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Eine verfluchte Woche

oder auch: Ein Unglück kommt selten allein... (SasuNaru)
von

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Das Unheil nimmt seinen Lauf...

Hi ihr!^^ Hier kommt der erste Teil meiner FF! Ist zwar nur'n Prolog aber was solls... will mich eh nur wichtig machen :P Wenns euch gefällt, dann schreibt ruhig nen Kommi! Und jetzt halt ich besser die Klappe und verzieh mich...

Lg~

dat Mao

~~~~~
 

Godaime Hokage saß entspannt in ihrem Büro und unterhielt sich mit einem weißhaarigen Mann, der auf dem Fensterbrett hockte. Niemand, der die beiden nicht kannte, würde vermuten, dass die junge Frau und der schon etwas ältere Bergeremit – wie er sich selbst immer wieder gern nannte – seit gut 40 Jahren mehr oder weniger befreundet waren – da man die Hokage schon einmal nicht älter als 30 schätzen würde. Doch die Frau mit der extrem großen Oberweite war bereits 55 Jahre alt, was man ihr dank ihrer hervorragenden Fähigkeiten als Medic-Nin ganz und gar nicht ansah.

Im Moment war die begeisterte Spielerin guter Laune und unterhielt sich mit ihrem ehemaligen Teamkameraden über alte Zeiten, als plötzlich ein leises Poff in der Mitte des Raumes ertönte, dicht gefolgt von einer Rauchwolke. Daraus entstieg zwei Sekunden später ein junger Mann mit silbrig weißem Haar, dessen Gesicht kaum erkennbar war: Eine dunkelblaue Maske verdeckte Nase und Mund, während sein Stirnband mit dem Symbol des Dorfes den Rest seiner linken Gesichtshälfte verbarg.

„Tsunade-sama, hier ist der Bericht von meiner Mission“, sagte er, trat an den Schreibtisch und legte eine Schriftrolle ab.

„Danke, Kakashi“, erwiderte Tsunade und lächelte ihm entgegen. Ja, man konnte auch ohne Sake gute Laune haben...

Kakashi wandte sich derweil um und wollte wieder gehen, als er den weißhaarigen Mann am Fenster bemerkte. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus – oder so sah es zumindest aus, man konnte sich wegen Maske und Stirnband nicht so sicher sein – und hob zum Gruß die Hand.

„Morgen, Jiraiya-sama.“

„Na, Kakashi, die ganze Nacht unterwegs gewesen?“

Der junge Mann mit dem Namen Hatake Kakashi, auch bekannt als Konohas Kopier-Ninja, nickte und fuhr sich durch die Haare. Er war ziemlich müde, hatte er doch seit fast zwei Tagen nicht mehr geschlafen... >Aber das kann ich ja jetzt nachholen< dachte er sich.

Tja, falsch gedacht Kakashi!

Als sich der Jounin zum zweiten Mal umdrehte und den Raum verlassen wollte, hörte er ein lautes Krachen außerhalb des Gebäudes. Neugierig trat er zurück ans Fenster und spähte nach draußen.

„Konoha ist schon ziemlich munter“, lächelte Tsunade und sah auf das Dorf, dass so friedlich unter ihr lag. Es war Ende Sommer, die Sonne schien noch sehr warm, ein leichter Wind wehte und der Himmel war strahlend blau. Was konnte so einen guten Tag verderben?

Die Antwort kam prompt durch die Tür angerast.
 

Alle drei Anwesenden zuckten gleichzeitig zusammen und drehten sich um, als die Tür zum Büro der Hokage aufgerissen wurde und eine Person mit einer langen, schwarzen Jacke hineinrannte. Die Kapuze hatte er/sie tief ins Gesicht gezogen, so dass weder Tsunade noch die beiden Männer erkennen konnten, wer der Eindringling war.

Der Kapuzenträger knallte mittlerweile die Tür wieder zu und begann in Panik, diverse Möbelstücke davorzuschieben. Dabei rutschte die schützende Kopfbedeckung ein Stück zurück und die drei übrigen, ziemlich verblüfften Anwesenden konnten weit aufgerissene, strahlend blaue Augen sehen.

Jetzt wussten sie, wer hier ohne anzuklopfen hereingestürmt war. Es gab kaum jemanden in Konoha, der so blaue Augen hatte, und ganz sicher nur einen, der so etwas Unverfrorenes wagte.

„Naruto“, fragte Tsunade mit hochgezogenen Augenbrauen, „hast du jemals etwas davon gehört, dass man anklopft, bevor man einen Raum betritt? Vor allem ein Hokage-Büro?!

„Für sowas hab ich keine Zeit!“, rief der Angesprochene in Panik. „Sakura-chan versucht gerade ernsthaft, mich umzubringen!“

Und mit diesen Worten rannte Konohas chaotischster Ninja an einem erstaunten Jounin und zwei nicht weniger überraschten Sannin vorbei, ging in die Hocke und kroch kurzerhand unter Tsunades Schreibtisch.

Die spielsüchtige Chefin des Dorfes starrte von Kakashi, der nur ratlos mit den Schultern zuckte zu Jiraiya, der die Augen verdrehte und sich an die Stirn tippte.

Vorsichtig beugte sich Tsunade nach unten, um den angehenden Jounin genauer zu betrachten. Der hatte inzwischen die Hände um die Knie geschlungen und zuckte bei jedem Geräusch zusammen, starrte nervös in dem Büro umher – obwohl er aufgrund der Tatsache, dass er unter einem Schreibtisch saß, nicht wirklich viel sehen konnte... Neugierig kniete sich die Fünfte neben den Chaos-Ninja und auch Kakashi und Jiraiya traten interessiert an den Tisch.

„Naruto, gibt es irgendeinen Grund dafür, dass du dich unter meinem Schreibtisch versteckst?“, fragte Tsunade ein wenig skeptisch.

„Hab ich doch schon gesagt: Sakura-chan versucht, mich zu killen!“

„So sauer wird sie schon nicht auf dich sein“, versuchte der Kopier-Ninja seinen panischen Schüler zu beruhigen, als von draußen erneut ein lautes Krachen ertönte, dicht gefolgt von einem drohenden „NARUTOOO...!!!“. Der Angesprochene ließ nur ein „Iiek“ hören und zog seine Knie noch ein wenig näher an sich heran. Dann starrte er seinen Sensei finster an.

„Ja, Kakashi-sensei, so sauer wird sie schon nicht auf mich sein!“, giftete Naruto, während alle Farbe aus seinem Gesicht verschwand. Nervös wanderte sein Blick zur einzigen Tür des Raumes, als ob er erwartete, dass Sakura jeden Moment hereingestürmt kommen und ihn erledigen würde.

Kakashi guckte ratlos hinter seiner Maske hervor, Jiraiya kratzte sich nachdenklich am Kopf und nur Tsunade wagte den Versuch, dem Problem auf den Grund zu gehen.

„Und wieso ist Sakura so wütend auf dich?“

„Das ist ja das schlimmste!“, rief der Chaos-Ninja und fuchtelte wie wild mit den Armen. „Sie denkt, Sasuke und ich wären SCHWUL!!!“

Kakashis Auge(n) wurde(n) groß, Jiraiya verschluckte sich an einem Schluck Sake, den er sich gerade genehmigen wollte, und die Fünfte fragte nur perplex:

„Und wie kommt sie darauf?“

„Keine Ahnung, ich weiß es ja auch nicht! Ich hab jedenfalls nichts gemacht!“

„Dann sag ihr das doch!“, schlug der weißhaarige Bergeremit vor.

„Ero-sennin, das ist Sakura, die hat starke Ähnlichkeit mit Tsunade-baa-chan! Wenn ich da rausgehe, lande ich mit gebrochenen Knochen im Krankenhaus – wenn ich Glück hab!“

Da er damit tatsächlich nicht ganz Unrecht hatte, schwiegen die drei Übrigen. Für einen Moment herrschte eine nachdenkliche Stille, während draußen ein weiteres Krachen zu hören war. Ratlos lauschten sie dem Lärm, bis Kakashi plötzlich etwas Ungewöhnliches auffiel.

„Naruto, wieso trägst du eigentlich immer noch diese dämliche Kapuze?“

Der Chaos-Ninja zuckte zusammen, hielt die Kopfbedeckung vorsichtshalber mit beiden Händen fest und murmelte:

„Äh, das ist wegen... wegen meinen, äh... Ohren! Genau, wegen meinen Ohren, die sind so... kalt!“

„Das ist die schlechteste Lüge, die ich je gehört habe“, erwiderte Konohas Kopier-Ninja und musterte seinen Schüler mit einem durchdringenden Blick.

„Ich dachte eigentlich, du hättest die Kapuze nur auf, damit Sakura dich nicht erkennt, aber wie’s aussieht... versteckst du darunter was ganz Anderes...“

„Neeeeeiiiiin, lass meine Kapuze in Ruhe!“, quietschte Naruto, umklammerte den Stoff nur noch fester und klang bei der ganzen Aktion wie ein ziemlich kleiner Junge.

Doch alles Quietschen half rein gar nichts gegen Tsunades rohe Kraft, die kurzerhand die Hände von Konohas Chaos-Ninja festhielt, während Kakashi sich neben sie kniete und den Stoff von den blonden Haaren zog.
 

Hätte jemand in diesem Moment das Hokage-Büro betreten, dann hätte er eine sehr ungewöhliche Szene gesehen: Godaime Hokages Augen schienen jeden Moment aus ihren Höhlen zu springen, zwei weiteren Anwesenden ging es nicht besser. Der Grund für diesen Schockzustand der drei saß zusammengekauert unter dem Schreibtisch und sah genauso schockiert aus wie die Anderen.

Jiraiya war der Erste, der sich soweit erholt hatte, dass er wieder sprechen konnte.

„Naruto... sind das Fuchsohren?!

Der Chaos-Ninja legte schützend seine Hände über die orange-roten, fellbedeckten Dreiecke auf seinem Kopf und murmelte, inzwischen knallrot im Gesicht:

„Ähm... ich glaub schon...“

Und plötzlich, ohne Vorwarnung, prusteten die drei Erwachsenen los und lachten fast Tränen, während der Blondschopf nun aussah, als würde er gleich anfangen loszuheulen.

„Hey... ihr seid echt fies...“, schniefte er und sah die drei beleidigt an.

„Sorry, Naruto... Aber das sieht wirklich zu komisch aus!“, grinste Kakashi, bevor er von einem weiteren Lachanfall geschüttelt wurde.

„Öhrchen“, kicherte Tsunade und probierte gleich einmal aus, wie sich die Felldreiecke anfühlten. „Das ist zum Schreien!“

Und erneut schwoll das Gelächter an, bis es Naruto zu viel wurde und er mit der Hand auf den Boden schlug.

„Das ist NICHT lustig!“

Wütend langte er nach hinten, nestelte einige Zeit an seinem Rücken herum und zog dann etwas aus seiner Hose hervor.

„Da!“, sagte er wütend zu den drei neugierigen Erwachsenen, die – mal wieder – gaaanz große Augen bekamen.

„Ist... ist das... ein Fuchsschwanz?!“, gelang es der Fünften zu sagen, bevor sie wieder anfing loszuprusten – noch schlimmer als zuvor. Auch die beiden Männer lagen nun angesichts Narutos neuster Erungenschaft fast auf dem Boden vor Lachen... Frustiert betrachtete der Blondschopf dieses untypische Verhalten, bis er genug hatte und anfing, seinen Kopf gegen den Schreibtisch zu schlagen.

„Mein-“ Wamm „Leben-“ Wamm „Ist-“ Wamm „Endgültig-“ Wamm „Vorbei!“ und bei jedem Wort traf Stirn auf Holz.

Kakashi, der sich inzwischen wieder halbwegs beruhigt hatte, versuchte seinen Schüler nun davon abzuhalten, seinen Schädel weiter zu demolieren.

„Keine Sorge, das kriegen wir wieder hin.“

„Wie denn?!“ Die Stimme des Blondschopfs war nur noch ein verzweifeltes, heiseres Krächzen.

„Wie hast du die Ohren denn hingekriegt?“

„Das weiß ich doch nicht! Als ich heute morgen aufgewacht bin, waren sie da!“

„Oh...“ Mehr fiel dem Kopier-Ninja nicht mehr ein; auch Tsunade und Jiraiya hatten geug gelacht und überlegten angestrengt, wie zur Hölle Konohas Chaos-Ninja es geschafft hatte, sich selbst Fuchsohren plus passenden Schwanz zu verpassen. Naruto war derweil total am Verzweifeln. Sakura – und inzwischen auch halb Konoha, dank ihrer lauten Stimme – dachten, er und Sasuke wären schwul. Zu allem Überfluss war er seit heute morgen, mal ganz drastisch ausgedrückt, zur Hälfte ein Fuchs! Was konnte ihm noch Schlimmeres passieren?

Die Antwort bekam er prompt geliefert.

„Sag mal, Naruto“, fragte der Autor der Icha-Icha-Bücher plötzlich und musterte den Blondschopf eindringlich, „täusche ich mich oder wirst du immer kleiner?“

Panisch starrte der Angesprochene an sich herunter und sah an seinen übergroßen Klamotten, dass sich Ero-sennin nicht geirrt hatte. Er schrumpfte!

„Waaaahhhhhhhhh!“

Tag 1 oder: Gleichgewichtsstörungen?!

Hi minna! ^ ^ Gomen, dass ich so lange für dieses Kappi gebraucht hab, aber ich war einfach zu faul zum schreiben hab noch an meiner anderen FF rumgetippt und hatte insgesamt recht wenig Zeit zum schreiben... ^^°

Anyways, hier ist das 1. Kappi! Have fun! n______n

~~~~~
 

Uzumaki Naruto war in dem kleinen Ninja-Dorf, auch Konoha-Gakure genannt, bekannt als ein fröhlicher, hyperaktiver, manchmal etwas sturköpfiger, aber stets freundlicher und fairer Chunin. Seine blauen Augen leuchteten den ganzen Tag und mit seinem strohblonden Haar und seiner etwas lauten Art war er leicht zu finden und schwer zu übersehen.
 

Momentan saß der sonst gut gelaunte, energiegeladene Blondschopf in einem Büro in Konohas Haupthaus und rammte seinen Kopf gegen den Schreibtisch der Hokage. Der Grund für diesen Akt der Frustration? Nun, der setzte sich aus mehreren Faktoren zusammen; doch der wohl wichtigste war die Tatsache, dass der Chaos-Shinobi momentan zusätzlich zu seinen normalen Ohren auch noch zwei fuchsähnliche hatte, inklusive Schwanz, der aus seiner Hose herausragte. Wie diese Verwandlung zustande gekommen war, wusste er selbst nicht. Allerdings hatte er gerade eben entdecken müssen, dass seine Fuchsgestalt einen sehr unschönen Nebeneffekt hatte: Uzumaki Naruto schrumpfte.

„Scheiße... scheiße... alles scheiße...“ und ein paar dumpfe Schläge, als Kopf auf Holz traf: Das waren im Moment die einzigen Geräusche, die im Hokage-Büro zu hören waren. Godaime Hokage, ihr langjähriger Freund und ehemaliger Teamkamerad Jiraiya und Hatake Kakashi, Narutos Teamleiter, standen herum und dachten angestrengt nach.

„Fuck... fuck... fuck...“ und noch mehr Schädel-meets-Schreibtisch-Geräusche. Die Flüche des Blondschopfes hatten sich in den letzten Minuten drastisch verschlimmert, ebenso wie die Intensität, mit der er seine Stirn gegen die Holzwand rammte. Irgendwann wurde es Konohas Kopier-Ninja zuviel.

„Naruto, hör endlich auf, deinen Kopf zu demolieren! Das bringt uns auch nicht weiter!“

„Ich hasse mein Leben! Ich hab keinen Bock mehr! Ich gebe mein Ninja-Dasein auf! Scheiß auf Hokage! Ist doch eh alles nur Dreck!“

Geschockt wandte sich Kakashi zu den anderen beiden um. Die Sache schien doch ziemlich ernst zu sein...

„Das hört sich nach mehr an als nach einer einfachen Pubertätskrise...“, murmelte der Jounin und warf einen besorgten Blick zu dem Blondschopf, der inzwischen versuchte, sich mit einem Tacker von Tsunades Schreibtisch umzubringen. Der Ramenfreak war inzwischen ein ganzes Stück geschrumpft und hatte nun nur noch die Größe eines ca. 13-Jährigen.

Tsunade seufzte.

„Wir sollten uns schnell etwas einfallen lassen... Wer weiß, wie lange er noch weiterschrumpft! Und wann der Schrumpf-Prozess stoppt... Wenn wir Pech haben, ist von ihm am Ende nichts mehr übrig!“, fügte sie nur für die beiden Männer hörbar hinzu.

„Die letzten drei Tage sind schon scheiße gewesen!“, schniefte derweil ein depressiver Naruto und erinnerte sich an den Anfang dieser offensichtlich verfluchten Woche.
 

~Tag 1/Montag~

Der Tag, an dem das Unheil begann
 

Piepiep. Piepiep. Piepiep. Piepiep.

Uzumaki Naruto stöhnte. Scheiß Wecker, der riss ihn immer wieder aus seinen schönsten Träumen.

Piepiep. Piepiep. Piepiep.

Wütend packte der Blondschopf das nervige Gerät und warf es gegen die Wand, wo es ein letztes Mal piepste und dann den Geist aufgab. Mist. Schon wieder einen Wecker demoliert.

Seufzend drehte Naruto sich zur Seite – und fiel unsanft aus dem Bett. Verdammt, wieso war ihm nicht aufgefallen, dass er so nah am Rand gelegen war?! Erneut stöhnend rieb er sich die schmerzende Schulter, die den Sturz am meisten zu spüren bekommen hatte. Dann stand er auf, rieb sich die Augen und trottete verschlafen ins Badezimmer, wo er den Wasserhahn aufdrehte, um sich erstmal das Gesicht zu waschen und richtig wach zu werden. Allerdings wartete er vergeblich auf das kühle Nass. Was war denn jetzt kaputt?! Und sowas am frühen Morgen... Hoffnungsvoll versuchte er es mit der Dusche. Nichts. Nun machte sich langsam Verzweiflung in ihm breit. Kein Wasser? Wie sollte er das überleben? Panisch rannte er in Richtung Küche, achtete nicht richtig auf den Weg und knallte gegen den Türrahmen – mit der gleichen Schulter, die schon den Sturz aus dem Bett abgekriegt hatte.

„Autsch, verdammt!“

Fluch am frühen Morgen verteibt Kummer und Sorgen. Oder auch nicht.

Rasch drehte der Blondschopf den Wasserhahn in der Küche auf. Wieder nichts. Geschockt ließ sich der Chaos-Ninja auf einen Stuhl fallen. Wieso zur Hölle hatte er kein Wasser?! Gestern war doch noch alles in Ordung gewesen... Auf einmal wurden ihm die Ausmaße des Problems bewusst: Keine Fertignudelsuppe! Wie... wie bei Kami-sama sollte er ohne Ramen überleben?! Verflucht... er konnte nur hoffen, dass sich sein Wasserproblem rasch wieder lösen würde, sonst würden die nächsten Tage zum Alptraum mutieren...

Hätte er geahnt, was ihm in der kommenden Woche widerfahren sollte, dann hätte er sich vermutlich sofort freiwillig der Akatsuki-Organisation ausgeliefert...
 

Doch momentan wusste er davon noch nichts und stand auf, um sich aus seinem Kühlschrank etwas Essbares zu holen; Ramen konnte er heute ja nicht frühstücken, also musste an diesem Morgen Brot herhalten.

Nach einem recht kargen Frühstück zog Naruto sich an und machte sich fürs Training fertig. In letzter Zeit gab es ziemlich wenige Missionen, deshalb hatte sich Team 7 an diesem Montag nur zum Trainieren verabredet. Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte dem Blondschopf, dass er auf jeden Fall mal wieder angemeckert werden würde, weil er zu spät kam... Er seufzte, verließ seine Wohnung und machte sich hastig auf den Weg in Richtung Trainingsplatz, sich die immer noch schmerzende Schulter reibend.
 

Das Training war an diesem Montag ziemlich anstrengend gewesen und hatte bis zum späten Nachmittag gedauert. Die Sonne stand schon recht tief, als sich Team 7 ausgepowert und erschöpft auf den Heimweg machte. Kakashi war gleich zu Ende der heutigen Trainingseinheit verschwunden, Sakura trennte sich nach fünf Minuten von ihren Teamkollegen und ging in eine andere Richtung nach Hause. So blieben nur noch Sasuke und Naruto übrig, die größtenteils den selben Weg hatten und daher schweigend nebeneinander durch die Straßen von Konoha trotteten.

Naruto warf einen kurzen Blick zu dem Schwarzhaarigen neben sich. Der junge Uchiha wirkte kein bisschen müde, obwohl er es sicherlich war. Ihm selbst, Naruto, war die Erschöpfung wahrscheinlich ziemlich deutlich anzusehen... Allerdings war das auch kein Wunder, denn er hatte sich heute richtig verausgabt – und dabei im Kampf gegen Sasuke keine schlechte Figur gemacht. Er war zwar immer noch nicht stark genug, um seinen größten Rivalen besiegen zu können, doch auch der Schwarzhaarige hatte sich bei diesem Training anstrengen müssen. Wenigstens etwas.

Narutos Problem war allerdings, dass er – dank des jungen Mannes neben ihm – ziemlich verschwitzt war und eine Dusche dringend nötig hatte... Unglücklicherweise würde er – wie sein Vermieter, dem er heute Morgen im Treppenhaus begegnet war, ihm erklärt hatte – die nächsten zwei Tage wahrscheinlich kein Wasser haben... Folglich musste er irgendwo anders duschen. Er hatte sich schon überlegt, Sakura-chan zu fragen... doch die hätte ihn dann wahrscheinlich mit einem ihrer abnormal starken Faustschläge in eine andere Dimension befördert. Nein, das hatte er doch lieber gelassen.

Aber wieso sollte er nicht Sasuke fragen? Sie waren gute Freunde – es war also nichts dabei, wenn Naruto bei dem Uchha-Erben duschen würde... Und trotzdem traute er sich irgendwie nicht, den Jungen neben sich darauf anzusprechen...
 

Innerlich noch mit sich ringend bemerkte der Blondschopf nicht, dass sie inzwischen die Straßenkreuzung erreicht hatten, an der Sasuke abbiegen musste. Erst als der schweigsame Uchiha stehenblieb und „Hey, Baka“ sagte, erkannte Naruto, wo sie gerade waren. Verwirrt sah er den Schwarzhaarigen an, der die Hand hob und sagte:

„Also, man sieht sich, Dobe.“

Er hatte schon fast die Hälfte der Straße hinter sich, als plötzlich ein „Warte, Sasuke!“, ertönte und ein blonder Wirbelwind ihm hinterherstürmte. Fragend hob der Angesprochene die Augenbrauen, als Naruto keuchend bei ihm ankam und anfing zu erklären:

„Also... ich wollte eigentlich nur fragen... weil bei mir zu Hause momentan kein Wasser läuft... also, ich...“

„Hör auf rumzustottern und komm zur Sache, Baka.“

„Ich wollte bloß wissen, ob ich vielleicht... bei dir duschen könnte?“

„Und wegen sowas machst du so ’nen Aufstand? Klar, komm mit.“

Und ohne ein weiteres Wort steckte der Schwarzhaarige seine Hände in die Hosentaschen und ging weiter in die Richtung seines Hauses. Naruto sah ihm für einen Moment hinterher, dann rannte er ihm nach, bis sie wieder auf gleicher Höhe waren.

Wieder schweigendes Nebeneinanderherlaufen.
 

Nach einer kleinen Weile hatten die beiden das Uchiha-Anwesen erreicht. Ehrfürchtig starrte Naruto das große Haus an. Jetzt wo er darüber nachdachte... er war noch nie bei Sasuke gewesen! Das hätte er längst einmal machen sollen...

„Willst du da Wurzeln schlagen oder warten, bis dir die Augen ausfallen?“

Sasukes Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und er lief leicht rot an, als er das Grinsen auf dem Gesicht des Schwarzhaarigen sah. Schnell lief er zur Tür, die Sasuke ihm offengehalten hatte, trat ein und zog seine Schuhe aus.

Bewundernd sah er sich im Flur um. Sasuke lebte ganz allein in dieser riesigen Hütte? Hier konnte man sicher klasse Partys feiern... Das musste er seinem Freund unbedingt mal vorschlagen.

Besagter Freund rief derweil aus der Küche:

„Naruto, bist du festgewachsen? Oder starrst du immer noch den Schuhschrank an?“

„Ich komm ja schon!“, antwortete der Blondschopf und spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. Wieso musste er sich vor Sasuke nur immer so blamieren? Ausgerechnet vor Sasuke...

Rasch lief er in die Richtung, aus der die Stimme des Uchihas gekomen war und fand sich wenig später in einer großen Küche wieder. Beeindruckt betrachtete er den schönen Esstisch, die Holzschränke, den riesigen Kühlschrank...

„Fängst du schon wieder an zu starren?“, ginste der Uchiha-Erbe und tippte seinem Freund gegen die Stirn. „Tu lieber was Vernünftiges und geh duschen! Das Bad ist den Gang entlang rechts. Handtücher sind im Schrank neben der Dusche.“

Naruto nickte und begab sich rasch ins Badezimmer. Ein kurzer Blick in den Spiegel genügte, um ihm zu zeigen, dass er knallrot im Gesicht war – und das lag nicht an dem vorangegangenen Training... Schnell wandte er sich von seinem Spiegelbild ab, stieg in die Duschkabine und ließ angenehm kühles Wasser über seinen Körper rieseln. Nach dem anstrengenden Training eine wahre Wohltat...

Nach 15 Minuten entspannenden Duschens drehte Naruto schließlich den Hahn zu, holte sich ein Handtuch aus dem Schrank und begann, sich abzutrocknen. Dabei fiel sein Blick auf seine Klamotten und eine plötzliche Erkenntnis durchzuckte ihn: Seine gesamten Kleider, sogar seine Boxershorts, waren total verschwitzt. Was für einen Sinn hatte es zu duschen, wenn er sowieso wieder in seine nassen Klamotten schlüpfen musste?! Er hätte sich selbst dafür ohrfeigen können. Na toll. Jetzt musste er Sasuke um Kleider bitten... und das nur mit einem Handtuch bekleidet. Ob dem Uchiha dieser Anblick wohl gefallen würde?

...

Bei Kami-sama, was dachte er denn da?!

„Scheiße, ich dreh noch durch...“, murmelte er zu sich selbst – doch erstaunlicherweise antwortete ihm jemand:

„Wirklich? Warum denn?“, fragte Sasuke interessiert.

„Waah!“, quietschte der Blondschopf erschrocken und hielt sich schnell das Handtuch vor dem Körper. Wieso... wieso um Himmels Willen hatte er die verdammte Badtür nicht abgeschlossen?! Jetzt hatte er den Salat! Auf dem Gesicht des Schwarzhaarigen bildete sich nämlich prompt wieder dieses anzügliche Grinsen, dass den Chaos-Ninja so aus der Fassung brachte.

„Keine Sorge, ich bin auch ein Kerl“, erwiderte der Uchiha lässig. „Also nichts, was ich nicht kennen würde...“

Dieses verfluchte Lächeln...! Naruto spürte, wie ihm schon wieder die Röte ins Gesicht schoss. Oh fuck...! Doch der junge Jounin war noch nicht fertig:

„Weil du Genie ja nicht daran gedacht hast, dir Kleider zum Wechseln mitzubringen, hab ich dir ein paar von meinen geholt. Die müssten dir passen. Ach ja-“ und wieder dieses Grinsen, „-du schreist wie ein Mädchen, wusstest du das?“

„Halt’s Maul, Teme!“, knurrte der Blondschopf und ging einen Schritt nach vorne, weil er sich die Klamotten schnappen wollte, die Sasuke ihm mitgebracht hatte.

Unglücklicherweise hatte er dabei vergessen, dass der Boden um ihn herum noch nass war – und es kam wie es kommen musste: Konohas Chaos-Ninja rutschte aus, wedelte für einen Moment hilflos mit den Armen in der Luft herum und kippte dann vornüber. Panisch kniff er die Augen zusammen und machte sich bereit für den schmerzhaften Aufprall – doch zu seiner Verwunderung landete er weich...

Zögernd öffnete er die Augen – und starrte in das nur wenige Zentimeter entfernte Gesicht seines größten Rivalen. Sie waren so dicht einander, dass ihre Nasenspitzen sich fast berührten... Und auch der Rest ihrer Pose war eindeutig zweideutig: Naruto kniete über dem Schwarzhaarigen, die Hände zu beiden Seiten von dessen Kopf aufgestützt. Eins von Sasukes Beinen lag zwischen denen des blonden Wirbelwindes, und in dem Versuch, seinen Rivalen aufzufangen, hatte der Uchiha-Erbe eine Hand um dessen Hüfte geschlungen.

Das glaub ich nicht! durchfuhr es Naruto. Sowas passiert doch normalerweise nur in schlechten Filmen!

Und trotzdem verspürte er den plötzlichen Drang, sich nach vorne zu beugen; so weit, bis sich seine und Sasukes Lippen trafen...

„Ist alles in Ordnung, Sasuke-kun? Ich hab Schreie gehö-“

Beim Klang der (eindeutig weiblichen) Stimme riss Konohas Chaos-Ninja erschrocken seinen Blick von dem jungen Mann unter sich und starrte zur Tür, wo eine Kunoichi mit rosanen Haaren fassungslos die Szene, die sich da vor ihren Augen abspielte, betrachtete.
 

„Sakura-chan...“

Die Angesprochene öffnete den Mund, holte tief Luft – und fing dann an, auf Trommelfell schädigende Art und Weise loszukreischen:

„WAS MACHT IHR DA?! WAS SOLLTE DAS WERDEN?! SEID IHR ZWEI ETWA SCHW-“

„Nein, es ist nicht so, wie es aussieht!“, versuchte Naruto panisch zu erklären und sprang auf. „Das war ein Unfall...“

„Zieh dir erstmal was an!“, fauchte Sakura und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Der Blondschopf starrte sie für einen Moment verständnislos an, dann sah er an sich herunter – und quietschte ob der Tatsache, dass er komplett nackt war, zum zweiten Mal an diesem Tag wie ein Mädchen. Sasuke betrachtete ihn nur mit hochgezogenen Augenbrauen, dann schüttelte er den Kopf, richtete sich auf und reichte dem blonden Wirbelwind seine Kleider.

„Du ziehst dir wirklich besser erstmal was an, während ich Sakura das Ganze in der Küche erkläre...“ Mit diesen Worten schob er die schockierte Rosahaarige vor sich her, zog die Badtür hinter sich zu und ließ Naruto mit knallrotem Schädel allein zurück.
 

Als er zehn Minuten später die große Küche des Uchiha-Anwesens betrat, stellte Naruto zu seiner Erleichterung fest, dass Sakura-chan bereits gegangen war. Wortlos ließ er sich auf einen Stuhl fallen, während Sasuke zu erzählen begann:

„Ich hab ihr erklärt, dass du nur ausgerutscht und hingefallen bist. Dann hab ich sie nach Hause geschickt. Sie war immer noch ziemlich geschockt...“

„Was wollte sie denn?“, fragte der Blondschopf, ohne den Älteren anzusehen.

„Sie wollte mir nur irgendwelche Kekse bringen, die sie gebacken hat...“

„Mir bringt sie nie Kekse“, beschwerte sich der Chaos-Ninja beleidigt und begann zu schmollen. Ein leises Lachen ließ ihn erstaunt aufblicken.

Sasuke lachte? Sowas gab’s?

Wenn er allerdings so darüber nachdachte... Der sonst so kalte Uchiha war in letzter Zeit wesentlich freundlicher geworden. Und er lächelte auch häufiger... Bei dem Gedanken an das vielsagende Grinsen des Uchihas spürte Naruto, wie er – zum wahrscheinlich hundertsten Mal an diesem Tag – rot wurde. Erschrocken zuckte er zusammen, als Sasuke plötzlich eine Hand auf die Stirn des Blonden legte und ihn besorgt ansah.

„Alles in Ordnung mit dir? Hast du Fieber?“

Geschockt starrte Naruto den Älteren an. Seine Eingeweide fühlten sich an, als wären sie in der Waschmaschine gelandet und seine Gedanken fuhren Karussell. Sasuke konnte nett, besorgt und irgendwie... sexy sein? Das war alles ein bisschen viel für einen Tag...

Narutos Gehirn fand das offenbar auch, denn es stoppte die sich wild drehenden Gedanken und schickte stattdessen ein schrilles Stimmchen in Narutos Kopf, das immer wieder „Lauf weg! Hau einfach ab!“ schrie. Ohne zu zögern gehorchte er der Stimme und sprang auf. Rasch murmelte er dem überraschten Sasuke „Sorry, ich muss jetzt gehen...“ zu, war im nächsten Moment auch schon im Flur und verließ gleichdarauf fluchtartig das Uchiha-Anwesen.

Der schwarzhaarige Uchiha-Erbe stand derweil wie vom Donner gerührt in der Küche und starrte auf seine Hand. Was war das denn eben?
 

Den ganzen Heimweg über ging Konohas Chaos-Ninja seiner neusten Lieblingsbeschäftigung nach: Fluchen. Die Passanten, die an ihm vorbeigingen, sahen ihm stets schockiert hinterher, eine ältere Dame (die Narutos bisher schlimmsten Fluch mitangehört hatte) rief ihm sogar wütend „Sie sollten sich was schämen, junger Mann!“ hinterher; doch wie auch alle übrigen Fußgänger wurde sie von dem jungen Chunin mit dem strohblonden Haar nicht beachtet.

Endlich in seinem Appartment angekommen ließ sich Naruto stöhnend auf einen Küchenstuhl sinken. Himmel, was für ein Tag! Vor allem die letzte Stunde war das totale (Gefühls-)Chaos gewesen! Was er jetzt brauchte, war eine heiße, leckere Schüssel Ramen!

Dann fiel ihm ein, dass er für die nächsten zwei Tage kein Wasser hatte. Mist.

Ein Blick in den Kühlschrank verriet ihm, dass er dringend mal wieder einkaufen gehen sollte... Seufzend machte er sich auf die Suche nach seinem Geldbeutel, doch die Tatsache, dass es bereits dämmerte, erleichterte die Suche nicht wirklich.

Erneut seufzend drückte Naruto auf den Lichtschalter. Die Lampe ging an, flackerte kurz – und ging wieder aus. Für einen Moment stand der Blondschopf einfach nur da und war zum ersten (und sicher nicht zum letzten) Mal in dieser Woche versucht, seinen Kopf gegen die nächstbeste Wand zu rammen.

Stromausfall! Erst kein Wasser, jetzt auch noch kein Strom! Mit den Zähnen knirschend suchte der Chaos-Ninja im Halbdunkeln nach seinem Hausschlüssel, fand ihn schließlich, verließ seine Wohnung und begab sich in den Keller, wo sich der Sicherungskasten befand.

Oder zumindest befinden sollte. In diesem Saustall von Keller fand sich doch niemand mehr zurecht! Kaputte Fahrräder, zerbrochene Nachttischlampen, alte Regale, haufenweise Kartons... Die Hausbewohner hatten hier offenbar alles abgelagert, was sie nicht mehr brauchten. Kein Wunder also, dass der ‚Keller’ eher einer Müllhalde ähnelte.

Irgendwo an der rechten Wand musste der Sicherungskasten sein... Na super, an der ganzen Wand entlang waren riesige Pappkisten bis zur Decke hochgestapelt! Wie sollte er da den verdammten Kasten finden?! Vorsichtig kämpfte sich der Blondschopf durch das Gerümpel. Dabei wirbelte er mächtig Staub auf, der ihm natürlich in die Nase steigen musste und ihn zum Niesen brachte.

„Hatschie! Hatschie! Verdammter, gestörter, beschissener Staub...!“

Für einen Moment achtete er nicht auf den Weg – und blieb prompt mit dem rechten Fuß an einem rostigen Fahrradlenker hängen, den irgendein Idiot achtlos in den ohnehin schon überfüllten Raum gestopft hatte. Zum zweiten Mal an diesem Abend verlor der Blondschopf das Gleichgewicht und kippte vornüber – direkt gegen die Kartons, die so kunstvoll (und äußerst wackelig) an der Wand gestapelt worden waren... Allerdings endete sein Freiflug dort nicht: Eine der Pappkisten, an die der Chaos-Ninja sich geklammert hatte, knickte in sich zusammen und brachte den armen Chunin dazu, noch einmal seine Balance zu verlieren. Unsanft knallte er mitten in den Staub auf den harten Kellerboden – natürlich mit seiner verletzten Schulter, die schon heute Morgen sehr viel Schmerz hatte verspüren müssen.

„Auuu“, stöhnte der Blondschopf. Dann hörte er es. Das unheilvolle Rumpeln. Er musste nicht einmal hochsehen, um zu wissen was es war.

Die Karton-Pyramide über ihm brach zusammen.

Oh Mist, dachte Naruto dumpf, jetzt werden Sasukes Klamotten ganz dreckig.

Dann traf ihn die erste Kiste mit voller Wucht am Kopf und alles wurde schwarz.
 

~~~~~

Autsch! *Augen zusammenkneif* Das muss wehgetan haben... >.< Nya, ich hoffe das Kappi hat euch gefallen! =^.^= ich freu mich wie immer über Kommis! Und diesmal beeil ich mich mit dem nächsten Chap! *promise* Freut euch auf noch mehr Naru-Quälerei...! Muhhahahahaha... *wegrollt*

Lg~

dat Mao

Tag 2 oder: Von heißem Ramen und zwei linken Füßen

Hi Leute!

Es tut mir wirklich, wirklich Leid, dass ich so elend lange brauche, um ein neues Kappi zu tippen... ~_~' Aber mein Hauptproblem - das der größte Teil von euch kennen dürfte^^° - fängt mit "Sch-" an und hört mit "-ule" wieder auf... -.-°

Ich werd mir neben der ganzen Lernerei trotzdem auch weiterhin alle Mühe geben, die zukünftigen Kapitel schneller zu schreiben und hochzuladen! =/\____/\=

Und jetzt viel Spaß mit dem neusten Kappi! n____n

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Die Sonne stand im Zenit am strahlend blauen, wolkenlosen Himmel, die Vögel zwitscherten und nur eine leichte Brise sorgte dafür, dass es nicht zu heiß wurde. Die Stimmung in dem kleinen Ninjadorf war friedlich und unbeschwert, fast alle Bewohner hatten gute Laune.

Die Betonung liegt auf fast.
 

In einem hohen, turmähnlichen Gebäude, auch bekannt als Konoha-Gakures Haupthaus – oder, wie er bei den meisten Ninja einfach nur genannt wurde, der Hokage-Tower – befand sich das Büro des – oder in diesem Falle der – Stärksten im Dorf, des Oberhauptes, der Hokage. Betrat man das Büro (nachdem man angeklopft hatte, selbstverständlich!), so konnte man drei Personen darin ausmachen: Eine junge Frau, die in etwa Mitte Zwanzig zu sein schien und überall als Godaime Hokage bekannt war; sie stand im Moment vor einem Bücherregal und suchte offenbar nach einem ganz bestimmten Buch. Am Fenster lehnten zwei Männer, beide mit weißem Haar: Den Einen, schon etwas älter Wirkenden kannte das ganze Dorf als den Bergeremiten Jiraiya, Autor der legendären „Icha Icha“-Reihe; er blätterte momentan in einem dicken, höchstwahrscheinlich uralten Schinken und legte die Stirn in Falten. Der Andere war eindeutig jünger, auch wenn der größte Teil seines Gesichtes von einer Maske und einem Stirnband verdeckt war; Konohas Kopier-Ninja, Hatake Kakashi, las im Augenblick ebenfalls ein Buch – und schien genauso viel (oder eher wenig) Ahnung davon zu haben wie sein älterer Kollege...

Außer dem Rascheln, wenn eine Buchseite umgeschlagen wurde und Godaime Hokages leisen Flüchen (weil sie das gesuchte Buch ganz offensichtlich nicht finden konnte) war in dem Büro nichts zu hören... oder?

Wenn man die Ohren spitzte, glaubte man, ein leises Stöhnen aus der Richtung zu hören, in der Hokage-samas Schreibtisch stand... Und tatsächlich, wenn man sich das Möbelstück etwas genauer ansah und seinen Blick auf den Boden davor richtete, konnte man... ein Paar Schuhe unter dem Tisch hervorragen sehen!

In diesen Schuhen steckten natürlich ein Paar Füße, die in zwei Beine übergingen, die ihrerseits in einer viel zu großen, grellorangenen Hose verschwanden. Und diese grellorangene Hose samt passendem Oberteil gehörten keinem Geringeren als Konohas Chaos-Ninja, Ramenfreak Nummer Eins, die Blitzbirne oder auch Uzumaki Naruto – je nachdem, welchen Namen man bevorzugte.

Der eigentlich 16-jährige Blondschopf war inzwischen nur noch so groß wie ein Zehnjähriger – und befand sich im Augenblick in einer totalen Depriphase. Genauer gesagt hatte er in der letzten Stunde die vier typischen Gemütszustände einer unmöglichen Situation durchwandert:

Erstens: Unglaube („Das kann alles gar nicht passieren. Das ist alles nur ein böser Traum.“)

Zweitens: Verzweiflung („Warum immer ich?“ Schnief „Wieso passiert sowas immer mir?“ Schluchz „Ich werde nie wieder unter normale Menschen gehen können!“)

Drittens: Wut („RAAAAAHHHHHH! MUSS! TÖTEN! GOTTVERDAMMTER @*^Ü#!, DAS IST ALLES NUR DEINE SCHULD!“)

Viertens: Gleichgültigkeit („Es hasst mich doch sowieso jeder. Es kümmert eh keinen, wie ich aussehe oder ob ich hops gehe. Was reg ich mich überhaupt so auf...“)

Nachdem auch die letzte Phase erreicht war, verfiel Naruto – wie bereits erwähnt – in tiefe Depressionen; er hatte sogar seine Selbstmordversuche mit Godaime Hokage-samas ehrenwertem Tacker aufgegeben und schniefte nur noch schwach vor sich hin – und das seit gut eineinhalb Stunden!
 

Ein lautes Geräusch über ihm ließ den verzweifelten Chaos-Ninja, der schon mit seinem Leben abgeschlossen hatte, aufschrecken: Tsunade hatte ihr Buch gefunden, darin herumgeblättert und es dann frustriert auf den Tisch geknallt.

„Verdammt! Ich kann hier einfach nichts finden! Nirgendwo steht etwas über ein Jutsu, mit dem man eine tierähnliche Gestalt annehmen kann! Wozu sind diese bescheuerten Bücher eigentlich gut?!“

Die leidenschaftliche Spielerin stand offenbar kurz davor, das arme Buch in eine Ecke zu pfeffern oder es dem Nächstbesten, der durch die Tür kam, an den Kopf zu schleudern... Auch die beiden Männer, die angestrengt in den alten Schinken, die hier im Hokage-Büro herumstanden, blätterten, waren ihr keine Hilfe, denn sie verstanden so gut wie gar nichts von dem, was sie da lasen. Da die beiden Weißhaarigen nicht die geringsten Anstalten machten, Tsunade zu antworten, wetterte die Hokage kurzerhand weiter:

„Natürlich könnte man sich mit einem Henge-No-Jutsu in eine derartige Gestalt verwandeln, aber ich habe noch nie davon gehört, dass sich diese Technik nicht mehr auflösen lässt! Es ist auch möglich, ein Tier in einen Menschen zu verwandeln, wie der Inuzuka-Clan es öfters mal tut... Aber andersherum? Einen Menschen in ein Tier? Oder eher in ein halbes? Argh, das macht mich noch wahnsinnig!“

„Weißt du“, meldete sich plötzlich eine quietschige, ziemlich hohe Stimme zu Wort, „du ermutigst mich nicht gerade...“

Tsunade zuckte zusammen; dann fiel ihr wieder ein, dass da ja Naruto unter ihrem Schreibtisch saß, und sie kniete sich zu ihm nieder.

„Entschuldige, Naruto, ich hab dich ganz verge-“

„Jetzt bin ich schon so klein, dass ich vergessen werde?!“, erwiderte der Blondschopf schrill und legte dann stöhnend seinen Kopf auf die Knie.

„Ich kann doch so nicht rumlaufen! Wenn ich irgendwann Hokage werde und mein Kopf neben Tsunade-baa-chan in den Fels gehauen wird, was sollen denn dann die Leute denken?! Ein Hokage mit Fuchsohren! So werden die mich nie nehmen!“

Bei diesen Worten zog er einmal kräftig an den orange-roten Felldreiecken, die aus seinem blonden Haar hervorragten und fuhr dann schniefend fort:

„Und diese Größe! Vielleicht bleib ich jetzt mein Leben lang so klein und jeder wird mich für ein Kleinkind halten und Sakura-chan wird nie mit mir ausgehen... Oder ich schrumpfe noch weiter und bin irgendwann so klein, dass niemand mich mehr sieht und dann werd ich auf grausamste Weise zertreten! Oder irgendein verrückter Zirkusdirektor kommt nach Konoha und sieht mich mit diesen Ohren und dem Schwanz und dann entführt er mich und ich muss in der Manege auftreten und meinen Kopf in ein Löwenmaul stecken und ich werd als Sensation angepriesen und verbring den Rest meines Lebens im Zirkus und kann nie Hokage werden...! Neeeeeeeiiiiiiiinnn!!!“
 

Tsunade, Jiraiya und Kakashi (die inzwischen ihre Bücher zur Seite gelegt hatten) starrten fassungslos auf den kleinen Blondschopf mit den seltsamen Ohren, der auf dem Boden vor ihnen hyperventilierte. Konohas Kopier-Ninja war der Erste, der die Sprache wiederfand und sich zu den beiden Sannin umdrehte.

„Ich habe das dumpfe Gefühl, dass er den Kopf ein paar Mal zu oft gegen den Schreibtisch gerammt hat...“

„Oder er hat zu viele Tackernadeln verschluckt“, antwortete der Autor der Icha Icha-Reihe. „Und was machen wir jetzt?“

„Das ist ein Notfall“, entgegnete Godaime Hokage besorgt, „und es gibt nur einen, der Naruto jetzt noch helfen kann...

Kakashi-“ und sie wandte sich mit ernstem Blick an den maskierten Weißhaarigen, „hol Umino Iruka her!“

Ein sogar unter dem blauen Stoff sichtbares (und, nebenbei bemerkt, ziemlich dreckiges) Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Jounin aus, als er sich kurz verbeugte, ein „Hai, Tsunade-sama“ erwiderte und in einer Rauchwolke verschwand.
 

Währenddessen schweiften die Gedanken eines gewissen Chaos-Ninja unter einem gewissen Schreibtisch in einem gewissen Büro zum zweiten Mal an diesem Tag zurück zum Anfang dieser Chaos-Woche, diesmal allerdings zum Dienstag – der den Montag an Gemeinheiten sogar noch übertroffen hatte...
 

~Tag 2/Dienstag~

Der Tag, an dem noch mehr Unheil geschah und Narutos Weltansicht ins Schwanken geriet
 

Dunkelheit. Dunkelheit umgab ihn.

Wo war er? Wieso war es so dunkel?

Und wieso tat sein ganzer Körper so furchtbar weh? Als ob etwas furchtbar Schweres eine ganze Nacht lang auf ihm draufgelegen hätte... So etwas wie vollgepackte Kartons...

Wie kam er denn jetzt auf Kartons? Und wieso eine ganze Nacht lang? Es hätte doch auch ‚ein ganzer Tag lang’ sein können! Oder eine Nacht und ein Tag! Wieso eine Nacht?

Jetzt zerbrach er sich schon den Kopf über vollkommen unwichtige Sachen! Was war denn nur mit ihm los?! Erst einmal musste er herausfinden, wo er eigentlich war und wie er hier wieder rauskam! Denn er hatte das unerklärliche Gefühl, dass er zwischen irgendetwas eingeklemmt war...

Doch im nächsten Moment wurde seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gezogen: Waren da nicht Stimmen? Doch, er war sich sicher, dass er Stimmen gehört hatte! Und sie kamen immer näher!

Er konzentrierte sich nur noch auf die Geräusche, versuchte, das unerträgliche Brummen in seinem Kopf zu ignorieren und lauschte:

„...sollen wir jetzt tun, Kakashi-sensei? Er kam nicht zum Training, er war nicht oben in seiner Wohnung... Wo kann er nur sein? Es ist doch sonst nicht seine Art, einfach so zu verschwinden!“

Diese Stimme kam ihm bekannt vor...! Er durchstöberte sein Gehirn, suchte verzweifelt nach einer Erinerung, die ihm sagte, wer da gesprochen hatte, bis plötzlich das Bild einer hübschen Sechzehnjährigen mit rosanen Haaren vor seinem geistigen Auge aufblitzte. Natürlich, Sakura-chan! Und offenbar war Kakashi-sensei auch bei ihr, denn er konnte jetzt eine tiefere Stimme hören, die ohne jeden Zweifel seinem Sensei gehörte.

„...keine Sorgen, Sakura, wir finden ihn schon“, konnte er Kakashi antworten hören. Wieso waren er und Sakura-chan hier? Wo war eigentlich ‚hier’? Und wen wollten sie finden?

Ach ja, wahrscheinlich Sasuke; obwohl es ja eigentlich gar nicht zu dem Teme passte, einfach so zu verschwinden... Er würde dem ach so großen Uchiha nachher auf jeden Fall eine reinhauen müssen, weil der Bastard Sakura-chan Sorgen gemacht hatte!

Apropos Sakura-chan... Sie fing wieder an zu reden, und diesmal hatte er keine Probleme, sie zu verstehen, da sie mehr rief als sprach:

„Sasuke-kun, wo willst du denn hin? Der Ausgang ist hier, wir sollten nachsehen, ob Naruto inzwischen vielleicht doch am Trainingsplatz auf uns wartet! Wieso gehst du denn in den Keller?“

„Ich spüre dort unten jemand“, hörte er eine bekannte, emotionslose Stimme antworten.

Der Bastard? Suchte Sakura-chan nicht nach ihm? Nein, sie hatte etwas von einem Naruto erwähnt... Dann war das der Mistkerl, der ihr Sorgen bereitete?! Der konnte was erleben!

...

Woher kannte er diesen Namen nochmal? Verdammt, wieso war sein Gehirn so lahm?! Naruto, Naruto... So hießen doch die kleinen Fischstückchen im Ramen! Ein kurzes Kichern entfuhr ihm. Welcher Idiot hatte denn bitte so einen bekloppten Namen?

Dann machte es Klick. Naruto, das war ja er selbst! Aber wieso sorgte sich Sakura-chan um ihn?

Vollkommen in seinen Gedanken versunken hatte er gar nicht bemerkt, wie jemand den Keller betreten hatte. Erst als dieser Jemand – aka Sasuke, wie man unschwer an der Stimme erkennen konnte – erschrocken nach dem Rest seines Teams rief, wurde der Blondschopf in die Wirklichkeit zurückgeholt. Gleichdarauf spürte er, wie jemand seine Füße packte – die sich übrigens gar nicht so anfühlten, als habe ein Haufen Kartons eine Nacht lang auf ihnen gelegen – und kräftig daran zog.

Mit einem Ruck wurde Naruto unter dem Stapel eingestürzter Kisten herausgezogen; doch dadurch wurden die Kartons natürlich wieder ins Schwanken gebracht und der Chaos-Ninja sah sich schon erneut unter einem Haufen Pappe mit scheinbar tonnenschwerem Inhalt begraben, als sich zwei kräftige Arme um seine Hüfte schlangen und ihn mit einem Satz aus dem Keller heraus ins Treppenhaus zogen.
 

Mühsam öffnete er die Augen, die er die ganze Zeit über fest zugekniffen hatte, und sah sich suchend nach seinem Retter um. Doch die plötzliche Helligkeit blendete ihn und alles, was er erkennen konnte, war ein schwarzblauer Fleck – zu dem sich gleichdarauf ein rosaner und ein silber-weißer dazu gesellten. Stöhnend blinzelte er ein paar Mal, bis er sich an das helle Licht gewöhnt hatte und rieb sich den dröhnenden Schädel.

„Naruto...“

Das war Sasuke.

Und er hörte sich besorgt an.

Jetzt war Naruto sich sicher, er hatte sich den Kopf irgendwo ziemlich hart angestoßen...

Er hatte nämlich einen Moment lang gedacht, es wäre Sasuke gewesen, der ihn vor den Kartons gerettet hatte...

„Naruto, geht’s dir gut?“

Diesmal war es Sakura-chan – die sich im Übrigen nicht weniger besorgt anhörte als der Uchiha-Erbe. Der Blondschopf öffnete den Mund und versuchte zu antworten, doch alles, was er herausbrachte, war ein „Hrrrglbrmmn“; und aufgrund dieses nicht sehr zufriedenstellenden Ergebnisses klappte er den Mund wieder zu und gab das Sprechen auf. Stattdessen richtete er sich mühsam auf – und spürte zu seiner Überraschung, wie ihn jemand stützte. Ein unsicherer Blick zur Seite verriet ihm, dass es – oh Wunder – ein gewisser schwarzhaariger Uchiha war, aus dessen Blick die Sorge noch immer nicht verschwunden war...

„Hast du etwa die ganze Nacht im Keller verbracht?“, fragte Sasuke und starrte mit hochgezogenen Augenbrauen auf die staubigen Kleider des Blondschopfes. Naruto nickte nur und hielt sich stöhnend den Kopf.

„Begraben unter einem Haufen Kartons?“ Sakuras Frage wurde von dem Chaos-Ninja mit einem erneuten Nicken beantwortet.

„Naruto“, meldete sich schließlich auch Kakashi zu Wort, „könntest du mir mal verraten, wie du es immer wieder schaffst, dich in die unmöglichsten Situationen zu bringen?!“

Der Hauch eines Lächelns erschien auf dem Gesicht des Blonden, dann ließ er sich erschöpft nach hinten fallen. Ein kräftiger Arm – der zweifellos seinem größten Rivalen gehörte – bewahrte ihn davor, wieder mit dem Kopf auf den Boden zu knallen.

„Hey, du kannst jetzt nicht einfach zusammenklappen, Usuratonkachi! Wir haben Training, du faule Socke!“

„Halt den Rand, Teme...!“, knurrte Naruto. „Ich hab im Keller gepennt, auf hartem Steinboden! Mit ’nem Haufen Müll, sauber verpackt in Pappkisten, auf mir drauf! Nix is mit Training!“

„Du solltest dich auf jeden Fall erst einmal umziehen“, bemerkte Sakura und warf einen eindeutigen Blick auf die verdreckten Klamotten des Chaos-Nins. „Dann kommst du zum Trainingsplatz und wir sehen weiter.“

„Wenn ich dann noch lebe“, grummelte der Blondschopf. „Ich krieg langsam das Gefühl, dass mich irgendjemand da oben hasst... Immerhin wär ich eben beinahe erschlagen worden!“

„Ja, ja“, seufzte die Rosahaarige, „beeil dich mit dem Umziehen! Ich hab heute schon lange genug gewartet!“

Mit einigen Schwierigkeiten erhob sich Naruto und stieg mit seinem Team die Kellertreppe hoch. Kakashi und Sakura waren schon auf dem Weg zum Ausgang, doch Sasuke zögerte noch und ließ seinen Blick über den erschöpften Ramenfreak gleiten.

„Brauchst du Hilfe?“, fragte er schließlich. Naruto sah ihn überrascht an, dann schüttelte er rasch den Kopf.

„Nein, ich... ich komm schon klar... Bis nachher dann“, und mit diesen Worten drehte er sich um und kletterte hastig, wenn auch noch etwas unbeholfen, die nächste Treppe hoch. Bis zu seinem Apartement war es noch ein langer Weg...

Und wieso war er auf einmal so aus der Fassung? War Sasuke daran schuld?

Verwirrt und mit steifem Körper nahm Konohas Chaos-Ninja die unzähligen Stufen bis zu seiner Wohnung in Angriff.
 

Die Sonne ging gerade unter und ein kühler Wind wehte, als sich Naruto erschöpft nach Hause schleppte. Das Training war verdammt anstrengend gewesen, er war verschwitzt und jeder einzelne Knochen tat ihm von seiner unfreiwilligen Nacht im Keller weh. Das einzige, was ihn jetzt noch aufheitern würde, war eine Schüssel dampfend heiße Ramen... aber leider lief bei ihm zu Hause ja seit gestern kein Wasser mehr! Ade, Instant-Ramen.

Dann würde wohl der Rest seines Geldes, dass er nach seiner letzten Mission erhalten hatte, dran glauben müssen... Also, auf zu Ichiraku’s.

Vor dem Ramenrestaurant angekommen kramte Naruto in seiner rechten Hosentasche nach seinem Geldbeutel – aber zu seiner Verwunderung konnte er ihn nicht finden... Erstaunt steckte er die Hand in die linke Tasche, doch auch da war „Gama-chan“ – wie er seinen froschförmigen Geldbeutel so liebevoll getauft hatte – nicht. Das konnte doch nicht wahr sein! Er war sich hundertprozentig sicher, den Geldbeutel eingepackt zu haben, nachdem er sich heute Mittag für das Training umgezogen hatte! Fluchend durchsuchte der Blondschopf den Rest seiner Taschen, doch Gama-chan blieb unauffindbar. Langsam war Naruto am Durchdrehen. Wieso passierte das ihm?! Erst diese Peinlichkeit mit Sasuke gestern, dann die Nacht im Keller und jetzt der fehlende Geldbeutel?! Wen hatte er so verärgert, dass ihm das alles passieren musste?

Der Chaos-Nin seufzte. Darüber nachzudenken, wie unfair die Welt doch war, brachte ihn jetzt auch nicht weiter. Vermutlich hatte er Gama-chan irgendwann beim Training verloren... Also ab zurück zum Trainingsplatz.

„Usuratonkachi?“

Eine ihm äußerst bekannte Stimme, die ein ihm äußerst bekanntes Wort benutzte, hielt Naruto jedoch von seinem Vorhaben ab. Missgelaunt drehte sich der Blondschopf um und starrte seinen Gegenüber finster an.

„Was willst du, Teme?!“

„Ich wollte eigentlich nur wissen, wieso du seit zehn Minuten vor Ichiraku’s stehst und panisch in deinen Taschen rumkramst. Wieso bist du so unfreundlich?“

„Weil du der Letzte bist, den ich jetzt gebrauchen kann! Also verschwinde! Und was ich hier mache geht dich gar nichts an!“

Naruto funkelte den Schwarzhaarigen so böse an, wie er nur konnte, doch Sasuke ließ sich davon leider nicht beeindrucken; er hob nur eine Augenbraue und sah seinen Rivalen fragend an.

„Was ist los? Wieso bist du auf einmal so schlecht drauf?“

„Ohh, lass mich nachdenken“, entgegnete Naruto wütend. „Ich habe kein Wasser mehr, Sakura-chan hält mich für schwul, ich musste eine Nacht lang unter Kartons begraben auf einem verdammt harten Steinboden verbringen und jetzt ist mein Geldbeutel verschwunden! Ja, wieso könnte ich nur schlecht gelaunt sein?!“

„Und du bist sauer, weil du beim Training eins aufs Dach bekommen hast“, konnte sich Uchiha-Erbe nicht verkneifen. Doch bevor der Blondschopf auf diese Bemerkung hin komplett ausrasten konnte, schnitt ihm Sasuke rasch das Wort ab und fuhr fort:

„Du wolltest doch Ramen essen gehen, kannst aber nicht, weil du kein Geld hast, oder?“

„Fein erkannt“, knurrte Naruto, „aber-“

Wieder ließ ihn der Schwarzhaarige nicht ausreden.

„Ich lad dich ein.“

„... Hä?!“

„Ich lad dich ein.“

„Aber... aber...“

„Bist du taub? Oder hast du plötzlich keinen Hunger mehr?“

„Du... du... Teme! Du wirfst mit einem kleinen Satz meine gesamte Weltansicht über den Haufen!“

„Ähm, was bitte?! Na ja, egal... Willst du jetzt Ramen oder nicht?“

„Das fragst du noch?! Natürlich!“

Und mit diesen Worten wurde Sasuke am Handgelenk gepackt und an die Theke des Ramenrestaurants gezogen.
 

Zwanzig Minuten später sah Sasuke mit hochgezogenen Brauen dabei zu, wie ein glücklicher Chaos-Ninja seine dritte Schüssel Ramen in sich hineinstopfte. Naruto war so zufrieden, dass ihn nicht mal die Anwesenheit des Schwarzhaarigen störte...

Hinterher dachte er sich, er hätte es wissen müssen: Diese verfluchte Woche brachte ihm nur Unglück!

Doch im Moment war er einfach nur rundum glücklich und bestellte sich seine vierte Portion – während Sasuke neben ihm seinen Geldbeutel aus der Tasche zog und sicherheitshalber nachprüfte, ob er genügend Geld dabeihatte. Wer konnte denn auch ahnen, dass der Magen von Konohas Chaos-Ninja ein riesiges schwarzes Loch war?!

Besagter Chaot schnappte sich in diesem Augenblick seine Ramenschüssel und vergaß dabei völlig, dass sie dank der heißen Suppe innendrin noch ziemlich heiß war... Erschrocken ließ er seine im wahrsten Sinne des Wortes heißgeliebten Nudeln fallen; die Schüssel knallte gefährlich nah am Rand auf die Theke, ein großer Teil des Inhaltes schwappte heraus und ergoss sich – geradewegs in den Schoss eines gewissen blonden Wirbelwindes.

Narutos Augen sprangen fast aus den Höhlen, als er mit schmerzverzerrtem Gesicht hochfuhr, seine Hände an die verbrannte Stelle hielt und dann begann, auf der Stelle zu hüpfen und alle Schimpfwörter lautstark vor sich hinzufluchen, die er kannte.

Die anderen Gäste und sogar die Leute auf der Straße sahen den Chaos-Shinobi schockiert und entrüstet an, während Teuchi, der Wirt des Ichiraku, nur den Kopf schüttelte und seufzend die verschüttete Suppe aufwischte; seine Tochter Ayame versuchte sich gleichzeitig die Augen und die Ohren zuzuhalten.

Sasuke wurde es währenddessen zu bunt und er stand auf und packte Naruto am Handgelenk.

„Hey, beruhige dich mal, die Leute gucken schon alle!“

„Na und, sollen sie doch gaffen, bis sie schwarz werden! Hast du eine Ahnung, wie weh das tut?! Ich wünschte, das würde dir auch passie- ahhhh!“

Langsam war sich Naruto sicher, dass er zwei linke Füße hatte; er war beim Hüpfen über seine eigenen Beine gestolpert und nach vorne getaumelt – direkt gegen einen schwarzhaarigen Uchiha, der vor ihm stand.

Sasuke fühlte sich unangenehm an den Vortag erinnert, als das unerwartete Gewicht eines ramenverrückten Blondschopfes plötzlich auf ihm landete und ihn nach hinten riss; reflexartig streckte er einen Arm nach hinten, um sich abzufangen, und den anderen nach vorne, um den Chaos-Ninja festzuhalten. Etwas unsanft landete er auf dem Boden neben der Theke und atmete schon erleichtert auf – als er auf einmal weiche Lippen auf seinen eigenen spürte.
 

Naruto riss erschrocken die Augen auf, die er vorher panisch zugekniffen hatte, und starrte in das Gesicht seines größten Rivalen. Er brauchte einige Sekunden, um zu begreifen, wieso er hier (zum zweiten Mal in zwei Tagen!) auf seinem erklärten Erzfeind lag und ihn – Naruto wurde bei dem Gedanken fast übel – küsste!

Er war gestolpert und auf Sasuke gefallen, den die Wucht des zusätzlichen Gewichtes nach hinten gerissen hatte. Er, Naruto, hatte versucht, seinen Sturz mit den Händen abzufangen, doch durch den abrupten Halt war sein Kopf nach vorne geschleudert worden – und sein Mund hatte Sasukes getroffen.

Die umstehenden Leute, Teuchi und Ayame eingeschlossen, starrten die beiden Shinobi mit großen Augen und heruntergeklappten Kiefern sprachlos an; nur eine, die das Restaurant neugierig wegen dem Lärm betreten hatte, hatte ihre Sprache nicht verloren und ließ ihre Knöchel unheilvoll knacken. Auf ihrer Stirn, direkt unter den rosanen Haaren, erschien eine Ader und ihre grünen Augen waren mörderisch, als sie mit betont ruhiger Stimme fragte:

„Würdet ihr mir freundlicherweise erklären, was ihr da macht?“

Allein die Art, wie sie das ‚freundlicherweise’ aussprach, bescherte Naruto eine Gänsehaut; und noch immer kam er nicht auf die Idee, den Kuss zu lösen... Erst als Sakura ihre Knöchel erneut laut knacken ließ, wurde ihm die Situation bewusst, in der er sich befand und er zuckte schockiert zurück, riss seine Lippen von denen des Schwarzhaarigen und wandte sich knallrot im Gesicht ab.

Narutoooo...!

Die Stimme der Medic-Nin war getränkt von Mordlust, die dem Chaos-Nin das Blut in den Adern gefrieren ließ. Der Blondschopf sah panisch zu seiner Teamkameradin, die erneut zum Sprechen ansetzte:

„Kannst. Du. Mir. Erklären. Was. Hier. Los. Ist?!?!“

Doch alles, was Naruto angesichts Sakuras erhobener Faust herausbrachte, war ein schwächliches „Iieek“; und dann sprang er auf und rannte, als ob die komplette Akatsuki-Organisation hinter ihm her wäre, dicht gefolgt von seinem rosahaarigen Schwarm, deren blutrünstige Aura schon fast greifbar zu sein schien. Eine wilde Jagd durch Konoha begann, in der es dem Ramenfreak glücklicherweise gelang, seine Verfolgerin abzuschütteln und sich sicher in seine Wohnung zu retten.

Zurück blieb ein schwarzhaariger Shinobi auf dem Boden eines Ramenrestaurants, der langsam aufstand und sich nachdenklich über die Lippen fuhr.
 

Außer Atem kam Konohas Chaos-Ninja in seinem Apartement an und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Es war verdammt knapp gewesen, doch er war Sakura-chan gerade noch rechtzeitig entkommen. Dieser blöde Teme! Das war alles ganz allein seine Schuld! Aber wieso verspürte er seit Neustem dieses seltsame Kribbeln in seiner Magengegend, wenn Sasuke in der Nähe war?

Bei dem Wort ‚Magengegend’ wurden Naruto plötzlich die Schmerzen unterhalb seiner Gürtellinie wieder bewusst; verdammt, Ramen konnten eine ziemlich gefährliche Waffe sein... Der Blondschopf machte sich auf den Weg in die Küche um sich etwas Eis zum Kühlen aus dem Gefrierfach zu holen – als er wie erstarrt im Türrahmen stehenblieb.

Der Kühlschrank.

Der Keller.

Der Sicherungskasten.

Der Stromausfall.

In einem Anflug von Panik stürzte Naruto zu dem großen, weißen Kasten, in dem sich ein Großteil seiner Lebensmittel befanden, und riss die Tür auf. Ein unangenehmer Geruch stieg ihm in die Nase und prompt knallte er die Tür wieder zu, stampfte fluchend zurück zur Eingangstür und machte sich – genau wie am Abend zuvor – auf den Weg in den Keller. Diesmal achtete er allerdings darauf, nicht von einem Stapel Pappkisten erschlagen zu werden und kämpfte sich stattdessen ohne Rücksicht auf Verluste bis zum Sicherungskasten vor, wo er endlich den Strom in seiner Wohnung wieder anstellen konnte.

Missgelaunt marschierte er zurück nach oben, räumte dort die verdorbenen Sachen aus seinem Kühlschrank und brachte den Müll nach unten. Fluchend stapfte er zum vierten Mal an diesem Tag die Treppen bis in den fünften Stock hinauf, knallte zum vierten Mal die Wohnungstür hinter sich zu und gab eine Reihe von Schimpfwörtern von sich, die einem Großteil von Konoha die Haare zu Berge hätten stehen lassen. Aber er hatte doch auch allen Grund dazu: Er konnte nicht duschen gehen, sein Kühlschrank war fast komplett leer und er hatte kaum Geld im Haus, um neue Lebensmittel zu kaufen...

Und dann war da natürlich noch diese Sache mit Sasuke, mit der er irgendwie einfach nicht klar kam! Diese Woche war jetzt schon der absolute Horror!

Ohne sich die Mühe zu machen, sich umzuziehen, ließ sich der Blondschopf erschöpft und frustriert auf sein Bett fallen. Kein Wasser, kein Geld, von seinem Schwarm gehasst und verfolgt, und sich vor dem großen Uchiha Sasuke ganze zwei Mal innerhalb von zwei Tagen blamiert. Konnte es noch schlimmer kommen?

Im Nachhinein wurde ihm klar, dass er sich diese Frage nie hätte stellen sollen.
 

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Dadadamm! *Gruselmusik spiel* Muahahaha! Was wird wohl als Nächstes geschehen? Welche Grausamkeiten hat Naruto noch zu erwarten? Wird Sasuke ihn aus diesem Strudel der unheilvollen Ereignisse retten können? Das alles und noch mehr demnächst auf ihrem Animexx!

Lg~

dat Mao

(und danke für 30 Kommis! *sich wie irre freut* =^.^=)

Tag 3 oder: Badewannengespräche

Mit einiger Verspätung (gomen nasai, Minna-san ~__~") endlich das dritte Kappi!! Tadaaa! Das letzte Kapitel mit Flashback^ ^ Im nächsten Chap tritt endlich Chibi-Naru so richtig in Action! *freu*

Bis dahin aber... wünsch ich euch viel Freude mit dem Kappi hier! /\./\

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In der Hitze dieses Spätsommertages schienen die Straßen des kleinen Ninja-Dorfes hinter den Blättern wie leer gefegt; nur zwei einsame Gestalten waren im Eiltempo über die Dächer hinweg auf dem Weg zum Hokage-Tower, Konohas Haupthaus – wo sie im Büro der Godaime Hokage schon sehnlichst erwartet wurden.

Kaum hatten die beiden jungen Männer nämlich den Raum betreten, da wurden sie auch schon ein wenig unwirsch von dem spielsüchtigen Oberhaupt begrüßt:

„Wo wart ihr denn so lange?! Er treibt mich in den Wahnsinn!“

„Tut mir Leid“, lächelte Kakashi und rieb sich verlegen den Hinterkopf, „aber es ging wirklich nicht schneller...“

„Ist es denn so schlimm?“, meldete sich der Neuankömmling – ein junger Mann mit braunem Pferdeschwanz und einer Narbe quer über der Nase – besorgt zu Wort.

„Du hast keine Ahnung“, erwiderte Tsunade und schüttelte den Kopf. „Ich glaube, neben seinem Körper schrumpft auch sein Hirn...“

„Ähm... wie bitte? Schrumpfen? Wovon reden Sie, Tsunade-sama?“

Die Fünfte stemmte die Hände in die Hüften und zog die Augenbrauen hoch.

„Hast du ihn nicht eingeweiht, Kakashi?“

„Öhm... hab ich wohl verschwitzt... Hehe...“

„Dann schocken wir ihn jetzt – und hoffen, dass er es einigermaßen heil übersteht...“

„Worum geht es hier eigentlich? Kakashi hat mir nur gesagt, dass ich so schnell wie möglich hierher kommen soll, weil etwas mit Naruto nicht stimmt! Geht es ihm gut? Ist er verletzt? Oder hat er wieder irgendetwas angestellt?“ Bei dem jungen Chunin kamen nun eindeutig seine Mutterinstinkte zum Vorschein...

„Was angestellt? Das kann man wohl sagen...“, murmelte Tsunade und packte den Braunhaarigen am Arm.

„Sieh’s dir selbst an.“

Iruka ging unsicher auf den Schreibtisch zu, folgte der Geste der Hokage, beugte sich herunter – und starrte in zwei große blaue Augen, die ihn verzweifelt und tränenverschleiert ansahen. Der Blick des Chunin wanderte über den viel zu kleinen Körper und wieder zurück zum Gesicht, über die stachligen blonden Haare bis zu den orange-roten Fuchsohren. Die Augen des Braunhaarigen weiteten sich und er öffnete fassungslos den Mund – bevor er ohnmächtig vor Schock zusammenklappte.
 

Irukas Kopf brummte, als er langsam wieder zu sich kam. Im ersten Moment wusste er nicht, wo er überhaupt war und woher diese elenden Kopfschmerzen kamen... Dann hörte er Stimmen, die zuerst weit entfernt zu sein schienen, dann aber immer lauter wurden:

„...ist ohnmächtig geworden, als er mich gesehen hat! Ohnmächtig! Jetzt hasst er mich bestimmt! Ohhh, mein Leben ist endgültig vorbei!“, quietschte eine hohe Stimme verzweifelt. Kannte er diese Stimme nicht irgendwoher?

Gleichdarauf hörte er Tsunade-sama etwas unwirsch antworten:

„Beruhig dich endlich, Kleiner! Hier hasst dich niemand, verstanden?“

„Neeein, ich befinde mich nur in einem Dorf, dessen gesamten Bewohner mich am liebsten tot sehen würden! Wie komme ich nur darauf, dass mich jemand hassen könnte?“

„Spar dir deinen Sarkasmus! Wir müssen diese Ohren loswerden!“

Ich muss diese Ohren loswerden! Schließlich ruinieren sie mein Leben! Und wieso musste Iruka-sensei gleich in Ohnmacht fallen? Sehe ich so schlimm aus?“, schniefte die hohe Stimme.

„Naruto, du weißt doch, dass Iruka-kun schwache Nerven hat. Der fällt wegen jedem Quatsch in Ohmacht“, hörte der noch leicht benommene Chunin eine tiefe Stimme belustigt entgegnen. War das nicht Kakashi? Was fiel dem ein, ihn ‚Iruka-kun’ zu nennen?! Und wie konnte dieser Perverse es wagen, sich über ihn lustig zu machen?! Na warte, Kakashi, schoss es Iruka durch den Kopf, das kriegst du zurück...!

„Und du siehst auf keinen Fall schlimm aus“, fügte derweil die Fünfte hinzu, „sondern eher... niedlich...“

„Neeeiiiinnnn! Ich will aber nicht niedlich sein! Ich will wieder groß sein und normale Ohren haben! Mach was, Tsunade-baa-chan!“

„Ich tue, was ich kann, Naruto! Aber wenn du mir mit deinem ewigen Gejammere pausenlos auf die Nerven gehst, kann ich dir nicht besonders gut helfen!“

„Oh... Dann bin ich jetzt still.“

„Ist er eh nicht“, hörte Iruka Kakashi murmeln und spürte, wie sich der Jounin neben ihn kniete und sich über ihn beugte. Mühsam öffnete der Braunhaarige die Augen und starrte ihn das von Maske und Stirnband verdeckte Gesicht von Konohas Kopier-Ninja. Der lächelte und fragte freundlich:

„Geht’s dir besser, Iruka-kun?“

„Nachdem ich dein Gesicht gesehen habe nicht mehr“, grummelte der Angesprochene und setzte sich vorsichtig auf – nur um von einem kleinen Jungen mit Fuchsohren, der ihn stürmisch umarmte, wieder umgeworfen zu werden.
 

„Iruka-senseiiii“, schluchzte Naruto und vergrub seinen Kopf in der Weste seines Vaterersatzes, „das Leben hasst mich!“

Immer noch etwas geschockt richtete der Chunin seinen Oberkörper auf und betrachtete die etwas unnatürliche Größe, die orangenen Ohren mit den weißen Spitzen und den Fuchsschwanz, der aus der Hose seines Schützlings herausragte. Dann meldete sich sein Mutterinstinkt und er fuhr dem Blondschopf beruhigend durch die Haare.

„Na na, so schlimm wird es schon nicht sein...“

„Aber schau dir doch mal die Dinger an!“, erwiderte der Chaos-Nin und zog verzweifelt an den Felldreiecken. Iruka seufzte.

„Was hast du denn da nur wieder angestellt, Naruto...“

„Das war nicht meine Schuld“, schniefte der Blonde. „Ich hab überhaupt nichts gemacht!“

„Bist du dir da sicher, Naruto?“, mischte sich pötzlich Jiraiya ein. „Fällt dir wirklich nichts ein, was auch nur im Entferntesten mit deiner Verwandlung zu tun haben könnte?“

„Denk noch mal genau nach“, fügte Tsunade hinzu. „Sogar das kleinste Detail könnte wichtig sein!“

Naruto schloss für einen Moment die Augen, dann öffnete er sie wieder und schüttelte er den Kopf.

„Mir fällt nichts ein... Ich bin total verwirrt... Scheiß Mittwoch...“

„Was ist denn gestern alles passiert?“, fragte Iruka neugierig. „Vielleicht hilft es uns weiter, wenn du erzählst, was du gestern alles gemacht hast...“

Naruto schüttelte sich.

„Der Mittwoch war schrecklich“, murmelte er und zog gedankenverloren an seinen Fellohren. „Aber wenn ihr unbedingt wissen wollt, was für Qualen ich durchleiden musste...“
 

~Tag 3/Mittwoch~

Der Tag, an dem Narutos Schicksal besiegelt wurde
 

Als Uzumaki Naruto aufwachte, fühlte er sich mies. Richtig. Mies.

Er hatte die ganze Nacht von verrückten Sicherungskästen, die Blitze auf ihn schleuderten, eiskalten Kühlschränken, die ihn einfrieren wollten, riesigen Pappkartons, die vorhatten, ihn zu essen, blutrünstigen rosahaarigen Kunoichis, die ihm am liebsten alle Knochen brechen würden und hochnäsigen schwarzhaarigen Ninjas, die ihn küssten, geträumt... Alptraum, here I come.

Sein ganzer Körper fühlte sich steif an und es fiel ihm schwer, sich aufzurichten und auf die Uhr zu sehen. Beim Blick auf den keinen Zeiger zuckte er zusammen: Himmel, es war ja schon fast Elf! Er würde viel zu spät zum Training kommen!

Naruto brauchte einige Minuten, bis ihm einfiel, dass ja heute gar kein Traning angesagt war... Kakashi hatte ja gestern gesagt, dass er ein paar Tage wegen einer S-Grad Mission wegsei und sie, Team Sieben, solange frei hätten...

Seufzend ließ er das T-Shirt fallen, in das er gerade hineinschlüpfen wollte, trottete in die Küche und ließ sich lustlos auf einen Stuhl fallen. Großartig: Er hatte Hunger, aber der meiste Teil seiner Frühstücksmöglichkeiten (sprich: Instant-Ramen) erforderte heißes Wasser und der Rest seiner Lebensmittel, den er im Kühlschrank aufbewahrt hatte, war größtenteils schlecht geworden, weil er gestern Morgen vergessen hatte, den Strom wieder anzustellen; außerdem wünschte er sich nichts sehnlicher als eine heiße Dusche, um richtig wach werden zu können – doch auch dazu fehlte ihm das Wasser. Fuck.
 

Nach einigem sinnlosen Herumsitzen wurde Naruto auf einmal bewusst, dass er sich in der letzten Zeit offenbar den Kopf einmal zu oft angeschlagen hatte... oder die Ereignisse der letzten beiden Tage hatten ihn endgültig wahnsinnig gemacht.

Was auch immer es war, der Blondschopf hatte plötzlich Lust zu backen. Ja, backen. Gott möge den armen Irren segnen...

Jedenfalls zog sich der Chaos-Ninja in Windeseile an, stürmte nach draußen und klingelte bei seinen Nachbarn, um nach einem Messbecher Wasser zu fragen. Kaum hielt er die langersehnte Flüssigkeit in den Händen, da war er auch schon wieder in seiner Wohnung verschwunden. Die Nachbarn sahen sich nur kopfschüttelnd an und schlossen leise die Haustür.

Wieder in seiner Wohnung setzte Naruto das Wasser auf dem Küchentisch ab, legte drei Eier daneben (eines der wenigen Lebensmittel, dass den Stromausfall überstanden hatte) und stellte Mehl und Zucker daneben. Was genau er eigentlich backen wollte, das wusste er noch nicht, aber ihm würde schon noch etwas einfallen...

Du spinnst, Kleiner.

Was willst du denn, blöder Fuchs?!

Ich sehe mir seit ein paar Tagen an, wie du immer mehr verblödest! Hat dir der kleine Uchiha den Kopf verdreht? Das hämisches Lachen des neunschwänzigen Fuches hallte laut in Narutos Kopf.

Halt die Klappe, Mistvieh!

Du willst jetzt im Ernst backen?

Hast du ein Problem damit?

Du sollstest mal zum Psychiater gehen, Kleiner.

Und wessen Schuld ist das?!

Erinnere mich das nächste Mal daran, wenn du mein Chakra willst.

Pah! Ich brauch dein Chakra nicht!

Das ist ja was ganz Neues.

Halt endlich die Klappe, scheiß Fuchs!

Hähähä... Ein erneutes hinterhältiges Kichern.

Lachst du über mich, Mistvieh?!

...nein?

Ach, lass mich in Ruhe!
 

Und mit diesen Worten – Verzeihung, Gedanken – ignorierte Naruto das Gelächter in seinem Hinterkopf und konzentrierte sich wieder auf das, was er backen wollte (was auch immer das sein mochte). Leider war er aber offensichtlich nicht konzentriert genug, denn als er sich umdrehte, um eine Schüssel zu holen, fegte er versehentlich den Zucker vom Tisch. Stöhnend bückte sich der Blondschopf und stieß dabei mit der Schulter gegen das Tischbein. An sich keine schlimme Sache – allerdings hatte Konohas Chaos-Nin die offene Mehlpackung ein wenig zu nah an die Tischkante gestellt...

Naruto war sichtlich erschrocken, als plötzlich etwas Hartes auf seinen Kopf knallte und er eine Sekunde später von Kopf bis Fuß mit Mehl bedeckt war...

„Hatschie!“

Der feine weiße Staub brachte ihn zum Niesen und verwirrt ruderte er, immer noch auf dem Boden hockend, mit den Händen über seinem Kopf herum – wo er versehentlich den Wasserbecher umfegte, der seinen Inhalt prompt über die jetzt weißen Haare des Ramenfanatikers goss.

Das Leben meinte es heute ganz offensichtlich nicht gut mit Konohas Chaos-Nin: Erst eine Packung Mehl über dem Kopf, dann noch einen Liter Wasser darüber – eine sehr klebrige Mischung... Doch als ob das nicht genug wäre, fingen die Eier durch Narutos etwas, ähm... unkoordinierte Bewegungen (kurz, er hatte Mehl in den Augen und knallte ein paar Mal gegen den Tisch) an, auf dem Tisch herumzurollen... und landeten eins, zwei, drei auf dem Kopf des unglücklichen Chaos-Ninja.

Nun war sich besagter Chaos-Ninja sicher: Irgendjemand da oben hasste ihn abgrundtief.
 

Naruto starrte in den Spiegel, nicht sicher, ob das seltsame Wesen darin wirklich er war... Seine ganze Kleidung war mit weißem Staub bedeckt, seine Haare waren verklebt und Eiweiß vermischt mit Wasser lief ihm das Gesicht und den Nacken herunter. Igitt.

Und plötzlich wurde dem nicht mehr ganz so blonden Blondschopf alles klar: Dieser ganze Mist war Sasuke-temes Schuld! (Wieso, das war ihm dann wieder nicht so klar, aber was spielte das schon für eine Rolle?)

Und mit dieser neuen Erkenntnis stampfte Naruto wütend los, packte seinen Hausschlüssel und marschierte zur Tür hinaus in der Absicht, diesem eingebildeten Uchiha mal ordentlich die Meinung zu sagen!

Dass ihn auf der Straße jeder mit hochgezogenen Augenbrauen anstarrte, mit den Fingern auf ihn zeigte oder nur den Kopf schüttelte, bemerkte er überhaupt nicht – genauso wenig, wie das kleine Mädchen, dass auf den Schultern ihres Vaters saß und den Chaos-Nin offenbar so lustig fand, dass es ihm kurzerhand seinen Kaugummi in die ohnehin schon verklebten Haare drückte.

Endlich am Haus des Uchiha angekommen, hämmerte Naruto wütend an die Tür und brüllte:

„Sasuke-teme! Mach gefälligst auf, du Memme!“

Zwanzig Sekunden später waren Schritte aus dem Inneren zu hören, dann wurde die Tür aufgezogen und ein schlecht gelaunter Sasuke stand im Rahmen.

„Was willst du denn, Usura-“

Die typische Naruto-Beleidigung blieb dem Schwarzhaarigen jedoch im Hals stecken, als er seinen Rivalen sah. Plötzlich stand auf seinem Gesicht deutlich Besorgnis geschrieben.

„Was ist denn mit dir passiert?“

„Das ist alles deine Schuld!“, fauchte der Blondschopf und versuchte, seinen Gegenüber mit seinen Blicken aufzuspießen.

Allerdings ließ sich Sasuke, König der bösen Blicke, davon keineswegs beeindrucken.

„Wieso soll das meine Schuld sein?“

„Ganz einfach, weil... das ist so, weil... äh... ach verdammt... weil... weil du existiert, Mann!“

Sasukes Augenbrauen schossen in die Höhe.

„Weil ich existiere? Was ist das denn für eine bescheuerte Begründung?“

„Was... was weiß denn ich...?! Du bist halt Schuld, fertig!“

Der Uchiha-Erbe seufzte und zog den vermutlich chaotischsten Jungen in ganz Hi-no-Kuni sanft am Handgelenk ins Haus.

„Komm erstmal rein, hier draußen kannst du doch nicht so stehenbleiben...“

Und zu Narutos eigener Überraschung ließ er sich ohne Widerstand von dem Älteren mitziehen.
 

„Weißt du“, begann Sasuke, als er Naruto die Treppe hochzog, „ich will gar nicht wissen, wie du das hingekriegt hast... Ist das Kaugummi in deinen Haaren? ...na ja, du solltest vielleicht ein Bad nehmen, so kannst du ja nicht rumlaufen. Bist du im Ernst von deiner Wohnung bis hierher gelaufen? Wahrscheinlich hast du immer noch kein Wasser, oder? Bestimmt hast du auch keine Ersatzkleider dabei, so wie ich dich kenne... Aber das-“

„Sasuke“, unterbrach Naruto den Schwarzhaarigen plötzlich, „ich glaub, ich hab dich noch nie soviel am Stück reden hören...“

Ein leichter Rosaschimmer legte sich auf Sasukes Wangen und ausnahmsweise gab er keine bissige Antwort. Endlich am Treppenabsatz angekommen bugsierte er den Blondschopf in das Bad im ersten Stock. Naruto sah sich beeindruckt um.

„Krasses Bad! Reicht dir das unten mit der Dusche nicht?“

„Eigentlich schon, aber ich hab das Haus ja auch nicht gebaut“, erwiderte der Schwarzhaarige und begann, Wasser in die große Badewanne einzulassen. „Eigentlich ist die Wohnung hier für eine Familie gedacht und nicht für einen einzelnen Teenager...“

„Ist das nicht manchmal einsam?“

Sasuke hielt kurz inne und wandte sich um; Naruto sah dank seines Backunglücks vollkommen schwachsinnig aus, doch seine Augen waren traurig und schienen ins Leere zu starren. Sasuke seufzte und wandte sich wieder der Wanne zu.

„Ich bin daran gewöhnt“, entgegnete er schließlich.

„Ich auch“, murmelte der Blondschopf hinter ihm. Dann fügte er ganz leise hinzu:

„Es ist manchmal trotzdem sehr einsam...“

„Ich weiß...“, flüsterte Sasuke, nicht sicher, ob Naruto ihn gehört hatte oder nicht.

Für einen Moment herrschte eine bedrückende Stille, dann drehte der Uchiha-Erbe das Wasser ab und richtete sich auf.

„Die Wanne ist voll, du kannst jetzt baden“, sagte er – überflüssigerweise, denn der Blondschopf hatte sehr wohl selbst Augen im Kopf... Schweigend schob Sasuke die Hände in die Hosentaschen und verließ das Badezimmer.
 

Das heiße Wasser auf seiner Haut fühlte an wie eine angenehme Massage. Ein wohliger Seufzer entwich Narutos Lippen, als er sich in Sasukes(!) Badewanne ausstreckte und dann mit dem Kopf untertauchte. Wie lange war es her, seit er sich das letzte Mal ein richtiges Bad gegönnt hatte? Normalerweise duschte er immer nur...

Als ihm langsam die Luft ausging, tauchte er wieder auf und sah sich interessiert um. Das Badezimmer war ziemlich groß, für Narutos Verhältnisse fast schon riesig – wenn er da an sein eigenes Bad dachte... Plötzlich schoss ihm die Frage durch denn Kopf, wie es wohl wäre, hier mit Sasuke gemeinsam zu leben...

Geschockt über seine eigenen, vollkommen verrückten Gedanken tauchte er schnell wieder unter, doch das Bild von ihm und Sasuke in einer Badewanne wurde er irgendwie nicht mehr los...

„Blöder Sasuke...“, blubberte er, „der ist Schuld an allem...“

Aber da Schimpfen ihn leider auch nicht von den Bildern von Sasukes nacktem Oberkörper ablenkte, beschloss der Blondschopf, sich um sein anderes Problem zu kümmern: Seine Haare. An deren Situation hatte sich nämlich unglücklicherwiese noch nicht viel geändert, sprich: Sie waren immer noch ziemlich klebrig.

Naruto griff nach dem Shampoo, dass auf dem Badewannenrand stand und schäumte seine Haare ein; doch je mehr Shampoo er benutzte, um so klebriger schienen seine Haare zu werden...

„Verdammter Mist! So ein Dreck! Mieses bescheuertes hässliches Scheiß-“

Ein vorsichtiges Klopfen an der Tür unterbrach Narutos Fluchtirade.

„Naruto? Alles klar bei dir?“ Sasuke hörte sich schon wieder besorgt an...

„Ja, Teme, mir geht’s bestens!“, fauchte der Blondschopf und zog an einer verklebten Haarsträne.

„Wieso fluchst du dann, dass die Wände wackeln?“

„Äh...“

„Kleben deine Haare immer noch zusammen?“

„Woher weißt du das, Teme?“

„Intuition“, erwiderte Sasuke und öffnete die Tür einen Spalt breit. „Soll ich dir helfen?“
 

Haruno Sakura hatte sich eigentlich bei ihrem Teamkollegen – und gutem Freund, auch wenn sie das nicht gerne zugab – dafür entschuldigen wollen, dass sie ihn gestern einmal quer durch das ganze Dorf gejagt hatte. Aber als sie an die Tür von Narutos Apartement geklopft hatte, war niemand da gewesen.

Frustriert war sie die vielen Treppen wieder nach unten gestiegen und eine Zeit lang unschlüssig auf der Straße herumgestanden, nicht sicher, was sie jetzt tun sollte.

Naruto konnte überall sein... Vielleicht war er trainieren, vielleicht aß er gerade bei Ichiraku Ramen... Ihn zu suchen machte nicht viel Sinn.

Aber da war Sakura ein Gedanke gekommen: Vielleicht wusste ja Sasuke-kun, wo sich Konohas Chaos-Ninja aufhielt? Schließlich waren die beiden beste Freunde – und nicht schwul, wie sich die rosahaarige Medic-Nin immer wieder einredete. Die Vorfälle gestern und vorgestern, das waren wirklich nur Unfälle gewesen, Naruto war ja sehr tollpatschig – und genau aus diesem Grund wollte sie sich ja auch bei ihm entschuldigen.

Jetzt stand sie ein wenig unschlüssig vor Sasukes Haustür, bis sie schließlich etwas unsicher die Hand hob und klopfte. Doch zu ihrer Überraschung war die Tür offen...

War Sasuke-kun etwas passiert? Er würde doch nicht einfach so seine Haustür offenstehen lassen! Nervös trat sie ein und rief vorsichtig „Sasuke-kun?“.

Stille.

Sie versuchte es noch einmal, diesmal ein wenig lauter:

„Sasuke-kun?“

Wieder erhielt sie keine Antwort.

Aber sie war sich sicher, dass sie von oben Stimmen gehört hatte... Mit einem Satz war sie an der Trappe und stürmte nach oben; die Stimmen kamen aus einem Raum zu ihrer Rechten, dessen Tür nur angelehnt war. Unsicher trat sie näher, bis sie verstehen konnte, was gesagt wurde. War das nicht Narutos Stimme...?
 

„Hey, nicht so fest, Sasuke-teme!“

„Halt still, du Idiot! So komme ich doch nicht ran!“

„Autsch! Sei mal etwas vorsichtiger!“

„Wenn du die ganze Zeit so rumwackelst!“

„Ahhhhh, das tut weh!“

„Ich versuche schon so sanft wie möglich zu sein, Usuratonkachi, also tu der Welt einen Gefallen und halt die Klappe!“

„Ich hätte dich das nie machen lassen dürfen!“

„Tja, jetzt ist es zu spät und wir bringen das zu Ende!“

„Pass trotzdem gefälligst besser auf! Der Teil von meinem Körper ist mir verdammt wichtig!“

„Hn, ja ja, ich pass auf...“
 

Sakura starrte nur auf die Tür, dann entwich ihr ein leiser Seufzer und sie klappte vor Sasukes Badezimmer zusammen.
 

Naruto, der mit angezogenen Beinen in der Badewanne saß und gerade von Sasuke indirekt die Haare gewaschen bekam (eigentlich gab der Uchiha-Erbe sein Bestes, um den ekligen pinken Kaugummi aus den blonden Haaren seines Rivalen zu kriegen), starrte zu Tür und legte den Kopf schief (was Sasuke seine Arbeit nicht gerade erleichterte).

„Hast du das auch gerade gehört?“

„Mach den Kopf gerade! Was soll ich gehört haben?“

„Dieses Geräusch! Als ob jemand vor der Tür zusammengeklappt wäre!“

„Quatsch, das hast du dir eingebildet. Wär ja nicht das erste Mal...“, entgegnete der Schwarzhaarige mit herablassendem Grinsen, dass seinen Freund mal wieder zur Weißglut trieb.

„Teme...!“, grollte der Blondschopf und wollte schon zu einem ganzen Schwall Beleidigungen ansetzen, doch Sasuke nutzte die Situation eiskalt aus und zog mit einem kräftigen Ruck den Kaugummi aus Narutos Haaren.

„AAAAUUUUUU!!! @*!]&#$}~߀²^ Scheißdreck!!! Spinnst du jetzt total, du Bastard?!“

„Hn. Immerhin ist der Kaugummi draußen, oder?“, antwortete der Schwarzhaarige ungerührt und hielt dem Chaso-Nin die pinke, nach purer Chemie aussehende Masse vor die Nase.

„Ey, da kleben ja noch’n Haufen Haare von mir dran! Willst du, dass ich ’ne Glatze krieg, du Spinner?! Da hinten ist jetzt bestimmt ein totales Loch!“

„Stimmt, da sieht man deutlich, wo die Haare fehlen“, log Sasuke grinsend und beobachtete mit Genugtuung, wie sein Freund eine hübsche kleine Panikattacke bekam. Schließlich erbarmte er sich und unterbrach den Redeschwall seines Rivalen (der übrigens nur von Dates, Körben und Mädchen – insbesondere Sakura-chan – handelte):

„Hn, jetzt reg dich nicht so auf, die anderen Haare verdecken das doch. Gib mir mal den Duschkopf, wir sollten langsam mal den Schaum auswaschen, sonst wird der vielleicht hart und bleibt drin kleben...“

Es ist erstaunlich, wie schnell man einem Anderen einen Duschkopf in die Hand drücken kann...
 

Zufrieden fuhr sich Naruto durch seine endlich(!) wieder sauberen Haare und ließ das Wasser aus der Wanne ab.

„Hey, Sasuke-teme, ich brauch mal ein Handtuch!“

„Und wenn ich dir keins gebe?“

„Ha ha, sehr witzig.“

Gleichdarauf flog dem Chaos-Nin ein Handtuch ins Gesicht. Dankbar nahm er es, hüllte sich darin ein und kletterte auf die Badematte neben der Wanne. Sasuke war inzwischen verschwunden, um Kleider für den Blondschopf zu holen. Als er endlich etwas Passendes aus seinem Schrank ausgegraben hatte und das Bad wieder betrat, wartete Naruto schon ungeduldig auf ihn.

„Was hast du solange getrieben?! Ich frier mir hier noch den Arsch ab!“

„Ich musste noch die passenden Boxershorts finden“, erwiderte der Schwarzhaarige mit einem hinterhätigen Grinsen und warf Naruto ein pinkes Stück Stoff, dass über und über mit roten Herzchen bedeckt war, an den Kopf. „Passt doch gut, oder? Die schenk ich dir.“

„Hab ich dir jemals gesagt, dass ich dich hasse?!“

„Ich hab schon vor langer Zeit aufgehört zu zählen. Oh, wusstest du, dass Sakura ohnmächtig draußen im Flur liegt?“

„WAAAAAAAAS?!“

„Na ja, jetzt sitzt sie ohnmächtig draußen im Flur. Ich hab sie an die Wand gelehnt. Der Boden sah ziemlich hart und unbequem aus.“

„Aber... aber...“

„Ich weiß auch nicht, was sie wollte... Vielleicht sollten wir sie fragen, aber dazu solltest du dir auf jeden Fall erstmal was anziehen.“

Ziemlich rot im Gesicht schlüpfte Naruto erst in die Boxershorts, dann in die schwarzen Hosen und zog schließlich das T-Shirt über seinen Kopf; Sasuke sah ihm die ganze Zeit interessiert dabei zu. Als der Blondschopf fertig angezogen war, schob der Uchiha-Erbe seine Hände in die Taschen und verließ das Bad, nachdem er Naruto mit einer Kopfbewegung klargemacht hatte, es ihm gleichzutun.

Draußen im Flur hob er Sakura hoch und Naruto spürte einen kurzen Stich der Eifersucht, als er die beiden so sah... Natürlich nur wegen Sakura, er sollte derjenige sein, der sie so auf den Armen trug!

...oder?
 

Sasuke, der natürlich keine Ahnung hatte, was gerade im Kopf seines Rivalen vorging, trug die Rosahaarige die Treppe hinunter und legte sie im Wohnzimmer vorsichtig auf die Couch; dann ging er in die Küche und setzte sich an den großen Tisch.

Kurze Zeit später betrat auch Naruto den Raum, doch er blieb ein wenig unschlüssig stehen und lehnte sich an den Türrahmen. Der Uchiha-Erbe sah ihn fragend an.

„Was ist los? Willst du dich nicht setzen?“

Doch der Blonde schüttelte nur seinen Kopf und starrte weiterhin ins Leere. Sasuke, dem es langsam zu dumm wurde, stand auf und kam ganz nah an das Gesicht des Chaos-Nin heran. Schwarze Augen starrten in saphirblaue und Naruto konnte den Atem seines Freundes auf seiner Haut spüren. Leise fragte Sasuke:

„Naruto, was ist in letzter Zeit mit dir los?“

Unsicher öffnete der Blondschopf den Mund, doch er brachte keinen Ton heraus; es kam ihm so vor, als würde er jeden Moment von diesen schwarzen Augen verschluckt werden...

Plötzlich zog Sasuke den Kopf wieder zurück, drehte sich um und öffnete einen der Küchenschränke. Er zog etwas heraus, wandte sich wieder zu dem Chaos-Ninja, der immer noch am Türrahmen lehnte, und warf ihm etwas zu.

„Da.“

Nur seinen Reflexen hatte Naruto es zu verdanken, dass er auffangen konnte, was Sasuke ihm zugeworfen hatte...

„Was... was ist das?“

Unsicher, aber auch neugierig hob der Blondschopf seinen Fang hoch und betrachtete ihn eingehend. Es waren... Kekse! Verwirrt richtete der Chaos-Nin seinen Blick wieder auf den Älteren.

„Ähm... Kekse?“

„Vorgestern“, begann Sasuke und sah Naruto dabei nicht an, „hast du gesagt, dass Sakura dir nie Kekse bringt... also...“

„...also hast du mir Kekse gemacht?“

Der Uchiha-Erbe schwieg und versuchte, seinen Kühlschrank zu hypnotisieren, während Naruto konsequent die Kekstüte in seiner Hand anstarrte. Wie schon so oft in den letzten Tagen hatten seine Eingeweide ganz offensichtlich einen Ausflug in den Vergnügungspark gemacht und fuhren gerade die schlimmste Achterbahn mit den meisten Loopings...

Er hat mir Kekse gebacken? schoss es dem Blondschopf durch den Kopf. Nein, er hat sie wahrscheinlich gekauft... Aber wieso? Wird er gerade rot? Warum werde ich gerade rot? Was ist bloß in letzter Zeit los mit mir? Und wieso zur Hölle schenkt mir Uchiha Sasuke Kekse?!

Auch wenn die Stimme in seinem Kopf geradezu schrie, blieb Naruto stumm, ebenso wie der Schwarzhaarige ihm gegenüber. Doch als die Stille unerträglich zu werden schien, drehte sich Sasuke schließlich um, trat auf den Chaos-Ninja zu und legte sanft seine Hände auf dessen Schultern.

„Naruto, ich-“

Doch ein leises Stöhnen aus dem Wohnzimmer ließ den Uchiha-Erben innehalten. Sakura war vermutlich gerade aufgewacht...

Auch Naruto hatte die Medic-Nin gehört und zuckte zusammen. Wenn Sakura-chan sie schon wieder zusammen sah...!

„Ich... geh dann mal...“, murmelte er und wandte sich rasch um, um sich so schnell wie möglich aus dem Staub zu machen; doch eine kräftige Hand hielt ihn am Arm fest.

„Warte, Naruto...!“

Plötzlich spürte der Blondschopf, wie er mit einem Ruck zurückgezogen wurde und mit dem Rücken gegen den Brustkorb des Älteren stieß. Er konnte den heißen Atem des Uchiha in seinem Nacken spüren.

Umarmte Sasuke ihn wirklich gerade? Was zum Teufel war heute eigentlich los?!

Naruto spürte, wie ihm das Blut in den Schädel schoss; in diesem Moment ließ sein Kopf nur einen klaren Gedanken zu: Was, wenn Sakura-chan uns so sieht?

Schon fast panisch riss er sich los, raste durch das Wohnzimmer an der noch ziemlich benommenen Sakura vorbei, den Flur entlang und geradewegs aus der Haustür hinaus.
 

Er hörte nicht auf zu rennen, bis er endlich vor seiner Wohnungstür stand. Mit zitternden Fingern zog er den Schlüssel aus der Tasche, schloss auf, stürmte in sein Apartement und knallte die Tür hinter sich zu. Dann ließ er sich erschöpft auf den Boden sinken und schnappte schwer nach Luft.

Was verdammt noch mal ging hier eigentlich vor?! Diese Frage stellte er sich zum bestimmt hundertsten Mal an diesem Tag, und doch fand er keine Antwort. Hatte er wirklich gerade bei seinem Erzfeind gebadet, sich von ihm die Haare waschen lassen, von ihm Kekse geschenkt bekommen und war zuletzt sogar noch von ihm umarmt worden?! Mist, dachte Naruto, irgendetwas geht hier ziemlich schief... und das ist alles Sasuke-temes Schuld!

...

Großartig, soweit war er vor zwei Stunden auch schon gewesen!

„Ich muss was machen! Sonst treibt mich dieser Bastard noch in den Wahnsinn!“

Super, jetzt redete er schon mit sich selbst!

Leise vor sich hinfluchend stapfte der (Gefühls-)Chaos-Nin ins Wohnzimmer, wo er eine Leiter aus der Ecke holte, sie an ein Regal lehnte und hochkletterte.

„Irgendwo hier müssten sie sein“, murmelte er vor sich hin und kramte auf dem verstaubten Brett herum. Er sollte hier dringend mal sauber machen...

„Ah, da sind sie ja!“

Erfreut zog der Blondschopf einige Schriftrollen hinter einem Karton hervor. Woher diese Rollen kamen oder wem sie gehörten, das wusste er nicht; er hatte sie irgendwann einmal beim Spielen im Hokage-Tower gefunden, ein Zettel mit seinem Namen war daraufgeklebt gewesen... Also mussten sie wohl ihm gehören.

Mit den Rollen im Arm ketterte er die Sprossen wieder herunter, doch auf halbem Wege begann die Leiter auf einmal gefährlich zu schwanken...

Himmel, durchzuckte es Blondschopf, womit hab ich das verdient?!

Dann kippte die Leiter nach hinten und bescherte Naruto eine Woche Rückenschmerzen. Verdammt, er hatte ja nie gewusst, dass sein Fußboden so hart sein konnte...!

Aber die Rückenschmerzen wurden jetzt erst einmal ignoriert, schließlich gab es Wichtigeres – nämlich Sasuke irgendwie das Leben schwer zu machen. Konohas Chaos-Ninja setzte sich an seinen Wohnzimmertisch und las nacheinander die verschiedenen Schriftrollen durch. Sie waren alle ziemlich kompliziert und Naruto verstand bei den meisten nicht einmal die Hälfte, aber eine sprang ihm sofort ins Auge:

Von den Bildern her sah diese Technik sehr nach einer interessanten Foltermethode aus (die abgebildeten Menschen hatten irgendwelche zusätzlichen Körperteile – menschlich oder tierisch –, was ziemlich eklig aussah) und aus dem schwer lesbaren Text (zum Einen wegen den vielen komplizierten Wörtern, zum Anderen wegen der miesen Sauklaue, die der Schreiber gehabt hatte) konnte der Blondschopf immer wieder das Wort ‚Fluch’ entziffern.

Sasuke verfluchen? Klang doch viel versprechend! Kurzerhand entschloss sich Naruto für dieses Jutsu und verbrachte den ganzen Nachmittag damit, die Anweisungen zu lesen und zu verstehen – nun ja, Letzteres versuchte er zumindest...
 

Die Sonne stand bereits recht tief, als der Chaos-Nin schließlich drei Kage-Bunshin formte, die sich gemeinsam mit ihm selbst rautenförmig auf dem Wohnzimmerboden platzierten. In der Mitte lag die offene Schriftrolle und daneben die pinken Herzchenboxershorts, die – wie Naruto glaubte – Sasuke gehörten; sie sollten die Verbindung zu dem Fluchopfer herstellen.

Und hier passierte Naruto sein erster Fehler: Er hatte vollkommen vergessen (oder vielleicht gar nicht mitbekommen), dass sein Erzfeind ihm besagter Shorts geschenkt hatte... Nun gehörten sie also Naruto...

Aber da Konohas chaotischster Shinobi zur Zeit sowieso an Konzentrationsmangel litt, blieb ihm dieser Fehler in seinem ‚unfehlbaren’ Plan unglücklicherweise verborgen.

Langsam schmiedeten Naruto und seine Doppelgänger ihr Chakra, konzentrierten es auf die Schriftrolle und begannen, Fingerzeichen zu formen – etwas, das Naruto nun endlich halbwegs beherrschte (ganz im Gegenteil zu seiner Akademiezeit...). Dann hieß es warten, den Chakrafluss aufrecht erhalten und immer die gleiche Menge an Energie in die Rolle leiten – kurz: Eine ziemlich langweilige und ermüdende Beschäftigung.

Zu dieser Zeit machte der Blondschopf seinen zweiten Fehler:

Er schlief ein.

Und da seine Kage-Bunshin nur eine Verdopplung des Chaos-Nin waren und ihn in sämtlichen seiner Eigenschaften in nichts nachstanden, taten sie das Gleiche. Doch während Naruto von kleinen süßen Füchsen träumte, die gemeinsam mit ihm über eine Waldlichtung hüpften und Fangen spielten, verbrauchte er in seinem Wohnzimmer immer mehr seines Chakra – bis er schließlich keines mehr hatte... Weil der Blondschopf jedoch zufrieden im Reich der Träume weilte, reagierte sein Körper von allein und machte automatisch von Kyuubis Energie Gebrauch.

Im Grunde rettete diese Aktion Narutos Leben – wenn er kein Chakra mehr hatte, konnte ein Ninja zugrunde gehen –, doch gleichzeitig besiegelte sie sein Schicksal; denn die Energie des Neunschwänzigen Fuchses floss in die Schriftrolle und beeinflusste das Jutsu auf eine ganz besondere Art...
 

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Uff! Diesmal ist es ziemlich lang geworden... Aber mir gefällt Sasuke hier sehr gut^ ^ (obwohl ich ihm ansonsten am liebsten in den A**** treten möchte, dem kleinen Ba*****... ^^°)

Ich hoffe, euch hat's gefallen und ihr schreibt ordentlich Kommis =n___n= Ich meinerseits werde versuchen, mir selbst ein bisschen Dampf zu machen ___" Muss schneller schreiben... Bis zum nächsten Kappi^^

Lg~

dat Mao

Tag 4 oder: Sommerfest

Hallo. Hier meldet sich mal wieder dat Mao aus den Tiefen der Hölle mit einem neuen Kapitel. Jep, ich lebe noch.

Ich werde jetzt einfach mal so tun, als wären nicht über acht Monate(!) vergangen, seit ich das letzte Mal ein Kapitel hochgeladen habe. Tralalala...

û___û

Es tut mir im Ernst sehr, sehr leid, dass ich so unzuverlässig und lahm bin... Allerdings hoffe ich natürlich trotzdem, dass einige von euch meine FF noch nicht aufgegeben haben (obwohl ich's wirklich niemandem verübeln könnte...), das hier lesen und vielleicht sogar einen Kommentar schreiben (und sei's nur um mir zu sagen, dass ich meinen lahmen Arsch ruhig früher in Bewegung hätte setzen können >___>)

Anyways, ich hoffe es gefällt euch! (Mir gefällt es. Teilweise. Der Rest ist Schrott ù__ú)

(Und falls ihr übrigens tatsächlich bis hierher gelesen habt, würde ich euch empfehlen, das Ende des letzten Kapitels vielleicht noch mal zu überfliegen, da dieses Kappi hier eng an das letzte anknüpft... Wie immer, eigentlich ^^)
 

~~~~~
 

Als Uzumaki Naruto an diesem Morgen aufgewacht war, hatte er sich steif und unausgeschlafen gefühlt; da er noch nicht ganz wach war, hatte es einige Zeit gedauert, bis er erkannt hatte, dass er nicht in seinem Bett lag, sondern auf dem Wohnzimmerboden... Gähnend stand er auf, streckte sich und schlurfte in die Küche, um sich Frühstück zu machen. Als er den Wasserhahn aufdrehte und Wasser in den Wasserkocher füllte, ging ihm plötzlich auf, dass sein Wasser wieder floss! Endlich, wenigstens ein Lichtblick!

Nachdem er seine erste Schüssel Ramen seit Ewigkeiten (zumindest kam es ihm so vor) herunter geschlungen hatte, marschierte er direkt ins Badezimmer, um eine lang vermisste Dusche in vertrauter Umgebung zu genießen, und machte sich in morgendlicher Müdigkeit nicht einmal die Mühe, einen Blick in den Spiegel zu werfen. Nach einer kurzen, erfrischenden Dusche lief er nur mit einem Handtuch um die Hüften in sein Zimmer, um sich Kleider zu holen und malte sich kichernd aus, was Sasuke wohl sagen würde, wenn er ihn so sähe. Bei dem Gedanken an den Uchiha fiel ihm dann auch wieder der Fluch ein, den er seinem Rivalen ja gestern aufgehalst hatte. Ob es wohl geklappt hatte? Na hoffentlich, denn dann hatte Sasuke jetzt vielleicht zwei Löwenpfoten anstatt seiner Füße, oder sein ganzer Unterkörper war nun der eines Flamingos, dachte sich Naruto und musste laut loslachen. Dann lief er zurück ins Badezimmer, zog sich an und warf einen Blick in den Spiegel.

Ihm wäre bei seinem Anblick beinahe das Herz stehen geblieben. Wieso hatte er denn auf einmal Fuchsohren?! Fassungslos zog er an den Felldreiecken in der Hoffnung, sie wären nur eine Illusion; doch leider erfüllte sich seine Hoffnung nicht...

Naruto bekam erst einmal einen Panikanfall und raste schreiend durch die Wohnung, bis er an dem großen Spiegel in seinem Flur zu seinem Entsetzen den Fuchsschwanz entdeckte, der hinten aus seiner Hose ragte. In diesem Moment entstand in seinem Gehirn durch Überlastung ein Kurzschluss und sein Körper entschied sich offensichtlich dafür, das ganze System kurzerhand herunterzufahren (sprich: Naruto fiel in Ohnmacht).

Nachdem er sein Bewusstsein wiedererlangt hatte, zwang er sich, erst einmal tief durchzuatmen und die Situation logisch zu betrachten. Also: Der Fluch, den er Sasuke hatte aufhalsen wollen, hatte nun ganz offensichtlich ihn selbst getroffen. Warum? Doch so sehr er auch nachdachte, ihm fiel kein plausibler Grund ein... (Es war ja auch noch früh am Morgen.)

Gut. Er war verflucht. Und was in drei Teufels Namen sollte er jetzt tun?! Verzweifelt rieb sich Naruto den Kopf und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Er musste jemanden finden, der ihm helfen konnte! Erneut massierte er seine Schläfen und durchstöberte sein Gehirn nach einem passenden Kandidaten, als ihm die Erkenntnis plötzlich kam: Iruka-sensei! Iruka-sensei konnte immer helfen!

Trotz seiner scheinbar rettungslosen Lage schlich sich ein kleines Lächeln auf Narutos Lippen und er klopfte sich für diesen Geistesblitz mental auf die Schulter. (Wie gesagt, es war noch sehr früh am Morgen.)
 

Als er in eine schwarze Jacke gehüllt, die Kapuze sorgfältig über die Ohren gezogen die Straße in Richtung Irukas Wohnung entlanglief, fühlte sich Konohas Chaos-Ninja bei dem Gedanken an den warmherzigen Chunin gleich besser; allerdings hielt das nicht lange an...

Das Leben hasst mich wirklich, dachte Naruto zum sicherlich tausendsten Mal in den letzten Tagen, als er um eine Ecke bog und geradewegs in die grünen Augen von Haruno Sakura starrte. Wie vom Donner gerührt stand er da, komplett regungslos, genauso wie die rosahaarige Medic-Nin. Doch dann machte es bei ihr offensichtlich Klick und ihr Gesicht verfinsterte sich.

„NAAARUUUUTOOOO...!!!“

Und in diesem Moment entschied sich Konohas Chaos-Ninja spontan dazu, seine Beine in die Hand zu nehmen und zu rennen, was das Zeug hielt. Und an dieser Entscheidung hatte er gut getan, denn Sakura war ihm bereits dicht auf den Fersen und jagte ihn mal wieder durch halb Konoha, und zwar nicht, ohne ihre fast schon unmenschliche (und nach Narutos Meinung ziemlich unweibliche) Kraft zu gebrauchen...

Als die Rosahaarige zum vierten Mal ihre Faust in den Boden rammte und die ganze Straße hinter ihm in Trümmer legte, wurde Naruto klar, dass er hier ganz schnell weg musste, an irgendeinen sicheren Ort... Und just in diesem Augenblick erspähten seine ozeanblauen Augen den Hokage-Tower. Prompt rannte er dort hin, schaffte es, dass Sakura-chan ihn für einen Moment aus den Augen verlor und stürmte an den perplexen Wachen vorbei direkt in Tsunade-baa-chans Büro, wo er kurzerhand unter den Schreibtisch kroch. Dort fanden Tsunade-baa-chan selbst, Kakashi-sensei und Ero-sennin dann sein kleines Fuchsgeheimnis heraus und er bemerkte, dass er schrumpfte. Während die Hokage und der perverse Eremit ihr Bestes taten, ein Gegenmittel zu finden, holte Kakashi Iruka; und als Narutos liebster Lieblings-Sensei auf der ganzen großen weiten Welt endlich da war, erzählte der Blondschopf ihm und den anderen drei alles über den gestrigen Tag...
 

~Tag 4/Donnerstag~

Der Tag, an dem Naruto feststellte, dass klein zu sein durchaus seine Vorteile hat...
 

Umino Iruka starrte den Sechzehnjährigen Blondschopf, der momentan allerdings nicht größer als ein Siebenjähriger war, fassungslos an. Soeben hatte Naruto einen mehr oder weniger schockierenden und abstrusen Bericht des letzten Tages abgelegt, der den braunhaarigen Chunin erst einmal nach Luft schnappen ließ. Ein kurzer Blick zur Seite bestätigte seine Annahme, dass es den drei Personen neben ihm nicht besser ging. Einen Moment lang herrschte Stille, dann legten plötzlich alle vier auf einmal los:

„Du hast versucht, Sasuke zu verfluchen?!“, rief Iruka ungläubig.

„Du hast eine Technik benutzt, von der du keine Ahnung hast?!“, donnerte Tsunade.

„Du bist während eines Jutsus eingeschlafen?!“, stöhnte Jiraiya fassungslos.

„Du hast bei Sasuke gebadet?“, fragte Kakashi interessiert.

Alle starrten den Kopier-Ninja an.

„Was denn?“, verteidigte sich der Weißhaarige. „Ich finde das sehr interessant!“

„Das mag ja sein“, entgegnete die Fünfte gezwungen ruhig, „aber ich bezweifle, dass das viel mit Narutos Verwandlung zu tun hat!“

„Du kannst doch nicht einfach so ein Jutsu benutzen, wenn du nicht genau weißt, wie du es benutzen musst!“, erklärte Iruka derweil händeringend dem geschrumpften Chaos-Ninja. „Woher hast du überhaupt die Schriftrollen?“

„Ja, das würde mich auch mal interessieren“, fügte Jiraiya hinzu und sah den Blondschopf scharf an.

„Die lagen hier im Hokage-Tower rum...“

Auf die fassungslosen und anklagenden Blicke der vier Erwachsenen hin verteidigte Naruto sich schnell:

„Mein Name stand drauf!“ Und leise grummelnd fügte er hinzu: „Der Typ, der die geschrieben hat, hatte übrigens 'ne Sauklaue... Sogar schlimmer als ich!“
 

Während Iruka seinem Schützling klarzumachen versuchte, dass man nicht einfach irgendwelche Schriftrollen aus dem Hokage-Tower mitnehmen konnte, selbst wenn der eigene Name darauf stand, warfen Tsunade, Jiraiya und Kakashi gleichzeitig einen finsteren Blick in Richtung der Hokage-Portraits – speziell in die eines gewissen blonden, legendären Dorfretters - und dachten in diesem Moment alle das gleiche:

Verdammt, Yondaime! Wieso musstest du unbedingt deinen Sturkopf durchsetzen und die Schriftrollen ausgerechnet dem Kleinen überlassen?! Wer weiß, was der damit noch so alles anstellt...!

Doch während die Hokage, der Sannin und der Jounin noch stumm die vierte Generation verfluchten, jammerte sein (leicht verkleinertes) Erbe schon wieder herum:

„Soll das heißen, dass das alles meine Schuld ist?“

Dabei zog er mal wieder an seinen neuen Ohren und setzte ein weinerliches Gesicht auf.

„Ich will aber nicht mein ganzes Leben als Fuchs herumlaufen! Iruka-sensei, ich kann nicht mein ganzes Leben als Fuchs herumlaufen! Was soll ich denn jetzt machen?!“

Doch auch der herzzerreißende Schniefer und die großen Hundewelpenaugen änderten die strenge Miene des Akademielehrers nicht.

„Das ist deine eigene Schuld! Wenn du nicht unbedingt immer so gemein zu Sasuke sein wolltest, dann wäre dir das sicher nicht passiert!“

„Irukaaaaaa-senseeeiiiiii!“, schluchzte der Mini-Naruto so jämmerlich, dass Tsunade endgültig die Nase voll hatte und ihre Faust kurzerhand auf die wirren, blonden Haare rammte.

„Klappe, Kleiner! Ich muss hier nachdenken!“

Naruto schaute mit großen Augen zu ihr hoch und ein kleines bisschen Hoffnung flackerte in ihm auf.

„Heißt das, du kannst mir helfen?“

„Da ich jetzt wenigstens ungefähr weiß, wonach ich suchen muss, stehen die Chancen schon mal nicht schlecht, dass-“

Weiter kam die ehrenwerte Hokage leider nicht, denn ein kleines orangefarbenes Bündel warf sich ihr mit voller Wucht an den Hals und hob sie beinahe von Füßen. „Dankedankedankedankedankedankedanke! Du bist die Beste, Tsunade-baa-chan!“

„Dann hör auf, mich so zu nennen!“, entgegnete Tsunade, während auf ihrer Stirn schon wieder eine Ader pulsierte – ein sicheres Zeichen für Ärger...

Der Chibi-Blondschopf nahm dieses Zeichen zum Glück war und sprang schnell wieder zu Boden, wo er breit grinste und in alter Angewohnheit die Arme hinter seinem Kopf verschränkte. Die Fünfte seufzte nur genervt, drehte sich um und machte sich wieder über ihre Bücher her, um die kleine Nervensäge so schnell wie möglich loszuwerden.

Naruto trabte derweil zu seinem liebsten Lieblingssensei auf der großen weiten Welt zurück und starrte ihn mit erwartungsvollen Augen an.

„Und was machen wir jetzt?“

„Auf jeden Fall nicht hier bleiben!“, ertönte es von Tsunade irgendwo hinter einem Bücherstapel. „Wo du bist, Kleiner, ist es vollkommen unmöglich, sich zu konzentrieren! Also raus hier!“

„Tsunade-sama hat recht“, stimmte auch Iruka zu und nahm Chibi-Naruto kurzerhand auf den Arm. „Wenn du wieder deine normale Größe zurück willst, dann sollten wir sie nicht länger stören.“

Gesagt, getan:

Wie eine kleine Prozession trotteten der Chunin, der Chunin im Miniformat, der Jounin und der Sannin durch den Hokage-Tower nach unten auf die Straße, Naruto ganz vorne auf dem Arm seines liebsten Lieblingssensei auf der großen weiten Welt, Kakashi in der Mitte und ganz hinten Jiraiya – der sich übrigens fragte, warum zum Teufel er hier mitging, wo er doch eigentlich wesentlich interessanteren Beschäftigungen hätte nachgehen können (zum Beispiel junge Mädchen beim Baden zu bespannen).
 

Obwohl die Hitze an diesem Nachmittag beinahe unerträglich war, schien sich ganz Konoha auf den Straßen des Dorfes aufzuhalten. Überall liefen Menschen geschäftig umher, bauten zu beiden Seiten der Wege kleine Holzstände auf und schmückten die Häuserfassaden mit Girlanden. Es war ein buntes, geschäftiges Treiben – und bei diesem Anblick begannen Narutos Augen zu leuchten, ja geradezu unheilvoll zu funkeln...

Iruka, dem diese Veränderung seines keinen Schützlings (unglücklicherweise) vollkommen entging, sah sich begeistert um.

„Richtig, heute ist der letzte Tag des Sommers! Also findet heute Abend wie jedes Jahr das große Sommerfest statt!“

„Jede Menge Sake!“, rief Jiraiya voller Vorfreude.

„Ich will mit Iruka-kun hingehen“, äußerte Kakashi mit einem glücklichen Grinsen.

„Vergiss es“, war Irukas einziger vernichtender Kommentar dazu.

„Vielleicht sollte ich Tsunade fragen... Wenn sie vorher ordentlich einen getrunken hat, könnte es sogar klappen“, fantasierte Jiraiya derweil vor sich hin.

„Aber warum nicht, Iruka-kun?“, jammerte Kakashi weinerlich.

„Wer hat vorhin gesagt, Iruka-kun fällt wegen jedem Quatsch in Ohnmacht?!“, giftete Iruka zurück und bedachte den Jounin mit einem finsteren Blick. Der zog allerdings nur die Augenbraue(n) hoch.

„Bist du deswegen etwa sauer? Das war doch nur Spaß.“ Kakashi grinste nun wieder sein übliches Grinsen. „Ich weiß doch, dass du ein ziemlich starker Ninja bist, Iruka-kun!“

Iruka konnte spüren, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg.

„Ach, halt die Klappe“ grummelte er, „du willst doch nur-“

Doch er brach plötzlich ab und starrte auf seine Arme. Nicht, weil diese besonders interessant waren, sondern weil sie sich auf einmal so leicht anfühlten... Denn das (Fliegen-)Gewicht, das sie vorher hatten tragen müssen, war mit einem Satz zu Boden gesprungen und sah sich nun in der belebten Straße um, immer noch mit dem gleichen Funkeln in den Augen. Sowohl Iruka als auch Kakashi lief ein Schauer über den Rücken und sogar Jiraiya erwachte bei diesem Anblick aus seinen Tagträumen (von Sake und Tsunade und jeder Menge hübscher (spärlich bekleideter) Mädchen).

„Was ist los, Kleiner?“, fragte der weißhaarige Eremit und beäugte den kleinen Blondschopf misstrauisch. Doch der grinste nur extrabreit, drehte sich um – und war mit einem Mal wie der Blitz in der Menge verschwunden.

Zurück blieben drei Männer, die dem kleinen Wirbelwind verdutzt hinterherstarrten.

Und dann in Panik ausbrachen.

„Naruto! Naruto! NARUTOOOO!“, brüllte Iruka vergeblich, während er, dicht gefolgt von den anderen beiden, losspurtete und sich (ziemlich rücksichtslos) durch die Menschenmenge drängte. „Was zum Teufel ist jetzt wieder in diesen verrückten Jungen gefahren?!“

„Keinen blassen Schimmer“, entgegneten die übrigen zwei synchron.

„Aber wenn wir ihn nicht erwischen, bringt uns Tsunade-sama mit Sicherheit um“, fügte Kakashi hinzu und Jiraiya stöhnte:

„Ich bin eindeutig viel zu alt für so was... Ich sollte mich entspannen (und hübschen Mädchen auf den Hintern schauen) und keinen kleinen Kindern mehr hinterherjagen!“

„Das ist nicht der richtige Zeitpunkt um sich zu beschweren, Jiraiya-sama!“, rief Iruka über die Schulter und prallte beinahe mit einem Mann zusammen, der einen Wagen voller Kohlköpfe vor sich herschob.
 

Als die drei Verfolger nach zwanzig Minuten sinnlosen Herumlaufens schon ziemlich außer Puste Konohas Marktplatz erreichten, hielten sie schließlich an und sahen sich um. Keine Spur des kleinen, verrückten Chibi-Ninjas, der sich hier irgendwo herumtreiben musste.

Allerdings weckte etwas anderes Irukas Interesse: Ein Stück weiter entfernt hatte sich eine Menschentraube gebildet, in deren Mitte sich irgendjemand ziemlich aufzuregen schien... Neugierig trat der Chunin ein wenig näher heran und spähte über die Schulter einer älteren Dame in die Mitte der Menge. Dort standen ein Mann und eine Frau, nass bis auf die Haut und über und über mit pinker Farbe bedeckt. Beide schienen hysterisch auf die Umherstehenden einzureden und Iruka konnte einige Fetzen der Unterhaltung (oder besser: des Geschreis) aufschnappen:

„-und wie aus dem Nichts landeten da plötzlich zwei riesige Wasserballons auf uns!“

„-kann mir nicht erklären, woher-“

„-waren voll mit Farbe! Schau dir nur mein Kleid an-“

„-konnte noch den Schatten eines kleinen Jungen sehen! Aber welcher kleine Junge würde so etwas-“

„-nehmt euch ja in Acht!“

„-ein kleiner Teufel, dieses Kind!“

Das Gezeter ging noch weiter, doch Iruka hatte bereits genug gehört. Seufzend drehte er sich um und massierte sich die Schläfen.

Na großartig... Da hast du ja was Schönes angerichtet...

„Was ist los?“, klang Kakashis Stimme in die Gedanken des Chunin hinein. „Hast du was Interessantes herausgefunden?“

Inzwischen waren der Kopier-Ninja und Jiraiya, neugierig aufgrund von Irukas seltsamem Verhalten, dem Akademielehrer gefolgt und versuchten nun, einen Blick in die Menschentraube zu erhaschen. Iruka zeigte nur mit dem Daumen in Richtung der beiden Opfer und seufzte erneut.

„Was ist denen denn passiert?“, fragte Kakashi nach einigen Sekunden völliger Sprachlosigkeit. Iruka seufzte nur zum dritten Mal abgrundtief und erwiderte:

„Naruto ist denen passiert.“

„...hä?“ Jiraiya und Kakashi waren mal wieder exakt synchron.

Der braunhaarige Chunin ließ nur die Schultern hängen und rieb sich die Nasenwurzel. Dann begann er zu erklären:

„Als Naruto in dem Alter war, in dem sein Körper jetzt wieder steckt – also ungefähr Sieben –, kam er gerade in die Akademie. Und nachdem er dort nicht die Aufmerksamkeit bekam, die er gern gehabt hätte-“, bei diesen Worten verzog Iruka sauer den Mund, „-begann er damit, wie ein Verrückter Streiche zu spielen und sich regelmäßig aus dem Unterricht zu schleichen. Damals glich das Klassenzimmer regelrecht einem Schlachtfeld – und das über fünf Jahre lang!“

Die beiden anderen Männer sahen ihren jüngeren Kollegen nur an und bemitleideten ihn in diesem Moment beinahe grenzenlos.

„Jedenfalls“, fuhr dieser fort und rieb sich den Kopf, „scheint Naruto plötzlich wieder das unbändige Verlangen zu spüren, andere Leute hereinzulegen; vermutlich, weil sein Körper wieder der eines kleinen Jungen ist... Auf jeden Fall wäre das Sommerfest geradezu ein Paradies für den siebenjährigen Naruto.“

„Na großartig“, äußerte sich Jiraiya, „dann sind wir jetzt also offiziell auf der Suche nach einem Psycho-Ninja im Miniformat-“

„-mit gut neun Jahren Erfahrung im Streichespielen und im Weglaufen vor Chunin und Jounin“, ergänzte Kakashi.

„-der sich irgendwo in diesem nicht gerade kleinen Dorf herumtreibt.“

„So sieht's aus.“

„Und wie finden wir ihn?“

„Ganz einfach: Wir folgen der Streichespur.“

Iruka und Jiraiya drehten sich gleichzeitig um und sahen in die Richtung, in die der Finger des Kopier-Ninjas zeigte. Und dann begriffen sie, was er meinte:

Einmal quer über den Marktplatz stand der Mann mit dem Kohlkopfwagen, den Iruka auf der Jagd nach seinem so-gut-wie-Sohn fast umgerannt hätte. Allerdings war der Wagen des Mannes nicht mehr als solcher zu erkennen, denn er war – wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde man es nicht glauben – von oben bis unten mit Alufolie eingewickelt. Der Kohlkopfhändler rief nur immer wieder verzweifelt:

„Neeeeein! Meine Kohlköpfe...!“

Iruka seufzte, Jiraiya grummelte einen Fluch vor sich hin, der den meisten Leuten die Haare zu Berge hätte stehen lassen, und Kakashi schob die Hände in die Hosentaschen und sagte nur:

„Dann wollen wir mal, oder?“

Die anderen zwei nickten und der perverse Eremit murmelte:

„Ich habe das dumpfe Gefühl, dass das ein seeehr langer Nachmittag werden wird...“
 

Ca. zwanzig klatschnasse bzw. mit Farbe überschüttete Menschen, diverse beschmierte Hauswände (auf denen neben Kringeln in allen Farben und ziemlich echt aussehenden Kackhaufen grundsätzlich immer „Naruto war hier!“ stand), mehrere im Gesicht bekritzelte Dorfbewohner (die zum Zeitpunkt des „Attentats“ das Pech gehabt hatten, gerade ein Nickerchen in der Spätsommerhitze zu machen) und ein in Klopapier eingewickeltes Haus später stellten Umino Iruka, Hatake Kakashi und Jiraiya fest, dass sie sechzehnjährige, Streiche-fanatische Jungen mit Fuchsohren, die im Körper eines Siebenjährigen steckten, auf den Tod nicht ausstehen konnten.

Und da sie gerade eineinhalb Stunden lang einem sechzehnjährigen, Streiche-fanatischen Jungen mit Fuchsohren, der im Körper eines Siebenjährigen steckte, erfolglos hinterher gejagt waren, waren sie nicht gerade bester Laune; oder kurz gesagt, sie waren fuchsteufelswild. Iruka fluchte unkontrolliert vor sich ihn (was nur in einem absoluten Ausnahmezustand vorkam), Kakashi schien am Boden zerstört, weil er als Jounin nicht in der Lage war, einen Siebenjährigen einzufangen, und Jiraiya war – treffender konnte man es nicht beschreiben – angepisst. (Er war immer noch der Meinung, er sei bereits viel zu alt für solche Sachen, aber keiner seiner beiden Begleiter machte sich auch nur die Mühe, ihm zuzuhören...) Nicht einmal Kakashis Ninja-Hund Pakkun war in der Lage gewesen, den Chaos-Ninja im Miniformat aufzuspüren, da dessen Geruch überall zu sein schien – vermutlich aufgrund diverser Schattendoppelgänger, die den drei Verfolgern ihre Suche nicht gerade erleichterte.

Vermutlich wäre diese erfolglose Jagd genauso erfolglos weitergegangen, wenn sich die Schicksalsgöttin nicht entschlossen hätte, einzugreifen – und wenn sich nicht gerade ein junger, frisch gebackener Jounin auf den Straßen des Dorfes herumgetrieben hätte.

Doch die Schicksalsgöttin entschloss sich, einzugreifen, und besagter Jounin – der übrigens auch noch der letzte Überlebende eines einflussreichen Ninja-Clans war – trieb sich tatsächlich auf den Straßen des Dorfes herum. Und gerade, als die drei Verfolger kurz vorm Aufgeben standen, erklang hinter ihnen plötzlich die Stimme ihres Retters, der sich – trotz normaler Emotionslosigkeit – mehr oder weniger belustigt anhörte:

„Sucht ihr vielleicht das hier?“

Überrascht drehten sich die drei erschöpften Männer um – und trauten ihren Augen kaum: Dort stand Uchiha Sasuke mit seinem typischen Uchiha-Lächeln, die linke Hand lässig in die Hosentasche geschoben, in der rechten Hand – der Grund für die allgemeine Fassungslosigkeit – ein gewisser, wild zappelnder kleiner Blondschopf, auch bekannt als die Ursache allen Übels.

„Lass mich los, Sasuke-Bastard!“, kreischte Naruto außer sich und schlug mit Armen und Beinen um sich. „Lass mich gefälligst wieder runter!“

Allerdings ignorierte 'Sasuke-Bastard' diese Forderung gekonnt und wandte sich an seine beiden ehemaligen Sensei und den Sannin:

„Den habt ihr doch gesucht, oder?“ Und auf das stumme Nicken der drei fuhr er fort: „Er saß auf einem Hausdach und lachte wie ein Geisteskranker, deshalb dachte ich mir, nehm ich ihn lieber mal mit. Wenn man sich mal ansieht, was er alles angerichtet hat, dann war das wahrscheinlich gar keine so schlechte Idee, nicht war?“

Jiraiya schien bei dieser Erklärung noch missgelaunter zu werden als ohnehin schon und Kakashi steckte inzwischen in einer mittleren Krise; einzig Iruka schätzte die Dienste des Schwarzhaarigen und seufzte erleichtert:

„Vielen Dank, Sasuke. Wir sind schon seit fast zwei Stunden auf der Jagd nach ihm-“, und er warf dem Chibi-Ninja einen Blick zu, der soviel hieß wie 'Warte nur, bis ich dich in die Finger kriege...!', „-aber er ist uns immer wieder entwischt!“

„Dann hatte ich wohl Glück, ihn im richtigen Moment gesehen zu haben“, entgegnete Sasuke und übergab den (nun erst recht panisch zappelnden) Blondschopf an dessen selbsterklärten Vater, der seinen Fang mit eisernem Griff festhielt.

„Also“, begann der Braunhaarige und setzte sein strengstes Gesicht auf, das Naruto aus seinen Akademietagen nur zu gut kannte, „hast du irgendetwas zu deiner Verteidigung sagen?“

Naruto zog allerdings nur einen Schmollmund und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Lass mich doch auch mal Spaß haben!“, beschwerte er sich eingeschnappt – und genau das brachte ihm eine unsanfte Faust auf den Schädel und Iruka zum Explodieren:

„WIE OFT SOLL ICH DIR NOCH SAGEN, DASS DU GERNE DEINEN SPAß HABEN KANNST, NUR NICHT AUF KOSTEN ANDERER?! SCHAU DIR NUR MAL AN, WAS DU WIEDER ANGERICHTET HAST! DAS GANZE DORF IST DAS REINSTE CHAOS!“

Das war natürlich hoffnungslos übertrieben, denn noch war das Dorf größtenteils unbeschadet geblieben; nur dort, wo Naruto auf seinem spontanen Streichemarathon vorbeigekommen war, herrschte ein gewisses... Durcheinander. Allerdings ignorierte Iruka diese Tatsache gekonnt und fuhr weiter fort, mit seinem Schützling zu schimpfen – für volle zwanzig Minuten, in denen er die Aufmerksamkeit der gesamten Straße auf sich zog. Während Jiraiya den wütenden Sensei mit einigen immer mal wieder eingeworfenen Kommentaren unterstützte, versuchten Kakashi und Sasuke so zu tun, als gehörten sie nicht dazu – woran sie, wie man schon an der Formulierung merkt, hoffnungslos scheiterten.
 

Nachdem Iruka mit seinem Zwanzig-Minuten-Vortrag in voller Lautstärke über das Thema „Warum-spiele-ich-unschuldigen-Dorfbewohnern-keine-Streiche-um-mich-zu-amüsieren-und-meine-Aggressionen-herauszulassen“ fertig war, suchte er Narutos Gesicht nach Anzeichen von Reue ab – und spürte prompt, wie in ihm die Wut wieder hochkochte. Naruto hatte nämlich offensichtlich irgendwann während besagten Vortrages abgeschaltet und starrte mit leerem Blick in der Gegend herum, überhaupt nicht bemerkend, dass sein liebster Lieblingssensei auf der ganzen weiten Welt inzwischen verstummt war und ihn mit einem äußerst unheilvollen Blick bedachte. Doch der Mini-Ninja hing weiter irgendwo in seiner Gedankenwelt herum und schreckte erst hoch, als Sasuke ihn reichlich unsanft mit dem Knie in den Rücken stieß.

„Äh... Was? Oh, is' klar, Iruka-sensei“, grinste er und rieb sich völlig planlos in seiner typischen Art den Hinterkopf.

Dann bemerkte er die mörderische Aura, von dem Braunhaarigen ausströmte.

„Naaa-ruuu-tooo...!“

Mit einem halb erstickten „Miep“ flüchtete sich Uzumaki Naruto vor den Händen seines Lieblingssenseis, die so unheilvoll zuckten, als wollten sie sich geradewegs um seine Kehle legen und ihm die Luft abdrücken, hinter die Beine von Uchiha Sasuke und lugte dort unsicher hervor.

„Bitte bring mich um!“, quietschte er und setzte gleichzeitig den liebsten, süßesten, unschuldigsten Gesichtsausdruck auf, den er parat hatte. Prompt zeigte dieser auch seine Wirkung: Die tödliche Strahlung um den wütenden Sensei verschwand und seine Miene wurde weicher.

Wow, schoss es Naruto in diesem Moment durch den Kopf, das hat im Ernst funktioniert!

...vielleicht ist dieser Kinderkörper doch nicht so nutzlos, wie ich dachte!

Iruka räusperte sich derweil und stützte die Hände in die Hüften (um zumindest halbwegs streng auszusehen), bevor er in einem halbherzig bösen Ton sagte:

„So etwas machst du besser nicht noch mal, Naruto!“

Ein strahlendes Grinsen antwortete ihm und ein kleines Bündel Energie in viel zu großen Klamotten warf sich mit einem glücklich gezwitscherten „Iruka-sensei!“ an sein Bein. Der Braunhaarige konnte nicht anders, als sanft zu lächeln und dem verkleinerten Sechzehnjährigen liebevoll über den Kopf zu streicheln.

Sasuke beobachtete die ganze Szene mit einem Schweißtropfen. Diesen beiden zuzuschauen wurde wirklich nie langweilig.

Und Kakashi war immer noch am Boden zerstört und bezweifelte seine Jounin-Fähigkeiten.
 

Der gemeinsam getroffene Beschluss, zum Hokage-Tower zurückzukehren und nachzuschauen, wie weit Tsunade-sama mit ihren Nachforschungen gekommen war, stellte sich als eine vortreffliche Idee heraus:

Als Jiraiya (der kurzerhand vorgeschickt worden war) nämlich vorsichtig an der Tür zu dem Büro des Oberhauptes klopfte, war er überrascht, von drinnen ein gut gelauntes „Jahaa!“ zu hören. Zögernd öffnete er die Tür, bereit, einen Schreibtischstuhl oder ähnliche Möbelstücke an den Kopf geschleudert zu bekommen – doch nichts dergleichen geschah. Die Hokage der fünften Generation saß glücklich an ihrem Schreibtisch und trank Sake. Mal wieder.

„Hey, Schiraiya!“, rief sie fröhlich, als sie ihren alten Teamkameraden erkannte. „Radde mal, wassisch gefunnen hab!“ Und kichernd wedelte sie mit einem Buch herum, bevor sie sich einen neuen Schluck genehmigte.

„Hast du rausgefunden, wie ich wieder groß werde?“, rief Naruto begeistert und sprang aus Irukas Armen auf den Schreibtisch der betrunkenen Blondine.

„Nö, aber isch weiß, wie du nisch mehr weidder schrumfssd!“, kicherte sie und hob das Buch wieder hoch. „Guck!“

„Das kapier ich doch eh nicht“, erwiderte Chibi-Naru und schüttelte frustriert den Kopf. „Und du weißt echt nicht, wie ich wieder groß werde?“

„Isch bin ja noch nisch ferddig, dass is wenigsdens 'n Anfang“, grummelte die Fünfte, als sie ihre rechte Hand hob, die nun grün-bläulich leuchtete, noch einmal einen kurzen Blick auf die entsprechende Buchseite warf und die Handfläche dann mit voller Wucht in Narutos Brustbereich rammte – so dass der Mini-Ninja reichlich unsanft nach hinten vom Schreibtisch geschleudert wurde.

„So“, brummelte sie, „das häld jetz deine Zellen davon ab, dass sie... irgennwas tun... un deine Knochn... die machn dann... Dingsda... und deshalb schrumfd dein Körper nisch mehr, ach was weiß isch!“

Und damit klappte sie zusammen und schlief seelenruhig auf einer Ansammlung von Medizinbüchern ihren Rausch aus.
 

Während Naruto stöhnend wieder auf die Füße kam und sich die Brust rieb, starrte Sasuke – der übrigens über die bisherigen Geschehnisse mehr oder weniger eingeweiht worden war – die Hokage nur mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Kein Wunder, dass es mit Konoha den Bach runtergeht.“

„Glaubst ihr, es hat funktioniert?“ Der Mini-Blondschopf blickte hoffnungsvoll mit großen blauen Augen in die Runde, so dass sämtliche Anwesende, selbst wenn sie es gewollt hätten, gar nicht Nein sagen konnten.

„Bestimmt“, versicherte Iruka ihm mit einem aufmunternden Lächeln. „Tsunade-sama ist eine hervorragende Ärztin. Sie weiß sicher, was sie tut!“

„Klasse!“, quietschte Chibi-Naru entzückt – und stolperte über seine viel zu langen Hosenbeine. Dann war er nicht mehr entzückt. Sondern eher missgelaunt. Und verfluchte seinen Kinderkörper – inzwischen Durchschnittsgröße eines Sechsjährigen – in höchsten Tönen, so dass Iruka die Haare zu Berge standen.

„Naruto! Wo hast du nur diese furchtbaren Wörter her?“

„Von der Straße natürlich“, grummelte der Blondschopf und richtete sich zum zweiten Mal von einem unsanften Bodenkontakt in den letzten fünf Minuten auf. „Außerdem sehe ich nur aus wie Sechs. Ich bin immer noch Sechzehn, kapiert?!“

Doch das Funkeln des Todes (© Uchiha Sasuke), mit dem Iruka und der Rest nun bedacht wurden, verlor seine Wirkung dank der großen Augen, dem rundlichen Gesicht und dem allgemein kleinen Körper vollkommen. Chibi-Naruto war alles andere – nur nicht einschüchternd und bedrohlich.

Was Uchiha Sasuke natürlich wieder einmal ausnutzen musste, um seinen Rivalen bis aufs Blut zu reizen:

„Hn, Naru-chan, keine so bösen Blicke, sonst kriegen wir alle noch Angst.“

Naruto schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen.

„Wie... Wie hast du mich eben genannt, teme?!“

Na-ru-cha-n“, wiederholte Sasuke mit seinem üblichen Uchiha-Grinsen und betrachtete zufrieden, wie seine Provokation wirkte: Der kleine Blondschopf lief rot an und eine Ader pulsierte auf seiner Stirn.

„Du... du... Bastard! Mistkerl! Arsch! Blöder Futzi! Vollpfosten!“, kreischte er, ballte seine kleinen Hände zu Fäusten und versuchte vergebens, den Schwarzhaarigen niederzustarren. Doch bevor es zu einem Minikrieg zwischen den beiden kommen konnte, entschloss sich Iruka, lieber einzugreifen.

„Naruto, das war nicht sehr nett!“, wies er seinen Schützling streng zurecht, der einen Schmollmund zog und trotzig entgegnete:

„Mir doch egal! Der blöde Sasuke kann mich ma-“

„KANN MAN IN DIESEM BÜRO NICHT EINMAL IN FRIEDEN SCHLAFEN, OHNE DASS HIER GLEICH DER REINSTE ZIRKUS ENTSTEHT?!“

Tsunade war von ihrem kleinen Nickerchen unfreiwillig geweckt worden, und das stimmte sie gar nicht fröhlich...

Jiraiya, der dies hatte kommen sehen, war in weiser Voraussicht längst durch das Fenster verschwunden und auch den anderen blieb nichts weiter übrig als eine rasche Flucht. Und so standen sie eine halbe Minute später zu viert auf der Straße vor Konohas Hauptgebäude, atmeten tief durch und rieben sich die Schädel. Eine schlecht gelaunte Tsunade ging wirklich auf keine Kuhhaut...
 

„So... Und jetzt?“, erkundigte sich Naruto, der sich als Erster wieder halbwegs erholt hatte. Sasuke zuckte allerdings nur gelangweilt mit den Schultern und Kakashi war immer noch deprimiert, weil sowohl Sasuke als auch Naruto nun offensichtlich bessere Ninja waren als er. Iruka seufzte und wuschelte dem Blondschopf durch die Haare.

„Ich denke, es wäre am besten, dir ein paar passende Kleider zum Anziehen zu besorgen. Schließlich kannst du nicht ständig über deine eigene Hose stolpern. Aber woher nehmen und nicht stehlen...? Neue Kleider zu kaufen wäre reine Geldverschwendung, da du hoffentlich bald wieder deine ursprüngliche Größe zurück hast... Hm...“

Gedankenverloren legte der Chunin eine Hand an sein Kinn und legte die Stirn in Falten; ein Stück weiter unten kopierte sein Schützling seine Pose und schien ebenfalls angestrengt nachzudenken. Allein der Gedanke entlockte Sasuke ein ungläubiges Schnauben, bevor er sich unerwartet zu Wort meldete:

„Ich hätte da eine Idee.“ Zwei Paar Augen, eines groß und blau, das andere groß und braun, starrten ihn erwartungsvoll an. „Hn. Zufälligerweise stapelt sich bei mir zu Hause alte Kleidung in irgendwelchen Schränken. Die Chance, dass etwas dabei ist, was dem Dobe passen könnte, ist daher ziemlich hoch. Wir könnten nachsehen, ob wir etwas für ihn finden.“

Sofort hellte sich Irukas nachdenkliche Miene auf.

„Das ist großartig, Sasuke! Würdest du das tun? Das wäre wirklich eine große Hilfe!“

„Sicher.“ Der Uchiha zuckte mit den Schultern. „Ist kein Problem. Ich kann ihn auch gleich mitnehmen-“, er nickte in Narutos Richtung, „-damit er die Kleider gleich anprobieren kann.“

„Ja... Das ist vielleicht gar keine schlechte Idee“, lächelte Iruka. „Dann kann ich mich ein bisschen um euren Sensei kümmern...“ An dieser Stelle ist es wohl unnötig zu erwähnen, dass Kakashi immer noch recht verdrießlich aus der Wäsche schaute.

„Also treffen wir uns heute Abend beim Fest?“

„Okay.“

Und damit packte der Schwarzhaarige den Blondschopf am Kragen und der Braunhaarige den Grauhaarigen am Ärmel und beide zogen in verschiedene Richtungen von dannen.

Kakashi und Naruto fühlten sich dabei irgendwie ein wenig übergangen.
 

Es gab viele Dinge, die Uzumaki Naruto hasste: Wenn jemand die Hokage beleidigte, wenn Ero-Sennin mal wieder unschuldige Mädchen bespannte, anstatt mit ihm zu trainieren, wenn „Gama-chan“, sein kleiner Froschgeldbeutel, mal wieder leer war, wenn es kein Miso-Ramen im Supermarkt mehr gab, wenn Ichiraku Ramen mal geschlossen hatte und natürlich drei Minuten zu warten, bis seine Instant-Nudelsuppe fertig war.

Nun, stellte Uzumaki Naruto fest, konnte er seiner Liste der Dinge, die er hasste, einen weiteren Punkt hinzufügen:

Uzumaki Naruto hasste es, wenn er im Körper eines Sechsjährigen steckte, ausgestattet mit Fuchsohren und Fuchsschwanz, und von Uchiha Sasuke auf dem Arm getragen wurde. Und da genau das im Augenblick seine Situation war, konnte man sich Narutos momentane Laune vorstellen.

„Würdest du mich jetzt endlich runterlassen?!“, zeterte der Chaos-Ninja im Miniformat und ärgerte sich im gleichen Augenblick über seine piepsige Stimme. „Ich kann auch gut alleine laufen!“

„Hör auf zu jammern“, erwiderte Sasuke, der den kleinen Blondschopf unter den Arm geklemmt hatte, gelassen, doch auf seinem Gesicht war der Ansatz eines Lächelns zu entdecken. „So sind wir nun mal schneller. Außerdem ist es sowieso nicht mehr weit.“

Und weil Sasuke damit recht hatte, schwieg Naruto und schmollte stumm vor sich hin – allerdings nicht sehr lange, denn kurze Zeit später hatten sie Sasukes Haus erreicht und der kleine Blondschopf starrte – wie bereits in den vorangegangenen Tagen – ehrfurchtsvoll die Fassade des riesigen Gebäudes an. Einzig Sasukes Stimme hatte er es zu verdanken, dass er vor Staunen nicht die Welt um sich herum vollkommen vergaß:

„Dobe, wenn du nicht endlich aufhörst, jedes Mal wenn du hierherkommst zu starren, bis dir die Augen ausfallen, dann wirst du dich in naher Zukunft unterhalb der Grasnarbe wiederfinden.“

Der Ton des Uchiha war ruhig und gelassen geblieben, doch seine Aura war mit einem Mal um einiges tödlicher geworden. Naruto schluckte schwer. Vielleicht war es wirklich keine so schlechte Idee, damit aufzuhören... Wer wusste schließlich schon, wozu Sasuke alles fähig war?
 

Derweil schloss Sasuke seine Haustür auf, betrat den langen Flur und setzte den Miniaturninja ab, um sich die Schuhe auszuziehen. Doch kaum hatten Narutos Füße den Boden berührt, da flitzte er auch schon davon, um das riesige Haus ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Sasuke starrte dem kleinen Energiebündel einen Augenblick lang nur verblüfft hinterher, bevor er die Verfolgung aufnahm – um alle zerbrechlichen Gegenstände in seinem Haus vor ihrem sicheren Tod zu bewahren...

Allerdings blieben besagte zerbrechliche Gegenstände (noch) verschont, denn der Uchiha fand seinen unfreiwilligen Gast letztendlich in seinem eigenen Zimmer, wo der Chibi-Blondschopf die Fotos von Sasukes Familie, die neben dem eingerahmten Bild von Team 7 ihren Platz hatten, mit großen Augen anschaute. Blitzschnell packte Sasuke ihn am Kragen, hob in von den Füßen und hielt in hoch genug, dass ihre Gesichter auf gleicher Höhe waren.

„Hast du noch nie was davon gehört, dass man nicht einfach in die Privatsphäre anderer Leute eindringt, ohne zu fragen, Vollidiot? Mann, anscheinend ist nicht nur dein Körper wieder auf dem Stand eines Sechsjährigen, sondern auch dein Verstand und dein Benehmen“, grummelte der Hausherr und machte sich innerlich schon gefasst auf eine sehr böse (und sehr piepsige) Antwort; doch er wartete vergeblich. Naruto blickte nur mit gesenktem Kopf auf die Fotos, bevor er Sasuke mit aller Kraft, die er hatte, an die Brust trat.

„Du hast mir die Fotos nie gezeigt!“, beschwerte er sich lautstark und verschränkte sauer die Arme.

„Na und?“ Sasuke schien von dem bösen Blick seines Rivalen nicht sehr beeindruckt zu sein.

Besagter Rivale wurde durch diese desinteressierte Reaktion erst recht wütend und zappelte (mal wieder...) wie ein Irrer herum.

„Ich hätte dir auch Fotos von meiner Familie gezeigt, wenn ich welche hätte!“ Empört ruderte der Blondschopf mit den Armen in der Luft und versuchte gleichzeitig, noch einen Treffer mit seinem Fuß auf dem muskulösen Oberkörper des Uchihas zu landen – allerdings vergeblich, denn Sasuke hielt ihn in weiser Voraussicht weit genug von sich weg, so dass die kurzen Arme und Beine des Miniaturninjas gar nicht erst an ihn herankamen.

Nachdem er einsah, dass er seinen Erzfeind so nicht verletzen würde, stoppte Naruto seine kläglichen Angriffsversuche und wandte sein Gesicht demonstrativ ab; stattdessen betrachtete er wieder die Fotos und sein zuvor missgelaunter Gesichtsausdruck wurde traurig.

„Du siehst richtig fröhlich aus auf dem Bild da“, murmelte er und deutete auf die Fotografie, auf der Sasukes Familie gemeinsam abgebildet war.

„Mhm“, war die einzige, halbherzige Antwort.

„Wie alt warst du da?“

„Sieben“, entgegnete der Uchiha tonlos. Nur wenige Wochen später war die Tragödie passiert, als Itachi den ganzen Clan ausgelöscht hatte.

„Oh.“
 

Naruto war sich nicht sicher, was er darauf antworten sollte, also schwieg er lieber. Doch ihm brannten noch so viele Fragen auf der Zunge, dass er sich nicht beherrschen konnte. Er drehte sich zu Sasuke um, der ihn immer noch am Kragen in der Luft hielt, und fragte unsicher:

„Hast du... hast du sie gemocht?“

Sasuke blickte ihn einen Augenblick lang verwirrt an (dies drückte sich übrigens durch eine einzelne, gehobene Augenbraue aus), bevor er fragte:

„Wen? Meine Familie?“

Auf Narutos Nicken hin, erwiderte er:

„Selbstverständlich!“

„Vermisst du sie nicht?“

Es passte ganz und gar nicht zu Naruto, solche Fragen zu stellen, doch in diesem Moment wollte er einfach nur ein bisschen mehr wissen über den großen jungen Mann, der ihm so nahe stand und von dem er doch manchmal nicht die leiseste Ahnung hatte.

„Doch, natürlich vermisse ich sie, aber...“ Sasuke brach ab. Er sprach nicht gern über diese Dinge; eigentlich sprach er überhaupt nicht über sie. In den gesamten acht Jahren, die seit dem Massaker vergangen waren, hatte er niemandem von seinen Gefühlen erzählt...

Naruto beobachtete seinen Gegenüber und wartete schweigend, bis dieser sich wieder gefangen hatte und wie üblich desinteressiert dreinblickte; dann fragte er zögernd:

„Aber ist es hier nicht manchmal ziemlich einsam?“

Sasuke hob die Augenbrauen.

„Das hast du mich gestern schon mal gefragt, Idiot.“

„Du hast mir aber auch nicht richtig geantwortet! Sag schon! Bist du einsam oder nicht?!“

Missgelaunt wandte sich der Schwarzhaarige ab, bevor er nach kurzem Schweigen leise entgegnete:

„Das solltest du eigentlich wissen.“

„Also bist du einsam!“, rief Naruto. „Wieso pennst du dann nicht einfach mal bei 'nem Freund oder so? Jahrelang in so 'ner Riesenhütte zu leben tut doch echt nicht gut!“

„Bei wem hätte ich denn bitteschön übernachten sollen?“, murmelte Sasuke, das Gesicht immer noch abgewandt, worauf sich der Chibi-Ninja sofort lautstark entrüstete:

„Bei mir natürlich! Wir sind doch Freunde, du Vollpfosten!“

„Du bist hier der Vollpfosten.“ Sasukes Ton war zwar kühl und genervt, doch als er dem kleinen Blondschopf einen (sanften) Schlag auf den Kopf verpasste, konnte er nicht anders als zufrieden zu lächeln. Er fühlte sich so gut wie seit Jahren nicht mehr, und das änderte sich auch nicht, als sich Chibi-Naru enthusiastisch an seine Brust warf, weil „Sasuke so lächelt wie auf dem Foto“. Und als der Kleine zehn Sekunden später kapierte, was er gerade tat, daraufhin zurückschreckte, als hätte ihn eine Klapperschlange gebissen, und dabei seinen „blöden Kinderkörper“ verfluchte, da hätte Uchiha Sasuke beinahe lauthals losgelacht.

„Komm schon, du Witzfigur eines Chunin“, grinste er und nahm seinen Rivalen richtig auf den Arm, so dass dieser nicht nur von seinem Hals herunterbaumelte, „wir suchen dir ein paar ordentliche Kleider.“

„Ich bin keine Witzfigur!“, zeterte Naruto, ließ sich ansonsten allerdings widerstandslos von Sasuke tragen, der sein Zimmer verließ und einen anderen Raum betrat, in dem sich bereits der Staub sammelte.

„Meine Güte“, murmelte der Schwarzhaarige und sah sich um, „ich war hier ja ewig nicht mehr drin...“

„Und hier hebst du deine alten Kleider auf?“, fragte Naruto und sah sich ebenfalls neugierig um. „Wozu das denn?“

Sasuke zuckte nur mit den Schultern und öffnete einen der Schränke, in dem sich fein säuberlich zusammengelegt seine Kinderklamotten befanden. Er setzte den Chibi-Chaos-Ninja ab und begann, in den Stoffbergen zu wühlen, bis er schließlich etwas Passendes gefunden hatte.

„Probier das mal“, wies er den Blondschopf an und warf ihm die Kleider über den Kopf. „Die sind dir wahrscheinlich ein bisschen zu groß, aber das kriegen wir schon hin.“

„Was ist mit meinem Fuchsschwanz?“, ertönte Narutos Stimme dumpf unter dem Stoff hervor. „Den kann ich ja schlecht raushängen lassen!“

„Leg ihn um deine Hüfte. Das T-Shirt, das ich dir gegeben habe, sollte eigentlich groß genug sein, um ihn zu verdecken. Ach ja-“, er tauchte noch einmal in die Untiefen seines Schranks ab, „-hier hast du noch einen Gürtel, damit deine Hose nicht rutscht.“

Nachdem Naruto alles angezogen und den Gürtel festgezurrt hatte, betrachtete er sich in dem verstaubten Spiegel, der an einer der Schranktüren befestigt war. Sasukes Kinderkleider waren ihm tatsächlich etwas zu groß, doch sie waren auf jeden Fall besser als seine eigenen; diese Hose musste er nicht ständig festhalten und es bestand auch nicht die Gefahr, dass er über eines der Hosenbeine stolperte. Blieben nur noch zwei kleine Problemchen übrig...

„Was ist mit Schuhen? Und was soll ich mit meinen Ohren machen?“ Wie zur Unterstützung zog der kleine Wirbelwind an den oranenen Fellohren und drehte sich dann mit großen, fragenden Augen zu Sasuke um. Der zuckte nur mit den Schultern und meinte:

„Du brauchst keine Schuhe, draußen ist es warm genug. Und wegen den Ohren-“, er zog etwas hinter seinem Rücken hervor und grinste, „-hab ich an das hier gedacht.“

Als sich Naruto erneut seinem Spiegelbild zuwandte, schnappte er empört nach Luft. Was fiel diesem arroganten Bastard eigentlich ein...?!

Sasuke hatte ihm nämlich kurzerhand eine Kappe auf den Kopf gedrückt. Mit der Kappe an sich hatte Naruto kein Problem, es war eine ganz normale Baseballkappe, pechschwarz – bis auf diesen nervigen rot-weißen Fächer, der dick und fett (und sehr gut sichtbar) vorne drauf gestickt war.

„Aber ich will keine Kappe mit dem Uchiha-Symbol!“, beschwerte sich Naruto und zog die Mütze wieder ab. „Hast du nix anderes?!“

„Nö“, erwiderte der Uchiha und konnte sich erneut ein kleines Grinsen nicht verkneifen. „Das ist vermutlich die einzige Kopfbedeckung, die du in diesem Haus noch finden wirst. Außerdem wäre ich an deiner Stelle schon dankbar dafür, dass ich Kleider gefunden habe, auf denen unser Symbol ausnahmsweise nicht drauf ist.“

Und weil Naruto darauf nichts mehr einfiel, verschränkte er die Arme vor der Brust und schmollte – ganz im Kleinkind-Style. Sasuke realisierte mit Überraschung, dass er bei diesem Anblick schon wieder kurz davor war, in Gelächter auszubrechen – und fragte sich allmählich, was bei Jashin dieser Zwerg eigentlich mit ihm anstellte!

Doch weil er es für sinnlos befand, sich weiterhin darüber den Kopf zu zerbrechen, packte er den Miniaturninja kurzerhand unter den Armen und hob ihn auf seine Schultern.

„H-hey, hey! Was soll das denn werden, Teme?!“

„Komm schon, lahme Socke, es ist bereits spät. Das Fest hat längst angefangen und Iruka wird sich Sorgen machen, wenn du nicht demnächst auftauchst. Wahrscheinlich denkt er, du bist ins Klo gefallen oder so. Würd ich dir glatt zutrauen...“, fügte er spottend hinzu und erntete dafür einen Tritt gegen seine Schulter.

Als Sasuke das Zimmer verließ, drehte sich Naruto noch einmal kurz um und betrachtete sein Spiegelbild. Irgendwie gefiel ihm sein Anblick auf Sasukes breiten Schultern...

Auf einmal gut gelaunt vergrub der Blondschopf seine Hände in Sasukes Haaren und stieß mit seinen nackten Füßen fordernd gegen dessen Oberarme.

„Los, Pferdchen!“

„Ich glaub, es hackt“, entgegnete der Uchiha, trabte aber trotzdem los und sprintete zu Narutos großer Freude in vollem Tempo die Treppe hinunter, bog im Flur scharf um die Ecke, griff sich im Vorbeigehen seinen Schlüssel und stürmte dann mit einem lachenden Chibi-Naru auf den Schultern aus der geradewegs zur Haustür hinaus.
 

Das Fest war tatsächlich bereits in vollem Gange, als Sasuke mit Naruto auf den Schultern dort ankam. Mit den vielen bunten Lampions und Laternen, die die verschiedenen Stände in allen Farben erleuchteten, und Mond und Sternen am klaren Nachthimmel bot Konohas Hauptstraße einen grandiosen Anblick, der sogar an dem sonst so gefühlskalten Uchiha nicht spurlos vorbeiging. (Von Naruto wollen wir gar nicht erst anfangen. Der saß schon seit dem Anblick der ersten Lichter in der Ferne nicht mehr still und trieb den schweigenden Sasuke schier in den Wahnsinn. Wie konnte jemand auch nur so hibbelig sein?)

„Teme, Teme, geh mal da rüber!“

Naruto war begeistert; ob es daran lag, dass ihm das Sommerfest so gut gefiel, oder daran, dass er seinen Rivalen nach Lust und Laune herumkommandieren konnte, wusste besagter Rivale nicht (allerdings vermutete er eher das Letztere). Und doch reagierte er sofort, drängte sich durch die Menge in die Richtung, in die der kleine Überraschungsninja zeigte, einzig und allein um ihn gut gelaunt und glücklich zu sehen. Was ihm auch gelang, denn Naruto strahlte bis über beide Ohren und jubelte hocherfreut:

„Ich will Zuckerwatte!“

Schon die Art, wie der Blondschopf das Wort 'Zuckerwatte' aussprach, sandte Sasuke einen Schauer über den Rücken; der Gedanke an das widerliche, klebrige, zuckersüße rosa Zeug tat dann den Rest.

„Wie kann man so ein Zeug freiwillig essen?“

„Zuckerwatte ist echt lecker!“, empörte sich Naruto (und machte mal wieder Gebrauch von seinen Fersen im Kampf gegen Sasukes Schulter). „Du hast ja bloß noch nie probiert!“

„Werde ich auch nie tun, solange ich noch ganz bei Trost bin“, erwiderte der Uchiha so gelangweilt wie möglich, steuerte aber trotzdem auf den Zuckerwattestand zu.
 

„Eins von den Dingern für den Kleinen da“ war zwar nicht gerade die präziseste Bestellung, die die junge Zuckerwatteverkäuferin je gehört hatte – aber wer konnte es diesem gutaussehenden jungen Mann auch übel nehmen? Freundlich lächelnd nickte sie, nahm einen der bereit liegenden Holzstäbe, ließ den rosafarbenen Zucker darum kreisen, streckte ihrem (hübschen) Kunden schließlich die fertige Zuckerwatte entgegen – und erstarrte, als sich der kleine Junge auf dessen Schultern, der vorher im Schatten kaum sichtbar gewesen war, nach vorne beugte und seine großen blauen Augen im Licht funkelten. Das Lächeln, das er ihr schenkte, strahlte heller als die Sonne und die Art, wie er etwas ungeschickt nach der begehrten Süßigkeit griff und sich gleichzeitig an den schwarzen Haaren des jungen Mannes festhielt, brachte ihre Innereien zum Schmelzen; und sie kam nicht umhin, sich diese eine Frage zu stellen:

Wie um alles in der Welt konnten zwei Jungen gemeinsam nur so niedlich aussehen?

Der Schwarzhaarige wirkte wie ein großer Bruder, der auf seinen kleinen Bruder aufpasste, immer darauf bedacht, ihn zu beschützen und niemanden zu nahe an ihn heranzulassen... Die Verkäuferin musste sich zusammenreißen, um bei diesem Anblick nicht loszusabbern (und die Tatsache, dass der Ältere der beiden zum Anbeißen und der Jüngere zum Knuddeln aussah, war nicht gerade sehr hilfreich dabei...).

Als sich der kleine Blondschopf dann auch noch den ersten Bissen in den Mund schob und entzückt „Lecker!“ rief, und als der gutaussehende Teenager daraufhin ein kleines bisschen lächelte, da war es endgültig um die arme Frau geschehen. Auf die Frage des hübschen Schwarzhaarigen, wie viel er ihr schulde, brachte sie mit Mühe und Not ein halb geflüstertes „Es ist umsonst, mein Herr...“ heraus, bevor ihre Knie nachgaben und sie auf den Boden sank.

Das gut gelaunte „Dankeschön, Nee-chan!“ des Kleinen nahm sie kaum noch war.
 

„Mensch, Zuckerwatte umsonst!“, begeisterte sich derweil zehn Meter weiter besagter kleiner Blondschopf auf den Schultern des besagten gutaussehenden Schwarzhaarigen. „Die Verkäuferin war ja echt nett!“

„Tja“, äußerte sich Sasuke selbstgefällig dazu, „das lag an meinem betörenden Charme.“

„Ha ha“, grummelte Naruto und kickte seinem Träger mal wieder gegen den Arm. „Bild dir bloß nichts drauf ein oder ich schmier dir Zuckerwatte in die Haare!“

Der Uchiha wollte gerade etwas erwidern als ein plötzlicher Schrei die Aufmerksamkeit beider Jungs auf sich zog:

„Sasuke-kuuuuuuun!“

Korrektur: Es war nicht ein Schrei.

Es war Der Schrei.

Der Fangirlschrei.

Naruto spürte, wie sich sein Träger versteifte, wie er seine Muskeln aufs Äußerste anspannte, als ob er sich darauf gefasst machte, jeden Moment die Flucht zu ergreifen... Doch er blieb nur unschlüssig auf der Stelle stehen und rührte sich keinen Zentimeter, als Der Schrei erneut ertönte – diesmal allerdings ein gutes Stück näher als zuvor...

„Sasuke-kuuuuuuun!“

Als 'Sasuke-kuuuuuuuun' sich langsam, ganz langsam umdrehte, standen dort – wie nicht anders zu erwarten – Haruno Sakura und Yamanaka Ino, beide mit Herzchen in den Augen, und schmachteten 'ihren' Sasuke an. Irgendwo im Hintergrund erspähte Sasuke einen genervten Shikamaru (stets erkennbar an seinem „Wie nervig...“) und einen etwas außer Atem geratenen Chouji (seinerseits stets erkennbar an einer Tüte Chips), die offensichtlich ihrer Teamkameradin hinterher getrabt waren.

Weder Sakura noch Ino schien den Blondschopf auf den Schultern des Uchihas bemerkt zu haben, da beide viel zu beschäftigt damit waren, Sasuke anzuhimmeln. Doch Naruto, der wie immer seine Klappe nicht halten konnte (und im Eifer des Gefechts anscheinend vergessen hatte, dass er geschrumpft war), rief in seiner üblichen lauten Art begeistert:

„Hallo, Sakura-chan!“

Sofort schreckte die Angesprochene aus ihre Fangirl-Trance und starrte mit wildem Blick durch die Gegend, auf der Suche nach dem Besitzer dieser nervigen Stimme (den sie seit heute Morgen hatte verprügeln wollen).

Shannaro!, brüllte die innere Sakura und schlug mit ihren Fäusten um sich. Dieser Naruto! Wenn ich den erwische, prügle ich ihn grün und blau!

„Sakura-chan?“, fragte derweil ein ahnungsloser Naruto und beugte sich ein wenig vor. „Suchst du jemanden?“

Blitzschnell wandte sich die Rosahaarige in seine Richtung, die Faust schon zum Schlag erhoben – und hielt inne. Wie vom Donner gerührt starrte sie in die großen blauen Augen, die sie unschuldig anblinzelten, starrte in das runde Gesicht, das sie glücklich anlächelte, starrte auf die Fuchsohren, die aus dem blonden Haarschopf herausragten, starrte auf die etwas zu großen Klamotten, auf die Uchihakappe in der Hand mit den kleinen Fingern... und zupfte ihre verfeindete beste Freundin, die noch immer de Uchiha-Erben verträumt ansah, am Ärmel. Auf Inos genervten Blick hin zeigte sie wortlos auf den Blondschopf im Miniformat, der inzwischen leicht verwirrt dreinschaute, und Inos Augen weiteten sich. Sprachlos schauten sich die beiden Mädchen einen Moment lang an – dann schrien sie mit einem Mal gleichzeitig entzückt auf.

Zwei neue Chibi-Naru-Fangirls waren geboren worden.
 

Nara Shikamaru, Akamichi Chouji, Inuzuka Kiba, Aburame Shino, Hyuuga Neji und Rock Lee sahen sich nur an und richteten dann ihre Blicke wieder fassungslos auf das Geschehen, das sich vor ihren offenen Mündern abspielte.

Dort, in der Mitte stand Uchiha Sasuke, umringt von kreischenden Mädchen mit Herzchen in den Augen. Soweit nichts neues.

Der schockierende Teil daran war allerdings, das es nicht das großartige, allseits beliebte Genie des Uchiha-Clans war, dem die Aufmerksamkeit (und die Herzchen) galt, sondern sein kleiner Begleiter.

Und hier wurde die Sache schon fast skandalös, denn besagter Begleiter war natürlich kein Anderer als Uzumaki Naruto, Alter sechs Jahre, mit unwiderstehlichen, blauen Augen und großen Fuchsohren, die aus seinen wirren Haaren hervorschauten. Wie genau er das angestellt hatte, blieb allen Anwesenden ein Geheimnis, doch die eine Hälfte war viel zu beschäftigt damit, ihm durch die Haare zu wuscheln und ihn anzuquietschen, während die andere Hälfte die Szene nur sprachlos mitverfolgte – beziehungsweise den kleinen Blondschopf mit Klauen und Zähnen verteidigte.

Richtig, Uchiha Sasuke hatte nicht vor, 'seinen' Chibi-Naruto einfach so den verrückten Fangirls zu überlassen. Wer, wenn nicht er selbst wusste schließlich am besten, wozu diese fanatischen Teenager in der Lage waren?

„Was ist denn hier auf einmal los?“, erkundigte sich plötzlich eine Stimme hinter den sechs Jungen, die ihnen nur allzu gut bekannt war. Umino Iruka (mit einem wieder gut gelaunten Jounin im Schlepptau) war der Radau mitten auf der Straße offenbar ebenso wenig entgangen wie dem Rest der Dorfbewohner, die sich im Umkreis von einem halben Kilometer aufgehalten hatten. „Ist das... Naruto?“

„Jup“, erwiderte Kiba.

„Die Mädels sind verrückt geworden“, fügte Chouji hinzu, eifrig Chips mampfend.

„Uchiha kann ihn gerade so verteidigen“, schloss Neji den Bericht der Lage.

„Wie nervig“, stöhnte Shikamaru und Shino, der die ganze Zeit schweigend daneben gestanden hatte, nickte nur.

„Sogar Tenten wurde von der Kraft der Jugend überwältigt!“, rief Lee schockiert, während sein Teamkamerad aus dem Hyuuga-Clan bei dieser Feststellung mehr als missgelaunt aussah.

„Und Hinata ist in Ohnmacht gefallen, sobald sie ihn gesehen hat“, sagte Kiba und nickte mit dem Kopf in Richtung der jungen Hyuuga, die er geistesgegenwärtig aufgefangen hatte. Akamaru bellte zustimmend.

Iruka seufzte abgrundtief.

„Na großartig. Und wie holen wir ihn da wieder raus?“

„Ich habe das Gefühl“, lächelte Kakashi ahnungsvoll, „dass er das selbst ganz gut hinkriegt.“

Naruto war nämlich auf Sasukes Kopf geklettert, richtete sich auf, breitete die Arme aus und rief mit seinem hohen Stimmchen, so laut er konnte: „STOOOP!“
 

Mit einem Mal war es still.

An die zwanzig begeisterte Mädchen blieben stocksteif stehen und starrten mit offenen Mündern zu dem kleinen Blondschopf hinauf, der erst einmal tief Luft holte.

„Könntet ihr bitte damit aufhören, mich zu belagern?“ Narutos Stimme klang ziemlich kläglich und er sah die Mädchen mit wässrigen Augen flehend an. „Das macht mir nämlich ganz schön Angst...“

Dass in diesem Moment ein mitleidiges „Awww“ durch die Reihen der Fangirls ging, ist wohl unnötig zu erwähnen.

Dass sich in diesem Moment allerdings Uchiha Sasukes Sharingan aktivierte und er so böse aus der Wäsche schaute, dass selbst sein verhasster Bruder auf der Stelle tot umfallen würde, ist jedoch sehr erwähnenswert... Doch allein Kakashis scharfem Auge fiel diese kurze Veränderung auf und er dachte sich seinen Teil dazu.

„Können wir irgendwas für dich tun, Naruto-chan?“, fragte eines der Mädchen mit zittriger Stimme und die anderen nickten eifrig. Alles, damit 'Naruto-chan' nur keine Angst mehr hatte...

„Na ja“, murmelte der Chaos-Ninja und schniefte leise, „mir ist meine Zuckerwatte runtergefal-“

„Ich kauf dir eine neue!“, kreischte mindestens die Hälfte der Fangirls, rannte davon und stürmte den Zuckerwattestand. Die Verkäuferin war nicht sehr erfreut...

Derweil flüchtete sich Sasuke zu Kakashi, Iruka und den männlichen Mitgliedern von Team Acht, Team Zehn und Team Gai und atmete erleichtert auf.

„Tch, das war knapp. Die machen mich noch wahnsinnig...“

Ein plötzliches Kichern, das schnell in lautes Gelächter ausartete, zog die Aufmerksamkeit aller auf sich. Chibi-Naru schien sich prächtig zu amüsieren, von wässrigen Augen oder gar Tränen keine Spur.

„Ich hätte nie gedacht, dass das so gut funktioniert“, grinste der Blondschopf durchtrieben. „Aber diese Niedlichkeitsnummer klappt echt! Vielleicht sollte ich ein neues Jutsu entwickeln...“

„W-was zum Teufel ist denn mit dir passiert, baka?!“ Kiba betrachtete den Miniaturninja mit einer Mischung aus Schock und Faszination.

„Er hat ein Jutsu vermasselt, was sonst?“, stöhnte Shikamaru genervt.

„Ey!“, entrüstete sich Naruto daraufhin. „Das war alles Sasuke-temes Schuld!“

„Eigentlich ist es tatsächlich deine Schuld“, murmelte Iruka gerade laut genug, dass alle es hören konnten und Naruto zog seinen altbekannten Schmollmund.

„Macht mich doch alle runter!“

„Hn. Heul doch.“

„Halt du dich da raus, Teme!“

„Naruto ist so süüüüß!“

„Seit wann das denn?“

„Halt die Klappe, Ino, du denkst doch genauso!“

„Ach ja, Breitstirn?!“

„Wie hast du mich genannt?! Shannaro!“

„-nur weil du so dämlich bist, Dobe.“

„WAAAS?!“

„Sind sie nicht süß zusammen?“

„Kakashi!“

„Wie nervig...“

Und ungefähr so ging das Sommerfest weiter. Jede Menge Streitereien, jede Menge entzücktes Gequietsche samt Herzchen, jede Menge gute Laune – und jede Menge Zuckerwatte für einen gewissen kleinen Blondschopf, der mal wieder im Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit stand und das Fest in allen Zügen genoss.

Es war schon kurz vor Mitternacht, als sich die kleine Gesellschaft aus guten Freunden und diversen Sensei (die sich im Laufe des Abends dazu gesellt hatten) schließlich auflöste und sich jeder auf seinen Heimweg machte.
 

Uchiha Sasuke hatte bereits die Hälfte seines Heimwegs hinter sich, als ihn plötzlich etwas von hinten ansprang und sich an seine Hüfte klammerte. Bereits vertraut mit dem Chakra des Anderen machte er sich erst gar nicht die Mühe, sich umzudrehen, sondern fragte nur:

„Was willst du, Dobe?“

„Iruka-sensei hat gesagt, ich kann nicht alleine nach Hause, weil ich nicht mal richtig an die Türklinke komme, deshalb hab ich ihn gefragt, ob ich bei dir übernachten kann. Und er hat Ja gesagt, deshalb bin ich hier!“ Sasuke konnte das breite Grinsen des Blondschopfs schon fast spüren, so deutlich sah er es vor sich.

„Vielleicht solltest du zuerst einmal mich fragen, ob du bei mir übernachten kannst“, erwiderte er gelangweilt, doch in seinem Bauch breitete sich ein nicht unangenehmes Kribbeln aus. Gespannt wartete er auf Narutos Antwort, die auch sofort kam:

„Du musst mich übernachten lassen, teme! Ich hab's Iruka-sensei versprochen und ich breche nie meine Versprechen!“

„Tch. Musst du dir halt vorher überlegen, was du versprichst“, entgegnete Sasuke kühl. So einfach würde er es dem Zwerg nicht machen...

„Och, komm schon, Sasukeeeeee!“, bettelte Naruto mit weinerlicher Stimme. „wo soll ich denn sonst hingehen?“

„Zu Iruka.“

„Kakashi-sensei hat gesagt, das geht nicht! Er hat gesagt, Iruka-sensei hat heute Nacht schon genug zu tun, da kann er nicht noch auf mich aufpassen, und deshalb soll ich zu dir gehen!“

„Was zum...?“ Was denkt sich dieser Perversling eigentlich?! 'Iruka-sensei hat heute Nacht schon genug zu tun'?! Mann, hat der ein Glück, dass Naruto nichts kapiert hat! Und jetzt darf ich Babysitter spielen, damit dieser Icha Icha-Fan seine sexuellen Fantasien mit meinem ehemaligen Lehrer ausleben kann?! Wer bin ich denn?!

„Saaaaasukeeeeeee?“ Naruto zupfte an seinem Hosenbein. „Darf ich jetzt?“

„Hn. Von mir aus“, grummelte der Uchiha. Es passte ihm zwar ganz und gar nicht, dass er von Kakashi einfach für dessen Zwecke eingespannt wurde, aber andererseits... Er warf einen Blick auf den kleinen Blondschopf, der gut gelaunt neben ihm herlief. Vielleicht war die Idee doch nicht so schlecht...

Moment mal. Das hier war Naruto. Natürlich war die Idee schlecht! Die Rede war von dem Jungen, der harte, durchtrainierte Ninja in den Wahnsinn treiben konnte! Allein die Nächte, die er mit diesem Jungen auf Missionen hatte verbringen müssen, hatten Sasuke vollkommen gereicht! Und jetzt, mit diesem Kind, in seinem eigenen Haus?!

Sasuke stöhnte innerlich. Na dann – im wahrsten Sinne des Wortes – gute Nacht.
 

„Du schläfst hier.“

Naruto beäugte den Futon, den Sasuke gegenüber seines eigenen Bettes auf der anderen Seite des Zimmers ausgebreitet hatte, misstrauisch. Der sah ganz schön hart aus...

„Wieso kann ich nicht in deinem Bett schlafen? Es ist doch extrabreit, da passen wir bequem zu zweit rein“, beschwerte sich der Blondschopf, momentan in einen von Sasukes alten Schlafanzügen gekleidet, und verschränkte missgelaunt die Arme vor der Brust.

„Weil es mein Bett ist, ganz einfach darum“, erwiderte der Herr des Hauses in einem Tonfall, der jegliche weitere Diskussion ausschloss. Schmollend kroch Naruto unter seine Decke und ignorierte Sasuke, der sich ebenfalls in sein Bett begab.

Die Minuten vergingen schweigend und der kleine Chaos-Ninja wälzte sich unruhig in seinem Bett herum. Das war viel zu hart! Hier konnte er unmöglich schlafen!

Neugierig schielte er hinüber zu Sasuke. Der Schwarzhaarige lag ganz still mit dem Gesicht zur Wand und schien bereits zu schlafen... Trotzdem ging Naruto lieber auf Nummer sicher und wartete noch etwa zwanzig Minuten, bevor er aufstand und auf Zehenspitzen durch das Zimmer schlich, bis er an Sasukes Bett angelangt war. Vorsichtig, um den Uchiha ja nicht zu wecken, schob er sein Kissen auf die Matratze und kroch dann neben den Schwarzhaarigen. Einen Augenblick lang hielt er inne, wartete auf ein Lebenszeichen seines Rivalen; doch alles blieb ruhig. Sasuke schlief offenbar tatsächlich schon. Erleichtert ließ Naruto den Kopf auf sein Kissen sinken, grinste zufrieden und murmelte:

„Gute Nacht, Sasuke-Bastard.“

Auf der anderen Seite des Bettes starrte Uchiha Sasuke mit offenen Augen die Wand an und ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen.

Gute Nacht, Vollidiot.
 

~~~~~

*hat sich in dieses Ende verliebt* *--* <3

Übrigens, nichts gegen Fangirls - ich bin selbst eins! (vermutlich das Schlimmste im Umkreis von 100 Kilometern oder so... x'D) Sonst würd ich diese Story hier gar nicht schreiben^^

Sooo~ Und jetzt seid doch bitte so lieb und sagt mir, was ihr denkt! /\__/\

Lg~

dat Mao
 

PS: Falls ihr irgendwann in letzter Zeit euren Nickname geändert habt und auf meiner ENS-Liste steht, wärt ihr dann so gut, mich zu benachrichtigen? (Einfach nur sagen, wie ihr vorher hießt, so dass ich das ändern kann^^) Danke schon mal^^

Tag 5 oder: Wie man seine Lehrer verkuppelt

Hallöle! Wie ihr vermutlich bereits gemerkt habt, ist das hier Kapitel 5! ;P

Und wie ihr eventuell schon am Titel festgestellt haben könntet, ist das das Kapitel, bei dem es hauptsächlich um Kakashi und Iruka geht♥

Mir persönlich gefällt's nicht besonders... aber jeder hat seine eigene Meinung ;)

Viel Spaß^^

~~~~~
 

Wärme.

Zwei Arme, die sich um ihn schlangen und ihn festhielten.

Gleichmäßiges, rhythmisches Ein- und Ausatmen.

Ein vertrauter, beruhigender Geruch.

Und dieses Gefühl der Wärme...
 

Uzumaki Naruto konnte sich nicht erinnern, wie oft er sich schon gewünscht hatte, auf diese Art aufzuwachen: In einer sanften Umarmung, mit einem Gefühl der Sicherheit, das jegliche Einsamkeit vertrieb. Und mit dem Gefühl, gewollt und geliebt zu sein.

Doch es waren stets Wunschträume geblieben.

Bis zu diesem Morgen.

Oder war dieser Morgen auch nur ein Traum?

Naruto wollte nicht weiter darüber nachdenken, wollte dieses Gefühl der Sicherheit und Wärme bis in alle Ewigkeiten genießen... doch sein eigener Körper machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Und zwar indem er aufwachte und Narutos noch benebeltes Gehirn aufklärte. Langsam wurde die Umgebung klarer, auch wenn Naruto die Augen so fest wie möglich zukniff; doch sein Gehör-, sein Geruchs- und vor allem sein Tastsinn wurden schärfer – und Naruto wurde in seiner frühmorgendlichen Trance eines klar: Wo auch immer er hier war – zu Hause war das jedenfalls nicht.

Und dann wurde ihm noch etwas klar: Das hier war kein Traum.

Und als dieser Gedanke schließlich vernünftig zu ihm durchgedrungen war, fühlte er sich, als würde ein riesiger Glücksballon in seinem Inneren anschwellen. Am liebsten wäre er aufgesprungen, durch die Gegend getanzt und hätte sich die Stimmbänder aus dem Hals gesungen. Aber das unterließ er dann doch lieber, denn vermutlich würde der Lärm die Person neben ihm aufwecken.

Wenn wir schon bei dem Thema sind... Wo bin ich eigentlich? Und in wessen Armen liege ich?

Von Neugier getrieben öffnete Naruto erst das eine, kurz darauf auch das andere Auge und spähte umher. Einen Augenblick lang war seine Sicht verschwommen, dann stellten sich seine Augen scharf und er erkannte...

Hätte Uzumaki Naruto in diesem Moment den Mund voller Wasser oder einem ähnlichen Getränk gehabt, hätte er es vermutlich ohne Umschweife quer durch das gesamte Zimmer gespuckt. Denn der Anblick, der sich ihm bot, war so absurd, dass er sich erst einmal selbst in den Arm kneifen musste, um sicher zu gehen, dass er nicht doch träumte.

Direkt neben ihm lag Uchiha Sasuke, nur mit einem T-Shirt und Boxershorts bekleidet, die Haare durcheinander und wild in alle Richtungen abstehend, und – was das Verstörendste an der Situation war – umklammerte seinen Erzrivalen wie ein kleiner Junge seinen Teddybären.

Kein Wunder also, dass besagter Erzrivale den Mund nicht mehr zu bekam.

Und nicht drumherum kam, sich zu fragen: Wie bei Hokages Hausschuhen bin ich hier gelandet?!

Und dann:

Wieso ist mir nie aufgefallen, dass Sasuke süß aussieht, wenn er schläft?
 

Als Uchiha Sasuke an diesem Morgen aufwachte, hatte er das unbestimmte Gefühl, dass irgendetwas anders war als sonst; doch in seiner frühmorgendlichen Trance kam er nicht so ganz darauf, was es war...

Okay, Sasuke. Erstmal einen Systemcheck:

Boxershorts? - Check.

Schlaf-T-Shirt mit 'Ich Hasse Das Wiesel'-Aufdruck? - Check.

Bettdecke? - Check.

Wecker auf dem Nachttisch? - Check.

Naruto im Miniformat in einem meiner alten Schlafanzüge neben mir in meinem Bett? - Check.

Kopfkissen? - Che-

Sasuke stutzte mitten in seinen Gedanken. Dann wanderte sein Blick zurück zu der Stelle, an der er eine Anomalie in seiner morgendlichen Normalsituation entdeckt hatte.

...einen Moment mal! Naruto im Miniformat in einem meiner alten Schlafanzüge neben mir in meinem Bett?!

Der junge Uchiha blinzelte. Dann blinzelte er erneut und schließlich rieb er sich die Augen und blinzelte noch einmal. Das Bild vor seiner Nase änderte sich nicht.

„U-Usuratonkachi...?“

Plötzlich schreckte der kleine Blondschopf, bis eben in seinen Gedanken verloren, auf und starrte Sasuke an, als wäre er ein Geist.

„Sa-Sa-Sasuke...!“

Blaue Augen trafen auf schwarze, zwei Gesichter wurden gleichzeitig rot und zwei junge Männer, der eine davon im Körper eines Kindes, durchzuckte der gleiche Gedanke:

Was in drei Teufels Namen ist hier passiert?!

Dann, langsam aber stetig, kam die Erinnerung wieder.

„Ich wurde geschrumpft...“, begann Naruto und bohrte mit seinem Blick Löcher in die Wand.

„...und ich fand dich auf einem Hausdach, als du Psycho-Kind gespielt hast...“, fuhr Sasuke fort und kratzte sich nachdenklich am Kopf.

„...dann hast du mich mit zu dir genommen...“, erinnerte sich der Blondschopf.

„...und ich habe dir Kleider von mir gegeben...“, führte der Uchiha den Gedankengang weiter.

„...wir sind auf's Sommerfest gegangen...“, überlegte Naruto und spielte gedankenverloren mit dem Zipfel der Bettdecke.

„...und danach bist du wieder mit mir nach Hause gekommen...“, ergänzte Sasuke und zupfte sein Kissen zurecht.

„...ich konnte nicht einschlafen und bin zu dir ins Bett geklettert“, schloss der Miniaturninja die Zusammenfassung.

„Was ich dir übrigens verboten hatte.“

Sasukes Blick war nicht unbedingt der freundlichste und Naruto wollte ihm gerade eine bissige Antwort an den Kopf werfen, als ihm sein Magen dazwischen kam, seine Pläne über den Haufen warf – und laut, äußerst laut knurrte. Der Blondschopf spürte ein seit neustem sehr vertrautes Gefühl, als ihm das Blut ins Gesicht schoss und seine Backen anfingen zu glühen. Wieso passierte das eigentlich immer ihm? Und wieso immer, wenn Sasuke dabei war?

Natürlich konnte es sich der Uchiha auch in dieser Situation nicht verkneifen, den Mini-Ninja zu ärgern.

„Hast du das auch gehört, Vollidiot?“, fragte er ganz unschuldig und sah aus dem Fenster gen Himmel. „Nach dem Donnern zu schließen scheint es ein Gewitter zu geben... Obwohl keine Wolke zu sehen ist...“

„Temeeeee...!“, knirschte Naruto zwischen zusammengebissenen Zähnen und ballte seine kleinen Hände zu Fäusten.

Sasuke war von dieser Drohung allerdings herzlich wenig beeindruckt und lächelte nur sein patentiertes Ich-Bin-Besser-Als-Du-Denn-Ich-Hab-Ein-Sharingan-Und-Sehe-Sowieso-Viel-Besser-Aus-Als-Der-Rest-Der-Welt-Lächeln.

„Hn. Was denn, Naru-chan?“

„HÖR ENDLICH AUF MICH SO ZU NENNEN!“, explodierte 'Naru-chan' und stürzte sich auf seinen Widersacher, um mit winzigen Fäusten auf in einzutrommeln. Es erübrigt sich sicherlich zu sagen, dass der Effekt gleich Null war.

Sasuke musste gegen seinen Willen grinsen – allerdings nicht das patentierte Ich-Bin-Besser-Als-Du-Denn-Ich-Hab-Ein-Sharingan-Und-Sehe-Sowieso-Viel-Besser-Aus-Als-Der-Rest-Der-Welt-Lächeln, sondern diesmal eher ein Ich-Hab-Gute-Laune-Was-Vielleicht-Ein-Mal-Im-Jahr-Vorkommt-Grinsen. Und das passte Sasuke nicht.

Schon gar nicht, wenn dieser blonde Zwerg daran Schuld war.

Rasch riss sich der Schwarzhaarige zusammen, packte den kleinen Ninja, der immer noch wie wild auf ihn einschlug, am Kragen und hielt ihn so weit wie möglich von sich weg. Doch als er das rote, vor Wut verzerrte Gesicht des Blondschopfs sah, konnte er ein Zucken seiner Mundwinkel nicht verhindern.

„Hn, Vollidiot. Lust auf Frühstück?“
 

Nachdem sie sich angezogen hatten, nach unten in die Küche gegangen waren und sich zwanzig Minuten lang wegen ihres Frühstücks gestritten hatten (weil sich in der Speisekammer des Uchiha-Anwesens kein Instant-Ramen finden ließ und sich ein gewisser Blondschopf partout geweigert hatte, so früh am Morgen schon Gemüse zu konsumieren), waren Naruto und Sasuke gemeinsam zu dem Schluss gekommen, dass es sicherlich am günstigsten sei, einfach mal im Hokage-Tower vorbeizuschauen. Vielleicht wartete dort ja eine (halbwegs interessante) Mission auf sie? Oder eine andere angenehme Überraschung – wie zum Beispiel ein Gegenmittel für einen geschrumpften Körper? Ja, der Hokage-Tower schien eine ziemlich brauchbare Idee zu sein.
 

„Nein, Kleiner, ich hab noch nichts gefunden!“, unterbrach Godaime Hokage Konohas Chaos-Ninja, kaum dass der den Mund aufgemacht und „Hey, Tsunade-baa-chan!“ gerufen hatte. „Und wenn du jetzt jeden Tag hier aufkreuzt und mich nervst, wird das in naher Zukunft auch nicht geschehen!“

Zu behaupten, Naruto wäre daraufhin niedergeschlagen, wäre die Untertreibung des Jahres; um genau zu sein war er am Boden zerstört und hockte in einer einsamen Ecke des Zimmers mit einer dunklen Wolke über dem Kopf.

Was seinen erklärten Erzfeind anscheinend vollkommen kalt ließ. Sasuke kam gleich zu seinem eigenen Anliegen: Eine Mission, um seine Langeweile zu vertreiben.

„Hokage-sama“, begann er höflich, „haben Sie einen Auftrag für mich? Ich hatte in letzter Zeit leider herzlich wenig Missionen zu erledigen.“

Doch bevor die Hokage auch nur einen Ton herausbringen konnte, wurde sie schon unterbrochen:

„Exakt aus diesem Grund bin auch ich hier“, ertönte eine belustigte Stimme und im gleichen Augenblick tauchte Hatake Kakashi mitsamt typischer Rauchwolke im Hokage-Büro auf. „Guten Morgen übrigens, Sasuke, Naruto.“

Während Sasuke seinem Sensei nur kurz zunickte und Naruto in seiner Ecke immer noch vor sich hin schmollte, seufzte Tsunade leicht genervt und rieb sich die Schläfe. Wieso ging ihr dieses Team eigentlich bei jeder Begegnung auf die Nerven? Einzeln waren sie ja noch ganz erträglich, aber kombiniert trieben sie die Fünfte in den Wahnsinn! Rasch blätterte die leidenschaftliche Spielerin in ihren Unterlagen – je schneller sie die drei wieder los wurde, umso besser für ihre Nerven.

„Ihr wollt also eine Mission, ja?“

Sasuke und Kakashi nickten stumm. Wieso hatten sie plötzlich so ein mieses Gefühl in der Magengegend...?

„Ich auch, ich auch!“, meldete sich ein hohes Stimmchen von irgendwo ganz weit unten. Naruto hatte seine Ecke verlassen, nachdem wiederholt das Wort 'Mission' gefallen war, und hüpfte jetzt vor dem Schreibtisch auf und ab. Die ungläubigen Blicke seines Senseis und Teamkollegen, die eindeutig so viel sagten wie „Wie willst du denn in der Größe einen Auftrag erledigen? Dich nimmt doch sowieso keiner ernst!“, schienen ihm gar nicht aufzufallen.

„So so. Du willst auch eine Mission.“ Tsunade hob den Blick und lächelte den kleinen Chaos-Ninja an. Es war ein Lächeln wie das eines Vampirs, kurz bevor er seine Eckzähne in den Hals seines Opfers versenkte. „Ich glaube, da habe ich genau das Richtige für euch drei...“
 

~Tag 5/Freitag~

Der Tag, an dem Naruto die Akademie auf den Kopf stellte
 

„Kakashi? Wie sind wir hier nochmal gelandet?“

„Das, mein lieber Sasuke, habe ich mich in den letzten drei Minuten auch wiederholt gefragt.“

„Ich habe so das Gefühl, es hängt damit zusammen, dass wir ein vollkommen dämliches Teammitglied und eine durchgeknallte Hokage haben.“

„Ich hätte es zwar etwas taktvoller ausgedrückt, aber... ja. Das Gefühl habe ich auch.“

Hatake Kakashi und Uchiha Sasuke seufzten gleichzeitig. Das Leben war ja sooo unfair...

Vielleicht wäre an dieser Stelle eine kurze Beschreibung der momentanen Situation angebracht:

Kakashi und Sasuke saßen im Augenblick auf dem Boden der großen Turnhalle, die sich auf dem Gelände der Akademie befand, und beobachteten eine Gruppe Zehnjähriger beim Kunai-Training. Seeehr spannend. Inmitten der Gruppe befand sich Umino Iruka und erklärte seinen Schülern allerlei Tricks und Techniken, die das Werfen und Zielen einfacher machten.

Und Naruto? Der stand am anderen Ende der Halle ebenfalls in der Mitte einer Ansammlung von zukünftigen Ninja und erklärte ihnen, wie man mit Wurfsternen und diversen anderen Ninja-Waffen umging – oder das dachte zumindest Iruka. Sasuke und Kakashi hatten allerdings längst die Ohren gespitzt und herausgefunden, dass der Blondschopf ganz andere Dinge mit 'seinen' Schülern übte... nämlich eine gewisse selbst erfundene Technik, die gewissen Lehrern und anderen (vorwiegend männlichen) Erwachsenen das Blut aus der Nase spritzen ließ.
 

„Ok, habt ihr's alle kapiert?“ Naruto sah sich begeistert in der Runde um und rieb sich die Hände. In Momenten wie diesen konnte er einfach nicht verhindern, dass sein innerer Streichespieler wieder an die Oberfläche kam und Unheil verbreitete. Es war eben zu lustig, Iruka ein wenig zu ärgern, und nach vier Jahren Pause wurde es auch allmählich wieder Zeit dazu... Am Ende kam er sonst noch aus der Übung!

„Die Basis für diese Technik ist bon, kyuu, bon, also: große Brüste, schlanke Taille, runder Hintern(1). Soweit klar? Ihr benutzt die Kunst der Verwandlung, beachtet diese Basisschritte und Tadaaa! ihr habt eine Technik, die eure Lehrer umhaut. Und die meisten anderen Erwachsenen übrigens auch.“

Mit einem Grinsen, das von einem Ohr bis zum anderen reichte, breitete der kleine Blondschopf seine Arme aus und blickte das Grüppchen Zehnjähriger erwartungsvoll an. Er war sogar so enthusiastisch wegen dieser ganzen Schüler-Training-Sache, dass es ihn völlig kalt ließ, dass seine 'Schüler' alle mindestens einen Kopf größer waren als er. Denn wenn Iruka noch ein kleines bisschen länger so beschäftigt war wie bis eben, dann würde gleich eine Menge Blut fließen...

Die zukünftigen Ninja, die um den kleinen Chaos-Ninja mit dem momentan sehr furchteinflößenden Vampirlächeln herumstanden, waren zwar im Augenblick ein wenig ratlos bezüglich dieser „super-mega-genial-krassen“ neuen Technik, die ihnen dieser Zwerg beibringen wollte, aber sie hatten bereits gelernt, ihn nicht zu unterschätzen. (Naruto hatte den Stärksten in der ganzen Akademie, der immer Kleinere ärgerte und ihnen ihr Pausenbrot wegnahm, auf dessen Provokationen hin mit einem einzigen Schlag direkt zwischen die Augen ins Land der Träume geschickt. Iruka hätte ihn dafür zwar beinahe erwürgt, aber den Respekt aller Zuschauer und derer, denen davon berichtet wurde, hatte der blonde Wirbelwind damit sicher.) Und aus diesem Grund stellten sie den anscheinend Sechsjährigen auch nicht in Frage wie jeder normale Mensch, sondern warteten stumm, bis er ihnen seine „super-mega-genial-krasse“ Kunst ein wenig anschaulicher erklärte:

„Seht ihr, ihr macht das so: Oiroke no Jutsu!“ Konzentriert kreuzte Naruto Zeige- und Mittelfinger beider Hände und verwandelte sich in eine blonde und etwas... ähm, spärlich bekleidete Schönheit; er erhielt die Technik gerade lang genug aufrecht, dass seine Zuschauer ungefähr eine Ahnung hatten, was sie später zu tun hatten, und löste sie dann rasch auf, kurz bevor sich Iruka umdrehte und misstrauisch zu ihm herübersah.

„Was machst du da drüben eigentlich, Naruto? Das klang nicht besonders nach dem Werfen von Kunai und Shuriken! Wenn du den Kindern irgendetwas Unanständiges beibringst...!“

Naruto wählte diesen (zugegeben äußerst passenden) Augenblick als den Augenblick der Feuerprobe für seine Schüler.

„Na los, Leute, zeigt ihm, was wir gemacht haben!“ Begeistert stieß er mit der Faust in die Luft und knapp ein Dutzend Zehnjähriger kreuzten ihre Finger und riefen synchron „Oiroke no Jutsu!“.
 

Den Effekt kann man sich sicher vorstellen. Iruka hob es von den Füßen; ein paar unschuldige Passanten, die sich über den Lärm in der Turnhalle gewundert und durch die halb offene Tür gelugt hatten, klappten prompt ohnmächtig (aufgrund von zu hohem Blutverlust) zusammen; und selbst der hartgesottene Kakashi, offizieller Fan von Konohas perversesten Büchern, spürte das Blut aus seiner Nase laufen. Ein Glück, dass er eine Maske trug.

Interessanterweise schien das Dutzend nackter, gut gebauter Frauen Uchiha Sasuke völlig kalt zu lassen. Er starrte unverwandt auf den kleinen Verursacher des im Augenblick herrschenden chaotischen Zustandes, dessen Grinsen fast sein ganzes Gesicht einzunehmen drohte. Und Sasuke konnte nicht anders als den Blondschopf einerseits zu bewundern für seine Dreistigkeit und die Leichtigkeit, mit der er andere für sich gewinnen konnte, und ihn andererseits zu bemitleiden.

Irukas Zorn war etwas, das kein Normalsterblicher jemals freiwillig auf sich ziehen wollte...
 

Weder Uchiha Sasuke noch Hatake Kakashi waren dafür bekannt, dass sie sich schnell einschüchtern ließen, ganz zu schweigen davon, dass sie es leicht mit der Angst zu tun bekamen. Im Gegenteil, die beiden waren überzeugt davon, dass sie Nerven wie Drahtseile hatten und nichts sie so einfach in Panik versetzen konnte.

Bis sie Umino Iruka einmal richtig wütend erlebten.

„G-glaubst du, er ist bald fertig...?“, flüsterte Sasuke so leise wie möglich, um keinesfalls die Aufmerksamkeit seines ehemaligen Lehrers auf sich zu ziehen. Kakashi schüttelte nur heftig den Kopf und zog es vor, einfach gar nichts zu sagen. Iruka schien ihn in letzter Zeit nicht wirklich gut leiden zu können... Und Kakashi hatte herzlich wenig Lust, sich heute mit gebrochenen Knochen nach Hause zu schleppen.

Sasuke schien seine Gedanken erraten zu haben, denn er lehnte sich näher zu seinem Sensei und wisperte:

„Hoffentlich kommt er nicht auf die Idee, sich auch noch uns vorzunehmen...“

Diesmal nickte der Kopier-Ninja nur heftig. Worte waren hier fehl am Platze.
 

Sobald sich Iruka von seinem enormen Nasenbluten halbwegs erholt gehabt hatte, hatte er sein strengstes Gesicht aufgesetzt und seinen Schülern eine Moralpredigt über unanständige Künste gehalten, die sich gewaschen hatte. Anschließend hatte er die Kinder mit der Warnung, so etwas nie wieder zu tun, entlassen, die Tür zur Turnhalle fest zugezogen und sich zu Naruto umgedreht.

Und dann war er explodiert.

Was mit einem „WAS ZUM TEUFEL SOLLTE DAS BITTESCHÖN?!“ angefangen hatte, dauerte nun inzwischen volle dreiundzwanzig Minuten an und es schien noch lange kein Ende in Sicht zu sein... Während Kakashi und Sasuke bei jedem gebrüllten Vorwurf des braunhaarigen Lehrers erneut zusammenzuckten und inständig hofften, sie würden bei der Sache außen vorgelassen, reagierte Naruto ziemlich gleichgültig – offenbar schien er diese Version seines liebsten Lieblings-Senseis auf der großen weiten Welt (die Kakashi übrigens „Devil-Iruka“ getauft hatte) bereits gewohnt zu sein und wusste daher, wie er zu reagieren hatte: Einfach nichts sagen, betreten auf den Boden schauen und so tun, als täte es ihm furchtbar Leid. Einen Versuch, seinen tobenden Sensei mit voller Chibi-Power zu besänftigen, startete der kleine Blondschopf erst gar nicht, denn Iruka war offensichtlich fast vollständig immun dagegen. Musste irgendwie mit dieser Vater-Sohn-Angelegenheit zusammenhängen, grübelte Naruto und beschloss, das bei Gelegenheit näher zu betrachten.

Nach außen hin starrte er währenddessen noch ein wenig betretener als zuvor auf den Fußboden und trat schuldbewusst von einem Fuß auf den anderen; doch so einfach war Iruka leider nicht zu besänftigen: Ein kurzer Blick nach oben bestätigte Naruto in seiner Annahme, dass sein ehemaliger Sensei noch lange nicht fertig war mit seiner Schimpftirade. Innerlich seufzend und seinen elenden, unersättlichen Hunger nach Streichen verfluchend setzte er seinen Gesichtsausdruck auf maximales Schuldbewusstsein. Vielleicht würde Irukas Zorn dann in der nächsten halben Stunde größtenteils verrauchen.

...hoffentlich würde Irukas Zorn dann in der nächsten halben Stunde größtenteils verrauchen...!
 

„Da hast du dir ja einen tollen Lover ausgesucht“, murmelte Sasuke und betrachtete seinen kleinen Erzrivalen mitleidig. Kakashi warf ihm nur einen kurzen Blick zu, bevor er grummelnd antwortete:

„Er ist nicht mein Lover.“

„Aber er wird es bald sein, wenn es nach dir geht“, stellte Sasuke fest. Die beiden Jounin hatten sich unauffällig in eine Ecke der Halle verzogen, wo sie Iruka (der inzwischen so aussah, als würde er jeden Moment Feuer spucken) vermutlich nicht weiter auffallen würden. Hier empfand es Sasuke für sicher, ein Gespräch zu beginnen – was so gar nicht zu seiner normalerweise schweigsamen Natur passte. Doch Sasuke war – obwohl er es nicht gern zugab – neugierig im Bezug auf einige Dinge. Dinge wie zum Beispiel was da zwischen seinen beiden Lehrern lief.

Leider schien einer dieser beiden Lehrer mindestens ebenso neugierig zu sein.

„Und was ist mit Naruto?“ Kakashis Blick bohrte ein Loch in Sasukes Kopf. Rasch wandte sich der Schwarzhaarige ab, bevor er abweisend erwiderte:

„Was soll mit ihm sein?“

„Komm schon, Sasuke. Jeder, der etwas genauer hinsieht, erkennt doch klar und deutlich...“

„Erkennt was klar und deutlich, Sensei?“, knurrte Sasuke. Der Kopier-Ninja grinste seinen Ex-Schüler nur an. Dessen Blick verfinsterte sich zunehmend, bevor er seine Frage wiederholte:

„Jeder, der genauer hinsieht, erkennt WAS klar und deutlich?!“

„Na, das ist doch offensichtlich“, entgegnete Kakashi gut gelaunt, offenbar in der Stimmung, den Uchiha ein bisschen zu ärgern. „Jeder, der etwas genauer hinsieht, erkennt sofort, dass du Hals über Kopf in Naruto verliebt bist!“

Sasuke spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss und fluchte innerlich. Verdammt! Ich kann nicht einfach rot werden! Das passiert einem Uchiha nicht! Ein Uchiha wird nicht rot!

Laut zischte er so kalt und emotionslos wie möglich:

„Das ist totaler Müll! Kein Mensch würde dir das glauben!“

„Ach ja?“ Kakashi schien sich tierisch zu amüsieren. „Du sprichst mit ihm an einem Tag mehr als mit den meisten Menschen in einem Jahr und benimmst dich in seiner Gegenwart sogar wie ein halbwegs normaler Teenager, du kannst es einfach nicht lassen, ihn zu ärgern, du willst ihn um keinen Preis mit jemandem teilen, du versucht, ihn immer und überall zu beschützen-“, sein Grinsen wurde noch breiter, „-und du wirst rot.“

„Ein Uchiha Sasuke wird nicht rot!“, fauchte Sasuke und spürte deutlicher als je zuvor die Hitze, die sein Gesicht ausstrahlte.

„Oh, natürlich nicht“, erwiderte Kakashi heiter. „Das muss am Licht liegen.“ Dann legte er die Hand an sein Kinn und tat so, als würde er angestrengt nachdenken. „Hm. Ich frage mich, was Naruto wohl dazu sagen würde, wenn ich ihm das hier erzähle...“

Sekunden später spürte er eine Hand, die sich fest um seinen Hals legte, und sah in das vor Wut verzerrte Gesicht von Uchiha Sasuke.

„Wenn du es wagst, ihm auch nur ein Sterbenswörtchen zu erzählen, dann reiße ich dir eigenhändig deine Gedärme heraus und verfüttere deine Überreste an deine Hunde!“, zischte der Schwarzhaarige und für einen kurzen Augenblick schien seine tödliche Aura die ganze Turnhalle einzunehmen.
 

Dann hatte er sich wieder unter Kontrolle, ließ seinen Sensei los und setzte seinen üblichen, verschlossenen Gesichtsausdruck auf. Kakashi massierte sich seinen Hals und verdrängte das unappetitliche Bild vor seinem inneren Auge, auf dem seine geliebten Ninja-Hunde seine blutigen Überreste verspeisten, bevor er sich versicherte, dass Iruka immer noch mit Naruto beschäftigt war, und sich dann zu Sasuke hinüberlehnte.

„Wieso fürchtest du dich so sehr davor, dass Naruto davon erfahren könnte?“

Sasuke drehte sich um und sah seinen Mentor genervt an.

„Du weißt auch nicht, wann Schluss ist, oder?“

„Ich als verantwortlicher Erwachsener muss mich doch gewissenhaft um die Probleme meiner Schüler kümmern, oder?“

Sasuke schnaubte ungläubig.

Du willst dich um unsere Probleme kümmern?! Du bist doch nur sensationsgeil, das ist alles!“

„Es verletzt mich, dass du so wenig Vertrauen in mich hast, Sasuke“, sagte Kakashi gekränkt und verschränkte die Arme. „Und dabei wollte ich bloß helfen...“

„Du brauchst selbst Hilfe, wenn dein Liebesleben mal in Schwung kommen soll“, murmelte Sasuke und warf einen raschen Blick in Richtung der schrägen Vater-Sohn-Beziehung. Solange der Vollidiot nur nichts von dem mitbekam, was hier geredet wurde...

„Wieso? Glaubst du, ich könnte Iruka nicht kriegen, wenn ich wollte?“ Kakashi wurde sichtlich schlechter gelaunt. Dieses Gespräch verlief so gar nicht, wie er es geplant hatte...

„Komm schon, Sensei, sieh den Tatsachen ins Gesicht. Iruka sieht deine Flirtversuche als einen Scherz. Selbst wenn du ausnahmsweise mal versuchen würdest, ernsthaft mit ihm zu reden, würde er dir nicht glauben. Er würde denken, du wolltest ihn nur reinlegen. Und dann wäre er wahrscheinlich ziemlich sauer und du könntest ihn komplett abschreiben. Und außerdem weißt du nicht mal, ob er überhaupt auf Männer steht.“

Der Kopier-Ninja ließ entmutigt die Schultern sinken.

„Das hättest du ruhig etwas taktvoller sagen können...“

„Ich sage nur, wie es ist. Dann bin ich eben taktlos, ist mir egal.“

Kakashi seufzte.

„Also haben wir beide ein Problem damit, unsere Gefühle auszudrücken. Was wir vorher übrigens auch schon hatten. Allerdings ist es diesmal wahrscheinlich, dass wir verprügelt und gehasst werden, wenn wir uns dazu durchringen, die Wahrheit sagen. Ganz zu schweigen davon, dass wir uns als Schwule outen.“

„Der letzte Teil ist mir egal. Der verprügelt-und-gehasst-Teil ist der, der mir zugegebenermaßen etwas Sorgen macht.“

„Dann sind wir ja schon zwei.“

Diesmal war es an Sasuke, zu seufzen.

„Unser Leben ist wirklich großartig, was, Sensei?“

Gleichzeitig ließen die beiden die Köpfe hängen. Das Leben war wirklich unfair...
 

„Was sollen die langen Gesichter und die trübe Stimmung?“

Sasuke und Kakashi blickten gleichzeitig auf, um Umino Irukas Gesicht freundlich auf sie herablächeln zu sehen. Offenbar hatte er sich ausgetobt, denn von „Devil-Iruka“ war nichts mehr zu sehen; allerdings hatte er seine Spuren auf einem gewissen kleinen Blondschopf hinterlassen, der sich mit schmerzverzerrtem Blick den mit Beulen übersäten Kopf hielt und leise vor sich hinfluchte.

Iruka, der den letzten Kraftausdruck mitangehört hatte, stemmte die Hände in die Hüften und blickte auf seinen Sohn herab, der ihm kaum mehr bis zur Hüfte ging.

„Ich an deiner Stelle wäre in nächster Zeit sehr vorsichtig mit dem, was ich sage...!“

Naruto verstummte sofort, rieb sich aber weiterhin den Schädel und schaute sauer aus der Wäsche.

Iruka wandte sich derweil wieder an die beiden Jounin, die immer noch in ihre Ecke saßen und sich selbst bemitleideten.

„Mit euch ist ja wirklich nichts anzufangen“, sagte er mit mildem Ärger in der Stimme und fuhr sich durch die Haare. „Ich weiß wirklich nicht, wieso Tsunade-sama euch drei Chaoten zu mir geschickt hat. Ich bin dankbar, wenn die Akademie am Ende des Tages noch steht!“

Kakashi zuckte nur mit den Schultern.

„Eigentlich wollten wir eine vernünftige Mission, aber weil Naruto unbedingt mit wollte, wurden wir wohl zum Akademiedienst verdonnert... Soweit ich weiß hat Sakura heute sowieso im Krankenhaus zu tun, also dachte Godaime wohl, so wird sie uns am schnellsten los, ohne dass wir Ärger machen.“

„Ohne dass ihr Godaime-sama Ärger macht“, korrigierte Iruka und legte die Stirn in Falten. „Von mir war nie die Rede! Und jetzt muss ich mich darum kümmern, dass ihr nicht ganz Konoha in Schutt und Asche legt! Vor allem du nicht!“ Und ein warnender Blick ging in Richtung Naruto.

Der zog prompt einen Schmollmund.

„Och, komm schon, Iruka-sensei, sooo schlimm bin ich jetzt auch wieder nicht!“

„Schlimm ist noch untertrieben“, murmelte der braunhaarige Lehrer, packte den blonden Wirbelwind unter den Armen, hob ihn hoch und drückte ihn Sasuke in die Arme.

„Kann ich dich bitten, für den Rest des Tages ein Auge auf ihn zu halten, Sasuke?“, fragte er den verwirrten Uchiha. „Bei dir scheint er sich wenigsten halbwegs anständig zu benehmen. Und wenn du den ganzen Tag nur mit deinem nutzlosen Sensei herumhängst, tut dir das ganz bestimmt nicht gut. Nicht wahr, Herr Kopier-Ninja?“

Diesmal ging der drohende Blick an Kakashi, der nur abwehrend die Hände hob und unschuldig erwiderte:

„Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst, Iruka-kun.“

„Oh doch, die hast du“, knurrte Iruka und packte den Weißhaarigen am Kragen. „Du kommst erstmal mit mir, denn freiwillig lasse ich dich nicht auf die armen Kinder los!“

„Aber Irukaaaa...“

„Spar dir das, Hatake Kakashi!“
 

„Und? Was denkst du?“ Sasuke nickte in die Richtung der beiden zankenden Sensei, die die Turnhalle inzwischen verlassen hatten und sich auf den Weg ins Hauptgebäude machten, und starrte dann neugierig auf den Blondschopf in seinen Armen. Der blickte erst zu den beiden Erwachsenen, dann zu Sasuke, dann wieder zurück zu den beiden und fragte verwirrt:

„Was denke ich über was?“

„Na über die zwei. Ist doch logisch, Vollidiot.“

Naruto war viel zu durcheinander von der plötzlichen Fragenstellerei, um die typische Uchiha-Beleidigung überhaupt zu registrieren.

„Wieso? Was soll ich denn über Kakashi-sensei und Iruka-sensei denken?“

Sasuke blieb abrupt auf dem Schulhof stehen und sah für einen Augenblick so aus, als hätte er einen Außerirdischen in einem rosa Spitzenkleid gesehen.

„Du... du willst damit sagen, dass es dir noch nicht aufgefallen ist?“

„Was soll mir nicht aufgefallen sein?“

Sasuke stöhnte.

„Naruto, du Volltrottel, das weiß doch inzwischen das halbe Dorf!“

Was denn?! Verdammt, Teme, mach den Mund auf!“

„Naruto. Hör mir ganz genau zu. Kakashi. Steht. Auf. Iruka.“

Einen Moment lang herrschte Stille. Dann...

„WAAAAAS?!“

Mit einem leicht säuerlichen Blick hielt Sasuke den geschockten Blondschopf von sich weg.

„Musstest du mir so ins Ohr schreien?“

„Aber... Aber... Du meinst... Kakashi-sensei... ist in Iruka-sensei... verliebt?!“

„Haargenau.“

„Aber... das sind zwei Männer!“ Narutos Gesichtsausdruck befand sich irgendwo zwischen Horror und aufkeimender Neugier.

„Und?“ Sasuke hob eine Augenbraue. „Das ist nicht verboten, zumindest nicht bei uns. Und die meisten Mädels scheinen das ganz toll zu finden.“

„Aber doch nicht mein Iruka-sensei mit diesem Perversen!“

„Wäre es dir lieber, wenn er sich irgendeine Dorftussi sucht, die du nicht mal ansatzweise kennst?“

Naruto dachte einen Augenblick darüber nach, dann schüttelte er hastig den Kopf.

„Nee, dann doch lieber Kakashi-sensei...“

„Der Meinung bin ich auch.“

Sasuke betrat das Schulhaus und machte sich auf den Weg zum Lehrerzimmer, in dem sich Iruka und Kakashi zweifelsohne inzwischen aufhalten mussten. Jeden Moment begann die große Pause und der Schwarzhaarige hatte wenig Lust, von einer Masse kleiner Kinder über den Haufen gerannt zu werden...

Naruto war unterdessen tief in Gedanken versunken und debattierte mit sich selbst über einen Punkt, in dem er einfach nicht weiterkam. Schließlich beschloss er, Sasuke zu fragen und zupfte ihn am Ärmel.

„Ne, Sasuke?“ Als er sah, dass er dessen ungeteilte Aufmerksamkeit hatte, fuhr er fort:„Denkst du, Iruka-sensei weiß, das Kakashi-sensei ihn... na ja, ihn gerne mag?“

„Ich weiß es nicht“, gab Sasuke zu, doch dann kam ihm eine Idee. „Aber wenn du mir hilfst, könnten wir's rauskriegen.“

„Echt?“ Naruto war trotz seiner vorherigen Bedenken sofort Feuer und Flamme. „Wie denn?“

„Ganz einfach.“ Sasukes Lächeln war listig und gefährlich, als er sich zu seinem Rivalen beugte und ihm ins Ohr flüsterte: „Wir machen das so...“
 

Die Sonne stand bereits tief und tauchte das Dorf hinter den Blättern in ihr warmes Licht, als Umino Iruka seine Tasche packte und seinen Blick durch den fast leeren Klassenraum schweifen ließ. Bei einem wilden, strohblonden Haarschopf, der in der letzten Reihe auf einem der Tische lag, blieb er hängen und lächelte nostalgisch. Ganz wie in alten Zeiten, was, Naruto?

Vorsichtig schüttelte er den kleinen Chaos-Ninja an der Schulter, um ihn aufzuwecken, was ihm auch gelang: Verschlafen und ein wenig desorientiert hob Naruto den Kopf, blinzelte und reckte sich erstmal, bevor er herzhaft gähnte. Der braunhaarige Chunin lachte leise und wuschelte seinem Wirbelwind liebevoll durch die Haare. Naruto konnte manchmal wirklich unschuldig und niedlich sein...

Allerdings war Iruka gänzlich unbekannt, dass Naruto ganz und gar nicht unschuldig war und nur auf diese Gelegenheit gewartet hatte. Um genau zu sein hatte er nicht ein mal richtig geschlafen, sondern nur so getan, um einen Grund zu haben, am Ende allein mit Iruka im Klassenzimmer zu verbleiben. Schließlich zählte Sasuke (und im Grunde auch Kakashi) auf ihn! Also los, bevor sich seine Gelegenheit durch die nächste Tür verdünnisierte!

„Ne, Iruka-sensei?“ Verschlafene blaue Augen starrten den Braunhaarigen groß und neugierig an.

„Was gibt’s denn, Naruto?“ Vorsichtshalber ließ sich Iruka auf dem Platz neben seinem Schützling nieder. Er hatte das Gefühl, dass dieses Gespräch länger dauern würde...

„Um, na ja...“ Irgendwie schien Naruto nicht so recht mit der Sprache herausrücken zu wollen, also wartete Iruka geduldig ab – und wurde auch gleich dafür belohnt. Naruto hatte sich offenbar gefangen und blickte zu seinem Lieblingssensei hoch.

„Iruka-sensei, hast du jemanden, den du sehr gerne hast?“

Überrascht über die ungewöhnliche Frage blinzelte Iruka ein paar Mal, bevor er warm lächelte und dem Kleinen sanft die Haare zerzauste.

„Sicher doch, Naruto.“

„Wirklich?“ Narutos Augen wurden so groß, dass sie beinahe aus ihren Höhlen zu springen drohten. „Wen denn?“

„Dich natürlich, Dummkopf“, lachte Iruka. Naruto allerdings war mit dieser Antwort offenbar nicht zufrieden, denn er schüttelte den Kopf und fuchtelte wild mit den Armen umher.

„Nein, nein, doch nicht so!“

Nun war der Chunin ein wenig verwirrt.

„Wie denn dann?“

„Na ja, gerne haben wie in... wie in...“

„Wie in jemanden verliebt sein?“, half Iruka ihm auf die Sprünge. Naruto nickte und lief prompt rot an. Wahrscheinlich war ihm die Frage peinlich, doch Iruka nahm sie ernst und dachte einen Augenblick lang nach. Dann blickte er dem Chibi-Ninja direkt in die Augen und antwortete ehrlich:

„Ich bin mir nicht sicher. Aber wieso willst du das wissen?“

„Wieso bist du dir nicht sicher?“, fragte Naruto zurück. Seine blauen Augen schienen noch intensiver zu leuchten als sonst. „Hast du jemanden, den du magst, aber du weißt nicht, ob er dich auch mag?“
 

Iruka war überrascht. Woher konnte Naruto das wissen? Offensichtlich war er ein besserer Beobachter, als die meisten glaubten...

Das war er tatsächlich, denn ihm fiel sofort die Veränderung in der Miene seines Senseis auf und er entschied sich, seine Chance zu nutzen:

„Ist es Kakashi-sensei?“

Darauf hätte der Chunin nicht einmal antworten müssen – die Farbe, die sein Gesicht bei der Erwähnung eines gewissen Kopier-Ninja annahm, verriet ihn auch so. Trotzdem stotterte in einem verzweifelten Versuch, sich zu retten:

„W-wie kommst du nur auf so einen Blödsinn, Naruto?“

Aber Naruto war längst auf seinem Sitz aufgesprungen und warf enthusiastisch die Arme in die Luft.

„He he, jetzt kannst du dich nicht mehr rausreden, Sensei! Jetzt ist es zu spät!“

Knallrot im Gesicht packte Iruka ihn an den Schultern und drückte ihn wieder auf seinen Sitz.

„Schon gut, schon gut“, zischte er. „Hör auf, hier herumzubrüllen!“

„Also magst du Kakashi-sensei?“, hakte Naruto neugierig nach. Sein Sensei wurde noch eine Spur roter, nickte aber kaum merklich.

„Obwohl er eine Nervensäge ist, perverse Bücher liest und dich immer ärgert?“ Iruka nickte erneut.

„Und obwohl er ein Mann ist?“ Bei dieser Frage vergrub Iruka das Gesicht in den Händen, nickte aber ergeben. Narutos nächste Reaktion ließ ihn allerdings hochschrecken, denn der Blondschopf sprang zum zweiten Mal auf und rief begeistert:

“Yeah! Ich wusste es! Wir wussten es!“ Und dann lachte er glücklich und hüpfte auf seinem Stuhl herum.

Bis ihn Iruka am Hemdaufschlag packte und ihn mit einem Ruck ganz nah zu sich heranzog.

Wer wusste was, Naruto?“, fragte er drohend und weckte in dem kleinen Blondschopf die Erinnerungen an den vergangenen Vormittag und den Schmerz in seinem Schädel.

„Äh, also... das war so..“

„Jaaaa?“

„Na ja, Sasuke und ich, wir haben... uns das schon so gedacht und... und deshalb haben wir...“

„Und deshalb habt ihr WAS, Naruto?!“

Die Situation spitzte sich zu, doch wie immer wusste der Chaos-Ninja auch diesmal einen Ausweg. Und der bestand aus einem kräftigen Biss in die Hand seines liebsten Lieblingssenseis auf der großen weiten Welt und einer hektischen Flucht quer durch das Klassenzimmer bis zur Tür.

Iruka saß einen Augenblick verdattert da, dann fluchte er herzlich unschön und sprang auf. Ziemlich verärgert wegen den Bissspuren in seiner Hand setzte dem Chaos-Nin nach und war ihm kurz vor dem Ausgang dicht auf den Fersen, als er von einem Arm gestoppt wurde. Der Arm gehörte zu einer Person, die – wie dem Braunhaarigen in dem Moment klar wurde – die ganze Zeit hinter der Tür gestanden und alles mit angehört haben musste.

Mit dem Gefühl, er müsste sich jeden Augenblick übergeben, hob Umino Iruka den Blick und starrte geradewegs in das Gesicht von Hatake Kakashi, der seine Hände auf Irukas Schultern legte und ihn ernst ansah.

„Iruka“, sagte er mit dieser tiefen, ernsten Stimme, die Iruka Schauer über den Rücken sandte. Wenn er gedacht hatte, dass er vorher rot gewesen sei, dann wollte er jetzt erst gar nicht in den Spiegel sehen. Diese verdammte Situation war allein Narutos Schuld! Er schwor sich, sich den blonden Frechdachs vorzunehmen, sobald er ihn in die Finger bekam...

...doch im nächsten Moment waren alle Gedanken an Naruto verschwunden.

Denn im nächsten Moment spürte Iruka zwei kühle Lippen, die sich auf seine pressten, spürte zwei Hände, die sanft seine Wangen entlangfuhren und sich in seinem Haar vergruben, ihn heranzogen an den kräftigen Körper des Kopier-Ninjas, der in hier und jetzt in seinem Klassenzimmer küsste! Aber einmal in seinem Leben hatte Iruka nicht das Bedürfnis, auszurasten und oder jeden Moment in Ohnmacht zu fallen, sondern nur die Augen zu schließen und diesen einen Moment in vollen Zügen zu genießen.
 

„Das. Ist. Komisch“, murmelte Naruto, der sich vorsichtshalber hinter Sasukes Beinen versteckt hatte – nur für den Fall, dass Iruka doch noch auf ihn wütend war – beim Anblick der küssenden Männer. Sasuke sah ihn kurz an, dann hob er ihn einfach so auf seine Schultern.

„Findest du?“

„Mhm...“

„Dann schau dir Irukas Gesicht an“, schlug der Uchiha vor. Naruto folgte dem Hinweis und

war erstaunt, wie friedlich und glücklich er aussah.

„Er hat Kakashi-sensei wirklich richtig gern, oder?“ Der Blondschopf lächelte zufrieden, schloss die Augen und legte sein Gesicht auf Sasukes Haare. Der Uchiha warf einen raschen Blick nach oben, bevor er hastig wieder geradeaus starrte, um den leichten Rosaschimmer auf seinen Wangen zu verbergen.

„Sieht so aus. Dann haben wir ja etwas Gutes getan, als wir die beiden verkuppelt haben.“ Und vor allem geht mir Kakashi jetzt hoffentlich nicht mehr auf die Nerven mit seiner „Wieso erzählst du Naruto nicht, was du für ihn fühlst“-Nummer. Ich war kurz davor, richtig üble Kopfschmerzen zu kriegen...

„Aber es ist trotzdem komisch...“, nuschelte Naruto, immer noch mit geschlossenen Augen, in Sasukes Haare. Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern.

„Musst dich halt erst daran gewöhnen. Und außerdem... Wenn die beiden sich nicht küssen würden, hätten wir auch nicht die Chance, Kakashi ohne Maske zu sehen. Nicht wahr, Dobe?“

'Dobe' schoss bei diesen Wort aus seiner bequemen Position auf Sasukes Kopf nach oben und starrte auf seinen Sensei.

„Oh mein Gott, du hast recht! Kakashi-sensei hat seine Maske nicht mehr an!“

„Ganz genau“, lächelte der Kopier-Ninja zuckersüß und befand sich im Bruchteil einer Sekunde direkt vor Narutos Nase. (Irgendwo im Hintergrund stand ein halb benommener Iruka und wunderte sich, wo denn dieser küssende Sexgott bloß hin verschwunden war.) „Und Kakashi-sensei hat jetzt die Nase voll von euch Kindern, also macht euch vom Acker!“

Und immer noch mit demselben zuckersüßen Lächeln knallte der Weißhaarige seinen beiden Schülern die Tür vor der Nase zu.

„...ich habe das Gefühl, wir sind hier nicht weiterhin erwünscht“, kommentierte Sasuke überflüssigerweise. Naruto nickte zustimmend.

„Jup.“
 


 

„Teme! Nimm deinen Arm da weg!“

„Hn. Ich brauche auch meinen Platz, Vollidiot. Kann ich doch nichts dafür, dass dein Bett so klein ist.“

„Du hättest ja nicht mitkommen müssen!“

„Also, Naruto...“

„Tch. Ich bin nur hier, Dobe, weil ich diesem Perversen, der sich unser Sensei nennt, nicht über den Weg traue. Und wenn der hier schläft, schlafe ich auch hier.“

„Sasuke, deine Worte verletzen mich...“

„Spar dir dein falsches Geheule, Kakashi. Du hättest ja nicht an Iruka kleben müssen, als wärst du mit Sekundenkleber an ihn gepappt worden.“

„Sasuke, bitte...“

„Ohh, ist unser Herr Uchiha schlecht gelaunt, weil er die Nacht nicht allein mit seinem Vollidioten verbringen darf?“

„... CHIDORI!“

„IN ORDNUNG, DAS REICHT JETZT!“

Das Licht in Uzumaki Narutos kleinem Schlafzimmer wurde angeschaltet und drei Ninja blinzelten erstmal gegen die plötzliche Helligkeit. Dann wurde die Umgebung wieder klar und deutlich – und ebenso klar und deutlich wurde der Ausdruck des Ärgers auf Umino Irukas Gesicht, als er die beiden Jounin, die sich in diesem Augenblick in dem kleinen Raum befanden (und sich gerade gegenseitig die Köpfe einschlagen wollten), ansah.

„Könnt ihr beiden euch denn nicht wenigstens ein bisschen vertragen? Zumindest für diese Nacht?“ Iruka seufzte. Vielleicht hätte er ein Machtwort sprechen sollen, bevor die beiden es sich hier bequem gemacht hatten...

Eigentlich hatte er ja nur für diese Nacht auf Naruto aufpassen wollen, weil der Blondschopf unbedingt zu Hause hatte schlafen wollen. Doch Kakashi hatte sich geweigert, seinen Freund – Iruka wurde immer noch ein wenig rot bei dem Gedanken – allein zu lassen. Allerdings nicht ohne perverse Hintergedanken, oder so hatte zumindest Sasuke vermutet und sich prompt geweigert, Naruto allein mit den beiden Männern zu lassen. Und deshalb lag Konohas Kopier-Ninja nun auf einem Futon auf dem Boden neben dem einzigen Bett in der Wohnung, in das sich Naruto zwangsweise mit dem Uchiha-Erben gequetscht hatte.

Erschöpft rieb sich der Braunhaarige die Nasenwurzel und blickte die zwei Jounin vorwurfsvoll an.

„Schafft ihr das, Kakashi, Sasuke? Den Rest der Nacht einfach mal den Mund zu halten?“

„Wieso nur wir?“, beschwerte sich Kakashi und Sasuke stimmte ihm sofort zu:

„Naruto ist auch nicht ganz unschuldig. Er hat schließlich angefangen.“

„Und was macht Naruto jetzt?“, fragte Iruka und rieb sich müde die Augen. Prompt drehten sich ein silberner und ein schwarzer Haarschopf in Richtung des Chaos-Ninjas, der sich wie eine Katze zusammengerollt hatte und friedlich vor sich hin schlummerte. Daraufhin waren Kakashi und Sasuke erst einmal sprachlos, was Iruka die Gelegenheit gab, rasch das Licht auszuknipsen und neben seinen Freund unter die Decke zu kriechen.

„Gute Nacht, Jungs.“

Kakashi und Sasuke hatten ihre Sprache anscheinend immer noch nicht wiedergefunden. Stattdessen antwortete ein verschlafenes Stimmchen:

„Nacht, Iruka-sensei... Kakashi-sensei... Sasuke-teme...“
 

In der Dunkelheit war es nicht sichtbar, doch in diesem Moment lächelten sowohl der sorgenfreie Kopier-Ninja als auch der schweigsame Uchiha und zogen die Personen, die ihnen am meisten auf dieser Welt bedeuteten, sanft in ihre Arme.
 

~~~~~

(1) Das bon, kyuu, bon ist nicht mein Einfall, sondern Meister Kishimotos^^ Oder besser gesagt, Narutos, denn (ungefähr) auf diese Weise erklärt er Konohamaru in Kapitel 2 (Anime: Episode 2) sein Oiroke no Jutsu (auch Sexy Jutsu oder Sexy Technik).

Und nur, falls sich jemand immer noch wundert (ich hab das Wort schon viel zu oft benutzt >___>): Usuratonkachi bedeutet soviel wie (Voll)Idiot und ist offenbar Sasukes Lieblingsbeleidigung für Naruto xD
 

Joah... Wir nähern uns dem Ende xD Fehlen nur noch zwei Kapitel und ein Epilog^^ Endspurt!

Ach ja, und an alle, die den Kohlkopfhändler im letzten Kapitel lustig fanden:

Ja, ich kenne Avatar (ja, ich LIEBE Avatar! *.*) und ja, ich hab mir den Kohlkopfmann geklaut x'D Je nachdem, wie ich lustig bin, kommt er vielleicht nochmal vor^^

Also dann bis zum nächsten Kapitel =3

Lg~

dat Mao

Tag 6 oder: Mission, Part I

-Mao-Corps. proudly presents you: Kapitel 6!

Warnung: Ziemlich viel Kitsch, Action (die die Autorin unfähig ist zu beschreiben) und Versuche von Sarkasmus. Noch was?

Ach ja. Sasuke ist besorgt. Und ich liebe Kakashi. Damn you, Kishimoto! >___>
 

...ehehehe, ja...^^" Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen! =D

Lg~

dat Mao

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Springen.

Die Nummer Eins unter den Fortbewegungsmethoden der Ninjawelt. Ob von Hausdach zu Hausdach, auf irgendwelche Mauern, über diverse Hindernisse oder einfach nur von Ast zu Ast – fast jeder Ninja war der Meinung, dass es so am Schnellsten und Leichtesten ging. Keine nervigen Passanten, denen man ausweichen musste, keine festgelegten Wege, denen man zu folgen hatte, und meistens eine bessere Sicht der Umgebung.

Allerdings war das Springen von Ast zu Ast in einem scheinbar endlosen Wald auch so ziemlich das Langweiligste, was man sich vorstellen konnte. Oder dieser Meinung war zumindest Uzumaki Naruto.

Das lag aber vielleicht auch daran, dass er nicht selbst springen durfte.
 

Im Augenblick befand sich Konohas bekanntester Ninja (neben Hokage-sama, versteht sich) auf dem Rücken seines Sensei und schmollte, weil er – seiner Meinung nach völlig zu Unrecht! – wie ein kleines Kind behandelt wurde. Er konnte sehr gut selbst springen! Schließlich war er immer noch Sechzehn!

...auch wenn man ihm das im Moment so ganz und gar nicht ansah.

Aber Kakashi hatte ihn vor die Wahl gestellt: Entweder Huckepack oder gar nicht. Und obwohl Naruto an jedem anderen Tag sofort lauthals losdiskutiert hätte, hatte er diesmal (mit vielen bösen Blicken und stummen Flüchen) den Mund gehalten und sich grummelnd seinem Schicksal gefügt. Denn sowohl Iruka-sensei als auch Tsunade-baa-chan hatten ihm an diesem Morgen eingebläut, entweder alles zu tun, was ihm von seinem Sensei befohlen wurde, oder einfach zu Hause zu bleiben und die Mission vergessen. Und dass das erst gar nicht in Frage kam, war ja wohl selbstverständlich. Die Chance, trotz seines Kinderkörpers endlich aus diesem Kaff von Ninjadorf (man sollte doch denken, dass in einem Dorf bewohnt von durchtrainierten Kämpfern und eiskalten Auftragskillern ein wenig mehr Action herrschte...) herauszukommen, wollte sich Naruto definitiv nicht entgehen lassen!

Es war sowieso ein kleines Wunder, dass Team Sieben einen Auftrag von höchster Wichtigkeit erhalten hatte...

Allerdings hatte es seit kurzem Unruhen zwischen den Ninja-Dörfern gegeben: Der arme Gaara musste sich zum Beispiel als Kazekage von Suna-Gakure, dem Dorf unter dem Sand, mit Ninja aus dem benachbarten Land des Regens herumschlagen, während es auch im Reich der Erde heftig kriselte – und die Bewohner des zugehörigen Ninjadorfes, dem Dorf versteckt hinter den Felsen, kurzerhand Konoha die Schuld in die Schuhe schoben. Aus diesem Grund waren fast alle Agenten der ANBU-Einheit im Augenblick im Einsatz, ebenso wie die meisten Jou- und Chunin. Und so war Tsunade gezwungen gewesen, das kompetenteste Team, das ihr zur Verfügung stand, für diesen Eilauftrag der A-Klasse zu wählen.

Leider bestand besagtes kompetentestes Team (auf den ersten Blick) aus einem ständig zu spät kommenden Fan perverser Schundromane, einem emotionalen Kühlschrank, einem Fangirl mit übermenschlicher Schlagkraft und einem Sechsjährigen mit Fuchsohren und Fuchsschwanz. Jeder Außenstehende hätte diese Mission zum Scheitern verurteilt. Und die meisten Innenstehenden auch. Aber man wusste ja nie, was Uzumaki Naruto so alles aus dem Ärmel zauberte...
 

Im Augenblick zauberte er allerdings überhaupt nichts, sondern nervte nur ungemein:

„Sind wir bald daa-haaaa?“

Kakashi atmete einmal tief ein und wieder aus, bevor er zuckersüß erwiderte:

„Das war das einhundertvierunddreißigste Mal, dass du mich das heute gefragt hast, Naruto. Und wenn du mich noch einmal fragst, dann reiße ich dir persönlich diesen Fuchsschwanz aus dem Hintern und kneble dich damit. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?♥“

Doch Naruto ließ sich nicht so leicht einschüchtern.

„Nee, ich hab's nich' so ganz kapiert. Kannst du's nochmal wiederholen?“

Kakashis Hände zuckten unheilvoll und sein Blick, mit dem er sich zu Sasuke und Sakura umdrehte, sprach Bände: Einer von euch nimmt ihn. Oder ich töte ihn hier und jetzt!

Seine beiden noch (halbwegs) erwachsenen Schüler funkelten böse zurück, doch dann erbarmte sich Sakura und verschnellerte ihr Tempo, bis sie mit Kakashi auf gleicher Höhe war.

„Komm her, Naruto, und treib Kakashi-sensei nicht in den Wahnsinn“, seufzte sie und streckte ihre Arme aus, in die der kleine Blondschopf auch sogleich begeistert sprang. (Sasuke schaute bei diesem Anblick übrigens ziemlich säuerlich aus der Wäsche.)

„Juhuu, Sakura-chan trägt mich!“

„Aber auf dem Rücken!“, fauchte die Rosahaarige und versetzte ihm einen Schubs, damit er über ihre Schultern kletterte. Er mochte zwar aussehen wie ein kleines Kind, aber er war immer noch Sechzehn! Und gesunde sechzehnjährige Jungen hatten sicherlich nichts gegen ein gefülltes Dekolleté – obwohl sich die Medic-Nin in Narutos Fall nicht mehr ganz so sicher war...

Und das lag nicht nur an der gesamten Woche, in der sich sowieso sämtliche ihrer Teammitglieder äußerst seltsam benommen hatten, sondern vor allem an diesem Morgen, an dem sie in Narutos Wohnung geplatzt war, um ihr Team abzuholen.
 

Haruno Sakura fluchte innerlich. An einem Tag wie diesem konnte es eine echte Last sein, Schülerin der großen Tsunade-sama zu sein. Denn heute war Tsunade-sama schlecht gelaunt und extrem leicht reizbar. Sie hatte Sakura aufgetragen, Team Sieben innerhalb von zehn Minuten komplett angezogen, ausgerüstet und bereit in ihr Büro zu bringen, ODER-

Sie hatte den Satz nicht beendet. Das musste sie auch gar nicht. Sakura hatte auch so verstanden, worauf sie hinauswollte. Und hatte die Beine in die Hand genommen.

Jetzt waren von den zehn Minuten nur noch sechs übrig, und weder Sasuke noch Kakashi waren zu Hause gewesen. Wenn Naruto nun auch nicht da war... dann würde es Tote geben. Oder zumindest ein paar zerstörte Wände.
 

Um das Tempo, in dem die rosahaarige Kunoichi die Treppen zu Uzumaki Narutos Wohnung hochstürmte, ohne außer Atem zu geraten, hätte sie jeder Leistungssportler beneidet. Sie übersprang die letzten drei Stufen, bremste, schlitterte bis zu Narutos Haustür, klopfte, wartete erst gar nicht auf eine Antwort, drückte die Türklinke hinunter – und erstarrte.

Erstens war die Tür nicht abgeschlossen. Das bedeutete selten etwas Gutes, sowohl bei Zivilisten als auch bei Ninjas.

Aber das war es nicht, was Sakura erstarren ließ. Es war der Anblick, der sich ihr bot.

In der Mitte des Raumes, in dem sie momentan stand, lag ein Futon. Auf diesem Futon lag ihr ehemaliger Sensei aus Akademiezeiten im Arm ihres ehemaligen Senseis aus Genin-Zeiten. Allein die Tatsache, dass beide Sensei nur Schlafanzughosen trugen und ansonsten nackt waren, ließ beinahe das Blut aus Sakuras Nase spritzen.

Aber etwas anderes hatte ebenfalls ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen und erlaubte ihr nicht, beim Anblick dieses muskulösen, gebräunten Oberkörpers und den hellen, kräftigen Armen, die sich um ihn schlangen, loszusabbern. Denn dort, auf dem Bett an der Wand, direkt neben dem Futon, lag ihr einstiger Schwarm, Uchiha Sasuke – oder besser, er hing dort. Denn irgendwie schien es der Schwarzhaarige in der Nacht geschafft zu haben, sich seitlich zu manövrieren, so dass nur noch sein Unterkörper mit den Füßen zur Wand auf der Matratze lag und sein Oberkörper vom Bett herunterhing.

Der rationale Teil in ihrem Gehirn merkte an, dass diese Art zu schlafen total ungesund sei, weil einem das Blut in den Kopf schieße, doch Sakura nahm diesen Teil gar nicht war. Sie starrte nur wie hypnotisiert auf Iruka, der sich in Kakashis Arme kuschelte, auf Kakashi, der friedlich (und mit Maske, wie Sakura irritiert feststellte) schlief und Iruka im Schlaf festhielt, auf Sasuke, dessen herunterhängender Kopf auf Kakashis Bauch gelandet war – und auf Naruto, der auf Sasukes Oberkörper lag und im Schlaf sabberte.

Haruno Sakura starrte auf das Chaos der vier ineinander verknäulten Männer, die sie mit der Zeit ebenso ins Herz geschlossen hatte wie ihre eigene Familie, und konnte sich in diesem Augenblick nur eines fragen:

„WAS IST IN LETZTER ZEIT EIGENTLICH LOS MIT DIESEM DORF?!“
 

Diese (recht laut gestellte) Frage weckte nicht nur den Besitzer der Wohnung, in der sich das Chaos abspielte, auf. Kakashi war sofort auf den Beinen und nahm eine Verteidigungsstellung ein, ebenso wie Sasuke – weswegen Naruto reichlich unsanft auf dem Boden landete. Iruka war nur um wenige Sekunden langsamer als die beiden Jounin und einzig Naruto war für einige Augenblicke etwas desorientiert.

„Einbrecher! Diebe! Mörder!“, kreischte der Chibi-Ninja und sprang hastig auf die Beine. „Holt die Waffen! Macht sie alle! Lasst sie nicht- mmpf!“

Sein (ziemlich sinnfreies) Geschrei wurde abrupt von Sasukes Hand gestoppt, der sich den blonden Zwerg geistesgegenwärtig geschnappt und ihm den Mund zugehalten hatte.

„Halt die Klappe, Vollidiot. Das ist bloß Sakura.“

„Mmmpf! Mmmhmmpfmm! Mmpfmmpf, mmpfmf!“

„Naruto!“, empörte sich Iruka. „So was sagt man nicht!“

Zwei Jounin und eine Medic-Nin starrten ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Du verstehst ihn?“, fragte Kakashi seinen Freund ungläubig.

„Ja, selbstverständlich! Ihr etwa nicht?“

„Alles, was ich höre, ist 'Mmmmpfmmf'“, entgegnete Sasuke und sah auf den Blondschopf herab, der verzweifelt versuchte, sich aus dem starken Griff des Uchiha zu befreien. „Aber das ist im Moment sowieso unwichtig, oder?“ Er wandte seine Aufmerksamkeit Sakura zu. „Was tust du hier so früh am Morgen?“

Die Rosahaarige blinzelte kurz und dachte offensichtlich nach, dann machte es Klick – und „Waaaahhh!“.

„Du meine Güte, das hab ich total vergessen!“ Sakura raufte sich in einem Zustand der Panik die Haare. „Sie wird mich umbringen! Sie ist sowieso schon furchtbar drauf, wenn wir jetzt noch viel zu spät kommen, dann wird das die reinste Katastrophe! Oh Gott, oh Gott, oh Gott...“

„Sakura“, beruhigte Iruka sie und legte ihr die Hände auf die Schultern, „atme erstmal tief durch, okay? Und dann erzählst du uns, was los ist.“

Sakura gehorchte und versuchte krampfhaft, nicht auf Irukas nackte Brust zu achten, als sie so knapp wie möglich zusammenfasste:

„Tsunade-shishou hat mir aufgetragen, Team Sieben so schnell wie möglich zusammenzutrommeln, weil sie eine A-Rang Mission für uns hat! Es ist sehr dringend, deshalb sollen wir sofort bei ihr im Büro erscheinen!“

„Und wieso bist du so panisch?“, fragte Kakashi interessiert.

„Weil Tsunade-shishou heute mal wieder schrecklich gelaunt ist! Sie wird mir den Kopf abreißen!“ Sakura zog erneut verzweifelt an ihren Haaren, bis ihr auffiel, was sie vorhin eigentlich hatte fragen wollen:

„Aber was ist überhaupt hier los?“

„Iruka-sensei wird Kakashi-sensei heiraten!“, zwitscherte Naruto – inzwischen befreit aus Sasukes Umklammerung – begeistert, bevor einer der beiden Erwachsenen auch nur die Chance hatte, etwas zu sagen. Sofort legte sich ein roter Schimmer auf Irukas Wangen und stemmte die Hände in die Hüften.

„Naruto! Was erzählst du denn da? Ich habe nie gesagt, dass ich Kakashi heirate!“

„Soll das heißen, du willst mich nicht heiraten?“

„Das hab ich auch nie gesagt, Kakashi! Aber wir sind erst seit gestern zusammen, findest du nicht, wir sollten das etwas langsamer- Äh, Sakura?“

Die rosahaarige Kunoichi hatte es kurzerhand von den Füßen gehauen.
 

Sakura seufzte. Sie hatte nicht den geringsten Schimmer warum, aber ganz plötzlich, von heute auf morgen, hatte sich eine Menge verändert. Kakashi und Iruka waren auf einmal ein Paar, zwischen Sasuke-kun und Naruto schien ebenfalls irgendetwas anders als sonst – und Sakura konnte das Gefühl nicht abschütteln, einfach vergessen worden zu sein.
 

~Tag 6/Samstag~

Der Tag, an dem Naruto klar wurde, wieso Sasuke seine Fangirls immer ignorierte
 

Als Team Sieben nach einer nicht besonders ereignisreichen Reise an seinem Ziel ankam, war die Sonne schon fast hinter dem Horizont versunken. Naruto – inzwischen auf Sasukes Schultern sitzend – schaute sich interessiert um. Die Waldlichtung, auf die Kakashi sie geführt hatte, sah nicht gerade spektakulär aus... Bevor er allerdings weiter darüber nachdenken konnte, was sie hier eigentlich suchten, wurde sein Gedankengang unterbrochen, als Sasuke ihn auf dem Boden absetzte und sich ebenfalls umsah, allerdings mit aktiviertem Sharingan.

„Dort drüben befindet sich ein Genjutsu“, sagte er gerade laut genug, dass nur sein Team in verstehen konnte. Kakashi nickte.

„Ganz genau. Und das, was dieses Genjutsu verbirgt, müssen wir beschützen. Also seid wachsam. Wir wissen nicht, wo sich unsere Feinde aufhalten, oder ob sie überhaupt hier in der Nähe sind. Alles, was wir wissen, wissen wir durch Gerüchte über fremde Ninja hier in der Gegend.“

„Und die Gerüchte waren genug, um uns hierher zu schicken?“ Die Skepsis auf Narutos Gesicht war deutlich lesbar. „Man, ist das Ding, was wir bewachen sollen, echt so wichtig?“

„Hast du schon wieder nicht zugehört?!“, regte sich Sakura auf und Sasuke seufzte genervt.

„Nochmal für die ganz Dummen“, sagte er halblaut und beugte sich zu Naruto herunter. „Was wir hier beschützen sollen, ist eine alte Schriftrolle von Nidaime-sama, dem zweiten Hokage, die Informationen von solcher Wichtigkeit enthält, dass man es als zu gefährlich erachtete, sie in Konoha aufzubewahren.“

„Und dann verstecken die das Ding in irgendeinem Wald?“, wollte Naruto ungläubig wissen. Diesmal war es an Kakashi zu seufzen.

„Genau das ist der Sinn der Sache: Niemand würde vermuten, dass sich solch brisante Informationen an solch einem Ort befinden. Außerdem wurde die Schriftrolle nicht einfach irgendwo in den Wald gelegt. Dieses Genjutsu, das sie beschützt, wäre sogar für mich unmöglich zu brechen, zumindest in kurzer Zeit. Ich würde Tage dafür brauchen, wenn nicht sogar Wochen, so komplex ist diese Kunst. Wenn jemand an die Rolle kommen will, dann braucht er eine Menge Zeit – und Experten, die sich mit Illusionen auskennen.“

„Ist es dann nicht leichtsinnig von uns, so frei darüber zu reden?“, fragte Sakura leise. „Ich meine, wenn Feinde hier sind, könnten sie uns genauso gut belauschen!“

Kakashi lächelte sein typisches Lächeln.

„Entweder wissen sie das längst und sind schon dabei, die Illusion zu brechen, oder sie hatten bis eben keine Ahnung, falls sie uns belauscht haben, und werden eine ganze Weile brauchen, um das Genjutsu zu knacken. Und bis dahin-“ Kakashis Gesichtsausdruck wurde hart und kalt, „-haben wir sie eliminiert. Noch Fragen?“

Der Rest von Team Sieben schüttelte den Kopf. Es gab nichts mehr zu sagen. Schweigend errichteten die vier Ninja ihr Nachtlager und stellten sich auf einige lange Nächte Überwachung ein.

Doch soweit sollte es gar nicht erst kommen.
 

---
 

Der bleiche Schein des Mondes erhellte die dunklen Gestalten, die zusammengekauert auf der kleinen Waldlichtung saßen, nur spärlich. Ab und an zogen Wolken am Himmel vorbei und verdunkelten die Szenerie völlig, während kühle Windstöße die Blätter leise rascheln ließen.

Naruto zog fröstelnd seine Decke enger um seinen kleinen Körper und verfluchte zum unzähligsten Mal die feindlichen Ninja, die sich nicht mal hundertprozentig hier aufhielten; vielleicht waren die Gerüchte ja Humbug, die Schriftrolle in Sicherheit – und er fror sich hier umsonst den Hintern ab! Doch ein Lagerfeuer anzuzünden, wenn sich potenzielle Gegner in der Nähe aufhalten konnten, wäre einem laut gebrüllten „Wir sind hier!“ gleichgekommen, wie Kakashi seinem kleinsten Schüler freundlicherweise erklärt hatte, bevor er sich hingelegt und besagtem kleinsten Schüler die erste Nachtwache überlassen hatte.

Ein erneuter Windstoß ließ Narutos Zähne klappern und er rutschte instinktiv näher zu seinem Nachtwachepartner, der einige Meter entfernt saß.

„Sasuke“, flüsterte Naruto, obwohl Kakashi ihnen befohlen hatte, so wenig wie möglich zu reden, „Sasuke, mir ist echt saukalt!“

Ein leises Seufzen klang durch die Nacht, dicht gefolgt von einem gemurmelten „Vollidiot...“; dann spürte Naruto einen Arm, der sich um seine Schulter legte und ihn zu dem warmen Körper des Uchiha heranzog.

„Und du nennst dich einen Ninja?“, grummelte der Schwarzhaarige, klang dabei jedoch nicht wirklich schlecht gelaunt, sondern eher amüsiert. Naruto kuschelte sich enger an ihn und betrachtete die reglosen Körper seiner übrigen Teamkameraden. Sein Blick blieb an Sakuras rosafarbenem Haarschopf hängen, bevor er zu mit gerunzelter Stirn zu Sasuke hochsah und ihn ein wenig unsicher fragte:

„Ne, Sasuke? Glaubst du, Sakura-chan ist noch sauer auf mich?“

Sasuke hob eine fein geschwungene Augenbraue und beantwortete die Frage mit einer Gegenfrage:

„Wieso sollte sie sauer auf dich sein?“

„Na ja... du weißt schon...“, druckste Naruto herum, „wegen den letzten Tagen... sie war doch ständig wütend und so...“

Der Uchiha warf einen raschen Blick zu der Silhouette des einzigen weiblichen Mitglieds des Teams, dann zuckte er die Schultern.

„Ich denke, das hat sie in dem Augenblick vergessen, als sie dich in deinem neuen Körper gesehen hat. Sie liebt diese Ohren.“

„Ehrlich?!“ Naruto war plötzlich Feuer und Flamme. „Glaubst du, so geht sie endlich auf ein Date mit mir? Das wär so cool!“

Glücklicherweise verdeckte in diesem Augenblick ein Wolkenfetzen den Mond und verbarg Sasuke, der so aussah, als wollte er jeden Moment jemanden mit seinem Chidori aufspießen, im Dunklen. Und als das fahle Licht ihn wieder beschien, hatte er sich so weit zusammengerissen, dass sein Gesicht erneut eine emotionslose Maske war und er antworten konnte, ohne Angst haben zu müssen, seine Stimme könnte ihn verraten.

„Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass sie mit dir ausgehen würde. Für mich sieht es eher so aus, als fände sie dich niedlich und das war's.“

„Och menno“, murmelte Naruto und starrte deprimiert zu Boden. Dann herrschte wieder Stille, nur unterbrochen durch die entfernten Rufe eines Waldkauzes.
 

Doch Uzumaki Naruto war noch nie jemand gewesen, der lange den Mund hatte halten können, und so begann er nach kurzer Zeit wieder, dem Uchiha Fragen zu stellen – diesmal allerdings bezüglich ihres vierten und letzten Teammitglieds.

„Ne, Sasuke?“

Langsam fragte sich Naruto, wieso seine Fragen in letzter Zeit eigentlich ständig mit „Ne, Sasuke?“ begannen.

„Mhm“, war die einzige, leicht genervte Reaktion des Schwarzhaarigen, doch das hielt Naruto nicht davon ab, weiterzufragen:

„Was denkst du eigentlich über Kakashi-sensei und Iruka-sensei?“

Sasuke hob mal wieder eine Augenbraue.

„Gestern Morgen habe ich dich das gefragt. Wieso willst du das jetzt von mir wissen?“

„Na ja...“ Der kleine Blondschopf zuckte ein wenig hilflos mit den Schultern und druckste herum:

„Ich wollte bloß wissen... jetzt, wo die beiden ja irgendwie... zusammen sind... was du davon wohl hältst...“

„Warum? Ist meine Meinung denn seit neustem so wichtig?“

„Nein! Doch! Nein, ich meine... nicht seit neustem, sondern...“

„...sondern schon seit längerem?“, beendete Sasuke den Satz interessiert. Narutos Backen färbten sich rötlich, doch er nickte tapfer. Dafür belohnte ihn sein Rivale, indem er ihm eine ernsthafte (wenn auch sehr knappe) Antwort gab:

„Ich mag die beiden zusammen.“

„Wirklich?“ Naruto sprang auf und fuchtelte mit den Armen. „Du findest das nicht komisch?“

„Sch!“, zischte Sasuke und drückte den aufgeregten Mini-Ninja wieder auf den Boden. „Nicht so laut!“

„Oh, 'tschuldigung“, flüsterte Naruto, starrte Sasuke aber weiterhin erwartungsvoll an.

„Also?“

Sasuke seufzte ergeben.

„Nein, ich finde es nicht komisch, sondern eher schön für die beiden, dass sie es endlich geschafft haben.“

„Endlich? Wieso denn endlich?“, wollte Naruto erstaunt wissen. Der Uchiha starrte ihn eine Augenblick lang nur ungläubig an, dann schüttelte er den Kopf.

„Du hast wirklich gar keine Ahnung, oder? Kakashi interessiert sich für Iruka, seit wir das erste Mal an der Chunin-Prüfung teilgenommen haben.“

„WAS?!“, wollte Naruto eigentlich brüllen, besann sich aber noch rechtzeitig eines Besseren und flüsterte stattdessen: „Was?! Ehrlich? Das ist fast vier Jahre her!“

„Sag ich doch: Du hast keinen Schimmer von dem, was hier vorgeht“, grinste Sasuke. Dann wurde seine Augen sanft und er sah in die Ferne. „Ich für meinen Teil gönne es Kakashi, obwohl er ein richtiger Idiot sein kann. Aber dass er es nach so langer Zeit doch noch geschafft hat, Iruka für sich zu gewinnen, macht mir Mut.“

Narutos Augen weiteten sich. Was war auf einmal mit Sasuke los? So hatte er ihn noch nie reden hören... Unsicher hob er die Hand und zupfte den Schwarzhaarigen sanft am Ärmel, bevor er leise fragte:

„Wenn dir Kakashi-sensei und Iruka-sensei Mut machen... hast du dann auch jemanden, in den du seit langem verliebt bist?“

Einen Moment lang schwieg Sasuke. Dann nickte er und starrte in den dunklen Nachthimmel.

„So jemanden habe ich. Es war mir nur nicht bewusst – bis vor ein paar Tagen.“

„Eeeecht?“ Die Augen des Blondschopfs wurden noch größer. „Wer ist sie? Wie heißt sie? Kenn ich sie? Komm schon, erzähl's mir, Teme!“

„Wer sagt denn, dass es eine sie ist?“, fragte Sasuke etwas ärgerlich und fuhr sich durch die Haare, bereit für die Explosion, die sicherlich folgen würde.
 

Doch die blieb erst einmal aus.

„...hä?“

Konohas Chaos-Ninja hatte noch nicht so ganz kapiert, was sein Rivale da gesagt hatte; doch es dauerte nicht lange, da drang diese neue Information zu seinem Gehirn durch und...

„WAAAS?!“

„Du bist schon wieder viel zu laut, Vollidiot!“, fauchte Sasuke, legte dem Blondschopf eine Hand auf den Mund und brachte ihn unsanft zum Schweigen. Naruto zappelte einen Augenblick und versuchte vergeblich, sich zu befreien, dann beruhigte er sich und wurde – zu seiner unbändigen Freude – losgelassen.

„Du meinst, du stehst auch auf Jungs?“, platzte er (in gemäßigter Lautstärke) heraus, kaum dass Sasukes Hand von seinem Mund verschwunden war. „So wie Kakashi-sensei und Iruka-sensei?“

Doch Sasuke antwortete nicht; er starrte nur in den Himmel und schien vollkommen in Gedanken versunken zu sein. Naruto war schon kurz davor, noch einmal nachzufragen, als der Uchiha die Stille plötzlich unterbrach:

„Naruto... Was ist für dich 'Liebe'?“

Einen Augenblick lang fehlten Naruto die Worte; wie ein Fisch an Wasser schnappte er nach Luft. Da war wieder diese Stimme, diese Art, wie er Sasuke noch nie erlebt hatte... Und seit wann stellte Sasuke überhaupt solche Fragen?

Bevor ihm überhaupt bewusst wurde, was er tat, war er bereits mitten im Antworten:

„Ich... ich weiß nicht so genau... Das ist dieses Kribbeln, oder? Wenn du jemanden siehst und du hast auf einmal das Gefühl, du hättest Schmetterlinge im Bauch... Oder das sagen zumindest die Leute...“

Wieder schwieg Sasuke für eine Weile, bevor er sprach.

„Ich glaube, Liebe... kann man nicht definieren, es ist für jeden etwas anderes. Für manche sind es vielleicht wirklich 'Schmetterlinge im Bauch'...

...aber ich denke, wenn ich jemandem alles erzählen möchte, was ich fühle... wenn ich mit jemandem alles teilen möchte, egal, ob Glück oder Trauer... wenn ich mit jemandem, dem ich vertraue, der mir alles bedeutet, mein Leben verbringen will... dann, glaube ich, ist das Liebe. Und wenn ich so jemandem gefunden habe-“, und in diesem Augenblick sah Sasuke Naruto in die Augen und lächelte ihn an, „-dann ist es mir egal, welches Geschlecht er hat, wie alt er ist oder wie er aussieht.“

Sasukes schwarze Augen, sein Lächeln, sein Geruch, seine Nähe – all das nahm Naruto den Atem. Sein Kopf schien mit einem Mal wie leer gefegt, sein Gehirn vollkommen außer Kraft gesetzt – nur ein Satz spukte in ihm herum:

Ach deshalb hat sich Sasuke nie für seine Fangirls interessiert...

Eine sanfte Hand, die keinem geringeren als seinem größten Rivalen gehörte, legte sich auf seine Backe und zwang ihn, in Sasukes Gesicht zu sehen. Sein Gesichtsausdruck war sanft, fast schon bittend, als er leise begann:

„Naruto, ich-“

Doch das mit rasender Geschwindigkeit durch die Luft surrende Kunai, das sich keine zehn Zentimeter neben Narutos rechtem Bein in den Boden bohrte, unterbrach Sasuke mitten im Satz.
 

Innerhalb weniger Sekunden war Team Sieben vollständig auf den Beinen, Rücken an Rücken stehend, Kunai und Shuriken wurfbereit, und wartete auf einen weiteren Angriff.

„Sieht aus, als wären wir entdeckt worden“, stellte Sasuke halblaut fest und scannte mit wachsamen Sharingan die Umgebung.

„Ist ja auch keine Kunst, bei dem Lärm, den ihr veranstaltet habt“, knurrte Kakashi und befreite sein linkes Auge von seinem Stirnband.

„Wenn du die ganze Zeit wach gewesen bist, wieso hast du nichts gesagt?“, erwiderte Sasuke und blockte ein weiteres Wurfmesser, das auf Augenhöhe auf ihn zuflog.

„Weniger reden, mehr kämpfen!“, unterbrach Sakura die beiden Jounin. „Falls es euch entgangen sein sollte, wir sind umzingelt!“

„Was uns zu der Annahme führt, dass die Gerüchte stimmten und die Schriftrolle vermutlich in diesem Augenblick gestohlen wird.“ Kakashi wich einem übergroßen Wurfstern aus und wandte sein linkes Auge in die Richtung des Schreins, in dem die Rolle aufbewahrt wurde. Sein Sharingan bewies ihm, dass er sich nicht geirrt hatte: Die Illusion, die das begehrte Artefakt beschützen sollte, löste sich nach und nach auf.

„Zum Schrein!“, befahl der Kopier-Ninja und rannte los, dicht gefolgt von seinem Team. Prompt fanden sich die Vier in einem Hagel aus Wurfmessern, -sternen und diversen anderen Waffen wieder und hatten alle Hände voll damit zu tun, unverletzt zu bleiben und trotzdem so schnell wie möglich voranzukommen.

Doch die feindlichen Ninja hatten ganz offensichtlich andere Pläne: Bis eben noch unerkannt in den Bäumen versteckt, traten sie nun in Erscheinung und griffen die Konoha'schen Ninja an – mit Fäusten wie mit Ninjutsu. Innerhalb weniger Minuten hatte sich die einst so friedliche Waldlichtung in ein Schlachtfeld verwandelt.

„Das scheinen Shinobi aus Iwa-Gakure zu sein!“, rief Sakura dem Rest ihres Teams zu, während sie einen Felsblock, der in rasender Geschwindigkeit auf sie zukam, mit einem gezielten Faustschlag in tausend Einzelheiten zerlegte.

„Warum?“, fragte Sasuke zurück und schickte einen Feuerball in Richtung eines Shinobi. „Weil sie hauptsächlich Erd-Ninjutsu benutzen?“

Ein unglücklicher Ninja kam in Sakuras Reichweite und sie brach ihm mit einem Schlag mitten ins Gesicht den Kiefer, bevor sie sich zu ihrem schwarzhaarigen Teammitglied umdrehte und (mit einer kaum merklichen Spur von Sarkasmus) antwortete:

„Nein, weil auf ihren Stirnbändern ein Felsen abgebildet ist. Also sind sie vermutlich aus dem Dorf versteckt hinter den Felsen.“

„Klingt logisch“, murmelte Sasuke und entkam um Haaresbreite einem weiteren Felsblock, der auf ihn zukam. Langsam aber sicher spitzte sich die Situation zu: Die Ninja aus dem Dorf hinter den Felsen waren Team Sieben zumindest zahlenmäßig weit überlegen. Außerdem kämpften sie hauptsächlich aus einiger Entfernung mit Erd-Techniken, gegen die nur Kakashi und Sakura eine reelle Chance hatten; Sasukes Feuer-Techniken zeigten keinen großen Effekt gegen einen riesigen Felsen und Naruto war sowieso eher der Typ für den Nahkampf... Nicht gerade die rosigsten Aussichten.

Inzwischen hatte Team Sieben fast den Schrein erreicht, doch keiner konnte etwas gegen die drei Shinobi tun, die sich im Dreieck um den versiegelten Ort aufgestellt hatten und versuchten, die Illusion zu knacken, denn sie hatten alle Hände voll damit zu tun, die übrigen Iwa-Ninja in Schach zu halten. Nicht einmal Narutos Schattendoppelgänger waren eine große Hilfe, da ihnen die nötige Stärke fehlte, die sie eigentlich gehabt hätten – wenn ihr Original seine normale Größe gehabt hätte. Aber die hatte er nicht, und so war er nicht besonders hilfreich, sondern musste mehr als einmal vor einem spitzen Felsenspeer gerettet werden.
 

Auf einmal ging eine Welle der Genugtuung durch die Ninja aus Iwa-Gakure; als die Mitglieder Team Siebens sich umwandten und sich nach dem Grund dieser plötzlichen Veränderung umsahen, erkannten sie zu ihren Entsetzen, dass sich das Genjutsu aufgelöst hatte. Zwischen zwei großen Bäumen, von Büschen und Laub fast verdeckt, stand völlig schutzlos ein kleiner Holzschrein, dessen Türen mit einem Siegel verschlossen waren. Doch auch dieser letzte Schutz hielt die feindlichen Shinobi nicht lange auf: Ehe Kakashi, Sakura oder Sasuke auch nur die Chance hatten, sich bis zu dem Schrein durchzuschlagen, standen die Türen sperrangelweit offen und Triumph machte sich auf den Gesichtern der Felsninja breit, als einer der drei Illusions-Spezialisten eine kleine, unscheinbare Schriftrolle aus dem Inneren holte.

Verzweifelt mobilisierte Sakura all ihre Kräfte und kämpfte sich ihren Weg durch die Reihen ihrer Feinde, doch deren Zahl schien einfach nicht abnehmen zu wollen: Jedes Mal, wenn die rosahaarige Kunoichi einen niederstreckte, nahmen zwei neue seine Stelle ein. Ein rascher Blick zur Seite zeigte Sakura, dass es Kakashi und Sasuke trotz Sharingan und Chidori nicht besser erging.

Noch einmal holte sie zum Schlag aus – doch irgendjemand hinter ihr packte ihre Faust und hielt sie fest. Ein glockenhelles Lachen ertönte, das – wie Sakura begriff, als sie herumfuhr und ihre Hand aus dem festen Griff riss – zu einer wunderschönen Frau gehörte, deren Stärke mit der der übrigen Shinobi nicht zu vergleichen war. Als sie das Erstaunen auf Sakuras Gesicht sah, ließ sie wieder ihr Lachen erklingen und sprang leichtfüßig ein Stück zurück.

„Was für eine ungewöhnliche kleine Kunoichi.“

Ihre Stimme war sanft und melodisch, doch das täuschte Sakura nicht darüber hinweg, dass sie gefährlich war. Während die übrigen Erdshinobi nur einfache Handlanger auf Chunin-Level waren, hielt diese Frau, da war sich Sakura sicher, zumindest einen Teil der Fäden dieser ganzen Verschwörung in der Hand.

Derweil neigte die fremde Frau ihren Kopf zur Seite und betrachtete amüsiert, wie sich Sasuke und Kakashi durch den zunehmenden Haufen von Iwa-Ninja schlugen, ohne wirklich Fortschritte zu machen, bevor sie sich wieder an Sakura wandte.

„Mehr habt ihr nicht zu bieten? Ich hatte eigentlich erwartet, dass Konoha sich mehr anstrengen würde, um seine Geheimnisse zu waren... Stattdessen schickt es nur einen alten Mann, einen verbitterten, nutzlosen Teenager und ein kleines Mädchen.“

Dieser Satz weckte Sakura aus ihrem tranceartigen Zustand und sie stürzte mit geballter Faust vorwärts, doch die Frau lachte nur erneut und formte geschickt einige Fingerzeichen. Plötzlich schossen zehn Doppelgänger aus der Erde und blockten Sakuras Angriff ab. Ein letztes Mal erklangen das Geräusch von Glöckchen im Wind und die melodische Stimme:

„Ich wünsche dir viel Vergnügen mit meinen Doppelgängern, kleine Kunoichi. Wer weiß, vielleicht begegnen wir uns wieder...? ...obwohl ich das sehr bezweifle.“

Und mit diesen letzten Worten wurde die Fremde buchstäblich von der Erde verschluckt.

Sakura knirschte mit den Zähnen. Wenn sie dieser Frau noch einmal begegnen sollte, würde sie sich auf keinen Fall zurückhalten...! Doch im Augenblick hatte sie andere Probleme, denn die Erddoppelgänger der Frau waren alles andere als einfach zu besiegen – schon deshalb, weil sie alles andere als leicht zu treffen waren. Leichtfüßig und aalglatt, genau wie ihr Original.

Langsam wich Sakura zurück in die Richtung ihres übrigen Teams, gleichzeitig darauf bedacht, die Doppelgängerinnen im Auge zu behalten. Eine unbändige Wut auf die Worte der Frau packte sie, als sie die beiden Jounin schließlich erreichte und sah, wie verbissen sie kämpften.

Von wegen, Konoha hat nicht mehr zu bieten! Euch werden wir's schon zeigen! Sasuke-kun ist auf jeden Fall kein verbitterter, nutzloser Teenager, Kakashi-sensei hat mehr drauf, als ihr alle zusammen, und ich bin mehr als nur ein kleines Mädchen! Und außerdem haben wir noch Naruto, Konohas Überraschungsninja Nummer Ei-

Doch sie stockte mitten in ihren Gedanken, hielt in ihrer Bewegung inne, erstarrte komplett. Nur ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren und stellte eine Frage, die in ihrem Kopf immer und immer wieder widerhallte:

Wo ist Naruto?
 

Einer ihrer Gegner, ein einfacher Handlanger, nutzte seine Chance und griff sie mit einem riesigen Felsenspeer in der Hand an, doch ein Feuerball schoss von rechts heran und hüllte ihn vollständig ein. Durch die lodernden Flammen war zu erkennen, wie der Mann in sich zusammensank und zu der Erde wurde, aus der er gemacht war.

Ein weiterer Doppelgänger.

„Was zur Hölle machst du da, Sakura?!“ Sasuke folgte seinem Feuerball auf dem Fuße und kam seinem rosahaarigen Teammitglied zu Hilfe. Hastig packte er ihr Handgelenk und zog sie hinter eine dichte Baumgruppe. Keine zwei Sekunden später war auch Kakashi an ihrer Seite und erneut standen sie Rücken an Rücken, Kunais gezückt und aufs Äußerste angespannt.

„Mindestens die Hälfte von denen sind Erddoppelgänger“, bemerkte Kakashi schwer atmend. Wenn er eine Schwäche hatte, dann waren es sein vergleichsweise niedriges Chakralevel und seine geringe Ausdauer bei Sharingangebrauch. „Sie sind nicht schwer zu erledigen, aber es ist zeitraubend. Wenn wir hier fertig sind, sind die mit der Schriftrolle längst über alle Berge.“

„Irgendeine Strategie, Kakashi? Denn meine Ideen sind im Augenblick eher knapp bemessen.“ Sasuke warf einen raschen Blick durch die Zweige und wehrte in letzter Sekunde ein Wurfmesser mit einem eigenen Kunai ab. Nicht mehr lange, und sie würden erneut umzingelt sein.

„Ich lasse mir was einfallen. Trotzdem bin ich offen für jegliche Vorschläge. Sakura?“

„Wo ist Naruto?“

„...wie bitte?“

Wo ist Naruto?!

Für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich Sasukes und Kakashis Blicke, dann ließen sie ihre Augen für einen kurzen Moment über die Szenerie schweifen. Und dann...

„Scheiße!“

„Das kannst du aber laut sagen“, murmelte die Medic-Nin.

„Wo zur Hölle ist dieser Zwerg abgeblieben?!“

„Vielleicht ist er den Typen mit der Schriftrolle gefolgt?“

Allein?! Er ist im Moment so stark wie ein verdammter Sechsjähriger! Will er sich umbringen?!

„Okay, ruhig bleiben“, kommandierte Kakashi, biss sich in den Daumen, formte in Sekundenschnelle fünf Fingerzeichen und beschwor einen kleinen Hund auf seine ausgestreckte Handfläche.

„Yo“, sagte der Hund und blinzelte die drei Ninja aus halb geschlossenen Augen an. „Sieht gar nicht gut aus für euch, hm?“

„Keine Zeit für Smalltalk, Pakkun“, schnitt Kakashi ihm jegliche weiteren Worte ab. „Du musst auf der Stelle Narutos Spur aufnehmen.“

Pakkun sprang zu Boden und begann, eifrig zu schnüffeln, während sich der Kopierninja an Sasuke wandte:

„Sasuke, du bist im Augenblick der Schnellste von uns allen. Du nimmst Pakkun und findest Naruto. Sakura und ich übernehmen die hier.“ Er nickte in die Richtung der Iwa-Ninja, Doppelgänger wie Originale, die sich scharten und sich zu einem weiteren Angriff bereit machten. Sasuke nickte nur knapp und sah zu dem kleinen Hund herab, der verschlafen zurückblickte und und die Nase in die Luft reckte.

„Ich habe seine Spur. Wir können los.“

Der Uchiha nickte erneut und folgte Pakkun mit einem weiten Sprung auf den nächstbesten Ast. Innerhalb weniger Sekunden waren sie im Dunkel des Waldes verschwunden.

„Hoffentlich findet er ihn“, murmelte Sakura besorgt, „hoffentlich passiert den beiden nichts...“

„Wir haben im Augenblick andere Probleme“, erinnerte Kakashi sie an ihre momentane Lage.

Zu seiner Überraschung lächelte die rosahaarige Kunoichi daraufhin grimmig und ließ ihre Fäuste knacken.

„Dann wollen wir denen mal so richtig einheizen!“
 

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Er war so schnell gerannt wie selten zuvor, gleichzeitig darauf bedacht, so wenig Geräusche wie möglich zu machen; seine geringe Größe und seine dunkle Kleidung – die er sich erneut von Sasuke geliehen hatte – hatten ihm sein Vorhaben zum Glück erleichtert und es war ihm gelungen, den Iwa-Nin unbemerkt bis zu ihrem Versteck zu folgen. Jetzt kauerte er hinter einem großen Busch und versuchte einen Weg zu finden, besagtes Versteck zu infiltrieren – was sich zugegeben als etwas schwierig herausstellte.

Ein plötzliches Rascheln ließ Uzumaki Naruto herumfahren. Einen Augenblick lang glaubte er, gefunden worden zu sein, und sein Herz schlug so schnell, dass es wehtat. Doch hinter ihm war niemand.

Erleichtert atmete der Blondschopf auf. Wahrscheinlich hatte ihm seine Fantasie nur einen Streich gespielt oder es war nur ein Tier gewesen, ein Kaninchen vielleicht. Kein Grund also, noch nervöser zu werden als ohnehin scho-

Eine Hand, die sich blitzschnell vor seinen Mund schob, unterbrach Narutos Gedankengang. Sein erste Impuls, zu schreien, wurde erfolgreich von besagter Hand gedämpft, während sich eine zweite Hand samt Arm um seinen kleinen Körper schlang und ihn in einem kräftigen Griff festhielt. Alles Zappeln und Umsichschlagen half nichts, der Griff blieb eisern und ließ keine Möglichkeit zum Entkommen. Was aber noch lange nicht bedeutete, dass Naruto so leicht aufgab...

„Vollidiot! Halt endlich still!“, zischte ihm auf einmal jemand ins Ohr.

Vollidiot? Jetzt kam eigentlich nur noch eine Person als sein plötzlicher Angreifer in Frage...

„Mhmm?!“

„Scht! Nicht so laut!“ Der eiserne Griff lockerte sich ein wenig und die Hand verschwand von Narutos Mund. Sofort wand sich der Blondschopf aus den Armen seines Angreifers und drehte sich mit geballten Fäusten zu ihm um.

„Musst du mich so erschrecken, Teme?!“

„Sei endlich leise!“, zischte Sasuke und presste dem Chibi-Ninja erneut seine Handfläche auf dessen großes Mundwerk. „Sollen wir erwischt werden? Die fackeln nicht lange, sondern bringen uns eiskalt um!“

Doch Naruto hatte ein für alle Mal genug davon, ständig zum Schweigen gebracht zu werden und biss dem Uchiha kräftig in den Zeigefinger. Der gewünschte Effekt trat auch sofort ein: Sasuke zog seine Hand blitzschnell zurück und Naruto war wieder in der Lage, frei zu sprechen.

„Was sollte das denn?!“, fauchte er – wenn auch leise – und warf dem Schwarzhaarigen einen bösen Blick zu.

„Ich wollte verhindern, dass du dich erschrickst, losbrüllst und unsere Gegner alarmierst“, erwiderte Sasuke gedämpft und fuhr sich genervt durch die Haare. „Außerdem sollte ich diese Frage stellen! Was sollte das bitte? Einfach so abzuhauen, ohne uns Bescheid zu geben!“

„Hätte ich vielleicht 'nen Zettel da lassen sollen?! Mit 'nem Kunai an 'nen Baum gepinnt, auf dem steht „Hey, bin mal eben die Schriftrolle verfolgen, wartet mit dem Essen nicht auf mich!“ oder so was?!“

„Du hättest zumindest einem von uns kurz sagen können, wo du hingehst!“

„Um dann gesagt zu bekommen, das geht nicht, ich bin zu klein, das ist viel zu gefährlich?! Nein danke!“
 

Sasuke lag eine bissige Antwort schon auf der Zunge, doch etwas ließ ihn innehalten: Er spürte plötzlich ein fremdes Chakra; wie vielen Personen es gehörte, das konnte er nicht sagen, doch es war auf jeden Fall da. Hastig, aber lautlos, packte er den kleinen Blondschopf, zog ihn tiefer in den Schatten des Busches und bedeutete ihm, kein Geräusch zu machen. Naruto gehorchte und verhielt sich mucksmäuschenstill, während Sasukes scharfe, wachsame Augen langsam über Gegend vor ihm glitten.

Auf einmal tauchten drei maskierte Ninja aus dem Schatten der Bäume auf und landeten lautlos auf dem Waldboden.

„Wo ist er hin?“, fragte einer leise – allerdings laut genug, um für Sasuke und Naruto verständlich zu sein. „Ich bin mir sicher, dass er hier irgendwo verschwunden ist!“

„Wir werden ihn schon finden“, erwiderte der Zweite mit tiefer, kratzender Stimme. „Er kann uns nicht entkommen.“

„Na hoffentlich“, jammerte der Dritte, offenbar das Weichei der Gruppe. „Denn wenn nicht, dann wird das Gankai-sama bestimmt nicht sehr erfreuen...“

„Hör auf zu heulen und such lieber, Idiot!“, fauchte der Erste. „Je eher wir ihn finden, desto weniger wütend wird Gankai-sama sein!“

Der Dritte murmelte noch etwas Unverständliches und machte sich mit seinen beiden Mitstreitern wieder auf die Suche – was Sasuke ganz und gar nicht gefiel. Er hatte eigentlich darauf gehofft, die drei Handlanger würden ihm genug Zeit lassen, sich einen Plan zurechtzulegen...

Naruto kapierte noch nicht so ganz, was vor sich ging, und stieß Sasuke ziemlich unsanft in die Rippen.

„Hey, Teme“, wisperte er, „wer sind die denn?“

Sasuke seufzte.

„Das sind Ninja aus dem Dorf hinter den Felsen. Unsere Feinde. Weißt du noch? Die mit der Schriftrolle?“

Es kostete Naruto einige Sekunden, bis er kapierte, dass Sasuke sich gewissermaßen über ihn lustig machte.

„Das weiß ich selber!“, fauchte er, sobald es in seinem Gehirn endlich Klick gemacht hatte. „Ich meine, wen suchen die?“

Diesmal verkniff sich der Uchiha eine zynische Antwort und klärte seinen kleinen Freund auf:

„Kakashi hat Pakkun gerufen, damit ich dich verfolgen konnte, und da haben sich diese Typen leider an meine Fersen geheftet. Eigentlich waren sie zu fünft, aber wie es aussieht, konnte ich zwei von ihnen ausschalten...“

„Wie es aussieht?“

„Ich habe nur gelegentlich ein paar Feuerbälle hinter mich geschleudert, ohne wirklich zu zielen. Aber anscheinend haben sie ihr Ziel doch nicht verfehlt.“ Sasuke zuckte nur mit den Schultern. „Aber jetzt mal was anderes: Wir werden gleich entdeckt, Vollidiot.“

„Toooll! Soviel war mir auch schon klar!“

„Lass mich doch wenigstens einmal ausreden“, erwiderte der Schwarzhaarige und rollte mit den Augen. „Du hast die Shinobi, die die Schriftrolle haben, doch bis hierher verfolgt, oder?“

„Jep.“

„Und sie sind hier verschwunden?“

„Jep.“

„Also können wir davon ausgehen, dass sich hier irgendwo ihr Unterschlupf befindet, wahrscheinlich getarnt durch eine Illusion?“

„Ich denke schon. Und weiter?“

Sasuke lächelte wie jemand, der gerade einen hinterhältigen Plan ausgetüftelt hat, beugte sich zu Naruto und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Die Augen des Blondschopfs weiteten sich, dann breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus und er nickte.

„Alles klar! Kannst dich auf mich verlassen, Teme!“

Und mit einem lauten „Kage-Bunshin no Jutsu!“ beschwor Konohas Chaos-Ninja unzählige kleine Schattendoppelgänger und hetzte sie in Richtung der drei Ninja, bevor er und Sasuke sich ebenfalls in den Kampf stürzten.

Unglücklicherweise machten hunderte kleine Narutos einen Höllenlärm und erregten eine Menge Aufsehen, was sofort die stationierten Iwa-Ninja in ihrem Unterschlupf alarmierte.

Glücklicherweise gehörte das zu Sasukes Plan.
 

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„Es werden immer weniger!“, brüllte derweil eine schwer beschäftigte Medic-Nin auf einer zum Schlachtfeld gewordenen Waldlichtung ihrem Sensei über den Lärm von durch die Luft surrenden Waffen, auseinander brechendem Waldboden und zersplitternden Knochen zu und hämmerte ihre Faust in grimmiger Entschlossenheit erneut in den Boden. Sie trug immer noch dieses Lächeln und Kakashi fragte sich einmal mehr, was für eine Monsterkunoichi die fünfte Hokage da herantrainiert hatte. Zweifellos war Haruno Sakura freundlich, hübsch und liebenswürdig... allerdings behielt man besser mindestens dreißig Meter Abstand von ihr, wenn sie sich in diesem Zustand befand.

Doch sie hatte recht, es wurden tatsächlich weniger. Vielleicht war es ihnen endlich gelungen, einige Originale auszuschalten, so dass weniger neue Doppelgänger erschaffen werden konnten. Ihre Chancen, zumindest diese Situation so schnell wie möglich heil zu überstehen, stiegen immer weiter.

Hoffentlich erging es Sasuke und Naruto ähnlich.
 

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Zugleich herrschte ein Stück tiefer im Wald, ganz in der Nähe des geheimen, getarnten Unterschlupfs der Erdninjas, ein heilloses Durcheinander, das sich ungefähr so ausdrückte:

„Wo sind sie?“

„Findet sie!“

„Tötet sie!“

„Da ist einer!“

„Wo ist er hin?“

„Da drüben!“

„Das war nur ein verdammter Doppelgänger!“

„Wo ist der Echte?“

„Das kann doch nicht so schwer sein, ein kleines Kind zu erledigen!“

„Arrgh!“

Arrgh war in diesem Falle allerdings kein Ausdruck der Frustration, weil besagtes kleines Kind eben doch nicht so einfach zu erledigen war, sondern das Geräusch, das einem Iwa-Shinobi entfuhr, als ihm von einem seiner Kollegen ein Kunai in den Rücken gerammt wurde. Inzwischen wusste niemand mehr so genau, wer jetzt Freund und wer Feind war; alles, was die Shinobi noch tun konnten, war schlicht und einfach den kleinen, flinken Doppelgängern hinterherzuhetzen und darauf zu hoffen, dass irgendjemand diesen Teufelsbraten und den dunkelhaarigen Teenager aus Konoha erledigte.

Zur allgemeinen Überraschung gelang das schließlich auch jemandem: Mit einem Mal verpufften die blonden Klone und hüllten das Schlachtfeld für einen Moment in Rauch; als die Sicht langsam wieder aufklarte, trat ein hochgewachsener, halb vermummter Iwa-Ninja aus den Büschen, seine Kleidung mit Blutspritzern befleckt.

„Auftrag erledigt“, meldete er knapp mit rauer Stimme. „Hatten sich in den Büschen versteckt. Der Kleine war kein Problem. Dem Großen musste ich die Kehle durchschneiden.“ Er deutete kurz mit dem Kinn auf das Blut auf seiner Kleidung und schwieg dann. Der Captain, der für die Eliminierung der Feinde ausgeschickt worden war, atmete erleichtert auf.

„Gute Arbeit. Wir kehren sofort zur Basis zurück.“

Mit einer kurzen Handbewegung winkte er einen seiner Untergebenen zu sich; die übrigen Ninja traten einige Meter zurück, während der angewiesene Shinobi rasch Fingerzeichen formte und den Wald vor ihm mit einer Feuertechnik in ein Flammenmeer verwandelte. Die einfachste Art, jegliche Spuren verschwinden zu lassen. In kürzester Zeit würde von den Gefallenen beider Seiten nur noch Asche übrig sein.

Doch keiner der übriggebliebenen Erdninjas verschwendete auch nur einen Augenblick damit, die lodernden Flammen zu betrachten. Schweigend wandten sie sich um und folgten ihrem Captain, der sich in raschem Tempo seinen Weg durch den Wald bahnte, bis er schließlich an einer Baumgruppe zum Stehen kam. Einen Moment lang rieb er mit seiner rechten Hand am Stamm eines besonders großen Baumes, bis ein schwarzes Siegel auf einem weißen Papierzettel sichtbar wurde, das an dem Baum angebracht war. Es leuchtete kurz bläulich auf, als der Captain eine kleine Portion seines Chakras hineinfließen ließ, dann wurde ein Eingang in unmittelbarer Nähe der Baumgruppe sichtbar. Es war ein seltsamer Anblick, mitten im Wald zwischen zwei Bäumen plötzlich eine Tür stehen zu sehen, doch keiner der Ninjas zuckte auch nur mit der Wimper, als sie nacheinander durch den Eingang traten. Der Captain nickte, bevor er als Letzter die Basis betrat, zwei seiner Männer zu, die sofort zurücktraten und in den Bäumen verschwanden. Sie würden draußen bleiben und für alle Fälle die Gegend im Auge behalten. Dann schloss sich der Eingang wieder, das Siegel nahm die gleiche Farbe wie der Baumstamm an und der Schutzschild legte sich erneut über den Unterschlupf. Die beiden Shinobi in den Bäumen grinsten sich zu. Das Versteck war perfekt. Unauffindbar. Niemand würde je an das Genie von Gankai-sama herankommen, kein Feind würde ihre Basis jemals finden.

Sie konnten nicht wissen, dass in exakt diesem Moment zwei ihrer Feinde in ihren Unterschlupf eingedrungen waren...
 

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„Das war der Letzte!“, keuchte Sakura und beobachtete, wie die noch stehenden Erdninja langsam braun wurden und in sich zusammenfielen. Nur einen Augenblick zuvor hatte Kakashi den letzten realen Shinobi mit einem Chidori ausgeschaltet; dessen Klone wurden innerhalb von Sekunden wieder zu dem, aus dem sie erschaffen worden waren – nämlich zu Erde.

Sakura seufzte erleichtert und hielt sich immer noch schwer atmend die Seite. Sie fühlte sich, als wäre sie gerade einen Marathon gelaufen, doch die Verschnaufpause, die sie sich nun gönnte, war nur von kurzer Dauer. Mit geballten Fäusten richtete sie sich auf und blickte in den dunklen Wald hinein.

„Wir müssen Naruto finden“, sagte sie eher zu sich selbst als zu ihrem Sensei, doch er hatte sie trotzdem gehört.

„Er ist eine ganz schön große Motivation, nicht wahr?“

Sakura hob den Kopf und sah überrascht, dass er lächelte. Langsam nickte sie.

„Ich glaube nicht, dass ich ansonsten genug Kraft gehabt hätte, um all diese Shinobi auszuschalten...“

„Mir geht es ähnlich“, stimmte Kakashi ihr zu und zog sein Stirnband wieder über sein linkes Auge. „Vor allem, weil er im Augenblick so klein und verwundbar ist, mache ich mir Sorgen. Und Sorgen um ein wichtiges Teammitglied sind eine starke Antriebskraft.“

„Ich hoffe, es geht ihm gut“, murmelte die Rosahaarige. „Ich will gar nicht daran denken, was mit ihm passiert sein könnte, falls sie ihn erwischt haben...“

„Ich bin mir sicher, dass er in Ordnung ist. Er hat schon schlimmere Situationen heil überstanden. Außerdem ist Sasuke bereits auf dem Weg und hat ihn mit etwas Glück sogar schon gefunden. Glaub mir, Sakura, wir werden das hier schon schaffen und heil nach Konoha zurückkehren. Und wenn wir erst da sind, dann werde ich Naruto höchstpersönlich den Hals umdrehen.“

Sakura spürte, wie ihre Zuversicht ein wenig stieg, als sie das Kakashi-typische Lächeln sah.

„Du kannst darauf zählen, dass ich dir dabei helfen werde“, erwiderte sie und bemerkte, wie sich ein kleines Lächeln auf ihr Gesicht schlich. Sie waren noch lange nicht geschlagen und würden sich erst zufrieden geben, wenn diese Schriftrolle wieder in ihrem Besitz war! Voll neuem Elan ließ die Medic-Nin ihre Fäuste knacken.

„Okay, und wie finden wir Sasuke und Naruto?“

„Ich glaube, da könnte ich weiterhelfen“, meldete sich eine träge Stimme aus der Richtung des Waldbodens.

„Pakkun!“, stellte Sakura überrascht und freudig zugleich fest, als sie Kakashis kleinen Ninja-Hund sah. Auch Kakashi nickte zufrieden.

„Perfektes Timing, Pakkun. Wenn du nun so freundlich wärest...?“

Und mit einem Windstoß waren die drei im Dunkel des Waldes verschwunden.
 

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Die Gänge, durch die sich das übriggebliebene Grüppchen Erdninja rasch fortbewegte, führten tief unter die Erde und waren nur spärlich durch Fackeln an den Wänden erhellt; so war es nicht weiter verwunderlich, dass es weder dem Captain noch einem seiner Untergebenen auffiel, als sich zwei Shinobi unauffällig von der Gruppe in einen dunklen Seitengang absetzten. Einer von ihnen war der hochgewachsene, halb vermummte Mann mit der rauen Stimme, der die beiden Konoha-Ninja getötet haben wollte, der andere war klein und unscheinbar. Einen Moment lang blieben sie geräuschlos an die Wand gepresst stehen und lauschten, dann entspannte sich ihre Haltung ein wenig und der Kleinere lehnte sich zu dem Größeren hinüber.

„Hey, Teme“, zischte er. „Was sollte das vorhin, von wegen „Der Kleine war kein Problem“?! Ich hab die alle abgelenkt, das waren meine Doppelgänger!“

„Wie wär's mit etwas mehr Dankbarkeit?“, wisperte der Größere zurück. „Immerhin war es mein Plan, der uns hier rein gebracht hat. Das hättest du doch nie im Leben alleine geschafft.“

„Tch, das hätte ich wohl allein hingekriegt!“, schmollte der Kleinere und verschränkte beleidigt die Arme. „Aber war ja klar, dass der Herr wieder alle Lorbeeren für sich will, bloß weil er Uchiha Sasuke hei-“

„Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du meinen Namen zukünftig nicht in einer feindlichen Basis aussprechen würdest“, zischte der Größere, bei dem es sich natürlich um Uchiha Sasuke höchstpersönlich handelte – was auch bezüglich der Identität des Kleineren keine Zweifel mehr offen ließ. Ganz offensichtlich hatte Sasukes Plan wunderbar geklappt.

Jedenfalls bis zu diesem Punkt, der folgendes Problem für die beiden Konoha-Ninja bereit hielt:

„Und wie finden wir jetzt die Schriftrolle?“

„Diese Frage beschäftigt mich zugegeben auch seit einiger Zeit“, murmelte Sasuke und blickte sich um. „Dass die hier aber auch unbedingt ein verdammtes unterirdisches Labyrinth bauen mussten...“

„Vielleicht hätten wir doch an denen dranbleiben sollen“, überlegte Naruto und nickte in die Richtung des Hauptganges, in dem der Rest ihrer Gruppe verschwunden war. „Dann hätten wir uns wenigstens nicht verirrt! Die ganzen blöden Gänge sehen doch alle gleich aus! Wie sollen wir da jemals wieder rausfinden?!“

„Nun dreh mal nicht gleich durch“, beschwichtigte Sasuke ihn. „Ich habe schon eine Idee, wie wir-“

Doch er kam nie dazu, seinen Satz zu beenden; denn in diesem Moment brach die Hölle in der Basis der Iwa-Ninja los.

Plötzlich hallten die Gänge wider von lauten Schritten und Stimmen, die wild durcheinander Befehle brüllten und versuchten, sich gegenseitig zu übertönen. Erschrocken pressten sich Sasuke und Naruto gegen die lehmige Wand hinter ihnen und lauschten angespannt. Keiner wagte es, auch nur ein Wort zu sagen, doch beide dachten mit rasendem Herzschlag das Gleiche: Sind wir entdeckt worden?

„Hey, was steht ihr da so rum?!“, brüllte plötzlich jemand aus dem Hauptgang. Sowohl Sasuke als auch Naruto zuckten heftig zusammen und beteten inständig, dass dieser Jemand nicht mit ihnen sprach; doch es bestand kein Zweifel daran, dass sie gemeint waren. Nervös hob Sasuke seinen Kopf und fragte mit der rauen Stimme des Erdninjas, für den er sich ausgab:

„Wieso? Was ist los?“

„Verdammt, habt ihr das noch nicht mitgekriegt? Die Wachen sind angegriffen worden! Wir haben diese verdammten Konoha-Bastarde direkt vor der Tür! Also bewegt eure verdammten Hintern!“

Hastig setzten sich Sasuke und Naruto in Bewegung, reihten sich in den Fluss der Handlanger aus dem Dorf hinter den Felsen ein, die den Hauptgang entlangströmten, und vermieden es dabei, irgendwen anzusehen aus Angst, jemand könnte die Erleichterung in ihren Gesichtern lesen. Doch niemand achtete auf sie, alle waren viel zu beschäftigt damit, entweder zu fluchen und sich auszumalen, was sie mit diesen 'Konoha-Bastarden' anstellen würden, oder rasch noch einmal ihre Waffen und Ausrüstung zu überprüfen. Sasuke und Naruto mussten nichts weiter tun als einfach wortlos mit dem Strom mitzuschwimmen und auf eine Gelegenheit zu warten, sich erneut unauffällig abzusetzen.

Doch dann geschah etwas Unerwartetes: Sasuke wurde von einer Gruppe Shinobi immer weiter nach links abgedrängt, bis sie eine Abzweigung erreichten, die allem Anschein nach tiefer unter die Erde führte.

„Gankai-sama hat uns als zusätzlichen Schutz nach unten beordert“, zischte einer der Männer und packte Sasuke am Arm. Der Uchiha warf einen letzten hilflosen Blick zu Naruto, der weiter in Richtung Ausgang gedrängt wurde, bevor er den anderen folgte. Vielleicht war das die Chance, wegen der sie ihren Kopf riskiert hatten und überhaupt erst in die Basis eingedrungen waren! Diese Gelegenheit konnte er sich auf keinen Fall entgehen lassen!

...hoffentlich stieß Naruto nichts zu. Denn falls doch, da war sich Sasuke sicher, würden sowohl Sakura als auch Kakashi ihn um einen Kopf kürzer machen – von Iruka ganz zu schweigen.

...oh ja, hoffentlich stieß Naruto nichts zu...
 

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Es hatte Kakashi, Sakura und Pakkun nicht viel Zeit gekostet, bis sie die Stelle erreicht hatten, an der sich Sasuke und Naruto die Schlacht mit den Ninja aus Iwa-Gakure geliefert hatten: Die Flammen waren schon von weitem sichtbar und markierten das Ziel klar und deutlich. Von dort aus hatte Pakkun die Spur derer, die den Kampfplatz verlassen hatten, aufnehmen können und festgestellt, dass sich Sasuke und Naruto unter ihnen befanden. Das und die Tatsache, das die beiden allem Anschein nach nicht verletzt waren, verpasste sowohl Kakashi als auch Sakura einen erneuten Motivationsschub. Sie hatten nur wenige Minuten gebraucht, um die Baumgruppe zu erreichen, die die Stelle des Unterschlupfs markierte, und die beiden Ninja auszumachen, die Wache hielten. Unglücklicherweise war es einem der beiden irgendwie gelungen, Alarm zu schlagen (bevor Kakashi ihm ein Kunai durch die Brust gejagt hatte), und nun sahen sich Kakashi und Sakura erneut konfrontiert mit Erdshinobi, die wie Ameisen aus ihrer Basis strömten. Noch hatten sie die beiden Konoha-Ninja nicht entdeckt, die sich auf einem großen Baum in Sicherheit gebracht hatten, doch es stand außer Frage, dass sie dafür nicht lange brauchen würden.

„Stürzen wir uns ins Getümmel?“, fragte Sakura ihren Sensei leise und presste sich mit dem Rücken gegen einen Baumstamm, der ihr Deckung gab. „Oder gehen wir ausnahmsweise mal etwas taktischer vor?“

„Wenn wir hier lebendig wieder rauskommen wollen, dann würde ich sagen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Taktik ist“, erwiderte Kakashi gedämpft. „Und ich habe auch schon eine recht brauchbare Idee.“

„Gut, dann lass mal hören“, forderte Sakura ihn auf. Doch bevor der Kopierninja auch nur etwas entgegnen, geschweige denn seinen Plan erläutern konnte, passierten zwei Dinge:

Erstens ertönte unten auf dem Erdboden ein schriller Schrei, und zweitens explodierte an der gleiche Stelle plötzlich eine Rauchbombe, die die Gegend in Sekundenschnelle in dichten Nebel einhüllte.

„Was zum-“, begann Sakura, doch sie stockte mitten im Satz, als zwei Erdninja aus dem Rauch auftauchten und auf dem Ast gegenüber landeten. Der Größere, dessen Gesicht kaum zu erkennen war, weil es von vielen Verbänden verdeckt wurde, hatte den Kleineren am Handgelenk gepackt und ihn offenbar mitgezogen – seltsam, fand Sakura, doch ihr Sensei erinnerte sie daran, dass das im Augenblick nicht das Problem war: Er zückte ein Kunai und machte sich bereit zum Angriff, bevor er mehr zu sich selbst murmelte:

„Ich dachte eigentlich, wir hätten unser Chakra gut genug verborgen... Sieht ganz danach aus, als wären einige von euch doch nicht so unerfahren, wie ich gehofft hatte...“

„Keine Sorge, du hast dein Chakra beinahe bis zur Unkenntlichkeit verborgen“, antwortete der Vermummte und man konnte sein Grinsen schon fast hören, „aber Sakura konnte ich bis nach unten spüren, das war keine Kunst. Obwohl man so etwas im Gegensatz zu diesen Versagern von Chunin von einem Jounin wie mir wohl erwarten kann.“

Auf die schockierten Gesichter Sakuras und Kakashis hin ließ er ein leises Lachen hören, hob Zeige- und Mittelfinger vor sein Gesicht – und wurde mit einer kleinen Rauchwolke zu einem sehr zufrieden grinsenden Uchiha Sasuke. Einen Augenblick später gab sich auch Naruto zu erkennen, der aus irgendeinem Grund äußerst sauer aus der Wäsche schaute.

„Du hättest mich nicht so mitschleifen müssen!“, beschwerte er sich und boxte Sasuke in die Rippen. „Ich kann gut alleine laufen!“

„Tja, du hattest aber nicht die geringste Ahnung, wo Sakura und Kakashi waren. Alleine hättest du die beiden noch nie im Leben gefunden.“

„N-Na und?! Du hättest mich trotzdem nicht so ziehen müssen!“

„Hn.“

„Hör gefälligst auf, so zu grinsen!“

„Hn.“

„Arrgh!“
 

Sakura fasste sich mit der Hand gegen die Stirn und Kakashi seufzte. Es war doch immer wieder schön zu wissen, dass diese beiden sogar in einer Situation, in der sie hoffnungslos in der Unterzahl waren und sich besser etwas einfallen lassen sollten, noch den Nerv hatten, sich bis aufs Blut zu bekriegen. Oh ja. Wunderschön.

„Würdet ihr beiden nur für einen kleinen Moment den Mund halten?“

Es war keine Frage, es war ein Befehl; denn mit einem Mal schlugen Kakashis Sinne allesamt Alarm und seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Irgendetwas hatte sich auf dem Boden verändert; der Rauch klärte sich langsam auf und die zuvor verwirrt und verschreckt umher rennenden Shinobi bewegten sich plötzlich nicht mehr. Auf einmal schlug den vier Konoha-Ninja eine so starke Aura entgegen, dass es sie beinahe von ihren Ästen gehauen hätte. Atemlos beobachteten sie, wie auch der letzte Rauch verschwand und die Gestalten dreier Ninja sichtbar wurden, zwei Männer und eine Frau – Ninja, deren Level mit dem der Übrigen aus dem Dorf hinter den Felsen nicht zu vergleichen war...

„Ich kenne diese Frau“, wisperte Sakura. „Sie hat mich vorhin mühelos aufgehalten!“

„Und einer von denen ist mit ziemlicher Sicherheit dieser Gankai-sama, den die anderen Iwa-Nin erwähnt haben. Der hat hier offenbar das Kommando““, fügte Sasuke kaum hörbar hinzu.

„Jedenfalls ist keiner der drei zu unterschätzen“, stellte Kakashi leise fest, und wie zur Bestätigung blickten alle drei geradewegs nach oben in die Bäume, genau dorthin, wo sich Team Sieben versteckt hielt. Auf dem Gesicht der Frau breitete sich ein befriedigtes Grinsen aus, das Sakura selbst aus dieser Entfernung erkennen konnte.

„Sie wissen, wo wir sind!“, stieß sie hervor.

„Dann wird es wohl Zeit für ein kleines Ablenkungsmanöver“, entgegnete Kakashi ruhig, formte in Blitzgeschwindigkeit eine Reihe von Fingerzeichen und murmelte etwas Unverständliches. Erneut füllte sich der Wald unter ihnen mit Nebel, diesmal allerdings mit so dichtem, dass man die Hand vor Augen nicht mehr zu sehen vermochte.

„Das wird sie zwar nicht aufhalten“, erklärte der Grauhaarige leise, „doch es verschafft uns zumindest etwas Zeit. Wir ziehen uns zurück.“

Und lautlos verschwand Team Sieben im Schatten des Waldes.
 

---
 

„Und was machen wir jetzt?“, wisperte Sakura, als sie sich lautlos hinter einen großen Dornbusch kauerte. Der Rest ihres Teams saß zwischen Zweigen und Dornen neben ihr, versteckt in einem Gebüsch unweit ihres alten Lagerplatzes, und hielt eine Lagebesprechung ab.

„Jetzt?“, wiederholte Kakashi und blickte sein Team an, das erwartungsvoll zurückstarrte. „Jetzt schlagen wir zurück.“

Tag 7 oder: Mission, Part II

Das letzte Kapitel. Endlich.

Diese Fanfiction hat mich verfolgt! Ô.o

Aber jetzt fehlt nur noch der Epilog, dann ist endgültig Feierabend ;D

Über dieses Kapitel... gibt's 'ne Menge zu sagen, aber die Hälfte fällt mir eh erst hinterher ein, das weiß ich jetzt schon...

Eins von vorneherein: Es. Ist. LANG. Ich hab noch nie zuvor so viel auf einmal geschrieben... Ô__Ô Und es hat von allem etwas, Action, Sarkasmus, Kitsch, Fluff...

Sagt mir, wie's euch gefallen hat! ^-^

Lg~

dat Mao

~~~~~
 

Das kalte Licht des fast vollen Mondes fiel vereinzelt durch die Blätter der dicht beieinander stehenden Bäume. Ein sanfter Wind wehte und ab und an schuhuhte eine Eule auf einem Ast, bevor sie sich lautlos auf ihre Beute, eine kleine Waldmaus, stürzte. Kein Normalsterblicher, der sich in diesen frühen Morgenstunden in den Wald verirrt hätte, wäre auf die Idee gekommen, in jener friedlichen, wenn auch finsteren Idylle könnten sich eine Horde semiqualifizierter Chunin, sechs hochqualifizierte, tödliche Shinobi sowie ein geschrumpfter Ausnahmeninja mit dem einmaligen Talent, sich und alles und jeden um ihn herum in Schwierigkeiten zu bringen, herumtreiben.

Doch genauso war es: In exakt dem Moment, in dem die Eule auf die Waldmaus herabstieß und ein Windstoß die Blätter rascheln ließ, kauerten drei der hochqualifizierten, tödlichen Shinobi gemeinsam mit dem geschrumpften Ausnahmeninja hinter einem großen Dornbusch und fassten in aller Eile zusammen, was ihnen in den letzten Stunden zugestoßen war.

Nachdem Naruto mit der Kurzfassung seiner Schriftrollenverfolgung fertig war und auch Sakura und Kakashi geendet hatten, erstattete Sasuke als Letzter Bericht über seine und Narutos Erlebnisse. Als er schließlich bei den Ereignissen in der Basis der Iwa-Ninja angelangt war, hatte er fast mehr Aufmerksamkeit, als ihm lieb war – wenn Sasuke etwas hasste (neben seinem Bruder und penetranten Fans), dann war es, im Mittelpunkt zu stehen und von allen mit großen Augen angestarrt zu werden –, doch er berichtete tapfer weiter: Wie Naruto und er befürchtet hatten, sie wären entdeckt worden, als plötzlich Alarm geschlagen worden war, wie sie auf dem Weg nach draußen getrennt worden waren, wie er immer tiefer in die Basis geraten war, bis er sich unbemerkt von der Gruppe Erdninja hatte absetzen können, wie er den Weg zurückgefunden und schließlich draußen angekommen war, wie er Sakura und Kakashi entdeckt, zur Ablenkung eine Rauchbombe gezündet und dem nächstbesten Ninja die nächstbeste Waffe in den Rücken gerammt hatte, und wie er sich letzten Endes in der allgemeinen Verwirrung Naruto geschnappt hatte und geflüchtet war.
 

Ein tiefes Schweigen legte sich erneut über den Wald. Alle ließen erst einmal auf sich wirken, was sie soeben gehört hatten (bis auf Naruto vielleicht, der mit einem Käfer spielte). Sakura war es schließlich, die die Stille unterbrach:

„Diese drei... Sie scheinen auf einem völlig anderen Level zu sein als der Rest der Iwa-Ninja, oder?“ Nervös blickte sie sich um und fuhr sich fahrig durch die Haare. „Können... Können wir so jemanden überhaupt besiegen?“

Kakashi lächelte sein typisches Lächeln, sein sichtbares Auge zu einem umgekehrte 'U' gekrümmt.

„Wir haben schon Shinobi von einem ganz anderen Kaliber erledigt. Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder von uns in der Lage ist, seinen Kampf zu gewinnen.“

Ob er wirklich so sehr davon überzeugt war oder nur so tat, um sein Team nicht zu beunruhigen, wusste allein Kakashi; doch nach seiner kleinen Ansprache setzte er sein übliches, unergründliches Pokerface auf und hüllte sich in Schweigen.

Stattdessen meldete sich plötzlich Naruto zu Wort: Mit einem unschuldigen, engelsgleichen Gesicht blickte er die Kunoichi mit den rosafarbenen Haaren an und sagte „Ne, Sakura-chan?“. Als er sah, dass er ihre Aufmerksamkeit hatte, fuhr er mit dem gleichen Ich-bin-ein-liebes-kleines-Kind-und-habe-keine-geheimen-Pläne-Gesichtsausdruck – der Sasuke (der es natürlich nicht lassen konnte, seinen Lieblingsninja zu beobachten) übrigens langsam sehr misstrauisch machte – fort:

„Weißt du, weißt du, diese Frau da... Weißt du, was sie über dich gesagt hat?“

Sakura blickte ihn verwirrt an, und auch auf Kakashis und Sasukes Gesichtern ließen sich bei genauerem Betrachten Anzeichen von Verwunderung feststellen. Wo sollte das denn hinführen?

Die einzige Kunoichi im Team schien genau das herausfinden zu wollen und antwortete deshalb (etwas unsicher):

„N-Nein, das weiß ich nicht... Was... was hat sie denn gesagt?“

Der kleine Blondschopf legte seine Stirn in Falten.

„Weißt du, sie hat gesagt: 'Die kleine Göre aus Konoha ist zwar recht stark'“, und dabei ahmte er die Stimme der Frau nach, „'aber überhaupt nicht weiblich. Man glaubt ja kaum, dass das eine Frau sein soll!' Mhm-hm, das hat sie gesagt.“ Er nickte bestätigend und fügte dann noch hinzu: „Und sie hat gesagt, du wärst flach wie ein Brett.“
 

Ein Augenblick lang war es still. Gefährlich still.

Dann...

„ICH BRING DIE VERDAMMTE FRAU UM!“

Haruno Sakura war aufgesprungen, die Fäuste so fest geballt, dass die Knöchel weiß hervortraten, und eine heftig pochende Ader auf ihrer Stirn. Die Aura, die sie umgab, war mal wieder deutlich spürbar geworden und schrie geradezu „Ich will töten!“. Alles in allem war es ein grandioser, wenn auch etwas angsteinflößender Anblick.

Von den Schimpfwörtern und Flüchen, die sie ausstieß, mal ganz zu schweigen.

„Diese elende Tussi! Wenn ich die in die Finger kriege! Die mach ich zu Hackfleisch! Von wegen, nicht weiblich und flach wie ein Brett! Das werden wir ja sehen! Warte nur, du Ziege!“

Und damit war die sonst recht besonnene und vernünftige Medic-Nin in einer Staubwolke davongestürmt.

Zurück blieb der Rest ihres Teams, zwei davon mit Schweißtropfen auf der Stirn, einer breit und zufrieden grinsend.

„Ich schätze, damit hätten wir ein Problem weniger“, murmelte Sasuke und fuhr sich durch die Haare. „Niemand schlägt Sakura, wenn sie in so eine Raserei verfallen ist.“

„Mhm“, stimmte Kakashi zu, „bleiben also nur noch zwei. Keine schlechte Idee übrigens, Naruto. Hat sie das wirklich gesagt?“

Das Grinsen des Chaosninja wurde noch eine Spur breiter.

„Quatsch! Ich hab die Frau ja vorhin auf dem Baum zum ersten Mal gesehen! Aber ich hab mir gedacht, das hilft bestimmt, um Sakura-chan ein bisschen zu motivieren! Und außerdem“, und inzwischen reichten seine Mundwinkel von einem Ohr bis zum anderen, „sind meine Ideen nie schlecht!“

Der drohende Blick, den Kakashi ihm daraufhin zuwarf, dämmte seine Euphorie allerdings ein wenig.

„Darüber reden wir noch“, erwiderte der Kopierninja in einem Unheil verkündenden Tonfall, bevor er sich wieder Sasuke und ihrem aktuellen Problem zuwandte. „Ich werde mir diesen Gankai vorknöpfen.“

Sasuke hob eine Augenbraue.

„Warum? Irgendwelche Informationen über ihn?“

„Wenn ich mich nicht irre – und ich bezweifle nicht, dass ich mich nicht irre –, dann ist er ein nicht ungefährlicher Nuke-Nin aus dem Dorf hinter den Felsen.“

„Ein Nuke-Nin?“ Diesmal hob Sasuke beide Augenbrauen. „Ist recht ungewöhnlich für ein Ninjadorf, sich mit einem Shinobi zu verbünden, den es zuvor verbannt hat.“

„Aus diesem Grund bin ich mit auch nicht so sicher, ob wirklich das ganze Dorf hinter den Felsen dahinter steckt, oder ob das hier eine Art persönlicher Rachefeldzug von diesem Gankai ist.“ Kakashi legte einen Finger an die Stirn. „Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, dann hat er nämlich auch im dritten Ninja-Weltkrieg gekämpft, und hegt daher vermutlich einen Groll gegen Konoha.“

Sasuke nickte.

„Dann übernimmst du den. Ich kümmere mich um den Dritten.“

„In Ordnung“, stimmte Kakashi zu, „aber sei vorsichtig.“

„Hallo?“, meldete sich Naruto zu Wort, der sich ziemlich übergangen fühlte. „Was ist mit mir?“

Im gleichen Augenblick wurde ihm die Antwort bewusst, die ohne Zweifel folgen würde.

„Du bleibst hier.“

„Aber-“, wollte Naruto protestieren, doch sein Sensei schnitt ihm das Wort ab:

„Du. Bleibst. Hier.“

Wütend ließ sich der Blondschopf gegen einen Baumstamm fallen und verschränkte schmollend die Arme.

„Von mir aus...“, murmelte er verbittert und ignorierte den warnenden Blick seines Sensei geflissentlich. Kakashi seufzte und schob die Hände in die Hosentaschen. Er hatte keine andere Wahl, als sich auf Narutos Wort zu verlassen. Hoffentlich endete dieser Auftrag nicht doch noch in einer Katastrophe für sein Team...

Währenddessen kniete sich Sasuke vor seinen geschrumpften Rivalen und sah ihm in die Augen.

„Sei vorsichtig“, sagte er leise, fasste dann in seine Tasche, zog hastig einen länglichen, dunklen Gegenstand hervor und drückte ihn Naruto in die Hand. „Und pass darauf für mich auf, okay?“

Dann erhob er sich und tauschte einen kurzen Blick mit Kakashi.

„Lass uns gehen.“

Und mit dem nächsten Windstoß waren die beiden Jounin verschwunden. Zurück blieb ein immer noch etwas gekränkter Naruto, dessen Neugier allerdings bald gegen seinen angeschlagenen Stolz gewann und ihn dazu trieb, sich den geheimnisvollen Gegenstand genauer anzusehen.

Und seine Augen weiteten sich...
 

~Tag 7/Sonntag~

Der Tag, an dem alles gut wurde ... mehr oder weniger
 

Haruno Sakura stürmte durch den Wald, kochend vor Wut. So wütend war sie schon lange nicht mehr gewesen, nicht mehr, seitdem ihre Mutter vor vier Jahren versehentlich ihre gesamte Kollektion an wertvollen, seltenen Sasuke-Items (benutzte Taschentücher, Haar- und Zahnbürsten (für eventuelle Genexperimente), Quittungen aus dem Supermarkt, leere Stifte, alte Hefte aus der Akademie und jede Menge Fotos) in den Müll geworfen hatte. Damals war Sakura vor Wut beinahe an die Decke gegangen; heute fragte sie sich, wie sie sich über solch eine Lappalie so hatte aufregen können. Es gab wesentlich schlimmere Dinge auf der Welt.

...zum Beispiel von einer völlig fremden Frau, die sich ganz offensichtlich für etwas Besseres hielt, als flaches Brett bezeichnet zu werden! Sakura knirschte mit den Zähnen und legte noch einen Zahn zu. Sie würde diese Frau finden, und wenn sie sie gefunden hatte, würde sie ihr zeigen, wer hier die Weiblichere war!

Oder sie würde ihr alle Knochen brechen. Das klang auch verlockend.

Ein helles, melodisches Lachen, wie Glöckchen in einer Brise, das plötzlich durch die Bäume hallte (und das Sakura übrigens noch eine Weile in ihren Träumen verfolgen würde), ließ die rasende Kunoichi mit einem Ruck wie angefroren stehen bleiben. Ihr Verstand rationalisierte sich wieder und ihr zuvor wild fließender Chakrafluss beruhigte sich.

Okay, Sakura. Konzentriere dich. Wo bist du? Und wo ist sie?

Die Rosahaarige nahm sich ein paar Sekunden, um ihre Umgebung in Augenschein zu nehmen, dann schloss sie ihre Augen und schärfte ihre Sinne. Schließlich, als sie schon an ihrem Wahrnehmungsvermögen zu zweifeln begann, spürte sie eine schwache Energie aus der Krone eines Baumes. Ruhig blieb sie für einige weitere Sekunden auf der Stelle stehen, zog ihre schwarzen Handschuhe an – ein Zeichen dafür, dass jetzt irgendwem ordentlich eingeheizt würde – und sammelte Chakra in ihren Füßen. Dann stürmte sie mit einem Satz los in einem Tempo, das sie für einen normalen Beobachter fast unsichtbar machte, lenkte einen Teil ihres Chakra in ihre rechte Hand und rammte sie in den Baum. Splitternd gab das Holz nach und der Stamm neigte sich langsam, bevor er mit lautem Knacken und Krachen umstürzte.
 

Sakura verharrte einen Augenblick in ihrer Position, dann drehte sie sich langsam und mit entschlossenem Blick um. Einige Meter von ihr entfernt stand die Frau aus dem Dorf hinter den Felsen. Glöckchen klangen im Wind.

„Wie es aussieht, sehen wir uns nun doch wieder, kleine Kunoichi. Aber dieses Mal wirst du mir nicht entkommen.“

Erneut klangen Glocken durch den Wald. Sakuras Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Das werden wir ja sehen“, sagte sie und rannte mit geballter Faust los.
 

---
 

Hatake Kakashi presste sich an einen großen Baumstamm, verstärkte den Griff um das Kunai in seiner Hand und scannte die umliegende Umgebung. Er wusste, dass er sich in diesem Kampf keinen Fehler erlauben konnte. Denn der Anführer der Iwa-Ninja war nicht nur „nicht ungefährlich“, wie Kakashi Sasuke erzählt hatte, er war sogar äußerst gefährlich. Tödlich. Deshalb hatte Kakashi auch, nachdem er Gankai gesehen und erkannt hatte, die erste Gelegenheit, die sich ihm geboten hatte, genutzt und seine Ninken, seine Ninja-Hunde, gerufen. Er hatte ihnen den Auftrag erteilt, aus Konoha Hilfe anzufordern oder – noch besser – ein Team oder eine ANBU-Einheit auf dem Weg aufzutreiben und sie zur Unterstützung herzuschicken. Denn Kakashi war durchaus davon überzeugt, dass sein Team eine reelle Chance gegen die drei Drahtzieher dieser ganzen Aktion hatten; doch er war sich nicht so sicher, ob sie danach noch gegen eine Masse von Handlangern bestehen konnten. Hoffentlich war bis dahin Unterstützung eingetroffen...

Ein plötzliches Rascheln in einem der Bäume ließ Kakashi hoch schrecken. Sofort verfluchte er sich dafür, dass er sich hatte ablenken lassen; sein aktuelles Problem lag hier, und erst, wenn er dieses Problem beseitigt hatte, war die Zeit gekommen, sich über das nächste Problem den Kopf zu zerbrechen.

Und dass er wirklich ein Problem hatte, ein sehr, sehr großes sogar, zeigte sich, als er versuchte, seine Füße zu bewegen – und bemerkte, dass er in der Erde versank. Na toll. Wie ein Anfänger vom erstbesten Jutsu des Feindes erwischt.

Gratuliere, Kakashi, da hast du dich mal wieder selbst übertroffen. Das fängt ja genauso gut an wie damals im Kampf mit Zabuza...

Verzweifelt suchte er nach etwas, das er greifen konnte, einer großen Wurzel vielleicht, um sich daran herauszuziehen, doch seine Versuche blieben fruchtlos. Inzwischen steckte er hüfttief in der Erde und der Treibsand verschlang ihn immer weiter. Mit einem tiefen Atemzug versuchte er, sich zu beruhigen, die Situation zu analysieren und eine Lösung zu finden; doch ein lautes Surren irritierte ihn. Ein Surren, das Kakashi nicht sofort einordnen konnte; es klang wie ein riesiges Gummiband, das erst straff gespannt und dann plötzlich losgelassen worden war...

Oder wie ein großer, messerscharfer Wurfstern, der mit tödlicher Geschwindigkeit auf ihn zuraste.
 

Mit einem ekelerregenden Geräusch wurde Konohas Kopierninja sauber in zwei Hälften geteilt. Einen Moment lang herrschte Stille, nur das leise Tropfen des Blutes war zu hören – dann verpufften die beiden leblosen Hälften zu weißem Rauch.

In exakt diesem Augenblick löste sich gute zehn Meter weiter der echte Kakashi aus dem Schatten einer großen Kiefer, sein Kunai immer noch gezückt, und trat seinem Gegner gegenüber.

„Schattendoppelgänger, hm?“, äußerte der Anführer der Erdninja, der sich bis eben in den Bäumen verborgen hatte, und wandte sich mit einem schmalen Lächeln zu Kakashi um. „Aber ich hatte auch nicht weniger von Konohas Kopierninja mit dem Sharingan erwartet. Dann wollen wir doch mal sehen, ob es dieses legendäre Sharingan mit meinen Fähigkeiten aufnehmen kann. Doch zuvor, Hatake Kakashi“, und das Lächeln verzerrte sich zu einer mühsam beherrschten, wutverzerrten Grimasse, „wie habt ihr Ninja aus Konoha es geschafft, uns die Schriftrolle wieder abzunehmen? Wir hatten sie in sicherem Gewahrsam, und doch...“

Er beendete seinen Satz nicht, sondern starrte Kakashi erwartungsvoll an, der – wieder einmal – mehr als dankbar dafür war, dass er eine Maske trug, die seine Überraschung (oder die kleinen Anzeichen davon, die ihn verraten hätten, wie zum Beispiel ein Zucken der Mundwinkel oder Ähnliches) verbarg. Denn der Anführer Team Siebens war zwar ein hervorragend trainierter Ninja, und dazu noch ein Ex-ANBU, doch gewisse Dinge überraschten selbst ihn noch.

Zum Beispiel zu erfahren, dass der Gegenstand, den sein Team ganz offensichtlich an den Gegner verloren und für dessen Wiederbeschaffung es sich so angestrengt hatte, nun offenbar doch nicht im Besitz des Gegners war, sondern irgendwo anders – Gott allein wusste, wo. Oder irgendjemand hatte seine Finger im Spiel.

Doch egal, wie auch immer es sich abgespielt hatte und wo der Gegenstand allgemeinen Begehrens sich gerade befand, Kakashi wusste, dass er hier einer ernst zu nehmenden Bedrohung Konoha-Gakures gegenüberstand, und dass es seine Pflicht war, diese Bedrohung unschädlich zu machen. Er bewegte seine Füße in eine bessere Kampfposition, ballte seine Hand zur Faust und hob sein Kunai.

„Wieso bringen wir es nicht einfach hinter uns? Obwohl es mir sehr Leid tut“, Kakashis Augen verengten sich zu Schlitzen und sein linkes Auge war nur noch eine rasend schnell rotierende Mischung aus Schwarz und Rot, „dass dieser Kampf zu Ende sein wird, bevor mein Sharingan überhaupt richtig zum Einsatz kommen kann.“

Auf Gankais Gesicht breitete sich ein herablassendes Lächeln aus.

„Das bezweifle ich.“

Und mit dem nächsten Windstoß waren die beiden Männer verschwunden; nur noch das metallische Klirren, als Waffe auf Waffe traf, hallte durch den Wald.
 

---
 

Uchiha Sasuke rannte mit Höchstgeschwindigkeit durch den Wald und suchte nach seinem Gegner.

Seltsamerweise fand er ihn nicht. Aber der Wald war groß und sah (besonders für Otto-Normalverbraucher, der ein Leben abseits gefährlicher Wälder mit Schriftrollen-Schreinen führte und keine einzige Ninja-Fertigkeit besaß) so ziemlich überall gleich aus, vor allem bei Nacht. Da war alles grau-schwarz und eintönig. Vielleicht hatte sich der Typ verirrt. Besonders helle hatte der ja eh nicht ausgesehen...

So etwas würde dem großartigen Uchiha Sasuke mit dem Sharingan natürlich nie passieren: Er hatte sich den Weg gemerkt, er wusste ganz genau, wie er zurück zu ihrem letzten Treffpunkt kam – zurück zu Naruto... Denn es war Naruto, um den er sich die meisten Sorgen machte, obwohl er wusste, dass das vermutlich keinen Sinn machte. Der Blondschopf trug die Bezeichnung „Chaosninja“ zwar durchaus nicht zu Unrecht und hatte in der Tat auch ein Talent dafür, sich in Schwierigkeiten zu bringen, doch aus jeder größeren Gefahr, in die er sich hinein geritten hatte, war er bisher immer irgendwie wieder herausgekommen – meistens durch reine Willenskraft und die Verweigerung, einfach so aufzugeben. Und Sasuke bezweifelte nicht, dass er es trotz Kinderkörper und Fuchsohren wieder schaffen würde.

Sowohl das Sich-in-tödliche-Gefahr-bringen, als auch das Sich-auf-irgendeine-bescheuerte-aber-nicht-unwirksame-Art-und-Weise-aus-der-tödlichen-Gefahr-retten.

All diese Gedanken (und noch einige mehr, die nicht jugendfrei waren und Naruto, Sexspielzeuge und eine Badewanne beinhalteten) schossen Sasuke durch den Kopf und lenkten ihn von anderen, unwichtigen Dingen (wie zum Beispiel dem bevorstehenden Kampf gegen einen vermutlich gefährlichen Nuke-Nin oder der Zukunft seines Ninja-Dorfes) ab.

Erst, als ein lautes Krachen durch den Wald hallte und dem Schwarzhaarigen sofort „Sakura!“ in den Sinn kam, konzentrierte er sich, wenn auch etwas unwillig, wieder auf die momentane Situation. Wie es aussah, hatte Sakura ihre Gegnerin gefunden und war bereits in einen heftigen Kampf verstrickt. Kakashi ging es vermutlich ähnlich, sein Chakra war schwach durch den Wald zu spüren, also versteckte er es nicht länger, was nur Sinn machte, wenn er den Feind bereits aufgespürt hatte. Oder der Feind ihn...

Sasuke wurde immer langsamer, bis er schließlich ganz stehen blieb. Das war doch alles sehr verdächtig! Normalerweise brauchte man in so einer Situation nur ein paar Schritte zu machen, und schon lief man ganz zufällig seinem Gegner über den Weg. Als ob der schon gewartet hätte. Doch diesmal war es nicht so. Sasuke hatte vergeblich gesucht. Er hatte niemanden gefunden.

Und warum hatte er niemanden gefunden? Nun, vielleicht war der Typ, den er fertig machen sollte, anderweitig beschäftigt. Vielleicht...

Sasuke wurde es heiß und kalt. Mit einem Ruck drehte er sich um und rannte den ganzen Weg zurück, fast doppelt so schnell wie auf dem Hinweg und mit einem schmerzverzerrten Ausdruck auf dem sonst so makellosen Gesicht.

„Verdammt...!“
 

Zur selben Zeit saß Uzumaki Naruto im Schatten eines breiten Dornbuschs und zählte aus Langeweile die Nadeln, die von einer nahestehenden Tanne auf den Boden gefallen waren. Doch er kam nie weiter als dreißig, denn erstens lagen die Nadeln so dicht beieinander, dass er sich ständig verzählte, und zweitens hielt er immer wieder inne, um in den stillen Wald zu lauschen, was den selben Effekt wie Ersteres erzielte.

Als schließlich das laute Krachen durch den Wald hallte, das Sakura durch den Schlag gegen den Baum verursacht hatte, hielt es Konohas Chaosninja nicht mehr aus. Frustriert sprang er auf. Wer war er denn, dass er hier herumsaß, während der Rest seines Teams sein Leben aufs Spiel setzte?! Er war immer noch ein Teil von Team Sieben, und egal, wie groß (oder in diesem Falle eher klein) er war, er konnte und er würde kämpfen!

Vorsichtig griff er in seine Jackentasche und zog ein letztes Mal den länglichen Gegenstand heraus, den Sasuke ihm gegeben hatte. Einen Augenblick lang starrte er ihn schweigend an, dann beschloss er, ihn an einem sicheren Ort zu verwahren, so dass ihm nichts zustoßen würde.

Sobald er diese Angelegenheit zu seiner Zufriedenheit erledigt hatte, schlich sich ein grimmiges Lächeln auf sein Gesicht, und mit geballten Fäusten stürmte er los, denselben Weg wie Sasuke einschlagend. Der Bastard war der Erste, dem er zeigen würde, dass er kein Schwächling war!

Und außerdem hab ich für den Notfall immer noch Kyuubis Chakra...

Doch kaum war dieser Gedanke verhallt, da ließ den energiegeladenen Blondschopf ein Geräusch zusammenzucken und auf der Stelle anhalten. Wie ein Schuss klang das Knacken eines Astes, der unter den Füßen einer Person zerbrochen worden war, durch den sonst stillen Wald. Naruto fuhr herum – und starrte in das zu einem irren Grinsen verzogene bleiche Gesicht eines spindeldürren, mindestens zwei Meter großen Mannes, dem er wenige Stunden zuvor zum ersten Mal begegnet war, und der von Anfang an ein mulmiges Gefühl in seiner Magengegend ausgelöst hatte.

„Schau an, schau an, wen wir da haben“, sagte der dürre Riese und leckte sich über die blutleeren Lippen, was ihn noch durchgedrehter aussehen ließ als ohnehin schon, „die kleine Ratte, die unseren Männern so viele Probleme bereitet hat. Was für ein grausames Ninja-Dorf, ein kleines Kind in den Kampf zu schicken...“ Hellgraue Augen blitzten wahnsinnig aus Augenhöhlen mit dunklen Ringen darunter, bevor er fortfuhr:

„Na, Kleiner, hast du Lust zu spielen?“

Allein der Tonfall dieses offensichtlich Durchgeknallten jagte Naruto einen Schauer über den Rücken. Der nicht gerade kleine, kalt im Mondlicht glänzende Wurfstern, den der Kerl aus dem Nichts hervor gezaubert hatte und nun in der Hand hielt, tat den Rest.

Doch Uzumaki Naruto wäre nicht Uzumaki Naruto, wenn er trotz mulmigem Gefühl in der Magengegend und deutlichem körperlichen Nachteil eine solche Herausforderung nicht angenommen hätte. Erneut grinste er grimmig und ließ seine Fäuste knacken.

„Komm doch her, du Klappergestell!“

„Das werde ich“, erwiderte der Irre grinsend. „Wir werden viel Spaß haben, Kleiner!“

Und so begann der dritte Kampf – allerdings nicht ganz so, wie es sich der Rest von Team Sieben erhofft hatte...
 

---
 

Während sich Naruto also mit einem riesigen Psychopathen herumschlug, Sasuke panisch durch den Wald raste und Kakashi den Anführer allen Übels bekämpfte, hatte Sakura ihren eigenen Kampf auszutragen: Einen Kampf um ihre Ehre als Frau.

Jep, ihre Ehre. Konoha, die Schriftrolle et cetera waren im Augenblick zweitrangig.

Ein nicht besonders graziöser Hechtsprung zur Seite (der im Übrigen nicht unbedingt zur Wiederherstellung ihrer Ehre beitrug) rettete sie gerade noch vor einem gewaltigen Schlammdrachen, den die Frau – Tsuchiko war ihr Name, aber Sakura zog die Bezeichnung „dämliche Ziege“ vor – aus Erd- und Wassertechniken kombiniert und auf sie gehetzt hatte. Heftig atmend duckte sie sich hinter einen dichten Strauch und knirschte mit den Zähnen. Es war einfach frustrierend: Seit dieser Kampf richtig begonnen hatte, war ihr noch nicht ein einziger Treffer gelungen. Zwar hatte sie jeden Angriff, den die dämliche Ziege auf sie gejagt hatte, abwehren können, doch das war bereits alles. Nicht gerade eine Glanzleistung, so viel war Sakura auch klar, doch die Felsbrocken, Wasserspeere, Schlammbomben undsoweiter waren aus allen Richtungen auf sie niedergeprasselt, ohne irgendeinen Hinweis darauf zu geben, wo sich ihre Gegnerin befand. Die Frau war so geschickt und unfassbar schnell und gewandt, es war zum Haare ausreißen!

Es schien fast so, als wäre sie gar nicht real...

Ein Gedanke blühte in Sakuras Gehirn auf, in exakt dem Moment, in dem ein zweiter gigantischer Schlammdrache nur wenige Meter neben ihr Bäume und Büsche niederwalzte. Rasch, doch nicht hastig oder übereilt, sprang die Kunoichi auf einen nahestehenden Baum, presste sich an den Stamm, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, und nahm ihre Umgebung aufs Genaueste ins Visier. Einige wertvolle Sekunden verstrichen ereignislos – dann hatte Sakura gefunden, was sie suchte. Ein triumphierendes Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht und sie ballte die Fäuste. Dieser Kampf würde nicht mehr lange dauern...
 

Tsuchiko – oder die „eiskalte Verführerin“, wie sie sich selbst gern nannte – warf mit einer ausladenden Bewegung ihre langen, kupferroten Haare über die Schulter und ging mit weiten Schritten auf ihre bewegungslose Gegnerin zu. Ihre Körperhaltung war vollkommen gerade, ihr Gang fließend, ihre Haare wallten in der Brise, kurz – sie war perfekt. Oh, wie sie sich in diesen Momenten wünschte, einen Spiegel bei sich zu haben...

Perfektion. Das war schon immer ihr höchstes Begehren gewesen, und das würde es auch immer sein. Daher war es auch durchaus verständlich, dass die einzige Frau des Verschwörer-Trios mit dem Motto „Lasst uns Konoha dem Erdboden gleichmachen!“ nie jemand gewesen war, der sich selbst die Finger schmutzig machte und dabei riskierte, sich einen kostbaren, fein manikürten Fingernägel abzubrechen. Taijutsu – albernes, unnötiges Herumgefuchtel von Armen und Beinen – hatte sie verabscheut, schon ihr Leben lang. Nein, es war die Kunst des Genjutsu, Illusionen und Sinnestäuschungen, die sie zu ihrer Leidenschaft gemacht hatte, und zu ihren bevorzugten Kampftechniken. Und nicht einmal die kleine Kunoichi aus Konoha, die sich zuvor so aufgespielt hatte, hatte bemerkt, dass sie in Tsuchikos Illusionskunst gefangen worden war. Denn Tsuchiko war perfekt.

Wenige Meter vor der rosahaarigen Kunoichi, die noch immer in einer eingebildeten Welt um ihr Leben kämpfte und sich nicht vom Fleck bewegte, blieb sie stehen und zückte einige Senbon, spitze Nadeln, die im Mondlicht unheilvoll glänzten. Auch wenn Tsuchiko körperliche Betätigungen verachtete, sie war eine ausgezeichnete Schützin. Sie würde dem kleinen Mädchen einen qualvollen Tod ersparen, dachte sie sich mit einem gönnerhaften Lächeln, und warf die Nadeln zielsicher auf ihren Hals; mit einem unappetitlichen Splotsch durchstießen sie die Haut und blieben stecken.

Einen Augenblick lang war es totenstill.

Dann machte es Puff, die Kunoichi aus Konoha wurde von weißem Rauch umgeben, und bevor Tsuchiko wusste, wie ihr geschah, krachte sie mit dem Rücken gegen einen Baum und wurde von einem festen Griff gegen den splitternden, doch (noch) stehenden Stamm gepresst. Ungläubig starrte sie in das grimmige Gesicht von Haruno Sakura, deren linke Hand die rothaarige Schönheit am Hals gepackt hatte und sie so an Ort und Stelle hielt. Die rechte Hand jedoch war zu einer Faust geballt und, um eine größtmögliche Wucht zu erzielen, weit vom Körper entfernt, während sie unheilvoll bläulich zu glühen begann.

In ihrer Fassungslosigkeit konnte Tsuchiko keinen klaren Gedanken fassen. Sie, sie, die perfekte Kunoichi, war ausgetrickst worden?!

„Woher...“, stieß sie mühsam hervor. „Es war... perfekt... woher... wusstest du...“

„...dass ich in einem Genjutsu gefangen war?“, beendete Sakura ihren Satz. Ihr Griff um den Hals der Frau verstärkte sich. „Das war nicht schwer herauszufinden: Einer der Äste hatte keine feste Form wie der Rest seines Baumes. Seine Umrisse waren in einem Moment klar sichtbar, im nächsten Moment undeutlich und verschwommen, wie bei einem schlechten Film.“ Ein siegessicheres Grinsen zierte ihr Gesicht. „Oder wie bei einem schlechten Genjutsu.“

„Das... das ist unmöglich!“, kreischte Tsuchiko hysterisch, mit einem Mal völlig außer sich. „Niemand besiegt mich! Ich bin perfekt! Perfekt, hörst du?! Perfe-“

Und mit einem lauten Knacken kollidierte Sakuras mit Chakra verstärkte Faust mit Tsuchikos Kiefer, brach ihn und spendierte seiner Besitzerin einen Freiflug von mehreren Metern auf Kosten ihrer Gesundheit und der einiger Bäume, die unglücklicherweise im Weg standen.
 

Und so endete der erste Kampf mit dem zufriedenstellenden Ergebnis Konoha: 1, böse feindliche Ninja: 0. Zurück blieb eine reglos daliegende Kunoichi mit kupferrotem Haar am Ende einer Schneise, die sie durch den dicht wachsenden Wald gepflügt hatte, eine Menge zersplittertes Holz und eine äußerst zufriedene Sakura, die sich die Handschuhe von den Fingern zog und einen letzten Blick in Richtung ihrer ausgeknockten Gegnerin warf.

„Niemand ist perfekt“, sagte sie halblaut, nicht ganz sicher, mit wem sie überhaupt sprach. „Vielleicht hab ich nicht die Kurven, um die nächste Miss Konoha zu werden, aber wenigstens habe ich mehr Grips im Kopf als du – und einen vernünftigen Grund zu kämpfen.“

Und als ob irgendeine höhere Macht ihr antworten wollte, wurde sie plötzlich geblendet, geblendet von den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne, die sich vereinzelt ihren Weg durch den dichten Wald bahnten. Ein Lächeln schlich sich langsam auf Sakuras Gesicht, als das Licht einen warmen Schimmer auf ihrer Haut hinterließ.

„Endlich ist diese Nacht vorbei...“
 

---
 

Niemand bei rechtem Verstand würde den vorangegangenen Kampf als unspektakulär oder langweilig bezeichnen; doch verglichen mit dem, was Hatake Kakashi gerade durchstand, war Sakuras vernichtender Schlag gegen Tsuchiko etwa so aufregend wie einem Goldfisch beim Schwimmen zuzusehen.

Auf der kleinen Lichtung, auf der sich Kakashi und sein Gegner Gankai von Angesicht zu Angesicht gegenüber getreten waren, war im Augenblick die Hölle los: Gigantische Erddrachen, riesige Feuerwölfe, spitze Felsenspeere und glühend heiße Feuerbälle trafen aufeinander und lösten ein wahres Inferno aus. Aus diesem Grund war die Lichtung auch keine Lichtung mehr, sondern ein Chaos aus brennenden, zersplitterten und abgeknickten Bäumen, Büschen und Sträuchern. Naturschützern und „Rettet-unseren-Wald!“-Aktivisten wäre vor Schreck das Herz stehen geblieben.

Doch Kakashi hatte gerade Wichtigeres zu tun, als sich um ein paar umgestürzte Bäume und brennende Blätter zu sorgen: Sein Gegner war in der Tat ein erfahrener und geschickter Ninja, daran bestand kein Zweifel. Der Kopierninja hatte – im wahrsten Sinne des Wortes – alle Hände voll zu tun damit, seinem Namen alle Ehre zu machen und zu kopieren, was das Zeug hielt, denn Gankai hetzte ihm Jutsu nach Jutsu auf den Hals, eines schwieriger und komplizierter als das andere. Kakashi wusste, dass er dieses Tempo nicht mehr lange mitmachen konnte, da er deutlich spürte, wie ihm langsam aber sicher das Chakra ausging.

Unglücklicherweise bemerkte sein Gegner das auch und entschied sich, zu einigen gut platzierten direkten Angriffen überzugehen.

„Jetzt sind wir nicht mehr so selbstgefällig, nicht wahr?“, zischte der Anführer der Erdninja, als er seine Faust auf Kakashis Magen zu schnellen ließ. Der Grauhaarige reagierte gerade noch rechtzeitig genug, um den Schlag abzublocken; doch bevor er die Chance hatte, zu kontern, hatte sich sein Gegner schon wieder in sichere Entfernung zurückgezogen und bereitete den nächsten Angriff vor. So lief es immer wieder ab, doch diesmal war die Zeit eindeutig zu knapp, um die mit dem normalen Auge kaum sichtbaren Handbewegungen des Mannes zu kopieren und rechtzeitig fertig zu werden. Nein, diesmal hatte er ein richtiges Problem.

Ohne groß darüber nachzudenken sprang Kakashi auf den ihm nächsten Baum und zog sich rasch weiter in den Wald zurück, um sich zumindest für den Augenblick in Sicherheit zu bringen. Den Rücken an einen Stamm gelehnt beugte er sich zur Seite, um um den Baum herumzuspähen und Gankai weiterhin im Auge zu behalten. Der nächste Angriff musste jeden Moment über ihn hereinbrechen...
 

Doch der Angriff blieb aus. Stattdessen hallte Gankais Stimme unheilbringend durch den Wald:

„Hatake Kakashi! Du wirst mir nicht entkommen! Muhahahahaha!“

Kakashi seufzte schwer und ließ den Kopf hängen. Wieso glaubten alle Bösewichter dieser Welt eigentlich, dass „Muhahaha“ ein abgrundtief böses Lachen war? Denn nach dem vierhunderteinundzwanzigsten Mal war „Muhahaha“ nicht mehr abgrundtief böse, sondern nur noch abgrundtief lächerlich...

Das Energielevel Gankais, das sich in diesem Moment drastisch steigerte, holte ihn ziemlich unsanft aus seinen (fast schon philosophischen) Gedanken über Bösewichter in Comics und Zeichentrickserien aus einem fernen Land im Osten, und richteten seine Aufmerksamkeit, auf das, was sich da anbahnte. Und das war, salopp ausgedrückt, reichlich beschissen. Kakashi schluckte. Oh-oh... gar nicht gut. Denn von dem Chakra, das sein Gegner gerade schmiedete, her zu schließen, plante der abtrünnige Ninja aus Iwa-Gakure einen Angriff, der vermutlich den gesamten Wald im Umkreis von einigen Kilometern in die Luft jagen würde... Und es war eindeutig zu spät, um die Katastrophe noch aufzuhalten.

Konohas Kopierninja seufzte erneut schwer und ließ den Kopf hängen. Warum, um Icha Ichas Willen, mussten es immer die Typen sein, die zu allem bereit waren, um ihren Dickschädel durchzusetzen und dazu noch schier unendliche Chakrareserven besaßen, die irgendein selbstzerstörerisches Megajutsu beherrschten?!

Kakashi seufzte zum dritten Mal innerhalb von zwei Minuten, erkannte dann, dass Seufzen ihn nicht weiterbringen würde, und überlegte anschließend, dass er sich eventuell einen guten Plan überlegen sollte... Hinrennen, dem Kerl eins überbraten und damit den Tag retten schied aus, denn bis er dort ankam würde er höchstwahrscheinlich knuspriger gebraten sein als Irukas Sonntagshähnchen. Wegrennen und hoffen, dass der Kerl aufgrund von Erschöpfung nach seinem Superangriff krepierte... nee, gleiche Chance auf potentielles Gebraten-Werden, bis auf den Unterschied, dass es diesmal zuerst seinen Rücken erwischen würde. Hm...

Plötzlich schnippte Kakashi mit den Fingern. Ha! Da hatte er doch in der Tat eine gute Idee!

...bei der zwar die Wahrscheinlichkeit bestand, dass sie ihn in seinem ausgelaugten Zustand umbringen würde...

Doch diesen negativen Gedanken tat der Kopierninja mit einem Achselzucken ab. Sterben würde er ohnehin, wenn er nichts tat. Auf einen Versuch kam es also an. Er ließ sich im Schneidersitz auf seinem Ast nieder, lehnte sich gegen den Stamm, formte ein einzelnes Fingerzeichen und begann, sämtliche noch irgendwo in ihm versteckte Energieresourcen zu mobilisieren. Ein Wettlauf gegen die Zeit – beziehungsweise gegen Gankais Megajutsu – begann. Kakashis Konter musste rechtzeitig fertig werden, sonst würde am Ende dieser Nacht nur ein Häufchen Asche von ihm übrig bleiben...

Ein Glück, dass Hatake Kakashi schon immer jemand gewesen war, der gut mit Leistungsdruck hatte umgehen können.
 

Gankai, der abtrünnige Ninja aus dem Dorf hinter den Felsen, der Anführer dieser Aktion gegen Konoha, der „einsame Held“ – oh, wie er diesen Spitznamen vergötterte – befand sich gerade in einer durch einen Adrenalinschub verursachten Euphorie. Er führte die Technik seiner Ahnen aus, die Technik, die ihm sein Vater beigebracht hatte, der sie wiederum von seinem Vater gelernt hatte, undsoweiter undsofort. Immer wieder hatte ihm sein alter Herr gepredigt, dieses Jutsu nur für friedliche Zwecke anzuwenden, um anderen in schwierigen Situationen zu helfen, bla bla bla. Friedliche Zwecke! Lächerlich! Doch sein Vater war schon immer so gewesen. Frieden hier, Liebe dort, alle sind glücklich, hurra.

Dann war sein Vater im dritten Ninjaweltkrieg, in dem er verpflichtet worden war, zu kämpfen, von einem Konoha-Ninja getötet worden. Und Gankai hatte das Familienjutsu, sein Erbe, perfektioniert, bis es zu einem zerstörerischen Angriff geworden war. Wieso sollte er auch den Strahl aus reinem Chakra, den er erzeugen konnte, nutzen um einen Felsen aus dem Weg zu sprengen, der einen Fluss blockierte und ein Dorf von dem so benötigten Wasser abschnitt? Hunderte von Gegnern mit einem Angriff aus dem Weg zu pusten war wesentlich befriedigender und baute sein Selbstbewusstsein auf. Und wenn er diese verdammte Schriftrolle schon nicht haben konnte, dann würde er wenigstens Konohas berühmten Kopierninja aus dem Weg räumen!

Und dann begann Gankai (mal wieder), sich bis ins kleinste Detail auszumalen, was er machen würde, wenn der verdammte Hatake endlich tot war, und was er machen würde, wenn er am Ende doch die Schriftrolle in seinen Besitz gebracht hatte, und was er machen würde, wenn Konoha endlich nur noch ein Trümmerfeld war...

Hätte er gewusst, dass seine Fantasien seinem Gegner die benötigte Zeit gaben, eine Kontertechnik vorzubereiten, hätte er sich sicherlich ein wenig mehr am Riemen gerissen und die Träumerei auf später verschoben.

Aber er wusste es nicht und kümmerte sich daher auch nicht um die Sekunden, die er verschwendete, bis er endlich den lang ersehnten Zustand erreichte: Bis in die Fingerspitzen und Zehen kribbelte sein Körper, erfüllt von Energie, und seine Augen strahlten ein helles Licht aus (wie oft hatte er sich gefragt, ob er damit nachts wohl lesen konnte...). Er gönnte sich ein kurzes, selbstgefälliges Grinsen und legte die Fingerspitzen aneinander.

Dann ließ er all die angesammelte Energie frei.
 

Wie eine riesige Kugel aus Licht wölbte sich das Chakra um sein Zentrum. Jeden Moment würde es sich mit rasender Geschwindigkeit in alle Richtungen ausbreiten und alles und jeden verschlingen, der das Pech hatte, im Weg zu stehen. Jeden Moment...

Doch dann geschah etwas Seltsames: Über Gankai und seiner Energiekugel verzerrte sich die Luft und mitten im Raum öffnete sich ein kleines schwarzes Loch, das mit einer unglaublichen Kraft einen Sog entstehen ließ, der das Chakra einsaugte und kurzerhand in eine andere Dimension beförderte.

Zurück blieb nur ein vollkommen verwirrter Erdninja, eingehüllt in eine Staubwolke, die die Energie aufgewirbelt hatte.
 

Gankai starrte fassungslos in die dichte Wolke aus Erde und Staub, die ihn von allen Seiten umgab, und blinzelte, als sich ein einzelner Sonnenstrahl seinen Weg durch den Dreck bahnte und ihn blendete.

Was in aller Welt ist hier gerade geschehen?!

Als Antwort auf seine stumme Frage wurde ihm ein Kunai an den Hals gepresst.

„Jetzt sind wir nicht mehr so selbstgefällig, nicht wahr?“, zischte ihm eine Stimme ins Ohr, und als Gankai panisch den Kopf nach hinten drehte, starrte er in Hatake Kakashis Sharingan – nur, dass das nicht mehr das selbe Sharingan war wie zuvor. Seine Form hatte sich verändert; nun ähnelte es eher einem Windrad und drehte sich nicht, sondern blickte ihn unverwandt an. Es war unheimlich.

„Was... was zum Teufel...?!“

„Vielleicht ist mein normales Sharingan bekannt“, fuhr Konohas Kopierninja mit leiser, bedrohlicher Stimme fort, „aber mein Mangekyou Sharingan haben bisher nur sehr Wenige gesehen. Es hat deinen großartigen Angriff gerade erfolgreich in eine andere Dimension geschickt. Und jetzt sieht es klar und deutlich“, und Gankai konnte schwören, dass er plötzlich tausende Vögel zwitschern hören konnte, „dass das dein Ende ist.“

Und dann beendete Hatake Kakashis einziges nicht kopiertes Ninjutsu den Kampf mit einem Splotsch (als sich Kakashis Hand durch die Brust seines Gegners bohrte) und dem Gezwitscher von tausend Vögeln.
 

Kakashi starrte einen Augenblick lang auf den toten Erdninja zu seinen Füßen; dann auf seinen blutbefleckten Arm; dann in die Richtung, aus der sich die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne ihren Weg durch die Blätter suchten.

Dann gaben seine Knie nach und er sank zu Boden. Oh je. Das würde vermutlich wieder einen nicht zu kurzen Krankenhausaufenthalt geben...

Als vier Schatten lautlos hinter ihm landeten, machte er sich nicht einmal die Mühe, sich umzudrehen. Nur sein Mund, gut verborgen unter seiner Maske, verzog sich zu einem erleichterten Lächeln.

„Na endlich... Das wurde aber auch Zeit.“
 

---
 

Nun stand es also Konoha: 2, böse feindliche Ninja: 0. Durchaus kein schlechtes Ergebnis, das Uzumaki Naruto sicherlich motiviert hätte, hätte er davon gewusst. Doch er wusste es nicht, sondern lag im Augenblick auf dem Boden mit dem Gesicht im Dreck und grollte frustriert. Und er war so frustriert, weil... sagen wir mal so: Sein Kampf lief nicht ganz so, wie er es wollte.

Sicherlich, er war immer noch ein Ninja, und natürlich, Kunais und Shuriken waren genauso spitz und scharf wie eh und je, auch wenn er jetzt klein war, aber ansonsten... Es war eindeutig ein Nachteil, wenn Arme und Beine des Gegners ungefähr dreimal so lang waren wie die eigenen, denn das machte direkte Angriffe und Taijutsu allgemein zugegebenermaßen etwas komplizierter. Und Taijutsu und direkte Angriffe, zum Beispiel mit einem Rasengan, das man leider nicht aus sicherer Entfernung werfen konnte, waren nun mal Narutos bevorzugte Art zu kämpfen. Wenigstens schien der dürre Riese, mit dem er es hier zu tun hatte, eine genauso große Lusche in Genjutsu zu sein wie er selbst, oder er hätte ein echtes Problem gehabt.

Die Zähne so fest zusammengebissen, dass es fast wehtat, richtete sich Naruto wieder auf und funkelte seinen Gegner finster an. Immerhin sah der Irre auch nicht mehr taufrisch aus: Über seine Wange zog sich ein blutiger Kratzer (entstanden durch eine geschickte Falle seitens Narutos, die mehrere kleine Wurfsterne und eine durchsichtige Schnur beinhaltete, und die der Blondschopf zur Genüge in Irukas Klassenzimmer trainiert hatte), seine Kleidung war an mehreren Stellen aufgerissen und schmutzig und sein rechter kleiner Finger stand in einem unnatürlichen Winkel von der Hand ab. Naruto war allerdings auch nicht ganz unbeschadet davongekommen; sein Körper war mit kleinen Kratzern übersät und vermutlich war eine seiner Rippen gebrochen.

Und Kyuubi heilte ihn nicht.

Das war nun in der Tat ein Nachteil, ein ganz gewaltiger, besonders, da er sich fest auf Unterstützung verlassen hatte; doch es war nicht zu ändern. Denn der Neunschwänzige Fuchs ließ Naruto nicht im Stich, weil er sich mal wieder zu fein war und den erbärmlichen kleinen Menschen, der leider sein Container war, ein bisschen zappeln lassen wollte; er ließ ihn im Stich, weil zwischen den beiden überhaupt keine Kommunikation mehr herrschte. Naruto hätte sich selbst in den Hintern beißen können. Wieso war ihm das nicht aufgefallen? Wieso hatte er nicht bemerkt, dass er seit Tagen, seit sein Körper sich unfreiwillig verkleinert hatte, keinen Pieps (oder eher: kein Donnergrollen) von dem Fellknäuel, das in ihm hauste, gehört hatte?
 

Doch sich über sich selbst zu ärgern half Naruto im Augenblick herzlich wenig weiter – wie er selbst unschwer erkannte, als die dürre, bleiche Faust seines Gegners auf ihn zugeschossen kam und er gerade noch rechtzeitig beide Unterarme hochreißen konnte, um den Angriff zu blocken. Trotzdem steckte genug Wucht in dem Schlag, um den Blondschopf ein gutes Stück nach hinten gegen einen Baum zu schleudern. Schon wieder so ein Nachteil von diesem Körper: Das Gewicht. Oder eher, das Fehlen eines solchen Gewichtes. Er war einfach viel zu leicht! Niemand hätte den sechzehnjährigen Uzumaki Naruto wie einen Spielball durch die Gegend geschleudert!

Aber hier saß er, sechs Jahre alt, zusammengesunken und mit schmerzendem Rücken an einen Baumstamm gelehnt, und starrte in das wahnsinnige Grinsen seines wahnsinnigen Gegners, der definitiv reif für die Klapse war. Ein Hoch auf die Ninjawelt und die Gestalten, die sich in ihr herumtrieben. Leute gab's, die gab's gar nicht.

„Nihihihihi“, kicherte der Riese – welcher halbwegs vernünftige Bösewicht, der etwas auf sich hielt, hatte denn bitte ein „Nihihihi“-Lachen? – und streckte seine langen, mageren Finger unheilbringend nach Naruto aus, „ich sagte dir doch, dass wir Spaß haben werden, Kleiner...“

„Bei mir hält sich der Spaß im Augenblick aber sehr in Grenzen“, murmelte Naruto und kam ziemlich missgelaunt wieder auf die Beine. Noch war er nicht am Ende. Jetzt würde er diesem irren Spargel-Verschnitt aber ordentlich einheizen!

Im selben Augenblick ertönte ein Schrei durch den Wald, unterlegt mit dem Zwitschern von tausend Vögeln:

„Lass Naruto in Ruhe, du Bastard!“

Und mit wehenden Haaren und Kleidern kam Uchiha Sasuke von einem Baum auf den Erdninja zugeschossen, streckte noch im Flug seine rechte Hand, die von bläulich weißen Blitzen umgeben war, nach vorne, zielte mit der Genauigkeit eines Sharinganbesitzers auf das Herz seines Gegners – und fügte ihm kaum mehr als einen Kratzer am Arm zu, weil der Zwei-Meter-Shinobi einfach zur Seite sprang.

Naruto beobachtete Sasukes nicht besonders ... ninjahaften ... Auftritt mit hochgezogenen Augenbrauen, und bedachte seinen Rivalen, als der sich schwer atmend und die Seite haltend zu dem Blondschopf zurückzog, mit einem mitleidigen Blick.

„Sasuke... Nimm einmal in deinem Leben einen Ratschlag von mir an: Überlass das Sich-mit-lautem-Gebrüll-auf-den-Gegner-stürzen-und-den-Helden-spielen lieber mir, ja?“

„Aber irgendwer musste dich doch retten“, protestierte Sasuke, der ein wenig pikiert wirkte, vermutlich weil sein Mach-den-Bösen-mit-einem-Chidori-platt-und-rette-Naruto-Plan nicht ganz so geklappt hatte, wie er wollte. „Der Typ hätte dich umgebracht!“

„Quatsch“, knurrte Naruto, hörte sich dabei aber leider wegen seiner Quietschestimme nicht halb so bedrohlich an, wie er es sich gewünscht hätte, „den mach ich doch mit links alle! Sieh zu und lerne!“

„Vergiss es“, grollte Sasuke zurück, „du bewegst dich gefälligst nicht vom Fleck, bis ich hier fertig bin!“
 

Diese Diskussion wäre vermutlich noch weitergegangen und hätte irgendwann in einer handfesten Schlägerei geendet (wie schon so oft zuvor...), hätte sich nicht das eigentliche Problem, der Erdninja, eingemischt. Sein Name war Ishimaru, er war zwei Meter und sechzehn Zentimeter groß, und er war höllisch angepisst darüber, dass plötzlich dieser dämliche schwarzhaarige Mistkerl mit den dämlichen roten Augen aufgetaucht war und ihm sein Spiel mit dem kleinen blonden Zwerg verdorben hatte. Und wenn Ishimaru sauer war – was nicht oft, aber immer mal wieder vorkam – dann verfiel er in eine Raserei, aus der er nur sehr schwer wieder herauszubringen war. Genau genommen hörte er erst dann wieder auf zu wüten, wenn er mindestens fünf Liter Blut vergossen hatte. Und heute würde er diese fünf Liter Blut aus dem schwarzhaarigen Störenfried herauspressen, bis dessen Körper weiß und leer war... Ishimaru leckte sich die Lippen. Oh ja, das würde nett werden.

Sasuke wiederum fand es gar nicht so nett, dass ein endgültig durchgedrehter Zwei-Meter-Sechzehn-Ninja auf ihn zugestürmt kam und mit einem zu einem wahnsinnigen Grinsen verzerrten Gesicht anfing, ihn mit Angriffen geradezu zu bombardieren. Und noch weniger nett fand er es, dass der Zwei-Meter-Sechzehn-Ninja sich nicht einfach so fertig machen ließ, sondern Sasuke durch seine selbstzerstörerischen Angriffe immer mehr in Bedrängnis brachte. Denn wie ein weiser Mann bereits sagte: Verrückte, die bis zum Umfallen kämpfen, sind die gefährlichsten Gegner.

Sasuke musste zwangsläufig feststellen, dass dieser Spruch nicht ganz aus der Luft gegriffen war: Ishimaru war in der Tat bereit dazu, bis zum Umfallen zu kämpfen, und die Dinge standen nicht gut für den Uchiha-Erben. Seinen Gegner schien es einfach nicht zu kümmern, dass mehrere Shuriken und andere spitze Gegenstände in seinen Armen und Beinen steckten, oder dass ihm Blut aus einer kleinen Kopfwunde in die Augen lief; er griff weiter an, und obwohl Sasuke mit seinem Sharingan alle Bewegungen voraussehen und kopieren konnte, fehlte ihm oftmals die Zeit, und irgendwann auch das Chakra, um vernünftig zu kontern. So blieb ihm nichts weiter übrig, als den Angriffen, die sowohl aus Nin- als auch aus Taijutsu bestanden, so gut wie möglich auszuweichen und auf eine Gelegenheit zu warten, den Riesen in eine Illusion zu locken – den Genjutsu schien seine Schwachstelle zu sein.

Sasuke war so damit beschäftigt, nicht getroffen zu werden und gleichzeitig einen Gegenangriff auszutüfteln, dass er gar nicht bemerkte, dass Naruto urplötzlich von der Bildfläche verschwunden war...
 

Naruto drückte sich tiefer in den Schatten eines Baumes und beobachtete den Kampf aus sicherer Entfernung. Das war eigentlich ganz und gar nicht seine Art, aber so blieb ihm genügend Zeit, sich einen Plan zu überlegen. Sasuke diente ihm dabei als Ablenkungsmanöver; denn obwohl der Uchiha im Augenblick alles andere als eine gute Figur machte, zweifelte Naruto nicht daran, dass sein Rivale irgendwann die Oberhand gewinnen und den Iwa-Ninja platt machen würde. Aber bis dahin würde es vermutlich noch eine Weile dauern, was Naruto die Zeit gab, sich eine eigene Strategie auszudenken.

Seine Idee war eigentlich ganz simpel, wenn auch nicht weniger effektiv als einer dieser ach-so-großartigen Pläne, die Kakashi oder Sasuke oder Shikamaru sich ausgedacht hätten. Doch um ehrlich zu sein ging es Naruto auch nicht darum, den durchgeknallten Erdninja zu töten; er wollte nur beweisen, dass er auch in diesem Körper sehr gut selbst zurecht kam und nicht ständig mit aller Vorsicht behandelt und beschützt werden musste. Und das würde er beweisen, indem er Sasuke zuvorkam und diesen Kampf für sich gewann.

Schweigend und die Stirn in Falten gelegt kreuzte Konohas Chaosninja Zeige- und Mittelfinger beider Hände und erschuf drei Kagebunshin.

„Ihr wisst, was ihr zu tun habt“, flüsterte er. Seine drei Doppelgänger nickten mit ernsten Gesichtern. Natürlich wusste sie, was zu tun war, schließlich waren sie geschaffen worden, als die Idee sich im Gehirn ihres Originals schon zu einem handfesten Plan manifestiert hatte. Einer von ihnen ließ seine Handknöchel ganz in alter Naruto-Manier knacken.

„Dann mal los!“, murmelte er und die übrigen Narutos stimmten ihm entschlossen mit gedämpften „Jawohl!“s zu.
 

Aber natürlich läuft es im Leben nie so, wie man es möchte, und es läuft erst recht nicht so, wie man es gerade am besten gebrauchen kann. Anstatt dass Naruto und seinen Schattendoppelgängern genug Zeit blieb, um in Position zu gehen, mussten sie improvisieren, denn die Situation geriet plötzlich außer Kontrolle:

Ein Ast, auf den Sasuke bei einem erneuten Rückzug getreten war, hatte sich als nicht so stabil wie erwartet erwiesen und war abgebrochen. Das hatte dazu geführt, dass Sasuke das Gleichgewicht verloren hatte. Und das hatte ihn natürlich angreifbar gemacht, besonders für einen sehr schnellen Gegner, was wiederum erklärte, warum der Uchiha sich nun gegen einen Baum gepresst wiederfand, eine Hand fest um seine Kehle geschlossen, ihm gegenüber ein Mann mit einem Gesicht, das vor lauter Wahnsinn krampfhaft verzerrt war.

„Jetzt wirst du sterben“, flüsterte der Erdninja und lachte heiser. „Ich werde dich-“

„Hey, du Milchgesicht! Schau mal hoch!“

Ishimarus Blick zuckte nach oben, wo im selben Augenblick zwei Narutos von einem Ast herunter sprangen, einer von ihnen mit einer blau leuchtenden Kugel in der Hand, die von dem anderen zum Rotieren gebracht wurde. Die Augen des bleichen Iwa-Nin schienen bei diesem Anblick aus ihren Höhlen zu quellen. Schon wieder wurde er unterbrochen, kurz bevor er endlich jemanden töten konnte, und das schien das letzte Fünkchen Rationalität in seinem Gehirn zu ersticken. Wenn Sasuke geglaubt hatte, dass sein Gegner vorher bereits rasend vor Wut gewesen war, dann wusste er nicht, wie er dessen jetzigen Zustand beschreiben sollte. Besinnungslos vor Wut? ... Ja, das traf es ganz gut.

„Ich bring dich um, du kleines Stück Dreck!“, kreischte Ishimaru, formte blitzschnell sieben Fingerzeichen und ließ aus der Erde neben sich einen spitzen Felsenspeer wachsen, mit dem er den kleinen Naruto, der die blaue Kugel in der Hand hatte, einfach aufspießte, sobald er in Reichweite war. Der kleine Blondschopf schnappte nach Luft – und zerplatzte in viele kleine weiße Wölkchen.

„Dann bist du der Echte!“, schrie Ishimaru, schwang mit der Hand herum und bohrte seinen Speer direkt in die Brust des anderen Naruto, dessen Fall dadurch (reichlich unsanft) gebremst wurde.

Sasukes Herzschlag stockte einen Moment lang beim Anblick des schlaffen, plötzlich so zerbrechlich wirkenden Körpers, der von einem harten, dunkelbraunen Spieß durchstochen worden war, und er konnte nicht verhindern, dass ein panisches „Naruto!“ seinen Lippen entwich. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein! Das-

Und dann streckte der aufgespießte Naruto die Zunge heraus und krächzte:

„Ätsch, reingelegt!“

Ein leises Puff begleitete sein Auflösen in dichten, weißen Rauch.

Im selben Augenblick hallte ein lauter Schrei durch den Wald:

„RASENGAN!“
 

Sasuke und der Erdninja, die beide wie hypnotisiert auf die Stelle gestarrt hatten, an der sich der zweite Naruto in Rauch aufgelöst hatte, fuhren herum. Ishimarus Gesicht verlor all seinen Wahnsinn, als er zwei weitere kleine, blonde Konoha-Ninja sah, die mit einer blauen Chakrakugel auf ihn zugestürmt kamen. Für den Bruchteil einer Sekunde huschte die Erkenntnis über sein Gesicht: Es blieb keine Zeit zum Ausweichen.

Er war ausgetrickst worden.

Dann traf ihn die Chakrakugel mit voller Wucht in den Bauch und der ungeheure Sog der Rotation packte seinen Körper, riss ihn mit sich und schleuderte ihn, nachdem er sich mehrere Male überschlagen hatte, gegen eine gewaltige alte Eiche. Ein hässliches Krachen hallte durch den Wald, und Sasuke war sich nicht sicher, ob es von dem Baum stammte oder von der Wirbelsäule seines Gegners...

Der Uchiha atmete tief durch, blieb allerdings weiterhin angespannt. Der Iwa-Shinobi rührte sich zwar nicht mehr, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er wirklich tot war... Vorsichtig näherte sich Sasuke dem reglosen Körper, kniete sich neben ihn, drehte ihn auf den Rücken – und musste sich auf die Lippen beißen, um sich zusammenzureißen. Der Anblick war nicht gerade appetitanregend: Narutos Rasengan hatte dem Kerl die Bauchdecke aufgerissen, und nun quollen die Innereien heraus, von dem vielen Blut, das den umliegenden Waldboden rasch rot färbte, mal ganz zu schweigen. Es war höchst unwahrscheinlich, dass jemand mit solchen Verletzungen noch lebte, doch Sasuke wollte ganz sicher gehen, dass Naruto den Job vollends erledigt hatte; als er jedoch seine Hand hob, um an Ishimarus Hals den Puls zu überprüfen, riss der Shinobi plötzlich die Augen auf und funkelte ihn an.

„Ich... werde euch... alle töten...“, sagte er heiser, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern, „ihr... werdet... sterben...“

Sasukes Augen flackerten noch einmal rot auf, dann nahmen sie endgültig wieder ihre normale, tiefschwarze Farbe an.

„Nein, werden wir nicht“, antwortete er leise, zog sein letztes Kunai aus seiner Tasche und beendete die Mission mit einem sauberen Schnitt.

Der Mund des Erdninja verzog sich zu einem letzten Grinsen, während das Blut aus der Wunde an seinem Hals unaufhaltsam floss und seine Augen langsam glasig wurden.
 

All das sah Uchiha Sasuke nicht mehr; er war aufgestanden, hatte einen Moment inne gehalten und in den Himmel gestarrt, der immer heller wurde. Die Sonne ging auf. Mit langen Schritten und einem schmalen Lächeln auf den Lippen schritt Sasuke auf seinen kleinen Freund und Helfer zu, der auf der Seite am Boden lag und sich nicht rührte. Sasukes Lächeln wurde breiter. Offensichtlich war Narutos Kinderkörper doch nicht so widerstandsfähig und ausdauernd, wie der Blondschopf immer lautstark behauptet hatte... Aber Naruto hatte diesem Kampf die entscheidende Wendung gegeben, und die Lorbeeren wollte Sasuke nicht für sich ernten.

„Hey, Naruto“, sagte er mit einem kurzen Blick zu der Leiche ihres Gegners, „das war wirklich nicht von schlechten Eltern. Ich meine, zuerst zwei Kagebunshin von oben angreifen zu lassen, und wenn der Gegner abgelenkt ist, aus einem Versteck am Boden zuzuschlagen... Darauf muss man echt erstmal kommen.“

Naruto antwortete nicht. Sasuke fuhr sich erschöpft durch die Haare und ließ sich in einigem Abstand auf den Boden sinken.

„Wie es aussieht, bist du genauso fertig wie ich... War aber auch eine lange Nacht...“

Er erhielt immer noch keine Antwort. Langsam beschlich Sasuke ein mulmiges Gefühl und ihm kam der Gedanke, dass vielleicht doch nicht alles in Ordnung war mit dem kleinen Blondschopf...

„Naruto?!“

Nur sein eigenes Echo antwortete ihm. Sasuke sprang auf die Beine und stürzte auf seinen besten Freund zu, bis er nur noch wenige Meter von ihm entfernt war.

Dann sah er den Felsenspeer, der sich durch Narutos Bauch gebohrt hatte.

„Verdammte Scheiße!“

In zwei Sätzen war er bei dem Blondschopf, der kaum noch bei Bewusstsein war und sein Gesicht vor Schmerz verzogen hatte. Es kostete ihn nur einen kräftigen Ruck, dann war der Speer draußen, dicht gefolgt von einer Menge Blut, das aus der Wunde strömte, und einem Stöhnen.

„Das hättest du echt sanfter machen könnten...“, flüsterte Naruto mit einem schwachen Grinsen. Sasuke verzichtete auf eine Antwort, zog stattdessen seine Jacke aus und wickelte sie so fest wie möglich um den Bauch des Blondschopfs, um die Blutung zu stoppen oder zumindest einzudämmen. Naruto brauchte einen Arzt, und zwar sofort.

Grimmig betrachtete Sasuke den roten Fleck, der sich langsam auf seiner Jacke ausbreitete, und ballte die Hände zu Fäusten. Er würde Naruto nicht sterben lassen. Niemals.
 

Narutos ganzer Körper schmerzte. Sein Bauch fühlte sich an, als stehe er in Flammen, als würde jemand mit einem glühenden Eisenstab immer wieder auf ihn einstechen, ein einziges Zentrum an Schmerz. Ihm war schlecht und er zitterte. So fühlt sich also Sterben an, schoss ihm durch den Kopf, und er konnte ein Zucken seiner Mundwinkel nicht verhindern. Dabei hatte er eigentlich nur beweisen wollen, dass er auf sich selbst aufpassen konnte. Und jetzt lag er hier und starb, ein eindeutiger Beweis dafür, dass sein Beweis fehlgeschlagen war. Oh, die Ironie...

Irgendwo in weiter Ferne konnte er Sasuke hören; er sprach mit ihm, beschwor ihn wach zu bleiben, dann brüllte er irgendjemanden an, und dann sprach er wieder mit ihm. Plötzlich waren da auch andere Stimmen und andere Leute, die sich um ihn scharten, doch er konnte sie nur schemenhaft erkennen. Eine Schwärze, wie er sie noch nie zuvor erlebt hatte, kroch in sein Blickfeld. Erst war sie nur am Rand, doch dann begann sie langsam in Richtung Mitte zu wandern, und Naruto wusste, wenn sie seine ganze Sicht bedeckte, dann würde alles vorbei sein: Der Schmerz, die Übelkeit... Sasuke...

Es konnte nicht so enden. Es konnte einfach nicht. Er hatte noch so viel zu sagen...

Mit einer Kraft, von der er nicht wusste, woher sie kam, kämpfte Naruto gegen die Dunkelheit an, hob eine zitternde Hand und bewegte sie blindlings umher, bis er gefunden hatte, was er suchte: Sasukes Arm. Er hatte nicht mehr die Kraft daran zu ziehen, doch der Uchiha wusste sofort, was er wollte, und beugte sich ganz nah zu ihm herunter.

„Keine Sorge, Naruto, wir bringen dich ins Krankenhaus, es wird alles gut, halt noch ein wenig durch, okay, wir schaffen das, wir-“

„Hey, Sasuke“, hauchte Naruto so leise, dass nur Sasuke es hören konnte, und brachte mit letzter Anstrengung ein Grinsen zustande, „ich glaub, ich liebe dich...“

Und dann ließ er den Arm sinken und schloss die Augen. Die Schwärze war noch da, sie fraß sich mit rasender Geschwindigkeit von allen Seiten auf die Mitte zu, und Naruto blieb nur noch Zeit für einen letzten Gedankengang:

Sollte es nicht eigentlich Sakura-chan anstatt Sasuke heißen...? War es nicht Sakura-chan, der er seit so langer Zeit seine unsterbliche Liebe gestehen wollte? Seit wann hatte sich das geändert? Seit wann hatte sein Herz aufgehört, beim Gedanken an sie zu rasen, und hatte stattdessen jedes Mal, wenn er Sasuke gesehen hatte, einen wahren Sprint hingelegt?

...aber das war jetzt sowieso egal. Jetzt war alles egal...
 

Und dann hatte die Schwärze die Mitte seines Sichtfeldes erreicht, und Uzumaki Naruto versank in tiefer, schwarzer Dunkelheit.
 

---
 

Er konnte Stimmen hören.

Irgendwo weit weg konnte er Stimmen hören.

Er konnte sie hören, doch er verstand sie nicht; verstand nichts von dem, was sie sagten; hörte nur einzelne Wörter ohne Zusammenhang.

„...Schriftrolle nicht wieder...“

„...ziemliches Glück gehabt, dass...“

„...ANBU-Team auf dem Weg entdeckt und...“

„...sich um den Rest der Erdninja gekümmert...“

Nichts von alledem, was seine Ohren aufnahmen, ergab für ihn einen Sinn. Er wollte auch gar nicht, dass es einen Sinn ergab. Er wollte einfach nur liegen bleiben, ohne denken zu müssen, ohne sich dem Schmerz und den Problemen, auf die er mit Sicherheit treffen würde, sobald er aufwachte, stellen zu müssen. Einfach so bleiben wie er war, wie in einen riesigen Wattebausch eingepackt.

Doch er war wach und seine Sinne schärften sich mit der Zeit, während er verzweifelt dagegen ankämpfte und versuchte, wieder einzuschlafen. Irgendwann konnte er zusammenhängende Sätze hören, auch wenn er sich nicht die Mühe machte, darüber nachzudenken; durch seine Augenlieder, die er fest zugekniffen hatte, schien helles Licht, ob er nun wollte oder nicht; und seine Nase nahm einen Geruch war, erst ganz schwach, dann immer penetranter – ein unangenehmer Krankenhausgeruch...

Wo... wo bin ich?

Doch sein Gehirn hatte seine alte Leistungsstärke noch nicht wieder erreicht und fand keine Antwort, deshalb wiederholte er die Frage einfach. Vielleicht war ja irgendjemand da, der zufällig Gedanken lesen konnte?

Wo zur Hölle bin ich?!

Halt's Maul, Kleiner. Ich will schlafen.

Eine Stimme wie ein Donnergrollen hallte in seinem Kopf. Einen Augenblick lang fragte er sich, ob eine der Stimmen, die er außerhalb seines Kopfes reden hörte, tatsächlich Gedanken lesen konnte... Dann fiel ihm ein, wem die Stimme vermutlich gehörte.

D-Das Fellknäuel?

Wie wäre es mit ein wenig mehr Respekt, du undankbarer kleiner Wicht!

Es war keine Frage, es war eine Aufforderung. Jetzt hatte Naruto nicht mehr den geringsten Zweifel, um wen es sich handelte.

Hey, dämlicher Fuchs! Du bist es wirklich!

Höchstpersönlich. Und ich bereue bereits, dein armseliges Leben gerettet zu haben.

Alter, ich glaub, ich hab mich noch nie so gefreut, dich zu hören!

Du erwartest doch nicht von mir, dass ich jetzt behaupte, es ginge mir ebenso.

Tch, gib's zu, du freust dich auch! Hehehe!

...warte mal, hast du gerade gesagt, du hast mich gerettet?

... Intelligent wie eh und je, nicht wahr?

Das heißt, ich lebe noch?

Ich fürchte, so ist es.

Ich... ich lebe noch...

Uzumaki Naruto klappte die Augen auf.
 

Ein blendend weißes Licht schien ihm ins Gesicht und ließ einen Moment lang Sterne vor seinen Augen tanzen. Dann kam Naruto endlich auf die Idee einige Male zu blinzeln und das Licht verschwand rasch; stattdessen starrte er nun eine blitzblanke weiße Decke an, die geradezu „Ich bin steril!“ schrie. Prompt wünschte sich der Blondschopf, das blendende Licht wäre wieder da. Denn diese Decke gehörte zweifellos – wie konnte es auch anders sein? – zu einem Zimmer in einem Krankenhaus. Und Krankenhäuser standen auf der Liste der Dinge, die Konohas Chaosninja Nummer Eins hasste, ziemlich weit oben.

Vor allem jetzt, da er Sasuke von der Spitze der Liste streichen musste.

Verdammt.

Warum, warum in aller Welt hatte er diese dämlichen, kitschigen, peinlichen drei Wörter zu Sasuke gesagt? Warum zu Sasuke?! Es war fast so, als hätte er damals – Naruto hatte keine Ahnung, wie viel Zeit seit dem Kampf mit Ishimaru vergangen war – nicht klar denken können, als wäre sein Gehirn nicht seines gewesen, sondern das eines... nun ja, eines Kindes. Und so war es seit Donnerstag gewesen, seit sein Körper geschrumpft war.

Doch nun war dieses Gefühl verschwunden. Bedeutete das etwa, dass...?

Abrupt setzte sich Naruto auf – und bereute es im selben Augenblick, denn erstens drehte sich plötzlich alles und ihm wurde schwindlig, und zweitens erregte er damit die Aufmerksamkeit der Leute, deren Stimmen er vorhin gehört hatte. Was an sich keine schlimme Sache gewesen wäre, wären diese Leute – es waren vier, um genau zu sein – nicht ziemlich sauer auf ihn.

„Na? Sind wir endlich wieder wach?“

Umino Iruka war der Erste gewesen, der bemerkt hatte, dass sich der Patient von Zimmer 107 plötzlich bewegt hatte, und da er dem Bett am nächsten gestanden hatte, war er auch der Erste an der Seite des besagten Patienten – mit bedrohlich zusammengezogenen Augenbrauen, verschränkten Armen und einer Moralpredigt auf der Zunge. Doch Naruto beachtete ihn gar nicht, sondern starrte nur wie hypnotisiert auf seine Hände, schlug die Decke zur Seite, starrte auf seine Beine, starrte auf seine Füße, starrte auf alle Körperteile, die er sehen konnte – und sprang mit einem Satz, mit dem keiner der übrigen Anwesenden gerechnet hatte und der sie alle zurückzucken ließ, auf die Beine.

„ICH BIN WIEDER GROß!“, brüllte Konohas Überraschungsninja Nummer Eins so laut, dass es vermutlich das ganze Krankenhaus hörte, und hüpfte auf der Matratze seines Bettes auf und ab wie ein kleines Kind (das er ironischerweise in den letzten Tagen gewesen war).

Dann durchzuckte ihn ein scharfer Schmerz, der aus der Gegend seines Magens kam, seine Beine knickten ein und er ließ sich mit schmerzverzerrtem Gesicht, die Hände auf den Bauch gepresst, zurück auf sein Kissen fallen.

„Auauauau“, jammerte er, „das war 'ne ganz, ganz blöde Idee...“
 

Dieser Satz holte die vier anwesenden Erwachsenen aus der verdutzten Starre, in der sie sich befunden hatten, seit Naruto plötzlich aufgesprungen war, und löste eine wahre Explosion aus:

„'NE GANZ, GANZ BLÖDE IDEE?!“ Das war Iruka.

„SOLL ICH DIR SAGEN, WAS 'NE GANZ, GANZ BLÖDE IDEE WAR?!“ Mit freundlicher Unterstützung von Tsunade-baa-chan.

„IN DEINEM ZUSTAND GEGEN EINEN ÄUßERST GEFÄHRLICHEN NINJA AUS IWA-GAKURE ZU KÄMPFEN, DAS WAR EINE BLÖDE IDEE!“ Wieder Iruka. Diesmal sogar eine Spur lauter als zuvor.

„WAS FÄLLT DIR ÜBERHAUPT EIN, SÄMTLICHE BEFEHLE, DIE WIR DIR GEGEBEN HABEN, EINFACH ZU IGNORIEREN?!“ Tsunade-baa-chan. Irgendwie ergänzten die beiden sich ziemlich gut. Wenn er jetzt nur noch wüsste, worum es hier eigentlich ging...

Dann traf Naruto die Erkenntnis wie ein Sack voller Backsteine. Natürlich, die Mission! Iruka-sensei und Tsunade-baa-chan hatten ihm befohlen, alles zu tun, was Kakashi-sensei sagte, und Kakashi-sensei hatte ihm befohlen, in seinem Versteck zu bleiben und sich nicht von der Stelle zu rühren!

... Ups. Da hatte er wohl tatsächlich sämtliche Befehle, die ihm gegeben worden waren, ignoriert. Kein Wunder, dass die hier so ausflippten... Und Sakura-chan und Sasuke waren wahrscheinlich genauso sauer auf ihn...

Dann traf ihn ein zweiter Sack voller Backsteine.

„Was ist mit Sakura-chan und Sasuke?“, fragte er (mitten in Irukas Moralpredigt hinein, was den Chunin nicht unbedingt milder stimmte) und setzte sich abrupt auf – was sich schon wieder als blöde, blöde Idee herausstellte, weil der Schmerz in seinem Bauch dadurch nicht um das Geringste gelindert wurde. Trotzdem blieb er sitzen, versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, und blickte erwartungsvoll zu Kakashi und Jiraiya, die ihn bisher noch nicht angebrüllt hatten, sondern nur mit verschränkten Armen an die Wand gelehnt standen und sich Mühe gaben, ärgerlich auszusehen (und nicht etwa gelangweilt oder stolz).

„Sakura und Sasuke geht es gut.“ Es war Kakashi, der sich seines Schülers schließlich erbarmte und ihm antwortete. „Meine Ninja-Hunde konnten zum Glück rechtzeitig ein ANBU-Team zur Verstärkung holen, deshalb mussten wir uns nicht auch noch mit dem Rest der Ninja aus Iwa herumschlagen. Wir sind alle mit ein paar Kratzern davongekommen – bis auf dich“, fügte er mit einem bedeutungsvollen Blick auf Narutos Magengegend hinzu.

„Stimmt“, murmelte Naruto, zog sein Krankenhaushemd hoch und betrachtete nachdenklich den Verband, der um seine Mitte gewickelt war. „Ich wurde aufgespießt. Ich dachte, ich würde sterben...“

...und deshalb hab ich Vollpfosten Sasuke gesagt, dass ich in ihn verknallt wäre, fügte er in Gedanken hinzu, und prompt spielte sein Gesicht „Mach eine Tomate nach!“ und färbte sich knallrot.
 

„Hast du auf einmal Fieber, oder was ist hier los?“, fragte Jiraiya in einem Tonfall, der andeutete, dass er die Fiebertheorie nicht im Geringsten glaubte. Als Naruto aufblickte, stellte er fest, dass ihn alle vier Erwachsenen mit hochgezogenen Augenbrauen anstarrten – was sein Gesicht nur noch dunkler werden ließ.

„E-Es ist n-nichts“, murmelte er und klang Hyuuga Hinata dabei erschreckend ähnlich. Um rasch von diesem unangenehmen Thema abzulenken, fragte er, diesmal an alle Anwesenden gerichtet:

„Wie kommt's eigentlich, dass ich jetzt hier sitze und nicht mausetot unter der Erde liege?“

Allein für diese Formulierung bekam er einen vernichtenden Blick von Iruka zugeworfen. Wieder war es Kakashi, der ihm antwortete:

„Das hast du unter anderem Sasuke-“ sofort wurde Narutos Gesicht, das sich ein wenig abgekühlt hatte, wieder heiß, „-zu verdanken: Er ist ohne Pause mit dir auf dem Rücken bis nach Konoha gerannt, wo Tsunade-sama sich sofort um dich gekümmert hat.“

Narutos Blick wanderte von seinem Sensei zu seiner Hokage, auf deren Stirn immer noch eine Ader pulsierte. Wenigstens brüllte sie ihn nicht mehr an, sondern antwortete ihm in normaler Lautstärke, wenn auch vielleicht nicht ganz so freundlich wie sonst.

„Während ihr weg wart, habe ich einen Weg gefunden, dir deine normale Größe wiederzugeben, und als Sasuke dich hierher brachte-“, sie deutete mit einer wagen Handbewegung auf das Krankenhaus, „-habe ich genau das getan. Wie es aussieht, hat dir das den Hintern gerettet, denn sobald du wieder groß warst, hat das Chakra des Kyuubi die Blutung gestoppt und deine Wunden soweit geheilt, dass du nicht mehr in Gefahr warst. Offensichtlich bestand zuvor keine Verbindung zwischen euch, weil eure Chakrawege-“

„Versuch erst gar nicht, mir das zu erklären“, unterbrach Naruto sie mit einem schiefen Grinsen, „ich kapier's eh nicht.“ Und mit einem nachdenklichen Blick aus dem Fenster fügte er hinzu:

„Also ist am Ende doch noch alles gut geworden.“

Iruka schien das nicht so optimistisch zu sehen.

„Du hättest sterben können!“

„Aber ich bin nicht gestorben, oder?“ Naruto wandte den Kopf und grinste ihn an. „Ich bin mal wieder mit 'nem blauen Auge davon gekommen.“

Der braunhaarige Chunin blickte ihn einen Augenblick lang fassungslos an, dann schüttelte er den Kopf und zog ihn in seine Arme. Naruto ließ alles mit sich geschehen, wartete geduldig ab und lächelte glücklich, als Iruka ihn losließ, die Hände auf seine Schultern legte und sagte:

„Ich bin froh, dass es dir gut geht.“

„Das bin ich auch“, sagte Tsunade mit saurem Gesichtsausdruck, „aber das ändert nichts daran, dass du dich wie ein Idiot verhalten hast!“

„Und ob am Ende wirklich alles gut geworden ist, ist Ansichtssache“, fügte Jiraiya ernst hinzu. „Wir haben einen Gegenstand verloren, der Informationen enthielt, die für Konoha sehr gefährlich werden könnten, wenn sie in falsche Hände geraten.“

„Verloren...?“, fragte Naruto. Irgendetwas nagte an ihm, als hätte er etwas vergessen...

„So ist es“, bestätigte Kakashi und seufzte schwer. „Es scheint, dass irgendjemand den Iwa-Ninja die Schriftrolle abgenommen hat, ohne dass sie oder wir davon erfahren haben. Nun wissen wir nicht, wer in ihrem Besitz ist und was er damit vorhat.“

„Die... Schriftrolle...?“

Und dann traf Naruto zum dritten Mal ein Sack mit Backsteinen.
 

„Verdammt!“

„Das kannst du wohl laut sagen“, murmelte Tsunade düster, doch Naruto schnitt ihr das Wort ab, bevor sie weiterreden konnte:

„Das mein ich doch gar nicht!“

„Was meinst du nicht?“, fragte Iruka verwirrt, aber Naruto ging nicht auf seine Frage ein, sondern wollte etwas ganz anderes wissen:

„Wo sind Sasukes Kleider?“

„Sasukes... Kleider?“, wiederholte Tsunade und tauschte mit den übrigen Anwesenden einen Blick aus, der eindeutig sagte: Diesmal hat er sich den Kopf wirklich zu hart angestoßen.

„Ja, Sasukes Kleider!“ Ungeduldig fuchtelte der Blondschopf mit den Händen. „Die Kleider, die ich anhatte, als ich klein war!“

„Die Kleider waren von Sasuke?“, fragte Kakashi, schon wieder in diesem interessierten Tonfall, in dem er seit neustem ständig sprach, wenn es um Sasuke und Naruto ging.

„Na klar waren die von Sasuke! Aber das ist doch jetzt total unwichtig!“, rief Naruto frustriert. „Wo sind sie? Ihr habt sie doch hoffentlich nicht weggeworfen?!“

„Nein, sie sind noch hier, im Schrank“, erwiderte Tsunade, die ihrerseits nun ungeduldig wurde. „Hättest du vielleicht die Güte, uns darüber aufzuklären, was das eigentlich soll?“

Doch Naruto antwortete nicht, kletterte aus dem Bett und ignorierte dabei völlig Irukas Proteste, ging mit unsicheren Schritten auf den Schrank zu, öffnete ihn, kniete sich davor und nestelte an der kleinen Jacke herum, die er wenige Stunden zuvor noch getragen hatte. Einen Moment lang war es still in dem kleinen Krankenzimmer; dann richtete sich Konohas Überraschungsninja Nummer Eins plötzlich auf, drehte sich um und sagte mit einem triumphierenden Grinsen:

„Meinst du diese Schriftrolle?“

Tsunade und die drei Männer starrten fassungslos auf die kleine, unscheinbare Rolle, die Naruto der einzigen Frau im Raum hinstreckte. Das Siegel, der letzte Schutz einiger brisanter Geheimnisse des Dorfes hinter den Blättern, ließ keinen Zweifel zu: Es war die Schriftrolle des zweiten Hokage, die in der vergangenen Nacht zuerst gestohlen worden und dann verschwunden war. Fast ehrfurchtsvoll nahm Tsunade den schmalen Gegenstand, der einen ihrer geliebten Menschen beinahe das Leben gekostet hätte, entgegen, verwahrte ihn sicher in einer ihrer Taschen – und fixierte den triumphierenden Blondschopf mit einem Blick, der das Grinsen auf seinem Gesicht gefrieren ließ.

„Ich frage dich das nur einmal“, begann sie gefährlich leise. „Wie kommst du an diesen Gegenstand?“

Naruto blickte sie erschöpft an, sein Triumph plötzlich wie weggeblasen, ließ sich dann auf sein Bett fallen und begann zu berichten:

„Nachdem Sasuke und ich uns in das Versteck von den Iwa-Ninja geschlichen hatten, wurden wir getrennt. Ich hab den Unterschlupf mit dem Rest verlassen, aber er ist tiefer reingegangen und hat es da offensichtlich irgendwie geschafft, die Schriftrolle zu klauen. Kurz bevor er und Kakashi-sensei losgegangen sind, um die Iwa-Ninja fertig zu machen, hat er sie mir gegeben, damit ich auf sie aufpasse. Ich hab sie im Futter von meiner Jacke versteckt, weil ich dachte, da ist sie sicher und niemand kommt darauf, sie dort zu suchen...“

„Das war ausnahmsweise mal eine gute Idee“, grummelte Tsunade und sah nicht mehr ganz so sauer aus wie zuvor; zumindest ihre Wutader war von ihrer Stirn verschwunden. Naruto atmete erleichtert auf.

„Und ich dachte schon, du würdest mich kalt machen.“

„Das werde ich noch, mach dir mal keine Hoffnungen“, knurrte die fünfte Hokage, doch sie gab sich keine Mühe, das Zucken ihrer Mundwinkel zu verbergen. „Aber erst, wenn du wieder vollkommen gesund bist“, fügte sie mit einem Lächeln hinzu. Und als ob sie damit ein Zeichen gegeben hätte, stand Iruka auf, Kakashi schob die Hände in die Hosentaschen und Jiraiya sagte:

„Ich schätze, wir gehen dann mal besser und lassen dich in Ruhe, damit du dich erholen kannst.“

Naruto nickte, winkte und ließ sich müde auf sein Kissen sinken.

„Schaut mal wieder bei mir rein.“

„Werden wir“, antwortete Iruka und Kakashi lächelte sein übliches Lächeln. Sie waren schon fast zur Tür hinaus, da drehten sich alle noch einmal um, blickten ihn ernst an und Tsunade sagte:

„Naruto, versprich, dass du hier in diesem Zimmer bleibst, bis du wieder gesund bist!“

Konohas Chaosninja sah sie einen Augenblick verwundert an, dann schüttelte er den Kopf.

„Aber Baa-chan“, erwiderte er fast vorwurfsvoll, „wie soll ich denn etwas versprechen, wenn ich weiß, dass ich es sowieso nicht halten werde?“

Ein Seufzen ging durch die Gruppe der Erwachsenen, gefolgt von gemurmelten „Dieser Junge bringt mich nochmal um den Verstand!“ oder „Ein Glück, dass dieses Zimmer von ANBU bewacht wird...“. Dann schloss sich die Tür und Uzumaki Naruto war allein.
 

Naruto lag regungslos in seinem Bett, hatte die Augen geschlossen und lauschte, wie die Schritte sich von seiner Tür weg entfernten, immer leiser wurden und schließlich verklangen. Dann war es still.

Für den ANBU, der draußen vor dem Fenster des Krankenzimmers Wache stand, sah es so aus, als würde der blonde Junge darin tief und fest schlafen; doch er war ein unerfahrener ANBU und sah daher nicht die Zeichen, die ihm eine Woche voller mieser D-Missionen erspart hätte, hätte er sie richtig gelesen. Denn Uzumaki Naruto schlief nicht – er plante. Und wenn Uzumaki Naruto plante, dann war das selten zum Vorteil seiner Umgebung.

Wie komme ich hier schnell, unkompliziert und unauffällig raus?, das war die Frage. Natürlich konnte er nicht einfach zur Tür hinausspazieren, ebenso wenig wie er aus dem Fenster hüpfen konnte. Er wusste von dem ANBU vor dem Fenster, und er erahnte den ANBU vor der Tür. Und mit einem Rasengan die Wand durchbrechen und abzuhauen war auch nicht gerade unauffällig... Nein, was er brauchte, war ein Ablenkungsmanöver, groß genug, um für so viel Verwirrung zu sorgen, dass er unerkannt verschwinden konnte. Aber woher nehmen und nicht stehlen...?

... Moment mal. Nicht gerade unauffällig...?

Und dann kam ihm eine brillante Idee.

Oh gütiger Gott, sag mir, dass das nicht dein Ernst ist.

Naruto zuckte heftig zusammen. Er hatte sich so sehr daran gewöhnt, nichts von seinem unfreiwilligen Mitbewohner zu hören, dass er ihn fast vergessen hätte. Mit einiger Mühe schaffte er es, das unerwünschte Donnergrollen des Fuchses in die hinterste Ecke seines Gehirns zu schieben und die schneidenden Kommentare zu ignorieren. Seiner Meinung nach war sein Plan großartig, und das würde er sich nicht von dem dämlichen Fuchs verderben lassen!

Leise stand Naruto auf und begab sich in das angrenzende Badezimmer, wo er die Tür fest hinter sich zuzog. Das Badezimmer hatte keine Fenster, aber Fenster waren für den Plan unnötig. Er würde einfach die Tür nehmen!

„Kagebunshin no Jutsu“, murmelte er, die Finger auf die übliche Art und Weise gekreuzt. Zwei Doppelgänger erschienen mit der typischen weißen Rauchwolke und grinsten ihn triumphierend an. Dann öffneten sie die Badtür und traten auf die Wand gegenüber der Tür zu, hinter der die Freiheit lag. Einer der beiden sammelte Chakra in seiner rechten Hand, streckte sie dem anderen hin, und der Zweite begann, das Chakra mit routinierten Kreisbewegungen zu formen und rotieren zu lassen. In Windeseile entstand so ein Rasengan, das der Erste mit einem unheilvollen Grinsen in die Wand rammte. Die Wucht riss ein Loch in das Gestein, einzelne Steine bröckelten und fielen herunter, und das Ganze machte einen ziemlichen Krach – das perfekte Ablenkungsmanöver also.
 

Durch den schmalen Spalt zwischen Badtür und Wand beobachtete Naruto, wie ein ANBU durch das Fenster und zwei weitere ANBU durch die Tür gestürmt kamen, einen Augenblick lang offenbar fassungslos das Loch in der Wand betrachteten und dann den beiden flüchtigen Doppelgängern nachsetzten. Kaum waren sie verschwunden, benutzte Naruto ein Henge no Jutsu, um sich in eine kleine, unscheinbare Maus zu verwandeln, schlüpfte durch den Türspalt in das Krankenzimmer, zur Tür hinaus auf den Gang, quer durch das Krankenhaus, bis er den Ausgang erreicht hatte. Dort konnte er das Jutsu nicht mehr halten, nahm seine richtige Gestalt wieder an – und sog genießerisch die Luft ein. Der Duft der Freiheit.

Er war frei.

Also... Wohin sollte er als Erstes gehen...?
 

---
 

Der Kopf des vierten Hokage war schon immer einer von Narutos Lieblingsplätzen gewesen – natürlich nicht wörtlich gemeint, denn der vierte Hokage war schließlich tot. Nein, gemeint war das in die Felswand, die eine Grenze Konohas bildete, gehauene, riesige Haupt des Dorfretters, von dem aus sich eine unglaubliche Aussicht auf das Dorf und die Umgebung bot. Besonders dann, wenn die Sonne gerade unterging, war es lohnenswert, bis ganz nach oben auf die Haare aus Stein zu klettern und den Anblick auf sich wirken zu lassen.

Doch im Augenblick war es erst später Nachmittag und die Sonne stand noch recht hoch am Himmel, als Naruto sich im Schneidersitz auf dem braunen Gestein niederließ und – nach einem Moment des nachdenklichen Schweigens – abgrundtief seufzte. Manchmal war das Leben aber auch unfair, dass es ihn immer und immer wieder in solche misslichen Situationen schickte...

Denn Uzumaki Naruto hatte schlicht und einfach keinen blassen Schimmer, was er tun sollte. Er war ahnungslos, kraftlos, lustlos. Und um diesen Zustand bei dem sonst vor Ideen und Energie sprühenden Teenager hervorzurufen, musste schon etwas Gravierendes geschehen sein. Wie zum Beispiel die Entdeckung einer ganz neuen Gefühlswelt, Uchiha Sasuke betreffend, die das gesamte Gleichgewicht, das sich Team Sieben geschaffen und über die Jahre hinweg mühsam erhalten hatte, völlig durcheinander brachte. Denn es war immer so gewesen, dass Naruto Sakura hinterhergelaufen war, Sakura wiederum Sasuke, und Sasuke alle beide eiskalt ignoriert und sich für etwas Besseres gehalten hatte. Es war instabil, zum Einstürzen verurteilt, doch immerhin war es ein Gleichgewicht – gewesen, dachte Naruto bitter, es ist ein Gleichgewicht gewesen... Aber das ist es jetzt nicht mehr. Schon seit Anfang dieser verfluchten Woche nicht mehr! Es kam ihm unwahrscheinlich albern vor, dass er sich zu Anfang der Woche noch Sorgen um Ramen und Wasser gemacht hatte...

Naruto seufzte noch einmal, zog die Beine an und ließ den Kopf auf die Knie sinken. Wahrscheinlich hatte inzwischen schon alle Welt von seinem Verschwinden aus dem Krankenhaus gehört, und jeden Moment würde entweder Tsunade, Iruka, Kakashi oder Jiraiya – oder noch besser, wieder alle vier auf einmal – stocksauer hier auftauchen und ihn zurückschleifen, vermutlich zugeschnürt wie ein Paket bei der Post, damit er sich nicht noch einmal aus dem Staub machen konnte.

Und wie zur Bestätigung hörte er hinter sich ein leises Tap, dass ihm einen Ninja, der gerade hinter ihm gelandet war, signalisierte. Er kniff die Augen zusammen und wartete auf die übliche Moralpredigt, das Anschreien und das unsanfte Am-Kragen-Packen – doch stattdessen erklang hinter ihm nur eine Stimme, die ruhig, aber etwas außer Atem seinen Namen sagte:

„Naruto.“
 

Naruto stöhnte innerlich und presste sein Gesicht fester gegen sein rechtes Knie. Das war wieder typisch. Einfach unfair. Er hätte sein Konoha-Stirnband dafür gegeben, jetzt von Tsunade zur Schnecke gemacht oder von Iruka zurück ins Krankenhaus geschleift zu werden, anstatt hier zu sitzen und mit dem Grund all seiner aktuellen Probleme reden zu müssen. Vielleicht half ja einfach ignorieren...

„Naruto, bitte...“

Er hätte es wissen müssen. Man konnte den Meister des Ignorierens nicht einfach ignorieren – das wäre ja genauso, als ob er Shikamaru im Shougi besiegen wollte! Und dabei konnte er noch nicht mal Shougi.

Und im Übrigen war da dieser bittende, fast schon flehende Unterton in Sasukes Stimme, der Naruto mehr als neugierig machte, so dass er sich irgendwann zähneknirschend umwandte und sich dazu zwang, Sasuke ins Gesicht zu sehen.

Die Emotionen, die über das Gesicht des sonst so auf einen neutralen Ausdruck bedachten Uchiha jagten – Freude, Besorgnis, Schuld, Traurigkeit –, hätten ihn beinahe von seinem Sitzplatz am Rand des Felsens ein paar hundert Meter in die Tiefe gehauen. Er wusste nicht, wie lange er Sasuke so anstarrte, ob nur Sekunden vergingen oder Stunden, doch er konnte den Blick nicht von seinem Rivalen nehmen. Erst, als Sasuke schließlich wieder zu reden begann, brachte es Naruto über sich, die Augen von ihm abzuwenden.

„Ich... also, ich“, stotterte Sasuke – stotterte! – ein wenig unsicher, „äh... wie geht’s dir? I-Ich meine, bist du okay? Ich meine, weil du noch... die Kleider...“

Und mit einer hilflosen Geste deutete er auf Narutos Kleidung, die immer noch lediglich aus dem blassgrünen Krankenhausnachthemd und Boxershorts bestand. Naruto fixierte einen schmalen Riss im Gestein in der Nähe seines Beines und sah nicht auf, als er so knapp und neutral wie nur irgend möglich entgegnete:

„Bin wieder fit. Hatte bloß keine Lust, die ganze Zeit da abzuhängen, deshalb hab ich mich vom Acker gemacht.“

„Ach so“, erwiderte Sasuke mechanisch. „Und, äh... hast du... ich meine, hast du, was ich dir gegeben habe...“

„Ich hab die Schriftrolle Tsunade-baa-chan übergeben“, beantwortete Naruto die Frage, den Blick immer noch nach unten gerichtet.

„Oh. Dann ist ja gut.“

Eine unangenehme Stille legte sich über den Kopf des Yondaime. Sasuke war erleichtert darüber, dass die Schriftrolle in Sicherheit war, das war nicht zu überhören. Vielleicht war er nur deshalb so nervös, schoss es Naruto durch den Kopf, weil er sich Sorgen um die Mission und um Konohas Sicherheit gemacht hat... Natürlich, es macht viel mehr Sinn, wegen so was nervös zu sein... und nicht wegen mir... Der Gedanke versetzte ihm einen Stich, doch er ließ sich nichts anmerken; stattdessen stand er auf, klopfte sich imaginären Staub von der Kleidung und streckte sich, bevor er sich betont fröhlich an den Uchiha wandte:

„Ich schätze, ich geh dann besser mal. Die drehen bestimmt schon durch, weil ich weg bin!“ Er grinste sein übliches Grinsen, das ihm mehr denn je das Aussehen eines Fuchses verlieh, und setzte schon zum Sprung an; doch Sasuke berührte ihn am Handgelenk und hielt ihn zurück.

„Warte, Naruto, bitte...“
 

Seine Stimme war so sanft, wie Naruto sie noch nie zuvor gehört hatte, und der Ausdruck in den dunklen Augen erinnerte ihn irgendwie an einen Hundewelpen. Heh. Wer hätte das gedacht. Sogar Uchiha Sasuke beherrschte den traurige-Hundeaugen-Blick.

„Naruto“, fuhr Sasuke fort und strich sich nervös über die Haare, „diese ganze letzte Woche... war irgendwie richtig verkorkst. Ich meine, alles war durcheinander, auch diese ganze Mission... Und das, was zwischen uns ist... ich meine, dieses ganze Rivalitäts-beste-Freunde-Dingens...“, Sasuke atmete einmal tief ein und aus, „das will ich nicht verlieren.“

„Oh“, sagte Naruto nur, „klar. Verstehe.“

Und er wandte sich zum Gehen um. Endgültig.

„Nein“, erwiderte Sasuke tonlos, „du verstehst es nicht.“

„Doch, das tue ich“, fauchte Naruto gereizt, ohne sich umzudrehen. „Ich hab's kapiert! Du musst dir keine Mühe mehr machen!“

„Lass es mich erklären...“, murmelte Sasuke und hob hilflos die Hand, um den Blondschopf aufzuhalten. Doch da explodierte Naruto.

„Da gibt’s nix zu erklären!“, brüllte er den Uchiha an an und schlug seine Hand unwirsch zur Seite. „Ich hatte die ganze Woche lang Pech und du hattest Mitleid! Ich war nicht ich selbst und außerdem ein Vollidiot zu glauben, zwischen uns wäre irgendwas anderes möglich! Also lass mich endlich in Frieden!“

Doch Sasuke dachte gar nicht daran.

„Oh ja, du bist ein Vollidiot“, brüllte er zurück, „und zwar der größte, den ich je das Missvergnügen hatte, kennenzulernen! Also halt endlich deine dämliche Klappe und lass mich ausreden!“

Wenn Naruto ehrlich zu sich selbst war, brachte ihn dieser Ausbruch ziemlich aus der Fassung. Es war Jahre her, dass der ruhige und gesammelte Uchiha Sasuke seine Wut so offen zum Ausdruck gebracht hatte. Vielleicht war es allein diese Tatsache, die den Blondschopf nicht nur zum Bleiben bewegte, sondern auch dazu, sich umzudrehen und Sasuke ins Gesicht zu sehen. Und vielleicht war nur das der Grund, wieso Sasuke die Kraft hatte, weiterzusprechen.

„Naruto...“, begann er und atmete einmal tief durch. Und dann folgten Worte, die Uzumaki Naruto nie wieder vergessen würde.

„Ich will den ganzen Tag lang Blödsinn mit dir machen und dann abends mit dir im Arm einschlafen. Ich will mich stundenlang mit dir streiten und dabei die ganze Zeit deine Hand halten. Ich will mich mit dir prügeln und ich will dich küssen. Ich will dein bester Freund sein und trotzdem dein fester Freund. Ich...“

Hier versagte Sasuke die Stimme, und einen Augenblick lang starrte er Naruto nur an, ohne ein Wort herauszubringen. Dann biss er sich auf die Lippe und gewann dadurch offenbar genug Fassung zurück, um mit kratziger (doch wieder funktionierender) Stimme fortzufahren:

„Ich weiß, das hört sich unmöglich an... Als ob man auf der Stelle stehen bleiben und sich gleichzeitig weiterbewegen möchte. Oder als ob man gleichzeitig nach links und nach rechts schauen will. Aber...“, Sasuke blickte Naruto direkt an, seine nachtschwarzen Augen ehrlich und voller Hoffnung, „...ich glaube, wenn es irgendjemand schafft, gleichzeitig nach links und nach rechts zu schauen, dann bist das du, Naruto.“
 

Einen Moment lang starrten sie sich an, beide nicht in der Lage, irgendwelche Worte zu finden, die ohnehin nur fehl am Platz gewesen wären; dann senkte Sasuke den Blick und fragte leise:

„Also? Was sagst du?“

Und Naruto, dessen Augen in den letzten Minuten immer größer geworden waren, machte einen großen Schritt nach vorne und drückte seine Lippen auf Sasukes.

Als er den fassungslosen Ausdruck auf dem Gesicht des Uchihas bemerkte, den der Kuss völlig unvorbereitet getroffen hatte, begannen seine Mundwinkel unkontrolliert zu zucken. Doch bevor er mitten in seinem ersten richtigen Kuss einen Lachanfall bekam, löste er sich rasch von den warmen Lippen, trat wieder ein Stück zurück, lächelte seinen besten – Verzeihung, festen – Freund warm an und antwortete:

„Liebend gerne.“
 

~~~~~

Nerviges PS am Ende: Ich werde noch einen Oneshot schreiben, der Sasuke, Naruto und die Sache mit den rosa Boxershorts mit roten Herzen darauf beinhalten wird.

Wer Interesse daran hat, besagten Oneshot zu lesen, soll mir einfach Bescheid sagen und bekommt dann von mir eine ENS geschickt; oder haltet einfach die Augen offen und schaut ab und an in der Kurzbeschreibung dieser FF vorbei^^

Happy End (...dachte Naruto.)

Der Epilog. Kurz, ein bisschen durchgeknallt und glücklich. (So wie ich ;P)

Noch einmal, und diesmal ein für alle Mal:

Danke.

Danke, dass ihr gelesen habt, dass ihr dabei geblieben seid, dass ihr Kommentare geschrieben habt, dass ihr mich unterstützt habt, und dass ihr mir mit eurer Kritik geholfen habt, eine bessere Autorin zu werden.

Das ist meine erste Fanfiction, die mehr als ein Kapitel hat und jetzt endlich abgeschlossen ist. Und dank euch werde ich auf jeden Fall weiterschreiben, sch***egal, wer den Schwachsinn dann liest und wer nicht! :D

(Passend zum Thema "Schwachsinn" fällt mir ein, der Oneshot zu den rosa Boxershorts ist inzwischen auch hochgeladen.

...nur, dass es kein Oneshot mehr ist. Irgendwie geraten die Dinge bei mir immer außer Kontrolle... Ô__o Link ist in der Kurzbeschreibung.)
 

Tja... Sieht so aus, als wär's das dann. (Jetzt wollen wir mal nicht sentimental werden Ô.o)

Also, zum letzten Mal (zumindest für diese FF):

Viel Spaß beim Lesen!

~~~~~
 

„Weißt du was, Naruto?“

Uchiha Sasuke hatte die Aktivität, in die er und Naruto bis eben verwickelt gewesen waren, – intensives Knutschen – unterbrochen und blickte seinen Freund grinsend an. Naruto hob die Augenbrauen. Ein grinsender Sasuke war ein Anblick, den nur wenige in ihrem Leben zu sehen bekamen. Deshalb fragte er zu Recht misstrauisch:

„Was denn, Sasuke?“

Sasukes Grinsen wurde noch eine Spur breiter.

„Ich habe gerade festgestellt, dass du mich wirklich lieben musst, da du freiwillig nur in Unterhosen hier oben auf den Hokage-Felsen in aller Öffentlichkeit herumstehst.“

Naruto blinzelte verdutzt und sagte einen Augenblick lang gar nichts. Dann hatte sein Gehirn Sasukes Worte verarbeitet und gab ihm nun den Befehl, wie ein kleines Mädchen zu kreischen und entsetzt an sich herunter zu sehen.

Naruto kreischte wie ein kleines Mädchen und sah entsetzt an sich herunter. Er trug tatsächlich nur Boxershorts und ein längeres T-Shirt, das dem Krankenhaus gehörte. Das hatte er ja total vergessen...

Sasuke lachte leise, und ehe Naruto wusste, wie ihm geschah, hatte der Uchiha ihn schon hoch gehoben und trug ihn – ganz der Bräutigam, der seine Braut aus der Kirche trägt – auf seinen Armen.

„Ich glaube, es ist besser, wenn du zurück ins Krankenhaus gehst. Wir sind schon ziemlich lange hier oben, und vermutlich sind unten alle ganz besorgt um dich.“

„Du meinst, sie drehen total durch“, verbesserte Naruto seinen Freund – es war immer noch seltsam, Sasuke so zu bezeichnen, selbst wenn es nur in Gedanken war – und zog eine Grimasse. „Dir ist aber schon klar, dass du Gefahr läufst, mich anschließend begraben zu müssen, wenn du jetzt da mit mir runter gehst, oder?“

„Dessen bin ich mir durchaus bewusst, ja“, erwiderte Sasuke und drückte dem Blondschopf einen raschen Kuss auf die Stirn. „Übrigens, wusstest du, dass du knallrot im Gesicht bist?“

Narutos Gesicht wurde noch eine Spur roter und verfinsterte sich sichtlich.

„Das liegt bloß daran, dass du mich so bescheuert rumträgst!“

„Ohh, ist Naru-chan etwa eingeschnappt?“, ärgerte Sasuke ihn – was natürlich sofortige Wirkung zeigte:

„Hör gefälligst auf, mich so zu nennen! Ich bin kein Kleinkind mehr!“

„Das wäre auch zu schade“, entgegnete der Uchiha mit einem Grinsen, das man durchaus als kriminell bezeichnen konnte, „denn dann könnte ich ja heute Nacht gar nicht all diese wunderschönen Sachen mit dir anstellen, die ich seit Tagen unbedingt an dir ausprobieren will...“

Und damit sprang er den Hokage-Felsen herunter und machte sich mit seinem Freund in den Armen auf den Weg zum Krankenhaus.

Narutos Reaktion auf seinen letzten Satz – „EEEHHHH?!“ – war durch das ganze Dorf zu hören.
 

Wie sich herausstellte, wurde Konohas Chaosninja im Krankenhaus schon sehnsüchtig erwartet: Sobald Sasuke einen Fuß in die Eingangshalle setzte, stürmten vier Leute auf ihn zu. Zwei davon sahen so aus, als würden sie jeden Augenblick an die Decke gehen, einem schienen bei dem Anblick, der sich ihm bot, beinahe die Augen auszufallen und einer hatte einen so sensationslüsternen Ausdruck in den Augen - obwohl nur eines davon sichtbar war -, dass Sasuke sich am liebsten wieder umgedreht und schleunigst die Flucht ergriffen hätte.

„Ein Loch in der Wand?!“ Kaum dass sie ihn erreicht hatte, begann Tsunade auch schon loszuwettern. „Hättest du dir nicht was einfallen lassen können, das etwas weniger zur Beschädigung öffentlicher Einrichtungen beiträgt?!“

„Oder hättest du nicht einfach noch ein paar Stunden warten können, zumindest bis ich zu Hause bin und das alles hier nicht mehr mitkriegen muss?“, stöhnte Iruka, der so aussah, als wäre er mit den Nerven ziemlich am Ende. „Wir waren gerade mal zwei Schritte aus der Eingangstür heraus gegangen, da hörten wir einen lauten Krach, und keine drei Minuten später rannte eine Krankenschwester auf uns zu und erklärte uns völlig panisch, du hättest irgendwie ein Loch in die Wand gesprengt und wärst abgehauen!“

„Wann werdet ihr beiden denn heiraten?“, fragte Kakashi.

Alle starrten ihn an.

„Was denn?“, verteidigte sich Konohas Kopierninja. „Sasuke trägt ihn doch schon so, als wäre er seine Braut! Also ist das eine durchaus berechtigte Frage!“

Jiraiya schienen immer noch die Worte zu fehlen.

„Ich bin nicht Sasukes Braut!“, protestierte Naruto – so laut, dass es die ganze Eingangshalle hören konnte – und verschränkte eingeschnappt die Arme. „Wenn wir heiraten, dann zieht das Weibsgesicht hier das Brautkleid an!“

„Wie hast du mich gerade genannt?“, fragte Sasuke, sein Tonfall mit einem Mal drohend und sein Blick so mörderisch, dass sogar ein S-Rang Nuke-Nin schreiend davongerannt wäre. Naruto jedoch starrte trotzig zurück und antwortete laut und deutlich:

„W-E-I-B-S-G-E-S-I-C-H-T!“

„V-O-L-L-I-D-I-O-T!“, war Sasukes Antwort, die zwar nicht sehr kreativ war, aber trotzdem ihren Dienst tat und den leicht zu ärgernden Chaosninja noch ein wenig mehr in Rage versetzte.

„Ach ja?! Dann bist du ein B-A-S-T-“

„Würdet ihr beiden freundlicherweise aufhören euch vollzubuchstabieren?!“, unterbrach Tsunade ihren Lieblingsblondschopf unwirsch und dirigierte ihren Ärger dann an den Erwachsenenanteil der kleinen Gruppe:

„Jiraiya, hör auf ein Gesicht zu machen, als wären sämtliche öffentlichen Bäder der Welt geschlossen worden! Kakashi, hör auf ein Gesicht zu machen, als wäre heute Weihnachten! Und Iruka, hör auf-“ Dann bemerkte sie, dass Iruka keinen geschockten oder übermäßig glücklichen oder sonst wie irritierenden Ausdruck auf dem Gesicht hatte, und sie ließ ihn in Ruhe und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Naruto zu:

„Kleiner, wenn du in den nächsten zehn Sekunden nicht in irgendeinem Krankenzimmer verschwunden bist und im Bett liegst, dann reiße ich dir höchstpersönlich den Arsch auf!“

Naruto grinste sie an, hob die Hand an die Stirn und erwiderte:

„Jawoll, Hokage-baa-chan!“

Der Uchiha ließ ihn herunter und er sprang auf den Boden; doch er landete unglücklich und wieder durchzuckte ein scharfer Schmerz, vom Bauch ausgehend, seinen Körper. Er stolperte, taumelte und wurde von Sasuke aufgefangen, der ihn zum zweiten Mal an diesem Tag hochhob und ihn kurzerhand über die Schulter warf.

„Sasuke“, begann Konohas Chaosninja, während er wie ein nasser Sack mit dem Gesicht nach unten hing und eine Ader auf seiner Stirn zu pochen begann, „wo lag der verdammte Sinn darin, mich erst runter zu lassen, wenn du mich jetzt sowieso wieder trägst?!“

„Der Sinn lag in der Befriedigung meines Bedürfnisses, mich zu amüsieren“, antwortete Sasuke und hörte sich dabei ungewöhnlich gut gelaunt an. Mit beschwingten Schritten und seinem festen Freund über der Schulter durchquerte er die Eingangshalle und steuerte auf die nächste Ecke zu. Selbst, als die beiden dahinter verschwunden waren, waren ihre streitenden Stimmen noch zu hören.
 

Iruka seufzte und lehnte sich gegen Kakashi, der den Arm um ihn legte und ihn sanft drückte.

„Uns stehen laute Zeiten bevor.“

„Darauf kannst du wetten.“
 

---
 

Doch während Sasuke und Naruto den Rest des Nachmittags und den Abend in Narutos neuem Krankenzimmer verbrachten, sich wegen absolut allem stritten und dabei einen unglaublichen Spaß hatten, geschahen an einem anderen Ort Konohas bei Einbruch der Dämmerung Dinge, die das Dorf hinter den Blättern grundlegend verändern würden.

In Yamanakas Blumenladen fand nämlich in diesem Augenblick eine Sitzung des Ersten Offiziellen Uchiha Sasuke-Fanclubs statt.

Einberufen worden war die Sitzung von der stellvertretenden Vorsitzenden Haruno Sakura, die bisher allerdings noch keine Angaben zum Grund dieses Sondertreffens gemacht hatte. Die rosahaarige Medic-Nin saß auf dem Tresen des Blumenladens, in den sich Mädchen und Frauen drängten, die meisten genauso alt wie Sakura, manche jünger, manche älter. Erwartungsvoll blickten sie zu ihrer stellvertretenden Vorsitzenden hoch, als die eigentliche Vorsitzende, Yamanaka Ino, das Wort ergriff:

„Liebe Versammelte! Ich danke euch, dass ihr alle zu dieser Eilsitzung des Ersten Offiziellen Uchiha Sasuke-Fanclubs gekommen seid!“ Lauter Applaus und vereinzelte Beifallsrufe. „Ich übergebe nun das Wort an meine Stellvertreterin Haruno Sakura, die euch etwas Wichtiges mitzuteilen hat.“

Ino trat beiseite, und alle Blicke richteten sich erwartungsvoll auf Sakura. Die fuhr sich etwas nervös durch die Haare, bevor sie schließlich begann:

„Liebe Mitglieder des Ersten Offiziellen Uchiha Sasuke-Fanclubs. Wie ihr alle wisst, haben wir diesen Club gegründet, um zum Einen das Glück unseres geliebten Uchiha Sasuke bis aufs Messer zu verteidigen und zu beschützen, und zum Anderen um zu verhindern, dass Eine von uns Sasuke-kuns Freundin wird. Wir haben geschworen, dass wir unsere Leidenschaft teilen, ohne dass sich jemand anmaßen kann, einen Vorteil zu haben. Wir sind alle gleich – zumindest im Bezug auf Sasuke-kun.“

Die Zuhörerinnen sahen einander verwirrt an. Es wurde unruhig. Das wussten sie doch schon alles! Wo lag der Sinn, das noch einmal zu erklären?

Doch Sakura ließ sich von dem Gemurmel, dessen Verursacher sie selbst war, nicht aus der Ruhe bringen, sondern hob die Stimme und fuhr unbeirrt fort:

„Heute allerdings, liebe Anwesende, ist etwas geschehen, das unseren Fanclub für immer verändern wird. Denn am heutigen Tage-“, sie legte eine Kunstpause ein, um ihre Worte so dramatisch wie möglich zu machen, „-hat Uchiha Sasuke seine große Liebe gefunden.“

Ein Aufschrei ging durch die Reihen und übertönte jedes weitere Wort, das Sakura hatte sagen wollen. Die versammelte Gesellschaft war aufgeregt, überrascht, enttäuscht, verwirrt, erzürnt, viele protestierten lautstark. „Ist das wahr?“, „Das kann nicht sein!“, „Wer ist die Schlampe?!“ und ähnliche Rufe schallten durch den Laden. Sakura hob die Hand und versuchte vergeblich, den Lärm zu übertönen, wieder Ruhe in die Versammlung zu bringen und dabei so würdevoll wie möglich zu wirken.

Irgendwann hatte sie allerdings keine Lust mehr, warf ihre Würde über Bord, rammte ihre Faust in den Tresen und brüllte:

„JETZT HALTET GEFÄLLIGST ALLE MAL DIE KLAPPE!“

Daraufhin war es still. Niemand legte sich mit Sakura an, wenn auf ihrer Stirn diese Ader sichtbar geworden war, die – ganz ähnlich wie bei ihrer Meisterin – auf großen Ärger hindeutete. Einzig und allein Ino hatte den Nerv, ihrer besten Freundin mit ruhiger Stimme zu sagen:

„Den Schaden bezahlst du, Stirnie.“

Sakura überging sie geflissentlich.

„Ja, es ist wahr: Sasuke-kun ist ab heute offiziell vergeben. Und zwar nicht an eine Frau, sondern an einen Mann. Um genau zu sein, an Uzumaki Naruto.“
 

Verblüffte Stille legte sich über Yamanakas Blumenladen. Die Anwesenden mussten erst einmal begreifen, was sie soeben gehört hatten. Sakura nutzte die allgemeine Überraschung aus, um fortzufahren, bevor erneute Diskussionen ausbrachen.

„Ich weiß, es hört sich anfangs nicht so an, als könnte irgendein Mitglied unseres Fanclubs das jemals akzeptieren. Doch ihr habt die beiden noch nicht zusammen gesehen. Sie sind für einander geschaffen. Die Art, wie sie miteinander reden, miteinander umgehen... Ich habe Sasuke-kun selten so glücklich gesehen...“

Sakura nahm sich einen Augenblick, um vor ihrem inneren Auge noch einmal abzuspielen, was sie im Krankenhaus gesehen und gehört hatte: Sasuke, der Naruto auf dem Arm trug, Naruto, der rief, er würde niemals Sasukes Braut sein, Sasukes Grinsen und die Vertrautheit, mit der er Naruto berührte... Sie war zufällig da gewesen, hatte alles beobachtet und daraufhin beschlossen, eine Sondersitzung des Ersten Offiziellen Uchiha Sasuke-Fanclubs einzuberufen – notfalls auch nur um klarzumachen, dass jeder, der die beiden auseinander bringen wollte, es mit ihr zu tun bekäme. Aber vielleicht musste es ja gar nicht so weit kommen...

„Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, unser Versprechen, Sasuke-kuns Glück um jeden Preis zu beschützen, einzulösen. Denn Sasuke-kuns... nein, Sasukes Glück ist Naruto. Daran gibt es nichts zu rütteln.“

„Aber... wenn Sasuke-san nun für immer unerreichbar für uns geworden ist“, meldete sich eines der jüngeren Mitglieder unsicher zu Wort, „was soll dann aus uns werden?“

„Genau“, stimmten andere zu, „was für einen Sinn macht unser Fanclub dann noch?“

Sakura lächelte. Es war ein Lächeln, das den Versammelten einen Schauer über den Rücken jagte.

„Ich hätte da eine Idee, was aus uns werden könnte“, begann sie und legte erneut eine kunstvolle Pause ein – bis Ino ihr unsanft in die Rippen boxte.

„Lass uns gefälligst nicht so lange zappeln und rück raus mit der Sprache!“

„Halt die Klappe, Ino!“, zischte Sakura, räusperte sich dann etwas verlegen, schlug die Beine übereinander und präsentierte ihren Vorschlag:

„Wir könnten aus dem Ersten Offiziellen Uchiha Sasuke-Fanclub-“, sie hob die Arme und grinste siegessicher, „-den Ersten Offiziellen SasuNaru-Fanclub machen!“

Erneut herrschte verblüfftes Schweigen. Alle starrten sich an. Konnten sie das? Konnten sie ihre Leidenschaft einfach so aufgeben und eine neue entwickeln, die auch noch zum Teil einem anderen als ihrem geliebten Sasuke galt? Andererseits... Sasuke war ja immer noch Teil ihres neuen Fanclubs. Und Uzumaki Naruto war auch kein so schlechter Kerl; er sah eigentlich sogar ganz gut aus... Und keine von ihnen hatte wirklich ein Problem damit, ein wenig Action zwischen zwei gut aussehenden Männern beobachten zu dürfen.

Gut, sie konnten es tun.

„Ab heute“, verkündete eine strahlende Ino, „sind wir also der Erste Offizielle SasuNaru-Fanclub!“

Applaus erfüllte den Blumenladen. Zufrieden betrachtete Sakura von ihrem Sitz auf dem kaputten Tresen aus ihr Werk und rieb sich die Hände. Welches ihrer kleinen „Projekte“ sollte sie wohl als erstes in Angriff nehmen...?
 

---
 

Sasuke und Naruto ahnten weder von den Geschehnissen in Yamanakas Blumenladen das Geringste, noch hatten sie eine Ahnung davon, dass sie in den nächsten Wochen von ihren neuen Fangirls belagert, verfolgt, bespannt und heimlich fotografiert - zum Verkaufszweck: Sakura machte damit ein kleines Vermögen - werden würden. Sie machten sich im Allgemeinen herzlich wenig Gedanken über die Zukunft; im Augenblick zählte für sie nur das Hier und Jetzt, und das bestand aus Kuscheln und Küssen – und Schlafen: Naruto war kaum zwanzig Minuten in seinem neuen Krankenbett unter seiner Decke gelegen, da war er auch schon in Sasukes Armen eingenickt. Er war wirklich sehr erschöpft, doch nachdem er sich richtig ausgeschlafen hatte, würde er morgen vermutlich wieder topfit sein. Sasuke lächelte leicht und strich dem schlafenden Blondschopf sanft eine Strähne aus dem Gesicht. Er konnte sich einfach nicht satt sehen an dem friedlichen Gesicht seines Freundes. Naruto war einfach zu niedlich, wenn er schlief... und wenn er wütend war... und wenn er sich freute... und wenn er traurig war... und wenn er lachte... und wenn er...

Und bevor Sasuke es bemerkte, war er selbst eingeschlafen.
 

---
 

Als Naruto am nächsten Morgen aufwachte, fühlte er sich großartig. Die Sonne strahlte zum Fenster herein, sein Bauch tat nicht mehr weh, er war ausgeschlafen – und neben ihm lag Sasuke mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht und schlief friedlich. Naruto fing unwillkürlich an, mit der Sonne um die Wette zu strahlen. Das Leben war schön.

...aber wieso kamen ihm Sasukes Arme auf einmal so groß vor? Und das Kissen? Und das Bett? Und das ganze Zimmer?

Vorsichtig, um Sasuke nicht zu wecken, kroch er aus dessen Armen an den Bettrand und sprang so leise wie möglich zu Boden. Es war wirklich ein Sprung, denn das Bett schien über Nacht ein gutes Stück gewachsen zu sein... Verwirrt und mit einer bösen Vorahnung im Magen tapste Konohas Überraschungsninja Nummer Eins die wenigen Meter bis zur Badezimmertür und öffnete sie mit sichtlicher Schwierigkeit, da die Klinke viel zu hoch angebracht worden war - welcher Idiot hatte denn bitte diese Türen entworfen?! Drinnen angekommen blickte er sich kurz um, fand an der Wand links von ihm einen Spiegel, der bis zum Boden reichte, stellte sich davor – und erstarrte.

Er blinzelte, rieb sich die Augen, blinzelte wieder – nichts veränderte sich. Ein kleiner blonder Junge, etwa von der Größe eines Sechsjährigen, blickte ihm mit offenem Mund aus dem Spiegel entgegen. Sein Blick wanderte von seinen kleinen Füßen über die viel zu große Kleidung, die er trug, bis hin zu den orange-roten Fuchsohren, die aus seinem blonden Haarschopf hervorragten. Einen Moment lang starrte er sich fassungslos an. Und dann...

„NEEEEEEEEIIIIIIIIIIIINNNN!!!“
 

Owari



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Von:  Caelob
2015-03-16T07:20:17+00:00 16.03.2015 08:20
Dafür muss es einfach eine Fortsetzung geben. Ich hab so gefeiert das geht gar nicht. Ist eine weiterführende ff in Planung? Oder gibt's gar schon eine? Ich fänd das so genial zu erfahren wie es mit sasuke, Naruto und ihrem Fanclub weitergeht. Toller Schreibstil tolle Story es wäre echt schade wenn es hier einfach aufhört.
LG Caelob
Von:  sasunarufangirl1990
2013-02-12T13:58:14+00:00 12.02.2013 14:58
Wirklich genial Naru ist da wirklich das Opfer,armer Kerl, wir lieben dich trotzdem alle
Die Idee war lustig und richtig süß wenn man sich Naru als 6jährigen mit Ohren und Schweif vorstellt.
Auch dein Schreibstil ist super. Der Spruch von Kakashi" du hast bei Sasuke gebadet?" war genial alle schimpfen und Kakashi ist mal wieder pervers einfach klasse. Ich bin immernoch am schmunzeln.
Danke fürs hochladen Mach weiter so tolle FF
GLG sasunarufangirl
Von:  Sunnigirl
2011-01-19T20:24:46+00:00 19.01.2011 21:24
das ist die genialste ff die ich jemals gelesen habe!!! musste ich jetzt einfach mal gesagt haben, und es ist außerdem die erste die ich gelesen habe die nichts gegen sakura hat.

Von:  Sunnigirl
2011-01-10T21:05:38+00:00 10.01.2011 22:05
„Du hast versucht, Sasuke zu verfluchen?!“, rief Iruka ungläubig.

„Du hast eine Technik benutzt, von der du keine Ahnung hast?!“, donnerte Tsunade.

„Du bist während eines Jutsus eingeschlafen?!“, stöhnte Jiraiya fassungslos.

„Du hast bei Sasuke gebadet?“, fragte Kakashi interessiert.


Ich LIEBE Kakashi, er ist der genialste von allen
Von:  Sunnigirl
2011-01-10T21:04:10+00:00 10.01.2011 22:04
„Du hast versucht, Sasuke zu verfluchen?!“, rief Iruka ungläubig.

„Du hast eine Technik benutzt, von der du keine Ahnung hast?!“, donnerte Tsunade.

„Du bist während eines Jutsus eingeschlafen?!“, stöhnte Jiraiya fassungslos.

„Du hast bei Sasuke gebadet?“, fragte Kakashi interessiert.


Ich LIEBE Kakashi, er ist der genialste von allen
Von:  Shuu_san
2010-09-05T13:36:39+00:00 05.09.2010 15:36
uuff *röchel* habe ich schohn erwähnt, dass ich beinahe vor lachen gestorben währe *forwurfsvoller blick* XXXXXXXXD ich sitze hir und alle im zug wundern sich, wiso ich wie ein honigkuchenpferd grinse,dieses kapitel ist eindeutig mein lieblings kap. *immer noch grins* hoffentlich schreibst du mal wieder so einen genialen FF
Von:  Maso-Panda
2010-08-29T11:36:07+00:00 29.08.2010 13:36
oha.... das schreit nach ner fortsetzung ^^
jetzt wo er glücklich mit sasu ist es sich ein neuer fanclub gegründet hat und er wiéder einmal schrumpft ^^
tolle geschichte echt supi geschrieben ^^
Von:  Maso-Panda
2010-08-29T11:22:13+00:00 29.08.2010 13:22
wie geil ^^
tolle story hat mir sehr gefallen ^^
Von:  Maso-Panda
2010-08-29T01:10:25+00:00 29.08.2010 03:10
Ich komme gar nicht mehr zur ruhe so derbe muss ich lachen ^^
tolles kappi verdammt gut geschrieben vorallem süüüß KakaIru sind nun zusammen xDD
Von:  Maso-Panda
2010-08-29T00:24:08+00:00 29.08.2010 02:24
ICH-WILL-IHN-UNBEDINGT-HABEN- >///<
MEINEN SÜÜÜÜÜßßßEN CHIBI-NARU X3
*chibi-naru einpack und mitnehm*
klasse kappi vorallem das ende ist gut geworden^^


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