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Eindrücke eines vom Aussterben bedrohten Mondkaters

von

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Gefährliche Liebschaften

Artemis wachte auf.

Gut, dieser Umstand war vielleicht nicht von besonderem Interesse, da dies mehrere Menschen tagtäglich vollbrachten.

Trotzdem hatte er dabei ein mulmigeres Gefühl als gewöhnlich. Scheinbar friedlich auf eiskalten Linoleumboden gebettet, von Cocktailartiger Hintergrundmusik beduselt, öffnete er vorsichtig die Augen, und fragte sich, mit welchen Freaks er sich jetzt wohl konfrontieren musste.

Jedoch nichts dergleichen. Er war sogar enttäuscht, ja, beleidigt, dass er sich in einem stinknormalen, wenn auch ziemlich teuer wirkenden Schlafzimmer befand, das sich höchstens durch seine Unpersönlichkeit auszeichnete. Einige Sekunden und Hirnanstrengungen später kam ihm in den Sinn, dass es sich um ein Hotelzimmer handeln musste. Auf dem samtig bedeckten Doppelbett lag ein kleiner schwarzer Koffer, aufgeschlagen doch noch nicht ausgeräumt, mit dem Allernötigsten drin. Offenbar befand sich da jemand auf Durchreise. Dieser jemand reinigte offenbar gerade seine Hautpigmente, da das Geräusch einer Dusche vom Badezimmer her zu vernehmen war. Auch die Minibar war aufgeklappt, und der Champagner stand frisch serviert auf dem marmorbeschlagenen Nachttisch.

Ein Sprung aufs Fensterbrett und ein kurzer, geübter Blick zum Fenster hinaus, zeigte Artemis dass er sich in Tokyo befand, und zwar in dem jetzigen Tokyo, nicht irgendeinem futuristischen, plakatartigen Tokyo.

Und jetzt? War das der Ort, in den Hotarus ominöser "Rollercoaster in den Hades" geführt hatte? Er hätte sich denken können dass das alles Schabernak gewesen ist, den die Sechzehnjährige ihm da verzapft hatte. Amy Mizuno hatte ihn doch erst vor kurzem davor gewarnt, Geschäfte irgendwelcher Art mit Hotaru einzugehen, da jene, wie die gute Amy es höflich ausdrückte, "momentan etwas verwirrt und sich ihrer Bestimmung nicht sicher" sei.

Das Duschgeräusch verstummte. Dafür hörte er die noch nicht identifizierte Person die üblichen Reinigungsaktivitäten verrichten, und dabei tief seufzen. Dabei handelte es sich zu Artemis Freuden um ein weibliches, erotisch klingendes Seufzen. Seine Laune besserte sich auf der Stelle.

Aha, da machte sie Anstalten einzutreten.

Geschwind wie eine Ninjaratte schoss Artemis den hohen, dunklen Kleiderschrank hinauf, verrenkte sich dabei fast die linke Hinterpfote, und versuchte krampfhaft sich so in Position zu bringen dass die eintretende Person seiner Anwesenheit nicht gewahr wurde, er sie aber nach Belieben ausspionieren konnte.

Was da eintrat verschlug ihm allerdings den Atem.

Setsuna Meiou, eben jene Person die er eigentlich aufsuchen sollte, und nun über all diese absurden Umwege ausfindig machte, wehte ins Zimmer hinein, mit einer Eleganz, die nicht einmal das russische Topmodel Natalia Vodianova in einer Parfümreklame auf den Teppich brachte. Dabei trug sie etwas, das nicht mal Artemis selber in seinen kühnsten Träumen an ihrem langen, braunen, ach so wohlgeformten Körper vermutet hätte. Und das hiess was, denn Artemis war, der allgemeinen Meinung nach zu urteilen, ein hoffnungsloses Ferkel. Wenn der Leser die Mangalithographie kennt, die Naoko in ihren besseren Stunden aufs Papier gebracht hatte, jene auf der alle Senshis in Badeanzügen auftrumpften, und sich dabei auch noch an das netzartige schwarze Ding erinnerte, das Setsuna da drauf trug, nun, der bringt es ungefähr auf das, was sich Artemis Augen da darbot.

Allerdings trübte der etwas gemarterte Gesichtsausdruck der guten Dame das vergnügliche Bild. Setsuna liess sich auf dem Bettrand nieder, warf immer wieder einen Blick auf den Elektronikwecker, und nippte voreilig am Champagner, der offenbar auf einen Zweiten wartete.

Bevor Artemis zwei und zwei zusammenzählen konnte, klopfte es an der Tür.

"Diamond?"

Setsuna ging, nein, stürzte zur Tür.

Auftritt von Prinz Diamond in seinem peinlich weissen, frisch gesteiften Kostüm, das von kleinen Diamanten nur so glitzerte. Auf den Lippen trug er sein übliches, unanfechtbares Hugoboss-Lächeln, und seine hellen Augen wirkten zwar nicht weniger kalt und berechnend als sonst, waren aber ganz offensichtlich mit einem Funken Vorfreude versehen, auf das, was wohl bald auf dem Doppelbett stattfinden sollte.

Artemis versuchte nicht pervers zu kichern. Er schämte sich fast seiner eigenen Albernheit, aber das war doch zu schön um wahr zu sein.

"Mein Schwan, ich war verhindert, aber die folgenden fünfzehn Minuten gelten völlig dir", gab der Prinz des schwarzen Mondes mit einer filmreifen, männlich coolen Verführerstimme von sich.

"Oh, Diamond. Du weisst, mein Gewissen wird wieder mal versuchen mir diese wenigen Minuten weltlicher Freuden streitig zu machen. Du bist mein Todfeind, und doch ziehst du mich an, wie das Wasser die arme Seele eines Lebensmüden."

"Ehm, ja. Mach's die einfach bequem, Schätzchen."

Artemis schielte etwas besorgt zu der Ledertasche hin, die neben ihm lag, und langsam aber sich dabei war, runterzufallen. Rasch schlug er seine Krallen in den Riemen, was zwar bei dem Gewicht sauweh tat, aber was sollte er machen.

"Diamond, du weisst was meine Bestimmung ist, und dass ich mich deines vollkommenen Antlitzes wegen einfach aus dem morbiden Nest der Unterwelt wegstehle, meine Pflicht als Zeitwächterin verleugne, die ganze, blutige Schlacht zwischen Nemesis und dem Silberpalast wie ein Altweibermärchen trivialisiere."

"Hör mal, mein Knuddelhörnchen, ich habe wenig Zeit, also mach mir den Gefallen, und entledige dich dieses Stoffes, darunter befinden sich deine besten Vorzüge."

"Ich will dass du das alles verstehst, dass dein Geist mit dem meinigen in Mitleidenschaft zieht!"

Diamond merkte dass er die Taktik wechseln musste.

"Gut. Ich verstehe dich. Ich habe mein ganzes Wesen nur auf die Schmach unserer Zusammenkunft konzentriert. So. Und jetzt, höre, Pluto, du bist doch das Kind der Unterwelt. Findest du es nicht deinem Stand angemessener, die Sau raus zu lassen, als dich wie Königin Serenity aufzuführen, die sich für ein kleines Fest in meinem Bett zu tugendhaft war? Komm, trink noch einen Schluck Champagner. Wir werden auch dein Lieblingsspielchen machen, weisst du..."

RUMMS. Gerade in dem Augenblick, wo es wirklich peinlicher hätte nicht sein können, stürzte Artemis auf sackartige Weise mit der Tasche und deren ganzen Inhalt den Schrank runter. Das tat nicht nur höllisch weh, sondern führte ihm sekundenlang die Vision von einer Einkerkerung ins Nemesisgefängnis vor Augen, wo man, das war bekannt, auf dem Felde der originellsten Folterpraktiken bewandert war.

Die beiden Kitschromanfiguren starrten Artemis eine Weile lang sprachlos an, gerade so, als sei er ein grenzdebiler Pavian.

Setsuna erholte sich als Erste.

"ARTEMIS", brüllte sie. "Was in aller Welt..."

"Ich dachte unsere Treffen sollten geheimbleiben", sagte Diamond trocken. "Baby, versuchst du mich etwa zu bescheissen?"

"Um alles in der Welt...ich...nein..."

Gewöhnlich war Setsuna ein Ass in der höfischen Redeart, aber jetzt stammelte sie daher wie Umino.

"Ich sehe, du verplemperst nur meine kostbarste Zeit. Ich muss wieder auf Nemesis, Rotwein trinken und diabolische Pläne aushecken. Gehab dich wohl."

Ganz wie in der R-Staffel begann sich sein Körper wie ein Hologramm zu dematerialisieren, bis er ganz verschwand, und nur ein rachsüchtiges Lachen hinterliess.

Setsuna fiel erschöpft aufs Bett nieder.

Artemis hatte fast Mitleid mit ihr, als er sich erinnerte dass er eigentlich zum Erpressen da war.

"Hör mal Setsuna-san, ich habe dir einen Vorschlag zu machen, der dich bestimmt aufheitern wird."

"Und der wäre", entgegnete Setsuna mit tränendurchtränkter Stimme.

"Ehm...Bock auf ein Macdonalds? Du musst bestimmt hungrig sein?"



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Nadi
2008-01-15T16:53:40+00:00 15.01.2008 17:53
Es ist ein wahres Fest, dies zu lesen. Bitte mehr davon :)


Von: robin-chan
2007-08-21T11:48:52+00:00 21.08.2007 13:48
*laaaaaaaaaaach* Genial XD
Oh man, einfach nur super.
Es wird echt immer witziger.

glg robin-chan
Von: abgemeldet
2007-08-20T17:57:18+00:00 20.08.2007 19:57
*lach* Voll der Hammer! Mal ehrlich! Du wirst von Kappi zu Kappi besser!!


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