese Stricke rissen, so wusste Lloyd nicht genau, was dann geschehen sollte.
 

„Lloyd, dein Angebot ist nett gemeint, aber… So Leid es mir tut, ich hänge an meinen Lebensstil. Das ist nicht gegen dich gerichtet, aber dein zu Hause ist sehr klein und auf so engen Raum kann ich auf Dauer nicht leben. Ich bin nun mal so aufgewachsen und würde mein Reich auf kurz oder lang vermissen“. Zelos wusste selbst, das er damit seine Heirat quasi schon unterschrieb, denn Lloyd hätte ihm eine Möglichkeit gegeben, um dieser erzwungenen Hochzeit zu entkommen. Irgendwo, tief in sich drin, wollte Zelos dies auch, aber andererseits? Konnte er ohne seine Partys, seinem Luxus und allem was dazu gehörte leben? Nein, er würde es vermissen, denn er war nun mal damit aufgewachsen.
 

Wieder herrschte Stille, hörte man nur den leisen Wind, welcher um sie herum wehte. Lloyd senkte seinen Kopf, hatte Zelos auch wieder Recht damit. Er besaß für sich nur ein Zimmer und der Rothaarige mochte nicht auf so engen Raum leben, verständlich. Scheinbar wollte Zelos seinen Freiraum und seine Villa behalten? Ja, das musste es sein, denn es kam nicht so rüber, als würde es speziell an Lloyd selbst liegen. „Amigo… In Zukunft werde ich nur noch sehr wenig Zeit für dich sein können, das ist auch der Grund, warum ich hier bin. Ich wollte dir sagen, das ich mein Versprechen so ungern breche, aber… Der König wird mich vermutlich in Sachen einbinden, die mich erfordern. Wenn ich Prinzessin Hilda heirate, dann werde ich der zukünftige König werden“. Lloyd nickte schwach, umschlang seine Beine mit seinen Armen und legte seinen Kopf auf die Knie. Was sollte er dazu noch sagen?
 

Zelos sah zu Lloyd, setzte sich wieder vernünftig hin und sah dessen Trauermiene. „Hey Kleiner, du sollst keine Trauermiene ziehen. Ich muss heiraten, nicht du“. Wie schon so oft versuchte es Zelos mit einem Scherz, doch dieser half nicht. Im Gegenteil. Lloyd’s Schultern begannen allmählich zu beben, schien er mit seinen Nerven am Ende zu sein. Der Rothaarige rutschte wieder etwas näher, legte seinen Arm um die Schultern von Lloyd, welcher seine Augen bereits geschlossen hatte. „Lloyd, komm schon… Ich will nicht, dass du wegen mir leidest. Was kann ich tun, damit es dir besser geht?“. Fragend sah er seinen Kumpel an, welcher kurz schniefte, sich dann jedoch über die Augen wischte. Kurz darauf schlangen sich zwei Arme um Zelos, welcher verwundert zum Kleineren sah.
 

„Tu das nicht, Zelos. Du kannst doch nicht einfach auf diese Erpressung eingehen? Das ist nicht richtig und das wissen wir beide. Außerdem… Außerdem könnte ich es nicht ertragen. Ich weiß, es klingt egoistisch, aber darf ich denn nicht auch mal egoistisch sein? Du wirst unglücklich, wenn du sie heiratest, wirst trotzdem vieles nicht mehr tun können. Nur dein Reichtum und dein Ansehen werden bleiben, verstehst du das nicht?“. Zelos sah weiterhin zu Lloyd, welcher sich enger an den Auserwählten drängte, ihn wohl vorerst nicht mehr loslassen wollte. Ja, sein Amigo hatte vollkommen Recht. Er würde trotz allem wahrscheinlich vieles verlieren. Dazu sein Draufgängerleben. Er müsse sich dann mit Hilda begnügen, aber selbst das missfiel ihm im Moment.
 

„Lloyd“ murmelte er, strich diesem hauchzart über die Wange, als dieser aufsah. Diese braunen Augen, welche wieder einmal verweint waren. So langsam konnte er diesen Blick nicht mehr sehen. Zelos hatte langsam das Gefühl, als würde er Lloyd immerzu verletzen. Egal mit was, aber immer wenn er beim Braunhaarigen war, dann weinte dieser. „Ich werde morgen noch mal mit seiner Majestät sprechen, okay? Mehr kann ich nicht tun, da ich nicht bereit bin, meinen Lebensstil aufzugeben“. Lloyd fand schon, das Zelos ziemlich Eitel klang, aber wen wunderte es? Vielleicht würde Lloyd auch so denken, wäre er mit diesen Luxus und allem aufgewachsen. So hatte wohl jeder eine andere Meinung und scheinbar würde Zelos soweit gehen, würde Prinzessin Hilda heiraten, um sein Reich aufrecht zu erhalten.
 

Wieder herrschte Stille, in welcher Zelos einige Male über die zarten Wangen des Kleineren strich. So schöne weiche Haut, so fand der Rothaarige. Eigentlich total untypisch, wenn man bedachte, das Lloyd doch ein Junge war. Oder hatte Zelos auch so weiche Haut und empfand es vielleicht anders bei sich? Ein kleines Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht, als Lloyd seine Augen schloss, sich der Hand des Auserwählten hingab, welche unaufhörlich über diese weiche Haut strich. „Gefällt dir so etwas?“ fragte er leise, wollte er diesen ruhigen Moment auch nicht zerstören. Der Angesprochene nickte zaghaft, konzentrierte sich auf seine Empfindungen, welche von Sekunde zur Sekunde stärker wurden. Lloyd hatte das Gefühl, als würde seine Wange kribbeln, denn dort, wo Zelos’s Finger seine Haut berührten, hinterließen sie ein angenehmes Kribbeln. Solch ein schönes Gefühl hatte er zuvor noch nie gefühlt und am liebsten würde der Braunhaarige nun Stunden hier stehen, nur um dieses Gefühl nicht zu verlieren.
 

„Bin ich deine erste Liebe? Ich dachte immer, das du und Colette… Ihr beide habt so ausgesehen, als seiet ihr zusammen“. Der Braunhaarige seufzte, öffnete seine Augen und betrachtete das schöne Blau, welches ihn fixierte. Wieso fragte der Auserwählte nun solche Dinge? Wollte er vom Thema ablenken? Vielleicht, denn Lloyd hatte nichts gegen einen Themenwechsel, wollte nicht länger über seine und Zelos’s Zukunft nachdenken. Genau, sie befanden sich im Hier und Jetzt und in diesem Moment schien sich Lloyd vorerst wohl zu fühlen.
 

„Colette ist meine Freundin, aber es stimmt schon, was du sagst, denn es sah wohl sicherlich so aus. Sie war zu Anfang in mich verliebt, aber ich nie in sie. Vielleicht hat es deshalb so ausgesehen, weil ich ihr auch nicht so gegen den Kopf stoßen konnte. Erst nach Beendigung der Welterneuerung habe ich ihr gesagt, dass ich nur Freundschaft für sie empfinde. Dann bin ich mit dir auf diese Reise gegangen und dann… Den Rest kennst du ja. Um deine Frage zu beantworten… Ja, du bist meine erste Liebe“. Zelos nickte verstehend, wurde ihm nun so einiges klar. Deswegen reagierte Lloyd auf manche Dinge auch so seltsam, wollte dieser einfach nur, das Zelos ihn nicht verachtete, oder sonst was. Nun, der Rothaarige mochte es den Braunhaarigen zu necken, aber wenn dieser es nicht mehr ertrug, dann würde er ihn nun nicht mehr ärgern und auf dessen Gefühle Rücksicht nehmen.
 

„Verstehe… Heißt sicherlich auch, das du noch keinerlei Erfahrung hast, oder? Ich meine, mit Mädchen, oder halt Kerlen. Hattest du wenigstens schon deinen ersten Kuss? Ich meine, man muss niemanden lieben, nur um jemanden zu küssen. Dazu reicht einfache Sympathie“. Zelos wusste selbst nicht, warum er nun so neugierig wurde, aber es interessierte ihn doch brennend. Vielleicht fragte er auch nur soviel, weil er Lloyd das Gefühl geben wollte, das dieser dem Auserwählten nicht egal war. Genau, Lloyd war ihm keinesfalls egal, denn die beiden verknüpfte ein Band miteinander, ein starkes Band der Freundschaft, welches nicht so leicht durchtrennt werden konnte.
 

Lloyd wurde rötlich um die Nase, senkte seinen Kopf, da ihm das nun doch etwas unangenehm wurde. Natürlich hatte er keinerlei Erfahrung in solchen Sachen, aber musste Zelos denn solche Fragen stellen? Es war ihm auch irgendwie peinlich, denn eigentlich hätte er die Chancen gehabt, jedenfalls auf seinen ersten Kuss. Oft genug war ihm Colette näher gekommen, doch Lloyd hatte immer wieder solche Dinge abgeblockt. Nun, seine Meinung war einfach, er wolle seinen ersten Kuss mit dem austauschen, in welchen er verliebt sei. Und nun? Wieso war die Verlockung nun so groß, Zelos einfach seine Lippen aufzuzwingen? Nein, wer wusste schon, wie der Rothaarige auf solch eine Tat reagierte?
 

Wieder spürte Lloyd eine Hand an seinem Kinn, welche sanft angehoben wurde. Gott, wieso wollte Zelos denn immer in seine Augen sehen? Somit konnte der Ältere doch in seine Seele blicken, vielleicht sogar seine Gedanken und Wünsche lesen. Nein, der Rothaarige sollte nichts über seine intimsten Wünsche wissen, denn dies ging nur Lloyd selbst etwas an, jedenfalls empfand er es so. „Du musst dich doch nicht schämen, Amigo. Eigentlich schade, dass du keine Ahnung davon hast, wie sich ein Kuss anfühlt. Soll ich dir mal das Gefühl erklären?“. Aus verwunderten und großen Augen wurde der Auserwählte gemustert, konnte Lloyd es gerade nicht fassen, was Zelos da von sich gab. Wieso wollte Zelos ihm denn dieses Gefühl erklären? Das war doch schwachsinnig, oder nicht?
 

„Der erste Kuss… Also bei mir war es schon ein unbeschreibliches Gefühl. Meine Knie waren weich und alles in mir hat gekribbelt. Am Anfang ist es ungewohnt, vor allem wenn die Zunge mit ins Spiel kommt. Du kannst dir nicht vorstellen, was für Dinge du mit deiner Zunge anstellen kannst. Glaub mir, wenn ich ein Mädchen mit zu mir nehme, dann beherrsche ich die hohe Kunst des Verführens wie kein anderer. Ich mache die Mädchen süchtig nach mir, verstehst du?“. Lloyd schüttelte seinen Kopf, lief einige Schritte nach hinten, da sein Herz auf einmal so schnell schlug. Verdammt, so wie Zelos das nun sagte, da konnte man wirklich nur zu Wachs werden. Solch einen verführerischen Ton hatte er beim Auserwählten noch nie gehört. War das etwa eine Einladung? Nicht schon wieder, denn Lloyd wollte nicht in diesen Genuss kommen, bevor nicht alle Gefühle geklärt waren.
 

Der Rothaarige sah zum Braunhaarigen, sah dessen Unsicherheit, welche er wohl in Lloyd ausgelöst haben musste. Okay, vielleicht hätte er das nicht sagen sollen, aber die Verlockung, das Zelos der war, welcher Lloyd zuerst küssen durfte, war ziemlich groß. Dieses Verlangen danach, der Erste zu sein, wuchs im Auserwählten, ließ ihn die wenigen Schritte gehen, um den Braunhaarigen wieder näher zu sein, als dieser es vielleicht eigentlich wollte. „Ich glaube, ich weiß genau, was du dir wünschst. Ich scheue nicht davor, dir diesen Wunsch zu erfüllen“. Bestimmend legte er beide Hände auf Lloyd’s Schultern, wartete auf dessen Reaktion, welche nicht lange auf sich warten ließ.
 

„Das stimmt nicht, Zelos. Woher willst du denn wissen, was ich mir wünsche? Außerdem… Außerdem kann ich das nicht. Es wäre falsch, weil meine Erwartungen viel zu hoch sind“. Unsicher sah Lloyd zum Himmel, konnte er nicht in die blauen Augen des Auserwählten sehen, welcher eindringlich zum Braunhaarigen sah. „Deine Augen verraten mir deine Wünsche und deine Sehnsüchte, verstehst du? Man sagt, dass die Augen das Tor zur Seele sind, auch wenn man sich verstellen kann, sowie ich das immer getan habe. Also… Wenn ich dich jetzt richtig verstanden habe, willst du deinen ersten Kuss nur, wenn Derjenige dich liebt. Ist es das, was dich davon abhält, deinen ersten Kuss zu genießen? Gefühle sind nicht immer wichtig und ich sagte dir bereits, dass ich dir keine Liebe geben kann. Ich kann dir dafür aber andere Empfindungen geben, ein Beispiel wäre die pure Lust, die ich in dir auslösen könnte. Du musst es nur wollen“. Verführerisch spielte Zelos mit einer Strähne seines roten Haars, sah Lloyd weiterhin an, welcher um einige Nuancen dunkler anlief.
 

Hastig schüttelte der Braunhaarige seinen Kopf, sollte Zelos mit dem Blödsinn endlich aufhören. Es klang nicht nur nach einer Einladung, es schien wirklich eine zu sein. Seine Hände begannen zu kribbeln, breitete sich dieses Gefühl immer weiter aus, weil er wirklich darüber nachdachte, darauf einzugehen. Nein, es wäre falsch, dies sagte ihm sein gesunder Menschenverstand, aber sein Herz wollte sich dem einfach nur hingeben, auch wenn er dann vielleicht süchtig nach diesen neuen Dingen werden würde. „Zelos, hör auf mir solche Sachen zu sagen, ich…“. Der Braunhaarige verstummte urplötzlich, als er an die Brust des Auserwählten gezogen wurde, dieser ihn noch enger an sich drückte, als sonst.
 

„Amigo, du musst keine Angst haben, jedenfalls nicht vor mir. Ich werde nichts tun, was du nicht willst, klar? Nun gut, du solltest jetzt besser nach Hause gehen und dein Gemüt abkühlen. Scheinbar bekommen dir solche Angebote nicht“. Nun musste sich der Auserwählte doch das Lachen verkneifen, sah der Kleine ihn einfach zu süß an, bis Lloyd sich losriss, einige unverständliche Dinge in sich hinein murmelte und sich dann einfach umdrehte. „Lloyd, wenn was ist… Komm einfach zu mir“. „Mal sehen ob ich noch mal zu dir komme, Zelos“. Gespielt beleidigt ging der Braunhaarige Richtung Waldrand, lag dahinter sein zu Hause, zu welches er nun wollte. Zelos hatte ihn wirklich total aus der Fassung gebracht und dieser schien es nun wirklich zu genießen, ihn so gesehen zu haben.
 

Der Rothaarige sah seinem Kumpel hinterher, grinste dümmlich, da er diesen Anblick doch wirklich genossen hatte. Wahrscheinlich hatte Lloyd gedacht, Zelos würde ihm einfach in einen Kuss zwingen. Klar, er hatte kurz über diese Option nachgedacht, machte er auch viele Dinge einfach forsch und ungestüm, aber bei Lloyd wollte er das nicht tun. Dieser liebte den Auserwählten, hatte eigene Prinzipien, die Zelos schon in Ordnung fand. Jeder wollte etwas nach seiner eigenen Vorstellung tun und damit musste Zelos klarkommen, was er schließlich auch tat.
 

Sein Blick wurde wieder ernst, stand nun ein Gespräch vor ihm, welches er wieder vorziehen musste, denn ansonsten würde er keine ruhige Nacht finden. Seine Majestät müsse zuhören, denn Zelos hatte vor, dem König zu sagen, das ihm seine materiellen Dinge doch egal wären, er einen Platz hätte, an welchen er leben könnte, falls seine Majestät wirklich vorhatte, Zelos alles wegzunehmen. Natürlich wollte der Rothaarige seine Dinge nicht verlieren, hoffte nämlich darauf, das der König dann einsah, das er ihn mit solchen Drohungen nicht treffen konnte, aber was war denn, wenn der König bei seiner Meinung blieb? Dann hatte Zelos wohl keinerlei Wahl, als auszuziehen und Lloyd’s Angebot in Anspruch zu nehmen. Oder kam alles ganz anders? Hatte der Rothaarige vielleicht etwas übersehen? Nein, er würde nun nach Meltokio fliegen und um eine Audienz beim König bitten. Es musste geklärt werden, egal wie. Seine Freiheit wollte er nicht aufgeben, aber was war denn, wenn der König doch Wege fand, ihn zur Heirat zu zwingen? Ein leises Seufzen entwich ihm, ehe er auf seinen Rheard stieg und in die Lüfte empor flog. Gut, er nahm die Sache nochmals in die Hand, schließlich war er einst der Auserwählte gewesen und würde sich nicht weiterhin unterordnen lassen.

Lust?

Nun stand er hier. Vor ihm das Schloss, welches er eigentlich gar nicht mehr betreten wollte. Nein, dieses Schloss war für ihm die Hölle geworden und das nicht erst seit heute. Er hasste es schon immer dorthin zu gehen, auch damals, als der Patriarch noch dort seine Hände im Spiel gehabt hatte. Ja, dieser dämliche alte Sack, Zelos erinnerte sich noch genau. Der hatte ihn als Störfaktor gesehen, hatte ihn und auch den König loswerden wollen, um selbst an die Macht zu gelangen. Und jetzt? War seine Majestät selbst zu einen Monster geworden? Hatte der Patriarch denn solchen Einfluss auf den König gezeigt? Zelos seufzte, sah zu den Torwächtern, welche ihm zunickten, ein Zeichen, das er eine Audienz beim König haben durfte.
 

Das große Tor wurde geöffnet und grelles Licht blendete kurz den Auserwählten, welcher sich schützend die Arme vors Gesicht hielt. Gott, diese Kronleuchter waren ihm wirklich zu hell, aber was sollte er dagegen sagen? In seiner Villa hing ebenfalls ein Kronleuchter, doch bevor er diesen anschaltete musste wirklich jegliches Licht bei ihm ausfallen. Seine Gedanken warf er ab, als er den König auf seinen Thron sitzen sah, dieser den Rothaarigen mit einen einfachen Wink näher zu sich bat. Gut, er musste nun die Zähne zusammenbeißen und einfach seine Meinung sagen, dem König begreiflich machen, das auch Zelos ein Mensch war, welcher seine Entscheidungen selbst treffen wollte.
 

„Eure Hoheit, verzeiht die späte Störung, aber…“. Zelos unterbrach sich, verneigte sich kurz, da der Anstand nun mal vorging. Zwar wollte er bei solch einem König keinen Anstand mehr zeigen, doch würde sich das doch eh nur negativ auf ihn auswirken. „Wisst ihr, eure Drohung… Mir ist egal, ob ihr mir alles nehmen werdet, aber ich kann Prinzessin Hilda nicht heiraten. Ich liebe sie nicht und…“. Dem Rothaarigen wurde das Wort abgeschnitten, zuckte zusammen, als der König seine Stimme erhob. „Bist du hergekommen, um mir das zu sagen? Dir sind also deine Villa und dein bisheriger Lebensstil egal geworden?“. Ein diabolisches Grinsen erschien auf des Königs Lippen, ehe er eine abwertende Geste machte.
 

„Gut, wenn du das so siehst… Ich habe heute Mittag, nach deinem Besuch bei mir, eine sehr interessante Information erhalten. Scheinbar hat sich dein ehemaliger Gefährte, Lloyd Irving, in dich verliebt? Was würde passieren, wenn ihm etwas geschieht? Würdest du meine Tochter heiraten, wenn ich sicherstelle, das ihm kein Haar gekrümmt wird?“. Dem Auserwählten wurde auf einmal ganz anders, denn so kannte er den König gar nicht. Das heute Mittag war schon grausam gewesen, aber das? Seine Majestät wollte Lloyd als Druckmittel nutzen? Verdammt, jetzt hatte er Zelos genau da, wo er ihn haben wollte, denn wenn es um seine Freunde ging und Lloyd war sein bester Freund, dann würde Zelos alles tun, um diesen zu schützen.
 

„Deinem Gesicht zu urteilen stimmt die Information. Also? Lloyd’s Wohlbefinden liegt in deinen Händen, ehemaliger Auserwählter, oder soll ich besser sagen, mein baldiger Schwiegersohn?“. Ein leises Lachen erklang, ehe ein leises Zähneknirschen folgte. Zelos hasste solche Situationen, aber nun hatte er endgültig verloren. Jetzt musste er heiraten, es sei dem, er wollte, dass Lloyd vielleicht etwas geschah. Leider wusste er nicht, wie weit die Garde, welche dann der König sicherlich schickte, gehen würde.
 

„Ich werde tun, was ihr verlangt. Nur lasst Lloyd aus dieser Sache. Er hat nichts damit zutun“. Der König nickte verstehend, machte nochmals einen Wink, welcher deuten sollte, das Zelos nun gehen dürfe. „Gut, mein Junge. Ich werde dir bald einen Boten senden, der dich über deinen Umzug ins Schloss informieren wird. Dann klären wir alles weitere“. Zelos nickte, wandte sich ab und biss sich auf die Unterlippe. Verdammt, er hatte sich diese ganze Sache anders vorgestellt. Nun gab es wirklich keinen Ausweg mehr, denn er konnte sich schlecht gegen den König stellen und somit einen Krieg heraufbeschwören. Wer wusste schon, ob dieser Streit der nächste große Krieg werden würde? Nein, soweit durfte er nicht denken, denn so lange er tat, was der König verlangte, konnte auch nichts passieren.
 

Langsam schritt er zum Adelsviertel, hatte seine Hände in den Hosentaschen begraben und sah untypisch traurig, zugleich auch wütend, aus. „Jemand muss Genis und mich belauscht haben, weil… Keiner weiß davon, außer mir, Sebastian, Genis und Lloyd. Verflucht, wenn ich denjenigen in die Finger kriege. Ich bringe ihn eigenhändig um“. Noch mehr Wut flammte in den Auserwählten auf, da er sich nun wirklich verarscht fühlte. Nur wegen Lloyd musste er nun heiraten, aber auf diesen durfte er nicht wütend sein, konnte der Kleine doch gar nichts dafür. Nein, das wäre nicht fair und Zelos wusste das auch.
 

Seine Villa erreicht, stieß er wütend die Türe auf, erschreckte somit Sebastian, welcher gerade Staub wischte. Dieser sah seinen Master verwundert an, unterließ dabei jedoch nicht seine Tätigkeit. Was hatte Zelos? Dieser sah wirklich wütend aus, aber sollte der Butler nun nachfragen? Nein, wenn sein Master wütend war, dann war es besser, diesem aus dem Weg zu gehen. Zu ungemütlich konnte der Rothaarige werden. „Sebastian“. Zelos’s Stimme klang nicht nur wütend, auch seine Augen zeigten deutlich, wie sehr er doch gerade mit seiner Beherrschung kämpfte.
 

„Nehmen sie sich Frei, bevor wirklich noch ein Unglück geschieht“. Dies ließ sich der Butler nicht zweimal sagen, verneigte sich vor seinem Chef, ehe er ins nächste Zimmer verschwand. Zum Glück hatte Sebastian hier auch ein Zimmer, würde wahrscheinlich später noch mal nach Zelos sehen, da er schon ahnte, worauf das wieder hinaus lief. Es war immerhin nicht das erste Mal, das Zelos so wütend nach Hause kam, meistens dann, wenn er beim König gewesen war. Gott, es musste wirklich etwas Schlimmes passiert sein, denn sonst wäre sein Chef nun nicht so.
 

Der Rothaarige entledigte sich seiner Schuhe, ließ diese einfach neben der Couch stehen und begab sich Richtung Küche. Sofort öffnete er den Kühlschrank, sah sich um und fand das Gesuchte. Super, er hatte sich schon lange nicht mehr volllaufen lassen, aber jetzt? Wie lange war es denn her gewesen, seitdem er Wein aus Wut und Frust getrunken hatte? Schon einige Monate her, wenn er so darüber nachdachte. Natürlich wusste er ganz genau, Alkohol war doch keine Lösung, aber bevor er gleich noch wirklich explodierte, machte er sich lieber selbst kampfunfähig. Außerdem dämmerte es schon und er musste morgen auch nirgendwo hin.
 

Mit der Flasche Wein in der Hand, ging er zurück zum Wohnzimmer, ließ sich dort auf der Couch nieder und öffnete die Flasche. Lange überlegte er, ob das nun wirklich so eine gute Idee wäre, aber anders wusste er sich doch auch nicht zu helfen. Ihm kotzte es einfach nur an. Sein ganzes Leben bestand doch auch nur darin, das zutun, was andere von ihm wollten. Super, auf solch ein Leben hatte er wirklich keinen Bock mehr. Wieso nur? Wieso konnten ihn nicht alle in Ruhe lassen? Wieso durfte er nicht einfach so leben, wie er es für richtig hielt? Nein, er musste heiraten und fertig. Gut, würde er heiraten, aber er schwor sich jetzt schon, er machte dem König das Leben zur Hölle, dessen Tochter ebenfalls. Ja, er würde Hilda jede Nacht Weh tun, sich diese gewaltsam nehmen, damit sie spürte, wen sie sich da ins Bett geholt hatte. Diese kleine Hexe sollte begreifen, dass mit Zelos Wilder nicht zu spaßen war.
 

Einen tiefen Schluck nahm er sich, seufzte erleichtert aus, als er sich einen zweiten Schluck genehmigte. Ja, diese Idee mit der Rache klang gut. Genau, er würde das einfach eiskalt durchziehen, bis zum bitteren Ende. Alle sollten sehen, wie er es doch hasste, immer für jeden Verfügbar zu sein. „Ach Amigo, wenn du wüsstest, wie ich sein kann. Du würdest mich gar nicht wieder erkennen. Du bist der Einzige, der mir wichtig ist und deshalb werde ich diese Schnepfe heiraten. Sie werden dir kein Haar krümmen und wenn ich dafür sterben muss… Sterben… Wieso habe ich mich dir damals nicht entgegen gestellt? Warum habe ich damals diesen anderen Weg genommen? Hätte ich das gewusst, von dem allem hier… Zu Spät, ist doch auch egal“. Nochmals nahm er einen tiefen Schluck, ehe er sich rücklings auf die Couch fallen ließ, die Flasche auf seinen Bauch abstützend. Egal, alles war sinnlos in seinen Augen geworden.
 

Der Mond schien schon sehr lange und trotzdem brachte es Lloyd nicht fertig, endlich seinen Schlaf zu finden. Nein, der Nachmittag schwirrte ihm durch den Kopf, war Zelos ihm so nahe gekommen. So unglaublich nahe, dass Lloyd fast schon geglaubt hatte, dieser würde nicht zögern und ihm seinen ersten Kuss stehlen. Jedoch hatte sich der Rothaarige zurück gehalten, jedenfalls hatte es so ausgesehen. „Wären keine Gefühle im Spiel gewesen… Ich bin mir sicher, dass er mich einfach geküsst hätte. So ein Idiot“ dachte der Braunhaarige sich, lag mit verschränkten Armen auf seinem Bett und starrte zur Decke.
 

Dieser Geruch. Zelos Geruch lag wieder in der Luft und verzweifelt seufzte Lloyd aus, konnte er einfach nicht einschlafen. Nicht ohne den Auserwählten an seiner Seite. Diese Nächte waren schön gewesen und er hatte sich einfach bei Zelos beschützt und geborgen gefühlt. Auch wenn der Rothaarige vielleicht nicht ahnen konnte, wie sich Lloyd an seiner Seite fühlte, der Braunhaarige wollte und konnte hier nicht einfach rum liegen und darauf warten, das es Morgen wurde. Sollte er zum Auserwählten gehen? Dieser hatte es ihm doch angeboten, wenn Lloyd sich einsam fühlte, er nur zu ihm kommen müsse. War dies eine gute Idee?
 

„Heiraten… Ob Zelos morgen Erfolg haben wird? Ich habe so ein ungutes Gefühl. Wieso ist der König so eiskalt geworden? Ich verstehe das alles nicht“. Lloyd richtete sich auf, sah in seinem Zimmer umher, bis sich sein Blick auf einen Zettel verfing. „Wenn du dich einsam fühlst, dann scheue nicht davor, zu mir zu kommen. Ich werde für dich da sein“. Ja, so in der Art hatte es auf diesen Zettel gestanden. Gut, die Schule konnte Raine morgen vergessen, denn dem Braunhaarigen gingen einfach so viele Dinge durch den Kopf. Das mit der Heirat nahm ihn besonders mit, wollte er Zelos weiterhin sehen können, ohne die Garde im Nacken zu spüren.
 

Leise stand er auf, zog sich seine Sachen über und schritt zur Balkontür. Sein Stiefvater würde morgen sicherlich wütend werden, da sich Lloyd nun einfach davon schlich, aber er konnte einfach nicht anders. Hier konnte er nicht bleiben, so vollkommen allein, ohne jeglichen Halt. Außerdem brauchte Zelos doch bestimmt seine Hilfe und diese würde Lloyd ihm geben. Genau, sie waren Partner, würden sich immer gegenseitig helfen, egal um was es sich auch immer handeln mochte.
 

„Na dann… Es wird nicht leicht werden, den König umzustimmen, aber gemeinsam dürften wir einen Weg finden. Jedenfalls hoffe ich das“ murmelte Lloyd, öffnete die Balkontür und schritt hinaus. Die klaren Sterne funkelten hell, würden ihm dem Weg zu Meltokio weisen. Eine schöne Nacht, so fand der Braunhaarige und doch sah er bekümmert zum Himmel. Rasch hob er die Flügeltasche empor, erschien kurz darauf der Rheard, auf welchen er sprang, diesem beim Fall startete und in die Nacht hinaus flog. „Ich werde dir zur Seite stehen, Zelos“. Entschlossen beschleunigte er sein Tempo, wollte er auch keine Zeit mehr verlieren. Sie mussten es schaffen, irgendwie, denn Lloyd war einfach nicht bereit dazu, Zelos seinem Schicksal zu überlassen.
 

Der Rothaarige stöhnte, fasste sich an die Stirn, da seine Sehfähigkeit mehr und mehr schwand. Die Flasche lag auf dem Boden, in seiner Hand eine angefangene, die er sich vorhin noch geholt hatte. Gott, vielleicht hätte er doch nicht soviel trinken sollen, war er zwar nicht betrunken, aber doch schon sehr angeheitert. „Ihr werdet sehen… Der große… Große Zelos wird euch das Leben zur Hölle machen“. Ein diabolisches Lachen folgte, ehe der Auserwählte wieder verstummte. Was sagte er da nur? Steigerte er sich nun in was hinein? Nein, seine Pläne nahmen Form an, dachte er an die alte Legende von Spiritua. „Ha, den König erschlagen… Gut, ich bring ihn einfach um die Ecke und fertig. Dann… Ach, die kleine Hexe… Ich glaube… Mein Kopf“. Nochmals rieb sich der Auserwählte über die Stirn, ließ die Flasche aus seiner Hand sinken, welche auf den Boden fiel und dessen Inhalt sich nun auf dem Parkettboden verteilte.
 

Sebastian beobachtete dies stumm, bemerkte Zelos ihn auch gar nicht mehr. Nein, dafür war dieser schon zu sehr in seinen Gedanken gefallen, schmiedete scheinbar Pläne, um sich des Königs zu entledigen. Was sollte der Butler davon nur halten? Es musste etwas Schlimmes beim König vorgefallen sein, denn noch nie hatte Zelos so über den König geredet. Und was war mit Lloyd? Hatte Zelos denn nicht gemeint, er wolle noch zu Lloyd? Seltsam, denn darüber sagte sein Master kein Wort.
 

Ein Klopfen ließ beide aufhorchen, kam somit auch Sebastian hinter seinem Versteck hervor und schritt stumm zur Tür, welche er leise aufschloss. Seinem Master würdigte er keines Blickes, wollte er auch nicht wissen, was dieser wohl gerade denken mochte. Als er die Tür öffnete, sah er in zwei braune Augen, welche dem Butler sehr bekannt vorkamen. „Sir Amigo“ brachte er leise hervor, ehe er die Tür weiter öffnete, somit Lloyd Sicht auf Zelos gab.
 

„Ich heiße nicht…“. Lloyd stockte, sah verwundert zur Couch, auf welcher Zelos lag, dessen Wangen ein wenig gerötet waren. Der Blick des Auserwählten war ein wenig verklärt, schien dieser auch gar nicht so genau wahrzunehmen, wer hier vor seiner Tür stand. Lloyd’s Augen fuhren zu Boden, entdeckte er dort eine umgekippte Weinflasche, daneben eine leere, dessen Inhalt sich wohl Zelos zugeführt haben musste. Wieso? Machte Zelos dies öfter? Nein, auf der gesamten Reise hatte er Zelos noch nie Alkohol trinken sehen, warum also jetzt?
 

Wortlos ging er an Sebastian vorbei, nahm den kürzesten Weg zur Couch und sah zu Zelos, welcher einige Male blinzelte, dann ein kleines Lächeln auflegte. „Lloyd… Hehe, mit dir habe ich überhaupt nicht gerechnet… Was möchtest du von mir?“. Der Butler schloss die Türe, hob daraufhin die Flaschen auf und wischte kurz mit einem Tuch über den Boden. Beide sollten reden, denn Sebastian hatte so das Gefühl, als würde Zelos seinem Amigo mehr sagen, als ihm. So lief er leise aus dem Zimmer, entsorgte noch kurz die Flaschen und ging anschließend in sein Zimmer. Für heute war es genug. Nun konnte sich Sebastian schlafen legen, würde Lloyd auf seinen Master achten, da war sich der Butler sicher.
 

„Unwichtig. Sag mir lieber, warum du soviel getrunken hast?“. Lloyd sah forschend zu Zelos hinab, welcher sich langsam aufrichtete, dabei ein dümmliches Grinsen zeigte. „Och, ich hatte Lust einen drauf zu machen. Außerdem… Die Hochzeit wird der Knüller, weißt du das eigentlich? Prinzessin Hilda wird mich sicherlich bald hassen und der König? Mal sehen, ich lasse mir schon etwas Nettes für die beiden einfallen. Niemand droht Zelos Wilder ungestraft“. Ziemlich hastig erhob sich Zelos, machte eine Siegerpose, welche er aber nicht lange aufrecht erhalten konnte. Sein Urteilsvermögen war getrübt und seine Beine fühlten sich wie Pudding an. Kurz wankte er, bis er letzten Endes das Gleichgewicht verlor.
 

„Zelos“. Noch gerade rechtzeitig hatte Lloyd die Hand des Auserwählten ergreifen können, zog diesen an sich, damit Zelos einen vernünftigen Halt bekam. Okay, Lloyd war sich nun sicher, dass sein Geliebter eindeutig übertrieben haben musste, denn er erzählte schon wirres Zeug. Leise kicherte Zelos, schlang seine Arme um Lloyd, welcher ihn nun festhielt, ihm Halt gab, damit er wenigstens stehen konnte. „Danke Amigo… Was wäre ich nur ohne dich?“. „Ja, was wärst du nur ohne mich, mh? Komm Zelos, die Party ist vorbei. Ich bringe dich ins Schlafzimmer und dann legst du dich am besten hin, okay? Dann verschwinde ich auch wieder“. Lloyd seufzte innerlich, denn eigentlich hatte er hier bleiben wollen, aber Zelos schien überhaupt nicht mehr klar denken zu können. Nun, dann musste Lloyd wohl zurück, auch wenn er dann nicht schlafen könnte.
 

Langsam gingen sie zur Treppe, hielt Lloyd seinen rothaarigen Freund noch immer gestützt. Zelos sollte ja nicht noch die Treppe runterfallen, weil er nun mal nicht mehr richtig gehen konnte. Schleppend nahmen sie eine Stufe zur nächsten, bis sie endlich in den ersten Stock kamen. Mit der freien Hand öffnete Lloyd die erste Tür, wusste er genau, das dies Zelos’s Schlafzimmer war. „Amigo… Ich muss… Der König, also… Ich war vorhin da, weil ich nicht heiraten will“. Nur leise brachte Zelos diese Worte hervor, schloss seine Augen, da er auf einmal so müde wurde. Er bemerkte, wie man ihn aufs Bett legte, das sich jemand an seinen Sachen zu schaffen machte und ihn letzten Endes zudeckte.
 

„Erzähl mir das morgen, okay? Schlaf dich besser aus, damit du wieder klar denken kannst“ murmelte Lloyd leise, musste nun doch etwas Schmunzeln, da sein Geliebter nun wirklich süß aussah. Mit geröteten Wangen lag dieser im Bett, hatte seinen Mund ein wenig geöffnet und machte ein zufriedenes Gesicht. Als sich Lloyd umwandte, um das Zimmer zu verlassen, öffnete Zelos seine Augen, sah zur Tür hin, in welcher sein Amigo stand.
 

„Du kannst auch hier bleiben. Komm her und leg dich hin… Ich werde Raine erklären, das du dich nicht wohl gefühlt hast und deswegen bei mir warst… Wegen der Sache mit dem König…“. Zelos richtete sich auf, schien der Alkohol langsam nachzulassen. Zum Glück, denn er wollte diese Sache unbedingt klären, auch wenn er sicherlich in Lloyd’s Augen ziemlich fertig aussah. „Der König hat gedroht, dir etwas anzutun, wenn ich seine Tochter nicht heirate. Mir sind also die Hände gebunden, weil er genau weiß, dass ich nun keinen Ausweg mehr habe. Er weiß von deinen Gefühlen und deswegen kann ich nichts mehr dagegen tun. Tut mir Leid, Lloyd…“. Ungläubig sah Lloyd den Auserwählten an, fragte sich schon, woher der König dies nun wusste. Es wusste doch keiner außer Zelos selbst und Genis. Nein, die beiden wären doch nie zum König gegangen und hätten dies einfach so gesagt. Egal, darüber konnte er sich später auch noch Gedanken machen.
 

„Du musst sie trotzdem nicht heiraten, Zelos. Lass die Garde nur kommen, ich werde einem nach dem anderen fertig machen“. Zelos schüttelte seinen Kopf, würde das einfach zu gefährlich sein, wenn er Lloyd sich seinem Schicksal überließ. Nein, das konnte der Auserwählte nicht verantworten, denn wenn etwas drastisches passierte, dann würde sich Zelos schuldig fühlen. „Wer weiß, ob der König nicht noch weitergehen würde, Iselia attackiert, oder sonst etwas tut? Ich, als ehemaliger Auserwählter, trage die Verantwortung dafür, dass keinem etwas geschieht. Colette und ich wissen, was es heißt, sich zu fügen. Ich füge mich für dich, damit es dir gut geht, Lloyd“.
 

Der Braunhaarige zog sich seine Klamotten aus, hörte dabei Zelos zu. Beim letzten Satz bildete sich ein zartes Rosa auf Lloyd’s Wangen, klang dies einfach nur schön. Zelos tat dies alles nur für ihn? Und so schön es auch klang, Lloyd konnte dies nicht zulassen, denn der Auserwählte sollte sich nicht für ihn opfern. Nein, niemand musste sich opfern, denn es gab immer Wege, um etwas zu umgehen. Als er nur noch in Boxershorts und seinem schwarzen Hemd vor dem Bett stand, sah er verunsichert auf dieses große Bett. Dort gab es Platz für mindestens 6 Personen, wenn nicht noch mehr.
 

„Zelos…“. „Leg dich einfach hin, denn deswegen bist du doch hier, nicht wahr? Du fühlst dich wieder einsam, ich sehe es dir an“. Gewiss konnte Zelos inzwischen wieder einige Dinge zuordnen, somit auch den Blick des Braunhaarigen, welcher unsicher zu Boden starrte. Jedoch nicht für lange, da die große Matratze nachgab und Lloyd langsam unter die Decke kroch, sich dann hinlegte und zur Nachttischlampe griff, welche er vorhin angemacht hatte. „Gute Nacht, Zelos“ murmelte er leise, knipste das Licht aus und schloss seine Augen. Zelos tat es ihm gleich, wünschte auch seinem Gast eine gute Nacht, doch an Schlaf war nun nicht zu denken. Der Kleine lag irgendwie zu weit weg, fand Zelos jedenfalls. Wieso rutschte Lloyd denn nicht näher? Lloyd war doch wegen seiner Einsamkeit hier, aber diese würde bleiben, wenn er so weit weg lag.
 

Lange überlegte Zelos, rutschte dann schließlich näher zum Kleineren hin, bis er dicht an dessen Rücken lag. „Du musst das nicht tun… Weder für mich da sein, noch dein Leben für meines geben… Ich will nicht, dass du dich wegen mir schlecht fühlst. Ich…“. Der Braunhaarige verstummte, als Zelos ihn in seine Arme schloss und ein leises Seufzen verlauten ließ. „Mach dir keine Gedanken um mich, Kleiner. Ich weiß, dass du dich damit nicht abfinden kannst, aber ich kann auch nicht zulassen, dass dir etwas passiert, weil ich mich nicht füge. Lass uns das Thema jetzt beenden, bevor ich mir noch eine Flasche Wein hole, um meinen persönlichen Kummer zu ersäufen“. Nur leise drangen diese Worte an Lloyd’s Ohr, doch nickte er schließlich zustimmend. Für den Braunhaarigen war klar, dass er dies nicht so belassen konnte und würde deswegen zum König gehen und diesen darum bitten, Zelos nicht zu etwas zu zwingen, was dieser überhaupt nicht wollte.
 

Dem Auserwählten stieg der Geruch von Lloyd in die Nase, rutschte noch etwas näher zu diesem hin, da er sich jetzt irgendwie wohler fühlte, als zuvor. Seltsam, ihm umgab nun so eine innere Ruhe, so, als habe er sich für das Richtige entschieden. Lag dies an Lloyd? Er konnte dessen unregelmäßiges Herzschlagen spüren und dessen Atmung hören, welche auch langsam etwas unregelmäßiger wurde. „Lloyd, dreh dich um, zu mir hin“. Nur eine kleine Bitte, die der Auserwählte jedoch erfüllt haben wollte. Zwar wusste Lloyd nicht so genau, wieso er sich nun zum Rothaarigen hindrehen sollte, doch tat er dies letzten Endes. Vielleicht auch wegen der Neugier, welche er nun verspürte, als er zum Auserwählten aufsah. Zum Glück schien der Mond so hell, das er direkt in die blauen Augen von Zelos sehen konnte, welche ihn musterten.
 

Lange sahen sie sich stumm an, schienen den anderen anhand des Blickes studieren zu wollen. Zelos legte ein zaghaftes Lächeln auf, konnte er die Liebe zu ihm in Lloyd’s Augen sehen, welche so ehrlich und rein war. Noch nie hatte er so etwas erlebt, denn bisher hatten ihn doch eh nur alle wegen seines Titels geliebt. Noch nie so, wie es jetzt war. Ein wenig beugte sich der Auserwählte vor, sah nochmals in die Augen des Braunhaarigen, welcher wie gebannt zu ihm sah. Was er wohl gerade dachte? Malte er sich vielleicht Dinge aus, die nun geschehen konnten?
 

„Lloyd…“ hauchte Zelos leise, schloss seine Augen und legte seine Lippen auf die zarte Wange des Kleineren. So weich und zart, so fand der Rothaarige, löste kurz seine Lippen, nur um diese etwas tiefer anzusetzen. Lloyd sog scharf die Luft ein, wusste er nicht so genau, was er nun tun sollte. Okay, Zelos küsste gerade seine Wange, aber was hatte dies nun zu bedeuten? Was hatte der Rothaarige genau vor? „Zelos… Was tust du? Ich kann… Ich meine…“. Lloyd brach seinen Satz ab, wusste er auch nicht wirklich, was er dazu sagen sollte. Diese Lippen fühlten sich so gut an, wollte er mehr davon spüren, aber was war, wenn Zelos ihn nun benutzte? Würde der Auserwählte wirklich soweit gehen?
 

„Ich werde nichts tun, was du nicht willst, Amigo. Bleib locker und schließe deine Augen, okay?“. Ein zaghaftes Nicken brachte der Braunhaarige zustande, ehe er schon ein Gewicht auf sich spürte, zurück ins Kissen gedrückt wurde und nun in das Gesicht des Auserwählten sah, welcher auf ihn lag und leicht lächelte. „Lloyd, ich bin ehrlich, okay? Am liebsten würde ich dich nun vernaschen, da du mich hungrig gemacht hast“. Lloyd sah verwundert zu Zelos, hatte er doch gar nichts gemacht. Zelos hatte ihn doch geküsst und nicht umgekehrt. „Aber…“. Dem Braunhaarigen wurde ein Finger auf die Lippen gelegt, welcher ihn daran hinderte, seinen Einwand zu äußern.
 

„Ich werde dich nicht anrühren, da deine Liebe zu mir ehrlich gemeint ist. Du bist der Einzige, dem ich nie etwas antun würde, verstehst du? Also keine Sorge, bei mir bist du gut aufgehoben, Kleiner“. Lloyd nahm den Finger von seinen Lippen, sah weiterhin Zelos an, welcher keine Anstalten machte, sich von ihm runter zu bewegen. Wieder sahen sie sich einfach nur an, bis Zelos seinen Kopf etwas senkte, kurz vor Lloyd’s Lippen halt machte und forschend in Lloyd’s Augen sah. Sollte er dies wirklich tun? Dieses Verlangen und diese Lust waren einfach da.
 

„Nicht…“ wisperte Lloyd, doch schloss er seine Augen schon seicht, da er ahnte, dass sein rothaariger Freund sich sicherlich nicht mehr zurückhalten würde. „Soll ich denn nicht der Erste sein, der von deinen Lippen kosten darf? Du liebst mich doch, also spricht doch nichts dagegen, dir deinen sehnlichsten Wunsch zu erfüllen“. Lloyd keuchte erschrocken, als Zelos sein Bein etwas bewegte und seine intimste Stelle damit berührte. Erschrocken hielt er sich den Mund zu, sah den Rothaarigen nur verunsicherter an, als zuvor.
 

„Oha? Dein Körper sagt mir, was du begehrst, aber dein Verstand warnt dich, oder? Schon klar, ich würde auch nicht sofort mit mir ins Bett springen, wo ich doch weiß, wie ich drauf bin. Ja, ich gebe es zu, mein Ruf als Draufgänger scheint dich von einigen Dingen abzuhalten. Ich sagte aber schon, dass ich nur für solche Dinge zu haben bin. So Leid es mir auch tut, mit Liebe kann ich nicht dienen“. Lloyd nahm seine Hand von seinen Mund, legte diese in den Nacken des Auserwählten und zog diesen wieder zu sich runter. „Zelos, ich liebe dich, aber… Es ist nun mal so. Ich will nicht von dem Menschen verletzt werden, den ich doch so sehr liebe“.
 

Zelos wusste nicht warum, aber sein Herz erwärmte sich für kurze Sekunden. Lloyd sagte dies so sanft, wie er es von Lloyd überhaupt nicht gewohnt war. Würde er nicht an Lloyd’s Ehrlichkeit glauben, so würde er es sicherlich jetzt, denn alleine der Blick von Lloyd sagte alles aus. Zelos nickte leicht, legte seine Lippen wieder auf die Wange des Braunhaarigen, verteilte kleine Küsse auf der zarten Haut, welche er langsam anfing zu begehren. Verdammt, wäre dieser Kerl unter ihm nicht Lloyd, so würde er seine Beherrschung schon längst aufgeben, aber er durfte es nicht.
 

„Zelos… Ich… Hör auf“. Fest kniff Lloyd seine Augen zusammen, als der Auserwählte sich seinem Hals zuwandte, dort an der Haut knabberte und gleichzeitig seine Hände auf Wanderschaft gehen ließ. Äußerst sanft, so empfand es Lloyd, umstrichen die Finger sein Hemd, schienen nicht unter dieses zu wollen, sondern nur die Konturen seines Körpers zu erforschen. „Mh… Lloyd, ich sollte aufhören, bevor ich mich noch vergesse“. Rasch stieg der Auserwählte von Lloyd hinab, umschlang den Kleineren mit seinen Armen und versuchte sich nun zur Ruhe zu zwingen. Gott, wenn er so etwas anfing, dann konnte er so schlecht wieder aufhören. Verdammt, er war total erregt, wollte Lloyd verwöhnen, diesen sich für diese Nacht nehmen, aber er durfte nicht. Beschissene Lust, so fand Zelos, welche ihm manchmal doch wirklich um den Schlaf gebracht hatte.
 

Der Braunhaarige wusste nicht genau, was er dazu hatte sagen sollen, deshalb hielt er lieber den Mund, versuchte seine Röte zu verbergen, die der Auserwählte sicherlich dennoch sehen konnte. Gott, Zelos brachte ihn um den Verstand, hatten sich diese Berührungen einfach nur schön angefühlt. Zelos wusste wirklich, wie man jemanden willig machen konnte. Ja, Lloyd konnte von sich behaupten, dass es nicht mehr lange gedauert hätte, bis er wirklich auf dieses Angebot eingegangen wäre.
 

„Gute Nacht, mein Amigo… Ich hoffe, du findest wenigstens deinen Schlaf. Ich muss mich erstmal ein bisschen beruhigen“. Lloyd seufzte leise aus, kuschelte sich näher an Zelos, welcher ebenfalls seufzte. „Mein kuschelbedürftiger Amigo“ grinste er dümmlich, strich seinem Kumpel durchs Haar, bis seine Hand an dessen Rücken ankam. Dort ließ er sie ruhen, schlief einige Sekunden später ein, ganz zur Verwunderung von Lloyd, welcher nun ebenfalls lächelte. „Kuschelbedürftig ist noch etwas Normales. Wäre es nach dir gegangen, hättest du mich doch am liebsten weiter verwöhnt. Ich weiß genau, wie schwer dir das sicherlich gefallen ist, aufzuhören“. Lloyd schloss ebenfalls seine Augen, wollte er nun nicht mehr darüber nachdenken, da es keinen Sinn machte. Kurz legte er seine Lippen auf die zarte Brust von Zelos, welcher sich nur kurz bewegte. „Schlaf gut, mein Auserwählter“ wisperte Lloyd, bis er letzten Endes selbst ins Land der Träume glitt.

Streit?

Eine ganze Weile lag der Rothaarige schon wach, betrachtete die Decke, da er nicht mehr schlafen konnte. Auf seiner Brust ruhte Lloyd’s Kopf, schien dieser sich noch in seinen Träumen zu befinden. Jedenfalls murmelte dieser hin und wieder Worte, welche Zelos nicht ganz verstand. Auch sein Name war schon einige Male gefallen, was ihm zu einem Lächeln zwang. Ob Lloyd jede Nacht von ihm träumte? Und wenn ja, was träumte sich der Kleine da immer zusammen? Nur schöne Träume, oder auch Alpträume?
 

„Zelos… Tu das nicht, ich bitte dich. Du darfst nicht gehen…“. Wieder nur ein leises Nuscheln, jedoch war es diesmal soweit verständlich, das der Rothaarige die Fetzen verstehen konnte. Zelos sollte also nicht gehen? Träumte Lloyd etwa von der kommenden Zukunft, welche sich nicht mehr vermeiden ließ? Es schien so zu sein, denn kaum hatte er seinen Blick wieder von Lloyd abgewandt, schon tropfte etwas Nasses auf seine Brust. Verwundert sah er wieder zum Braunhaarigen, schien dieser sich in seinem Traum nicht mehr so wohl zu fühlen, wie noch vor einigen Minuten. Nein, der Kleine schien wirklich darunter zu leiden, was er da in seinem Unterbewusstsein erlebte.
 

Äußerst behutsam wischte Zelos mit seinen Fingern die Tränen aus Lloyd’s Gesicht, sah weiterhin in das schlafende, jedoch angespannte Gesicht seines Freundes, welcher ein leises Schluchzen verlauten ließ. „Amigo…“ hauchte Zelos leise, strich dem Braunhaarigen einige Male über die Wange, in der Hoffnung, das sich dieser wieder beruhigte, oder zumindest bald aus seinen Alptraum erwachte. Zelos wollte Lloyd nicht so sehen und trotzdem schien er im Moment machtlos zu sein, denn er konnte nichts mehr daran ändern. Lloyd musste dadurch, genauso wie der Auserwählte selbst. Das Einzige was Zelos nun tun konnte, war für den Kleineren da zu sein, ihm begreiflich zu machen, dass es keinen anderen Weg mehr gab. Nein, diesmal sah der Rothaarige keinen Fluchtpunkt, fühlte sich dem allem ausgeliefert.
 

Nach weiteren Minuten, welche für Zelos wie eine Ewigkeit erschien, wurde die Situation auch nicht besser. Sein Kumpel klammerte sich an ihm fest, schien noch schlimmere Bilder zu sehen, welche Lloyd jedoch nicht sehen wollte. „Schhht, ich bin doch da, keine Sorge, Lloyd“ murmelte Zelos leise, verstärkte seine Umarmung etwas, damit Lloyd wenigstens spürte, dass er hier war. Und es klappte, denn der Braunhaarige atmete wieder ruhiger, seufzte erleichtert aus und schlief ruhig weiter. Der Rothaarige seufzte ebenfalls, lächelte dann aber wieder, war er froh, das sein Amigo nun einen etwas ruhigeren Schlaf gefunden hatte. Wenigstens etwas, denn seine Gedanken umkreisten nun wieder das Problem, welches unlösbar erschien.
 

„Zelos… Bist du wach?“. Verwundert sah Zelos hinab, sah in die braunen Augen von Lloyd, welcher ihn aus müden Augen ansah. „Yo, bin ich, wie du siehst. Was hast du geträumt? War dein Traum wirklich so schlimm? Du hast sogar geweint“. Verlegen sah Lloyd woanders hin, spürte die Hitze, welche ihm zu Kopf stieg, da er eigentlich nicht darüber reden wollte. Nun, sein Traum hatte ihm das gezeigt, was wohl bald eintreffen würde. Lloyd konnte und wollte das nicht so hinnehmen und würde sich auch deswegen strikt dagegen wehren, es einfach so zu akzeptieren. Es ging nicht und deswegen würde er später zum Schloss gehen, um eine Audienz beim König bitten und diesem dann sagen, das es so nicht ging. Einfach aufgeben war nicht Lloyd’s Stärke, denn er würde jede mögliche Flucht aus dieser Situation nutzen.
 

„Ich ähm…“ murmelte Lloyd leise, sah wieder in die blauen Seen, welche so wunderschön ruhig wirkten. Diese schönen blauen Augen, in welche sich der Kleinere doch oftmals verfing, wenn er nur lange genug in diese blickte. Sie strahlten so schön im Sonnenlicht, denn dies hatte Lloyd schon sehr oft sehen dürfen, vor allem auf ihrer Reise damals. Ja, heimlich hatte er eigentlich immer seinen Auserwählten beobachtet, sogar beim Schlafen, wenn er beim Lagerfeuer Wache geschoben hatte. Und was war das Resultat dabei gewesen? Lloyd hatte oftmals darüber nachdenken müssen, wie er sich gegenüber Zelos verhalten sollte und nun? Jetzt wusste Zelos von seinen Gefühlen, schien es diesem auch nicht sonderlich zu stören. Trotzdem. Lloyd fühlte sich dennoch einsam, auch jetzt, wo er so neben seinem Geliebten lag, diesen einfach nur ansah und nichts machen konnte. Nein, die Gefahr war einfach zu groß, das wenn er sich Zelos einfach hingab, er mehr wollte. Der Kleinere wollte nicht missbraucht werden, konnte man es auch nicht wirklich missbrauchen ansehen. Nein, es wäre nur falsch, denn Lloyd wusste doch genau, das es nie mehr werden würde, außer einer körperlichen Beziehung.
 

„Ich kann quasi deine Gedanken lesen, Lloyd. Du bist gerade wie ein offenes Buch für mich, denn du scheinst schon wieder über das ‚Wenn’ und ‚Aber’ nachzudenken. Du möchtest soviel mehr von mir, aber…“. Zelos überlegte kurz, da er nicht genau wusste, wie er es Lloyd sagen sollte. „Gestern… Du hast überlegt, ob du nicht doch deine Prinzipien über Bord werfen sollst, weil dein innerer Drang langsam die Oberhand nimmt, oder? Wieso lässt du manche Dinge nicht einfach geschehen, ohne über irgendwelche Konsequenzen nachzudenken? Handel doch einfach mal so, wie du es möchtest. Man sagt ja nicht umsonst, hör auf dein Herz, oder?“. Zelos war über sich selbst verwundert, sagte er nun solchen Kitsch, wo er so was doch hasste. Nun, vielleicht half es seinem Amigo, welcher nun ebenfalls verwundert zu ihm aufblickte, scheinbar über seine Worte nachdachte, um eine eventuelle Antwort zu geben.
 

Lloyd fand schon, dass sein Auserwählter damit Recht hatte, aber die Konsequenzen waren doch total schmerzhaft. Er dürfe Zelos bald nicht mehr sehen und wenn, dann nur noch so selten. Er konnte auch nicht ständig auf Zelos zugehen, ihm seine Lippen dann einfach aufzwingen, ohne zu wissen, ob es der Rothaarige überhaupt wollte. Nein, diese Gefühle sollten geregelt sein, mussten geklärt werden, vorher würde Lloyd nichts tun. „Die Konsequenzen wären mir zu schmerzhaft. Bald sehe ich dich nicht mehr jeden Tag und außerdem… Wenn ich dich zum Beispiel küsse und Gefallen daran finde, wer sagt mir, ob du bereit dazu bist, mir jedes Mal einen Kuss zu geben, wenn ich mich danach sehne? Ich denke vorher genau nach, bevor ich handel. Du weißt genau, warum ich das tue. Das alles ist mir auf der Welterneuerung klar geworden. Dort habe ich gelernt, dass ich vorher nachdenken muss, um weitere Schritte zu gehen. In der Liebe ist es nicht viel anders, denn ein falsches Handeln und schon könnte sich eine Katastrophe daraus entwickeln“. Zelos begann zu Lächeln, fand er Lloyd’s Aussage zwar richtig, aber im Leben musste man auch Fehler machen, um aus diesen zu lernen. Scheinbar vergaß der Kleine dies, aber im Endeffekt war es nun auch egal, gehörte diese Ansicht zu Lloyd’s Prinzip. Ja, Zelos konnte dessen Gefühle auch irgendwo verstehen und das mit dem Kuss war auch sehr einleuchtend. Daran hatte der Auserwählte nicht mehr gedacht, denn er hatte es doch selbst gesagt. Jeder verfiel ihm und Lloyd würde es ähnlich ergehen, würde sich nach ihm verzehren, wenn Zelos diesem in den Genuss brachte.
 

Der Rothaarige entließ seinen Amigo aus der Umarmung, setzte sich auf und sah weiterhin auf Lloyd hinab. Dann beugte er sich hinab, sah forschend in die braunen Augen, welche sich seicht schlossen. „Ändert trotzdem nichts an der Tatsache, dass du mich küssen willst, Lloyd. Deine Ängste, ich verstehe sie, aber willst du vielleicht etwas bereuen, weil du es bald nicht mehr ausprobieren kannst? Das ist noch schlimmer, als die Sehnsucht nach etwas“. Zelos wusste, wovon er da sprach, hatte auch er mal Sehnsüchte gehabt. Damals, als er noch ein Kind gewesen war. Soviel vermisste er, sein schönes Leben, welches mit dem Alter von 6 Jahren einfach verschwunden war. Gott, er war zum Auserwählten geworden, war es zwar nun nicht mehr, aber dennoch beherrschten alle seinen Willen. Ihm blieb ja auch keine Wahl.
 

„Bereuen? Vielleicht hast du Recht und ich würde es bereuen, aber…“. „Du suchst verzweifelt nach einer Ausrede, aber du wirst keine mehr finden. Du liebst mich und ich mag dich. Wir sind Freunde und das ist okay so. Du willst deinen ersten Kuss von mir, oder? Von dem, indem du verliebt bist“. Bestimmend legte sich Zelos auf Lloyd, sah diesen nun ernst an, da der Kleinere doch nun endlich mal die Wahrheit sagen sollte. Unsicher zappelte Lloyd herum, doch konnte er Zelos nicht mehr von sich runter schieben. Verdammt, wieso tat der Auserwählte so was nun? Wieso sah dieser ihn so ernst an?
 

„Entspann dich, Kleiner. Ich beiße nicht, sondern bin behutsam, auch wenn ich nicht so aussehe. Also? Was ist nun? Willst du, oder nicht? Willst du dieses Gefühl erleben, oder für immer etwas hinterher trauern, weil deine Prinzipien dir im Weg gestanden waren?“. Auch Lloyd sah nun ernst aus, denn so wollte er seinen ersten Kuss nicht haben. Was bildete sich denn Zelos ein? „Runter, sonst passiert gleich was, Zelos“. Gezischt kamen diese Worte über Lloyd’s Lippen, da er sich nun wirklich gedrängt fühlte. Wann und wo er Zelos küsste, wollte der Braunhaarige selbst entscheiden, aber keinesfalls so. Nicht unter Druck und auch nicht durch Argumenten.
 

Zelos begriff, was er da eigentlich tat, stieg augenblicklich von Lloyd herunter und sah aus dem Fenster. Die Sonne schien schon hell, war es sicherlich auch schon nach 11 Uhr, oder so. Wenigstens hatte Sebastian sie schlafen lassen, hatte auch sicherlich gedacht, dass da etwas in der Nacht gelaufen sein musste. Klar, sein Butler kam meistens ins Zimmer um Zelos zu wecken, aber wenn Besuch da war, dann nicht. Nun, da der Butler dies aber nicht wusste, hatte er sie mit Sicherheit gesehen und war somit seinen Tätigkeiten nachgegangen und hatte sie einfach weiter schlafen lassen.
 

„Lloyd, tut mir Leid… Ich wollte dich zu nichts zwingen. Es ist nur so, das es mich aufregt, wie du dich selbst fertig machst. Manchmal sollte man seine Prinzipien wirklich über Bord werfen und einfach auf etwas eingehen, auch wenn man weiß, dass man es hinterher bereuen könnte. Trotzdem würdest du es ebenfalls bereuen, es nicht probiert zu haben und das ist der Punkt. Ich bin bereit, dir deinen ersten Kuss zu geben, aber du lehnst es strikt ab, weil ich nun mal keine Gefühle für dich empfinde, jedenfalls nicht solche, die du für mich empfindest. Es reizt mich auch ein wenig, dir deinen ersten Kuss zu rauben. Das würde nämlich heißen, dass ich der Erste wäre, der deine Lippen berühren darf. Auf so was stehe ich“. Lloyd’s Gemüt beruhigte sich wieder, hörte er dem Auserwählten zu, welcher einfach wie ein Wasserfall redete. Es reizte Zelos? Ihn reizte der Gedanke, der Erste zu sein? Wieso stand der Auserwählte auf so etwas? Oder war es die Neugier von Zelos, die ihn dazu trieb? Scheinbar hatte der Rothaarige schon Interesse, aber im anderen Sinne, als Lloyd es wollte.
 

Dann fiel langsam der Groschen, schien Zelos im Ganzen der Erste sein zu wollen. Genau, Lloyd war quasi Frischfleisch und es würde dem Auserwählten wohl beflügeln, wenn er Lloyd von seiner Unschuld befreien könne. „Ich fasse es nicht. Wenn er wirklich glaubt, dass ich es ihm so leicht mache, dann hat er sich getäuscht. So ein Bastard“. Lloyd stand wütend auf, nahm sich seine Kleidung und zog sich hastig an. Verflucht, er musste hier weg, bevor er noch explodierte. Gut, würde er mit dieser Wut zum Schloss gehen, damit der König nichts mehr zum Lachen hatte. Ja, er würde nun Zelos helfen und danach konnte der Auserwählte ihm mal.
 

„Lloyd, was ist denn jetzt los?“. Irrte sich Zelos, oder wirkte Lloyd tatsächlich sauer? Wieso? Zelos hatte doch gar nichts Schlimmes gesagt, oder? Er hatte doch nur deutlich gemacht, dass er Lloyd seinen Wunsch erfüllen wolle. Lag es vielleicht an seiner Ausdrucksweise? Plötzlich wurde ihm schlagartig bewusst, wie sich seine Worte wohl anhören mussten, jedenfalls für Lloyd, da dieser sich nun scheinbar ziemlich verarscht vorkommen musste. „Amigo… Du interpretierst meine Worte falsch. Ich will dich nicht rumkriegen, nur weil ich der Erste…“. „Spar dir deinen Atem, Zelos. Ich habe das schon richtig verstanden. Dich reizt also meine Unschuld? Die wirst du mir nicht nehmen können und ich warne dich… Solltest du aus diesem Grund mir Liebe vorheucheln, weil du unbedingt mit mir schlafen willst, dann kannst du wirklich sehen, wo du bleibst“. Plötzlich spürte Lloyd einen harten Schlag ins Gesicht, tat einige Schritte nach hinten, bis er gegen den Kleiderschrank stieß. Verwundert sah er Zelos an, stand dieser noch immer mit erhobener Hand vor ihm, sah wirklich wütend aus, was dem Braunhaarigen natürlich auch klar war. Nur, das ‚Warum’ würde ihn nun interessieren.
 

Zelos schluckte seine Wut hinunter, ließ auch seine rechte Hand nun sinken, da er eigentlich so ungern gewalttätig gegenüber Freunden wurde. Verdammt, diese Worte hatten ihn getroffen, würde er niemals Liebe vorheucheln. „Du weißt doch ganz genau, dass ich dir keine Liebe vorheucheln würde, weil man mir das doch selbst angetan hat. Du verstehst mich manchmal einfach falsch, so habe ich das Gefühl. Ich will dich nicht flachlegen, weil das eine Bereicherung für mich wäre, sondern wenn dann nur, um dir etwas von mir zu geben, so lange ich es noch kann. Du möchtest von mir berührt werden, möchtest meine Lippen auf deinen spüren, möchtest, dass ich für immer an deiner Seite bleibe. Das alles kann ich dir geben, jedoch ohne Liebe. Aber… Selbst das kann ich bald nicht mehr. Du vergisst, dass ich bald heiraten muss und deswegen würde ich dir das geben, was ich noch kann, bevor es nicht mehr möglich ist. Ist die Heirat vollzogen, werden wir uns körperlich nicht mehr näher kommen können. Also bringen dir da noch Prinzipien? Sag es mir, bringen dir da noch Prinzipien, wenn du schon dabei bist, mich bald zu verlieren?“.
 

Lloyd rutschte an der Schranktür hinab, vergrub sein Gesicht in den Händen, da er sich nun schlecht fühlte. Verdammt, was hatte er da nur Zelos an den Kopf geworfen? Ja, dieser Schlag hatte gesessen, denn seine rechte Wange tat nun höllisch Weh. Und trotzdem. Lloyd fand, dass er diesen Schlag verdient hatte, denn er hatte Zelos mit seinen Worten verletzt, wo dieser es doch nur gut mit dem Kleineren meinte. Ja, nun verstand er Zelos genau, dachte dieser speziell an die Zukunft, welche so beschissen laufen würde. Der Auserwählte kannte Lloyd’s Wünsche, die Sehnsüchte, die er nicht verbergen konnte. Und aus diesem Grund würde er Lloyd nur einmal diese Gefühle geben. Warum war Zelos bereit, so etwas zu tun? Fühlte sich dieser vielleicht dazu verpflichtet, oder wollte er es selbst auch? Wollte Zelos Lloyd’s Lippen wirklich berühren, weil er es denn selbst auch wollte?
 

„Wieso? Wieso würdest du mir meine Wünsche erfüllen? Ich begreife das einfach nicht. Wo ist der Haken bei der Sache? Niemand würde so etwas tun“. Zelos tat einige Schritte, sah weiterhin auf seinen Amigo hinab, welcher verzweifelt diese Fragen stellte. Auch dessen Stimme klang nun brüchig, wusste Zelos somit, das der Kleine weinte. Nun, was sollte er auf diese Fragen antworten? Eigentlich wusste es der Auserwählte selbst nicht so genau, hatte er einfach diese Angebote gemacht, da er Lloyd helfen wollte. Jedoch begehrte er den Kleineren nun etwas, auf einer körperlichen Ebene. Okay, vielleicht reizte es schon ein wenig, Lloyd seine Unschuld zu nehmen. Ja, Zelos wollte dieser Jemand sein, aber das würde er nun nicht sagen. Nein, das würde Lloyd’s Verdacht nur noch bestätigen, wobei dieser Grund nicht mal im Vordergrund stand.
 

„Weil du mein bester Freund bist, Lloyd. Weil du der Einzige bist, der mein vollstes Vertrauen genießt. Wenn ich dir schon keine Liebe geben kann, dann bin ich bereit, dir deine Wünsche zu erfüllen, verstehst du? Falls du nun glaubst, ich würde mich verpflichtet fühlen, dann irrst du dich. Auf körperlicher Ebene begehre ich dich schon, lass dir das also von mir gesagt sein. Zwar sage ich immer, dass mir keiner das Wasser reichen kann, wenn es um das Aussehen geht, aber ich finde schon, dass du eine gute Partie bist. Jedenfalls turnst du mich manchmal mit deinen Blicken an…“. Zelos fuhr sich durch sein rotes Haar, hockte sich dann zu Lloyd hinab, welcher sich kurz über die Augen wischte, dann in die blauen Seen seines Geliebten sah. „Es ist nicht seit gestern, oder heute so. Ich fand eigentlich schon immer, dass du niedlich aussiehst, vor allem wenn du schläfst. Auf unserer Reise habe ich dich des Öfteren beobachtet und habe auch mit dem Gedanken gespielt, dich einfach mal zu fragen, ob du nicht Lust hättest… Na ja… Hat sich erledigt, da ich nun über deine Gefühle bescheid weiß“. Nun lächelte Zelos, schien sich Lloyd auch langsam wieder zu beruhigen, da dieser ein leises Seufzen ausstieß.
 

„Das sagst du doch nur so. In Wirklichkeit findest du mich doch bescheuert, weil ich mich benehme, wie ein totaler Vollidiot, alles missverstehe und dir solche Dinge unterstelle“. Zelos schüttelte den Kopf, empfand er das ganz und gar nicht so. „Nein, du bist so in Ordnung, wie du bist. Ich habe dich so akzeptiert und anders will ich meinen kleinen Amigo auch gar nicht haben. Und bescheuert bist du im Moment nur, weil du verliebt bist. Ich war nicht anders, als du es jetzt bist. Ich habe auch viele Dinge missverstanden und bin deswegen wütend geworden. Das ist normal, denke ich. Wenn man verliebt ist, dann ist man Emotional sehr leicht angreifbar. Der beste Beweis ist deine Handlung. Du bist emotionaler, als sonst, aber das ist völlig normal, weil dich manche Ausdrucksweisen meinerseits verletzen, auch wenn ich es anders meine“. Lloyd nickte dem zu, hatte Zelos damit auch vollkommen Recht. Wieso kam er sich nun so unreif vor? Vielleicht, weil sein Geliebter schon viel mehr Erfahrung hatte, als Lloyd selbst.
 

„Zelos… Hast du schon Erfahrungen mit Jungs gemacht? Ich meine, wenn du so darüber sprichst… Also über, na du weißt schon was ich meine“. Verlegen senkte Lloyd seinen Kopf, war ihm diese Frage wirklich peinlich. Jedoch musste er seine Neugier endlich stillen, trug er diese Frage schon so lange mit sich rum. Der Auserwählte grinste, setzte sich im Schneidersitz vor Lloyd hin, da er wohl noch eine Weile mit dem Kleinen reden musste. Außerdem schien dieser nun einige Fragen stellen zu wollen, die er schon eine Weile mit sich rum trug. Okay, damit hatte Zelos keine Probleme, denn er hatte nichts zu verbergen. Außerdem war er selbst sehr direkt und fragte Dinge, die man sonst nicht einfach so fragte.
 

„Yo, mit Kerlen habe ich schon Erfahrungen gemacht. Also wenn du die Führung im Bett hast, ist es nicht anders, als wenn du mit einer Frau schläfst. Bist du aber der Untenliegende, dann ist es ungewohnt… Ist nicht so meine Welt, da ich mehr die Führungsqualität bin“. Ein dümmliches Grinsen erschien auf Zelos’s Lippen, als Lloyd ihn ansah, dessen Wangen sich verfärbten, da der Auserwählte so frei antwortete. „Und wieso hast du mit einen Jungen geschlafen? Ich meine, das macht man nicht einfach so… Ich habe eher geglaubt, das du so was ekelhaft finden würdest“. Nun, Zelos lachte nicht, schien ihm seine Fragen auch beantworten zu wollen. Gut, dann würde er versuchen, sie zu stellen, denn sein Gesicht verdunkelte sich noch mehr, als er diese Frage aussprach.
 

Zelos überlegte einige Sekunden, ehe er den Kleineren musterte. „Weiß nicht… Ich war damals total besoffen und hatte Lust etwas Neues auszuprobieren. Am nächsten Morgen habe ich mich vielleicht erschrocken. Ich konnte mich auch nur vage an die Nacht erinnern, aber whoa… Geiler Orgasmus, das muss ich zugeben. Seitdem spielt es keine Rolle mehr, ob nun ein Mädchen, oder ein Junge. Beides kann richtig geil sein“. Lloyd wusste nicht so genau, ob er sich nun verkriechen, oder einfach nur die Augen schließen sollte. Gott, Zelos sprach das einfach so aus, ohne sich zu schämen. Wieso? Wieso konnte Lloyd nicht auch so normal darüber reden? Lag der Grund nahe, weil er so etwas noch nie gemacht hatte? Vielleicht.
 

„Lloyd…“ hauchte Zelos, beugte sich nach vorn und sah den Kleineren abschätzend an. Dieser öffnete seine Augen, sah dieses Funkeln in Zelos’s Augen, welcher scheinbar etwas vorhatte. „Mh?“. Mehr brachte Lloyd einfach nicht heraus, schloss seine Augen wieder, da er den leichten Atem von Zelos auf seinen Lippen spürte. So nahe waren sie sich schon wieder. Lloyd schätzte, das nur wenige Zentimeter sich ihre Lippen voneinander trennten.
 

„Kleiner, lass dich einfach fallen und lass mich dir deinen ersten Kuss geben“. Ein leises Keuchen kam ihm entgegen, schien sich der Braunhaarige durch diese Worte ziemlich erhitzt zu fühlen. Nun, so wie verführerisch Zelos diese Worte auch sagte, so konnte Lloyd auch einfach nur dahin schmelzen, seinen Willen, seine Prinzipien auch nicht länger aufrecht erhalten. Er gab zu, dass er sich wirklich nach diesem Kuss sehnte und da führte kein Weg dran vorbei. Er würde es wirklich bereuen, wenn er nun wieder ablehnte. Bald würde Zelos nicht mehr da sein können und dann wäre es zu Spät.
 

Der Auserwählte lächelte leicht, als sich Lloyd’s Augen ganz schlossen, dieser scheinbar wirklich seine Prinzipien vergaß und nun diesen Kuss haben wollte. „Vielleicht wirst du es bereuen, aber du wirst es nicht bereuen, meine Lippen gespürt zu haben“ hauchte Zelos noch, ehe er die letzten Zentimeter überwand und sanft seine Lippen auf die des Jüngeren legte. So weich und warm, so fand der Auserwählte, rutschte noch ein Stück näher und verstärkte somit den Druck.
 

Lloyd gab einen wohligen Laut von sich, empfand er dieses Gefühl als das Schönste, was er jemals empfunden hatte. Überall kribbelte es in ihm, wusste er nun genau, wie sehr er sich nach diesem Moment gesehnt hatte. So dumm war er gewesen, es so lange abgelehnt zu haben, aber was war danach? Würde er jemals wieder solch einen Moment genießen dürfen? Würde Zelos jemals wieder solch einen Moment mit ihm haben wollen? Er vergaß diese Fragen, als er eine vorwitzige Zunge an seinen Lippen spürte, sich deswegen etwas zurück zog und seinen Geliebten verwirrt musterte.
 

„Mh? Kein richtiger Kuss?“ wollte der Auserwählte wissen, behielt seine Augen geschlossen, da er den Anfang gemacht hatte. Alles Weitere dürfe nun Lloyd selbst entscheiden, wenn dieser mehr wollte. Lloyd sah unsicher im Zimmer umher, hatte er doch keine Ahnung von so etwas. Gott, er kam sich wirklich vor wie ein Landei, wie Zelos es immer so schön bezeichnete. „Ich weiß doch gar nicht, was ich machen soll“. Wie ein kleines Kind saß Lloyd nun da, tippte seine Zeigefinger aufeinander und wurde noch eine Spur röter um die Nase. Verdammt, das war einfach nur peinlich.
 

„Ach ja, mein unerfahrener Amigo. Willst du das denn? Willst du mehr von Zelos Wilder?“. Ein zaghaftes Nicken brachte Lloyd zustande, würde er aber nur ein bisschen mehr wollen. Hoffentlich tat es hinterher nicht so Weh, wollte er nicht darunter leiden, vielleicht etwas Falsches getan zu haben. „Dann komm näher, Kleiner. Ich warte so ungern“ grinste Zelos dümmlich, spürte im nächsten Moment den unregelmäßigen Atem auf seinen Lippen. „Näher, mein Kleiner“ hauchte er und wieder trafen sich ihre Lippen. Zelos beugte sich noch weiter nach vorn, kniete vor Lloyd, welchen er in seine Arme schloss. Nochmals ließ er seine Zunge aus seinen Mund gleiten, leckte leicht über die Oberlippe des Jüngeren, welcher seine Lippen teilte.
 

Ein ungewohntes Gefühl, so empfand es Lloyd, als er diese fremde Zunge in seinen Mund spürte. Diese schien ihn erforschen zu wollen, bis er sie an seiner Zungenspitze spürte. Neckisch stupste diese seine an, schien einen kleinen Tanz wagen zu wollen. „Es ist ungewohnt, aber auch irgendwie… Prickelnd“ gestand sich Lloyd ein, wagte vorsichtig seinen ersten Versuch, welcher sofort ergriffen wurde. Sanft wurde seine Zunge umschmeichelt, schmiegte sich Zelos’s Zunge an seine. Gott, dieses Gefühl war schön, so unsagbar schön.
 

Der Auserwählte grinste leicht gegen die Lippen des anderen, machte Lloyd dies gar nicht mal so schlecht. Okay, er war schüchtern und traute sich vieles nicht, aber es war dessen erster Kuss. Trotzdem, Zelos konnte gar nicht genug von diesem Spiel bekommen, würde am liebsten eine viel längere Zeit hier so sitzen bleiben, den Kleineren in seinen Armen halten und diesen einfach nur zu küssen. Jedoch zwang ihn der Luftmangel dazu, sich von diesen weichen Lippen zu lösen. Nicht nur Lloyd atmete hastig, auch Zelos musste einige Male kräftig Luft holen, da er schon lange niemanden mehr so geküsst hatte, so wie eben seinen Amigo. Seine Mädchen küsste er immer nur kurz, kam dann direkt das Vorspiel und dann der Akt. Nein, dieser Kuss war eigentlich der Erste seit langem, welchen Zelos auch selbst genossen hatte.
 

„Und? Wie fandest du deinen ersten Kuss?“. Lloyd sah verträumt zu Zelos auf, lag er noch immer in dessen Armen. Am liebsten würde er für immer so verweilen, kribbelte sein Bauch gerade so angenehm. Verdammt, diese ganzen Gefühle übermannten ihn gerade, nahmen ihm seine Sprache, so dass er nur weiterhin in diese schönen blauen Augen sehen konnte. „Kleiner Träumer“ grinste der Rothaarige, strich mit seiner Hand über Lloyd’s Wange, woraufhin dieser seine Augen nochmals schloss, um diese Gefühle endlich etwas zu beruhigen.
 

Als er seine Augen wieder öffnete, atmete er nochmals tief durch, ehe er endlich wagte, seine Stimme zu erheben. „Ich werde es auf jeden Fall bereuen“. Das sollte Antwort genug sein, denn mehr wollte der Kleinere dazu auch nicht sagen. Ja, er würde es bereuen, denn er dürfe in nächster Zeit so etwas nicht mehr erleben. „Ich weiß, Kleiner, aber noch bin ich hier und ich muss zugeben, dass mir das gerade ziemlich gefallen hat. Wenn es nach mir ginge, dann würdest du bereits im Bett liegen, ausgezogen, versteht sich“. Lloyd befreite sich aus der Umarmung, stand auf und seufzte. Das hatte ja kommen müssen, zeigte Zelos nun wieder, wie toll er sich doch selbst fand. Allein, wie er nun drein blickte, sagte Lloyd, wie überheblich Zelos nun wieder war. Egal, dieser Kuss war schön gewesen und sein Geliebter wusste dass auch, auch ohne das Lloyd es wirklich aussprach.
 

„Zelos… Ich muss etwas erledigen und danach komme ich dann wieder. Bis später“. Lloyd ging zur Tür, hatte er doch vor, zum König zu gehen. Vielleicht konnte der Kleinere wirklich etwas bewirken, aber so sicher war er sich da auch nicht. Jedoch verspürte er ein wenig Hoffnung, denn diese starb zuletzt. Genau, er wollte Zelos nicht verlieren, wollte jeden Tag diese Lippen auf seine spüren, auch wenn der Rothaarige dabei keine Liebe empfand. Er wusste, das Zelos trotz allem sein bester Freund bleiben, dieser immer wieder zu ihm halten würde, was auch immer kam. „Okay, pass auf, dass du dich nicht verläufst bei deinem verträumten Blick“ grinste Zelos, konnte gar nicht mehr aufhören zu Grinsen, da er diesen Anblick doch sehr genoss. Lloyd murmelte etwas Unverständliches in sich hinein, ehe er die Tür öffnete und diese durchschritt. Zelos konnte sich dann erstmal anziehen, Duschen und so. Er würde nun versuchen, die Zukunft so zu verändern, dass Lloyd damit leben konnte.
 

Der Rothaarige erhob sich langsam, befühlte mit seinen Zeigefinger seine Lippen, da diese noch immer etwas kribbelten. Gott, dieser Kuss hatte ihn irgendwie fasziniert und am liebsten hätte er gar nicht mehr damit aufgehört, die Zunge von Lloyd zu verwöhnen. Eines stand fest, er brauchte Lloyd. Er wollte mehr von diesen Lippen kosten, wollte noch einige Schritte weitergehen. Wie auch immer, dieser Kuss hatte ihn völlig aus der Bahn geworfen, das stand fest. Hoffentlich musste sich der Auserwählte nun keine Sorgen machen, denn er wollte bei seiner Meinung bleiben, nicht mehr zu lieben. Er konnte lieben, keine Frage, aber er wollte es ganz schlicht und einfach nicht. Außerdem, würde er sich nun verlieben, es zulassen, würde er selbst darunter leiden, da er heiraten musste. Nein, da half nur die Isolierung, wie immer. Am besten, er schickte Lloyd später Heim, damit er ihn nicht mehr sehen musste. Dieses Verlangen, hoffentlich blieb es nur Verlangen nach dem Körper Lloyd’s. Hoffentlich.

Rettung und Trennung?

„Wieso will der König niemanden empfangen? Ich bitte um eine Audienz und das jetzt, sofort“. Lloyd hörte sich nicht nur wütend an, er war es auch. Verdammt, die Wachen wollten ihm doch wirklich weismachen, dass er nicht zum König dürfe, weil dieser scheinbar schon die ersten Vorbereitungen für die baldige Hochzeit mit dessen Tochter plante. „Seine Majestät empfängt heute niemanden. Also geh nach Hause“ rief einer der Wachen zu ihm. „Prinzessin Hilda wird bald heiraten und deswegen müssen Vorbereitungen getroffen werden. Sicherlich verstehst du das, oder?“. Der andere schien höflicher zu sein, kannten die Wachen Lloyd und dessen Freunde doch gut. Natürlich, jeder kannte Lloyd, wusste jeder genau, dass er mit seinen Freunden den Wohlstand beider Welten wieder hergestellt hatte.
 

„Es… Es wird keine Hochzeit geben, nicht wenn ich es verhindern kann. Geht zu seiner Majestät und sagt ihm, das Lloyd Irving um eine Audienz bittet. Sicherlich wird er mich empfangen“. Wütend ballte Lloyd seine Hände, würde er einfach nicht eher weggehen, bis er mit dem König gesprochen hatte. Die Wache seufzte, nickte dann schließlich. Dieser Junge mit den roten Klamotten würde sicherlich den ganzen Tag nerven, also warum nicht den König kurz fragen, ob dies in Ordnung wäre? Genau, denn die Wachen hatten keine Lust darauf, einen Jungen immer und immer wieder zu sagen, das dieser doch Heim gehen solle.
 

„Na endlich“ dachte sich Lloyd, sah dabei zu, wie einer von den Wachen in das Schlossinnere ging, um den König bescheid zu sagen. Gleich dürfe er mit dem König reden, würde seine Sicht dazu erläutern, egal, was der König davon halten mochte. Er konnte Zelos nicht einfach aufgeben, würde für diesen durchs Feuer gehen, ganz gleich, ob dieser Weg schlimm werden würde. Außerdem würde Zelos zu sehr darunter leiden, das hatte Lloyd schon im Gefühl.
 

Kurz kam ihm dieser süße Kuss in den Sinn, welcher ihm wieder verträumt aussehen ließ. Gott, wie sehr hatte er diesen Kuss doch genossen. Eines stand fest, dieser Kuss musste sich bald wiederholen, denn er sehnte sich jetzt schon danach. Was hatte Zelos noch mal gesagt? Wenn es nach ihm ginge, dann würde Lloyd nun Nackt im Bett liegen? Meinte er das wirklich ernst? Hieß dies denn, dass er Gefallen daran gefunden hatte? Konnte er sich einfach Zelos hingeben, ohne es später zu bereuen? Er bereute es, Zelos geküsst zu haben, denn keiner gab Lloyd eine Garantie, ob sich dies nochmals wiederholen würde. „Wenn ich ehrlich bin… Ich habe schon ein bisschen Angst. Zelos kann so und so sein. Vielleicht spielt er wirklich nur mit mir? Er kann mir vieles erzählen und hinterher lässt er mich einfach fallen, weil er genug von mir hat. Genau wie eines seiner Mädchen…“.
 

„Der König hat der Audienz zugestimmt, begib dich in den Thronsaal“. Sofort befand sich Lloyd wieder im Hier und Jetzt, ließ seine Gedanken vorerst fallen, da nun etwas Wichtigeres folgte. Nur hoffentlich konnte er den König dazu bewegen, diese Heirat aufzugeben. Langsam schritt er an den Wachen vorbei, passierte das große Tor und sah schon den König, welcher auf seinen Thron saß. Ein Wink deutete an, das Lloyd näher kommen sollte, was dieser dann auch tat. Mit einer kurzen Verneigung begrüßte er den König, hatte Zelos einst mal gesagt, das man so was Anstandshalber machen sollte. Er hielt sich einfach mal an diese Sitten, auch wenn er sich nun ungern gegenüber einer Person verneigte, die doch nach solchen Druckmitteln griff, wie Lloyd selbst zum Beispiel, um jemanden zu einer Heirat zu zwingen.
 

„Hoheit… Ich bin hier, weil ich erfahren habe, dass ihr Zelos verheiraten wollt. Ich finde, das Zelos, ehemaliger Auserwählter von Tethe’alla, ein Recht darauf hat, selbst zu entscheiden, ob er heiraten will. Demnach bitte ich euch, die Heirat zurück zu ziehen. Zelos will das nicht, er will frei sein“. Während Lloyd sein Anliegen vorbrachte, sah er zu Boden, da er seine ruhige Stimme erhalten wollte. Würde er den König dabei ansehen, er wusste, er würde ausrasten. Jetzt schon hatte er das Gefühl, wie gehässig der König doch Grinsen musste.
 

„Verstehe, du hast also davon gehört? Nun, so Leid es mir tut, Lloyd… Meine Tochter sieht in Zelos den perfekten Ehemann und ich sehe in Zelos den perfekten Nachfolger. Deine Interessen werden da nicht mitbewertet, denn ich weiß von deiner Liebe zum Auserwählten. Lass dir eines gesagt sein, solltest du dich weiterhin einmischen, dann wirst du ins Gefängnis kommen. Haben wir uns soweit verstanden?“. Lloyd sah nun doch auf, präsentierte seine wütenden Augen, welche den König fixierten. Gott, was sagte der König denn da eigentlich? Hatte seine Majestät eigentlich eine Ahnung, was er Zelos und auch Lloyd damit antat?
 

„Seine Majestät weiß scheinbar nicht, dass es dabei eher weniger um meine Gefühle geht. Es geht um Zelos selbst. Habt ihr eine Ahnung, was ihr ihm da aufbürden wollt? Wird Zelos nach seiner Meinung gefragt? Nein, ihr zwingt ihn dazu und benutzt mich als Druckmittel. Das…“. „Schweig, ich verstehe schon, du stellst dich mir trotzdem in den Weg, so sehe ich mich gezwungen, dich sofort einzusperren, Wachen“. Eine Garde tauchte hinter Lloyd auf, welcher jedoch noch nicht beachtet wurde. Nein, Lloyd war noch lange nicht fertig, denn was der König hier tat, war ganz einfach falsch.
 

„Bringt ihn weg. Sperrt ihn ins Gefängnis, verstanden?“. Die Garde, welche aus 4 Leuten bestand, packten Lloyd grob an den Armen, zwangen diesen zur nächsten Tür zu kommen, welche zu den Verliesen führte. „Nein, ihr könnt Zelos nicht dazu zwingen. Lasst mich los, verdammt noch mal. Ich lasse diese Heirat nicht zu. Zelos soll selbst entscheiden und er will das nicht. Wieso tut ihr das, Majestät, wieso tut ihr ihm Weh?“. Die Garde blieb kurz stehen, als sich der König erhob und sich räusperte. „Meine Tochter war am Samstag sehr verletzt, als Zelos meinen Vorschlag ausgeschlagen hat. Hilda wünscht sich nichts mehr, als den Auserwählten zu heiraten. Ich erfülle meiner Tochter jeden Wunsch und wenn dies heißt, solche Mittel zu ergreifen, dann muss es eben sein. Auf die Gefühle von anderen kann ich da keine Rücksicht nehmen. Und jetzt führt ihn ab“.
 

Gerade wollte Lloyd seinen Exphere verwenden, als er einen dumpfen Schlag an seinen Hinterkopf verspürte. Kurz keuchte er, ehe er sich hängen ließ und sein Bewusstsein verlor. Hätte er das gewusst, dann hätte er schon viel früher gehandelt. Nun war es aber zu Spät, würde die Garde des Königs ihn einsperren, Wache halten, damit Lloyd auch ja nicht entkommen konnte. Wortlos ging die Garde einfach weiter, schleiften Lloyd hinter sich her, bis sie endlich zum Verlies ankamen. Dort wurde der Braunhaarige ins Verlies geworfen, die Tür mit Magietechnologie verriegelt, so das niemand mehr Zutritt hatte.
 

Der König ging zu den Gemächern zurück, hatte sich nun auch dieses Thema für ihn erledigt. Zwar würde Zelos und auch dessen Freunde früher, oder später nach Lloyd suchen, aber bis sie diesen fanden, war die Hochzeit schon längst vollzogen. So lange musste Lloyd dort bleiben, damit dieser sich nicht länger einmischen konnte. „Jetzt wird Hilda ihn endlich heiraten können. Sind sie es erstmal, wird sich Zelos auch wieder entspannen. Er sollte sich glücklich schätzen, meine Tochter heiraten zu dürfen“. Ein kurzes Grinsen tauchte auf des Königs Lippen auf, ehe er die Tür zu Hilda’s Gemach öffnete. Mit dieser würde er nun weiter die Hochzeit planen, ohne einen Gedanken an den neuen Gefangenen zu verschwenden.
 

„Lloyd ist nicht zu Hause?“. Colette sah verwundert drein, als Genis endlich wieder im Dorf erschien. Sehr seltsam, wo Lloyd doch immer zur Schule kam, auch wenn dieser sagte, er habe keine Lust. Er war trotzdem immer da. Und nun sagte Genis ihr, das Lloyd nicht zu Hause war? Wo war ihr Freund nur? „Nein, Dirk hat gemeint, als er Lloyd heute Morgen wecken wollte, er ihn nicht im Zimmer vorgefunden hat. Colette, mach dir keine Sorgen, ich habe schon so eine Ahnung, wo er sich befindet. Ich werde gleich mal nach ihm sehen“. Genis begann zu Grinsen, hatte er nicht nur so eine Ahnung, nein, eigentlich wusste er es. Wo sollte sich sein Freund wohl sonst aufhalten, wenn nicht in Meltokio?
 

„Okay, dann werde ich Professor Raine sagen, das du ihn holen gehst. Sie macht sich auch nur Sorgen um Lloyd“. Der kleine Junge nickte, wobei er sich jetzt schon ausmalen konnte, wie wütend seine Schwester noch werden würde. Ja, Lloyd hatte immerhin die Schule geschwänzt und so was mochte Raine überhaupt nicht. Die Strafe wäre sicherlich, dass Lloyd einige Male Nachsitzen dürfe. Egal, hoffentlich hatte es Lloyd genossen, wenn er schon die Schule schwänzte.
 

„Ja, bis später, Colette“. Genis begab sich zum Tor, welches er durchschritt. Zu dumm, er hatte leider keinen Rheard, denn er benutzte immer den Gemeinsamen, welchen Raine zu Hause aufbewahrte. Würde er diesen nun holen, dürfe er sicherlich nicht nach Meltokio, oder noch schlimmer, Raine würde mit wollen. Nein, Lloyd wollte sicherlich nicht, das jemand dahinter kam, wer nun die heimliche Liebe Lloyd’s war. Gut, musste er zu Fuß gehen, war der Weg auch nicht sonderlich weit. Okay, zwei Stunden würde er sicherlich Unterwegs sein, aber das machte nichts. Wenn er dann endlich dort war, konnte er auf Lloyd’s Rheard mitfliegen und würde dann heute Abend pünktlich zu Hause sein.
 

Zelos saß bereits in der Küche, frisch geduscht und neu eingekleidet. Nun aß er Müsli, wartete auch auf Lloyd, welcher gemeint hatte, er müsse nur kurz etwas erledigen und würde dann wieder hierher kommen. Nur, was wollte der Kleine erledigen? Klar, Zelos hatte schon einige Vermutungen aufgestellt, doch diese wieder verworfen. Nein, Lloyd war nicht so dumm, um zum König zu gehen und diesen zur Rede zu stellen, oder? Obwohl, diese Erledigung lag sehr nahe und nun wartete er auch schon fast zwei Stunden. Hoffentlich ging es Lloyd gut und Zelos irrte sich nur.
 

„Sir, ich war soeben in der Einkaufsstraße. Mir ist zu Ohren gekommen, das der König jemanden gefangen genommen haben soll“. Zelos sah auf, wusste er nicht genau, was sein Butler ihm nun damit sagen wollte. Und? Was hatte er damit zutun, wenn jemand vom König gefangen genommen wurde? Dies kam hin und wieder immer mal vor, also was sollte diese Ansage? „Und?“. Zelos führte sich den nächsten Löffel in den Mund, spuckte das Ganze sofort wieder aus, als er den Worten seines Butlers lauschte. „Sagen sie das noch mal, Sebastian“. „Sir Amigo wurde vom König gefangen genommen. Ganz Meltokio spricht bereits davon. Er soll mit dem König versucht haben zu reden, nur worüber scheint noch unklar zu sein“. Der Auserwählte stand sofort auf, beachtete seinen Butler nicht weiter, da er nun doch etwas unternehmen musste. Verdammt, wieso hatte Lloyd nur so etwas gemacht, dieser hätte wissen müssen, dass man mit dem König nicht reden konnte, Lloyd sogar als Störfaktor sah.
 

„Die Gefangenen werden beim Kolosseum untergebracht. Ha, zum Glück arbeitet jetzt gerade eines meiner Zuckerpüppchen am Empfang. So kann ich Lloyd mit Leichtigkeit daraus holen“. Ein kleines Grinsen erschien auf seinen Lippen, ehe er sich noch die Schuhe überstreifte und zur Tür ging. „Sebastian, falls die Garde herkommt, wimmeln sie sie ab“. Der Butler nickte verstehend, auch wenn er die Hintergründe noch nicht genau kannte. Es musste alles mit dem König zutun haben, auch mit dem gestrigen Verhalten von seinen Master. Was hatte der König nur vor?
 

Zelos öffnete die Tür, blieb stehen, als er den kleinen Jungen betrachtete, welcher gerade in Begriff war, bei ihm anzuklopfen. „Was machst du hier?“. „Lloyd war nicht in der Schule und deswegen bin ich hier, um ihn abzuholen. Sag mir nicht, dass er nicht da ist. Ach ja, was ist das denn für ein Gerücht? Der König hat vorhin jemanden gefangen genommen? Was ist denn hier los?“. Zu viele Fragen, so fand der Auserwählte, schob den kleinen Jungen beiseite, da er keine Zeit mehr hatte. „Ich habe keine Zeit, Genis. Ich bringe Lloyd später unversehrt nach Hause, okay? Es ist alles in bester Ordnung“. Ungläubig stierten ihn zwei blaue Augen an, ehe sich der Rothaarige zum Gehen abwandte. Auch wenn Genis mit dieser Aussage nicht zufrieden war, er konnte nun nicht erklären, was hier los war. Zuerst musste er Lloyd daraus holen.
 

„Zelos, warte doch… Was ist denn…“. Genis seufzte, hörte Zelos ihm gar nicht zu und verschwand einfach. Super und dafür war er nun hergekommen? Toll, hätte er sich dem Weg doch erspart. Hieß wohl, dass er nun den ganzen Weg zurück laufen musste. „Was soll ich nur Colette und Raine sagen? Die beiden erwarten doch von mir, das ich Lloyd mitbringe“. Nochmals seufzte Genis, ehe er sich auf dem Weg zum Tor machte. Nun, vielleicht hatte er Glück und Zelos brachte Lloyd sobald, wie nur möglich. Dann würde er nun zurück nach Iselia gehen.
 

Zelos rannte die Treppen hinauf, sah kurz auf den großen Platz, auf welchen sich einige seiner Zuckerpüppchen unterhielten. Gott, auf diese hatte er nun gar keine Lust und würde sich einfach still und heimlich zum Kolosseum schleichen. Ein Glück, denn die Mädchen beachteten ihn nicht sonderlich, so das er über die Brücke laufen konnte, das Kolosseum schon von weiten sah. Es erinnerte ihn an damals, waren Lloyd, er selbst und seine Freunde auch hier gewesen, um diese Kate zu retten. Nur, jetzt war die Situation eine andere, wurde er nicht als Verräter geschimpft und würde demnach auch leicht zu den Verliesen dürfen.
 

Als er ins Innere des Kolosseum schritt, sah er schon ein braunhaariges Mädchen, welche ihn durchlassen würde. „Hey Maya, meine Süße. Wie geht es dir?“ sprach er diese an, trat zum Empfang, an welchen Maya stand. Diese begann zu Kichern, bekam einen rötlichen Schimmer auf ihren Wangen, da sie es doch sehr mochte, wie Zelos immer mit ihr sprach. Nur, sie hatte bereits davon gehört, dass ihr Auserwählter bald heiraten würde, sickerten diese Gerüchte nach und nach durch. „Master Zelos… Es geht mir gut und dir? Mir ist zu Ohren gekommen, das du bald Prinzessin Hilda heiratest?“. Zelos verdrehte seine Augen, schien dieses Gerücht schon langsam die Runde zu machen. Super, dadurch verlor er seine Liebschaften, die er doch ab und an brauchte. Das hatte er auch dem König und dessen Wachen zu verdanken, die einfach nicht ihre Klappe halten konnten.
 

„Ja, muss ich wohl, auch wenn unfreiwillig. Sag mal, Maya. Wurde ein Typ mit braunen Haaren und roter Kleidung ins Verlies gesperrt?“. Hoffnungsvoll sah Zelos das braunhaarige Mädchen an, sah, wie sie kurz überlegte und dann schließlich nickte. „Ja, die Garde des Königs hat so einen Jungen hier vorbei gebracht. Er war bewusstlos, wenn ich mich Recht entsinne. Warte, sein Name musste ich mir auch notieren“. Rasch suchten ihre Augen die Notizen ab, musste sie dies immer wieder machen, um einen Überblick zu haben. Als sie den Zettel fand, übergab sie diesem Zelos, welcher daraufhin seufzte.
 

„Maya, lass mich zu ihm. Du darfst keinem etwas davon sagen, verstanden? Das bleibt unser kleines Geheimnis“. Er lächelte sie vielsagend an, musste ihr dann somit auch etwas von sich geben, auch wenn er gerade keine Zeit dafür hatte. Anders würde er nicht zu den Verliesen dürfen, würde Maya auch ihren Job riskieren. „Aber Auserwählter… Der König hat mir strikt untersagt, dich durchzulassen. Er meinte, du würdest versuchen, ihn zu befreien“. Zelos knurrte, wollte er sich nicht abwimmeln lassen. Gott, der König dachte wirklich an alles, konnte den Auserwählten auch sehr gut einschätzen. Trotzdem, er würde Lloyd einfach daraus holen, ohne auf jemanden Rücksicht zu nehmen.
 

„Maya, ich muss Lloyd daraus holen, denn er hat nichts getan. Komm schon, Süße. Du hast dann auch jeden Wunsch bei mir frei“. Maya überlegte kurz, klang dies wirklich verlockend. Ihr Auserwählter würde alles für sie tun und sie konnte doch so schlecht ‚Nein’ bei ihm sagen. Nein, so wie er sie nun ansah, so verführerisch, da wurden ihre Knie immer weich. „Okay, ich habe dich nicht gesehen, Auserwählter. Sei vorsichtig, denn die Garde des König hält wache“. Zelos nickte hastig, gab Maya einen Kuss auf die Wange, da er ihr wirklich dankbar war. Soviel zum Thema Titel, dieser hatte ihm nun doch ein wenig geholfen und vielleicht musste er sich die Rechte als Auserwählter wiederholen, um mehr Einfluss auf die Leute zu haben. Ja, wenn Zelos als Auserwählter auftrat, dann hörte das Volk zu.
 

So lief er durch den Durchgang, welcher zum Kolosseum führte. Vor diesem großen Tor sah er schon den Seiteneingang, welcher zu den Verliesen führte. Gut, dort stand keine Wache, also konnte er problemlos durch die Türe gehen. Als er hindurch gegangen war, hörte er schon die wütende Stimme Lloyd’s, welcher hin und wieder, wie ein Berserker, gegen die Gitter seines Gefängnisses schlug. „Lasst mich hier raus. Ich werde nicht zulassen, das ihr durch mich Zelos dazu zwingt, Prinzessin Hilda zu heiraten“. Zelos lächelte leicht, schien Lloyd sich einzig und allein Gedanken um ihn zu machen. Ob es den Braunhaarigen egal erschien, dass er nun eingesperrt war? Galt für den Kleinen denn nur der Auserwählte?
 

Zelos lief weiter, blieb bei der Ecke stehen und sah nach Links. Dort waren die ganzen Verliese, sah er auch schon zwei Wachen, welche sich nichts anmerken ließen. Scheinbar waren denen die Erläuterungen von Lloyd egal. „Okay… Es wird rauskommen, dass ich das war, aber ich sehe keine andere Möglichkeit“ dachte Zelos sich und schloss seine Augen. Er konzentrierte sich auf sein Mana, würde er nun Magie einsetzen, um die Wache außer Gefecht zu setzen. Als er sie wieder öffnete, erhob er seicht seine rechte Hand, sah wieder zur Wache hin, da er diese nun fixieren musste. „Thunder Blade“ rief er leise, erschien ein blitzartiges Schwert, welches die Wachen einige Stromstöße verpasste. Kurz darauf brachen sie zusammen, waren durch diesen heftigen Stromschlag bewusstlos geworden.
 

„Diese Technik… Genis? Genis, bist du das?“ rief Lloyd aufgeregt, kannte er diese Technik nur von seinem besten Freund. Okay, sein leiblicher Vater und auch Zelos konnten diese Magie auch, aber diese beiden wussten sicherlich nicht, dass er nun hier als Gefangener inhaftiert war. Oder wusste es sein rothaariger Freund doch schon? Nein, dieser war sicherlich noch in seiner Villa und wartete dort auf ihn.
 

Der Auserwählte trat um die Ecke, lief lässig zum Gitter und zeigte sich dem Kleinen, welcher sofort näher zum Gitter trat. „Zelos, woher weißt du…“. „Unwichtig. Viel wichtiger ist, dass wir dich hier rausholen. Lloyd, du darfst dich in Zukunft nicht mehr mit dem König anlegen, hast du verstanden? Er scheut vor nichts zurück, wie du nun siehst“. Der Braunhaarige sah zu Boden, ballte seine Hände, da er dies nicht akzeptieren wollte. Nein, er konnte es schlicht und einfach nicht. Zelos musste doch wissen, wie schwer ihm diese Sache doch zusetzte. Einfach daneben stehen und zusehen? Nein, das konnte Lloyd nicht und würde sich immer wieder einmischen, ganz gleich, was letzten Endes mit ihm geschah.
 

Während Lloyd sich Gedanken dazu machte, besah sich Zelos dieses Schloss, sah auch, dass dieses durch Magie geschützt worden war. Da half auch nur eines, wonach er nun griff. „Mein Cruxis Kristall wird die Magie für wenige Sekunden aufheben… Sobald du frei bist, werde ich dich nach Iselia bringen. Genis war auch schon hier, weil er sich Sorgen um dich macht. Du solltest zuerst mit deinen Freunden sprechen, ihnen die Wahrheit sagen, warum du nicht zur Schule gekommen bist, okay? Sie sollen erfahren, was in dir vorgeht und somit dich von solchen Dingen abhalten“. Der Cruxis Kristall begann kurz aufzuleuchten, ehe das Schloss knackte und die Entriegelung der Tür erfolgte. Lloyd stieß die Gittertür auf, trat heraus und seufzte. Er war zwar wieder frei, aber so wirklich hob diese Tatsache seine Stimmung auch nicht. Zelos verlangte wirklich viel von ihm.
 

„Zelos… Ich kann das nicht akzeptieren. Bitte, lass mich dir helfen. So lange du bei mir bist, kann der König mich nicht als Druckmittel benutzen, oder? Komm mit mir nach Iselia und dann finden wir schon eine Lösung“. Der Rothaarige seufzte einmal aus, zog den Kleinen an sich und schlang seine Arme um dessen Körper. „Amigo, er wird alles tun, um mich mit seiner Tochter zu verheiraten. Ich würde dich und Iselia in Gefahr bringen, verstehst du das denn nicht?“. Lloyd schlang ebenfalls seine Arme um Zelos’s Körper, spürte er die Wärme, die von Zelos ausging. Eine kurze Stille trat ein, in welcher sich beide Gedanken darum machten, wie sie eine Lösung fanden, bei welcher jeder Glücklich war. Nur, es gab keine, nein, dieses Mal gab es wirklich keine.
 

„Ich bereue es“ murmelte Lloyd leise, musste er auch nicht aussprechen, was er mit dieser Aussage präzise meinte. Zelos hob mit seiner rechten Hand das Kinn des Kleineren an, legte ein Lächeln auf, als er Lloyd mit roten Wangen sehen konnte. „Ich weiß, Amigo…“. Der Auserwählte beugte sich hinab, berührte nur kurz die weichen Lippen Lloyd’s, welcher einen wohligen Laut von sich gab. „Komm Lloyd, ich bringe dich nach Hause“. Nur leise kamen diese Worte über Zelos’s Lippen, ehe er den Kleineren mit sich zog. Sie mussten hier weg, bevor die Wache wieder wach wurde. Außerdem würde es noch genug Theater geben, da war sich der Rothaarige schon sicher.
 

Als sie aus dem Kolosseum raus waren, zog Zelos den Kleineren immer noch hinter sich her, musste er den speziellen Weg nutzen, damit niemand sah, dass er Lloyd befreit hatte. Erst wenn sie aus Meltokio und auf den Rheard waren, dann konnte er dessen Hand loslassen. Der Kleinere wusste nicht genau, was er von dieser Haltung halten sollte. Er lief immerhin mit Zelos hier lang, Hand in Hand, so als würden sie ein Pärchen sein. Gott, selbst jetzt hatte er wieder Gedanken, wie schön es doch wäre, wenn es denn wirklich so wäre. Aber die Realität sah nun mal anders aus.
 

Endlich durch die Kanalisation durch, seufzten beide aus. Gott, dieser Weg war immer wieder eine Qual, aber zum Glück waren sie nun aus Meltokio. Zelos zog seine Flügeltasche hervor, erhob diese zum Himmel, als im nächsten Moment der Rheard vor ihnen erschien. „Komm Lloyd, wir müssen dich jetzt nach Hause bringen. Sicherlich weiß der König schon längst bescheid“. Nur schwach nickte Lloyd dazu, setzte sich schließlich hinter Zelos und hielt sich an diesem fest, als der Rheard in die Lüfte abhob.
 

Auf dem gesamten Weg herrschte eine unheimliche Stille, war es nun irgendwie seltsam, wie sich das alles entwickelt hatte. Lloyd hatte seinen ersten Kuss von dem bekommen, in welchen er verliebt war. Doch dieser würde bald heiraten, auch wenn unfreiwillig und mit höllischen Druckmitteln. Es war so traurig, wie sich die Zukunft entwickelte. Sollte Kratos da wirklich Recht behalten. Dieser hatte doch gesagt, die Zukunft würde schmerzhaft für Lloyd werden. Super, woher wusste Kratos dies alles? Konnte er neuerdings in die Zukunft sehen?
 

„Lloyd?“. Der Angesprochene sah auf, landete Zelos auch im nächsten Moment in der Nähe von Iselia. „Ein letztes Mal möchte ich an deinen Verstand appellieren. Unterlasse in Zukunft solche Dinge. Ich kann dich nicht immer retten, verstehst du? Ich will doch einfach nur, das es dir gut geht“. Der Kleinere stieg vom Rheard, tat einige Schritte, bis er Zelos ansehen konnte. Dieser hatte seinen Blick gesenkt, wollte er Lloyd nun auch nicht ansehen. Dies hatte etwas mit dem Kuss zutun, denn egal, wie sehr es Zelos doch verdrängte, dieser Kuss ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er wollte nochmals so geküsst werden, noch mal von Lloyd so umgarnt werden.
 

„Ich werde es versuchen, aber versprechen kann ich dir nichts. Ich finde es falsch und das weißt du auch. Mir ist egal, ob mir etwas passieren mag, so lange ich weiß, das es dir gut geht“. Lloyd lächelte aufmunternd, hob mit seiner Hand das Kinn des Auserwählten an und konnte nun auch einige Zweifel in dessen Augen sehen. Was waren dies für Zweifel? Zweifelte Zelos wohlmöglich an sich selbst? Dieser traurige Blick, was hatte dieser nur zu bedeuten? Dies nicht verstehend, trat Lloyd etwas näher, zog den Rothaarigen in seine Arme und seufzte zufrieden, da sich dieser einfach bei ihm anlehnte.
 

„Was ist mit dir?“. Der Auserwählte schüttelte seinen Kopf, wollte nicht über seine Gefühle reden, welche sich momentan überschlugen. Er hätte Lloyd niemals küssen dürfen, denn nun hatte er das Gefühl, als habe sich Zelos nicht mehr unter Kontrolle. Diese weichen Lippen, sie hatten es ihm angetan und so hob er seinen Kopf wieder, sah Lloyd an, da er diesen noch einmal so küssen wollte, bevor er es nicht mehr durfte, oder es konnte.
 

„Lloyd…“ hauchte der Auserwählte, schloss seine Augen seicht, ehe er schon die zarten Lippen seines Amigo’s auf seinen spürte. Gott, er konnte und wollte diese Lippen nicht aufgeben, aber andererseits? Nein, er durfte nicht so denken, denn er wollte keine Gefühle entwickeln, die ihm alles nur noch erschwerten. So sündhaft fühlten sich diese weichen Lippen an, so das Zelos diese am liebsten nur für sich haben wollte. Und trotzdem. Er durfte nicht so denken, musste bald heiraten und somit würde dieses süße Gefühl verschwinden. Nie mehr würde er diese Lippen mit seinen berühren dürfen. Er musste nun einen Schlussstrich ziehen, bevor es noch schlimmer wurde.
 

Auch Lloyd schloss nach einem kurzen Schock seine Augen, keuchte auf, als er die Zungenspitze an seinen Lippen spürte. Fast automatisch öffnete er seinen Mund, ließ diese ungeduldige Zunge in seine Mundhöhle. Wieso küsste Zelos ihn nun so? Hatte sein Geliebter wohlmöglich das Verlangen danach? Wahrscheinlich, denn Zelos hatte doch auch gesagt, wie sehr ihm dieser Kuss doch gefallen hatte. Kurz lösten sich Zelos Lippen, da er Luft brauchte. „Lloyd, ich will am liebsten viel mehr von dir“. Diese Worte wurden dem Kleineren ins Ohr geflüstert, spürte Lloyd auch schon das Pochen an seinem Bein, welches von Zelos’s Lendenbereich kommen musste. Mehr? Wieso dachte der Auserwählte nun so? Wieso auf einmal?
 

Endlich kam der Auserwählte wieder zur Vernunft, wurde nun auch etwas rötlich um die Nase, da seine Worte der Wahrheit entsprachen. Verdammt, diese Lippen machten nicht nur Lloyd süchtig, sondern Zelos entwickelte selbst eine Sucht nach den Braunhaarigen. Nach dessen Lippen, nach dessen Haut, einfach diese süße Nähe, welche einfach nicht mehr sein durfte. „Zelos?“ wollte der Kleinere wissen, wurde unsanft weggestoßen, bis Lloyd auf seinen Hintern fiel, verunsichert zu Zelos aufsah, welcher den Antrieb seines Rheards startete.
 

„Wir dürfen uns nicht mehr näher kommen, Kleiner. Wir machen es uns beiden schwer, verstehst du? Lass uns das Hier und Jetzt beenden. Ich werde dich zu meiner Hochzeit einladen, okay? Bis dahin… Leb wohl, Amigo“. So schwer waren dem Auserwählten diese Worte gefallen, tat dabei auch sein Herz weh, welches unregelmäßig schlug. Er wollte Lloyd nicht aufgeben, wollte mehr von diesen Lippen, aber er durfte nicht. Auch wenn Lloyd ihn nun traurig ansah, er musste seine kalte Seite zeigen, damit seine Entscheidung akzeptiert wurde. Dieses ständige Hin und Her musste aufhören. Keine Küsse mehr, keine schöne Nähe, beide mussten nun ohne den jeweils anderen auskommen.
 

„Zelos, bitte…“. Der Auserwählte überhörte dieses Flehen, welches ihn kurz innehalten ließ. Er wusste, wie sehr es den Kleinen nun schmerzen musste, aber es ging nicht anders. So flog er ohne einen letzten Blick auf Lloyd los, würde sich nun endgültig seinem Schicksal ergeben, damit Lloyd nicht in Gefahr gebracht wurde, durch eine Dummheit seinerseits. „Es tut mir Leid, Lloyd. Es tut mir wirklich Leid“ murmelte er leise, spürte einige Tränen, welche sich nicht unterdrücken ließen. All die Erinnerungen, an diese schönen Nächte kamen wieder hoch, wollte er dies nicht verlieren. All die Mädchen waren ihm egal, nur Lloyd nicht. Nein, Lloyd war etwas Besonderes, welches er trotzdem aufgeben musste. So war sein Schicksal, denn er durfte nicht Glücklich sein, ganz gleich, in welcher Hinsicht er Glücklich definierte.
 

Lloyd saß noch immer auf den Boden, sah weiterhin in die Richtung, in welcher Zelos letzten Endes verschwunden war. Diese Worte, das Versprechen wurde gebrochen. Zelos hatte wirklich sein Versprechen gebrochen, aber warum? Sollte dies eine Schutzmaßnahme sein? Wollte Zelos einfach nur Lloyd beschützen? Aber warum hatte der Rothaarige ihn dann noch so zärtlich geküsst? Hatte der Auserwählte dieses Gefühl vielleicht noch mal auskosten wollen, bevor dies endete? „Zelos, wieso tust du das? Wolltest du nicht für mich da sein? Wieso beendest du etwas, was noch nicht angefangen hat? Du sagst, du willst mehr von mir. Ich nehme an, das du meinen Körper haben willst, aber warum jetzt so?“. Lloyd stand auf, wischte sich über die Augen, da ihn das schon ziemlich verletzte. Jedoch ließ sich nun nichts mehr daran ändern. Es war vorbei, bevor es begonnen hatte. Er bereute so vieles, aber nicht mal das konnte er rückgängig machen. Ja, Kratos hatte wirklich Recht. Seine Zukunft wurde schmerzhaft, mit jeder Minute, die verging. Nun würde die Einsamkeit erst Recht kommen, denn ohne Zelos würde Lloyd es nicht schaffen, jedenfalls nicht auf Dauer.

Eine kleine Kostprobe!

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Schicksal!?

„Auserwählter?“. Schon das dritte Mal sprach die Prinzessin ihren baldigen Ehemann an, da dieser sich nicht wirklich auf das Dinner konzentrierte. Nein, Zelos konnte sich nicht konzentrieren, waren nun wieder einige Tage vergangen, in denen er Lloyd hatte nicht sehen können. Der Grund? Als er an diesen einen Tag zurück ins Schloss kehren wollte, hatte ihn die Garde abgefangen und ihn sofort zum König gebracht. Dann hatte er sich erstmal seine neuen Regeln anhören müssen, welche ihm nicht sonderlich gefielen. Super, er musste sich nun Abmelden, wenn er irgendwohin wollte, musste genau beschreiben, wohin er ging, damit der König bescheid wusste. Hieß natürlich, dass er nicht mehr zu Lloyd durfte. Eine andere Regel besagte, das er sich nun mit Hilda über die Hochzeit austauschen solle, da er nun als Auserwählter seine Rechte zurück erlangt hatte.
 

„Entschuldigt… Ich war in Gedanken, Prinzessin“. Zelos grinste dümmlich, wollte er seiner baldigen Ehefrau nicht zeigen, dass er eigentlich gar kein Interesse an das Ganze hier hatte. Nun, wusste sie das eigentlich? Wusste die Prinzessin, dass er vom König dazu gezwungen wurde, sie zu heiraten? Oft hatte er sich diese Frage schon gestellt, aber diese nie ausgesprochen. Zudem sagte Hilda auch immer, das sie froh sei, das Zelos der Hochzeit letzten Endes doch zugestimmt hatte, was daraus schloss, das sie davon scheinbar nichts wusste. Konnte er diese Chance nutzen? Konnte er sie vielleicht dazu befragen, um vielleicht dieser Hochzeit zu entgehen? Andererseits, was war, wenn es nicht so war? Wenn Hilda genau wusste, das Zelos dies nicht freiwillig tat? Was war, wenn dieses junge Mädchen mit hinter den Plänen des Königs steckte?
 

„Du bist seit einigen Tagen so abwesend, Auserwählter. Was bedrückt dich? Hast du dich denn immer noch nicht eingelebt?“. Mit sorgenvoller Miene sah die Blonde zum Auserwählten, welcher am anderen Ende des langen Tisches saß. Ein Wunder, das sie überhaupt mitbekommen hatte, dass er in Gedanken versunken war, dabei Löffel für Löffel seine Suppe aß. Er seufzte leise aus, ehe er den Teller beiseite schob, seine langen Haare zurück warf und schließlich seinen Kopf auf die Hände stützte, die Prinzessin mit einen fragenden Blick fixierte.
 

„Prinzessin… Ihr habt mir schon oft gesagt, dass ihr mich liebt, aber wollt ihr einen Mann heiraten, der nicht das Gleiche empfindet, wie ihr selbst? Wieso habt ihr mich damals nicht von euch aus gefragt? Meine Gefühle sind nicht die euren, aber das scheint euch nicht zu stören“. Die Blonde ließ ihren Löffel in den Teller fallen, sah erschrocken in die blauen Augen von Zelos’s, welcher dies einfach so erwähnte. Es stimmte, er hatte noch nie mit ihr darüber gesprochen, hatte der König es ihm auch untersagt, warum auch immer. Nun, vielleicht hatte er letzten Endes Recht und Hilda wusste wirklich nichts davon, schien sich einfach nur zu freuen und hinterfragte nicht den Grund, warum Zelos auf einmal doch der Heirat zustimmte.
 

„Aber… Zelos… Ich dachte, dass du mich auch liebst und deshalb eingewilligt hast. Wieso hast du der Hochzeit zugestimmt, wenn du mich gar nicht liebst? Bin ich etwa auch nur eines dieser Mädchen?“. Zum Ende hin schien die Prinzessin wütend zu werden, stand auf und ließ ihre Hände auf den Tisch niedersausen, sprangen dadurch einige Teller kurz hoch und klirrten. Der Auserwählte zuckte nicht mal, war nur etwas erstaunt, das dieses junge Mädchen auch wütend werden konnte, wo sie doch sonst immer so ein liebes Gesicht machte. Nun, er hatte ihr scheinbar damit Weh getan, aber vielleicht ließ es sich klären und er durfte gehen. Verdammt, wieso war er nicht schon früher darauf gekommen, mit der Prinzessin darüber zu sprechen? Nie war sie bei den Gesprächen zwischen ihm und dem König dabei gewesen. Nun machte erst alles Sinn. Der König schien einzig und allein an sich selbst zu denken, wollte einen Nachfolger für sich und zeitgleich seine junge Tochter glücklich machen.
 

„Beruhigt euch wieder, Prinzessin. Ich habe nicht die Absicht, euch zu missbrauchen. Um die Wahrheit zu sagen… Euer Vater hat mich dazu gezwungen mit einigen Druckmitteln. Er hat mir auch untersagt, mit euch über dieses Thema zu sprechen, aber ich kann nicht länger schweigen, weil ich nicht die Absicht habe, zu heiraten. Ich will ein freier Mann sein, will mein Ding durchziehen, will noch einige Abenteuer mit meinen Freunden erleben, versteht ihr? Wenn ich euch heirate, dann werde ich König von Meltokio und das will ich nicht. Mein Leben war damals schon als Auserwählter beschissen und jetzt soll ich heiraten und werde wieder nicht nach meiner Meinung gefragt? Wie oft gedenkt ihr, das sich dieses Schicksal noch wiederholen soll? Habe ich denn in meinen gottverdammten Leben kein Recht, selbst zu entscheiden, was ich tun, oder lassen soll?“. Auch Zelos wurde hin und wieder lauter, kamen Wut und Frust sehr gut zur Geltung, welche der Prinzessin nicht verborgen blieb. Sah der Auserwählte dies denn wirklich so? Fühlte er sich dadurch schlecht? Ja, wer war denn schon gerne ein Gefangener in einem goldenen Käfig? Hilda konnte die Gefühle von Zelos verstehen, durfte sie auch so manches nicht, da sie eine Prinzessin war.
 

„Das sieht meinen Vater ähnlich“ murmelte sie leise, senkte ihren Kopf, da ihr Vater nun mal immer seinen Willen durchsetzen wollte. Es war nicht das erste Mal und nun passierte es schon wieder. „Mein Vater hat so was hier schon mal engagiert. Es ist schon eine Weile her und damals war ich schon so sehr in dich verliebt. Mein Vater aber… Er hat mir einen Adeligen vorgestellt, welcher auch mein Ehemann werden sollte. Durch Druck hat er mich gezwungen, Zeit mit diesem Mann zu verbringen, aber letzten Endes… Der Mann ist gegangen, weil er gemerkt hat, dass von meiner Seite her keine Liebe zu erwarten ist. Seit diesem Tag hat mein Vater angeordnet, dich immer wieder ins Schloss einzuladen. Nun verstehst du, warum du fast täglich zu mir ins Schloss befohlen wurdest“. Hätte Hilda schon früher davon gewusst, so hätte sie den Auserwählten nicht dazu gedrängt, Zeit mit ihr zu verbringen. Nun machte seine Haltung auch Sinn, warum er eine gewisse Distanz zu ihr behielt und auch nie sagte ‚Ich liebe dich auch’. Ja, nun wurde alles klar.
 

Zelos erhob sich, schob seine Haare hinter sein rechtes Ohr und lächelte leicht. Aha? Er hatte davon gehört, aber es als unwichtig abgetan und nun verstand er auch, warum die Prinzessin ihm auf die Pelle gerückt war. „Versteht mich nicht falsch, Prinzessin. Ihr seid eine bezaubernde junge Dame, aber für mehr reichen meine Gefühle einfach nicht. Ich bin nicht der, den ihr euch ersehnt, glaubt mir. Zu genüge müsstet ihr meinen Ruf kennen“. Der Auserwählte senkte seinen Kopf, dachte er momentan wieder an Lloyd, welcher sicherlich jede Nacht auf ihn gewartet haben musste. Nun, wenn er gehen durfte, dann würde er als erstes zu seinen Kumpel gehen, sich dafür entschuldigen, das er in keine der Nächten aufgetaucht war. Es wäre zu gefährlich gewesen und der Kleine würde es sicherlich verstehen.
 

Prinzessin Hilda lächelte leicht, sah zum Auserwählten hin, da dieser sich ihr näherte. Eine kurze Verneigung folgte, ehe er ihre Hand hob und ihr einen Handkuss gab. „Ich bin mir sicher, das ihr eines Tages euren Traummann begegnen werdet“. Er zwinkerte ihr zu, lächelte nochmals, ehe er sich umdrehte. Mehr vermochte er nicht zu sagen, war dies das Einzige, was er für sie tun konnte. Klar, er hätte weiterhin ihr die heile Welt vorspielen können, aber sicherlich würde Hilda dies auch nicht wollen. Nein, geheuchelte Liebe war nichts Schönes und brachte nur Probleme mit sich.
 

„Vielen Dank, Auserwählter. Dir steht frei, ob du gehen, oder bleiben willst. Ich kann dich daran nicht hindern und werde mit meinen Vater gleich sprechen. Niemand hat das Recht, dich zu etwas zu zwingen. Ich entschuldige mich für die Taten meines Vater und ich hoffe, das du ihm irgendwann verzeihen kannst“. Auch Prinzessin Hilda erhob sich wieder, verneigte sich zur Entschuldigung vor dem Auserwählten, der dies im Augenwinkel registrierte. Gut, die Prinzessin schien doch nicht so eine Zicke zu sein, wie er angenommen hatte. Sie zeigte Verständnis und meinte sogar selbst, das der König nicht das Recht habe, ihn zu etwas zwingen.
 

„Ich muss euch Danken, Prinzessen. Durch euch erlange ich meine Freiheit wieder. Wenn ihr mich nun entschuldigt. Es gibt da jemanden, der schon seit geraumer Zeit auf mich wartet“. Wieder erschien ein dümmliches Grinsen, ehe er losrannte, einfach nur noch hier weg wollte, um Lloyd wieder zu sehen. Gott, wie sehr er ihn doch die letzten Tage vermisst hatte. Diese Berührungen, diese Empfindungen. Zwar unterdrückte er noch immer gewisse Gefühle, welche sich langsam bildeten, aber wer wusste, ob er dies weiterhin musste. Durfte er diese Gefühle zeigen? Nein, er wollte das nicht, hielt weiterhin an seinem eigenen Verbot fest. Er wollte nur eine körperliche Beziehung zu Lloyd, mehr nicht. Und wenn er sich das jeden Tag eintrichtern musste. Er durfte diese gewissen Gefühle nicht rauslassen, musste sie in sein Herz verbannen, wie immer. Nur, sie wurden Tag für Tag mächtiger und Zelos wusste, irgendwann konnte er sie nicht mehr unterdrücken, wenn er Lloyd weiterhin sah.
 

Die Prinzessin begann zu Lächeln, vermutete sie schon etwas. „Verstehe, dein Herz gehört bereits jemanden. Wie dumm von dir, Auserwählter. Du hättest früher mit mir sprechen sollen, dann hätte ich dir einiges erspart“ murmelte sie leise, wandte sich einer großen Tür zu, welche zu den Gemächern führte. Ihr Vater war momentan in seinem Zimmer, bereitete wahrscheinlich schon die Einladungen vor, welche jedoch nicht abgeschickt werden würden. Nein, eine Hochzeit würde es nicht geben, da war sich Hilda sicher. Wie ihr Vater wohl reagieren würde? Hoffentlich ließ er den Auserwählten in Zukunft in Ruhe, denn sie hatte schon ein mulmiges Gefühl, was dies anging. Nein, es durfte sich nicht noch mal wiederholen. Nein, niemand sollte mehr leiden.
 

Als Zelos an der Garde vorbei war, welche ihn verwundert musterte, zog er die Flügeltasche hervor, erhob diese zum Himmel, da er nun wirklich keine Zeit mehr vergeuden wollte. Da es Nachmittag war, hatte Lloyd sicherlich schon Schule aus, konnte er somit in Ruhe mit diesem reden. Als der Rheard auf einen freien Platz erschien, sprang er auf den Sitz, startete sofort den Antrieb und hob vom Boden ab. Gut, Iselia anvisiert und los konnte es gehen. „Ha, Zelos Wilder kann wieder tun und lassen, was immer er will“ begann er zu lachen, machten sich sämtliche Glücksgefühle in ihm breit. Ja, er konnte wieder alles tun, musste sich an keine dummen Regeln halten und konnte Lloyd sehen, wann immer er wollte. Ja, Lloyd würde sich sicherlich über diese Nachrichten freuen.
 

„Lloyd?“. Colette tippte ihren Freund an, welcher sofort zu ihr sah, dann einen leisen Seufzer ausstieß. Gott, nun waren schon so viele Tage vergangen und Zelos war in keinen der Nächte da gewesen. War vielleicht etwas passiert? Hatte man Zelos dabei erwischt, wie er sich aus dem Schloss hatte schleichen wollen, nur um zu ihm zu kommen? Die schlimmsten Dinge hatte sich Lloyd schon ausgemalt, doch weigerte er sich dies zu glauben. Als er gestern in Meltokio hatte eintreten wollen, hatte die Garde ihn zurück gedrängt, gemeint, er habe nicht mehr das Recht, sich in Meltokio aufzuhalten. Super, dabei hatte er doch wirklich nur nachsehen wollen, ob denn nun alles in Ordnung war. Nein, nicht mal das durfte er.
 

„Lloyd, nun entspann dich doch. Zelos geht es bestimmt gut“. Genis sagte dies frei heraus, hatte auch endlich Colette von dem Ganzen erfahren. Zu Anfang hatte sie sich doch sehr gewundert, aber es wie Genis sofort akzeptiert. Wo die Liebe eben hinfiel. Man konnte solche Gefühle eben nicht beeinflussen und wenn Lloyd mit Zelos glücklich war, dann war das eben so. Nur, der Auserwählte würde wohl bald heiraten und dies bereitete nicht nur Colette Kopfzerbrechen. Nein, je mehr Tage ins Land zogen, desto deprimierter erschien Lloyd, hatte Genis ihr erzählt, das Zelos wohl ab und an vorbeischauen hatte wollen, aber nun einfach nicht kam, warum auch immer.
 

„Ich kann nicht länger tatenlos rum sitzen, versteht ihr? Was ist, wenn ihm wirklich etwas passiert ist? Was ist, wenn der König von ihm Dinge verlangt, die er nicht will? Diese bescheuerte Hochzeit reicht schon“. Lloyd stand auf, befanden sie sich vor dem Schulgebäude auf einer Wiese und diskutierten über dieses Thema. Genis konnte dies natürlich gut nachvollziehen, aber was konnten sie denn tun? Wenn Lloyd nicht in Meltokio durfte, dann durften es Genis und Colette erst Recht nicht, oder? Okay, dies hatten sie zwar noch nicht ausprobiert, aber der König war sicherlich nicht dumm, hatte allen damaligen Gefährten einem befristeten Verbot erteilt. Demnach durften sicherlich auch die anderen nicht in Meltokio einmarschieren.
 

„Ich glaube, dass es ihm gut geht, Lloyd. Zelos lässt sich doch nicht so leicht unterkriegen, oder? Er war doch immer derjenige, der das letzte Wort haben wollte und ich erinnere mich, das er oftmals auch gute Ideen gehabt hat“. Colette lächelte den Braunhaarigen an, wollte sie ihn wirklich aufmuntern, denn es ging dem Auserwählten sicherlich gut. Jedenfalls hoffte sie dies doch sehr. „Colette hat Recht. Wie oft hat er sein Maul aufgemacht, um uns mitzuteilen, wie toll er ist? Ich wette, das er bald wieder hier auftaucht, dich durcheinander bringt und dann wieder Leine zieht“. Genis begann zu lachen, entsprachen seine Worte doch der Wahrheit, so fand er jedenfalls.
 

Ein hohles Geräusch erklang, ehe ein lautes Fluchen folgte. „Ich sage nicht nur, wie toll ich bin. Ich weiß es auch mit Sicherheit, kleiner Rotzlöffel“. Colette sah auf, fielen ihr sofort diese rötlichen Haare auf, welcher nur einer besaß. Genis hielt sich seinen Kopf, sah mürrisch hinter sich, da er mit dieser Person nun gar nicht gerechnet hatte. Ein gehässiges Grinsen begrüßte den kleinen Jungen, brachte es ihm, wie immer, zur Weißglut. Lloyd traute sich nicht, zur Seite zu sehen, hielt dies alles nur für eine Sinnestäuschung, denn es konnte nicht sein. Warum kam Zelos denn immer, wenn man von ihm sprach? Klar, die letzten Tage hatte er auch manchmal vom Auserwählten gesprochen, aber warum jetzt? Warum jetzt, wo Genis diese dümmliche Bemerkung gemacht hatte? Es war so irreal. So unwirklich, wie der Kleine fand.
 

Als sich jedoch ein Arm um seine Schultern legte, wagte er es zur Seite zu sehen, kam ihm ein warmes Lächeln entgegen, welches sein Herz sofort höher schlagen ließ. „Zelos… Du…“. „Ich weiß was du sagen willst, aber ich konnte nicht weg. Der König hatte mir Regeln aufgestellt und wenn ich auch nur ansatzweise gesagt hätte, dass ich zu dir will, dann wäre wohl Krieg ausgebrochen. Ein Glück, das ich mir in Zukunft darüber keine Gedanken mehr machen muss“. Zelos zwinkerte seinen Kumpel zu, wollte er es ein wenig spannend machen. Zu amüsant waren nun diese drei fragenden Blicke, welche auf den Auserwählten gerichtet waren.
 

„Wieso? Was ist denn in der Zukunft?“ wollte die Blonde wissen, stand nun auch auf und klopfte sich den Dreck von ihrer Kleidung. Der kleine Junge tat es ihr gleich, zog noch immer ein fragendes Gesicht, da er diese Aussage nicht interpretieren konnte. „Zelos Wilder wird nicht heiraten, ganz einfach. Ich habe heute ein sehr interessantes Gespräch mit Prinzessin Hilda geführt und meine Vermutungen bestätigt. Hätte ich das früher gewusst, dann hätten wir uns einiges ersparen können. Sie wusste nichts von den Plänen ihres Vaters. Ich habe ihr erklärt, wie die Dinge nun sind und daraufhin hat sie mich von alledem entbunden. Yo Lloyd, was sagst du eigentlich dazu?“. Lloyd’s Augen blitzten kurz auf, erklärte sein Geliebter nun, das er deswegen nicht hatte kommen können. Die Nachricht, das Zelos nicht heiraten musste, stimmte Lloyd zwar zufrieden, aber dennoch. Es blieb doch trotzdem eine einseitige Liebe, oder? Ja, vermutlich war es so, wollte der Rothaarige doch nur eine körperliche Beziehung, wie er es gesagt hatte.
 

„Amigo? Sag schon dass du dich freust. Hey, was weinst du denn jetzt?“. Fragend sah Zelos seinen Kumpel an, hatte er doch eigentlich gedacht, dass Lloyd sich über diese Nachrichten freuen würde. Nur, warum weinte er dann? Vielleicht vor Glück, oder steckte da etwas anderes dahinter? Colette und Genis sahen sich kurz an, ehe sie dem Auserwählten zunickten, damit sagen wollten, dass sie nun die Beiden alleine lassen wollten. Scheinbar machte es Lloyd auch Glücklich, die Tatsache, das Zelos nun nicht heiraten musste, aber trotzdem. Colette und Genis ahnten, das Lloyd dennoch nicht wirklich zufrieden war. Zu groß war der Schmerz eben, hatte der Braunhaarige ihnen erzählt, was Zelos gemeint hatte. Eine körperliche Beziehung und nicht mehr. Warum sie davon wussten? Nun, die Geräusche vor einigen Tagen waren sehr eindeutig gewesen, weswegen Raine auch noch sehr viel Stress gemacht hatte.
 

Zelos wartete, bis die Beiden nicht mehr zu sehen waren, ehe er den Kleineren fester an sich drückte. „Lloyd, was ist los?“. Lloyd sah vorsichtig auf, schloss seine Augen, da er nicht genau wusste, wie er sein Anliegen schildern sollte. So oft hatten sie nun schon darüber gesprochen, sollte er es wieder sagen? Es dem Auserwählten sagen, das er damit nicht wirklich klar kam? Nein, Zelos würde nur wieder sagen, das er Lloyd nicht mehr geben konnte, nicht lieben wollte, oder dergleichen. Wenn Lloyd ehrlich mit sich war, wollte er das gar nicht mehr hören. Die Vermutung, das Zelos vielleicht doch Gefühle für ihn haben könnte, war seit Tagen gestorben, eigentlich ab dem Zeitpunkt, an dem Lloyd angefangen hatte, Nacht für Nacht auf Zelos zu warten und dieser einfach nicht zu ihm gekommen war.
 

„Ich habe dich vermisst, Amigo. Die ganze Zeit über habe ich dich vermisst. Deine Lippen, deinen Körper… Ich kann von mir behaupten, dass ich mich schon sehr nach dir gesehnt habe. Jetzt gibt es kein Versteckspiel mehr. Wir können uns sehen, wann immer wir wollen, okay?“. Sanft strich er einige braune Strähnchen aus Lloyd’s Gesicht, klemmte diese hinter das Ohr, ehe seine Hand leicht über diese zarte Wange glitt. Bei den Lippen machte er Halt, umschmeichelte diese kurz mit seinen Zeigefinger. Ja, das Verlangen stieg wieder, hatte er diese von Zeit zu Zeit verspürt. Nur, er hatte sich wie immer selbst erleichtern müssen, hatte nicht Lloyd aufsuchen dürfen, um bei diesen die Lust abzubauen.
 

„Ich will dass nicht hören, Zelos. Du hast gesagt, dass du nur eine körperliche Beziehung mit mir willst, aber das will ich nicht. Ich…“. „Ach daher weht der Wind? Dann war es mein Fehler, hierher zu kommen“. Zelos nahm einfach mal an, das Lloyd ihn nicht sehen wollte, sagte diese distanzierte Haltung dies auch eigentlich aus. Vermutlich hatte Lloyd versucht, den Auserwählten zu vergessen, diese Gefühle einzusperren. Ja, hätte Zelos dies vorher schon geahnt, dann wäre er in Meltokio geblieben, hätte dem Kleinen ein anderes Mal besucht. „Dann sollte ich wohl besser gehen, oder? Du scheinst nämlich mit deinen Gefühlen nicht mehr klar zu kommen. Du wirst diese Gefühle nur in den Griff kriegen, wenn wir ein wenig Abstand voneinander halten“. Direkt nachdem Zelos diese Worte ausgesprochen hatte, zog er seinen rechten Arm zurück und wandte sich ab. Ja, es war wirklich besser nun zu gehen.
 

„Nein“. Sofort schlangen sich Arme um Zelos’s Taille, hielten ihn davon ab, wieder zu gehen. Der Auserwählte lächelte leicht, hatte er mit dieser Reaktion schon gerechnet und ließ deswegen seine Hände auf denen des Kleineren ruhen, strich sanft über die Handrücken, damit sich Lloyd wieder beruhigte. Zelos wusste es doch selbst, konnte sich gut vorstellen, wie hin und hergerissen sich der Kleinere fühlen musste. Einerseits wollte dieser sicherlich in Zelos’s Nähe sein, doch die andere Hälfte warnte ihn davor, sagten ihm Dinge, die Weh tun könnten. Es war nun mal ein Unterfangen, wenn es eine einseitige Liebe war. Nur, war sie denn wirklich so einseitig, wie der Auserwählte es weismachen wollte?
 

„Hast du Lust mit zu mir zu kommen? Wir können bei mir in Ruhe über alles reden, okay? Es ist äußerst uncool, wie uns die Dorfbewohner gerade anstarren und das macht mich auch irgendwie nervös“. Lloyd öffnete seine Augen, sah sich um, da einige Dorfbewohner sie doch Recht dümmlich anstarrten, scheinbar auf etwas Bestimmtes zu warten schienen. Verlegen kratzte er sich am Kopf, nickte dann jedoch zustimmend. Zum Glück war heute Freitag und somit lag nun das Wochenende vor ihnen. „Dann steig auf, Kleiner“. Zelos hatte seinen Rheard bereits heraus geholt, saß bereits auf dem Sitz und deutete an, das Lloyd sich hinter ihm setzen solle. Dies tat der Kleinere auch, woraufhin sich der Rheard in die Lüfte erhob, der Auserwählte Lloyd’s zu Hause anvisierte, da der Kleinere Wechselklamotten holen wollte.
 

Wenig später befanden sie sich auch schon auf dem Weg nach Meltokio. Vorerst ruhig, da beide in Gedanken versunken waren. Hin und wieder lief der Kleinere rötlich an, kamen ihm Sachen in den Sinn, welche er vor Tagen erlebt hatte. Ja, dieses Erlebnis vor der Schule kam immer wieder hoch, ließ es sich einfach nicht leugnen, wie sehr ihm das doch gefallen hatte. „Zelos?“ fragte er leise, schmiegte sich etwas näher an den Rücken seines Geliebten, welcher ein leises „Mh?“ von sich hören ließ.
 

„Raine hat uns vor der Schule gesehen… Ich meine, als wir… Sie war ziemlich wütend, weil die ganze Klasse mich gehört hat“. Lloyd spürte, wie sich seine Röte verdunkelte, er sich noch gut daran erinnern konnte, was Raine dazu gesagt hatte. Gott, sie hatte eigentlich gar nicht mehr aufgehört mit ihren Predigten und Lloyd hatte dies stumm hingenommen, nur verlegen zu Boden gestarrt. Er hatte ja auch leise sein wollen, aber er hatte es einfach mit der Zeit nicht mehr geschafft. Zu schön waren diese Berührungen doch gewesen.
 

Zelos begann zu lachen, hatte er an solche Konsequenzen überhaupt nicht gedacht. Warum auch? Ihm war es egal gewesen, denn er hatte Lloyd diese Kostprobe geben wollen. Zeit und Ort spielte bei ihm keine Rolle, Hauptsache war doch, dass es prickelnd war und das war es allemal gewesen. „Sie hat also einen Blick riskiert? Oha, ich hoffe doch, dass ihr der Anblick gefallen hat. Ich meine, wann bekommt man schon solche knackigen Männer, wie uns, zu sehen? Sie kann diese kleine Einführung ja zum Unterricht beisteuern, dann lernt euer Dorf noch etwas“. Zelos fand es einfach nur amüsant, lachte einfach weiter, da ihm diese Tatsache, gesehen worden zu sein, nicht störte.
 

Lloyd schüttelte nur verständnislos den Kopf, konnte Zelos’s Aussage einfach nicht nachvollziehen. War diesem denn gar nichts peinlich? Scheinbar nicht, wenn er sogar meinte, das dies zum Unterricht beigesteuert werden konnte. Manchmal wünschte sich Lloyd wirklich, mit manchen Dingen auch so locker umgehen zu können. Nur, ihm war halt vieles peinlich. Er konnte diesen Impuls auch nicht von heute auf morgen ablegen. Vielleicht konnte Zelos ihm beibringen, irgendwann ein wenig mutiger und auch lockerer zu werden. Jedenfalls was solche Dinge anging.
 

„Amigo, schau… Da steigt Rauch empor. In Meltokio ist wohl ein Feuer ausgebrochen“. Lloyd sah über Zelos’s Schulter, lag vor ihnen Meltokio. Eine kleine Rauchschwabe zog aus dem Adelsviertel empor, schien es dort irgendwo zu brennen. „Lass uns landen und nachsehen. Vielleicht können wir helfen, Zelos“. Der Auserwählte nickte, setzte neben dem Tor zur Landung an und ließ seinen Rheard einfach stehen. Mit Lloyd im Schlepptau, welcher erst gar nicht von den Wachen reingelassen wurde, hastete Zelos die Treppen empor. „Lasst ihn durch. Befehl des Auserwählten“ rief der Auserwählte, war er wirklich froh, seine Rechte wieder zu haben. Dadurch ließen die Wachen Lloyd gewähren, welcher sofort hinterher eilte. Nochmals stiegen sie Treppen hoch, bogen dann nach Links ins Adelsviertel ein, ehe der Auserwählte geschockt stehen blieb.
 

Lloyd blieb ebenfalls stehen, sah genauso geschockt drein, wie sein Nebenan, welcher jedoch langsam in die Knie ging. „Meine Villa…“ murmelte er, sah dabei zu, wie seine Villa langsam abbrannte. Seine gesamten Sachen, alles was er besaß, alles weg. Wieso? Er hatte gedacht, nun würde alles gut werden, aber wollte das Schicksal ihn bestrafen? Warum nur?
 

„Zelos“ murmelte Lloyd, legte mitfühlend seine Hand auf dessen Schulter, da dieser nun kein zu Hause mehr hatte. Der Auserwählte nahm dies nur am Rande zur Kenntnis, fixierte er nun langsam eine bekannte Person, welche scheinbar in Sterben lag. „Sebastian“. Sofort sprang Zelos auf, hastete durch die Menschenmenge, die dem lodernden Feuer zusahen. Bei seinem Butler angekommen, scheuchte Zelos erst die Menschen beiseite, hob dann vorsichtig Sebastian’s Kopf an, welcher schwach die Augen offen hielt. „Master Zelos…“ murmelte dieser leise, hustete daraufhin, ehe er die Augen schloss.

Rachegelüste!

„Sebastian, wachen sie auf“. Einige Male rüttelte der Auserwählte an seinen Butler, sollte dieser nicht einfach sterben. Nein, dies würde Zelos nicht erlauben, war ihm sein Butler in den all den Jahren sehr ans Herz gewachsen. „Holt einen Arzt und starrt nicht so blöd“ befahl er im nächsten Moment, stierte die Schaulustigen mit einem hasserfüllten Blick an. Wenn Blicke wirklich töten könnten, dann wäre wohl fast halb Meltokio nun umgefallen. Lloyd sah nur geschockt drein, wusste er nun wirklich nicht, was er tun sollte. Für ihn war dies alles so unbegreiflich, wusste er zwar genau, das er etwas machen musste, aber sein Körper wollte sich nicht rühren, so stand er einfach nur neben Zelos, welcher auf dem Boden hockte, in den Armen seinen Butler hielt.
 

„Master...“ murmelte Sebastian, öffnete einen Spalt breit seine Augen, ehe er nochmals hustete. Zuviel Rauch hatte er eingeatmet, hatte sich auch dieser Brand zu schnell ausgebreitet, als das er hätte etwas tun können. „Sebastian, halten sie durch. Sie dürfen nicht einschlafen“. Der Butler schüttelte seinen Kopf, da ihm keiner mehr helfen konnte. Nein, je länger er die Augen offen hielt, desto schwummriger wurde ihm und er spürte bereits, wie sich seine Seele vom Körper trennen wollte. „Master Zelos... Die Garde des Königs hat dieses Feuer hier gelegt… Zuerst… Der König, er war hier, um mit euch zu sprechen, aber…“. Sebastian unterbrach sich, überfiel ihn ein weiterer Hustenanfall, welcher ihm das Atmen erschwerte. Nein, er musste seinem Master noch sagen, was sich zugetragen hatte. „Ich konnte ihm nicht genau sagen, wo ihr seid, aber er schien es zu wissen und hat aus lauter Wut diesen Brand legen lassen. Er sagte… ‚Dies ist dafür, das du dich meinen Willen widersetzt hast, Auserwählter’. Danach… Es…“. Die Augen Sebastian’s wurden schwerer, hatte er nun wirklich keine Kraft mehr, um etwas zu sagen. Seine Hand, die noch hatte eine rote Strähne des Auserwählten wegstreichen wollen, fiel schlaff zu Boden, ehe auch der Kopf des Butlers schwerer wurde.
 

„Sebastian… Nein, sie dürfen nicht sterben. Das verbiete ich ihnen“. Zelos wollte und konnte das einfach nicht glauben, mischten sich nun Trauer und Einsamkeit zu seinen jetzigen Empfindungen hinzu. Wieso musste der Mann sterben, welcher ihn am meisten und längsten kannte? Sebastian war doch nicht nur sein Butler gewesen. Sebastian war wie eine Art Vater für Zelos gewesen, denn dieser hatte ihn auch aufgezogen, seitdem Tod von Zelos’s Mutter. Früher hatten sie immer zusammen gespielt und der Auserwählte erinnerte sich noch genau, wie Seles meistgehend dazu gekommen war. Ja, damals, als sie noch kleine unschuldige Kinder gewesen waren, da war alles viel besser gewesen, doch jetzt? Jetzt nahm man ihm die engste Bezugsperson, welche Zelos jemals gehabt hatte.
 

Lloyd hockte sich hinab, legte seine Hand auf Zelos’s Schulter, da er nun nichts sagen wollte. Vielleicht war es einfach besser zu schweigen, als nun sinnlose mitfühlende Worte. „Sebastian... Er war wie eine Art Vater für mich, war immer für mich da, auch wenn das nicht zu seinen Aufgaben gehörte. Ich hoffe, dass es Lucy gut geht. Du weißt, wen ich meine…“. Lloyd nickte zaghaft, meinte Zelos wohl seine Bedienstete, dessen Kind damals in Sybak gebettelt hatte. Ja, er erinnerte sich noch gut daran, wie Zelos damals beschlossen hatte, diese einfach bei sich einzustellen, damit sie Arbeit bekam.
 

Sachte legte Zelos Sebastian’s Kopf auf den Boden ab, faltete dessen Hände und schloss seine Augen. Gott, das traf ihn wirklich, auch wenn er sich äußerlich nichts anmerken ließ. Zu viele Erinnerungen kamen nun hoch, hatte er irgendwann Sebastian doch für alles Danken wollen und nun war es zu Spät. Dann stand er auf, behielt jedoch seine Augen geschlossen, da diese innere Wut nicht aufhören wollte. Der König hatte dies zu verantworten und seine Majestät würde dafür büßen, einen unschuldigen Menschen getötet zu haben.
 

Noch fester ballten sich seine Fäuste, als er an das letzte Gespräch zurück dachte, welches er mit Sebastian geführt hatte. Dieser hatte die gleiche Ansicht geteilt, wie er, hatte gemeint, er solle sich trotzdem um Lloyd kümmern, da dieser doch nichts für seine Gefühle für den Auserwählten konnte. Verdammt, diese Wut stieg ins unermessliche, ließen Gedanken aufkommen, die er nun bereit war, zu tun. Sein Cruxis Kristall begann kurz zu leuchten, ehe aus Zelos’s Rücken schöne Flügel wuchsen, diese einen Rosa, gemischt mit funkelnden Gold, leuchteten und somit bewiesen, das der Rothaarige der wahre Auserwählte war.
 

Auch Lloyd stand wieder auf, betrachtete seinen Geliebten, dessen Gesicht er nicht sehen konnte. „Zelos?“ fragte er zaghaft, wollte gerade seine Hand nochmals auf dessen Schulter legen, ehe er beiseite geschoben wurde. Ein kurzer Blick traf seinen, wirkten Zelos’s Augen ungewöhnlich wutverschleiert. Der pure Hass, so empfand es Lloyd und er befürchtete schon, woran der Auserwählte nun dachte. Wollte er nun wirklich Rache nehmen? Rache, weil er nun kein zu Hause mehr hatte, weil ihm seine Bezugsperson genommen wurde? Lloyd ergriff Zelos’s Schulter, sah diesen an, als der Auserwählte in seine Richtung sah.
 

„Lloyd, fass mich jetzt nicht an, verstanden? Der König wird dafür bezahlen, was er mir damit angetan hat. Sebastian hatte mit dem allem nichts zutun und musste wegen mir sterben. Ich werde das nicht einfach so hinnehmen. Ich, Zelos Wilder, der Auserwählte, werde nun Rache nehmen“. Grob entfernte er diese lästige Hand, hob vom Boden ab und flog das kurze Stück zum Schloss, in welches er eindringen würde, wenn nötig. Lloyd sollte sich nun nicht einmischen, war dies seine Sache und wenn sich der Kleine ihm in den Weg stellte, dann wusste Zelos nicht, ob er sich beherrschen konnte.
 

Der Braunhaarige sah erst zu Boden, dachte nach, wie er diese Sache abwenden könnte, doch sah er keinen Weg. Hatte Zelos diese Macht schon mal genutzt? Wusste er, wie er mit dieser Macht umgehen musste? Colette wusste dies natürlich, aber er hatte Zelos noch nie in dieser Engelsform gesehen. So wunderschön, wie er ausgesehen hatte. Klar, die Situation war gerade nicht für solche Gedanken geeignet und dessen war sich Lloyd auch bewusst, aber er konnte nicht anders. Hastig schüttelte er seinen Kopf, sah auf seinen linken Handrücken, auf welchen sich sein Exphere befand. Damals, Lloyd konnte sich noch gut daran erinnern, hatte sein Exphere die Überreste von Mitho’s Cruxis Kristall absorbiert, verfügte der Exphere nun über diese Fähigkeiten, welche sein damaliger Feind doch besessen hatte. Ja, diese Flügel konnte auch er erscheinen lassen und auch andere Fähigkeiten hatte er durch diese Überreste erhalten.
 

Lloyd schloss seine Augen, aktivierte seinen Exphere und hörte im nächsten Moment das scharfe Lufteinziehen der Bewohner, welche direkt einen Schritt zurück traten. „Ich werde Zelos zur Seite stehen“ murmelte er leise, hob ebenfalls vom Boden ab, da auch ihm schöne Flügel aus dem Rücken ragten. Ja, diese Fähigkeit war praktisch, doch nutzte er diese nicht oft. Vermutlich, weil er meistens vergaß, das er sie überhaupt besaß. Lloyd fixierte das Schloss, hörte schon das laute Schreien von Wachen, welche wohl den König schützen wollten. Wenn er helfen, oder vielleicht Zelos zur Vernunft bringen wollte, dann musste er nun los. Nur, sollte er sich wirklich seinem Geliebten in den Weg stellen? Andererseits, Zelos sollte nicht verbannt werden, auch wenn der Auserwählte im Recht war. Gott, es war so kompliziert, denn er konnte Zelos sehr gut verstehen.
 

Als er beim Schloss landete und durch das Tor lief, sah er die Prinzessin, welche sich hinter dem Thron versteckte, zitternd die Augen vor der Wahrheit verschloss. Auf dem roten Teppich saß der König, wimmerte vor den Füßen des Auserwählten, welcher sein Schwert an die Kehle dessen drückte. „Ist euch bewusst, was ihr getan habt? Dabei geht es mir nicht mal um meine Villa… Ihr habt meinen Butler das Leben genommen, den Einzigen, der mich nie als Auserwählter gesehen hat. Dafür müsst ihr bestraft werden, Majestät“. Zelos’s Augen blitzen auf, gefiel ihm dieser Anblick doch sehr. Die Wachen hatte er schnell mit einigen Hieben soweit außer Gefecht setzen können, welche nun verstreut auf dem Boden lagen und die Bewusstlosigkeit genossen.
 

„Zelos, ich habe extra gewartet, aber wer konnte ahnen, das dein Diener nur kurz den Müll entsorgt?“. Natürlich versuchte sich der König irgendwie herauszureden, doch klappte dies nicht wirklich. Die kalte Klinge wurde fester an die Kehle des Königs gedrückt, welcher kurz einen erschrockenen Laut von sich gab. „Ausreden, alles nur Ausreden. Ich habe es satt, euer Pausenclown zu sein. Es wird Zeit, dass dieses Königreich einen neuen, ehrbareren König bekommt…“. Ein kurzes Lachen erklang aus Zelos’s Kehle, ehe er wieder auf den König herab blickte. Er nahm Lloyd nicht wahr, welcher langsam auf dieses Bild zukam, mit jeder Sekunde rechnete, dass das Haupt des Königs fiel.
 

„Stopp, keine Bewegung“. Eine der Wachen stand urplötzlich hinter Lloyd, dem sofort eine Klinge an die Kehle gehalten wurde. Okay, was war das nun für ein Spiel? Der Kleinere ergriff das Handgelenk, zog es über sich und somit den Körper, welcher durch einen Überschlag zu Fall gebracht wurde. „Ich lasse mich nicht noch mal als Druckmittel benutzen“ erklärte Lloyd rasch, sah den an Boden liegenden Kerl an, welcher wütend schnaufte. Mist, er hatte den König somit retten wollen, aber diese Typen trugen Exphere’s, hatten besondere Kräfte und nutzten diese gerade.
 

Zelos sah im Augenwinkel zu Lloyd, sah dessen Flügel und begann zu lächeln. „Stimmt, durch deinen Exphere hast du dieselben Fähigkeiten, wie ich sie habe. Aber das auch nur, weil du die Fähigkeiten übernommen hast, nicht wahr, Lloyd?“. Der Angesprochene nickte, schritt an der Wache vorbei, welche sich momentan nicht rührte. Lloyd hatte nicht die Absicht, hier jemanden etwas zu tun, er wollte lediglich mit dem König reden, was er nun auch tun würde. „Euer Hoheit. Wieso findet ihr euch nicht damit ab, das Zelos nicht heiraten will? Selbst eure Tochter hat eingesehen, dass eine erzwungene Liebe zu nichts führt. Zelos ist ein freier Mensch, der das Recht besitzt, seine eigenen Entscheidungen zu fällen. Er darf entscheiden, mit wem er sich abgibt und mit wem nicht“. Der König knurrte wütend, doch erinnerte die Klinge ihm daran, lieber keine falsche Antwort zu geben.
 

„Ich wollte nur, dass meine Tochter glücklich ist, die Mittel dazu waren mir egal. Ich bin auch nicht mehr der Jüngste und habe in Zelos meinen Nachfolger gesehen. Manche Dinge müssen einfach geschehen und der Auserwählte sollte sich glücklich schätzen, meine Tochter heiraten zu dürfen“. Prinzessin Hilda kam hinter den Thron hervor, schritt ebenfalls zu den Dreien, welche sich nun vorerst unterhielten. „Vater, nicht zu diesem Preis. Zelos soll nicht gezwungen werden, denn sein Titel als Auserwählter verlangt schon viel zu viel von ihm. Außerdem liebt er mich nicht. Bitte lass ihn doch in Ruhe. Er hat das Recht, irgendwann durch die wahre Liebe glücklich zu werden und nicht durch mich, die einfach an ihm gebunden wird“. Der König sah seine Tochter lange an, überlegte, ob er seinen Plan wirklich aufgeben sollte. Nun, Hilda hatte Recht mit allem, denn jeder hatte eigentlich das Recht, sich frei entscheiden zu können. So senkte er seinen Kopf gen Boden, sah er nun endlich ein, wie falsch sein Handeln doch war. Selbst seine Tochter hatte dies früher erkannt, aber seine Majestät hatte sich von Wut und Frust leiten lassen, wollte es unbedingt seiner Tochter Recht machen, ohne zu wissen, ob diese das überhaupt wollte.
 

„Lloyd, ich kann ihm nicht vergeben. Prinzessin Hilda, es tut mir Leid, aber…“. Wieder spürte er diese Hand auf seiner Schulter, welche ihn dazu bewog, sein Schwert zurück zu ziehen. „Lass uns einfach gehen, Zelos. Riskiere nicht noch mehr durch diesen Aufstand, als ohnehin schon. Ich denke, der König hat nun endlich begriffen, wie falsch sein Handeln war und wird dich zu nichts mehr zwingen. Komm, wir gehen zu mir und reden mit meinen Paps. Du kannst sicher bei mir wohnen, das heißt, wenn du das überhaupt willst“. Tatsächlich ließ Zelos sein Schwert langsam sinken, ehe auch seine Flügel verschwanden, er wieder einen ruhigeren Eindruck machte. Gut, würde er keine Rache nehmen, denn dies war falsch, das wusste Zelos selbst. Rache erzeugte nur noch mehr Hass und eigentlich vermochte der Auserwählte doch nur, dass er in Zukunft in Ruhe gelassen wurde. Auch Lloyd schloss kurz seine Augen, ließ seine Flügel verschwinden, da er sie nicht mehr brauchte. Er war stolz auf Zelos, das dieser sich dazu überreden ließ, es besser zu lassen. Klar, der König sollte eine gerechte Strafe bekommen, aber nicht jetzt. Später konnten sich Zelos und Lloyd immer noch Gedanken dazu machen.
 

Langsam ging der Rothaarige an Lloyd vorbei, nahm diesen bei der Hand und zog den Kleineren einfach hinter sich her. Nicht eine Sekunde länger hielt er es hier aus, wollte vergessen, da nun die Trauer wieder kam. Verdammt, sein Diener. Wieso hatte dieser sterben müssen? Und wo war Lucy? Ob sie zu Hause war und sich dort versteckte? Er müsse eben nachsehen, sonst konnte er wirklich nicht gehen. „Lloyd, wir müssen kurz ins Armenviertel. Wir müssen nachsehen, ob Lucy dort ist“. Der Kleinere nickte lächelnd, konnte er Zelos’s Sorge auch nachvollziehen. Jedoch glaubte Lloyd, das es der Frau sicherlich gut ging, sich diese jedoch eine neue Arbeit suchen musste. „Und dann müssen wir Sebastian bestatten, eher kann ich hier nicht weg“ fügte Zelos noch leise hinzu.
 

Als sie die ganzen Stufen hinab stiegen, sahen einige Passanten zu ihnen, wagten diese es nicht, nun etwas zu sagen. Ohnehin wurden sie einfach ignoriert, da Zelos auch nichts mehr mit den Menschen hier zutun haben wollte. Diese Gleichgültigkeit, welche sich nun in ihm breit machte. Gott, er fühlte sich so schuldig, denn hätte er nicht mit Hilda gesprochen, dann wäre Sebastian noch am leben. Klar, er kannte dieses Gefühl schon, war er doch immer der Schuldige für alles und jedem. Jedoch war diese Situation eine andere, war er nun wirklich schuld an der ganzen Sache.
 

Beim Armenviertel angekommen sah Zelos schon Lucy bei ihrer Haustür stehen, zitternd und mit ihrem Sohn auf dem Arm. „Auserwählter… Ich war Einkaufen gewesen und dann… Es tut mir so schrecklich Leid“. Ihr liefen einige Tränen an den Wangen hinab, hatte sie mit ansehen müssen, wie Sebastian aus der brennenden Villa gezogen wurde, dieser sicherlich bereits tot war. „Das wichtige ist, das es dir gut geht. Würdest du mir bei der Bestattung von Sebastian helfen?“. Lucy nickte, senkte ihren Kopf, da sie dies schon geahnt hatte. Ihr Sohn wurde herunter gelassen, sah dieser hin und her, da er wohl nicht erwünscht war. So ging er in die Hütte, um dort auf seine Mutter zu warten, welche nun erstmal etwas zutun hatte.
 

Langsam ging der Auserwählte, mit Lucy und Lloyd im Schlepptau, aus dem Armenviertel, taten noch einige Schritte, als auch schon wenige des Adelsviertel mit einer Trage auf sie zu kamen. „Auserwählter, wir wollen dir auch helfen“. Lloyd sah auf die Trage, lag dort der leblose Körper, welcher Sebastian gehörte. Zelos nickte, ging wortlos weiter und schritt in eine Gasse, welche zum Friedhof führte. Dieser war sehr klein, da diese Stadt auch nicht die größte war. Vielleicht hatten sie hier um die 1000 Einwohner? Zelos wusste es nicht genau, aber es waren nicht viele.
 

Lloyd folgte schweigsam seinem Geliebten, vermochte im Moment auch nichts zu sagen. Nein, hier konnte und wollte er vorerst nicht sprechen, war ihm diese Ruhe auch irgendwie unheimlich. So kannte er den Auserwählten nicht, spürte der Kleinere, wie dieser um seine Beherrschung rang. Wieso zeigte Zelos nicht einfach, wie sehr ihn das hier getroffen hatte? Wieso vergoss er nicht einfach Tränen, wo ihm doch eigentlich danach war? Lloyd seufzte leise aus, sah zu seiner Linken zu Lucy, welche ihren Kopf gesenkt behielt. Hinter ihnen konnte Lloyd die leisen Schritte der Leute hören, welche bei der Bestattung helfen wollten. Wenigstens hatten ein paar Leute Verständnis, konnten vielleicht auch nicht nachvollziehen, dass so etwas passieren musste. Eines war wohl sicher, der König würde einen Teil des Vertrauens von den Bewohnern Meltokio’s verlieren.
 

Nach weiteren Schritten durchquerten sie ein großes Gittertor, sahen schon einige Gräber, welche schon längere Zeit hier lagen. Der Braunhaarige sah kurz zum Himmel, hatte er einen Tropfen auf seiner Stirn gespürt und kurz darauf fing es an zu regnen. Gott, diese Stille, dieses Wetter, diese Stimmung, alles passte zusammen. Ein schöner Tag hatte doch für den Auserwählten begonnen und nun endete dieser traurig. Als ein freier Platz in Sicht kam, hielt Zelos an, hob nur kurz die Hand, damit seine Gefolgsleute bescheid wussten. Danach wandte er sich kurz zur Seite, streckte seine Hand aus, da einer der Adeligen eine Schaufel bei sich trug. Diese wurde dem Auserwählten gereicht, welcher sofort den Boden aushob, um mit der Bestattung sobald wie nur möglich zu beginnen.
 

Lloyd ergriff ebenfalls eine Schaufel, tat es seinem Geliebten gleich, welcher erst verwundert aufsah, dann jedoch dankend zum Kleineren hinab blickte. Die Bewohner sahen sich kurz an, nickten sich dann zu, ehe auch sie langsam anfingen, ihren Auserwählten zu helfen. Einige gruben mit ihren Händen, gab es nicht genügend Schaufeln für alle, aber das störte nun Recht wenig. Sie waren es dem Auserwählten schuldig, welcher nun kein zu Hause mehr besaß und dazu einen nahestehenden Menschen verloren hatte.
 

Als die Grube so tief war, wie Zelos diese haben wollte, sprang er aus dem Loch und ließ die Träger vor, welche langsam, an einem Seil bespannt, die Trage in die Grube hinab ließen. Zelos schloss seine Augen, faltete seine Hände und sprach im Stillen eines der Gebete, welche er zwangsweise hatte lernen müssen. Sonst betete er nie, fand er Beten einfach dümmlich, da man für seine Ziele selbst kämpfen musste, anstatt irgendeinen Gott anzubeten, welcher überhaupt nicht existierte. Das beste Beispiel war wohl Martel, welche überhaupt keine Göttin war, sondern eine Halbelfe, welche mit dessen Freunden nur sehr viel erreicht hatte. Mehr war sie nicht und so glaubte Zelos nicht an irgendwelche Götter, waren diese sicherlich alle nur Menschen, Halbelfen, oder Elfen gewesen.
 

„Ich werde dich niemals vergessen, Sebastian. Es gibt Dinge, die ich dir noch sagen wollte, aber nun ist es zu Spät. Verzeih mir, das du durch mich dein Leben verloren hast“. Lloyd wischte sich kurz über sein Gesicht, verschmierte somit den nassen Dreck, welcher an seinen Klamotten klebte. Dann suchten seine Augen den Blick des Auserwählten auf, welcher jedoch diese Worte aussprach. Dessen Zittern war ihm deutlich anzusehen und so langsam schien Zelos auch nicht mehr seine Beherrschung aufrecht erhalten zu können. Nein, Lloyd war sich sicher, dass der Auserwählte stumm neben ihm weinte, dies jedoch durch den Regen nicht sichtbar wurde. Vielleicht war es so für Zelos auch angenehmer, zeigte dieser doch so ungern Gefühle solcher Art.
 

Nach einigen Minuten des Schweigens öffnete Zelos seine Augen wieder, fuhr sich mit seiner Hand durchs Gesicht, um sich die Tränen wegzuwischen. Verdammt, er war froh, dass es regnete, denn keiner sollte sehen, dass ihn der Tod seines Butlers so mitnahm. Einzig und allein Lloyd wusste sicherlich, wie es nun in Zelos aussehen musste. Langsam wandte er sich ab, deutete den Bewohnern Meltokio’s an, die Grube mit Erde zu füllen, um die Bestattung abzuschließen. Nein, Zelos konnte nicht bis zum Ende bleiben, zog sich wieder sein Herz durch diese Schuldgefühle zusammen. Er wollte hier weg, einfach weg von diesem Ort und nie mehr zurück kehren.
 

„Lucy, komm her zu mir“ sprach er seine ehemals Bedienstete an, welche sich kurz die Tränen wegwischte. Dann trat sie an den Auserwählten heran, welcher in seinen Hosentaschen wühlte. „Mein Vermögen ist größtenteils verbrannt, aber es ist ein Safe im Gasthaus versteckt. Nimm den Schlüssel und lebe von dem, was sich dort befindet. Mehr kann ich nicht für dich tun. Pass gut auf deinen Sohn auf und versprich mir, dich in Zukunft um Sebastian’s Grab zu kümmern“. Lucy sah auf die Handfläche des Auserwählten, lag dort ein kleiner Schlüssel, welcher wohl für den Safe bestimmt war. „Auserwählter, das kann ich nicht annehmen, ich meine…“. Zelos schüttelte seinen Kopf, nahm die Hand von Lucy und drückte ihr den Schlüssel in die Hand, da er dieses Geld nicht mehr brauchte. Es reichte für Lucy, um mit ihrem Sohn ein sorgenfreies Leben zu führen. „Nimm es einfach an, ich brauche es nicht mehr“. Dann sah er zu Lloyd, welcher sichtlich erstaunt über Zelos’s Entscheidung zu sein schien.
 

„Amigo… Lass uns gehen“ murmelte er leise, ging bereits voraus, doch hörte er nach wenigen Sekunden, wie sich Lloyd doch zu ihm gesellte, sie gemeinsam zum Tor Meltokio’s gingen. Wieder sah Lloyd in diese schönen blauen Augen, doch fehlte der Glanz in ihnen. Kein Wunder, so fand Lloyd, musste sich der Auserwählte sicherlich schlecht fühlen. „Du bist nicht schuld, Zelos. Wenn einer Schuld trägt, dann der König und dessen Garde“. Zelos nickte zaghaft, auch wenn er diese Sache ein wenig anders sah. Nein, er trug mit Schuld, auch wenn er doch nur hatte Frei sein wollen. Wie gerne wollte er alles ungeschehen machen? Jedoch war es nun dafür zu Spät und somit musste er mit dieser Schuld leben. So gingen sie stumm weiter, bis sie endlich das große Tor passierten.
 

„Flieg du“ erklärte Zelos, sah Lloyd nicht mal an, als dieser sorgenvoll in seine Richtung blickte. „Okay“ gab der Kleinere leise zurück, setzte sich auf den Rheard, welchen Zelos hatte stehen lassen. Daraufhin folgte der Auserwählte, legte seine Arme um Lloyd, da er sich bei diesem festhalten musste. Seinen Kopf bettete er auf der Schulter des Kleineren, schloss seine Augen, um endlich etwas zur Ruhe zu kommen. Diesen Tag, den würde er nie vergessen können. Nun hatte er niemanden mehr, niemanden, außer Lloyd. Ja, wenigstens hatte er noch seinen Amigo, sonst wäre er wirklich verloren.
 

Auch auf dem Weg herrschte eine unheimliche Stille, doch wirkte diese nicht mehr so bedrückend, wie zu Anfang. Nein, nun war diese Körpernähe da, welche beide still für sich genossen. Zelos fühlte sich durch Lloyd’s Nähe gleich viel besser, konnte ein wenig vergessen und schmiegte sich noch etwas näher an den Rücken, welcher ihm Halt gab. Der Kleinere sah hin und wieder über seine Schulter, betrachtete das entspannte Gesicht seines Geliebten, welcher diese Nähe wohl gerade besonders brauchte. Nur noch einige Minuten und sie waren bei Lloyd zu Hause und dann würde sich der Kleine um Zelos kümmern, ihn schützend in die Arme nehmen, damit sich sein Geliebter besser fühlte. Ja, Lloyd erinnerte sich, als er damals verbannt worden war. Als die Desians Iselia angegriffen hatten, da hatte er sich auch schuldig gefühlt, doch trug er diese Schuld nicht allein. Yuan hatte natürlich ein Stück weit mit schuld, aber das war nun auch egal. Die Bewohner von Iselia hatten ihm und auch Genis vergeben und nun herrschte Frieden.
 

Im Garten landete Lloyd, wartete bis sein Geliebter vom Rheard stieg, ehe er selbst vom Sitz rutschte. Zelos aktivierte die Flügeltasche und verstaute somit sein Fluggefährt, welches er nun vorerst nicht mehr benötigte. Kurz sahen sich die beiden an, ehe Lloyd zur Tür sah, in welcher Dirk bereits stand, natürlich den Rheard gehört haben musste. „Lloyd, ich habe mirrr schon Sorrrgen gemacht“ erklärte Dirk, deutete zum Himmel, welcher sich immer mehr verdunkelte. Ein Blitz erschien, ehe ein lautes Donnergrollen folgte. Ja, dieser Tag zeigte wirklich, wie grausam die Welt doch sein konnte, durch solche Taten.
 

„Paps… Also… Die Sache ist die…“. „Kommt errrstmal rrrein“ schnitt Dirk das Wort seines Sohnes ab, welcher daraufhin nickte. Ja, hier im Regen zu stehen und dann alles zu besprechen war wohl eine schlechte Idee. So nahm Lloyd seinen Geliebten bei der Hand und zog diesen zur Tür, durch welche er den Auserwählten schob, schließlich hinter sich die Tür schloss und Zelos andeutete, sich auf einen der Stühle an den Tisch zu setzen. „Paps, ich habe dir doch erzählt, was der König gemacht hat, oder? Die Dinge haben sich geändert, am besten, ich fange noch mal von vorne an“. Lloyd setzte sich neben Zelos, wartete geduldig, bis sich auch sein Stiefvater zu ihnen setzte. Mit heißen Kakao, welchen Dirk den beiden Jungen hinstellte, begann Lloyd das ganze Geschehen zu erläutern, sah hin und wieder zu Zelos, welcher jedoch keinen Ton dazu sagte. Nein, dieser wollte einfach nur seine Ruhe haben, keine dummen Fragen beantworten, weil er in Gedanken einfach das Szenario immer wieder sah. Sebastian, fast tot vor der brennenden Villa. Hätte Zelos doch bloß nur seinen Mund gehalten, einfach geheiratet, dann wäre niemanden etwas passiert. Genauso wie Maya, diese hätte auch noch am leben sein können. Vielleicht starb Lloyd ihm auch noch weg? Vermutlich, denn der Auserwählte schien die Unterschrift des Todes mit sich zu führen. Verdammt, er hätte doch soviel tun können, trug nun diesen Titel und fühlte sich noch immer machtlos.
 

„Kann er bei uns bleiben, Paps? Ich werde mein Zimmer mit ihm teilen und wir werden auch keinen Ärger veranstalten. Zelos weiß doch sonst nicht, wohin mit sich. Du siehst doch, wie fertig er momentan ist“. Dirk legte seine Stirn in Falten, hatte er an sich kein Problem damit, den Auserwählten aufzunehmen, nur war das Problem ein anderes. Klar, vorübergehend konnten sich die beiden Jungen ein Zimmer teilen, doch war das Haus definitiv zu klein. Demnach müsse Dirk irgendwie sein Haus umbauen, damit es noch weitere Zimmer gab. Damals, als die ganze Gruppe hier übernachtet hatte, war es schon sehr eng gewesen und damals hatte auch schon Dirk daran gedacht, sein Haus größer zu machen. Schwer war es nicht, nur es dauerte auch seine Zeit und er würde die Hilfe der beiden in Anspruch nehmen müssen.
 

„In Orrrdnung, Zelos kann von mirrr aus bleiben, aberrr als Gegenzug helft ihrrr mirrr das Haus ein wenig zu verrrgrößerrrn. Lloyd, in deinem Zimmerrr ist nicht genügend Platz fürrr euch beide, deswegen schlage ich vorrr, dass wirrr dein Zimmerrr erweiterrrn, wenn ihrrr euch ein Zimmerrr teilen wollt. Oderrr wirrr bauen oben ein extrrra Zimmerrr an. Die Entscheidung liegt bei euch“. Lloyd sah zum Auserwählten, welcher scheinbar überlegte. Ja, das Zimmer war wirklich zu klein und Zelos brauchte auch seinen Platz. Gut, würde er beim Umbau helfen, um das Zimmer zu vergrößern. Ein Problem, sich mit Lloyd ein Zimmer zu teilen, das hatte er nicht. Wieso auch? Zu verbergen hatte Zelos doch auch nichts.
 

„Ich habe keine Einwände und bedanke mich, Dirk. Das Zimmer ein wenig zu vergrößern würde genügen, damit Lloyd und ich nicht so eingeengt sind, nicht wahr, Amigo?“. Kurz wuschelte er seinem Freund durchs braune Haar, lächelte leicht, da er nun all seine Sorgen vergaß. Nun, er freute sich auch irgendwie über diesen Tapetenwechsel, würde nun hier bei Null anfangen und sich intensiver mit Lloyd befassen. Dieser verschränkte seine Arme vor der Brust, seufzte gequält aus, da er nun Zelos rund um die Uhr sehen würde. Einerseits freute er sich schon, aber andererseits würde Zelos sicherlich die Gelegenheit nutzen, um ihn rum zu kriegen. Gott, wenn er jetzt schon wieder an solche Dinge dachte, wurde dem Braunhaarigen ganz anders.
 

„Gut, dann fangen wirrr bald damit an, aberrr nun geht errrstmal Duschen. Ihrrr seid von oben bis unten mit Schmutz verrrklebt“. Beide standen auf, ehe sie die Treppen hinauf stiegen, Lloyd nochmals dankend seinen Vater betrachtete, welcher ihm zuzwinkerte. Was sollte dies bedeuten? Was dachte sich Dirk? Lloyd wollte doch nur Zelos helfen und nicht mit ihm zusammen sein, nur weil er sich dann vielleicht besser fühlte. Egal, sollte sein Stiefvater doch denken, was er wollte, es konnte Lloyd egal sein.

Langsam wachsende Gefühle!

„Willst du zuerst, oder soll ich?“ wollte der Kleinere wissen, stand mit seinem neuen Mitbewohner vor der Badezimmertür und sah Zelos fragend an. Dieser zuckte mit den Schultern, war es ihm gleich, ob er nun zuerst, oder zuletzt ins Bad konnte. Nun, seine Gedanken drehten sich wieder, zeigten ihm Bilder, die er nun nicht sehen wollte. Eigentlich wollte er vergessen, doch irgendwie fiel es ihm nun wieder so schwer. Klar, er wusste, dass er eigentlich keine Schuld trug, aber warum sagte sein Herz, das er einiges hätte verhindern können? Es half nichts, würde Zelos wohl einige Zeit brauchen, um alles zu verarbeiten.
 

„Dann geh du zuerst“ murmelte Lloyd nach einer Weile, sah er genau, wie sehr Zelos doch wieder nachzudenken schien. Dieses Ereignis würde Zelos wohl noch einige Tage, vielleicht auch Wochen, verfolgen, aber Lloyd würde ihm dabei helfen, ihm zeigen, das er nicht aufgeben dürfe. Er kannte immerhin dieses Gefühl, sich schuldig zu fühlen, obwohl man doch eigentlich fast nichts dafür konnte. Gerade, als sich Lloyd seiner Zimmertür zuwenden wollte, wurde sein Handgelenk ergriffen, so dass der Kleinere zum Stehen kam. „Wir können auch gemeinsam duschen“ hörte er den Auserwählten sagen, welcher den Kleineren zu sich rumdrehte. „Oder hast du etwas vor mir zu verbergen?“. Zelos lächelte leicht, als er die plötzliche Röte auf den Wangen Lloyd’s sah. Entweder, ihm war es peinlich, oder doch Recht neu, mit jemanden unter die Dusche zu steigen.
 

„Nein, aber… Die Dusche ist ziemlich eng und…“. „Was für eine lahme Ausrede, Amigo. Sag mir doch einfach, das du nicht mit mir duschen willst, okay? Versuch nicht immer Gründe zu finden, um etwas abzuwägen“. Zelos wusste selbst nicht, wieso er nun dies sagte, aber eigentlich stimmte doch seine Ansicht. Immerzu versuchte Lloyd etwas zu verhindern und Zelos fand, das sich der Kleine einfach auf manche Dinge einlassen sollte. Früher waren sie auch zusammen mit den anderen in der heißen Quelle gewesen und da hatte Lloyd nicht so einen Terz gemacht, wie jetzt. Okay, vielleicht lag der Grund nahe, weil sich dessen Gefühle gegenüber Zelos verändert hatten, aber Lloyd kannte doch den Körper des Auserwählten und umgekehrt war dies doch auch der Fall.
 

„So war das nicht gemeint, Zelos… Es ist doch nur, weil… Ach vergiss es einfach“. Lloyd brach seinen Satz ab, wollte er nun nicht wieder mit seinen Gefühlen nerven, welche Zelos doch kannte. Gut, würde er mit seinen Geliebten duschen gehen, beweisen, dass er mit Zelos auskam. Gott, wie würde nur diese Nacht werden? Sie würden zusammen in einem Bett schlafen. Okay, an sich war dies nicht mal das schlimmste, aber nachdem, was sie dort neben der Schule getrieben hatten? Würde Zelos wirklich still neben ihm liegen, ohne auch einmal daran zu denken, Lloyd vielleicht doch anzuheizen? Der Kleinere schüttelte seinen Kopf, tauchten nun wieder diese Bilder auf, vor allem dieses Bild, welches Zelos zeigte, wie er sich an Lloyd’s Bein rieb, vor Erregung seinen Zeigefinger in die Mund nahm und diesen genüsslich mit seiner Zunge umspielte.
 

Eigentlich hatte Zelos schon das Bedürfnis verspürt, seinen Senf nun dazu zu geben, aber er hielt sich geschlossen, ahnte auch schon, weswegen Lloyd nicht weiter sprach. Es ging eben wieder um dessen Gefühle, die Zelos auch kannte. Es brachte auch nichts mehr darüber zu reden, denn die Gefühle würden bleiben, so oder so. „Dann lass uns duschen. Ich hasse es diesen Dreck am Körper zu haben“ erklärte Zelos, drückte die Klinke herunter und trat ins Bad ein. Kurz aktivierte er den Lichtschalter, ehe er sich kurz in diesem kleinen Bad umsah. Okay, der Kleine hatte nicht übertrieben, dieses Bad war wirklich klein.
 

Auch Lloyd trat ein, begab sich sofort zur Dusche hinüber und zog den Vorhang beiseite. Wie schon gesagt, es würde eng werden. „Du hast nicht übertrieben, Kleiner. Ob wir beide darein passen?“. Zelos maß mit seinen Augen die Größe ab, vermutete schon, das sie wahrscheinlich Arm im Arm dort hinein passen würden. Gut, es würde gehen, wenn auch etwas eingeengt. „Passt schon irgendwie“ grinste er Lloyd an, welcher seinen Kopf gesenkt behielt. Sein Herz schlug ihm wieder bis zum Hals, schien Zelos das wirklich ernst zu meinen und würde gleich mit Lloyd unter die Dusche steigen.
 

Zelos entledigte sich seiner Kleidung, musste nun feststellen, das er keine Wechselklamotten hatte. Mist, daran hatte er nun nicht gedacht, denn einige Klamotten befanden sich noch im Schloss. Nun, musste er diese morgen schnell abholen und würde dann noch einiges einkaufen. Gut das er immer ein wenig Geld bei sich trug, um nicht vollkommen hilflos zu sein. Als er seine Handschuhe auf der Ablage legte, griff er mit seinen Händen zu seinem Stirnband, löste die Schlaufe und ließ diese ebenfalls auf die Ablage fallen. Dabei sah er Lloyd zu, wie dieser sich langsam seiner Klamotten entledigte, sich dieser scheinbar doch zu sehr schämte, da er mit dem Rücken zum Auserwählten stand. Wie konnte ein Mensch nur so schüchtern sein? Diese Frage beschäftigte Zelos doch sehr, ließ nun auch seine Boxershorts fallen, welche seine Blöße noch verdeckt hatte. Nun war er Nackt, besah sich im kleinen Spiegel und zwinkerte sich selbst zu. Er musste zugeben, dass Lloyd Geschmack hatte, denn er sah wirklich gut aus.
 

Als er wieder zu Lloyd sah, stand dieser immer noch in Boxershorts da, schien zu überlegen, ob er wirklich mit dem Auserwählten duschen sollte. „Ist ja irgendwie niedlich, wie er da so steht und sich schämt“ stellte Zelos gedanklich fest, ging festen Schrittes auf seinen Amigo zu und legte seine Arme von hinten um diesen. „Keine Sorge, Amigo. Ich gucke dir garantiert nichts weg“ hauchte er in dessen Ohr, wollte somit Lloyd dazu animieren, doch endlich seine Boxershorts fallen zu lassen. Und es schien sogar zu klappen, als er die Bewegungen seines Freundes spürte, diesem dabei zusah, wie dieser sich seiner Shorts entledigte. Gut, nun konnten sie endlich duschen gehen.
 

Der Kleinere drehte das Wasser auf, stellte die Temperatur richtig ein, da er gern unter einem schönen warmen Wasserstrahl stand. Ja, dabei konnte man sich gut entspannen, denn Entspannung würde er nun brauchen, nachdem er dieser Umarmung entkommen war. Diese gehauchten Worte hatten wieder so einiges bei ihm bewirkt und so langsam glaubte Lloyd, das Zelos dies meistens mit Absicht machte. Ob der Auserwählte wusste, dass er bei dieser Art anfällig wirkte? Zelos sollte ganz normal mit ihm reden und keinesfalls im verführerischen Ton.
 

Langsam stieg auch Zelos unter die Dusche, lehnte sich an die hellblauen Fließen, welche ziemlich kalt waren. Jedoch störte ihn das nicht, sah dabei zu, wie Lloyd den Vorhang zu zog, damit sie endlich duschen konnten. „Wieso weichst du meinen Blicken aus?“. Dem Auserwählten fiel nun doch diese verkrampfte Haltung auf, welche Lloyd präsentierte. Hatte er ihn mit den Worten so sehr verunsichert, dass dieser ihn nicht mal mehr ansehen konnte? Sie waren sich doch schon sehr oft nahe gewesen, also wo lag genau das Problem?
 

Lloyd griff nach seinem Duschzeug, sah dabei kurz zu Zelos, welcher diese Frage stellte. „Tue ich doch gar nicht“ stritt der Kleinere rasch ab, verfärbten sich seine Wangen wieder verdächtig. Super, sein Körper verriet ihn und das störte Lloyd ungemein. Zelos grinste in sich hinein, streckte seine rechte Hand aus, da er ein wenig Duschgel haben wollte. Etwas wurde ihm in die Handfläche getan, ehe er diese über die Schulter von Lloyd gleiten ließ. „Deine Röte verrät dich, Amigo. Ich war bisher immer alleine duschen, weil ich meine Zuckerpüppchen dabei nicht sehen will. Außerdem ist die Dusche ein Ort, an dem ich in Ruhe nachdenken kann und da brauche ich kein Mädchen, das mich zutextet“. Lloyd hörte zu, doch sah er der Hand hinterher, welche seine Brust einseifte. Wieso tat Zelos dies? Er musste ihn nicht waschen, oder dergleichen. Außerdem taten diese Berührungen wirklich gut und Lloyd wollte nicht, das Zelos sah, wie gut sie doch taten. Verräterischer Körper, so dachte sich der Kleine, als sein Glied schon zu zucken begann.
 

„Lloyd, sieh mich an“. Der Kleinere sah auf, in diese wunderschönen blauen Augen, welche so sanft drein blickten. Bevor sich Lloyd versah, befand er sich in den Armen seines Geliebten, welcher ihm das Duschgel aus der Hand nahm, sich noch etwas davon auf der Hand tat. Lloyd legte seine Hände auf Zelos’s Taille, schloss seine Augen, da er nun diese Nähe genießen wollte. Wieso Zelos ihn an sich gezogen hatte, das wusste er zwar nicht genau, aber im Endeffekt war es auch egal. So lange beide damit glücklich waren, war alles in Ordnung.
 

Zelos legte seine Hand an den Rücken des Kleineren, verteilte dort das Duschgel, welches sofort zu Schaum wurde. Langsam schien sich Lloyd doch endlich zu entspannen, schien sich diesen Berührungen sogar hinzugeben. „Du magst so was, oder?“ murmelte Zelos leise, schloss nun auch seine Augen, da wieder ein bekanntes Gefühl auftrat. Nicht schon wieder, so dachte er, wollte er dieses Gefühl nicht verspüren. Nein, er wollte das einfach nicht, egal, ob er dieses Gefühl für Lloyd verspürte.
 

„Ja, ich mag so was sehr, Zelos“. Ein zaghaftes Lächeln erschien auf Lloyd’s Lippen, schienen sie sich doch normal unterhalten zu können. Diese wohltuende Hand, welche eine sanfte Massage vollbrachte. Lloyd rieb unbewusst seine Wange an der Schulter von Zelos, fühlte er sich nun wirklich wohl. Es war eine gute Idee gewesen, den Auserwählten hierher einzuladen, denn nun würden sie erstmal einige Zeit zusammen verbringen. Der Auserwählte besah sich Lloyd, wie dieser sich an seiner Schulter mit dessen Wange rieb, schloss daraus, dass der Kleine sich wirklich wohl zu fühlen schien. So ließ er seine Hand höher gleiten, bis hin zum Nacken, welches er leicht zu kraulen begann.
 

„Du kuschelst wirklich sehr gerne, oder? Du scheinst nur meine Nähe zu wollen, oder sehe ich das anders?“. Lloyd hob seinen Kopf etwas, sah wieder in diese blauen Augen, welche fragend auf ihn gerichtet waren. Seltsam, denn sonst fragte Zelos nicht solche Dinge. Was dachte sich dieser nur, das es ihn dazu bewog, solche Fragen zu stellen? „Merkt man mir das an? Na ja… Schon, es geht mir in erster Linie um die Geborgenheit und die gibst du mir, auch wenn unbewusst. Ich mag deinen Geruch und deine Art. Okay, deine Art verunsichert mich oft, aber dafür kannst du nichts. So bist du nun mal und du sollst dich auch nicht verändern. Sonst wärst du nicht mehr Zelos Wilder, mein Auserwählter“. Lloyd lächelte leicht, da er diese Dinge hatte sagen können. Ja, er hatte endlich den Mut gehabt, seinem Geliebten zu sagen, was er so an diesen mochte. Dessen Art, dessen Wesen und nicht das Vermögen, oder irgendein Titel.
 

Zelos glitt mit seiner Hand zu Lloyd’s Wange, ließ diese dort ruhen und sah dabei zu, wie sich Lloyd an dieser schmiegte. Auch bei ihm erschien nun ein sanftes Lächeln, erwärmten diese Worte doch sehr sein Herz, welches doch schon längst hätte tot sein müssen. Scheinbar nicht, denn es schlug ungewöhnlich schnell, auch wenn er versuchte, es unter Kontrolle zu bringen. Verdammt, er wollte das hier nicht. Er wollte sich nicht verlieben, auch wenn er wusste, dass Lloyd es ernst mit ihm meinen würde. Nein, noch mal wollte er nicht durch die Hölle gehen, wollte einfach nur Zelos Wilder sein, der sich das nahm, was er brauchte.
 

„Komm, ich seife dich noch fertig ein und dann wäschst du mir den Rücken, okay?“. Sanft drückte er Lloyd von sich, wollte er diese Nähe vorerst nicht mehr. Nein, sie war Gift für ihn und er wusste jetzt schon, dass er eigentlich keine Chance hatte, diesen Gefühlen zu entkommen. Dieses ständige Kribbeln im Bauch, welches vor einigen Tagen angefangen hatte. Zelos hatte damals schon irgendwie geahnt, das sich alles veränderte. Alles zu seinem Nachteil. Nun konnte er aber auch nichts dagegen tun, konnte nicht weg, weil er kein zu Hause mehr hatte. „Ich will nicht lieben“ dachte er bei sich, rieb Lloyd weiterhin ein, welcher das Mienenspiel des Auserwählten interessiert beobachtete.
 

„Ob er immer noch an das Geschehen denkt? Vielleicht mag er reden, aber ihn jetzt fragen? Er wirkt irgendwie wütend, aber warum?“. Lloyd wusste es nicht, ließ sich weiterhin einseifen, bis Zelos sich mit dem Duschgel umdrehte, vorher noch etwas auf Lloyd’s Handfläche gab, damit dieser ihm den Rücken waschen konnte. Zu Zelos’s Glück musste er nun nicht mehr in diese braunen Augen sehen, welche doch Recht besorgt ausgesehen hatten. Scheinbar merkte man es Zelos an, das etwas nicht stimmte, aber er wollte auch nicht darüber reden. Zu unsicher war er sich selbst noch.
 

Als sie endlich, nach fast einer Stunde, fertig waren, gingen beide nur mit Handtuch bekleidet in Lloyd’s Zimmer. Vorher hatten sie ihre Klamotten in den Waschkorb geworfen, waren diese nun mal zu dreckig, um sie morgen wieder anzuziehen. Demnach müsse Lloyd seinem Geliebten wohl Kleidung von sich geben. Kein Problem, denn Lloyd hatte noch einige Kleidungsstücke, die ihm viel zu groß waren. „Hier“. Er warf Zelos eine frisch gewaschene Boxershorts zu, welche der Auserwählte auffing. Sofort ließ Zelos sein Handtuch fallen und zog sich die Shorts über, welche ganz in Schwarz gehalten war. Nun, wenigstens keine mit Herzchen, oder so, denn so was mochte Zelos überhaupt nicht.
 

Auch Lloyd zog sich eine saubere Shorts über, griff nach einem schwarzen Hemd und streifte es sich dann ebenfalls über. Dann kramte er nach den Klamotten, fand sie auch schnell und legte sie schließlich auf den Stuhl, damit Zelos sich diese morgen überziehen konnte. Der Auserwählte stand derweil beim Fenster, sah nach draußen und betrachtete den scheinenden Vollmond. Auch die Sterne funkelten hell, hatte man hier wirklich einen schönen Ausblick auf das Firmament. Seine Gedanken waren Wirr, kamen manchmal Schuldgefühle hoch und im nächsten Moment tauchte dieses Kribbeln auf, welches er doch nicht verspüren wollte. Wieso nur geschah das alles mit ihm? Konnte er nicht seinem Schicksal entfliehen? Musste er nun direkt das nächste Problem bekommen? Liebe. Liebe war nicht seine Welt, auch wenn Lloyd sich sicherlich freuen würde, dass sich bei Zelos langsam Liebe entwickelte.
 

Lloyd ging leise auf seinen Auserwählten zu, schlang von hinten seine Arme um diesen und spürte, wie kalt dessen Körper doch war. So ließ er Zelos wieder los, ging zum Bett und nahm sich die Zudecke, welche er dem Auserwählten über die Schultern legte. Dieser sah nur kurz über seine Schulter, doch wandte er seinen Blick wieder ab, als er dieses Lächeln des Kleineren sah. So ehrlich war dieses Lächeln, das es wieder Zelos’s Herz zum Höherschlagen zwang. „Möchtest du vielleicht reden? Ich meine, du bist doch sonst auch immer für mich da… Ich will dir helfen, egal bei was“. Entschlossen sah Lloyd seinen Auserwählten an, legte wieder seine Arme um Zelos, welcher weiterhin aus dem Fenster starrte.
 

„Mach dir keine Gedanken um mich, Lloyd. Wenn ich reden will, dann tue ich das und wenn nicht, dann nicht. Nett gemeint von dir, aber ich verspüre nicht den Drang danach, mit dir über meine Probleme zu reden. Ich weiß auch, das du mir nur helfen willst, aber ich möchte das nicht“. Lloyd nickte, musste Zelos auch gar nicht mit ihm reden, wenn dieser es nicht wollte. Jedoch schien Lloyd’s Vermutung zu stimmen, bedrückte Zelos etwas. Ob es nun an den heutigen Tag lag, oder vielleicht an etwas ganz anderem, Lloyd hatte nicht das Recht, den Auserwählten zum Reden zu bewegen, wenn dieser nicht wollte. So würde er einfach warten, bis Zelos von sich aus kam. Ja, Lloyd würde immer ein offenes Ohr für den Auserwählten haben.
 

Zelos besah sich diese Gänsehaut, welche sich auf den Armen von Lloyd bildete, öffnete die Decke etwas und schloss den Kleineren in die Decke ein, welche groß genug für beide war. Lloyd sah hinauf, bekam ein schönes Lächeln zu sehen, welches wohl nur für ihn bestimmt war. „Ich liebe dich, Zelos“ murmelte Lloyd leise, schloss seine Augen und stellte sich auf Zehenspitzen. Nur kurz berührte er diese zarte Wange, verweilte einige Sekunden so und löste seine Lippen wieder. Verwundert sah er Zelos an, welcher seine Arme nun ganz um Lloyd schloss, diesen somit davon abhielt, sich von ihm gänzlich zu entfernen.
 

Nun war es Zelos, welcher sich hinab beugte, erst sanft seine Lippen auf die des Kleineren legte, dann jedoch mit etwas mehr Druck. Zu lange hatte er auf diese Lippen verzichten müssen, schien sich eine Art Sucht bei ihm entwickelt zu haben, denn er wollte am liebsten jeden Tag diese Lippen auf seine spüren. Lloyd schloss ebenfalls seine Augen wieder, nachdem er seine Verwunderung überwunden hatte. Wieso und warum Zelos ihn nun so küsste, das wusste er nicht so genau, doch war dieses Gefühl wieder so schön, als das er etwas dagegen sagen würde.
 

Eine Zunge strich über seine Lippen, die ihn dazu animierte, die Lippen zu teilen. Sofort verschaffte sich diese Zunge einlass, suchte die des anderen auf, welche sich schüchtern herantastete. „Du bist wirklich süß, Lloyd“ dachte der Auserwählte sich, grinste in den Kuss hinein, ehe er leise in den Kuss keuchte. Gott, wie sehr hatte er diese Art von Küsse doch vermisst? Nur mit Lloyd wollte er dies tun, hatte kein anderer das Recht, mit ihm solche Küsse auszutauschen. Wenn nur dieser Luftmangel nicht wäre, dann würde er noch eine ganze Weile hier stehen, den Kleineren noch näher an sich ziehen, um diese Empfindungen zu genießen.
 

Als sie sich voneinander lösten, atmeten beide stoßweise aus, brauchten sie leider diesen Sauerstoff, um zu überleben. Lloyd schmiegte sich wieder eng an seinen Auserwählten, behielt seine Augen geschlossen, da er solche Momente doch sehr genoss. Genoss es denn Zelos nicht genauso wie er? Und dann blieb da noch die Frage, wieso der Auserwählte ihn auf einmal wieder so geküsst hatte. Hatte dieser wieder viel mehr im Sinn? Küsste er Lloyd nur so, um sich körperlich mehr zu erhoffen? Lloyd schüttelte hastig seinen Kopf, wollte er das nicht wahrhaben. Nein, Zelos würde ihn nicht benutzen, oder?
 

Zelos lehnte seinen Kopf auf den von Lloyd, seufzte einmal aus, da ihn wieder diese Gefühle übermannten. Gott, diese Schwankungen und dieses Verlangen. Es wollte einfach nicht aufhören, so sehr er es auch wollte. Seine Hände glitten über Lloyd’s Rücken, hinterließen eine Gänsehaut, da Lloyd dies scheinbar sehr mochte. „Ich kann mein eigenes Verbot bald nicht mehr aufrecht erhalten“ ging es dem Auserwählten durch den Kopf, hasste er sich schon fast dafür, diese Empfindungen zu verspüren.
 

„Zelos… Wieso hast du mich jetzt geküsst?“. Zelos wäre am liebsten abgehauen, konnte er solche Fragen nun gar nicht gebrauchen. Seine Arme schlossen sich etwas enger um Lloyd, ging zeitgleich rückwärts, um zum Bett zu kommen. Als er gegen dieses stieß, ließ er sich rücklings fallen, zog den Kleineren mit sich, welcher auf Zelos zum Liegen kam. Verwunderte braune Augen sahen ihn an, wusste Lloyd einfach nicht, was er mit dieser Tat anfangen sollte. Nochmals seufzte Zelos aus, zog Lloyd ein wenig höher und küsste nochmals diese weiche Lippen, welche es ihm doch so sehr angetan hatten.
 

„Du weißt doch, dass es mir deine Lippen angetan haben“ antwortete Zelos leise, sah jedoch, dass Lloyd mit dieser Antwort unzufrieden zu sein schien. „Hör auf mir solche Fragen zu stellen, okay? Im Moment bin ich sowieso schon durch den Wind… Wenn ich ehrlich bin, ich fühle mich seit langem nicht mehr so verunsichert wie jetzt, woran du auch größtenteils mit verantwortlich bist“. Zelos versuchte es mit einer lustigen Geste zu vermitteln, doch Lloyd sah weiterhin verwundert zum Auserwählten, welcher unsicher eine Strähne seines Haares durch die Finger gleiten ließ.
 

Lloyd sah weiterhin forschend seinen Geliebten an, welcher sich immer wieder einige rote Strähnchen durch seine Finger gleiten ließ. Er wirkte irgendwie nervös, aber warum? Er sollte nun verantwortlich sein, das sich Zelos verunsichert fühlte? Er hatte doch überhaupt nichts gemacht, oder doch? „Dass du im Moment ein bisschen durch den Wind bist, kann ich nachvollziehen, aber dass ich es schaffe, dich zu verunsichern, verstehe ich nicht, wobei ich nicht mal weiß, was ich denn gemacht haben soll“. Zelos drehte sich auf die Seite, zog somit auch den Kleineren mit sich, welcher auf die Seite rollte.
 

„Ich weiß im Moment nicht, was ich fühlen soll. Du verwirrst mich, Amigo“. Nur leise glitten diese Worte über Zelos’s Lippen, ehe er sich über den Kleineren beugte und diesen forschend ansah. Lloyd begann zu lächeln, empfand er es doch äußerst amüsant, das Zelos sich scheinbar aufgrund irgendwelcher Gefühle verunsichert fühlte. Hieß dies denn, dass der Auserwählte etwas für Lloyd empfand? Konnte Lloyd doch auf etwas mehr, als nur körperliche Nähe hoffen? „Erstaunlich. Zelos Wilder fühlt sich durch mich verunsichert… Und ich dachte immer, dich kann man überhaupt nicht verunsichern“. Der Rothaarige verengte seine Augen, fuhr sich mit seiner rechten Hand durchs Haar, ehe er ein leises Seufzen verlauten ließ.
 

Zelos sagte dazu besser nichts, legte seine Lippen auf die des anderen, da Lloyd nun schweigen sollte. Nun kannte dieser doch die halbe Wahrheit und sollte still sein und keine Fragen mehr stellen. Außerdem vermochte Zelos einfach nur diese Lippen zu kosten, wollte ein bisschen von dieser Haut unter seinen Fingern spüren. Ja, nur das wollte er nun und nichts anderes.
 

Lloyd genoss diese hauchzarten Küsse, spürte, wie Zelos mit seinen Lippen über seine Wange glitt, bis er Lloyd’s Ohr erreichte. „Lass uns schlafen, Kleiner. Zwar erregt mich deine Pose und wie bereitwillig du unter mir liegst sehr, aber heute kann ich einfach nicht an Sex denken. Dafür ist zuviel passiert“. Der Braunhaarige nickte, hatte er auch nicht vorgehabt, es soweit kommen zu lassen. Nein, noch nicht, nicht so lange Lloyd nicht wusste, woran er bei Zelos genau war. Da schienen zwar Gefühle zu sein, aber wer wusste schon genau, wie man diese deuten konnte?
 

„Du bist unmöglich, Zelos“ murmelte Lloyd leise, knipste die Nachttischlampe aus und schmiegte sich daraufhin an seinen Geliebten, welcher ihn in seine Arme schloss. „Findest du? Und trotzdem liegst du so dicht neben mir, als würde ich dir weglaufen. Also wer ist hier unmöglich? Du, oder ich, Amigo?“. Darauf wusste Lloyd auch nichts mehr zu sagen, stimmte es ja auch irgendwie, was Zelos da sagte. Wenn es wirklich so unmöglich gewesen wäre, dann würde Lloyd sicherlich nicht mehr neben Zelos liegen, sich an ihn kuscheln, nur weil er dessen Nähe so sehr genoss.
 

Zelos grinste dümmlich, schien der Kleine darauf keine Antwort mehr zu wissen. Gut, er hatte das letzte Wort gehabt und demnach konnte er nun auch schlafen. Nochmals seufzte er aus, spürte, wie sich Lloyd noch enger an ihn schmiegte, da dieser die Nähe wohl sehr genoss. Nun, damit war Lloyd nicht alleine, denn auch Zelos hatte das Gefühl, diese Nähe so unheimlich vermisst zu haben. Eines stand fest, jedenfalls für Zelos. Er würde vorerst hier bleiben, hier an Lloyd’s Seite, um diese Nähe nicht zu verlieren. „Gute Nacht, Kleiner“ hauchte er leise, strich einige Strähnen aus Lloyd’s Gesicht, welcher einen keuchenden Laut von sich gab.
 

„Zelos, dein Bein, nicht bewegen“. Wieso hatte Lloyd seine Beine auch um Zelos’s Bein geschlungen? Dem Auserwählten somit Angriffsfläche geboten? Verdammt und Zelos hatte sein Bein wahrscheinlich auch nur so bewegt, ohne jeglichen Hintergedanken, aber das Resultat war beschissen, so fand jedenfalls Lloyd. Der Auserwählte grinste wieder, versuchte nun sein Bein so ruhig, wie nur irgend möglich zu halten. „Entschuldige, das war wirklich keine Absicht. Mache ich dich denn so sehr an, das du gleich einen hoch bekommst?“. „Ach sei doch ruhig, Zelos. Fass dir an deine eigene Nase, okay? Ich denke nicht pausenlos an Sex, so wie du das machst“. Eigentlich hatte Zelos noch was sagen wollen, doch verkniff er sich dieses eine Mal seinen Kommentar dazu. Außerdem konnte er morgen noch mit den Kleineren diskutieren. „Gute Nacht“ kam es gemurrt neben ihm, ließ ihn diese Tatsache, dass Lloyd wohl nun ein bisschen verärgert zu sein schien, grinsen. Egal, morgen würde dieser Spaß weitergehen, da waren sich eigentlich beide schon sicher.

Fragen über Fragen!

„Jetzt wohnt Zelos also schon eine ganze Woche bei euch? Na das kann ja Heiter werden“ grinste Genis, sah sich um, ob seine Schwester schon die Klasse betreten hatte. Die Schule ging weiter und das hieß auch, dass Lloyd seinen Geliebten tagsüber nicht sehen konnte. Nun war schon eine Woche ins Land gezogen und die Bauarbeiten an Dirk’s Haus waren gerade im vollen Gange. Ab und an, wenn es zur Pause klingelte und die Schüler die Klasse verließen, stand auch Zelos draußen, wartete auf den Kleinen, welchen er meistgehend Snacks mitbrachte. Sei es Schokolade, oder einfach ein belegtes Brot. Lloyd freute sich dann immer darüber, fragte sich zwar schon, warum Zelos sich solche Mühe gab, aber schob es einfach auf dessen Dankbarkeit.
 

„Wieso kann das Heiter werden? Zelos stört niemanden, hilft im Haushalt und auch beim Ausbau. Also mein Zimmer nimmt langsam formen an. Wisst ihr, zu Anfang hat sich Zelos noch etwas trottelig angestellt, aber inzwischen ist er genauso handwerklich begabt, wie ich es bin“. Colette begann zu lächeln, nahm Lloyd seinen Geliebten wie jeden Tag in Schutz. Dies zeigte doch nur, wie sehr Lloyd seinen Auserwählten doch liebte. Nur, wieso kam Zelos hin und wieder zum Dorf und brachte Lloyd Snacks? Und nicht nur das, der Braunhaarige verschwand dann immer mit Zelos, blieben die Pause über woanders und wenn es dann zur nächsten Stunde klingelte, kam Lloyd überhastet zurück, meistens mit geröteten Wangen. Was taten sie da nur?
 

„Lloyd?“. Braune Augen sahen zur Blonden, welche ihre Fingerspitzen aufeinander tippte. Es war ihr schon etwas peinlich zu fragen, aber irgendwie war diese Neugier auch unerträglich und musste gestillt werden. „Seid ihr denn jetzt zusammen? Es sieht oftmals so aus, weißt du?“. Lloyd lächelte leicht, schien es wirklich so auszusehen, aber in Wirklichkeit hatte sich eigentlich nichts verändert. Nein, alles war so geblieben, wie es vorher auch gewesen war. Leider, so dachte sich Lloyd, denn oftmals hatte er wirklich das Gefühl, Zelos würde in Wirklichkeit viel mehr für ihn empfinden. Oft hatte er das Verlangen danach, den Auserwählten einfach zu fragen, aber wenn es dann darauf ankam, dann verkniff er sich diese Frage, ließ sich von Zelos in die Arme schließen, welcher ihn dann küsste, ihn mit seinen Händen verwöhnte, wo er nur konnte.
 

„Nein… Zelos gibt mir oft das Gefühl, als würde er mehr für mich empfinden, aber ich schätze, das ich mich da in etwas verrenne. Vielleicht sollte ich mich in Zukunft etwas von ihm distanzieren, weil ich mir selber damit auch keinen Gefallen tue. Es gab schon Tage, an denen ich einfach für Stunden abgehauen bin, weil ich mit der jetzigen Situation auch nicht klar komme. Ich denke, das Zelos auch weiß, warum ich mich manchmal zurück ziehe, aber er tut auch nichts dagegen, damit es aufhört. Für ihn zählen sicherlich nur körperliche Dinge, denn eigentlich hat er mir das doch angeboten. Er wäre mit einer körperlichen Beziehung zufrieden… Und trotzdem ist er manchmal auch total anders, nimmt Rücksicht auf meine Gefühle und sagt mir einfach, wie süß ich manchmal bin“. Bevor Genis, oder Colette etwas dazu sagen konnten, trat Raine in das Klassenzimmer ein, stellte sich vor die Tafel und sah jeden einzelnen ihrer Schüler an. Auch sie hatte bereits mitbekommen, dass der Auserwählte nun bei Lloyd wohnte. Das ‚Warum’ hatte sie von ihren Bruder erfahren, war zu Anfang schockiert über das Ganze gewesen, aber nun schien sich alles in ihre Bahnen zu lenken. Dann würde Lloyd in Zukunft wohl wieder gelassen am Unterricht teilnehmen, ohne sich Sorgen um Zelos zu machen.
 

„Guten Morgen, meine Schüler“ sprach sie wie jeden Morgen, worauf sie ein ‚Guten Morgen’ zurück bekam. Nochmals sah sie jeden einzelnen an, auch ihren Bruder, welcher besorgt zu Lloyd blickte. Scheinbar war trotzdem irgendwas, aber was genau, das wusste Raine im Moment nicht. Es war natürlich kein Geheimnis mehr, das sich Lloyd für den Auserwählten interessierte, aber wo lag genau das Problem? Seitdem Vorfall, welcher sich vor der Schule ereignet hatte, war nichts mehr passiert. Jedenfalls hatte Raine immerzu nachgesehen, ob Lloyd sich wirklich an diese Regeln hielt und solchen Tätigkeiten nur nachging, wenn dieser mit Zelos irgendwo war, wo es wirklich keiner mitbekam.
 

„Lloyd, holst du bitte deine Unterlagen raus?“. Seufzend tat Lloyd einfach, worum er gebeten wurde, legte seine Mappen auf den Tisch und sah wieder zum Fenster. Wenn er ehrlich war, dann quälte ihn diese Ungewissheit. Natürlich hatte er vor zu warten, aber wenn Zelos ihn ständig küsste, ihn unsittlich berührte, dann erhoffte er sich mehr vom Auserwählten. Nur ein bisschen Gefühl, welches Zelos den Kleineren entgegen brachte, mehr wollte Lloyd doch gar nicht. Am liebsten wollte er seine Hoffnung aufgeben, aber es war so schwierig, wo doch immerzu solche körperlichen Dinge ausgetauscht wurden.
 

Ein Türklopfen ließ Raine zur Tür sehen, welche offen stand. Dort stand das Problem, welches ihren braunhaarigen Schüler sicherlich beschäftigte. „Zelos, der Unterricht hat soeben begonnen. Nur weil du der Auserwählte bist, heißt das nicht, das du Sonderbesuche tätigen kannst“ erklärte Raine, sah diese abwertende Geste, welche der Auserwählte machte. „Uh, du scheinst wieder sehr gute Laune zu haben, Raine. Dabei war mir nur langweilig, weil ich Dirk beim letzten Schliff des Ausbaus nicht mehr helfen kann. Kann ich ein wenig am Unterricht teilnehmen?“. Nicht das Zelos irgendwelche Hintergedanken hatte, das würde er der Professorin sicherlich nicht auf die Nase binden. Seine blauen Augen sahen zum Kleineren hin, welcher noch gar nicht registriert hatte, das Zelos hier stand. War Lloyd denn so tief in Gedanken versunken? Egal, gleich würde er den Kleinen aus seinen Gedanken reißen, sich einfach auf den freien Platz neben Lloyd setzen und ihn solange anstarren, bis dieser zu sich kam.
 

Raine seufzte angestrengt, doch nickte sie dem Auserwählten zu. Nur hoffentlich war dies kein Fehler, denn ihr Schüler sollte durch Zelos nicht abgelenkt sein. Zelos grinste in sich hinein, trat langsam zum freien Platz und ließ sich auf den Stuhl nieder. Einige Sekunden sah er in diese abwesenden Augen, welche dann jedoch groß wurden, ehe Lloyd sich so sehr erschreckte, das er rücklings vom Stuhl fiel, sich seinen Kopf rieb, da er mit Zelos nicht gerechnet hatte.
 

„Zelos, dein Auftritt war umwerfend“ rief Genis, begann zu kichern, da es doch sehr lustig ausgesehen hatte, wie sehr sich sein Freund erschrocken hatte. Lloyd setzte sich wieder auf den Stuhl, seufzte aus und sah Genis angesäuert an. „Sei ruhig, Genis“ murrte er, ehe er wieder den Auserwählten neben sich fixierte. „Zelos, der Ausbau unseres Zimmers…“. „Dirk will den letzten Rest alleine machen. Er hat gemeint, ich könne ihm nun nicht mehr helfen und da wurde mir so langweilig, das ich erstmal durchs Dorf gelaufen bin. Letzten Endes stand ich hier und habe mich entschlossen, am Unterricht teilzunehmen. Verkehrt ist es ja nicht, obwohl mein Abschluss schon eine Weile zurück liegt“. Zelos nahm sich von Lloyd einen Stift und riss sich einige Blätter aus dessen Heft heraus. Immerhin musste er sich sicherlich Notizen, oder dergleichen, machen.
 

Dazu sagte Lloyd nichts, sah stumm dabei zu, wie sich Zelos bequem hinsetzte und dann zu Raine sah. Ob das wirklich so eine gute Idee war, das der Auserwählte hier neben ihm saß? Egal, der Unterricht wartete nicht und so wie Raine wieder drein blickte, schien sie doch langsam ihre Geduld zu verlieren. „Okay, wir machen mit Mathe weiter. Nehmt das Übungsblatt von der letzten Stunde zur Hand“. Lloyd stöhnte leise, hasste er dieses Fach doch so sehr. Zelos hingegen grinste, schob seinen Tisch näher an den von Lloyd und rückte auch mit seinen Stuhl näher, da er dieses Übungsblatt nicht hatte. So besah er sich die Aufgaben kurz, dachte nach, wie diese Formeln noch mal lauteten, nickte dann für sich.
 

„Genis, lies bitte die erste Aufgabe vor“. Der kleine Junge stand mit dem Übungsblatt auf, sah jedoch nochmals über seine Schulter und grinste. Zelos hatte sich ganz nahe an Lloyd herangesetzt, um auch in das Übungsblatt schauen zu können. Jedoch schien es da ein Problem zu geben, welches Genis natürlich sofort erkannte. Zelos hatte nämlich einfach seinen Arm um Lloyd’s Schulter gelegt, was dieser wohl ziemlich umpassend fand. Egal, so lange die beiden den Unterricht nicht störten, war alles in bester Ordnung, jedenfalls empfand es Genis so. So sah er wieder auf sein Blatt, müsse er nun die erste Aufgabe laut für die anderen vorlesen.
 

„Ein Zimmer soll angestrichen werden. 1 Bauarbeiter braucht dafür 8 Stunden, es sollen jedoch 2 Bauarbeiter streichen. Wie viel Stunden würden 2 Bauarbeiter brauchen?“. Lloyd stöhnte nochmals, hatte er von solchen Dingen wirklich wenig Ahnung. Und die Tatsache, das Zelos nun so dicht neben ihm saß, vereinfachte das Ganze auch nicht. Lloyd konnte sich einfach nicht mehr konzentrieren, egal, wie sehr er versuchte, sich zu entspannen. Wieder sah er auf sein Übungsblatt, hatte schon so eine Ahnung, dass seine Lösung falsch sein würde.
 

Zelos besah sich Lloyd’s Ergebnis, schloss daraus, das er nur die Zahlen, welche zum Rechnen da waren, vertauscht hatte. An sich war es ja nicht schlimm, aber bald müsse sein Kleiner das hier können, denn diese Aufgaben hatte auch Zelos in seiner Abschlussprüfung meistern müssen. Okay, Zelos war sowieso ein Mathegenie, aber auch er hatte Schwächen, welche er jedoch nicht preisgeben würde. Vielleicht konnte er Lloyd ein wenig helfen? Vielleicht. So nahm er sich ein Blatt zur Hand und schrieb etwas. Als er fertig war, schob er es ganz dicht zu Lloyd, welcher erst Zelos ansah, dann auf die Zeilen, welche für ihn geschrieben wurden.
 

„Soll ich dir beim Lernen helfen? Dreisatz ist nicht schwer, wenn man erstmal begriffen hat, worum es dabei geht“. Lloyd setzte ebenfalls seinen Stift an, hatte er früher auch oft still mit Colette, oder auch Genis kleine Briefe im Unterricht geschrieben. Je nach Thema machte dies natürlich Spaß und somit auch jetzt, wo Zelos sich scheinbar ganz normal mit ihm unterhalten wollte. „Genis hat mir auch schon versucht zu helfen. Sinnlos, du würdest nur deine Zeit mit mir vergeuden“. „Glaubst du? Und wenn ich dir sage, das es für jede richtige Antwort eine Belohnung gibt? Ich erkläre es dir so, das selbst ein Affe versteht, was ich meine“. Lloyd verengte seine Augen, da er sich ein wenig angegriffen fühlte. Er war doch kein Affe, oder sonst was. Er konnte Dreisatz nur einfach nicht.
 

„Sehe ich für dich aus wie ein Affe, oder was?“. Dies hatte Lloyd nicht geschrieben, sondern laut ausgesprochen, wofür er sofort ein Kreidestück an den Kopf geworfen bekommen bekam. Raine sah warnend zu den beiden Jungen, welche ziemlich dicht aneinander saßen. Würde sich Lloyd nicht konzentrieren, würde Zelos ganz einfach rausfliegen, ob er nun dran schuld war, oder auch nicht. Der Auserwählte grinste nur dümmlich, strich seinem Sitznachbarn über die Wange, da sich dieser wieder beruhigen sollte. Dann nahm er seinen Stift zur Hand und schrieb die nächsten Zeilen. „So habe ich das nicht gemeint, Amigo. Kein Grund, gleich auszurasten. Wir wollen doch kein Ärger von Madame bekommen, oder?“. Lloyd knurrte leise, ehe er den Zettel wieder in Beschlag nahm, um ebenfalls etwas drauf zu schreiben.
 

„Was meinst du mit Belohnungen?“. „Aha? Hat mein Amigo also doch Interesse? Das wirst du dann sehen… Also…“. Kurz überlegte Zelos, zog das Übungsblatt näher und besah sich nochmals die erste Aufgabe. „Du hast da 2 Bauarbeiter, die anstreichen sollen. Wenn einer 8 Stunden dafür braucht, dann ist es doch nur logisch, das zwei 4 Stunden brauchen, oder? Dafür brauche ich nicht mal einen Taschenrechner, um das zu wissen“. Selbstgefällig fuhr sich Zelos durch sein rotes Haar, warf dieses zurück und lächelte leicht. Nun, diese Aufgabe war leicht und er wusste auch, dass Lloyd wahrscheinlich wütend auf ihn werden würde, da Zelos sicherlich wieder eingebildet rüber kam.
 

„Ach, das weiß ich auch…“. „Und trotzdem hast du ein anderes Ergebnis da stehen? Okay, lassen wir das. Diese Aufgabe ist noch relativ leicht, aber sieh dir die nächste an“. Zelos bemühte sich, es dem Kleineren verständlich zu machen, doch merkte er schnell, wie schwer sich Lloyd doch in Wahrheit damit tat. Vor allem hinterfragte er meist, wieso das denn so war und genau das war Zelos’s Schwachpunkt. Woher sollte er wissen, wieso man es so rechnete? Ihm wurde es doch auch nur so gelehrt und der Auserwählte hatte nie nachgefragt, warum man es so rechnete und nicht anders. In Wahrheit interessierte es Zelos auch gar nicht, denn die Hauptsache war doch, dass man zum richtigen Ergebnis kam.
 

Als es dann endlich zur Pause klingelte, standen alle Schüler auf, somit auch Colette und Genis, welche nach hinten zu Zelos und Lloyd sahen. Lloyd sah wirklich angespannt aus, fuhr sich immer wieder durchs Haar und fluchte leise vor sich hin. Zelos dagegen sah gelassen auf das Übungsblatt, überlegte schon seine nächsten Sätze, um Lloyd wenigstens ein bisschen zu helfen. „Das wird schwierig. Jeder andere hätte längst verstanden, wie man das hier rechnet, aber bei Lloyd wird das ein wenig anders. Ich muss ihn irgendwie ködern, aber wie?“. Nochmals überlegte Zelos, sah dann zu Genis und Colette, welche auf ihn und auch den Kleineren warteten.
 

„Geht schon mal vor. Das hier dauert etwas länger“ rief er den beiden zu, sah die verwunderten Gesichter, ehe Genis schließlich mit den Schultern zuckte. Okay, würde er schon mal mit Colette nach draußen gehen, etwas Essen und dann mit den anderen vielleicht spielen. Colette sah nochmals zu Lloyd, welcher eine Frage stellte. Scheinbar bekam Lloyd nun Nachhilfe von Zelos, was an sich eine gute Sache war, wenn der Braunhaarige daraus etwas lernte. So ging auch sie aus dem Klassenzimmer und ließ somit die beiden Jungs alleine.
 

„Och Lloyd, mein Kleiner. Ich trichter dir das hier schon noch ein und wenn es Jahre dauert“ grinste Zelos seinen verzweifelten Amigo entgegen, welcher nur noch mal knurrte. Scheinbar störte ihn diese Art, wie Zelos hier mit ihm sprach. Gut, sie waren nun alleine, da auch Raine in ihre wohlverdiente Pause gegangen war, aber trotzdem. Lloyd war doch nicht vollkommen dumm, denn er konnte Dinge, die andere nicht konnten. Außerdem besaß er Stärke, Mut und andere Qualitäten, die der Auserwählte wohl gerade zu vergessen schien.
 

„Lass mich einfach in Ruhe, Zelos“ murmelte Lloyd, stand nun auch auf, da er in die Pause wollte. Zelos nervte gerade wirklich mit seiner allwissenden Art, so dass sich der Kleinere nun wirklich veräppelt vorkam. Diese Masche konnte Zelos mit wem anderes abziehen, aber nicht mit ihm. Gerade, als er um den Tisch gehen wollte, wurde er rumgedreht, auf den Tisch gedrückt, ehe ein Gewicht auf ihm lag. Nun lag er halbwegs auf den kleinen Tisch, über ihn Zelos, welcher ihn bei beiden Händen festhielt. „Warte doch mal, Kleiner. Seit einigen Tagen bist du wieder so seltsam. Du haust ständig ab und sagst zu mir, dass ich dich in Ruhe lassen soll. Jetzt habe ich dir helfen wollen und das ist scheinbar genauso falsch“. Der Auserwählte sah forschend in die wütenden Augen, welche auf ihn fixiert waren. Nun reichte es, denn Zelos hatte lange genug geschwiegen, sogar mit Dirk über dieses Verhalten dessen Stiefsohnes gesprochen, aber auch dieser wusste nicht so genau, was Lloyd’s Problem eigentlich war. Nur, das es irgendwas mit Zelos zutun haben musste, da waren sich sowohl Dirk, als auch Zelos einig.
 

„Lass los, Zelos“ knurrte Lloyd, verengte nochmals die Augen, als sich Zelos noch ein weiteres Stück zu ihm hinab beugte. „Das werde ich, wenn du mir sagst, was für ein Problem du mit mir hast. Ich bin nicht dumm, Kleiner“. Lloyd sah beiseite, hatte er nicht vor, mit Zelos zu reden. Nein, deswegen war er doch immer abgehauen, hatte sich an diesen einen Ort zurück gezogen, um dort in Ruhe nachzudenken. Nun konnte er aber nicht abhauen, hielt sein Geliebter ihn eisern fest und erwartete auch Antworten.
 

„Kein Problem… Es ist nur so, das du mich immerzu küsst, mich berührst und…“. „Und du weißt nicht genau, wie du diese Dinge interpretieren sollst?“. Lloyd nickte schließlich dazu, spürte weiche Lippen auf seiner Wange, welche sofort zu kribbeln begann. Seine Augen schlossen sich seicht, genoss er diese Empfindungen wieder zu sehr, als sich gegen sie zu wehren. Verdammt, wieso konnte Zelos ihn immerzu beruhigen? Das war nicht fair, so fand jedenfalls der Kleinere.
 

„Jetzt tust du das auch und ich weiß nicht, warum du das immer machst. Küsst du mich nur, weil ich mich danach sehne, oder empfindest du auch etwas dabei?“. Endlich hatte er diese bescheuerte Frage gestellt und war nun umso mehr darauf gespannt, wie die Antwort seines Geliebten lautete. „Wieder solche Fragen, Amigo. Du weißt doch genau, das ich deinen Körper begehre, oder etwa nicht?“. Lasziv leckte Zelos über das Ohrläppchen seines Amigo’s, welcher scharf die Luft ein zog. „Und du begehrst meinen Körper, würdest dich mir gerne hingeben, das weiß ich ganz genau…“. Sanft küsste er Lloyd’s Hals, ließ seine Hand in dessen Nacken gleiten und hob dessen Kopf etwas an. „Und du liebst es, wenn ich dich in einen heißen Zungenkuss verwickle“. Kurz darauf trafen sich ihre Lippen, zwang Zelos den Kleinen quasi in einen Zungenkuss, welcher beide Herzen höher schlagen ließen.
 

Lloyd konnte nichts dagegen tun, war zu gefesselt von dieser verführerischen Stimme, welche doch so offensichtlich die Wahrheit aussprach. Ja, er begehrte Zelos, begehrte dessen Tun, wie auch jetzt. Wenn da nur nicht diese offene Frage sein würde, welche ihm immer noch nicht beantworten worden war. Empfand Zelos denn nichts bei solchen Dingen? Küsste er Lloyd denn nur, weil er selbst die Lust dazu hatte? Der Auserwählte hatte doch vor einer Woche gemeint, er fühle sich verunsichert. Er wisse nicht genau, was er im Moment fühlen solle, hatte dies denn nichts zu heißen? Wusste Zelos denn nun, was er für Lloyd wirklich fühlte?
 

Schließlich löste Zelos diesen Kuss, sah nochmals in das entspannte Gesicht seines Freundes, welcher langsam die Augen öffnete. „Du musst lernen, Lloyd. Du musst lernen manche Dinge einfach hinzunehmen. Ich bekomme ja auch nicht immer die Antworten, die ich von dir haben will“. Daraufhin erhob sich der Auserwählte, zog den Kleineren mit sich, damit dieser wieder zum Stehen kam. Dann wandte sich Zelos ab, würde er nun wieder zu seinen neuen zu Hause gehen, um Lloyd in Ruhe zu lassen. „Lloyd, du sollst wissen, dass du der Einzige bist, mit dem ich solche Küsse austausche. Keiner durfte mich zuvor so küssen, wie du es darfst. Keiner hat das Recht dazu, außer dir. Das soll dir vorerst Antwort genug sein, mein Kleiner“. Und somit verschwand Zelos lächelnd aus dem Klassenzimmer, ließ einen verwunderten Lloyd zurück. Sofort bekam er reichlich Farbe, hielt sich beide Hände vor sein Gesicht, da ihm Zelos so etwas noch nie gesagt hatte. Meinte Zelos dies denn ernst? Hatte nur Lloyd das Recht, ihn so zu küssen? Gott, wieso hatte sein Geliebter das auch so gesagt? So verführerisch, wie er meistgehend mit Lloyd sprach?
 

Draußen beobachteten Colette und Genis, wie der Auserwählte sich auf den Weg zum Tor machte, scheinbar wieder zu Dirk wollte. Was war da drin nur passiert und warum war Lloyd nicht gleich mit nach draußen gekommen? Nun, es schien nichts Schlimmes passiert zu sein, denn auf Zelos’s Lippen hatte sich ein Lächeln befunden. So sahen sich Colette und Genis kurz an, ehe sie sich zunickten, wieder ins Schulgebäude gingen, um ihren Freund aufzusuchen. Dieser saß wieder an seinen Platz, starrte auf den Tisch und schien nachzudenken.
 

„Geht Zelos zu Dirk?“ durchbrach Genis die Stille, bekam die sofortige Aufmerksamkeit seines Freundes, welcher daraufhin einfach mal nickte. Er wusste es nicht so genau, aber wenn Zelos das Dorf verlassen hatte, dann schien dieser sicherlich zurück zu Dirk zu gehen. „Was ist los, Lloyd? Hast du Fieber? Dein Gesicht ist ganz rot“ wollte Colette wissen, besah sich diese Röte, welche um einige Nuancen dunkler wurde. Gott, wieso fragte die Blonde nur so blöd? Das hatte er schon immer an ihr gehasst, sie fragte so selten dämlich. Außerdem wollte er darüber nicht mit ihr reden, denn irgendwie kam ihm das auch unangebracht vor.
 

Es klingelte und die Schüler betraten nach und nach das Klassenzimmer wieder. Super, von der Pause hatte Lloyd nicht viel gehabt, außer vielleicht einen schönen Zungenkuss von Zelos. „Nur ich habe das Recht dazu“ murmelte Lloyd leise vor sich hin, sah wieder aus dem Fenster, welcher den schönen Tag zeigte. Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus, stimmte es ihn doch irgendwie glücklich, das nur er dieses Recht besaß. Nur er durfte diese Lippen so kosten, nur er und kein anderer. Ja, vielleicht hatte Zelos Recht damit, dass er manches einfach so hinnehmen sollte.
 

Der Auserwählte saß auf einem Felsen, nahe dem Dorf und strich sich mit dem Zeigefinger über seine Lippen. Er hatte ein wenig von sich preisgegeben, hatte Lloyd gesagt, dass nur dieser das Recht hatte, mit ihm solche Küsse auszutauschen. Es stimmte ja auch, denn kein Mädchen durfte ihn so küssen, oder ihn so berühren. „Ich schätze, lange kann ich meine Gefühle nicht mehr geheim halten“ dachte sich Zelos, schloss seine Augen und ließ sich von seinen Empfindungen leiten. Nun, so langsam akzeptierte er dieses Kribbeln im Bauch, das ständige Verlangen nach dem Körper des anderen, diese Sehnsucht, die ihn immer wieder zu Lloyd trieb. Es konnte sich nur um Liebe handeln, welche immer stärker wurde. Tag für Tag war sie ein wenig gewachsen und nun war er mitten drin.
 

„Ob er langsam merkt, das ich mehr fühle? Fragt er mich deswegen nach meinen Gefühlen?“. Zelos war sich sogar sicher, dass er sich zum Teil sicherlich schon verraten hatte, aber so lange er nichts zugab? Außerdem war er sich nicht sicher, ob er sich auf so etwas einlassen sollte. Des Nachts, wenn er mit den Kleineren intimer hatte werden wollen, hatte dieser immer wieder geblockt, der Grund, er wolle das nur, wenn Zelos das Gleiche empfand, wie Lloyd selbst. An sich eine weise Entscheidung, jedenfalls, wenn man bedachte, mit wem sich Lloyd da einlassen würde, aber Zelos selbst hatte auch Bedürfnisse und wollte nicht länger warten. Er wollte Lloyd immer mehr, je länger sich dieser davor sträubte.
 

Dann fiel ihm eine tolle Idee ein, welche beide Parteien glücklich machen würde. Wieso war er darauf nicht schon eher gekommen? Heute war Freitag, also fing das Wochenende an. Perfekt, er könne seinen Plan gleich heute Abend umsetzen. Nur, ob Lloyd dazu wirklich Lust hatte? Ach, das würde er sehen und zur Not würde der Auserwählte ihn ein wenig erpressen, denn er wollte seinen Willen bekommen. Lloyd würde sich heute Abend sicherlich auch amüsieren, da war sich Zelos schon sicher. Zufrieden und nun besserer Laune, sprang der Auserwählte vom Felsen. Kurz sah er nochmals zum Dorf, überlegte, ob er Lloyd jetzt schon davon erzählen solle, doch ließ er es lieber bleiben. Nein, er konnte noch warten, schritt deswegen lächelnd den Weg durch den Wald und stellte sich schon einiges vor. Nun, Zelos freute sich schon darauf.

Auf zur Partystadt, Altamira!

Es war kurz nach 15 Uhr, als Raine meinte, die Schule sei für heute vorbei. Ein Glück, denn Lloyd hatte wirklich keine Lust mehr. Er war sowieso nicht wirklich anwesend gewesen, hatte immerzu an diese Worte gedacht, welche Zelos zu ihm in der Pause gesagt hatte. Nur er dürfe ihn so küssen und niemand anderes. Ein wenig Stolz war Lloyd schon, hieß dies nämlich, das Zelos solche Dinge nur mit ihm teilte. Wieso eigentlich? Küsste er die Mädchen etwa nicht, bevor er mit ihnen ins Bett stieg? Sofort schüttelte Lloyd seinen Kopf, wollte er daran nicht denken. Nein, dieser Gedanke behagte ihn nicht und rief ein bekanntes Gefühl hervor. Eifersucht. Am liebsten würde er Zelos noch etwas an den Kopf knallen. Nämlich, das der Auserwählte sich nicht mehr mit irgendwelchen Mädchen traf. Okay, seitdem Zelos bei ihm wohnte, war dies nicht mehr vorgekommen, aber wer sagte nicht, dass dieser nicht einfach während der Schulstunden verschwand, sich irgendwo ein Mädchen suchte und diese dann flachlegte? Nein, er wollte und konnte das nicht glauben.
 

Langsam ging er den Weg durch den Wald, welcher zu seinem zu Hause führte. Gott, er benahm sich irgendwie wie ein Mädchen, jedenfalls empfand es Lloyd so. Ob Zelos dies manchmal auch so sah? Nein, dieser sagte nur immer, wie süß er Lloyd in manchen Situationen doch fand. Und was hatte sein Geliebter heute gesagt? Er solle nicht immer solche Fragen stellen? Nun, Lloyd wollte aber am liebsten wissen, woran er beim Auserwählten war, denn dieser benahm sich in der letzten Zeit auch so seltsam. Ja, Zelos kümmerte sich richtig um Lloyd, so das dieser manchmal wirklich das Gefühl verspürte, da sei wirklich etwas. Aber solange Zelos dies nicht zugab, wollte Lloyd nicht weiter darauf eingehen, denn wer wusste schon, was in diesem hübschen Köpfchen vor sich ging?
 

Als er über die kleine Brücke schritt, welche zu seinem Haus führte, sah er nach oben, sah seinen Stiefvater, welcher die letzten Bretter fixierte. An sich war der Ausbau wohl fertig, so schien es jedenfalls. „Yo Lloyd, endlich Schule aus?“ rief eine sehr bekannte Stimme, welche Lloyd nach Links sehen ließ. Zelos saß beim Grab seiner Mutter, schien Unkraut gerupft zu haben, denn es lagen einige Gräser neben ihm. Auch das Grab seiner Mutter machte einen sauberen Eindruck, glänzte der Stein wirklich, so das man den Name Anna Irving darauf wieder gut lesen konnte.
 

Langsam ging er auf den Auserwählten zu, besah sich kurz dessen Hände, welche ein wenig schmutzig waren. „Du weißt doch, dass ich meistens um diese Zeit nach Hause komme“ erwiderte Lloyd leise, strich mit seiner rechten Hand über den Grabstein und schloss für kurze Zeit seine Augen. Wie jeden Tag sagte er somit seiner Mutter ‚Hallo, ich bin wieder da’. „Vermisst du deine Mutter eigentlich sehr? Hat Kratos dir von ihr ein wenig erzählt?“. Der Auserwählte klopfte sich den Dreck von seinen Händen, was allerdings nicht viel brachte. Okay, müsse er sich gleich die Hände waschen, denn so wollte er nicht durch die Gegend laufen.
 

„Ich kann mich nur vage an sie erinnern, aber von Kratos weiß ich, das sie eine tolle Frau gewesen sein muss. Sie hat mich und den Exphere…“. Lloyd hob seine linke Hand und besah sich den rötlichen Stein, welcher das Andenken an seine Mutter war. „Sie hat uns beschützt und ist dann durch die Desian’s gestorben. Ich weiß, Kratos musste sie töten, da ihr Exphere außer Kontrolle geraten ist, aber dennoch ist dies die Schuld der Desian’s“. Der Auserwählte nickte dazu, hatte Lloyd schon damals ein bisschen davon erzählt. Ganz anders als bei Zelos, welcher vor langer Zeit seine Vergangenheit preisgegeben hatte. Nun, er vermisste seine Mutter nicht wirklich, hatte diese doch zu ihm gesagt, dass er niemals hätte geboren werden sollen.
 

„Ich wünschte, ich könnte dasselbe von mir behaupten, denn ich vermisse meine Mutter kein Stück. Zwar wurde sie von Seles’s Mutter und einem Halbelfen wegen mir umgebracht, aber das rechtfertigt nicht, mir zu sagen, das ich nie hätte geboren werden dürfen…“. Zelos sah auf seinen Cruxis Kristall, war dieser eigentlich an seinem gesamten Leben schuld. Ein leises Seufzen glitt über seine Lippen, ehe er zu Lloyd aufsah, ihn musterte und dann fortfuhr. „Vielleicht hat sie Recht damit, denn ich habe mir nie solch ein Leben gewünscht. Weißt du noch damals in Flanoir? Damals habe ich es das erste Mal seit Jahren geschafft, mich jemandem anzuvertrauen. Das warst du, Lloyd“. Ein kleines Lächeln zeichnete sich auf Zelos’s Lippen ab, ehe er aufstand und sich kurz streckte. „Nur Selbastian, Seles und du wissen von meiner Vergangenheit, aber selbst meine Schwester weiß nicht alles. Sie denkt immer, ich sei der Starke, aber wie es manchmal in mir drin aussieht…“. Zelos ließ den Satz offen, schüttelte seinen Kopf, da einige blutige Bilder in seinem Kopf aufstiegen. Der Tag, an dem es blutigen Schnee gegeben hatte, diesen Tag würde er niemals vergessen können.
 

Aufmerksam hörte Lloyd zu, sah dabei zu Boden, da es schon irgendwie schmerzte, wie Zelos sprach. „Und ich halte an meiner Aussage fest, Zelos. Ich will nicht, dass du so denkst. Es mag sein, das dein bisheriges Leben beschissen gelaufen ist, aber was ist mit dem Hier und Jetzt?“. Lloyd sah nun doch endlich auf, empfingen ihn schöne blaue Augen, welche ihren Glanz verloren hatten. Dieses Thema zerstörte die heitere Stimmung, die sonst immer herrschte, aber zuerst mussten einige Dinge geklärt werden. „Fühlst du dich denn jetzt immer noch so beschissen? Ich weiß, du hast als Auserwählter schon viel durchmachen müssen und einiges habe ich sogar selbst gesehen, aber…“. Lloyd überlegte, wie er das nun am besten formulieren sollte, denn er wollte, das Zelos seine Vergangenheit hinter sich ließ, nun endlich neu anfing. „Die Dinge haben sich geändert, dein Leben fängt hier bei meinen Vater und mir neu an, oder nicht? Hier kannst du ein ganz normaler Mensch sein, ohne einen Titel, Zelos. Nutze diese Chance und lebe dein Leben endlich richtig“. Ja, das waren die Worte, die Lloyd hatte aussprechen wollen, die für ihn persönlich passend waren und der Wahrheit entsprachen.
 

„Wow, ich fange gleich an zu heulen“. Gespielt traurig sprach Zelos, doch bewegten ihn diese Worte wirklich, nur das wollte er nicht zeigen. Nein, er zeigte so etwas so ungern und sein Amigo müsste dies auch genau wissen. „Fängst du wieder damit an? Mach dich nicht über mich lustig, Zelos. Entweder, du glaubst meinen Worten, oder du lässt es bleiben“. Lloyd hatte das Gefühl, als sei dies hier schon mal passiert. War es auch, wenn er richtig zurück dachte. Ja, damals in Flanoir war so etwas Ähnliches vorgefallen und schon damals hatte sich Lloyd verarscht gefühlt.
 

Als sich Lloyd zum Gehen abwandte, da er auch seine Schultasche ins Haus bringen wollte, wurde er beim Handgelenk festgehalten, bestimmend herumgedreht und von sanften blauen Augen gemustert. „Ich glaube dir, Amigo… Hey, sei nicht wütend auf mich, nur weil ich nicht die gewünschte Reaktion zeige, die du dir erhoffst“. Lloyd sah beiseite, wollte er das nun nicht hören, denn er fühlte sich wirklich verarscht. Wieso konnte Zelos denn nie ernst sein? Gerade ging es doch auch, aber warum jetzt nicht mehr? Nur weil Lloyd seine Meinung dazu geäußert hatte? Super, dann waren seine Worte also eine Belustigung?
 

Sein Kinn wurde ergriffen und sein Kopf wieder in die Richtung des Auserwählten gedreht. „Verzeih mir, mein Schnuckelchen, zufrieden?“. Nur leise kamen diese Worte über Zelos’s Lippen, doch dieser plötzliche Kosename zerstörte diese Entschuldigung, weshalb sich Lloyd auch losriss und einfach ins Haus ging. Verdammt, Zelos nahm ihn überhaupt nicht ernst, egal was er sagte. Jedenfalls bei solchen Dingen und das war es, was der Kleinere nicht haben konnte.
 

Zelos seufzte, wollte sich gerade durch sein Haar streichen, als ihm seine Hände ins Auge fielen. Gott, er musste sich endlich die Hände waschen. So ging auch er ins Haus, sah Lloyd, wie dieser die Treppen zu ihrem Zimmer hinaufstampfte und dabei wüste Worte ausstieß. Oha, der Kleine war sichtlich verärgert, weil Zelos ihn eben wieder mal nicht ernst genommen hatte. Nun, er glaubte dem Kleinen wirklich, aber er konnte das so schlecht zeigen. Er wollte nun auch nicht rumheulen, denn dadurch wurde seine Vergangenheit auch nicht besser, oder veränderte sich. Es war eben so und Zelos war eben so. Damit musste sich Lloyd abfinden, denn schließlich hatte sich dieser doch in ihm verliebt, weil der Auserwählte so war, wie er nun mal war.
 

Langsam ging auch er die Treppen hinauf, ging kurz ins Bad, um sich die Hände zu waschen. Im Bad hörte er schon die Spekulationen, die Lloyd wohl gerade aufstellte, schien dieser nicht zu wissen, warum dessen Ausgehkleidung auf dessen Bett lag. Grinsend trocknete sich Zelos die Hände ab, schritt dann zur Zimmertür hinüber und öffnete diese einen Spalt breit. Als er durch den Spalt sah, sah er schon Lloyd, welcher noch immer verwundert auf dessen Ausgehkleidung starrte. Sollte er den Kleinen auf die Folter spannen? Nein, das wäre gemein, so fand Zelos, öffnete die Tür weiter und trat schließlich ein.
 

„Okay Zelos, warum liegt gerade diese Kleidung auf mein Bett? Das sind die Klamotten von der königlichen Familie, die wir damals für das Bankett bekommen haben“. Zelos nickte zustimmend, legte seinen linken Arm um Lloyd’s Schulter und grinste ihn überheblich an. „Das hast du richtig erkannt, Kleiner. Der Grund, warum ich dir die Kleidung rausgesucht habe… Na ja… Ich habe vor, dich heute Abend mitzunehmen. Wir fliegen nach Altamira, der Partystadt, okay? Wir machen mal so richtig einen drauf“. Lloyd sah verwundert zu Zelos, welcher dies einfach mal so eröffnete. Einen drauf machen? Party? Altamira? Wieso? Diese und ähnliche Fragen belagerten den Kleinen gerade, verstand er nicht, wieso auf einmal Zelos feiern gehen wollte.
 

„Guck nicht so, das wird lustig, Lloyd“ grinste Zelos dümmlich, strich dem verwunderten Lloyd über die Wange, ehe er wieder ernst drein blickte. „Ich lebe nun knapp eine Woche hier und vermisse das Partyleben, verstehst du? Hier ist es zu ruhig und deswegen muss ich mal raus. Komm schon, Lloyd. Komm mit und amüsiere dich auch mal“. Zum Ende hin, so hatte Lloyd das Gefühl, schien der Auserwählte doch etwas zu quengeln. Okay, wenn es diesem Glücklich machte? Dann würde er eben mitkommen. Er konnte es auch irgendwie nachvollziehen, das Zelos diese Partys vermisste, denn hier gab es nirgendwo einen Ort, an welchen man sich einfach mal so amüsieren konnte.
 

„Okay, okay. Ich komme mit, aber wir müssen meinen Vater fragen“. Zelos nickte, verstand er dies natürlich auch, denn Lloyd war noch minderjährig. So müsse Zelos auf den Kleinen achten, damit dieser wieder Heil nach Hause kam. Kein Problem, so fand der Auserwählte, wandte sich der Balkontür zu und öffnete diese. Als er raus trat, sah er schon Dirk, welcher fleißig weiter arbeitete. Toll, sie hatten es in weniger als einer Woche geschafft, das kleine Zimmer um 2 Meter zu vergrößern. Einen zweiten Schrank hatten sie sich dann angeschafft, extra für Zelos’s Klamotten, die er schon längst aus dem Schloss geholt hatte. Ja, es ließ sich hier wirklich aushalten, nur war diese Ruhe oftmals störend. Deswegen wollte er heute Abend feiern gehen, Lloyd mitnehmen und diesen zeigen, wie es war, einmal richtig einen drauf zu machen.
 

„Dirk? Könnte ich Lloyd heute Abend mit zu einer Party nehmen? Ich passe auch auf ihn auf“. Der bärtige Mann unterbrach seine Tätigkeit, sah den Auserwählten lange an, bis sein Sohn auch auf den Balkon trat. „Ihrrr wollt feierrrn gehen? Unterrr einerrr Bedingung“. Nicht nur Zelos sah fragend drein, auch Lloyd setzte einen fragenden Blick auf. Eine Bedingung? Wie würde diese lauten? „Kein Alkohol fürrr Lloyd“. Seltsame Bedingung, aber Zelos nickte artig, auch wenn er den Kleineren Alkohol geben würde. Lloyd’s Vater würde es eh nicht merken, wenn sie leise ins Zimmer gingen und sich dann sofort ins Bett legten. Genau, am nächsten Morgen musste Zelos nur aufpassen, das Dirk die eventuelle Fahne nicht roch, aber auch da kannte er Tricks.
 

„Okay, kein Alkohol für meinen Amigo. Na dann, ich würde vorschlagen, wir essen noch eine Kleinigkeit, machen uns dann fertig und starten los“. Zelos grinste, ging wieder ins Zimmer zurück und ließ seinen Amigo und Dirk zurück. Vielleicht wollten Vater und Sohn noch etwas besprechen? Er wusste es nicht, würde schon mal eine Kleinigkeit machen, damit sie zeitig gehen konnten. Warum Zelos sich jetzt schon so abhetzte? Er brauchte seine Zeit, bis er fertig wurde und würde sogar die Hilfe von Lloyd brauchen.
 

„Paps, ich werde doch bald 18 Jahre alt“ murrte Lloyd, wollte er auch gern etwas trinken, aber so wie es schien, wollte sein Vater das nicht. „Befolge die Rrregeln, Lloyd. Wirrr wissen beide was beim letzten Mal rrrausgekommen ist, nicht wahrrr?“. Dunkel erinnerte sich Lloyd an seinen 16ten Geburtstag, hatte er damals ein wenig getrunken und hatte dann den halben Tag im Bett gelegen. Ja, ihm war schlecht gewesen, aber auch nur, weil er von allem etwas getrunken hatte. Jetzt würde doch Zelos sowieso aufpassen, oder? Wenn er nur ein, oder zwei Gläser trank und dies von einer Sorte, dann ging das doch in Ordnung, oder etwa nicht?
 

„Paps…“. „Keine Diskussion, haben wirrr uns verrrstanden?“. Murrend wandte sich Lloyd ab, würde er sich eben an diese dumme Regel halten. Ihm blieb ja eh keine Wahl, denn Zelos würde ihm sicherlich keinen Alkohol geben, oder? Nun, so wirklich wusste er das auch nicht, aber man würde es sehen. Langsam stieg er die Treppen runter, hörte schon das muntere Treiben von Zelos, welcher Reis anbriet und dazu Gemüse dünstete. Gut, eine Reispfanne wäre nicht schlecht, kochte Zelos auch wirklich nicht schlecht.
 

„Setz dich, Lloyd und mach dir keine Gedanken darüber. Oder meinst du, ich halte mich an irgendwelche Regeln? Ich habe sehr wohl gehört, worüber du mit Dirk gesprochen hast. Das bleibt unser kleines Geheimnis, okay?“. Sofort erhellte sich Lloyd’s Mimik, schien der Auserwählte so etwas nicht allzu eng zu sehen. Nun mit besserer Laune, besah er sich Zelos, welcher weiterhin den Reis in der Pfanne wendete, ab und an sogar lustige Gestiken machte, damit beide etwas zu lachen hatten. „Danke Zelos“ murmelte Lloyd, besah sich den Teller, welcher ihm vor die Nase gestellt wurde. Es sah nicht nur gut aus, es roch auch sehr lecker. Lange wartete der Kleine nicht, nahm sich die Stäbchen zur Hand und begann den Reis in sich hinein zu schaufeln. „Lecker“ bekam er zwischen seinen Bissen heraus, strahlte seinen Geliebten an, da dieser wirklich vielseitig begabt war. Zwar zeigte Zelos diese Eigenschaften selten, aber wenn er diese zeigte, dann hauten diese einen um.
 

Zelos sagte dazu nichts, hatte er nun schon oft hier den Kochlöffel geschwungen und einfach etwas für sie beide, oder auch für Dirk gemacht. Auch Lloyd’s Stiefvater war zu Anfang wirklich erstaunt gewesen, hatte gemeint, das er Zelos so etwas nicht zugetraut hätte. „Kleine Frage am Rande, Amigo. Kannst du mir meine Haare flechten?“. Der Kleinere sah von seinen Teller auf, direkt in die schönen blauen Augen, welche nun wieder etwas mehr Glanz hatten. Ob Zelos sich besser fühlte, als noch vor einigen Tagen? Lloyd dachte zurück, war Zelos oft auf dem Balkon gestanden und hatte in den Himmel gestarrt, vermutlich an seinem verstorbenen Butler gedacht. Ob er noch immer darüber grübelte? Seither hatten sie nicht mehr darüber gesprochen, denn Lloyd wollte auch nicht Wunden aufreißen, die vielleicht gerade heilten. Ein Klopfen holte ihn aus seine Gedanken, waren es Zelos’s Finger, welche auf dem Tisch trommelten. Stimmte ja, Zelos erwartete noch eine Antwort von ihm.
 

„Ähm… Du meinst so einen, wie du auf dem Bankett getragen hast? Na ja, nicht so gut, aber ich kann es versuchen. Colette wäre da besser geeignet“. Lloyd kratzte sich am Kopf, war ihm das auch irgendwie peinlich. Jedoch verflog diese peinliche Stille schnell, als Zelos aufstand, seinen Teller zur Spüle brachte und dann zur Treppe ging. „Versuch macht klug, nicht? Ich bin duschen… Ach ja, ist übrigens eine Strandparty, daher werden wir in 2 Stunden gehen, bis dahin sollte ich auch fertig sein“. Lloyd grinste in sich hinein, konnte er es sich gar nicht vorstellen, das sein Geliebter wirklich so lange brauchen würde. Nun, er würde sich nur kurz duschen und sich dann umziehen. Mehr brauchte nicht bei ihm gemacht werden.
 

Kurz aß er noch seinen Teller leer, stand dann auf und brachte den leeren Teller zur Spüle und ließ etwas Wasser hinein. Dann ging auch er hoch, hörte schon das Wasserrauschen, was ihm sagte, dass sein Auserwählter schon unter der Dusche stand. Sollte er einen Blick riskieren? Seither waren sie meistens getrennt duschen gegangen und auch so hatte er Zelos’s Körper nicht mehr mustern dürfen. Okay, die Chancen hätte er zwar gehabt und abends, bevor sie schlafen gingen, konnte er einige Blicke riskieren, aber so, wie unter der Dusche? Nein, so völlig Nackt hatte er den Auserwählten nicht mehr sehen können.
 

„Entweder, du gehst ins Zimmer, oder du kommst her, Lloyd. Ich habe dich gehört, Kleiner“ sang Zelos, hatte er natürlich das Knarren der Treppe vernommen. Danach waren keine Schritte mehr zu hören gewesen, was ihm sagte, das der Kleine wohl vor der Badtür stand. Lloyd schrak zurück, schluckte und bekam etwas mehr Farbe im Gesicht, da er sich ertappt fühlte. Gott, er hätte einfach ins Zimmer gehen sollen, dann wäre er nun nicht in dieser Situation. „Amigo… Komm rein, oder traust du dich nicht? Macht dich mein Körper so sehr an? Ja, ich weiß, ich bin so sexy“. Je länger Zelos diese Show abzog, desto sicherer war er sich, dass der Kleinere gleich weiche Knie bekommen würde. Es war nun mal die Art, wie Zelos immer wieder mit Lloyd sprach.
 

Und tatsächlich musste sich Lloyd an der Wand abstützen, um nicht den Halt zu verlieren. Diese dämliche Masche, die Zelos immer und immer wieder abzog, sie zog auch bei ihm. Wirklich dumm, wo Lloyd doch vorher noch dieses Machogehabe gehasst hatte, so liebte er diese Art nun umso mehr. Verdammt, langsam konnte er wirklich verstehen, warum die Mädchen in Schergen hinter Zelos her waren. „Soll dich der große Zelos holen kommen? Kein Problem, warte“. Lloyd hörte, wie sich etwas im Bad tat und dann ging auf einmal die Türe auf. Zum Vorschein kam ein eingeseifter Zelos, welcher sich notdürftig ein Handtuch um die Hüfte geschlungen hatte. Einige Wassertropfen suchten sich ihren Weg über dessen Brust, verschwanden jedoch im Saum des Handtuches, welches das wichtigste verdeckte. Lloyd schluckte trocken, spürte nur, wie sich sein Gesicht noch röter färbte, als ohnehin schon. Dieser Anblick allein brachte sein Blut zum Kochen.
 

„Wenn du mitduschen willst… Du weißt, wir passen beide darein“. Zelos zwinkerte seinem Amigo zu, spielte nebenher mit einer nassen Haarsträhne und wickelte diese immer wieder um seinen Finger. Nochmals schluckte Lloyd trocken, ehe er ein zaghaftes Nicken zustande brachte. Verdammt, das hier hatte ihm doch tatsächlich die Sprache geraubt, aber warum? Es war doch nicht das erste Mal, das Zelos diese Nummer hier abzog. Schon oft hatte er das getan und in den meisten Fällen hatte Lloyd einfach weggehört, weil er nun mal anfällig, auf dieses Gehabe, reagierte. Eine Hand an seinem Handgelenk zwang ihn mit ins Bad, dessen Tür einfach hinter Lloyd geschlossen wurde. „Dann zieh dich mal aus, Amigo“. Leise hauchte Zelos diese Worte nahe an Lloyd’s Ohr, welcher dadurch erzitterte. „Und dann… Dann machen wir versaute Wasserspielchen“ fügte der Auserwählte noch schnell hinzu, lachte innerlich schon, da er wusste, wie Lloyd auf diese Masche reagierte. Nun, so reagierten die meisten, jedenfalls die Mädchen. Dass Lloyd auch dazu gehörte, störte ihn nicht, nein, es war schön zu sehen, wie gut der Auserwählte doch bei den Kleineren ankam.
 

„Zelos, lass dieses Gehabe…“ murmelte Lloyd leise, öffnete seine Hose, da diese schon etwas eng wurde. Verdammt, er war dadurch tatsächlich ein wenig erregt worden und Zelos würde das wahrscheinlich auch noch sehen können. Sicherlich sah er das gleich und wusste dann genau bescheid. „Was denn? Du liebst es doch, wenn ich so mit dir spreche, oder?“. Zwei Arme schlangen sich um Lloyd’s Körper, drückten den Kleineren an Zelos’s Brust, welcher sich von hinten eng an ihn schmiegte. „Lass mich raten, deine Knie sind schon ganz weich, dein Herz schlägt unkontrolliert und du wirst langsam, aber sicher, zu Wachs in meinen Händen. Ein schönes Gefühl, nicht wahr?“. Ein leises Seufzen entfloh dem Kleineren, ehe er über seine Schulter sah, wieder in diese schönen blauen Augen, welche nun ihren vollständigen Glanz zurück bekommen hatten. Und nicht nur das. Deutlich konnte Lloyd einen kleinen Hauch von Lust in den blauen Seen erkennen. Nein, nicht schon wieder. Wann gab der Auserwählte denn endlich auf?
 

„Zelos… Wir wollen duschen, oder?“. „Du weichst dem Thema aus, wie immer, Amigo“. Zelos löste die Umarmung, setzte ein gespielt beleidigtes Gesicht auf, da er den Kleineren einfach nicht rumkriegen konnte. „Okay, okay, lass uns duschen, bevor du noch einen Schwächeanfall kriegst“. Ein Seufzen erklang, ehe Zelos den Duschvorhang beiseite zog und sich wieder unter den warmen Wasserstrahl stellte, vorher sein Handtuch beiseite warf und somit seine Blöße präsentierte. Lloyd zog sich langsam aus, ließ sich extra Zeit, damit er sich wieder etwas beruhigen konnte. Gut, wenigstens hatte Zelos aufgehört, hatte eingesehen, das er das einfach nicht wollte, obwohl Lloyd’s Körper natürlich eine andere Sprache sprach. Jedoch verspürte der Kleinere noch immer einen Hauch von Misstrauen, wollte nicht von Zelos als Lustobjekt, oder was auch immer, betrachtet werden. Nein, es sollten wahre Gefühle dabei sein, wenn sie wirklich mal miteinander schliefen. Dann und auch nur dann, nicht eher.
 

Wenig später saßen beide schon fertig umgezogen in ihrem gemeinsamen Zimmer. Zelos saß auf dem Boden, vor dem Bett, damit Lloyd ihm die Haare flechten konnte. Zu Anfang tat sich Lloyd auch noch sehr schwer damit, bis ihm der Auserwählte zeigte, wie es ging, da er sich oftmals selbst auch die Haare flocht, wenn diese ihm im Weg waren. Langsam legte Lloyd Schlaufe um Schlaufe, lächelte dabei, da Zelos’s Haare wirklich weich waren. Waren ihm seine roten langen Haare wirklich so heilig? Jedenfalls schien sein Geliebter diese auf jeden Fall wahrlich zu pflegen, als seien sie eine wichtige Pflanze, oder so etwas Ähnliches. „Sind lange Haare nicht manchmal unpraktisch? Also… Für mich wäre das nichts, weil man sie sehr pflegen muss und auch das trocknen dauert wirklich lange“. Zelos grinste in sich hinein, lehnte sich etwas zurück, da der holzige Boden doch etwas hart war.
 

„Manchmal schon, aber mit kurzen Haaren sehe ich wirklich bescheuert aus. Als Kind habe ich kinnlange Haare getragen, so ähnlich wie Kratos. Immerzu wurden sie mir wieder auf diese Länge geschnitten, bis ich irgendwann keine Lust mehr darauf hatte. Seitdem trage ich lange Haare und wenn sie mich stören, dann binde ich sie mir zusammen“. Lloyd nickte dem zu, stellte sich vor, wie Zelos wohl mit kurzen Haaren aussehen würde. Ein leises Kichern entfuhr ihm, sah das in seinen Gedanken wirklich unmöglich aus. Nun, vielleicht sah er das auch nur so, weil er Zelos nur mit langen Haaren kannte? Jedenfalls war die Vorstellung allein schon sehr amüsant.
 

Zelos murrte etwas in sich hinein, ehe er spürte, wie Lloyd das Ende seiner Haare mit einem Band zusammen band. „Fertig… Besser kann ich das wirklich nicht“ erklärte Lloyd, legte Zelos’s Zopf über dessen Schulter, damit dieser sich seinen Zopf ansehen konnte. Einige Sekunden verstrichen, ehe Zelos aufstand, sich kurz streckte und sich nochmals im Spiegel betrachtete. „Passt schon, Amigo“ grinste er sein Spiegelbild an, poste ein wenig, was Lloyd noch mal zum Schmunzeln brachte. Der Auserwählte konnte es einfach nicht lassen, hielt sich wahrscheinlich für den Schönsten und Coolsten auf der ganzen Welt. Jedoch war dieses Selbstvertrauen auch etwas Gutes, denn anders wollte er den Auserwählten auch nicht sehen. So war dieser nun mal und diese Art war besser, als wenn Zelos niedergeschlagen wirkte. Zudem wusste sich Lloyd dann so schlecht zu helfen, wenn sein Geliebter dies nun mal war, was in den letzten Tagen häufig der Fall gewesen war.
 

„Lass uns gehen, Lloyd. Die Party wartet schon auf uns“. Der Kleinere nickte, stand vom Bett auf und sah nochmals an sich runter. Ob er nicht mit dieser Kleidung zu sehr auffiel? Immerhin war dies eine Strandparty und kein Bankett. „Was?“ wollte Zelos wissen, musterte Lloyd auch nochmals, doch konnte er nichts Drastisches feststellen. Nein, Lloyd sah gut aus, fast so gut wie Zelos selbst.
 

„Wir gehen auf eine Strandparty, richtig? Sind wir dafür nicht zu elegant gekleidet?“. Zelos schüttelte seinen Kopf, war dies eine dumme Aussage. „Ich bin der Auserwählte, Lloyd… Und du? Du wirst heute Abend meine Begleitung sein, verstehst du? Ich gehe immer so weg, also mach dir über deine Kleidung keinen Kopf. Außerdem…“. Der Auserwählte schritt auf den Kleineren zu, legte seine Hand auf dessen Schulter und lächelte leicht. „Wir werden nicht die einzigen sein, die so kommen. Es kommen auch einige Adelige zu der Strandparty“. Lloyd nickte verstehend, schien dies eine gemischte Party zu sein, welche für Arm und Reich zugänglich war. Wenigstens waren dann da nicht nur Spießer, denn er mochte diese Art, wie die Reichen redeten, irgendwie nicht.
 

Grinsend ging Zelos die Treppen runter, hob zum Abschied seine Hand, woraufhin Dirk nickte, welcher am Tisch saß und etwas reparierte. Als Lloyd in sein Blickfeld kam, setzte Dirk seinen warnenden Blick auf, welcher an die Abmachung erinnern solle. „Paps, ich habe verstanden“ murrte der Kleinere, ging rasch hinter Zelos her, welcher schon draußen stand und seinen Rheard startklar machte. „Steig auf, Kleiner“ bat er seine Begleitung, spürte im nächsten Moment zwei Arme, welche sich um seine Taille schlangen. „Er ist wirklich anhänglich, aber irgendwie ist diese Art auch total süß“. Schmunzelnd startete Zelos seinen Antrieb, hob mit dem Rheard in die Lüfte und flog Richtung Altamira. Die Partystadt war leider ein wenig weiter weg, aber schlimm war dies nicht. So hatten sie wenigstens noch etwas Ruhe, konnten diese noch einige Minuten genießen, bevor es auf der Party laut wurde. Zelos kannte dies zu genüge, hatte man bei solchen Partys fast keine Ruhe.
 

Es dauerte auch nicht lange bis er die Stadt erblickte, dümmlich grinste und beim Tor zur Landung ansetzte. „Altamira… Ich war schon lange nicht mehr hier. Yo, vielleicht begegnen wir Regal“. Lloyd wusste nicht, ob dies der Wahrheit entsprach, wohnte Regal zwar in dieser Stadt, ebenso Presea, welche von Regal damals aufgenommen wurde, aber ob er den Herzog wirklich sehen würde? Lloyd mochte es zu bezweifeln, denn Regal war nun wirklich kein Partytyp, oder dergleichen.
 

Gerade wollten sie zum Strand gehen, welcher schon eine gewisse Lautstärke absonderte, da ergriff Zelos Lloyd’s Schulter, hielt diesen an, da er noch etwas zu sagen hatte. Da die Sonne sich schon dem Horizont neigte und gleich die Party richtig losgehen würde, würde es Sinn machen, es dem Kleinen Hier und Jetzt zu sagen. „Bevor wir nun dahin gehen…“. Zelos deutete mit dem Zeigefinger auf den Strand, auf welchen schon einige tanzten, etwas tranken, oder sich so amüsierten. „Muss ich dir noch etwas sagen, Lloyd“. Eine kurze Pause entstand, wo sich Zelos schon seine nächsten Worte zu Recht legte. In der Zeit drehte sich der Kleinere zum Auserwählten hin, klang dessen Tonlage überraschend ernst. Wieso? Gab es vielleicht etwas wichtiges, was Lloyd beachten musste?
 

„Ich weiß nicht, ob ‚Er’ da ist, aber wenn ‚Er’ da ist, dann halte dich von ihm fern“. Seltsame Aussage, so fand Lloyd und setzte demnach auch ein unverständliches Gesicht auf. Wer sollte denn auf der Party sein und warum zum Geier sollte er sich von demjenigen fernhalten? Was sollte das denn jetzt? „Ich sehe schon, ohne Erklärung tust du nicht das, was ich von dir verlange…“. Zelos seufzte aus, sah lange in diese braunen Augen, ehe er mit der Wahrheit rausrückte. „Es gibt da einen Typ, ob du schon mal von ihm gehört hast, das weiß ich nicht, aber… Ich gebe dir einfach diesen Rat, halte dich von ihm fern. Bleib in meiner Nähe, damit ich mir keine Sorgen machen muss“. „Zelos, könntest du deutlicher werden? Du sprichst mir in Rätseln“. Lloyd konnte das einfach nicht verstehen, machte der Auserwählte scheinbar auch ein enormes Geheimnis daraus. Wer war denn verdammt noch mal da und warum würde sich Zelos Sorgen machen? Da war doch irgendwas faul, jedenfalls vermutete Lloyd dies.
 

„Sein Name ist Sam, aber alle nennen ihn Sammy. Er ist leicht zu erkennen, denn du stehst vor ihm“. Ungläubig wurde Zelos gemustert, ehe Lloyd den Mund aufmachte. „Ich bin noch nicht fertig, Lloyd“ hinderte Zelos den Kleineren daran etwas zu sagen. „Der Typ ist das genaue Ebenbild von mir, trägt lange braune Haare und hat hellgrüne Augen. Ansonsten gleichen wir uns wie ein Ei dem anderen“. Verwunderung machte sich in Lloyd breit, hatte er von solch einem Typen noch nie gehört und dieser sollte genauso aussehen wie Zelos? Nein, das konnte doch gar nicht sein. „Aber…“. „Warte, das war noch nicht alles“. Wieder unterbrach er den Kleineren, sah zu Boden, da er nun die Gründe sagen musste, warum er von diesen Typen erzählte.
 

„Ich habe ihn damals kennengelernt, als ich ungefähr 15 Jahre alt gewesen war. Damals haben wir noch unsere Späße getrieben, die Menschen verarscht und all solchen Mist. Nur, je Älter wir geworden sind, desto Ernster wurde die Lage. Er kopiert mich, kriegt somit auch jedes Mädchen rum, wenn du verstehst, was ich meine“. Lloyd nickte, fand er es schon seltsam, dass es da einen zweiten Zelos geben solle. Warum hatte er noch nie von diesem Sam gehört? Der Name hätte doch wenigstens mal fallen müssen, oder? „Vor kurzem sind mir Gerüchte zu Ohren gekommen, das er drei Mädchen und einen Typen aus Meltokio vergewaltigt haben soll…“. Eine unangenehme Stille breitete sich aus, schien der Kleinere auch ein wenig erschrocken zu sein. Vergewaltigung? Um Gottes Willen, so dachte sich Lloyd. „Natürlich wurde ich sofort verdächtigt, aber Dank des Königs konnten sie mir nichts nachweisen. Kein Wunder, ich war zu dem Zeitpunkt meistens im Schloss und habe die Prinzessin unterhalten. Das war noch vor der Entscheidung, das ich sie heiraten sollte“. Wieder erklang ein Seufzen, sah Zelos sehr wohl, wie es dem Kleinen doch etwas Angst machte.
 

„Es sind nur Gerüchte, aber ich, für meinen Teil, bin davon überzeugt, dass er meinen Ruf schädigen will, aber leider können wir ihm auch nichts nachweisen, was ich merkwürdig finde“. Wieder machte Zelos eine kurze Pause, strich dem Kleineren kurz über die Wange, da dieser sich wieder beruhigen sollte. „Wir sind Rivalen, was Frauen angeht, denn er will mehr Mädchen rumkriegen, als ich es je schaffen würde. Ein stummer Machtkampf also… Er ist jedoch ein ganz anderes Blatt, denn er wendet sicherlich schon Gewalt an, wenn es mal nicht nach seiner Nase läuft“. „Zelos, ich… Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll… Kannst du ihm nicht verbieten, dich zu kopieren?“. Zelos schüttelte den Kopf, hatte auch er damals diese Idee gehabt, aber so was konnte man nicht durchsetzen. „Nein, jeder darf so sein, wie er es für richtig hält. Er verhält sich zwar so, wie ich nun mal bin, schadet vielleicht sogar meinen Ruf damit, aber inzwischen achten die Menschen auf meinen Cruxis Kristall. Dieser beweist, das ich der wahre Auserwählte bin“. Lächelnd strich er dem Kleineren über die Wange, bekam ein kleines, jedoch schüchternes Lächeln dafür zurück.
 

„Lloyd, wenn er nur ein bisschen Interesse an dir zeigt, dann musst du mir das sofort sagen, verstanden? Ich will mich nicht aufspielen, oder sonst was, aber falls Sam wirklich dort ist, dann will ich dich schützen. Außerdem würde er sich einen Spaß daraus machen, mir Mädchen, oder eben dich, auszuspannen“. Der Kleinere sah zu Boden, überlegte ein wenig, da er diese Informationen erstmal verarbeiten musste. Gott, es gab wirklich kranke Menschen auf der Welt und Lloyd hoffte, dass eben dieser wirklich nicht dort war. „Mache ich, auch wenn ich mich selbst wehren kann“ murmelte Lloyd leise, trug er immerhin noch seinen Exsphere, welcher ihm Kräfte verlieh, von denen andere nur Träumen würden.
 

Zelos nickte dieser Aussage zu, verstand er zwar Lloyd’s letzten Satz auch, aber Vorsicht war immer noch besser, als Nachsicht. Immerhin trug er die Verantwortung für Lloyd und wollte diesen Gesund und Munter nach Hause bringen. „Okay, dann komm mit mir, Amigo“. Zelos hielt Lloyd seinen Arm hin, machte er nun einen auf Gentleman, da er ja sonst immer eine weibliche Begleitung hatte, oder alleine zu einer Party ging. Erst sah Lloyd verwundert drein, ehe ihm die Röte zu Kopf stieg. Nur zögerlich harkte er sich beim Auserwählten ein, welcher den Kleineren anlächelte. „Heute Abend bist du meine Begleitung, also muss ich dich auch dementsprechend behandeln“. Ein Zwinkern von Zelos folgte, ehe sie langsam auf den Strand zugingen. Nun war Party angesagt, so dachte sich Zelos, bemerkte, wie sich sein Amigo noch näher an ihn schmiegte. Lloyd fühlte sich so wohl, würde Zelos nicht von der Seite weichen, da er mit ihm diesen Abend verbringen wollte. Vielleicht passierte heute endlich etwas? Hoffentlich, denn Lloyd hoffte schon so lange. Zu lange.

Höhen und Tiefen!

„Auserwählter“ schrien einige Mädchen auf, umringten sofort die beiden Neuankömmlinge und drängten Lloyd beiseite, so das er nur zusehen konnte, wie nahe sich diese aufdringlichen Mädchen an Zelos drängten. Gott, Zelos hatte nicht mal etwas getan und sie flogen auf ihn. Und Lloyd? Er konnte nun nur hier stehen, zusehen und wahrscheinlich warten bis Zelos die Mädchen abgeschüttelt hatte. „Ich hätte damit rechnen sollen“ murmelte der Kleinere leise, sah sich um und entdeckte einige Menschen, welche nicht direkt zum Auserwählten gingen und sich einfach weiter amüsierten. Eine kleine Tanzfläche war aufgebaut, dort tanzten Pärchen und schienen glücklich zu sein. Glücklich. Wieso fühlte er sich gerade wieder so seltsam? So einsam, obwohl sein Geliebter doch nur einige Meter von ihm entfernt stand?
 

„Yo, meine Zuckerpüppchen. Ja, ihr liebt mich, das weiß ich doch, aber heute habe ich keine Zeit, um mich um euch zu kümmern. Entschuldigt mich“. Zelos schob eines der Mädchen beiseite, sah entschuldigend drein, da die Mädchen schon ein wenig traurig wirkten. Nun, er kümmerte sich ja sonst immer um sie, wenn er denn mal hier war, aber heute ging es nicht und Zelos bezweifelte, das es in Zukunft noch möglich war, sich solche Dinge zu erlauben. Das hieß, wenn er sich auf seine Empfindungen einlassen würde, denn noch immer haderte er mit sich, wollte das einfach nicht, weil der Schmerz von damals noch immer an ihm nagte.
 

Sofort sah er zu Lloyd, sah dessen Trauermiene, was ihn doch ein wenig verwunderte. „Amigo, komm mit, wir gehen zur Bar“ rief er den Kleinen, welcher sofort aufblickte, jedoch den traurigen Blick beibehielt. Auch wenn sich nun Zelos dazu entschlossen hatte, sich den ganzen Abend um Lloyd zu kümmern, so blieb dieser Schmerz. Es schmerzte ihn immer mehr, wenn Zelos sich mit Mädchen unterhielt, ihnen Komplimente machte, weil er sie dann leichter ins Bett bekam. Warum nur? Er wollte diese Gefühle nicht mehr verspüren, wollte entweder Zelos ganz, oder gar nicht. Aber der Auserwählte war nun mal so, liebte sein Leben so, wie er es nun lebte und würde ihm keine Liebe geben. Nur Nähe, aber diese reichte Lloyd nicht mehr aus. Sollte er es ihm sagen? Sollte er Zelos sagen, das er das nicht mehr konnte? Das er nicht so weitermachen wollte? Würde Zelos das denn verstehen, wo dieser doch immer wieder die Chancen nutzte, um in Lloyd’s Nähe zu sein, weil er die Lust auf ihn verspürte?
 

„Lloyd, na komm schon. Zieh nicht solch ein Gesicht, verstanden? Amüsiere dich“. Zaghaft nickte der Kleinere, doch konnte er seine jetzige Miene einfach nicht ablegen, bildeten sich bereits einige Tränen in seinen Augen, weshalb er seinen Kopf schnell senkte. Zelos sollte nicht sehen, das er wieder weinte. Zu oft hatte der Auserwählte ihn nun schon so gesehen und so langsam schämte sich Lloyd auch dafür. Vielleicht zeigte Zelos deswegen ungern Tränen, oder versuchte alles mit einem Witz abzutun? Eine Hand an seinem Kinn zwang ihn wieder aufzusehen, direkt in die blauen Augen, welche fragend auf ihn gerichtet waren. „Hey…“. Zelos zog seinen Amigo an sich, schien dieser sich gerade wirklich mies zu fühlen, nur den Grund kannte Zelos nicht. Lag es an dem ebenerlebten Szenario? Verkraftete Lloyd dieses Bild einfach nicht? Lloyd kannte es doch, wenn die Mädchen den Auserwählten umringten und er seine Masche abzog, aber nun?
 

„Lloyd, sag mir, was du hast. Lag es an eben?“. Wispernd sprach Zelos diese Worte in Lloyd’s Ohr, wollte er nun auch nicht rumbrüllen, wegen der lauten Musik. Nein, erst musste dies geklärt werden, auch wenn gerade einige Partygäste zu ihnen sahen, sich scheinbar Dinge ausmalten, was Zelos dazu bewegte, den Kleineren einfach in seine Arme zu schließen. Wenn Zelos ehrlich mit sich war, so war ihm das egal, denn er durfte machen, was immer er wollte und wenn er den Kleineren einfach in seine Arme schloss, dann hatte dies niemanden etwas anzugehen. „Ich glaube, ich kann das einfach nicht mehr…“ murmelte Lloyd leise, spürte, wie sich Zelos von ihm etwas löste und dann wieder in seine Augen sah.
 

„Es geht nicht mehr… Von Tag zu Tag tut es mehr Weh. An manchen Tagen stelle ich mir die Frage, ob du wirklich nur bei mir bist, weil ich eben… Ach, ist doch auch egal“. Lloyd drehte sich um, doch spürte er im nächsten Moment zwei Arme, welche ihn davon abhielten, zu gehen. Nein, Zelos wusste genau, was hier gerade falsch lief, schien sich der Kleine wirklich durch dieses Bild verletzt zu fühlen. Jeden Tag tat es mehr Weh? Übertrieb der Auserwählte vielleicht manchmal und machte Lloyd Hoffnungen? Ja, vermutlich, aber Zelos hatte doch schon oft genug gesagt, das er nur körperliche Wärme geben konnte. Okay, die Gefühle hatten sich inzwischen geändert, somit auch Zelos’s Handlungen, aber er wusste noch immer nicht, ob er sich auf so was einlassen sollte. Zelos hatte doch vorgehabt, nie mehr in seinem gottverdammten Leben zu lieben und nun? Nun hatte ihn Lloyd soweit gebracht, dass er solche Gefühle für den Kleineren empfand. Er wusste, er konnte Lloyd vertrauen, aber was war, wenn Lloyd’s Gefühle irgendwann verschwanden, oder wenn er den Kleineren irgendwann nicht mehr lieben konnte? Würden sie dann noch normale Freunde sein können? Nein, wahrscheinlich war dies dann unmöglich und diese Freundschaft aufgeben, das konnte Zelos auch nicht. Lloyd war ihm wichtig und diesen als Freund zu verlieren, das würde der Auserwählte nicht verkraften.
 

„Ich bin nicht nur bei dir, weil ich manchmal Lust auf dich habe, Lloyd. Ich bin bei dir, weil du mein Freund bist und weil ich dich nicht im Stich lassen kann“ erklärte Zelos leise, ließ seinen Kopf auf Lloyd’s Schulter sinken und sah den Kleineren aus dem Augenwinkel weiterhin an. „Du bist mir wichtig, Amigo… Du ersehnst dir Dinge von mir, das weiß ich und das zeigst du mir auch deutlich mit jeden Tag, der vergeht…“. Zelos überlegte, was er noch sagen konnte, um es Lloyd Recht zu machen, denn eigentlich wusste Lloyd doch, das Zelos ihm nicht mehr geben konnte, oder es nicht wollte.
 

„Aber ich kann so nicht weitermachen, Zelos. Ständig gibst du mir das Gefühl, als sei da mehr zwischen uns. Ich will dich ganz für mich allein, verstehst du das?“. Erstaunt, dass Lloyd nun sehr laut geworden war, blinzelte Zelos einige Male. Zu Spät reagierte er, als sich Lloyd losriss und einfach nahe ans Ufer trat, welcher einige Meter weiter weg lag. So etwas war noch nie passiert, denn eigentlich sagte Lloyd nie solche Dinge. Jetzt hatte er präzise gesagt, was er wirklich wollte. „Er will mich ganz für sich allein?“. Zelos kratzte sich am Kopf, hörte er von Lloyd dies nun wirklich zum ersten Mal. Jedoch erwärmten diese Worte sein Herz, je öfter ihn diese lauten Worte nochmals durch den Kopf gingen. Und letztlich breitete sich ein leichtes Lächeln auf seinen Zügen aus, ehe er sich umsah, die Gäste stumm musterte, da diese Lloyd’s Aufruf natürlich auch vernommen hatten.
 

„Glotzt nicht so, oder habt ihr ein Problem?“ fuhr er die Gaffenden an. Wieso sahen diese Idioten denn so dumm drein? Hatten sie denn noch nie solch eine Äußerung von sich gegeben? Nun, Zelos dachte ja eigentlich ähnlich, wenn er nun genau darüber nachdachte. Er wollte Lloyd auch für sich allein, zwar aus verschiedenen Gründen, aber es war im Prinzip dasselbe. Okay, Zelos gestand sich ein, das er in Zukunft wohl die Finger von den Mädchen lassen musste, da Lloyd mit dieser Nummer echt nicht klar kam. Dann würde Zelos wohl warten müssen, bis sich Lloyd von alleine öffnete, sich dem Auserwählten hingab, ganz so, wie es Zelos wollte.
 

Zwei Hände verdeckten seine Augen, ehe er eine leise Stimme an seinem Ohr vernahm. „Zelos-Baby, na wie geht es dir? Was war das denn gerade? Hast du deinen Liebsten verärgert?“. Zelos knurrte, schob die Hände von seinem Gesicht und drehte sich der Person zu, welche hinter ihm stand. Verdammt, er hatte gehofft, dass er ihn nicht sehen müsse, aber nun war er hier. Lloyd sah zum Auserwählten hinüber, entdeckte nun die Person, welche gegenüber von Zelos stand. Verwundert ging er rasch zurück, wischte sich die restlichen Tränen aus dem Gesicht, ehe er nahe an Zelos’s Seite trat. Das hier wollte sich der Kleinere auf keinen Fall entgehen lassen, denn sein Geliebter setzte bereits zu etwas an.
 

„Wenn deine Finger noch einmal mein hübsches Gesicht berühren, dann hacke ich sie dir ab. Ich hoffe, wir haben uns verstanden, Sam“. Lloyd drehte sich seitlich, brachte ihn dieser Kommentar ein wenig zum Schmunzeln. Zelos musste eben immer wieder demonstrieren, wie toll er sich doch fand und das belustige Lloyd oftmals, ließ ihn das nun erstmal seine vorherigen Gedanken vergessen, welche ihn so traurig stimmten. Dann sah er wieder in diese hellgrünen Augen, musterte diesen Sam, welcher wahrlich eine Kopie von Zelos war. Wieso sah dieser Typ fast so aus wie sein Geliebter? Abgesehen von der Kleidung, den Haaren und den Augen war alles gleich. Verblüffend, so fand Lloyd, sah dann wieder zu seinen Geliebten, welcher überraschend einen Arm um Lloyd legte. Und was sollte das nun?
 

„Och Zelos-Baby… Und das ist dein Lover? Total Besitz ergreifend, aber auf so was stehe ich. Willst du uns nicht vorstellen?“. Zelos verengte seine Augen zu Schlitzen, drückte dabei Lloyd noch näher an sich, da seine Kopie schon so etwas wie Interesse an Lloyd zeigte. „Wage es nur einen Finger an ihn zu legen und du wirst den großen Zelos kennenlernen“. Warnend sah Zelos in diese hellgrünen Augen, ehe sein Zwilling seufzte, scheinbar doch ein wenig enttäuscht zu sein schien.
 

Lloyd spürte den unsichtbaren Kampf zwischen den beiden Kontrahenten. Diese Blicke sprachen Bände, obwohl Sam wohl aufgegeben zu haben schien. Hoffentlich, denn Lloyd wollte nicht alleine mit diesem Typen sein, über welchen er nun so viele schlimme Dinge gehört hatte. Ob das wirklich stimmte? Rein optisch sah Sam eigentlich harmlos aus, aber Lloyd wusste genau, dass man nie nach den äußeren Schein gehen durfte. Es wäre gefährlich, wenn er sich auf sein Gefühl verließ, obwohl sein Verstand etwas ganz anderes sagte. So würde er einfach bei Zelos bleiben, diesem nicht von der Seite weichen, damit es zu keinem Konflikt kam.
 

„Schon gut, reg dich nicht so auf, Kumpel. Ich nehme dir dein Schnuckelchen schon nicht weg, obwohl ich doch ein wenig enttäuscht bin. So ein hübscher Junge gehört in richtigen Händen und nicht zu einem, der sich jede Woche ein anderes Mädchen ins Bett holt“. Zelos verstärkte seinen Griff um Lloyd, riss er sich innerlich so zusammen, das es wirklich schon Weh tat, hier einfach so ruhig zu stehen. Verdammt, was bildete sich Sam eigentlich ein? Das hörte sich doch total bescheuert an, obwohl es ja auch irgendwie der Wahrheit entsprach. „Pack dir an deine eigene Nase, Sam. Die Gerüchte sagen vieles aus, nicht wahr?“. Grinsend fuhr sich Zelos über sein Haar, war dies zwar ein schmutziger Triumph, welchen er nun ausspielte, aber Sam würde sich hüten. Und wie er sich hüten würde, denn Zelos kannte keine Gnade, wenn es um seine Freunde ging.
 

„Gerüchte… Beweisen konntet ihr mir ja doch nichts… Wie dem auch sei, mein Auserwählter… Viel Spaß auf der Party“ wünschte Sam noch, ehe er sich zum Gehen wandte. Jedoch hielt er inne, sah nochmals in diese braunen Augen, welche zu Lloyd gehörten. Er hatte von diesem Jungen gehört, war dieser ein Gefährte des Auserwählten gewesen, welche die Welterneuerung vollendet hatten. Lloyd Irving, wenn er sich nicht irrte. „Wir sehen uns, mein Süßer“ zwinkerte Sam dem Kleineren zu, welcher sich näher an seinen Geliebten drängte. Gott, was hatte das zu heißen? Wieso hatte dieser Sam nicht einfach gehen können? Nein, Sam hatte ihm schöne Augen gemacht, schien trotz der Warnung von Zelos Interesse zu zeigen.
 

Lloyd sah zu seinem Geliebten auf, nachdem sich dieser Sam verzogen hatte, sah in den blauen Augen Wut und einen Hauch von Hass. Zelos schien wirklich wütend zu sein, löste seinen Griff auch kein Stück, so, als würde Lloyd etwas zustoßen, wenn er diesen loslassen würde. „Zelos“ murmelte der Kleinere leise, holte somit seinen Auserwählten aus den düsteren Gedanken, welche eben noch seine Sinne beherrscht hatten. Auch er sah nun zu Lloyd, legte dann ein leichtes Lächeln auf, um zu zeigen, dass nun alles wieder in Ordnung war. Okay, innerlich brodelte Zelos noch immer, aber er müsse sich den Rest des Abends am Riemen reißen und versuchen das Beste draus zu machen. Feiern, genau, er wollte mit Lloyd feiern und das ließ er sich von niemandem nehmen.
 

„Zelos, ich wollte mich entschuldigen… Also… Wegen gerade, das war…“. Zelos legte seinen Zeigefinger auf Lloyd’s Lippen, schüttelte dann sachte seinen Kopf, da es nichts zu entschuldigen gab. Lloyd hatte nur seinen Standpunkt nochmals klar gemacht und damit musste Zelos leben. „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, denn ich kann das auch irgendwie nachvollziehen…“ erklärte Zelos, strich dem Kleineren sanft über dessen Lippen, welche nun so einladend aussahen. „Tut mir Leid, wenn dich manche Situationen stören, aber ich kann nichts gegen meinen Ruf tun. So sind die Mädchen und das lässt sich auch nicht von heute auf morgen ändern“. Lloyd nickte schwach, schmiegte sich an der Hand, welche sanft über seine Wange strich. Ja, er wusste es doch selbst genau, denn Zelos tat nicht mal etwas und die Mädchen flogen aufgrund des Titels auf ihn. Und trotzdem. Es änderte nichts daran, dass Lloyd sich einfach mehr als körperliche Nähe erhoffte.
 

Sanft wurde er einfach mitgezogen, fand sich schließlich an der Bar wieder und setzte sich neben Zelos auf einen Barhocker. Dieser sprach schon mit einen der Barkeeper, welche die Getränke mixten und anschließend servierten. „Lloyd, was willst du haben? Sex on the Beach?“. Da Lloyd nicht wusste, was er da für ein Getränk bekommen würde, auch ein wenig verwundert wegen dieses Namens war, sah er erstmal in die Karte, welche auf dem Tresen lag. Vielleicht schmeckte dieses Zeug nicht und er musste dann etwas bezahlen, was er nicht mochte. „Hier, du kennst das nicht, oder? Probier mal, schmeckt gut“. Lloyd sah wieder auf, betrachtete das rötliche Gesöff, welches in einem hohen Glas war, dazu vereinzelte Früchte am Rande hingen. Dann nahm er einen Schluck, schmatzte kurz und nickte dem zu. Ja, es schmeckte fruchtig und man merkte den Alkohol kaum.
 

Zelos grinste, schnippte mit seinen Fingern, ehe auch dem Kleineren solch ein Getränk vor die Nase geschoben wurde. „Geht alles auf mich, Lloyd. Nur… Trink nicht zuviel, hörst du? Du merkst den Alkohol zwar jetzt noch nicht, aber er haut rein, wenn du nicht aufpasst. Außerdem darf Dirk nichts merken, sonst kriege ich noch Ärger“ erklärte Zelos, trank ein wenig von seinem Cocktail, ehe er sich umsah. Langsam füllte sich der Strand und die wenigen Lichter und Fackeln, welche aufgebaut waren, wurden langsam angeschaltet. Bald, so dachte er, würde er ein wenig Spaß haben können. Und auch sein Amigo würde sich wohl fühlen, wenn dieser erstmal ein wenig lockerer wurde. Ja, er wollte noch so einiges mit Lloyd machen, wenn es ein wenig später wurde.
 

„Dieser Sam… Er…“. Zelos sah zur Seite, bemerkte nun auch, das Lloyd’s Getränk schon leer war. Nun, so lange sich Lloyd beherrschen konnte, so war alles in Ordnung und außerdem würde der Auserwählte selbst auch ein Auge darauf haben. Jedoch wurde dem Kleineren ein neues Getränk hingestellt, schien sich Lloyd dieses auch selbst bestellt zu haben. Einen kurzen Schluck nahm der Kleinere, ehe er ebenfalls zu Zelos sah. „Er ist seltsam, also ich empfinde es so… Er macht mir mit seiner Art irgendwie Angst, verstehst du?“. „Ich weiß, was du meinst. Es ist beängstigend, wie er spricht, denn er tut so, als könne er keinem Wässerchen trüben, aber ist in Wahrheit der Teufel“. Zelos grinste, trank etwas und legte seinen Arm um Lloyd, welcher seinen Kopf auf die Schulter des Auserwählten lehnte. Der Alkohol tat jetzt schon seine Wirkung, fühlte sich der Kleinere ein wenig schwummrig, weil er auch so schnell trank. Verdammt, dieses Zeug schmeckte aber auch lecker.
 

„Wird er mich in Ruhe lassen?“. Zelos lehnte ebenfalls seinen Kopf seitlich, bis er auf Lloyd’s Kopf zum ruhen kam. Sanft nickte er, denn er würde auf Lloyd aufpassen, Sam sich dem Kleinen nicht nähern lassen. „Keine Sorge, Lloyd. So lange du in meiner Nähe bist, wird er dich nicht anrühren“. Lloyd seufzte, nahm erneut sein Glas zur Hand und nahm einen kleinen Schluck. Ihn beruhigten diese Worte doch sehr, da er sich schon einige Gedanken dazu machte. Nun, daran waren Sam’s Worte auch nicht gerade unschuldig, denn dieser würde sicherlich irgendwelche Chancen nutzen, wenn er diese sah.
 

„Worüber denkst du nach, Kleiner? Mach dir nicht so viele Gedanken, okay?“. Sanft fuhr Zelos mit seiner Hand durch die braunen Haare, wollte er doch nur, dass Lloyd ein wenig lockerer wurde. Aber dieser schien sich pausenlos Gedanken zu machen, aufgrund Sam’s Aussagen. Klar, Zelos selbst machte sich auch seine Gedanken dazu, aber er würde seine Kopie nicht näher an seinen Kleinen ranlassen. Nein, Sam konnte sich ein anderes Opfer suchen, aber nicht sein bester Freund, welcher so etwas nicht kannte. Zelos wollte ihm irgendwann zeigen, wie sich solche Gefühle anfühlten, aber nicht jetzt. Lloyd sollte entscheiden, wann und wo er mit wem schlief und das wollte der Kleinere wohl definitiv nicht mit Sam.
 

„Wie sehr ich dich liebe und das du mich so ehrenhaft beschützt hast“. Ein kleines Kichern erklang an Lloyd’s Ohr, ehe er weiche Lippen auf seiner Wange spürte. Gott, Zelos tat es schon wieder, aber diesmal ließ sich Lloyd einfach fallen, ergab sich diesen sündhaften Lippen, welche sich mit jedem weiteren kleinen Kuss an seine Lippen näherten. „Ja, ich weiß. Ich bin ein wahrer Ritter…“. Kurz darauf trafen sich ihre Lippen, verfielen in einen leidenschaftlichen Kuss, welcher beiden alles vergessen ließ. Selbst die Musik erschien ihnen leiser, als zuvor und auch die Wortfetzen der anderen Menschen verschwanden. Ein schier magischer Moment, wie Lloyd es empfand, denn er vergaß selbst seine Hemmungen, da er seine Hand über Zelos’s Körper wandern ließ, den Körper des anderen gierig erforschte.
 

Zelos entzog sich diesen Lippen, bettete seinen Kopf auf Lloyd’s Schulter und ließ den Kleineren einfach mal machen. Ein Keuchen entfuhr ihm, als er Lloyd’s Hände unter seinen Oberteil spürte, diese Hände langsam über seinen Oberkörper hinauf glitten, um nur einmal über diese zarte Haut zu streicheln. „Lloyd… Ah, mach weiter“. Der Kleinere lächelte leicht, umspielte sanft mit seinen Fingern die Brustwarzen, welche sich nach wenigen Sekunden aufstellten. Scheinbar mochte der Auserwählte solche Berührungen und verlangte demnach auch nach mehr. Nur, wie weit sollte das hier gehen? Lloyd tat dies doch nur, weil er auch mal Zelos so nahe sein wollte, aber nicht so nahe, wie sich sein Geliebter das wohl dachte.
 

Zelos’s Griff wurde fester und er rückte mit seinen Hocker ein wenig näher zu Lloyd hin, welcher kurz aufsah. Zwei blaue lustverschleierte Augen sahen in seine, schien Zelos wirklich mehr zu wollen, als eigentlich geplant. „Zelos… Ähm…“ haspelte Lloyd mit sich, bekam einen rötlichen Schimmer auf seinen Wangen, ehe seine Lippen wieder versiegelt wurden. Ziemlich wild und stürmisch war dieser Kuss, unkontrolliert noch dazu, als sich Zelos etwas mehr vorbeugte und dabei Lloyd beinahe vom Hocker stieß. Dann lösten sie sich wieder, sahen sich kurz an, ehe der Auserwählte seinen Kopf hängen ließ. „Du bist total fies, Lloyd. Heizt mich an und willst dann nicht weitermachen. Dabei weißt du doch genau, wie schwer mir diese Beherrschung fällt. Dein ganzes Handeln macht mich total an“. Beim letzten Satz sah Zelos wieder auf, beobachtete Lloyd’s Reaktion, welche nicht lange auf sich warten ließ. Sichtlich errötet griff Lloyd zu seinem Glas, leerte dieses in einem Zug, was er nicht hätte tun sollen, da er in Zelos’s Richtung kippte, da er wohl gewaltig übertrieben hatte.
 

„Ich denke, das reicht an Alkohol. Hätte ich gewusst, das du nicht soviel verträgst, hätte ich dir nur ein Glas erlaubt“. Lloyd kicherte leise, verkrallte seine Finger in Zelos’s Oberteil und kuschelte sich näher an dessen Brust. Zelos roch einfach so gut, strahlte eine angenehme Wärme aus und hielt ihn nun schützend fest. Besser konnte es doch nicht sein und so schloss Lloyd seine Augen, behielt sein Lächeln auf den Lippen, da er sich geborgen und wohl fühlte.
 

Zelos grinste, strich dem Kleineren einige Male über dessen Haare, ehe er auch sein Glas austrank, sich dann wieder umsah und feststellte, dass der Strand nun wirklich voll wurde. Gut, sein Plan konnte bald beginnen, oder jedenfalls einen Teil davon, denn jetzt konnte er Lloyd nicht mehr versuchen zu verführen. Nein, es wäre falsch, da der Kleinere auch nicht wirklich mehr Herr der Sinne war. „Lloyd?“. Der Angesprochene öffnete seine Augen wieder, richtete sich auf, auch wenn er viel lieber in Zelos’s Armen geblieben wäre. Kurz verschwamm alles vor seinen Augen, musste einige Male blinzeln, um wieder besser sehen zu können. Zelos stand auf, hielt Lloyd ein wenig fest, da dieser schon etwas schwankte. Vielleicht sollte er seinen Plan einfach aufgeben, denn Lloyd machte nicht mehr diesen munteren Eindruck, wie noch vor einigen Minuten.
 

Abwartend sahen ihn zwei braune Augen an, ehe Zelos seufzte. „Kannst du noch?“ wollte Zelos wissen, worauf er ein Nicken als Antwort bekam. „Dann schenk mir den nächsten Tanz, Kleiner“. Ungläubig wurde der Auserwählte gemustert, ehe wieder eine sichtliche Röte auf Lloyd’s Wangen erschien. Tanzen? Lloyd konnte nicht tanzen und würde dies auch nicht mit Zelos tun, weil hier so viele Menschen hier waren. „Zelos… Ich kann nicht, das wäre mir peinlich und außerdem kann ich überhaupt nicht Tanzen“.
 

„Wenn ich die Führung übernehme, dann kannst du Tanzen, glaub mir“. Zelos lächelte überheblich, denn er hatte noch nie erlebt, dass ihm eines der Mädchen auf die Füße getrampelt war. Nein, er führte sie so gut, das sie eigentlich nur Schritt halten mussten, wobei sich jedes Mädchen eigentlich nur näher an ihn schmiegte, diese Chance, eng zu tanzen, ergriffen. Zelos zog Lloyd vom Hocker, hielt diesen fest, da Lloyd wohl erstmal sein Gleichgewicht finden musste. Nun, betrunken schien er nicht zu sein, aber doch schon ein wenig angeheitert. Und trotzdem war er noch nicht so locker, wie Zelos es doch gerne gehabt hätte, aber was sollte es? Er würde seinen Tanz nun bekommen und wenn er den Kleineren dazu zwingen musste.
 

„Aber… Da sind so viele…“. „Menschen? Na und? Was spielt das denn für eine Rolle?“. Lloyd sah zu Boden, suchte eine Ausrede, damit er mit den Auserwählten nicht Tanzen musste. Jedoch fand er keine neue, denn Zelos schien es nichts auszumachen, das die Menschen die beiden wohl beobachten könnten. Verdammt, was sollte Lloyd tun? „Amigo, du küsst mich in aller Öffentlichkeit, aber weigerst dich mit mir zu tanzen?“. Okay, da hatte sein Geliebter auch wieder Recht, denn Lloyd hatte eben keine Hemmungen gezeigt, Zelos einfach hier zu küssen. Nur, da blieb nun mal das Problem, das Lloyd nicht Tanzen konnte. Er würde sich total blamieren, wenn er seinem Geliebten auf die Füße trat.
 

Lloyd wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Zelos ihn einfach mit sich zog, sich durch die Menschenmenge drängte und kurz darauf einen freien Platz auf der Tanzfläche ergatterte. Nicht nur die Mädchen sahen zum Auserwählten, sondern auch vereinzelte Männer, welche sich wohl ihren Teil dazu dachten. „Zelos… Ich…“. „Bleib locker und lege deine linke Hand auf meine Schulter, die Rechte legst du in meine Hand“. Nochmals überlegte Lloyd, ehe er einfach das tat, worum ihn Zelos gebeten hatte. Er spürte dessen rechte Hand an seiner Hüfte, welche ihn gleichzeitig auch etwas näher zog. „Nicht verkrampfen, Lloyd. Lass dich einfach von mir leiten“ hauchte Zelos in Lloyd’s Ohr, lächelte leicht und tat seinen ersten Schritt. Wie von selbst machte Lloyd dies nach, sah ab und an zu Boden, da er Zelos wirklich nicht auf die Füße treten wollte.
 

Nach einigen Schritten hatte Lloyd das Gefühl, er hätte so etwas schon öfter gemacht, denn es ging alles irgendwie wie von selbst. Nun etwas sicherer mit dieser neuen Situation, sah er wieder auf, bekam wieder ein warmes Lächeln geschenkt, welches er nur mit einem eben solchen Lächeln erwidern konnte. „Siehst du? Es geht doch ganz leicht, Lloyd“. Lloyd nickte seinem Geliebten zu, trat noch etwas näher zu diesen hin und lehnte schließlich seinen Kopf auf dessen Schulter. Dieser Augenblick wirkte wieder so schön, mit dieser schönen romantischen Musik im Hintergrund. Ja, an so etwas könnte sich Lloyd doch glatt gewöhnen.
 

Der Auserwählte spürte, wie sein Herz um einige Takte schneller schlug, ihm dieser Augenblick doch auch sehr gefiel. Verdammt, es sollte aufhören, dieses ständige Herzklopfen, dieses angenehme Kribbeln im Bauch, welches nur von Lloyd hervorgerufen wurde. Ein leises Seufzen entglitt seinen Lippen, ehe er kurz seine Augen schloss, um sich innerlich wieder zu beruhigen. Diese Gefühle fühlten sich so an, wie damals bei seiner ersten und letzten Freundin. Nur diese hatte es wirklich geschafft, solche Gefühle in ihm wachzurufen. Und nun war es Lloyd, welcher ihm dauernd in den Sinn kam, ihm an Sachen denken ließ, die er sich sonst nie fragte. Ständig tauchten diese Fragen auf, ob es Lloyd wohl gut ging, ob dieser sich beim Auserwählten wohl fühlte und einfach ähnliche Dinge. Klar, Zelos fragte sich manchmal einfach so, ob alles in Ordnung war, aber diese Fragen tauchten nun fast alle paar Stunden auf. Und dann immer diese Schuldgefühle, wenn Lloyd auch nur eine Träne vergoss. Meistens war es dann wegen Zelos und dies brachte dem Auserwählen einfach zum Nachdenken. Manchmal saß er nachts auf dem Balkon und grübelte. Diese schlaflosen Nächte, die er manchmal durchmachen musste, aufgrund dieser Gefühle, welche immer stärker wurden.
 

Und dann kam ihm des Öfteren sein Verbot in den Sinn, wenn er daran dachte, es dem Kleineren einfach zu sagen. Verdammt, er hielt noch immer an seiner Denkweise fest, auch wenn er wusste, dass er Lloyd voll und ganz vertrauen konnte. Nein, dieses Gefühl, diese dümmliche Angst blieb und er wollte nicht noch mal leiden, wollte keine Gefühle mehr empfinden, auch wenn er dem Kleineren damit Weh tat, Lloyd sich doch in Wahrheit eigentlich genau das, was Zelos für ihm empfand, entgegenbringen könnte. „Vielleicht kann ich es ihm irgendwann sagen, aber nicht heute und auch nicht morgen. Diese Zweifel muss ich zuerst besiegen, sonst kann ich meinen Amigo nicht die Liebe geben, die er sich von mir wünscht“. Zelos seufzte ein weiteres Mal, sah zu Lloyd hinab, welcher nun zu ihm aufblickte.
 

„Was hast du?“. Lloyd hatte den nachdenklichen Blick seines Geliebten sehr wohl bemerkt und auch dessen Seufzen verriet eigentlich, das der Auserwählte über etwas nachdachte. Nun konnte der Kleinere seine Neugier nicht weiterhin verstecken, geschah dies seit einiger Zeit auch öfter. Zelos lächelte leicht, schüttelte sachte seinen Kopf, ehe die Musik, zu welche sie gerade tanzten, verstummte. So blieben sie stehen, sahen sich an, da Lloyd diesen Blick seines Geliebten erforschte. Er konnte Zweifel erkennen, aber diese überhaupt nicht zuordnen. Man sagte, die Augen seien das Tor zur Seele und auch Zelos hatte dies mal behauptet. Jedoch konnte Lloyd oftmals nichts mit diesen Blicken anfangen, überlegte dann eisern, was nicht stimmen könnte. Klar, hier stimmte etwas nicht, aber Lloyd kam einfach nicht auf den Grund dieser Zweifel. Was ihn jedoch zu denken gab, war Zelos’s Herzklopfen gewesen, welches er gespürt hatte. War sein Geliebter aufgeregt, oder gab es da einen anderen Grund? Liebe? Nein, Lloyd vermochte es zu bezweifeln, denn wenn dem so war, dann hätte Zelos doch schon längst die Wahrheit gesagt, oder?
 

„Du hast doch was, also wieso weigerst du dich mit mir darüber zu reden?“. Nochmals schüttelte Zelos seinen Kopf, schob Lloyd ein wenig von sich und seufzte leise aus. „Es ist nichts, Lloyd“. „Ich habe Augen im Kopf und ich sehe deutlich und das nicht erst seit heute, das du etwas hast. Was ist mit dir?“. Lloyd wurde nun lauter, stritt Zelos seine Probleme ab, was der Kleinere wiederum irgendwie total bescheuert fand. Wieso sagte sein Geliebter denn nicht, was dieser hatte, oder über was er nachdachte? Hatte dies vielleicht etwas mit Lloyd zutun? Konnte Zelos deswegen nicht darüber reden, oder verheimlichte der Auserwählte vielleicht sogar etwas?
 

Zelos senkte seinen Kopf, dachte kurz nach, ob es nicht doch klüger wäre, mit der Wahrheit herauszurücken. Nein, eigentlich nicht, denn Lloyd zwang ihn quasi dazu und Zelos selbst wollte sich Zeit mit so etwas lassen. Nein, der Kleinere würde warten müssen, bis sich Zelos all seiner Gefühle wirklich sicher war. Immerhin war Liebe vergänglich und wer wusste schon, ob sie morgen noch immer so gut miteinander auskamen? „Lloyd, zwing mich nicht… Ich möchte nicht reden, okay?“. Lloyd sah nun ebenfalls zu Boden, schämte sich doch sehr, dass er Zelos fast dazu zwang, mit ihm zu reden. Klar, Zelos sollte von sich aus ein Gespräch suchen und nicht dazu gezwungen werden. Genau, der Auserwählte hatte schon viel zu viel durchmachen müssen.
 

„Entschuldige… Ich dachte nur… Wahrscheinlich bin ich sowieso schuld“. Zelos zog den Kleineren an sich, strich diesem immer wieder über den Rücken, da Lloyd keine Schuld trug. Nein, Zelos selbst machte es sich schwer, war ein Feigling, weil er sich nicht auf diese Gefühle einlassen konnte, es nicht wollte, aus einer Angst heraus. „Sei still, Amigo… Ich bin selbst schuld und nicht du“. Lloyd legte zögerlich seine Arme um seinen Geliebten, welcher ihm diese Worte ins Ohr flüsterte. Was war nur los heute? Heute stritten sie sich scheinbar immerzu und anschließend tat es beiden Leid. Wieso? Lloyd wollte darüber nicht nachdenken, schmiegte sich nur noch näher an Zelos, welcher seinen Kopf auf Lloyd’s Schulter gebettet hatte und den Kleineren noch näher an seine Brust zog. „Ich liebe dich, Lloyd“ dachte er bei sich, doch aussprechen konnte er diese Worte nicht. Nein, es ging nicht. Vielleicht irgendwann, aber nicht heute.
 

Keiner der beiden bemerkte diese hellgrünen Augen, welche aus dem Schatten heraus auf dieses süße Paar gerichtet waren. „Och, wie süß die beiden doch sind. Lloyd scheint mehr für Zelos-Baby zu empfinden, aber der Kerl spielt bestimmt nur mit ihm…“. Die Person überlegte, wie er es wohl schaffen könnte, die beiden für ein Weilchen zu trennen. Als seine grünen Augen über die Menschen glitten, entdeckte er einige junge Mädchen, welche schmachtend zum Auserwählten sahen. „Bingo“ grinste die Person, stieß ein bedrohliches Lachen aus und dachte weiter nach. Ja, dieser Plan würde funktionieren, würde ihm helfen, sich den Braunhaarigen zu schnappen, welcher es ihm von Anfang an angetan hatte.

Die ganze Wahrheit!

Einige Zeit war schon vergangen, in welcher Zelos mit seinen Amigo auf einer Strandliege lag und sich die Sterne besah, welche von hier sehr gut zu sehen waren. Im Hintergrund konnten sie vereinzeltes Lachen, die Musik und Getöse von der Party hören. Nun, sie waren ein wenig den Strand entlang gegangen, weil es dem Kleineren nicht mehr so gut wie zu Anfang ging und hatten sich deshalb auf eine Liege gelegt, damit sich Lloyd erholen konnte. Dann hatte er erzählt, dass Lloyd zu seinem 16ten Geburtstag auch mal Alkohol getrunken habe, aber sich danach nicht mehr wohl gefühlt hatte. Genau, deshalb hatte Dirk es ihm verboten, denn dieser hatte sich damals den ganzen Tag um seinen Stiefsohn kümmern müssen.
 

„Geht es dir besser?“ wollte der Auserwählte wissen, strich dem Kleineren immer wieder über dessen Rücken, welcher sich nur noch näher an die Brust Zelos’s schmiegte. „Ja, ein bisschen. Jedenfalls hat sich mein Magen etwas beruhigt“. In der Tat war dem Kleineren auf einmal so übel geworden und er hatte schon gedacht, er müsse sich hier übergeben. Aber nun lag er hier neben Zelos, hatte seine Augen geschlossen und fühlte sich etwas besser. Soviel hätte er wohl doch nicht trinken sollen, oder wenigstens langsamer. Zelos lächelte leicht, drückte Lloyd noch etwas mehr an sich, was dieser nur mit einem wohligen Seufzen begrüßte.
 

„Du bist schön warm, Zelos“ murmelte Lloyd leise, hob seinen Kopf ein wenig und legte seine Lippen auf Zelos’s Wange. Einige Sekunden verweilte er so, bis er durch etwas Druck zurück gedrängt wurde, der Auserwählte plötzlich auf ihm zum Liegen kam. Sanfte blaue Augen sahen in seine, doch nicht für lange, da Zelos seine Augen schloss und seinen Kopf senkte. Sanft fuhr er mit seinen Lippen über Lloyd’s Wange, bis hin zum Ohr, an welchen er knabberte. Ein Keuchen kam ihm entgegen, ließ Zelos’s Herz mit einem Mal höher schlagen. Gott, er liebte diese Geräusche, wollte am liebsten mehr von diesen hören, doch müsse er sich wohl zusammenreißen.
 

Lloyd schloss seine Augen, verschwamm doch sowieso alles vor ihm, wenn er sich nur zu schnell bewegte. Er ließ diese schöne Prozedur über sich ergehen, schlang seinerseits seine Arme um Zelos, welcher sich langsam zu seinem Hals küsste. „Bist du dir sicher, dass ich dir Wärme gebe?“. Eine gemeine Frage, so fand Lloyd, aber damit hatte der Auserwählte schon irgendwie Recht. In ihm stieg eine schöne Wärme auf, die sich aber bald in eine Hitze verwandeln würde, je länger er diesen Berührungen ausgesetzt war. Ja, er kannte diese Gefühle bereits, kam ihm diese Kostprobe in den Sinn, welche sich neben der Schule ereignet hatte.
 

Nochmals erklang ein leises Keuchen, ehe die Lippen des Kleineren versiegelt wurden, die Zunge des Auserwählten sich sofort Zugang in die Mundhöhle des anderen verschaffte, um mit Lloyd zu verschmelzen. Wenigstens das wollte er tun, wenn er nicht mehr durfte. Diese sündhaften Lippen sollten seine sein, sollten niemals andere Lippen berühren und wenn Zelos dafür kämpfen musste. Es klang ein wenig egoistisch, aber Lloyd war auch kein Deut besser. Schließlich hatte dieser doch gesagt, er wolle Zelos ganz für sich allein. In dem Sinne waren sie beide gleich.
 

Zelos löste diesen für ihn unbeschreiblichen Kuss wieder, sah in die braunen Augen seines Kleinen, welcher erstmal wieder zu Atem kommen musste. Ein kleines Lächeln zeichnete sich auf Zelos’s Lippen ab, ehe er sich etwas abstützte, über die Liege hinweg sah, um zu sehen, was auf der Party so los war. Nichts besonderes, denn alle feierten so weiter, wie zuvor. „Lloyd, wenn du nach Hause willst, dann sag mir das ruhig. Ich wäre dir dann auch nicht böse“. Der Kleinere schüttelte sachte seinen Kopf, konnte in Zelos’s Augen sehen, wie sehr dieser noch etwas bleiben wollte. Nein, sein Auserwählter war sicherlich schon sehr lange nicht mehr hier gewesen und er wollte dessen Spaß nicht verderben.
 

„Nein, es geht mir wieder besser, also können wir noch ein bisschen bleiben“. Zelos sah wieder zu Lloyd, welcher lächelte, sich dann etwas aufrichtete und nochmals die Lippen des Auserwählten in Beschlag nahm. Dann löste er sich wieder von Zelos, lächelte diesen vielsagend an, worauf Zelos einfach nur zurück lächeln konnte. „Danke Lloyd… Sollen wir uns wieder ins Menschengetümmel wagen?“. Der Kleinere nickte leicht, ehe Zelos sich erhob und den Kleineren beim Aufstehen half. Der Sand gab ihm nicht genügend Halt, weshalb sich Lloyd an der Schulter seines Geliebten kurz abstützte. Gott, sein Gleichgewichtssinn war total getrübt und er zweifelte jetzt schon, dass es so eine gute Idee gewesen war, noch länger hier zu bleiben. Er tat dies alles doch nur für Zelos, weil dieser doch so gerne feierte.
 

Langsam gingen sie auf die vielen Lichter zu, wurden direkt von einer Horde Mädchen aufgehalten, welche sich um Zelos versammelten. „Auserwählter, du kümmerst dich überhaupt nicht um uns. Wir wollen, das du mit uns tanzt“. Zelos sah kurz zu Lloyd, welcher jedoch nur zu Boden blickte. Was sollte der Kleinere auch dazu sagen? Die Mädchen hatten ja auch irgendwo ein Anrecht darauf, denn Zelos war Single und durfte machen, was er wollte. Der Auserwählte seufzte aus, hob das Kinn seines Begleiters sachte an und sah in die traurigen Augen, welche so verletzt aussahen. „Ich tanze mit ihnen und dann gehöre ich wieder dir. Bleib in meiner Nähe, okay?“. Lloyd nickte dem zu, wäre dies wohl der einzige Weg, damit diese Mädchen Ruhe gaben.
 

Zelos brachte den Kleineren noch zur Bar, setzte diesen dort auf einen Hocker, damit Lloyd nicht unbeaufsichtigt blieb. „Ich bin gleich wieder da“ hauchte Zelos in dessen Ohr, wollte er zwar gar nicht mit den Mädchen tanzen, aber es musste wohl sein. Sie würden ihn ansonsten nicht in Ruhe lassen, da war sich der Auserwählte sicher. Die Mädchen kreischten, hängten sich an ihren Auserwählten und zogen ihn zur Tanzfläche. Als der erste Tanz begann, legte Zelos sein selbstgefälliges Grinsen auf, zeigte somit seine Machoseite, die Lloyd zum Schmunzeln brachte. Okay, sein Geliebter spielte wieder Spielchen, wie er es immer tat, wenn die Mädchen bei ihm waren.
 

Nacheinander wechselten sich die Mädchen ab, wollte jedes dieser einmal mit dem Auserwählten tanzen. Eines der Mädchen schien aber nicht locker zu lassen, hängte sich immer wieder an Zelos’s Arm, welcher dadurch einen doch schon genervten Eindruck machte. Somit schenkte er dem Mädchen mehrere Tänze hintereinander. Lloyd saß einfach nur da und wartete, sah aus müden Augen zum Auserwählten hin. Doch dann wurden seine Augen groß und Tränen bildeten sich in seinen Augen. Das, was er da sah, war entweder ein Traum, oder Zelos wollte ihn damit wirklich verletzen. Wieso küsste er dieses Mädchen jetzt auch noch? Gerade eben hatte er doch noch genervt reagiert und nun?
 

Langsam stand Lloyd auf, musste er irgendwo hin, wo er kurz für sich war. Zwar hatte Zelos gemeint, er solle in der Nähe bleiben, aber das konnte er jetzt nicht. Nein, es tat einfach Weh, das weiter mit anzusehen. So schritt er wieder von der Party, sah sich um und entdeckte die Liege, auf welcher er noch vorhin mit Zelos gelegen hatte. Auf dieser ließ er sich fallen, wischte sich mehrmals über seine Augen, um die Tränen aufzuhalten, welche sich jedoch einfach ihren Weg über sein Gesicht machten. „Wieso hat er das gemacht? Erst sagt er, er will nur mich küssen und dann…“. Ein leises Schluchzen entwich dem Kleineren, ehe er einen Körper hinter sich spürte, zwei Arme, die sich um seinen Körper schlangen.
 

„Lass mich in Ruhe, Zelos. Du bist ein verdammter Lügner“ murmelte Lloyd, wollte dieser Umarmung entkommen, doch der Griff lockerte sich kein Stück. Seltsam, Zelos hätte ihn nun in Ruhe gelassen, oder schon längst etwas zur seiner Verteidigung gesagt. „Was hat er dir denn angetan? Soll ich ihn für dich eins überziehen?“. Lloyd’s Augen wurden groß, ehe er wirklich ernsthafte Anstalten machte, sich aus dieser Umarmung zu lösen. Jedoch ließ ihn diese Person einfach nicht, im Gegenteil, er wurde an dessen Brust gedrückt.
 

„Er hat gar nichts getan und du sollst ihm auch keins überziehen. Lass mich los, Sam“. Nochmals versuchte es Lloyd mit mehr Kraft, doch verschwamm sein Blick wieder. Verdammt, dieser bescheuerte Alkohol trübte seine Sinne, so dass er nicht mal gegen so einen eine Chance hatte. Dann besah er sich seinen linken Handrücken, begann zu Grinsen, da er nun eine Hilfe hatte. „Das würde ich an deiner Stelle lassen, sonst bringe ich dich sofort um“. Lloyd’s Augen weiteten sich, als er etwas Spitzes an seinem Hals spürte. Ein Messer? Verdammt, nur eine falsche Bewegung und er würde hier enthauptet werden. Was hatte dieser Sam nur vor?
 

Zelos entriss sich diesem Kuss, schob das Mädchen von sich und wischte sich über die Lippen. Verdammt, er hatte nicht aufgepasst und schon diese Lippen auf seinen gespürt. „Was sollte das?“ wollte er von dem Mädchen wissen, welches sich aber einfach nur wieder an seinen Arm hing, einen zufriedenen Eindruck machte, als sei überhaupt nichts gewesen. „Lass los, sonst vergesse ich mich“ murrte Zelos, sah zur Bar, doch entdeckte er die Person nicht, die er dort zu sehen erhoffte. Super, Lloyd hatte diesen Kuss sicherlich falsch verstanden, denn nicht er hatte dieses Mädchen geküsst, sondern umgekehrt.
 

Nochmals entriss er sich dem Mädchen, sah warnend zu ihr herab, ehe er sich umdrehte. „Auserwählter…“ murmelte sie, ergriff seine Hand und brachte ihn somit zum Stehen. „Ich… Sam hat gemeint, das…“. „Sam? Jetzt verstehe ich…“ schnitt Zelos ihr das Wort ab, sah über seine Schulter und in diese blauen Augen, welche traurig zu ihm aufsahen. „Egal was Sam dir gesagt hat, es stimmt nicht“. Das Mädchen nickte leicht, ließ die Hand des Auserwählten los, welcher rasch zur Bar ging. Der Barkeeper konnte ihm sicherlich Auskunft geben, denn Zelos bezweifelte doch stark, das Sam seinen Amigo einfach so mitgenommen hatte. Er hoffte, dass es dem Kleinen gut ging, denn er hatte schon so ein seltsames Gefühl in der Magengegend, welches immer stärker wurde, je länger er sich Dinge ausmalte.
 

„Jack, wo ist mein Kumpel?“. Der angesprochene Barkeeper drehte sich in Zelos’s Richtung, sah sich kurz um und zuckte dann mit den Schultern. „Tut mir Leid… Ich hatte zuviel zutun und habe somit nicht auf den Jungen geachtet. Ich weiß zwar, das er hier gesessen hat, aber wann er gegangen ist, das weiß ich nicht“. Zelos schlug mit der Hand auf den Tresen, knurrte bedrohlich, da er diese Antwort nicht duldete. Klar, Jack hatte viel zutun, aber das brachte Zelos nun auch nicht weiter. Sam hatte das sicherlich geplant und war nun bei Lloyd. Nicht auszudenken, was er dem Kleineren alles antun könnte. Zelos musste ihn finden, egal wie und das am besten schnell. „Wenn du ihm etwas antust… Ich bringe dich um“ dachte der Auserwählte, ehe er sich wieder durch die Menschenmenge drängte. Es gab leider zu viele Orte, die einsam und verlassen waren. Hoffentlich kam Zelos nicht zu Spät.
 

Wimmernd lag Lloyd unter Sam, welcher einfach mit seinem Messer die Kleidungsstücke seines Opfers zerschnitt, um keine Zeit zu verlieren. „Hör auf, bitte. Ich will das nicht“ kam es wieder leise von Lloyd, welcher sich nicht mal mehr bewegen konnte. Er hatte sich gewehrt, doch hatte dies nichts geholfen, da er immer wieder die scharfe Klinge an seinem Hals gespürt hatte. Wieso tat man ihm das an? Wieso war er so dumm gewesen und einfach von der Party verschwunden? Wäre er doch nur bei der Bar sitzen geblieben, dann ginge es ihm nun noch gut und er müsse nicht mit ansehen, wie er langsam ausgezogen wurde, sich nicht rühren konnte, da Sam seine Arme unter dessen Knien geklemmt hatte. Zudem legte Sam dessen Messer im Griffweite und Lloyd war sich sicher, das Sam dieses auch benutzen würde, würde er nicht still liegen.
 

„Wieso? Ich sehe deinem Geliebten doch so ähnlich, oder etwa nicht? Was hat er, was ich nicht habe? Ich kann dir das gleiche Vergnügen geben, wie der Auserwählte“. Sam leckte sich über die Lippen, beugte sich vor und zwang seinem Opfer einen Kuss auf. Diese weichen Lippen, so musste sich Sam eingestehen, raubten ihm den Verstand. Zelos wusste, was er wollte, doch dieser sollte den Kleineren nicht nur für sich alleine haben. Nein, der Auserwählte musste lernen, wie man teilte. Und außerdem gönnte er diesem Schönling nicht diesen Jungen, welcher doch so unschuldig aussah.
 

Lloyd stiegen Tränen in die Augen, wusste er genau, was dies wohl hieß. Nein, er wollte das nicht, aber Sam würde sicherlich nicht aufhören, ehe er nicht das bekam, was er begehrte. „Hilf mir… Zelos, bitte… Hilf mir“ schrie der Kleinere in Gedanken, spürte im nächsten Moment, wie Sam sich von seinen Lippen löste, nur um tiefer mit diesen zu wandern. Gott, das war so erniedrigend. Wieso konnte sein Körper nicht einfach abschalten? Wieso spürte er jede kleinste Bewegung, welche Sam machte? Und zu seinem Entsetzen reagierte sein Körper auf diese Hände, welche versuchten ihn zu erregen. „Ich will das nicht“ wimmerte Lloyd nochmals, doch erhört wurde er nicht. Nein, es kam schlimmer, denn im nächsten Moment durchfuhr ihn ein bestialischer Schmerz, welcher ihn aufschreien ließ.
 

Zelos stieß die Menschen beiseite, rannte er nun schon eine komplette Stunde hier herum, doch hatte er den Kleineren und auch nicht Sam gefunden. Verdammt, wo die beiden auch waren, sie hatten sich scheinbar sehr gut versteckt. „Lloyd, wo bist du?“ murmelte Zelos in sich hinein, sah sich nochmals um, doch konnte er seinen kleinen Freund nirgendwo entdecken. Und je mehr Zeit verging, desto mehr Sorge stieg in Zelos auf. Diese verdammte Angst, dass Sam sich gerade an den Kleineren verging, sie wollte nicht weichen. Innerlich hatte Zelos schon wirklich das Gefühl, das gerade dies stattfand, aber sein Herz schien ihn zur Beruhigung zu zwingen.
 

„Zelos“ rief eine Stimme, welche ihn zum Himmel aufsehen ließ. Bitte? Nein, diese Stimme konnte ihn gar nicht gerufen haben, aber er hatte sie klar und deutlich gehört. Ob er schon Erscheinungen hatte? „Geh zum westlichen Strand, laufe den entlang, bis du zu einigen Kabinen kommst, die nicht mehr benutzt werden. Dahinter liegen noch mehr Liegen und da wirst du auch Lloyd finden“. „Kratos, woher…“. Zelos verstand die ganze Sache zwar nicht, aber er rannte los, wusste genau, welche Kabinen Kratos genau meinte, denn diese waren nicht weit von dem Ort entfernt, an welchen er vorhin noch mit Lloyd auf einer Liege gelegen hatte. „Beeil dich“ hörte er den Vater seines Freundes noch sagen, ehe die Stimme wieder verstummte. Zelos sah nochmals zum Himmel, hatte so das Gefühl, als wisse Kratos genau, was hier vorging. Aber woher? Egal, das konnte er später noch in Erfahrung bringen, wenn er Lloyd endlich gefunden hatte.
 

Beim Strand angekommen, sah er sich um, hörte auch schon gequälte Geräusche, welche sich verdammt nach Lloyd anhörten. Wut stieg in ihm auf und ehe er sich versah, wuchsen seine Flügel aus seinem Rücken. „Lloyd“ rief er laut, rannte weiter, bis er endlich zu den Liegen ankam, welche Kratos gemeint hatte. Das Bild, welches sich ihm bot, ließ ihn kurz schockiert drein blicken. Jedoch schloss er seine Augen sofort, ließ die Wut weiterhin in ihn wachsen, da er das einfach nicht mehr aushielt. „Bastard, dafür stirbst du“ murmelte Zelos leise, begann seine Hände ineinander zu legen und sprach leise eine Gebetsformel. Zelos’s Erscheinungswesen glich wahrlich das eines Engels, denn schöne strahlende Federn umspielten seinen Körper. Würden dies nun die Menschen sehen, so würden sie sicherlich sagen, Spiritua sei zurück gekehrt. Man konnte Zelos’s Wut mit den Händen ergreifen, so erdrückend stach sie hervor.
 

Als der Auserwählte seine Augen wieder öffnete, sah er nochmals zu Sam, welcher nicht mal von Zelos’s Erscheinung etwas mitbekommen hatte. „Judgment“. Zelos erhob seine Hände zum Himmel, seine Flügel breiteten sich weiter aus, ehe Lichtblitze vom Himmel fielen, neben Sam einschlugen, welcher verwundert aufsah. Der nächste Lichtblitz schlug direkt neben der Liege ein, was den Zwilling von Zelos dazu veranlasste, von Lloyd abzulassen, diesen einfach liegen ließ und schnell seine Hose hochzog, nur um in die wütenden Augen des Auserwählten zu blicken.
 

„Du Bastard… Ich bringe dich um“ zischte Zelos bedrohlich, ehe der nächste Lichtblitz auf die Erde einschlug, nur knapp Sam verfehlte, welcher sich gerade sichtlich unwohl fühlte. Mist, er hatte gedacht, er wäre schon weg, wenn Zelos von dem hier erfuhr, aber nun hatte ihn gerade dieser frisch ertappt und würde wahrscheinlich Rache nehmen. Und nicht nur das, Zelos hätte wahrscheinlich den Beweis, um ihn hinrichten zu lassen.
 

Zelos’s Augen glitten kurz zu Lloyd, welcher sich eingerollt hatte, sich mit den Händen notdürftig bedeckte, da er fast keine Kleidung mehr trug. Deutlich konnte er auch das leise Wimmern vernehmen, welches Lloyd immer wieder von sich gab. Er hatte den Kleineren nicht schützen können, hatte dieser das erleben müssen, was Zelos keinem wünschte. Zornig sah er wieder zu Sam, sprang nach vorne und verpasste seinem Ebenbild einen Hacken, welcher Sam in den Sand beförderte, er einige Meter über den Sand rutschte.
 

Bedrohlich kam der Auserwählte näher, sah aus wütenden Augen zu dem hinab, welchen er für all das Büßen lassen würde. Er hockte sich auf Sam hinab, nahm dessen Kragen und erhob seine freie Hand, um diese nur wenige Sekunden später in das Gesicht seines Opfers sausen zu lassen. „Wie kannst du Lloyd nur so etwas antun? Wie kannst du nur? Hast du meine Warnung nicht verstanden?“. Immer mehr redete sich Zelos in Rage, ließ seine Faust immer wieder auf Sam’s Gesicht niedersausen, da er diesem Drecksack nicht vergeben konnte. Sam keuchte erschrocken, bei jedem Schlag, welchen er einsteckte. Wehren tat er sich nicht, sah der Auserwählte in diesem Zustand wirklich gefährlich aus.
 

Gerade wollte Zelos seine Faust ein weiteres Mal auf Sam niedersausen lassen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Ruckartig drehte sich Zelos um, ließ seine Faust sinken und sah diesen alten Bekannten kurz an. „Kümmer dich um Lloyd. Meine Männer werden gleich kommen und Sam mitnehmen“. Zelos sah wieder zu Sam, welcher außer Atem unter ihm lag, wahrscheinlich auf die nächste Faust schon wartete, welche aber nicht kommen würde. Zelos ließ dessen Kragen los, so dass Sam in den Sand fiel und einfach liegen blieb. Dann erhob sich Zelos, sah nochmals in das Gesicht seines damaligen Bekannten, ehe er nickte.
 

Langsam ging Zelos auf den kauernden Lloyd zu, welcher wie Espenlaub zitterte. Der Auserwählte schloss kurz seine Augen, zwang sich innerlich zur Beruhigung und ließ auch seine Flügel verschwinden. Dann zog er sich sein Oberteil aus, hob Lloyd ein wenig an, welcher sich jedoch erst wehrte. „Lloyd“. Nur dieser Name glitt über Zelos’s Lippen, was den Kleineren stillhalten ließ und Zelos somit sein Oberteil über die Schultern seines Amigo’s legen konnte. Der Kleinere sah so mitgenommen aus, wirklich mit den Nerven am Ende. Wieso war Zelos nur nicht schneller gewesen? Er hasste sich schon fast selbst dafür, denn er hatte sein Versprechen nicht halten können. Verdammt, Lloyd musste nun sicherlich denken, dass er ein Versager war, nicht mal auf einen Jungen aufpassen konnte. „Es tut mir Leid, Lloyd… Ich wünschte, ich hätte das alles verhindern können“. Zelos schloss den Kleineren einfach in seine Arme, liefen ihm nun etliche Tränen an den Wangen herunter, ebenso wie Lloyd, welcher wohl nur am Rande realisiert hatte, das es endlich vorbei war.
 

„Ich wünschte auch, wir hätten euch das alles ersparen können“ sprach die Person mit dem türkisenen Haar. Zelos sah aus verweinten Augen wieder zu der Person hin, welche ein Auge auf Sam hielt. Was sollte das denn wieder bedeuten? Sie hätten dies hier alles verhindern können? „Yuan, was heißt das? Wusstest du hiervon?“. Der Angesprochene nickte, sah dann zu Zelos, welchem scheinbar fast der Kragen platzte. „Ja, Kratos hat mir von Lloyd’s Zukunft erzählt. Er wusste alles…“. Hätte Zelos nicht seinen Freund in den Armen, wäre er aufgestanden und hätte Yuan dafür eine geballert. Wenn Kratos und Yuan doch davon gewusst hatten, wieso hatten sie dies dann zugelassen? Musste Zelos das alles verstehen?
 

„Kratos hat sich schon vor einer Weile bei mir gemeldet und mir mitgeteilt, was sich in Lloyd’s Leben alles verändern wird. Auch hat er mir erzählt, dass Lloyd in dich verliebt ist… Nun, vor einer Woche hat er mir hiervon erzählt, mich aber darum gebeten, nicht einzuschreiten, auch wenn ich nicht seiner Meinung gewesen bin. Es ist mir sehr schwer gefallen, das musst du mir glauben“. Zelos knurrte bedrohlich, drückte den Kleineren noch enger an sich, ehe er wieder Yuan fixierte. „Wie konntet ihr? Wie kann Kratos Lloyd so etwas zumuten? Macht es ihm Spaß zuzusehen, wie Lloyd leidet? Wieso hast du nicht eingegriffen, oder mir bescheid gesagt?“. Kurz machte Zelos eine Pause, atmete tief durch, ehe er zum Himmel sah. „Kratos, was bist du nur für ein Vater? Weißt du was, ich hasse dich für deine verschissene Art. Immer wieder bürdest du deinem Sohn solche Dinge auf. Verflucht sollst du sein“.
 

Yuan ließ den Auserwählten diese Dinge sagen, denn er selbst empfand es ähnlich. Und trotzdem. Je länger man darüber nachdachte, desto mehr machte Kratos Aussage Sinn. Wahrscheinlich musste dies hier passieren, damit dem Auserwählten die Augen geöffnet wurden. „Kratos hat seine Gründe, warum er das hier zugelassen hat. Ich erkläre dir nun alles, so lange meine Leute noch nicht hier sind“. Eine kurze Pause entstand, in welcher Yuan überlegte. Immerhin musste er erklären, woher Kratos dies alles wusste und das war nicht einfach. „Nun, Kratos verfügt über spezielle Engelsfähigkeiten, wie auch ich. Eine Gabe ist seine Vorhersehung, die jedoch enormes Mana kostet…“. Der Auserwählte nickte, wandte seinen Kopf jedoch ab, da er Yuan nicht verzeihen konnte. Nein, dies war für Zelos unverzeihlich.
 

„Er hat die ganzen Umstände vorhergesehen und auch das hier. Kratos wusste, was in Lloyd vorgeht, bevor dieser es selbst wusste. Wie dem auch sei… Ich habe Kratos gefragt, warum ich nicht einschreiten darf, denn ich war schon in Begriff dir davon zu erzählen…“. Zelos sah wieder auf, vermutete einfach mal stark, das Kratos auch wusste, wie sein jetziges Verhältnis zu Lloyd war. „Ja, du vermutest schon richtig. Kratos weiß auch von deinen Gefühlen und deswegen hat er hier nicht eingreifen wollen, denn in seiner Zukunft, die er gesehen hat, sprichst du deine Gefühle erst jetzt aus. Kratos hat versucht manche Dinge abzuwägen, aber manches musste scheinbar passieren… Du liebst ihn doch ebenso, wie er dich, oder liegt Kratos falsch?“. Zelos sah zu Boden, verstand zwar genau, was Yuan damit sagen wollte, aber deswegen so etwas zulassen? Nein, dies erschien dem Auserwählten so unbegreiflich.
 

„Selbst wenn ich ihn liebe… Das rechtfertigt euer Handeln nicht. Ich hätte eingegriffen, weil Lloyd mein Freund ist, verstanden?“. „Ich weiß, wie du das siehst, denn ich sehe es nicht anders, Zelos. Kratos ist aber der Meinung, dass dies geschehen musste, damit dir deine Gefühle klar werden. Er sagte, Lloyd würde sonst an seinen Gefühlen für dich früher, oder später, verkümmern“. Schritte waren zu vernehmen und einige Abtrünnige versammelten sich um Yuan. „Bringt ihn nach Meltokio und gebt dem König diesen Brief. Dort sind auch einige Fotos bei, die beweisen, das Sam die Vergewaltigung begannen hat“ sprach Yuan, worauf seine Männer nickten. Sie hoben den völlig verprügelten Sam auf und trugen diesen zu einem Rheard, mit welchen sie hergekommen waren.
 

„Zelos, es wäre besser, wenn du Lloyd nach Flanoir bringst. Er sollte von einem Arzt untersucht werden, okay? Ich werde Dirk eine Botschaft zukommen lassen“. Nochmals nickte Zelos, ehe er ein seltsames Geräusch vernahm. Als er aufblickte sah er Yuan nicht mehr, war dieser wohl durch einen Teleport verschwunden. Wieder sah er zu Lloyd, welcher apathisch auf einen toten Punkt blickte. Ob der Kleinere von diesem Gespräch überhaupt etwas mitbekommen hatte? Zelos vermochte es zu bezweifeln, stand langsam auf und hielt den Kleineren weiterhin schützend in seinen Armen. „Es tut mir wirklich Leid, Lloyd. Ich hoffe, du kannst mir irgendwann vergeben“. Langsam lief er den Strand entlang, würde er gleich seinen Rheard benutzen, um nach Flanoir zu kommen. Ja, Yuan hatte Recht, denn Lloyd musste unbedingt untersucht werden. Hoffentlich ging es dem Kleinen wenigstens körperlich gut.

Schuldgefühle!

Wenige Minuten später landete Zelos auf den frisch gefallenen Schnee, welcher rundum Flanoir lag. Hier herrschte der ewige Winter, jedenfalls hatte es Zelos so gelernt. Hier, wo nie die Sonne schien, gab es den besten Arzt weit und breit, auch wenn dieser einen eigenwilligen Stil hatte. Der Auserwählte konnte sich noch gut daran erinnern, als sie damals diesen Arzt aufgesucht hatten, welcher Altessa behandeln sollte. Ja, es war schon eine lange Zeit her und in dieser Nacht hatte er mit Lloyd über seine Vergangenheit gesprochen. Nie hatte er mit jemanden darüber reden können, abgesehen von seinem Butler vielleicht, doch bei Lloyd hatte er gespürt, dass dieser diese Geschichte für sich behalten würde. Und seitdem verband sie ein unsichtbares Band. Ein starkes Band der Freundschaft, welches niemand brechen könnte.
 

Zelos stieg vom Rheard, achtete dabei auf Lloyd, welcher bewusstlos in seinen Armen lag. Kein Wunder, denn die ganze Zeit hatte dieser Sachen vor sich hingemurmelt, bis er schließlich die Augen geschlossen hatte. Seitdem lag dieser schlafend in Zelos’s Armen, klammerte sich unbewusst an Zelos’s Hemd, welches den Auserwählten nur notdürftig wärmte. Sein Jackett hatte er den Kleineren übergezogen, damit man dessen Blöße nicht sah und damit dieser nicht so stark fror. „Lloyd“ murmelte Zelos vor sich hin, senkte seinen Kopf, da er diese Bilder immer wieder vor seinem inneren Auge sah. Gott, was hatte der Kleine nur durchmachen müssen? Und das alles nur, weil Lloyd etwas gesehen hatte, was nicht der Wahrheit entsprach. Alles nur, weil Sam sich diesen Plan zu Recht gelegt hatte, wahrscheinlich genau gewusst hatte, das Lloyd überstürzt von Gefühlen her die Party verließ, da er nun mal diesen Kuss falsch interpretiert hatte.
 

Schnell stieg Zelos die Treppen hinauf, achtete nicht auf die umstehenden Passanten, welche einen schockierten, als auch neugierigen Blick riskierten. Dies alles interessierte den Auserwählten nicht sonderlich, schwenkte nach Rechts ein und stieg einige Treppen hinab, nur um einige Meter weiter wieder welche hinaufzusteigen. Dann sah er schon das Haus, in welches sich der Arzt befinden müsste, wenn dieser keinen Termin außerhalb hatte. Zelos hoffte, das der Arzt da war, denn wenn nicht, dann würde es Ärger geben. Er hasste es, wenn man ihm nicht sofort half, wenn er denn mal Hilfe in Anspruch nahm und dies kam so äußerst selten vor.
 

Mit dem linken Fuß klopfte er an die Tür, wartete einige Sekunden, ehe er ein wenig kräftiger gegen die Holztür trat. Sollte der Arzt wirklich nicht da sein? Nein, das durfte nicht sein, weshalb er nochmals mit seinen Fuß gegen die Tür trat, nun auch seine Stimme erhob. „Aufmachen… Hier spricht Zelos der Auserwählte“. Nach einigen Sekunden hörte Zelos, wie das Schloss von innen entriegelt wurde, danach ein müder Arzt durch den Türspalt sah, welcher wohl schon im Bett gelegen hatte. „Auserwählter… Was verschafft mir euren Besuch?“. Entweder war der Arzt noch am Träumen, oder einfach nur selten dämlich. Zelos öffnete die Tür mit seinen Fuß weiter, trat einfach ein und legte Lloyd auf die Couch, welche ihm ins Sichtfeld kam. Dann wandte er sich zum Arzt um, sah, wie dieser die Türe wieder schloss und langsam auf den Auserwählten zuging.
 

„Mein Kumpel wurde…“. Zelos stockte, ehe ihm wieder diese Bilder in den Sinn kamen. Verdammt, er wollte das nicht mehr sehen, wollte nicht mehr diese gequälten Laute von Lloyd hören. Verdammt, Zelos gab sich die Schuld an allem, denn er hätte doch nur nicht mit den Mädchen tanzen müssen, dann wäre das überhaupt nicht passiert. Oder besser noch, wäre er nie mit Lloyd zu dieser bescheuerten Party gegangen, dann wäre jetzt alles noch in Ordnung und er läge vermutlich mit dem Kleineren im Bett und kuschelte ein wenig mit diesem. „Sie haben die Gerüchte von Sam gehört, oder? Lloyd wurde von Sam…“. Der Arzt machte einen schockierten Eindruck, sog auch stark die Luft ein, da er natürlich von diesen Behauptungen gehört hatte. Wer wusste von Sam nicht? Eigentlich war dies schon lange bekannt. Und Lloyd wurde also von Sam vergewaltigt? Er kannte den Jungen noch, war dieser damals mit der Gruppe des Auserwählten bei ihm hereingeschneit und wollte vom Arzt Hilfe. Ja, dies lag schon eine längere Zeit zurück, aber deutlich kamen ihn die Bilder des aufgebrachten Jungen wieder in den Sinn.
 

„Auserwählter, ihr solltet neue Kleidung für euren Freund besorgen. Bis dahin bin ich mit der Untersuchung fertig, selbstverständlich Kostenfrei“. Zelos nickte dem zu, denn er musste nichts bezahlen, war dies so von der Kirche von Martel so geregelt, warum auch immer. Egal, denn je schneller Lloyd geholfen wurde, desto besser. Hoffentlich hatte Lloyd nun keine bleibenden Schäden, mal abgesehen von dessen seelischen Problem, welches Lloyd nun sicherlich hatte. „Danke“ wisperte Zelos, wandte sich um und verließ das Haus, um eben neue Klamotten für Lloyd zu kaufen. Zwar war es schon Nacht, aber wenn Zelos vor die Türen trat, dann wurden sie ihm geöffnet, ganz gleich, zu welcher Stunde er auftauchte. So war das nun mal, wenn man der Auserwählte war und im Moment war er einfach nur Dankbar, dieser zu sein.
 

Einige Zeit verging, hatte Zelos bereits neue Kleidung für Lloyd bekommen, doch wagte er es sich nicht, wieder zurück zu gehen. Nein, er machte sich so viele Schuldgefühle, sah schon vor sich, wie Lloyd ihm die Schuld für das alles gab. Wahrscheinlich wären sie dann keine Freunde mehr, ob nun Liebe hin oder her. Vermutlich würde Lloyd sogar den Auserwählten vor die Tür setzen, meinen, er wäre es nicht Wert, noch länger bei ihm zu sein. Mit diesen Gedanken stand Zelos beim balkonähnlichen Vorsprung, welcher vor der Kirche von Martel war. Hier, genau hier, wo er damals mit Lloyd in dieser Nacht gesprochen hatte. Der schöne Schnee fiel einfach weiter auf Zelos hinab, bedeckte ihn mit einer weißen Schicht, welche ihm jedoch nichts ausmachte. Nein, die Kälte konnte ihm im Moment nichts anhaben, denn die Kälte, welche sich in seinem Herzen ausbreitete, war viel schlimmer, als alles andere.
 

Ein leises Seufzen entglitt Zelos’s Lippen, ehe er wieder in den wolkenbedeckten Himmel starrte, es nicht für nötig hielt, sich zu beruhigen. Schon lange liefen ihn etliche Tränen an den Wangen hinab, aber selbst diese verschafften keine Erleichterung. Er wollte dies alles ungeschehen machen, aber es ging nicht. Es war geschehen und Lloyd würde sicherlich noch viel mehr darunter leiden, als Zelos selbst. „Ich kann ihn nicht mehr ansehen. Der Gedanke, das er mich nun hasst, zerfrisst mich innerlich“. Der Auserwählte senkte seinen Kopf wieder, doch hob er diesen rasch, als er Schritte hinter sich vernahm, der Schnee unter diesen Schritten leise knarrte.
 

„Auserwählter, ich habe eine Botschaft von Lord Yuan“. Zelos wandte sich demjenigen zu, musterte diesen Kerl, welcher ein Abtrünniger war. Ein Bote scheinbar, denn er hielt dem Auserwählten einen Brief hin, welchen er nur langsam entgegennahm. „Richte Yuan aus, das ich ihm das niemals verzeihen werde, verstanden?“. Der Abtrünnige nickte leicht, ehe er sich umwandte, diese Botschaft seinen Lord nun mitteilen würde. So blieb Zelos allein zurück, wartete, bis der Kerl nicht mehr zu sehen war. Dann öffnete er den Umschlag, nahm den Brief heraus und entfaltete diesen.
 

„Zelos,

ich habe noch mal mit Kratos gesprochen und er hat mir mitgeteilt, dass selbst unser vorzeitiges Eingreifen die Zukunft verändert haben könnte. Er sagte mir, er habe dich informiert, wo du Lloyd findest, nicht wahr? In seiner Zukunft wärest du viel zu Spät gekommen und demnach haben wir seine Zukunft schon sehr beeinflusst. Kratos möchte, damit Lloyd nicht den Halt verliert, den er nun mal bei dir hat, das du ihm sagst, was du für ihn empfindest. Nur das kann Lloyd nun helfen…

Es tut mir Leid, das ich nicht eingreifen durfte und ich hoffe, dass du mir irgendwann verzeihen kannst. Du wirst sehen, am Ende wird alles gut, sowie Kratos es mir mitgeteilt hat.

Yuan“.
 

Zelos zerknüllte den Brief in seinen Händen, warf diesen über die Brüstung, da sich Yuan diesen Brief hätte schenken können. Verdammt, dies hätte einfach nicht passieren müssen, denn Zelos hätte schon irgendwann seine Gefühle dem Kleineren offenbart. Nun zwang man ihn aber dazu, weil es Lloyd nun mal schlecht ging. „Ich liebe ihn, aber ich will nicht noch mal so verletzt werden. Versteht mich denn keiner?“. Zelos raufte sich durch sein Haar, öffnete das Band und lockerte seine Haare, welches kurz vom Wind verweht wurde. Dann sah er zum Haus hinüber, in welchen sich der Arzt befand, sich sicherlich schon fragte, wo der Auserwählte wohl blieb. Nun, er würde nun zurück gehen, auch wenn Zelos ein seltsames Gefühl verspürte. Vielleicht hatte Yuan auch Recht? Vielleicht kam am Ende wirklich alles in Ordnung und Zelos konnte zusammen mit Lloyd glücklich werden?
 

Langsam trugen ihn seine Beine zum Haus hin, jedoch hielt er nochmals inne, bevor er die Tür öffnete. Was war denn, wenn Lloyd ihn gar nicht sehen wollte, schon längst wach war und nur auf den Auserwählten wartete, um ihn seine Schuldgefühle zu bestätigen? War Lloyd wirklich so? Zelos wusste es nicht, denn diese Situation war einfach zu neu und er hatte sich diese auch nicht gewünscht. Wahrscheinlich müsse er nun dadurch, abwarten, wie sich das nun weiter entwickelte. Nach weiteren Gedanken, welche sich um seine, wie auch Lloyd’s Zukunft drehten, drückte er die Klinke herunter, trat leise in das Haus ein, welches angenehm warm war. Sofort schweifte sein Blick zur Couch, auf welcher noch immer Lloyd lag und schlief. Vielleicht war es besser so, das er vorerst in seiner kleinen Welt war, anstatt hier.
 

„Auserwählter, ihr habt lange gebraucht… Setzt euch“. Der Arzt saß an einem Tisch, welcher an einen Esstisch erinnerte. Sicher, der Arzt wohnte auch hier, waren die Nebenzimmer sein Wohnbereich und alles andere. Langsam lief er zum Tisch hinüber, ließ sich gegenüber vom Arzt auf einen Stuhl nieder und sah den Arzt ausdruckslos an. „Ich habe Lloyd untersucht und die typischen Hämatome festgestellt, die bei einer Vergewaltigung auftreten. Er scheint sich nicht gewehrt zu haben und wenn dann nur sehr minimal“. Zelos sah auf die Tischplatte, dachte nach, warum sich Lloyd nicht gewehrt hatte. Lag dies am Alkohol? Nein, das wollte er nicht glauben, denn der Exsphere, welchen Lloyd trug, hätte doch geholfen, oder nicht?
 

„Lloyd sollte sich erstmal eine Weile ausruhen, Auserwählter. Ihr solltet euch zusammen ein Zimmer im Gasthaus mieten, dann kann ich ihn morgen, wenn er zu sich gekommen ist, noch mal untersuchen“. Zelos nickte dem zu, war das natürlich auch wichtig. Nur, ihm schwirrten gerade die schlimmsten Gedanken durch den Kopf. Es gab da noch ein größeres Problem, welches Zelos jedoch nicht beheben konnte. Verdammt, er hatte doch die Verantwortung über Lloyd gehabt und ihn einfach im Stich gelassen. Lloyd’s Stiefvater würde solch ein Verhalten sicherlich nicht verzeihen, auch wenn Lloyd dies vielleicht anders sah, aber selbst da war sich Zelos nicht sicher.
 

Langsam stand der Auserwählte auf, schritt leise zu Lloyd rüber und zog die Decke beiseite. Dann befreite er Lloyd von diesen Fetzen, zog diesem ein weißes Hemd, eine normale schwarze Boxershorts und eine schwarze Hose über. Mehr hatte er nicht geholt, würden diese Klamotten auch vorerst reichen. Bis zum Gasthaus war es auch nicht sehr weit, würde Zelos sich sowieso beeilen, damit Lloyd ins warme Bett kam und sich dort erholen konnte. Zelos selbst würde dann noch eine Weile draußen bleiben, über seine Fehler nachdenken, um vielleicht eine Lösung zu finden. Nur, er fand jetzt schon keine.
 

„Wenn mir die Frage erlaubt ist, Auserwählter…“. Gerade hatte Zelos die Türe öffnen wollen, um zu gehen, doch wollte der Arzt scheinbar noch etwas wissen. So verweilte er vor der Tür, sah nicht zum Arzt, sondern zu Lloyd in seinen Armen. Der Arzt setzte jedoch erneut zum Reden an. „Ihr scheint euch Schuldgefühle zu machen. Verbindet euch mehr an diesen Jungen?“. Zelos kniff seine Augen zusammen, um die erneuten Tränen zu unterdrücken, doch auch diesmal schaffte er es einfach nicht. Verdammt, dieses stechende Gefühl in seinem Herzen wollte einfach nicht aufhören. Er hatte seinen Kleinen nicht schützen können, weil er eben so naiv gehandelt hatte. Nie hätte er Lloyd alleine lassen dürfen, aber durch diese Mädchen hatte er es doch getan und dann war das Schlimmste passiert. Alles hätte passieren können, nur nicht das.
 

Diese bedrückende Stille sagte dem Arzt eigentlich schon alles, was er vom Auserwählten wissen wollte, seufzte schließlich und öffnete die Türe. „Ihr solltet euch keine Schuldgefühle machen, bevor ihr nicht wisst, wie euer Freund darüber denkt. Wartet am Besten, bis er wieder zu sich kommt“. Nur diesen Rat konnte er dem Auserwählten mit auf dem Weg geben, denn es brachte keinem was, sich jetzt schon so viele Gedanken zu machen. Zelos nickte, trat heraus, da er nun ins Gasthaus wollte. Klar, der Arzt meinte seinen Rat sicherlich gut, doch konnte Zelos seine Gefühle nicht abstellen. Es ging nicht, denn er hätte so vieles verhindern können.
 

Hinter sich hörte er das Schließen der Türe, sah kurz über seine Schulter, ehe er ein leises Wimmern von Lloyd vernahm. Stimmt, es war kalt und der Kleinere fror sicherlich. So ging er rasch die Treppe hinab, lief weiter den Weg entlang und wieder die Treppe hinauf und schwenkte Richtung Gasthaus ein. Er trat gegen die Türe, wartete einige Sekunden, ehe ein junges Mädchen diese öffnete. „Auserwählter… Kommt doch rein“ sprach sie schnell, öffnete die Türe weiter, damit der Rothaarige eintreten konnte. Hinter diesem schloss sie die Türe wieder, sah den Auserwählten an und musterte den Jungen, welcher in dessen Armen lag, dieser scheinbar auch sehr fror. Auch so sah der Junge ziemlich mitgenommen aus, aber das Mädchen wagte nicht zu fragen, was denn genau passiert sein könnte.
 

„Gibst du mir ein Zimmer für uns?“. Schnell nickte die Kleine, lächelte leicht und lief rasch hinter die Theke, welche die Rezeption darstellen sollte. Kurz besah sie sich die freien Zimmer, fand schließlich eines im ersten Stock und griff nach dem Schlüssel. „Hier… Im ersten Stock, das erste rechte Zimmer. Kann ich euch noch etwas bringen?“. Zelos verneinte auf die letzte Frage hin, ließ sich den Schlüssel geben und lächelte das Mädchen sanft an. Sie war noch so Jung, aber sie arbeitete hart, jedenfalls schien es so. Dann ging er die Treppe hinauf, schwenkte nach Rechts ein und schloss, oder versuchte es zumindest, die Türe auf. Es brauchte einige Minuten, bis er dies wirklich geschafft hatte, seufzte jedoch leise aus, als er sich im Zimmer umsah, die zwei Betten musterte, welche hier standen. Sofort legte er Lloyd auf dem Bett ab, zog diesem die Hose aus und legte diese auf einen Stuhl ab. Dann deckte er den Kleineren zu, strich ihm über die Wange und sah einige Minuten in das Gesicht Lloyd’s.
 

Wieder beherrschten so viele Gedanken den Auserwählten, ließen erneute Tränen in seine Augen steigen, die sich kurz darauf ihren Weg über seine Wangen suchten. „Verdammt…“ schluchzte er leise, ließ seinen Blick zu Boden schweifen, da er den Kleineren einfach nicht mehr ansehen konnte. Dieses bedrückende Gefühl, als habe er wirklich Schuld an dem allen hier, es verschwand nicht. Deshalb wagte er noch einen kurzen Blick zu Lloyd, sah, dass dieser tief und fest schlief und verließ das Zimmer eiligst wieder. Er konnte nicht hier bei Lloyd bleiben, machten seine Empfindungen das einfach nicht mehr mit.
 

Eiligst lief er die Treppe hinunter, schenkte dem Mädchen hinter der Theke keines Blickes, welche nur verwundert drein blickte. Täuschte sie sich, oder hatte der Auserwählte gerade wirklich geweint? Sorge stieg in ihr auf, doch blieb sie hinter der Theke stehen, nachdem die Tür ins Schloss geworfen wurde. Scheinbar war irgendetwas passiert, aber dennoch konnte sie wohl nicht helfen. Vielleicht lag es an diesen Jungen, welcher schlafend in den Armen Zelos’s gelegen hatte, aber auch dies waren nur reine Spekulationen des jungen Mädchens.
 

Zelos vergrub seine Hände in den Hosentaschen, lief wieder die Treppen hinauf und fixierte die Kirche von Martel, den Ort, welcher ihn mit Lloyd verband. An sich keine gute Idee, denn er würde sowieso in Gedanken nur bei seinem Freund sein, sich erneute Schuldgefühle einreden, die ihm das Leben gerade zur Hölle machten. Wieso hatten Kratos, oder Yuan nichts gesagt? Wieso hatten sie geschwiegen? Nur, weil dadurch die Zukunft verändert werden könnte? Nur, weil Kratos meinte, Zelos würde sonst nicht seine Gefühle preisgeben? Okay, vermutlich hatte Kratos sogar Recht damit, aber mussten denn nun Zelos und vor allem Lloyd darunter leiden? Das allein war an der ganzen Sache so unverzeihlich. Lloyd sollte sich nicht beschmutzt fühlen, denn das sich der Kleinere so fühlen würde, hätte doch Kratos vorhersehen können, oder? Und Zelos wollte sich nicht schuldig fühlen, denn wenn er das gewusst hätte, dann hätte er alles daran gesetzt, dies zu verhindern. Doch nun war es zu Spät, waren diese Empfindungen da und ließen sich nicht mehr abstellen.
 

Der Auserwählte wusste nicht, wie lange er nun schon hier stand, sich vom Schnee berieseln ließ und stumm auf die Stadt hinab blickte. Es war ihm auch irgendwie egal, denn sein Herz fühlte nur noch diesen stechenden Schmerz. Lange war es her, seitdem er nun solche Angst verspürte, denn er wollte nicht Lloyd’s Freundschaft verlieren. Diese Angst fraß sich in sein Herz, erschwerte ihn das Ganze nur noch zusätzlich. Wenn Lloyd zu sich kam und sich dann an diese Dinge erinnerte, die nun mal passiert waren, würde er Zelos vermutlich dafür hassen. Allein für den Kuss, den dieser falsch interpretiert hatte und weil Zelos viel zu Spät zur Rettung gekommen war. „Was soll ich nur machen?“. Der Auserwählte wischte sich nochmals über die Augen, tat er dies schon die ganze Zeit, da er diesen Drang, sich zu beruhigen, einfach nicht verspürte. Es ging nicht und da konnte ihm auch keiner helfen.
 

Im Gasthaus schlug Lloyd langsam seine Augen auf, verspürte sofort einen ziehenden Schmerz, welcher ihm scharf die Luft einziehen ließ. Kurz musterte er das Zimmer, verstand er nicht genau, wo er hier nun war. Es schien sich um ein Gästezimmer zu handeln, nur in welcher Stadt wollte ihm nicht einfallen. Er überlegte, bis ihm die Geschehnisse der vergangenen Stunden in den Sinn kamen, diese ihm genau sagten, was er hatte durchmachen müssen. Sofort zog Lloyd seine Beine an den Körper, nachdem er sich aufgerichtet hatte, sah sich verängstigt um, ehe er leise seufzte. Gut, dieser Sam war nicht hier und würde ihm wohl auch nichts mehr tun. Hatte man Lloyd geholfen? Verzweifelt versuchte er sich zu erinnern, kam ihm vage in Erinnerung, das Sam doch schon etwas überhastet von ihm runtergestiegen war, scheinbar es mit der Angst zutun bekommen hatte. Danach fehlte alles, erschien es Lloyd wie ein Blackout.
 

Langsam stand Lloyd auf, sah sich jedoch immer wieder um, um sicherzugehen, dass er hier alleine war, dass ihm keinerlei Gefahr drohte, auch wenn er diesmal vorzeitig seinen Exsphere verwenden würde. Als er endlich einen festen Stand hatte, durchfuhr ihn wieder ein bestialischer Schmerz, ließ ihn kurz aufkeuchen, da seine Schenkel und vor allem sein Hintern so Weh taten. Es brannte wie Feuer und Lloyd war sich sicher, dass dies noch eine Weile so bleiben würde. „Verflucht…“. Lloyd ging in die Knie, zog sich dieser Schmerz bis in seinem Unterleib. Verdammt, es sollte aufhören, er wollte nicht daran erinnert werden, dass er befleckt wurde. Hilflos war er gewesen, hatte nichts tun können, bis zu diesem Schmerz, das ständige Stöhnen seines Peinigers, welches ihn nun verfolgte. Deutlich hörte er diese Geräusche noch immer in seinem Kopf, schüttelte diesen rasch, damit es wieder aufhörte. Auch die Bilder, die er nicht mehr sehen wollte, schlichen sich erneut in seinen Kopf, ließen ihn Tränen in die Augen steigen, da er sich so benutzt fühlte. Wieso hatte das nur passieren müssen? Wieso war er nicht einfach bei der Bar geblieben?
 

Er schüttelte nochmals seinen Kopf, ehe er versuchte sich vom Boden abzustützen, ohne diesen Schmerz zu empfinden, welcher sich jedoch erneut bemerkbar machte. Dann kam ihm der Auserwählte in den Sinn, wunderte es ihn schon sehr, dass er diesen nicht als erstes erblickt hatte. Immerhin hätte Zelos doch hier sein müssen, aber hier im Zimmer war er nicht. Ob Zelos von seinem grausamen Erlebnis noch nichts wusste und ihn nun wie ein Verrückter suchte? Nein, da war etwas in seiner Erinnerung, denn er erinnerte sich, das Zelos nach ihm gerufen hatte, ihn für eine Weile zur Beruhigung gezwungen hatte. War dies nur ein Gefühl, ein Trugbild, oder war dies wirklich passiert? Hatte Zelos ihm am Ende doch noch geholfen? Und wenn ja, wieso war Zelos dann nicht hier und kümmerte sich um ihn? So viele Fragen und Lloyd fand keine Antworten.
 

Lloyd griff zur Decke und legte sich diese über seine Schultern, wollte er mal nachsehen, ob Zelos vielleicht in einem anderen Zimmer war. Vorsichtig öffnete er die Tür, sah hinaus und wusste nun auch endlich, wo er sich hier befand. Ja, er erinnerte sich genau, gehörte dieses Gasthaus zu Flanoir. Wieso war er denn hier? Hatte Zelos ihn hierher gebracht? Wieso hatte sein Geliebter ihn nicht nach Hause gebracht? Nicht verstehend, warum er sich hier nun befand, lief er langsam die Treppe runter, erspähte ein Mädchen, welches hinter der Theke stand, nun auch zu ihm blickte.
 

„Hallo“ lächelte sie ihn warm an, doch ein Lächeln konnte er ihr nun nicht schenken. Nein, er sah zu Boden, zog seine Decke enger um seinen Körper, da er sich dreckig fühlte. Beschmutzt und missbraucht. „Der Auserwählte hat zwar nicht gesagt, wohin er gegangen ist, aber…“. Lloyd sah wieder auf, sah fragend zum Mädchen hin, welches wohl überlegte. „Ich habe gesehen, dass er Richtung Kirche gelaufen ist. Er hat geweint, glaube ich zumindest…“ erklärte sie leise, jedoch nachdenklich. Lloyd sah noch eine ganze Weile zu dem Mädchen, ehe er seine Augen zur Tür richtete, langsam auf diese zuging, ehe das Mädchen ihn nochmals aufhielt.
 

„Kann ich vielleicht helfen? Ist vielleicht etwas passiert?“. Lloyd hielt kurz inne, lag seine Hand schon auf der Klinke, da er zu Zelos wollte. Er wusste nicht, wieso er nicht antworten konnte, fehlte ihm einfach die Kraft dazu, weshalb er einfach nur seinen Kopf schüttelte. Wenn sie die Vergangenheit ungeschehen machen könnte, dann bitte, aber er glaubte kaum, das sie dazu in der Lage wäre. Traurig senkte das Mädchen ihren Blick, schienen weder der Auserwählte, noch dieser Junge ihre Hilfe zu wollen. Okay, sie hatte den Auserwählten auch gar nicht gefragt, aber sie vermutete einfach mal stark, dass auch dieser ihre Hilfe abgelehnt hätte. So sah sie zu, wie Lloyd das Gasthaus langsam verließ, sich scheinbar auf den Weg zu Zelos machte. Seufzend legte sie ihren Kopf auf den Tresen, hätte sie schon gern gewusst, was da genau passiert war, aber wenn keiner mit ihr reden wollte, dann konnte man auch nichts machen.
 

Lloyd schlurfte langsam, auf nackten Sohlen, die Treppe hinauf, starrte schon zur Kirche und entdeckte den Auserwählten genau dort, wo er ihn vermutete. Ja, damals hatten sie auch dort gestanden, hatten geredet und Zelos hatte seine Vergangenheit ein wenig erläutert. Lange lag diese Nacht schon zurück, doch erschien es Lloyd so, als sei sie erst gestern passiert. Die Kälte unter seinen Füßen nahm er kaum wahr, waren die Schmerzen, die er in seinem Unterleib verspürte, viel stärker. Gott, er wollte sich nicht so elendig fühlen, wollte das alles vergessen. Jedoch blieben diese Bilder, quälten ihn, als habe er etwas Schlimmes getan und musste nun dafür bestraft werden.
 

Als Lloyd die letzte Stufe überwandt, knickten seine Beine kurz ein, fiel auf die Knie und keuchte erschrocken, als er die plötzliche Übelkeit verspürte. Nicht nur seelisch war er angeschlagen, sondern auch körperlich. Was wäre wohl gewesen, wenn er sich noch mehr gewehrt hätte? Wären diese Schmerzen, diese plötzliche Übelkeit dann noch schlimmer, als jetzt? „Zelos“ rief er in Gedanken, konnte er einfach nicht dessen Name laut aussprechen, da ihm die Stimme fehlte. Wieso brachte er keinen Ton heraus? Er wusste doch genau, wie man sprach, aber wieso klappte es nicht, auch wenn er sich noch so anstrengte, sowie eben bei diesen Mädchen?
 

Dann stand Lloyd wieder langsam auf, tat die letzten Schritte, bis er hinter Zelos stand, hastig nach Luft schnappte, da ihm immer mehr die Übelkeit in den Rachen kroch. Es hatte Kraft gekostet, um hierher zu kommen und nun stand er hinter Zelos, welcher noch immer auf die Stadt hinab blickte, scheinbar weinte, warum auch immer. Wahrscheinlich würde er gleich die Gründe erfahren, aber dafür musste der Auserwählte ihn bemerken. Nur wie, wenn er nicht bald seine Stimme wieder fand?
 

Zelos hatte diese leisen Schritte sehr wohl vernommen, doch wagte er es sich nicht, sich umzudrehen. Sein Gefühl sagte ihm, das Lloyd hinter ihm stand, aber konnte er ihn nun wirklich ansehen? Nein, die Angst war einfach zu groß, das Lloyd nun zu ihm sagte, das sie keine Freunde mehr wären, weil Zelos zu Spät reagiert hatte. Klar, Lloyd trug sicherlich auch selbst Schuld, denn dieser hätte da bleiben sollen, wo ihn Zelos gelassen hatte, denn dann wäre auch nichts passiert. Nur dieser dumme Kuss war der Auslöser gewesen, trugen nun beide eine schwere Last auf ihren Schultern.
 

Eine Hand auf seiner Schulter ließ Zelos zusammenzucken, ehe er doch einen Blick über seine Schulter warf. Verweinte blaue Augen sahen in traurige Braune, welche sich nur kurz schlossen. Als Lloyd seine Augen wieder öffnete, sah er den Auserwählten liebevoll an, wollte er dessen Miene nicht so sehen, auch wenn ihm noch äußerst unklar war, weswegen sein Geliebter hier Tränen vergoss. Dann, es geschah so schnell, das Lloyd kaum reagieren konnte, befand er sich in Zelos’s Armen, dieser laut schluchzte und sich immer wieder entschuldigte. Wieso? Konnte es sein, das sich Zelos dafür verantwortlich fühlte? Nein, diesen traf keine Schuld, denn Lloyd hätte einfach in der Nähe des Auserwählten bleiben sollen, anstatt einfach abzuhauen.
 

„Lloyd, vergib mir… Ich bin viel zu Spät gekommen… Ich wünschte, ich könnte das alles ungeschehen machen, aber… Verflucht, du hasst mich jetzt bestimmt“. Schon fast verzweifelt klammerte sich Zelos an Lloyd fest, wollte er dessen Freundschaft einfach nicht verlieren, wo sie doch immer durch Dick und Dünn gegangen waren. Und nun waren von Zelos’s Seite her auch noch Gefühle vorhanden, von denen Lloyd zwar noch nichts wusste, aber es dem Auserwählten traurig stimmen würde, wenn er den Kleineren nicht mehr sehen dürfe. Dieses Band sollte nicht reißen, hatte es doch sowieso schon so lange gedauert, bis sie es hatten knüpfen können.
 

Lloyd öffnete seinen Mund, doch brachte er auch dieses Mal keinen Ton heraus. Verdammt, er wollte nicht, das Zelos sich die Schuld gab, konnte aber auch irgendwie nichts dazu sagen. Und diese körperliche Nähe, die auf einmal da war. Lloyd fühlte sich so seltsam, hatte ein komisches Gefühl in den Armen seines Geliebten, was er nicht wirklich verstand. Es war, als habe er Angst, Zelos würde ihn zu nahe kommen. Diese Ähnlichkeit mit Sam, genau das war es. Das machte Lloyd Angst. Er sah in Zelos Sam, welcher ihn so übel behandelt hatte.
 

Zelos bemerkte diese steife Art, diese Distanzierung, welche Lloyd um sich herum aufbaute, entließ den Kleineren aus seinen Armen und trat einen Schritt zurück. Entweder mochte Lloyd ihn wirklich nicht mehr, oder der Kleinere konnte nun solche Berührungen nicht zulassen, da diese ihn an das Geschehene erinnerten. Stumm blickte Zelos zu Boden, suchte nach etwas, was er noch sagen könnte, aber selbst ihm fehlten jegliche Worte. Zu abstrus erschien ihm diese Situation, denn sein Kleiner sagte nichts, schien auch nichts sagen zu wollen. Er stand einfach nur da, sah ihn an und sagte nichts. Warum?
 

Lloyd öffnete nochmals seinen Mund, sah ebenfalls zu Boden, da er sich schämte. Warum er das tat, das wusste er selbst nicht so genau, aber er tat es. Auch seine Decke schlang er enger um seinen Körper, fühlte er sich beobachtet, auch wenn Zelos zu Boden sah. Es war so ein seltsames Gefühl, als das es Lloyd beschreiben konnte. Einfach Unwohlsein, so konnte es Lloyd vielleicht ausdrücken. „Ich…“. Lloyd dankte seiner Stimme, schien diese zwar brüchig zu klingen, da ihm auch wieder Tränen in die Augen stiegen, doch ertönte endlich etwas von ihm. „Ich hasse dich nicht… Ich…“. Lloyd wusste einfach nicht, wie er alles sagen sollte.
 

Zelos sah auf, sagte Lloyd nun doch endlich etwas, aber klang dabei auch sehr traurig. Er überlegte, ob er den Kleineren wieder in seine Arme schließen sollte, doch zwang er sich, es besser nicht zu tun. Nein, scheinbar mochte Lloyd das gerade nicht, auch wenn Zelos ihn Trost und Geborgenheit geben wollte. Einfach zeigen wollte, das Lloyd nicht alleine war. „Es tut mir trotzdem Leid… Ich hätte einfach besser auf dich aufpassen müssen. Ich bin verantwortungslos, nicht wahr? Wir hätten nie zu der bescheuerten Party gehen sollen, dann wäre das nicht passiert“.
 

Nun sah auch Lloyd auf, entdeckte die Tränen, die sich ihren Weg über Zelos’s Wangen suchten. Er schüttelte seinen Kopf, trat den einen Schritt nach vorne und lehnte seinen Kopf an Zelos’s Brust. Der Auserwählte zögerte, doch legte er dann vorsichtig seine Arme um Lloyd, welcher daraufhin seufzte. „Nein, du trägst keine Schuld… Ich hätte halt nicht überhastet flüchten müssen, weil ich nun mal etwas gesehen habe, was mich total verletzt hat…“. Zelos wusste genau, auf was sein Kleiner da anspielte, drückte Lloyd noch näher an sich, ehe er in dessen braune Augen sah. Offen und ehrlich war Zelos’s Blick, denn der Kleinere sollte ihm glauben.
 

„Nicht ich habe sie geküsst, sondern umgekehrt. Das hat alles zu Sam’s Plan gehört, verstehst du? Hätte ich…“. „Erwähne nie wieder diesen Namen… Ich… Ich…“. Der Kleinere schüttelte sich, ehe ihn wieder die Knie einknicken, er jedoch von zwei starken Armen festgehalten wurde. Zelos schloss seine Augen, sprach nochmals leise, wie Leid es ihm tat, ehe er seinen Kopf auf den des Kleineren bettete, nun einfach dessen Nähe genießen wollte. Auch Lloyd schloss seine Augen und krallte sich an Zelos’s Oberteil fest. „Ich verstehe…“ gab er noch leise von sich, ehe er immer weiter in Zelos’s Armen versank, trotz der Kälte in dessen Armen einschlief.
 

Der Auserwählte bemerkte nach geraumer Zeit, wie sehr sich sein Kleiner doch hängen ließ, stellte dann fest, dass dieser wieder eingeschlafen war. Kein Wunder, Lloyd hatte noch einiges zu verarbeiten und dabei würde Zelos ihm helfen. Nun, wenn Lloyd dies überhaupt wollte, denn noch immer blieb dieses stechende Gefühl. Obwohl Lloyd gesagt hatte, dass er keine Schuld trug, so verspürte Zelos noch immer diese Gefühle. Lag es vielleicht daran, weil er Lloyd liebte? Konnte er deswegen sich selbst nicht verzeihen? War er unwürdig dem Kleineren solche Gefühle zu erbringen, wenn er nicht mal auf Lloyd aufpassen konnte? Zelos wusste es nicht und wollte nun auch nicht weiter darüber nachdenken, nahm Lloyd auf seine Arme und lief langsam zurück zum Gasthaus. Morgen war ein neuer Tag und da konnten sie nochmals reden, wenn der Kleinere es wollte. Zelos würde gerne reden, denn es gab noch so vieles zu klären. Jetzt sollte sich Lloyd jedoch vorerst erholen.
 

„Ich liebe dich, Kleiner“ murmelte Zelos leise, hauchte einen sanften Kuss auf Lloyd’s Stirn, ehe er das Gasthaus betrat. Vielleicht sollte er wirklich bald seine Gefühle offenbaren, denn er hegte nun schon den Drang danach, das Lloyd von seinen Gefühlen erfuhr. Vielleicht schon sehr bald, aber man würde es sehen, denn nun sollte Lloyd erstmal mit diesen Geschehen abschließen. Dann, oder wenn Zelos wirklich merkte, das es dem Kleineren um die Gefühle seinerseits ging, dann würde er sie ihm gestehen. Vielleicht hatte Kratos wirklich Recht und seine Gefühle halfen Lloyd, das Geschehene zu verarbeiten. Zwar war er immer noch wütend über dieses Verhalten, aber nun konnte man es nicht mehr ändern und musste so hingenommen werden. Fest stand, dass sich Zelos um Lloyd kümmern würde, mit all seiner Liebe, die er für seinen Amigo empfand.

Berührungsängste?

Am nächsten Morgen erwachte der Auserwählte als erstes, richtete sich auf und streckte sich kurz. Diese Nacht war einfach nur grausam gewesen, denn er hatte alleine schlafen müssen. Nun, er hatte Verständnis dafür, das Lloyd nun diese Distanzierung brauchte, aber er hatte dessen Schluchzen so lange hören müssen, sich Sorgen um seinen Amigo gemacht und hatte nicht zu diesen ins Bett kriechen dürfen. Seufzend fuhr er sich durchs Haar, sah dabei zur Seite zum anderen Bett hin, in welches noch der Kleinere lag und schlief. Nun, wenigstens war Lloyd irgendwann in der Nacht eingeschlafen und hatte wohl seinen Schlaf finden können. Zelos fühlte sich zwar ausgeruht, rein körperlich, aber irgendwie auch wieder nicht. Müde rieb er sich über die Augen, hätte sich am liebsten wieder hingelegt, da er doch noch ein wenig Müdigkeit verspürte. So seltsam waren seine Empfindungen im Moment.
 

Langsam schwang er seine Beine aus dem Bett, durfte er nicht mehr schlafen, denn sie mussten nun erstmal frühstücken und dann nochmals zum Arzt. Genau, der Arzt wollte sich Lloyd noch mal ansehen, wenn dieser wach war und das würde der Kleine gleich sein. So entschloss sich Zelos seine Sachen zu nehmen und ins Bad zu gehen, um erstmal eine erfrischende Dusche zu nehmen. Lloyd konnte somit noch etwas Schlaf nachholen, sich körperlich, als auch seelisch, so gut es eben ging, erholen.
 

Der Kleinere schlug langsam seine Augen auf, hörte das leise Rauschen von Wasser, welches aus dem Nebenzimmer kam. Dann kamen alle Erinnerungen zurück, wie gestern Nacht. „Nicht schon wieder“ dachte er bei sich, versuchte diese ekelhaften Bilder zu verdrängen, was ihm nach einer Weile auch endlich gelang. Dieses Wasserrauschen. Ach ja, Zelos war hier, hatte sich um ihn kümmern wollen, was nur wieder schlechte Erinnerungen hervorgerufen hatte und sie somit nicht zusammen in einem Bett hatten schlafen können. Nein, diese körperliche Nähe ertrug Lloyd im Moment nicht, erinnerte ihn alles zu sehr an dieses schreckliche Erlebnis.
 

Langsam richtete er sich auf, sah im Zimmer umher, ehe er seinen Kopf wieder sinken ließ. Wieder spürte er diese Übelkeit in sich aufsteigen, dieser Ekel, welcher ihn packte, nur weil ihm diese Bilder durch den Kopf gingen. Er wollte das nicht mehr sehen, wollte das alles vergessen, aber es ging nicht. Nun, wenigstens verspürte er nicht mehr solche Schmerzen, sowie gestern Nacht. Scheinbar begannen seine Wunden auch schon zu heilen. Die körperlichen Wunden würden sicher bald nicht mehr zu sehen sein, aber was war mit seinen seelischen Zustand? Er mochte es nur noch ungern von Zelos in die Arme geschlossen zu werden, dabei hatte er es doch immer begrüßt. Lloyd wusste auch nicht, wie er sein Verhalten erklären sollte, denn irgendetwas in seinem Kopf wollte das nicht, warnte ihn vor solchen Berührungen. Ob er Zelos jemals wieder nahe kommen konnte? Konnte er dieses Erlebnis soweit verarbeiten, das der Auserwählte ihn wieder in seine Arme schließen könne, ohne dass sich Lloyd dadurch so seltsam fühlte?
 

Ein Türklappen ließ ihn aufsehen, direkt in blaue Augen, welche auf Lloyd gerichtet waren. Zelos zwang sich zu einem Lächeln, trat an das Bett heran und bemusterte seinen Freund. Nur im Handtuch bekleidet stand er vor Lloyd, konnte dessen Augen über seinen Körper wandern sehen. „Guten Morgen… Wie geht es dir?“ durchbrach Zelos dann endlich diese eisige Stille. Nun, er musste einfach wissen, wie es seinen Amigo ging. Außerdem wollte Zelos endlich etwas tun, damit sich Lloyd nicht mehr so schäbig und beschmutzt fühlen musste. Der Kleine sollte diese Dinge verarbeiten, bald wieder ein normales Leben führen und vielleicht mit Zelos glücklich werden? Vielleicht, denn Zelos haderte mit sich, hatte er gestern Abend schon daran gedacht, es dem Kleineren einfach zu sagen, aber so leicht war das auch nicht. Es war seltsam, wo der Auserwählte doch sonst nie ein Blatt vor den Mund nahm. Jedoch hatte er einfach nicht den Mut, fühlte sich zudem noch immer verantwortlich für alles, was da nun passiert war.
 

„Ich…“ begann Lloyd seinen Satz, doch brach er ihn wieder ab, ließ seinen Kopf auch wieder sinken, da er sich einfach mies fühlte. Zelos setzte sich an den Rand des Bettes, sah weiterhin zu Lloyd, welcher scheinbar keinen vernünftigen Ton heraus bekam. Verwunderlich war es nicht, denn Zelos wusste nicht, wie er drauf sein würde, wäre ihm das Ganze passiert. Demnach zeigte er wie gestern Nacht Verständnis, lächelte leicht und strich dem Kleineren über seine Haare. „Lloyd… Willst du Duschen? Ich hole uns dann in der Zwischenzeit unser Frühstück“. Ein zaghaftes Nicken bekam er zur Antwort, was dem Auserwählten ausreichte. So stand er auf, ließ sein Handtuch fallen und zog sich rasch an, sah dabei Lloyd an, welcher wieder unsicher aufsah.
 

„Ob er an Sam erinnert wird, wenn er mich ansieht? Klar, er und ich sehen uns ähnlich, aber ich bin doch immer noch Zelos“. Zelos seufzte leise aus, legte das Handtuch über einen Stuhl und ging dann zur Tür. Kurz sah er nochmals zu Lloyd, welcher sich bereits aus dem Bett erhob, jedoch stockte, als er den Blick von Zelos auf sich spürte. „Lloyd, ich bin dein Freund und würde dir niemals etwas tun… Ich… Das könnte ich überhaupt nicht, weil ich…“. Mitten im Satz brach Zelos ab, konnte er das einfach nicht so sagen. Irgendwie fand er das auch unpassend, wenn er nun hier seine Liebe für den Kleineren gestand. Nein, es sollte schon etwas Besonderes sein, vielleicht auch ein wenig romantisch, aber das hier war einfach nur traurig.
 

„Ich bin gleich wieder da“ murmelte Zelos dann noch, ehe er das Zimmer verließ und somit Lloyd alleine zurück ließ. Dieser sah verwundert drein, wusste natürlich auch, dass sein Geliebter ihm nie etwas antun würde, aber hatte dieser nicht noch etwas sagen wollen? Ja, den Anschein gab es, aber scheinbar hatte es Zelos nicht sagen können, warum auch immer. Neugier stieg in Lloyd auf, was ihn natürlich ein wenig ablenkte. Was hatte Zelos da bloß sagen wollen? „Er klang unsicher“ stellte Lloyd gedanklich fest, drehte sich zur Türe, welche zum Bad führte. Vielleicht sagte Zelos später noch das, was er gerade nicht hatte sagen können.
 

Wenige Minuten später saß Zelos auch schon wieder im Zimmer. Beim Tisch saß er, welcher reichlich von ihm eingedeckt war. Nun, an Essen mangelte es hier nicht, denn er hatte sich von allem etwas mitgenommen. Von Brötchen hin, bis zur Hänchenkeule. Nur, der Kleinere duschte noch immer und er machte auch nicht den Eindruck, als wolle Lloyd sehr bald damit aufhören. Auch etwas verständliches, so fand Zelos, denn Lloyd wusch sich nun sicherlich den unsichtbaren Schmutz ab, versuchte wieder rein zu werden, was aber nicht ging. Nein, diese Erinnerungen würden bleiben, aber man konnte lernen, mit ihnen umzugehen. Ja, der Kleinere würde vermutlich auch Hilfe dabei brauchen. „Ich werde für dich da sein, Lloyd“ murmelte Zelos leise vor sich hin, würde er immer für den Kleineren da sein, egal, was diesem auf der Seele brannte.
 

Dann hörte er endlich das leise Türklappen, sah zur Badtür, in welcher Lloyd stand, schämend zu Boden starrte. „Was ist los?“ wollte der Auserwählte wissen, stand auf und lief zum Kleineren hin, welcher jedoch ebenfalls einige Schritte zurück trat, Zelos verängstigt musterte, dann wieder zu Boden starrte. „Lloyd, was ist passiert?“. Bestimmend legte Zelos seine Hand unter Lloyd’s Kinn, auch wenn dieser das im Moment nicht mochte. Irgendetwas stimmte hier nicht und Zelos wollte eine Antwort, denn dieses Verhalten war ganz und gar nicht normal.
 

„Blut… Überall… Er hat mir…“. Wieder keine vernünftigen Sätze vom Kleineren, ließ sich an der Tür hinab gleiten, ehe er zwei Arme um seine Taille spürte, welche ihm hielten, ihn nicht fallen lassen würden. „Schon gut, Lloyd. Wir frühstücken jetzt und dann gehen wir zum Arzt, denn er will dich noch mal untersuchen…“. Ungläubig wurde Zelos gemustert, ehe der Auserwählte sich seufzend an die Stirn fasste. „Tschuldige, mein Fehler. Er hat dich gestern schon untersucht und gemeint, ich soll dich noch mal zu ihm bringen, wenn du wieder wach bist. Es geht um dein Wohl, verstanden?“. Lloyd nickte dem zu, sah wieder zu Boden, da ihm das alles wirklich unangenehm war. Gott, was würde nur sein, wenn er wieder nach Hause kam? Sein Vater würde doch merken, dass etwas nicht stimmte und wie sollten sie das zukünftig mit dem Bett machen? Lloyd konnte doch nicht mit Zelos in einem Bett schlafen, ohne sich irgendwie unwohl zu fühlen.
 

Aus den Gedanken gerissen bemerkte Lloyd, wie er auf einen Stuhl gesetzt wurde, einen Teller vor seine Nase geschoben bekam, ehe sich Zelos selbst setzte. Aufmunternd sah er den Kleineren an, schmierte sich sein Brötchen, was ihm der Kleinere nach langer Überlegung gleich tat. Nun, wenigstens aß sein Kleiner, denn noch mehr Sorgen wollte sich Zelos nicht machen. Außerdem würde die nächste Zeit noch schwierig genug werden, denn Lloyd’s Stiefvater würde merken, das etwas nicht stimmte und wenn dann die Wahrheit raus kam, dann konnte Zelos sicherlich auch sehen, wo er denn blieb. Vermutlich würde er dann auf der Straße landen.
 

„Lloyd? Ich weiß, du willst mit mir vielleicht gar nicht darüber sprechen, aber… Der Arzt hat gemeint, du sollst dich kaum gewehrt haben. Stimmt das?“. Lloyd schluckte seinen Bissen runter, sah Zelos lange an, bis er wieder seinen Blick abwandte. Er überlegte, wie er das am besten ausdrücken sollte, sah dann wieder zu Zelos, welcher abwartend zu ihm sah. „Ich habe vorgehabt meinen Exsphere zu verwenden, aber… Er hat mir ein Messer an die Kehle gehalten und dann…“. Zelos knurrte unbewusst, ballte seine Hände zu Fäusten, da er sich so etwas schon gedacht hatte. Verdammt, solche miesen Tricks, denn Lloyd hätte sich sonst sicherlich mit Leichtigkeit befreit und Sam fertig gemacht.
 

Jedoch schluckte er seinen Ärger runter, sah wieder sanft in diese braunen Augen, welche soviel Angst und Zweifel ausstrahlten. „Ich versichere dir, Lloyd, er wird dir nie mehr etwas antun. Wahrscheinlich wurde er sowieso schon hingerichtet… Wenn nicht, glaub mir, ich werde Rache nehmen, ihm jeden einzelnen Knochen brechen, bis er nur noch Matsche ist“. Lloyd’s Mundwinkel wanderten kaum merklich nach oben, freute er sich darüber, das Zelos sich so für ihn einsetzte. Ein wohliges, auch bekanntes Gefühl stieg in ihm auf, zwang ihn dazu sein Lächeln zu verbreitern, da er sich wirklich über diese Worte freute.
 

Zelos beobachtete das Mienenspiel interessiert, begann selbst auch ein Lächeln aufzulegen, da sich Lloyd scheinbar nun etwas besser fühlte. „Wie sehr ich dein Lächeln liebe“ dachte sich der Auserwählte, biss wieder in sein Brötchen und beobachtete Lloyd, welcher es ihm gleich tat. Ihr Lächeln verschwand nicht, schienen die Dinge für diesen Moment einfach vergessen zu sein. So aßen sie die ganze Zeit weiter, bis der Auserwählte auf die Uhr sah, dann aufstand und wieder zu Lloyd blickte. „Wir sollten uns langsam auf den Weg zum Arzt machen. Und dann… Dann sollten wir zu Dirk… Ob Yuan in der Botschaft die Geschehnisse erläutert hat?“. Lloyd nickte, ehe er wieder ein verwundertes Gesicht zog. Yuan? Was hatte denn Yuan damit zutun? Und welche Botschaft?
 

„Yuan? Welche Botschaft?“. Zelos sah zu Boden, überlegte, wie er das nun auf die Schnelle erklären sollte. Verdammt, er hatte eigentlich das mit Yuan und auch Kratos verheimlichen wollen, aber nun? Wieso hatte er nicht vorher nachgedacht, oder einfach seine Klappe gehalten? Jetzt musste eine Erklärung her. „Yuan war zufällig in der Gegend und… Er hat das auch mitbekommen und dann mit seinen Männern Sam nach Meltokio gebracht und eine Botschaft an Dirk gesendet, damit er weiß, wo wir sind“. Hoffentlich reichte dies, denn das mit Kratos musste wirklich nichts ans Tageslicht, denn Lloyd mochte seinen Vater doch sehr. Wenn Lloyd erfuhr, was Kratos da zugelassen hatte, dann wäre sicherlich die Hölle los.
 

Verstehend nickte Lloyd, stand dann auf und sah an sich herunter. Es war ungewohnt in solchen Klamotten herumzulaufen, aber besser als nichts. Dann sah er wieder zu Zelos, welcher sich bereits zur Tür begab und diese leise öffnete. „Komm, der Arzt wartet sicher schon und dann werde ich endlich die Hölle betreten“. Lloyd musste nicht nachfragen, was Zelos nun meinte, denn dieser schien seinen Stiefvater zu meinen, hatte wohl auch ein wenig Angst die ganze Schuld für das alles hier zu bekommen. Jedoch würde es Lloyd nicht soweit kommen lassen, denn auch er trug Schuld, hätte einfach in der Nähe von Zelos bleiben können.
 

Langsam liefen sie die Treppe hinunter, sahen kurz zum Tresen und sahen eine ältere Dame, welche dem Mädchen glich, die sie in der Nacht gesehen hatten. Scheinbar die Mutter, jedenfalls sah es so aus. „Guten Morgen, Auserwählter“ lächelte sie leicht, nickte dann auch Lloyd zu, welcher ebenfalls nickte. Dann gingen sie zur Tür, traten heraus und machten sich auf dem Weg zum Arzt. Es war bald Mittag, denn beide hatten etwas länger geschlafen, als eigentlich geplant. Nun, so schlimm war dies nun auch wieder nicht, war es Wochenende und somit würde wohl keiner Ärger bekommen.
 

Als sie das Haus in ihr Blickfeld bekamen, lief der Kleinere langsamer, hatte er so ein ungutes Gefühl, sich nun vom Arzt untersuchen zu lassen. Gott, er hatte beim Duschen Blut gesehen, welches ihm an den Beinen hinab gelaufen war. Er wusste, woher dieses kam und deswegen stieg Angst in ihm auf. Was war, wenn so etwas immer wieder passierte? Was war, wenn er irgendwann mit Zelos schlief und dann wieder solche Schmerzen durchleiden musste? Er wollte das nicht noch mal durchstehen, hatte sich auch so erbärmlich gefühlt, einfach hilflos.
 

Zelos blieb stehen, sah zu seinen Amigo, welcher unsicher über den schneebedeckten Boden sah. „Mach dir keine Sorgen… Sicherlich heilen deine Wunden bald und das mit deiner Berührungsangst bekommen wir auch wieder in den Griff. Du musst mir nur dein Vertrauen schenken und versuchen, dich auf gewisse Dinge einzulassen“. Lloyd nickte dem zu, hörte im nächsten Moment ein Türöffnen, welches ihn zum Haus des Arztes sehen ließ. Dort stand der Arzt, schien wohl schon gewartet zu haben und winkte die beiden jungen Männer zu sich ins Haus. Zelos folgte dem Beispiel sofort, während sich Lloyd Zeit ließ, nochmals an die Worte seines Geliebten dachte. Ja, dieser hatte wohl Recht, aber alles brauchte seine Zeit. Erstmal musste er das alles verdauen und dann konnte er sich wieder solchen Berührungen aussetzen.
 

Wenige Minuten später saß Zelos alleine in einem Zimmer, wartete dort, da der Arzt Lloyd gerade untersuchte. Ob er wirklich mit zu Dirk sollte? Zelos hatte keine Angst, nein, das war es nicht. Er fühlte sich eben nur schuldig und wollte Lloyd wegen dieser Sache nicht verlieren. Dirk würde sicherlich einen Keil zwischen ihnen schieben, vermutlich auch Lloyd verbieten, sich mit den Auserwählten zu treffen. „Ach Lloyd, das alles ist so schwierig“ dachte er bei sich, vergrub sein Gesicht in seinen Händen und dachte weiterhin angestrengt nach. Somit bekam er auch nicht mit, wie die Nebentüre sich öffnete und Lloyd mit dem Arzt ins Zimmer trat.
 

„Auserwählter? Geht es euch nicht gut?“. Erst jetzt sah Zelos auf, wurde vom Arzt gemustert, da dieser sich zu ihm hinab gebeugt hatte. Auch Lloyd stand nicht unweit von Zelos entfernt, sah fragend in seine blauen Augen, da sich der Kleinere schon Sorgen um seinen Geliebten machte. „Es ist nichts… Und? Wie geht es Lloyd?“. „Er hat nicht viel erzählt, aber… Diese Nachblutungen sind völlig normal und werden auch bald wieder aufhören, also kein Grund sich Sorgen zu machen“. Zelos nickte erleichtert, sah dann wieder zu Lloyd, welcher jedoch wieder zu Boden starrte. Scheinbar war es ihm unangenehm, das man über sein Wohlergehen sprach, aber es musste geklärt werden, jedenfalls empfand es Zelos so.
 

„Gut, muss er noch zu einer Untersuchung, oder können er und ich nun nach Iselia zurück kehren?“. Der Arzt sah nochmals zu seinen Patienten, dann wieder zum Auserwählten, welcher ein fragendes Gesicht zog. „Nein, muss er nicht, wenn nichts schwerwiegendes mehr auftritt. Kümmert euch gut um ihn, denn er wird seine Zeit brauchen, um alles zu verarbeiten“. Zelos nickte nochmals, wusste er das natürlich selbst, aber der Arzt meinte diesen Ratschlag sicherlich auch nur gut. Okay, dann würden sie nun nach Iselia zurück kehren, sich Dirk stellen, welcher sich sicherlich auch schon große Sorgen machte.
 

So stand der Auserwählte auf, sah Lloyd an, welcher ebenfalls in seine Augen blickte. Wenige Sekunden vergingen, ehe Zelos ein leises Seufzen verlauten ließ, auf den Kleineren zuging und diesen an seine Brust zog. Ein erschrockener Laut entwich Lloyd, ehe er die Augen zusammen kniff, sich dann aber wieder entspannte, als er diese beruhigende Hand an seinen Rücken spürte. Wieso tat Zelos dies auf einmal? Was hatte das alles zu bedeuten? Jedoch schwanden seine Fragen schnell, behielt die Augen geschlossen und erinnerte sich daran, wie schön diese Berührungen doch sein konnten. Zelos meinte dies nur gut, da war sich der Kleinere sicher.
 

„Danke für ihre Hilfe“ murmelte Zelos leise, schloss nun gänzlich Lloyd in seiner Umarmung ein, da dieser sich nun vollends entspannte. Gut, wenigstens etwas, denn er wollte trotz allem dem Kleineren nahe sein, auch wenn nur so. „Keine Ursache, Auserwählter“ hörte er den Arzt noch sagen, welcher sich umwandte und zum Tisch hinüber ging. Dort setzte er sich auf einen Stuhl, beobachtete die beiden jungen Männer, die zur Haustüre gingen und dann wortlos das Haus verließen, vermutlich nun zu Lloyd’s Heimatort wollten. Ein leises Seufzen entglitt dem Arzt, hatte sein Patient wirklich wenig von seinem Erlebnis erzählt, aber verwunderlich war es auch nicht. Nicht mal richtig untersuchen hatte er ihn können, denn Lloyd hatte verängstigt zu ihm aufgesehen, wahrscheinlich auch geglaubt, der Arzt würde ihm Weh tun. Der Arzt war sich sicher, das dem Auserwählten noch ein weiter Weg bevor stand, ehe er Lloyd gänzlich von dieser neuen Angst befreien konnte.
 

Wenige Stunden später saßen Zelos und Lloyd auf ihren Rheard, flogen noch immer Iselia entgegen. „Zelos…“ murmelte Lloyd leise, schloss seine Arme enger um Zelos’s Körper und kuschelte sich an dessen Rücken. Bis jetzt ging diese Nähe, aber für wie lange? So lange es Lloyd kontrollieren konnte, schien alles in Ordnung zu sein, aber was war, wenn Zelos das Ruder in die Hände nehmen wollte? Lloyd wusste es nicht, wollte auch nicht mehr an diese Dinge denken, sondern einfach nur nach Hause kommen, alles hinter sich bringen, damit Zelos sich auch keine Gedanken mehr machen musste.
 

„Mh?“. Teilweise abwesend antwortete Zelos, sah dann jedoch doch über seine Schulter, in diese braunen Augen, welche einen sanften Ausdruck angenommen hatten. Was dachte Lloyd sich wohl gerade? Dachte er an dieses Erlebnis, oder versuchte er seine Angst zu überwinden? „Findest du es dämlich, dass ich momentan keine Berührungen ertrage?“. Darüber hatten sie noch gar nicht gesprochen, denn Lloyd hatte immer nur seine Mauer aufgerichtet und Zelos hatte sich dem gefügt. Der Auserwählte sah erst verwundert drein, schüttelte dann jedoch seinen Kopf. „Nein, das ist ein normaler Schutzmechanismus. Ich denke, wenn mir das passiert wäre, würde ich nicht anders handeln“. Lloyd nickte einfach mal zustimmend, würde wohl jeder anders mit dieser Situation umgehen, aber wie, das wusste er leider nicht. Jedoch war er froh, dass sein Geliebter Verständnis für ihn hatte. Ob das jeder hätte? Schließlich mochte Zelos doch den Körper des Kleineren, liebkoste dessen Haut so gerne, denn das hatte doch der Auserwählte schon oft gesagt, oder? Ja und trotzdem riss sich Zelos scheinbar am Riemen, empfand wohl diese Art für unangebracht.
 

Dann sahen sie Dirk’s Haus von weiten schon, was beim Auserwählten ein flaues Magengefühl hervorrief. Gott, gleich war es soweit. Gleich würde er endgültig den Kleineren verlieren, würde auf der Straße landen und dürfe Lloyd nie mehr sehen. Die Arme um seinen Körper wurden enger um ihn, was Zelos nochmals nach Lloyd sehen ließ. „Mach dir keine Gedanken, Zelos… Ich lasse nicht zu, das Paps dich ungerecht behandelt“. Zwar glaubte Zelos diesen Worten, doch wollte dieses ungute Gefühl einfach nicht weichen. So landete er im Garten, stieg langsam vom Rheard hinab und half Lloyd ebenfalls hinunter, ließ kurz darauf den Rheard in die Flügeltasche verschwinden.
 

Lange starrten beide auf die verschlossene Haustür, überlegten schon ihre Worte, welche sie gleich Dirk sagen wollten. Zelos hatte nicht viel zu sagen, denn er würde vermutlich schweigen, alles über sich ergehen lassen, bis er schließlich mit dem Rausschmiss rechnete. Jedoch holte ihn eine Hand an seiner aus seinen Gedanken, ließ ihn zur Seite sehen, wieder in braune Augen. „Du musst dich nicht verantwortlich fühlen“ murmelte Lloyd nochmals, ging dann festen Schrittes auf die Haustür zu, zog Zelos mit sich und öffnete leise die Tür, sah kurz ins Innere, ehe er auch schon die Stimme seines Stiefvaters vernehmen konnte.
 

„Lloyd, wie geht es dirrr? Yuan hat mirrr alles in einen Brrrief mitgeteilt“. Bei der Hand wurde Lloyd ins Innere gezogen, riss somit Zelos auch mit sich, welcher sich sofort einen verachtenden Blick des Hausherren einfing. Das hatte Zelos schon geahnt, sah zu Boden, da er eigentlich nicht mal genau wusste, was er nun dazu sagen sollte. „Paps… Soweit geht es mir gut, ich…“. „Setz dich errrstmal“. Wie ein kleines Kind wurde Lloyd behandelt, auf einen Stuhl gedrückt und besorgt gemustert. Klar, Lloyd verstand diese Sorge, aber das sein Stiefvater dabei Zelos so grausam ignorierte? Nein, so sollte das nicht sein.
 

„In nächster Zeit solltest du besserrr von solchen Parrrtys ferrrnbleiben. Zelos hat nicht mal sein Verrrsprrrechen eingehalten und dich dem ausgesetzt. Und so was nennt sich derrr Auserrrwählte? Alles nurrr warrrme Luft“. Lloyd schüttelte sofort seinen Kopf, sah seinen Stiefvater warnend an, da er so etwas nicht sagen sollte. „Paps, Zelos trifft keine Schuld. Er hat mir sogar am Ende noch geholfen“. Der Auserwählte hörte den Erklärungen zu, doch schien Dirk diese gar nicht hören zu wollen, hatte sich wohl sein eigenes Bild gemacht, was Zelos natürlich auch vollends nachvollziehen konnte. Wer würde nicht so denken? Wer würde bei so etwas noch verzeihen können? Außer Lloyd selbst, da er Zelos liebte, wohl keiner.
 

„Lloyd, ich sollte besser gehen“ murmelte Zelos leise, bekam somit die volle Aufmerksamkeit von Dirk und dem Kleineren, welcher daraufhin seinen Kopf nur hastig schüttelte. „Nein, das will…“. „Ja, ich dulde niemanden in meinen Haus, der Leid über die Familie bringt“. Das traf Zelos, durchzuckte ihn wie ein Blitz. Er wollte nicht glauben, was da aus Dirk’s Mund kam, kniff die Augen zusammen und schüttelte seinen Kopf. Vielleicht träumte er das alles hier nur und er wachte gleich wieder auf? Hoffentlich, denn er wollte nicht als Schandfleck angesehen werden, nicht von Lloyd, nicht von Dirk, eigentlich von keinem.
 

„Paps, hör auf damit“. Lloyd entriss sich den Armen seines Vaters, stellte sich schützend vor Zelos hin, da er das nicht so stehen lassen konnte. „Paps, hör auf Zelos so fertig zu machen. Er macht sich selbst schon genug fertig damit und da musst du nicht auch noch auf ihn rumhacken. Er trägt keine Schuld, denn ich bin von der Party gegangen, habe mich dem ausgesetzt und habe mir letzten Endes nicht helfen können“. Wieder sah Lloyd warnend zu Dirk, welcher dazu jedoch nur knurrte. Das war jedoch keine Entschuldigung für das, was da passiert war. Zelos hatte die Verantwortung übernommen und hatte nicht auf Lloyd aufpassen können. Nein, so jemanden duldete Dirk hier nicht, nicht in seinem Haus.
 

Bevor Dirk jedoch auf Lloyd’s Rede antworten konnte, setzte der Kleinere noch etwas hinzu, denn er bemerkte bereits, das Zelos eigentlich schon gehen wollte. „Wenn du Zelos nicht mehr unter diesem Dach duldest, dann gehe ich auch. Ich liebe ihn, Paps, verstehst du? Er hat mir geholfen, bevor Sam alles vollenden konnte, war für mich da gewesen, als es mir schlecht ging. Zelos war schon immer für mich da gewesen und jetzt willst du ihn rauswerfen? Nein, so nicht. Paps, ich bin kein Kind mehr, also…“. „Es reicht, Lloyd. Ich weiß, dass du mich liebst, aber dein Vater hat Recht. Ich habe meine Verantwortung vernachlässig, wenn auch nur für wenige Minuten. Das alles wäre nicht passiert, wenn…“. Zelos senkte seinen Kopf, ließ seine Hand weiterhin auf Lloyd’s Schulter ruhen, da er ihn nur so hatte unterbrechen können. Der Kleinere sah Zelos eine Weile an, senkte dann ebenfalls seinen Kopf, da er nun nicht mehr wusste, was er sagen sollte. Immerhin hatte Zelos seinen Standpunkt klargemacht und wäre bereit, dieses Haus zu verlassen. Aber damit gab sich Lloyd nicht zufrieden, wollte er doch weiterhin an der Seite des Auserwählten sein, auch wenn es im Moment ein wenig umständlich war.
 

Dirk seufzte, sah nochmals zu den beiden jungen Männern, welche dicht zueinander standen. Dass Lloyd diesen Chaoten liebte, wusste Dirk selbstverständlich, aber er konnte dem Auserwählten einfach nicht vergeben. Nein, es ging nicht, jedenfalls nicht sofort. Lloyd würde ebenfalls gehen, das hatte dieser eben noch gesagt und Dirk wusste, das sein Sohn diese Drohung wahr machen würde. Was blieb ihm also übrig? „Er kann bleiben, aber es wird dauern, bis ich ihm vergeben kann, wenn überhaupt“. Dann drehte sich Dirk um, wollte er sich dieses Bild nicht länger ansehen, denn zuviel Wut stieg in ihm auf, wenn er nur Zelos sah.
 

Lloyd drehte sich wieder zu Dirk hin, legte ein kleines Lächeln auf, da sein Geliebter bleiben durfte. Wenigstens etwas, auch wenn es eine Weile dauern würde, bis sich Dirk und Zelos wieder verstünden. Zelos selbst wusste nicht so genau, ob dies eine gute Idee war, denn Lloyd’s Stiefvater verachtete ihn nun, würde ihm wahrscheinlich irgendwann zwar vergeben, aber nie mehr große Stücke auf ihn bauen. Er hatte sich eigentlich alles verspielt. Jedoch konnte er nicht weiter darüber nachdenken, wurde wieder bei der Hand mitgezogen und die Treppe hinaufgeschleift. Verwundert sah er Lloyd an, welcher in ihr Zimmer wollte, wohl jetzt nicht mehr mit Dirk in einen Raum sein wollte.
 

Kaum hatten sie das gemeinsame Zimmer betreten, ließ sich Zelos auf das Bett fallen, starrte an die Decke und schloss dann seine Augen. Gott, er hatte sich so vieles ausgemalt, aber nicht das hier. In seinen Vorstellungen war er nicht mehr hier, sah sich einsam und allein in irgendeiner Gasse, wahrscheinlich bald an seinen Empfindungen verkümmerte. Da fiel ihm ein, dass Lloyd wahrscheinlich auch bald an seinen Gefühlen verkümmerte, wenn er es diesem nicht bald sagte. So öffnete er seine Augen wieder, bemerkte Lloyd, welcher sich über ihn beugte, ihn forschend musterte.
 

„Bleibst du bei mir?“. Es klang so kindlich, aber auch süß, so fand Zelos. Er lächelte leicht und nickte dann zustimmend, was auch Lloyd ein Lächeln auf den Lippen zauberte. Schließlich öffnete Zelos seine Arme, wartete ab, da er den Kleineren nicht drängen wollte. Zu seiner Verwunderung krabbelte Lloyd sofort aufs Bett, legte seinen Kopf in die Halsbeuge des Auserwählten und schloss seine Augen. Ob er sich dazu zwang? Zwang sich Lloyd zu diesen Dingen? „Lloyd? Tust du das freiwillig, oder zwingst du dich zu dem hier?“. Zelos wollte das nämlich nicht, auch wenn er diese Nähe so sehr vermisste. Die gestrige Nacht war eigentlich am schlimmsten gewesen, aber jetzt? Jetzt hielt er den Kleineren in seinen Armen, konnte dessen Geruch wahrnehmen und wollte Lloyd auch gar nicht mehr hergeben.
 

„Es fällt mir zwar ein bisschen schwer, aber ich fühle mich jetzt wohl. Tut mir Leid, wenn dir mein Körper manchmal andere Signale zeigt. Ich will doch einfach nur, dass du bei mir bleibst, mich nicht alleine lässt, verstehst du?“. Zelos zog den Kleineren enger an sich, legte sich auf die Seite und sah aus halbgeöffneten Augen den Kleineren an. Die Müdigkeit hatte Zelos ergriffen, denn viel Schlaf hatte er in der letzten Nacht wirklich nicht gefunden. Ob Lloyd böse war, wenn er ein kleines Nickerchen machte?
 

„Ich bleibe bei dir, Kleiner… Wenn du willst, für immer“. Dann schloss Zelos seine Augen gänzlich, lehnte seine Stirn an die des anderen, welcher daraufhin nur ein kleines Lächeln zeigte. Scheinbar war sein Auserwählter sehr müde und wollte ein bisschen Schlaf nachholen. Konnte er gern tun, denn dann würde auch Lloyd etwas Schlafen können, denn auch er fühlte sich noch etwas schlapp. So schloss auch Lloyd seine Augen, kuschelte sich noch enger an Zelos, welcher einen wohligen Laut ausstieß. Seltsam, jetzt wich langsam seine Angst, wusste Lloyd nämlich nun genau, dass ihm hier überhaupt nichts mehr passieren konnte. „Für immer? Ist das ein Versprechen, Geliebter?“ dachte er sich, würde er am liebsten immer in diesen Armen liegen. Ja, für die Ewigkeit an Zelos’s Seite, ein wunderschöner Traum. Ob er irgendwann in Erfüllung ging?

Ein ungewöhnlicher Sommertag!

Einige Tage zogen ins Land und die Situation schien sich langsam zu beruhigen. Jedenfalls, je mehr Zeit verging, desto besser schien es Lloyd zu gehen. Mit der Zeit ließ er auch immer mehr Berührungen zu, sprach auf oftmals mit Zelos über diese Dinge, damit es ihm anschließend besser ging. So auch heute, denn die beiden saßen auf dem Balkon, sahen in den Himmel und redeten ein wenig. Der Auserwählte wusste demnach auch, das er einfach nur zuhören musste, denn so war es immer, wenn Lloyd sich öffnete, nur Bruchstücke von dem sagte, was in dieser Nacht geschehen war. Immerhin, denn der Arzt hatte gemeint, dass dies gut für Lloyd sei, damit er damit irgendwann umgehen konnte. Aber das wusste Zelos selbst, denn er hatte damals, als Lloyd bei ihm aufgetaucht war, auch über seine Vergangenheit gesprochen und sich danach etwas besser gefühlt. Ja, Reden half immer, auch wenn der Gesprächspartner nur zuhörte, dem Erzähler nur das Gefühl gab, verstanden zu werden.
 

„Verstehst du das, Zelos?“ endete Lloyd’s Erzählung, konnte er mittlerweile schon sehr gut über das Erlebte reden, auch wenn er sich zu Anfang wirklich unwohl dabei gefühlt hatte. Nun, mit der Zeit war dieses Gefühl gewichen, denn sein Geliebter hörte zu, versuchte ihm dann auch mit einigen Ratschlägen, oder einfach nur mit seiner Anwesenheit zu helfen. „Ich denke schon, dass ich dich verstehe… Es tut mir Leid, das ich dir nicht rechtzeitig helfen konnte“. Zumindest versuchte Zelos Lloyd zu verstehen, auch wenn er sich in diese Situation nicht wirklich rein versetzen konnte, aber das es schlimm gewesen sein musste, war natürlich klar.
 

Lloyd schüttelte seinen Kopf, lehnte sich an seinen Geliebten und spürte im nächsten Moment, wie sich dessen Arm um seine Schulter legte. Wie immer, wenn sie hier saßen, denn hier beobachtete sie keiner und sie konnten sich ihren Gefühlen hingeben, einfach nur diese Nähe genießen. Ein leises Seufzen entwich dem Auserwählten, ehe er seinen Kopf an den des anderen rieb, daraufhin die Wange des Kleineren kurz küsste und dann wieder zum Himmel sah. Noch immer schwieg er, hatte kein Wort über seine Gefühle preisgegeben. Irgendwie sträubte er sich davor, wollte sich damit auch Zeit lassen, auch wenn Lloyd dadurch vielleicht warten musste. Nun, Zelos wollte sich selbst nicht zu etwas zwingen. Konnte das denn niemand verstehen? Klar, der Kleinere hatte sicherlich Rechte, von Zelos’s Gefühlen zu erfahren, aber wenn Zelos sich noch nicht bereit dazu fühlte, dann musste man dies akzeptieren.
 

„Zelos, ich möchte mich bei dir bedanken“ kam es leise von Lloyd, welcher seine Arme noch enger um Zelos legte, sich nun wieder vollkommen an dessen Körper ankuschelte. Der Auserwählte sah zu seinen Amigo hinab, sah dessen Lächeln, welches ihn ebenfalls zu einem Lächeln zwang. „Wofür?“ wollte er wissen, denn außer dem Kleineren Geborgenheit zu geben und ihm zugehört, hatte doch Zelos nichts Großes getan, oder doch? „Dafür, das du dich um mich kümmerst, dafür, das du für mich da bist und mich nicht alleine gelassen hast, als es mir wirklich schlecht ergangen war“. Nun war es Zelos, welcher seinen Kopf schüttelte, brauchte sich sein Kleiner doch dafür nicht zu bedanken. „Ist das keine Selbstverständlichkeit? Hättest du nicht dasselbe für mich auch getan?“ stellte Zelos die entscheidende Frage, denn so sah er diese Dinge. Lloyd lächelte wieder, nickte dem zu, denn er empfand es auch nicht anders. Nun fand er es doch dumm, sich bedankt zu haben, obwohl ein kleiner Teil in ihm das doch für gut befunden hatte.
 

Zelos zog den Kleineren zwischen seine Beine, legte von hinten wieder seine Arme um Lloyd’s Körper, welcher sich sofort zurück lehnte und die Augen genießerisch schloss. Wenigstens konnten sie wieder Kuscheln, sich normal berühren, ohne dass Lloyd Angst zeigte. In der ersten Zeit war dies hier noch so schwierig gewesen, denn Lloyd hatte gemeint, er sähe immerzu Sam vor sich, weil Zelos nun mal dem so ähnlich sah. Jedoch war dies mit der Zeit vergangen, denn Lloyd hatte immer mehr verstanden, dass sein Geliebter nicht Sam war, das Zelos ihm nie so etwas antun würde. Und nun wurde es von Tag zu Tag besser, würde Lloyd auch irgendwann wieder alles zulassen können.
 

„Zelos, das kitzelt“ kicherte Lloyd leise, schob Zelos’s Hände von seinen Seiten, da er dort ein wenig kitzelig war. Jedoch schien der Auserwählte genau dies spaßig zu finden, ließ seine Finger wieder dorthin gleiten, nur um in die Seiten des Kleineren zu pieksen. „Zelos…“ grinste Lloyd, sah über seine Schulter und begutachtete das überhebliche Grinsen seines Geliebten. Scheinbar machte es ihm Spaß, den Kleineren zu ärgern? Nochmals schob Lloyd dessen Hände von seinen Seiten, doch auch diesmal ließ sich Zelos nicht abschütteln. Bestimmend zog er den Kleineren näher, verkeilte dessen Arme und hielt sie mit der Hand fest, so dass sein Amigo sich nicht mehr mit den Armen, oder auch Händen wehren konnte. Mit der freien Hand piekste er wieder in die Seite Lloyd’s, bekam ein leises Lachen zu hören, welches auch ihn grinsen ließ.
 

„Zelos, das ist total gemein“ bekam Lloyd noch gerade über die Lippen, ehe er wieder laut loslachte, sich ein wenig krümmte, um der Hand zu entfliehen, welche unaufhaltsam in seinen Seiten piekste. „Ja, ich weiß, deswegen tue ich das ja auch“ erwiderte Zelos grinsend, ließ jedoch die Handgelenke des Kleineren los, da sie sonst vom Balkon fielen, da der Kleinere schon ziemlich zu zappeln begann. Keuchend sah Lloyd wieder über seine Schulter, sah auch, dass sein Geliebter noch immer grinste. Zelos sollte aufpassen, denn das hier bekam er dann zurück, wenn dieser nicht aufpasste. Das war meistens dann nachts der Fall, bevor Zelos schlafen konnte. Lloyd erinnerte sich an die gestrige Nacht, war es da auch nicht anders gewesen. Genau, in dieser Nacht hatte er sich einfach auf Zelos’s Hüfte gesetzt, dessen Arme mit einer Hand über dessen Kopf festgehalten und mit der anderen Hand ihn durchgekitzelt. Erst hatte Lloyd gedacht, der Auserwählte sei nicht kitzelig, denn er hatte keine Regung gezeigt, doch mit der Zeit hatte Zelos dann doch endlich gelacht, hatte wohl diesen Impuls zu lachen einfach nur unterdrückt. Ja, das war spaßig gewesen und Lloyd hatte Zelos keine Gnade geschenkt.
 

Wieder wurde er in Zelos’s Arme geschlossen, spürte dessen Atem in seinen Nacken, was ihm eine Gänsehaut bescherte. Sein Geliebter war so behutsam mit ihm, drängte ihn nicht, sondern schien zu warten. Nur, wartete Zelos wirklich nur darauf, dass sich Lloyd wieder vollständig auf ihn einließ? Hieß das, er wartete nur darauf, um Lloyd endlich rumzukriegen? Lloyd wollte und konnte das nicht glauben, denn sie gingen nicht mehr wie einfache Freunde miteinander um. Nein, eigentlich fand Lloyd, dass sie sich schon fast wie ein Pärchen verhielten. Nur, sah Zelos die Sache auch so, wie er? Wie gerne würde er nun fragen, aber die Angst war zu groß, das Zelos das alles hier anders sah, als Lloyd selbst.
 

„Was ist?“ hörte er Zelos fragen, seufzte im nächsten Moment aus, da er wohl nicht drum herum kam und seine Frage stellen musste. Vielleicht ging es ihm danach auch besser? Er wollte so gerne Zelos als seinen Freund, seinen engen Freund, einfach seinen Geliebten nennen dürfen, aber wenn dieser das nicht wollte, dann würde Lloyd versuchen, den Auserwählten doch irgendwann zu vergessen, diesen nur noch als besten Freund zu betrachten. „Ich weiß auch nicht… Manchmal habe ich das Gefühl, als wäre da mehr zwischen uns. Besonders in den letzten Tagen ist es mir aufgefallen, verstehst du? Es kam mir oftmals so vor, als wären wir zusammen, aber… Ich weiß nun mal nicht, wie du diese Sache siehst“. Zelos hörte dem zu, dachte kurz nach und sah die Sache natürlich genauso. Nur, konnte er nun sagen, dass er das Gleiche wie Lloyd empfand? War nun die Zeit dafür gekommen?
 

„Na ja… Eigentlich…“. Der Auserwählte wurde unterbrochen, sah schon von weiten Genis anlaufen, welcher nach Lloyd rief. Sofort stand Zelos auf, brachte einen angemessenen Abstand zwischen Lloyd und sich, damit der kleine Junge bloß nicht auf falsche Gedanken kam. Auch Lloyd erhob sich, sah hinab zu seinen kleinen Freund, welcher aufgeregt winkte. „Lloyd, wir haben doch jetzt Sommerferien, also lass uns zum Umacy-See gehen und dort Schwimmen. Raine und Colette warten schon auf uns. Zelos, du kannst natürlich auch mitkommen“. Zelos und Lloyd sahen sich kurz an, ehe der Auserwählte kurz nickte. Warum nicht? Lloyd hatte nun seine Sommerferien und Zelos hatte sowieso nichts zutun. Beim Umacy-See? Er erinnerte sich dunkel daran, dass es dort Einhörner geben solle, aber er selbst hatte noch keines gesehen. Von Lloyd wusste er lediglich, dass Raine das Horn des Einhornes bekommen hatte, somit auch ihre heilerischen Fähigkeiten verbessert hatte.
 

„Okay, warte kurz, wir holen unser Schwimmzeug“. Genis nickte, rückte seinen Rucksack zu Recht und würde nun auf die Beiden warten, damit sie zum Umacy-See konnten. Lloyd unterdessen wühlte in seinen Klamotten, suchte seine Badeshorts, welche er einfach nicht finden konnte. Verdammt, er hatte sie doch irgendwohin gelegt. Zelos wühlte ebenfalls in seinem Schrank, fand jedoch schnell seine Badehose und grinste. Eine schwarze enge Hose und seine Sonnenbrille, welche ihn noch schöner machte, jedenfalls empfand er es so. Grinsend zog er sich aus, bis er schließlich Nackt vor seinem Amigo stand, diesen nur kurz musterte, als er dann doch endlich seine Badeshorts gefunden hatte. Wieso eine Badeshorts, welche soviel verdeckte? Langweilig, so fand Zelos, zog sich seine Badehose über und setzte seine Sonnenbrille auf. Dann besah er sich im Spiegel, posierte und grinste dümmlich. Ja, er würde sich glatt selbst flachlegen, wenn dies gehen würde.
 

Lloyd sah aus dem Augenwinkel zum Auserwählten rüber, verengte schließlich seine Augen, da er diese Art doch zu gut kannte. Woher bloß? Nun, er erinnerte sich dunkel daran, das sie auch mal in Altamira schwimmen gewesen waren und da hatte Zelos jedes Mädchen angebaggert, wo er nur konnte. Wie dumm Lloyd dies doch gefunden hatte, hatte er nicht sagen können, aber jetzt? Würde Zelos die gleiche Nummer nochmals abziehen? Immerhin war es Sommer und sie würden sicherlich nicht die einzigen Gäste sein, welche beim Umacy-See schwimmen wollten.
 

„Na Lloyd? Da läuft dir schon das Wasser im Mund zusammen, oder? Komm, sag mir, wie geil ich doch aussehe“. Der Kleinere seufzte, zog sich selbst aus, um sich seine Badeshorts überzuziehen. Dann zog er sich wieder an, was ihm der Auserwählte gleich tat. Kurz suchte Lloyd noch nach einer Decke, damit sie sich dort draufsetzen konnten, packte diese in einen Rucksack und sah nochmals zum Auserwählten, welcher seine Sonnenbrille noch immer auf hatte. „Ich will dir ja nicht zu nahe treten, Zelos, aber nimm die Sonnenbrille ab“. Zelos schob die Sonnenbrille etwas tiefer, sah nun Lloyd fragend an, da er nicht verstand, warum er das tun sollte.
 

„Warum? Steht mir doch gut, oder?“. Lloyd wusste nicht, ob er nun darüber lachen, oder eher ein undeutbares Gesicht ziehen sollte. Schon damals hatte er gefunden, das Zelos mit dieser Sonnenbrille dumm aussah, hatte dies auch des Öfteren gesagt, aber scheinbar hatte es den Auserwählten nicht mal interessiert. „Ähm… Eigentlich… Nein, du siehst doof aus“. Nun war Zelos doch etwas verblüfft, sah nochmals in den Spiegel und zog dann die Sonnenbrille ab. Er sah doof aus? Seltsam, wieso hatten es Lloyd und die anderen denn nie gesagt?
 

„Und wieso hast du mir das noch nie gesagt?“. „Habe ich, aber deine Wenigkeit nimmt wohl kaum Kritik auf“ erwiderte Lloyd rasch, verschränkte seine Arme vor der Brust, da er dies nun wirklich nicht fassen konnte. Er und die anderen hatten wirklich oft genug gesagt, wie doof Zelos mit der Sonnenbrille aussah, aber wenn der Auserwählte bei so etwas weghörte, konnten Lloyd und seine Freunde doch nichts dafür, oder? Zelos versuchte sich derweil zu erinnern, doch kamen ihm solche Momente nicht mehr in den Sinn. Egal, wenn Lloyd seine Sonnenbrille doof fand, dann eben anders. Er schob sich diese in die Haare, sah nochmals in den Spiegel und grinste. „Besser so, Kleiner?“. Auch Lloyd grinste nun, sah das natürlich viel besser aus, auch wenn Zelos seine Sonnenbrille ruhig hier lassen könnte. „Viel besser“ murmelte er leise, was Zelos’s Herz um einige Takte höher schlagen ließ. Wenn Lloyd so etwas sagte, in diesem Ton, denn das machte der Kleinere so selten, dann ließ dies den Auserwählten dahin schmelzen. Lloyd konnte ruhig öfter verführerisch sprechen und wenn es nur ein Wort war.
 

Dann gingen sie die Treppe hinunter, schmierten sich schnell noch Brote, damit sie dort etwas zu essen hatten. Rasch wurden diese in den Rucksack gepackt, ehe sie das Haus verließen, vorher Dirk noch sagten, dass sie mit Genis und den anderen Schwimmen gehen würden. Mittlerweile hatte sich auch das Verhältnis zwischen Dirk und Zelos wieder beruhigt, auch wenn sie nur wenig miteinander sprachen. Alles brauchte seine Zeit und Dirk brauchte seine, um wieder Vertrauen zum Auserwählten zu fassen. Jedoch behandelte er diesen nicht mehr so kalt, wie zuvor. Schließlich konnte dieser wirklich nichts dafür und Lloyd hätte auch mehr Acht auf sich selbst nehmen müssen. Demnach ging es eigentlich wieder und Zelos machte sich auch nur noch gering Vorwürfe, jedenfalls versuchte er es, denn ab und an, sowie vorhin, kamen ihm diese Gedanken einfach, dass er soviel hätte verhindern können.
 

„Seid ihr fertig?“ wollte der kleine Junge wissen, besah sich Lloyd und Zelos, wobei er bei Zelos doch skeptisch drein blickte, denn dieser trug seine Sonnenbrille in den Haaren, dachte daran, wie bescheuert der Auserwählte doch damit aussah. Egal, jedem das seine, wenn sich Zelos mit Sonnenbrille cooler fühlte, oder was auch immer. „Yo“ rief Zelos, machte eine überhebliche Geste, ehe er seinen Rheard aus der Flügeltasche hervor holte. „Rotzlöffel? Wir treffen uns dann dort, okay? Lloyd und ich suchen schon mal einen vernünftigen Platz“. Genis verengte seine Augen, behandelte Zelos ihn noch immer wie ein kleines Kind. Egal, bloß nicht aufregen, so dachte sich Genis und nickte dem stumm zu. Okay, würden Zelos und Lloyd schon mal vor fliegen und einen Platz für alle finden.
 

So drehte sich Genis um, lief im Eilschritt zum Dorf zurück, um seiner Schwester und auch Colette davon zu berichten. Zelos stieg auf seinen Rheard, half dem Kleineren ebenfalls hinauf und startete dann den Antrieb. „Schön festhalten, Amigo“ rief Zelos noch, ehe er abhob und mit einer hohen Geschwindigkeit gen Umacy-See flog. Lloyd krallte sich in dessen Hemd fest, hatte sich auch sehr erschrocken, da er fast vom Rheard geflogen wäre. Was war nur in Zelos gefahren? Wieso hatte dieser es denn auf einmal so eilig? Gerade wollte er fragen, als er eine Hand an seiner spürte, diese etwas zudrückte, aber warum, das wusste er nicht.
 

„Vorhin hat mich Genis unterbrochen, aber… Du bekommst deine Antwort noch, keine Sorge“. Irrte sich Lloyd, oder klang sein Geliebter tatsächlich nervös? Wieso? Dann kam ihm ein Gedanke, doch glaubte er dies nicht. Konnte es denn sein, das Zelos nun doch Gefühle für ihn empfand? Konnte er seiner Hoffnung, welche sich in ihm einnistete, trauen? Zelos hatte so oft gesagt, er wolle mit der Liebe nichts mehr zutun haben, aber auch hatte er gesagt, er wisse langsam nicht mehr, was er eigentlich fühlen solle. Hatten sich beim Auserwählten wirklich solche Gefühle entwickelt und Zelos hatte gerade dies vorhin sagen wollen. Würde sich Lloyd’s sehnlichster Wunsch dann doch erfüllen?
 

Lloyd legte seinen Kopf auf Zelos’s Schulter, schloss seine Augen, da wieder dieses Kribbeln in ihm aufstieg. Wenn das wirklich so sein sollte, wie er das nun annahm, dann würde er warten und Zelos nicht weiter mit Fragen bedrängen. Vielleicht war es für den Auserwählten selbst auch nicht leicht, da dieser nun mal dieses unschöne Erlebnis gehabt hatte. Genau, vielleicht hatte Zelos diesbezüglich Angst, noch mal von jemanden benutzt zu werden, aber Lloyd würde seinen Geliebten niemals benutzen, denn er liebte ihn aus vollen Herzen und nicht weil Zelos der Auserwählte war.
 

Zelos setzte zur Landung an, dachte noch immer nach, da er nun nicht mehr drum herum kam. Er musste Lloyd seine Gefühle offenbaren, auch wenn er das wirklich nicht so gerne wollte. Diese Ängste würden bleiben, auch wenn er vielleicht für einige Zeit glücklich sein könnte. Irgendwann würde Lloyd ihn nicht mehr lieben und ihn dann alleine lassen und genau das wollte Zelos nicht. Er wollte nicht noch mal alleine gelassen werden, würde für immer an Lloyd’s Seite bleiben wollen, aber dieses Schicksal konnte man nicht beeinflussen.
 

Von weiten konnte man schon einige Menschen sehen, einige Kinder, welche im Wasser planschten und sich einfach nur über dieses sonnige Wetter freuten. Das Wasser war so schön klar, das man gar nicht den Drang danach verspürte, dort hinein zu gehen, damit es bloß rein blieb. Mit einem gekonnten Sprung, nachdem sein Kleiner ihn losgelassen hatte, sprang Zelos vom Rheard, half Lloyd, wie immer er es tat, herunter und ließ den Rheard in die Flügeltasche verschwinden. Kurz sah sich Zelos um, ehe er den Kleineren bei der Hand nahm und ihn schließlich mit sich zog, da er einen guten Platz ausgemacht hatte.
 

Nahe beim Wasser machte er Halt, sah dann zu Lloyd, welcher sofort verstand. So nahm Lloyd seinen Rucksack vom Rücken, öffnete diesen und holte die Decke heraus, welche er auf dem Boden ausbreitete. Zelos unterdessen zog sich aus, präsentierte somit den Frauen und Mädchen seinen Körper, welche sofort einen Blick auf den Auserwählten warfen. Aufgeregtes Geschrei konnte man zunächst hören, ehe Lloyd sich ebenfalls seiner Kleidung entledigte, sich auf die Decke setzte und zum blauen Himmel aufsah. Immer wieder dasselbe, so dachte er, denn mit Zelos irgendwohin gehen, war immer eine seltsame Sache. Wohin er mit ihm auch ging, die Mädchen kannten ihn, sahen ihn und liebten ihn auf ihrer Art und Weise. Ob diese Liebe nun dem Titel galt, oder einfach der Person. Zelos bekam immer Aufmerksamkeit, ob er sie nun wollte, oder auch nicht.
 

Zelos setzte sich ebenfalls, seufzte angestrengt, da er natürlich wusste, dass er die Frauen anzog. Allein, weil er nun hier saß, seinen Körper präsentierte, reichte aus, um einige Frauen fast in Ohnmacht fallen zu lassen. Was Lloyd wohl darüber dachte? Nervte es den Kleineren vielleicht an, das Zelos so beliebt war? War er vielleicht auch ein wenig eifersüchtig darauf? „Amigo?“ sprach Zelos den Kleineren an, hörte jedoch nur ein leises Murmeln, ehe die braunen Augen sich auf ihn richteten. Zelos begann sofort zu grinsen, hatte er wirklich Recht behalten, denn Lloyd schien wirklich eifersüchtig zu sein, nur weil die Mädchen vorhin geschrien hatten.
 

„Du musst nicht eifersüchtig sein, Lloyd. Seitdem ich von deiner Liebe weiß, habe ich keines meiner Zuckerpüppchen mehr angerührt. Das hat schon was zu heißen, findest du nicht auch?“. Lloyd sah wieder zum Himmel, wollte er davon eigentlich gar nichts wissen und trotzdem freute sich ein kleiner Teil in ihm sehr darüber. Zelos hatte seitdem kein Mädchen mehr gehabt? Warum? Er musste das doch nicht tun, jedenfalls nicht für Lloyd. „Lloyd, komm schon, sei wieder fröhlich, okay? Zeig mir dein Lächeln“. Bevor sich Lloyd versah, saß Zelos auf seiner Hüfte, grinste überheblich und kitzelte ihn durch. Lloyd konnte nicht anders, als zu lachen, zu versuchen, sich zu befreien, was jedoch kläglich misslang. Erst als er eine bekannte Frauenstimme hörte, hörten auch die Kitzelattacken auf und Zelos stieg von ihm runter.
 

„Ich hoffe, ihr tut nicht das, woran ich gerade denke“. Genis sah seine Schwester erst verwundert an, doch glich er im nächsten Moment einer reifen Tomate. Verdammt, Raine hatte vollkommen Recht, denn wenn man sich dieses Bild so besah, so hätte es natürlich auch der Fall sein können. Colette sah ebenfalls verlegen zu Boden, kam ihr das Erlebnis von der Schule wieder in den Sinn. Ja, eigentlich konnten sich noch alle daran erinnern und in der ersten Zeit war Lloyd deswegen auch ausgelacht worden. Jetzt jedoch nicht mehr, hatte ihr Freund allesamt ignoriert, da Ignoranz die beste Medizin für so etwas war und diese hatte geholfen.
 

Zelos grinste dümmlich, setzte sich im Schneidersitz, sah aber weiterhin die Professorin an, welche einen wütenden Eindruck machte. „Ich weiß ja nicht, woran du denkst, geliebte Raine, aber ich denke gerade daran, wie ich euch gleich alle bei einer Wasserschlacht besiegen werde“. Lloyd grinste nun ebenfalls, war sein Geliebter nicht auf Raine’s Andeutung eingegangen. Zum Glück, denn Lloyd wollte nun nicht darüber diskutieren, denn er wollte endlich Spaß haben, wollte diesen schönen warmen Tag mit seinen Freunden und seinen Geliebten verbringen.
 

„Lloyd“ rief Genis, warf eine Wasserbombe, die er sich von zu Hause aus

mitgenommen hatte. Nur leider verfehlte er um einige Zentimeter, hörte aufgeregtes Gebrüll im nächsten Moment und versteckte sich sofort hinter Colette, welche sich bereits ausgezogen hatte. Auch Raine war schon längst ausgezogen, sah nun zum Auserwählten, welcher wütend aufgestanden war. Das Haar hing ihm Tropfnass an den Schultern herunter, während die Wasserperlen sich ihren Weg über dessen Brust suchten. Für Lloyd ein schöner Anblick, wenn der Auserwählte nur nicht so wütend schauen würde.
 

„Du blöder Rotzlöffel. Nächstes Mal solltest du vorher Zielwasser trinken“ brüllte er wieder, nahm Anlauf und rannte auf Colette zu, da sich hinter dieser der kleine Junge versteckte. Die Blonde rannte sofort zur Seite, gab somit die Sicht auf Genis frei, welcher ebenfalls losrannte, nur um hinterher mit all seinen Sachen, da er sich noch nicht ausgezogen hatte, im Wasser zu landen. Zelos klatschte sich in die Hände, hatte der kleine Junge nun endlich seine Strafe bekommen. „Leg dich nicht mit dem großen Zelos an“ rief er noch, als Genis’s Kopf aus dem Wasser ragte, dieser wütend zum Auserwählten aufsah. Dann wandte sich Zelos um, setzte sich wieder neben Lloyd und begann damit, sich die Reste des geplatzten Wasserballons aus den Haaren zu ziepen. Zelos machte zwar viel mit, aber er mochte so was zum Beispiel überhaupt nicht.
 

Lloyd konnte nur darüber lächeln, half seinem Geliebten dabei, die Reste des geplatzten Ballons aus den Haaren zu entfernen, da dieser wirklich wütend war. Warum eigentlich? Vielleicht lag es an Zelos’s Eitelkeit? Gut möglich, denn sein Geliebter schien auf sein Äußeres sehr zu achten. Aus dem Augenwinkel sah Lloyd, wie Genis aus dem Wasser kam, sich aus seinen Klamotten pellte und diese dann auf einen großen Felsen legte, damit sie trocknen konnten. Anschließend setzte er sich zu seiner Schwester, welche ebenfalls eine Decke ausgebreitet hatte, worauf Colette und die beiden Halbelfen genügend Platz fanden.
 

Schweigen trat ein, welche nur von dem Gekreische der Kinder, welche auch hier waren, unterbrochen wurde. Zelos lehnte sich zurück, ließ sich sonnen, da er vorerst nicht ins Wasser wollte. Lloyd saß weiterhin auf der Decke, sah den Kindern zu, welche vergnügt im Wasser planschten. Diese hatten keine Sorgen, so dachte er. Mit dem Alter bekam man Sorgen, machte sich über alles und jedem Gedanken. Warum eigentlich? Warum konnte man nicht so unbeschwert wie ein Kind bleiben? Nein, man wurde leider mit dem Alter reifer und verhielt sich dementsprechend auch so.
 

Schließlich stand Genis auf, streckte sich kurz und sah dann zu Colette, welche lächelte. „Lasst uns ins Wasser gehen“. Die Blonde nickte vergnügt, stand dann auch auf und lief mit ihren kleinen Freund zum Wasser, sprang hinein und begann mit Genis eine kleine Wasserschlacht. Raine blieb auf der Decke sitzen, holte ein Buch über Ruinen heraus und begann einfach zu lesen. Sie war nur mitgekommen, um auf ihre Schüler und ihren Bruder aufzupassen. Ins Wasser würde sie nicht gehen, denn sie konnte leider nicht schwimmen und hatte auch nicht die Absicht, es irgendwann noch zu lernen.
 

Lloyd sah zu Colette und Genis, welche sich ärgerten, sich mit Wasser bespritzten und einfach nur Spaß hatten. Irgendwie ergriff ihn der Neid, hatten seine beiden Freunde so etwas nicht erleben müssen, so wie er vor Tagen. Warum eigentlich er? Wieso hatte Sam ihn ausgesucht? Vielleicht nur, weil Lloyd beim Auserwählten gewesen war? War es Sam nicht mal um Lloyd gegangen, sondern mehr um Zelos? Ein leises Seufzen entglitt Lloyd’s Lippen, wusste er das einfach nicht.
 

Zelos öffnete ein Auge, schielte zu seinen Kumpel, welcher so niedergeschlagen wirkte. Warum? Dachte dieser wieder an das Geschehene zurück? Warum auf einmal? Schließlich zog er Lloyd beim Arm zu sich runter, ganz gleich, ob Raine neben ihnen saß. „Was ist?“ wisperte er Lloyd ins Ohr, denn er wollte nicht, dass Raine etwas von ihrem Gespräch mitbekam, wobei er nicht mal wusste, ob es die anderen eigentlich wussten. „Ich weiß auch nicht…“. Was sollte Lloyd auch dazu sagen? Wieder darüber reden? Nein, er wollte jetzt nicht über dieses Thema reden.
 

„Wissen Raine und die anderen davon? Hast du es ihnen erzählt?“. Lloyd schüttelte daraufhin den Kopf, kuschelte sich beim Auserwählten an, da dieser ihm wieder so beruhigend über den Rücken strich. Wenigstens war Zelos da, kümmerte sich wieder um ihn, kuschelte mit ihm und sagte solche lieben Worte. „Lloyd, wenn ich etwas für dich tun kann, dann sag es mir“. Dem Auserwählten war es wichtig, dass Lloyd wusste, das Zelos bereit war, alles zu tun, was in seiner Macht stand. Lloyd nickte leicht, lächelte und gab wieder ein leises Seufzen von sich, diesmal aber zur Zufriedenheit. Er war glücklich mit dem, was er nun hatte. Zelos, seine Freunde und seinen Vater. Mehr brauchte er im Moment nicht, außer vielleicht etwas mehr von Zelos. Jedoch würde er wohl warten müssen, bis sich sein Geliebter öffnete. So lange wäre Lloyd mit dem hier zufrieden.
 

Zelos schlief nach geraumer Zeit ein, gab nur ab und zu ein leises Seufzen von sich, wenn sich Lloyd neben ihm bewegte. Der Kleinere war wach geblieben, sah zum Himmel und dachte wieder nach. Jetzt bemerkte er selbst, wie sehr er sich doch verändert hatte. Früher war es ihm nie aufgefallen, doch jetzt? Er war ruhiger geworden, zog sich oftmals einfach zurück, um für sich zu sein, damit er seine Ruhe genießen konnte. Das war früher nie der Fall gewesen, denn er hatte stets bei seinen Freunden sein wollen. Und nun? Nach diesem Erlebnis war er noch stiller geworden, redete eigentlich nur noch mit Zelos, wenn es irgendwie ging. Klar, er lachte auch ab und zu, aber nicht mehr so, wie früher. Zelos war sein Halt und würde er diesen verlieren, würde er wahrscheinlich in seiner Gedankenwelt untergehen.
 

„Lloyd“. Verwundert kniff der Angesprochene seine Augen zusammen, schüttelte kaum merklich den Kopf, da er dachte, sich diese Stimme eingebildet zu haben. Als sie jedoch nochmals erklang, diesmal etwas lauter und auch bestimmender, setzte er sich langsam auf, um Zelos nicht zu wecken. Lloyd sah zur Seite, schlief Raine ebenfalls, jedenfalls lag ihr Buch auf ihrem Gesicht. Dann sah er zum Wasser, sah dort Genis und Colette, welche noch immer spielten. Gut, vielleicht konnte er sich kurz davonstehlen, um mit dieser Person zu reden, welche ihn rief. So stand er langsam auf, sah nochmals prüfend zu allen hin, ehe er auf einige Büsche zulief, sich durch diese zwängte und sich immer weiter vom Umacy-See entfernte.
 

Der Auserwählte öffnete ein Auge, war es ihm nicht entgangen, dass sein Kleiner aufgestanden war. Er sah sich um, doch fand er Lloyd nicht. Ob Lloyd sich nur erleichtern musste? Vielleicht und deswegen beschloss er zu warten und nicht dem Kleineren hinterher zu rennen. Jedoch sagte Zelos’s innere Stimme, dass es nicht so war. Ob Lloyd einfach nur seine Ruhe suchte? Nein, das glaubte er nicht, denn sonst hätte der Kleinere doch sicherlich schon gesagt, das er nach Hause wolle, oder so was in der Richtung angedeutet. Zelos richtete sich auf, sah in die Richtung, in welcher er die Schritte gehört hatte. Nur noch ein wenig warten und wenn Lloyd dann nicht zurück kam, dann würde er nach diesen sehen.
 

„Kratos? Sag mir, das ich mir deine Stimme nicht einbilde“. Lloyd hatte sich auf einen Felsen niedergelassen, sah wieder zum Himmel auf und erwartete nun eine Antwort, welche sofort kam. „Keine Einbildung… Wie geht es dir?“. Lloyd sah zu Boden, überlegte eine Weile, da er nicht genau wusste, was er auf diese Frage hin antworten sollte. Wusste Kratos davon, was ihm passiert war? Stand dieser nicht auch in Kontakt mit Yuan? So was in der Richtung hatte er mal gehört, weshalb er sich nicht so sicher war, ob dies auch stimmte. Ein Klos bildete sich in seinem Hals, welchen er nicht runterschlucken konnte, wie sehr er es auch versuchte. Und dann brach er wieder in sich zusammen, ließ seinen unterdrückten Kummer raus, welchen er Tag für Tag in sich hinein fraß.
 

„Lloyd…“. Selbst Kratos fehlte die Sprache, hatte er seinen Sohn noch nie so niedergeschlagen gesehen. Da er die Zukunft kannte und demnach auch wusste, wie es Lloyd wohl ging, hatte er für sich beschlossen, sich bei seinen Sohn zu melden, mit ihm zu sprechen, damit es ihm besser ging. Nur, ob das helfen würde, das wusste Kratos noch nicht. Durch eine Projektion konnte er seinen Sohn sehen, zwar nur verschwommen, aber er sah, wie sehr dieser weinte. „Vielleicht hätte ich nicht soweit gehen dürfen… Es tut mir Leid, mein Sohn“. Sofort sah Lloyd wieder auf, verstand er das Gesagte nicht. Was hieß denn bitte, nicht soweit gehen dürfen? Was meinte Kratos damit?
 

„Was bedeutet das?“. Kratos schwieg eine ganze Weile, überlegte, ob er seinem Sohn nun die ganze Wahrheit erzählen sollte, doch sicher war er sich da nicht. Was war, wenn Lloyd dies nicht verstand? Was war, wenn er Kratos dann verabscheute? Kratos liebte seinen Sohn, auf seiner Art und Weise, aber würde er ihn nicht verlieren, wenn er ihm nun sagte, dass er alles hätte verhindern können? Dass er das nur zugelassen hatte, damit dessen Geliebter erkannte, das er Lloyd liebte? Lloyd wartete geduldig auf seine Antwort, hätte am liebsten schon geschrien, da er sich irgendwie verarscht fühlte. Durch seinen Kummer und die aufsteigende Wut, hörte er nicht die Schritte hinter sich, nahm nicht wahr, dass sich ihm eine Person näherte.
 

„Lloyd… Du weißt von meinen Engelsfähigkeiten, nicht wahr? Eine davon nennt sich die Vorhersehung, die ich schon einige Wochen nutze, um deinen Lebensverlauf zu verfolgen. Demnach wusste ich von deiner Verliebtheit, deinen Kummer und dem Geschehen, was dir kürzlich widerfahren ist“. Lloyd entgleisten die Züge, als er diese Worte verstand, sich nun auch einen Reim darauf machen konnte, warum Kratos damals, als er sich das erste Mal gemeldet, in Rätseln gesprochen hatte. Er hatte alles gewusst? Alles? Bis zu diesem Augenblick? Warum hatte er ihn dann nicht gewarnt? Wieso hatte er dies alles zugelassen? Okay, gegen diese Gefühle hätte Kratos nichts tun können und Lloyd wollte diese auch gar nicht ändern, aber die Vergewaltigung hätte niemals stattfinden müssen.
 

„Wie konntest du? Warum hast du mich nicht gewarnt, Kratos? Wieso hast du mich in dieses Verderben rennen lassen? Wussten Zelos und Yuan etwa auch davon? Lacht ihr mich nun aus? Ich schwöre dir, würdest du jetzt vor mir stehen, würde ich dich dafür töten…“. Eine kurze Pause entstand, in der sich Lloyd versuchte, zu beruhigen. Gott, welchen Hass er gerade empfand, konnte er kaum in Worte fassen. „Nenn mir den Grund, warum du das zugelassen hast“. Nur gezischt kamen diese Worte über Lloyd’s Lippen, ehe er von zwei Armen umschlungen wurde, eine leise Stimme an seinem Ohr vernahm, welche ihn sofort beruhigte.
 

„Deswegen bist du abgehauen?“. Zelos sah nun ebenfalls zum Himmel, verengte seine Augen und holte Luft. „Wenn du schon mit der Wahrheit rausrückst, Kratos, dann erkläre dem Kleinen, warum du das zugelassen hast. Ich hätte dem niemals zugestimmt“. Lloyd sah wieder zu Boden, schien sein Geliebter zwar davon gewusst zu haben, aber wohl erst später. Wahrscheinlich von Yuan, oder Kratos selbst, als es schon viel zu Spät gewesen war. „Das solltest du ihm selbst sagen, Zelos. Du kennst meine Gründe“. Zelos knurrte, ließ Lloyd los und stellte sich vor dem Kleineren hin, machte eine Geste, welche seine Wut genügend Ausdruck verlieh. „Verdammter Bastard… Nur wegen mir? Nur, weil ich meine Gefühle nicht ausdrücken wollte? Du…“. Zelos stierte zu Boden, überlegte kurz, ehe er sich zum Kleineren umwandte, dessen verwundertes Gesicht musterte.
 

„Fein, ich wollte warten, bis sich eine romantische Stimmung ergibt, aber dein verdammter Vater will es nicht anders…“. Wieder entstand eine kurze Pause, in welcher Zelos beide Hände des Kleineren ergriff, nochmals durchatmete, ehe er die letzten Worte aussprach. „Verdammt, ich habe mich in dich verliebt… Ich liebe dich, Lloyd“. Nun war es raus, nun konnte Kratos ihm nichts mehr anhaben. So, er hatte alles gesagt und würde nun auf die Reaktion seines Kleinen warten. Gezwungen hatte er sich nun gefühlt, aber es folgte die Erleichterung, da er endlich diese Worte ausgesprochen hatte. Kein dümmliches schweigen mehr, sondern nur noch die reine Wahrheit. Abwartend sah er Lloyd an, welcher noch immer erstarrt drein blickte, jedoch dann langsam den Mund öffnete.

Aufrichtige Liebe!

Lloyd bekam keinen Ton heraus und sah seinen Geliebten nur weiterhin gebannt an. Er hatte es zwar geahnt, das Zelos für ihn solche Gefühle hegte, aber diese so zu erfahren, war doch ein kleiner Schock für ihn. So schloss er seinen Mund wieder, wandte seine Augen gen Boden und schwieg. Was sollte er nun in dieser Situation auch sagen? Sicher, er freute sich, dass seine Gefühle erwidert wurden, aber unter diesen Umständen konnte er sich einfach nicht freuen, wobei auch die Romantik etwas fehlte. Lloyd hatte sich ganz einfach diese Worte zu einem anderen Zeitpunkt und auch an einem anderen Ort gewünscht, nicht so, nicht unter Wut, oder gar Druck, so wie Zelos es nun getan hatte. Und ein kleiner Teil in Lloyd sagte, dass dies wohl auch an Kratos liegen musste. Nur, irgendwie fehlte der Zusammenhang. Irgendwie verstand er das hier alles nicht.
 

Zelos sah nun ebenfalls zu Boden, hatte er schon eine Regung von Lloyd erwartet, doch blieb diese aus. Super, er hatte den Kleineren wahrscheinlich so sehr überrascht, dass dieser keine Regung zeigen konnte, oder es nun nicht wollte. Keine Freude hatte er sehen können, nur ein verwundertes und darauf enttäuschtes Gesicht hatte Lloyd ihm präsentiert. Zelos ballte seine Hände zu Fäusten, sah wieder zum Himmel und knurrte diesem entgegen. Das war doch alles nur Kratos’s Schuld, denn dieser hatte es so gewollt. „Bist du mit der jetzigen Reaktion deines Sohnes zufrieden, Kratos? Hast du das auch vorhergesehen?“. Der Auserwählte konnte sich nicht helfen, war das hier einfach nur ein bescheuertes Spiel, welches er nun beenden wollte. Am besten, man wusste nichts über seine Zukunft, denn dann musste man diese so hinnehmen, wie sie nun mal kam. Aber Kratos hatte ja in die Zukunft sehen müssen und hatte demnach auch geschwiegen, dieses Geschehen, welches nicht hätte passieren müssen, nicht verhindert.
 

„Ich habe mich bei Lloyd gemeldet, um ihm Hoffnung zuzusprechen, aber du warst nicht vorgesehen und demnach ändert sich die Zukunft gerade. Ich weiß, dass du meine Meinung und mein Handeln nicht teilst, aber dieser Übergriff auf Lloyd war notwendig gewesen, um dir die Augen zu öffnen. Ich hätte einschreiten können, aber damit hätte ich vielleicht etwas bewirkt, was sich noch schlimmer auf Lloyd auswirkt, als das was nun mal geschehen ist“. Nun fiel der Groschen bei Lloyd, schien es sich um Zelos’s Gefühle zu drehen, welche er erkannt haben musste. Wieso? Nur, weil Kratos dies in seiner Zukunft gesehen hatte? Konnte man sein Schicksal denn nicht so bestimmen, wie man sie gerne haben wollte? Okay, man konnte nicht alles ändern, aber hatte seine Vergewaltigung wirklich stattfinden müssen, damit sein Geliebter einsah, wie sehr er Lloyd doch liebte?
 

„Ich verstehe das alles nicht… Wieso… Wieso hast du mich dem ausgesetzt? Nur… Nur weil Zelos… Weil Zelos sich seiner Gefühle nicht im Klaren war? Wäre er denn nicht früher, oder später selbst drauf gekommen?“. Der Kleinere sank zu Boden, hielt sich mit beiden Händen sein Gesicht, da er dies alles nicht glauben, oder fassen wollte. Eigentlich, so dachte er, wollte er einfach nur noch nach Hause, nichts mehr hören von dem, was da wohl hinter seinem Rücken stattgefunden hatte. Zelos schluckte, kniete sich zu Lloyd hinab und nahm diesen schützend in seine Arme. Leicht strich er über dessen Rücken, sprach leise Worte in dessen Ohr, welche den Kleineren beruhigen sollten. Er konnte Lloyd verstehen, fühlte sich dieser wohl nun völlig konfus. Wer wäre das nicht, bei solchen Intrigen?
 

„Lloyd… Hör mir zu… Ich kann mein Verhalten natürlich nicht entschuldigen, aber ich kann versuchen, mich zu erklären…“. Eine kurze Pause entstand, in welcher Zelos den Kleineren auf seinen Schos zog, ihn noch dichter an sich zog, da dem Kleineren schon etliche Tränen an den Wangen hinab rollten. Zelos vermutete ganz stark, das Lloyd von seinem Vater enttäuscht war, was er natürlich auch verstand. Zelos konnte solches Verhalten einfach nicht dulden und würde es auch nie. Auch wenn Kratos es gut gemeint hatte, dies hätte nicht passieren müssen. Kratos hätte auch mit Zelos darüber reden können, oder sonst was, aber nicht einfach diese Entscheidung für sich fällen, denn Lloyd und auch Zelos hätten da ein Mitspracherecht gehabt.
 

„In der Zukunft, die ich gesehen habe, schwankten Zelos’s Gefühle für dich. Ich schätze, das dies bei dir auch so war…“. Zelos nickte leicht, sah wieder zu Lloyd hinab, welcher dann doch endlich aufblickte. Sanfte blaue Augen sahen in seine, ehe der Auserwählte sich zu einem Lächeln zwang, welches den Kleineren dazu animierte, zurück zu lächeln. „Ich habe versucht, meine Gefühle für Lloyd zu verdrängen, da ich nicht mehr lieben wollte, das stimmt“. „Richtig und deswegen ist mir die Entscheidung auch so schwer gefallen, ob ich diesen Übergriff zulassen, oder verhindern sollte, denn in meiner Zukunft wurden dir deine Gefühle erst klar, als das geschehen ist“. Wieder nickte Zelos, denn er hatte sich solche Sorgen gemacht, hatte sich zum ersten Mal eingestanden, dass er ohne Lloyd nicht glücklich war. Das er ihn liebte, obwohl sein Herz es schon so lange gewusst hatte, aber immer wieder hatte er diese Gefühle zu verdrängen versucht, ganz gleich, ob er Lloyd damit Weh tat.
 

„Ich wollte nicht noch mal lieben, weil die Enttäuschung von damals zu groß war. Selbst jetzt steckt diese Angst, erneut verletzt zu werden, in meinen Gliedern, da ich nicht weiß, was in einer Woche, einen Monat, oder einem Jahr sein wird“. Lloyd senkte seinen Kopf, ehe er diesen schüttelte. „Das weiß keiner, aber wir leben im Hier und Jetzt und das ist das Einzige, was nun zählt. Würde jeder so denken, wie du das jetzt tust, würde niemand heiraten, oder eine Beziehung führen“. Weise Worte, so fand Zelos. Lächelnd strich er Lloyd über die Wange, war schon ein wenig erstaunt, dass der Kleinere solche Worte von sich geben konnte. Jedoch entsprachen diese Worte der Wahrheit, denn sie lebten wirklich im Hier und Jetzt. Sollte man nicht nur die Augenblicke genießen und sich nicht fragen, was eventuell morgen geschehen könnte?
 

„Kratos…“ murmelte Lloyd, stand dann auf und sah zum Himmel. Besser fühlte er sich durch diese Erklärung nicht, aber wenigstens wusste er nun, warum das alles. Der Hass, welcher sich zuvor noch gebildet hatte, schwand allmählich und so sah er wieder zu Zelos, lächelte diesen kurz an, ehe er auch schon das „Ja?“ seines Vaters vernahm. „Unterlass in Zukunft diese Engelsfähigkeit, denn die Zukunft soll ein Geheimnis für mich bleiben. Auch auf die Gefahr hin, das mir etwas schreckliches passieren könnte. Ich will kein Versteckspiel mehr, keine Intrigen, die hinterher ans Tageslicht kommen“. Eine Weile war es still und Lloyd sah einfach nur in die schönen blauen Augen, welche Zelos gehörten. Er verfing sich in dessen Blick, sah er nun wahrlich die Liebe, die er vom Auserwählten bekam. Wieso war ihm dieser Blick nie aufgefallen? Hatte Zelos seine Emotionen so gut verbergen können?
 

„Du hast mein Wort, Lloyd. Es tut mir wirklich Leid für den Schaden, den ich angerichtet habe“. Auch Zelos stand nun auf, sah zum Himmel und grinste dümmlich. „Yo, noch mal den Scheiß und ich folge dir nach Derris Kharlan, verstanden? Ich werden auf mein Zuckerpüppchen schon aufpassen, keine Sorge“. Ein leises Lachen erklang von Kratos, ehe er auch schon wieder verstummte. Lloyd sah seinen Geliebten erst verwirrt, dann jedoch wütend an. „Wie bitte?“. „Was denn, Amigo? Gefällt dir meine Anrede nicht?“. Lloyd knurrte, wollte er nicht Zuckerpüppchen genannt werden. Da kam er sich ja vor, als sei er eines dieser Mädchen, welche Zelos dumm hinterher rannten und so einer war Lloyd wirklich nicht.
 

„Ich wünsche euch beiden viel Glück“ hörten sie Kratos noch sagen, sahen wieder zum Himmel auf und vergaßen ihren Streit. Glück. Ja, Glück konnten sie brauchen, denn beide wussten nicht, wie es nun weitergehen sollte. Sicher, die Gefühle waren nun geklärt und auch Kratos hatte seine Gründe geschildert. Jedoch blieb ein Problem, welches nicht von heute auf morgen behoben werden konnte und das waren die Nebenwirkungen einer Vergewaltigung. Zelos sah Lloyd forschend an, da dieser noch immer in den Himmel starrte. Ob Lloyd wieder Küsse zulassen würde, wo er nun wusste, was Zelos für ihn fühlte? Wenn der Auserwählte ehrlich war, so wusste er das nicht und wollte auch keinen Fehler machen, nur weil er zu hektisch handelte.
 

„Dann war Yuan nicht zufällig da?“. Zelos sah verwundert drein, dachte kurz nach, da er nun nicht genau wusste, was sein Kleiner meinte. Dann nickte er jedoch, schien Lloyd Yuan’s Anwesenheit in Altamira zu meinen. „Er hat es auch gewusst, aber… Kratos hat mir letzten Endes gesagt, wo ich dich finde und demnach habe ich dir noch helfen können… Yuan hat mir dann erzählt, das Kratos’s Vorhersehung anders ausgesehen hätte, denn ich hätte dich erst später gefunden und Sam wäre weg gewesen. Demnach hat Kratos schon etwas getan… Ich weiß auch nicht, das ist mir alles viel zu hoch“. Zelos schüttelte seinen Kopf, wollte er nun auch gar nicht mehr darüber nachdenken, denn es war vorbei. Lloyd würde nie mehr in solch einer Lage kommen, da war sich Zelos sicher. Und wenn nur einer den Kleineren dümmlich anschielte, dann konnte dieser etwas erleben, das schwor sich Zelos.
 

Lloyd nickte stumm, sah dann wieder zu Zelos, da wohl nichts mehr von Kratos zu kommen schien. Nun waren alle Geheimnisse gelüftet, jedenfalls erschien es dem Kleineren so. Jedoch fiel Lloyd noch etwas ein, was er noch gerne geklärt haben wollte. „Zelos… Du hast gesagt, das du mir dein vollstes Vertrauen schenkst, aber… Wieso hast du nicht versucht mit mir zu reden? Wenn du doch das Gleiche empfindest, wie ich, warum hast du geschwiegen? Nur, weil du nicht noch mal lieben willst? Wolltest du dich mit diesen Gefühlen quälen?“. Zelos lächelte leicht, hatte er diese Frage durchaus kommen sehen, denn Lloyd war nicht dumm. Okay, oftmals schien er wirklich dumm zu sein, aber nicht in solchen Dingen. Er merkte sich das kleinste Detail und nun hinterfragte er Zelos’s Handeln.
 

„Erst wollte ich das wirklich nicht, weil ich dachte, ich werde doch eh wieder nur verletzt, auch wenn mein Herz weiß, das du nicht zu solch einer Sorte gehörst. Es ist einfach… Mein Verbot… Ja, mein Verbot hat mich daran gehindert, es dir schon viel früher gesagt zu haben. Dann, als ich gesehen habe, wie dich Sam… Bei mir ist eine Sicherung durchgebrannt und ich hätte ihn auf der Stelle für das, was er dir angetan hat, getötet, aber dann tauchte Yuan auf und na ja…“. Zelos kratzte sich am Kopf, traute sich nicht Lloyd in die Augen zu sehen, denn er hätte es ja selbst irgendwie verhindern können, wenn er nur früher erkannt hätte, dass er den Kleinen liebte. Nur, er hatte es nicht gewollt, dieses dümmliche Verbot aufrecht erhalten, ganz zu seinem eigenen Schutz.
 

„Heute Morgen habe ich es dir schon sagen wollen, aber Genis hat mich unterbrochen. Ich habe auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, aber das war wohl nichts“. Lloyd nickte, denn er hatte es sich wirklich anders vorgestellt. Klar, Zelos sah nicht so aus, als wolle er groß romantisch sein, aber sicherlich wäre ein schöner Abend zu Zweit viel besser gewesen, als unter Druck solche Gefühle zu erklären. „Ich muss mich für Kratos entschuldigen, oder?“. Zelos grinste, schlug mit der Faust freundschaftlich gegen die Wange seines Kleinen, ehe er ihm durch die Haare wuschelte. „Du kannst für deinen komplizierten Vater nichts, Lloyd. Lass uns jetzt zurück gehen, denn Genis und Colette haben sicher schon unser Verschwinden bemerkt“. Nun grinste auch Lloyd, waren sie sicherlich schon eine halbe Stunde hier und mussten wohl nun wirklich mal zurück. Sonst kämen nur wieder dämliche Fragen auf, die Lloyd nicht beantworten wollte.
 

Beide schritten langsam zurück, wobei der Kleinere immer wieder einen heimlichen Seitenblick zu seinen Geliebten riskierte. Lloyd konnte es noch immer nicht glauben, das Zelos seine Gefühle erwiderte. Das alles war nun so plötzlich gekommen, so dass er glaubte, er würde träumen. Jedoch war dies hier kein Traum, sondern die schöne Realität. Liebe, er bekam Liebe von seinem Geliebten, welcher hier neben ihm lief und zu Boden starrte. Dachte Zelos nach? Vielleicht hatte er die Worte gar nicht ernst gemeint? Nein, so war sein Geliebter nicht, denn dieser hatte doch schon oft gesagt, er würde niemals Liebe vorheucheln, oder dergleichen.
 

Langsam streckte Lloyd seine Hand nach der von Zelos aus, ergriff diese und schloss sie in seine. Lächelnd sah der Kleinere wieder zu Boden, erschien auf seinen Wangen ein zartes Rosa, welches seine Verlegenheit doch sehr deutlich zeigte. Gott, sein Herz schlug ihm bis zum Hals, empfand er sämtliche Glücksgefühle, die sich in seinen Körper ausbreiteten. Zelos sah nur kurz zu Lloyd, lächelte dann ebenfalls, da der Kleinere scheinbar glücklich darüber war. Zelos selbst schwankte mit seinen Gefühlen, fühlte er sich einerseits wirklich erleichtert, doch andererseits auch unwohl bei dieser ganzen Sache. Klar, Lloyd hatte Recht und er müsse einfach abwarten, wie sich ihr Verhältnis, welches wohl jetzt entstehen würde, entwickelte, aber was war, wenn es nicht funktionierte? Er wollte Lloyd keinesfalls wieder hergeben, denn er brauchte den Kleinen.
 

Lloyd blieb plötzlich stehen und da er Zelos bei der Hand hielt, musste dieser ebenfalls stehen bleiben. Der Auserwählte sah über seine Schulter und betrachtete den Kleineren, welcher noch immer zu Boden starrte. „Sag mal… Ist zwar eine bescheuerte Frage, aber… Sind wir jetzt zusammen, oder…“. Lloyd brach seine Frage ab, war ihm das auch irgendwie peinlich. Jedoch spürte er im nächsten Moment einen Arm um seine Schulter, sah auf und sah wieder in diese blauen Augen, welche so ehrlich zu ihm hinab blickten. „Da ich dich liebe, antworte ich einfach mal mit einem ‚Ja’“. Kurz darauf spürte Lloyd samtweiche Lippen auf seinen, schreckte kurz zurück, da er Zelos schon so lange nicht mehr geküsst hatte.
 

Der Auserwählte spürte die leichte Gegenwehr, ließ seinen, nun festen, Freund los und sah dessen Verunsicherung. „Lloyd, ich wollte nicht…“. „Nein… Es liegt an mir, weil ich diese Bilder nicht vergessen kann“. Lloyd schüttelte hastig seinen Kopf, wollte er nicht schon wieder diese Bilder sehen. Es war so dumm, so unglaublich dumm, jedenfalls empfand es Lloyd so. Nur ein kurzer Kuss hatte ausgereicht, um ihn die Hölle auf Erden zu holen und dabei mochte er Zelos’s Lippen so sehr, vermisste dieses prickelnde Gefühl, wenn sie sich küssten. Jedoch gab es da eine Blockade in seinem Kopf, welche solche Berührungen nicht zuließ.
 

Schweigen trat ein, in welcher Lloyd zu Boden starrte, sich nun auch irgendwie schämte, da er sich Zelos’s Lippen nicht hingeben konnte. Es ging einfach nicht, so lange er diese Bilder immer wieder in seinem Kopf sah. Er wollte das alles vergessen und nicht mehr daran erinnert werden. In den vergangenen Tagen hatte er soviel zulassen können, zwar nur Stück für Stück, aber nun? Lloyd hatte das Gefühl, er stände nun wieder am Anfang. Zelos besah sich seinen Kleinen, dachte nach, wie er ihm diese Ängste nehmen könnte, aber ihm wollte nichts einfallen. Nun, er wusste, dass Lloyd es zwar sicherlich wollte, aber so lange dessen Blockade existierte, könnten sie nicht weitergehen. Und zwingen wollte Zelos den Kleineren schon gar nicht, denn dies würde dieses ganze Unterfangen nur noch verschlimmern. Das hieß wohl abwarten und hoffen, dass es mit der Zeit besser wurde und sich Lloyd irgendwann bereit dazu fühlte, einige Schritte weiter zu gehen.
 

„Tut mir Leid, Zelos“ durchbrach Lloyd’s leise Stimme die Stille, woraufhin der Angesprochene nur seinen Kopf schüttelte. „Dir muss nichts leid tun, Kleiner“. Ein kleines Lächeln schlich sich auf Zelos’s Lippen, ehe er mit seiner rechten Hand das Kinn des Kleineren anhob und ihn aufmunternd in die Augen blickte. „Wie wäre es mit einem Deal?“. Ungläubig wurde der Auserwählte gemustert, ehe Zelos auch schon weiter sprach. „Ich überlasse dir die Kontrolle bei solchen Dingen, okay? Somit kannst du bestimmen, was du willst und was nicht“. Es wäre zumindest ein Anfang, jedenfalls fand Zelos diese Idee gut, um Lloyd ein wenig Sicherheit zu geben. So würde Lloyd wieder soweit Vertrauen schöpfen, welche er für solche Dinge nun mal brauchte. Immerhin sollte diese Beziehung nicht nur platonisch bleiben, denn Zelos erwartete irgendwann schon ein wenig mehr, als nur Kuscheln.
 

Lloyd nickte schwach, dachte nochmals darüber nach, da er diese Idee an sich ganz gut fand. Ja, somit hätte er die Kontrolle und müsse sich nicht unwohl fühlen bei solchen Dingen. Nur, wie lange konnte sein Geliebter denn so standfest bleiben? Zu oft hatte er es nun erlebt, wie scharf Zelos auf ihn geworden war, aber nie hatte er ihn so nahe an sich rangelassen, dass etwas hätte passieren können. Lloyd hatte warten wollen, bis eigentlich zu diesem Augenblick, aber nun war diese Blockade da, welche er nicht überwinden konnte. Wie eine Mauer hatte sich diese um Lloyd aufgebaut und er hoffte, das er durch diese Idee die Mauer einreißen konnte, solche Berührungen wieder genießen konnte, ohne daran zu denken, was vor einigen Tagen passiert war.
 

„Zelos… Ich… Weißt du… Eigentlich…“. Lloyd sah wieder zu Boden, wurde jedoch in eine Umarmung gezogen, welche von Geborgenheit und Schutz zeugte. Kurz schloss der Kleinere seine Augen, ehe er wieder aufsah, von Zelos’s Lächeln empfangen wurde, da dieser Lloyd’s Anblick wirklich süß fand. Was auch immer Lloyd fragen, oder sagen wollte, es schien ihm peinlich zu sein, warum auch immer. „Was möchtest du?“. Sanft strich Zelos durch das braune Haar, sah weiterhin in diese braunen Augen, welche so ehrlich zu ihm auf blickten. Er mochte Lloyd’s Blick, vor allem, wenn dieser dazu ein schönes, jedoch schüchternes Lächeln zeigte. Es war für Zelos, als würde die Sonne aufgehen und ein wunderschöner Tag würde beginnen.
 

„Wenn wir irgendwann mal miteinander… Also… Wir beide eben…“. „Wenn wir miteinander schlafen?“ unterbrach Zelos den Kleineren, schmunzelte, da Lloyd immer röter um die Nase wurde. Ja, das kannte er von ihm, sprach Lloyd auch nicht gern über dieses Thema. Zum einem konnte er bei so etwas eh nicht mitreden und zum anderem war es ihm wohl so peinlich, das er anfing zu stottern. Lloyd nickte stumm, hatte er genau das gemeint, es aber nicht geschafft, dies auszusprechen. Er schämte sich schon fast dafür, dass er nicht mal normal darüber reden konnte, aber Lloyd war einfach zu unerfahren in solchen Dingen, kannte auch vieles nicht.
 

„Tut es immer so Weh? Muss ich solche Schmerzen erdulden, wenn du in mir…“. Lloyd wusste nicht, wie er das genau sagen sollte, aber er hoffte, das sein Geliebter verstand, worauf er hinaus wollte. Nochmals solche Schmerzen durchleiden, das wollte er wirklich nicht, hatte er sich dazu auch so beschmutzt gefühlt. Ob das immer so war? Vielleicht hatte es auch nur so Weh getan, weil er gar nicht gewollt hatte? Zelos sah Lloyd nachdenkend an, drückte den Kleineren noch näher an sich, da er nicht wollte, dass Lloyd so dachte. Wenn Zelos ehrlich war, so verfluchte er Sam dafür, denn nun hatte Lloyd ein falsches Bild von dem, was eigentlich ein wunderschönes Gefühl war.
 

„Da ich die passive Stellung kenne, das heißt, auch schon mal unten gelegen habe, kenne ich das Gefühl…“. Zelos fuhr sich durch sein Haar, seufzte erdrückt, da er sich versuchte, zu erinnern. Gott, das lag schon eine Weile zurück und er konnte sich nur noch schemenhaft an sein Erlebnis mit einem Kerl erinnern. „Am Anfang tut es ein bisschen Weh, aber mit der Zeit übermannt dich die Lust und die ganzen Gefühle, die du dabei empfindest. Außerdem gibt es Tricks, um solche Schmerzen zu verhindern“. Lächelnd beugte sich Zelos etwas hinab, sah forschend in diese braunen Augen, welche ihren fragenden Blick beibehielten. Zelos kniff sein linkes Auge zusammen, zwinkerte dem Kleineren zu, ehe er noch etwas dazu sagte. „Du musst also keine Angst haben, Lloyd. Ich sehe zwar nicht so aus, aber ich gehe bei solchen Dingen immer behutsam vor“. Noch um einige Nuancen röter, wandte Lloyd seinen Blick ab, ging hastig weiter, da für ihn dieses Thema beendet war. Gott, er hätte besser nicht fragen sollen, denn Zelos malte sich sicherlich wieder Dinge aus, die er ihm nicht erfüllen konnte, jedenfalls momentan nicht.
 

Zelos grinste dümmlich, malte er sich zwar schon einiges im seinen hübschen Köpfchen aus, aber er würde warten bis Lloyd von selbst kam. So lange musste er auf ihn warten, würde sich um ihn kümmern und sich Stück für Stück an seine Liebe herantasten. Irgendwann würde auch Lloyd nicht mehr können, denn dieser war in den Genuss gekommen, auch wenn nur bei dieser speziellen Kostprobe. Ob Lloyd auch dies vermisste? Vermisste er es unter dem Auserwählten zu liegen und von Zelos verwöhnt zu werden? Kopfschüttelnd ließ er sich einfach weiter ziehen, wollte jetzt auch nicht mehr darüber nachdenken, da er Lloyd sowieso nicht fragen würde. So gingen sie schweigsam das restliche Stück, bis sie wieder beim Umacy-See ankamen, sich dort auf die Decke setzten und die fragenden Blicke über sich ergehen ließen.
 

Zwar hatten Colette und auch Genis fragen wollen, doch hatte die Professorin vorweg schon gemeint, dass ihre Schüler dies unterlassen sollten. Was auch immer passiert war, es ginge keinen etwas an, jedenfalls sah es Raine so, auch wenn sie selbst ein wenig neugierig war. So saßen sie weiterhin schweigsam nebeneinander, wobei Raine wieder ihr Buch zur Hand nahm und darin zu lesen begann. Colette und Genis saßen beim Ufer, ließen ihre Beine ins kühle Nass und unterhielten sich leise.
 

Lloyd und Zelos tauschten nur ab und an heimliche Blicke untereinander aus, lächelten leicht, als sich ihre Blicke kreuzten. Eine stumme Unterhaltung, aber genau diese war auch irgendwie schön. Lloyd saß einige Zentimeter entfernt von Zelos, schielte immer wieder dieses kurze Stück an, da er sich schon fragte, ob er wohl näher rücken dürfe. Zelos bemerkte diese Blicke, doch tat er nichts, da er sich auch nicht sicher war. Lloyd sollte selbst entscheiden, hielt nun die Zügel in den Händen, um seine Sicherheit zu haben. Jedoch erschien ein kleines Lächeln auf Zelos’s Lippen, als er einen warmen Körper neben sich spürte, kurz darauf Lloyd’s Kopf auf seiner Schulter ausmachen konnte, da dieser seinen Schritt getan hatte. Zögerlich legte er seinen Arm um dessen Schulter, hörte Lloyd leise Seufzen, was ihm sagte, das er diese Nähe genoss.
 

„Ich liebe dich, Zelos“ murmelte Lloyd, spürte, wie er noch dichter an Zelos’s Körper gezogen wurde. Den warmen Atem seines Geliebten spürte er an seinem Ohr, verschaffte ihm diese Nähe eine wohlige Gänsehaut, welche sofort vom Auserwählten bemerkt wurde. „Jetzt bin ich glücklich“ schaffte es Lloyd noch zu sagen, ehe er sich vollends fallen ließ, sich diesen Empfindungen hingab und sein Gehirn ausschaltete. Nur diesen Augenblick genießen, das wollte Lloyd. „Nicht nur du, Lloyd“ seufzte Zelos leise, war er selbstverständlich auch glücklich, verspürte nun Glücksgefühle, da er sich zum ersten Mal wieder wohl fühlte. Sanft strich er über Lloyd’s Rücken, beachtete die Professorin und dessen Schüler überhaupt nicht, welche nun sicherlich fragend zu Lloyd und ihm starrten. Nein, das alles interessierte ihn nicht, denn seine Aufmerksamkeit gehörte ganz allein Lloyd, welcher sich enger an ihm kuschelte. Nur dieser Augenblick zählte nun, alles andere um sie herum war vergessen.

Im Mittelpunkt!

Am nächsten Tag passierte etwas verwunderliches, denn ein Bote des Königs war geschickt worden und gab den Hausherren zwei Botschaften, welche wohl vom König, oder dessen Tochter, stammten. Nun saßen Lloyd und Zelos bei Tisch, gegenüber von ihnen Dirk, welcher ebenfalls neugierig diese zwei Umschläge betrachtete. Nun, Zelos und auch Lloyd hatten ja damals erzählt, was sich in Meltokio abgespielt hatte und deswegen war es schon verwunderlich, dass der König ihnen eine Botschaft zukommen ließ. Vielleicht eine Entschuldigung? Oder brauchte der König nun erneut Hilfe, wie damals, als Prinzessin Hilda vom Patriarchen entführt worden war? Ja, sowohl Zelos, als auch Lloyd konnten sich noch gut daran erinnern, hatte der König damals den Auserwählten eigentlich nicht mehr sehen wollen. Und doch hatte seine Majestät den Auserwählten um Hilfe bitten müssen. Tja, was wäre wohl gewesen, wenn Zelos nicht gewesen wäre, oder wenn er sich gar geweigert hätte, sich zu diesem Tausch zur Verfügung zu stellen? Lloyd und Zelos wussten, das der König froh sein konnte den Auserwählten zu haben.
 

„Wollt ihr die Brrriefe nicht langsam öffnen?“ wollte Dirk wissen, sah nochmals seinen Sohn an, dann zum Auserwählten, welcher daraufhin nickte. Nun, er war so in Gedanken gewesen, wobei er auch noch an die letzte Nacht dachte. Da hatte er neben Lloyd gelegen, gewartet, ob dieser vielleicht die Initiative ergriff, doch war dies nicht geschehen. Umsonst hatte er auf Streicheleinheiten gewartet. Verdammt, es war so anstrengend neben seinem Freund zu liegen, diesen die ganze Zeit anzustarren, ohne ihn unsittlich zu berühren. Er wollte ja nicht gleich mit ihm schlafen, auch wenn er sich doch sehr darüber freuen würde, wenn dies endlich der Fall sein würde, aber wenigstens ein bisschen verwöhnen, intensiver Kuscheln und diese schönen langen Küsse, die er so sehr vermisste. Doch nichts davon war gestern Nacht passiert, nur diese Nähe, die zwar schön war, aber auch quälend.
 

Vorsichtig öffnete er seinen Umschlag, zog den Brief heraus und entfaltete diesen. Schweigen trat ein und nur Zelos’s Augen verrieten, das er las. Ab und an mischte sich Verwunderung, oder auch Belustigung in seinem Blick, was Dirk und auch Lloyd verunsicherten. „Meint seine Majestät, dass diese Wiedergutmachung reicht?“ gab Zelos leise von sich, sah dann zu seinen Kleinen, welcher nun ebenfalls den Umschlag öffnete und anfing zu lesen. Unsicher sah er wieder auf, sah Zelos an, mit einer Mischung aus Unglauben und auch Misstrauen. Wieso auf einmal? Sie hatten die ganze Zeit Ruhe gehabt und nun das hier?
 

„Was steht denn in den Brrriefen?“. „Der König lädt uns, das heißt, Lloyd und mich zu einem Bankett ein, sozusagen als Wiedergutmachung“. Lloyd nickte dem zu, sah dann jedoch wieder auf die Tischplatte, da er nicht wusste, ob dies vielleicht der richtige Zeitpunkt war, um auf einem Bankett zu gehen. Nein, irgendwie kam das unpassend, aber würde er mit Zelos nicht dorthin gehen, würde der König denken, Lloyd wolle diesem nicht vergeben, oder so. Klar, er hegte irgendwo in sich noch immer einen gewissen Groll gegen den König, aber dieser hatte wohl eingesehen, dass sein Weg der Falsche gewesen war. Und wie sah Zelos diese ganze Sache? Immerhin hatte er gerade gemeint, diese Art von Wiedergutmachung würde bei weitem nicht reichen. Klar, das stimmte auch irgendwie, denn es kam so rüber, als wolle der König durch diesen Bankett, die Gunst beider zurück erlangen, aber so einfach war dies nun auch wieder nicht. Nein, Zelos und Lloyd würden es dem König nicht so leicht machen.
 

„Verrrstehe“ erwiderte Dirk nachdenklich, denn er hegte auch Misstrauen dem gegenüber. Wer sagte denn, dass der König dies nicht nur tat, um Zelos erneut davon zu überzeugen, dessen Tochter zu heiraten? Gestern Abend hatte immerhin ein langes Gespräch zwischen den beiden Jungen und Dirk stattgefunden und nun wusste Lloyd’s Stiefvater auch, das die beiden vor ihm ein Pärchen waren. Zwar schien es seinem Sohn nun etwas besser zu gehen, aber dieser hatte immer noch diese Berührungsängste, die er nicht von heute auf morgen ablegen konnte. Jedoch sah Dirk schon, das der Auserwählte speziell darauf Rücksicht nahm, Lloyd nie zu nahe kam, da dieser auch diese Mauer um sich errichtet hatte.
 

„Ich weiß nicht, ob wir dahingehen sollen, aber…“. Zelos unterbrach sich, sah wieder zu Lloyd, welcher noch immer auf die Tischplatte starrte. Deutlich konnte er dessen Unwohlsein sehen, was er natürlich auch gut verstehen konnte. Schon damals hatte Lloyd deutlich gemacht, dass er nicht bereit war, Zelos aufzugeben, komme, was da wolle. „Lloyd, ich überlasse dir die Entscheidung, okay? Wenn du dahin willst, dann gehen wir, wenn nicht, werde ich noch gleich zum König gehen, um den heutigen Abend abzusagen“. Der Kleinere nickte schwach, überlegte, aber er wusste im Moment nicht so genau, ob er das wirklich wollte. Es wäre eine Art Party und dies würde ihn sicherlich wieder an das, was in Altamira passiert war, erinnern. Fühlte er sich denn schon bereit dazu? War er nicht ein Feigling, wenn er sich nicht seinen Ängsten stellte? Wollte er auf ewig diese Ängste verspüren? Eigentlich nicht, aber er war sich so unschlüssig.
 

„Ich weiß nicht… Einerseits will ich schon hin, aber…“. Lloyd brach seinen Satz ab, stand auf und lief um den Tisch herum. Wortlos lief er dann die Treppe zu seinem und Zelos’s Zimmer hinauf, wollte ein paar Minuten für sich sein, da er ernsthaft darüber nachdenken musste. Zelos konnte ihm dabei nicht helfen, denn dieser hatte ihm die Entscheidung überlassen. Ob sein Geliebter böse wäre, wenn er sich dafür entschied, lieber hier zu bleiben, weil er sich dem nicht aussetzen wollte? Nein, sicherlich hätte Zelos Verständnis, auch wenn dieser innerlich vielleicht ein wenig anders dachte. Lloyd war keinesfalls dumm, denn er hatte am vorherigen Abend schon gespürt, wie sehr sich Zelos doch hatte zusammenreißen müssen. Ja, sein Geliebter hatte sicherlich etwas von ihm erwartet, aber er hatte einfach nicht über seinen Schatten springen können, auch wenn Lloyd ebenfalls solche Berührungen vermisste. Diese dämliche Blockade, diese dämlichen Bilder und dieses grässliche Stöhnen wollten nicht verschwinden, kamen immer wieder, wenn Zelos ihn nur falsch berührte. Meistens zuckte Lloyd dann unbewusst zusammen, verkrampfte sich stark, was den Auserwählten zeigte, das Lloyd das nun nicht haben konnte. Und so oft wich Zelos dann zurück, sah nur kurz traurig drein, setzte dann aber immer wieder sein Lächeln auf, damit Lloyd nicht sah, dass er irgendwo enttäuscht war, dass nun mal nichts zwischen ihnen passierte. Und trotzdem, auch wenn Zelos versuchte, seine Enttäuschung zu vertuschen, hatte es Lloyd bemerkt, auch wenn nur für einige Augenblicke.
 

Zelos sah dem Kleineren nach, spielte mit dem Gedanken, ihm hinterher zu gehen, doch sagte ihm sein Herz, das Lloyd einige Minuten für sich brauchte. „Machst du dirrr Sorrrgen um Lloyd?“. Sofort bekam Dirk die Aufmerksamkeit, die er wollte, sah das Nicken seitens Zelos, welcher sich selbstverständlich Sorgen machte. „Natürlich mache ich mir Sorgen um Lloyd. Ich wünschte, ich könnte ihm seine Ängste nehmen, die er immer zeigt, aber so einfach ist das nicht. Ich muss warten, aber ich bin das Warten auch langsam leid“. Dirk nickte dem zu, denn auch darüber hatten sie gesprochen, aber nur er und Zelos. Lloyd war gestern Abend irgendwann hoch ins Zimmer gegangen, da unschöne Themen zur Sprache gekommen waren und Lloyd sich diesen nicht hatte aussetzen wollen. Nun, Zelos hatte dem Stiefvater Lloyd’s erklärt, was in Lloyd wohl vorgehen musste und wie es um diesen stand.
 

„Wenn du meinen Sohn wirrrklich liebst, dann warrrtest du gern. Gib Lloyd Zeit, um überrr alles hinweg zu kommen“. Zelos nickte stumm, sah dann nochmals zum Brief, welchen er noch immer in seiner rechten Hand hielt. Zeit. Wie lange? Wie lange musste er warten, bis er die Lippen des Kleineren wieder auf seinen spüren durfte? Wie lange musste er warten, bis er Lloyd wieder voll und ganz erregen konnte? Tief in sich drin wusste Zelos, dass er dem Kleineren Zeit geben musste, aber es fiel ihm von Tag zu Tag schwerer, mit seiner Lust fertig zu werden. Zelos hatte ihm doch schon diesen Deal angeboten, dadurch gehofft, das Lloyd die Initiative ergriff und von sich aus etwas machte, aber selbst das war nicht geschehen.
 

Lloyd saß auf dem Bett, grübelte über alles nach, was ihm in den Sinn kam. „Ich bin so ein dämlicher Idiot“ murmelte er leise, vergrub sein Gesicht in seinen Händen, da er sich wirklich schuldig fühlte. Er verweigerte sich seinem Geliebten, weil er nun mal nicht anders konnte. Jedoch sah er ständig die verletzten Blicke, die Enttäuschung, die er in Zelos auslöste, wenn dieser vielleicht mehr erwartete, wie letzte Nacht wahrscheinlich. Vielleicht war es keine schlechte Idee, nun zu diesem Bankett zu gehen, sich dem Ängsten zu stellen, um Zelos auch ein wenig entgegen zu kommen. Immerhin hatten sie diesen Deal gemacht, um Lloyd ein wenig Sicherheit zu verschaffen. Genau, Lloyd musste nun die ersten Schritte tun. Und wenn es nur ein wenig Küssen wäre, es wäre ein Anfang, was seinen Geliebten sicherlich auch glücklich stimmte.
 

Mit dieser Entscheidung stand er auf, seufzte noch einmal aus und öffnete die Tür, um anschließend leise die Treppe wieder hinunter zu gehen. Als er zum Tisch sah, sah er seinen Stiefvater dort sitzen, wie auch Zelos, welche sich kein Stück bewegt zu haben schienen. Langsam lief er um den Tisch herum, setzte sich stumm neben den Auserwählten, welcher sofort in seine Richtung sah. Fragend sah Zelos den Kleineren an, schien dieser seine Entscheidung gefällt zu haben. „Also… Wir können hingehen, aber ich gehe in meiner normalen Kleidung, okay?“. Zelos begann zu lächeln, nickte dann dazu, denn Lloyd musste sich nicht herrichten, wenn er das nicht wollte. Er überlegte, ob er auch in Alltagsklamotten dorthin gehen sollte, denn auch er hatte keine Lust, sich großartig herzurichten. Wozu auch? Nur, damit die Mädchen wieder an ihm klebten? Moment. Da fiel ihm eine Sache ein, die er heute Abend noch auf dem Bankett erledigen musste. Er begann zu grinsen und sein Herz schlug sofort um einige Takte schneller. Mal sehen, wie sein Kleiner darauf reagierte und wer wusste schon, ob dies nicht half, um Lloyd diese Ängste zu nehmen? Ja, Zelos fand, das seine Idee gut war und er würde sie nachher umsetzen.
 

Wenig später aßen sie noch eine Kleinigkeit, ehe sie schon auf Zelos’s Rheard stiegen und in Richtung Meltokio flogen. Der Kleinere hielt sich beim Auserwählten fest, dachte über das Bankett nach, welches nun bald stattfinden würde. Verdammt, nun, wo er hier oben in der Lüfte war, hatte er wirklich das Bedürfnis, doch wieder Heim zu wollen, aber wie kam das dann rüber? Zelos würde glauben, er wäre ein Feigling, welcher nichts gegen seine Ängste unternahm, oder? Unbewusst klammerte er sich noch enger an Zelos fest, welcher einen undeutbaren Laut von sich gab. Zelos verstand nicht, wieso er hier nun fast erdrückt wurde, sah demnach auch kurz über seine Schulter, in das angespannte Gesicht seines Kleinen, welcher die Augen geschlossen behielt. „Lloyd, wenn du nicht willst, dann zwinge dich nicht dazu“. Zelos hatte schon so eine Ahnung, warum Lloyd sich so gab, wie eben jetzt. Scheinbar erinnerte es ihn an Altamira, aber es drohte dem Kleineren doch keine Gefahr mehr, denn Zelos war davon fest überzeugt, das Sam schon lange nicht mehr unter den Lebenden weilte.
 

„Ich zwinge mich nicht, es ist nur… Ich habe ein ungutes Gefühl in der Magengegend, wenn ich an das Bankett denke. Alle werden mich anstarren, da die meisten sicher wissen, was mir passiert ist“. Zelos seufzte, setzte zur Landung an, da Meltokio in Sicht kam. Als er vor dem Tor landete, stieg er hinab, half dem Kleineren ebenfalls herunter und verstaute den Rheard wieder in die Flügeltasche. Dann sah er Lloyd an, schüttelte seinen Kopf und legte seine Hände auf dessen Schultern. „Keiner wird dich anstarren, Kleiner. So lange du an meiner Seite bleibst, wird sich das keiner wagen, verstanden? Und wenn doch, dann wird derjenige meinen Zorn kennenlernen“. Lloyd sah zu Boden, überdachte alles noch mal, da er seinem Geliebten schon glaubte. Jedoch blieb dieses seltsame Gefühl, würde vermutlich auch bleiben, so lange er hier mit Zelos stand. Gleich würde er sehen, was Realität war.
 

Sie durchschritten das Tor, wurden von den Wachen begrüßt, welche das Tor Meltokio’s bewachten. Einige Bewohner Meltokio’s blieben stehen, sahen zum Auserwählten hin und begannen zu tuscheln. Kein Wunder, denn der Auserwählte war schon lange nicht mehr in Meltokio gewesen und somit war es wohl eine Sensation, diesen wieder mal hier zu sehen. So lange war es immerhin noch nicht her, seitdem das mit Zelos’s Villa und dessen Butler passiert war. Ja, die Bewohner waren schon erstaunt und so sahen sie dem Auserwählten hinterher, welcher in Begleitung von Lloyd Irving, den sie natürlich auch sehr gut kannten, wie sie Richtung Adelsviertel liefen.
 

„Siehst du? Sie starren mich an, Zelos“. Zelos schüttelte abermals seinen Kopf, lag es nicht an Lloyd, dass sie angestarrt wurden. Um den Kleineren etwas mehr Sicherheit zu geben, nahm er dessen Hand in seine, sah Lloyd mit einen liebevollen Lächeln an, damit sich der Kleinere wieder beruhigte. „Nein, du vergisst das, was sich hier zugetragen hat. Die Leute sind erstaunt, mich wieder in Meltokio zu sehen, verstehst du?“. Lloyd erinnerte sich, sah rasch zu Boden, da er sich nun zum Deppen gemacht hatte. Wie hatte er das Desaster nur vergessen können? Dachte er die ganze Zeit denn nur an sich? War er nun so egoistisch geworden, das er nur noch an sich dachte und nicht mehr an Zelos, welcher doch auch Probleme gehabt, oder immer noch hatte?
 

„Entschuldige…“. Zelos sah wieder nach vorn, sah schon die Adeligen, welche die Pforten, die zum Bankett führten, durchschritten. So blieb er stehen, sah nochmals zum Kleineren, welchen es wirklich leid zutun schien. Musste es nicht, denn der Kleinere hatte mit Problemen zu kämpfen, von denen Zelos sich keine Vorstellungen machen konnte. Okay, er konnte dessen Ängste nachvollziehen und auch, dass Lloyd nicht in den Mittelpunkt gestellt werden wollte. Im Mittelpunkt hatte Zelos jedoch immer gestanden, daher war es für ihn schon so eine Art Normalität geworden. Jedoch war Lloyd’s Situation eine andere, eine weitaus unangenehmere, die er dem Kleineren ersparen wollte.
 

„Hör zu, Lloyd…“ begann er leise, drückte Lloyd’s Hand ein wenig fester, da dieser immer weiter seinen Kopf hängen ließ. Zelos ahnte, das der Kleine sich Schuldgefühle zuwies, jedoch zu unrecht, seiner Meinung nach. „Momentan sind die Dinge ein wenig schwierig, aber das ändert nichts an meinen Gefühlen für dich. Dir muss nichts leid tun, okay? Hey, sieh mich an, Lloyd“. Der Kleinere sah auf, bekam wieder ein warmes Lächeln zu sehen, welches sein Herz erwärmte. Wieso machte Zelos das alles für ihn, wo Lloyd ihn doch immer wieder enttäuschte? Lloyd wollte gerade wieder seinen Kopf senken, da ihm Tränen in die Augen stiegen, doch wurde sein Kinn von einer Hand festgehalten. So sah Lloyd einfach beiseite, wollte er Zelos nicht zeigen, das ihn alles innerlich zerriss. Verdammt, seine Gefühle änderten sich so schnell, war er in einen Moment glücklich, im nächsten total niedergeschlagen, warum auch immer.
 

„Hey…“. Zelos zog den Kleineren an sich, strich diesem beruhigend über den Rücken, da dies in letzter Zeit sehr häufig passierte. „Ich bin ein verdammter Egoist, oder? Ich denke nur noch an mich, statt auch auf dich Rücksicht zu nehmen… Ich… Siehst du?“. Zelos seufzte, schien der Kleine sich gerade Dinge einzureden, die überhaupt nicht der Wahrheit entsprachen. Klar, Lloyd dachte im Moment wahrscheinlich mehr an sich, aber machte das nicht jeder Mensch ab und an? Selbst Zelos tat dies, denn es gab auch bei ihm Momente, wo er lieber erst an sich dachte, als an andere.
 

„Lloyd, rede keinen Unsinn und selbst wenn du im Moment mehr an dich denkst, das macht mir nichts aus. Wir beide wissen, was passiert ist, also mach dir keine Vorwürfe, sonst muss ich mir auch wieder Vorwürfe machen“. Lloyd sah wieder in diese blauen Augen, spürte zwei Daumen unter seinen Augen, welche seine Tränen fortwischten. Zelos war so lieb zu ihm, kümmerte sich immerzu um den Kleineren, auch wenn sein Geliebter vielleicht selbst darunter zu leiden hatte. Als er seine Augen wieder öffnete, sah er wieder dieses unwiderstehliche Lächeln, welches auf Zelos’s Lippen lag.
 

„Wärst du mir böse, wenn du heute Abend einmal, mit mir, im Mittelpunkt stehen würdest?“. Lloyd sah verwirrt drein, dachte kurz nach, verneinte diese Frage dann jedoch. Nun, wenn er nicht alleine im Mittelpunkt stand, war alles in Ordnung, nur hoffte er, dass man ihm keine mitleidigen Blicke zuwarf, oder ihn auf dieses Geschehen in Altamira ansprach. Er wollte einen schönen Abend, ohne großes Aufsehen, oder sonst was. Was hatte sein Geliebter denn vor? Im Mittelpunkt stehen? „Gut, dann komm. Du wirst sehen, alles ist in bester Ordnung“. Zelos zog den Kleineren mit sich, lächelte noch immer, als er die Türe aufstieß und er sämtliche Blicke auf sich spürte. Okay, die Show konnte nun beginnen, ganz gleich, wie die Adeligen darüber dachten.
 

„Auserwählter“ hörte er aufgeregtes Kreischen, verleierte daraufhin seine Augen und sah in die Richtung, aus welcher das Geschrei kam. Junge Mädchen stürmten auf ihn zu, versuchten Lloyd beiseite zu drängen, was ihnen aber nicht gelang. Nein, Zelos zog seinen Kleinen an seine Brust, legte ein falsches Lächeln auf, da er erstmal nachdenken musste, wie er nun das hier klären konnte. „Wo warst du nur, Auserwählter? Wir haben gehört, das du bei dem da wohnst“. Ein blondes Mädchen deutete auf Lloyd, welcher wieder zu Boden sah. Verdammt, er fühlte sich total fehl am Platz, denn er stand diesen Mädchen im Weg und sie sahen ihn auch so missbilligend an. Eigentlich, so hatte er das Gefühl, würden sie ihn doch am liebsten sofort wegstoßen, wenn Zelos ihn nicht so nahe an seine Brust gezogen hätte.
 

Zelos zog seine Augenbrauen zusammen, lächelte nun auch nicht mehr, da die Kleine seinen Begleiter so missachtend anstierte. Nun, sie war nicht die Einzige, denn auch alle anderen Mädchen taten dies. So war das immer, wenn jemand neues an Zelos’s Seite trat, so auch damals bei Colette. Er erinnerte sich noch sehr gut daran, wie sie diese fertig gemacht hatten. Allein, weil sie ihre Engelsflügel offen gezeigt hatte, hatten sie Colette einfach eine dumme Kuh, oder dergleichen, geschimpft.
 

„Ja, ich wohne bei dem da, was dagegen?“ gab Zelos wütend von sich, worauf die Mädchen einen Schritt zurück traten. Es war nicht sinnvoll, den Auserwählten zu verärgern, ganz gleich, in welcher Hinsicht. Entschuldigend sahen sie ihren Auserwählten an, doch dieser schien damit nicht zufrieden zu sein. Nun, eigentlich war Zelos selten nachtragend, denn er ließ sich meist nichts anmerken, aber nun? Hatten sie sein Missfallen wirklich erregt? Nur wegen diesen Jungen, welcher bei ihm stand? „Nennt ihn beim Namen und nicht so, als sei er ein Nichts“. Die drei Mädchen zuckten zusammen, sahen zu Boden, da ihr Schwarm wohl wirklich wütend war.
 

„Aber Auserwählter, wieso…“. „Wieso ich so reagiere? Ihr zieht diese Nummer immer ab, wenn ich jemanden bei mir habe, dessen Nase euch nicht passt. Ihr seid so…“. Der Auserwählte verstummte, als er eine Hand an seiner Wange spürte, daraufhin in die braunen Augen sah, welche zu Lloyd gehörten. Dessen Blick sagte eigentlich alles aus, denn dieser wollte das hier nicht. Nein, er wollte seine Ruhe und einen schönen Abend mit ihm verbringen. Einmal atmete Zelos durch, ehe er nochmals zu den Dreien sah. „Verschwindet einfach“. Die Mädchen taten, wie ihnen geheißen, gingen rasch zum Buffet, wo sie erstmal aufgeregt, über dieses Erlebnis, tuschelten.
 

„Zelos“. Zelos sah Augen verdrehend in die andere Richtung, sah den König und dessen Tochter auf sich zukommen, welche ein Lächeln auf den Lippen trugen. Lloyd entfernte sich etwas von seinen Geliebten, verneigte sich schnell, damit die Anstandsregel gewahrt blieb. Zelos tat es ihm gleich, auch wenn er nicht so wirklich wollte. Warum sich auch vor jemandem verneigen, welcher ihn so dermaßen gedroht und zu etwas gezwungen hatte? Egal, er tat seine Verneigung einfach, ohne wenn und aber. Als er wieder aufsah, trat Hilda ein wenig näher, lächelte noch immer, sah dann aber zu Lloyd. „Es freut mich, dass ihr kommen konntet“. Nett, wie immer, so fand Zelos. Jedoch sagte ihm sein Instinkt, dass hier etwas nicht stimmte. Wieso lächelte auch der König? Das Hilda lächelte, war in Ordnung, denn diese war eigentlich immer nett gewesen, abgesehen von einigen Ausnahmen, aber der König? Was sollte dieses aufgesetzte Lächeln?
 

„Zelos, ich möchte dich demütig um Verzeihung bitten, für all das, was ich angerichtet habe. Bevor du nun etwas sagst, ich weiß, das dadurch dein Butler nicht ins Leben zurück kehrt, aber du sollst wissen, das ich meine Fehler einsehe“. Zelos setzte schon zu einer Antwort an, doch hielt er sich im letzten Moment zurück. Nein, es war nicht klug, nun einen Streit zu beginnen, wo Lloyd neben ihm stand. Nein, der Kleinere sollte entspannt bleiben, auch wenn dieser sicherlich noch immer etwas unter Spannung stand, wegen den Mädchen von eben.
 

„Ich nehme eure Entschuldigung an, aber es wird eine Weile dauern, bis ich wieder Vertrauen zu euch fassen kann“. Seine Majestät nickte stumm, verstand er den Auserwählten vollkommen, denn der König selbst hätte wahrscheinlich ähnlich geantwortet. Nochmals sah der König zwischen Lloyd und Zelos, ehe er wieder lächelte, dann seine Tochter mit einen Nicken andeutete zu anderen Gästen mit zu kommen. „Amüsiert euch gut“ meinte der König noch, ehe er auch schon mit seiner Tochter weiterging. Zelos und Lloyd blieben einfach stehen, sahen der Königsfamilie nach, da es schon ein wenig seltsam rüber gekommen war. Zu seltsam, so fand Zelos jedenfalls.
 

„Was war das denn?“ fragte der Kleinere, worauf er nur ein Schulternzucken von seinen Geliebten bekam. „Es interessiert mich auch nicht. Komm Lloyd, wir gehen erstmal dort hoch“. Zelos deutete zum Balkon, begann zu lächeln, als er Lloyd’s verwunderten Gesichtsausdruck sah. Ja, genau diesen Balkon, an welchen er damals mit Lloyd gestanden war, auf die Adeligen hinab gesehen und zu Lloyd gemeint hatte, er fände es lustig, wie die Adeligen mit ihrem falschen Lächeln auf dem Bankett stolzierten und einen auf Friede-Freude-Eierkuchen machten.
 

Auch Lloyd begann zu lächeln, nickte seinen Geliebten zu und ging diesem hinterher, die Treppe hinauf und sah auf die Menschen hinab, welche lachten, oder eben ihr aufgesetztes Lächeln präsentierten. Ja, damals war es nicht anders gewesen, hatte Lloyd einfach das getan, was Zelos auch gemacht hatte. Die Menschen beobachten, sie von hier oben her zu studieren, sich zu fragen, warum sie nicht ihr wahres Gesicht zeigten. „Damals war noch alles anders, nicht?“. Lloyd sah seinen Geliebten an, brachte wieder nur ein Nicken zustande, da er Zelos Recht gab. Ja, damals hatte Lloyd noch keine Liebe für den Auserwählten empfunden, war diesem gegenüber misstrauisch gewesen, da Zelos nun mal immer so seltsam gewesen war. Nun, er hatte auch irgendwie Recht behalten, hätte Zelos seine Meinung nicht im letzten Moment geändert und sich auf Lloyd’s Seite geschlagen.
 

Schweigend sahen sie weiter auf die sich tummelnden Menschen hinab, bis Zelos zu einem Glas griff, welches auf einem Tablett eines Butlers stand, einen kurzen Schluck nahm und schmatzte. „Wein…“ dachte er bei sich, seufzte und erinnerte sich an sein letztes Erlebnis. Nun, das würde er zukünftig wohl nicht mehr tun, jedenfalls nicht, so lange er glücklich war. Dann sah er sich um, entdeckte einen Stift, welchen er zur Hand nahm. Gut, nun war wohl die Zeit gekommen, um das zu klären, für das er auch hier war. Ob Lloyd das toll finden würde? Zelos hoffte es, tippte mit dem Stift gegen das Glas, worauf er die ersten Blicke auf sich ruhen spürte. Nach und nach sahen alle zum Balkon auf, wollten wissen, was der Auserwählte zu sagen hatte.
 

Lloyd sah verwundert drein, spürte ebenfalls diese Blicke, welche fragend auf ihn und seinen Geliebten gerichtet waren. Was hatte Zelos denn vor? Scheinbar wollte er etwas sagen, aber was? Lange musste Lloyd jedoch nicht grübeln, da der Auserwählte das Wort ergriff. „Danke für eure Aufmerksamkeit“ begann er seine Rede, räusperte sich kurz und stellte das Glas auf einen kleinen Tisch ab. Dann sah er wieder zu den Menschen hinab, sah vereinzelten in die Augen, um zu erforschen, was sie wohl dachten. Okay, es war ihm sowieso egal, was sie dachten, aber interessiert war er dennoch. „Wie ihr sicherlich wisst, wohne ich schon etwas länger bei Lloyd, aus vielerlei Gründen“. Einige Leute nickten, wussten vereinzelte auch, warum Zelos bei Lloyd wohnte. Es war kein Geheimnis geblieben, weshalb auch der König einen Heiden Ärger bekommen hatte. Das Volk stand immerhin auch hinter dem Auserwählten.
 

Lloyd trat einen Schritt zurück, wurde jedoch von Zelos bei der Hand festgehalten und wieder nach vorn gezogen. „Und einige von euch wissen auch, dass Lloyd mehr für mich empfindet, oder?“ Die Prinzessin begann zu grinsen, als sie Lloyd’s Gesichtsausdruck sah, denn er wurde richtig Rot, wäre wohl am liebsten abgehauen, weil ihm das peinlich erschien, jedenfalls sah es so aus. Der König schüttelte nur verständnislos seinen Kopf, hatte Hilda ihn darüber informiert, das Zelos’s Herz dem Braunhaarigen gehörte, auch wenn der Auserwählte es zu diesem Zeitpunkt selbst noch nicht wahrgenommen hatte.
 

„Zelos, hör auf, das ist mir peinlich“ wisperte Lloyd leise, bekam jedoch nur ein liebliches Lächeln als Antwort, womit er sich nicht zufrieden gab. Nochmals wollte er einen Schritt zurück gehen, doch diesmal schien der Auserwählte dreist zu sein, zog den Kleineren direkt in seine Arme und schloss ihn in seiner Umarmung ein. „Dir muss nichts peinlich sein, Lloyd. Ich stelle nur einige Dinge klar, also sieh zu, wie der Auserwählte spricht…“. Lloyd sah zu Boden, schien er Zelos nicht von seinem Vorhaben abbringen zu können. Gott, gleich würde ganz Meltokio wissen, das sie zusammen waren. Warum? Wieso wollte Zelos das jetzt tun?
 

„Ich, Zelos Wilder, bin nicht länger für irgendwelche Spielchen zu haben, verstanden. Ich habe mich ebenfalls verliebt, auch wenn ich das zu Anfang gar nicht wollte. Aber mein Herz gehört ganz alleine Lloyd“. Lächelnd strich er dem Kleineren durchs Haar, spürte dessen zusammenzucken, was nicht von seiner Berührung her führte, sondern von seinen Worten. Grinsend sah er wieder zu den Leuten hinab, sah vereinzelte an, welche wohl nicht einverstanden waren. Vor allem die Mädchen machten einen traurigen Eindruck, warfen gleichzeitig einen wütenden Blick auf den Jungen, welcher Liebe vom Auserwählten bekam. „Warum?“ rief eines, schüttelte den Kopf, da sie es nicht wahrhaben wollte.
 

Zelos betrachtete das rothaarige Mädchen eine ganze Weile, überlegte rasch, wie er es ihr verständlich machen konnte. Okay, musste er sich wohl Outen, denn anders ging es wohl nicht. „Weißt du, die meisten Mädchen rennen mir nur wegen meines Titels nach und das ist es, was mich so ankotzt. Lloyd ist da anders, er liebt mich, weil ich so bin, wie ich bin. Macht und Reichtum interessieren ihn nicht und nach solch einer Person habe ich mich immer gesehnt“. „Aber ich…“. Zelos schüttelte seinen Kopf, ließ Lloyd los und lehnte sich über die Brüstung. „Es mag sein, das einige Mädchen mich wirklich lieben, aber… Ihr versteht mich nicht. Ich habe nie wieder lieben wollen und jetzt tue ich es trotzdem, trotz meines Verbotes…“. Zelos seufzte, sah über seine Schulter und lächelte den Kleineren an, welcher noch immer zu Boden starrte. Ob es ihm wirklich unangenehm war? Musste es doch nicht, denn Zelos würde in Zukunft keine Probleme mehr haben, jedenfalls, was Mädchen anging.
 

„Ich habe erst durch einen schlimmen Vorfall eingesehen, wie viel mir Lloyd bedeutet und ich weiß nun, dass ich ihn nie mehr hergeben will. Was ich eigentlich sagen will, ist, ich bin nicht mehr zu haben, also lasst mich in Zukunft in Ruhe, auch um Lloyd’s Willen“. Ja, das hatte Zelos sagen wollen, speziell dies, denn nun würde so etwas wie Eifersucht nicht mehr auftreten. Zudem hatte sich Zelos geoutet, hatte nun allen klar gemacht, dass er Vergeben und Glücklich mit Lloyd war.
 

Lloyd sah nun doch auf, schloss seine Augen, ehe er lächelte. Zelos war in vielen Dingen schon ziemlich speziell und er hätte nicht gedacht, dass sein Geliebter so etwas wirklich machte. Und trotzdem. Sein Herz schlug ihm nun bis zum Hals und als er dieses Lächeln sah, welches auf Zelos’s Lippen lag, wurden seine Knie weich. Schon lange war dies nicht mehr passiert, aber schön, dass er dieses Gefühl mal wieder verspürte, denn es war wirklich lange her gewesen, seit er dies zum letzten Mal verspürt hatte.
 

Zelos behielt sein Lächeln auf den Lippen, winkte kurz, was soviel hieß, dass die Rede beendet war. Kurz darauf hörte er wieder munteres Reden, vereinzeltes Lachen und andere Geräusche. Gut, die Leute sahen nicht mehr zu ihnen hoch und somit konnte er nun sein Glück versuchen. Zwar sprach dies gegen ihren Deal, aber er konnte nicht anders. Mit dem Zeigefinger deutete er an, dass Lloyd näher kommen sollte, was dieser dann auch tat. Lange sahen sie sich an, dachten über verschiedene Dinge nach, die nun passieren könnten. Vor allem Lloyd dachte intensiv nach, schien dies der perfekte Augenblick zu sein, um seine Angst zu überwinden, um endlich wieder das zu fühlen, was er so sehr vermisste.
 

„Möchtest du vielleicht noch näher kommen?“ wollte der Auserwählte wissen, worauf er ein zaghaftes Nicken bekam, kurz darauf den Körper des Kleineren dicht an seinen spürte. „Und möchtest du auch ein bisschen mehr, als diese Nähe?“. Zelos wusste, er begab sich nun auf dünnen Eis, aber er konnte einfach nicht anders. Er vermisste diese ganzen Dinge, wollte nun nicht länger warten, auch wenn er vielleicht damit einen Fehler machte. Wieder bekam er nur ein Nicken, sah dabei zu, wie Lloyd seine Augen seicht schloss und sich noch etwas näher an ihn schmiegte. „Du bist so niedlich, Kleiner“ hauchte Zelos, schloss Lloyd in seine Arme und beugte sich zu diesen hinab. Vor dessen Lippen machte er Halt, überlegte, ob das wirklich gut war, den Kleineren nun zu küssen.
 

Lloyd öffnete ein Auge, sah Zelos fragend an, welcher noch immer zu überlegen schien. So überwandt Lloyd die letzten Zentimeter, legte nur kurz seine Lippen auf die des anderen, ehe er sich wieder entfernte. Keine Bilder, kein unschönes Stöhnen in seinem Kopf, welches ihn an etwas hinderte. Eigentlich, so fand Lloyd, so hatte ihn der Kuss gefallen, auch wenn es nur ein einfacher Kuss gewesen war. Zelos lächelte, behielt jedoch seine Augen geschlossen, da es ihn doch irgendwie freute, dass Lloyd die Initiative ergriffen hatte. „Wollen wir woandershin gehen?“ fragte er leise, öffnete seine Augen und sah seinen Kleinen an. „Ja, gern“ murmelte Lloyd, spürte Zelos’s Hände an seinen Rücken, welche so sanft über diesen strichen. Ja, vielleicht war ein anderer Ort besser, um sich vielleicht noch näher zu kommen?

Ewige Liebe!

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Von:  ZelosWilder
2011-01-18T19:21:07+00:00 18.01.2011 20:21
Ich hab die ganze ff jetzt gelesen!! Echt geil und sehr schön geschrieben <3 das ende ist so süüüüß
ich mag zwar LloydXZelos lieber aber das pair hats mir allgemein angetan, egal wie rum <3
dennoch danke für diese ff die aht mir eine stunden jetzt versüßt!!!
Von:  Hanamura
2010-09-28T19:40:10+00:00 28.09.2010 21:40
Ich kann nur sagen toll *weint*
es ist schön das die beiden sich zum schluß doch finden .
Ich hoffe nur das dass auch eine ewige liebe bleibt *lach*
ich hoffe du schreibst noch solche hüpchen ff
bis denne
bb
un viel luck
Von:  -Hachiko
2009-10-28T19:32:15+00:00 28.10.2009 20:32
hehe! ich musste nicht warten! xDD *spät drann* *lach*
wuh.. jetzt ist die Katze aus dem sack..
Jetzt wird es spannend! =D
Von:  -Hachiko
2009-10-28T18:32:57+00:00 28.10.2009 19:32
langsam wird's ja, langsam wird's °xDDD
*lach* echt lustig wie's Zelos langsam dämmert..
aber lloyd tut mir immernoch leid.. ;____;
Von:  -Hachiko
2009-10-28T13:04:01+00:00 28.10.2009 14:04
yay... >////< *hibbel*
waa... das ist toll.. ich liebe es so etwas zu lesen ♥
*glücklich*
Ich gebe Sora recht, ich fühle mich auch pudelwohl und umarmt ^^~

toll ♥
Von:  -Hachiko
2009-10-28T12:35:43+00:00 28.10.2009 13:35
waaahh.. wie fies.. .O.
Ich bin ja selber bei dem Kommentar "So lange du nicht behauptest, dass ich der Glückliche bin, ist doch alles in Ordnung" zusammen gezuckt.. waa.. wie mies, wie mies wie mies... >O<

aber "auch wenn sein Freund mit ihr spielte, oder was auch immer" war wiederum zu geil °°XDD

Yay! Und auf zum nächsten! ♥
Von:  -Hachiko
2009-10-27T21:53:08+00:00 27.10.2009 22:53
yay.. Zellos.. *____*
Ich empfinde auch Liebe zu dem Auserwählten! XDD
Die Geschichte fängt schon mal interessant an,
ich bin gespannt was Zellos jetzt sagt. O.O
uii.. ich hab noch einige Kapitel vor mir.. Ich freu` mich drauf |33~

Ich hab mich teilweise so weggeschmissen..
als Lloyd da partout nicht verstehen wollte das er Verliebt ist und so keine Ahnung hatte.. Das hat mich so derbst an die Unterhaltung vor der Kanalisation erinnert wo Zelos nur mein, den weg würde er öfter benutzen wenn er erst nachts heim käme und die ganzen Sylverant-kiddi's keine Ahnung hatten was er meinte..

Aber echt cool.. ich werde es aufjedenfall weiter lesen *fav*

LG Hachi ♥
Von:  Lawlya
2009-08-24T19:53:21+00:00 24.08.2009 21:53
Hi!!! Ich finde deine FF wirklich super cool. Habe gerade mit ZelosLloyd
angefangen und finde, du setzt deine Story wirklich super um!!!
Und mir gefällt dein Schreibstil total, auch wenn du dich häufig mal mit
den "m"s und "n"s vertust, aber das kann man ja leicht überlesen!!

Ich wollte mal fragen, ob du mir vielleicht die beiden Adult-Kapitel
schicken könntest. Ich werde im September zwar 17, muss dann aber trotzdem
noch ein Jahr warten. Natürlich würde ich es dann trotzdem weiterlesen, aber
ich hab jetzt eben gerade Lust dazu...

Ich würde mich echt freuen, und wenn nicht, dann schreiben wir in einem
Jahr nochmal^^

LG Hoshie
Von:  dragon221
2009-03-18T21:23:01+00:00 18.03.2009 22:23
Ähm, mal ne bescheidene Frage, kannst du mir das letzte auch schicken?
Dieses hier ist so gut, da will ich auch den Schluss wissen!
*ganz lieb anguck*
Von:  Luke
2009-03-17T05:37:41+00:00 17.03.2009 06:37
kya~
danke
*knuffz*
(du weisst wofür XD)
du bist echt liieb~
*~*
tolles letztes kappi~
schöner abschluss für die FF
schade nur, dass sie jetzt wirklich vorbei ist
;______;
aber nun gut...werde ich mit leben müssen ;)

Lg -Lloyd-


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