Behinderte sind auch nur "normal"
Autor: engel_jacky
Im Alltag muss man sich viel gefallen lassen so zum Beispiel wenn man mit der Bahn reist. Wie oft erlebe ich es das man einfach am Arm gepackt wird und genau dahin gebracht wird wo man gar nicht hin will. Denn die Gesellschaft denkt: "Ach sie ist ja nur behindert ich darf das mit ihr machen!" Falsch gedacht, denn das ist nicht ok. Wenn man sich dann noch versucht durchzusetzen fragen manche warum man überhaupt seine Meinung frei äußert.
Am Schlimmsten ist es jedoch wenn man einen Praktikums- oder Arbeitsplatz sucht. Die Firmen schreiben immer auf ihre Internetseiten, dass sie behinderte Menschen bevorzugen. Davon habe ich ehrlich gesagt noch nie etwas gemerkt. Manchmal fragt man sich warum man ausgerechnet mit seiner Behinderung leben muss, denn die Menschheit wird immer dreister und drängt uns immer mehr nach außen. Es ist nicht schön in so einen Gesellschaft zu leben. Vor allem jetzt da ja auch die Terrorgewalt steigt. Klar ein normaler Mensch ohne Handicap kann sich schnell verteidigen. Doch wie macht man es als Behinderter? Genau! Die Frage muss ich leider noch unbeantwortet lassen, da ich selbst noch keine Antwort gefunden habe.
Aber es ist so der Terror steigt und wir als Menschen mit Handicap sollen einfach die Klappe halten, da der Staat ja so viel für uns tut. Einerseits stimmt das schon irgendwie doch andererseits wird man einfach viel zu sehr aus der Gesellschaft ausgegrenzt.
Ich denke und hoffe die ganze Zeit, wenn ich meinen Hund endlich mal haben sollte (das dauert noch lange :/) würde es besser werden da die Menschen dann mehr auf einen achten. FALSCH GEDACHT! Es wird nämlich noch schlimmer. Ich bekomme es bei einem guten Kumpel von mir immer mit, dass die Menschen immer dreister werden. Denn man darf einen Blindenführhund ja nicht streicheln, wenn er das Führgeschirr trägt aber die meisten streicheln den Hund dann noch mit Absicht und sorgen so dafür, dass er seine Arbeit nicht richtig ausführen kann. So etwas ist einfach nur scheiße! Und ich habe das Thema einmal angeschnitten da ich hoffe wir können uns einmal drüber unterhalten und dieses Thema nicht verdrängen. Ich werde in der nächsten Zeit öfters solche Beiträge posten und würde mich über Feedback oder ggf. auch Fragen freuen.
LG eure Jacky
ich verfolge deinen Weblog schon seit einiger Zeit; mich interessieren deine Erfahrungen und dein Weg zum Assistenzhund :)
Ich muss gestehen, den Gedankengang von "Ausgrenzung durch die Gesellschaft" zu "Terror" hab ich nicht ganz verstanden, magst du da vielleicht noch mal genauer drauf eingehen? Hängt das damit zusammen, dass "die Normalos" denken, dass jemand in deiner Situation weniger schnell wegrennen kann als jemand ohne Handicap?
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Dr. Alfred J. Lanning
Sicher, es macht wenig Sinn jemanden in einem Uhrmacherbetrieb einzustellen, der sehbehindert ist, andererseits kann man das Argument bei einem Rollstuhlfahrer nicht bringen, wenn bei diesem die Sehkraft sehr gut ist.
Zum Thema 'Einsatzhunde' das ist überall so...denn wenn die Tiere 'Uniform' tragen, dann sind sie im Dienst und wollen ja auch nicht abgelenkt werden. Ich versteh nicht, warum manche Menschen das nicht begreifen.
Um noch mal zu verdeutlichen - ich könnte mit meiner Hörbehinderung selbst sehr viele "einfache" Jobs wie Kellnern, im Einzelhandel arbeiten, Kinokarten verkaufen, etc. nicht machen - dabei hängt ja alles davon ab, dass man akustisch versteht, was jemand anderem zu einem sagt, und zwar viele Male am Tag. Das gelingt mir zwar gelegentlich, aber niemals so gut wie einer hörenden Person, wodurch ich auch nicht mit ihnen konkurrieren könnte.
Aber ich kann dir nicht in allem zustimmen: Die Terrorgewalt steigt nicht (siehe: http://www.datagraver.com/case/people-killed-by-terrorism-per-year-in-western-europe-1970-2015 ) Und falls doch mal eine Bombe fällt, ist ihr egal, wen sie trifft. Ich sehe ncht, wie ich da als Behinderte irgendwelche Vor- oder Nachteile hätte. (Vielleicht eher Vorteile, da ich aufgrund meiner Schwerhörigkeit garantiert nicht in eine Bar oder zu einem Konzert gehe, wo der nächste Spinner ein Massaker anrichtet...)
#ilovegermanmanga
Es ist heute nur eben so, dass wir sehr viel mehr Nachrichten von viel mehr Kanälen mitbekommen als noch vor wenigen Jahren, und dadurch den Eindruck erhalten, die Welt wäre am Verrecken. Wir leben allerdings historisch gesehen in einer der friedlichsten Zeitperioden der gesamten Menschheitsgeschichte.
#ilovegermanmanga
Wie du bereits geschrieben hast: Auf der einen Seite haben wir alleine durch neuere Technik immer mehr die Möglichkeit viele behinderte Menschen besser zu integrieren/ ihnen ihren Alltag zu erleichtern usw.
Auf der anderen Seite nimmt die Toleranz aber immer mehr ab. Behinderte Menschen werden respektlos behandelt, ihnen wird die Mündigkeit entzogen, sie haben kaum Chancen im Job (auch hier stimme ich absolut zu. In Ausschreibungen wird natürlich behauptet, behinderte würden bevorzugt eingeladen, dass das nicht stimmt ist leider die traurige Realität. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich damals zu einer Veranstaltung von hunderten Auszubildenden eingeladen war, bei denen genau das gleiche in der Bewerbung gestanden hatte und gerade mal eine Person(!) eine Behinderung hatte.
Das liegt meiner Meinung nach an unserer Leistungsgesellschaft. Es ist alles darauf ausgelegt, dass wir Leistung bringen und nach dieser werden wir auch bewertet. Dass jeder Mensch die gleiche Würde hat, scheint im Denken immer mehr Menschen leider nicht mehr verankert zu sein. Es wird nur nach dem "Wert" der Person geschaut, der sich wiederum aus der Leistung ergibt. Dass diese Ansicht absolut gefährlich und menschenverachtend ist, sollte eigentlich klar sein. Um so beängstigender, dass es das für viele nicht ist. Ist ja auch klar. Wenn ich zu den "Stärksten" gehöre, kann ich leicht über andere urteilen. Problematisch wird es erst, wenn ich selbst (oder ein mir wichtiger Mensch) betroffen bin.
Leider sind viele Menschen nicht zu einem Perspektivwechsel fähig. Sie sehen nur ihre Sicht und urteilen nur aus dieser, anstatt auch die Perspektive des anderen einzunehmen, dem man gerade Wert abspricht.
Hinzu kommt somit ein "neuer", sehr erschreckender Trend: Immer mehr behinderte Kinder werden abgetrieben. Eltern, die ihr Kind bedingungslos lieben sollten, knüpfen die Liebe an Bedingungen, denn das Kind muss ja der Leistungsgesellschaft standhalten. Da Behinderungen immer besser diagnostiziert werden können, werden immer mehr Kinder abgetrieben und somit kommen viele Menschen gar nicht mehr mit behinderten Menschen in Berührung und wissen dann auch nicht, wie man sich verhält bzw. dass behinderte Menschen eben auch einfach ganz normale Menschen sind.
Tatsächlich geht das ganze teilweise schon so weit, dass Eltern von Behinderten angefeindet werden, weil sie ihr Kind bekommen haben.
Ich finde das wirklich erschreckend und denke auch, dass hier nicht genug Aufklärung betrieben wird und man den Menschen zu sehr reduziert.
Ach, was ich ganz vergessen habe: Zum Thema Blindenhund wird einfach angefasst: Auch hier ist es leider traurige Tatsache, dass viel zu wenig Aufklärung betrieben wird. Die allermeisten Menschen wissen schlicht und einfach nicht, dass man einen Blindenhund nicht anfassen darf. Also wollen sie (sehr wahrscheinlich) nett sein und den Hund streicheln.
Gleiches gilt ja zum Beispiel für diese Markierungen auf Straßen. Die sind mir in Köln immer aufgefallen, aber ich wusste nie, was das ist, bis ich im Fernsehen einen Bericht darüber sah. In dem Bericht war dann auch Thema, dass auf solchen Markierungen oft Dinge abgestellt werden (zum Beispiel Baumaterial, Fahrräder etc.) und das natürlich ein großes Problem ist. Aber auch hier gilt: Die meisten wissen wahrscheinlich gar nicht, was sie da blokieren. Da müsste viel mehr Aufklärung betrieben sein und das ganze müsste in regelmäßigem Abstand auch einfach mal beschildert sein.
:)
> Wir leben allerdings historisch gesehen in einer der friedlichsten Zeitperioden der gesamten Menschheitsgeschichte.
Danke, dass Du das mal so sachlich runterbrechen konntest, ebenso die Erklärung mit den vielen Nachrchten kanälen ist richtig.
... da steht immer der Halbsatz "bei gleicher Eignung" dahinter.
Und das ist doch eher der - tschuldigung - Hund begraben. Dass es für jemanden mit einer Behinderung so viel schwerer ist, die selbe Qualifikation zu erlangen, wie jemand ohne. Wie kleinnagini sagte - sie KANN bestimmte Sachen eben nicht. Du kannst mit der Sehbehinderung bestimmte Sachen eben auch nicht. Wenn für den konkreten Job bestimmte Sachen notwendig sind, die mit der konkreten Behinderung nicht gehen, dann hat man eben nicht die selbe Eignung für den Job.
Es ist auch ohne Behinderung schwer, den richtigen Job zu finden - und viele Arbeitgeber scheuen nicht ganz ohne Gründe die Begleiterscheinungen, wenn sie behinderte Mitarbeiter einstellen. Mehr Urlaub muss gewährt werden - das ist ja noch einfach. Aber man muss den Arbeitsplatz oftmal gesondert ausstatten - und selbst WENN das durch staatliche Förderung alles bezahlt würde, so muss man es doch irgendwie organisieren. Und da kommen dann noch andere Sachen dazu. Sagen wir, du wirst eingestellt, bist in einem Bürojob tätig, der auf deine Behinerung zugeschnitten ist. Und du bekommst den Hund. Und der begleitet dich überall hin... Und deine Zimmerkollegin hat eine schlimme Hundehaarallergie? Was macht denn jetzt der Chef? Er hat eine Verpflichtung, auf ALLE Mitarbeiter Rücksicht zu nehmen. Er muss dann ggf das komplette Büro umbauen lassen, weil eine andere Zimmeraufteilung schwierig ist. Oder sogar in andere Büroräume umziehen. Oder eben irgendjemanden kündigen. Das Problem hätte er mit nem 'normalen' Mitarbeiter nicht, weil dem kann er schlicht verbieten, den Hund mitzubringen...
Solche Sachen kommen überall vor. Büroräume, die ganz anders gestaltet werden müssten, um behinderte Mitarbeiter sicher unterbringen zu können. Klar, es wäre total super, wenn man das bei jedem Arbeitsplatz von vorneherein einplanen würde, dass der für alle möglichen Arten von Behinderungen Barrierefrei ist. Aber Behinderungen sind ja auch ganz unterschiedlich. Und all das kostet Geld, Geld, Geld. Das muss sich rentieren, denn ein Arbeitgeber MUSS am Ende des Tages ja was verdienen.
Dass Leute sich mit dem korrekten Umgang mit Führhunden etc. nicht auskennen würd eich halt auch oft annehmen. Ich persönlich bin gerne bereit, zu helfen, wenn es gewünscht wird - wenn mich ejamnd fragt, helfe ich also, so wie ich instruiert werde. Aber ich kann auch total verstehen, dass manche Leute mit Behinderung auch nicht fragen wollen, sondern bestimmte Sachen ungefragt erwarten. Aber ich kann halt nicht hellsehen und auch nicht immer alles mitbekommen.
Leben unter Menschen ist schwer, und wenn man mehr Einshcränkungen hat, als eh schon, ist es siche rnicht einfacher. Ich glaube aber nicht, dass sich die Lage massiv verschlechtert. Ich habe ehr das Gefühl, dass es immer mehr Informationen darüber gibt, wie man respektvoll und gleichzeitig hilfsbereit mit behinderten Menschen umgeht, und damit die Totalausfälle weniger werden, weil eben mehr Leute einen Leitfaden dafür haben, wie sie sich gut verhalten können.
("A man shouldn't die with no understanding of why he's been murdered" - Matthew Stover)
> >Die Firmen schreiben immer auf ihre Internetseiten, dass sie behinderte Menschen bevorzugen. Davon habe ich ehrlich gesagt noch nie etwas gemerkt.
>
> ... da steht immer der Halbsatz "bei gleicher Eignung" dahinter.
Solche Angaben bei Stellenauschreibungen liegen oft, wie Hannibal auch meinte, eben an der angesprochenen Ausgleichsabgabe. Das kenne ich noch aus meiner Lohnunbuchhaltungszeit, hier z.b. Infos zu den Beträgen etc.: https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsabgabe
Ab einer gewissen Betriebsgröße gibt es einen Verpflichtung zur Beschäftigung. Firmen die diese nicht einhalten müssen dann eben den Ausgleich bezahlen. Nicht jeder Betrieb kann sein Gebäude barrierefrei gestalten, entbindet dann trotzdem auch nicht von der Zahlpflicht.
Ich will nicht in Abrede stellen, dass Menschen mit einer Behinderung ausgegrenzt werden, aber keinesfalls werden sie "immer mehr" ausgegrenzt.
>Weil unsere Gesellschaft immer von der ach so tollen Inklusion redet sie aber nie in die Tat umsetzt.
Das Wort "Inklusion" ist ein gutes Beispiel. Dass es dieses Wort überhaupt in den öffentlichen Diskurs geschafft ist ein Indiz, dass sich etwas getan hat. Ich kann mich nicht erinnern, dieses Wort vor 10 20 Jahren oft bzw überhaupt gehort zu haben.
Es ist immer noch viel zu tun, und es ost noch immer zuwenig. Aber es wird etwas getan und es wird nicht weniger.
Das gleiche gilt auch für das Streicheln eines Hundes. Egal ob Blindenführhund oder nicht: Man streichelt nicht einfach einen wildfremden Hund. Man fragt vorher und wenn es dann heißt "Bitte nicht, der führt gerade eine Aufgabe aus." dann muss man das auch akzeptieren.
Ich freue mich auf weitere Beiträge von dir in dieser Art.